ASFL SVBL Bulletin 2020/4
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Lehre zum/zur Logistiker/-in EFZ –<br />
ein «versteckter» Wandel findet statt<br />
Im Jahre <strong>2020</strong> wurden zwei Diplomarbeiten ausgearbeitet, welche sich mit der Entwicklung der Ausbildung<br />
zum Logistiker/-in und der Digitalisierung in der Logistik sowie der Logistikausbildung befassen.<br />
Beide Arbeiten bestätigen, dass es höchste Zeit ist, mit einem Vorurteil aufzuräumen: Der Beruf Logistiker<br />
ist nicht nur ein Beruf für sogenannte «schwache Schüler», sondern der Beruf hat sich zu einer valablen<br />
Alternative gewandelt und wird heute auch von vielen Schulabgängern mit einem Sekundar A oder B<br />
Abschluss gewählt. Es wäre schön, wenn erstmals auch die «Amtsstuben» und die Verwaltungen in der<br />
Schweiz dies realisieren würden. Kilian Bieri hat in seiner Arbeit genau diesen Nachweis erbracht und den<br />
Kampf gegen alte Vorurteile wieder aufgenommen. Viele «Experten» aus der Gründerzeit des Lageristen<br />
sind heute mit dem Kompetenzprofil des Logistikers fast überfordert, trotzdem wäre zu hoffen, dass auch<br />
diese «Experten» der alten Schule anerkennen, dass ein heutiger Logistiker mehr weiss als noch vor 20<br />
oder 30 Jahren. Die Logistik entwickelt sich laufend weiter, wir dürfen auch nicht stehen bleiben!<br />
Rezension und Zusammenfassung<br />
der wichtigsten Erkenntnisse<br />
von Kilian Bieri bei der Verfassung<br />
seiner Diplomarbeit<br />
Eine Analyse der Bedürfnisse von<br />
Lernenden und Lehrbetrieben<br />
bezüglich Inhalte der Grundbildung,<br />
Weiterbildung sowie der<br />
Berufsmaturität.<br />
Lehre zum Logistiker EFZ – Notlösung<br />
oder Investition in die<br />
Zukunft?<br />
Der Logistiker steht in der Hierarchie<br />
der Berufe weit unten: Dieser<br />
Satz musste ich während meiner<br />
Lehrzeit oft anhören. Es kamen<br />
auch Sprüche von meinen Kollegen,<br />
wie zum Beispiel: «Um einen<br />
Gabelstapler zu fahren, musst du<br />
eine dreijährige Lehre absolvieren».<br />
Zwar konnte ich darüber lachen,<br />
jedoch machte ich mir Gedanken<br />
über die Aussagen von<br />
Personen, welche in die Ausbildung<br />
von Logistikern integriert<br />
sind. Aussagen wie: «Logistiker<br />
lernt man nur, wenn die Noten für<br />
andere Berufe nicht reichen» oder<br />
«Wer unter Lehrstellen auswählen<br />
kann, der lernt sicher nicht Logistiker,<br />
sondern macht eine KV-<br />
oder Informatiker-Lehre». Als ich<br />
mich beim kantonalen Amt über<br />
die lehrbegleitende Berufsmaturität<br />
erkundigte, musste ich meinen<br />
Lehrberuf nennen. Die Antwort<br />
war kurz und knapp: «Bei<br />
diesem Beruf ist eine Berufsmaturität<br />
unüblich». Ich fragte nach,<br />
weshalb das so sei. Die Antwort<br />
war: «Weil dies ein Beruf für schulisch<br />
eher schwache Schüler ist».<br />
Nun waren die Äusserungen von<br />
gewissen Personen sogar amtlich<br />
bestätigt. Die oben genannten<br />
Aussagen liessen mich auch nach<br />
der Lehrzeit nicht mehr los. Die<br />
Logistikbranche boomt bekanntlich<br />
seit Jahren. Mit der fortschreitenden<br />
Digitalisierung werden<br />
neue komplexere Aufgaben hinzukommen,<br />
welche bekanntlich<br />
höher qualifizierte Mitarbeitende<br />
verlangen. Physische Routinetätigkeiten<br />
fallen vermehrt weg<br />
und werden durch «Kopfarbeit»<br />
ersetzt. Mit diesen Herausforderungen<br />
muss sich auch die Berufsbildung<br />
auseinandersetzen.<br />
So entschloss ich mich im Rahmen<br />
meiner Diplomarbeit diesen<br />
«pseudowissenschaftlichen Spe-<br />
Zum Autor<br />
Kilian Bieri<br />
Dipl. Betriebswirtschafter HF, Logistiker EFZ<br />
kulationen» auf den Grund zu gehen.<br />
Mittels Umfragen galt es zu<br />
eruieren, «wo der Schuh drückt».<br />
Es wurden sämtliche Lernende an<br />
der Berufsfachschule Emmen sowie<br />
die Lehrbetriebe im Kanton<br />
Luzern befragt. Es kamen teilweise<br />
erstaunliche Ergebnisse raus.<br />
So verfügt fast die Hälfte der Lernenden<br />
über einen Sekundarschulabschluss<br />
Niveau B, 10% der<br />
Lernenden haben sogar einen Sekundarschulabschluss<br />
Niveau A.<br />
Somit zeigt sich, dass das Potenzial<br />
für mehr Berufsmaturanden<br />
durchaus gegeben wäre. Aktuell<br />
absolvieren weit unter 1% der<br />
Logistiker/-in EFZ eine Berufsmaturität.<br />
Es hat sich auch gezeigt,<br />
dass der grösste Teil der Lehrbetriebe<br />
gegenüber Berufsmaturanden<br />
offen wäre. Jedoch haben<br />
sich in den meisten Fällen sowohl<br />
die Lehrbetriebe als auch die Lernenden<br />
noch zu wenig mit der<br />
Thematik auseinandergesetzt.<br />
Die Bereitschaft zur Weiterbildung<br />
ist bei den Lernenden sehr<br />
hoch. Über 80% möchten sich<br />
nach der Lehre weiterbilden um<br />
anspruchsvollere Aufgaben zu<br />
übernehmen. Die Wünsche der<br />
Lehrbetriebe und der Lernenden<br />
unterscheiden sich stellenweise.<br />
So wünschen sich die Lernenden<br />
vermehrt Wirtschaftsfächer in der<br />
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