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| Konsequent Effizient“ - Coverinterview mit Georg Stadlhofer | | Zu Tisch mit Stefan Graf | | Fokus Umfrage: Im Schatten des Lockdowns | | Kommentare u.a. von Yasmin Obojkovits, Hannes Gerstmann, Frank Brün, Harald Greger, Philipp Kaufmann Alexander Bosak, Clemens Hecht, Andreas Gobiet | | Themen im Fokus: Illmitzer Gespräche, Abgemeldet – Jobsituation am Bau, Schockstarre am Bau | Dominanz der Gemeinnützigen |

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Bauen & Technik<br />

Factbox<br />

SONNWENDVIERTEL<br />

Auf dem Areal des ehemaligen Südbahnhofs<br />

ist in den vergangenen Jahren ein<br />

völlig neuer Stadtteil entstanden: das<br />

Sonnwendviertel. Mit dem Neubau des<br />

Wiener Hauptbahnhofs erfolgte auch der<br />

Startschuss für die Neugestaltung des<br />

Areals. Auf insgesamt 59 Hektar entstehen<br />

im zehnten Wiener Gemeindebezirk<br />

neben Kindergärten und einem Bildungscampus<br />

2021 insgesamt 20.000 neue<br />

Arbeitsplätze und rund 5.000 Wohnungen.<br />

Der Helmut-Zilk-Park gilt mit seiner acht<br />

Hektar großen Grünfläche als Herzstück<br />

des Viertels.<br />

Infrastruktur im Sonnwendviertel perfekt findet,<br />

weil „alles, was man zum Leben braucht“,<br />

in der Nähe ist, beschwert sich der andere, dass<br />

es außer einem Interspar keine „nennenswerten<br />

Geschäfte“ gebe. „Parkplätze sind Mangelware.<br />

Der Autoverkehr wurde ausgesperrt,<br />

ohne die Öffis anzubinden. Nach 21 Uhr fährt<br />

hier gar nichts mehr“, beschwert sich ein Mann<br />

mit Dreitagebart, der müde die Stahlbetontreppen<br />

hinunterschleicht. Er arbeite im Schichtdienst,<br />

weshalb ihm die schlechte Anbindung<br />

besonders „auf den Geist“ geht. Kaum zu<br />

glauben – am Hauptbahnhof! Einmal in Rage<br />

geredet, holt er zum Rundumschlag aus: „Die<br />

Architektur? Eine Katastrophe. Unser Gebäude<br />

ist das Vorzeigebeispiel und wurde in vielen<br />

Zeitschriften als dieses angepriesen. Generell<br />

gibt es bei uns aber viele Probleme. Vor allem<br />

bei starkem Regen, da regnet es in die Aufzüge,<br />

weshalb diese dann ausfallen. Durch die<br />

offenen Gänge regnet es in Richtung Garage,<br />

dort sammelt sich das Wasser und fängt an<br />

zu stinken. Das Haus ist schön, aber scheinbar<br />

katastrophal gebaut.“ Ob er überlege, wieder<br />

wegzuziehen? „Nein. Es war schwer, in dieser<br />

Lage überhaupt eine Wohnung zu bekommen.<br />

Ohne Bekannte von der Mama würde ich immer<br />

noch zu Hause wohnen“, grinst er und<br />

zieht von dannen.<br />

Urbaner Dschungel<br />

Statt gemütlich einen weißen Spritzer an der<br />

Alten Donau zu genießen, steht ein Grüppchen<br />

betagter Herrschaften beisammen und scharrt<br />

mit den Hufen. Und das an einem Sonntag<br />

um 17 Uhr bei gefühlten 35 Grad. Der Grund?<br />

Eine Führung mit dem Architektenteam – Sophie<br />

und Peter Thalbauer, Norbert Thaler und<br />

Ursina Thaler-Brunner, Alfred Charamza und<br />

Norbert Mayr, dem Initiator des Wohnbauprojekts<br />

MGG 22 . Raus aus der U-Bahn in Stadlau<br />

überquert man eine vielbefahrene Straße und<br />

hat gleich das Gefühl, am Land zu sein. Auf einer<br />

Pferdekoppel grast ein Haflinger im Schatten.<br />

Blickt er allerdings auf das Haus gegenüber,<br />

ist Schluss mit Natur. Das graue Gitter,<br />

das über die ganze Fassade reicht, erweckt den<br />

Eindruck, dass die Bewohner hier einsitzen.<br />

Was aussieht wie ein Gefängnis, ist allerdings<br />

ein Genossenschaftsbau des Österreichischen<br />

Siedlungswerk (ÖSW). Angeblich wäre am<br />

Ende kein Geld mehr da gewesen, munkelt<br />

man. Dass es auch anders geht, beweist das<br />

MGG 22 gleich daneben.<br />

Schlichte Betondominanz<br />

Sieben Baukörper auf drei Bauplätzen, gestaltet<br />

von drei Architekturbüros. Man würde<br />

vermuten, jeder Baukörper sieht anders aus.<br />

Mitnichten. Einzig das erste Gebäude scheint<br />

mit seiner rosa Fassade aus der Reihe zu<br />

tanzen. Sonst findet sich nichts Trennendes.<br />

Keine Zäune grenzen die Baukörper voneinander<br />

ab. Im Gegenteil, Gassen und kleine<br />

Plätze verbinden die einzelnen Häuser. „Ziel<br />

war es, ein grundstückübergreifendes städtebauliches<br />

Konzept umzusetzen“, erklärt<br />

Peter Thalbauer. Mit der linken Hand deutet<br />

er auf eine schmale Gasse: „Diese entsteht<br />

durch die Bebauung und führt einen weiter<br />

auf einen Platz. Das sind Gegebenheiten, wie<br />

wir sie auch in der Stadt kennen.“ Alle sieben<br />

Gebäude eint auch ihre puristische und minimalistische<br />

Bauweise mit Flachdach. Dass<br />

Beton hier der dominierende Baustoff ist, ist<br />

ganz einfach erklärt. „Geheizt und gekühlt<br />

wird im MGG 22 mit thermischer Bauteilaktivierung.<br />

Das ist die erste geförderte Bauteilaktivierung<br />

in ganz Österreich“, berichtet der<br />

Architekturhistoriker und Publizist Norbert<br />

Mayr stolz. Leistbares Wohnen würde also<br />

durch niedrige Energiekosten geschaffen.<br />

„Für eine 70 bis 80 Quadratmeter große Wohnung<br />

sollte die Jahresrechnung für Heizung,<br />

Kühlung und Warmwasser unter 300 Euro<br />

betragen. Dieses Projekt wird keinesfalls ein<br />

Einzelfall bleiben“, bemerkte Johann Gruber,<br />

Obmann vom Bauträger Neues Leben bei<br />

einem Baustellenbesuch. Doch das Tolle am<br />

Wohnbauprojekt im 22. Wiener Gemeindebezirk<br />

sind nicht allein die Architektur und das<br />

Energiekonzept, sondern vor allem die Natur.<br />

„Die essbare Stadt“ zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass sämtliche Grünstreifen vor den<br />

Häusern mit den verschiedensten Kräutern<br />

bepflanzt sind. Auch Obstbäume und Sträucher<br />

laden die Bewohner zum Naschen ein.<br />

Zusätzlich können die Bewohner am angrenzenden<br />

Wald- und Wiesengürtel dem eigens<br />

gegründeten Gartenverein beitreten und ein<br />

eigenes Beet mieten und bepflanzen. Auch<br />

ein Mitspracherecht wird den Bewohnern eingeräumt,<br />

etwa bei der Gestaltung des Mehrzweckraums<br />

und des Waschsalons mit Nachbarschaftsbibliothek.<br />

Unterstützt werden sie<br />

dabei vom Team der wohnbund:consult. Das<br />

Projekt wurde mit mehreren Auszeichnungen<br />

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