agazin - Kreiskrankenhaus Mechernich
agazin - Kreiskrankenhaus Mechernich
agazin - Kreiskrankenhaus Mechernich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6<br />
������ ��<br />
��<br />
Wa s m a c h t ...<br />
getestet. Zum einen überprüft der<br />
Pflegedienst die Selbstständigkeit<br />
des Patienten anhand des BARTHEL-<br />
Indexes. Kann der Patient sich selber<br />
waschen und anziehen? Wie steht es<br />
um seine Kontinenz? Ein gesunder<br />
junger Mensch kommt da auf 100<br />
Punkte, der typische Fall der Geriatrie<br />
wird mit 40 eingeliefert und<br />
mit 60 entlassen. Bei anschließender<br />
Versorgung in der Reha können<br />
oftmals 80 Punkte erreicht werden.<br />
Zum anderen kontrolliert der Physiotherapeut<br />
das Gangbild. Besteht zum<br />
Beispiel Sturzgefährdung? Nach drei,<br />
vier Tagen wird dann nach kognitiven<br />
Fähigkeiten und der Gemütsverfassung<br />
geschaut, ob eine Demenz<br />
oder Depressionen vorliegen. Das<br />
wird erst später gemacht, weil durch<br />
die Aufregung der Einlieferung vorher<br />
keine aussagekräftigen Ergebnisse<br />
erlangt werden können. Beide<br />
Krankheitsbilder liegen häufig vor<br />
und haben starken Einfluss auf das<br />
gesundheitliche Befinden. Vor allem<br />
die Depression, die zumeist durch<br />
häufiges Alleinsein ausgelöst ist. So<br />
sind in der Geriatrie auch psychologische<br />
Fähigkeiten gefragt.<br />
Angehörige werden bereits am<br />
ersten Tag zu Rate gezogen. Gibt es<br />
eine Vorsorgevollmacht? Wie lebt der<br />
Patient zu Hause? Wie steht es um<br />
seine Versorgung? Hier kommt dann<br />
oft der Sozialdienst ins Spiel, der den<br />
Verbleib des Patienten nach dem<br />
Krankenhausaufenthalt regelt.<br />
Raus aus dem Bett!<br />
Die wichtigste Aufgabe der geriatrischen<br />
Station ist es, die Patienten<br />
und Patientinnen so schnell wie<br />
möglich wieder auf die Beine zu bekommen.<br />
Daher erfolgt parallel zur<br />
Behandlung des akuten Leidens umgehend<br />
die Einleitung rehabilitativer<br />
Maßnahmen. Ein Tag Bettlägerigkeit<br />
muss durch drei Tage Mobilisation<br />
wieder wettgemacht werden. Da<br />
sind dann die Physio- und Ergotherapeuten,<br />
aber auch das Pflegepersonal<br />
gefragt: Raus aus dem Bett heißt die<br />
Devise. Das klappt manchmal nur ge-<br />
Physiotherapieübungen auf der Station<br />
stützt von zwei Pflegern und durch<br />
Krankengymnastik zur Mobilisation.<br />
Pfleger und Schwestern betreiben<br />
so genannte aktivierende Pflege.<br />
Aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken.<br />
So früh wie möglich sollen<br />
diese Alltäglichkeiten wieder eigenständig<br />
verrichtet werden. Vor allem<br />
für dementiell Erkrankte ist Routine<br />
dabei wichtig. Wer das nicht allein<br />
bewerkstelligt, erhält Hilfe von den<br />
Ergotherapeuten, die die Selbstständigkeit<br />
mit dem Patienten wieder<br />
erarbeiten. Die Betreuung ist intensiv<br />
und spricht alle Sinne an. Erfreulicherweise<br />
sind Personalschlüssel und<br />
Abrechnungsmöglichkeiten mit der<br />
Krankenkasse entsprechend.<br />
Ethik in der Geriatrie<br />
Ethische Konfliktsituationen erlebt<br />
das Team der Geriatrie bei jeder Visite.<br />
Jedesmal wieder wird besprochen,<br />
was zu tun ist. Liegt eine Vorsorgevollmacht<br />
oder Patientenverfügung<br />
vor, ist das relativ klar geregelt. Es<br />
wird dem Wunsch des Patienten entsprochen.<br />
Ansonsten muss das Team<br />
gemeinsam entscheiden, wie weitreichend<br />
eine Behandlung sinnvoll<br />
ist. Nur wenn von Angehörigen über<br />
Therapeuten bis zur Krankenschwester<br />
alle einer Meinung sind, wird die<br />
kurative Behandlung abgebrochen.<br />
Alle müssen die Entscheidung im<br />
Konsens mittragen können, die Verantwortung<br />
übernimmt dann jedoch<br />
der Chef. Doch es geht auch andersrum:<br />
Bisweilen geben Angehörige<br />
den Patienten bereits auf, weil er so<br />
malad eingeliefert wird und sie das<br />
Leiden nicht verlängern möchten.<br />
Wie durch ein Wunder finden sie den<br />
Patienten zwei Tage später wieder<br />
fröhlich durch die Krankenhausgänge<br />
streifend vor. Oder ein aussichtsloser<br />
Fall vollbringt durch Verabreichung<br />
eines Parkinson-Präparates<br />
eine „Auferstehung“. „Das wirkt dann<br />
schon mal wie eine Lazarus-Heilung<br />
durch Handauflegen“, schmunzelt Dr.<br />
Münchmeyer. „Das liegt daran, dass<br />
ältere Menschen oftmals nicht mehr<br />
über körperliche Reserven verfügen.<br />
Da kann eine Harnwegsentzündung<br />
sie völlig niederstrecken. Wenn<br />
jedoch das Antibiotikum anschlägt,<br />
sind sie schnell wieder wohlauf.“ Solche<br />
Erlebnisse halten auch die Motivation<br />
des Teams aufrecht. Man sieht<br />
umgehend die Konsequenzen seines<br />
Handelns. Das macht die Arbeit<br />
erquicklich, auch wenn die Geriatrie<br />
keine heilende Disziplin ist und viele<br />
Dr. med. Michael Gehlen bei der Visite<br />
Menschen aufgrund des Abteilungs-<br />
Durchschnittsalters von 80 Jahren<br />
naturbedingt auf der Station sterben.<br />
Viele haben ein rotes „DNR“ auf<br />
ihrer Krankenakte prangen: Do not<br />
resuscitate, nicht wiederbeleben. Der<br />
Patientenwille wird hier akzeptiert.<br />
Der Demente hat immer Recht!<br />
Dabei ist die Klientel nicht immer<br />
einfach. Ältere Menschen merken<br />
schnell, ob man ihnen mit Sympathie<br />
und Empathie entgegentritt.