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Ausgabe 04.2020

SWE Magazin für Kunden der Stadtwerke Erfurt, Erfurt-Fans und Erfurter. In dieser Ausgabe: Unterwegs in Erfurts dunklen Gassen, die Kinderstube des Erfurter Zooparks, Elektromobilität für zu Hause, Jenaplan-Schüler starten Wetterballon, die Teddymanufaktur von der Krämerbrücke, ein Tag bei der Stadtreinigung, BUGA-Außenstandort Bad Langensalza, Ehrenamt für die BUGA, Erfurts Stadtgärtner lassen es blühen, Heiztipps, Weihnachtsbäckerei....

SWE Magazin für Kunden der Stadtwerke Erfurt, Erfurt-Fans und Erfurter. In dieser Ausgabe: Unterwegs in Erfurts dunklen Gassen, die Kinderstube des Erfurter Zooparks, Elektromobilität für zu Hause, Jenaplan-Schüler starten Wetterballon, die Teddymanufaktur von der Krämerbrücke, ein Tag bei der Stadtreinigung, BUGA-Außenstandort Bad Langensalza, Ehrenamt für die BUGA, Erfurts Stadtgärtner lassen es blühen, Heiztipps, Weihnachtsbäckerei....

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Erfurts<br />

Verwandlung<br />

Melanie Thurm in der Furthmühlgasse.<br />

Kaum zu glauben, dass dieses schöne<br />

Häuschen mal völlig verfallen war.<br />

Das gleiche Haus am Ende der 1980er-Jahre.<br />

Blick in die Kirchgasse: Heute ist sie ein<br />

beliebtes Fotomotiv für Touristen.<br />

Melanie Thurm<br />

blickt in ihrem Buch<br />

30 Jahre zurück,<br />

vergleicht gestern<br />

und heute<br />

Dass Erfurt mal einer Geisterstadt<br />

glich, zumindest in der tiefsten Altstadt,<br />

ist heute schwer vorstellbar. Und<br />

doch hat es Clueso in seinem gleichnamigen<br />

Lied beschrieben, Melanie<br />

Thurm aber hat die Verwandlung<br />

aufs Papier gebannt. Auf 190 Seiten<br />

zeigt sie Erfurt von seinen schrecklichen,<br />

aber auch schönen Seiten, zeigt,<br />

wie sehr sich die Stadt in den vergangenen<br />

30 Jahren gewandelt hat, vom<br />

Abenteuerspielplatz ihrer Kindheit mit<br />

Altstadthäusern ohne Treppen, Türen<br />

oder Fenster bis hin zum adretten<br />

Städtchen, das jedes Jahr tausende<br />

Touristen an die Gera lockt.<br />

Zwischen den Seiten mit erschreckend<br />

baufälligen Altbauten und farbenfrohen<br />

Bildern der Häuser, wie sie<br />

heute aussehen, hat sie Berichte von<br />

Zeitzeugen versteckt, von jungen Menschen,<br />

die zu DDR-Zeiten schweren Repressalien<br />

ausgesetzt waren. So ist es<br />

mehr als nur ein schönes Bilderbuch,<br />

ein Nubu, wie Melanie sagen würde.<br />

Ein Nutzbuch, denn es hat Seiten<br />

für Notizen und sogar einen Stift. Mit<br />

der Idee trug sich die heute 43-Jährige<br />

schon lange. „Eigentlich wollte ich mich<br />

damals damit selbständig machen,<br />

Stadtführungen anbieten und zeigen,<br />

wie sich die Stadt im Laufe der Jahrzehnte<br />

zum Positiven verändert hat“,<br />

sagt sie. Doch daraus wurde nichts.<br />

Selbständig hat sie sich trotzdem<br />

gemacht, mit der Agentur „Das schwarze<br />

Schaf“. Das war 2013, allerdings vorrangig<br />

mit Leistungen rund um Eventmanagement<br />

und Incentive-Reisen.<br />

„Dass am Ende die Kreation immer<br />

stärker in den Vordergrund rückte und<br />

das Buch – jetzt endlich – erschienen<br />

ist, haben wir wohl Corona zu verdanken.<br />

Unsere Einnahmen sind sehr niedrig.<br />

90 Prozent des klassischen Geschäfts<br />

sind weggebrochen“, erzählt<br />

sie. So makaber es klingt, endlich hatte<br />

sie Zeit, sich das Projekt wieder vorzunehmen.<br />

Gemeinsam mit Sven Sauer,<br />

ihrer rechten Hand, und Guillermo<br />

Casado Rodriguez, ihrem spanischen<br />

Layouter, hat sie ein wunderbares Buch<br />

über Erfurt erschaffen – entzückend,<br />

erstaunlich, aber auch irritierend. Wie<br />

viel davon haben wir heute vergessen?<br />

Wie selbstverständlich ist die schöne<br />

Stadt uns heute geworden.<br />

Nachdenkliche Töne klingen auch in<br />

ihrem Vorwort an, Melanie ist nicht einfach<br />

nur pro, sie sieht auch die Schattenseiten,<br />

das Für und Wider. Wohl<br />

auch deshalb engagiert sie sich sozial,<br />

will weitergeben, was sie hat. „Das<br />

mache ich schon, seit ich denken kann“,<br />

sagt sie und will eigentlich keine große<br />

Sache daraus machen. Dennoch ist es<br />

etwas Besonderes, wenn man seit sieben<br />

Jahren jedes Jahr ein Sommercamp<br />

für alleinerziehende Eltern und ihre<br />

Kinder anbietet, die sich sonst nicht<br />

den kleinsten Ausflug leisten könnten.<br />

Alles aus eigenen Mitteln. „Was wir mit<br />

der Agentur verdienen, geben die Bunten<br />

Schafe, das ist unser Verein, wieder<br />

aus“, sagt sie fröhlich, auch wenn<br />

das im Moment nicht so viel sein kann.<br />

Dennoch steckt sie voller Lebensfreude,<br />

entdeckt Chancen, wo andere nur<br />

Risiken vermuten. Und so sieht sie auch<br />

das Schwarze Schaf, das ihrer Agentur<br />

ihren Namen gab, und eigentlich eher<br />

negativ besetzt ist, positiv. Im Falle von<br />

Melanie, Sven, Olli, Ricardo, Conny,<br />

Claudia, Guillermo, Katja und Doreen<br />

jedoch auf eine besondere Weise. Vielleicht<br />

ist das eines der Erfolgsrezepte<br />

der jungen Frau, die viele Ideen für Erfurt<br />

und seine Menschen hat.<br />

Das Buch „Erfurt die Verwandlung<br />

– Ein Spaziergang von der Wendezeit<br />

bis heute“ gibt es im Buchhandel für<br />

29 Euro.<br />

TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT<br />

FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT/<br />

STADTARCHIV ERFURT<br />

42<br />

SWE-Journal 04_2020<br />

SWE-Journal 04_2020 43

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