Bürgerbroschüre Todtnau-Schönau
Bürgerbroschüre von Schönau Todtnau mit Infos zur Gemeindeverwaltung, Freizeit, Kultur, Tourismus und Handel, Handwerk & Dienstleistung.
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Biosphärengebiet Schwarzwald<br />
Walter Kemkes ist Forstwissenschaftler und Biologe, wohnt mit seiner Frau südlich von Freiburg und hat<br />
zwei Kinder. Studiert hat er in Göttingen, Wien und Mainz. Nach der forstlichen Referendarzeit in Rheinland-Pfalz<br />
übernahm er 1991 in Thüringen diverse Aufgaben beim Gemeinde- und Städtebund, im Umweltministerium<br />
Thüringen und leitete zehn Jahre den Nationalpark Hainich.<br />
2009 übernahm er im Saarland die Geschäftsführung des Biosphärenreservates Bliesgau.<br />
Seit Mitte 2016 ist er im Schwarzwald.<br />
INTERVIEW<br />
Im Dienst für eine nachhaltige Zukunft - Fragen an den Leiter der Geschäftsstelle Walter Kemkes<br />
Herr Kemkes erklären Sie uns doch bitte kurz, was man<br />
unter dem Begriff „Biosphärengebiet“ versteht.<br />
In Baden-Württemberg werden die UNESCO-Biosphärenreservate<br />
als Biosphärengebiete bezeichnet. Neben<br />
dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist das Biosphärengebiet<br />
Schwarzwald seit 2016 das zweite im<br />
Land. Biosphärenreservate sind Gebiete, die besondere<br />
Landschaftstypen auf der Erde repräsentieren und erhalten<br />
sollen – im Südschwarzwald ist das die grünlandreiche<br />
Waldlandschaft.<br />
Dazu soll in diesen „Internationalen Modellregionen<br />
nachhaltiger Entwicklung“ das Zusammenleben von<br />
Mensch und Natur beispielhaft erprobt werden. Unsere<br />
zentralen Aufgaben sind Natur- und Artenschutz, umweltgerechte<br />
Landwirtschaft und Forstwirtschaft, nachhaltige<br />
Regionalentwicklung, Bildung sowie die Pflege<br />
kultureller und sozialer Traditionen. Zum Biosphärengebiet<br />
Schwarzwald gehören 29 Städte und Gemeinden.<br />
Dazu zählt auch <strong>Schönau</strong>, wo unsere Geschäftsstelle<br />
sitzt.<br />
Das Biosphärengebiet Schwarzwald wurde als<br />
UNESCO-Biosphärenreservat ausgezeichnet – was bedeutet<br />
diese Auszeichnung?<br />
Weltweit hat die UNESCO inzwischen 701 Kulturlandschaften<br />
in 124 Staaten als Biosphärenreservate ausgezeichnet.<br />
Dem Südschwarzwald gibt das UNESCO-Label<br />
einen internationalen Stellenwert und hilft zum<br />
Beispiel, regionale Produkte zu stärken. Die UNESCO-<br />
Anerkennung gilt für zehn Jahre. Dann wird überprüft,<br />
ob wir unsere Aufgaben erfüllt haben. Das Biosphärengebiet<br />
ist eine Einrichtung auf Dauer.<br />
Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt in der heutigen Zeit der Zugang und<br />
das Verhältnis zur Natur. Mit welchen Angeboten fördern und vertiefen Sie<br />
das Interesse der jungen Menschen?<br />
Die sogenannte Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein zentraler Auftrag<br />
der UNESCO an die Biosphärengebiete, dem wir natürlich gerecht<br />
werden wollen. Deshalb haben wir als eines unserer ersten Projekte das<br />
bundesweite Junior Ranger-Programm im Biosphärengebiet Schwarzwald<br />
gestartet. Inzwischen gibt es zwei Junior Ranger Gruppen mit einheimischen<br />
Kindern, die sich regelmäßig treffen, um die Natur und die Kultur im<br />
Biosphärengebiet zu entdecken. Darüber hinaus haben wir im Rahmen unseres<br />
Förderprogramms bereits verschiedene neue Natur-Erlebniswege im<br />
Biosphärengebiet ermöglicht, die auch für Familien mit Kindern geeignet<br />
sind – zum Beispiel den Sagenweg im Kleinen Wiesental oder den Erlebnisrundweg<br />
Muggenbrunn.<br />
Für Schülerinnen und Schüler bieten wir das Natura-2000-Klassenzimmer<br />
an. Und im August 2019 fand die erste Sommerakademie für junge Menschen<br />
im Biosphärengebiet statt.<br />
Ziel all dieser Angebote ist es, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene<br />
für die Naturschätze vor ihrer Haustür zu sensibilisieren, ihnen Zusammenhänge<br />
von Natur und nachhaltiger Wirtschaft in der Region zu vermitteln<br />
und damit Wertschätzung für die Landschaft zu erzeugen.<br />
Wenn Sie einen Wunsch im Bezug auf Ihre Arbeit frei hätten – was würden<br />
Sie sich dann im Hinblick auf die Zukunft wünschen?<br />
Dass die Menschen im Biosphärengebiet, und zwar jung und alt, die Chancen<br />
erkennen, die sie mit der Anerkennung als UNESCO-Biosphärengebiet<br />
bekommen haben und es mit uns in eine nachhaltige Zukunft führen.<br />
Wussten Sie schon, dass …<br />
… im Biosphärengebiet Schwarzwald die kleinste Rinderrasse Mitteleuropas zu Hause ist? Das Hinterwälder Rind sorgt auf der Weide<br />
dafür, dass die abwechslungsreiche Schwarzwaldlandschaft erhalten bleibt und liefert auf dem Teller leckeres, regionales Fleisch.<br />
… dass in keinem anderen Mittelgebirge in Deutschland größere Höhenunterschiede auf engstem Raum erreicht werden? Das Biosphärengebiet<br />
erstreckt sich von 310 Metern bis 1.420 Meter über dem Meeresspiegel.<br />
…. dass im Gletscherkessel Präg der Präger Dammläufer entdeckt wurde? Dieser ein Zentimeter große Laufkäfer ist ein tierisches<br />
Relikt aus der Eiszeit.<br />
… dass die Weidbuchen im Biosphärengebiet ihre bizarre Gestalt dem ständigen Verbiss von Rindern und Ziegen zu verdanken haben?<br />
Jeder Baum hat seine Geschichte, die beim kleinen Kuhbusch anfängt.<br />
.... im Biosphärengebiet so seltene Wildtierarten wie das Auerhuhn, der Warzenbeißer oder die Kreuzotter zu Hause sind? Auch der<br />
Luchs streift durch die Wälder. Und auf den alpin anmutenden Wiesen und Weiden blüht im Frühsommer die Arnika.<br />
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