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9 Jahre ORS in Österreich - eine Erfolgsgeschichte

Seit 2012 ist die ORS Gruppe in Österreich operativ tätig. Zeit, einmal Rückschau zu halten.

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9 <strong>Jahre</strong> <strong>ORS</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

EINE<br />

ERFOLGSGESCHICHTE<br />

1


<strong>ORS</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>:<br />

E<strong>in</strong>e <strong>Erfolgsgeschichte</strong><br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser!<br />

BMI<br />

BS<br />

BW<br />

NQ<br />

<strong>ORS</strong><br />

SBS<br />

SOT<br />

UMF<br />

VQ<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Inneres<br />

Betreuungsstelle<br />

Betreutes Wohnen<br />

Notquartier<br />

Organisation for Refugee Services<br />

Sonderbetreuungsstelle für vulnerable Gruppen<br />

Sondertransit Flughafen Wien<br />

Unbegleitete M<strong>in</strong>derjährige Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

Verteilerquartier<br />

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit haben wir teilweise auf geschlechtsspezifische Endungen<br />

verzichtet. Selbstverständlich sprechen wir Frauen und Männer gleichermassen an.<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n durfte ich die Geschicke<br />

der <strong>ORS</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> maßgeblich mitbestimmen.<br />

Zunächst als Operativer Leiter und ab Herbst<br />

2017 als Geschäftsführer. In der Zeit der Flüchtl<strong>in</strong>gskrise<br />

2015/16 haben wir Herausforderungen<br />

gemeistert, die ich vorher nicht als bewältigbar<br />

betrachtet hätte. Wir konnten als privates Unternehmen<br />

unsere Stärken voll ausspielen, haben<br />

<strong>in</strong>nerhalb weniger Monate unsere Leistungsfähigkeit<br />

vervielfacht und konnten dadurch bis<br />

zu zehn Mal mehr Schutzsuchende betreuen<br />

und versorgen, als zu Beg<strong>in</strong>n unserer Tätigkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>. In diesem Zusammenhang ist mir<br />

sehr wichtig zu betonen, was laufende Kontrollen<br />

durch das UNHCR und staatlicher Stellen<br />

wie der Volksanwaltschaft bestätigen: In den<br />

gesamten neun <strong>Jahre</strong>n unserer Arbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

konnten wir zu jeder Zeit e<strong>in</strong>e Betreuungsund<br />

Versorgungsqualität aufrechterhalten, die<br />

ihresgleichen <strong>in</strong> Europa sucht!<br />

Die Flexibilität, die politische, religiöse und<br />

kulturelle Neutralität und die Achtsamkeit<br />

gegenüber den Schutzsuchenden zeichnen die<br />

Arbeit der <strong>ORS</strong> aus. Die Republik <strong>Österreich</strong> als<br />

Auftraggeber<strong>in</strong> hat davon maßgeblich profitiert<br />

und wir s<strong>in</strong>d stolz darauf, auch <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

den Beweis erbracht zu haben, dass e<strong>in</strong> marktorientiertes<br />

Unternehmen im Bereich sozialer<br />

Dienstleistungen höchsten Qualitätsansprüchen<br />

gerecht werden kann. Nun, da das Bundesmandat<br />

ausläuft, möchten wir die Gelegenheit<br />

nutzen und e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz ziehen. In<br />

diesem Heft möchten wir Ihnen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> unsere Arbeit der letzten neun <strong>Jahre</strong> geben<br />

und dabei besonders unsere MitarbeiterInnen zu<br />

Wort kommen lassen.<br />

Die <strong>ORS</strong> bleibt <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> übrigens als<br />

Auftragnehmer<strong>in</strong> mehrerer Bundesländer<br />

weiterh<strong>in</strong> aktiv. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse<br />

an unserer Arbeit und stehe Ihnen für weitere<br />

Fragen jederzeit zur Verfügung.<br />

Mag. Wilhelm Brunner<br />

Geschäftsführer <strong>ORS</strong> Service GmbH<br />

wbrunner@orsservice.at<br />

2<br />

3


INHALT<br />

Begrüßung 3<br />

Inhalt 5<br />

Unsere Geschichte 6<br />

Betreuungsstellen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> 11<br />

Unsere Auftraggeber & Stakeholder 16<br />

Unser Leitbild 20<br />

Unsere Werte 22<br />

Die <strong>ORS</strong> Gruppe <strong>in</strong> Zahlen 23<br />

Er<strong>in</strong>nerungen aus der <strong>ORS</strong> Gruppe 24<br />

Betreuungsalltag 29<br />

Hoffnungsschimmer auf 1.250m 30<br />

BS Gabcikovo 32<br />

Konfliktlösung <strong>in</strong> der Praxis 34<br />

Märchenbox 35<br />

E<strong>in</strong>e Familie aus Armenien 36<br />

Azet Khan und Hamidullah 40<br />

Weltflüchtl<strong>in</strong>gstag 2018 41<br />

BS/RÜBE Schwechat 42<br />

Naronas Wunsch nach e<strong>in</strong>er besseren Zukunft 44<br />

Künstler zu Gast im VQ Wien 45<br />

Unsere Sonderbetreuungskonzepte 48<br />

Betreutes Wohnen / Großquartiere <strong>in</strong> Landesbetreuung 52<br />

Remus 58<br />

Verpflegung 60<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Betreuung 62<br />

Unsere Partner 66<br />

Personalarbeit <strong>in</strong> 9 <strong>Jahre</strong>n <strong>ORS</strong> 68<br />

Personalentwicklung, Führung und Weiterbildung 70<br />

Bus<strong>in</strong>ess Excellence 71<br />

Grußworte aus Zürich 75<br />

4<br />

5


UNSERE GESCHICHTE<br />

2012–<br />

2020<br />

2012: Erstes Betriebsleitermeet<strong>in</strong>g<br />

2011<br />

DEZEMBER Bekanntgabe<br />

der Vergabe der Bundesbetreuung<br />

an <strong>ORS</strong>. Die<br />

Betriebsleiter und Willi<br />

Brunner, als designierter<br />

Operativer Leiter, reisen<br />

nach Zürich, um die <strong>ORS</strong><br />

kennenzulernen.<br />

2012<br />

JÄNNER Start der <strong>ORS</strong> <strong>in</strong> der<br />

Bundesbetreuung, Übernahme<br />

der BS (Betreuungsstelle)<br />

Traiskirchen, BS Reichenau,<br />

Bad Kreuzen, BS Thalham.<br />

FEBRUAR Die Betreuung<br />

unbegleiteter M<strong>in</strong>derjähriger<br />

wird übernommen.<br />

APRIL Die Betreuungsstelle<br />

Wien/Burgenland wird eröffnet.<br />

BIS JUNI Unterstützung durch<br />

Mentoren von der <strong>ORS</strong><br />

Schweiz.<br />

APRIL Erstes Betriebsleiter-<br />

Meet<strong>in</strong>g, das von nun an<br />

monatlich abgehalten wird.<br />

2013<br />

JUNI Der erste <strong>ORS</strong>-Tag f<strong>in</strong>det<br />

statt. Alle MitarbeiterInnen<br />

s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>tägigen<br />

Ausflug <strong>in</strong> die Wachau e<strong>in</strong>geladen,<br />

mit Besuchen im<br />

Stift Melk und <strong>in</strong> Krems.<br />

AUGUST In Traiskirchen wird<br />

der Betriebsrat gegründet.<br />

2014<br />

AUGUST Das Haus Mitterstraße<br />

<strong>in</strong> Graz (Steiermark) wird<br />

eröffnet. Damit erfüllen wir<br />

den ersten Auftrag e<strong>in</strong>es<br />

Bundeslands <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>.<br />

Die Zunahme der Ankünfte<br />

von AsylwerberInnen führt<br />

zu weiteren<br />

ERÖFFNUNGEN<br />

von Bundesbetreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> Magdeburg,<br />

Ste<strong>in</strong>haus, Gallspach und<br />

Fieberbrunn (ab 2017 Rübe).<br />

2013: 1. <strong>ORS</strong>-Tag <strong>in</strong> der Wachau 2015: Zeltstadt <strong>in</strong> Traiskirchen<br />

2015<br />

MAI Die BS Traiskirchen ist<br />

voll belegt. Da Bund und<br />

Länder ke<strong>in</strong>e zusätzlichen<br />

Unterkünfte schaffen, kommt<br />

es zu großen Überbelegungen<br />

<strong>in</strong> allen Bundese<strong>in</strong>richtungen.<br />

JUNI Die BS Traiskirchen weist<br />

den höchsten Belegungsstand<br />

auf. Auf den Wiesenflächen<br />

wird e<strong>in</strong>e Zeltstadt errichtet.<br />

JULI Vertrag mit dem Land<br />

Vorarlberg, Eröffnung von<br />

fünf Unterkünften.<br />

JULI Vertrag mit den Ländern<br />

Steiermark und Kärnten für<br />

die mobile Betreuung von<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Wohnungen<br />

(Betreutes Wohnen).<br />

SEPTEMBER Eröffnung der BS<br />

Gabcikovo <strong>in</strong> der Slowakei.<br />

Hier werden AsylwerberInnen<br />

im Auftrag des österreichischen<br />

Innenm<strong>in</strong>isteriums untergebracht.<br />

NOVEMBER Der UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki Moon besucht<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Innenm<strong>in</strong>istern<br />

der Slowakei und<br />

<strong>Österreich</strong> die Betreuungsstelle<br />

Gabcikovo.<br />

DEZEMBER In nur e<strong>in</strong>em Jahr<br />

haben wir 31 neue Betreuungsstellen<br />

eröffnet, das Personal<br />

<strong>in</strong> der Zentrale ist von 4 auf 20<br />

angewachsen.<br />

ERÖFFNUNGEN BS Frankenburg,<br />

BS Halle<strong>in</strong>, BS Klagenfurt,<br />

BS Wörthersee, BS Leoben,<br />

SBS Schwarzenberg, SBS<br />

Hörsch<strong>in</strong>g, BS Gabcikovo, BS<br />

Korneuburg, SBS Mödl<strong>in</strong>g,<br />

BS Kl<strong>in</strong>genbach, BS Steyregg,<br />

SBS F<strong>in</strong>kenste<strong>in</strong>, BS L<strong>in</strong>z,<br />

BS Kobenzl, BS Althofen,<br />

BS Mondsee, BS Ohlsdorf,<br />

VQ Innsbruck, VQ Ossiach,<br />

Betreutes Wohnen Kärnten,<br />

Betreutes Wohnen Steiermark,<br />

Haus Bildgasse Dornbirn<br />

(Land Vbg), Haus Mösleweg<br />

Götzis (Land Vbg), Haus Messe<br />

Dornbirn (Land Vbg), Haus<br />

Lastenstraße Götzis (Land<br />

Vbg), Haus Nofels Feldkirch<br />

(Land Vbg)<br />

2016<br />

FEBRUAR Zur besseren<br />

Adm<strong>in</strong>istrierbarkeit der<br />

neuen Betreuungsstellen<br />

werden 7 Regionalleitungen<br />

e<strong>in</strong>geführt.<br />

APRIL Unser Personalstand<br />

erreicht die Höchstzahl von<br />

937 Vollzeitäquivalente.<br />

JUNI Am <strong>ORS</strong>-Tag nimmt<br />

die Rekordzahl von 366<br />

MitarbeiterInnen teil.<br />

JULI Partnerschaft mit der<br />

Universität Klagenfurt für den<br />

universitären Lehrgang Asylund<br />

Migrationsbegleiter.<br />

ERÖFFNUNGEN BS Bruckneudorf,<br />

BS Villach, SBS VQ Steiermark,<br />

Haus Glaserweg<br />

Lustenau (Land Vbg)<br />

SCHLIESSUNGEN BS Frankenburg,<br />

BS Bruckneudorf, BS Halle<strong>in</strong><br />

2011 2012<br />

2013 2014 2015<br />

2016<br />

6 7<br />

6<br />

7


UNSERE GESCHICHTE<br />

<strong>ORS</strong>-TeilnehmerInnen am Vienna City Marathon 2018<br />

2017<br />

MAI Jürg Rötheli übernimmt<br />

als neuer CEO die Leitung der<br />

<strong>ORS</strong> Gruppe. Beg<strong>in</strong>n der Übertragung<br />

von Verantwortungsbereichen<br />

(F<strong>in</strong>anzen, Personal)<br />

nach <strong>Österreich</strong>.<br />

APRIL <strong>Österreich</strong>s größte Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>in</strong> Traiskirchen<br />

wird nun (zum<strong>in</strong>dest auf <strong>ORS</strong>-<br />

Seite) erstmals von e<strong>in</strong>er Frau<br />

geführt: Andrea F<strong>in</strong>k, die zuvor<br />

das Mandat des Bundeslands<br />

Vorarlberg und die Betreuungsstelle<br />

Erdberg <strong>in</strong> Wien geleitet<br />

hat.<br />

JUNI Zur Qualitätssteigerung<br />

<strong>in</strong> der Sozialbetreuung wird<br />

erstmals das beste Betreuungsteam<br />

gekürt. Es wird von nun an<br />

jährlich zum Weltflüchtl<strong>in</strong>gstag<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em österreichweiten Wettbewerb<br />

ermittelt.<br />

AUGUST Der österreichweite<br />

<strong>ORS</strong>-Betriebsrat wird gegründet.<br />

DEZEMBER Das Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

entscheidet, viele Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

wieder zu<br />

schließen. Die <strong>ORS</strong> kommt<br />

ihrer Verantwortung nach<br />

und startet e<strong>in</strong>en Sozialplan,<br />

der den betroffenen MitarbeiterInnen<br />

je nach Dauer der<br />

Betriebszugehörigkeit<br />

und der sozialen Lage e<strong>in</strong>e<br />

freiwillige Abfertigung<br />

zuspricht. Im Programm der<br />

neuen ÖVP-FPÖ-Regierung<br />

wird die Übernahme der<br />

Bundesgrundversorgung<br />

durch den Staat festgelegt.<br />

ÜBERNAHME SOT (Sondertransit)<br />

Flughafen Wien<br />

ERÖFFNUNGEN VQ Graz, BS<br />

Schwechat, VQ Bergheim<br />

SCHLIESSUNGEN BS Magdeburg, BS<br />

Klagenfurt, BS Wörthersee, BS<br />

Leoben, SBS Schwarzenberg,<br />

SBS Hörsch<strong>in</strong>g, BS Gabcikovo,<br />

SBS Korneuburg<br />

2018<br />

JÄNNER Mag. Wilhelm Brunner,<br />

zuvor Operativer Leiter der<br />

<strong>ORS</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> wird nun<br />

auch handelsrechtlicher<br />

Geschäftsführer.<br />

FEBRUAR Die erste Kocholympiade,<br />

e<strong>in</strong> österreichweiter<br />

Wettkampf unserer Betriebsköche<br />

f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Thalham statt.<br />

APRIL Zur besseren Verständigung<br />

unter Wahrung des<br />

Datenschutzes wird <strong>in</strong> den<br />

Arztstationen e<strong>in</strong> Dolmetscherdienst<br />

über Video e<strong>in</strong>geführt.<br />

APRIL 88 MitarbeiterInnen der<br />

<strong>ORS</strong> nehmen am Vienna City<br />

Marathon teil.<br />

SCHLIESSUNGEN SBS Mödl<strong>in</strong>g, BS<br />

Kl<strong>in</strong>genbach, BS Steyregg, SBS<br />

F<strong>in</strong>kenste<strong>in</strong>, BS Villach, BS<br />

L<strong>in</strong>z, BS Ste<strong>in</strong>haus, VQ Graz,<br />

BS Kobenzl, BS Althofen, BS<br />

Mondsee, SBS Gallspach, BS<br />

Ohlsdorf, VQ Innsbruck<br />

2018: Erste Kocholympiade mit Haubenkoch Andreas Döllerer (li)<br />

2019<br />

MAI Das Parlament verabschiedet<br />

das Gesetz zur Errichtung der<br />

Bundesbetreuungsagentur<br />

(BBU).<br />

JUNI In der Rückkehrberatungse<strong>in</strong>richtung<br />

Fieberbrunn<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Hungerstreik<br />

mehrerer Bewohner statt.<br />

In e<strong>in</strong>er anschließenden<br />

Überprüfung durch das<br />

UNHCR wird die Arbeit<br />

unserer SozialbetreuerInnen<br />

ausdrücklich gelobt.<br />

SEPTEMBER Erstmals wird<br />

der <strong>ORS</strong>-Innovation Award<br />

vergeben.<br />

SCHLIESSUNG VQ Wien/Bgl<br />

2020<br />

MÄRZ Die Corona-Pandemie<br />

stellt uns vor große Herausforderungen.<br />

In allen<br />

Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

müssen Absonderungsund<br />

Quarantänebereiche<br />

geschaffen werden. Um<br />

besseres Verständnis unter den<br />

BewohnerInnen zu erreichen,<br />

werden Aushänge, e<strong>in</strong>e<br />

wöchentliche Corona-Zeitung<br />

und Informationsvideos <strong>in</strong> bis<br />

zu 11 Sprachen erstellt.<br />

APRIL Um die Belegungsstände<br />

der Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

zu senken, werden zwei neue<br />

E<strong>in</strong>richtungen eröffnet.<br />

AUGUST Die <strong>ORS</strong> erreicht<br />

e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>kunft mit der<br />

staatlichen BBU, dass alle<br />

MitarbeiterInnen <strong>in</strong> der<br />

Bundesbetreuung<br />

übernommen werden.<br />

NOVEMBER Die <strong>ORS</strong> beendet<br />

den Auftrag der Republik<br />

<strong>Österreich</strong> zur Betreuung<br />

schutzsuchender Menschen.<br />

Über die Aufträge der<br />

Bundesländer Steiermark<br />

und Kärnten bleibt die<br />

<strong>ORS</strong> jedoch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> aktiv.<br />

ERÖFFNUNGEN BS Villach,<br />

BS Wien<br />

SCHLIESSUNG Betreutes Wohnen<br />

Niederösterreich<br />

2017 2018<br />

2019<br />

2020<br />

8 9


10<br />

11


BETREUUNGSSTELLEN DES<br />

BUNDES IN ÖSTERREICH<br />

2012–<br />

2020<br />

10000<br />

50<br />

max. Kapazität<br />

der E<strong>in</strong>richtungen<br />

Anzahl der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

9000<br />

45<br />

8000<br />

40<br />

7000<br />

35<br />

6000<br />

30<br />

5000<br />

25<br />

4000<br />

20<br />

3000<br />

15<br />

2000<br />

10<br />

1000<br />

5<br />

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

2019<br />

2020<br />

12 13


BETREUUNGSSTELLEN & LÄNDER-<br />

QUARTIERE IN ÖSTERREICH<br />

2012–<br />

2020<br />

HAUS MESSE<br />

DORNBIRN<br />

21.12.2015 –<br />

31.08.2018<br />

HAUS GLASERWEG<br />

LUSTENAU<br />

18.02.2016 –<br />

31.03.2018<br />

HAUS BILDGASSE<br />

DORNBIRN<br />

06.08.2015 –<br />

31.07.2018<br />

HAUS MÖSLEWEG<br />

GÖTZIS<br />

30.07.2015 –<br />

31.08.2017<br />

HAUS LASTENSTRASSE<br />

GÖTZIS<br />

17.07.2017 –<br />

31.07.2018<br />

HAUS NOFELS<br />

FELDKIRCH<br />

02.11.2015 –<br />

30.04.2017<br />

VQ INNSBRUCK<br />

10.08. 2015 – 30.04.2019<br />

Bundesbetreuung<br />

Landesbetreuung<br />

NQ Salzburg<br />

bei Bedarf geöffnet<br />

2014/2015<br />

VQ BERGHEIM<br />

09.01.2017<br />

SBS SCHWARZENBERG<br />

16.09.2015 –<br />

15.05.2017<br />

BS THIERSEE<br />

bei Bedarf<br />

geöffnet<br />

2014/2015<br />

BS Riedenburg<br />

21.10.2015 –<br />

26.02.2016<br />

BS ASFINAG HALLEN<br />

16.11.2015 –<br />

31.12.2016<br />

BS THALHAM<br />

01.01.2012<br />

BS KOBENZL<br />

10.02. 2015 –<br />

31.12.2018<br />

BS FIEBERBRUNN<br />

(Rübe ab 01.11.17)<br />

01.07.2014<br />

BS FRANKENBURG<br />

28.12.2015 –<br />

31.12.2016<br />

BS MONDSEE<br />

17.08.2015 –<br />

31.12.2018<br />

15.04.2020 –<br />

30.04.2020<br />

BS Abtenau<br />

17.09.2014 –<br />

31.03.2015<br />

SBS GALLSPACH<br />

31.07.2014 –<br />

31.12.2018<br />

BS VILLACH<br />

19.09.2016 –<br />

28.02.2018<br />

20.04.2020 –<br />

BS STEYREGG<br />

15.10.2015 –<br />

28.02.2018<br />

BS OHLSDORF<br />

17.08.2015 –<br />

31.12.2018<br />

NQ ÖÖ, LINZ<br />

bei Bedarf geöffnet<br />

2014/2015<br />

BS LINZ<br />

20.10.2015 –<br />

28.02.2018<br />

SBS HÖRSCHING<br />

14.09.2015 –<br />

15.06.2017<br />

VQ OSSIACH<br />

23.11.2015<br />

BS ALTHOFEN<br />

09.08.2015 –<br />

31.12.2018<br />

VQ BAD KREUZEN<br />

01.01.2012<br />

BETREUTES<br />

WOHNEN<br />

Niederösterreich<br />

10.08.2015 –<br />

31.01.2020<br />

SBS MÖDLING<br />

01.04.2015 –<br />

28.02.2018<br />

BS TRAISKIRCHEN<br />

01.01.2012<br />

SBS REICHENAU<br />

01.01.2012<br />

BS LEOBEN<br />

12.11.2015 – 31.03.2017<br />

15.04.2020 – 30.04.2020<br />

HAUS MITTERSTRASSE GRAZ<br />

01.08.2014 –<br />

31.03.2019<br />

VQ GRAZ<br />

01.03.2017 –<br />

31.12.2018<br />

BS KORNEUBURG<br />

03.10.2015 –<br />

31.01.2017<br />

BS KLINGENBACH<br />

24.06.2015 – 28.02.2018<br />

NQ GRAZ<br />

bei Bedarf geöffnet<br />

2014/2015<br />

BS STEINHAUS<br />

01.10.2014 –<br />

31.12.2018<br />

VQ STEIERMARK<br />

Fehr<strong>in</strong>g<br />

BS MAGDEBURG<br />

12.01.2016 –<br />

31.01.2017<br />

SOT FLUGHAFEN WIEN<br />

01.01.2017<br />

BS SCHWECHAT<br />

01.11.2017<br />

VQ WIEN &<br />

BURGENLAND<br />

01.04.2012 –<br />

31.12.2019<br />

04.05.2020 –<br />

NQ EISENSTADT<br />

bei Bedarf geöffnet, 2014/2015<br />

BS BRUCKNEUDORF<br />

13.04.16 –<br />

31.12.2016<br />

BETREUTES WOHNEN<br />

STEIERMARK<br />

10.08.2015<br />

SBS VQ STEIERMARK<br />

04.01.2016<br />

BS GABCIKOVO<br />

02.09.2015 –<br />

20.07.2017<br />

SBS FINKENSTEIN<br />

01.10.2015 –<br />

28.02.2018<br />

BS WÖRTHERSEE<br />

22.12.2015 –<br />

31.03.2017<br />

BS KLAGENFURT<br />

04.12.2015 –<br />

31.03.2017<br />

BETREUTES WOHNEN<br />

KÄRNTEN<br />

23.07.2015<br />

14<br />

15


UNSERE AUFTRAGGEBER &<br />

STAKEHOLDER<br />

Die Firma <strong>ORS</strong>, deren Leistung durch ihre<br />

Mitarbeiter rund um die Uhr erbracht wurde,<br />

habe ich als sachlich und stets zuverlässig wahrgenommen.<br />

Sie war sachorientiert, menschlich<br />

herzeigbar und vertragstreu. Schwierige Zeiten<br />

und Herausforderungen wie z.B. die politisch vom<br />

Land NÖ vorgegebene Sperre der Betreuung und<br />

Versorgung von Asylwerbern oder ganz besonders<br />

die Migrationswelle des <strong>Jahre</strong>s 2015 wurden<br />

unter enormen Anstrengungen mit Bravour gelöst.<br />

Herrn Mag. Brunner, als Führungsspitze und<br />

Geschäftsführer von <strong>ORS</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>, habe ich<br />

stets unaufgeregt, ruhig und sachlich erlebt und<br />

se<strong>in</strong>e Fachkompetenz geschätzt. Er war es, der<br />

<strong>ORS</strong> zielsicher <strong>in</strong> ruhige Fahrwasser führte. In<br />

me<strong>in</strong>em Buch „Brennpunkt Traiskirchen“ s<strong>in</strong>d<br />

seitenweise Leistungen der Firma <strong>ORS</strong>, <strong>in</strong>sbesondere<br />

jene <strong>in</strong> Traiskirchen aufgelistet. Ich denke,<br />

e<strong>in</strong> besseres Zeugnis kann Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeitern nicht ausgestellt werden. Auf ihre<br />

Leistungen dürfen sie, vom Frontmann bis zum<br />

letzten aktiven Mitarbeiter, stolz se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>en<br />

Dank für die jahrelange Unterstützung kann man<br />

im Buch nicht nur zwischen den Zeilen nachlesen.<br />

Alles Gute für die Zukunft!<br />

Hofrat Franz Schabhüttl<br />

Vormals Leiter der BS Ost des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Inneres, Traiskirchen<br />

Wir waren bee<strong>in</strong>druckt, mit welcher Herangehensweise<br />

und mit welcher Schnelligkeit die<br />

<strong>ORS</strong> selbst große Quartiere aufgezogen hat.<br />

Auch im Management der E<strong>in</strong>richtungen hat sie<br />

durch professionelle Strukturiertheit und e<strong>in</strong><br />

erstklassiges Informationsmanagement geglänzt.<br />

Die MitarbeiterInnen der <strong>ORS</strong> haben sich nie<br />

auf das Problem konzentriert, sondern immer auf<br />

die Lösung. Klarheit und Verlässlichkeit <strong>in</strong> der<br />

Kommunikation gegenüber AsylwerberInnen,<br />

aber auch gegenüber Ärzten, der Polizei und<br />

der lokalen Verwaltung waren immer gegeben<br />

und haben wesentlich zum gelungenen Mite<strong>in</strong>ander<br />

aller Beteiligten beigetragen. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Besonderheit war die Bereitschaft von <strong>ORS</strong>, auch<br />

freiwilligen Helfern aus der Zivilgesellschaft<br />

Raum und Platz zu geben und sie damit e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong> konkretes Beispiel für die Flexibilität<br />

der <strong>ORS</strong>: Wir hatten e<strong>in</strong>en Anruf erhalten, dass<br />

<strong>in</strong> dem Moment 200 AsylwerberInnen den Zug<br />

<strong>in</strong> Salzburg besteigen und 3,5 Stunden später bei<br />

uns e<strong>in</strong>treffen würden. <strong>ORS</strong> hatte es <strong>in</strong> dieser<br />

kurzen Zeitspanne geschafft, alle Notunterkünfte<br />

rechtzeitig bezugsfertig zu machen.<br />

Erich Schwärzler<br />

Vorarlberger Landesrat für Sicherheit a.D.<br />

Sonja Troger<br />

Leiter<strong>in</strong> der Grundversorgung, Land Vorarlberg<br />

Als mir mitgeteilt wurde, dass die Betreuung<br />

unserer geplanten Asylwerberunterkunft durch<br />

<strong>ORS</strong> erfolgen wird, habe ich zuerst entsprechende<br />

Referenzen über die Organisation<br />

e<strong>in</strong>geholt, zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Schweiz, aber auch<br />

im Lande. Die Rückmeldungen waren sehr gut<br />

und haben mich dah<strong>in</strong>gehend überzeugt, dass<br />

es sich hier um e<strong>in</strong>e professionelle Organisation<br />

handelt, die die Herausforderungen kennt. Die<br />

Flexibilität, mit der <strong>ORS</strong> Probleme gelöst hat,<br />

war dann auch bee<strong>in</strong>druckend. Entscheidend<br />

für die erfolgreiche Zusammenarbeit war auch<br />

e<strong>in</strong>e von Beg<strong>in</strong>n an klare Def<strong>in</strong>ition der Zuständigkeiten<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Kommunikation<br />

auf Augenhöhe. So konnte auch den vielen<br />

ehrenamtlichen Helfern aus der Geme<strong>in</strong>de Platz<br />

für ihr Engagement gegeben werden und umgekehrt<br />

konnten Asylwerber für Tätigkeiten <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong> sehr schönes<br />

Projekt war die Eröffnung e<strong>in</strong>es Spielplatzes,<br />

der <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Arbeit mit den Asylwerbern<br />

errichtet wurde. Die F<strong>in</strong>anzierung der<br />

Spielgeräte erfolgte durch die Geme<strong>in</strong>de und<br />

das Land. Dieser Platz hat sich zu e<strong>in</strong>em echten<br />

Ort der Begegnung <strong>in</strong> Götzis entwickelt.<br />

Christian Loacker<br />

Bürgermeister von Götzis, Vorarlberg<br />

Die <strong>ORS</strong>, unter der Leitung von Mag. Wilhelm<br />

Brunner, war ab August 2017 bis August<br />

2018 die Betreiberfirma des Verteilzentrums<br />

Fehr<strong>in</strong>g. Von Beg<strong>in</strong>n an zeichnete sich die<br />

Zusammenarbeit mit der Stadtgeme<strong>in</strong>de<br />

Fehr<strong>in</strong>g durch Offenheit, Ehrlichkeit und<br />

Handschlagqualität aus. Sowohl bei unseren<br />

Bürgerversammlungen als auch bei der<br />

Kommunikation mit direkten Nachbarn des<br />

Verteilzentrums war die ruhige, sachliche<br />

und professionelle Herangehensweise von<br />

Mag. Brunner und se<strong>in</strong>em Team der Schlüssel<br />

zur positiven Bewältigung dieser Ausnahmesituation.<br />

Durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung heimischer<br />

Betriebe <strong>in</strong> die Belieferung des Zentrums<br />

konnte e<strong>in</strong> wirtschaftlicher Mehrwert <strong>in</strong> der<br />

Region geschaffen werden. Dieses geme<strong>in</strong>sam<br />

geschaffene, positive Umfeld war für die<br />

Geflüchteten sicherlich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Lichtblick,<br />

e<strong>in</strong> Zeichen der Menschlichkeit und zugleich<br />

Hoffnung auf e<strong>in</strong>e bessere Zukunft. Viele<br />

Menschen <strong>in</strong> der Stadtgeme<strong>in</strong>de Fehr<strong>in</strong>g und<br />

auch ich persönlich als Bürgermeister blicken<br />

somit dankbar für die gute Zusammenarbeit<br />

auf dieses Jahr zurück.<br />

Hans W<strong>in</strong>kelmaier<br />

Bürgermeister der Geme<strong>in</strong>de Fehr<strong>in</strong>g,<br />

Steiermark<br />

16<br />

17


18<br />

19


UNSER<br />

LEITBILD<br />

Die <strong>ORS</strong> als Anbieter<strong>in</strong> von sozialen Dienstleistungen<br />

ist sich der besonderen moralischen<br />

Verantwortung sehr bewusst, die <strong>in</strong> allen Betreuungsverhältnissen<br />

immer entsteht. Im Zentrum<br />

unserer Bemühungen steht deshalb immer die<br />

Menschenwürde unserer KlientInnen. Sie <strong>in</strong><br />

allen Situationen zu wahren, und damit e<strong>in</strong>e<br />

Betreuung auf Augenhöhe zu gewährleisten, ist<br />

unser Auftrag.<br />

Deshalb erhalten neue MitarbeiterInnen<br />

bereits an ihrem ersten Arbeitstag e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> unser Leitbild, sowohl schriftlich, als<br />

auch mündlich. Darüber h<strong>in</strong>aus reflektieren<br />

unsere BetriebsleiterInnen <strong>in</strong> regelmäßigen<br />

Workshops alle Arbeitsabläufe <strong>in</strong> unseren<br />

E<strong>in</strong>richtungen, um noch bessere Wege zu<br />

f<strong>in</strong>den, unserem Leitbild zu entsprechen.<br />

Auftrag und<br />

Auftraggeber<br />

Wir betreuen Menschen im Asylbereich.<br />

Unsere Betreuungstätigkeit richtet sich<br />

nach den Richtl<strong>in</strong>ien der EU, den nationalen<br />

Gesetzen und lokalen Bedürfnissen. Wir<br />

pflegen e<strong>in</strong>en regelmäßigen und transparenten<br />

Austausch mit unseren Auftraggebern. Wir<br />

schaffen Vertrauen und entwickeln <strong>in</strong>novative<br />

Konzepte, die sich bewähren und unseren<br />

Auftraggebern e<strong>in</strong>en Nutzen br<strong>in</strong>gen.<br />

Betreuungsgrundsätze<br />

Wir treten Asylwerber<strong>in</strong>nen und Asylwerbern<br />

respektvoll und unvore<strong>in</strong>genommen gegenüber.<br />

Dabei spielt weder das Geschlecht noch<br />

das Alter, die Herkunft, Ethnie, Religion oder<br />

der Stand des Asylverfahrens e<strong>in</strong>e Rolle. Wir<br />

trennen die Betreuungsarbeit strikt von der<br />

Beratung zum Asylverfahren. Wir stellen den<br />

zu betreuenden Menschen, se<strong>in</strong>e Würde und<br />

se<strong>in</strong> Selbstbestimmungsrecht <strong>in</strong>s Zentrum<br />

unserer Arbeit. Wir belassen Menschen ihre<br />

Eigenverantwortung und fördern ihre Selbstständigkeit.<br />

Wir unterstützen sie dabei, die<br />

persönliche Ungewissheit und das Warten<br />

erträglich und s<strong>in</strong>nvoll zu überbrücken. Wir<br />

schaffen Raum und Struktur für e<strong>in</strong> geregeltes<br />

und ruhiges Zusammenleben aller Menschen.<br />

Damit das Zusammenleben von Menschen<br />

unterschiedlichster Herkunft, Sprache und<br />

Kultur auf engem Raum funktioniert, s<strong>in</strong>d<br />

klare Regeln wichtig. Diese Regeln s<strong>in</strong>d für<br />

alle verb<strong>in</strong>dlich. Wir betreuen zuverlässig<br />

und fair.<br />

Verantwortung<br />

Wir s<strong>in</strong>d uns unserer Rolle als wichtiger Akteur<br />

im Migrationsbereich bewusst. Deshalb stehen<br />

wir <strong>in</strong> regelmäßigem Kontakt mit weiteren<br />

Fachorganisationen und Experten. Wir passen<br />

uns den sich verändernden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

rasch an. Die Betreuung und Begleitung<br />

von Asylwerber<strong>in</strong>nen und Asylwerbern<br />

nehmen wir verantwortungsbewusst und fachlich<br />

kompetent wahr.<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter<br />

Unsere Arbeit ist geprägt von Wertschätzung<br />

füre<strong>in</strong>ander und von gegenseitigem Respekt,<br />

welcher sich auch <strong>in</strong> der Vielfalt von Fachwissen,<br />

Ethnien, Religionen und Herkunft<br />

unserer Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

zeigt. Wir leben Chancengleichheit und Vielfalt<br />

und beschäftigen Mitarbeitende aus e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl von Ländern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausgewogenen<br />

Geschlechter- und Altersverhältnis. Uns stehen<br />

vielfältige <strong>in</strong>terne Ressourcen zur Verfügung,<br />

damit wir unsere Aufgabe mit Überzeugung<br />

ausüben und unserer Verantwortung gerecht<br />

werden können. Unter anderem bieten wir<br />

unseren Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern e<strong>in</strong><br />

vielfältiges und laufend aktualisiertes Weiterbildungsprogramm<br />

an. Wir sorgen durch<br />

laufende Schulung, Information und Motivation<br />

für e<strong>in</strong> gesundheitsförderndes und sicherheitssteigerndes<br />

Betriebsklima.<br />

Qualität<br />

Wir nutzen unser Qualitätsmanagementsystem<br />

als wichtiges Arbeits<strong>in</strong>strument,<br />

damit wir professionell mit e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Prozessen term<strong>in</strong>gerecht und geografisch<br />

unabhängig arbeiten können. Wir sammeln<br />

und erfassen unsere Erfahrungen im Qualitätsmanagementsystem.<br />

Dies sorgt für<br />

Klarheit und Transparenz <strong>in</strong> der Betreuung.<br />

Wir leben den Qualitätsgedanken. Er ist e<strong>in</strong><br />

wesentlicher Teil unserer Arbeit.<br />

Selbstverständnis<br />

und Grundwerte<br />

Wir s<strong>in</strong>d religiös und politisch neutral. Wir<br />

übernehmen die Verantwortung für unsere<br />

Arbeit und unser Handeln. Wir reflektieren<br />

und verbessern unsere gesamte Tätigkeit<br />

laufend. Wir sichern die nachhaltige und<br />

langfristige Entwicklung der <strong>ORS</strong> und unserer<br />

Arbeitsplätze, <strong>in</strong>dem wir mit den uns zur<br />

Verfügung gestellten Ressourcen wirkungsvoll<br />

und sorgfältig umgehen. Wir nehmen bei<br />

asylpolitischen Debatten nicht öffentlich<br />

Stellung.<br />

20<br />

21


UNSERE WERTE<br />

DIE <strong>ORS</strong> GRUPPE IN ZAHLEN<br />

NEUTRAL<br />

FLEXIBEL<br />

ACHTSAM<br />

Flexibel<br />

Wir bieten e<strong>in</strong> Rundum-sorglos-Paket für<br />

Behörden und Gesellschaft. Dank langjähriger<br />

und <strong>in</strong>ternationaler Erfahrung verfügen<br />

wir über bewährte Prozesse. Das macht<br />

unser Handeln agil und wirtschaftlich.<br />

Auf kurzfristige Veränderungen reagieren<br />

wir schnell und effizient mit wirksamen<br />

Lösungen für unsere Auftraggeber und die<br />

von uns betreuten Menschen.<br />

Achtsam<br />

Neutral<br />

Wir s<strong>in</strong>d politisch und religiös neutral.<br />

Kompetent und zuverlässig kümmern wir<br />

uns um die Betreuung und Integration<br />

von geflüchteten Menschen. Wir s<strong>in</strong>d<br />

zugänglich und engagiert, ohne dabei<br />

unsere Objektivität e<strong>in</strong>zubüssen. Wir s<strong>in</strong>d<br />

transparent und überprüfen proaktiv und<br />

selbstkritisch die hohe Qualität unserer<br />

Leistungen.<br />

Betreuungse<strong>in</strong>richtungen /<br />

Mandate<br />

113<br />

CH<br />

Anzahl Übernachtungen<br />

2.759.766<br />

Bettenkapazität<br />

14.946<br />

AT<br />

DE<br />

IT<br />

17<br />

Anzahl Mitarbeitende<br />

1.319<br />

7<br />

1<br />

CH 745<br />

AT 307<br />

DE 239<br />

IT 28<br />

CH 6.700<br />

AT 2.537<br />

DE 5.659<br />

IT 50<br />

88<br />

CH 1.803.683<br />

AT 461.304<br />

DE 335.220<br />

IT 0<br />

Wir stellen die Menschen <strong>in</strong>s Zentrum unserer<br />

Arbeit und begegnen ihnen auf Augenhöhe.<br />

Unser Anspruch ist es, Perspektiven zu schaffen<br />

und Mehrwert zu generieren: sowohl für die<br />

geflüchteten Menschen wie auch für die e<strong>in</strong>heimische<br />

Bevölkerung. Dazu setzen wir uns<br />

stets höchste Ziele und verfolgen diese mit<br />

Anstand, Bescheidenheit und Bedacht.<br />

Stand: Dezember 2019<br />

22<br />

23


ERINNERUNGEN<br />

AUS DER <strong>ORS</strong> GRUPPE<br />

Adrian Arbogast<br />

<strong>ORS</strong> Mandatsleiter Bund, Schweiz<br />

Im Dezember 2011 wurden wir angefragt, bei<br />

der Übernahme des Mandates <strong>Österreich</strong><br />

zu unterstützen. Ich war sofort „Feuer und<br />

Flamme“! Solche E<strong>in</strong>sätze mag ich und machen<br />

unser Arbeitsleben spannend.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Denise Herrmann durfte ich<br />

zur Unterstützung nach Traiskirchen. Noch<br />

nie hatte ich e<strong>in</strong>e so grosse E<strong>in</strong>richtung<br />

gesehen, geschweige denn dabei mitgeholfen,<br />

unsere Prozesse und Haltungen dar<strong>in</strong> zu<br />

implementieren. Die ersten Tage verbrachten<br />

wir damit, die Prozesse kennen zu lernen.<br />

Diese waren für uns damals völlig neu und<br />

teilweise fremd. Mit der Zeit haben wir die<br />

Abläufe verstanden. Ich war immer wieder<br />

erstaunt, wie auch unter schwierigen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

im Normalfall <strong>in</strong> diesem riesigen<br />

Betrieb alles wie e<strong>in</strong> Uhrwerk funktionierte!<br />

Mit der Übernahme der Betriebsleitung <strong>in</strong><br />

Traiskirchen stand ich <strong>in</strong> regelmäßigem<br />

Austausch mit HR Franz Schabhüttl. Jeden<br />

Dienstag fand der Jour-Fix statt. Als Schweizer<br />

Betriebsleiter waren mir die Gewohnheiten<br />

und Besonderheiten der österreichischen<br />

Behörden völlig unbekannt. Ebenfalls stellte<br />

sich die österreichische Sprache für e<strong>in</strong>en<br />

Schweizer als äußerst schwer verständlich dar.<br />

Daher wurde ich an diesen Jour-Fix jeweils von<br />

e<strong>in</strong>em «österreichischen Kulturvermittler»<br />

begleitet, so dass ich überhaupt verstand, was<br />

besprochen wurde. In Er<strong>in</strong>nerung geblieben<br />

s<strong>in</strong>d mir die regelmässigen Begehungen und<br />

Kontrollen, welche von diversen Ämtern und<br />

Stellen durchgeführt wurden. Bei all diesen<br />

Kontrollen konnte ich immer auf e<strong>in</strong> ganz<br />

tolles Team zählen! Geme<strong>in</strong>sam haben wir<br />

alle diese Begehungen jeweils zur vollsten<br />

Zufriedenheit erledigt! Schwierig für mich<br />

persönlich war jeweils der Sonntagabend,<br />

wenn ich mich von me<strong>in</strong>er Familie für e<strong>in</strong>e<br />

Woche trennen musste. Ich hatte damals e<strong>in</strong>e<br />

1-jährige Tochter und me<strong>in</strong>e Frau war mit<br />

dem 2. K<strong>in</strong>d schwanger. Häufig stand ich den<br />

Tränen nahe und wäre lieber nicht nach <strong>Österreich</strong><br />

gegangen. Jeweils am Montagmorgen mit<br />

Dienstbeg<strong>in</strong>n hat sich diese Stimmung aber<br />

verflüchtigt und die Arbeit gab mir e<strong>in</strong>e grosse<br />

Befriedigung. Der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> war<br />

für mich e<strong>in</strong>e wunderbare Erfahrung, welche<br />

ich nicht missen möchte! Auch wenn die<br />

Arbeit bisweilen sehr streng war, habe ich die<br />

Zusammenarbeit mit dem Traiskirchen-Team<br />

sehr genossen. Bis heute b<strong>in</strong> ich mit e<strong>in</strong>igen<br />

Personen immer noch <strong>in</strong> Kontakt und ich<br />

gehe davon aus, dass dies auch <strong>in</strong> Zukunft so<br />

bleiben wird.<br />

Sandro Vescovi<br />

<strong>ORS</strong> Mandatsleiter Zürich & Aargau<br />

Mit e<strong>in</strong>em Blick zurück auf me<strong>in</strong>e Zeit als<br />

Mentor und nach vorne <strong>in</strong> den Spätherbst 2020<br />

kommt bei mir Wehmut auf. Zu gut, zu<br />

<strong>in</strong>teressant und natürlich lehrreich war me<strong>in</strong><br />

persönliches Abenteuer zu Beg<strong>in</strong>n unseres<br />

Mandats <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> 2012. Ich hatte die<br />

Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e für mich – obwohl die mir<br />

bekannte Betreuung von Asylwerbern, gleiche<br />

Sprache und Nachbarland – neue Welt e<strong>in</strong>zutauchen.<br />

Mit der Übernahme e<strong>in</strong>es neuen<br />

Mandats, <strong>in</strong> diesem Fall <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit der<br />

Übernahme zahlreicher Teams und Mitarbeiter,<br />

blieb für mich e<strong>in</strong> ganz bestimmtes Learn<strong>in</strong>g<br />

bestehen: Neben e<strong>in</strong>er guten Projektplanung,<br />

der Umsetzung neuer Konzepte etc. muss es<br />

hauptsächlich gel<strong>in</strong>gen, zu den Menschen durchzudr<strong>in</strong>gen.<br />

Das Neue, die Neuen – <strong>in</strong> diesem<br />

Fall aus der Schweiz – kamen mit Esprit und<br />

Begeisterung. Das ist richtig und wichtig. Ebenso<br />

klar und verständlich schien es mir im Nachgang,<br />

dass Veränderungen und Erwartungen nicht bei<br />

allen neuen Kollegen ab Beg<strong>in</strong>n auf eben diese<br />

Begeisterung stiessen. Veränderungen können<br />

verunsichern und hemmen. Und überhaupt – wer<br />

sagt denn, dass all das Neue e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

br<strong>in</strong>gt? Manchmal habe ich, haben wir Widerstand<br />

gegen das Neue erfahren. Und ich habe<br />

gelernt, das zu verstehen. Es brauchte Offenheit<br />

und Vertrauen – auf beiden Seiten. Geme<strong>in</strong>sam<br />

haben wir während dieser Anfangszeit viel<br />

verändert und viel erreicht. Daran werde ich<br />

mich immer gerne er<strong>in</strong>nern.<br />

Herzlichen Dank dafür!<br />

Carol<strong>in</strong> Wälz<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> <strong>ORS</strong> Deutschland<br />

In me<strong>in</strong>er damaligen Funktion als «Leiter<strong>in</strong><br />

Weiterbildung» war ich dafür zuständig, das<br />

<strong>ORS</strong>-Weiterbildungsprogramm <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

zu implementieren. Wir wurden 2012 mit<br />

offenen Armen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> empfangen.<br />

Unsere neuen Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

waren neugierig auf diese neue <strong>ORS</strong>, die<br />

plötzlich überall E<strong>in</strong>zug erhielt.<br />

Die Stimmung <strong>in</strong> den Kursen war herzlich<br />

und das Interesse an uns und unserer Arbeit<br />

gross. Dementsprechend reisten wir immer mit<br />

Freude zu unseren neuen Nachbarn, die bald<br />

unsere Freunde wurden und uns bis heute eng<br />

verbunden s<strong>in</strong>d.<br />

24<br />

25


26<br />

27


BETREUUNGS-<br />

ALLTAG<br />

Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Alltag e<strong>in</strong>er <strong>ORS</strong>-Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />

geben. Durch Erzählungen unserer<br />

SozialbetreuerInnen, durch Briefe, die wir von<br />

unseren Klienten erhalten haben oder e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong> den Kunstwerken, die Bewohner <strong>in</strong> unserer<br />

Obhut erschaffen haben, versuchen wir Ihnen<br />

e<strong>in</strong> Gefühl für den Alltag <strong>in</strong> der Flüchtl<strong>in</strong>gsbetreuung<br />

zu geben.<br />

Zunächst zu den Aufgaben unserer BetriebsleiterInnen:<br />

Sie nehmen e<strong>in</strong>e vielschichtige<br />

und abwechslungsreiche Tätigkeit e<strong>in</strong>. Neben<br />

e<strong>in</strong>er Vielzahl adm<strong>in</strong>istrativer Aufgaben gilt<br />

es, das Betreuungsteam mit Mitarbeitern<br />

unterschiedlichster Herkunft und Ausbildung<br />

zu führen und die Interessen der vielfältigen<br />

Komponenten im Asylbereich unter e<strong>in</strong>en Hut<br />

zu br<strong>in</strong>gen. Sie wirken als B<strong>in</strong>deglied zwischen<br />

Auftraggebern, externen Kooperationspartnern<br />

und Stakeholdern.<br />

Die Kommunikation im multiprofessionellen<br />

Team, welches u.a. aus SozialbetreuerInnen,<br />

SozialarbeiterInnen, Küchenpersonal, PädagogInnen,<br />

PsychologInnen, Diplompflegepersonal,<br />

FacilitymanagerInnen sowie VerwaltungsmitarbeiterInnen<br />

besteht, nimmt e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Platz zur Gewährleistung e<strong>in</strong>er<br />

optimalen Betreuungsqualität e<strong>in</strong>. Wichtigstes<br />

Tool dabei s<strong>in</strong>d die regelmäßigen Teamsitzungen<br />

und Intervisionen. Hierbei gilt es,<br />

Neuerungen vorzustellen, Vorgehensweisen<br />

über die E<strong>in</strong>haltung der Vorgaben des<br />

Auftraggebers zu eruieren und vor allem auch<br />

geme<strong>in</strong>sam die psychische Belastung des<br />

Teams zu verarbeiten, die diese Arbeit mit sich<br />

br<strong>in</strong>gen kann.<br />

Wichtige Aufgaben der BetriebsleiterInnen<br />

s<strong>in</strong>d auch die Personalplanung und Personalförderung.<br />

Dazu zählt besonders das Fördern<br />

von Stärken und Erkennen von Schwächen,<br />

die Erstellung von Dienst- und Urlaubsplänen<br />

sowie das Führen von Mitarbeitergesprächen.<br />

Die BetriebsleiterInnen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en effizienten<br />

und reibungslosen Ablauf <strong>in</strong> der Betreuungsstelle<br />

verantwortlich. Dabei gilt es vor allem,<br />

das Wohlergehen der KlientInnen, unter<br />

Berücksichtigung ihrer Ressourcen sowie<br />

E<strong>in</strong>haltung der Hausordnung und auch Hygienevorschriften,<br />

zu fördern. Dazu gehört die<br />

Planung und Durchführung zielgruppenorientierter,<br />

tagesstrukturierender Maßnahmen wie<br />

z.B. Deutschkurse nach verschiedenen Leistungsgruppen,<br />

vielschichtige Sport- und Freizeitprogramme,<br />

Ausflüge, sowie die Anleitung<br />

und Begleitung von KlientInnen, die bezahlte<br />

Aufgaben <strong>in</strong> der Betreuungse<strong>in</strong>richtung übernommen<br />

haben.<br />

Auch ehrenamtliche HelferInnen möchten<br />

sich auf vielfältige Weise engagieren. In<br />

Zusammenarbeit mit den BetriebsleiterInnen<br />

werden dafür Möglichkeiten gefunden, mit<br />

dem geme<strong>in</strong>samen Ziel, den geflüchteten<br />

Menschen mit höchst unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen und Lebensweisen zur Seite zu<br />

stehen. Dadurch garantieren wir e<strong>in</strong>e bestmögliche<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Zivilgesellschaft.<br />

28<br />

29


HOFFNUNGSSCHIMMER<br />

AUF 1.250 METER<br />

GERRY, BS FIEBERBRUNN<br />

„Die besten Geschichten schreibt das Leben“,<br />

e<strong>in</strong>e Weisheit oder sogar e<strong>in</strong>e Wissenschaft, die<br />

sich der Mensch zur Vorlage se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Erlebnisse zu Nutze macht. E<strong>in</strong>e Geschichte zu<br />

erzählen, die das Leben betrifft, endet bestenfalls<br />

positiv: umrandet von Glück, Geborgenheit,<br />

Liebe, Heimat, e<strong>in</strong> Zuhause s<strong>in</strong>d all die für uns<br />

schon zur Gewohnheit gewordenen Zutaten e<strong>in</strong>er<br />

„erfüllten Lebensgeschichte“.<br />

Es gibt aber auch Geschichten, die nicht<br />

immer so enden, wie sie enden sollen. Nur<br />

erzählt man sich diese äußerst selten. Warum,<br />

fragt man sich? Schon klar, wenige wollen<br />

diese Geschichten hören oder lesen, denn<br />

damit ist der eigene Optimismus gefährdet.<br />

Schlechte Nachrichten schiebt man lieber von<br />

sich weg. Man macht sich die Welt, wie sie<br />

e<strong>in</strong>em gefällt!<br />

Besonders die Themen „Flüchtl<strong>in</strong>ge, Asyl,<br />

Heimatlosigkeit“ stoßen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />

auf unterschiedliche Ansichten. Viele<br />

s<strong>in</strong>d engagiert, helfen und geben Hoffnung<br />

und manch andere wollen mit diesen Themen<br />

nichts zu tun haben. Doch der Verfasser dieser<br />

Zeilen weiß, es gibt auch diejenigen, die sich<br />

tagtäglich dieser Herausforderung stellen und<br />

mit Herz und Hirn ihr Bestes geben. Und zwar<br />

all die MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>er Flüchtl<strong>in</strong>gsunterkunft.<br />

E<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>richtung bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> Fieberbrunn / Tirol auf ca. 1.250 Meter<br />

Seehöhe – der Bürglkopf. Von den Beamten<br />

des Bundesm<strong>in</strong>isteriums über die Betreuungsstellenleitung,<br />

SozialbetreuerInnen, Köche<br />

bis h<strong>in</strong> zum Hausmeister ziehen alle hier an<br />

e<strong>in</strong>em Strang. Nicht immer ist die Arbeit mit<br />

den KlientInnen e<strong>in</strong>fach. Andere Kulturen,<br />

die Verschiedenheit jedes E<strong>in</strong>zelnen und<br />

die Vere<strong>in</strong>barkeit mit den geographischen<br />

Gegebenheiten, stellen die Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gse<strong>in</strong>richtung jeden Tag vor neue<br />

Herausforderungen. Die hier e<strong>in</strong>quartierten<br />

Personen könnten unterschiedlicher nicht<br />

se<strong>in</strong>, haben verschiedene Schicksale und auch<br />

verschiedene Vorstellungen, wie es <strong>in</strong> der<br />

Zukunft aussehen soll. E<strong>in</strong>er davon war e<strong>in</strong><br />

junger Mann aus Mali, Keta S. E<strong>in</strong> äußerst<br />

ruhiger, netter und immer zuvorkommender<br />

Klient. Anfangs etwas schüchtern und nicht<br />

besonders zugänglich. Man sah ihm an, dass er<br />

mit se<strong>in</strong>er Situation hier am Berg überfordert<br />

war. Zudem war er auch der e<strong>in</strong>zige Vertreter<br />

aus se<strong>in</strong>em Heimatland Mali.<br />

Doch im Laufe der ersten Wochen gewannen<br />

die SozialbetreuerInnen se<strong>in</strong> Vertrauen.<br />

Ausführliche Gespräche, Gruppenspiele und<br />

die Mithilfe bei Remunerantentätigkeiten<br />

brachten das Eis zum Schmelzen. Man spürte<br />

bei Keta S., dass er wieder neue Hoffnung<br />

geschöpft hatte, dass er sich wohl fühlte.<br />

Mit viel Freude sahen die BetreuerInnen, wie<br />

er täglich se<strong>in</strong> Leben wieder lebenswert machen<br />

wollte. Se<strong>in</strong> Auftreten nach außen h<strong>in</strong> schien<br />

aus dem anfangs verschlossenen Mann e<strong>in</strong>en<br />

gerne an der Gesellschaft teilhabenden jungen<br />

Mann gemacht zu haben. Nun, die Monate<br />

verg<strong>in</strong>gen, Bescheide wurden zugestellt,<br />

verschiedene Term<strong>in</strong>e bei Behörden standen<br />

an und Keta S. wartete auf e<strong>in</strong>e Entscheidung,<br />

wie es mit ihm weitergehen soll. Alles war<br />

möglich, doch es machte den Ansche<strong>in</strong>, als<br />

wäre se<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>aufenthalt bei uns hier <strong>in</strong><br />

der Rückkehre<strong>in</strong>richtung zu Ende. E<strong>in</strong>e für ihn<br />

wohl nervenzerreißende Zeit.<br />

Viele Tage, Wochen und Monate verg<strong>in</strong>gen<br />

und den Betreuern war auch klar, dass dies für<br />

Keta S. e<strong>in</strong>e überaus schwierige Zeit darstellte.<br />

In unzähligen Gesprächen ließ er alles auf<br />

sich zukommen. Er war nie negativ e<strong>in</strong>gestellt,<br />

verlor über niemanden e<strong>in</strong> böses Wort,<br />

erledigte se<strong>in</strong>e Remunerantentätigkeiten sehr<br />

sorgfältig und war immer zur Stelle, wenn<br />

man ihn brauchte. Die volle Bewunderung der<br />

SozialbetreuerInnen und der anderen Klienten<br />

war ihm gewiss! E<strong>in</strong> Mensch mit Gelassenheit<br />

und Geduld. Kaum vorstellbar, sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er solchen Situation zu bef<strong>in</strong>den, jeder Tag<br />

gleicht dem anderen, auf 1.250m im W<strong>in</strong>ter tief<br />

e<strong>in</strong>geschneit und im Sommer außer Wald und<br />

Wiesen nicht viel zu sehen. Und doch hat er<br />

das Beste daraus gemacht und se<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> so<br />

angenommen, wie es war.<br />

Dann kam der November 2019. Das BMI (Innenm<strong>in</strong>isterium)<br />

brachte die Entscheidung, dass<br />

Keta S. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere E<strong>in</strong>richtung verlegt wird.<br />

Er musste Fieberbrunn verlassen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

neue Unterkunft übersiedeln. Es schien, als ob er<br />

gar nicht wisse, ob es nun e<strong>in</strong>e Freude für ihn ist,<br />

oder ob er se<strong>in</strong> gewohntes Leben hier vermissen<br />

wird. Wir können viel von Menschen lernen, die<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise bedürftig s<strong>in</strong>d, und trotzdem<br />

viel mehr als wir, den <strong>in</strong>neren Frieden gefunden<br />

haben!<br />

Ob es e<strong>in</strong>en Hoffnungsschimmer auf 1.250 Meter<br />

Seehöhe gibt, werden Sie sich fragen, liebe<br />

Leser!? Bilden Sie sich aus e<strong>in</strong>er nicht alltäglichen<br />

Geschichte Ihre eigene Me<strong>in</strong>ung. Für Keta<br />

S. wünschen sich die BetreuerInnen und alle, die<br />

ihn kennenlernen durften, nur das Allerbeste!<br />

30<br />

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BS GABČÍKOVO, SLOWAKEI<br />

2015–2017<br />

MATEJ, BS GABCIKOVO<br />

Wie wir alle wissen, waren die Kapazitäten<br />

für die Unterbr<strong>in</strong>gung von AsylwerberInnen <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> mitten im Jahr 2015 völlig ausgelastet<br />

und nicht ausreichend. Da ist die Idee<br />

entstanden, AsylwerberInnen, die <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

um Asyl ansuchen, temporär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />

EU-Land unterzubr<strong>in</strong>gen. Die Slowakei hat sich<br />

als Nachbarland von <strong>Österreich</strong> angeboten, bis<br />

zu 500 AsylwerberInnen aus Syrien <strong>in</strong> ihren<br />

leerstehenden Betreuungszentren vorübergehend<br />

aufzunehmen. Zu diesem Zweck wurde im<br />

Sommer 2015 e<strong>in</strong> zwischenstaatliches<br />

Asylkooperationsabkommen zwischen dem<br />

österreichischen und slowakischen Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

abgeschlossen.<br />

Zugegeben, die Anfänge waren schwierig.<br />

E<strong>in</strong>e große Unsicherheit hat auf beiden Seiten<br />

geherrscht. Seitens der Bevölkerung gab es<br />

e<strong>in</strong>en großen Widerstand gegen die geplante<br />

Umwandlung des Objektes <strong>in</strong> Gabčíkovo <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Betreuungsstelle. Seitens der Asylwerber-<br />

Innen war ebenfalls e<strong>in</strong> großer Widerstand<br />

gegen die Verlegung nach Gabčíkovo, das<br />

heißt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fremdes Land, zu spüren. Viele<br />

AsylwerberInnen hatten nämlich Angst,<br />

später nicht mehr nach <strong>Österreich</strong> e<strong>in</strong>reisen<br />

zu dürfen. Die schwierige Anfangslage hat<br />

sich jedoch bald um 180 Grad auf beiden<br />

Seiten gedreht. Die Sorgen der Bevölkerung<br />

haben sich schnell <strong>in</strong> Luft aufgelöst, da ke<strong>in</strong>e<br />

gröberen Vorfälle zu verzeichnen waren. Das<br />

österreichische Innenm<strong>in</strong>isterium hat auch den<br />

AsylwerberInnen, die nach Gabčíkovo verlegt<br />

worden s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> schnelleres Asylverfahren<br />

versprochen. Diese Nachricht hat sich schnell<br />

verbreitet und somit waren auch die Unsicherheiten<br />

der AsylwerberInnen vom Tisch.<br />

Die AsylwerberInnen konnten sich schnell <strong>in</strong><br />

Gabčíkovo e<strong>in</strong>leben und s<strong>in</strong>d auch oft <strong>in</strong> die<br />

unweit gelegene Hauptstadt Bratislava gereist,<br />

um an Ausstellungen oder Fußballturnieren<br />

teilzunehmen. Als Beweis der Spitzenleistung<br />

der <strong>ORS</strong> <strong>in</strong> Gabčíkovo spricht der Fakt, dass<br />

sich zahlreiche ehemalige AsylwerberInnen auf<br />

den Weg nach Gabčíkovo begeben haben, um<br />

sich persönlich bei unserem <strong>ORS</strong>-Personal vor<br />

Ort zu bedanken. Man muss dabei erwähnen,<br />

dass der Weg von Wien nach Gabčíkovo mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln m<strong>in</strong>destens 2,5<br />

Stunden dauert.<br />

Hochrangige Besuche haben die ersten<br />

Monate gekennzeichnet. Das Pilotprojekt<br />

wurde <strong>in</strong>sbesondere auch von den Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen hochgelobt. Sogar der damalige<br />

Generalsekretär der Vere<strong>in</strong>ten Nationen,<br />

Herr Ban Ki-moon, hat der Betreuungsstelle<br />

Gabčíkovo im Oktober 2015 e<strong>in</strong>en Besuch<br />

abgestattet.<br />

UN-Generalsekretär Ban<br />

Ki-moon besucht die<br />

Betreuungsstelle Gabčíkovo<br />

Heute können wir mit Stolz sagen, dass die<br />

<strong>ORS</strong> den Auftrag <strong>in</strong> Gabčíkovo mit Bravour<br />

gemeistert hat. Die Worte von Frau Ing. Jana<br />

Janovičová aus dem slowakischen Migrationsbüro,<br />

das für den Betrieb von Betreuungsstellen<br />

für AsylwerberInnen <strong>in</strong> der Slowakei<br />

zuständig ist, bestätigen dies und heben die<br />

Leistungen der <strong>ORS</strong> hervor:<br />

„Das Asylkooperationsabkommen zwischen<br />

der Slowakei und <strong>Österreich</strong> wird weiterh<strong>in</strong><br />

sehr positiv <strong>in</strong> der Slowakei wahrgenommen.<br />

Gerade zum Zeitpunkt von überbelasteten<br />

Unterkunftse<strong>in</strong>richtungen für AsylwerberInnen<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> (vor allem <strong>in</strong> Traiskirchen) hat<br />

sich das Abkommen als e<strong>in</strong>e Gelegenheit für<br />

die Slowakische Republik angeboten, ihrem<br />

Nachbarland dabei zu helfen, Asylwerber-<br />

Innen, die <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> um Asyl ansuchen,<br />

<strong>in</strong> Gabčíkovo unter zufriedenstellenden Bed<strong>in</strong>gungen<br />

unterzubr<strong>in</strong>gen. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen den beiden M<strong>in</strong>isterien erfolgte auf<br />

e<strong>in</strong>er äußerst freundlichen, gar persönlichen<br />

Ebene, was auch <strong>in</strong> kürzester Zeit die gesamte<br />

Zusammenarbeit und Organisation der Betreuungsstelle<br />

für AsylwerberInnen <strong>in</strong> Gabčíkovo<br />

deutlich erleichtert hat.<br />

Das Abkommen ist vor allem als Zeichen der<br />

Solidarität zwischen zwei Nachbarländern zu<br />

betrachten und kann als Muster für die<br />

künftige Zusammenarbeit und Hilfe bei der<br />

Überw<strong>in</strong>dung von Krisensituationen und<br />

anderen angespannten Situationen im Asylbereich<br />

dienen. E<strong>in</strong> besonderes Dankeschön<br />

ergeht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang an die<br />

KollegInnen des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

Inneres und an die KollegInnen der <strong>ORS</strong>.<br />

Danke, dass ich die Möglichkeit habe, tolle<br />

Leute kennenzulernen und es war mir e<strong>in</strong>e<br />

Ehre, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“<br />

Übrigens: Wissen Sie, zu welchem Zweck die<br />

ehemalige Betreuungsstelle Gabčíkovo später<br />

gedient hat? Sie wurde während der Coronakrise<br />

im Frühl<strong>in</strong>g 2020 als staatliches Quarantänezen<br />

trum für SlowakInnen, die aus dem Ausland<br />

<strong>in</strong> die Slowakei e<strong>in</strong>gereist s<strong>in</strong>d, benutzt.<br />

32<br />

33


KONFLIKTLÖSUNG<br />

IN DER PRAXIS<br />

ERLEBNIS BETREUUNG:<br />

DIE MÄRCHENBOX<br />

GERHARD, VQ GRAZ<br />

NINO, VQ PUNTIGAM<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Familie A. stammt aus Afghanistan. Zur<br />

Familie gehören Mutter und Vater und drei<br />

K<strong>in</strong>der im Alter von wenigen Monaten bis 9<br />

<strong>Jahre</strong>n. Der neunjährige Bub litt am Down-<br />

Syndrom. Die gesamte Familie hatte e<strong>in</strong>en<br />

langen und beschwerlichen Fluchtweg h<strong>in</strong>ter<br />

sich. Zuerst s<strong>in</strong>d sie aus den Bergen Afghanistans<br />

<strong>in</strong> den Iran geflüchtet. Von dort aus<br />

waren sie 10 Monate nach <strong>Österreich</strong> unterwegs.<br />

Während dieser Zeit kam das jüngste<br />

K<strong>in</strong>d auf die Welt – dazu war der Weg nach<br />

<strong>Österreich</strong> sehr beschwerlich und herausfordernd.<br />

In der SBS Graz-Andritz kam die<br />

ganze Familie sehr erschöpft an. Die Mutter<br />

schien mit den K<strong>in</strong>dern zunehmend überfordert<br />

zu se<strong>in</strong>. Außerdem zeigten sich auch<br />

Symptome e<strong>in</strong>er beg<strong>in</strong>nenden Depression.<br />

Der Vater, der Analphabet war, versuchte<br />

für se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und die Frau die Vater-<br />

Beschützerrolle e<strong>in</strong>zunehmen – jedoch hatte<br />

er starke Schwierigkeiten bei der Aneignung<br />

der deutschen Sprache und war mit der<br />

Gesamtsituation massiv überfordert.<br />

gebracht. Dort hat die Mutter gerade das<br />

jüngste K<strong>in</strong>d gestillt, während der Vater<br />

den Boden der Wohnung geputzt hat. Beide<br />

Eltern waren sehr erschrocken darüber, dass<br />

das K<strong>in</strong>d auf der Straße war. Sofort haben<br />

sie begonnen, sich gegenseitig Vorwürfe zu<br />

machen. Die Situation schien zu eskalieren.<br />

Konfliktlösung kurzfristig<br />

Die MitarbeiterInnen haben die Mutter <strong>in</strong><br />

den Sozialbetreuungsraum gebracht, e<strong>in</strong><br />

langes Gespräch mit ihr geführt und sich ihre<br />

Sorgen und Ängste angehört. Andere MitarbeiterInnen<br />

haben sich <strong>in</strong> der Zwischenzeit<br />

um Vater und K<strong>in</strong>der gekümmert und diese<br />

beruhigt bzw. auf andere Gedanken gebracht.<br />

Konfliktlösung langfristig<br />

Das <strong>ORS</strong> Personal hat versucht, die Familie<br />

konkret mit folgenden Maßnahmen zu<br />

entlasten:<br />

Worauf wir im VQ Puntigam wirklich stolz waren,<br />

war der Gew<strong>in</strong>n des 1. Platzes beim Projekt<br />

„Erlebnis Betreuung“. Dieser Preis wurde 2018 das<br />

erste Mal ausgeschrieben – wir sollten geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den AsylwerberInnen etwas „erschaffen“, das<br />

als Dekoration den Firmensitz der <strong>ORS</strong> <strong>in</strong> Wien<br />

e<strong>in</strong> Jahr lang verschönern sollte.<br />

Also g<strong>in</strong>g es an die Ideenf<strong>in</strong>dung und wir<br />

suchten e<strong>in</strong>e Möglichkeit, optisch ansprechende<br />

Bastelarbeit mit bekannten Geschichten zu<br />

verb<strong>in</strong>den. Nachdem unsere Betreuungse<strong>in</strong>heit<br />

e<strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>erdorf war, wurde die Idee geboren,<br />

Conta<strong>in</strong>er im M<strong>in</strong>iaturformat zu fertigen. In<br />

diesen M<strong>in</strong>i-Conta<strong>in</strong>ern würden wir e<strong>in</strong>e Szene<br />

aus e<strong>in</strong>em Märchen darstellen. Der Prototyp<br />

„Hänsel und Gretel“ wurde schnell entworfen, sah<br />

auch ganz passabel aus und wurde tatsächlich<br />

auf e<strong>in</strong>em Meet<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>haus am Semmer<strong>in</strong>g<br />

mit dem kle<strong>in</strong>stmöglichen Vorsprung von nur<br />

e<strong>in</strong>em Punkt als kreativste Idee gekürt. Der Sieg<br />

und die damit verbundenen 1000 Euro für e<strong>in</strong>en<br />

Teamausflug lösten unter den MitarbeiterInnen<br />

große Freude aus. Der wirklich gelungene Teamausflug<br />

nach Bratislava, den wir mit dem Siegerpreis<br />

f<strong>in</strong>anziert haben, auch.<br />

Auf die Freude über den Sieg folgte dann allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Arbeit! Nun mussten wir 20 solcher<br />

M<strong>in</strong>i-Conta<strong>in</strong>er produzieren. Jede/r aus unserem<br />

Team sollte geme<strong>in</strong>sam mit unseren Asylweber-<br />

Innen e<strong>in</strong>e Märchenbox herstellen. Dadurch<br />

konnten wir dann auch Märchen aus anderen<br />

Kulturkreisen darstellen. So konnten wir<br />

schließlich alle kreativen Boxen mit Märchen<br />

aus aller Welt <strong>in</strong> den Firmensitz br<strong>in</strong>gen, wo sie<br />

den MitarbeiterInnen e<strong>in</strong> Jahr lang Freude und<br />

manchmal auch Kopfschütteln bereitet haben<br />

(der Kollege, der den M<strong>in</strong>i-Conta<strong>in</strong>er mit P<strong>in</strong>occhio<br />

bekommen hat, weiß, wovon ich spreche).<br />

Wir s<strong>in</strong>d uns sicher, dass die meisten Kolleg-<br />

Innen <strong>in</strong> „der Zentrale“ es e<strong>in</strong> wenig bedauerten,<br />

als wir die Conta<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> Jahr später wieder<br />

abgeholt und <strong>in</strong> unserer Betreuungsstelle<br />

aufgestellt haben. Dort zieren sie unsere Büros<br />

geme<strong>in</strong>sam mit der Urkunde und vielen schönen<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an unseren Teamausflug nach<br />

Bratislava.<br />

Der Konflikt<br />

Auf Grund der oben erwähnten Schwierigkeiten<br />

kam es häufig zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

und Streitigkeiten zwischen den<br />

Eheleuten. E<strong>in</strong>mal ist e<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>der unbeaufsichtigt<br />

vor dem Haus, an dem viele Autos<br />

vorbeifahren, vorgefunden worden. Die<br />

MitarbeiterInnen haben das K<strong>in</strong>d von der<br />

Straße geholt und zurück <strong>in</strong> die Wohnung<br />

• Der Vater hat mehr Unterstützung im<br />

Deutschunterricht bekommen (auch extern)<br />

• Die Mutter wurde durch REMU-Arbeit und<br />

andere Aktivitäten im Haus (Kochabende,<br />

Workshops etc.) gestärkt, um sich mit anderen<br />

Frauen auszutauschen.<br />

• Für die teilweise verhaltensauffälligen<br />

K<strong>in</strong>der wurde regelmäßig die Psycholog<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>zugezogen, welche beide Eltern bei der<br />

Erziehungsarbeit unterstützt und beraten hat.<br />

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35


EINE FAMILIE<br />

AUS ARMENIEN<br />

OZKAN, BS STEINHAUS<br />

Ariana ist 17 <strong>Jahre</strong> alt. E<strong>in</strong> hübsches, ruhiges<br />

Mädchen. Sie und ihre Familie kommen aus<br />

Armenien. Da s<strong>in</strong>d die Eltern, der kle<strong>in</strong>e Bruder<br />

und ihre um e<strong>in</strong> Jahr ältere Schwester Sonja.<br />

Sonja sche<strong>in</strong>t das Gegenteil von Ariana zu se<strong>in</strong>.<br />

Extrovertiert und sprachgewandt. Sie spricht<br />

perfekt Englisch. Englisch ist e<strong>in</strong>e Grundvorraussetzung,<br />

um auf der Uni <strong>in</strong> der Hauptstadt<br />

Jerewan studieren zu dürfen. Sonja hatte schon<br />

e<strong>in</strong> Jahr Studium <strong>in</strong> Jerewan h<strong>in</strong>ter sich. Ariana<br />

h<strong>in</strong>gegen malt gerne. Mit Begeisterung nimmt<br />

sie die Betreuungsangebote für Kreatives bei uns<br />

wahr. Sie hat e<strong>in</strong>e Naturbegabung. Die Bilder,<br />

die sie h<strong>in</strong>terlässt, sche<strong>in</strong>en Selbstportraits zu<br />

se<strong>in</strong>: Junge Mädchen, die ernst und nachdenklich<br />

<strong>in</strong> die Ferne, <strong>in</strong> die Zukunft blicken.<br />

Armenien – e<strong>in</strong><br />

autoritärer Staat<br />

Warum flieht e<strong>in</strong>e Familie aus Armenien?<br />

Herrscht dort Krieg? Besteht e<strong>in</strong> Fluchtgrund<br />

nach der Genfer Flüchtl<strong>in</strong>gskonvention?<br />

Der Vater von Ariana ist Polizist, die Mutter<br />

Psycholog<strong>in</strong>. Man musste die Medien schon<br />

aufmerksam mitverfolgen, um zu erfahren,<br />

dass im Frühl<strong>in</strong>g 2018 e<strong>in</strong> Machtwechsel <strong>in</strong><br />

Armenien bevorstand. Die Polizei spielte e<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Rolle und hatte den Auftrag,<br />

gegen Demonstrationen „hart“ durchzugreifen.<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an 2008 wurden<br />

geweckt, wo es Tote und hunderte Verletzte<br />

bei Demonstrationen gab.<br />

Visum für Italien<br />

Die Familie beschloss, mit e<strong>in</strong>em Visum<br />

für Italien <strong>in</strong> Wien aus dem Flugzeug zu<br />

steigen und <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Asyl zu beantragen.<br />

So s<strong>in</strong>d sie bei uns <strong>in</strong> der BS Ste<strong>in</strong>haus<br />

gelandet und waren knapp sechs Monate<br />

hier. Anfangs noch sehr bemüht und engagiert,<br />

Deutsch zu lernen; Ariana besuchte sogar<br />

e<strong>in</strong>en externen Deutschkurs <strong>in</strong> Mürzzuschlag.<br />

Als die Familie merkte, dass sie kaum<br />

Chance auf Asyl hat, beschloss sie die „Freiwillige<br />

Rückkehr“ <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />

Die Dubl<strong>in</strong>-Verordnung<br />

tritt <strong>in</strong> Kraft<br />

Ich er<strong>in</strong>nere mich noch, als Sonja <strong>in</strong>s Büro<br />

kam und diesbezüglich Auskünfte wollte. Sie<br />

wollten ihrem kle<strong>in</strong>en Bruder ersparen, dass<br />

die Polizei sie abholen kommt und <strong>in</strong> Schubhaft<br />

nimmt. Das wäre e<strong>in</strong> zu großer Schock für<br />

ihn, me<strong>in</strong>te sie. Zu spät. Das Bundesamt für<br />

Asyl- und Fremdenwesen hatte den Prozess<br />

der Schubhaft schon gestartet. E<strong>in</strong> paar Tage<br />

später wurden sie abgeholt und ihre Ausreise<br />

lt. Dubl<strong>in</strong>-Abkommen nach Italien vorbereitet.<br />

Die Spur dieser Familie hat sich <strong>in</strong><br />

Rom verloren. Was uns geblieben ist, s<strong>in</strong>d die<br />

wunderschönen Bilder von Ariana – Bilder<br />

e<strong>in</strong>es jungen und nachdenklichen Mädchens.<br />

36<br />

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38<br />

39


AZET KHAN UND HAMIDULLAH*<br />

WELTFLÜCHTLINGSTAG 2018<br />

Unbegleitete m<strong>in</strong>derjährige<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Afghanistan<br />

Es ist W<strong>in</strong>ter und sehr kalt draußen. Ich b<strong>in</strong><br />

gerade auf dem Weg zur Arbeit. Da sehe ich e<strong>in</strong>e<br />

schmale Gestalt auf der Bundesstraße gehen:<br />

Mit Le<strong>in</strong>enturnschuhen im Schnee. Ich fahre<br />

langsamer und erkenne ihn. Es ist Azet Khan*.<br />

Er war e<strong>in</strong>er jener Jugendlichen, die im Fachjargon<br />

als UMF – unbegleitete m<strong>in</strong>derjährige<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge – bezeichnet werden. Das s<strong>in</strong>d<br />

K<strong>in</strong>der, die sich ohne ihre Eltern von überall<br />

her auf den Weg nach Europa machen.<br />

Lehre <strong>in</strong> der<br />

Tourismusbranche<br />

Was macht Azet Khan zu Fuß im W<strong>in</strong>ter auf der<br />

Bundesstraße? Er will uns besuchen kommen.<br />

Und der Bus fährt nicht. Azet Khan wohnt<br />

mittlerweile mit anderen jungen Burschen <strong>in</strong><br />

Niklasdorf. Er bekam die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e<br />

Lehre <strong>in</strong> der Tourismusbranche zu machen.<br />

Der Tourismus ist e<strong>in</strong>er jener Bereiche, <strong>in</strong> der<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Lehrl<strong>in</strong>gsmangel herrscht. Daher<br />

hatten Jugendliche, deren Asylverfahren noch<br />

nicht abgeschlossen ist, die Chance e<strong>in</strong>en<br />

Lehrberuf zu ergreifen. Azet Khan war gerne <strong>in</strong><br />

unserer Betreuungsstelle. Er hatte „Heimweh“.<br />

Darum nahm er den unbequemen Weg zu e<strong>in</strong>em<br />

Besuch bei uns <strong>in</strong> Kauf. Bei uns angekommen,<br />

bieten wir ihm heißen Tee an. Er möchte se<strong>in</strong><br />

altes Zimmer sehen – und reagiert beleidigt – da<br />

schon e<strong>in</strong> anderer Asylwerber dr<strong>in</strong>nen wohnt.<br />

Es war „se<strong>in</strong>“ Zimmer, er hielt es immer sehr<br />

ordentlich. Ob es jetzt wohl auch gründlich<br />

geputzt sei, fragt er uns.<br />

Analphabetismus<br />

<strong>in</strong> Afghanistan<br />

Viele der ehemaligen BewohnerInnen kommen<br />

zu e<strong>in</strong>em Besuch wieder. Auch se<strong>in</strong> Freund<br />

Hamidullah* besucht uns öfters. Hamidullah<br />

kann leider ke<strong>in</strong>e Lehre machen. Er würde gut<br />

<strong>in</strong> die Tourismusbranche passen: Freundlich,<br />

immer gut aufgelegt und e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n für das<br />

Praktische. Doch Hamidullah ist „primärer<br />

Analphabet“. Das ist e<strong>in</strong>e Person, die auch <strong>in</strong><br />

ihrer Muttersprache nicht lesen und schreiben<br />

kann. In Afghanistan liegt die Analphabet-<br />

Innenrate der über 15-Jährigen bei etwa 60%.<br />

Dankbar und mit viel Engagement nahm Hamidullah<br />

den Deutschkurs <strong>in</strong> unserer Betreuungsstelle<br />

an. Wenn es unsere personellen Ressourcen<br />

zuließen, gaben wir ihm E<strong>in</strong>zelunterricht.<br />

So machte er die größten Lernfortschritte.<br />

Auffallend bei Hamidullah war se<strong>in</strong> gutes<br />

Gedächtnis. Die wichtigsten Redewendungen<br />

<strong>in</strong> Deutsch beherrschte er sehr schnell.<br />

Offene Asylverfahren<br />

Zur Zeit wohnt Hamidullah <strong>in</strong> der Nähe von<br />

Graz. Manchmal treffe ich ihn zufällig am<br />

Bahnhof. Freudestrahlend und überschwänglich<br />

begrüßt er mich. Se<strong>in</strong> Asylverfahren ist noch<br />

nicht abgeschlossen, es dauert mittlerweile fast 3<br />

<strong>Jahre</strong>. Auch das se<strong>in</strong>es Freundes Azet Khan nicht.<br />

Sollte Azet Khan e<strong>in</strong>en Negativbescheid erhalten,<br />

kann er – auch während se<strong>in</strong>er aktiven Lehrzeit<br />

– nach Afghanistan abgeschoben werden.<br />

*Namen von der Redaktion geändert.<br />

Am 18.06.2018 wurde geme<strong>in</strong>sam mit unseren<br />

KlientInnen und Gästen das „Zuckerfest“ <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit dem Weltflüchtl<strong>in</strong>gstag gefeiert.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Begrüßung durch unseren Betriebsleiter<br />

startete das Fest mit e<strong>in</strong>em Wettlauf<br />

mit K<strong>in</strong>dern, Erwachsenen und Mitarbeiter-<br />

Innen. Die jeweiligen Altersklassen wurden<br />

kräftig angefeuert. Unsere KlientInnen und<br />

Gäste hatten viel Spaß! Nach dieser körperlichen<br />

Herausforderung konnte man sich<br />

beim Mittagsbuffet im Speisesaal stärken.<br />

Zusätzlich bereiteten unsere BewohnerInnen<br />

sowie KollegInnen geme<strong>in</strong>sam verschiedene<br />

landestypische Speisen zu. Die Speisen wurden<br />

mit kle<strong>in</strong>en Fähnchen versehen, sodass die<br />

Herkunftsländer ersichtlich waren.<br />

Am Nachmittag brachte e<strong>in</strong> Zauberkünstler<br />

Groß und Kle<strong>in</strong> zum Staunen. Der Zauberer<br />

wurde von unseren KlientInnen tatkräftig bei<br />

den Tricks unterstützt. Alle hatten sichtlich<br />

Spaß, <strong>in</strong>sbesondere die K<strong>in</strong>der. Im Anschluss<br />

wurden diverse Spiele angeboten (Dosenwerfen,<br />

Sackhüpfen, Eierlauf, Tauziehen).<br />

Während des gesamten Festes stand e<strong>in</strong>e<br />

Hüpfburg und Schm<strong>in</strong>kstation zu Verfügung.<br />

Dies wurde durch e<strong>in</strong>en österreichisch-afrikanischen<br />

Vere<strong>in</strong> musikalisch, mit der Möglichkeit<br />

zu tanzen, begleitet. Am Ende des Festes<br />

fand die Siegerehrung des Wettlaufs statt und<br />

danach ließen alle Teilnehmenden, mit von<br />

ihnen gewidmeten Wünschen, Luftballons<br />

steigen.<br />

Team des <strong>Jahre</strong>s<br />

Zur Motivation unserer SozialbetreuerInnen<br />

und damit zur weiteren Verbesserung<br />

unserer Betreuungsqualität riefen wir 2018<br />

den Wettbewerb „Team des <strong>Jahre</strong>s“ <strong>in</strong>s<br />

Leben. Dabei wurde die Organisation des<br />

Weltflüchtl<strong>in</strong>gstages von e<strong>in</strong>er unabhängigen<br />

Jury bewertet. Der erste Preis g<strong>in</strong>g<br />

zu gleichen Teilen an das Team <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>haus<br />

am Semmer<strong>in</strong>g und jenes <strong>in</strong> Ossiach. Der<br />

Preis wurde am <strong>ORS</strong>-Tag <strong>in</strong> Fuschl am See<br />

übergeben.<br />

40<br />

41


BS / RÜBE SCHWECHAT<br />

SONDERTRANSIT (SOT) FLUGHAFEN WIEN<br />

ANNA-LISA, BS/RÜBE SCHWECHAT<br />

Unsere Betreuungsstelle Schwechat zeichnet sich<br />

vor allem dadurch aus, dass sich die Menschen<br />

hier <strong>in</strong> den unterschiedlichsten Phasen ihres<br />

Asylverfahrens bef<strong>in</strong>den. Darunter bef<strong>in</strong>det sich<br />

auch die besondere Gruppe der sogenannten<br />

RÜBEN. Damit s<strong>in</strong>d die Bewohner e<strong>in</strong>er Rückkehrberatungse<strong>in</strong>richtung<br />

geme<strong>in</strong>t. Diese haben<br />

e<strong>in</strong>en rechtskräftigen, negativen Asylbescheid<br />

bekommen und müssen daher <strong>Österreich</strong> wieder<br />

verlassen. Hierbei handelt es sich um Menschen,<br />

die rechtlich gesehen bereits Fremde <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

s<strong>in</strong>d, und freiwillig das Land verlassen<br />

sollen.<br />

E<strong>in</strong> Großteil unserer Arbeit beschäftigt sich<br />

daher nicht wie <strong>in</strong> den anderen Betreuungsstellen<br />

mit der Integration von Menschen,<br />

sondern mit der „Des<strong>in</strong>tegration“. Dabei soll<br />

der Schwerpunkt darauf gelegt werden, dass<br />

wir die Menschen so gut wie möglich auf ihr<br />

Leben <strong>in</strong> ihrer Heimat vorbereiten. Unser<br />

Wochenplan be<strong>in</strong>haltet daher u.a. auch<br />

Muttersprachenunterricht, Handwerk-<br />

Workshops, Bildungslernen für Männer, Frauenrecht-<br />

und Demokratieworkshops.<br />

Da die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> unserer Betreuungsstelle<br />

nicht die Möglichkeit haben, <strong>in</strong> die Schule<br />

oder <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten zu gehen, bieten wir<br />

dies täglich vor Ort an. Dafür steht e<strong>in</strong> eigener<br />

Schul– und K<strong>in</strong>dergartenraum zur Verfügung,<br />

<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>der aller Altersstufen unterrichtet<br />

werden.<br />

Im Gegensatz dazu steht die Arbeit im SOT<br />

(Sondertransit) Flughafen Wien. Als Erstaufnahmestelle<br />

klären die Behörden, ob e<strong>in</strong>e<br />

Aufnahme <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> geschehen wird.<br />

Für die <strong>ORS</strong> steht hier die Stabilisierung der<br />

akuten Situation der ankommenden Menschen<br />

im Vordergrund. Die Abklärung von mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Bedürfnissen, die Erkennung von<br />

psychologischen Problemen und der Aufbau<br />

e<strong>in</strong>er Tagesstruktur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angespannten<br />

Umfeld s<strong>in</strong>d die Hauptziele. Entsprechend<br />

der formulierten Ziele wird im SOT viel<br />

Wert darauf gelegt, e<strong>in</strong> wertschätzendes<br />

Mite<strong>in</strong>ander durch geme<strong>in</strong>sames Kochen<br />

und geme<strong>in</strong>same spielerische Aktivitäten zu<br />

ermöglichen. Da die Bleibedauer der BewohnerInnen<br />

eher kurz ist, s<strong>in</strong>d nur stabilisierende<br />

Impulse möglich.<br />

Der wohl größte Erfolg unserer Betreuungsstelle<br />

Schwechat ist es, dass wir es schaffen,<br />

den BewohnerInnen – auch wenn sie sich<br />

meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aussichtslosen Situation<br />

bef<strong>in</strong>den – e<strong>in</strong>en geregelten Tagesablauf<br />

zu bieten und e<strong>in</strong> schönes Mite<strong>in</strong>ander mit<br />

wenigen Konflikten und oft auch fröhlichen<br />

Momenten zu ermöglichen.<br />

Der größte Erfolg der Betreuungsstelle SOT<br />

Flughafen ist es, dass die BewohnerInnen sehr<br />

schnell zue<strong>in</strong>ander f<strong>in</strong>den. So sitzen schon<br />

nach e<strong>in</strong>em halben Tag die unterschiedlichsten<br />

Menschen geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>em Tisch und<br />

teilen ihre Geschichten, weil sie sich als e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>schaft begreifen.<br />

42<br />

43


NARONAS* WUNSCH NACH<br />

EINER BESSEREN ZUKUNFT<br />

ANDREA, BS TRAISKIRCHEN<br />

KÜNSTLER ZU GAST IM VQ WIEN<br />

GERNOT, VQ WIEN<br />

Narona ist 40 <strong>Jahre</strong> alt. Sie spricht gut Deutsch,<br />

hat auch schon längere Zeit <strong>in</strong> Deutschland<br />

gelebt. Ihr Blick ist oft traurig, sie macht sich<br />

Sorgen. Sie und ihre K<strong>in</strong>der kommen aus der<br />

Republik Nordmazedonien.<br />

Die Roma <strong>in</strong> Nord-Mazedonien leben meist <strong>in</strong><br />

großer Armut, s<strong>in</strong>d ohne Arbeit und Chance<br />

auf Ausbildung und die Krankenversorgung<br />

ist prekär. Ihr Sohn Enzo* ist schmächtig und<br />

wirkt weit jünger als 14 <strong>Jahre</strong>. Er leidet unter<br />

dem umgangssprachlich bezeichneten K<strong>in</strong>derrheuma.<br />

Schmerzen begleiten ihn tagtäglich.<br />

Für Enzo ist die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung <strong>in</strong><br />

Nord-Mazedonien nicht gewährleistet. Narona<br />

könnte sie sich niemals leisten.<br />

Ihre Tochter Melia ist 10 <strong>Jahre</strong> alt, e<strong>in</strong> ruhiges,<br />

kreatives Mädchen. Stundenlang beschäftigt<br />

sie sich im Zimmer und baut Puppen und<br />

Puppenhäuser aus Karton. Sie sche<strong>in</strong>t im<br />

Spiel mit den selbstgebastelten Puppen ihre<br />

Geschichte zu verarbeiten.<br />

Ursprünglich ist Narona mit ihrem Ehemann<br />

bei uns gewesen. Dieser war ihr gegenüber<br />

immer wieder gewalttätig. Es wurde schnell<br />

gehandelt – mit e<strong>in</strong>er Wegweisung. Von<br />

Narona hörten wir, dass er nach Nord-Mazedonien<br />

zurückkehrte und ihr drohte. Sollte<br />

sie zurückkommen, wolle er sie umbr<strong>in</strong>gen.<br />

Sie hat Angst, fürchtet die Abschiebung. Wir<br />

recherchieren wegen Schutze<strong>in</strong>richtungen für<br />

Frauen, die von familiärer Gewalt betroffen<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Schutze<strong>in</strong>richtungen existieren so<br />

gut wie gar nicht, telefonische Anfragen laufen<br />

<strong>in</strong>s Leere. Narona wünscht sich für ihre K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>e bessere Zukunft, e<strong>in</strong> besseres Leben, als<br />

sie es hatte. Sie ist Analphabet<strong>in</strong> – schwierig<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt der Digitalisierung. Geduldig<br />

erklären wir ihr Busabfahrtspläne, Medikamentene<strong>in</strong>nahmen<br />

und die Angebote auf der<br />

Infotafel. Zum Glück haben ihre beiden K<strong>in</strong>der<br />

lesen und schreiben gelernt und unterstützen<br />

sie tatkräftig. Narona hat noch zwei erwachsene<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Nord-Mazedonien. Narona<br />

wurde schon im Alter von 17 <strong>Jahre</strong>n verheiratet.<br />

Das möchte sie ihrer Tochter ersparen.<br />

Ihr e<strong>in</strong>ziger Wunsch ist: E<strong>in</strong> Zimmer für sich<br />

und e<strong>in</strong>e Arbeit, um Enzo und Melia versorgen<br />

zu können.<br />

Narona und ihre beiden K<strong>in</strong>der waren fünf<br />

Monate <strong>in</strong> unserer Betreuungsstelle. Lange<br />

genug, um mitzubekommen, dass auf die negativen<br />

Asylbescheide alsbald die Schubhaft und<br />

die Abschiebung folgten. E<strong>in</strong>es morgens war<br />

es soweit – die Polizei kam und holte Narona,<br />

Enzo und Melia ab. Als Er<strong>in</strong>nerung überließ<br />

uns Melia e<strong>in</strong>es ihrer kreativen Puppenhäuser.<br />

*Namen von der Redaktion geändert.<br />

E<strong>in</strong> Klient aus Ch<strong>in</strong>a wurde bei uns im VQ<br />

aufgenommen, mit ursprünglich tibetanischen<br />

Wurzeln, bei dem sich außerordentliches künstlerisches<br />

Talent <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Workshop bemerkbar<br />

machte.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n war er e<strong>in</strong> wenig schüchtern.<br />

Aber nach und nach beteiligte er sich an der<br />

Nachmittagsbetreuung, um geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den K<strong>in</strong>dern und Betreuern Bilder zu malen.<br />

An se<strong>in</strong>en Zeichnungen war se<strong>in</strong>e Begabung<br />

sehr deutlich zu erkennen. Er erzählte den<br />

Betreuern auch, dass Malen ihm große Freude<br />

bereite und er uns gerne e<strong>in</strong> Bild malen<br />

möchte. So wurde er mit 2 großen Keilrahmen,<br />

P<strong>in</strong>seln und Le<strong>in</strong>wandfarbe ausgestattet und<br />

konnte sich künstlerisch betätigen. E<strong>in</strong>es<br />

se<strong>in</strong>er Werke ist <strong>in</strong>spiriert von e<strong>in</strong>em tibetanischen<br />

Cartoon, welches er als K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Heimat gerne geschaut hat. Das andere<br />

Bild ist e<strong>in</strong> frei erfundenes Motiv, wo man<br />

verschiedene Vögel <strong>in</strong> die Freiheit fliegen<br />

sieht. Zu unserer Freude hat uns der Klient als<br />

Abschiedsgeschenk beide Bilder übergeben.<br />

Zudem hat er auf e<strong>in</strong>em Bild ‚I Love <strong>ORS</strong>‘<br />

draufgemalt, als Ausdruck se<strong>in</strong>er Dankbarkeit<br />

und der angenehmen Zeit, die er im VQ Wien<br />

hatte. Leider hat uns unser freundlicher, tibetanischer<br />

Künstler nach 3,5 Wochen verlassen,<br />

jedoch s<strong>in</strong>d beide se<strong>in</strong>er Kunstwerke <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>gangshalle im VQ Wien zu bewundern.<br />

44<br />

45


46<br />

47


UNSERE SONDER-<br />

BETREUUNGSKONZEPTE<br />

Das Team „Haus der Frauen“ <strong>in</strong> Traiskirchen<br />

Allgeme<strong>in</strong><br />

Die Betreuung von geflüchteten und asylsuchenden<br />

Personen ist e<strong>in</strong>e zentrale Herausforderung<br />

für unsere Gesellschaft. Wir werden<br />

dieser Herausforderung gerecht: als Betreuungsdienstleister<strong>in</strong><br />

meistern wir mithilfe<br />

bedürfnisgerechter Konzepte und professioneller<br />

Betreuungsmethoden den Betreuungsalltag.<br />

Unsere Konzepte stellen e<strong>in</strong>e Sammlung von<br />

Handlungsanleitungen dar, berücksichtigen<br />

die besonderen Anforderungen an die<br />

Betreuung bis <strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>ste Detail und zeigen<br />

die Maßstäbe und Besonderheiten rund um<br />

die Unterbr<strong>in</strong>gung und Betreuung bestimmter<br />

Personengruppen.<br />

Gleichzeitig wird der besondere Schutzbedarf<br />

dieser Zielgruppen skizziert und praxisorientierte<br />

Maßnahmen werden abgeleitet.<br />

Diese Konzepte s<strong>in</strong>d als Ergänzung zum<br />

bestehenden Betreuungsvertrag zu verstehen.<br />

Bewusst werden nur Betreuungsansätze und<br />

Empfehlungen aufgelistet. Dadurch wird e<strong>in</strong>e<br />

praxisorientierte und örtlich angepasste<br />

Adaption und Umsetzung ermöglicht.<br />

ARF-Konzept<br />

Konzept zur Betreuung<br />

alle<strong>in</strong>reisender Frauen<br />

Besonders Frauen, die ihre Flucht alle<strong>in</strong>e<br />

bewältigen mussten oder während der<br />

Flucht von ihrer Familie getrennt worden<br />

s<strong>in</strong>d, waren auf ihrem Weg oft dramatischen<br />

Lebenssituationen schutzlos ausgesetzt.<br />

In vielen Situationen erfahren sie Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

und Ausgrenzung (als Flüchtl<strong>in</strong>ge, aber<br />

auch als Frauen an sich). Umso wichtiger ist<br />

es, genau diesen Menschen mit bedürfnisorientierter<br />

Unterstützung und umfassendem<br />

Schutz entgegenzukommen, damit sie sich die<br />

notwendige Sicherheit und Stabilität auf ihrem<br />

Lebensweg (wieder) aneignen können. Nur<br />

e<strong>in</strong>ige Inhalte dieses ausführlichen Konzeptes<br />

s<strong>in</strong>d: bauliche Schutzmaßnahmen, der E<strong>in</strong>satz<br />

von weiblichem Personal mit verbundenen<br />

Regelungen für männliche Mitarbeiter,<br />

Personalschulung, Vertrauenspersonen,<br />

Informationsmanagement und gründliche<br />

psychologische Beratung für traumatisierte<br />

Frauen, Betreuungsprogramme und abläufe,<br />

Versorgung von Schwangeren und Babys und<br />

viele weitere Punkte.<br />

Alle<strong>in</strong>reisende Frauen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e besonders<br />

vulnerable Gruppe, die <strong>in</strong> der Betreuung,<br />

Beratung und Unterstützung e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Schwerpunktsetzung erfordern. Dieses alle<br />

Grundbedürfnisse umfassende Konzept von<br />

Maßnahmen dient als Richtl<strong>in</strong>ie, die sich über<br />

alle wichtigen Lebensbereiche zieht, und ist<br />

e<strong>in</strong> Versuch, den besonderen Belastungen der<br />

geflüchteten Frauen gerecht zu werden.<br />

Der Schutz der Frauen, die Förderung e<strong>in</strong>es<br />

selbstbestimmten Lebens, e<strong>in</strong>e selbstbewusste<br />

Haltung mit dem Recht auf Verfügung über<br />

den eigenen Körper und Geist sowie die<br />

Möglichkeit, Bildung zu erhalten, s<strong>in</strong>d die<br />

Eckpfeiler e<strong>in</strong>er Annäherung an e<strong>in</strong> glückliches<br />

Leben.<br />

UMF-Konzept<br />

Konzept für die Betreuung unbegleiteter<br />

m<strong>in</strong>derjähriger Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

Die Anzahl der (<strong>in</strong>sbesondere) männlichen<br />

unbegleiteten M<strong>in</strong>derjährigen (UMF) hat sich<br />

<strong>in</strong> den letzten <strong>Jahre</strong>n, trotz Rückgang der Asylanträge,<br />

allgeme<strong>in</strong> vervielfacht. UMF aus den<br />

Krisengebieten (z.B. Afghanistan) haben häufig<br />

<strong>in</strong> den letzten <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> ihrer Heimat ke<strong>in</strong>e<br />

strukturierte und altersgerechte Erziehung<br />

als K<strong>in</strong>der und Jugendliche erhalten können.<br />

Aufgrund der Lebensumstände und der Erlebnisse<br />

im Heimatland wie auch auf der Flucht<br />

haben viele UMF wichtige pädagogische und<br />

soziale Entwicklungsschritte „übersprungen“.<br />

48<br />

Jugendliche Asylwerber zu Besuch im Arnulf Ra<strong>in</strong>er Museum <strong>in</strong> Baden bei Wien


UNSERE SONDER-<br />

BETREUUNGSKONZEPTE<br />

Es bedarf e<strong>in</strong>er besonders „engmaschigen“<br />

Betreuung (Bezugsbetreuung), erfolgt durch<br />

das Zusammenspiel verschiedener sich ergänzender<br />

Betreuungsleistungen, die von unterschiedlichen<br />

Organisationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gut<br />

abgestimmten Netzwerk erbracht werden.<br />

Aus der persönlichen Biografie leiten sich die<br />

Maßnahmen zur Förderung des Jugendlichen<br />

ab, welche durch laufende Beobachtung und<br />

Gesprächsführung mit dem UMF vom Betreuer<br />

evaluiert und dokumentiert werden. Dadurch<br />

kann jederzeit e<strong>in</strong>e Anpassung der Unterstützung<br />

des UMFs gewährleistet werden.<br />

RÜBEN-Konzept<br />

Die Abkürzung „RÜBEN“ steht für Rückkehrberatungszentren.<br />

Die KlientInnen, die <strong>in</strong><br />

RÜBEN-Zentren betreut werden, s<strong>in</strong>d<br />

Menschen, die bereits Fremde <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

s<strong>in</strong>d, und freiwillig das Land verlassen sollen.<br />

RÜBEN s<strong>in</strong>d anders als übliche Betreuungsstellen,<br />

da der Alltag hier nicht die Integration<br />

von Menschen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> be<strong>in</strong>haltet.<br />

Der Schwerpunkt soll darauf gelegt werden,<br />

dass wir die zu betreuenden Menschen so gut<br />

wie möglich auf ihr Leben <strong>in</strong> ihrer Heimat<br />

vorbereiten.<br />

Ziele des vorliegenden Konzeptes für<br />

Betreuungsstellen mit Rückkehrberatung<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

• die Rückkehrfähigkeit der KlientInnen<br />

sicherzustellen,<br />

• Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e geordnete<br />

Tagesstruktur für die Bewohner und<br />

Bewohner<strong>in</strong>nen zu schaffen,<br />

• für die E<strong>in</strong>haltung der Hausordnung <strong>in</strong> den<br />

Betreuungse<strong>in</strong>richtungen zu sorgen,<br />

• wichtige Informationen an AsylwerberInnen<br />

und den Auftraggeber zu kommunizieren,<br />

• gewaltpräventiv und deeskalierend zu<br />

handeln,<br />

• s<strong>in</strong>nvolle Beschäftigungsmöglichkeiten zur<br />

Erleichterung des Wiedere<strong>in</strong>stiegs <strong>in</strong> das<br />

Leben <strong>in</strong> der Heimat anzubieten sowie<br />

• durch Workshops Aufklärungs- und<br />

Bildungsarbeit zur Vorbereitung auf die<br />

Rückkehr und das Alltagsleben im Heimatland<br />

zu leisten.<br />

Der Wochenplan be<strong>in</strong>haltet daher u.a. auch<br />

Muttersprachenunterricht, Sport, Handwerkund<br />

Gartenworkshops, Bildungslernen für<br />

Männer, Frauenrecht- und Demokratieworkshops,<br />

HIV-Workshops, Schwerpunkt Kultur<br />

und Werte im Heimatland, Tanzabende und<br />

vieles mehr.<br />

K<strong>in</strong>derbetreuung<br />

Wir gehen <strong>in</strong>dividuell auf die Bedürfnisse<br />

unserer Klientengruppen e<strong>in</strong>. Dazu gehören<br />

auch K<strong>in</strong>der, die bei uns e<strong>in</strong>e altersgerechte<br />

und ebenso psychologische Betreuung erhalten.<br />

Die Betreuung von K<strong>in</strong>dern fordert F<strong>in</strong>gerspitzengefühl<br />

und e<strong>in</strong>e sensible Herangehensweise<br />

<strong>in</strong> emotionalen Situationen. Insbesondere bei<br />

traumatisierten K<strong>in</strong>dern gilt es, Professionalität<br />

zu beweisen und die Balance zwischen<br />

Nähe und Distanz <strong>in</strong> der täglichen Betreuung<br />

zu halten.<br />

Wir achten auf die Entwicklung der K<strong>in</strong>der,<br />

angefangen bei der Ernährung, bis h<strong>in</strong> zu<br />

deren persönlicher Entwicklung. Die Bereitstellung<br />

von Obst und Sicherstellung e<strong>in</strong>er<br />

gesunden und ausgewogenen Ernährung durch<br />

die Freigabe des Menüplans durch den Arzt<br />

ist bei K<strong>in</strong>dern und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> unseren<br />

Betreuungsstellen gegeben. Selbstverständlich<br />

wird die Sicherstellung von k<strong>in</strong>derspezifischen<br />

Hygieneartikeln und Bekleidung gewährleistet.<br />

Das Bildungsangebot, <strong>in</strong>sbesondere für schulpflichtige<br />

K<strong>in</strong>der, reicht vom Deutschkurs bis<br />

Bildungslernen für K<strong>in</strong>der. K<strong>in</strong>derbetreuung<br />

f<strong>in</strong>det von Montag bis Freitag zwei Stunden<br />

täglich statt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angenehmen, k<strong>in</strong>dergartenähnlichen<br />

Ambiente mit Spielzeugen,<br />

K<strong>in</strong>derbüchern etc. Schulk<strong>in</strong>der werden zu<br />

Semesterbeg<strong>in</strong>n mit entsprechendem Zubehör<br />

ausgestattet und bedarfsgemäß auf die Schule<br />

vorbereitet. Im Laufe des Schuljahres wird<br />

durch die BetreuerInnen Unterstützung<br />

geleistet. Durch zusätzliche Bildungsangebote<br />

wird K<strong>in</strong>dern geholfen, <strong>in</strong>dem speziell auf die<br />

Schwächen e<strong>in</strong>gegangen wird, um <strong>in</strong>dividuell<br />

dort Unterstützung zu leisten, wo sie konkret<br />

benötigt wird.<br />

Je nach lokalen Gegebenheiten werden<br />

verschiedenste Ausflüge mit den K<strong>in</strong>dern und<br />

deren Erziehungsberechtigten unternommen.<br />

U.a. zählen dazu Ausstellungs- und Museumsbesuche,<br />

Spaziergänge/Wanderungen <strong>in</strong> der<br />

Natur bzw. <strong>in</strong> Naturparks, Nachmittage beim<br />

Bowl<strong>in</strong>g.<br />

Viele Betreuungse<strong>in</strong>richtungen haben eigene<br />

Spielplätze, welche die Kle<strong>in</strong>en bei Schönwetter<br />

nutzen können. Unsere Spielplätze<br />

werden regelmäßig gewartet und entsprechen<br />

allen gesetzlichen Vorschriften.<br />

In hauseigenen Räumlichkeiten bieten wir<br />

regelmäßig Workshops an. E<strong>in</strong>e bei Jung und<br />

Alt beliebte Beschäftigung ist der Kreativworkshop,<br />

bei welchem getüftelt, gemalt und<br />

gebastelt wird. Für etwaige Feste und Veranstaltungen<br />

im Haus können somit Deko und<br />

kle<strong>in</strong>e Geschenke vorbereitet werden.<br />

Schulbetrieb <strong>in</strong> der BS Traiskirchen<br />

50<br />

51


BETREUTES WOHNEN / GROSSQUARTIERE<br />

IN LANDESBETREUUNG<br />

Betreutes Wohnen<br />

Zwischen dem Land NÖ, dem Land Kärnten,<br />

dem Land Steiermark und der <strong>ORS</strong> gibt/gab<br />

es e<strong>in</strong>en Betreuungsvertrag für die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

von Asylwerbern <strong>in</strong> Grundversorgung.<br />

Die Bewohner werden von uns <strong>in</strong> angemieteten<br />

Wohnungen durch mobile Sozialbetreuer betreut.<br />

Zu unseren Zielgruppen zählen Familien,<br />

Alle<strong>in</strong>reisende Frauen und Alle<strong>in</strong>reisende<br />

Männer. Das Versorgungssystem erfolgt <strong>in</strong><br />

Selbstversorgung.<br />

Unsere Aufgabe besteht neben der Wohnungswartung,<br />

Kontrolle der Hausordnung, Ausgabe<br />

der Hygieneartikel, Dokumentation und<br />

Auszahlung des Verpflegungsgeldes vor allem<br />

<strong>in</strong> der Sozialbetreuung unserer Klienten.<br />

Zweimal <strong>in</strong> der Woche bieten wir Deutschkurse<br />

und Freizeitbetreuung an. Mehrmals <strong>in</strong><br />

der Woche fahren wir die Wohnungen für die<br />

Auszahlungen der Taschengelder, Ausgaben<br />

und organisatorischen Bedarfe an. Wir unterstützen<br />

bei Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barungen und der<br />

Integration <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>deleben. Manchmal<br />

ist es notwendig, Bewohner zu wichtigen<br />

Term<strong>in</strong>en zu begleiten – etwa wenn die sprachliche<br />

Barriere noch zu groß ist oder e<strong>in</strong>e Hilfestellung<br />

<strong>in</strong> der Zurechtf<strong>in</strong>dung bei Ärzten oder<br />

Behörden sichtlich von Nöten ist.<br />

Im Betreuten Wohnen arbeiten wir mit der<br />

Caritas und der Diakonie zusammen, welche<br />

unter anderem mit der Ausgabe von Kleidungsgutsche<strong>in</strong>en<br />

und der Organisation von<br />

externen Deutschkursen beauftragt ist. Es ist<br />

uns besonders wichtig, die Selbstständigkeit<br />

unserer Klienten zu fördern. Wir haben vor<br />

allem <strong>in</strong> den Wohngeme<strong>in</strong>schaften geholfen,<br />

Putzpläne zu erstellen und geme<strong>in</strong>sam Haushaltspläne<br />

zu machen. Besonders wichtig dabei<br />

ist natürlich das geme<strong>in</strong>same Deutsch lernen<br />

– nur wenn die sprachliche Verständigung<br />

funktioniert, können sich unsere Bewohner<br />

gut <strong>in</strong>tegrieren. Workshops s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fester<br />

Bestandteil unseres Angebotes. So werden<br />

zum Beispiel zu den Themen „Mülltrennung“,<br />

„Verhalten im Notfall“, „Richtiges Lüften und<br />

Heizen“ und „Gesunde Ernährung“ Grundste<strong>in</strong>e<br />

für die Orientierung <strong>in</strong> der österreichischen<br />

Gesellschaft gelegt.<br />

LÄNDERBETREUUNG ZAHLEN AUS 2018<br />

Deutschkurse<br />

Ausflüge<br />

Sportaktivitäten<br />

Workshops<br />

16 Mitarbeiter<br />

290 Bewohner<br />

228<br />

241<br />

406<br />

89 betreute<br />

Wohnungen<br />

„Wer mit traumatisierten<br />

Menschen arbeitet, muss<br />

drei D<strong>in</strong>ge beherzigen:<br />

Erstens: gut essen,<br />

Zweitens: viel feiern,<br />

Drittens: wütend putzen.“<br />

Lisa, Betreutes Wohnen NÖ<br />

668<br />

Betreuungsverhältnis: 1:18<br />

52<br />

53


BETREUTES WOHNEN / GROSSQUARTIERE<br />

IN LANDESBETREUUNG<br />

Aus dem<br />

Betreuungsalltag<br />

Nach der Freude über die „eigenen vier Wände“<br />

erleben wir bei unseren BewohnerInnen nach<br />

e<strong>in</strong>iger Zeit wieder e<strong>in</strong>en Abfall der Motivation.<br />

Die Ungewissheit steigt wieder und unverarbeitete<br />

traumatische Erlebnisse leben wieder auf.<br />

Durch <strong>in</strong>tensiven Beziehungs- und Vertrauensaufbau<br />

gel<strong>in</strong>gt es uns immer öfter, dort Hilfestellungen<br />

zu geben und wichtige Maßnahmen<br />

<strong>in</strong> die Wege zu leiten.<br />

Sei es die Begleitung zu den richtigen Fachärzten<br />

oder auch die e<strong>in</strong>fache F<strong>in</strong>dung von<br />

s<strong>in</strong>nvoller Beschäftigung. So haben wir uns<br />

sehr darüber gefreut, als e<strong>in</strong> vormals sehr<br />

trauriger und <strong>in</strong>trovertierter Bewohner durch<br />

Vernetzung mit anderen Asylwerbern im Ort<br />

nun Nachhilfe <strong>in</strong> Mathematik erteilt und durch<br />

se<strong>in</strong>e Aufgabe wieder Selbstbewusstse<strong>in</strong> und<br />

Selbstvertrauen f<strong>in</strong>den konnte!<br />

Oft s<strong>in</strong>d es ehrenamtliche Tätigkeiten <strong>in</strong><br />

den Geme<strong>in</strong>den, die zu e<strong>in</strong>em besseren<br />

Verständnis auf allen Seiten führen. Sie<br />

stellen für die Asylwerber, die Geme<strong>in</strong>demitglieder<br />

und auch uns Sozialbetreuer e<strong>in</strong>e<br />

absolute W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Situation dar!<br />

Großunterkünfte<br />

In den Ländern Steiermark und Vorarlberg<br />

wurden im Auftrag des Landes von der <strong>ORS</strong><br />

Großunterkünfte betrieben. In der Steiermark<br />

handelte es sich um e<strong>in</strong>e Unterkunft für<br />

Personen mit Sonderbetreuungsbedarf. Sie<br />

wurden auf 2000m 2 <strong>in</strong> 40 Wohne<strong>in</strong>heiten<br />

untergebracht. Zur Zielgruppe zählten alle<strong>in</strong>reisende<br />

Männer, alle<strong>in</strong>reisende Frauen, Familien<br />

sowie unbegleitete M<strong>in</strong>derjährige.<br />

Durch den Sonderbetreuungsbedarf, welcher<br />

sich aus psychischen und/oder physischen<br />

Erkrankungen ergibt, erfolgte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

E<strong>in</strong>zelfallbetreuung durch das Team – 7 Tage<br />

die Woche, 24 Stunden am Tag.<br />

Mehrfach wurden von unseren BewohnerInnen<br />

Suizidgedanken geäußert, deren Umsetzung<br />

durch die Betreuung verh<strong>in</strong>dert werden konnte.<br />

Teilweise war es notwendig, fachspezifische<br />

Betreuung im Krankenhaus heranzuziehen.<br />

Aber auch dort wurden unsere BewohnerInnen<br />

von <strong>ORS</strong> betreut, <strong>in</strong>dem wir sie besuchten,<br />

Gespräche führten und persönliche Gegenstände<br />

vorbeibrachten. Wegen dem hohen Betreuungsbedarf<br />

wurde mit verschiedenen Vere<strong>in</strong>en und<br />

Ärzten eng zusammengearbeitet. Auch unsere<br />

MitarbeiterInnen wurden <strong>in</strong> Form von Fallbesprechungen<br />

und Aufklärungsveranstaltungen<br />

zu Krankheitsbildern betreut und <strong>in</strong>formiert.<br />

In Vorarlberg wurden bis Ende Juli 2018 bis zu<br />

fünf Großunterkünfte durch die <strong>ORS</strong> Service<br />

GmbH im Auftrag des Landes betreut:<br />

Es gab e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit der Stadt<br />

Dornbirn und den von der Stadt <strong>in</strong>itiierten<br />

Freiwilligen: Remunerantentätigkeiten durch<br />

unsere KlientInnen für die Stadt Dornbirn<br />

(Bauhof, Unterstützung der Geme<strong>in</strong>dearbeiter<br />

bei Umsiedlung von Schulen, Hilfse<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Produktionsküche der Aquamühle, Hilfe<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reitstall, e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung für Gehörlose,<br />

etc.) wurden durchgeführt. Es gab täglich<br />

externe Deutschkurse sowie diverse Freizeitangebote<br />

(Fußball, Volleyball, Basketball, Wanderungen,<br />

Begleitung <strong>in</strong>s Schwimmbad, Ausflüge<br />

und gelegentlich kostenlose Besuche <strong>in</strong> Museen<br />

und bei Veranstaltungen, Schachturniere…).<br />

Die Asylwerber wurden auch im Rahmen des<br />

Programms „Hand <strong>in</strong> Hand“, e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Hilfsprojekt, beschäftigt. Dabei wurden<br />

öffentliche Vere<strong>in</strong>e, Kommunalbetriebe und<br />

hilfsbedürftige Privatpersonen unterstützt.<br />

Für die Asylwerber gab es für ihre Tätigkeiten<br />

selbstverständlich e<strong>in</strong>e Entlohnung. Ehrenamtlich<br />

konnten die Asylwerber auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit mit der Seniorenbörse<br />

Dornbirn, betagten Menschen zur Hand gehen<br />

(Gartenarbeiten, Brennholz verräumen usw…)<br />

und haben dieses Angebot reichlich genützt.<br />

Team Landesbetreuung Vorarlberg<br />

54<br />

55


56<br />

57


REMUS<br />

Die Remunerantentätigkeit (kurz „REMU“ –<br />

Tätigkeit genannt) ist e<strong>in</strong>e gesetzlich vorgesehene<br />

Möglichkeit für AsylwerberInnen bei begleitenden<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong>nerhalb der Betreuungsstellen und<br />

deren Außenanlagen e<strong>in</strong>gesetzt zu werden.<br />

Für die teilnehmenden Klient<strong>in</strong>nen und Klienten<br />

bedeutet die Remutätigkeit u.a. die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er Tagesstrukturierung, die Chance auf<br />

persönliche Weiterentwicklung, Anerkennung<br />

und Zuspruch sowie e<strong>in</strong>e monetäre Zuwendung.<br />

Ziel der Remunerantentätigkeit soll auch die<br />

Schaffung e<strong>in</strong>es gewissen Geme<strong>in</strong>schaftsgefühls<br />

und e<strong>in</strong>es Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>s<br />

für die Unterkunft se<strong>in</strong>. Pr<strong>in</strong>zipiell steht die<br />

Remunerationstätigkeit AsylwerberInnen<br />

offen, die <strong>in</strong> der Grundversorgung s<strong>in</strong>d. Dabei<br />

ist ke<strong>in</strong> Dienstverhältnis gegeben und es ist<br />

ke<strong>in</strong>e Beschäftigungsbewilligung notwendig.<br />

Für ihre Tätigkeit steht den AsylwerberInnen<br />

e<strong>in</strong>e Entlohnung nach e<strong>in</strong>er Verordnung des<br />

Innenm<strong>in</strong>isteriums zu. Ob Re<strong>in</strong>igung des<br />

Gebäudes, Küchenhilfe, handwerkliche Unterstützung,<br />

Grünflächenpflege oder Unterstützung<br />

bei Pflegetätigkeiten wie z.B. Bettwäsche<br />

wechseln oder Mithilfe beim Basteln mit<br />

K<strong>in</strong>dern – die Möglichkeiten als RemunerantIn<br />

s<strong>in</strong>d vielfältig. Auch für die K<strong>in</strong>derbetreuung<br />

werden RemunerantInnen – natürlich unter<br />

Aufsicht ausgebildeter SozialbetreuerInnen –<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Doch wie kommen unsere KlientInnen überhaupt<br />

zu e<strong>in</strong>er Tätigkeit? Schon bei der Erstaufnahme<br />

wird auf diese Möglichkeit standardmäßig<br />

aufmerksam gemacht. Danach haben<br />

die KlientInnen die Möglichkeit, sich bei der<br />

zuständigen Person zu melden und das Interesse<br />

an e<strong>in</strong>er REMU-Tätigkeit zu äußern.<br />

Meist wird sonntags e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schulung durchgeführt,<br />

sodass die RemunerantInnen am<br />

darauffolgenden Montag bereits optimal<br />

<strong>in</strong>formiert ihre Aufgaben angehen können.<br />

Während ihres E<strong>in</strong>satzes tragen REMUs e<strong>in</strong>e<br />

orange Signalweste, um e<strong>in</strong>e leichte Identifikation<br />

während des E<strong>in</strong>satzes zu gewährleisten. Die<br />

MitarbeiterInnen der <strong>ORS</strong> haben die Aufgabe,<br />

die RemunerantInnen <strong>in</strong> ihrer Tätigkeit anzuleiten<br />

und Arbeitspläne zu erstellen.<br />

In der geme<strong>in</strong>samen Tätigkeit lernt man<br />

sich kennen und schätzen, hat die Chance,<br />

verschiedene Ansichten zu diskutieren und<br />

mit jemandem aus anderen Kulturen Kontakt<br />

aufzunehmen.<br />

58<br />

59<br />

BETREUUNGSALLTAG


VERPFLEGUNG<br />

E<strong>in</strong>en zentralen Bestandteil der erfolgreichen<br />

Betreuung unterschiedlicher Personengruppen<br />

macht die Verpflegung aus. Höchste Qualität<br />

<strong>in</strong> ausreichender Menge steht im Fokus unserer<br />

KüchenmitarbeiterInnen. Sie legen damit den<br />

Grundste<strong>in</strong> unserer Betreuungsarbeit.<br />

Die Jury für diese Kocholympiade war hochkarätig<br />

besetzt: u.a. durch e<strong>in</strong>en Vertreter des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Inneres, Nationenvertretern<br />

aus dem Nahen Osten & Afrika, sowie als<br />

Juryvorsitzenden den 3-Haubenkoch Andreas<br />

Döllerer. Se<strong>in</strong> Feedback war sehr erfreulich:<br />

Lebensmittelverbrauch<br />

2012-2020<br />

HACCP<br />

Alle fünf <strong>ORS</strong>-Betreuungse<strong>in</strong>richtungen, die<br />

über e<strong>in</strong>e eigene Betriebsküche verfügen,<br />

wurden 2018 nach HACCP-Standard zertifiziert!<br />

In unseren Großküchen herrscht e<strong>in</strong> Qualitätsstandard<br />

von hohem Maß – nicht nur bei der<br />

Speisenzubereitung.<br />

Was ist HACCP? Die Abkürzung bedeutet:<br />

„Risiko-Analyse kritischer Kontroll-Punkte“ <strong>in</strong><br />

Großküchen. Überprüft wird die Dokumentation<br />

und Durchführung sämtlicher Hygienekontrollen,<br />

die Weiterbildungs<strong>in</strong>halte und Schulungs<strong>in</strong>tervalle<br />

unserer MitarbeiterInnen, sowie<br />

die praktische Ausführung des vorliegenden<br />

Hygiene-Konzepts.<br />

Kocholympiade<br />

„Die Qualität aller Gerichte und das Können<br />

unseres Küchenpersonals s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em sehr<br />

hohen Niveau.“ Somit erreichten wir e<strong>in</strong> weiteres<br />

Ziel der Kocholympiade, die Motivation durch<br />

Lob des Verpflegungspersonals zu erhöhen.<br />

Der wohlverdiente 1. Platz und somit auch der<br />

Titel „<strong>ORS</strong> Küchenteam 2018“ g<strong>in</strong>g an das Team<br />

der BS Fieberbrunn. Die Kocholympiade ist <strong>in</strong><br />

der <strong>ORS</strong> zur Tradition geworden und wurde<br />

auch 2019 wieder veranstaltet (2020 machte uns<br />

Corona e<strong>in</strong>en Strich durch die Rechnung). Der<br />

positive Anklang bei allen Beteiligten zeigt, dass<br />

diese Art von Veranstaltung e<strong>in</strong>e hervorragende<br />

Möglichkeit zur Förderung von Personal, wie<br />

auch zur Weiterentwicklung <strong>in</strong> den Betriebsküchen<br />

bietet.<br />

Eier<br />

130.731<br />

Mehl/Gries/Gerste<br />

49.208 kg<br />

M<strong>in</strong>eralwassser<br />

426.009 l<br />

Kaffeebohnen<br />

4.338 kg<br />

Das Auge isst<br />

bekanntlich mit!<br />

„Deshalb habe ich mich darum gekümmert,<br />

mehr Farbe <strong>in</strong> den Speisesaal der<br />

Betreuungsstelle Traiskirchen zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Mit etwas Farbe und zeitgerechtem Design<br />

wird neben dem Magen auch das Auge<br />

genährt.“<br />

Olja, Sozialbetreuer<strong>in</strong><br />

UMF-Team Traiskirchen<br />

Um neue Frische <strong>in</strong> den Speiseplan unserer<br />

KlientInnen e<strong>in</strong>zuführen und das Talent der<br />

Küchenteams zu fördern, wurde 2018 die erste<br />

<strong>ORS</strong>-Kocholympiade <strong>in</strong> die Welt gerufen. Ziel<br />

war, das Siegerrezept auf die Speisekarte aller<br />

Standorte zu br<strong>in</strong>gen. Nach dem Motto „easy<br />

chicken“ wurden im ersten Schritt jeweils drei<br />

Rezepte pro Küchenteam e<strong>in</strong>gereicht. Aus<br />

diesen wurde schließlich von e<strong>in</strong>er Jury e<strong>in</strong>e<br />

Vorauswahl getroffen.<br />

Nudeln<br />

108.936 kg davon 1.050 kg<br />

Buchstabennudeln<br />

Schokolade<br />

6.246 kg<br />

Salz<br />

15.796 kg<br />

Frischfleisch<br />

19.940 kg<br />

60<br />

61


MEDIZINISCHE BETREUUNG<br />

Alle Erstaufnahmezentren und Verteilerquartiere<br />

s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Arztstation mit selbständigen<br />

Ärzten ausgestattet.<br />

Die wichtigsten Punkte der mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Betreuung <strong>in</strong> den Arztstationen be<strong>in</strong>halten<br />

folgende Aufgabenbereiche:<br />

1) Die Tuberkulose-Abklärung<br />

Lungenröntgen <strong>in</strong> der Betreuungsstelle oder<br />

bei externen Instituten, ev. Überstellung<br />

zur Abklärung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der vorgesehenen<br />

Spezialabteilungen der Krankenhäuser.<br />

2) Mediz<strong>in</strong>ische Erstuntersuchung<br />

3) Hausärztliche Tätigkeit<br />

und Zusammenarbeit<br />

mit den jeweiligen Krankenhäusern, deren<br />

spezifischen Abteilungen und Ambulanzen<br />

und den niedergelassenen Fachärzten.<br />

Beispiel: BS Traiskirchen<br />

Unser Personal auf der Krankenstation <strong>in</strong> der<br />

Betreuungsstelle Ost setzt sich zusammen<br />

aus: 6 selbstständigen Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ern,<br />

2 diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerInnen,<br />

2 Pflegeassistenten, 2 Ord<strong>in</strong>ationshilfen,<br />

2 Radiologie-Technologen und<br />

6 Radiologen/Pulmologen. Unsere Herausforderungen<br />

bestehen dar<strong>in</strong>, den KlientInnen<br />

Pünktlichkeit (e<strong>in</strong>halten von Term<strong>in</strong>en) mit auf<br />

ihren Lebensweg zu geben, ihre Stressresistenz<br />

zu fördern, das Erlernen von Geduld und die<br />

Förderung zur Selbständigkeit (eigenständig<br />

mit Fahrkarten zum Facharztterm<strong>in</strong> fahren). Sie<br />

lernen ihre eigene mediz<strong>in</strong>ische Versorgung und<br />

die dazu gehörige Behandlung zu verstehen und<br />

umsetzen zu können. Körperhygiene ist dabei<br />

ebenso e<strong>in</strong> wichtiges Thema.<br />

Die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und<br />

Ärzten ist <strong>in</strong>dividuell und wird auf den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Klienten angepasst. Das Wohl der PatientInnen<br />

steht dabei an erster Stelle. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen den selbständigen Ärzten und dem<br />

<strong>ORS</strong>-Personal ist der Schlüssel dafür! Jede ärztliche<br />

Anforderung wird zeitnah und professionell<br />

erfüllt: Seien es Term<strong>in</strong>isierungen <strong>in</strong> Krankenhäusern,<br />

das E<strong>in</strong>schachteln von Medikamenten,<br />

Nachfüllen von Ord<strong>in</strong>ationsmaterial im jeweiligen<br />

Bereich, Bestellungen für mediz<strong>in</strong>ische Zwecke<br />

etc.<br />

Bei Bedarf werden unsere Patient<strong>in</strong>nen und<br />

Patienten von der Sozialbetreuung zur Krankenstation<br />

begleitet. Wenn e<strong>in</strong>/e AsylwerberIn<br />

aufgrund des Krankheitsbildes spezielle Nahrung<br />

benötigt, können sich die Ärzte darauf verlassen,<br />

dass das <strong>ORS</strong>-Küchenteam das exakt umsetzt.<br />

Das Gleiche gilt auch im Falle von Hautkrankheiten<br />

– die MitarbeiterInnen bei der Kleiderausgabe<br />

achten auf <strong>in</strong>dividuelle ärztliche<br />

Anordnungen.<br />

Videodolmetschen<br />

Die Innovation „Videodolmetschen“ ist nach<br />

<strong>in</strong>tensiver Vorbereitung und e<strong>in</strong>er Testphase <strong>in</strong><br />

allen Erstaufnahme- und Verteilerzentren im<br />

E<strong>in</strong>satz. Uns stehen <strong>in</strong>sgesamt über 67 Sprachen<br />

zur Verfügung.<br />

Knifflige Sprachbarrieren zwischen AsylwerberInnen<br />

und Ärzten/Ärzt<strong>in</strong>nen gehören der<br />

Vergangenheit an. 14 Sprachen s<strong>in</strong>d jeweils<br />

Mo-Fr von 08:00 – 18:00 Uhr <strong>in</strong>nerhalb von<br />

max. 2 M<strong>in</strong>uten verfügbar!<br />

E<strong>in</strong>e Übersetzung <strong>in</strong> den weiteren 53<br />

Sprachen kann nach Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barung<br />

wahrgenommenen werden. Unser Ziel?<br />

Der Videodolmetsch-Dienst ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />

diskrete Zusammenarbeit mit professionellen<br />

Dolmetschern via Bildschirm. Dadurch wird<br />

bei besonders schützenswerten Verhältnissen<br />

zwischen Arzt und Patient e<strong>in</strong>e diskrete<br />

Übersetzung (z.B. von Befunden) ermöglicht.<br />

Außerhalb der Ärztezimmer vertrauen wir<br />

natürlich weiterh<strong>in</strong> auf die enormen sprachlichen<br />

Kompetenzen unserer Mitarbeiter-<br />

Innen, die e<strong>in</strong>e Vielzahl an Sprachen <strong>in</strong><br />

unseren Betreuungsstellen abdecken.<br />

62<br />

63


64<br />

65


UNSERE PARTNER<br />

Doraja Eberle<br />

von der Hilfsorganisation<br />

„Bauern helfen Bauern“<br />

Kennengelernt habe ich die <strong>ORS</strong> und ihre<br />

Mitarbeiter das erste Mal im Mai 2015 <strong>in</strong> der<br />

Zeltstadt der Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Alpenstraße<br />

Salzburg. Zu Beg<strong>in</strong>n war die Zusammenarbeit<br />

nicht ganz so e<strong>in</strong>fach, da ich mich für<br />

das Ehrenamt zuständig gefühlt habe und<br />

man „Fremdkörper“, die sich <strong>in</strong> den täglich<br />

sehr strikten Ablauf der <strong>ORS</strong> e<strong>in</strong>mischten,<br />

verständlicherweise nicht so gerne hatte.<br />

Ich kümmerte mich um e<strong>in</strong> tägliches, ehrenamtliches<br />

Team wie z.B. für „Tea & Talk“<br />

sowie um den Aufbau der Deutschkurse,<br />

die bis heute noch stattf<strong>in</strong>den. Beides war<br />

e<strong>in</strong>e sehr willkommene Abwechslung für<br />

den tristen Alltag der Flüchtl<strong>in</strong>ge. Aber<br />

damit war natürlich auch immer etwas los<br />

<strong>in</strong> der Zeltstadt, welches für die <strong>ORS</strong> e<strong>in</strong>e<br />

große Herausforderung darstellte. Mit der<br />

Zeit spielte sich alles e<strong>in</strong> und die Zusammenarbeit<br />

wurde immer besser. Die Arbeit<br />

mit Herrn Mag. Wilhelm Brunner sowie<br />

die Teamarbeit vor Ort mit Herrn Mart<strong>in</strong><br />

Pühr<strong>in</strong>ger und den gesamten <strong>ORS</strong> Mitarbeitern<br />

war von Achtung und Respekt getragen,<br />

welche bis heute anhalten. Besonders<br />

bee<strong>in</strong>druckt hat mich das „Arbeitsmarkt<br />

Integrations Programm“ von <strong>ORS</strong>, wo wir<br />

„Bauern helfen Bauern-Salzburg“ die<br />

Gelegenheit hatten, zu kooperieren.<br />

Ich b<strong>in</strong> dankbar dafür, die <strong>ORS</strong> von 2015<br />

bis 2019 begleitet, sowie me<strong>in</strong>e jahrelangen<br />

Erfahrungen <strong>in</strong> Bosnien mit me<strong>in</strong>er eigenen<br />

Hilfsorganisation bei der Flüchtl<strong>in</strong>gsarbeit<br />

<strong>in</strong> Salzburg mit e<strong>in</strong>gebracht zu haben.<br />

Ich hoffe, dass das Wissen und die Erfahrung<br />

der <strong>ORS</strong> auch <strong>in</strong> Zukunft von Nutzen<br />

se<strong>in</strong> werden.<br />

Vielen Dank und alles Gute für die<br />

Zukunft an das gesamte <strong>ORS</strong>-Team!<br />

Dkfm. Andreas Plamann<br />

Geschäftsführer, SIWACHT<br />

Viele <strong>Jahre</strong> haben wir unseren Beitrag im<br />

Bereich der Sicherheit für <strong>ORS</strong> leisten<br />

dürfen. Viele spontane Situationen haben<br />

uns im Laufe der jahrelangen Zusammenarbeit<br />

vor große Herausforderungen gestellt.<br />

Wir haben uns geme<strong>in</strong>sam stets um praktikable<br />

Lösungen bemüht. Ich er<strong>in</strong>nere mich<br />

z.B. an das Projekt <strong>in</strong> Gabcikovo. Neben<br />

vielen wesentlichen Aspekten habe ich<br />

besonders den Respekt und die Menschlichkeit<br />

geschätzt. Beides Werte, die <strong>ORS</strong> immer e<strong>in</strong><br />

Anliegen waren und allen Beteiligten das<br />

gute, konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeiten<br />

ermöglicht haben.<br />

Vielen Dank!<br />

Hadi Fontanesi<br />

Prokurist, SIWACHT<br />

Sicherheitsdienstleistungen <strong>in</strong> Asylbetreuungsstellen<br />

unterscheiden sich grundlegend<br />

von allen anderen, <strong>in</strong> der Bewachungsbranche<br />

üblichen Kundensegmenten.<br />

Vor unserem Leistungsstart <strong>in</strong> den Asylbetreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

des Bundes hatten<br />

wir vor diesen neuen Aufgaben zwar bereits<br />

ausreichend Respekt, tatsächlich aber noch<br />

ke<strong>in</strong>en tieferen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Alltag und <strong>in</strong><br />

die Themenfelder e<strong>in</strong>er solchen E<strong>in</strong>richtung.<br />

Um diese Wissenslücke noch rechtzeitig<br />

zu schließen, durften wir auf E<strong>in</strong>ladung<br />

von Hrn. Mag. Brunner an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternen<br />

Sem<strong>in</strong>ar der Sozialbetreuung mit dem Titel<br />

„Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> der Flüchtl<strong>in</strong>gsbetreuung“<br />

teilnehmen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

für die Personalauswahl zuständigen Objektmanager<br />

und dem für Traiskirchen vorgesehenen<br />

E<strong>in</strong>satzleiter von Siwacht habe ich<br />

bei diesem zweitägigen Sem<strong>in</strong>ar umfassende<br />

und tiefgründige E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Besonderheiten<br />

der Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Asylbetreuungsstelle<br />

erhalten. Wir konnten dort überaus<br />

wertvolle Informationen für die Vorbereitung<br />

und die E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> die neuen Aufgaben<br />

mitnehmen. Die auf dieser guten Informationsgrundlage<br />

damals entwickelten Qualitätsstandards<br />

wirken sich auch heute noch<br />

auf die tägliche Arbeit unserer Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter an den verschiedenen<br />

Betreuungsstellen positiv aus. Vielen Dank<br />

für die „Starthilfe“!<br />

66<br />

67


PERSONALARBEIT<br />

IN 9 JAHREN <strong>ORS</strong><br />

MIT DEM<br />

WACHSTUM<br />

DER <strong>ORS</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> wuchs auch die Bedeutung<br />

des HR-Bereichs. Konnten anfänglich die<br />

HR-Agenden noch durch die Operative Leitung<br />

wahrgenommen werden, wurde dies mit dem<br />

zunehmenden, schnellen Wachstum der <strong>ORS</strong> <strong>in</strong><br />

2015 und 2016 immer schwieriger.<br />

Durch den starken Zustrom von asylsuchenden<br />

Menschen war die <strong>ORS</strong> von<br />

175 MitarbeiterInnen Anfang 2013 auf 750<br />

MitarbeiterInnen Anfang 2016 gewachsen.<br />

Zur Rekrutierung und Verwaltung dieser<br />

MitarbeiterInnenanzahl war nicht nur e<strong>in</strong><br />

Aufstocken des Personals im HR-Fachbereich<br />

notwendig, sondern auch e<strong>in</strong>e<br />

Anpassung der Strukturen und Prozesse<br />

<strong>in</strong> der HR-Abteilung. Dies fand se<strong>in</strong>en<br />

Ausdruck auch <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>es<br />

HR-Leiters für die <strong>ORS</strong> im April 2016 und<br />

den Aufbau e<strong>in</strong>er eigenen Lohnverrechnung<br />

mit <strong>Jahre</strong>sbeg<strong>in</strong>n 2019, die bis dah<strong>in</strong><br />

von e<strong>in</strong>em externen Dienstleister vorgenommen<br />

wurde.<br />

Anpassungen<br />

War das Jahr 2016 noch durch e<strong>in</strong> starkes<br />

Wachstum der Beschäftigtenzahlen<br />

gekennzeichnet – der Höhepunkt war im<br />

Mai 2016 mit über 900 MitarbeiterInnen an<br />

40 Standorten erreicht – so wurde <strong>in</strong> den<br />

Folgejahren e<strong>in</strong>e Anpassung des Personals<br />

und der Organisation an die sich verr<strong>in</strong>gernde<br />

Zahl von Asylsuchenden notwendig.<br />

Neben der weiteren Professionalisierung<br />

durch Aufbau e<strong>in</strong>es HR-Kennzahlensytems<br />

und Aufsetzen von Personalentwicklungstools,<br />

war die Bewältigung der Personalanpassungsmassnahmen<br />

bestimmend für die<br />

Arbeit des HR Bereichs.<br />

Insgesamt erfolgte e<strong>in</strong> sozialverträglicher<br />

und begleiteter Personalabbau von 2016 bis<br />

Ende 2019 von etwa 500 Personen. Dieser<br />

sozialverträgliche Abbau wurde unterstützt<br />

durch e<strong>in</strong>en mit dem Betriebsrat <strong>in</strong><br />

2018 vere<strong>in</strong>barten Sozialplan, der neben<br />

freiwilligen Abfertigungszahlungen auch<br />

Unterstützung bei der Jobsuche be<strong>in</strong>haltet.<br />

Betriebsratsvorsitzender Abdolghadir Shor<br />

Zusammenarbeit mit dem<br />

Betriebsrat<br />

War anfänglich bei der <strong>ORS</strong> lediglich e<strong>in</strong> lokaler<br />

Betriebsrat am Standort Traiskirchen vorhanden,<br />

so wurde mit den Betriebsratswahlen im Jahr<br />

2017 e<strong>in</strong> Betriebsrat für die gesamte <strong>ORS</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> gewählt. Die Zusammenarbeit mit<br />

dem Betriebsrat war immer von gegenseitigem<br />

Vertrauen, Offenheit und Kooperationsbereitschaft<br />

geprägt. Dies zeigte sich bei der<br />

Umsetzung der, vom Auftraggeber veranlassten<br />

PERSONAL IN DEN<br />

LETZTEN JAHREN<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

Standortschließungen. Geschäftsleitung und<br />

Betriebsrat standen <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen Informationsveranstaltungen<br />

den betroffenen MitarbeiterInnen<br />

Rede und Antwort. So wurden neben<br />

dem Sozialplan unter anderem Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />

über Supervisionen, über Datenschutz<br />

und Umkleidezeiten getroffen.<br />

Verantwortung für die<br />

<strong>ORS</strong> Gruppe<br />

Der HR-Leiter für <strong>Österreich</strong> übernahm zusätzlich<br />

zu den HR-Agenden <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> zur Mitte<br />

des <strong>Jahre</strong>s 2018 auch die Aufgabe der HR Leitung<br />

für die <strong>ORS</strong> Gruppe und wurde <strong>in</strong> dieser Funktion<br />

Mitglied der <strong>ORS</strong> Gruppenleitung.<br />

Die <strong>in</strong> der <strong>ORS</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gelebte soziale<br />

Verantwortung und die hohen ethischen Grundsätze<br />

im Umgang mit Asylwerbern und MitarbeiterInnen<br />

wurden durch die Verabschiedung<br />

e<strong>in</strong>es Corporate Social Responsibility Statuts<br />

Ende 2018 und des Code of Conducts für die<br />

<strong>ORS</strong> Gruppe Anfang 2019 untermauert.<br />

MA = Anzahl der<br />

MitarbeiterInnen zum<br />

01.01. des <strong>Jahre</strong>s<br />

300<br />

200<br />

100<br />

2012<br />

65 MA<br />

2013<br />

175 MA<br />

2014<br />

170 MA<br />

2015<br />

260 MA<br />

2016<br />

772 MA<br />

2017<br />

751 MA<br />

2018<br />

609 MA<br />

2019<br />

447 MA<br />

2020<br />

267 MA<br />

68<br />

69


PERSONALENTWICKLUNG,<br />

FÜHRUNG UND WEITERBILDUNG<br />

BUSINESS EXCELLENCE<br />

Höchste qualitative Dienstleistungen können<br />

nur erbracht werden, wenn MitarbeiterInnen<br />

regelmäßig und <strong>in</strong>tensiv weitergebildet<br />

werden. Dazu haben wir über die <strong>Jahre</strong> e<strong>in</strong><br />

bee<strong>in</strong>druckendes Programm an Weiterbildungskursen<br />

geschaffen, <strong>in</strong> dem zu Spitzenzeiten<br />

jährlich 75 verschiedene <strong>in</strong>terne und<br />

Individuelle Höherqualifizierung – EXTERN<br />

3. JAHR<br />

der Betriebszugehörigkeit<br />

externe Referenten und Coaches bis zu 585<br />

TeilnehmerInnen neue Aspekte ihrer Arbeit<br />

vermittelt haben. Darüber h<strong>in</strong>aus haben wir<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit der Universität Klagenfurt<br />

e<strong>in</strong>en universitären Lehrgang „Asyl- und<br />

Migrationsbegleitung“ durchgeführt und 20<br />

KollegInnen damit akademisch ausgebildet.<br />

Die Bus<strong>in</strong>ess Excellence Abteilung hat mitunter<br />

die Aufrechterhaltung des ISO 9001:2015 –<br />

Zertifikats als vorrangiges Ziel. Hier gilt es, e<strong>in</strong>e<br />

aktive Schnittstelle zu allen Abteilungen und<br />

Standorten zu bilden, um e<strong>in</strong>erseits kont<strong>in</strong>uierlich<br />

die Betreuungsprozesse zu optimieren und<br />

andererseits gleichzeitig den Verbesserungsbedarf<br />

von bestehenden Abläufen entsprechend den<br />

Anregungen der MitarbeiterInnen, aber natürlich<br />

auch den Anforderungen des Auftraggebers<br />

entsprechend, anzupassen.<br />

Das Qualitätsmanagement<br />

Audits<br />

2018 wurden von den <strong>in</strong>ternen Auditoren<br />

Matej Urban und Mart<strong>in</strong> Waltner geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Leitung Bus<strong>in</strong>ess Excellence die<br />

Unterkünfte <strong>in</strong> Reichenau an der Rax, das<br />

Verteilerquartier <strong>in</strong> Wien und die Erstaufnahmestelle<br />

<strong>in</strong> Traiskirchen auditiert. Vielen<br />

herzlichen Dank an dieser Stelle allen Beteiligten<br />

für das konstruktive Mitwirken und die<br />

gute Zusammenarbeit!<br />

Nähe/Distanz<br />

Fachkurse<br />

Empathie<br />

& Abgrenzung<br />

Grenzsituation<br />

meistern<br />

Konfliktmanagement<br />

Lehrgänge<br />

<strong>in</strong>tern & extern<br />

2. JAHR<br />

der Betriebszugehörigkeit<br />

Deeskalierende<br />

Kommunkation<br />

Selbstschutz<br />

<strong>in</strong> Krisensituation<br />

Sicherheit<br />

1. JAHR<br />

der Betriebszugehörigkeit<br />

externe<br />

Weiterbildung<br />

(auf Antrag)<br />

Brandschutzausbildung<br />

EXTERN<br />

Erste<br />

Hilfe<br />

Führung<br />

Führungskurs<br />

Level 2:<br />

+ Aufbaukurs für<br />

Führungskräfte +<br />

Fachkurse<br />

Führungskurs<br />

Level 1:<br />

Basiskurs für<br />

neue Führungskräfte<br />

Das Qualitätsmanagement der <strong>ORS</strong> bildet<br />

e<strong>in</strong>e solide Grundlage zur E<strong>in</strong>haltung und<br />

Umsetzung unseres Qualitätsanspruches für<br />

alle Betreuungsstellen. Unsere Werte „neutral,<br />

flexibel und achtsam“ s<strong>in</strong>d richtungsweisend<br />

für die Erbr<strong>in</strong>gung unserer Dienstleitungen<br />

und spiegeln sich <strong>in</strong> der Gestaltung des Qualitätsmanagement-Systems<br />

und der Prozessbestimmung<br />

wider. Unser Anspruch ist es,<br />

die hohe Qualität <strong>in</strong> der Erbr<strong>in</strong>gung unserer<br />

Leistungen zu wahren. Der regelmäßige<br />

Austausch bei diversen Gelegenheiten wie z. B.<br />

dem Betriebsleitermeet<strong>in</strong>g ist hierfür von<br />

großer Bedeutung. Aber auch die jährlich stattf<strong>in</strong>denden<br />

<strong>in</strong>ternen Audits s<strong>in</strong>d essentiell für<br />

das Bus<strong>in</strong>ess Excellence Team. Sie bilden e<strong>in</strong>e<br />

gute Basis, um mit den Standorten geme<strong>in</strong>sam<br />

die wesentlichen Aspekte der Betreuungsarbeit<br />

<strong>in</strong> die Prozessoptimierung e<strong>in</strong>fließen lassen zu<br />

können.<br />

Herzlich Willkommen bei der <strong>ORS</strong>!<br />

70<br />

71


72<br />

73


NEUN<br />

JAHRE <strong>ORS</strong><br />

„Ich b<strong>in</strong> sehr stolz darauf, wie<br />

professionell und gleichzeitig<br />

menschlich sich unsere Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> ihrer<br />

herausfordernden Aufgabe gestellt<br />

haben.“<br />

JÜRG RÖTHELI<br />

Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>,<br />

sehr geehrter Leser,<br />

Diese Broschüre legt e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckendes<br />

Zeugnis davon ab, wie umfang- und facettenreich<br />

unsere Arbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> <strong>in</strong> den letzten neun<br />

<strong>Jahre</strong>n war. Ich b<strong>in</strong> sehr stolz darauf, wie professionell<br />

und gleichzeitig menschlich sich unsere<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> ihrer<br />

herausfordernden Aufgabe gestellt haben.<br />

Sie zeigt gleichzeitig auch auf, wofür die <strong>ORS</strong><br />

Gruppe als Ganzes steht. Seit 28 <strong>Jahre</strong>n betreuen<br />

wir asylwerbende Flüchtl<strong>in</strong>ge und es gel<strong>in</strong>gt uns<br />

dabei, die Balance zwischen den wirtschaftlichen<br />

und den menschlichen Anforderungen zu halten.<br />

Dafür ist natürlich die Bereitschaft der staatlichen<br />

Stellen notwendig, ausreichend Mittel für<br />

e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Betreuungsarbeit zu<br />

<strong>in</strong>vestieren.<br />

Wie das Beispiel <strong>Österreich</strong> deutlich zeigt,<br />

rentiert sich diese Investition allemal: im<br />

Gegensatz zu vergangenen Perioden gab es<br />

weniger tätliche Ause<strong>in</strong>andersetzungen <strong>in</strong> den<br />

Betreuungse<strong>in</strong>richtungen, dafür aber wohlwollende<br />

Kontrollberichte von Menschenrechtsbeobachtern<br />

und Asylwerbende, die Schritt für<br />

Schritt an die Gesellschaft herangeführt werden<br />

und dadurch später leichter zu <strong>in</strong>tegrieren s<strong>in</strong>d.<br />

Obwohl wir nun nach neun <strong>Jahre</strong>n unsere Tätigkeit<br />

für das österreichische Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

beenden, bleiben wir durch unsere Mandate<br />

<strong>in</strong> den Bundesländern weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

aktiv. Darüber h<strong>in</strong>aus expandieren wir <strong>in</strong> anderen<br />

Regionen Europas und bedienen uns dabei auch<br />

der Erfahrungen, die wir <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gemacht<br />

haben.<br />

Ich b<strong>in</strong> zuversichtlich, dass unsere e<strong>in</strong>zigartige<br />

Expertise im flexiblen Handl<strong>in</strong>g großer, kurzfristiger<br />

Herausforderungen im Migrationswesen<br />

mittelfristig auch <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> wieder hilfreich<br />

se<strong>in</strong> wird. Wir wünschen der Republik <strong>Österreich</strong><br />

für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen<br />

im Asylbereich viel Erfolg!<br />

Mit den besten Grüßen aus der Schweiz,<br />

Dr. Jürg Rötheli<br />

CEO <strong>ORS</strong> Gruppe<br />

74<br />

75


KONTAKTE<br />

Schweiz<br />

<strong>ORS</strong> Management AG<br />

Röschibachstrasse 22<br />

CH-8037 Zürich<br />

Tel. +41 (0)44 386 67 67<br />

<strong>in</strong>fo@ors.ch<br />

www.ors.ch<br />

<strong>ORS</strong> Service AG<br />

Röschibachstrasse 22<br />

CH-8037 Zürich<br />

Tel. +41 (0)44 386 67 67<br />

<strong>in</strong>fo@ors.ch<br />

www.ors.ch<br />

Deutschland<br />

<strong>ORS</strong> Deutschland GmbH<br />

Güterhallenstrasse 4<br />

D-79106 Freiburg im Breisgau<br />

Tel. +49 (0)761 769 931 20<br />

<strong>in</strong>fo@orsdeutschland.de<br />

www.orsdeutschland.com<br />

Italien<br />

<strong>ORS</strong> Italia S. r. l.<br />

Piazza Annibaliano 18<br />

I-00198 Roma<br />

<strong>in</strong>fo@ors-italia.com<br />

www.ors-italia.com<br />

Spanien<br />

<strong>ORS</strong> España<br />

Servicios Sociales S.L.<br />

Avenida Felipe II, 17<br />

1° ofic<strong>in</strong>a 1<br />

ES-28009 Madrid<br />

EU<br />

<strong>ORS</strong> Group<br />

14b Rue de la Science<br />

BE-1040 Bruxelles<br />

Tel. +32 2 880 3783<br />

www.ors-group.eu<br />

Impressum<br />

BetreuerInnen des Teams „Landesbetreuung Steiermark, Kärnten“<br />

<strong>Österreich</strong><br />

<strong>ORS</strong> Service GmbH<br />

Mooslackengasse 17<br />

AT-1190 Wien<br />

Tel. +43 1 253 016 23 62<br />

<strong>in</strong>fo@orsservice.at<br />

www.ors-austria.at<br />

Herausgeber<br />

<strong>ORS</strong> Service GmbH<br />

November2020<br />

© <strong>ORS</strong> Service GmbH, Wien<br />

Konzept, Redaktion und Gestaltung<br />

Thomas Fussenegger<br />

Sarah Luger<br />

Für den Inhalt verantwortlich<br />

Mag. Wilhelm Brunner<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>ORS</strong> Service GmbH<br />

Foto Credits<br />

– <strong>ORS</strong> Group<br />

– Siwacht<br />

– Land Vorarlberg<br />

– Geme<strong>in</strong>de Götzis<br />

– Fehr<strong>in</strong>g<br />

– Schabhüttl | Wetz<br />

– Fr. Eberle<br />

– BMI<br />

76<br />

77<br />

77


<strong>ORS</strong><br />

© 2020 <strong>ORS</strong> Service GmbH<br />

78

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