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Buchrezension Hannes Rhiner (PDF 91 KB) - dwbox.ch

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<strong>Hannes</strong> <strong>Rhiner</strong> – Praxis für Coa<strong>ch</strong>ing & Organisationsentwicklung<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Stressbewältigungsvermögen ist ni<strong>ch</strong>t für Dauerstress ausgelegt, und die für eine Re-<br />

generation erforderli<strong>ch</strong>en Entspannungsphasen fehlen in der Regel. Trotz der gemeinsamen biologi-<br />

s<strong>ch</strong>en Grundlagen reagieren Mens<strong>ch</strong>en jedo<strong>ch</strong> sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> auf Stresssituationen. Das<br />

Stresssystem wird zuglei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> individuelle genetis<strong>ch</strong>-biologis<strong>ch</strong>e Faktoren sowie dur<strong>ch</strong> die per-<br />

sönli<strong>ch</strong>e psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Entwicklung geprägt. Entspre<strong>ch</strong>end lassen si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Stresstypen<br />

unters<strong>ch</strong>eiden. Die Erläuterungen dazu ermögli<strong>ch</strong>en es dem Leser, si<strong>ch</strong> in der einen oder anderen<br />

Ausprägung wiederzufinden und sein persönli<strong>ch</strong>es Stressveralten zu hinterfragen und besser zu<br />

verstehen – ein wi<strong>ch</strong>tiger S<strong>ch</strong>ritt zur Prävention, wel<strong>ch</strong>e die Autoren mit ihrem Bu<strong>ch</strong> explizit an-<br />

streben.<br />

Im Zusammenhang mit dem Thema Dauerstress bringen die Autoren nun au<strong>ch</strong> den „Burnout“-<br />

Begriff ein, nehmen eine Differenzierung vor und stellen dabei klar, dass Burnout trotz hoher Popu-<br />

larität kein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> definierter Begriff und kein offizielles Krankheitsbild ist. Sie halten si<strong>ch</strong><br />

an eine Definition von H. Kolitzus und ums<strong>ch</strong>reiben Burnout als einen si<strong>ch</strong> langsam entwickelnden<br />

Prozess, „der geprägt ist von starker körperli<strong>ch</strong>er und/oder psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Ers<strong>ch</strong>öpfung, von Negati-<br />

vismus und Zynismus gegenüber si<strong>ch</strong> selbst, den Mitmens<strong>ch</strong>en und der eigenen Arbeit – und einem<br />

Gefühl von Sinnlosigkeit und Ineffektivität“ (s. 76). Das Auftreten von Burnout ist weniger von der<br />

Art der Arbeit, als von der persönli<strong>ch</strong>en Haltung, der inneren Motivation und von Blockaden abhän-<br />

gig. Trotzdem gibt es Arbeitsformen, wel<strong>ch</strong>e die Gefahr des Burnouts verstärken. Analog zur<br />

Stressthematik werden au<strong>ch</strong> hier unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Burnout-Typen grob ums<strong>ch</strong>rieben. Zusätzli<strong>ch</strong><br />

erfolgt eine Unterteilung des Burnout-Prozesses in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Phasen mit zugehörigen Erken-<br />

nungsmerkmalen. Typis<strong>ch</strong>e Burnout-Symptome sind jenen der Depressionen sehr ähnli<strong>ch</strong>, wie z.B.<br />

Antriebsmangel, Energie- und Motivationsverlust, körperli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>werden, niedergedrückte bis<br />

verzweifelte Stimmung bis hin zu Suizidgedanken (S. 80). Während Depressionen in jedem Le-<br />

benskontext auftreten können, wir Burnout hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit dem Arbeits- bzw. Berufsumfeld in<br />

Verbindung gebra<strong>ch</strong>t. An dieser Stelle gehen die Autoren au<strong>ch</strong> kurz auf die Thematik „Mobbing“<br />

ein, was im ersten Moment etwas irritierend ers<strong>ch</strong>einen mag. Mobbing ist ebenfalls ein in der Ar-<br />

beitswelt oft angetroffenes Phänomen, das zu sehr ähnli<strong>ch</strong>en Symptomen wie Depressionen oder<br />

Burnout führen kann, als Ursa<strong>ch</strong>e jedo<strong>ch</strong> eine Konfliktsituation (im Arbeitsumfeld) hat.<br />

Die Kernaussage des Bu<strong>ch</strong>es geht dahin, dass sowohl Ers<strong>ch</strong>öpfungsdepressionen, Burnout, als au<strong>ch</strong><br />

Mobbing unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>en von Dauerstress zugrunde liegen, dass sie aber ähnli<strong>ch</strong>e Ent-<br />

wicklungsverläufe haben und alle drei s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> zu einer manifesten Depression führen kön-<br />

nen. Als gemeinsamer Nenner wird somit der (Dauer-) Stress identifiziert, der beim Fehlen geeig-<br />

neter Verhaltensstrategien zu depressiven Erkrankungen führen kann. Die Autoren fassen diese<br />

Zusammenhänge unter dem Begriff „Ers<strong>ch</strong>öpfungsdynamik“ zusammen (S. 84), die sie im Modelle<br />

der „Ers<strong>ch</strong>öpfungsspirale“ systematis<strong>ch</strong> und einfa<strong>ch</strong> verständli<strong>ch</strong> illustrieren (S. 96 ff.). Über drei<br />

ineinander übergehende Stufen hinweg (erste Ers<strong>ch</strong>öpfungssymptome, Verhaltensänderungen,<br />

Ers<strong>ch</strong>öpfung) werden die zunehmend gravierenden Ers<strong>ch</strong>einungsbilder der Ers<strong>ch</strong>öpfungsspirale bis<br />

hin zur manifestierten Depression ausführli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>rieben. Sie können bis zu einem gewissen Grad<br />

als Selbstdiagnoseinstrument verwendet werden. Die sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-theoretis<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>reibungen wer-<br />

den mit Fallbeispielen aus der eigenen Beratungspraxis verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t und damit gut na<strong>ch</strong>voll-<br />

ziehbar.<br />

Die Autoren weisen wiederholt darauf hin, dass die Ers<strong>ch</strong>öpfungsdynamik ni<strong>ch</strong>t nur ein Thema be-<br />

reits erkrankter Mens<strong>ch</strong>en ist, sondern dass si<strong>ch</strong> jeder in diesem Spannungsfeld von konstruktiver<br />

Herausforderung (neu gewonnene Souveränität!) und krankma<strong>ch</strong>endem Dauerstress befindet. So<br />

werden si<strong>ch</strong> denn au<strong>ch</strong> die meisten Leser bei einigen der bes<strong>ch</strong>riebenen Symptomen und Verhal-<br />

tensmustern wiedererkennen! Der Ers<strong>ch</strong>öpfungsspirale ist man jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t hilflos ausgeliefert.<br />

Dur<strong>ch</strong> bewusste Reflexion über das eigene Arbeitsverhalten und dur<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitige Aneignung pas-<br />

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