Einführng in das Altsächsische

34 Einführng in das Altsächsische
o h ist häufig geschwunden (vgl. fera ‚Leben‘ : ferah; firio ‚Menschen‘ : firiho),
besonders in der Verbindung ht (vgl. Ess. Gl. giflotan ‚geflochten‘, Gen. suotin
‚suchten‘);
o Aus dieser Unsicherheit erklärt sich auch hyperkorrektes h (vgl. thaht ‚das‘ : that;
swarht ‚schwarz‘ : swart);
o Die Folge hs ist schon häufig zu ss assimliert (vgl. Oxf. Gl. losses ‚Luchses‘; ebd. was
‚Wachs‘);
o Ein stummes h zwischen Vokalen ist mehrmals als hiatusdeckender Buchstabe nach
Schwund eines w eingefügt (vgl. C brauuon : M brahon ‚Brauen‘).
� Urgerm. *#χ - > as. hw-, ansonsten > as. h:
urgerm. *χ erƀe/a- ‚sich drehen, wenden‘ > as. hwerban; vgl. got. ƕairban, ahd.
werban, ae. hweorfan, afries. hwerva, aisl. hverfa;
urgerm. *χ at ‚was‘ > as. hwat; vgl. got. ƕa (mit Verlust des *-t), ahd. hwaz, ae. hwæt,
afries. hwet, aisl. hvat.
o Dieses h unterliegt dieselben Schwankungen wie das h < urgerm. *χ.
2.2.5. Die stimmhaften Spiranten
� Urgerm. *ƀ > as. ƀ (daneben auch die Schreibungen b, v, u, f):
urgerm. *ǥraƀe/a- ‚graben‘ > as. graƀan; vgl. got., ahd. graban, ae. grafan, afries.
-greva, aisl. grafa;
urgerm. *ǥeƀō- ‚Gabe‘ > as. geƀa; vgl. got. giba, ahd. geba, ae. giefu, afries. jeve, aisl.
gjǫf.
o As. ƀ vertritt in den lat. Lehnwörtern 1. lat. v (vgl. brēvian ‚schreiben‘ < lat. breviare),
2. lat. b (vgl. skrīƀan ‚schreiben‘ < lat. scrībere; diuƀal ‚Teufel‘ < lat. diabolus), 3. lat. p
in pāvos ‚Papst‘ < lat. papa (bereits mit roman. Erweichung);
o Wenn auf ƀ ein l, r oder n folgt, so ist es im Silbenauslaut zu stimmlosem f geworden
(vgl. neflu ‚mit Nebel‘, silofrin ‚silbern‘, swefnos ‚Träume‘). Schwankungen zwischen ƀ
und f beruhen auf analogischem Ausgleich (diuƀlas neben diuflas wegen diuƀal);
o Auch im Auslaut und vor stimmlosen Konsonanten ist ƀ zu stimmlosen f geworden (vgl.
wīf ‚Weib‘, half ‚halb‘);
o Die Folge urgerm. *ƀ > as. bbi (vgl. hebbian ‚haben‘ < *χaƀ e/a-).