Einführng in das Altsächsische

17 Einführng in das Altsächsische
2. Lautlehre
2.1. Die Entwicklung der urgermanischen Vokale im Altsächsischen
� Im Folgenden wird der erschlossene urgerm. Vokalbestand als Ausgangspunkt für die
Beschreibung des as. Vokalismus gewählt. Dieser auf dem Wege der systematischen
Vergleichung rekonstruierte Vokalbestand ist folgender:
o Vokale: kurz: a e i u
lang: ē 1 ī ō ū
o Diphthonge: ai au eu
� Im Verlauf der Entwicklung zum Westgerm. hin finden noch folgende Lautveränderungen
statt:
o urgerm. *e wird (1.) vor einem oder (2.) vor u der Folgesilbe (wohl nur tendenziell)
und (3.) direkt vor n + Konsonant schon späturgerm. zu *i:
urgerm. * - ‚in der Mitte befindlich‘ > späturgerm. * - > got. midjis, ahd.
mitti, as. middi, ae., afries. midde, aisl. miðr;
urgerm. *ƀende/a- ‚binden‘ > späturgerm. *ƀinde/a-: got. bindan, ahd. bintan, as., ae.
bindan, afries., aisl. binda.
o urgerm. *i > (nord-)westgerm. *e und parallel urgerm. *u > (nord-)westgerm. *o vor *a
und *e der Folgesilbe; jedoch wird dieser Lautwandel gehindert durch (1.) die Gruppe N
+ K, (2.) * :
urgerm. * - ‚Mann‘ > nord-/westgerm. * - > ahd., as., ae., afries. wer, aisl. verr
↔ got. wair;
urgerm. *χurna- ‚Horn‘ > nord-/westgerm. *χorna- > run. (nom./akk.sg.) horna (Horn
von Gallehus/Wetzstein von Strøm), ahd., as. horn, andfrk. (pl.) horni, afries., aisl. horn
↔ got. haurn.
o In der Verbindung urgerm. *a/i/unχ ( ) schwindet n noch späturgerm. unter
Ersatzdehnung und anzunehmende Nasalierung des vorausgehenden Vokals:
urgerm. *χanχa- ‚Hengst‘ > späturgerm. * - > run. (dat.sg.) hahai, run.-ahd. PN
Hah-, ahd. PN Hah-, ae. PN Ho-, aisl. PN Há-.