Gartengestaltung von Kamaritsch Seite 6/7 - Extra

extra April 2008
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GERHARD SCHEIN AUS DER WELT
Kap der Stürme
Des Öfteren werde ich in Österreich gefragt: „Habt
ihr keine Angst, da unten - vor der Kriminalität?“
Nein - ist meine Antwort, denn seit fast einem Jahr
Aufenthalt haben wir keine einzige schlechte Erfahrung
gemacht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Selten
haben wir so freundliche und hilfsbereite Menschen
getroffen. Wenn mir etwas Angst macht, hier
am südwestlichsten Punkt von Südafrika, dann ist es
als Segler der Wind.
Dieser South Easter, der hier in
den Sommermonaten- und jetzt
ist noch Sommer - oft tagelang in
Sturmstärke durch den Stadtteil
Woodstock fegt, wo wir die Werft
haben, kann einem den Nerv rauben.
Die ganze Halle vibriert und scheppert,
und die Türen lassen sich nur
mit äußerster Anstrengung öffnen.
Da frage ich mich oft was da auf dem
Meer draußen los sein muss. Samstag
vor zwei Wochen wollten wir den Tag
mit einem „Sundowner“, so nennen
Segler ein Getränk zur Zeit des Sonnenuntergangs,
in der benachbarten
Camps Bay ausklingen lassen. Ich
fahre natürlich nicht die übliche Route
in die Bucht unter den zwölf Aposteln,
wie die markanten Bergspitzen
genannt werden. Nein, als Motorradfahrer
nehme ich auch mit dem Auto
die High Level Road, kurvenreich
und schmal, dafür mit schöner Aussicht
aufs Meer. Als wir den Lions
Head umrunden und in die Bucht blicken,
stellt es mir augenblicklich die
Nackenhaare auf. Die ganze Wasseroberfläche
ist mit weißem Schleier
überzogen. Es erinnert mich an fliegende
Eiskristalle über dem zugefrorenen
Winterleitensee in den Seetaler
Alpen, bei starkem Wind. Hier
wird aber das Wasser von der Oberfläche
weggerissen und vom Wind
in Wolken von Wasserstaub weggeblasen.
Aus der Literatur weiß ich,
dass man dieses Phänomen ab mindestens
Windstärke 10 zu sehen bekommt.
Genannt wird es „fliegendes
Wasser“. Natürlich muss ich näher ran
um zu fotografieren und suche einen
Parkplatz unten am Meer für unseren
alten Merz. Gertrud bleibt im
Auto. Es reicht ihr schon, wenn der
Wind unser schweres Auto beängstigend
schüttelt. Ich gehe in Schräglage
mit Camera bewaffnet zu den
Granitfelsen am Strand um Fotos zu
machen. Aus nächster Nähe betrachtet
kommt mir der Wind gar nicht so
stark vor, bis mir eine Böe ohne Vorwarnung
wie eine unsichtbare Kraft
die Füße unter meinem Körper wegreißt.
Instinktiv lasse ich mich nach
hinten fallen und klammere mich
mit meinen Fingern am rauen Felsen