Einführng in das Altsächsische
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62 <strong>E<strong>in</strong>führng</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>Altsächsische</strong><br />
� Die Zehnerzahlen von ‚zwanzig‘ bis ‚sechzig‘ waren im Urgerm. Bildungen mit dem Wort<br />
für ‚Dekade‘ urgerm. *tiǥu-; im Got. und teilweise im Aisl. steht dieses Wort noch<br />
selbständig (und flektiert) mit vorangesetztem E<strong>in</strong>erzahlwort (vgl. got. twai tigjus<br />
‚zwanzig‘; fimf tigjus ‚fünfzig‘; aisl. fiórer tiger ‚vierzig‘). Im Westgerm. und teilweise im<br />
Aisl. s<strong>in</strong>d beide Wörter bereits verwachsen und dabei ist <strong>das</strong> zweite Element gekürzt, so<br />
<strong>das</strong>s sich as. twēntig ‚zwanzig‘, thrītig ‚dreißig‘, fiortig ‚vierzig‘, fìftig ‚fünfzig‘ und<br />
sehstic ‚sechzig‘ ergeben (vgl. ahd. zwe<strong>in</strong>zug, ae. twēntig etc.).<br />
o Da diese Zahlen somit alte Subst. s<strong>in</strong>d, werden sie mit dem Gen.pl. verbunden (as.<br />
twēntig w<strong>in</strong>tro ‚zwanzig von W<strong>in</strong>tern‘). Doch schon im Hel. wird fiuwartig ‚vierzig‘<br />
e<strong>in</strong>mal adj. gebraucht (thēm fiuwartig dagun ‚den vierzig Tagen‘), was <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>eren<br />
Denkmälern <strong>das</strong> Gebräuchlichere ist.<br />
� Die Zehnerzahlen von ‚siebzig‘ bis ‚neunzig‘, deren Bildung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen germ.<br />
Sprachen nicht e<strong>in</strong>heitlich ist, werden im As. durch Vorsetzung von a(n)t- vor e<strong>in</strong>er<br />
besondere Form der E<strong>in</strong>er gebildet; dieses a(n)t- kann <strong>in</strong>folge von Unbetontheit auch ganz<br />
schw<strong>in</strong>den. ant- ist dabei wohl identisch mit ae. hund ‚zehn‘ (as. antsiƀunta ≈ ae.<br />
hundseofontig; as. antahtoda ≈ ae. hundeahtatig; as. nigonda ≈ ae. hundnigontig), <strong>das</strong> auf<br />
uridg. *-(d)k t- zurückgeht (vgl. ai. -śat-, lat. -g<strong>in</strong>ta; vgl. auch o-vollstufiges gr. -κοντα).<br />
o Auch diese Zahlengruppen haben im Hel. den Gen.pl. bei sich (antsiƀunta w<strong>in</strong>tro<br />
‚siebzig an W<strong>in</strong>tern‘); doch die kle<strong>in</strong>eren Denkmäler verwenden sie schon adj.<br />
(ahtodoch bikera ‚achzig Becher‘).<br />
o Die zusammengesetzten Zahlen ab ‚e<strong>in</strong>undzwanzig‘ werden wie im Nhd. gebildet (fior<br />
endi antahtoda w<strong>in</strong>tro ‚84 Jahre‘; fieri endi thrītich hōnero ‚34 Hühner‘).<br />
� Die Zahl ‚hundert‘ – as. hund – setzt urgerm. *χunda n fort (vgl. got., ae. hund, ahd. hunt).<br />
o Daneben ersche<strong>in</strong>t im Germ. e<strong>in</strong>e Erweiterung mit *-rađa- ‚Zahl‘ (vgl. got. raþjan<br />
‚zählen‘) <strong>in</strong> as. hunderod; vgl. mhd. hundert, ae. hundred, aisl. hundraþ). Die<br />
Grundbedeutung ist – wie <strong>das</strong> Aisl. noch zeigt – ‚Großhundert‘ = ‚120‘.<br />
o Die Zahlen von ‚200‘ bis ‚900‘ werden durch Vorsetzen der betreffenden E<strong>in</strong>erzahl vor<br />
den Pl.n. von hund gebildet (twē hund ‚200‘).