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Sommer (14.7 MB)

| Konsequent Effizient“ - Coverinterview mit Georg Stadlhofer | | Zu Tisch mit Stefan Graf | | Fokus Umfrage: Im Schatten des Lockdowns | | Kommentare u.a. von Yasmin Obojkovits, Hannes Gerstmann, Frank Brün, Harald Greger, Philipp Kaufmann Alexander Bosak, Clemens Hecht, Andreas Gobiet | | Themen im Fokus: Illmitzer Gespräche, Abgemeldet – Jobsituation am Bau, Schockstarre am Bau | Dominanz der Gemeinnützigen |

| Konsequent Effizient“ - Coverinterview mit Georg Stadlhofer |
| Zu Tisch mit Stefan Graf |
| Fokus Umfrage: Im Schatten des Lockdowns |
| Kommentare u.a. von Yasmin Obojkovits, Hannes Gerstmann, Frank Brün, Harald Greger, Philipp Kaufmann Alexander Bosak, Clemens Hecht, Andreas Gobiet |

| Themen im Fokus: Illmitzer Gespräche, Abgemeldet – Jobsituation am Bau, Schockstarre am Bau | Dominanz der Gemeinnützigen |

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Makler aus<br />

KONSEQUENT Leidenschaft<br />

EFFIZIENT<br />

Georg Stadlhofer<br />

Thomas Belina reizt die Veränderung<br />

Auszeichnung zu Österreichs<br />

wertvollster Immobilienmarke.<br />

2020<br />

ehl.at


<strong>Sommer</strong> 2020<br />

03


40<br />

Je<br />

w<br />

04 ImmoFokus


Euro Hygienepaket.<br />

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<strong>Sommer</strong> 2020<br />

05


Rubrik<br />

37 Projekt<br />

im Fokus<br />

Konsequent<br />

effizient<br />

44<br />

INTERVIEW MIT<br />

GEORG STADLHOFER<br />

INHALT<br />

SOMMER<br />

Rubriken<br />

8 VOM HERAUSGEBER<br />

9 EDITORIAL<br />

75 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Unternehmen & Projekte<br />

12 KURZ UND BÜNDIG<br />

36 AUFSTEIGER<br />

37 PROJEKT IM FOKUS<br />

38 TOP DEAL<br />

39 START-UP<br />

40 PROBLEMLÖSER<br />

Positionen & Meinungen<br />

44 KONSEQUENT EFFIZIENT<br />

Coverinterview mit Georg Stadlhofer<br />

54 ZU TISCH MIT ... Stefan Graf<br />

60 DIE SCHATTEN DES LOCKDOWNS<br />

70 VOX FEMINA<br />

71 BAUMARKETING<br />

Kommentar vonPhilipp Kaufmann und<br />

Alexander Bosak<br />

72 BAUKAUFMANN<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

73 GENAU BETRACHTET<br />

Kommentar von Harald Greger<br />

74 CORONA UND RICS<br />

Kommentar von Frank Brün<br />

76 SONNENSCHUTZBRANCHE ZEIGT<br />

SICH KRISENSICHER<br />

Kommentar Hannes Gerstmann<br />

77 DIE COVID-19-PANDEMIE FORDERT<br />

INNOVATIVE LÖSUNGEN<br />

Kommentar von Yasmin Obojkovits<br />

06 BauTecFokus


86 Abgemeldet -<br />

Jobsituation am Bau<br />

80<br />

Schockstarre<br />

am Bau<br />

54<br />

Zu Tisch mit ...<br />

Stefan Graf<br />

AUSGABE<br />

ImFokus<br />

80 SCHOCKSTARRE AM BAU<br />

86 ABGEMELDET<br />

90 ZUSATZQUALIFIKATIONEN<br />

Kommentar von Andreas Gobiet<br />

91 PANDEMICH ODER WAS?<br />

Kommentar von Clemens Hecht<br />

92 BAUGENEHMIGUNGEN<br />

94 INTENSIVPATIENT GEBÄUDESANIERUNG<br />

Events & Awards<br />

116 ILLMITZER GESPRÄCHE<br />

120 ET HOUSE AWARD<br />

Branchen & Service<br />

100 DOMINANZ DER GEMEINNÜTZIGEN<br />

130 BUCHTIPPS<br />

Bauen & Technik<br />

104 GUT GEBAUT<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

07


Zäsur<br />

„Objektive,<br />

faktenbasierte<br />

Berichterstattung -<br />

dafür steht die<br />

Real Estate<br />

Media Group.“<br />

W<br />

elche Bedeutung journalistischer<br />

Arbeit zukommt, hat<br />

der COVID-19-bedingte<br />

Lockdown eindrucksvoll<br />

gezeigt: Oft ließ sich eine objektive, faktenbasierte<br />

Berichterstattung erfolglos suchen. Fake statt<br />

Fakten, eindimensionale Wortmeldungen,<br />

selbsternannte Experten, Meinungsmache – all<br />

das, was in gutem Journalismus nichts zu suchen<br />

hat, wurde publiziert. Dem entgegen setzt unsere<br />

Redaktion, die wir im Zuge unserer Umfirmierung<br />

erweitert haben, seriösen Journalismus. Die<br />

langjährige Journalistin und PR-Beraterin Lisa<br />

Grüner wird unseren Verlag als neue Chefredakteurin<br />

verstärken und mit ihrer neugierig-frechen<br />

Art viele spannende Fragen stellen. Neue Akzente<br />

wollen wir auch grafisch setzen und erweitern<br />

das Team um Marianne Pratscher und Sibylle<br />

Exel-Rauth.<br />

sie doch eindrücklich die dramatischen Entwicklungen<br />

unserer Branche und wie schnell<br />

alles anders sein kann.<br />

Wie stark die Verwerfungen sind, erheben wir<br />

aktuell gemeinsam mit immQu, Salon Real<br />

und RICS in einer großen Online-Umfrage. Die<br />

ersten Ergebnisse überraschen. Die Details dazu<br />

finden Sie ab 15. August exklusiv auf www.<br />

bautecfokus.at.<br />

Die Baustellen sind hochgefahren, die Verunsicherung<br />

bleibt. Die Baubranche leckt ihre Wunden,<br />

aber blickt nach vorn und wird ihre Lehren<br />

daraus ziehen. Die mit der COVID-19-Pandemie<br />

einhergehende Entschleunigung sollte als<br />

Chance be- und ergriffen werden, um gestärkt<br />

aus der Krise zurückzukommen.<br />

Crossmediale Berichterstattung<br />

Um den eingeschlagenen Weg der qualitativen<br />

Berichterstattung zu verstärken, habe ich die<br />

Anteile meiner bisherigen Co-Gesellschafter<br />

übernommen und bin nunmehr Alleingesellschafter<br />

des Verlages. Daher firmiert die GNK<br />

Media House ab sofort unter dem Namen Real<br />

Estate Media Group. Besonderes Augenmerk<br />

wollen wir auf die crossmediale Berichterstattung<br />

richten und werden in mehreren Schritten<br />

unsere digitale Präsenz erhöhen.<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Unserem hohen Anspruch an Qualität fielen<br />

leider unsere Frühlingsausgaben des ImmoFokus<br />

und BauTecFokus zum Opfer. Schweren<br />

Herzens mussten wir die bereits gedruckten<br />

Ausgaben einstampfen, da sich die Rahmenbedingungen<br />

durch die COVID-19-Pandemie so<br />

dramatisch veränderten, dass der Inhalt obsolet<br />

wurde. Die Beiträge aber sind archiviert - zeigen<br />

08 BauTecFokus


Ein Stück<br />

Zeitgeschichte<br />

„Entschleunigung<br />

mit Stressfaktor. Auf<br />

jeden hatte der Lockdown<br />

eine andere<br />

Auswirkung.“<br />

A<br />

m 16. März 2020 geschah, was<br />

niemand für möglich gehalten<br />

hatte: ein kompletter Lockdown,<br />

Ausgangsbeschränkungen, geschlossene<br />

Grenzen. Alles ging so schnell vonstatten,<br />

dass keiner wusste, wie ihm geschah.<br />

Während Österreich für sieben Wochen und<br />

einen Tag angesichts des Virus COVID-19 erstarrte,<br />

standen die Baustellen nur wenige Tage still.<br />

Krisenstäbe wurden installiert, Manager standen<br />

unter Dauerstrom, stündlich musste auf neue<br />

Herausforderungen reagiert werden. Dank eines<br />

schnell ausgehandelten 8-Punkte-Plans mit den<br />

Sozialpartnern, durfte unter Auflagen weitergearbeitet<br />

werden.<br />

Große Unternehmen hatten ihre Mitarbeiter<br />

vorsorglich bereits beim AMS angemeldet,<br />

schwenkten dann um und nutzten das<br />

Kurzarbeitsmodell der Regierung.<br />

Währenddessen brach die<br />

Leiharbeiterbranche komplett<br />

zusammen. Mitarbeiter und<br />

Materiallieferungen kamen<br />

nicht mehr über geschlossene<br />

Grenzen, schwere körperliche<br />

Arbeit mit Maske<br />

wurde zur Qual. Dennoch<br />

zeigte die Baubranche mehr<br />

denn je ihre Kämpfernatur.<br />

Unternehmen, die rechtzeitig<br />

auf Digitalisierung und<br />

Telearbeit gesetzt hatten,<br />

erhielten die Bestätigung,<br />

dass sie richtig investiert<br />

hatten. Selbst wenn für das Jahr<br />

2020 vergleichsweise geringe Umsatzeinbußen<br />

in Kauf genommen werden müssen –<br />

COVID-19 hat einen langen Atem: Bauverhandlungen<br />

stehen, den Gemeinden geht das<br />

Geld aus, geplante Projekte werden eingefroren.<br />

Die Folgen der Pandemie werfen ihren<br />

dunklen Schatten in die kommenden Jahre.<br />

Gebaut wird immer<br />

Wie die Bauunternehmen während der COVID-<br />

19-Pandemie agiert haben und wie sie mit den<br />

Folgen umgehen, haben wir in dieser Ausgabe<br />

des BauTecFokus unter die Lupe genommen<br />

und zusammengefasst. Doch kein Rückblick<br />

ohne Ausblick: So haben wir Top-Manager<br />

um einen Blick in die Glaskugel gebeten. Eines<br />

vorweg: vieles ist persönlicher geworden. Auch<br />

die Gespräche, die wir mit den Branchenkapitänen<br />

geführt haben. Andere haben sich neu<br />

aufgestellt. Unter anderem auch der BauTec-<br />

Fokus. Der vormalige Chefredakteur Michael<br />

Neubauer hat den Verlag übernommen, umfirmiert<br />

und ist zum Herausgeber avanciert. Seinen<br />

Platz habe ich eingenommen und damit ist<br />

diese Ausgabe auch für mich geschichtsträchtig:<br />

Sie ist meine erste als Chefredakteurin.<br />

Da mich die Themen der Immobilien- und<br />

Baubranche, sowohl als Journalistin als auch<br />

als Kommunikations-Beraterin bereits mein<br />

halbes Leben lang begleiten freue ich mich besonders,<br />

ab sofort meine Feder im 17. Stock des<br />

Millennium Towers zu schwingen. Es sei denn,<br />

COVID-19 zwingt uns wieder ins Home-Office.<br />

Ob eine zweite Welle anrollt? Wir werden es<br />

erleben. Langfristig gesehen werden wir wohl<br />

mit dem Virus leben lernen müssen.<br />

Lisa Grüner<br />

Chefredakteurin<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

09


Unternehmen & Projekte<br />

37<br />

SYDNEY BEKOMMT WELT-<br />

WEIT HÖCHSTEN TURM IN<br />

HOLZ-HYBRIDBAUWEISE<br />

Das Softwareunternehmen Atlassian will bereits<br />

2025 mit seinen 4.000 Mitarbeitern in das neue<br />

Headquarter einziehen. 40 Geschosse und 180<br />

Meter hoch soll der einzigartige Hybrid werden.<br />

38<br />

600 MILLIONEN EURO-STREIT<br />

Wer war schuld am Einsturz des Kölner Stadtarchives?<br />

Diese Frage wird nicht mehr eindeutig geklärt werden.<br />

Die Stadt Köln und die Arbeitsgemeinschaft einigten<br />

sich per außergerichtichem Vergleich. Auf die Porr<br />

entfällt ein Drittel der Vergleichskosten. Zahlen müssen<br />

die Versicherer.<br />

40<br />

PROBLEMLÖSER<br />

Material- und Mengenkalkulationen,<br />

die Erstellung von<br />

Raumbüchern und<br />

Verträgen, sowie<br />

Abstimmungsprozesse<br />

will die<br />

finnische Software<br />

GBuilder vereinfachen.<br />

10 BauTecFokus


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<strong>Sommer</strong> 2020<br />

11


Unternehmen & Projekte<br />

Bauinsolvenzen 2020<br />

Rückläufig<br />

Laut einer aktuellen Insolvenzstatistik<br />

von Creditreform sind die Bauinsolvenzen<br />

stark zurückgegangen. So ist die<br />

Zahl, trotz des coronabedingten Konjuktureinbruchs,<br />

bislang nicht gestiegen.<br />

Im ersten Halbjahr 2020 verringerte sich<br />

die Zahl der Unternehmerinsolvenzen<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um<br />

24 Prozent auf 2.012 Fälle. Auch die Bausparte<br />

verzeichnete einen hohen Rückgang<br />

an Insolvenzen. Im ersten Halbjahr<br />

2019 wurden noch 436 Insolvenzen angemeldet<br />

- 2020 bisher 308. Das ist ein<br />

Rückgang von 29,4 Prozent. Den größten<br />

Rückgang meldete Tirol mit einem Minus<br />

von 38 Prozent, dicht gefolgt von<br />

Salzburg mit -35,1 Prozent und Oberösterreich<br />

mit -34,5 Prozent. Mit knapp<br />

neun Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen<br />

herrscht die höchste realtive Insolvenzbetroffenheit<br />

in Wien.<br />

Markt für Lüftungskanäle<br />

Wachstum<br />

Auch 2019 setzte sich der Aufschwung<br />

am Markt für Lüftungskanäle in Österreich<br />

fort. Allerdings konnten nur mehr<br />

bei Produkten aus Alluminium siginifikante<br />

Zuwächse verzeichnet werden.<br />

Laut aktuellem Branchenradar Lüftungskanäle<br />

in Österreich 2020 stiegen<br />

die Herstellererlöse um 3,1 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr auf 28,1 Millionen<br />

Euro. Im Vergleich zu 2018 stieg der Umsatz<br />

um knapp dreizehn Prozent auf 5,8<br />

Millionen Euro. Aus heutiger Sicht ist jedoch<br />

mit einem Umsatzrückgang von<br />

rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr<br />

zu rechnen. Im kommenden Jahr<br />

könnte sich der Markt knapp unter den<br />

Werten von 2019 stabilisieren.<br />

Goldbeck Rohmberg mit bestem Jahr der Unternehmensgeschichte<br />

Industriebauspezialist auf Erfolgskurs<br />

Strahlende Gesichter bei den Verantwortlichen<br />

von Goldbeck Rohmberg in<br />

Wolfurt: Das Wirtschaftsjahr 2019/2020<br />

war seit der Unternehmensgründung 2001<br />

bislang das erfolgreichste. Von April 2o19<br />

bis März 2020 setzte die Baufirma 200 Millionen<br />

Euro um, das entspricht einem Plus<br />

von rund 14,2 Prozent. Der Standort in St.<br />

Gallen hat an dieser Rekordbilanz einen<br />

großen Anteil: 92 Millionen Schweizer<br />

Franken wurden hier umgesetzt.<br />

Das Joint Venture von Goldbeck aus Bielefeld<br />

und dem Vorarlberger Rhomberg Bau<br />

hat die nächsten Meilensteine bereits im<br />

Blick. In der Steiermark entsteht das neue<br />

Postverteilerzentrum Wolfurt, ein Logistikzentrum<br />

für die Gebrüder Weiß. Hinzu<br />

kommt ein Auftrag des Schweizer Unternehmens<br />

Luzi mit einem Volumen von 35<br />

Millionen Schweizer Franken. Auch das<br />

Bürohaus „Schellerareal“ für den Stammkunden<br />

Q11 steht auf der Agenda.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Glorit-CEO Lukas Sattlegger<br />

sieht sein Unternehmen dank<br />

Anfragenrekord gut gerüstet für<br />

die Zeit nach dem Lockdown.<br />

Angelika Aulinger hat die<br />

Regionenverantwortung für<br />

Österreich, Süd- und Osteuropa<br />

von Schöck Bauteile übernommen.<br />

Michael Strugl ist neuer<br />

Präsident von Österreichs<br />

E-Wirtschaft und wird 2021 neuer<br />

Verbund-Chef.<br />

News Ticker<br />

Absage: Grohe sagt die Teilnahme an der Fachmesse ISH 2021 in Deutschland ab. Ein Grund für diese Entscheidung sei das<br />

nicht zufriedenstellende Hygienekonzept seitens der ISH. Auszeichnung: Der Geze Fensterantrieb F 1200+ erhält den German<br />

Innovation Award 2020 in der Kategorie „Excellence in Business to Business - Building & Elements“.<br />

Fotos: Jens Ellensohn Fotografie, Valetta, Schöck Bauteile, Glorit, Strabag SE, Christian Fürthner/Oesterreichs Energie, Fronius, ioschrome<br />

12 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

Umsatzanstieg auf 73,5 Millonen Euro<br />

Rekordumsatz für Austria Email<br />

Auch nach 165 Jahren Bestehen gibt es<br />

noch Premieren: das Traditionsunternehmen<br />

Austria Email hielt kürzlich coronabedingt<br />

die erste digitale Hauptversammlung<br />

ab und präsentierte die Ergebnisse des vergangenen<br />

Jahres. 2019 konnte der Jahresumsatz<br />

von 67,4 Millionen Euro auf 73,5<br />

Millonen Euro gesteigert werden. Das Unternhmen<br />

selbst verzeichnete einen Umsatz<br />

von 68,4 Millionen Euro nach 62,5 Millionen<br />

im Vorjahr. Das EGT wurde 2019 auf<br />

vier Millionen Euro gesteigert nach 2,5 Millionen<br />

im Vorjahr. So wurden im vergangenen<br />

Jahr in den Knittelfelder Werken<br />

149.000 Speicher produziert. Die größte<br />

Absatzsteigerung wurde in den Segmenten<br />

höhere Energieeffizienz und Alternativenergie<br />

inklusive Wärmepumpen verzeichnet.<br />

Auch die Exportzahlen stiegen:<br />

In den CEE-Ländern und im Verbund mit<br />

dem französischen Mutterkonzern Groupe<br />

Atlantic verzeichnen die Exportzahlen ein<br />

zweistelliges Ergebnis.<br />

Allein 1,7 Millionen Euro wurden im vergangen<br />

Jahr im Zuge fortgesetzter Investitionen<br />

in die nachhaltige Entwicklung der<br />

Produkte und in die Optimierung der Produktion<br />

in den heimischen Standort investiert.<br />

Gleichzeitig wurde eine Photovoltaikanlage<br />

installiert, der Fuhrpark auf<br />

Hybrid- und die Staplerflotte auf Elektroantrieb<br />

umgestellt. „Der Trend in Richtung<br />

Investitionen der öffentlichen Hand in<br />

leistbares Wohnen und Anreize für gemeinnützige<br />

und gewerbliche Bauträger<br />

sowie Private kommt genau zum richtigen<br />

Zeitpunkt“, ist CEO Martin Hagleitner<br />

überzeugt.<br />

60 Jahre Valetta<br />

Sonnenschutz<br />

Leistungsrückgang und hoher Auftragsbestand<br />

Strabag Trading Statement<br />

Das Leistungsminus der Strabag beträgt<br />

im ersten Quartal 2020 satte neun Prozent.<br />

Bedingt ist dieser Wert durch drei Faktoren:<br />

Mitte 2019 ist der Vertrag mit einer<br />

deutschen Großkundin im Bereich Property<br />

& Facility Services ausgelaufen und die<br />

Leistungen sind somit weggefallen. Auch<br />

die temporäre Einstellung der Bauarbeiten<br />

während der Coronakrise hat neben der<br />

Fertigstellung von Tunnelbauprojekten in<br />

Chile zu Verlusten geführt. Dementsprechend<br />

deftig ist das Minus im Bereich „International<br />

und Sondersparten“, wo sich<br />

die Leistung um 22 Prozent - rund 185 Millionen<br />

Euro - auf knapp 652 Millionen Euro<br />

verringerte. Auch die Mitarbeiterzahl hat<br />

sich entsprechend um ein Prozent auf<br />

73.502 Personen reduziert. Der Vorstand<br />

hält den im April 2020 aktualisierten Ausblick<br />

für das Geschäftsjahr 2020 aufrecht:<br />

Er geht von einer Abnahme der Leistung<br />

auf rund 14,4 Millliarden Euro aus. Gleichzeitig<br />

dürfte eine EBIT-Marge von zumindest<br />

3,5 Prozent erreicht werden können.<br />

Rund 140.000 Sonnenschutzeinheiten<br />

produziert Valetta im Jahr. Kein<br />

Wunder also, dass das familiengeführte<br />

Unternehmen mit Sitz in Linz 2019 einen<br />

Umsatz von rund 19 Millionen Euro<br />

erwirtschaftete. Zur Gründungszeit -<br />

vor 60 Jahren - war das Unternehmen<br />

noch auf die Fertigung von Jalousien<br />

und Falttüren spezialisiert. In den<br />

1970ern wurde das Sortiment um Markisen<br />

und Rolläden erweitert. Heute<br />

produziert Valetta von speziellen Objektlösungen<br />

bis zu Standard- und Sonnenschutzlösungen.<br />

Trotz Corona läuft<br />

das Geschäft gut: Bei den Kunden besteht<br />

nun, nach Lockerung der Maßnahmen,<br />

Nachholbedarf. Die Produktion,<br />

Beschaffung und Auftragsannahme<br />

war, bis auf wenige Wochen, im Normalbetrieb,<br />

wo auch zum Teil auf Home-Office<br />

umgestellt wurde. So wurden<br />

500.000 Euro in die Digitalisierung investiert.<br />

Auch die Produktentwicklung<br />

des Easy Click-Raff ist in vollem Gange.<br />

Seinen Namen verdankt das Raffstorensystem<br />

seiner schnellen Montage.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

13


Unternehmen & Projekte<br />

Zweitstärkstes Jahr am heimischen Markt<br />

Photovoltaikmarkt 2019<br />

Laut dem Bericht „Innovative energietechnologien:<br />

Marktentwicklung 2019 des<br />

Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt,<br />

Energie, Mobilität, Innovation und<br />

Technologie (BMK)“ konnte 2019 ein deutliches<br />

Plus bezüglich des Zubaus von Photovoltaikanlagen<br />

verzeichnet werden. Insgesamt<br />

wurden im vergangenen Jahr 247<br />

Megawatt Sonnenstrom in Österreich zugebaut.<br />

Das entspricht einem Plus von<br />

knapp 33 Prozent. Rund 13.700 PV-Anlagen<br />

wurden letztes Jahr errichtet. Trotz positivem<br />

Trend muss sich das Ausbautempo bis<br />

2030 dennoch deutlich steigern. Obwohl<br />

laut Bericht fast alle Bundesländer ein Zubauplus<br />

verzeichnen, kann in einzelnen<br />

Bundesländern wie etwa in Salzburg, der<br />

Steiermark und Tirol von Stagnation und<br />

einem teilweisen Rückgang gesprochen<br />

werden. Hier sei die Politik auf Landesebene<br />

gefragt, so Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender<br />

des Bundesverbands Photovoltaic<br />

Austria. Die Art der Montage trägt<br />

maßgeblich dazu bei: Betrug der Anteil der<br />

freistehende PV-Anlagen in den Vorjahren<br />

noch drei Prozent, ist dieser 2019 auf sieben<br />

Prozent gestiegen, auch die Anwendungen<br />

von gebäudeintegrierten Anlagen<br />

wurde gehoben. Für 2020 rechnet Paierl<br />

mit einem neuerlichen Zubauplus. Aufgrund<br />

des PV-Notpakets stehen nun zusätzliche<br />

Fördermittel für die Umsetzung<br />

weiterer Projekte zur Verfügung. „Spätestens<br />

ab 2025 muss jährlich 1.000 Megawatt,<br />

und damit 4-mal so viel PV-Leistung<br />

wie jetzt, installiert werden“, fordert Paierl.<br />

Auszeichnung für Marina Tower<br />

Gold für Tower<br />

In der Leopoldstadt in Wien ensteht<br />

derzeit unter der Zusammenwirkung<br />

von Buwog und IES Immobilien der Marina<br />

Tower. In dem vierzigstöckigen<br />

Tower werden bis 2022 rund 500 neue<br />

Eigentumswohnungen gebaut. Besonders<br />

geachetet wurde beim Bau auf die<br />

Nachhaltigkeit. So wurden von der Planung<br />

bis hin zur Errichtung nachthaltige<br />

Maßnahmen ergriffen. Bei dem Bauwerk<br />

wird unter anderem die Verwendung<br />

von Geothermie zum Heizen,<br />

Kühlen und zur Stromerzeugung, angedacht.<br />

Nun erhält der Tower die klimaaktiv<br />

Auszeichnung in Gold. Vorallem<br />

in den Sparten Standort, Energie<br />

und Versorgung punktet der zukünftige<br />

Bestandteil der Wiener Skyline. Das<br />

zeigt sich bei der von Zechner und Zechner<br />

gestalteten Fassade, die wechselweise<br />

Einschnitte hat und so für eine natürliche<br />

Belichtung des Stiegenhauses<br />

sorgt. Die unterste Ebene wird zusätzlich<br />

als Hochgarten für die Gebäudebegrünung<br />

genutzt. Die Fertigstellung soll<br />

noch dieses Jahr erfolgen.<br />

Ein Dreiviertel Jahrhundert Familienunternehmen<br />

Fronius feiert 75-jähriges Bestehen<br />

Als Einmannbetrieb von Günther Fronius<br />

gegründet, entwickelte sich das oberösterreichische<br />

Unternehmen zu einem internationalen<br />

Player in den Bereichen<br />

Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik.<br />

In den ersten Jahren des Unternehmens<br />

beschäftigte man sich mit<br />

Batterie- und Schweißtechnik, ehe in den<br />

90er Jahren, auch auf die damals neue Solartechnologie,<br />

gesetzt wurde. Seit 1980<br />

konzentriert sich das Unternehmen ganz<br />

auf die Solartechnolgie. Heute hat Fronius<br />

International weltweit mehr als 5.400 Mitarbeiter<br />

und verfügt über Standorte in<br />

Wels, Thalheim, Steinhaus und Sattledt.<br />

Der Firmensitz befindet sich im oberösterreichischen<br />

Pettenbach. Der Exportanteil<br />

mit 93 Prozent wird mit 34 internationalen<br />

Fronius Gesellschaften und Vertriebspartnern/Repräsentanten<br />

in mehr als 60 Ländern<br />

erreicht. Mit innovativen Produkten<br />

und Dienstleistungen sowie 1.264 erteilten<br />

Patenten ist Fronius einer der Innovationsführer<br />

am Weltmarkt.<br />

14 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

Siemens & Nato setzen Zusammenarbeit fort<br />

Höchste Priorität: Cyber-Sicherheit<br />

Siemens Smart Infrastructure und das<br />

Nato Cooperative Cyber Defence Centre of<br />

Excellence (CCDCOE) haben eine Vereinbarung<br />

unterzeichnet, um die Zusammenarbeit<br />

im Bereich der Cybersicherheit für kritische<br />

Infrastrukturen fortzusetzen. Mit der<br />

neuen Vereinbarung intensivieren die beiden<br />

Parteien ihre bestehende Zusammenarbeit<br />

im Bereich Cybersicherheitstrainings<br />

für Stromnetze. Durch das Training mit der<br />

Netzleittechnik Spectrum Power gewinnt<br />

Siemens wertvolle Erkenntnisse über mögliche<br />

Angriffspunkte. Gleichzeitig kann das<br />

Unternehmen neue, sicherheitsrelevante<br />

Funktionen oder Protokolle für seine Produkte<br />

und Lösungen umfassend testen. Mit<br />

der Integration von mehr erneuerbaren und<br />

dezentralen Energiequellen hat sich in den<br />

vergangenen Jahren die Art und Weise, wie<br />

Stromnetze betrieben werden, grundlegend<br />

verändert. Deutlich zugenommen hat der<br />

Bedarf an Netzoptimierung, der Interaktion<br />

zwischen den Prosumern und die Anzahl<br />

neuer Marktteilnehmer. Da der Einsatz von<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

in Übertragungs- und Verteilnetze<br />

zunimmt, führt die wachsende Zahl an Verknüpfungen<br />

zu mehr potentiellen Angriffspunkten<br />

in digitalen Stromnetzen. Folglich<br />

hat die Cybersicherheit für Betreiber von<br />

Stromnetzen und Regierungsbehörden<br />

höchste Priorität. Robert Klaffus, CEO von<br />

Siemens Digital Grid: „Stromnetze und alles,<br />

was mit ihnen verbunden ist, bilden das<br />

Rückgrat moderner Gesellschaften. Sie sind<br />

daher attraktive Ziele für Hacker. Die Erkenntnisse<br />

und Erfahrungen aus der Übung<br />

Locked Shields sind für die Sicherung und<br />

den Schutz von Stromnetzen von entscheidender<br />

Bedeutung.“<br />

Großauftrag für MABA<br />

ÖBB verlängert<br />

In Österreich erhielt die Kirchdorfer<br />

Concrete Solutions vor fünf Jahren als erster<br />

Anbieter die Zulassung für die Errichtung<br />

von Holzbeton-Lärmschutzwänden<br />

für Zuggeschwindigkeiten bis zu 250<br />

Stundenkilometer. Nun wurde der Rahmenvertrag,<br />

nach der erfolgreichen Umsetzung<br />

von Referenzprojekten verlängert.<br />

Seit Jahrzehnten zählt der<br />

österreichische Fertigteilhersteller zu den<br />

Lieferanten der ÖBB. Jetzt erhält auch das<br />

Thema Lärmschutz immer größere Bedeutung.<br />

Insbesondere die Kombination<br />

aus Betonfertigteilen und Phonobloc<br />

Holzbeton-Paneelen steht im Fokus zahlreicher<br />

Bahninfrastruktur-Projekte. Dank<br />

speziellen Produktionsprozessen des Unternehmens<br />

MABA haben die Kirchdorfer<br />

Lärmschutzinstallationen eine Lebensdauer<br />

von bis zu 50 Jahren.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

15


Unternehmen & Projekte<br />

Gira Mini Server X1<br />

Power-Boost<br />

Einen kräftigen Leistungsschub verpasste<br />

Smart-Home-Spezialist Gira seinem<br />

kompakten KNX Server. Auch der<br />

Funktionsumfang wurde mit dem letzten<br />

Update erheblich erweitert. Eine<br />

neue IFTTT-Schnittstelle, ermöglicht die<br />

durchgängige Sprachsteuerung und<br />

kann auf einen Leistungsumfang von<br />

625 Funktionen und 2.500 Gruppenadress-Datenpunkte<br />

erweitert werden. Zudem<br />

hat der Gira Mini-Server X1 jetzt die<br />

offizielle „Works with Sonos“-Zertifizierung.<br />

So lässt sich der Server nahtlos in<br />

das Sonos Home Sound System integrieren.<br />

Die Bedienung des Gira X1 erfolgt<br />

via Smartphone, Tablet, Computer oder<br />

Gira G1. Programmiert und projektiert<br />

wird über den Gira Projekt Assistenten<br />

(GPA), was die Inbetriebnahme nicht nur<br />

vereinfacht, sondern auch beschleunigt.<br />

Erhältlich sind die kostenpflichtigen Pakete<br />

über den Gira AppShop.<br />

Sclable und Contakt schließen Digitalisierungslücke am Bau<br />

Baueffizienzplattform Made in Austria<br />

Gemeinsam mit Contakt, einem Unternehmen<br />

der Umdasch Group Ventures, hat<br />

sich Sclable der Herausforderung der Digitalisierung<br />

auf der Baustelle angenommen.<br />

Mittels Echtzeitdatenerfassung lassen<br />

sich Abläufe auf der Baustelle erheblich<br />

verbessern. Nun hat das digitale Produkt,<br />

das seit vergangenem Jahr auf einigen Baustellen<br />

bereits zum Einsatz kommt, den<br />

German Innovation Award gewoonen. Es<br />

werden aber nicht nur Daten gesammelt,<br />

sondern auch die Planungs- und Koordinationsprozesse<br />

am Bau unter Einsatz der sogenannten<br />

Lean Construction Methode erfasst.<br />

Ein wichtiger Bestandteil der<br />

Software ist dabei das Building Information<br />

Modeling. Der digitale Zwilling schafft<br />

mehr Transparenz im gesamten Baustellenablauf<br />

und Optimierungsmöglichkeiten<br />

können besser identifiziert werden. Eine<br />

zusätzliche Innovation ist die Platzierung<br />

von Sensoren an den Schalungen.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Horst Reiner und Dario Travaš freuen sich über den Real Estate<br />

Brand Award für ATP architekten ingenieure, auch wenn der Award<br />

heuer per Post zugestellt werden musste. ATP belegt im Top-Ranking<br />

den ersten Platz.<br />

Georg Blümel, verantwortlich für<br />

den Vertriebsbereich, ist neuer<br />

Geschäftsführer für die<br />

Unternehmensgruppe Synthesa.<br />

News Ticker<br />

Baustart: OMV und Österreich haben mit dem Bau der größten Flächen-Photovoltaikanlage in Österreich auf einer Gesamtfläche<br />

von 13,3 Hektar begonnen. Fristverlängerung: Die Einreichfrist für den Staatspreis Architektur wurde aufgrund der aktuellen<br />

Corona-Situation bis zum 18. September 2020 verlängert.<br />

Fotos: Zumtobel, CONTAKT, Baumit, Gira, ATP, Synthesa, proHolz / Bruno Klomfar, Velux, Wolf<br />

16 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

Zumtobel mit Gewinn<br />

Schwarze Zahlen<br />

Nach zwei Verlustjahren kann der börsennotierte<br />

Leuchtenhersteller Zumtobel wieder<br />

schwarze Zahlen schreiben. Das Jahresergebnis<br />

für das Geschäftsjahr 2019/2020 verbesserte<br />

sich um 30 Millionen Euro auf plus 14,5 Millionen<br />

Euro. Auch die Mitarbeiterzahl ist im vergangenen<br />

Geschäftsjahr von 5.878 auf 6.040<br />

gestiegen. Aufgrund der Coronakrise ist der<br />

Umsatz gesunken. So war die globale Lieferkette<br />

während des Lockdowns unterbrochen. Kurzarbeit<br />

habe Zumtobel in Österreich, Deutschland,<br />

England und Frankreich angemeldet. In Frankreich<br />

musste ein Werk aufgrund von Corona geschlossen<br />

werden, andere Werke konnten aber,<br />

dank strenger Maßnahmen, weiterhin geöffnet<br />

bleiben. Ein Ausblick für das kommende Geschäftsjahr<br />

wurde nicht gegeben, die Strategie<br />

werde jedoch fortgesetzt.<br />

Die Finalisten stehen fest<br />

Baumit Life Challenge 2021<br />

Mit allein fünf Nominierungen im<br />

Wettbewerb um die europäische Fassade<br />

des Jahres 2021 kann Österreich<br />

mit Fug und Recht als Nominierungs-<br />

Kaiser bezeichnet werden. Nominiert<br />

ist in der Kategorie Wohnbau die<br />

GreenCity in Graz. Der Seeparkcampus<br />

West in Wien wurde in der Kategorie<br />

Nicht-Wohnbau nominiert. Die<br />

Secession wurde für das große Finale<br />

in der Kategorie historische Renovierung<br />

nominiert. Weitere Nominierungen<br />

sind die Grüne Fassade in<br />

Salzburg für ihre thermische Sanierung<br />

und Winery Müller in Klöch,<br />

Steiermark in der Kategorie Fassadenstruktur.<br />

Die Baumit Life Challenge<br />

wurde 2014 erstmals europaweit<br />

ausgeschrieben, um die unzähligen<br />

Möglichkeiten, die sich bei der Gestaltung<br />

von Fassadenoberflächen<br />

und -strukturen bieten, zu präsentieren.<br />

Die Finalisten werden von einer<br />

internationalen Architektenjury in<br />

sechs Kategorien ausgewählt. Die<br />

Preise werden im Rahmen eines Gala-<br />

Events übergeben. Aufgrund der CO-<br />

VID-19-Krise und der bekannten Sicherheitsbestimmungen<br />

wurde die<br />

finale Preisverleihung der Sieger-Projekte<br />

in Valencia von Mai 2020 auf<br />

April 2021 verschoben.<br />

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17<br />

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Unternehmen & Projekte<br />

Markt sinkt<br />

Fertighausquote<br />

Laut einer aktuellen Studie der Interconnection<br />

Consulting wird der Fertighausmarkt<br />

zurückgehen. Das bedeutet jedoch<br />

keinen Rückgang der europaweiten<br />

Fertighausquote. Diese soll 2020 von 12,1<br />

auf 13 Prozent steigen. In Westeuropa<br />

steigt der Anteil von 15,3 auf 16,6 Prozent<br />

an. Auch in Osteuropa wird die Fertighausquote<br />

marginal ansteigen. Eine negative<br />

Entwicklung zeigt sich hingegen 2020<br />

in Italien und Russland. Das Land mit dem<br />

größten Fertighausanteil ist Schweden mit<br />

81,3 Prozent. Auch in Österreich wird in<br />

diesem Jahr ein Wachstum von 4,8 Prozent<br />

erwartet. So ist der europäische Fertighausmarkt<br />

vor allem von Einfamilienhäusern<br />

geprägt. Spitzenreiter ist Kroatien:<br />

95,5 Prozent beträgt hier die Einfamilienhausquote<br />

bei Fertighäusern. In Österreich<br />

liegt diese zum Vergleich bei 84,5<br />

Prozent und in Deutschland bei 88,4 Prozent.<br />

Im Allgemeinen entwickeln sich die<br />

ausbaufertigen und schlüsselfertigen<br />

Häuser besser als bodenbelagsfertige. In<br />

Österreich ist laut Studie ein Anstieg der<br />

Massivbauweise zu erwarten wenn auch<br />

nur leicht.<br />

Modular Skylights Glasdachsystem mit hoher Designqualität<br />

Red Dot Award für Velux<br />

Die neuste Produktvariante der Velux<br />

Modular Skylights erhielt kürzlich aufgrund<br />

herausragender Designqualität den<br />

Red Dot Award. Die stufenweise Lichtband-<br />

Lösung sorgt für Tageslicht und Frischluft<br />

im Gebäude und verbessert so die Lebensqualität.<br />

Mit der Stufenstruktur werden<br />

mehrere Reihen von Lichtbändern miteinander<br />

verbunden, um ein großes Glasdach<br />

zu schaffen. Sie zeichnet sich durch ein<br />

schlankes Design mit einer einheitlichen<br />

und eleganten Struktur aus. „Wir haben die<br />

Velux Stufen-Lichtband-Lösung entwickelt,<br />

um unseren Kunden eine Produktvariante<br />

für große Glasflächen mit maximalem Tageslichteintrag<br />

zu bieten. Damit haben wir<br />

unsere Produktpalette erweitert. Das Montagesystem<br />

ermöglicht eine engere Platzierung<br />

der Module, die Eindeckrahmen sorgen<br />

für eine wasserdichte Lösung“, erklärt<br />

Erik Kjærgaard, Global R&D Director von<br />

Velux Commercial.<br />

127 Wettbewerbsbeiträge<br />

Student Trophy<br />

Seit 2016 verleiht proHolz Austria im<br />

Zweijahrestakt die Student Trophy. In diesem<br />

Jahr wurde die Auszeichnung erstmals international<br />

ausgeschrieben. 127 Beiträge aus<br />

sieben Ländern wurden eingereicht. Unter<br />

dem Titel Light up! werden in Kooperation<br />

mit der Stadt Wien Aufstockungen mit Holz<br />

auf bestehende Wiener Wohnbauten gesucht.<br />

Ziel der Trophy ist es, möglichst viele<br />

Studierende zur konkreten, praktischen<br />

Auseinandersetzung mit dem Baustoff Holz<br />

und dem modernen Holzbau anzuregen. Der<br />

Löwenanteil der Einreichungen kommt neben<br />

Österreich (43) aus Deutschland (41), gefolgt<br />

von Italien (14) und Slowenien (14). Der<br />

Rest verteilt sich auf Russland (6), Kroatien<br />

(5) und die Slowakei (4). Die Preisträger werden<br />

am 13. Oktober 2020 gekürt.<br />

18 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

HNP Architects gewinnt Wettbewerb für TwentyOne<br />

Architekturwettbewerb für Central Hub<br />

Bereits Ende April rief Bondi Consult einen<br />

privaten, einstufigen und begrenzten<br />

Wettbewerb ins Leben. Im Mittelpunkt dabei<br />

stand der Central Hub, einer von insgesamt<br />

sechs Hubs des Projekts TwentyOne in der<br />

Siemensstraße in Wien Floridsdorf. Eingereicht<br />

wurde unter anderem Lageplan,<br />

Grundrisse der Geschoße, Bericht mit Berücksichtigung<br />

von ökologischen und energietechnischen<br />

Parametern, Flächen- und<br />

Kubaturberechnung sowie die Kostenschätzung<br />

und das Modell. Überzeugen konnten<br />

am Ende Planung und Modell der Architekten<br />

von HNP Architects. Modernes Design<br />

kombiniert mit effektiver Technologie waren<br />

ausschlaggebend dafür, dass Heinz Neumann,<br />

Florian Rode und Oliver Oszwald den<br />

Planungsauftrag erhielten. Die Baugenehmigung<br />

steht noch aus.<br />

Anton Bondi de Antoni: „Ich bin von der<br />

Kreativität der Teilnehmer positiv überrascht<br />

– die Entscheidung ist uns, der Jury,<br />

sehr schwer gefallen. Entscheidend schlussendlich<br />

war aber die Flexibilität und die<br />

Nachhaltigkeit.“ Der Projektstandort des<br />

TwentyOne befindet sich in der Siemensstraße<br />

87-89, im 21. Wiener Gemeindebezirk<br />

und ist eine der letzten, großen zusammenhängenden<br />

Gewerbeflächen Wiens. Die Liegenschaften<br />

– mit einer nach Teilabverkäufen<br />

verbliebenen Grundstücksfläche von ca.<br />

50.000 Quadratmeter – wurden ursprünglich<br />

in sechs Bauplätze unterteilt. Dementsprechend<br />

besteht das Projekt TwentyOne<br />

aus sechs Hubs: Innovation-, Service-, Central-,<br />

Student-, Office- und Hotel Hub. Der<br />

Service Hub wurde von Bondi Consult bereits<br />

verwertet.<br />

Dienstleistungsportfolio erweitert<br />

Beteiligung<br />

Adomo, Tochterunternehmen der Soravia,<br />

erweitert mit einer Beteiligung von 30<br />

Prozent an der Universal Gebäudereinigung<br />

sein Dienstleistungsportfolio im Bereich<br />

Property- und Facility-Management.<br />

Die Gebäudereinigung ist einer der größten<br />

Dienstleister Tirols. Das Familienunternehmen<br />

mit Sitz in Innsbruck beschäftigt<br />

rund 380 Mitarbeiter und konnte im vergangenen<br />

Jahr einen Umsatz von 14,2 Millionen<br />

Euro erwirtschaften. Ziel ist es nun,<br />

eine 360-Grad-Dienstleistung rund um die<br />

Immobilie zu ermöglichen und neben der<br />

Reinigung und Hausverwaltung auch auf<br />

das Thema Sicherheit und Immobilienvermarktung<br />

zu setzen. Adomo erwirtschaftete<br />

2019 einen Jahresumsatz von 50 Millionen<br />

Euro und beschäftigt derzeit über 1.100<br />

Mitarbeiter.<br />

Erweiterung der CKL evo Serie von Wolf<br />

Neue Leistungsgrößen<br />

Höhere Luftleistungen im montagefreundlichen<br />

Design. Die überarbeitete CKL-Serie<br />

von Wolf punktet mit erweiterter Funktionalität.<br />

Ab sofort sind die Modelle der neuen Gerätegeneration<br />

mit hocheffizienten EC-Ventilatoren<br />

in den Leistungsgrößen 1400, 2400 und<br />

3300 Kubikmeter pro Stunde verfügbar. Im<br />

Vergleich zur bisherigen Produktlinie, haben<br />

die Geräte bis zu zehn Prozent höhere Luftleistungen<br />

bei gleichen beziehungsweise sogar<br />

verkleinerten Geräteabmessungen. Eine doppelte<br />

Filterstufe und ein Taschenfiltermodul<br />

gewährleisten die Einhaltung höchster Hygieneanforderungen.<br />

www.cerhahempel.com<br />

CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs mit<br />

integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit fast 100 Jahren steht der Anspruch<br />

höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

Architektur und Design leisten einen wichtigen Beitrag<br />

Baulicher Infektionsschutz<br />

Neue Fußgängerbrücke<br />

Flughafen Wien<br />

Ab sofort verbindet eine neue Fußgängerbrücke<br />

am Flughafen Wien das Areal<br />

des Office Park 4 mit dem Parkhaus 3 und<br />

dem Terminal 1 sowie den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln CAT und S-Bahn. Rund<br />

145 Tonnen schwer bietet die Fußgängerbrücke<br />

mit circa 180 Quadratmetern Fläche<br />

einen Blickfang, der als Werbefläche<br />

noch mehr ins Auge sticht. Gestaltet<br />

wurde die Fußgängerbrücke vom Büro<br />

HNP Architects.<br />

Welche Bakterien leben auf Oberflächen<br />

in Patientenzimmern? Kann eine angepasste<br />

Raumplanung Infektionen in Kliniken<br />

verhindern? Mit diesen Fragen beschäftigen<br />

sich Architekten, Mediziner und Molekularbiologen<br />

der Technischen Universität<br />

Braunschweig im Rahmen des Projekts<br />

Karmin. Das Forschungsteam entwickelte<br />

gemeinsam mit 18 Industriepartnern einen<br />

Prototyp des infektionspräventiven Patientenzimmers,<br />

welches künftig in Würzburg<br />

und auf dem Gelände der Charité Berlin zu<br />

besichtigen sein wird. Zum Einsatz kommen<br />

hier Materialien, die sich leicht reinigen<br />

lassen, eine Raumgestaltung mit seperatem<br />

Badezimmer und die Neugestaltung<br />

hygienerelevanter Artikel spielt beim Prototypen<br />

des Projekts Karmin eine Rolle.<br />

Zum Einsatz kommen dabei Produkte von<br />

FSB in rostfreiem Edelstahl. Diese Produkte<br />

werden aus Chrom-Nickel-Stahl gefertigt<br />

und weisen einen Anteil von 18 Prozent<br />

Chrom und acht Prozent Nickel auf. Eine<br />

Zusatzlegierung macht das Material sehr<br />

korrisionsbeständig und unempfindlich<br />

gegen Kratz- und Stoßspuren.<br />

Rosenberg im Parlament<br />

Parade-Referenz<br />

Der neue Lieferant für die Lüftungsgeräte<br />

im Parlament heißt Rosenberg. Mit<br />

mehr als einer Million schlägt dieser<br />

Auftrag zu Buche. Der deutsche Hersteller<br />

Rosenberg übernimmt im Zuge des<br />

Auftrags auch den Einbau der Lüftungsgeräte<br />

und somit einen Teil der Haftung.<br />

Der Zuschlag für die Errichtung der Heizungs-,<br />

Kälte-, Lüftungs- und Sanitäranlagen<br />

sowie der Mess- und Regeltechnikanlagen<br />

im gesamten Gebäude ging 2018<br />

an die Bietergemeinschaft Bacon, Stolz<br />

und Hofstätter. Trox, das Unternehmen,<br />

das ursprünglich mit der Ausstattung<br />

des Parlaments beauftragt war, bleibt mit<br />

der Lieferung von Komponenten im Parlament<br />

vertreten. Für Rosenberg ist der<br />

neue Parlamentssitz eine Parade-Referenz,<br />

die es ermöglicht, den heimischen<br />

Markt aufzumischen. Zuletzt hat das<br />

Unternehmen bei Boehringer in Wien<br />

Meidling aufgezeigt. 1981 gegründet,<br />

beschäftgit Rosenberg heute rund 1.400<br />

Mit arbeiter und betreibt 14 Produktionsstandorte<br />

auf vier Kontinenten. Zu den<br />

Referenzprojekten in Österreich zählen<br />

unter anderem das Tech Gate Vienna.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Christian Buchbauer ist ab<br />

sofort neuer Vaillant-<br />

Marketingchef und Mitglied der<br />

Geschäftsleitung.<br />

Yasmin Objoikovits hat mit Juli<br />

die Leitung der Abteilung<br />

Baumanagement bei EHL<br />

übernommen.<br />

TGA- und BIM-Experte Thilo<br />

Eckert ist neu an Board<br />

des Vorstands von<br />

ATP architekten ingenieure.<br />

News Ticker<br />

Übernahme: Die Actual Fenster Gruppe hat kürzlich Kosmos Sonnenschutz übernommen. Über die Übernahmesumme wurde<br />

Stillschweigen vereinbart. Porr-BIM-Experten: Um die Studierenden fit für die Praxis zu machen, holt sich die FH Burgenland<br />

zwei BIM Manager der Porr als Lektoren. Das Duo Oliver Philips und Alexander Diebalek lehrt bereits seit einem Jahr an der FH.<br />

Fotos: Daniel LibeskindLuxigon, IIKE Tom Bauer 2020, Christian Richters, Goddard Littlefair & Brisengroup, Vaillant,, EHL, ATP/Becker,<br />

20 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />

| BA12-20G |<br />

Einfach konfigurierbar:<br />

TwinCAT 3 Lighting<br />

Solution für DALI 2<br />

Occitaine Tower in Toulouse<br />

Wolkenkratzerprojekt<br />

Im zukünftigen Grand Matabiau Business Center in<br />

Toulouse soll bis 2022 ein 150 Meter hoher begrünter<br />

Wolkenkratzer entstehen. Auf vierzig Stockwerken<br />

verteilt sich hier eine Fläche von 30.000 Quadratmetern.<br />

Neben 11.000 Quadratmetern Bürofläche entstehen<br />

im Tower auch 120 Wohneinheiten. Auch ein Hilton<br />

Hotel und eine Panorama-Restaurant-Bar wird<br />

nach Fertigstellung den Tower beziehen. Rund 2.000<br />

Quadratmeter umfassen die Geschäftsflächen im Erdgeschoß<br />

des Towers. Hier wird die SNCF einziehen,<br />

Frankreichs staatliche Eisenbahngesellschaft. Für die<br />

Gestaltung des Occitaine Towers ist kein geringerer<br />

verantwortlich als Star-Architekt Daniel Libeskind. Als<br />

Studio Libeskinds Partner vor Ort agiert der französische<br />

Architekt Francis Cardete. Die Glasfassade besticht<br />

mit Terrassen pro Etage. Das Besondere an der<br />

Fassade ist aber vor allem ein Pflanzenband, das sich<br />

um die Fassade wickelt. Die Schleife soll eine üppig bewachsene<br />

Wasserstraße des Canal du Midi repräsentieren,<br />

welche sich durch Toulouse zieht. Der Canal du<br />

Midi zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch die<br />

Plattform sowie einzelne Freiflächen des Turms sollen<br />

begrünt werden. Landschaftsarchitekt Nicolas Gilsoul<br />

hat das Design der vertikalen Gärten des Occitanie<br />

Towers übernommen. Entwickelt wird der Tower von<br />

der Compagnie de Phalsbourg, einem der Hauptakteure<br />

des gewerblichen Immobilienmarkts in Frankreich.<br />

www.beckhoff.at/lighting-solution<br />

Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die<br />

vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte<br />

setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALI-<br />

Linien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber<br />

leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig,<br />

dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen,<br />

Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb<br />

möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.<br />

Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3<br />

Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung<br />

individueller Lichtlösungen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

Lernhilfe<br />

Smartes Licht<br />

Bedüfnisorientiertes Licht gewinnt auch<br />

an Schulen immer mehr an Bedeutung.<br />

Spaß und Lernen spielen hier neben der<br />

Digitalisierung eine zunehmende Rolle.<br />

Aus diesem Grund bringt Zumtobel nun<br />

ein bedürfnisorientiertes Licht für Schulen<br />

auf den Markt. So erhalten neue Lernkonzepte<br />

und digitales Equipment dank<br />

innovativer LED-Lichtlösungen ein effizientes<br />

Umfeld. Die Investition in eine LED-<br />

Beleuchtung wird nicht nur mit besserem<br />

Licht, sondern auch mit geringen Wartungs-<br />

und Energiekosten belohnt. Bei der<br />

Sanierung der Volksschule Herrenried in<br />

Hohenems entschied man sich im Neubautrakt<br />

und Sanierungsbau für die<br />

Leuchtenfamilie Mirel von Zumtobel. Diese<br />

Lampen können gegenüber traditionellen<br />

mit 4 x 18 Leuchtstofflampen den Energieverbrauch<br />

um mehr als 60 Prozent<br />

senken. In Kombination mit Steuerung<br />

und Sensorik kann noch mehr Energie gespart<br />

werden. Die Technische Lehranstalt<br />

TGM Wien setzt bereits auf eine flächige<br />

LED-Deckenleuchte mit hellem Deckenbild.<br />

Die Beleuchtung passt sich dem Tageslichteinfall<br />

automatisch an.<br />

Paracelsus Bad und Kurhaus in Salzburg erhält Zertifikat<br />

klimaaktiv Gold Standard<br />

Als erstes Hallenbad in Österreich wurde<br />

das Paracelsus Bad und Kurhaus in Salzburg<br />

einer umfassenden Nachhaltigkeitsanalyse<br />

unterzogen und erreichte mit 909 Punkten<br />

klimaaktiv Gold Standard. Neben modernster<br />

Bädertechnik ist das Energiekonzept auf<br />

erneuerbare Energien ausgerichtet. Eine<br />

Wärmepumpenanlage nutzt gebäudeinterne<br />

Abwärmen als Wärmequellen. Das Wärmeabgabesystem<br />

ist primär auf Niedertemperatur<br />

ausgelegt und wird aus der<br />

Tieftemperaturschiene des Kältemaschinenprozesses<br />

bedient. Spitzenlasten werden<br />

über die Salzburger Fernwärme bereitgestellt.<br />

Auch die jeweils circa 1.500 Quadratmeter<br />

steinopor EPS plus Grund- und Gefälle-Dämmplatten<br />

von Steinbacher leisten am<br />

genutzten Warmdach einen wesentlichen<br />

Beitrag. Aufgrund der enthaltenen Infrarotreflektoren<br />

dämmt es um 25 Prozent besser<br />

als das herkömmliche weiße EPS und als die<br />

meisten herkömmlichen Dämmstoffe.<br />

Upgrade für Arbeitslicht<br />

Human Centric Lighting<br />

Esylux präsentiert ein Upgrade der Esylux<br />

Light Control. Eine der Neuerungen ist eine<br />

sogenannte Schwarmfunktion, die für mehr<br />

Komfort in Großraumbüros sorgt. Diese verhindert<br />

in teilweise besetzten Großraumbüros<br />

das Entstehen von isolierten Lichtinseln.<br />

Ermöglicht wird das durch die Kommunikation<br />

miteinander vernetzter Systemgruppen,<br />

die in ihren Raumzonen mithilfe integrierter<br />

Präsenzmelder autark das Licht regeln. Sind<br />

die Arbeitsplätze innerhalb einer Zone unbesetzt,<br />

wird die Beleuchtung dort nicht automatisch<br />

ausgeschaltet, sondern auf ein Orientierungslicht<br />

heruntergedimmt. Erst<br />

wenn der Letzte das Büro verlassen hat,<br />

schaltet das System sämtliche Leuchten ab.<br />

Vernetzen lassen sich die Lösungen via Plugand-play.<br />

22 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />

Mit und ohne Wärmerückgewinnung<br />

Varianten der Wohnraumlüftung<br />

Je nach Bauprojekt unterscheiden sich die<br />

Ansprüche an eine kontrollierte Wohnraumablüftung.<br />

Das x-well-Sortiment von<br />

Kermi ermöglicht verschiedene Lösungen<br />

für unterschiedliche Anforderungen und architektonische<br />

Voraussetzungen. Geht es<br />

um maximale Effizienz und höchsten Komfort,<br />

eignen sich die zentralen x-well Lösungen<br />

besonders. Dank integrierter Feuchtesensoren<br />

tauschen sie die Luft bedarfsgerecht<br />

aus, temperieren die einströmende Zuluft<br />

mit hoher Wärmerückgewinnung und arbeiten<br />

äußerst leise. Die Kompaktlüftungsgeräte<br />

der x-well-F-Serie, F130 und F150¬,<br />

sind mit einer Tiefe von 20 Zentimetern besonders<br />

flach. Die optionale senkrechte oder<br />

waagrechte Montage macht die Geräte flexibel<br />

einsetzbar. Dezentrale Lüftungsgeräte<br />

kommen hingegen zum Einsatz, wenn es<br />

sich um ein Bau- oder Renovierungsprojekt<br />

handelt, bei dem ein geringer Planungsaufwand<br />

und ein schneller Einbau im Fokus stehen.<br />

Die Pendellüfter x-well-D12 von Kermi<br />

vereinen Be- und Entlüftung in einem Gerät<br />

und werden direkt in der Außenwand der zu<br />

versorgenden Räume installiert – ganz ohne<br />

Verlegung einer Luftleitung. Die Errichtung<br />

erfolgt im Neubau durch spezielle Montagesteine;<br />

bei der Renovierung durch Kernbohrung.<br />

Oft ist jedoch bei großen Immobilienprojekten<br />

eine kostengünstige Variante<br />

gefragt. Diese Lösung ist ein System aus<br />

Kleinraumlüftern und Luftdurchlässen ohne<br />

Wärmerückgewinnung. Während die x-<br />

well-Außenwandluftdurchlässe für eine Zuluftnachströmung<br />

ohne Ventilatoren<br />

sorgen, entlüften x-well-A12 oder x-well-A20<br />

Bäder, WCs und Küchen.<br />

Sanitäre Installationsboxen<br />

Wachstum<br />

Der Markt für sanitäre Installationsboxen<br />

in Österreich wächst. Dank dieser lassen<br />

sich die Montagezeiten von Waschtischen,<br />

Badewannen, Duschen und vielen<br />

anderen sanitären Facilities deutlich verkürzen.<br />

Auch im vergangenen Jahr ist die<br />

Nachfrage gestiegen. Laut aktuellem<br />

Branchenradar „Sanitäre Installationsboxen<br />

in Österreich 2020“ erhöhten sich im<br />

Jahr 2019 die Herstellererlöse um zwanzig<br />

Prozent auf knapp 2,9 Millionen Euro. Insgesamt<br />

wurden allein in Österreich rund<br />

80.000 Einheiten installiert. Das Potenzial<br />

liegt aber beim Fünffachen und ist somit<br />

noch lange nicht ausgeschöpft. Die Installationsquote<br />

im Neubau lag im Jahr 2019<br />

in Mehrfamilienhäusern bei 26 Prozent,<br />

im produktrelevanten Nicht-Wohnbau bei<br />

16 Prozent und in Eigenheimen sogar nur<br />

bei neun Prozent.<br />

Fünf-Sterne-Luxushotel Mandarin Oriental<br />

HNP revitalisiert altes Handelsgericht<br />

Das ehemalige Handelsgericht im ersten<br />

Wiener Gemeindebezirk wurde 2016 von der<br />

Schweizerischen Brisen Group erworben.<br />

Sofort wurde mit der Projektplanung begonnen<br />

und 2018 starteten die ersten Bauarbeiten,<br />

so HNP architects. Die Eröffnung des<br />

Luxushotels in der Riemerstraße ist für 2023<br />

geplant. Insgesamt entstehen hier 151 Gästezimmer.<br />

Im ausgebauten Dachbereich sowie<br />

dem obersten Regelgeschoß werden außerdem<br />

zusätzlich 17 Luxusapartments auf einer<br />

Fläche von zirka 3.500 Quadratmetern<br />

geschaffen. Flexibel nutzbare Bankett- und<br />

Konferenzräumlichkeiten runden das Angebot<br />

rund um das revitalisierte Objekt ab. Als<br />

Erholungsmöglichkeit ist außerdem ein großes<br />

Spa mit Schwimmbad und Fitnesscenter<br />

vorgesehen. Das Wiener Architekturbüro ist<br />

bereits in der anspruchsvollen Aufgabe der<br />

Revitalisierung von denkmalgeschützten<br />

Gebäuden geübt. Mit dem Haus am Schottentor<br />

wird derzeit von HNP architects ein<br />

weiteres Objekt im ersten Bezirk umgestaltet.<br />

Fernüberwachung<br />

Smarte Ventile<br />

Das selbstoptimierende Ventil Intelligent<br />

Valve von Siemens Smart Infrastructure<br />

ist durch eine Vielzahl an neuen<br />

Funktionen und Anwendungen für Heizgruppen,<br />

Lüftungs- und Klimaanlagen<br />

noch breiter einsatzfähig geworden. Das<br />

Gerät kontrolliert den Durchfluss, misst<br />

Temperatur sowie Leistung und passt die<br />

Ventileinstellungen automatisch an den<br />

Wärmetauscher an. Anhand der Cloud-<br />

Anbindung und nun erstmals direkter<br />

Einbindung in den Building Operator, der<br />

Cloud-Applikation von Siemens zur<br />

Fernüberwachung von Gebäuden, können<br />

Kontrollarbeiten sowie direkte Anpassungen<br />

der Einstellwerte des intelligenten<br />

Ventils von jedem Ort zu jeder Zeit<br />

durchgeführt werden. Neue Features erweitern<br />

die Aufgabenbereiche des Ventils.<br />

Datensätze können in die Siemens-<br />

App ABT go und anschließend mithilfe<br />

von WLAN auf jedes Ventil geladen werden.<br />

Anhand der smarten Eigenschaften<br />

ermöglicht das intelligente Ventil einen<br />

Zugriff aus der Ferne. Dies erfolgt über<br />

BACnet-IP.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

23


Rubrik Unternehmen & Projekte<br />

Einmal volltanken bitte!<br />

Betontankstellen<br />

Möglichst flexibel und zeitsparend soll<br />

sie sein: die neue Betontankstelle von<br />

Liebherr. Die modifzierbare Betonabgabe,<br />

bei der man manuell die gewünschte Mischung<br />

aus verschiedenen Beton- und Estrichsorten<br />

einstellen kann, wird mittels<br />

QR-Code vom Smartphone aus gesteuert.<br />

Nach zwei bis drei Minuten Dauer wird die<br />

gewünschte Mischung abgegeben. Das<br />

Angebot soll Privatkunden sowie Großabnehmer<br />

mit Fahrmischer gleichfalls ansprechen.<br />

So sind schon Abgaben in Kleinmengen<br />

ab 0,15 Kubikmeter möglich.<br />

Kundenfreundliche Öffnungszeiten und<br />

die hohe Automatisierung sollen helfen,<br />

die Anlage auch ohne großen Mehraufwand<br />

zu betreiben. Durch die geringe<br />

Stellfläche von unter 100 Quadratmeter<br />

werden die langwierigen Genehmigungsverfahren<br />

vermieden.<br />

Photovoltaik für Businessanlage<br />

Strom vom Dach<br />

Mit 20.000 Quadratmetern ensteht in<br />

Brunn am Gebirge die größte gemeinschaftliche<br />

Photovoltaikanlage. In Zusammenarbeit<br />

der Wien Energie, HanseMerkur<br />

und 10hoch4 im Rahmen der Initiative<br />

„Tausendundein Dach“ ensteht das Projekt<br />

direkt auf dem Dach des Businessparks.<br />

Für die 150 ansässigen Unternehmen<br />

enstehen keine zusätzlichen<br />

Fixkosten oder bürokratischer Aufwand,<br />

während sie mit insgesamt 1,2 Megawatt<br />

Leistung versorgt werden.<br />

Die Anlage soll mit Frühjahr 2021 in Betrieb<br />

gehen und pro Jahr 400 Tonnen<br />

CO2 einsparen. Das wären dann etwa die<br />

Hälfte des jährlichen Bedarfs des Campus<br />

21.<br />

Sensoren an Betonschalungen liefern Daten<br />

Echtzeitdaten aus der Wand<br />

Eine Lösung für häufige logistische Probleme<br />

auf Baustellen liefert das Unternehmen<br />

Sclable in Zusammenarbeit mit Contact<br />

und Line Metrics. Das Kundenprojekt<br />

„Contakt“ soll helfen, Vorgänge auf Baustellen<br />

zu optimieren und ineffiziente Abläufe<br />

zu verhindern. Damit gewannen die<br />

deutschen Unternehmer, deren Software<br />

bereits seit 2019 zum Einsatz kommt, den<br />

German Innovation Award in der Kategorie<br />

Connectivity. Das Besondere an Contakt<br />

ist, dass es mittels Sensoren in der<br />

Betonschalung nicht nur Daten in Echtzeit<br />

sammelt, sondern auch bei Planungs- und<br />

Koordinationsprozessen am Bau hilft. Das<br />

Programm erkennt mittels Sensorik an<br />

den Schalungen der Betonwände Bewegung,<br />

Neigung und Höhe und hilft so ein<br />

sen sorisches Bild der Abläufe detailiert zu<br />

erfassen.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Mit einem neuen Führungsteam,<br />

bestehend aus<br />

Vertriebsleiter Jochen<br />

Reinders, Standortleiter<br />

Heiko Hansen und<br />

Geschäftsführer Winfried<br />

Traub setzt der Systemanbieter<br />

für Tageslicht-<br />

und Rauchabzugslösungen<br />

in Flachdächern Essertec<br />

auf Zukunftskurs.<br />

News Ticker<br />

IG Lebenszyklus Bau: Am 10. Oktober soll unter dem Motto Strategien für den Green Deal der zehnte Kongress der IG Lebenszyklus<br />

Bau stattfinden. Betonfertigteil-Pionier: Das in der vierten Generation geführte Familienunternehmen Trepka feiert<br />

100-jähriges Jubiläum und blickt mit 250 Mitarbeitern zuversichtlich in die Zukunft.<br />

Fotos: CONTAKT, Platio Solar Pavement, Essertec, nora systems, Cobiax, AGC Interpane,<br />

24 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

Platio Solar Pavement liefert Solarstrom<br />

Strom aus dem Boden<br />

Die Frage nach erneuerbaren Energien beschäftigt besonders<br />

in der Stromgewinnung immer mehr Unternehmen. So<br />

auch ein Team aus Ungarn. Platio, ein Unternehmen, das<br />

2015 gegründet von einem Designer und Landschaftsarchitekt<br />

sowie einem Chemiker und Maschinenbauingeineur gegründet<br />

wurde, schlossen sich zusammen und entwickelten<br />

„Platio Solar Pavement“. Es handelt sich dabei um eine Art<br />

begehbare PV-Anlage. Die Solarplatten sind universell einsetzbar<br />

und können am Boden, an Gebäudefassaden oder auf<br />

Dächern gleichermaßen montiert werden. Aus recyclten,<br />

bruchfestem Glas und leistungsstarken Solarzellen bestehend,<br />

soll die Entwicklung ermöglichen, große Infrastruktur<br />

wie Einkaufszentren oder Parkgaragen vor Ort mit dem nötigen<br />

Strom zu versorgen. Geeignet sind die PV-Platten aber<br />

auch für große öffentliche Plätze, die weiterhin normal begehbar<br />

sein sollten. Das Budapester Technologieunternehmen<br />

ist bereits in 16 Ländern präsent. Zu den Schlüsselmärkten<br />

zählen unter anderem Deutschland und Spanien.<br />

VON DEN BESTEN LERNEN<br />

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Nimmerrichter Holzbau-Meisterkurs –<br />

Modul 1, 2 und 3<br />

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Wien<br />

Übergabe von Bauwerken –<br />

Verdeckte Mängel u. a. Fallen<br />

Praktisches Basiswissen inkl. Tipps zur<br />

Gefahrenvermeidung<br />

mit RA Ing. DDr. Wenusch u. a.<br />

Bauprojekt in Wolfurt<br />

Holz oder Massivbau<br />

Wie unterscheiden sich Baudauer, Baustellenlogisitk,<br />

Lärm- und Staubentwicklung oder auch die Energieeffizienz<br />

zwischen Holz- und Massivbauweise? Valide Antworten auf<br />

diese Fragen generierte nun Generalunternehmer Rhomberg<br />

Bau, indem er in Wolfurt erstmals zwei weitgehend identische<br />

Häuser errichten ließ - eines in Holz und eines in Massivbauweise.<br />

Das Ergebnis: Holzbau kann mit einem großen Potenzial<br />

aufwarten, aber auch am klassischen Bau lassen sich<br />

Zeit und Kosten sparen. Geht es um die Baukosten, so konnte<br />

die Massivbauweise im Vergleich jedoch besser abschneiden.<br />

Schon bei der Kalkulation für zweigeschoßige Gebäude ergab<br />

sich eine Teuerung von 0,6 Prozent vom Holzbau mit entsprechender<br />

Fassade. Die Holzhybridbauweise punktet hingegen<br />

mit der Bauzeit. So kann mit einer bis zu 60 Prozent schnelleren<br />

Bauweise gerechnet werden.<br />

22069<br />

21.9.20,<br />

Wien<br />

20876<br />

29.–30.9.20,<br />

Wien<br />

21322<br />

8.10.20,<br />

Wien<br />

Verhandlungstraining für das<br />

Baumanagement<br />

Jedes GESPRÄCH, bei dem Sie ein ZIEL<br />

verfolgen, ist eine VERHANDLUNG!<br />

mit Hon. Prof. (FH) Mag. Dr. Oppitz-Pfannhauser<br />

Fachtagung Beurteilung von Bauschäden<br />

Estriche, Fußböden, Wände / Malerei, Fenster,<br />

Türen, Vollwärmeschutz u. v. m.<br />

mit Ing. Tschirk • RA Dr. Riepl u. a.<br />

Fachtagung Lüftung<br />

Aktueller Stand der Technik<br />

mit DI Tappler • DI Greml u. a.<br />

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<strong>Sommer</strong><br />

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25<br />

ARS Akademie • Schallautzerstr. 2–4, 1010 Wien


Unternehmen & Projekte<br />

Rockwool-Dämmplatte<br />

Klebefläche<br />

Seit Jahrzehnten bietet Rockwool für die<br />

Ausführung einer nicht brennbaren Flachdachdämmung<br />

bewährte Dämmplatten<br />

für unterschiedliche Anforderungen an<br />

Wärmeschutz und Druckbelastbarkeit an.<br />

Ab sofort ist auch die neue Bitrock-Platte<br />

mit planeben geschliffener Oberfläche lieferbar.<br />

Sie fungiert zu 100 Prozent als Klebefläche<br />

und ist ein optimaler Haftverbund<br />

für direkt aufgeschweißte<br />

Abdichtungen. Die Verarbeitung ist dabei<br />

so einfach, dass Fehler weitgehend ausgeschlossen<br />

sind. Schon während des<br />

Schweißvorganges kann durch Zurückrollen<br />

der Bahn deren Haftung auf der<br />

Dämmstoffoberfläche optisch kontrolliert<br />

werden. Zeigt sich die Unterseite nahezu<br />

flächig mit Steinwolleflocken bedeckt, so<br />

ist der optimale Haftverbund erreicht.<br />

Nicht zuletzt, weil schon diese einfache<br />

optische Kontrolle genügt, bietet die Bitrock<br />

ein ausgezeichnetes Kosten-Nutzen-<br />

Verhältnis. Sie ist hochbelastbar und somit<br />

auch für die Anwendung bei Dächern<br />

mit PV-Anlagen bestens geeignet. Zusätzlich<br />

punktet die Dämmplatte mit einem<br />

optimalen Haftverbund.<br />

Kautschukböden zur Infektionskontrolle<br />

Verlässlich und krisenerprobt<br />

Gerade in Gebäuden des Gesundheitswesens<br />

ist vor dem Hintergrund der Corona-<br />

Pandemie die Umgebungssicherheit verstärkt<br />

in den Fokus gerückt. Hier spielt auch<br />

der Boden eine entscheidende Rolle. Denn<br />

aufgrund seiner großen Oberfläche bietet er<br />

Potenzial für die Anhaftung von Viren und<br />

Bakterien. Bei der Herstellung einer infektionssicheren<br />

Umgebung leisten nora-Kautschuk-Beläge<br />

von Interface im Gesundheitswesen<br />

bereits seit Jahrzehnten ihren<br />

Beitrag. So ist es die dichte und geschlossene<br />

Oberfläche der Böden, die für eine sichere<br />

Infektionskontrolle sorgt. Die Kautschuk-<br />

Beläge lassen sich einfach reinigen sowie<br />

vollständig desinfizieren und sind somit beständig<br />

gegen Flächendesinfektionsmittel.<br />

Erst vor kurzem kamen die in Deutschland<br />

produzierten Böden für die Klinik Huoshenshan,<br />

die kürzlich in Wuhan in Rekordzeit für<br />

die Behandlung von COVID-19-Patienten gebaut<br />

wurde, wieder zum Einsatz.<br />

Beton einsparen<br />

Nachhaltig Bauen<br />

Klimaschutz im Bauwesen? Die Hohlkörperelemente<br />

von Cobiax ermöglichen es, die<br />

Beton- und Bewehrungsstahlmenge beim<br />

Bau eines Gebäudes massiv zu reduzieren.<br />

So lassen sich in einem Gebäude bei Verwendung<br />

der Elemente pro Geschoßdecke bis zu<br />

35 Prozent Beton und 20 Prozent Bewehrungsmaterial<br />

einsparen. Aber nicht nur der<br />

Einsatz der Elemente hilft CO2 zu sparen,<br />

auch die Hohlkörperelemente von Cobiax<br />

bestehen zu 100 Prozent aus Recyclingkunststoff.<br />

Geliefert werden sie als Halbschalen,<br />

die erst auf der Baustelle zusammen gesetzt<br />

werden. So lässt sich eine große Menge mit<br />

nur einer Lieferung transportieren. Die<br />

Hohlkörperelemente können jedoch logischerweise<br />

nur an statisch unbedenklichen<br />

Gebäudeteilen zum Einsatz kommen.<br />

26 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

Finnisches Landmark für Stora Enso in Helsinki<br />

Neues Headquarter aus Holz<br />

Stora Enso, ein weltweit tätiger Konzern<br />

für erneuerbare Materialien bezieht ein neues<br />

Headquarter in Helsinki, Finnland - komplett<br />

aus Holz gebaut. Eigentümer des Gebäudes<br />

ist die finnische Pensionsversicherung<br />

Varma. Die Gestaltung des Gebäudes<br />

konnte das Architekturbüro Anttinen Oiva<br />

Arkkitehdit Oy im Zuge eines Wettbewerbes<br />

für sich entscheiden. Ziel war es, den Anforderungen<br />

an das urbane Umfeld bezüglich<br />

Skyline, Funktion und Ästhetik sowie auch<br />

den technischen und ökonomischen Anforderungen<br />

gerecht zu werden. Sechs Architekturbüros<br />

aus Finnland, Skandinavien<br />

und Japan waren eingeladen, einen Entwurf<br />

einzureichen. Gewonnen hat am Ende das<br />

Siegerprojekt Spring. Die Jury überzeugt hat<br />

nicht nur das ausbalancierte Design des Entwurfs,<br />

sondern auch dessen Blockstruktur,<br />

die sich nahtlos in die Struktur der umliegenden<br />

Gebäude entlang der Meeresküste<br />

einfügt. Neben dem Gewinnerprojekt wurden<br />

zwei weitere Projekte für ihre Arbeit honoriert:<br />

die Entwürfe Beacon von White arkitekter<br />

AB sowie Rantametsä von<br />

PES-Arkkitehdit Oy. Alle Entwürfe wurden<br />

auf Basis des Office Concept by Stora Enso,<br />

einem Baukonzept, das Architekten, Ingenieuren<br />

und Bauträgern den Entwurf neuer<br />

Bürogebäude aus Holz erleichtert, designt<br />

und daher mit den von Stora Enso hergestellten<br />

veredelten Massivholzelementen geplant.<br />

Das Gebäude in Katajanokka in Helsinki<br />

strebt CO2-Neutralität an. So soll das<br />

Gebäude eine CO2-Menge speichern, die<br />

den jährlichen Emissionen von über 3.300<br />

Privatfahrzeugen entspricht. Die Fertigstellgung<br />

des Gebäudes soll 2023 erfolgen.<br />

Produktpalette erweitert<br />

Komfortlüftung<br />

Siblik erweitert seine Maico Produktpalette<br />

um ein weiteres Produkt: die WS<br />

75 Powerbox. Das intelligente Lüftungsgerät<br />

arbeitet leise und ist zudem dank<br />

eines Gehäuses aus schall- und wärmedämmendem<br />

EPP-Kunststoff besonders<br />

hygienisch. Die WS 75 Powerbox eignet<br />

sich sowohl für die Decken- als auch die<br />

Wandmontage. Sie kann Unterputz oder<br />

Aufputz installiert werden. Vier manuelle<br />

Lüftungsstufen lassen sich bequem per<br />

App steuern. Die Geräte verfügen über<br />

ein integriertes WLAN-Modul und sind<br />

somit mobil per App von zu Hause aus<br />

oder unterwegs bedienbar. Sie können<br />

über Tablet und PC die Nutzerverwaltung<br />

angepasst sowie die Lüftungsgeräte bequem<br />

eingestellt und angesteuert werden.<br />

Letztere lässt sich per KNX-Modul<br />

integrieren.<br />

Stromerzeugung über die Gebäudehülle dank AGC Interpane<br />

SunEwat-Reihe in neuem Design<br />

Verborgen hinter Beschichtungen und<br />

Lackierungen können die Zellen aus der SunEwat-Reihe<br />

problemlos in moderne Architektur<br />

integriert werden und ermöglichen<br />

es, Strom über die Gebäudehülle zu erzeugen.<br />

Die sechs neuen Produkte von Interpane<br />

sind das Ergebnis einer Kooperation mit<br />

den auf solare Lösungen spezialisierten Unternehmen<br />

Physee Technologies, Sonnenstromfabrik<br />

SolTech und Solar Visuals. Alle<br />

Modelle erfüllen die Anforderungen für<br />

Niedrigstenergiehäuser und sind zudem<br />

auch noch günstiger als herkömmliche Produkte<br />

- so amortisiert sich die Installation<br />

schneller. Für Fenster und Fassaden sind vor<br />

allem die Produkte Vision Square, Vision<br />

Stripe und SmartSkin gedacht. Diese Produkte<br />

erhalten weitgehend die Lichtdurchlässigkeit<br />

und Funktionalität der Verglasung<br />

bei gleichzeitiger Energieerzeugung. So ist<br />

SmartSkin beispielsweise eine dynamische<br />

Innovation für Fassaden, die Photovoltaik<br />

mit lernfähigen Sensoren und intelligentem<br />

Gebäudemanagement kombiniert.<br />

Hält Sturmgewehren stand<br />

Holz-Alu-Fenster<br />

Erst im Dezember vergangenen Jahres<br />

hat i+R Fensterbau ein durchschusshemmendes<br />

Fenster der Widerstandsklasse<br />

FB 4 NS auf den Markt gebracht. Nun<br />

konnte die Sicherheitsstufe des Holz-<br />

Alu-Fensters erhöht werden. Bei der Prüfung<br />

wurde das Fenster an den kritischen<br />

Stellen an Rahmen und Glas mit einem<br />

Sturmgewehr aus zehn Metern Entfernung<br />

beschossen und hielt stand. Nach<br />

31 Schüssen waren auf der Außenseite<br />

zwar Krater zu erkennen, auf der Innenseite<br />

aber keine Schäden sichtbar. Das<br />

entspricht laut Zertifikat des Beschussamts<br />

Ulm einer Sicherheitsstufe sechs<br />

von sieben. Das durchschusshemmende<br />

Fenster ist dreifach verglast und erfüllt<br />

dank minimalem Wärmeverlust den Passivhausstandard.<br />

Für die Produktion des<br />

Holz-Alu-Fensters kam massive Eiche<br />

zum Einsatz, weshalb das Sicherheitsfenster<br />

auch ästhetischen Anforderungen<br />

entspricht und sowohl in denkmalgeschützten<br />

Gebäuden als auch in Altbauten<br />

und Villen sowie in öffentlichen Gebäuden<br />

verbaut werden kann.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

27


Rubrik Unternehmen & Projekte<br />

Silver Living baut in Kindberg<br />

Für Jung und Alt<br />

Invester entwickelt in der Leberstraße in Wien Simmering<br />

Spatenstich für Wohnbauprojekt<br />

Ende Juni erfolgte auf dem Grundstück<br />

der Leberstraße 26 der Spatenstich für 57<br />

freifinanzierte Mietwohnungen. Die Consulting<br />

Company Immobilien zeichnet sich<br />

für die Projektentwicklung verantwortlich<br />

und hat derzeit über 500 Wohnungen in<br />

Bau oder in Entwicklung. Das gesamte Asset<br />

Management sowie die Verwertung<br />

wird von Invester United Benefits übernommen.<br />

Das Generalunternehmen Hazet<br />

realisiert das Wohnbauprojekt, wobei roh/<br />

Architekten das Konzept verantworten.<br />

Neben den Mietwohnungen entstehen 24<br />

PKW-Stellplätze in einer hauseigenen Tiefgarage.<br />

Die Wohneinheiten haben eine<br />

Größe zwischen 30 und 60 Quadratmetern,<br />

die mit hoher Qualität und einem<br />

leistbaren Mietniveau punkten. Aufgrund<br />

der guten Anbindung an den öffentlichen<br />

und den Individualverkehr setzt man bei<br />

der Zielgruppe vorrangig auf Pendler aus<br />

dem Umland und Studenten.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Die VÖZ, genau genommen Sebastian Spaun und Rudolf Zrost,<br />

sind sich sicher, dass Österreich das Klimaziel der europäischen<br />

Zementindustrie erreichen und bis 2050 klimaneutral sein wird.<br />

Möglich machen soll das unter anderem die Bauteilaktivierung.<br />

Johannes Möller, übernimmt<br />

künftig die Leitung der Light +<br />

Building und löst damit Maria<br />

Hasselmann ab.<br />

Der Marktführer im Wohnbau für Seniorenwohnanlagen<br />

Silver Living realisiert<br />

im steirischen Kindberg ein neues<br />

Generationenwohnprojekt. Hier entstehen<br />

insgesamt 13 betreute Wohneinheiten<br />

für Senioren sowie eine Kindergrippe.<br />

Die Größe der Wohnungen bewegt<br />

sich zwischen 40 und 56 Quadratmetern.<br />

Neben einem Gemeinschaftsraum sowie<br />

einer Gemeinschaftsterrasse wird die<br />

Wohnanlage auch über einen kleinen<br />

Garten verfügen. Besonders im Vordergrund<br />

stehen hier die gemeinsamen Aktivitäten,<br />

die beide Generationen zusammen<br />

bringen sollen. Exklusiver<br />

Vertriebspartner im Bereich der Bauherrenmodelle<br />

ist die ÖKO Wohnbau. Die<br />

Fertigstellung des Gesamtobjektes ist für<br />

<strong>Sommer</strong> 2021 geplant, die Kinderkrippe<br />

soll ihren Betrieb bereits im Herbst 2020<br />

aufnehmen.<br />

ZWI der Universität Graz<br />

Gleichenfeier<br />

Vor über einem Jahr feierte das Zentrum<br />

für Wissens- und Innovationstransfer,<br />

das die ZWI, ein Tochterunternehmen<br />

der Universität Graz, am<br />

Standort Schubertstraße 6a errichtet,<br />

Gleichenfeier. Beauftragt ist die Bundesimmobiliengesellschaft.<br />

Bis Anfang<br />

2021 entsteht auf 3.000 Quadratmetern<br />

Nutzfläche mit fünf Stockwerken unter<br />

anderem Platz für Start-ups. Finanziert<br />

wird das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt<br />

mit Unterstützung durch Fördermittel<br />

des Landes Steiermark und des Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung.<br />

arge leb idris architektur + architektin<br />

Iris Reiter konnten sich im<br />

Wettbewerb durchsetzen.<br />

News Ticker<br />

Fertigstellung: Ende Juni konnte das Wohnbauinvestment City Suits Graz der IFA fertiggestellt werden. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen<br />

von 22 Millionen Euro entstanden hier 100 Neubauwohnungen und vier Geschäftslokale. Tiefbaukosten:<br />

Laut Berechnungen von Statistik Austria verzeichneten im Juni 2020 die Baukosten für alle Tiefbausparten einen Rückgang.<br />

Fotos: Sabine Klimpt, pos Architekten, Hatec/Peneder, Certov, Winkler + Ruck Architekten, Asfinag, VÖZ/APA-Fotoservice/Rastegar, Messe Frankfurt Exhibition GmbH/Pietro Sutera<br />

28 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau<br />

Bildungscampus Rappachgasse<br />

Ein Schiff im Auwald<br />

Im 11. Wiener Gemeindebezirk soll bis 2023 ein neuer Bildungscampus<br />

für rund 825 Kinder im Alter von bis zu zehn<br />

Jahren entstehen. Das Grundstück befindet sich an der Siedlungskante<br />

im Bereich der ehemaligen Donauauen - entlang<br />

der Rappachgasse zog sich früher ein Donauarm. Der Campus<br />

wird von der Haidstraße erschlossen. Den ersten Platz im offenen,<br />

zweistufigen Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich<br />

konnte sich das Architekturbüro pos Architekten<br />

sichern. „Jedes unserer Gebäude ist so entworfen, dass<br />

wir es selbst nutzen, oder selbst darin wohnen wollen“, so der<br />

Leitsatz des Wiener Architekturbüros. So liegt der dreigeschossige<br />

flache Baukörper wie ein Schiff im ehemaligen Auwald.<br />

Breite begrünte Landebrücken verbinden es mit der<br />

bewaldeten Uferzone. Auf den Landungsbrücken befinden<br />

sich Spielbereiche, die vom ersten Obergeschoss aus zugänglich<br />

sind. Geplant ist das Gebäude als Niedrigst-Energie-<br />

Haus. Die notwendige Energie liefert dabei nicht nur die<br />

Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sondern auch das Grundwasser<br />

und das Erdreich.<br />

Hochschule Luzern mit neuem Studiengang<br />

Digitale Kompetenzen<br />

Als erste Universität im deutschsprachigen Raum bietet die<br />

Hochschule Luzern den neuen Studiengang „Digital Construction“<br />

an. Absolventen des interdisziplinären Studiengangs erwerben<br />

sowohl ein digitales als auch ein fachliches Kompetenzprofil<br />

und besetzen nach dem Abschluss die Schnittstellen<br />

zwischen den klassischen Gestaltungs- und Ingenieurberufen<br />

im Bauwesen. Dadurch ergeben sich vielfältige Berufsfelder in<br />

allen Branchen des Bauwesens. Mit Beginn des Herbstsemeters<br />

können Studierende am Department Technik und Architektur<br />

in sieben Semestern Vollzeitstudium die Abschlüsse<br />

Bachelor of Science und Bachelor of Arts erwerben.<br />

Der Hochschule ist es gelungen, Mark Baldwin und Markus<br />

Weber als Co-Studiengangleiter für den neuen Studiengang<br />

zu gewinnen. Beide sind Koryphäen im digitalen Planen, Bauen<br />

und Betreiben.<br />

Die neue KONE DX-Klasse:<br />

Intelligente Aufzüge für<br />

digitale Gebäude<br />

Erleben Sie die weltweit erste Aufzugsreihe mit<br />

serienmäßig eingebauter digitaler Konnektivität<br />

und sicheren, offenen Schnittstellen. Die KONE<br />

DX-Aufzüge lassen sich mit allen denkbaren<br />

Geräten und Anwendungen einfach und umstandslos<br />

verbinden. Dazu zählen beispielsweise Lieferroboter<br />

in Hotels und Pflegeeinrichtungen, Sprachassistenten,<br />

Navigationssysteme und ganze<br />

gebäudetechnische Systeme. Auch elektrische<br />

Türen und Tore können mit der DX-Klasse<br />

kommunizieren.<br />

Treten Sie ein in eine neue Ära unter:<br />

www.kone.at/neubau/aufzuege<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

29


Unternehmen & Projekte<br />

Nachhaltige Stadtentwicklung und Gebäudebegrünung<br />

Baustart für Wiener Stadtoase<br />

Zwischen Schönbrunn und Westbahnhof<br />

entsteht in der Äußeren Mariahilferstraße<br />

ein Neubau mit 50 Wohnungen. Die<br />

Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen verfügen<br />

über eine Wohnfläche von 45 bis 135<br />

Quadratmeter und private Freiflächen von<br />

sechs bis acht Quadratmetern. Alle Einheiten<br />

sind barrierefrei zugänglich. Die Kühlung<br />

der Räume erfolgt mittels Betonkernaktivierung<br />

in den Regelgeschoßen sowie<br />

mit dezentralen Klima-Splitgeräte in den<br />

Dachgeschoßen. Eine Tiefgarage mit 46<br />

Stellplätzen und Fahrradabstellräume mit<br />

136 Stellplätzen bieten ausreichend Platz.<br />

Der Name der Wiener Stadtoase ist Programm:<br />

nachhaltige Stadtentwicklung mit<br />

Gebäudebegrünung inklusive Gemeinschafts-<br />

und Außenflächen stehen bei dem<br />

Wohnbauprojekt von Avoris im Fokus. Begrünte<br />

Flächen im Innenhof sowie auf den<br />

Dächern und an der Fassade sorgen vor allem<br />

an heißen <strong>Sommer</strong>tagen für ein angenehmes<br />

Mikroklima. Zusätzlich stehen ein<br />

Jugendspielraum sowie ein Kleinkinderspielplatz<br />

zur gemeinschaftlichen Nutzung<br />

zur Verfügung. Einlargerungsräume<br />

und weitere Storage-Flächen können angemietet<br />

werden. Im Erdgeschoß entsteht eine<br />

durchgängige Geschäftszone, die die<br />

Nahversorgung in unmittelbarer Nähe garantiert.<br />

Raumhohe Fenster sorgen hier für<br />

ausreichend Tageslicht. Ein breiter, erhöhter<br />

Gehsteig vor den Geschäften sorgt für<br />

ausreichen Distanz zur Straße. Gestaltet<br />

wird der Neubau vom Architekturbüro<br />

t-hoch-n.<br />

Tunnel-Einfahrtsbereich<br />

LED-Licht<br />

Obwohl die LED-Technologie der Asfinag<br />

bereits in etlichen Tunneln im Einsatz<br />

ist, war das Umrüsten der Einfahrtsbeleuchtung<br />

auf LED mit einigen Hürden<br />

verbunden. Große Sanierungen mit<br />

enormen Aufwand waren unumgänglich.<br />

Jetzt konnte mit einer Neuerung unter<br />

der Federführung von Betriebstechnik-Regionalleiter<br />

Thomas Nessel in den<br />

vergangenen Wochen die Einfahrtsbeleuchtung<br />

des 230 Meter langen Farchern<br />

Tunnels auf der A 2 Südautobahn<br />

erfolgreich umgebaut werden. Denn je<br />

heller es im Freien ist, umso mehr Licht<br />

benötigt man aus Sicherheitsgründen<br />

bei den Tunneleinfahrten. Die nächsten<br />

Tunnel, die auf LED umgerüstet werden<br />

sollen, stehen auch bereits fest: Auf der A<br />

10 Tauernautobahn sind das die Tunnel<br />

Wolfsberg, Ofenauer, Hiefler, Brentenberg,<br />

Zetzenberg, auf der A 12 Inntalautobahn<br />

der Tunnel Landeck, auf der A 9 in<br />

Oberösterreich der Tunnel Lainberg und<br />

auf der S 35 Brucker Schnellstraße in der<br />

Steiermark der Tunnel Kirchdorf.<br />

Neues Kompetenzzentrum für Hatec<br />

Peneder baut in Klagenfurt<br />

Ein neues Kapitel öffnet sich für das Familienunternehmen<br />

Hatec mit dem Spatenstich<br />

am sechsten Juli. Rund zwei Millionen<br />

Euro werden in den Standort am Südrand<br />

von Klagenfurt investiert. Das zweistöckige<br />

Kompetenzzentrum mit 920 Quadratmetern<br />

Nutzfläche wird mit modernen Büros,<br />

Simulations-Studios und einem Roboter-<br />

Labor ausgestattet. Für die Planung und<br />

Baurealisierung ist der ober-österreichische<br />

Generalunternehmer Peneder verantwortlich.<br />

Mit der Fertigstellung soll dank Open-<br />

Space-Büro größtmögliche Flexibilität in<br />

der Zusammenarbeit entstehen. Besprechungsinseln<br />

und Begegnungszonen schaffen<br />

Raum für informelle Meetings. Zusätzlich<br />

kann der Raum bei Bedarf in zwei<br />

Einheiten geteilt werden. Möglichkeiten zur<br />

Entspannung bieten der begrünte Außenbereich,<br />

eine Küche mit Aufenthaltsraum und<br />

Tischfußball sowie eine Sauna. Zusätzliche<br />

Erweiterungsmöglichkeiten sind bereits<br />

eingeplant, um für zukünftiges Wachstum<br />

gerüstet zu sein.<br />

30 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau<br />

Abschluss des Vergabeverfahrens das Wien Museum<br />

IGO-Gruppe baut am Karlsplatz<br />

Bereits Anfang Juli wurde die Bietergemeinschaft bestehend aus Porr, Ortner und Elin<br />

mit den Bau-Generalunternehmerleistungen für das Wien Museum Neu am Karlsplatz beauftragt.<br />

Rund 108 Millionen Euro werden investiert. Finanziert werden Sanierung und<br />

Erweiterung des städtischen Museums aus den Mitteln der Stadt. Nach dem Entwurf der<br />

Architekten Certov, Winkler + Ruck wird der denkmalgeschützte Haerdtl-Bau, der bereits<br />

seit Februar 2019 für den Umbau geschlossen ist, saniert. Über dem Gebäude schwebend<br />

entsteht hier voraussichtlich bis Herbst 2023 ein zweigeschossiger Neubau. Damit steht<br />

dem Museum in Zukunft mit einer Nettonutzfläche von 12.000 Quadratmetern eine fast<br />

verdoppelte Fläche zur Verfügung. Auch der Eingangsbereich wird mit einem großzügigen<br />

Pavillon und einer öffentlich zugänglichen Terrasse neu gestaltet. Mit der Baustelleneinrichtung<br />

und den ersten baulichen Maßnahmen wird bereits im Juli begonnen. Nach<br />

einer veranschlagten Bauzeit von drei Jahren rechnet der Bauherr mit einer Eröffnung des<br />

neuen Wien Museums im Herbst 2023.<br />

Baukostenindex Mai 2020<br />

Kostenrückgang<br />

Sinkende Baukosten verzeichneten im<br />

Vorjahresvergleich alle Bausparten des<br />

Tiefbaus im Mai 2020. Der Index für den<br />

Straßenbau erreichte 106,3 Punkte und<br />

lag damit um 3,2 Prozent unter dem Wert<br />

von Mai 2019 (-0,3 Prozent im Vergleich zu<br />

April 2020). Der Brückenbau hielt bei<br />

107,8 Indexpunkten, die Kosten fielen somit<br />

um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat,<br />

stiegen aber um 0,4 Prozent<br />

zum Vormonat. Die Kosten für den Siedlungswasserbau<br />

(108,3 Punkte) sanken um<br />

0,6 Prozent gegenüber Mai 2019 und stiegen<br />

im Vergleich zu April 2020 um 0,5<br />

Prozent. Diese Entwicklung ist auf die<br />

neuen Kollektivvertragsabschlüsse einiger<br />

baurelevanter Branchen zurückzuführen.<br />

Parallel zu 2019 sind die Lohnkosten<br />

für die Gesamtbaukosten sowie die Baumeisterarbeiten<br />

um jeweils 2,3 Prozent gestiegen.<br />

Allerdings werden die höheren<br />

Lohnkosten durch den Rückgang der Kosten<br />

einiger Warengruppen im Gesamtergebnis<br />

abgeschwächt.<br />

Geplante Fertigstellung bis Ende September<br />

Schwimmende Gärten<br />

Vor Jahren angekündigt, erfolgte kürzlich der Baustart für die schwimmenden Gärten<br />

am Donaukanal. Die neue Freizeitoase soll im Bereich der Kaiserbadschleuse entstehen.<br />

Im Zuge der Realisierung wird die historische Wehranlage im Bereich der U-Bahn Station<br />

Schottenring mit Überplattungen umgestaltet. Hier soll eine neue Verbindung zwischen<br />

der Donakanal-Promenade und der bisher nicht benutzbaren Konstruktion geschaffen<br />

werden. In Zukunft werden dann 1.484 Quadratmeter Nutzfläche kostenlos zur Verfügung<br />

stehen. Strenge Sicherheitsauflagen und der Denkmalschutz der Schleuse gelten als besondere<br />

Herausforderungen der Umgestaltung. Angekündigt wurden Holzdecks, Pflanztröge<br />

mit Stauden- und Gräserbepflanzungen und Sitz- und Liegemöglichkeiten am Wasser.<br />

Die Begrünung soll an Hitzetagen auch zur Abkühlung der Umgebung beitragen. „Da<br />

gerade in diesem Abschnitt des Donaukanals kaum Grün-, sondern viele Betonflächen das<br />

Bild prägen, sollen nun bewusst neue Grün- und damit attraktive Aufenthaltsräume geschaffen<br />

werden“, so Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Gestartet wird zunächst mit der<br />

Baustelleneinrichtung, dann wird es zu Abbrucharbeiten am Vorkai und auf der Schleuse<br />

für Brückenlager kommen. 3,5 Millionen Euro Baukosten umfasst das Projekt für die Chill-<br />

Area am Donaukanal. Die Wehr Kaiserbad war bis 1945 in Betrieb. Am Ende des Weltkrieges<br />

wurde die Wehranlage zerstört. Teile der Kammerschleuse sowie die Schleuseninsel<br />

bestehen bis heute und werden nun im Zuge des Projekts „Schwimmende Gärten“ für alle<br />

begehbar und nutzbar gemacht. Die geplante Fertigstellung des Projekts soll Ende September<br />

erfolgen.<br />

28-Millionen-Schulprojekt<br />

Großumbau<br />

Die Bundesimmobiliengesellschaft<br />

(BIG), saniert und erweitert um rund 28<br />

Millionen Euro das Konrad Lorenz Gymnasium<br />

in der Gärtnergasse 5-7 in Gänserndorf.<br />

Mit der Planung beauftragt wurde das<br />

Architektenbüro Franz und Sue. Der Neubau<br />

mit zentraler, stockwerkübergreifender<br />

Aula soll als Begegnungsraum und Bindeglied<br />

fungieren. Im Zuge der Bauarbeiten<br />

werden die bestehenden Klassentrakte sowie<br />

das Bibliotheksgebäude abgebrochen.<br />

Nach Fertigstellung verfügt die Schule über<br />

mehrere Außenanlagen. Im Eingangsbereich<br />

verbindet ein Vorplatz mit Sitzelementen,<br />

Pergola und Mikrospielflächen<br />

das Gymnasium mit dem angrenzenden<br />

Regionalbad. Die Bepflanzung mit verschiedenen<br />

Baumarten sorgt für zusätzliche<br />

Begrünung. Die Fertigstellung soll im<br />

Frühjahr 2022 erfolgen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

31


Rubrik Unternehmen & Projekte<br />

Rigips Window Planline<br />

Mehr Licht im Innenbereich<br />

Tageslicht in Innenräumen sorgt nicht nur für ein gutes Arbeitsklima,<br />

sondern hilft auch bei der raschen Genesung von Patienten. So wurde<br />

beispielsweise bei der Gestaltung des Hauses C der Uniklinik St. Pölten<br />

Wert auf großzügige Glasflächen an der Fassade und im<br />

Innenbereich gelegt. Hier kam die Rigips Window Planline zum Einsatz.<br />

Die Vorteile: absolute Flächenbündigkeit mit den tragenden Gipskarton-Ständerwänden,<br />

unsichtbaren Rahmen und Verschraubungen<br />

und eine daraus resultierende filigrane Optik. Die Fixverglasung ist<br />

hermetisch versiegelt, sodass sich kein Staub oder andere Verunreinigungen<br />

an den Randflächen absetzen kann. Das ist der Hauptgrund,<br />

weshalb die Rigips Window Planline explizit in vielen Ausschreibungen<br />

von Krankenhäusern, Labors, Gesundheitseinrichtungen und im hochwertigen<br />

Bürobau gefordert wird.<br />

Baustellensicherheit<br />

Messtechnik<br />

Für die Sicherheit auf der Baustelle im<br />

Parlament sorgt das in Bad Vöslau ansässige<br />

Startup DocTec von Johannes Schabauer.<br />

Das Startup entwickelt Sensoren für die<br />

Baustellenüberwachung, die präzise<br />

Messdaten, ausgeklügelte Auswertungen<br />

sowie verlässliche Alarmierungen in Echtzeit<br />

garantieren. Nach erfolgreicher<br />

Marktpositionierung im Jahr 2018, liegt<br />

nun der Fokus auf der Intergration von<br />

speziellem Know-how.<br />

BMD Softwarelösungen<br />

Mehr Effizienz am Bau<br />

„Ressourcen-Verschwendung am Bau muss nicht sein“, lautet<br />

das Credo des BMD Bausoftwareexperten Gerhard Poschinger.<br />

Kein Wunder also, dass die Softwarelösungen von BMD<br />

nicht nur Zeit, sondern auch Kosten sparen. Die Software erfasst<br />

sämtliche Daten von der Baustellenorganisation bis hin<br />

zur Nachkalkulation der Baustelle. So verfügen die Nutzer<br />

über einen einheitlichen Wissenstand und behalten den Überblick.<br />

Mit dieser BMD Baustellen-Stammdatenlage können<br />

bereits den Dokumenten Aufgaben oder Termine zugeordnet<br />

werden werden, damit ein elektronischer Baustellenakt entsteht.<br />

Hier werden sämtliche Dokumente wie Angebote, Aufträge,<br />

Lieferscheine oder Mahnungen vollautomatisch der Baustelle<br />

bezehungsweise dem Kunden zugeordnet. Angefangen von<br />

E-Mails, Fotos, aber auch CAD-Entwürfen, bis hin zu gescannten<br />

Dokumenten, kann alles im BMD Dokumentenmanagement<br />

einfach archiviert werden. Eine weitere Option ist die Überleitung<br />

aus der Ausschreibungssoftware „Auer-Success“ in das Angebotswesen.<br />

Nach erfolgter Beauftragung des Bauvorhabens<br />

lassen sich Projektpläne mit einzelnen Bauphasen und Meilensteinen<br />

definieren. Auch die Baustellenzeiterfassung lässt sich<br />

bequem in der BDM Cloud speichern. Die Mitarbeiter selbst können<br />

ihre Arbeitszeiten via App aufzeichnen. Die Verwaltung der<br />

Geräte lässt sich mittels BMD Verleih organisieren. Die Ausgabe<br />

der Geräte kann mittels eigenen Ausgabescheinen oder mit Material-Lieferscheinen<br />

erfolgen. Die Belastung der Baustellen mit<br />

den Verleihkosten wird automatisch durchgeführt und kann jederzeit<br />

in der Baustellennachkalkulation ausgewertet werden.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Seit Mai 2020 hat der Ziegelhersteller<br />

Wienerberger mit Michael<br />

Harry einen neuen Vertriebsleiter<br />

für den Bereich DACH.<br />

Milan Zahradnik freut sich über<br />

die Beteiligung seines PropTechs<br />

Proster am Pi Labs Accelerator<br />

Program.<br />

Eine berührungslose Check-In-<br />

Lösung für Besucher bietet<br />

Proxyclick-CEO Gregory<br />

Blondeau.<br />

News Ticker<br />

Intelligente Fußbodenheizung: Der Smart Climate Comfort Floor von Dimplex ermöglicht eine schnelle und einfache<br />

Montage. Right-to-plug-Regelung: Bisher mussten alle Bewohner dem Einbau der E-Ladestation in der hauseigenen<br />

Garage zustimmen. Diese Einstimmigkeit soll nun ab Herbst fallen. Ein Entwurf für eine Gesetzesänderung wird vorbereitet.<br />

Fotos: untermStrich, Bosch, Delta, Frauenhofer IGD, Rigips/Kelemen, Trimmel Wall Architektur, Wienerberger Österreich GmbH, Propster,<br />

32 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen<br />

Digital Data Environment<br />

Datenpool-App von Delta<br />

Mit dem Datenpool wird nicht nur eine<br />

innovative Software angeboten, sondern<br />

zusätzlich auch das Projektmanagement<br />

Know-how aus mehr als 40 Jahren erfolgreicher<br />

Projektabwicklung der DELTA<br />

Gruppe. Ab sofort steht der Datenpool den<br />

Benutzern auch als praktische App zur Verfügung<br />

und kann jederzeit und überall –<br />

egal ob auf der Baustelle oder im Büro –<br />

ganz einfach auf dem Smartphone abgerufen<br />

werden: alle Projektdaten inklusive.<br />

Die Datenpool App kann vom App Store für<br />

die Betriebssysteme iOS und Android heruntergeladen<br />

werden. Mit der neuen App<br />

wird es möglich, über das Smartphone direkt<br />

auf Datenpool-Projekte zuzugreifen<br />

und Informationen abzurufen. Dem Nutzer<br />

wird es außerdem ermöglicht, schnell und<br />

einfach alle benötigten Dokumente zu finden.<br />

Die App verfügt über Funktionen wie<br />

die Freigabe von Workflows, das Versenden<br />

und Empfangen von Nachrichten.<br />

Zählerstand selbst ablesen<br />

Online-Tool<br />

Aufgrund der COVID-19-Pandemie<br />

änderte die österreichische Bundesregierung<br />

im April 2020 zahlreiche gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen wie etwa<br />

das Heizkostenabrechnungsgsetz.<br />

Ziel war es, Verbrauchsdatenablesungen<br />

durch externes Fachpersonal kurzfristig<br />

zu beschränken, damit die Ansteckungsgefahr<br />

der Bewohner sowie<br />

des Ablesepersonals minimiert wird.<br />

Um die Kunden optimal dabei zu unterstützen,<br />

entwickelte das PropTech Symvaro<br />

in kürzester Zeit ein eigenes Online-Portal.<br />

Darin konnten alle Techem<br />

Kunden ihre Werte der Wärme- und<br />

Kältezähler, Warm- und Kaltwasserzähler<br />

sowie Heizkostenverteiler zur Abrechnungserstellung<br />

online bekannt<br />

geben. Die Zusammenarbeit mit Symvaro<br />

erklärt Bernd Markt, Head of Sales<br />

& Marketing der Techem Messtechnik<br />

folgendermaßen: „Wir kannten ihr<br />

Leistungs portfolio und waren uns sicher,<br />

nach einer gemeinsamen Weiterentwicklung<br />

die Lösungen am Markt<br />

einsetzen zu können.“<br />

Frauenhofer IGD entwickelt Software<br />

Vernetzte Sensoren<br />

Das Frauenhofer-Institut für Graphische Datenverabreitung (IGD) hat eine<br />

Software entwickelt, die im Bereich Smart Living weg von Einzellösungen<br />

hin zu einem vernetzten System geht. Verschiedene Sensoren werden miteinander<br />

vernetzt und können so Situationen im häuslichen Umfeld erkennen<br />

und entsprechende Aktionen durchführen. Diese Innovation kann vor<br />

allem in Pflegeeinrichtungen Personal entlasten und Leben retten, aber<br />

auch in Privatwohnungen können die Smart-Living-Technologien problemlos<br />

eingesetzt werden. So erkennt der Controller uCORE mit der Software<br />

uLive über die angeschlossenen<br />

Sensoren verschiedene<br />

vordefinierte Situationen<br />

und löst festgelegte<br />

Aktionen individualisiert<br />

aus. Das System kann jederzeit<br />

optimal auf die individuellen<br />

Bedürfnisse<br />

seines Nutzers angepasst<br />

sowie nachgerüstet werden.<br />

Update für untermStrich x3<br />

Organisationstool<br />

Schon vor Corona stand untermStrich für gute<br />

Handhabung in Home-Office-Situationen. Das aktuelle<br />

Update untermStrich X3 beinhaltet neben einer<br />

Vielzahl von Tools und technischen Neuerungen,<br />

User-Interface Überarbeitung sowie besagte Erleichterungen<br />

für das tagtägliche Arbeitsleben. Eine der<br />

wichtigsten neuen Eigenschaften ist die Möglichkeit,<br />

Honorarnoten flexibel in der Datenbank zu verschieben<br />

und sogar anzugleichen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

33


Unternehmen & Projekte<br />

Viessmann macht‘s möglich<br />

Die Heizung per Sprachbefehl steuern<br />

Ab sofort lässt sich in wenigen Schritten<br />

Viessmann Alexa Skill aktivieren, um es mit<br />

den gleichnamigen Heizsystemen per<br />

Sprachbefehl via Alexa zu steuern. So kann<br />

anschließend nicht nur die Heizkreis- und<br />

Raumtemperatur angepasst werden, auch<br />

die Außentemperatur lässt sich problemlos<br />

abfragen. Im Amazon-Skill-Store stehen<br />

zum Start gleich zwei kostenlose Services<br />

zur Verfügung: Viessmann Basic und Viessmann<br />

Costum. Viessmann Basic ist der<br />

Alexa-Standard-Skill. Dieser besteht aus<br />

vorgegebenen Befehlen für Heiz- und Klimasysteme,<br />

mit dem sich beispielsweise die<br />

Soll- und Ist-Temperaturen abfragen lassen.<br />

Zusätzlich können sich Temperaturen einfach<br />

einstellen lassen. Der Alexa-Skill Viessmann<br />

Coustum geht einen Schritt weiter: er<br />

ist benutzerdefiniert. So bietet er die gleichen<br />

Funktionen wie der Alexa-Standard-<br />

Skill, darüber hinaus sind weitere individuelle<br />

Sprachbefehle und Variationen in der<br />

Reihenfolge der Wörter innerhalb des<br />

Sprachbefehls möglich. Dieser Skill wird<br />

weiterentwickelt und um Funktionen für Lösungen<br />

des gesamten Viessmann Portfolios<br />

erweitert. Nutzer eines Viessmann Heiz- und<br />

Batterienspeichersystems können somit<br />

Temperaturen steuern und den Autarkiegrad<br />

abfragen.<br />

1917 gegründet wandelt sich Viessmann<br />

kontinuierlich vom Heiztechnikhersteller<br />

zum Lösungsanbieter für den kompletten<br />

Lebensraum und integriert auf Basis der Energiequellen<br />

Produkte und Systeme über<br />

Plattformen und digitale Services.<br />

Sanierung im Wohnbau<br />

Kluger Schutz<br />

Vor allem in den heißen <strong>Sommer</strong>monaten<br />

haben die Bewohner mit hohen<br />

Temperaturen in den eigenen vier Wänden<br />

zu kämpfen. Die Lösung ist für viele<br />

die Anschaffung eines Klimageräts. Diese<br />

belasten jedoch die Umwelt, weshalb<br />

es wichtig ist, bereits bei geplanten Sanierungsarbeiten<br />

entsprechende Maßnahmen<br />

zu setzen. Markisen, Rolläden und<br />

Raffstore sind hier die ökologisch sinnvollste<br />

und gesündeste Wahl. So kann ein<br />

effektiver außenliegender Sonnenschutz<br />

die Temperatur von Innenräumen um<br />

rund zehn Grad kühler halten als im Vergleich<br />

ein Raum mit unbeschatteten<br />

Fesntern. Effektiv ist der Sonnenschutz<br />

dann, wenn er 85 Prozent der Sonneneinstrahlung<br />

vom dahinterliegenden Raum<br />

abhält. Zehn bis 15 Prozent Lichteintrag<br />

sind bei direkter Sonne völlig ausreichend,<br />

um Räume zu belichten. Die Beschattungssysteme,<br />

die vor allem tagsüber<br />

zum Einsatz kommen, lassen sich<br />

heutzutage leicht per Smartphone oder<br />

Tablet regulieren.<br />

Wachstum durch Innovation und Kooperation<br />

Bosch bringt Akku-Allianz<br />

Allein im vergangenen Jahr konnte<br />

Bosch Power Tools seinen Umsatz um drei<br />

Prozent auf 4,8 Milliarden Euro steigern.<br />

Das Unternehmen bringt innerhalb eines<br />

Jahres bis zu 100 Innovationen auf den<br />

Markt. Nun geht Bosch Power Tools einen<br />

weiteren Schritt und öffnet sich gegenüber<br />

anderen Herstellern bezüglich der Verwendung<br />

von Akkus und Ladegeräten. Künftig<br />

können mit ein und demselben 18 Volt-Akku<br />

sowohl Elektrowerkzeuge, Gartengeräte<br />

und Haushaltsgeräte von Bosch als auch<br />

Produkte der Marken Gardena, Emmaljunga,<br />

Gloria, Wagner und Rapid betrieben<br />

werden. So sparen Verwender beim Kauf<br />

von Produkten der Allianz künftig nicht<br />

nur Geld, sondern auch Platz und Zeit.<br />

Bosch selbst baut das Akku-Segment bis<br />

2022 um 100 Geräte aus und bringt damit<br />

mehr Akku-Geräte als jemals zuvor innerhalb<br />

von zwei Jahren auf den Markt. Der<br />

Anteil kabelloser Elektrowerkzeuge wird<br />

innerhalb der nächsten drei Jahre von 60<br />

auf 80 Prozent steigen.<br />

34 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösungen<br />

Traumhafter Ausblick für Alt- und Neubauwohnungen<br />

Innovative Fenster-Schiebelemente<br />

Perfekte Fensterlösungen im Alt- und<br />

Neubau sind dank innovativer Schiebeelemente<br />

von Hacksteiner-Metall aus Faistenau<br />

bei Salzburg möglich. Gleich sechs<br />

AXAAR-Elemente wurden in eine Wiener<br />

Altbauwohnung in der Nähe des Schloss<br />

Schönbrunn eingebaut. Das größte Schiebeelement<br />

ist 5,4 Meter breit und 2,4 Meter<br />

hoch. Die Einbauneigung beträgt 45 Grad.<br />

Die Fensterflügel sind mit einem Motorantrieb<br />

ausgestattet und auch die Beschattung<br />

außen und die Verdunklungsrollos innen<br />

funktionieren per Knopfdruck. Die Innovation<br />

von Hacksteiner-Metall kommt immer<br />

öfter bei Dachgeschoßausbauten zum Einsatz,<br />

da die Systeme großflächig in geneigte<br />

Wände oder Dachflächen eingesetzt werden<br />

können. Besonders beliebt sind die Anfertigungen<br />

in historischen Altstädten. So werden<br />

die AXAAR-Elemente individuell angefertigt<br />

und beziehen bei der Produktion<br />

Wärme schutz, Schallschutz, Luftdurchlässigkeit,<br />

Windwiderstand sowie Schlagregen<br />

dichtheit mit ein. Stadardmäßig werden<br />

hoch isolierende Gläser eingebaut.<br />

Zudem werden Zugluft, Kondensat und Kältestrahlung<br />

in Kombination mit den wärmegedämmten<br />

Rahmen optimiert. Für noch<br />

mehr Lebensqualität sorgt der hohe Lichteinfall<br />

durch die Schiebeelemente. Mit<br />

AXAAR hat Hacksteiner-Metall ein wärmegedämmtes<br />

Schiebesystem entwickelt, das<br />

weltweit gefragt ist. So haben die AXAAR-<br />

Systeme außerdem auch eine Zertifizierung<br />

für den Einbau im amerikanischen, britischen<br />

und asiatischen Raum. Seit 2006<br />

führt Wilhelm Rinnerthaler als Geschäftsführer<br />

das Unternehmen.<br />

Hohe Effizienz<br />

Abgasnutzung<br />

Die neuen Dampf-Luftbefeuchter von<br />

Condair erleichtert nicht nur die Installation,<br />

sondern bedürfen auch geringer Investitionskosten.<br />

Bei den mit Erdgas beheizten<br />

Dampf-Luftbefeuchtern der<br />

Baureihe GS von Condair dürfen bei der<br />

Dampferzeugung entstehenden Abgase<br />

der Gebäudeabluft zugegeben und ins<br />

Freie abgeführt werden. Dadurch entfällt,<br />

wie bislang gefordert, die Abführung<br />

der Brenngase über einen separaten<br />

Schornstein. Gleichzeitig kann die darin<br />

enthaltene Wärme zurückgewonnen und<br />

zur Beheizung verwendet werden.<br />

Gleichzeitig lassen sich mit dem Dampf-<br />

Luftbefeuchter der Serie Condair GS aktuelle<br />

und historische Betriebsdaten sowie<br />

Störungs- und Wartungsmeldungen<br />

anzeigen und weiterleiten.<br />

GARANTIERT ZUKUNFTSORIENTIERT.<br />

Wir von LEYRER + GRAF halten unsere Versprechen nicht nur, wir garantieren sie sogar. Und fühlen uns als eigentümergeführtes,<br />

österreichisches Bauunternehmen verpflichtet, durch zukunftsorientiertes, nachhaltiges Denken und Handeln einen langfristigen<br />

Beitrag für unser Land zu leisten. Auf uns können Sie bauen. Und vertrauen.<br />

Leyrer + GraF Baugesellschaft m.b.H. | Hochbau • Tiefbau • Energie + Telekom • Holztechnik | www.leyrer-graf.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2020 35<br />

Ing. Manuela Foltyn, Kalkulantin


Rubrik<br />

Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Zwanzig Jahre<br />

internationale Erfahrung<br />

Branchenprofi. Mike Bucher übernimmt als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung der<br />

internationalen Schöck Gruppe und legt seinen Fokus auf die strategische Ausrichtung, den nationalen und<br />

internationalen Vertrieb sowie das Marketing.<br />

1 1999<br />

Mike Bucher steigt in die Baustoffbranche<br />

ein und zeichnet sieben Jahre lang als Export<br />

Leiter für die Creaton verantwortlich. Der diplomierte<br />

Betriebswirt hatte zuvor das Studium<br />

Medien- und Kommunikationswirtschaft an<br />

der dualen Hochschule Baden-Württemberg<br />

abgeschlossen, diesem folgte ein Master in<br />

Wirtschaftsrecht an der HFH Hamburger Fern-<br />

Hochschule.<br />

4 2018<br />

Im Jänner 2018 übernimmt Bucher die Geschäftsführung<br />

von Wienerberger Ziegelindustrie.<br />

Freiberuflich ist er als Beirat der MD-<br />

Holding tätig.<br />

5<br />

2 2006<br />

Mit dem Sprung zu Geze gelingt der Wechsel<br />

in die Architekturbranche. Bucher übernimmt<br />

für vier Jahre die Geschäftsführung.<br />

4<br />

MIKE BUCHER<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Schöck Gruppe.<br />

2<br />

3<br />

1<br />

3 2010<br />

Bucher bleibt der Architekturbranche treu<br />

und avanciert zum Geschäftsführer von Prefa<br />

Aluminiumprodukte. Acht Jahre lenkt er das<br />

Unternehmen zum Erfolg.<br />

5 2020<br />

Bucher übernimmt als CEO die Gesamtverantwortung<br />

der internationalen Schöck Gruppe,<br />

diese erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

2019 einen Umsatz von 202 Millionen Euro<br />

und überschritt die 1.000 Mitarbeiter-Grenze.<br />

36 BauTecFokus


Projekt<br />

imFokus<br />

Fotos: SHoP/BVN Architects<br />

2025<br />

Der weltweit höchste Turm in Holz-Hybridbauweise<br />

soll nahe dem Hauptbahnhof in<br />

Sydney errichtet werden. Auftraggeber ist<br />

dabei das Softwareunternehmen Atlassian,<br />

das mit seinem neuen Headquarter ein Statement<br />

setzen will. Der Baubeginn ist mit 2021<br />

geplant, fertig soll der Hybrid 2025 sein.<br />

25.000<br />

Das Gebäude soll dem Viertel,<br />

in dem es gebaut wird, neuen<br />

Schwung verleihen. Rund<br />

25.000 neue Arbeitsplätze<br />

werden dort geschaffen, um<br />

die Attraktivität des Standorts<br />

zu erhöhen.<br />

4.000<br />

Die derzeit 4.000<br />

Mitarbeiter von Atlassian<br />

finden im neuen Headquarter<br />

ideale Arbeitsbedingungen<br />

vor, 2.500<br />

Arbeitsplätze sollen<br />

zusätzlich geschaffen<br />

werden.<br />

40<br />

Die 40 Holz-Geschosse des<br />

Turms sollen von einem Stahlskelett<br />

getragen und mit einer<br />

Stahl-Glas-Fassade versehen<br />

werden. Die Höhe wird um<br />

die rund 180 Meter betragen.<br />

Im Hybrid wird auf natürliche<br />

Ventilation gesetzt. Großzügig<br />

bepflanzte Terrassen sowie<br />

Selbstbeschattungselemente<br />

und Solarpaneele in der Fassade<br />

produzieren nachhaltige Energie<br />

direkt vor Ort.<br />

100<br />

Großen Wert legt Atlassian auf<br />

die Energieeffizienz des Hybriden.<br />

Für den Betrieb sollen 100 Prozent<br />

erneuerbare Energien genutzt<br />

werden, eine Netto-Nullemission<br />

wird angestrebt.<br />

50<br />

Geplant ist ein um 50 Prozent geringerer Energieverbrauch<br />

gegenüber herkömmlichen Gebäuden dieser Größe. Verglichen<br />

mit konventionellen Bauweisen soll die Errichtung in Hybridbauweise<br />

eine CO 2<br />

-Einsparung von rund 50 Prozent ermöglichen.<br />

2<br />

Zwei Büros wurden für die<br />

Planung des ambitionierten<br />

Vorhabens engagiert.<br />

Mit dem in New York<br />

ansässigen Architektenteam<br />

SHoP und dem<br />

australischen Architekturbüro<br />

BVN wurden zwei innovative<br />

Weltmarktführer<br />

zusammengespannt, um<br />

die Vision von Atlassian<br />

umzusetzen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

37


Rubrik<br />

Top Deal<br />

600 Millionen Euro-<br />

Streit beigelegt<br />

Kölner Stadtarchiv-Einsturz. Nach elf Jahren kommt es zwischen der Arbeitsgemeinschaft aus Bilfinger,<br />

Wayss & Freytag Ingenieurbau und Strabag-Tochter Ed. Züblin und der Stadt Köln zu einer außergerichtlichen<br />

Einigung. Die großen Verlierer sind die Versicherer.<br />

M<br />

it dem Vergleich schließt sich<br />

der Akt um das Projekt Nord-<br />

Süd-Stadtbahn Köln und<br />

damit um eine der größten<br />

Baukatastrophen der deutschen Nachkriegsgeschichte.<br />

Das Archivgebäude in der Kölner<br />

Südstadt war am frühen Nachmittag des 3.<br />

März 2009 bei U-Bahnbauarbeiten in eine<br />

riesige unterirdische Baugrube gestürzt und<br />

hatte zwei Nachbarhäuser mit in die Tiefe gerissen.<br />

In einem dieser Häuser kamen zwei<br />

junge Männer ums Leben, insgesamt 30 Regalkilometer<br />

Archivgut wurden verschüttet. Mit<br />

der Zahlung von insgesamt 600 Millionen Euro<br />

seitens der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) werden<br />

alle Forderungen der Stadt Köln und der Kölner<br />

Verkehrs-Betriebe abgegolten. Im Rahmen der<br />

Vergleichsvereinbarung wurde die ARGE zur<br />

Sanierung, sowie zur erweiterten Rohbaufertigstellung<br />

des Gleiswechselbauwerks, inklusive<br />

des integrierten Hohlraums für eine spätere<br />

Gedenkstätte, auf eigene Kosten verpflichtet.<br />

Versicherer zahlen<br />

„Angesichts der überaus komplexen Thematik<br />

der Schadensursache, die alle Beteiligten<br />

nun bereits seit mehr als 11 Jahren beschäftigt<br />

und wohl auch noch weitere 10-15 Jahre beschäftigt<br />

hätte, und nach intensiver Abwägung<br />

aller Optionen, halten wir die erzielte<br />

Einigung für sinnvoll – nicht nur für alle<br />

Projektbeteiligten, sondern auch für unsere<br />

Anteilseigner,“ erklärt Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender<br />

der Strabag. „Es ist an<br />

der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und<br />

sich auf die anstehenden Herausforderungen<br />

in diesen schwierigen Zeiten zu konzentrieren.<br />

Dennoch bleibt der 3. März 2009 ein<br />

zutiefst tragischer Tag, den wir nie vergessen<br />

werden.“ Auf den Strabag-Konzern entfallen<br />

anteilsgemäß 200 Millionen Euro der<br />

Vergleichssumme. Aufgrund der Versicherungsdeckung<br />

sowie entsprechender Risikovorsorge<br />

bleibt die Ergebnisschätzung des<br />

börsenotierten Konzerns für das Geschäftsjahr<br />

2020 von der Einigung unberührt. Auch<br />

Bilfinger gibt an, dass die auf das Unternehmen<br />

entfallenden Zahlungen in Höhe von<br />

200 Millionen Euro vollständig durch die<br />

Versicherer abgedeckt werden. Insgesamt<br />

hatte die Stadt Köln eine Schadenssumme<br />

von 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. Im<br />

Jahr 2009 erhielt die Stadt von der Provinzial<br />

Rheinland 61,5 Millionen Euro an Versicherungsleistung.<br />

Schonung von Zeit und Ressourcen<br />

Durch die Einigung kann ein weiterer langjähriger<br />

Rechtsstreit über die Schadensursache<br />

und -höhe mit Bindung von materiellen<br />

und personellen Ressourcen vermieden<br />

werden. In den zurückliegenden elf Jahren<br />

haben sich die Untersuchungen zur Einsturzursache<br />

fast ausschließlich auf eine<br />

Fehlstelle in der Schlitzwand konzentriert.<br />

Ursprünglich waren für die Erforschung dieses<br />

Szenarios nur zwei Jahre vorgesehen. Die<br />

anderen relevanten Verdachtsstellen waren<br />

für eine zweifelsfreie Ursachenforschung<br />

bisher nicht tiefgehend genug untersucht<br />

worden. Daher gilt bei diesem technisch<br />

höchst komplexen Thema für die ARGE nach<br />

wie vor, dass die Ursache nicht abschließend<br />

geklärt ist.<br />

Stillstand beenden<br />

Auch um weitere Verzögerungen zu vermeiden,<br />

hat die ARGE trotz der nicht vollständigen<br />

Aufklärung der Schadensursache einer<br />

Beendigung der Erkundungen zugestimmt.<br />

Dies nicht zuletzt, um auf diesem Wege einen<br />

Beitrag zum Stadtfrieden zu leisten und<br />

den Stillstand am Waidmarkt zu beenden.<br />

Damit sind nun die Voraussetzungen für<br />

die Sanierung und Fertigstellung des Gleiswechselbauwerks<br />

sowie die Vollendung der<br />

U-Bahnlinie geschaffen und den Bewohnern<br />

Kölns kann in absehbarer Zeit eine durchgängige<br />

U-Bahnlinie zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

38 BauTecFokus


Green Deal:<br />

Fluch oder Segen<br />

10. Kongress der IG Lebenszyklus Bau. Strategien für eine nachhaltige Stadt-, Raum- und<br />

Gebäudeentwicklung in Österreich und in der Europäischen Union.<br />

F<br />

ür die Bau- und Immobilienwirtschaft<br />

steht 2020 im Zeichen von Klimawandel<br />

und den Folgen der Corona-<br />

Pandemie. Während vor allem die<br />

Auswirkungen der Corona-Pandemie für viele<br />

Branchenmitglieder und Bauherren eine gigantische<br />

Herausforderung darstellen, eröffnen<br />

New-Work-Modelle verstärkt ein notwendiges<br />

digitales und integrales Arbeiten. Dieses neue<br />

Arbeiten fördert ein interdisziplinäres Denken,<br />

Planen und Umsetzen sowie eine neue Transparenz<br />

auf die nachhaltige Gebäude-, Raum- und<br />

Stadtplanung.<br />

Intensiver Austausch<br />

Der 10. Kongress der IG Lebenszyklus Bau<br />

am 20. Oktober 2020 dient dem intensiven<br />

Austausch zwischen nationaler und internationaler<br />

Politik, Bauherren und Vertretern der<br />

Bau- und Immobilienbranche und greift die<br />

Themen rund um Mobilität, Vernetzung und<br />

Verknappung als wesentliche Faktoren im<br />

Hinblick auf den europäischen Green Deal auf.<br />

Die IG Lebenszyklus Bau nimmt im Arbeits-<br />

programm sowie mit dem Kongress 2020 die<br />

gesellschaftliche Verantwortung der Bau- und<br />

Immobilienbranche beim Klimaschutz wahr:<br />

Die Arbeitsgruppen des Vereins, zu denen führende<br />

Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Forschung und Politik zählen, erörtern, diskutieren<br />

und entwickeln Problemstellungen und<br />

innovative Strategien und Lösungsansätze.<br />

Innovationsschübe nach Corona<br />

Wie eröffnen New-Work-Modelle neue Perspektiven<br />

für Klimaschutz und Digitalisierung?<br />

Was sind die Grundlagen einer zukunftsfähigen<br />

Gesellschaft? Klimaschutz und New<br />

Economy? Ein Widerspruch? Wie tragen<br />

Gebäude zum nachhaltigen Klimaschutz bei?<br />

Der europäische Green Deal und seine Rahmenbedingungen:<br />

Fluch oder Segen? Wie<br />

planen, bauen, finanzieren und betreiben wir<br />

bis 2040? Nachhaltig durch Verzicht oder<br />

nachhaltig durch technologische Innovation?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigen sich am 20.<br />

Oktober im Rahmen des 10. Kongresses der<br />

IG Lebenszyklus Bau rund 20 hochkarätige<br />

Speaker in Keynotevorträgen, Diskussionen<br />

und Arbeitsergebnispräsentationen, darunter<br />

ein hochrangiger Vertreter der Europäischen<br />

Kommission, der frühere weltweite Kampagnendirektor<br />

von Greenpeace, Wolfgang<br />

Pekny, Jürgen Schneider (Sektionschef im<br />

Bundesministerium für Klimaschutz), Roland<br />

Bechmann (Vorstandsmitglied der Werner<br />

Sobek AG), Christoph M. Achammer (ATP architekten<br />

ingenieure), Klaus Reisinger (iC consulenten),<br />

Brigitte Karigl (Umweltbundesamt),<br />

Tim Schabert (KPMG), Walter Hammertinger<br />

(Value One), Berthold Lindner (Heid & Partner<br />

Rechtsanwälte), Erich Thewanger (KPMG),<br />

Wolfgang Kradischnig (DELTA), Karl Friedl<br />

(M.O.O.CON), u.v.m …<br />

Der Kongress richtet sich an innovative Bauherren,<br />

Projektentwickler und Stadtplaner<br />

und weitere Vertreter der Bau- und Immobilienbranche.<br />

Der Termin verspricht intensives<br />

Networking mit rund 200 Teilnehmern, Zukunftstrends<br />

und topaktuelle Branchennews.<br />

www.ig-lebenszyklus.at/kongress2020<br />

Foto: Leo Hagen/IG Lebenszyklus Bau: Kongress der IG Lebenszyklus Bau<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

39


Rubrik<br />

Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Harri<br />

Majala<br />

Firmengründer<br />

GBuilder<br />

1. DAS PROBLEM<br />

In der Verkaufs- und Bemusterungsphase müssen<br />

sich Kunden oft basierend auf nichtssagenden<br />

Beispielbildern oder eindimensionalen Grundrissen<br />

für Material- und Ausstattungsoptionen entscheiden.<br />

Für Projektentwickler und Ausführende fallen dabei<br />

mühsame Material- und Mengenkalkulationen, die<br />

Erstellung von Raumbüchern und Verträgen, sowie<br />

zeitintensive Abstimmungsprozesse an.<br />

© GBuilder<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

Die finnische Software GBuilder verwandelt CAD-<br />

Dateien in interaktive 3D-Modelle in hoher Auflösung<br />

und ermöglicht den Kunden das digitale und<br />

interaktive Besichtigen, Bemustern und Möblieren im<br />

exakten 3D-Modell. In Echtzeit können das Aussehen<br />

sowie die Kosten von verschiedenen Material- und<br />

Ausstattungsoptionen verglichen und unterschiedliche<br />

Möblierungen ausprobiert werden. Das System<br />

funktioniert auf jedem gängigen Gerät mit Internetverbindung.<br />

Wohnungen und Häuser können<br />

so samt Ausstattungsangebot in hoher Detailtreue<br />

und unabhängig vom Baufortschritt präsentiert<br />

werden. Sonderwünsche werden sofort vom System<br />

transparent angegeben und kalkuliert, der für Projektentwickler<br />

oft sehr individuelle Freigabeprozess<br />

mit verschiedenen Partnern und Ausführenden wird<br />

vom Tool unterstützt. Zusätzlich können auch Mängel<br />

mit dem GBuilder verwaltet werden. Durch die<br />

Automatisierung von Datenverwaltung und Abläufen<br />

werden signifikant Kosten und Zeit gespart, Fehler<br />

vermieden und der Gewinn bei Ausstattungs- und<br />

Materialauswahl gesteigert.<br />

2020<br />

DIE ZAHL<br />

GBuilder wurde vom<br />

Bauunternehmer Harri<br />

Majala 2012 in Finnland<br />

entwickelt. Mit dem<br />

Einsatz bei großen skandinavischen<br />

Projektenwicklern<br />

wie Skanska,<br />

Bonava und YIT wagt<br />

sich das Unternehmen<br />

in weitere Märkte vor<br />

und möchte in England,<br />

Tschechien und der<br />

Slowakei Marktanteile<br />

gewinnen. 2020 gehen<br />

erste Projekte in Österreich<br />

und Deutschland<br />

an den Start.<br />

40 BauTecFokus


Advertorial<br />

Hotel- und<br />

Freizeitimmobilien<br />

„Buy to Let“-Modelle aus steuerlicher Sicht.<br />

G<br />

emeinden möchten sogenannte<br />

„kalte“ Betten vermeiden. Immobilieninvestoren<br />

wünschen<br />

sich höhere Renditen als mit der<br />

klassischen Vorsorgewohnung. Buy to Let-<br />

Modelle können im besten Fall beide Erwartungen<br />

erfüllen. In diesem Modell erwirbt der<br />

Anleger eine Freizeitimmobilie und überlässt<br />

diese im Anschluss an einen Betreiber, welcher<br />

die kurzfristigen Vermietungen an Touristen<br />

übernimmt. Aus steuerlicher Sicht ist vor allem<br />

auf die Erzielung einer ausreichenden Rendite<br />

zur Gewährleistung des Vorsteuerabzuges zu<br />

achten. Da sich der Mietzins für den Eigentümer<br />

am erwirtschafteten Umsatz bemisst, hängt<br />

der Erfolg dieses Modells insbesondere von der<br />

Auslastung ab.<br />

destens 20 Jahre erfolgt und innerhalb eines<br />

Zeitraumes von 20 Jahren ab Beginn der Vermietung<br />

bzw 23 Jahren ab dem erstmaligen<br />

Anfallen von Aufwendungen ein Gesamtüberschuss<br />

erwartet wird. Andernfalls würde<br />

ein steuerlich unbeachtliches sogenanntes<br />

Liebhabereiprojekt vorliegen.<br />

Natascha Stornig-Wisek,<br />

Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin<br />

bei LeitnerLeitner Wien.<br />

Fotos: prescott09, Matthias Nemmert , studiohorak<br />

Bei Erwerb der Eigentumswohnung fallen<br />

aus steuerlicher Sicht die üblichen Nebenkosten<br />

wie 3,5 % Grunderwerbsteuer und<br />

1,1 % Eintragungsgebühr an. Die Übertragung<br />

von Immobilien ist grundsätzlich von<br />

der Umsatzsteuer befreit. In der Regel wird<br />

für Immobilien im Rahmen des Buy to Let-<br />

Modells seitens des Errichters aber freiwillig<br />

zur Umsatzsteuerpflicht optiert. Dies ist<br />

möglich und sinnvoll, sofern seitens des Käufers<br />

eine Berechtigung zum Vorsteuerabzug<br />

besteht. Voraussetzung dafür ist, dass eine<br />

umsatzsteuerpflichtige Vermietung für min-<br />

LeitnerLeitner<br />

Wirtschaftsprüfer Steuerberater<br />

Zum Nachweis, dass ein ausreichender Gesamtüberschuss<br />

erzielt wird, empfiehlt sich<br />

die Erstellung einer realistischen Prognoserechnung.<br />

Zeichnet sich später ab, dass aus<br />

der Vermietung kein Gesamtüberschuss erwirtschaftet<br />

werden kann, muss die Vorsteuer<br />

zurückgezahlt werden. Vor diesem Hintergrund<br />

sind iZm dem Buy to Let-Modell insbesondere<br />

die Lage der Eigentumswohnung<br />

und die Wahl eines erfolgreichen Betreibers<br />

ausschlaggebend. Andernfalls werden sich<br />

die vermeintlich hohen Renditen des Buy to<br />

Let-Modells, welche vom Umsatz abhängig<br />

Am Heumarkt 7<br />

A-1030 Wien<br />

Tel: +43 /1/718 98 90<br />

Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804<br />

E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com<br />

Helene Breit,<br />

Steuerberaterin<br />

bei LeitnerLeitner Wien.<br />

sind, nicht einstellen und es droht der Verlust<br />

des Vorsteuerabzugs. Auch wenn die umsatzsteuerpflichtige<br />

Vermietung der Wohnung<br />

vor Ablauf von 20 Jahren beendet wird, um<br />

etwa die Wohnung ausschließlich selbst zu<br />

nutzen (sofern dies rechtlich zulässig ist),<br />

kommt es zu einer aliquoten Rückzahlung der<br />

geltend gemachten Vorsteuern.<br />

Für ausländische Investoren gilt, dass diese<br />

mit den Einkünften aus Vermietung und<br />

Verpachtung in Österreich der beschränkten<br />

Steuerpflicht unterliegen. Gewinne aus einer<br />

Veräußerung der Immobilie unterliegen in<br />

Österreich einer 30 %igen Flat Tax (Immo-<br />

ESt) unabhängig von Behaltefristen. •<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

41


Positionen & Meinungen<br />

54<br />

44<br />

KONSEQUENT EFFIZIENT<br />

Im Coverinterview<br />

erzählt Drees &<br />

<strong>Sommer</strong>-Geschäftsführer<br />

Georg<br />

Stadhofer über den<br />

Green Deal, Energieeffizenz<br />

und Contracting.<br />

Und<br />

warum an BIM<br />

keiner vorbeikommt.<br />

EINE GRENZNAHE BAU-<br />

ERFAHRUNG<br />

Geschäftsführer Stefan Graf hat das<br />

Waldviertler Unternehmen Leyrer + Graf<br />

erfolgreich durch die Coronazeit gesteuert<br />

und dabei viel gelernt. In Zu Tisch mit ...<br />

erzählt er, was es bedeutet, ein regionaler<br />

Big Player zu sein.<br />

60<br />

SO HART TRAF ES DIE BAU-<br />

WIRTSCHAFT<br />

Österreichs führende Baumanager blicken auf<br />

die harte Zeit während der COVID-19-Pandemie<br />

zurück, beantworten Fragen hinsichtlich<br />

der Auswirkungen auf das zweite Halbjahr<br />

und wagen einen Ausblick auf 2021.<br />

42 BauTecFokus


LEBENSWELTEN<br />

LINZ-PUNKT<br />

Business- und Wohnviertel, Linz<br />

Foto: Dietmar Tollerian<br />

www.kaufmann.at<br />

Architektur<br />

Generalplanung<br />

Projektsteuerung<br />

Bauleitung<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

43<br />

Projektmanagement


Positionen & Meinungen<br />

Konsequent<br />

effizient<br />

Energiewende. Der frischgebackene IFMA Austria-Präsident<br />

Georg Stadlhofer ist überzeugt: „Der Green Deal und der Umstieg<br />

hin zu einer energieeffizienteren und klimaneutralen Wirtschaft wird<br />

bestimmt viel Geld kosten - ist aber ein Gebot der Stunde.“<br />

Das Gespräch führten: Lisa Grüner und Michael Neubauer<br />

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum<br />

IFMA Austria-Präsidenten. Spannende<br />

Zeiten. Wie stark hat die COVID-19-Pandemie<br />

die Branche getroffen?<br />

Georg Stadlhofer: Vielen herzlichen Dank! Ich<br />

freue mich schon sehr auf diese spannende<br />

Aufgabe! Facility Management als Sammelbranche<br />

steht in Österreich ja immerhin für<br />

mehr als 200.000 Beschäftigte und einen<br />

Gesamtumsatz von rund 18 Milliarden<br />

Euro. Mit unseren Leistungen erreichen<br />

wir über 2,5 Millionen Kunden und tragen<br />

damit entscheidend zu einem produktiven,<br />

gesunden Arbeitsumfeld in Österreich bei.<br />

Neben diesem klaren Blick auf den Menschen<br />

im Arbeitsprozess, wird der Beitrag des<br />

Immobilien- und Facility Managements zum<br />

Klimaschutz eines meiner zentralen Anliegen<br />

sein. Schließlich verursacht der Betrieb<br />

von Gebäuden rund 30 Prozent aller CO2-<br />

Emissionen!<br />

Und zu COVID-19: Die Krise hat uns natürlich<br />

alle stark gefordert! Die damit zusammenhängenden<br />

Herausforderungen waren und<br />

sind enorm! Oberste Priorität war es dabei<br />

immer, ein sicheres Arbeitsumfeld für alle<br />

Mitarbeiter zu gewährleisten, gleichzeitig<br />

musste der Betrieb von Büroanwesenheit auf<br />

Home-Office und Online umgestellt werden.<br />

Gebäude wurden runtergefahren, Services<br />

angepasst und schließlich wieder sukzessive<br />

hochgefahren. Vor allem unsere Kollegen, die<br />

im Bereich der kritischen Infrastruktur tätig<br />

waren, haben hier großartige Arbeit geleistet!<br />

Wird Facility Management in Zukunft<br />

eine größere Bedeutung zukommen?<br />

Fotos: Michael Hetzmannseder<br />

44 BauTecFokus


<strong>Sommer</strong> 2020<br />

45


Positionen & Meinungen<br />

„Der europäische<br />

Green Deal ist<br />

ein zentrales<br />

Anliegen der<br />

Europäischen<br />

Kommission.“<br />

Der Gebäudebetrieb wird mit Sicherheit<br />

an Bedeutung gewinnen. Allein vor dem<br />

Hintergrund der aktuellen Entwicklungen im<br />

Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz.<br />

Der europäische Green Deal ist ein zentrales<br />

Anliegen der Europäischen Kommission und<br />

enthält schon sehr konkrete Zielvorstellungen<br />

und Vorgaben – beispielweise Klimaneutralität<br />

bis 2050. Eine wichtige Maßnahme<br />

dafür ist, die jetzige Sanierungsquote von<br />

ungefähr einem Prozent auf drei Prozent<br />

zu heben. Das heißt, nicht nur der Gebäudebetrieb,<br />

aber auch der Gebäudebestand<br />

an sich, für den wir in der Betriebsphase<br />

verantwortlich zeichnen, wird stärker in den<br />

Fokus rücken. Ein energieeffizienter Betrieb<br />

und eine entsprechende Optimierung des<br />

Gebäudebestandes sowie ein schonender<br />

Umgang mit den darin befindlichen Ressourcen<br />

wird mit Sicherheit wichtiger werden.<br />

Ist dies angesichts der leeren Kassen auch<br />

realistisch?<br />

Eine berechtigte Frage. Der Green Deal und<br />

der Umstieg hin zu einer energieeffizienteren<br />

und klimaneutralen Wirtschaft wird<br />

bestimmt viel Geld kosten. Da ist die aktuelle<br />

ökonomische Entwicklung mit Sicherheit<br />

eine zusätzliche, große Herausforderung.<br />

Gleichzeitig bieten sich dadurch jede Menge<br />

Chancen. Auch die aktuellen politischen<br />

Signale zeigen deutlich, dass es gerade für<br />

Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung<br />

Unterstützung geben wird.<br />

Darüber hinaus arbeiten schon heute viele<br />

unserer Mitglieder intensiv an Lösungen<br />

und Ansätzen, um ihre Immobilienbestände<br />

energieeffizienter zu gestalten.<br />

Apropos Effizienz: Ein wichtiger Stellhebel<br />

für die Effizienz im Facility Management sind<br />

die Flächen. Jeder Quadratmeter, der nicht<br />

geplant, gebaut und betrieben werden muss,<br />

schont Ressourcen und Budgets. Um die<br />

Nutzung von Flächen entsprechend effizient<br />

zu gestalten, war das Thema Mobiles Arbeiten<br />

immer schon ein wichtiger Baustein, der<br />

nun durch COVID-19 plötzlich unglaublich<br />

an Bedeutung und Brisanz gewonnen hat.<br />

Auch jene Unternehmen, die bisher diesem<br />

Wunsch der Mitarbeiter eher skeptisch<br />

gegenüber standen, haben in den letzten Monaten<br />

gesehen, dass das Arbeiten zu Hause<br />

funktioniert und die Kollegen, oft unter<br />

großem persönlichem Einsatz, ihre Aufgaben<br />

weiter bravourös erfüllt haben. Zudem hatten<br />

jene Unternehmen, deren Kultur, Systeme<br />

und Prozesse bereits davor Home-Office ermöglichten<br />

und unterstützten, einen Vorteil<br />

im Lockdown. Aus diesem Grund fiel einigen<br />

der Umstieg bedeutend leichter.<br />

Wir sind schon gespannt auf die langfristigen<br />

Auswirkungen dieser Entwicklung<br />

und werden die Diskussion dazu auch mit<br />

einer eigenen Plattform innerhalb der IFMA<br />

Austria, dem Forum Arbeitswelten, breiter<br />

aufstellen und aktiv führen.<br />

Noch einmal kurz zurück zur Energieeffizienz.<br />

Stehen wir vor einem Revival des<br />

Contracting?<br />

46 BauTecFokus


Ich glaube, ja. Auch vor dem Hintergrund<br />

der zuvor angesprochenen leeren Kassen.<br />

Contracting bedeutet ja für den Investor<br />

oder Bauherren, dass seine Anfangsinvestition<br />

geringer ist, da er die Herstellung der<br />

Energieerzeugung und des -betriebs nicht<br />

selbst zahlen muss, sondern dem Contracting-Geber<br />

über die Energiekosten ersetzt.<br />

Im Falle eines Investors können diese dann<br />

sogar über die Betriebskosten an den Mieter<br />

weitergegeben werden.<br />

Contracting ist immer dann hoch im Kurs,<br />

wenn die Energiekosten hoch sind. Ist damit<br />

zu rechnen, dass die Energiekosten<br />

steigen?<br />

Keine leichte Frage. Sicher ist, dass die Kosten<br />

für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern,<br />

oder anders formuliert, die Kosten für die<br />

durch Energieverbrauch entstehenden<br />

Klimaschäden in nicht allzu ferner Zukunft<br />

eingepreist werden müssen. Im Gegenzug wird<br />

alles, was klimaneutral ist, begünstigt werden.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

47


Positionen & Meinungen<br />

Welche Rolle wird die fortschreitende Digitalisierung<br />

dabei spielen?<br />

Die Digitalisierung ist neben dem Klimaschutz<br />

das bestimmende Thema in der<br />

Branche. Und das zu Recht! Zwar sind<br />

Gebäude auch bisher nicht ohne Daten und<br />

IT-Systemen wie CAFM (Computer Aided<br />

Facility Management) oder BMS (Building<br />

Management System) vernünftig zu betreiben<br />

gewesen. Durch die Möglichkeiten der<br />

Sensorik, die Vernetzung von Gebäudedaten<br />

und der zunehmenden Intelligenz von<br />

„Dem Smart<br />

Readiness<br />

Indicator (SRI)<br />

gehört die<br />

Zukunft. “<br />

Wenn Sie das<br />

Radio im Auto<br />

aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Spotify<br />

Welches Buch liegt<br />

auf Ihrem Nachttisch?<br />

Eine kurze Geschichte<br />

der Menschheit von<br />

Yuval Noah<br />

Harari<br />

Wenn Sie zehn<br />

Millionen Euro<br />

im Lotto gewinnen<br />

würden, was<br />

machen Sie damit?<br />

Spenden<br />

Systemen und Gebäudetechnik werden uns<br />

jedoch künftig noch ganz andere Möglichkeiten<br />

in der Planung, im Bauen, Betreiben und<br />

in der Nutzung von Gebäuden zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Ein einfaches Beispiel aus dem Gebäudebetrieb:<br />

Um den Energieverbrauch<br />

eines Gebäudes zu optimieren, müssen die<br />

Energiesysteme richtig eingeregelt werden<br />

und dürfen zudem nur so viel Energie<br />

bereitstellen wie tatsächlich benötigt wird.<br />

Ein Raum, der nicht genutzt wird, muss<br />

klarerweise nicht geheizt, gekühlt, belichtet<br />

oder belüftet werden. Dabei helfen uns<br />

Daten aus der Gebäudetechnik und über die<br />

aktuelle Auslastung des Gebäudes sowie<br />

Informationen zu Energieverbrauch und<br />

beispielsweise Wetterentwicklung. Durch<br />

die Verknüpfung dieser Daten und einer<br />

intelligenten Gebäudeautomation lässt sich<br />

der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent<br />

reduzieren.<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt…<br />

Gesund bleiben<br />

Ihr Lieblingshobby?<br />

Skitouren gehen<br />

solange es<br />

noch geht<br />

Genau darauf zielt auch der sogenannte<br />

Smart Readiness Indicator (SRI) ab. Dieser<br />

Indikator sagt aus, ob eine Immobilie smart<br />

genug ist, energieeffizient betrieben werden<br />

zu können. Dies erfordert eben ein Mindest-<br />

48 BauTecFokus


WORDRAP MIT GEORG STADLHOFER<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Peter F. Drucker<br />

Womit haben Sie ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Unkraut jäten und Studentenpartys<br />

organisieren<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Weder noch, aber<br />

eher noch<br />

Morgenmensch<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Ja, aber nicht<br />

ohne Plan B<br />

Meinen Kaffee trinke<br />

ich am liebsten…<br />

Häufig, stark und<br />

schwarz<br />

Ihr größtes<br />

Laster ist…<br />

Zucker<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

49


Positionen & Meinungen<br />

maß an Digitalisierung. Neben dem Energieausweis<br />

wird auch der SRI in naher Zukunft<br />

gesetzlich verpflichtend sein und damit<br />

einen wichtigen Baustein zur Erreichung der<br />

Energieeffizienz darstellen.<br />

FM-Manager beklagen, dass sie bei der<br />

Planung viel zu spät hinzugezogen werden.<br />

„Wir müssen früher in die Planung<br />

hinein“, heißt der Schlachtruf. Sind das<br />

berechtigte Klagen?<br />

Natürlich ist es entscheidend, die Anforderungen<br />

und Bedürfnisse der Gebäudenutzung<br />

und des Gebäudebetriebs möglichst<br />

frühzeitig im Planungsprozess zu berücksichtigen.<br />

Es braucht also einen viel engeren<br />

Schulterschluss zwischen Betrieb und<br />

Planung. Die Herausforderung dabei ist, dass<br />

Objektplaner und Objektbetreiber, bildlich<br />

gesprochen aus unterschiedlichen Ländern<br />

stammen. Und es gibt nur wenige Fachleute,<br />

die die Sprache beider Länder beherrschen<br />

und somit vermitteln können. Aber auch<br />

hier bietet die Digitalisierung, mittels der<br />

Planungsmethodik Building Information Modelling<br />

(BIM), enormes Effizienzsteigerungspotential.<br />

Bereits bevor das erste Element<br />

modelliert wird, muss definiert sein, welche<br />

Informationen für den Betrieb notwendig<br />

sind und wie diese generiert und im Modell<br />

abgespeichert werden können.<br />

FM sollte also früher mit einem Pflichtenheft<br />

dabei sein?<br />

Nicht sollte, sondern muss. Diese im<br />

BIM-Prozess erforderlichen Auftraggeber-<br />

Informationsanforderungen müssen<br />

natürlich maßgeblich auch durch das<br />

Facility Management gestaltet werden.<br />

Natürlich gibt es gerade dabei noch Lernund<br />

Entwicklungsbedarf, auch im Facility<br />

Management. Als FMA/IFMA Austria haben<br />

wir uns aus diesem Grund gemeinsam mit<br />

dem AIT (Austrian Institute of Technology),<br />

dem VZI (Verband der Ziviltechniker und<br />

Ingenieure), der Smart Construction Austria<br />

sowie der IG Lebenszyklus Bau erfolgreich<br />

um das FFG-Förderprojekt Innovationslabor<br />

– Digitales Planen, Bauen und Betreiben<br />

beworben, um in den nächsten fünf Jahren<br />

mithilfe digitaler Methoden und Best<br />

Practices die Vernetzung zwischen den<br />

heimischen Planern, Bauunternehmen<br />

„BIM ist die<br />

Planungsmethodik<br />

der<br />

Zukunft.“<br />

und Betreibern zu forcieren, Sprachbarrieren<br />

abzubauen und somit die aktuellen<br />

Schnittstellenverluste zu verringern und<br />

Innovation(en) über den Lebenszyklus zu<br />

ermöglichen.<br />

Die Arbeitsbereiche des Innovationslabors<br />

reichen dabei von der Schaffung digitaler<br />

Infrastruktur über Innovationsbegleitung<br />

von Open-BIM-Pilotprojekten und Forschungs-<br />

und Entwicklungsvorhaben bis zu<br />

zielgerichteten Weiterbildungsmaßnahmen<br />

und Know-how-Transfer sowie Beratung von<br />

geplanten Förderprojekten.<br />

Somit sind alle Lebenszyklusphasen eines<br />

Gebäudes vertreten. Das Interessante dabei<br />

ist, dass die Leistungen des Innovationslabors<br />

allen österreichischen Akteuren offen stehen.<br />

Die Kritik an BIM ist häufig, dass dadurch<br />

die Kleinen unter die Räder kommen, weil<br />

viel zu teuer?<br />

BIM ist die Planungsmethodik der Zukunft,<br />

daran führt kein Weg vorbei. Ich kenne<br />

niemanden, der einmal mit BIM geplant hat<br />

dann sagt: Nein, ich will es wieder anders<br />

machen. Aber ja, jede Veränderung und Weiterentwicklung<br />

ist mit Aufwand verbunden<br />

und erfordert auch in diesem Fall Anfangsinvestitionen.<br />

Dass es sich lohnt, zeigt auch die<br />

internationale Erfahrung.<br />

50 BauTecFokus


... der Weg ist aber noch weit...<br />

Es ist sicher noch ein weiter Weg, aber ich<br />

bin sehr guter Dinge, dass wir mit dem<br />

Innovationslabor einen guten Beitrag für<br />

die Professionalisierung der gesamten<br />

Branche, über den Lebenszyklus hinweg,<br />

leisten können. Ich glaube tatsächlich, dass<br />

der Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur<br />

hier der Schlüssel ist. Wenn wir es schaffen,<br />

die Anforderungen des Gebäudebetriebs<br />

klar und für die Planung verständlich zu<br />

formulieren, können und werden diese von<br />

den Planern auch berücksichtigt. An dieser<br />

Definitionskompetenz müssen wir aus dem<br />

Betrieb heraus sicher noch arbeiten. Genau<br />

diese Lücken wollen wir schließen.<br />

Factbox<br />

DREES & SOMMER<br />

Drees & <strong>Sommer</strong> begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit<br />

50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital.<br />

Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche<br />

Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte<br />

Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die 3.700 Mitarbeiter an<br />

weltweit 43 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen<br />

erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie<br />

zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & <strong>Sommer</strong><br />

the blue way. Drees & <strong>Sommer</strong> Österreich ist mit dem Monitoring und der Begleitung<br />

der Entwicklung sowie dem Facility Management von einem der Investoren beim<br />

Bau des TrIIIple in 1030 Wien beauftragt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

51


Positionen & Meinungen<br />

„In unserem<br />

Incubator-<br />

Programm<br />

CREATORS<br />

vernetzen<br />

wir Start-ups,<br />

Corporates und<br />

kreative Köpfe .“<br />

Factbox<br />

FMA & IFMA AUSTRIA<br />

... mit Digitalisierung – wobei wir wieder<br />

bei einem Kernthema angelangt sind.<br />

Die Immobilienwirtschaft wird durch die<br />

Digitalisierung transformiert. Auch in meinem<br />

beruflichen Alltag als Geschäftsführer<br />

von Drees & <strong>Sommer</strong> Österreich beschäftigt<br />

mich das Thema sehr intensiv. Als Innovationsführer<br />

in der Branche arbeiten wir mit<br />

zahlreichen Partnern an unterschiedlichen<br />

Initiativen zur Digitalisierung von Gebäuden<br />

selbst und für und in Gebäuden notwendigen<br />

Prozessen.<br />

In unserem Incubator-Programm CREATORS<br />

vernetzen wir Start-ups, Corporates und<br />

kreative Köpfe miteinander, um Lösungen zu<br />

erproben, aber auch um jungen Menschen<br />

und ihren innovativen Ansätzen die Möglichkeit<br />

zu geben, sich auszuprobieren.<br />

IFMA Austria ist die seit 1998 bestehende österreichische Niederlassung des weltweiten<br />

personenbezogenen FM-Netzwerkes der International Facility Management<br />

Association (IFMA) mit Sitz in Houston (USA). IFMA International wurde 1980 gegründet<br />

und ist in 78 Ländern aktiv tätig.<br />

Die 1995 gegründete Non-Profit-Organisation Facility Management Austria (FMA)<br />

versteht sich als das österreichische unternehmensbezogene Netzwerk für Facility<br />

Management. Mitglieder sind namhafte national und international tätige Unternehmen<br />

und Organisationen, Verbände und Ausbildungsinstitutionen sowie Personen,<br />

die sich in einer FM-Aus- und Weiterbildung befinden.<br />

Ein weiteres Beispiel ist der von Drees &<br />

<strong>Sommer</strong> kürzlich gelaunchte Real Estate<br />

Service Monitor: res-monitor.com. Hier<br />

finden Auftraggeber, Immobilieneigentümer<br />

oder Investoren erstmals an zentraler Stelle<br />

Dienstleister aus Asset-, Property- oder<br />

Facility Management, passgenau nach<br />

benötigter Leistung, Assetklasse und Region.<br />

Das Feedback aus dem Markt ist wirklich ermutigend<br />

und wir denken schon über weitere<br />

Ausbauschritte und Funktionen nach, wie<br />

beispielsweise die Abwicklung des gesamten<br />

Beschaffungsprozesses.<br />

Wie kommt man zu FM? Warum studiert<br />

man Facility Management?<br />

Eine gute Frage – immerhin ist Facility<br />

Management keine sehr sichtbare Branche.<br />

Facility Management ist eine spannende<br />

Querschnittsmaterie mit Aspekten der<br />

Bau- und Gebäudetechnik, Wirtschaft,<br />

Soziologie und Managementlehre. Auf jeden<br />

Fall sollte man aber ein Interesse für Immobilien<br />

mitbringen und gerne mit Menschen<br />

arbeiten. Der Mensch im Arbeitsprozess steht<br />

schließlich im Mittelpunkt der Bemühungen<br />

des Facility Managers und damit sind wir<br />

durch und durch Dienstleister.<br />

Als gebürtiger Niederösterreicher haben<br />

Sie in Tirol studiert. Gab es kein passendes<br />

Studium in Ostösterreich?<br />

Einerseits hat mich das Curriculum angesprochen<br />

– eine Kombination aus Technik<br />

und Wirtschaft - und da gab es 1999 tatsächlich<br />

noch kein vergleichbares Studium in<br />

Ostösterreich. Andererseits wollte ich mit 19<br />

natürlich gerne raus in die Welt – und Kufstein<br />

im schönen Tirol war zumindest schon<br />

mal weiter weg als Wien. Nach Abschluss<br />

des Studiums habe ich beim Pharmakonzern<br />

Novartis begonnen und war dort aus dem<br />

damaligen Division-Headquarter in Wien erst<br />

lokal, dann europaweit für Facility Management-Sourcing<br />

verantwortlich. Über diese<br />

Schiene bin ich dann in die Beratung gekommen<br />

und war dann viele Jahre in Rumänien<br />

und Deutschland tätig. 2015 habe ich mich<br />

mit meinem Geschäftspartner Peter Prischl<br />

entschieden, unser damaliges Unternehmen<br />

in die Drees & <strong>Sommer</strong> Gruppe einzubringen.<br />

Mit einher ging für mich damit die Möglichkeit,<br />

nach vielen Jahren im Ausland wieder in<br />

Österreich zu arbeiten. Diese Chance habe ich<br />

sehr gerne ergriffen.<br />

Wenn Sie Österreich und Deutschland mit<br />

Blick auf FM vergleichen. Gibt es große<br />

Unterschiede, wenn ja welche?<br />

Ich glaube, wir haben in Österreich noch sehr,<br />

sehr viel Potenzial, gemeinsam diese Branche<br />

weiterzuentwickeln und professioneller zu<br />

machen. Dabei können wir natürlich viel von<br />

anderen Märkten und Ländern lernen, ob das<br />

52 BauTecFokus


nun Deutschland oder der angelsächsische<br />

Raum ist. Ich denke da an Vertragsstrukturen<br />

im FM, internationale Standardisierungsund<br />

Steuerungs-Modelle oder eben den<br />

Einsatz von IT.<br />

Gerade der internationale Bezug macht mir,<br />

in der Rolle als Präsident der IFMA Austria,<br />

besonders große Freude. Wir blicken über die<br />

Grenzen hinaus, betrachten Best Practices<br />

und versuchen, diese für Österreich gewinnbringend<br />

zu übersetzen.<br />

Der diesjährige FM-Day ist dem Virus zum<br />

Opfer gefallen?<br />

Ja, leider mussten wir den FM-Day 2020<br />

absagen. Über die letzten Jahre haben wir mit<br />

dieser Veranstaltung eine tolle Marke und<br />

einen großartigen Ort der Begegnung für<br />

die Branche aufgebaut - das ist wirklich der<br />

beachtenswerten Arbeit meiner Vorgänger<br />

zu verdanken! In den letzten Jahren war der<br />

Event immer restlos ausverkauft, über dreihundert<br />

Teilnehmer, zahlreiche spannende<br />

Vorträge, Präsentationen und Diskussionen.<br />

Leider ist das derzeit nicht machbar und mit<br />

einem digitalen Event wären wir unseren<br />

selbstgesteckten Zielen und Ambitionen<br />

nicht gerecht geworden. Aber: Wir haben<br />

uns bereits die ersten Keynote-Speaker für<br />

das nächste Jahr gesichert. Für Spannung,<br />

Unterhaltung und Überraschungen ist am 15.<br />

September 2021 jedenfalls gesorgt. <br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

53


Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Stefan<br />

Graf<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

54 BauTecFokus


Da komm´ ich her,<br />

da g´hör ich hin<br />

Erfolgsfaktor Regionalität. Stefan Graf ist dem Waldviertel verbunden,<br />

privat und beruflich. Eine grenznahe Erfolgsgeschichte.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

D<br />

er Weg nach Gmünd führt vorbei<br />

an bunten Wiesen, sanften Hügeln<br />

und üppigen Feldern. Zwei Stunden<br />

fahren wir teils über die Autobahn,<br />

teils auf der Bundesstraße Richtung<br />

tschechische Grenze. „Ob wir einen Pass brauchen?“,<br />

frage ich den Fotografen mit einem Augenzwinkern<br />

und er lacht. „Was weiß man schon in<br />

Zeiten wie diesen“, antwortet er. Der Grund für<br />

unsere Fahrt in den Norden Niederösterreichs<br />

ist ein Interview: Stefan Grafs Terminkalender<br />

ist minutiös durchgetaktet, den einzigen Timeslot,<br />

den wir ergattern konnten, ist ein Mittagstermin<br />

in Gmünd. Und da sind wir nun, im<br />

Hotelrestaurant des Sole-Felsen-Bads. Warum<br />

hier? Die Antwort liegt auf der Hand, das Hotel<br />

wurde von der Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />

errichtet und wie stolz das Unternehmen auf das<br />

Projekt ist, zeigt sich durch die Verbundenheit.<br />

Stefan Graf begrüßt unsere Kellnerin namentlich,<br />

sie sind per du, für die Bestellung braucht er<br />

keine Speisekarte, er kennt sie auswendig.<br />

Er nimmt eine klare Rindssuppe mit Grießnockerl<br />

und einen Backhendlsalat, mich lacht<br />

das Beef Tartare mit Grissini, Wachtelei und<br />

Parmesanchip an und um etwas aus der Region<br />

zu bestellen, entscheide ich mich für das Waldviertler<br />

Bio-Karpfenfilet mit Pastinakencreme<br />

und Polenta. Der Firmensitz des Unternehmens<br />

ist historisch bedingt in Gmünd, doch<br />

das Marktgebiet erstreckt sich überwiegend<br />

auf Ostösterreich, das Unternehmen ist sehr<br />

regional aufgestellt. Graf wurde zwar in Wien<br />

geboren, ist aber hier aufgewachsen. „Das<br />

Waldviertel wird unterschätzt, es tut sich mehr<br />

als die landläufige Meinung ist. Vor allem sind<br />

es die soliden sozialen Netzwerke, die Schönheit<br />

der Natur und die hohe Lebensqualität, die<br />

es hier lebenswert machen.“<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

55


Dafür hat er oft lange Wegstrecken in Kauf<br />

genommen. Nach dem Studium in Wien war<br />

Graf in einem Ingenieurbüro tätig und ist jeden<br />

Tag nach Wien gependelt. Ob es das wert war,<br />

jeden Tag vier Stunden mit dem Zug zu fahren,<br />

will ich wissen. „Es ist eine höchstpersönliche<br />

Entscheidung und ja, das war es wert, denn<br />

ich wollte meine Söhne jeden Tag vor dem<br />

Schlafengehen sehen.“ Und so fuhr er morgens<br />

um halb sechs weg, war von acht bis vier Uhr<br />

nachmittags im Büro und abends um sieben<br />

wieder zuhause. „Ich habe im Zug gearbeitet<br />

und während der Fahrten viel weitergebracht.“<br />

Orchestriertes Wachstum<br />

Irgendwann wechselte Graf vom<br />

Ingenieurwesen dann doch in<br />

die Bauwirtschaft und damit ins<br />

Familienunternehmen. Das war<br />

2010, vor wenigen Tagen hat er<br />

sein zehnjähriges Firmenjubiläum<br />

gefeiert, seit sieben Jahren<br />

ist er in der Geschäftsführung von<br />

Leyrer + Graf in der Nachfolge seines<br />

Vaters Franz Graf. Ich bitte ihn um einen<br />

kurzen Rückblick. „In diesen zehn<br />

Jahren hat sich in der Geschäftsleitung<br />

von Leyrer + Graf, vor allem dadurch, dass<br />

ich meinem Vater nachgefolgt bin, enorm viel<br />

getan. Die ersten drei Jahre waren meine Einarbeitungsphase.<br />

Es war notwendig, mir die<br />

Zeit zu nehmen, um alles kennenzulernen, die<br />

Abläufe zu verstehen und mir zu überlegen,<br />

wie ich es machen würde. Es war ein sanfter<br />

Einstieg mit vielen interessanten Gesprächen.<br />

Die nächsten drei Jahre waren geprägt von<br />

konkreten Vorbereitungen, wobei die Einführung<br />

des ERP-Systems die Krönung war.<br />

In den darauffolgenden vier Jahren haben wir<br />

unsere Pläne und Ideen in die Tat umgesetzt.<br />

Das bedeutete eine starke Transformation für<br />

das Unternehmen und auch für die Mitarbeiter.<br />

Es war nicht selbstverständlich, dass sie<br />

den Weg mitgehen. Wenn es einen Wechsel<br />

an der Unternehmensspitze gibt, dann<br />

verändern sich die Dinge. Vor allem, wenn<br />

der Sohn eine andere Herangehensweise<br />

hat als sein Vater. Mir waren Neuerungen<br />

in den organisatorischen<br />

Abläufen wichtig und die<br />

Weiterentwicklung der<br />

kulturellen Belange. Mein<br />

Vater hat eine großartige<br />

Basis geschaffen, auf die<br />

ich aufbauen konnte. An mir war es dann, die<br />

Weichen neu zu stellen.“ Das Wachstum des<br />

Unternehmens spricht für sich. Gemessen am<br />

Umsatz hat es sich von 2013 bis 2019 mehr als<br />

verdoppelt und ist von 195 auf über 400 Millionen<br />

Euro gewachsen. „Natürlich hat sich das<br />

auf den Personalstand ausgewirkt und dieses<br />

Wachstum zu orchestrieren, ist eine große Herausforderung.<br />

Ein Unternehmen erfolgreich<br />

zu führen, bedeutet auf einer Gesamtklaviatur<br />

zu spielen. Das ist oft eine Gradwanderung, das<br />

richtige Gespür zu haben, schnell zu reagieren<br />

und aufzufangen und wieder ins Gleichgewicht<br />

zu bringen, wenn etwas ins Schwanken<br />

kommt. Das ist die unternehmerische Kunst.<br />

Allerdings sieht man immer erst im Rückblick,<br />

ob man richtig gehandelt hat.<br />

Pandemie und Krisenmodus<br />

Die Weinkarte kommt. Sie ist stark reduziert<br />

und foliert. Die Zeit der COVID-19-Pandemie<br />

scheint weit weg zu sein, doch die Weinkarte<br />

erinnert daran. Die Einigung auf einen Wein<br />

fällt leicht, es wird ein Gemischter Satz vom<br />

Weingut Wieninger in Stammersdorf. Auf<br />

die Frage, wer bei Graf zuhause koche, folgt<br />

prompt die Antwort: „Ich sehr selten, da mir die<br />

56 BauTecFokus


Zeit hierfür fehlt. Jedoch grille<br />

ich leidenschaftlich gerne,<br />

doch es muss unbedingt<br />

mein Holzkohlegrill sein.“ Ich<br />

erkundige mich, wie er die CO-<br />

VID-19-Pandemie erlebt hat. „Sehr<br />

spannend und herausfordernd, die<br />

Unsicherheit der ersten Wochen war sehr<br />

„Ein<br />

Unternehmen<br />

erfolgreich zu<br />

führen, bedeutet<br />

auf einer<br />

Gesamtklaviatur<br />

zu spielen.“<br />

anstrengend. Doch genau diese Unsicherheit<br />

macht eine Krise aus, sonst wäre es ja keine. Es<br />

war nicht klar, ob wir die Baustellen aufrechterhalten<br />

dürfen beziehungsweise sollen oder<br />

nicht. Es gab keine klaren Weisungen, wie zum<br />

Beispiel in der Gastronomie. Diese hatte ein<br />

Öffnungsverbot. Wir haben sehr rasch in einen<br />

Krisenmodus gefunden und die Regierung<br />

hat schnell klar gemacht, dass die Bauwirtschaft<br />

weitermachen soll. Von unseren rund<br />

2.400 Mitarbeitern haben wir um die 800 für<br />

drei Monate für Kurzarbeit angemeldet. Wir<br />

konnten diese aber für die meisten bereits im<br />

April wieder beenden und für das gesamte<br />

Unternehmen dann Ende Mai. Anfangs warf<br />

das viele Fragen auf: Brauchen wir Kurzarbeit<br />

und wenn ja, für wie lang? Wie sind die Abrechnungsmodalitäten?<br />

Der großen Verunsicherung<br />

der Mitarbeiter begegneten wir mit<br />

Kommunikation, wobei es schwierig war, aus<br />

der Fülle der sich schnell ändernden Informationen<br />

die richtigen herauszufiltern. Mit der<br />

Herausgabe der Handlungsanleitung der Sozialpartner<br />

trat eine große Erleichterung ein,<br />

sie brachte die ersehnte Klarheit und natürlich<br />

die nächste Herausforderung: alles auf den<br />

Baustellen umzusetzen und vor allem Masken<br />

zu organisieren. Wir hatten im Gegensatz zu<br />

anderen Branchen aber Glück,<br />

die Bauwirtschaft konnte sich<br />

sehr schnell stabilisieren, nach<br />

Ostern ging es auf hohem Niveau<br />

wieder weiter.“<br />

Die Branche lässt vermuten, dass Leyrer +<br />

Graf viele ausländische Arbeiter beschäftigt<br />

und diese während des Lockdowns festsaßen.<br />

Doch dem ist nicht so. „Wir haben sehr viele<br />

einheimische Mitarbeiter, deswegen war<br />

dieses Problem für uns vernachlässigbar. Nur<br />

etwa 50 sind nicht über die Grenze gekommen.<br />

Schwierig war, dass Tschechien, Polen<br />

und Österreich jeweils andere Regelungen<br />

für die Ein- und Ausreise hatten, das ergab<br />

spannende Konstellationen.“ Stolz schwingt<br />

in Grafs Stimme mit, wenn er berichtet, dass<br />

sehr viele seiner Mitarbeiter aus dem Waldviertel<br />

kommen. Die Entwicklung der Region<br />

liegt ihm am Herzen und darin sieht er auch<br />

seine große Verantwortung als Unternehmer,<br />

nämlich gesamtwirtschaftlich zu denken. Die<br />

Wertschöpfung und das Bruttoregionalprodukt<br />

sind wichtige Indikatoren für Graf. War<br />

Regionalität auch ein Vorteil während der<br />

Pandemie? Bestimmt. „Bei der Supply Chain<br />

gab es punktuell da und dort einen Engpass,<br />

bekannterweise war die Beschaffung von<br />

Masken schwierig. Die Arbeitsleistung blieb<br />

überraschend stabil und es musste keine Produktion<br />

aufgrund von mangelndem Baumaterial<br />

heruntergefahren werden. „Beim Grenzverkehr<br />

mit Materialtransporten gab es keine<br />

nennenswerten Schwierigkeiten“, bestätigt<br />

Graf. „Andere Bauunternehmen in Österreich<br />

hatten mehr Probleme, vor allem, weil diese<br />

größtenteils ausländische Arbeiter beschäftigen<br />

und diese nicht über die Grenze kamen.“<br />

Zwischen Erleichterung und Belastung<br />

So erfreulich der 8-Punkte-Plan der Sozialpartner<br />

war, um die Arbeit auf den Baustellen<br />

fortführen zu können, so schwierig war die<br />

Einhaltung der Gesundheitsvorschriften für<br />

die Mitarbeiter. Am Bau ist es nicht immer<br />

einfach, den Ein-Meter-Abstand einzuhalten,<br />

da man oft gemeinsam anpacken muss.<br />

Anfangs war auch die Verunsicherung groß,<br />

wann welcher Schutz getragen werden muss,<br />

wann brauche ich einen Mund-Nasen-Schutz,<br />

wann kommt eine FFP1- oder FFP2-Maske zum<br />

Einsatz? Dazu kommt, je höher der Schutz der<br />

Maske, desto dichter das Gewebe, umso weniger<br />

Sauerstoff kommt durch und das führt<br />

Factbox<br />

STEFAN GRAF<br />

Geschäftsführender Gesellschafter (CEO) bei<br />

Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />

Er hat an der Technischen Universität Wien<br />

Bauingenieurwesen studiert und 2004 die<br />

Ziviltechnikerprüfung Bauingenieurwesen abgelegt.<br />

In den Folgejahren hat Graf das Advanced<br />

Management Program an der Hochschule<br />

St. Gallen in der Schweiz erfolgreich absolviert.<br />

2012 hat Graf die Baumeisterprüfung gemacht<br />

und seit 2013 ist er geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Leyrer + Graf Baugesellschaft.<br />

LEYRER + GRAF<br />

BAUGESELLSCHAFT<br />

Die Unternehmensgruppe Leyrer + Graf<br />

zählt mit durchschnittlich 2.200 Mitarbeitern<br />

an mittlerweile 17 Standorten und einem<br />

Umsatz von rund 410 Millionen Euro zu den<br />

führenden Bauunternehmen Österreichs.<br />

Das vielseitige Leistungsspektrum erstreckt<br />

sich von Hoch- und Tiefbau über Elektrotechnik<br />

bis zu Holztechnik. Dabei werden<br />

Projekte jeder Größenordnung realisiert –<br />

auch als General- und Totalunter nehmer.<br />

Das Familien unternehmen mit Firmensitz im<br />

niederösterreichischen Gmünd wurde 1926<br />

von Anton Leyrer gegründet und befindet<br />

sich seit 1964 im Besitz und unter der Führung<br />

der Familie Graf.<br />

auch zu einer weiteren Belastung bei ohnehin<br />

schon körperlicher Anstrengung. „Logistisch<br />

bestand die Herausforderung darin, einerseits<br />

jedem Mitarbeiter ein eigenes Zimmer zur<br />

Verfügung stellen zu müssen, andererseits<br />

vor geschlossenen Hotels zu stehen. Doch die<br />

Krise hat viel Kreativität hervorgebracht, so<br />

wurde die Initiative openhotels.at aus dem<br />

Boden gestampft, die einen Überblick über verfügbare<br />

Hotelzimmer bietet. Viele Mitarbeiter<br />

sind zwar aus der Region, aber die Baustellen<br />

befinden sich überwiegend in den Zentralräumen,<br />

was bedeutet, dass Unterkünfte benötigt<br />

werden.“<br />

Dieser Zusatzaufwand steigert auch die<br />

Kosten. Meine Frage, ob diese vertraglich<br />

abgesichert sind, verneint Graf. „Nein, nicht<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

57


wirklich, weil die COVID-19-Pandemie eine<br />

völlige neue Situation ist. Natürlich nimmt<br />

die Vertragsgestaltung auf höhere Gewalt etc.<br />

Rücksicht, aber ist COVID-19 höhere Gewalt?<br />

Das kann man nur mit Kommunikation lösen:<br />

Es kam sehr schnell zu Gesprächen zwischen<br />

den Auftraggebern und den Baufirmen und<br />

es wurden Überlegungen angestellt, wie man<br />

mit den Risiken umgeht, wie Methodiken der<br />

Zu Tisch mit …<br />

„Wir hatten<br />

Glück, die<br />

Bauwirtschaft<br />

konnte sich<br />

schnell<br />

stabilisieren.“<br />

Nachverrechnung aussehen könnten et cetera.<br />

Hilfreich war der rasch entwickelte Leitfaden<br />

der Österreichischen Bautechnikvereinigung,<br />

der vor allem für die öffentliche Hand als Auftraggeber<br />

herangezogen werden konnte und<br />

damit auch beispielgebend für den privaten<br />

Auftraggeber war. Dadurch klärte sich vieles<br />

und es konnte sich ein faires Verhältnis entwickeln.<br />

So kam es auch zu keinen Pönalezahlungen<br />

und coronabedingten Verzögerungen.<br />

Hinsichtlich Fristvollstreckung gibt es genaue<br />

gesetzliche Regelungen, wobei sich die Verzögerungen<br />

in Grenzen halten.“<br />

„Was geht einem als Unternehmer durch den<br />

Kopf, wenn man ganz am Anfang der Pandemie<br />

in der Zeitung über die Vorkommnisse<br />

in Ischgl liest?“, frage ich meinen Interviewpartner.<br />

„Ich habe Ischgl beobachtet und wie<br />

eine Gemeinde nach der anderen abgeriegelt<br />

wurde. Da war es für mich nur eine Frage der<br />

Zeit, wann das Virus Ostösterreich erreicht. Einerseits<br />

war es faszinierend, zu sehen, was alles<br />

möglich ist, andererseits war da die Sorge, wie<br />

geht’s denen dort in der Region? Was kommt<br />

auf uns zu, wie muss ich mich vorbereiten als<br />

Unternehmer und als Privatperson? Gefürchtet<br />

habe ich mich nicht, ich war gespannt, was<br />

kommt. Natürlich stellt man sich als Unternehmer<br />

die Frage, wie man selbst mit so einer Situation<br />

umgehen würde, sind die Vorhaltungen<br />

und Vorwürfe gerechtfertigt? Hinterher ist<br />

man immer gescheiter.“<br />

Die Lehre aus der Krise<br />

Unser Essen wird serviert und ich stelle noch<br />

schnell die Frage, was Graf aus der Krise für<br />

sich und das Unternehmen mitgenommen<br />

hat. „Ich habe viel gelernt über den Informationsfluss,<br />

über Befindlichkeiten, Emotionen,<br />

wie sich eine Information über verschiedene<br />

Stellen durch den Stille-Post-Effekt verändern<br />

kann, aber auch über mich selbst, wie ich in<br />

so einer Ausnahmesituation reagiere und wie<br />

ich ein Unternehmen in völlig neue Bahnen<br />

führe. Trotz aller Schwierigkeiten war es spannend<br />

und erfreulich, zu sehen, dass wir als<br />

Unternehmen stark aufgestellt sind, dass die<br />

Mitarbeiter hinter dem Unternehmen stehen<br />

und bereit sind, über sich hinauszuwachsen.<br />

Der Zusammenhalt war für mich eine große<br />

Bestätigung. Ich habe auch viele Erkenntnisse<br />

über Unternehmensführung gewonnen. Wir<br />

haben viele Informationssysteme aufgebaut<br />

und analysieren jetzt, was gut gegangen ist,<br />

was weniger zielführend war und wo wir<br />

nachbessern müssen. Wir haben uns vor der<br />

COVID-19-Pandemie viele Gedanken zu den<br />

Themen Flexibilisierung, Gleitzeit, Telearbeit<br />

und deren Vor- und Nachteile gemacht. Jetzt<br />

haben wir einen riesigen Feldversuch hinter<br />

uns, den wir uns so nicht getraut hätten. Die<br />

Mitarbeiter waren zuhause und damit waren<br />

plötzlich Gleitzeit und 100 Prozent Telearbeit<br />

der Status quo. Dass letzten Endes alles so reibungslos<br />

funktioniert hat, sowohl technisch<br />

als auch bei der Einstellung der Mitarbeiter, hat<br />

mich ermutigt, diese Themen schneller anzugehen<br />

und umzusetzen. Persönlich nehme ich<br />

noch etwas mehr Selbstvertrauen im Bereich<br />

Unternehmensführung mit. In der Phase der<br />

Transformation eines Unternehmens ist nicht<br />

alles toll und wenn man mit einer neuen Idee<br />

kommt, bricht nicht jeder sofort in Jubel aus. In<br />

Phasen des berühmten Change Managements<br />

habe ich angefangen, sehr stark zu reflektieren,<br />

vor allem wenn es Widerstände gibt. Hier<br />

muss man der Ursache auf den Grund gehen.<br />

Kommt die Gegenwehr, weil ich die Leute aus<br />

der Komfortzone hole oder handelt es sich<br />

wirklich um eine schlechte Idee, das sind die<br />

zwei Pole und die Wahrheit liegt oft irgendwo<br />

dazwischen. Die Zahlen zeigen, dass wir in den<br />

letzten Jahren offenbar einiges richtig gemacht<br />

haben. Und dann kommt die Krise und wir<br />

brauchen plötzlich wieder neue Strukturen,<br />

die uns helfen, uns zu organisieren. Gut, dass<br />

da die Basis im Bereich Digitalisierung, Verwendung<br />

von Videokonferenz-Tools und die<br />

Führungsstrukturen bereits etabliert waren.<br />

Aber es hätte auch anders laufen können, eine<br />

solche Krise kann einem Unternehmen in einem<br />

starken Wachstum den Boden unter den<br />

Füßen wegziehen. Uns hat es gestärkt.“<br />

Ein Blick in die Zukunft<br />

Bei der Bestellung der Nachspeise frage ich<br />

nach einem Blick in die Zukunft, schließlich<br />

58 BauTecFokus


will ich sie nicht aus dem Kaffeesatz lesen.<br />

„Wir sind resilient aufgestellt, die Telearbeit<br />

ist gut vorbereitet. Generell sehe ich, dass<br />

viele Projekte in der Pipeline sind, aber jetzt<br />

nicht umgesetzt werden können, weil viele<br />

Investitionen nicht freigegeben werden. Das<br />

wird die Baubranche zu spüren bekommen.<br />

2021 rechne ich mit einem deutlichen Rückgang<br />

der Umsätze und mit Schwankungen<br />

von plusminus zehn Prozent, in gewissen<br />

Segmenten eventuell sogar mehr, weil die<br />

Kaufkraft zurückgeht. Aus heutiger Sicht wird<br />

es 2022 ein verstärktes Aufholen geben, um die<br />

Umsatzrückgänge wieder zu kompensieren. In<br />

unserem Unternehmen werden wir die Digitalisierung<br />

auf der Baustelle weiter vorantreiben,<br />

allen voran die Prozesse und Workflow, innerhalb<br />

der Baustelle, vom Büro auf die Baustelle<br />

und wieder zurück. Vernetzung ist eine schöne<br />

Herausforderung und es macht Freude, das Potential,<br />

das in der Digitalisierung schlummert,<br />

zu heben, da bekommt man Lust auf mehr. Die<br />

Möglichkeiten in diesem Bereich sind riesig,<br />

vor allem, wenn wir die Erfolge der digitalen<br />

Vermessung und den Einsatz von Drohnen bis<br />

hin zum Einsatz von BIM auf der ersten Baustelle<br />

sehen.<br />

Und die nächste Generation?<br />

Das schön dekorierte Panna Cotta<br />

Parfait mit Himbeerragout<br />

und Crunch für mich und das<br />

Erdbeermousse mit Minzpesto<br />

und Hippendekor für meinen<br />

Interviewpartner werden serviert. Es ist noch<br />

Zeit für eine private Frage, die sich in einem<br />

Familienunternehmen mit zwei Söhnen, die<br />

Wirtschaft und Technik studieren, aufdrängt:<br />

„Werden die beiden auch ins Unternehmen<br />

einsteigen?“ Dabei holt Graf etwas aus: „Ich<br />

habe Technik studiert, mein Bruder Wirtschaft<br />

und meine leider verstorbene Schwester Jus.<br />

Eine perfekte Kombination, doch das ist nie<br />

Realität geworden. Ich bin Richtung Ingenieurswesen<br />

gegangen, meinen Bruder zog es<br />

zur Philosophie. Für mich war es nicht vorhersehbar,<br />

dann doch in die Bauwirtschaft zu<br />

wechseln. Auch meinen Söhnen möchte ich<br />

die Freiheit lassen, ihr Ding zu machen und<br />

etwas von der Welt zu sehen. Mir persönlich<br />

hat es sehr gut getan, nicht sofort ins Familienunternehmen<br />

einzusteigen, sondern eigene<br />

Erfahrungen zu machen. Natürlich genieße<br />

ich es sehr, mich dank meines technischen<br />

und betriebswirtschaftlichen Verständnisses<br />

mit meinen Söhnen auf Augenhöhe unterhalten<br />

zu können. Das sieht dann so aus, dass ich<br />

mit dem Jüngeren über Mechanik und Physik<br />

spreche und mit dem Älteren über Unternehmensorganisation<br />

und Controlling.“<br />

Das heißt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ist es<br />

doch ein Wunsch, die eigenen Söhne<br />

in der Unternehmensnachfolge zu<br />

haben? „Jein, natürlich würde ich<br />

mich freuen, vor allem aber möchte<br />

ich, dass sie die Freiheit haben,<br />

sich für ihren Lebensweg zu<br />

Lokal<br />

DAS SAGT DER FALSTAFF<br />

Eine Hommage an den heimischen Karpfen,<br />

der von kleinen und mittelgroßen Familienbetrieben<br />

in der Region aufgezogen wird.<br />

DAS SAGT DER BAUTECFOKUS<br />

Klassische österreichische Küche mit<br />

modernen Elementen und Zutaten aus dem<br />

Waldviertel, auch optisch sehr ansprechend.<br />

Freundliches Service und schönes Ambiente.<br />

DAS GASTHAUS<br />

Hotelrestaurant Sole-Felsen-Welt<br />

Albrechtser Str. 14<br />

A-3950 Gmünd<br />

Durchgehend warme Küche<br />

Öffnungszeiten<br />

11.30 – 21.30 Uhr<br />

www.solefelsenwelt.at<br />

17<br />

PUNKTE<br />

ImmoFokus Restaurantguide<br />

Essen:<br />

Service:<br />

Weinkarte:<br />

Ambiente:<br />

entscheiden. Das ist sehr wichtig für die persönliche<br />

Entwicklung. Sollten sie einen anderen<br />

Weg finden, glücklich zu werden, ist das<br />

für mich genauso in Ordnung. Natürlich habe<br />

ich den Köder ausgeworfen und ihnen im Rahmen<br />

von Praktika bei Leyrer + Graf spannende<br />

Felder gezeigt. Es ist auch schön, dass es beide,<br />

trotz ihrer Wohnung in Wien regel mäßig<br />

nachhause ins Waldviertel zieht.“<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

59


Postionen & Meinungen<br />

Die Schatten<br />

des Lockdowns<br />

COVID-19-Pandemie. Nach dem schnellen Reagieren in der Krise lecken sich die Bauunternehmen<br />

die Wunden und sehen nach vorne. Wir haben Branchenprofis hinsichtlich der Auswirkungen auf das<br />

zweite Halbjahr, Umsatz- und Preisentwicklungen sowie veränderter Arbeitsbedingungen befragt.<br />

Zudem haben wir sie um einen Ausblick für 2021 gebeten.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

„Der wirtschaftliche<br />

und gesellschaftliche<br />

Veränderungsprozess<br />

macht auch vor der<br />

heilen Immobilienwelt<br />

Halt.“<br />

Caroline Palfy<br />

cetus Baudevelopment<br />

Caroline Palfy, Geschäftsführerin<br />

cetus Baudevelopment<br />

Um über das Thema „Was kommt, was bleibt?“<br />

in der Immobilienbranche zu sinnieren, bedarf<br />

es meiner Meinung nach erst einer Analyse<br />

des Status quo. Was muss ich überdenken?<br />

Was gehört nachgeschärft? Was brauche ich<br />

dringend? Worauf kann ich verzichten? Es<br />

gibt ein Danach, wo wir alle doppelt und dreifach<br />

anpacken müssen und alle ein wichtiger<br />

Indikator sind, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.<br />

Im Bereich Wohnraum muss man<br />

sich weder als Investor, Bauherr noch Eigentümer<br />

Sorgen machen. Wohnen werden die<br />

Menschen immer irgendwo. Als Entwicklerin<br />

möchte ich vermehrt zielgruppen- und investorenspezifische<br />

Interessen und Begehren miteinander<br />

verweben. Der Schlüssel liegt in einer<br />

intelligenten, systematisierten und leistbaren<br />

Planung, damit zum Beispiel Themen wie<br />

Green Leases künftig realisierbar sind. Günter<br />

Kerbler und ich haben zudem noch weitere<br />

Projekte in Holzhybridbauweise geplant.<br />

Bei den Gewerbeimmobilien wird der Wechsel<br />

eintreten, den ich schon vor Jahren tendenziell<br />

gespürt habe und welchen wir im HoHo Wien<br />

schon umsetzen: Lebens- und Arbeitszeiten<br />

durchdringen sich genauso wie Lebens- und<br />

Arbeitsräume zunehmend. Die Arbeitswelt<br />

wird sukzessive zur Lebenszeit und ist nicht<br />

mehr als separater Teil zu betrachten. Wer<br />

bereits alles im selben Gebäude oder hinter der<br />

nächsten Straßenecke vorfindet, ist sehr mobil<br />

und leistungsfähig. Auf diese vielschichtigen<br />

Anforderungen muss man in der Projektentwicklung<br />

vermehrt eingehen. Interdisziplinär,<br />

funktional und technisch flexibel: Die Zukunft<br />

liegt im Wandel von Räumen, innen sowie<br />

außen – immer mit dem Ziel, Menschen zu inspirieren.<br />

Und wann setzen wir den Fokus auf<br />

Regionalität? Die Immobilien- sowie die Baubranche<br />

sollte sich in Folge dieser Erfahrungen<br />

weiter diversifizieren. Wir haben in Österreich<br />

jede Menge tolle Unternehmen, Traditionsfirmen<br />

und Start-ups, die bei uns produzieren,<br />

dadurch Arbeitsplätze schaffen und eine ganze<br />

Region beleben. Vielleicht wirken manche auf<br />

den ersten Blick teurer, auf lange Sicht zahlen<br />

sich die hohe Qualität der Fachkräfte und der<br />

hervorragende Servicecharakter aber aus.<br />

Wir befinden uns am Anfang eines wirtschaftlichen<br />

sowie gesellschaftlichen Veränderungsprozesses,<br />

der auch vor der heilen<br />

Immobilienwelt nicht Halt macht. Auf dem<br />

zögerlichen Weg zum Umdenken hin zu einer<br />

ressourcenschonenden Bau- und Immobilienwirtschaft<br />

hat uns die COVID-19-Pandemie<br />

voll erwischt und verdeutlicht, dass die Uhr<br />

tickt. Es darf nicht nur um Geld und noch<br />

mehr Geld gehen. Überlegen wir uns lieber,<br />

was und wie wir die Erde unseren Enkelkindern<br />

hinterlassen wollen. Günter Kerbler und<br />

ich versuchen trotz der aktuellen Bedingungen,<br />

unsere Projekte am Laufen zu halten und<br />

freuen uns schon auf die Hoteleröffnung des<br />

HoHo Wien im Herbst.<br />

Copyrights: Moni Fellner, Klaus Vyhnalek, Jana Madzigon<br />

60 BauTecFokus


„Umsatzverschiebungen<br />

wird es durch<br />

verzögerte Baugenehmigungen<br />

geben.“<br />

Wolfdieter Jarisch<br />

S+B Gruppe<br />

Wolfdieter Jarisch,<br />

Vorstand S+B Gruppe<br />

Gerade Krisenzeiten kann man dafür nützen,<br />

sich durch außergewöhnliche Leistungen<br />

hervorzutun. Wir als Familienunternehmen<br />

nehmen diese Herausforderung als Chance<br />

wahr. Kündigungen und Kurzarbeit hat es<br />

bei uns nicht gegeben. In puncto Preisentwicklung<br />

erleben wir derzeit ein ständiges Up<br />

and Down. Wir gehen aber davon aus, dass<br />

sich die Lage stabilisieren wird. Umsatzverschiebungen<br />

wird es selbstverständlich durch<br />

verschobene Baugenehmigungen, zeitweisen<br />

Baustellenstillstand und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen<br />

geben. 2021 wird aber auch der<br />

Bau wieder in Schwung kommen. In diesem<br />

Sinne: Happy Building!<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

61


Postionen & Meinungen<br />

„Ich wünsche mir ein<br />

adaptiertes Modell der<br />

derzeitigen Kurzarbeit<br />

bis ins Jahr 2021.“<br />

Ewald Müller<br />

AluKönigStahl<br />

Ewald Müller,<br />

Vorstand AluKönigStahl<br />

Die vergangenen Monate und zuvor der<br />

Lockdown haben sich vor allem in Form von<br />

Baustopps auf Baustellen und verzögerten<br />

Abwicklungsprozessen gezeigt. In Zahlen ausgedrückt<br />

erwarten wir für das zweite Halbjahr<br />

2020 einen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich<br />

liegenden Rückgang der Umsätze<br />

verglichen zum Vorjahr. Das trifft auf den<br />

österreichischen sowie auf den slowenischen<br />

Markt zu. Auf den Märkten Südosteuropas<br />

sind wir mit anderen Szenarien konfrontiert.<br />

Bei Ländern, die während der Pandemie einen<br />

konsequenten Weg gegangen sind, sehen<br />

wir größere Einbrüche beim Umsatz als in<br />

Ländern mit einem soften Lockdown. Für<br />

Österreich prognostizieren wir, dass der Umsatzrückgang<br />

aus diesem Jahr 2021 nicht zur<br />

Gänze aufgefangen werden kann. Auch wenn<br />

wir von einer Verbesserung der Entwicklung<br />

im kommenden Jahr ausgehen, werden wir<br />

das Vorjahresniveau nicht erreichen. Das bedeutet,<br />

Kostendruck auf vielen Ebenen mit all<br />

seinen volkswirtschaftlichen Konsequenzen.<br />

Da es in zahlreichen Phasen der Projektentwicklung<br />

und auch im Genehmigungsbereich<br />

zu Verzögerungen gekommen ist, wäre es<br />

wünschenswert, wenn ein adaptiertes Modell<br />

der derzeitigen Kurzarbeit bis weit in das Jahr<br />

2021 hineinreichen würde. So hätten Arbeitgeber<br />

mehr Flexibilität, um auf die neuen Marktanforderungen<br />

besser reagieren zu können. In<br />

puncto Preisentwicklung zeigen während der<br />

Pandemie einzelne Rohstoffe durchaus eine<br />

Entwicklung nach unten. Im Hintergrund waren<br />

aber zahlreiche Absicherungsmaßnahmen<br />

notwendig, wodurch die Effizienz der Prozesse<br />

gelitten hat. Um Lieferketten sicherzustellen<br />

und nachhaltig zu verankern, ist ein höherer<br />

Aufwand nötig. Wir gehen deshalb von einer<br />

Stagnation beziehungsweise einem leichten<br />

Anstieg der Preise aus. Die Umstellung auf<br />

Home-Office konnten wir gut managen und<br />

gleichzeitig haben wir auch das Potenzial dieses<br />

Modells für die Zukunft ausgelotet. In der<br />

Feinabstimmung bräuchte ein derartiges Konzept<br />

aber noch Anpassungen auf Arbeitnehmer-<br />

und auf Arbeitgeberseite. Die verstärkte<br />

Integration digitaler Abläufe und Strukturen<br />

in unseren Business-Alltag haben für uns neue<br />

Wege eröffnet. In den vergangenen Jahren<br />

wurden zwar bereits wichtige Strukturinvestitionen<br />

getätigt, die uns zugute gekommen sind,<br />

aber wir müssen sicher noch digitaler werden.<br />

62 BauTecFokus


„Es wird sich<br />

zeigen, ob<br />

ausreichend<br />

Liquidität bei den<br />

Unternehmen<br />

vorhanden ist.“<br />

Michael Pucher,<br />

Partner LeitnerLeitner<br />

Ich erwarte, dass das zweite Halbjahr 2020 von<br />

Unsicherheiten in vielerlei Hinsicht geprägt<br />

sein wird: Kommt eine zweite Infektionswelle?<br />

Werden Reisebeschränkungen aufrecht bleiben?<br />

Droht eine Pleitewelle im Tourismus und<br />

in der Gastronomie oder kann diese durch die<br />

gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung<br />

abgefangen werden? Welche Formen der Zusammenarbeit<br />

setzen sich im Bürosegment<br />

mittel- und langfristig tatsächlich durch?<br />

Verliert der stationäre Handel weitere Marktanteile<br />

an Onlineanbieter oder kann dieser<br />

Trend durch ein stärkeres regionales Bewusstsein<br />

und Miteinander zumindest eingedämmt<br />

werden? Allgemein gültige Prognosen in<br />

Bezug auf Umsatzentwicklungen lassen sich<br />

meines Erachtens nur schwer treffen, zumal<br />

dies von der konkreten Assetklasse sowie der<br />

Bonitätsstärke der jeweiligen Eigentümer- und<br />

Mieterstruktur abhängig ist. Insbesondere<br />

wenn die Sonderzahlungen im vierten Quartal<br />

fällig werden, wird sich zeigen, ob ausreichend<br />

Liquidität bei den Unternehmen vorhanden<br />

ist. Die Preisentwicklung ist ebenfalls maßgeblich<br />

vom jeweiligen Immobiliensegment<br />

abhängig. Ich erwarte eine stabile Preislage bei<br />

Wohnimmobilien, sofern die Arbeitslosigkeit<br />

nicht wesentlich steigt und Mieter ihre fälligen<br />

Michael Pucher<br />

LeitnerLeitner<br />

Mieten bezahlen beziehungsweise Vermieter<br />

bestehende Finanzierungen bedienen können.<br />

Eine weitere Auswirkung der Pandemie ist,<br />

dass die kurzfristig erforderliche Verlegung<br />

des Arbeitsplatzes ins Home-Office verdeutlicht<br />

hat, wie wichtig der persönliche Kontakt,<br />

sei es physisch oder virtuell, im täglichen Ablauf<br />

ist. Die veränderten Arbeitsbedingungen<br />

haben den weiteren positiven Effekt mit sich<br />

gebracht, dass im Bereich Digitalisierung ein<br />

sehr großer Schritt in sehr kurzer Zeit gemacht<br />

werden konnte und zudem hat sich gezeigt,<br />

wie flexibel, offen und positiv unsere Mitarbeiter<br />

dieser gegenüberstehen. Lassen wir uns<br />

überraschen, welche neuen Geschäftsmodelle<br />

und Dienstleistungen im Lockdown entwickelt<br />

wurden. Wenn ähnlich wie 2008/2009<br />

Unternehmen wie WhatsApp, Uber, Airbnb<br />

sowie Bitcoins als Kryptowährung entstanden<br />

sind, freue ich mich auf eine Innovationswelle<br />

in den kommenden Monaten und Jahren. In<br />

unserer täglichen Beratung von innovativen<br />

Unternehmen lässt sich bereits eine erfreuliche<br />

Entwicklung in diese Richtung erkennen.<br />

Dennoch: Unter Berücksichtigung der oben<br />

dargestellten Unsicherheiten wage ich einen<br />

Ausblick auf 2021 nicht vor Dezember 2020.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

63


Postionen & Meinungen<br />

„Die Nachnutzung im<br />

Sinne der Recyclingfähigkeit<br />

und<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

werden in nächster Zeit<br />

große Themen sein.“<br />

Robert Schmid<br />

Schmid Industrieholding<br />

Robert Schmid, Geschäftsführer<br />

Schmid Industrieholding<br />

Die aus meiner Sicht durchaus vernünftigen<br />

Vorsichtsmaßnahmen aufgrund von<br />

COVID-19 haben dazu geführt, dass im April<br />

kurzfristig für die Zeit von zwei Wochen<br />

fast kein Umsatz und Absatz zu verzeichnen<br />

war. Dies war jedoch sehr unterschiedlich.<br />

Grundprodukte, zum Beispiel Transportbeton,<br />

sind nahezu auf null abgesackt, während<br />

Heimwerkerprodukte, die noch im Baumarkt<br />

verfügbar waren, relativ stabil weitergelaufen<br />

sind. Das zweite Halbjahr 2020 wird sich<br />

aus unserer Sicht durch Fertigstellungen<br />

von Neubauten auszeichnen. Neue Projekte<br />

wird es wenige geben und das wird auch das<br />

große Problem im Jahr 2021. Der Wunsch, die<br />

thermische Sanierung und Sanierung allgemein<br />

zu forcieren, um einerseits Konjunktur<br />

und Arbeit zu fördern und andererseits das<br />

Klima zu schützen, ist eine sehr gute Idee der<br />

öffentlichen Hand. Es stellt sich jedoch die<br />

Frage, ob die Umsetzung schnell genug und<br />

pragmatisch im Sinne von „keep it simple“<br />

sein wird!? Mit wenig Aufwand sollte man sanieren<br />

dürfen und mit wenig Aufwand sollte<br />

man zu etwaigen Förderungen kommen. Aus<br />

meiner Sicht sind nicht irgendwelche Steueroder<br />

Finanzierungsunterstützungen sinnvoll,<br />

sondern man sollte Anreize in Form von Einmalzahlungen<br />

schaffen – im Sinne von „nur<br />

Bares ist Wahres“.<br />

Vorbei ist jedenfalls die Kurzarbeit, Kündigungen<br />

gab es meines Wissens am Bau relativ<br />

wenige beziehungsweise sind die Menschen<br />

wieder eingestellt worden und auch die ausländischen<br />

Arbeitskräfte, die wir dringend<br />

brauchen, sind wieder im Land. Auf den<br />

Baustellen gibt es ganz sicher Veränderungen<br />

aufgrund von COVID-19, die in Richtung<br />

Mehrnutzung von Verarbeitungsmaschinen,<br />

das Verwenden qualitativ hochwertigerer<br />

und schnellerer Materialien und sparsamer<br />

und effizienter Arbeitsleistung gehen werden.<br />

Unser Denken der Vergangenheit im Sinne<br />

von mehr, mehr, mehr … wird hoffentlich um<br />

den Leitspruch „mehr Klasse als Masse“ ergänzt.<br />

Qualität ist notwendig, um langfristig<br />

nutzbare Häuser zu bauen. Nicht nur die Qualität<br />

und die lange Haltbarkeit der Baustoffe,<br />

sondern am Ende auch die Nachnutzung im<br />

Sinne der Recyclingfähigkeit und Kreislaufwirtschaft<br />

werden in nächster Zeit große<br />

Themen sein. Höhere Qualität führt natürlich<br />

auch zu höheren Preisen, aber zu geringeren<br />

Mengen. Am Ende des Tages leben wir nicht<br />

von großen Mengen, sondern von guten Produkten<br />

und fairen Preisen dafür.<br />

Das Jahr 2021 wird jedenfalls sehr spannend<br />

und die Unternehmer werden sehr, sehr<br />

wachsam, aber nicht ängstlich den Markt beobachten<br />

müssen, um gegebenenfalls schnell<br />

reagieren zu können.<br />

64 BauTecFokus


„Ich sehe aufgrund<br />

neuer Chancen einer<br />

positiven Entwicklung<br />

entgegen.“<br />

Wolfgang Kradischnig<br />

Delta<br />

Wolfgang Kradischnig,<br />

Geschäftsführer Delta<br />

Gerade in der Bauwirtschaft werden wir eine<br />

Abschwächung der Aufträge erst zeitverzögert<br />

merken, weil die Krise vielen Einzelpersonen,<br />

Firmen und Institutionen viel Geld gekostet<br />

hat. Da werden doch einige überlegen, ob sie<br />

sofort, später oder gar nicht in Baumaßnahmen<br />

investieren sollten. Wichtig ist deshalb<br />

gerade jetzt, dass die Branche die Zeit nutzt<br />

und die notwendige Transformation der<br />

Wirtschaft in Hinblick auf den Klimawandel<br />

vorantreibt und neue nachhaltige Lösungen<br />

entwickelt. Mit totalen Umsatzeinbrüchen<br />

rechne ich nicht, sehr wohl aber mit einer Abschwächung<br />

des Auftragsvolumens. Generell<br />

sind die Preise noch hoch, sie werden aber im<br />

Herbst beziehungsweise Winter voraussichtlich<br />

zurückgehen. In der zweiten Jahreshälfte<br />

2020 könnte die Auslastung der Bauwirtschaft<br />

wieder auf ein normales Level ansteigen. Jene<br />

Unternehmen, die sich zukunftsorientierte<br />

Felder, wie das der Sanierung oder Revitalisierung<br />

von Altsubstanz oder Prozessverbesserungen<br />

durch Digitalisierung mit einem<br />

modernen partnerschaftlicheren Stil der Projektabwicklung,<br />

suchen, werden die Gewinner<br />

sein. Die Auswirkungen der Krise beeinflussen<br />

natürlich auch die Beschäftigungssituation.<br />

Ich vermute aber, dass diese Delle nicht allzu<br />

tief sein wird. Dadurch, dass es nicht viele Kündigungen<br />

gegeben hat und die Baustellen nicht<br />

längerfristig stillgestanden haben, gibt es hier<br />

meines Wissens im Bereich unserer Arbeitsgebiete<br />

keine großen negativen Auswirkungen.<br />

Die Abstandsregeln und der Mundschutz werden<br />

noch eine Zeit lang bleiben, aber mit steigendem<br />

Druck wegen der zusätzlichen Kosten,<br />

werden auch diese Maßnahmen schrittweise<br />

gelockert werden. Generell gehe ich davon aus,<br />

dass jene Unternehmen, die gut diversifiziert<br />

sind oder die Krise genutzt haben, um sich<br />

strategisch besser aufzustellen, erfolgreiche<br />

nächste Jahre erleben werden. Jene Unternehmen,<br />

die ein strategisches Defizit hatten oder<br />

von Kunden abhängig sind, die durch die Corona-Krise<br />

schwer getroffen wurden, werden<br />

es in Zukunft schwer haben. Zusammengefasst<br />

sehe ich jedoch aufgrund neuer Chancen einer<br />

positiven Entwicklung entgegen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

65


Postionen & Meinungen<br />

„Die Digitalisierung<br />

wurde vom Trend zur<br />

Notwendigkeit, um<br />

Geschäftsprozesse am<br />

Laufen zu halten.“<br />

Peter Giffinger<br />

Saint-Gobain Österreich<br />

Peter Giffinger,<br />

CEO bei Saint-Gobain Österreich<br />

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie<br />

beziehungsweise die damit einhergehenden<br />

Maßnahmen sind aus unserer Sicht weniger<br />

schlimm als befürchtet. Die Kurzarbeit konnte<br />

bei den meisten Unternehmen wieder beendet,<br />

der Baustellenbetrieb unter Einhaltung der<br />

Abstands- und Hygieneregeln weitgehend<br />

aufrechterhalten werden. Allerdings haben<br />

alle dafür notwendigen Maßnahmen in der<br />

Produktion, in der Logistik, beim Händler<br />

oder auf der Baustelle zu einem manchmal<br />

beträchtlichen Mehraufwand geführt; das<br />

betrifft durchwegs alle Prozesse entlang der<br />

Wertschöpfungskette. Es bleibt abzuwarten,<br />

wie sich dieses verzögerte Momentum in den<br />

nächsten Monaten auswirken wird. Aus Gründen<br />

des Arbeitsschutzes wird sich nach der<br />

Krise die modulare Bauweise noch schneller<br />

entwickeln. Die zunehmende Verlagerung von<br />

der Baustelle in die Vorfertigung wird auch<br />

dem Fachkräftemangel entgegenwirken, der<br />

derzeit aufgrund der geschlossenen Grenzen<br />

wieder evident ist. Saint-Gobain ist beim<br />

sogenannten seriellen Bauen ein innovativer,<br />

strategischer Partner zum Beispiel für die Fertigteil-<br />

oder Holzbauindustrie. In den letzten<br />

Wochen wurde die Digitalisierung vom Trend<br />

zur Notwendigkeit, um Geschäftsprozesse<br />

weiter am Laufen zu halten. Auch wir von<br />

Saint-Gobain konnten unsere Geschäftsprozesse<br />

und die unserer Kunden dank der Digitalisierung<br />

am Laufen halten. Dies nicht nur bei<br />

der Planung mit dem digitalen Baumanagement<br />

und systemübergreifenden BIM-Plugin,<br />

sondern auch beim täglichen Business – vom<br />

Dokumentenlauf über unsere Home-Office-<br />

Plattform bis hin zu digitalen Meetings. Wir<br />

werden in Zukunft noch stärker in den Bereich<br />

der digitalen Services investieren, aktuell liegt<br />

der Fokus im zielgruppengerechten Angebot<br />

von Webinaren. Das Jahr 2021 sehen wir vorsichtig<br />

optimistisch und wir hoffen, dass die<br />

unterschiedlichen Konjunkturmaßnahmen<br />

der österreichischen Bundesregierung – für<br />

die Bauwirtschaft die Pakete der Sanierungsund<br />

Bildungsoffensive – für die Ankurbelung<br />

der Wirtschaft sorgen.<br />

66 BauTecFokus


„Für das Jahr 2021<br />

sehen wir die<br />

Entwicklung je<br />

nach Assetklasse<br />

unterschiedlich.“<br />

„Die Sparte der Online-<br />

Vermarktung wird<br />

dank der Coronakrise<br />

weiter eine große<br />

Nachfrage erfahren.“<br />

Heinz Fletzberger<br />

SÜBA<br />

Heinz Fletzberger,<br />

Vorstand SÜBA<br />

Auf die Assetklasse Wohnen hat die COVID-<br />

19-Pandemie kaum Auswirkungen, die Nachfrage<br />

bei Wohnimmobilien ist mittlerweile<br />

wie vor Corona. Allerdings bleibt abzuwarten,<br />

wie die Banken weiter agieren. Momentan<br />

herrscht dort große Vorsicht sowohl bei Liegenschafts-<br />

und Projektfinanzierungen als<br />

auch bei der Kreditvergabe für den privaten<br />

Wohnungskauf. Im Wohnimmobilienbereich<br />

ist mit gleichbleibenden Preisen bei Wohnungseigentum<br />

und Miete zu rechnen, die<br />

Renditen bei Immobilieninvestments werden<br />

weiter sinken. Auswirkungen sehe ich sehr<br />

wohl in den Bereichen Retail, Hotellerie und<br />

Büroräumlichkeiten. Erhöhte Kosten und<br />

Umsatzverschiebungen wird es aufgrund der<br />

völligen Einstellung der Arbeit der Baubehörden<br />

geben. Ich rechne mit Verzögerungen<br />

von mindestens drei bis sechs Monaten bei<br />

Bauverhandlungen, Baubescheiden und somit<br />

auch Baustarts. In unserem Unternehmen<br />

konnten wir den Lockdown gut abfedern. Die<br />

SÜBA hat weder die Kurzarbeit in Anspruch<br />

genommen noch Mitarbeiter wegen COVID-19<br />

gekündigt. Wir waren drei Wochen im Home-<br />

Office und sind danach wieder sukzessive und<br />

abwechselnd ins Büro zurückgekehrt. Wie es<br />

weitergeht, wird sich zeigen und ist sehr wohl<br />

abhängig davon, ob eine zweite Welle kommt<br />

und wie die Regierung darauf reagiert. Kommen<br />

wir an einem erneuten Aufkeimen des<br />

Virus in Österreich vorbei, dann gehe ich von<br />

einer leicht steigenden Preisentwicklung im<br />

Sektor Wohnimmobilien aus. Gepusht wurde<br />

jedenfalls die Sparte der Online-Vermarktung<br />

(Augmented Reality). Diese wird durch Corona<br />

sicher eine noch größere Nachfrage<br />

erwarten dürfen.<br />

Michael Klement<br />

Invester<br />

Michael Klement,<br />

CEO Invester<br />

Wir vernehmen durch die COVID-19-Pandemie<br />

keine Auswirkungen auf die bestehenden<br />

Baustellen. Wichtig ist jedoch, dass sich<br />

sowohl die Bauherren als auch die Bauunternehmen<br />

an die neuen Sicherheitsvorschriften<br />

halten, um so einer Verbreitung vorzubeugen.<br />

In Bezug auf die Umsatzentwicklung kommt<br />

es durch COVID-19 zu zyklischen Verschiebungen,<br />

welche durch längere Planungszeiten<br />

verschärft werden. Glücklicherweise hatten<br />

wir bei Invester weder Kurzarbeit noch Kündigungen,<br />

im Gegenteil, wir haben unsere<br />

Mannschaft während der Krise sogar verstärkt<br />

und konnten neue Mitarbeiter hinzugewinnen.<br />

Da Invester selbst nicht ausführend auf<br />

den Baustellen tätig ist, hat sich in puncto<br />

Arbeitsbedingungen nicht viel verändert. Nur<br />

der Austausch mit der ÖBA vor Ort hat sich im<br />

Vergleich zu vorher noch weiter intensiviert.<br />

Generell konzentrieren wir uns weiterhin auf<br />

unsere Kernkompetenzen und sehen die Entwicklung<br />

im Jahr 2021 je nach Assetklasse unterschiedlich.<br />

Für unseren Tätigkeitsbereich<br />

sind wir vorsichtig optimistisch.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

67


Bauen & Technik<br />

Klimaneutral bis 2050<br />

Zementindustrie. Als Beitrag zur Umsetzung des „European Green Deal“ hat die europäische Zementindustrie<br />

eine Roadmap mit konkreten Zielen und Handlungsoptionen vorgelegt.<br />

„Ganz oben auf der<br />

Agenda stehen Ressourceneffizienz,<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

und Digitalisierung.“<br />

Rudolf Zrost,<br />

Vereinigung der Österreichischen<br />

Zementindustrie (VÖZ)<br />

W<br />

ir wollen bis 2050 die Emissionen<br />

entlang der Wertschöpfungskette<br />

von Zement<br />

und Beton auf null reduzieren.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass wir das<br />

schaffen“, erklärt Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender<br />

der VÖZ. Bis 2030 sollen bereits 40 Prozent<br />

der CO2-Emissionen in der Wertschöpfungskette<br />

eingespart werden.<br />

Vorbild Österreich<br />

400 Millionen Euro investierte die österreichische<br />

Zementindustrie in den vergangenen<br />

zehn Jahren in den Umwelt- und Klimaschutz.<br />

Damit ist die Branche zweifacher Weltmeister:<br />

„Wir emittieren bei der Herstellung am<br />

wenigsten CO 2<br />

pro Tonne Zement. Und im<br />

weltweiten Vergleich haben wir in Österreich<br />

den Einsatz von Kohle, Öl und Gas am meisten<br />

zurückgedrängt: Mit etwa 80 Prozent<br />

Ersatzbrennstoffen führen wir das internationale<br />

Ranking mit Abstand an. Und drittens<br />

haben wir einen niedrigen Klinkeranteil von<br />

knapp 69 Prozent in unserem Zement – denn<br />

das Brennen des Zementklinkers ist ja der<br />

Prozessschritt, bei dem das CO2 anfällt“, so<br />

Rudolf Zrost.<br />

Österreich ist international ein Vorbild,<br />

bestätigt auch Sebastian Spaun, VÖZ-Geschäftsführer:<br />

„Wir haben einen weiteren<br />

bedeutenden Vorsprung, um den uns andere<br />

beneiden: Wir haben in Österreich mit den<br />

Zyklonvorwärmeöfen die neueste Technologie<br />

flächendeckend im Einsatz, mit der<br />

wir die entstehende Abwärme konsequent<br />

nutzen.“ Im aktuellen Online-Jahresbericht<br />

werden Zahlen, Daten und Fakten zur Leistung<br />

der österreichischen Zementindustrie<br />

präsentiert.<br />

Die österreichische Zementindustrie erzielte<br />

im Jahr 2019 bei einem leichten Rückgang<br />

der Produktion ein Plus im Umsatz: Die acht<br />

Zementwerke in Österreich produzierten 2019<br />

mit 5,23 Millionen Tonnen Zement um 0,2 Prozent<br />

weniger als im Vorjahr. Der Jahresumsatz<br />

erhöhte sich um 3,1 Prozent auf 445,1 Millionen<br />

Euro.<br />

Stolz sind Zrost und Spaun auf die anhaltend<br />

hohen Investitionen der Zementwerke: Die<br />

Anlageinvestitionen sind 2019 ausgehend<br />

vom hohen Vorjahrsniveau noch einmal um<br />

fast fünf Prozent gestiegen und betrugen 75,2<br />

Millionen Euro, wiederum ein historischer<br />

Höchststand. Das Investment in Klima- und<br />

Umweltschutzmaßnahmen ist mit 33,8 Mio.<br />

Euro auf anhaltend hohem Niveau. „Die österreichische<br />

Zementindustrie ist in puncto<br />

Umweltschutzmaßnahmen und niedrigste<br />

Emissionen international nach wie vor die unangefochtene<br />

Nummer 1“, so Zrost.<br />

Die absoluten CO2-Emissionen sind um<br />

2,8 Prozent zurückgegangen.<br />

Das erste Halbjahr 2020 war für die heimische<br />

Zementindustrie turbulent: Durch das Coronavirus<br />

wurden von einem Tag auf den anderen<br />

alle Baustellen – und damit auch die Zementproduktion<br />

– gestoppt. Mittlerweile zeigt<br />

sich die Branche jedoch wieder optimistisch,<br />

begonnene Projekte werden fortgeführt. „Wir<br />

freuen uns über die Investitionsbereitschaft in<br />

68 BauTecFokus


den Infrastrukturbereich, jedoch macht uns<br />

die angespannte Budgetsituation von Ländern<br />

und Gemeinden Sorge“, meint Spaun.<br />

„Ganz oben auf der Agenda stehen Ressourceneffizienz,<br />

Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung,<br />

hier kann unsere Branche viel<br />

beitragen. Unsere Produkte müssen auch so<br />

intelligent und effizient wie möglich eingesetzt<br />

werden. Heizen und Kühlen durch thermisch<br />

aktivierte Bauteile ist beispielsweise<br />

längst in der Baubranche angekommen und<br />

wird bereits im sozialen Wohnbau eingesetzt“,<br />

so Spaun. Ein Knackpunkt für die Zukunft ist<br />

die Carbonatisierung von Beton. Beton wirkt<br />

wie ein CO2-Schwamm, wenn der Baustoff der<br />

Luft ausgesetzt ist, bindet er CO2 dauerhaft<br />

ein. „Knapp ein Viertel des bei der Zementherstellung<br />

erzeugten CO2 wird im Lebenszyklus<br />

wieder eingebunden – in Summe ist das eine<br />

große CO2-Senke“, so Spaun.<br />

Rohstoff CO2<br />

Der Startschuss für den nächsten Meilenstein<br />

in puncto Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft<br />

fiel vor wenigen Tagen. Lafarge Zementwerke<br />

entschied gemeinsam mit OMV,<br />

Verbund und Borealis eine Zusammenarbeit<br />

für die Abscheidung und Nutzung von CO2.<br />

Bei dem Pilotprojekt „Carbon2ProductAustria“<br />

(C2PAT) wird CO2 aus der Zementherstellung<br />

abgeschieden und zum wertvollen<br />

Rohstoff für neue Produkte, beispielsweise<br />

hochwertige Kunststoffe. Diese können am<br />

Ende ihres Lebenszyklus wieder als Brennstoff<br />

eingesetzt werden – so wird CO2 im<br />

Stoffkreislauf genutzt! Bis 2030 will das Konsortium<br />

den jährlichen Ausstoß des Zementwerks<br />

Mannersdorf in Niederösterreich von<br />

700.000 Tonnen CO2 mithilfe von grünem<br />

Wasserstoff zu neuen Produkten verarbeiten.<br />

Diesbezüglich erweist sich die Zementindustrie<br />

erneut als Innovationstreiber.<br />

„Wir wollen bis 2050<br />

die Emissionen entlang<br />

der Wertschöpfungskette<br />

von Zement<br />

und Beton auf<br />

null reduzieren.“<br />

Sebastian Spaun,<br />

Vereinigung der Österreichischen<br />

Zementindustrie (VÖZ)<br />

Aus dem Aufzugsschacht entweicht unkontrolliert Energie –<br />

aber wieviel und was kostet Sie das genau?<br />

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Fotos: VÖZ/APA-Fotoservice/Rastegar<br />

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<strong>Sommer</strong> 2020<br />

69


Ingrid Fitzek-Unterberger<br />

Präsidetin Salon Real Club von und für Frauen in der<br />

Immobilienwirtschaft, ist Bereichsleiterin Marketing<br />

& Kommunikation der BUWOG Group, zuständig für<br />

Österreich und Deutschland.<br />

Nachhaltigkeit im Wohnbau – jetzt erst recht<br />

Kommentar: Ingrid Fitzek-Unterberger<br />

Die hoch gepriesene<br />

Globalisierung der vergangenen<br />

Dekaden entwickelte<br />

sich 2020 zur Wurzel allen<br />

Übels: Ein Virus, das auf<br />

einem Markt in China vermeintlich<br />

seinen Ursprung<br />

hat, verbreitete sich in<br />

rasendem Tempo über den<br />

gesamten Globus — Menschen<br />

auf (Dienst-)Reisen<br />

sei Dank. Während nun<br />

viele aufgrund der von der<br />

Regierung ausgerufenen<br />

Beschränkung der Reisefreiheit<br />

auf ihren diesjährigen<br />

Urlaub mit mehr oder<br />

weniger überschaubaren<br />

Verlusten verzichten müssen<br />

und Videokonferenzen<br />

anstelle von Dienstreisen<br />

zum Usus wurden, hatte der<br />

plötzliche Stopp von Produktionen<br />

und Transporten<br />

weitreichende Folgen. Selbst Unternehmen, die sich den ausschließlich<br />

regionalen Bezug von Produkten und Materialien auf die Fahnen<br />

heften können, kamen aufgrund der Corona-Krise in wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten. Auch in Österreich standen für einige Wochen beinahe<br />

alle nicht systemrelevanten Betriebe still. Schlimmer traf bzw.<br />

trifft es jene, die auf Lieferungen und Arbeitskräfte aus dem Ausland<br />

angewiesen sind, wie zum Beispiel die Baubranche. Mittlerweile sind<br />

die Grenzen zu Österreichs Nachbarländern wieder so gut wie uneingeschränkt<br />

passierbar, doch der Verzug, der sich bei vielen Projekten<br />

ergab, ist so schnell nicht wieder aufzuholen. Bei Produkten bzw.<br />

Rohstoffen, die beispielsweise aus Südamerika oder Asien importiert<br />

werden, ist auch weiterhin mit Lieferschwierigkeiten zu rechnen. Und<br />

obwohl auch der Bezug von<br />

Produkten, die zur nachhaltigen<br />

Entwicklung von<br />

Immobilienprojekten benötigt<br />

werden, derzeit nicht<br />

uneingeschränkt möglich<br />

ist, wurde die Bedeutung<br />

nachhaltiger Maßnahmen<br />

insbesondere im Wohnbau<br />

noch stärker sichtbar: Ein<br />

Großteil der Österreicherinnen<br />

und Österreicher<br />

verbrachte im ersten<br />

Halbjahr 2020 so viel Zeit<br />

Zuhause wie sonst nie. Dies<br />

hatte einen gestiegenen<br />

Energieverbrauch –— u.a.<br />

bedingt durch Home Office<br />

— zur Folge, der nur durch<br />

Maßnahmen, die einer<br />

Steigerung der Energieeffizienz<br />

dienlich sind, nicht in<br />

explodierenden Energiekosten<br />

resultierte. Auch mikroklimatische<br />

Effekte, beispielsweise hervorgerufen durch die Begrünung<br />

von Fassaden, Innenhöfen und Dächern, machten sich schon vor<br />

dem <strong>Sommer</strong> bemerkbar, ebenso effizient geschnittene Grundrisse,<br />

die z.B. die Möglichkeit zum Querlüften bieten. Wurde in Wohnbauprojekten<br />

auch dem sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit Rechnung getragen,<br />

so konnten sich die Bewohnerinnen und Bewohner während<br />

der Ausgangsbeschränkungen über räumliche Abwechslung, z.B. mit<br />

Sportgeräten ausgestattete Gemeinschaftsräume, freuen. Die logische<br />

Schlussfolgerung daraus: Nachhaltigkeit im Wohnbau ist nicht nur<br />

ein Zeichen für den Klimaschutz, auch die darin wohnenden Menschen<br />

profitieren davon — insbesondere in Krisenzeiten —, weshalb<br />

Bauträger auch in Zukunft noch stärker darauf setzen sollten.<br />

70 BauTecFokus


BauMarketing<br />

Gedankensplitter zum Marketing<br />

als regelmäßige Kolumne.<br />

Mensch, mach Social Media!<br />

Vom Posting zum Social-Media-Profi<br />

Regelmäßiger Kommentar: Alexander Bosak & Philipp Kaufmann<br />

Plattformen wie Facebook, Instagram, aber auch XING und LinkedIn<br />

sind noch keine Jahrzehnte alt, sind aber dennoch nicht mehr aus unserem<br />

Alltag wegzudenken und haben einen fixen Bestandteil in unserem<br />

Leben. Jede Branche und jedes Unternehmen ist davon anders betroffen,<br />

aber keiner kommt daran vorbei. Kommunikation findet auf diesen Kanälen<br />

statt und wer wissen will, was über einen gesprochen wird, sollte<br />

die Kanäle nutzen. Dieser passive Zugang ist unserer Erfahrung nach das<br />

Mindestmaß an Engagement eines jeden Bauunternehmens. Einzige<br />

Voraussetzung für diese „Passivität“ ist es, sich einzuklinken, einen<br />

Account zu eröffnen und sich damit zu beschäftigen.<br />

Passivität ist ein Must, Aktivität ist gefragt<br />

Der erste Schritt in diese neue Welt ist vergleichbar mit einer Büroadresse<br />

in der realen Welt. Ja, es gibt Unternehmen, die auch ohne Büro,<br />

ohne Adresse existieren, aber ein seriöses Unternehmen ist erreichbar,<br />

hat einen Standort. Genauso verhält es sich in der virtuellen Welt – mit<br />

einem Unterschied: Nutzer können dort einem Unternehmen einen<br />

„Standort“ geben, auch ohne, dass dieses davon Bescheid weiß. So kann<br />

jeder User beispielsweise auf Facebook für ein Unternehmen eine Seite<br />

eröffnen. Dort können Kunden Feedback hinterlassen und sich über die<br />

Produkte des Unternehmens austauschen. Wenn der Bauunternehmer<br />

das nicht weiß, weil er nicht online ist, findet die Kommunikation trotzdem<br />

statt, nur eben ohne ihn. Daher ist es ein absolutes Must, sich zu<br />

registrieren und die Seiten selber zu launchen beziehungsweise in<br />

Anspruch zu nehmen. Als Unternehmer bin ich auf allen Plattformen<br />

berechtigt, derartige Seiten zu meinen zu machen - es ist ja auch mein<br />

Unternehmen, oftmals meine Marke.<br />

Der nächste Schritt ist, sich aktiv einzubringen. Dies beginnt mit der bewussten<br />

Entscheidung, auf welchen Plattformen man präsent sein will.<br />

An den großen, wie LinkedIn, XING oder Facebook kommt eigentlich<br />

keiner vorbei. Ob Pinterest oder TikTok auch relevant und notwendig<br />

sind, hängt von den Unternehmens- und Kommunikationszielen ab und<br />

muss individuell entschieden werden. Danach folgt der richtige Auftritt<br />

mit Logo, umfassender Information zum Unternehmen und der Umsetzung<br />

von folgenden drei Maßnahmen:<br />

1. Monitoring: Der eigene Auftritt, aber auch die Konkurrenz sind laufend<br />

zu überwachen und auf Anfragen ist schnell zu reagieren.<br />

2. Content: Der Inhalt ist regelmäßig in guter und authentischer Qualität<br />

zu erstellen – hier hilft ein gut geplanter Redaktionsplan.<br />

3. Werbung: Geld ist zu investieren. Facebook bietet Reichweite nicht<br />

gratis, diese ist mit Geld zu kaufen und dafür gilt es zu investieren.<br />

All dies ist kein Buch mit tausend Siegeln – wir helfen hier gerne und<br />

bieten kostenlose Webinare an. www.immo-timeline.at/webinare<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

71


#7<br />

BauKaufmann<br />

Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />

und Inhalte, die verändern und prägen<br />

Brücken bauen für<br />

die Branche der Brüche<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Montag, 8.23 Uhr. Einmaliges geschieht: Das Telefon läutet und Geschäftsführer<br />

Hubert Allmächtig ist am Telefon. Max ist nervös und<br />

angespannt. Hat er eine Aufgabe letzte Woche nicht ordnungsgemäß<br />

erledigt, was ist am Wochenende passiert und warum kann er jetzt<br />

nicht in Ruhe seinen Morgenkaffee trinken?<br />

Allmächtig ruft normalerweise nicht selber an, oft lässt er anrufen<br />

und Termine weit im Voraus abstimmen; wobei „abstimmen“ nicht<br />

bedeutet, mitreden zu dürfen, aber dem Geschäftsführer ist es wichtig,<br />

den richtigen Eindruck zu erwecken und schlussendlich passen<br />

die von ihm beziehungsweise seiner Assistentin vorgeschlagenen<br />

Termine den Mitarbeitern immer gut in deren Zeitplan. Zumindest<br />

hat Allmächtig diese Vorstellung und tatsächlich wagt sich keiner mit<br />

eigenen Vorschlägen aus der Deckung. So werden private Termine<br />

verschoben und schnell die Geburtstagsfeier der Tochter auf einen<br />

anderen Tag verlegt, damit der abgestimmte Termin wahrgenommen<br />

werden kann.<br />

An diesem Morgen wird aber kein langfristiges Meeting vereinbart,<br />

sondern es geht um einen Spontantermin, ein sofortiges Treffen.<br />

Max steht, während Allmächtig mit ihm telefoniert, und hört aufmerksam<br />

zu, will jeden Zwischenton verstehen und heraushören,<br />

was los ist. „Kommen sie bitte zu mir. Wir<br />

müssen schnell handeln und ich brauche<br />

ihr Organisationstalent!“, so Allmächtig.<br />

Max antwortet ohne auch nur eine Sekunde<br />

nachzudenken: „Ja, verstanden. Ich bin<br />

schon auf dem Weg.“ Noch schnell das Sakko<br />

angezogen und die Krawatte gerichtet, denn<br />

er weiß, Allmächtig legt darauf besonderen<br />

Wert. Nicht nur einmal hörte er die Sätze:<br />

„Der erste Eindruck zählt.“ oder „Wer sich<br />

nicht richtig anziehen kann, kann auch nicht<br />

richtig arbeiten.“ Gelernt ist gelernt und Max<br />

versteht es außergewöhnlich gut, sich anzupassen<br />

und zu lernen.<br />

Max<br />

Max liebt seinen Job und ist Mitarbeiter bei einem<br />

österreichischen Immobilienunternehmen. Er nimmt<br />

seine Aufgaben ernst, ist bemüht und möchte alles<br />

richtig machen. Gelingt ihm das immer?<br />

Oben angekommen, war das Spontan-Meeting eine klare Sache. „Bitte<br />

bereiten Sie die Wohnung Kaltenbrunnenweg 2, Top 32 für eine behinderte<br />

Dame vor, bauen Sie um und bereiten Sie alles für den nächsten<br />

Monat vor.“ – so einfach und klar die Anweisung. Jegliche Nervosität<br />

war völlig unbegründet gewesen. Es ging um eine Vermietung, die auf<br />

Wunsch des Aufsichtsrates, von ganz oben also, besondere Leistungen<br />

erfordert und dafür kann nur, wie Max weiß, er in Frage kommen.<br />

Wenn es um besondere Aufgaben geht, ist er der Richtige und er wird<br />

Allmächtig, wie immer, nicht enttäuschen. Auf ihn kann sich die Geschäftsführung<br />

verlassen.<br />

Max legte los und baut um: Die Eingangstür wird vergrößert, alle Türen<br />

ausgetauscht, alle Schalter auf Rollstuhl-Niveau versetzt, das Bad um<br />

den Nebenraum und das bisher getrennte WC<br />

vergrößert, damit das WC und die Dusche mit<br />

einem Rollstuhl benutzbar sind. Der Sanitärraum<br />

ist jetzt keine „Wohlfühloase“ mehr, aber<br />

überaus praktisch und mit einem Notausschalter<br />

bestens ausgestattet. Max ist mit dem Umbau<br />

und sich zufrieden. Geschafft. Der Tag der<br />

Übergabe steht am Programm. Aber wider Erwarten:<br />

Großes Entsetzen, große Verwirrung<br />

und alles andere als Lob und Bewunderung für<br />

die großartige Leistung. Max versteht die Welt<br />

nicht mehr. Der Grund, die neue Mieterin ist<br />

blind und hätte gerne in einer Wohlfühloase<br />

mit getrenntem WC gewohnt.<br />

Cartoon: Jelio A. Stefanov<br />

72 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI – Aluminium-<br />

Fenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine<br />

spartenübergreifende Kooperation österreichischer Gewerbe-,<br />

Industrie- und Handelsunternehmen.<br />

Genau betrachtet ...<br />

sind ALUFENSTER die Nummer 1<br />

Kommentar: Harald Greger<br />

Aussagen über Werkstoffe werden in erster Linie von Interessensgruppen<br />

getätigt und sind daher nach den zugrundeliegenden<br />

Prämissen zu differenzieren. Fensterwerkstoffe bilden dabei keine<br />

Ausnahme – im Gegenteil, sie waren in den letzten Jahrzehnten eher<br />

Vorreiter in Sachen Verwirrung. Um für Architekten, Bauherren und<br />

Nutzer mehr Transparenz zu schaffen, hat der Verein zur Erhebung<br />

von Informationen über Aluminiumfenster und -fassaden in den letzten<br />

Jahren eine Reihe von Studien und Analysen veranlasst.<br />

Technische Universität & Gemeinde Wien forschen<br />

Der wichtigste Kooperationspartner bei den umfangreichen Tests<br />

und Analysen war die Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-<br />

Fenster/Türen/Tore/Fassaden der Wirtschaftskammer Österreich.<br />

Fachkundige Studienleiter waren das Institut für interdisziplinäres<br />

Bauprozessmanagement der Technischen Universität Wien, die MA39<br />

– Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien, die bau-<br />

Xund und die M.O.O.CON.<br />

Lebens-Zyklus-Künstler<br />

Wirtschaftliche und ökologische Potentiale alternativer Fensterwerkstoffe<br />

wurden einem harten Test unterzogen. Dabei wurden nicht – wie<br />

meist üblich – nur die Investitionskosten und die bei der Herstellung<br />

entstehenden Umweltauswirkungen betrachtet. Vielmehr flossen die<br />

gesamten finanziellen und auf die Ökobilanz bezogenen Auswirkungen<br />

unterschiedlicher Fenstermaterialien über den gesamten Gebäudelebenszyklus<br />

hinweg in die Untersuchungen ein. Diese um fassende<br />

Betrachtung führte im Gegensatz zur reinen Feststellung des Erstaufwandes<br />

zu einer gänzlich anderen Beurteilung sowohl der Kosten als<br />

auch der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Umwelt.<br />

Alufenster sind besonders wirtschaftlich<br />

Analysiert man die Kosten, die für Fenster im Laufe eines Gebäudelebens<br />

aufgewendet werden, zeigt sich, dass Alufenster die wirtschaftlichste<br />

Variante darstellen. Ersatzinvestitionen bleiben beim Fenstermaterial<br />

weitgehend aus – daher fällt die langjährige Betrachtung<br />

positiv aus.<br />

Überraschend: Alufenster mit geringsten Umweltfolgen<br />

Die Untersuchung der ökologischen Auswirkungen erfolgte mittels<br />

Ökobilanzberechnung. Das ist das auf Gebäudeebene übliche Bewertungsverfahren.<br />

Die Ökobilanz wird immer anhand bestimmter Wirkkategorien<br />

berechnet. Die Phasen der Herstellung, der Nutzung sowie<br />

die Entsorgung werden realitätsbezogen berücksichtigt. Diese langfristige<br />

Betrachtung kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Das<br />

Aluminiumfenster weist hinsichtlich der untersuchten Kategorien<br />

die geringsten Auswirkungen auf. Das kommt vor allem daher, dass<br />

das Grundmaterial Aluminium nach einer langen Lebensdauer einem<br />

hochwertigen stofflichen Recycling zugeführt werden kann. Andere<br />

Fensterrahmenmaterialien sind zwar in der Phase der Herstellung<br />

durch einen zunächst geringeren Energiebedarf weniger umweltschädlich,<br />

letztendlich schlagen sich jedoch Faktoren wie niedrigere<br />

Gutschriften aus Materialrückgewinnung oder eine energieintensive<br />

thermische Verwertung am Ende ihres Lebensweges ungünstig in deren<br />

Ökobilanz nieder.<br />

Aluminium-Fenster-Institut veröffentlicht<br />

erfreuliche Ergebnisse<br />

Fenster- und Fassadensysteme, die die Gemeinschaftsmarke ALU-<br />

FENSTER führen, verursachen bei der Betrachtung über das gesamte<br />

Gebäudeleben im Vergleich zu anderen Fenstern weniger Kosten und<br />

belasten die Umwelt in einem geringeren Ausmaß.<br />

Studienlinks:<br />

http://www.alufenster.at/positionspapier<br />

http://www.alufenster.at/fensterstudie<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

73


IMPRESSUM<br />

Vorschau<br />

Lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe:<br />

Infrastruktur: Tiefbau & Infrastruktur - Flächenheiz- &<br />

Kühlsysteme - Fuhrpark & Gerätemanagement -<br />

Großprojekte im Straßen- und Brückenbau - Zu Tisch<br />

mit … - Das große Interview mit …<br />

Medieneigentümer<br />

Real Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

A-1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Lisa Grüner<br />

Grafik & Layout<br />

Marianne Pratscher, Sibylle Exel-Rauth<br />

Lektorat<br />

Mag. Bettina Trauner<br />

Redaktion<br />

Amelie Miller, Ferdinand Neubauer<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Andreas Altstädter, Patrick Baldia, Lisa Grüner,<br />

Amelie Miller, Ferdinand Neubauer, Michael<br />

Neubauer, sowie die Kommentatoren.<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: Herbst 2020<br />

Aktuell informiert auf:<br />

www.bautecfokus.at<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group / Katharina Schiffl,<br />

Real Estate Media Group / Michael Hetzmannseder<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

DER IMMOFOKUS WENDET SICH IM SINNE<br />

DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN<br />

FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER<br />

ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT<br />

KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN,<br />

DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM<br />

VERWENDET WIRD.<br />

BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />

74 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management.<br />

Von 2016 bis 2019 Vorsitzender des Vorstands RICS<br />

Österreich und Mitglied der RICS Continental European<br />

Standards Board (CESB).<br />

CORONA und RICS<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

RESILIENZ: Mit Corona wurde der Begriff auf dem Weg zum New-<br />

Normal häufiger gebraucht. Den Weg zur Erhaltung der „psychische[n]<br />

Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne<br />

anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“ (Duden) haben alle unterschiedlich,<br />

auf ihre eigene Art, beschritten. Ein Freund spricht mit<br />

seinen Topfpflanzen, ein anderer dreht beim Arbeiten den Fernseher<br />

auf und ich spreche gerne mit unserer Katze. Eine Herausforderung<br />

war anfangs auch die Erhaltung von persönlichen Mindeststandards.<br />

Ein Kollege wollte diskutieren, ob es in Ordnung sei, beim Arbeiten<br />

den Schlafanzug anzubehalten oder möglicherweise ein Anruf des<br />

Chefs beim Gang auf die Keramikabteilung anzunehmen. Mit der<br />

Regelmäßigkeit von Zoom- und MS-Teams Online-Calls hat sich diese<br />

Frage schließlich erledigt.<br />

HOME-OFFICE: Mit dem Lockdown gelangte das sonst oft geschmähte<br />

Home-Office zu neuer Blüte. Es heißt, Home-Office sei wie Schulpflicht<br />

– nur schlimmer. Es gibt keine Entschuldigung mehr,<br />

nicht am Rechner zu sitzen. Webinare sind das neue großartige<br />

Medium zur Akquise. Es gab sogar welche als „After-Work“ für<br />

Weinfreunde. Nach der ersten Schockstarre sorgten Online-Meetings<br />

für Abwechslung, was jedoch durch den Blick von unten auf die<br />

Kollegen in ihre weit geöffneten Nasenlöcher nicht ganz mit dem<br />

Plausch am Caféautomaten im Pausenraum zu vergleichen ist. Ein<br />

Anblick, der in Erinnerung bleibt. In Zoom schaut meistens jeder<br />

auf die anderen herab. Mit leichtem Silberblick, weil er lieber die<br />

Qualität seines eigenen Konterfeis auf dem Bildschirm kontrolliert,<br />

als in die Kamera zu schauen. In Erinnerung bleibt auch die<br />

schlechte Tonübertragung, wenn bei den schicken InEar-Kopfhörern<br />

Bluetooth hakt oder die grausame Bildqualität, wenn die<br />

Kinder zeitgleich auf Netflix streamen. Unvergesslich auch bei<br />

Zoom die schönen Panoramahintergründe der Kollegen, die das<br />

Idyll vom Häuserl in Kärnten oder an der Donau bieten sollten,<br />

wenn auch das Gegenlicht leicht blendet. Die Angeber!<br />

Webinar, Streamen oder Online-Meeting. Begriffe, die heute jeder<br />

8-jährige erklären kann. Die etwas Älteren unter uns haben dank<br />

Lockdown vielleicht einen solchen daheim, den sie fragen können. Die<br />

deutsche Sprache hätte sonst so viel zu bieten, es braucht aber nicht<br />

immer Anglizismen: zum Beispiel das Wort Assetmanagementquartalsgesprächtelefontermin,<br />

so was gibt es nur bei uns.<br />

In einem viral gegangenen Video weist ein Herr für die deutsche Gesellschaft<br />

der Psychiater darauf hin, dass man zurzeit von Anrufen<br />

überschwemmt würde und dass es in Zeiten der Quarantäne völlig<br />

normal sei, wenn man mit Wänden, Blumen oder sonstigen Gegenständen<br />

spricht. Er bittet darum, erst anzurufen, wenn sie einem antworten.<br />

Meine Katze antwortet mir schon seit Jahren, also kein Grund<br />

zur Beunruhigung<br />

ANGLIZISMEN: Mit dem Einzug der weiteren Digitalisierung<br />

mehrte sich auch der Gebrauch von Anglizismen wie Home-Office,<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

75


Im Fokus<br />

Zum Autor<br />

Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes<br />

Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält er<br />

durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />

Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />

Sonnenschutzbranche zeigt sich krisensicher<br />

Kommentar: Hannes Gerstmann<br />

Gute Nachrichten in schwierigen Zeiten: Der Klimawandel, aber auch<br />

das energieeffiziente Bauen mit großen, nach Süden ausgerichteten<br />

Glasflächen stimuliert den Sonnenschutzmarkt. Damit werden an die<br />

10.000 lokalen Arbeitsplätze in den Bereichen Beratung, Verkauf,<br />

Produktion und Montage gesichert und knapp eine Milliarde Wertschöpfung<br />

in der D-A-CH-Region generiert.<br />

Die Saison für die Sonnenschutzindustrie beginnt traditionell im März.<br />

Leider fiel das heuer mit dem Beginn der Corona-Krise zusammen. Eine<br />

Umfrage bei den wichtigsten Betrieben der Sonnenschutzbranche zeigt,<br />

wie man die Zeit des Lockdown überstand, welche Probleme es zu meistern<br />

galt und immer noch gilt und was man vom heurigen Geschäftsjahr<br />

erwarten kann.<br />

Das Frühjahr hatte sehr gut begonnen, aber dann kam das große<br />

Schließen und verursachte beträchtliche Unsicherheit<br />

hinsichtlich der weiteren Entwicklung<br />

des Geschäftsjahres. Über<br />

etliche Wochen sank das Auftragsvolumen<br />

deutlich, was zu erheblichen<br />

Umsatzeinbußen führte.<br />

Die Betriebe mussten unterschiedlich<br />

reagieren.<br />

Jene, die durch die Tiroler<br />

Quarantäneverordnung massiv<br />

betroffen waren, sahen sich<br />

gezwungen, die Produktion stillzulegen.<br />

Andere wiederum konnten<br />

durch Drosselung der Produktion<br />

und vorübergehende Kurzarbeit den Betrieb einigermaßen aufrechterhalten.<br />

Und es gab auch Firmen, die alle Unternehmensbereiche am<br />

Laufen halten konnten.<br />

Seit 16. April dürfen Fachhändler die Kunden wieder in ihren Schauräumen<br />

betreuen und man spürt den Nachholbedarf. Mit der Krise ist das<br />

eigene Zuhause wieder in den Fokus der Menschen gerückt; vor allem<br />

Produkte für das Leben draußen erfreuen sich großerBeliebtheit. Dazu<br />

kommt das Bewusstsein für die Klimaerwärmung und die Notwendigkeit,<br />

die Wohnung oder das Haus auf sommertauglich zu trimmen. Die<br />

Aufträge dafür liegen daher derzeit teilweise bei 100 % über denen in<br />

den Vergleichswochen des Vorjahres. Diese positive Entwicklung ist<br />

sehr erfreulich, die Umsetzung forderte die Branche jedoch enorm: Einerseits<br />

ist man am Limit der verfügbaren Kapazitäten und andererseits<br />

bereitet die Krise auch im Nachgang große logistische Probleme. Ein<br />

besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang vielen disziplinierten<br />

und verantwortungsbewussten Mitarbeitenden, die maßgeblich dazu<br />

beigetragen haben, dass trotz Krise kein Chaos ausbrach.<br />

Die Prognose für 2020 ist, wenn sich die Lage<br />

stabilisiert und nichts Unvorhersehbares<br />

geschieht, durchwegs optimistisch. Es ist<br />

nicht unwahrscheinlich, dass die Sonnenschutzbranche<br />

trotz Corona das Geschäftsjahr mit<br />

einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr abschließen wird.<br />

Nach der Finanzkrise von 2008, welche die Sonnenschutzindustrie<br />

wesentlich weniger hart traf als viele andere,<br />

schaut es derzeit so aus, als ob auch die Pandemie gut<br />

überstanden werden könnte.<br />

76 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Yasmin Obojkovits leitet die Abteilung Baumanagement der<br />

EHL Immobilien Management und ist in dieser Funktion für<br />

die Koordination von baulichen Erhaltungsarbeiten bis hin zu<br />

Büro- und Wohnungsumbauten, verantwortlich.<br />

Die COVID-19-Pandemie fordert<br />

innovative Lösungen<br />

Kommentar: Yasmin Obojkovits<br />

Das Coronavirus mitsamt seinen wirtschaftlichen Folgen hat auch<br />

die Baubranche unerwartet vor große Herausforderungen gestellt.<br />

Unmittelbar nach dem Lockdown haben vor allem große Baufirmen<br />

mit einem österreichweit temporären Baustopp reagiert, welcher nur<br />

schrittweise und mithilfe von verschärften Schutzmaßnahmen wieder<br />

hochgefahren werden konnte. Es zeigt sich jedoch, dass die gesetzten<br />

Schritte einen beträchtlichen Einfluss auf den Bauablauf haben. So erfordern<br />

etwa die notwendigen Hygienemaßnahmen auf der Baustelle<br />

neben erschwerten Arbeitsbedingungen auch einen erhöhten Koordinationsaufwand.<br />

Die Beschränkungen an den innereuropäischen<br />

Grenzen, wodurch ein nicht unerheblicher Anteil der Arbeitskräfte<br />

nicht einreisen durfte, führten ebenfalls zu Verzögerungen beim Baufortschritt.<br />

Verschärfend kommen auch Engpässe bei Materiallieferungen<br />

aus dem globalen Markt hinzu. Generell ist eine Bewertung der<br />

monetären Auswirkungen natürlich projektspezifisch unterschiedlich,<br />

es kann jedoch von erhöhten Baustellengemeinkosten<br />

und einer möglicherweise<br />

verlängerten Bauzeit ausgegangen werden.<br />

und Immobilienbranche war und immer noch ist, so wichtig ist es, daraus<br />

positive Impulse für die Zukunft zu ziehen. Neben den Investoren<br />

und ausführenden Firmen werden auch Architekten und Konsulenten<br />

gleichermaßen vor komplexe Aufgaben gestellt. In Hinblick auf die<br />

Zukunft sollten die Erkenntnisse der Krise als Chance gesehen werden,<br />

aktuelle Themen wie etwa Digitalisierung und Green Building voranzutreiben.<br />

Es gilt, innovative Ideen und Lösungen in puncto Raumgestaltung,<br />

alternative Kommunikationswege und ressourcenschonendes,<br />

nachhaltiges Bauen zu entwickeln, um flexibel auf veränderte<br />

Lebensumstände reagieren zu können. Wir, das EHL Baumanagement,<br />

haben z.B. Vergabeverfahren und Baubesprechungen durchaus erfolgreich<br />

und effizient online abgehalten. Abgesehen von den zahlreichen<br />

Schwierigkeiten und Herausforderungen hat die COVID-19-Krise mit<br />

Sicherheit einen Umdenkprozess angestoßen, wovon die Branche auf<br />

lange Sicht profitieren kann.<br />

Projekte fristgerecht fertigstellen<br />

Unabhängig davon sind Eigentümer derzeit<br />

daran interessiert, laufende Projekte fristgerecht<br />

fertigzustellen, um abgeschlossene<br />

Verträge halten zu können Daher werden sich<br />

die Folgen der Krise in der Baubranche vermutlich<br />

erst mittel- bis langfristig zeigen. Für<br />

das dritte und vierte Quartal zeichnet sich aus<br />

jetziger Sicht Zurückhaltung bei Umbautätigkeiten<br />

ab. Viele Eigentümer beobachten den<br />

Markt und sind darauf bedacht, das Risiko so<br />

weit wie möglich zu minimieren, indem nicht<br />

dringend benötigte Investitionen vorerst „on<br />

hold“ gesetzt werden. Terminverschiebungen<br />

aufgrund verzögerter behördlicher Genehmigungsverfahren<br />

sind ebenso zu erwarten. So<br />

herausfordernd die Krise für die gesamte Bau-<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

77


Im Fokus: COVID-19<br />

86<br />

80<br />

SCHOCKSTARRE AM BAU<br />

Mitarbeiter kamen<br />

nicht mehr über die<br />

Grenzen, Baustoff-<br />

Lieferungen blieben<br />

aus, Schutzmaterial<br />

war Mangelware.<br />

Wie die Bauwirtschaft<br />

die COVID-<br />

19-Pandemie erlebte<br />

und welche<br />

Folgen sie hat. Ein<br />

Rück- und Ausblick.<br />

KURZARBEIT UND JOBVERLUST<br />

Der Stillstand auf den heimischen Baustellen sorgte für<br />

einen sofortigen personellen Kahlschlag. So gingen die<br />

Firmen mit der Situation und ihrem Personal um: Eine<br />

Story mit niederschmetterndem Ergebnis.<br />

104<br />

NACHHALTIGE BAUPROJEKTE<br />

IM PRAXISTEST<br />

Die Wohnprojekte SeeSee Tower, Smart-Wohnen<br />

im Sonnwendviertel II und MGG22 räumten jeweils<br />

Auszeichnungen ab. Doch wie ist die Wohnqualität in<br />

der Realität? Das weiß niemand besser, als die die dort<br />

wohnen. Die Ergebnisse haben überrascht.<br />

78 BauTecFokus


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<strong>Sommer</strong> 2020<br />

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Im Fokus<br />

Schockstarre am Bau<br />

COVID-19-Pandemie. Mit dem Lockdown standen tausende Baustellen still: Mitarbeiter kamen nicht mehr<br />

über die Grenzen, Lieferungen von Baumaterial blieben aus und an Schutzmaterial mangelte es überall. Doch<br />

gebaut wird immer. Ein Rück- und Ausblick.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

80 BauTecFokus


D<br />

ie sich plötzlich überschlagenden<br />

Ereignisse lähmten die ganze<br />

Baubranche. Täglich änderten<br />

sich die Rahmenbedingungen für<br />

die Arbeit auf den Baustellen und so standen<br />

die Krisenstäbe der Baufirmen täglich vor neuen<br />

Entscheidungsgrundlagen und Herausforderungen.<br />

Die STRABAG schildert die Zeit des Shutdowns<br />

so: Am 18.März erfolgte die Schließung aller<br />

über 1.000 Baustellen in Österreich. Eine Evaluierung<br />

der Baustellen hatte ergeben, dass bei<br />

einer Vielzahl ein 1-Meter-Abstand zwischen<br />

Mitarbeitenden im praktischen Baubetrieb<br />

nicht, wie gesetzlich gefordert, durchgängig<br />

gewährleistet sowie die Lieferkette von Materialien<br />

und Nachunternehmen nicht mehr<br />

sichergestellt werden konnte. Damit wurden<br />

alle 11.000 Arbeiter und Angestellten in Österreich<br />

beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet.<br />

Am 20. März konnte dies zurückgenommen<br />

und die Mitarbeiter rückwirkend mit 1. März<br />

für drei Monate zur Kurzarbeit angemeldet<br />

werden. „Mit den neuen Rahmenbedingungen<br />

zur Kurzarbeit hat die Regierung, nicht zuletzt<br />

aufgrund des öffentlichen Drucks, eine für<br />

alle akzeptable und vernünftige Lösung ausgearbeitet.<br />

Das ‚Gespenst der Kündigung aller<br />

Mitarbeitenden‘ war damit vom Tisch, und<br />

darüber bin ich sehr froh“, sagt Thomas Birtel,<br />

Vorstandsvorsitzender der STRABAG. „Wir<br />

haben Kurzarbeit zu tragbaren Bedingungen<br />

immer als die bevorzugte Lösung angesehen<br />

und diese Bedingungen wurden geschaffen.<br />

Bis dahin mussten wir das Risiko für unser Unternehmen<br />

mit seinen tausenden Arbeitsplätzen<br />

verringern“, so Birtel weiter. Am 27. März<br />

erfolgte schließlich die Wiederaufnahme der<br />

Baustellentätigkeit.<br />

Auch Swietelsky musste sofort reagieren: Mit<br />

20. März erfolgte der Beschluss, das Unternehmen<br />

zur Kurzarbeit anzumelden. Sieben<br />

Tage später konnte die Fortsetzung der Bautätigkeit<br />

unter der Voraussetzung wirksamer<br />

und einhaltbarer Schutzvorkehrungen für<br />

die Mitarbeiter angeordnet werden. Es galt<br />

alle behördlichen Auflagen im Kontext des<br />

Mitarbeiterschutzes zu erfüllen wie beispielsweise<br />

die Beschaffung von Schutzausrüstung,<br />

Abstände in den Büros, Home-Office-Vereinbarungen<br />

usw. und das bei gleichzeitiger<br />

Aufrechterhaltung aller wichtigen Prozesse<br />

im Unternehmen. „Zusätzlich gab es Herausforderungen<br />

in Bezug auf die Dokumentation<br />

von Leistungsstörungen und den Umgang mit<br />

Folgen von COVID-19 in Bauverträgen“, so Karl<br />

Weidlinger, Vorstandsvorsitzender von Swietelsky.<br />

„Dazu kam die Abklärung und Analyse<br />

kaufmännischer Risiken und rechtlicher<br />

Fragestellungen.“<br />

Mit Beginn der Coronakrise stand die PORR<br />

mit den verantwortlichen Behörden, Fachleuten<br />

und der Regierung im stetigen Austausch.<br />

„Das war schon eine Herausforderung“,<br />

erinnert sich CEO Karl-Heinz Strauss. „Die<br />

Reisebeschränkungen und auch die Schutzmaßnahmen<br />

veränderten unser Arbeiten in<br />

allen Bereichen, sowohl in den Büros als auch<br />

auf den Baustellen. So müssen unsere Mitarbeiter<br />

auf den Baustellen unter anderem auf<br />

die Einhaltung der notwendigen Abstände<br />

achten, Masken und teilweise sogar Visiere<br />

tragen.“ Gleichzeitig setzte das Unternehmen<br />

auf Maßnahmen wie Kurzarbeit, Home-Office,<br />

Urlaubsabbau und den freiwilligen Verzicht<br />

auf einen Teil der Managementgehälter.<br />

„Dank Kurzarbeit war<br />

das 'Gespenst Kündigung'<br />

aller Mitarbeiter<br />

vom Tisch.“<br />

Thomas Birtel,<br />

STRABAG<br />

„Wir waren gezwungen, Baustellen teilweise<br />

einzustellen. Das hatte auch Kurzarbeit im<br />

Betrieb zur Folge“, erzählt Hubert Wetschnig,<br />

CEO der HABAU. „Es gab aber auch Kunden,<br />

die mit Nachdruck gefordert haben, die<br />

Baustellen müssen weiterlaufen. Etwa 20<br />

Prozent der Baustellen blieben offen.“ Ende<br />

März wurde das Unternehmen wieder Schritt<br />

für Schritt mit neuen Hygiene- und Verhaltensregeln<br />

hochgefahren. Für Vasko+Partner<br />

kam es durch die Einstellung der Baustellen<br />

zu Verzögerungen bei den Bauvorhaben, die<br />

wieder eingeholt werden müssen. „Es gab<br />

Rückstände bei in Planung befindlichen Bauvorhaben,<br />

dafür konnten wir einige Planungsarbeiten<br />

von anderen Projekten vorziehen“,<br />

versuchte Günther Sammer, Geschäftsführer<br />

von Vasko+Partner einen Ausgleich, auch<br />

in puncto Beschäftigung seiner Mitarbeiter,<br />

zu erreichen. „Wir sind als Planungsbüro in<br />

der Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft<br />

ja quasi mittendrin, das bedeutet, wenn eine<br />

Baustelle gesperrt wird, hat zum Beispiel auch<br />

unsere örtliche Bauaufsicht mit Ausnahme<br />

des geordneten Herunterfahrens keine Arbeit<br />

vor Ort.“<br />

Acht Punkte als Plan<br />

Aufgrund des großen Drucks wurde in kürzester<br />

Zeit gemeinsam mit den Sozialpartnern ein<br />

Acht-Punkte-Plan erarbeitet. Dabei ging es um<br />

zusätzliche Vorgaben für die Arbeitshygiene<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

81


Im Fokus<br />

wie etwa die Reinigung von Werkzeug und<br />

Maschinen, aber auch um organisatorische<br />

Maßnahmen zum Beispiel zeitlich gestaffeltes<br />

Umkleiden, um zusätzlichen Schutz bei<br />

Tätigkeiten, die üblicherweise mit weniger<br />

als einem Meter Abstand ausgeführt werden<br />

zu gewährleisten. Ferner wurden Regelungen<br />

für den An- oder Abtransport von Personen zu<br />

und von Baustellen sowie Einzelbelegungen<br />

für Schlafräume festgelegt sowie die Einhaltung<br />

der allgemeinen Corona-Schutzmaßnahmen,<br />

die bereits im öffentlichen Raum<br />

galten, vereinbart. „Dank dieser Sozialpartnervereinbarung<br />

konnte der Mindestabstand<br />

bei notwendigen Arbeiten auf der Baustelle<br />

unterschritten werden, sofern Mund und Nase<br />

aller beteiligten Personen geschützt waren<br />

und Angehörige von Risikogruppen nicht für<br />

solche Arbeiten eingesetzt wurden“, so Birtel.<br />

„Damit standen wir aber auch vor der Herausforderung,<br />

für jede einzelne Baustelle unserer<br />

über tausend österreichischen Baustellen zu<br />

prüfen, ob und wie die Gesundheitsvorkehrungen<br />

eingehalten werden konnten.“<br />

Nadelöhr Logistik<br />

Die Folge der Verordnungen war, dass ein regelrechter<br />

Ansturm auf die notwendige Schutzausrüstung,<br />

wie Mund-Nasen-Schutz, Atemschutzmasken<br />

der Klassen FFP1 bis FFP3 und<br />

Desinfektionsmittel sowohl für Hände als auch<br />

die Reinigung von Flächen losbrach. „Anfangs<br />

war diese Schutzausrüstung kaum erhältlich“,<br />

erklärt Wetschnig. „Dennoch mussten wir<br />

sofort alle Mitarbeiter mit Schutzausrüstung<br />

versorgen.“ Dem gegenüber stand auch die<br />

generelle Bereitstellung der personellen und<br />

materiellen Ressourcen für die Fortsetzung der<br />

Baustellen. „Es gab anfängliche Probleme mit<br />

„Die Schutzmaßnahmen<br />

veränderten<br />

unser Arbeiten in allen<br />

Bereichen.“<br />

Karl-Heinz Strauss,<br />

PORR<br />

„Sorgen bereitet uns<br />

am ehesten das regionale<br />

Geschäft in den<br />

Bundesländern.“<br />

Hubert Wetschnig,<br />

HABAU GROUP<br />

Lieferketten und der Verfügbarkeit von Personal,<br />

das zwischenzeitlich ins Ausland ‘heimgereist’<br />

war”, erzählt Weidlinger. „Dazu kamen<br />

diverse organisatorische und technische Herausforderungen<br />

im Kontext der Kurzarbeit.”<br />

Die Unterbrechung der Lieferkette durch die<br />

Schließung der Grenzen bereitete den meisten<br />

Bauunternehmen Kopfzerbrechen. „Plötzlich<br />

war es schwierig, das Baumaterial im notwendigen<br />

Ausmaß auf die Baustelle geliefert zu<br />

bekommen. Teilweise kommt das Material<br />

über die Grenze, aus der Slowakei oder aus<br />

Ungarn. Ein oft wenig bedachtes Material auf<br />

Straßenbaustellen sind etwa Geogitter, die<br />

man im Erd-/Straßenbau braucht“, so Wetschnig.<br />

Für Sammer ist die Erinnerung an die<br />

ersten Tage der Unsicherheit noch sehr frisch:<br />

„Wir erlebten bei einigen unserer Projektpartner<br />

eine gewisse Schockstarre und zunächst<br />

keine Reaktion auf Anfragen unsererseits. Bei<br />

uns intern gab es keine Panik und wir sind der<br />

Situation mit der Einberufung einer täglichen<br />

Geschäftsführer-‘Krisensitzung‘ begegnet. Es<br />

war auch für uns anfangs schwer zu beurteilen,<br />

was der Shutdown nun für die Bauwirtschaft<br />

insgesamt bedeutet – diverse Horrorszenarien<br />

wurden ja durch die Medien gepeitscht. Doch<br />

bald erkannten wir, der Bau hat Glück, die<br />

Branche funktioniert und ist vor allem gut und<br />

recht krisenresistent aufgestellt.“<br />

Lockereres Deutschland<br />

In Deutschland wurde der laufende Baubetrieb,<br />

unter Einhaltung aller Sicherheits- und<br />

Gesundheitsmaßnahmen aufrechterhalten.<br />

Daher traf es die deutsche Baubranche nicht<br />

ganz so hart wie die österreichische. „In der BU<br />

3 (international) konnten wir trotz Coronakrise<br />

den Großteil der Aktivitäten mit nur wenigen<br />

Unterbrechungen fortführen”, so Strauss.<br />

Auch die Unternehmen der HABAU-Gruppe,<br />

die zu 70 Prozent in Österreich und in Deutschland<br />

tätig sind standen vor dem Problem, dass<br />

die Schutzmaßnahmen in Österreich strenger<br />

waren, als in Deutschland.<br />

Der Preis der Krise<br />

„Für das Geschäftsjahr 2020 lässt sich eine<br />

verlässliche Einschätzung der Effekte der<br />

Coronavirus-Krise auf das Ergebnis und damit<br />

auf die angestrebte EBIT-Marge der STRABAG<br />

82 BauTecFokus


SE nach wie vor nicht abgeben“, so Birtel. Aus<br />

derzeitiger Sicht geht der Vorstand von einer<br />

um ca. 10 Prozent verringerten Leistung und<br />

einem leicht abgeschwächten Ergebnis für das<br />

Jahr 2020 aus. „Doch je längerer man in die<br />

Zukunft schaut, desto unsicherer ist es", räumt<br />

der STRABAG-Chef mit Blick auf die weitere<br />

Entwicklung der Nachfrage etwa von Kunden<br />

aus der Automobilindustrie, im Hotel- und<br />

Einkaufszentrumsbereich ein. „Da sehen wir<br />

Zurückhaltung.“ Betreffend weiterer Aufträge<br />

aus dem Infrastruktursektor ist er aber zuversichtlich<br />

und glaubt auch an den Wohnbau.<br />

„Wer Liquidität anlegen müsse, werde auch<br />

anlegen wollen. Da ist der Liquiditätsdruck<br />

auf Anlagen, sodass Rückgänge in manchen<br />

Bereichen durch Zuwächse in anderen aufgefangen<br />

werden." Bei der PORR waren erste<br />

Effekte im Rückgang von Leistung und Ergebnis<br />

im ersten Quartal sichtbar. „Aber hier gilt<br />

es zu beachten, dass das erste Quartal in der<br />

Baubranche typischerweise nur wenig Aussagekraft<br />

für das gesamte Jahr hat“, so Strauss.<br />

„Die Produktionsleistung im ersten Quartal<br />

2020 belief sich auf 942 Millionen Euro.“ Dies<br />

entspricht einem Rückgang gegenüber dem<br />

hohen Vorjahresniveau von 10,0 Prozent oder<br />

105 Millionen Euro.“ Das Ergebnis vor Steuern<br />

war saisonal- sowie coronabedingt negativ und<br />

lag bei EUR -25,5 Mio. Bei Vasko+Partner gibt<br />

man sich zuversichtlich. „Perspektivisch sieht<br />

es so aus, als ob die Umsätze stabil bleiben“, so<br />

Sammer. Die HABAU gibt sich eher bedeckt:<br />

„In den Monaten März und April kam es zu<br />

Umsatzeinbrüchen aufgrund der stillgelegten<br />

Baustellen“, sagt Wetschnig. „Weitere Veränderungen<br />

werden sich erst in den nächsten<br />

Monaten zeigen.“ Bei bestehenden Verträgen,<br />

vor allem wenn die beauftragten Leistungen<br />

vertragskonform erfüllt werden mussten und<br />

insbesondere bei ÖNORM-Verträgen war man<br />

mit sogenannten geänderten Umständen<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

83


Im Fokus<br />

der Leistungserbringung konfrontiert. Diese<br />

waren zum Zeitpunkt der Beauftragung nicht<br />

bekannt und wurden als Leistungsabweichungen,<br />

also als klassische Mehrkostenforderungen<br />

abgewickelt.<br />

Bei Swietelsky rechnet man vorerst mit eher<br />

geringen Einbußen, die durch die Leistungsunterbrechung<br />

verursacht wurden. „Auswirkungen<br />

von konjunkturellen oder anders<br />

bedingten wirtschaftlichen Schwächephasen<br />

treffen die Bauwirtschaft üblicherweise zeitverzögert“,<br />

erklärt Weidlinger. „In welchem<br />

Ausmaß dies der Fall sein wird, lässt sich noch<br />

nicht seriös beantworten.“ Risiken sieht er<br />

im Flächengeschäft mit der Kundengruppe<br />

öffentlicher Auftraggeber wie Gemeinden,<br />

aber natürlich auch bei privatwirtschaftlichen<br />

Auftraggebern. Ob sich der erhöhte<br />

Abstimmungsbedarf mit Auftraggebern und<br />

Subunternehmern, Kosten durch die Hygienebestimmungen<br />

und die Erschwernis der<br />

Materialbeschaffung für die Kunden zu Buche<br />

schlagen werden, wird sich in den nächsten<br />

Monaten zeigen. Derzeit ist die Meinung der<br />

Firmen unisono, die Preise annähernd gleich<br />

zu lassen.<br />

Veränderung der Kommunikation<br />

Es gab auch einen Bereich, der während der<br />

Covid-19-Pandemie einen ungewöhnlichen<br />

Aufschwung erfuhr: Die Kommunikation.<br />

Allen voran die digitale und mit ihr die Projektkommunikation.<br />

„Herausfordernd war aufgrund<br />

der sich täglich wechselnden Anforderungen<br />

und unklaren Vorgaben der Regierung<br />

die Kommunikation mit Auftraggebern, Behörden,<br />

Subunternehmer, Architekten – aber<br />

auch die flächendeckende interne Kommunikation“,<br />

so Wetschnig. Der überraschende<br />

Shutdown ließ auch in technischer Hinsicht<br />

nicht viel Vorbereitungszeit zu. „Anfangs<br />

standen wir vor IT-technischen Herausforderungen<br />

zur Gewährleistung stabiler Netze und<br />

der Kommunikation unter allen Umständen“,<br />

blickt Weidlinger zurück nimmt sich vor, das<br />

Thema der Digitalisierung von Bauprozessen<br />

noch stärker als bisher voranzutreiben, da<br />

der Druck für Prozessoptimierungen in der<br />

gesamten Branche und darüber hinaus steigt.<br />

Für den Generalkonsulenten Vasko+Partner<br />

ist die ganzheitliche Denkweise Teil der Unternehmensphilosophie.<br />

„Dazu zählt der Lebenszyklusansatz<br />

ebenso wie die laufende Überprüfung<br />

des Zeit- und Kostenplans, im Sinne<br />

des Bauherrens und zum positiven Gedeihen<br />

des Projekts“, erklärt Sammer. „Da wir als<br />

interdisziplinäres Planungsbüro bereits sehr<br />

früh digital dachten und arbeiteten, waren uns<br />

Tools, wie Microsoft Teams bereits vertraut.“<br />

So wurden kurzerhand alle geplanten Besprechungen,<br />

auch mit externen Projektpartnern<br />

in sogenannte Teams-Sitzungen umgelenkt.<br />

„Daraus haben wir gelernt, dass zukünftig<br />

nicht mehr jede Besprechung persönlich stattfinden<br />

muss, das haben uns Projektpartner<br />

als auch Bauherrenvertreter signalisiert“, so<br />

Sammer weiter. Für die PORR erlaubt die Krise<br />

einen Blick auf unser aller zukünftiges Leben.<br />

„Sie zeigt uns anschaulich unsere digitale Welt,<br />

eine Welt des Streamings, des Online-Handels,<br />

der Online- und Cloud-Dienstleister, der virtuellen<br />

Meeting-Räume sowie neuer Formen der<br />

Zusammenarbeit in unserer Bauindustrie“, so<br />

Strauss. „Durch den Einsatz moderner Methoden<br />

wie Building Information Modeling und<br />

LEAN Design & Construction wird sich die<br />

Bauwelt in den kommenden Jahren komplett<br />

verändern. Wer diese Entwicklung mutig angeht<br />

und die technischen Innovationen aktiv<br />

mitgestaltet, wird immer einen Schritt voraus<br />

sein.“ Die PORR sieht sich durch ihre Digitalisierungsinitiativen<br />

und die Investitionen<br />

in den Ausbau der IT als Branchenpionier in<br />

diesem Bereich.<br />

84 BauTecFokus


Copyrights: Gregor Hartl, Stanislav Kogiku, Astrid Knie, Mario Pampel<br />

„Wirtschaftliche<br />

Schwächephasen treffen<br />

die Bauwirtschaft<br />

zeitverzögert.“<br />

Karl Weidlinger,<br />

Swietelsky<br />

Was bleibt, ist Wertschätzung<br />

Jede Krise bringt letzten Endes auch etwas<br />

Gutes mit sich. „Die Bedeutung des Bausektors<br />

als lokal wertschöpfender Sektor wird<br />

wieder mehr gesehen“, ist der STRABAG-<br />

Chef optimistisch. „Auch deswegen, weil<br />

wir ein sehr personalintensiver Sektor sind,<br />

sprich es sind viele Arbeitsplätze damit verbunden.“<br />

Eine Meinung, die auch Wetschnig<br />

teilt: „Die Bauwirtschaft als wichtiger Teil<br />

der österreichischen Wirtschaft hat insbesondere<br />

in dieser Phase einen relevanten<br />

und auch positiven Beitrag geleistet und<br />

wurde auch so wahrgenommen.“ Auch wenn<br />

in den ersten vier Wochen des Lockdowns<br />

Mitarbeiter auf den laufenden Baustellen<br />

durchaus mit negativen Reaktionen von verunsicherten<br />

Anrainern konfrontiert waren.<br />

„Diese Situationen haben sich aber rasch<br />

beruhigt“, bestätigt der HABAU-Chef. Auch<br />

Vasko+Partner kann von positiven Rückmeldungen<br />

seitens der Bauherren berichten. „Es<br />

gab wertschätzende Mails und Anrufe, die<br />

wir ohne Covid-19 vermutlich nicht erhalten<br />

hätten“, so Sammer. „Ob das Coronavirus nun<br />

grundsätzlich zu mehr Wertschätzung der<br />

Planungs- bzw. Baubranche führt, das kann<br />

ich nicht sagen, auf jeden Fall hoffen wir, dass<br />

nach der Pandemie Respekt, Höflichkeit und<br />

ein wertschätzender Umgang miteinander<br />

bleibt, denn der bringt uns alle weiter und<br />

unsere Projekte dann sowieso.“ Dass gerade<br />

in Zeiten wie diesen Zusammenhalt und<br />

Kontinuität unerlässlich über alle Branchen<br />

hinweg sind, merkt Strauss noch an. „In der<br />

Krise ist die Bauwirtschaft eine Schlüsselindustrie.<br />

Da jeder in die Bauwirtschaft investierte<br />

Euro zwei bis drei Euro Investitionen<br />

in der nachgelagerten Industrie bringt, sollte<br />

die öffentliche Hand vermehrt auf Investitionen<br />

in den Bausektor setzen bzw. diese weiter<br />

ausbauen.“ Das öffentliche Gelder in Bauprojekten,<br />

vor allem im Sinne des Arbeitsmarktes<br />

und der Konjunktur dringend gebraucht<br />

werden, betont auch Weidlinger. „Die Löhne<br />

unserer Mitarbeiter steigern die regionale<br />

Wertschöpfung“, erklärt der Swietelsky-<br />

Chef. „Wir werden jedenfalls unserer Rolle<br />

für die Aufrechterhaltung der Beschäftigung<br />

mit einer großen Zahl gut bezahlter Jobs auch<br />

in Krisenzeiten gerecht.“<br />

„Teilweise kam das<br />

Material für Straßenbaustellen<br />

nicht über<br />

die Grenze.“<br />

Günther Sammer,<br />

Vasko und Partner<br />

Und wie geht es weiter?<br />

Die Swietelsky AG wird die Kurzarbeit nicht<br />

mehr verlängern und daher im Juni auslaufen<br />

lassen. „Nach wie vor suchen wir in vielen<br />

Bereichen Fachkräfte und stellen Mitarbeiter<br />

ein“, ist Weidlinger zuversichtlich. „Betriebsbedingte<br />

Kündigungen sind jedenfalls im<br />

Angestelltenbereich nicht vorgesehen.“ Die<br />

Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr<br />

sind bei Swietelsky weitgehend stabil, wenngleich<br />

die Entwicklung mit einigen zusätzlichen<br />

Risiken behaftet ist. Der weitere Verlauf<br />

wird genau zu beobachten sein. „Das mit Ende<br />

März ausgelaufene Geschäftsjahr 2019/20<br />

war ein sehr erfolgreiches mit rund drei Milliarden<br />

Euro Bauleistung, rund 11.000 Mitarbeitern<br />

im Jahresdurchschnitt sowie einer im<br />

Branchenvergleich sehr soliden Profitabilität<br />

konzernweit gesehen“, so Weidlinger weiter.<br />

Genaue Zahlen zum letzten Geschäftsjahr<br />

werden erst mit dem Geschäftsbericht<br />

veröffentlicht. Dennoch, in Bezug auf das<br />

tatsächliche Ausmaß der Corona-Krise und<br />

der wirtschaftlichen Implikationen aus dem<br />

Shutdown in vielen Ländern, besteht große<br />

Unsicherheit. „Welche Auswirkungen diese<br />

völlig neuartige Ausnahmesituation auf das<br />

Wachstum der betroffenen Volkswirtschaften<br />

und damit auf die Bautätigkeit haben<br />

wird, ist noch nicht absehbar“, so Strauss. Die<br />

Strategie der PORR bleibt unverändert und<br />

langfristig ausgerichtet. Mit dem 2019 gestarteten<br />

Transformationsprogramm PORR 2025<br />

hat das Unternehmen eine Neuausrichtung<br />

der, in den letzten Jahren stark gewachsenen,<br />

Organisation initiiert und sich substanziell<br />

für den Strukturwandel des Bausektors aufgestellt.<br />

Darüber hinaus sind die mittel- und<br />

langfristigen Fundamentaltrends in der Baubranche<br />

weiterhin intakt, wirken sich positiv<br />

auf die Baubranche aus und eröffnen der<br />

PORR auch in Zukunft weitere Wachstumschancen.<br />

Die HABAU sieht für 2020 noch<br />

kein Problem. Doch die Frage ist, wie lange<br />

es brauchen wird, bis sich die Wirtschaft<br />

wieder erholt. Industrie und Bau reagieren<br />

stark verzögert auf Krisen. „Sorgen bereitet<br />

uns am ehesten das regionale Geschäft<br />

in den einzelnen Bundesländern wie bei<br />

unserem Unternehmen Held & Francke beispielsweise“,<br />

räumt Wetschnig ein. „Wenn<br />

wir das Geld nicht dort hinbringen, wo die<br />

Gemeinden sparen wollten, dann stehen wir<br />

im Herbst 2020. Jetzt gibt es das Hilfspaket,<br />

das heißt, es wird nun in die Gemeinden hinein<br />

investiert. Natürlich freuen wir uns über<br />

Investitionen in den Infrastrukturbereich<br />

bei ÖBB und Asfinag, aber man darf nicht<br />

vergessen, dass im Baugeschäft, das gilt nicht<br />

nur für unsere Bau-Gruppe, die Investitionen<br />

in den Bundesländern wichtig sind, dass dort<br />

für die vielen kleineren Projekte – ein Gehsteig,<br />

ein Kreisverkehr, ein Kanal, was auch<br />

immer gebaut wird – Geld da ist.“ Diese Sorge<br />

wurde zwar von Seiten der Politik ein wenig<br />

entkräftet, dennoch ist die Frage, wie schnell<br />

Projekte zur Umsetzung kommen, auch, was<br />

die Genehmigungen etc. betrifft. „Hier haben<br />

wir bereits unsere Botschaften an den Präsidenten<br />

der Wirtschaftskammer Österreich<br />

Harald Mahrer übermittelt und klar positioniert“,<br />

so der HABAU-Chef. Jedenfalls geht<br />

Wetschnig im zweiten Halbjahr 2020 davon<br />

aus, im Flächengeschäft, Investitionsrückgänge<br />

in der Tourismusbranche und Industrie<br />

zu spüren zu bekommen. Im Ausblick für<br />

2021 ist alles noch ungewiss, vor allem wie<br />

hoch der Umsatzrückgang ausfallen wird.<br />

Sicher ist nur, es wird allen weh tun.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

85


Im Fokus<br />

Abgemeldet<br />

Kurzarbeit und Jobverlust. Die COVID-19-Pandemie sorgte auch<br />

in der Bauwirtschaft für einen personellen Kahlschlag. Während das<br />

Stammpersonal in die Kurzarbeit gerettet wurde, traf es die Leiharbeiter<br />

besonders hart.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

M<br />

it dem 16. März 2020 veränderte<br />

sich der österreichische<br />

Arbeitsmarkt schlagartig,<br />

innerhalb von 16 Tagen wurden<br />

193.829 Personen arbeitslos vorgemerkt.<br />

Doch nicht nur eine gewaltige Menge an Arbeitslosenmeldungen<br />

brach über das Arbeitmarktservice<br />

(AMS) ein. Die Zahl der Anträge von<br />

Unternehmen explodierte ab Mitte März innerhalb<br />

kurzer Zeit auf weit über 100.000.<br />

Damit lagen Anträge auf Kurzarbeit für fast jede<br />

dritte beschäftigte Person vor. Im Vergleich<br />

dazu: Im Jahr 2019 waren insgesamt rund 300<br />

Betriebe in Kurzarbeit. Mit der COVID-19-Kurzarbeit<br />

gelang es, die Entwicklung am Arbeitsmarkt<br />

zu stabilisieren, mit Ende April 2020<br />

wurden somit rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze<br />

gesichert. Dennoch stieg im Mai die Zahl der<br />

Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im<br />

Vorjahresvergleich um 58,2 Prozent auf einen<br />

historischen Höchststand: 571.477 Personen<br />

waren arbeitslos gemeldet. Ergo waren Ende<br />

April 2020 waren 210.275 Menschen mehr ohne<br />

Job als im April letzten Jahres.<br />

Förderdschungel und die Gier<br />

Die Förderung der Kurzarbeit weckte auch<br />

die Gier mancher Unternehmer. Rund 350<br />

Finanzpolizisten kontrollierten ab Mitte April<br />

rund 2.500 Betriebe und knapp 10.000 in<br />

Kurzarbeit befindliche Personen. Dabei hagelte<br />

es über 150 Anzeigen wegen Kurzarbeit-<br />

Missbrauchs, über 1.300 Übertretungen nach<br />

dem Ausländerbeschäftigungsgesetz, dem<br />

Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, dem<br />

Arbeitslosenversicherungsgesetz, dem Lohnund<br />

Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz<br />

sowie dem Arbeitszeitgesetz wurden verzeichnet.<br />

Während die einen etwas wollten, was<br />

ihnen nicht zustand, wurden anderen Steine<br />

in den Weg gelegt: Für die Bauwirtschaft galt<br />

die Regelung, dass Beschäftigte erst vier Wochen<br />

nach Tätigkeitsbeginn in die Kurzarbeit<br />

aufgenommen werden dürfen. „Dadurch blieben<br />

viele Bauunternehmen auf den Kosten der<br />

Kurzarbeit bei Wiedereinstellungen sitzen“, so<br />

Josef Muchitsch, Vorsitzender Bau-Holz beim<br />

ÖGB. „Andere haben Stammpersonal nach der<br />

Winterunterbrechung im März nicht wieder<br />

aufgenommen, weil es keine Vergütung von<br />

Kurzarbeit für diese Gruppe gegeben hat.“<br />

Rettungsschirm Kurzarbeit<br />

Dennoch war es vor allem das Kurzarbeitsmodell,<br />

das bewirkte, dass Mitarbeiter in der<br />

Beschäftigung gehalten werden konnten.<br />

„Wir haben die Kurzarbeit im März im Sinne<br />

all unserer Mitarbeiter für rund 9.400 Personen<br />

eingeführt“, erklärt Karl-Heinz Strauss,<br />

CEO der PORR, wie der vorübergehende<br />

Stillstand der Baustellen überbrückt wurde.<br />

„Es freut uns, dass wir sie nach drei Monaten<br />

mit 18. Juni auch wieder erfolgreich beenden<br />

konnten.“ Für die Leiharbeiter war der Lockdown<br />

ein harter Schlag, da sie nicht weiterbeschäftigt<br />

wurden. „Nach dem Hochfahren der<br />

Baustellen gab es kurzfristig einen Mangel an<br />

Leiharbeitern, da viele der Beschäftigten in<br />

Leiharbeitsfirmen eine ausländische Staatsbürgerschaft<br />

und sich während dieser Zeit<br />

nicht in Österreich aufgehalten haben“, so<br />

Strauss weiter. „Hier haben die restriktiven<br />

Reisebeschränkungen den Arbeitsmarkt<br />

temporär beeinflusst.“ Auch Wienerberger<br />

hat, wie so viele das Kurzarbeitsmodell der<br />

Regierung in Anspruch genommen, um damit<br />

Arbeitsplätze der eigenen Mitarbeiter<br />

abzusichern. Während die Angestellten in<br />

Verwaltung und Vertrieb ihre Jobs aus dem<br />

Home-Office erledigen konnten, wurde die<br />

Zusammenarbeit mit den Leiharbeitern<br />

unmittelbar nach dem Lockdown beendet.<br />

„Damit wurden die Mitarbeiter der Leiharbeiterfirmen<br />

ebenso für das Kurzarbeitsmodell<br />

angemeldet“, blickt Johann Marchner,<br />

Geschäftsführer von Wienerberger zurück.<br />

Bei Rhomberg Bau hingegen kam es weder zu<br />

Kündigungen noch flächendeckend zu Kurzarbeit<br />

bei der Stammbelegschaft.<br />

86 BauTecFokus


„Aufgrund der fehlenden Vorgaben und<br />

Regelungen seitens der Regierung hatten<br />

wir anfangs eine kurze Unterbrechung<br />

der Arbeitsverhältnisse von maximal zwei<br />

Wochen“, geht Jürgen Jussel, Mitglieder<br />

der Geschäftsleitung und Personalchef der<br />

Rhomberg Bau auf die Situation der Leiharbeiter<br />

ein. „Sobald wir aber Sicherheit hatten,<br />

wurden sämtliche Beschäftigungsverhältnisse<br />

umgehend wieder aufgenommen und<br />

ganz normal weitergeführt.“ Bei Implenia<br />

sah man die Situation ganz pragmatisch, man<br />

habe auf die Kurzarbeitssituation der Leiharbeiter<br />

wenig Einfluss, denn darum kümmert<br />

sich der Überlasser. Dennoch stellte auch<br />

Implenia fest, dass während des Lockdowns<br />

teilweise die Leiharbeiter auf den Baustellen<br />

fehlten, weil sie vorübergehend nicht einreisen<br />

konnten.<br />

Bredouille der Personalüberlasser<br />

Während die Bauunternehmen mit einem<br />

blauen Auge davon kamen, brach für die<br />

Leiharbeitsfirmen der Markt komplett zusammen.<br />

„Bei den Auftragnehmern wurde<br />

die Leiharbeit eingestellt“, resümiert Muchitsch.<br />

„Das Schlimme ist, dass die Leiharbeiter<br />

dann überwiegend beim AMS gelandet<br />

sind.“ Stellvertretend für die Branche führte<br />

die Maschinenring Personal und Service<br />

eGen eine repräsentative Studie durch, aus<br />

der hervor geht, dass 92 Prozent der Befragten<br />

einen deutlichen Rückgang bei überlassenen<br />

Arbeitskräften verzeichnen. Am<br />

am meisten betroffen ist hier die Industrie,<br />

dicht gefolgt von Dienstleistung und Baugewerbe.<br />

„Wir konnten eine große Verunsicherung<br />

bei den Baubetrieben beobachten“,<br />

erzählt Gertraud Weigl, Geschäftsführerin<br />

„Wir mussten im März<br />

Kurzarbeit für rund<br />

9.400 Mitarbeiter<br />

einführen.“<br />

Karl-Heinz Strauss,<br />

Porr<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

87


Im Fokus<br />

Copyrights: Wienerberger/Andreas Hafenscher, Rhomberg Bau, Maschinenring, PORR/Astrid Knie<br />

Maschinenring Personal und Service eGen.<br />

„In der Lockdown-Phase sind bei uns die<br />

Überlassungen am Bau gegen Null gegangen.“<br />

Dann kam in der Bauwirtschaft auch<br />

noch das Problem mit den, wegen COVID-19,<br />

nicht stattfindenden Bauverhandlungen und<br />

den dadurch blockierten Baustellen.<br />

„Die Mitarbeiter der<br />

Leiharbeiterfirmen<br />

wurden ebenso für<br />

das Kurzarbeitsmodell<br />

angemeldet.“<br />

Johann Marchner,<br />

Wienerberger<br />

„Wir hatten eine<br />

Unterbrechung der<br />

Arbeitsverhältnisse<br />

von maximal zwei<br />

Wochen.“<br />

Jürgen Jussel,<br />

Rhomberg Bau<br />

Zukunft Personalbedarf<br />

Für das heurige Jahr sieht es für die Leiharbeiter,<br />

aber auch für das Stammpersonal soweit<br />

gut aus. Die PORR hat mit 18. Juni die Kurzarbeit<br />

für die 9.400 Mitarbeiter beendet und<br />

sieht dank voller Auftragsbücher personell<br />

eine Vollauslastung. Auch bei Rhomberg Bau<br />

gibt es bei der Stamm- als auch bei der Leihbelegschaft<br />

keine Kurzarbeit mehr. Weigl<br />

weiß, dass die regionalen Baufirmen volle<br />

Auftragsbücher haben und damit Bedarf an<br />

Leiharbeitern. Dass die Unternehmen diese<br />

wieder in Anspruch nehmen werden, um<br />

Spitzen abzudecken, bestätigen alle befragten<br />

Unternehmen. Doch längerfristig gesehen,<br />

zeichnet sich kein besonders positives<br />

Bild ab.<br />

88 BauTecFokus


Ausblick auf den Arbeitsmarkt<br />

„Wichtig wäre es, die während des Lockdowns<br />

gestoppten Baubewilligungsverfahren<br />

rasch wieder zu starten, damit es im<br />

kommenden Jahr zu keinen gravierenden<br />

Schwierigkeiten kommt“, resümiert Marchner.<br />

Der Maschinenring-Chefin macht<br />

hingegen die verhaltene Auftragslage im<br />

kommunalen Bereich Sorge. Doch nicht nur<br />

ihr alleine. „Im öffentlichen Bereich müssen<br />

Bewilligungen und Auftragsvergaben rasch<br />

erfolgen und Projekte baureif gemacht werden“,<br />

so Muchitsch. „Die Gemeinden sind<br />

die wichtigsten regionalen Auftraggeber.<br />

Gerade sie mussten aber durch die Corona-<br />

Krise empfindliche Einbußen hinnehmen,<br />

wodurch sich jetzt zahlreiche regionale<br />

Projekte stark verzögern oder sich finanziell<br />

gar nicht mehr ausgehen.“ Hier sieht<br />

Muchtisch die Politik gefordert: Das von der<br />

Bundesregierung präsentierte Gemeindeinvestitionspaket<br />

greift seiner Meinung nach<br />

viel zu kurz und kann in vielen Gemeinden<br />

gar nicht genutzt werden. „Die Gemeinden<br />

brauchen vom Bund jetzt rasch einen Ersatz<br />

für entgangene Einnahmen, um wieder<br />

investieren zu können.“ Passiert das nicht,<br />

befürchtet Muchitsch einen Einbruch der<br />

Aufträge und damit des Arbeitsmarktes ab<br />

dem Herbst 2020. Fatal wäre, würde dieser<br />

Einbruch dann auch noch mit der aufgrund<br />

des Winters höheren Bauarbeitslosigkeit<br />

zusammenfallen. Dem gegenüber steht eine<br />

stete Suche nach Fachkräften. Diese sind<br />

nach wie vor sehr gefragt und haben die besten<br />

Chancen, schnell eine sichere Arbeitsstelle<br />

zu finden.<br />

Veränderung der Arbeitswelt<br />

Grundsätzlich hat die COVID-19-Pandemie<br />

den Arbeitsalltag verändert, und zwar<br />

nachhaltig. Sie hat die Digitalisierung stark<br />

vorangetrieben. Es hat sich gezeigt, wie gut<br />

Home-Office und virtuelle Meetings funktionieren<br />

können. Die Sitzungskultur wird einer<br />

genauen Prüfung unterzogen und auch<br />

die Relevanz von Dienstreisen wird immer<br />

mehr in Frage gestellt werden. Was hoffentlich<br />

bleiben wird, ist der Zusammenhalt<br />

innerhalb der Belegschaft, die auf positive<br />

Art und Weise zum Vorschein getreten ist.<br />

Ebenso, wie ein wertschätzender Umgang<br />

mit den eigenen Mitarbeitern im Ausnahmezustand,<br />

der diesen im Gedächtnis bleiben<br />

wird. <br />

„In der Lockdown-<br />

Phase sind die Überlassungen<br />

am Bau<br />

gegen Null gegangen.“<br />

Gertraud Weigl,<br />

Maschinenring<br />

„Das Schlimme ist,<br />

dass die Leiharbeiter<br />

dann überwiegend<br />

beim AMS<br />

gelandet sind.“<br />

Josef Muchitsch,<br />

ÖGB<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

89


Im Fokus<br />

Zum Autor<br />

Andreas Gobiet ist Präsident der Kammer für Architekten<br />

und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich<br />

und Burgenland, österreichischer Vertreter in der EFCA<br />

und Vorstandsmitglied in der FIDIC.<br />

Zusatzqualifikationen – essenzieller Bestandteil<br />

für das erfolgreiche Arbeiten<br />

Kommentar: Andreas Gobiet<br />

Gerade in Zeiten von Corona wird deutlich, dass auch in technischen<br />

Berufen umfangreiche Kompetenzen gefragt sind, die über den rein<br />

technischen Bereich hinausgehen. Neben neuen Datenschutz- und Gesundheitsrichtlinien<br />

werden Projektmanagement-Tools und Building<br />

Information Modeling (BIM) im Projektalltag immer präsenter. Aktuell<br />

gilt es zudem, mit dem veränderten — teils erhöhten — Kommunikationsbedarf<br />

in Zeiten von Corona umgehen zu können: Interdisziplinarität,<br />

Kreativität, soziale und kommunikative Skills sowie Managementkompetenzen<br />

müssen weiter verstärkt in den Projektalltag einfließen,<br />

um den sich wandelnden Anforderungen im digitalen Zeitalter gerecht<br />

zu werden.<br />

Mit der aktuellen Krise steigt der Bedarf an diesen Zusatzqualifikationen<br />

enorm. Es ist wichtig, hier zu betonen, dass mit der Digitalisierung<br />

auch immer eine Veränderung<br />

einhergeht, die zwingend auch<br />

die technische Ausbildung an den Fachhochschulen und Universitäten<br />

betrifft. Trotz einer fundierten technischen Ausbildung sind österreichische<br />

Architekten und Ingenieure mit unzureichenden Qualifikationen<br />

der Bewerber konfrontiert. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die im<br />

digitalen Zeitalter fuür diesen Berufszweig so wichtigen Managementfähigkeiten<br />

sowie die sozialen und kommunikativen Kompetenzen.<br />

Das rasante Fortschreiten der Digitalisierung unterschiedlichster<br />

Prozesse bringt enormes Potenzial mit sich. Frühzeitiges Erlernen umfangreicher,<br />

über den rein technischen Bereich hinausgehender Kompetenzen<br />

ist ein essenzieller Bestandteil für das erfolgreiche Arbeiten im<br />

digitalen Umfeld von Architekten und Ingenieuren von morgen.<br />

90 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme,<br />

Referent an der WKO; Mitinitiator des Fachverbandes<br />

Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes<br />

Schimmelsanierung und technische Bauteiltrocknung e.V.<br />

Pandemich oder was?<br />

Kommentar: Clemens Hecht<br />

Ganz ehrlich, noch vor wenigen Wochen kannten die wenigsten von<br />

uns eine Pandemie, eine globale Epidemie. Und jetzt? Eine Pandemie<br />

hält uns in Schach, aber sie setzt uns nicht matt! Die Baubranche dürfte<br />

(Stand heute) mit einem blauen Auge davonkommen. Andere Branchen<br />

trifft es härter, von persönlichen Schicksalsschlägen einmal abgesehen.<br />

Uns, die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme hat es zu einem<br />

äußerst ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Die feierliche Übergabe der<br />

zehnten ETHOUSE Awards 2020 musste einen Tag vor der Veranstaltung<br />

abgesagt werden. Trotzdem gibt es Sieger: http://ethouse.waermedaemmsysteme.at/sieger/2020.<br />

An der thermischen Sanierungen führt kein Weg vorbei<br />

Im Rahmen der virtuellen Verleihung gab Mag. Nina Tomaselli, Die<br />

Grünen, Abgeordnete zum Nationalrat, Sprecherin für Finanzen, Kontrolle,<br />

Wohnen & Bauen folgendes Statement ab: „Die Wohnbaupolitik<br />

braucht eine klare Ausrichtung als Klimaschutzinstrument. An einer<br />

extremen Steigerung der thermischen Sanierungen führt aus grüner<br />

Sicht kein Weg vorbei. Kluger Klimaschutz heißt mit dem Vorhandenen<br />

gut zu haushalten. Wenn wir in die Sanierung investieren, können wir<br />

gleichzeitig die Umwelt schonen und günstigen, guten<br />

Wohnraum schaffen.“<br />

Was heißt das? Na klar: Sanieren,<br />

sanieren, sanieren!<br />

Seitens der Baustoffindustrie und<br />

ihrer Partner liegen Vorschläge<br />

vor, wie z.B. mit steuerlichen<br />

Maßnahmen Anreize geschaffen werden können, in die Sanierung zu<br />

investieren. Schwierigkeiten bereitet bisher u.a. wie die Sanierungsrate<br />

gemessen werden kann. Einig ist man sich nur in einem Punkt: Es wird<br />

zu wenig saniert. Auch eine kurzfristige Evaluierung der Sanierungsrate<br />

ist bisher nur sehr schwer möglich, es liegen in der Regel nur Zahlen<br />

für ein Jahr vor. Dazu gibt es ebenfalls einen Vorschlag. Weiters hat die<br />

Initiative Umwelt & Bauen einen „Marshall-Plan“ ausgerufen, um nach<br />

der Pandemie den Aufschwung für zukunftsfähige, klimafreundliche<br />

Gebäude zu schaffen.<br />

In dem von der Bundesregierung am 16.06.2020 beschlossenen Ministerratsvortrag<br />

„Zusammen in die Zukunft“ heißt es zum Thema Sanierungsoffensive:<br />

„Die Sanierung von Gebäuden wird durch die Verlängerung<br />

bzw. den Ausbau bestehender Förderprogramme, steuerliche<br />

Anreize bzw. Förderungen für Investitionen in thermisch-energetische<br />

Sanierung sowie den Heizkesseltausch für Gewerbliche und Private und<br />

den Abbau rechtlicher Barrieren im Wohn- und Mietrecht weiter forciert.<br />

Ein spezifischer Förderschwerpunkt wird dabei bei einkommensschwachen<br />

Haushalten liegen.“ Das aktuelle Regierungsprogramm<br />

weist in die gleiche Richtung.<br />

Man könnte meinen, dass sich alle einig sind<br />

und sich zufrieden zurücklehnen. Aber<br />

jetzt gilt es erst recht: Wir müssen<br />

vom Reden ins Tun kommen! Wir<br />

müssen dran bleiben – für eine<br />

nachhaltige Zukunft mit klimafreundlichen<br />

Gebäuden!<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

91


Im Fokus<br />

JOSEF MUCHITSCH (LI.) UND ERWIN SORAVIA<br />

2021 erwischt's uns richtig<br />

Von der Gesundheitskrise zur Baukrise. Um zu retten was, zu retten ist, fordern VÖPE und GBH gemeinsam<br />

die Beschleunigung von Baugenehmigungen von baureifen Projekten mit einem derzeitigen Gesamtvolumen von<br />

25 Milliarden Euro.<br />

N<br />

atürlich hat die COVID-19-<br />

Pandemie auch die österreichische<br />

Bürokratie gelähmt. Bescheide<br />

und Beschlüsse liegen<br />

auf Eis, Bauverhandlungen konnten nicht<br />

durchgeführt werden. Anbetracht der Rekordarbeitslosigkeit<br />

ein Desaster. „Ab Herbst wird<br />

die Krise an die ersten Türen von Baufirmen<br />

klopfen“, so Josef Muchitsch, von der Gewerkschaft<br />

Bau-Holz (GBH). „Trifft die Corona-Arbeitslosigkeit<br />

auch noch auf die Winterarbeitslosigkeit,<br />

wird der Staat das nicht mehr stemmen<br />

können.“ Deshalb soll die Konjunkturlokomotive<br />

Bau durch private Bauprojekte mit Sprit<br />

versorgt werden. Baureife Projekte mit einem<br />

Gesamtvolumen von 25 Milliarden Euro, die<br />

mangels Bescheiden und Beschlüssen auf Eis<br />

liegen, sollen schneller bewilligt werden.<br />

Baubescheide raus aus den Schubladen<br />

Erwin Soravia, Präsident der Vereinigung<br />

Österreichischer Projektentwickler (VÖPE)<br />

schlägt in die gleiche Kerbe und beruft sich<br />

auf eine Studie des Institutes für Höhere<br />

Studien: Jede investierte Million Euro sichert<br />

rund zehn Arbeitsplätze, schafft eine<br />

Wertschöpfung durch direkte und indirekte<br />

Effekte von mehr als 900.000 Euro und sorgt<br />

für eine Steuer- und Abgabenleistung von<br />

mehr als 300.000 Euro. „Dieses Geld kommt<br />

wieder direkt in Österreich an und bringt<br />

die Konjunktur insgesamt zum Laufen“, so<br />

Soravia. „Wenn nur ein Teil der privaten<br />

baureifen Projekte jetzt schneller bewilligt<br />

wird und der Rest in Etappen, wird daraus<br />

das größte Konjunkturpaket der 2. Republik.“<br />

Durch ein stärkeres Bekenntnis seitens<br />

der VÖPE zu regionalen Vergaben aller Auftragnehmer<br />

inklusive der Subunternehmen<br />

könnten dadurch rund 250.000 Arbeitsplätze<br />

in Österreich gesichert beziehungsweise geschaffen<br />

werden.<br />

Klare Forderungen an die Politik<br />

„Wir haben nur dann eine Chance, gut ins<br />

Frühjahr zu starten, wenn wir die Zeit jetzt<br />

nutzen und baureife Projekte schneller startklar<br />

machen“, so Muchitsch. „Tatsache ist,<br />

je größer die Bauprojekte, umso länger die<br />

Vorarbeiten und die Vorlaufzeiten.“<br />

Der laut Ökonomen und Wirtschaftsexperten<br />

prognostizierten negativen Entwicklung am<br />

Arbeitsmarkt kann nur mit Beschäftigung<br />

entgegengewirkt werden. Daher fordern<br />

VÖPE und GBH unter dem Titel „Bauen<br />

ohne Bröseln“ schnellere Behördenwege,<br />

verbindliche Fristen und Zeitfenster auf<br />

Behördenseite, planbare und verlässliche<br />

Timelines und digitalisierte Prozesse, die der<br />

modernen Realität entsprechen. Zusätzlich<br />

sollen alle Auftragnehmer inklusive Subunternehmen<br />

stärker an regionale Vergaben<br />

gebunden werden. „Raus aus der Krise durch<br />

Investitionen in den Arbeitsmarkt“, erklären<br />

Muchitsch und Soravia unisono. „Die politisch<br />

Verantwortlichen sind nun gefordert,<br />

die dazu notwendigen Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen.“<br />

92 BauTecFokus


E-Baulehre<br />

Zugriffszahlen seit März versiebenfacht. Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie rüstete das<br />

Baugewerbe bei der Digitalisierung der Baulehre auf – das trägt Lehrende und Lehrlinge nun durch die Krise.<br />

A<br />

uf Basis der bestehenden E-<br />

Learning-Angebote hat die Berufsschule<br />

für Baugewerbe für<br />

den Lockdown bereits im März<br />

2020 ein Distance-Learning konzipiert. Der<br />

Lösungsansatz: Jeden Tag ein Onlinekurs. Möglich<br />

wurde das rasche Vorgehen nur aufgrund<br />

der seit Herbst 2019 bestehenden E-Learning-<br />

Plattform.<br />

Thomas Prigl, stv. Direktor an der Berufsschule<br />

für Baugewerbe Wien: „Aktuell haben sich die<br />

Zugriffszahlen der E-Baulehre im Bundesland<br />

Wien in 14 Wochen mehr als versiebenfacht -<br />

von rund 1.100 Zertifizierungen per März auf<br />

rund 8.400 per Anfang Juli. Das digitale Lernportal<br />

gewährleistet ein schnelles und effizientes<br />

Lernen. Es holt die Jugendlichen genau<br />

dort ab, wo sie sich oft auch in ihrer Freizeit<br />

aufhalten: online, im Netz. Der Grundpfeiler<br />

ist die Verfügbarkeit, denn der Wissenserwerb<br />

erfolgt zeit- und ortsunabhängig – das ist<br />

gerade jetzt wichtig. Die mediale Wissensvermittlung<br />

mit Bildern und Filmen erhöht durch<br />

den hohen Praxisbezug zudem die Motivation<br />

der Lernenden, was wiederum zum Lernerfolg<br />

beiträgt.“<br />

Fit für die Zukunft am Bau<br />

mit der E-Baulehre<br />

Der Bauberuf hat sich in den letzten Jahren<br />

stark verändert: Digitalisierung und moderne<br />

Technologien stellen neue Anforderungen an<br />

die Fachkräfte. Mit dem Projekt Baulehre 2020<br />

wurde die Lehrlingsausbildung in Österreich<br />

in den vergangenen zwei Jahren umfassend reformiert.<br />

Die bisherigen Lehrbereiche wurden<br />

neu ausgerichtet. Außerdem wurde eine vertiefende,<br />

sogenannte Bau-Kaderlehre für zukünftige<br />

Führungskräfte am Bau geschaffen.<br />

Die Baulehre trägt heute dem zunehmenden<br />

Einsatz digitaler Geräte und Techniken am Bau<br />

Rechnung. So sind beispielsweise die digitale<br />

Vermessung und das elektronische Datenmanagement<br />

Teil der Ausbildung.<br />

Zeitgleich zur inhaltlichen Anpassung der<br />

Lehrpläne, gab es auch eine Veränderung in<br />

der Wissensvermittlung: Im Auftrag der Bundesinnung<br />

Bau wurde die digitale Lernplattform<br />

e-baulehre.at umgesetzt. Diese bietet seit<br />

Herbst 2019 Baulehrlingen ein umfassendes<br />

digitales Trainingsprogramm, das neue Lernmethoden<br />

wie Videos und Online-Trainings in<br />

die Ausbildung integriert. Die BAUAkademie<br />

Oberösterreich ist für das Gesamtkonzept und<br />

die Projektumsetzung verantwortlich. Die<br />

Berufsschule Freistadt und Wien liefern den<br />

Content.<br />

Derzeit befinden sich rund 100 Lehrlinge<br />

in Ausbildung in Wiener Unternehmen des<br />

Baugewerbes. Damit vermehrt Lehrlinge in<br />

Betriebe aufgenommen werden, wird die<br />

Lehrlingsausbildung in Wien besonders gefördert.<br />

Zu 2.000 Euro Förderung durch die<br />

Bundesinnung kommen noch einmal 3.000<br />

Euro durch die Landesinnung Bau Wien hinzu.<br />

Die Beträge werden aktuell für das vergangene<br />

erste Lehrjahr 2019/20 ausgezahlt. Für das<br />

kommende Lehrjahr sind seitens der Bundesinnung<br />

erneut 2.000 Euro beschlossen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

93


Im Fokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

Intensivpatient<br />

Gebäudesanierung<br />

Turbo zünden. Dekarbonisierung bis 2040. Die Corona-Krise hat faktisch über Nacht einen wesentlichen<br />

und auf Touren laufenden Motor der heimischen Wirtschaft – den Bausektor – ins Stottern gebracht.<br />

Autor: Andreas Altstädter<br />

D<br />

ie thermisch-energetische Sanierung<br />

bietet gerade jetzt große<br />

Chancen: Wirtschaftsbelebung<br />

durch Wohnhaussanierung bei<br />

gleichzeitiger Dekarbonisierung bis 2040. Gleich<br />

zwei jüngst präsentierte Studien untermauern<br />

die Bedeutung des Sanierungsbereiches als<br />

„Turbo“ für die Wirtschaft<br />

Raumwärme und Warmwasserbereitstellung<br />

umfassen fast 30 Prozent des gesamten Energiebedarfs<br />

in Österreich. Das ist allen Verantwortlichen<br />

klar und wird auch immer wieder<br />

in Podiumsdiskussionen und Expertengesprächen<br />

betont. Doch: Alle Ansätze zur thermischenergetischen<br />

Sanierung von Gebäuden haben<br />

bisher nicht ausreichend gegriffen.<br />

„Der Bereich Gebäudesanierung liegt seit Jahren<br />

auf der Intensivstation“, meint nicht nur<br />

Georg Bursik, F.B.I. Forschungsverband der<br />

österreichischen Baustoffindustrie. „Gerade in<br />

der jetzigen Situation braucht die Wirtschaft<br />

starke Impulse. Die Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-belebende<br />

Wirkung von Investitionen in<br />

den Bausektor wurden in der Vergangenheit ja<br />

schon vielfach bestätigt“, unterstreicht Bursik.<br />

Die Bedeutung des Sanierungsbereiches als<br />

„Turbo“ für die Wirtschaft lässt sich an einigen<br />

Kennziffern festmachen. Jeder Quadratmeter<br />

Fassade, der thermisch-energetisch saniert<br />

wird, generiert 1 Stunde Arbeitszeit, spart Energie<br />

im Ausmaß von 10 Liter Heizöl bzw. 100<br />

kWh und spart damit pro Jahr zumindest 25 kg<br />

CO 2<br />

für den Klimaschutz. Jeder Quadratmeter<br />

Fassade bringt zudem der Staatskasse direkt<br />

20 Euro an Steuereinnahmen, indirekt zusätzliche<br />

Lohnnebenkosten und entlastet durch<br />

zusätzliche Arbeitsplätze das AMS-Budget.<br />

Umgelegt auf ein ungedämmtes Einfamilienhaus<br />

mit ca. 250 Quadratmeter Fassadenfläche<br />

zeigt sich der „Turbo“-Effekt für Klimaschutz,<br />

Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Staatsbudget.<br />

Und wie die aktuelle Studie zur Sanierungsrate<br />

belegt, ist der Sanierungsbedarf allein bei Eigenheimen<br />

besonders hoch – auch wegen dem<br />

viel höheren Energiebedarf im Vergleich zu<br />

baugleichen Mehrgeschoßwohnungen.<br />

Komplexe Rahmenbedingungen<br />

Die Industrie braucht eine allgemein anerkannte<br />

Methode zur Berechnung der Sanierungsrate.<br />

Seit zwei Jahrzehnten beinhalten<br />

Regierungsdokumente Ziele für Sanierungs-<br />

94 BauTecFokus


aten – allerdings ohne die Sanierungsrate<br />

näher zu definieren. Dementsprechend breit<br />

streuen die bisher angewandten Formeln. Bei<br />

der Sanierungsrate wurden bislang häufig<br />

nur geförderte umfassende Sanierungen berücksichtigt,<br />

nicht aber Einzelmaßnahmen.<br />

Projektziel der Studie war daher die Findung<br />

von konsensfähigen Definitionen, basierend<br />

auf einer einfachen und nachvollziehbaren<br />

Methode. Die Sanierungsrate soll zuverlässig<br />

messbar, sektoral und regional aufschlüsselbar<br />

und mit bestehenden rechtlichen Regelungen<br />

kompatibel sein. „Die vorgeschlagene<br />

Definition für die thermisch-energetische<br />

Sanierungsrate hilft ein vollständiges Bild der<br />

Sanierungsaktivitäten in Österreich zu liefern.<br />

Auf dieser Grundlage kann die Wirkung<br />

von Maßnahmen vergleichbar und nachvoll-<br />

Neudefii nition „Sanierungsrate“<br />

Sanierungsrate =<br />

ziehbar bewertet werden“, erläutert Wolfgang<br />

Schieder, Umweltbundesamt, Team Gebäude.<br />

Geförderte Sanierungen 2009 mit<br />

All-time-high<br />

Die Wohnhaussanierung ist seit 1969 Gegenstand<br />

der Wohnbauförderung. Anfangs<br />

standen Standardanhebungen im Vordergrund,<br />

ab den 1980er Jahren kamen thermische<br />

Maßnahmen hinzu. Ab 2005 wurden<br />

mehrere Bund-Länder-Vereinbarungen zum<br />

Klimaschutz in der Wohnbauförderung geschlossen,<br />

die zu einem starken Anstieg der<br />

Inanspruchnahme dieser Schiene führten.<br />

In Folge der Globalen Finanzkrise 2008 wurden<br />

von Bund und Ländern wirtschafts- und<br />

umweltpolitisch motivierte Initiativen zur<br />

Ankurbelung thermischer Sanierungen<br />

Σ umfassende Sanierungen + Σ äquivalente Einzelmaßnahmen<br />

Gesamtbestand Wohnungen<br />

„Einzelaktionen<br />

werden uns nicht<br />

weiterbringen. Wir<br />

brauchen dringend<br />

eine Sanierungsstrategie.“<br />

Roland Hebbel,<br />

Zentralverband Industrieller<br />

Bauproduktehersteller<br />

gesetzt, die 2009 zu einem Höhepunkt mit<br />

annähernd 40.000 umfassenden Sanierungen<br />

und etwa doppelt so vielen geförderten<br />

Einzelmaßnahmen führten. Zusammen ergab<br />

das allein (ohne ungeförderte Maßnahmen)<br />

eine Sanierungsrate von 1,8 Prozent. Seither<br />

sind geförderte Sanierungen kontinuierlich<br />

rückläufig und erreichten 2018 eine Rate von<br />

nur noch 0,5 Prozent.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

95


Im Fokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

„Mit einer Sanierungsrate<br />

von 2,5 bis 3<br />

Prozent können wir<br />

den Wohnungsbestand<br />

bis 2040<br />

Klima-fit machen.“<br />

Wolfgang Amann,<br />

Institut für Immobilien, Bauen<br />

und Wohnen.<br />

Factbox<br />

ZUM NACHLESEN<br />

Die beiden Studien „Zur aktuellen thermisch-energetischen<br />

Sanierungsrate in<br />

Österreich“ (IIBW/Umweltbundesamt)<br />

und „Steuerliche Maßnahmen zur Dekarbonisierung<br />

des Wohnungssektors“ (IIBW/<br />

Fuhrmann/Stingl) stehen auf www.iibw.at<br />

zum download bereit.<br />

Ungeförderte Sanierungen mit<br />

gegenläufigem Trend<br />

Die Datenauswertungen im Rahmen der Studie<br />

belegen erstmals den hohen Stellenwert<br />

ungeförderter Sanierungen. Umfassende,<br />

nicht geförderte Sanierungen hatten vor<br />

zehn Jahren zwar einen deutlich geringeren<br />

Stellenwert als geförderte, ihr Rückgang fiel<br />

aber deutlich moderater aus. Überraschungen<br />

zeigt die Entwicklung von ungeförderten<br />

Einzelsanierungsmaßnahmen. Ihre Zahl stieg<br />

von etwa 10.000 vor zehn Jahren auf zuletzt<br />

etwa 100.000 pro Jahr. Rückläufige Förderungsaktivitäten<br />

führten bei Einzelmaßnahmen<br />

also zu keinem Rückgang des Marktes,<br />

sondern zu einer Verlagerung zu „Einzelsanierungen<br />

aus dem Baumarkt“.<br />

„Es ist den verschiedenen Förderungsmodellen<br />

offenbar nur unzureichend gelungen, diese<br />

Investitionsbereitschaft „einzufangen“ und<br />

in umfassende Maßnahmen umzulenken. In<br />

eine Sanierungsrate umgerechnet, stiegen<br />

ungeförderte Sanierungen zwischen 2009 und<br />

2012 von 0,4 Prozent auf fast 1,0 Prozent und<br />

blieben seither auf etwa diesem Niveau“, so<br />

Wolfgang Amann, Geschäftsführer des IIBW<br />

– Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen.<br />

Sanierungsrate 1,4 Prozent<br />

Nach der neuen Methode, unter Berücksichtigung<br />

ungeförderter sowie (kumulierter) Einzelbauteilsanierungen,<br />

lag die Sanierungsrate<br />

für Hauptwohnsitzwohnungen 2010 bei 2,2<br />

Prozent und unter Berücksichtigung der<br />

Wohnungen ohne Hauptwohnsitz (Nebenwohnsitze,<br />

Ferienwohnungen, Leerstand) bei<br />

etwa 2,1 Prozent. 2018 wurde demgegenüber<br />

nur noch eine Sanierungsrate von 1,4 Prozent<br />

erreicht. Vor zehn Jahren dominierten<br />

umfassende Sanierungen, heute überwiegen<br />

eindeutig die Einzelmaßnahmen.<br />

Hoher Sanierungsbedarf<br />

Die Studie liefert neben einer erstmals umfassend<br />

ermittelten Sanierungsrate auch<br />

einen Einblick zum Sanierungsbedarf in den<br />

einzelnen Wohnungsbeständen: Seit 1991 ist<br />

der Wohnungsbestand um etwa 40 Prozent<br />

auf fast 4,8 Millionen Einheiten angewachsen.<br />

Besonders stark zugelegt haben Eigenheime<br />

ohne Hauptwohnsitz, gemeinnützige<br />

Mietwohnungen und Eigentumswohnungen.<br />

Etwa 1,9 Millionen Einheiten haben einen<br />

thermisch unzureichenden Standard. Besonders<br />

hoch ist der Sanierungsbedarf bei Eigenheimen,<br />

nicht nur wegen der sehr hohen Zahl,<br />

sondern auch wegen dem sehr viel höheren<br />

Energiebedarf im Vergleich zu baugleichen<br />

Geschoßwohnungen.<br />

„Durchsaniert“ und Klima-fit bis 2040<br />

Zur Erreichung einer vollständigen thermischenergetischen<br />

Ertüchtigung des Wohnungsbestands<br />

bis 2040 muss die Sanierungsrate<br />

(umfassende Sanierungen und kumulierte<br />

Einzelmaßnahmen) kurzfristig auf 2,6 Prozent<br />

und ab 2025 auf 3,2 Prozent erhöht werden.<br />

Dies sind kurzfristig etwa 120.000 umfassende<br />

Sanierungsäquivalente. „Mit einer<br />

Sanierungsrate von 2,5 bis 3 Prozent können<br />

wir den österreichischen Wohnungsbestand<br />

bis 2040 Klima-fit machen. Das ist bei entschlossenem<br />

Handeln von Politik, Wirtschaft<br />

und Bevölkerung zu schaffen“, so Amann. Um<br />

die Effizienz der Maßnahmen zur Steigerung<br />

der Sanierungsrate in Zukunft darstellen und<br />

gegebenenfalls zeitnah eine Anpassung der<br />

96 BauTecFokus


Maßnahmen vornehmen zu können, empfehlen<br />

die Autoren eine halbjährige Berichterstattung<br />

zum Sanierungsgeschehen.<br />

Österreich braucht eine<br />

Sanierungsstrategie<br />

Die Erkenntnisse aus der Studie zur Sanierungsrate<br />

haben offen gelegt, dass eine deutliche<br />

Anhebung der Sanierungsrate nur mit<br />

einem Maßnahmenbündel für die einzelnen<br />

Bestandssegmente zu erreichen sein wird. „Einzelaktionen,<br />

wie in der Vergangenheit, werden<br />

uns nicht weiterbrigen. Wir brauchen daher in<br />

Österreich dringend eine Sanierungsstrategie“,<br />

so Roland Hebbel, GDI 2050, ZIB – Zentralverband<br />

Industrieller Bauproduktehersteller.<br />

„Für eine Erholung der Bauwirtschaft und die<br />

Erreichung der Klimaziele brauchen wir eine<br />

massive Ankurbelung der thermisch-energetischen<br />

Sanierung. Das ist eine riesige Herausforderung<br />

für alle Beteiligten, vor allem<br />

für die bauausführende Wirtschaft und die<br />

öffentliche Hand – es ist aber auch die Chance.<br />

Also packen wir es an“, so Hebbel.<br />

Schwerpunkt bei steuerlichen<br />

Förderungen<br />

Nachdem die bisherigen Ansätze zur Erhöhung<br />

der Sanierungsrate nicht ausreichend<br />

fruchten, spricht sich die Bauprodukteindustrie<br />

für einen neuen Schwerpunkt bei steuerlichen<br />

Förderungen aus. Schon im Regierungsprogramm<br />

heißt es: „Das Steuersystem ist ein<br />

wirksamer Hebel, um die Dekarbonisierung<br />

voranzutreiben“ (S. 78). Das erste in der vorliegenden<br />

Studie vorgestellte Modell zielt auf<br />

Eigenheime und Eigentumswohnungen ab,<br />

das zweite auf private Mietwohnungen, also<br />

auf Bestandssegmente, bei denen die bisherigen<br />

Förderungsmodelle besonders auslassen.<br />

Die Sanierung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen<br />

soll durch die großzügige<br />

Absetzung von Sanierungskosten von der<br />

Lohn- und Einkommensteuer bzw. einer Negativsteuer<br />

im Rahmen der Arbeitnehmerveranlagung<br />

angekurbelt werden, die Sanierung<br />

von privaten Mietwohnungen durch eine verkürzte<br />

Absetzung von Sanierungskosten oder<br />

alternativ mit Investitionsprämien.<br />

Sanierung von Eigenheimen und<br />

Eigentumswohnungen<br />

Mit einem möglichst einfachen Modell in<br />

Anlehnung an die seit Langem in Südtirol<br />

angewandte steuerliche Sanierungsförderung<br />

können alle thermisch-energetisch relevanten<br />

Maßnahmen steuerlich abgesetzt werden. Das<br />

Rückgrat bildet ein zu 100 Prozent absetzbares<br />

Sanierungskonzept. Auf dieser Basis kann sich<br />

der Eigentümer für eine umfassende oder die<br />

Sanierung von Einzelbauteilen entscheiden.<br />

Bei einer umfassenden Sanierung sollen der<br />

Heizwärmebedarf oder die Gesamtenergieeffizienz<br />

um zumindest 60 Prozent verbessert<br />

werden. Dafür können 65 Prozent der Kosten<br />

steuerlich geltend gemacht werden. Bei Teilsanierungen<br />

müssen die jeweiligen Bauteile<br />

den thermischen Standard von Neubauten erreichen.<br />

Dafür gibt es eine steuerliche Absetzbarkeit<br />

von 40 Prozent der Kosten. Wenn sich<br />

ein Eigentümer nach der einen oder anderen<br />

Teilmaßnahmen für eine umfassende Sanierung<br />

entscheidet, erhält er nachträglich die<br />

entsprechende zusätzliche Steuergutschrift.<br />

Diese einfache Vorgangsweise scheint bestmöglich<br />

zur Realität vieler Haus- und Woh-<br />

„Der Bereich<br />

Gebäudesanierung<br />

liegt seit Jahren auf der<br />

Intensivstation.“<br />

Georg Bursik,<br />

Forschungsverband der<br />

österreichischen Baustoffindustrie<br />

nungseigentümer zu passen. Die Bereitschaft,<br />

in das eigene Haus zu investieren, ist hoch.<br />

Die meisten aber wollen nur im Ausmaß ihrer<br />

aktuellen Rücklagen investieren. Für manche,<br />

etwa viele Pensionisten, fällt es auch schwer,<br />

Bankfinanzierungen zu bekommen. Steuerliche<br />

Förderungen bevorzugen typischerweise<br />

reichere Haushalte. Dieser Effekt wird mit dem<br />

Förderungsmodell weitgehend neutralisiert,<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

97


Im Fokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

indem die anerkennbaren Kosten gedeckelt<br />

sind und Niedrigverdiener alternativ eine<br />

Negativsteuer in Anspruch nehmen können.<br />

„Bei der Sanierung von Eigenheimen können<br />

wir den mit Abstand größten Hebel ansetzen.<br />

Die einkommensteuerliche Absetzung der Sanierungskosten<br />

ist ein international erfolgreich<br />

angewandtes Modell“, so Walter Stingl, Gründer<br />

der Stingl Top Audit Steuerberatung GmbH.<br />

Ankurbelung der Sanierung privater<br />

Mietwohnhäuser<br />

Ein ähnlich einfaches steuerliches Förderungsmodell<br />

wurde für die thermisch-energetische<br />

Sanierung privater Mietwohnhäuser<br />

entwickelt. Ähnlich einem in Deutschland<br />

neu eingeführten Instrument soll durch eine<br />

stark verkürzte Absetzung der Sanierungskosten<br />

innerhalb von nur fünf Jahren die<br />

Bereitschaft für Sanierungen angekurbelt<br />

werden. Für Eigentümer, die mit erhöhten<br />

Absetzbeträgen wenig anfangen können, soll<br />

alternativ eine Investitionsprämie in Höhe<br />

von 15 Prozent der Investitionskosten eingeführt<br />

werden. Denkmalgeschützte Gebäude<br />

werden zusätzlich begünstigt, indem die<br />

Liebhabereiberechnung entschärft wird. Bei<br />

gewerblich genutzten Mietflächen ist schon<br />

heute eine Sofortabsetzung möglich. Dies soll<br />

bei Mischobjekten auch auf Wohnungen ausgeweitet<br />

werden. Begleitend soll zur erleichterten<br />

Finanzierung die steuerfreie Ansparung<br />

der Mietzinsreserve ermöglicht werden.<br />

„Besten Effekte<br />

durch steuerlichen<br />

Förderungen und<br />

wohnrechtliche<br />

Anpassungen.“<br />

Karin Fuhrmann,<br />

TPA Steuerberatung<br />

Augenmaß beim thermisch und<br />

wirtschaftlich Machbaren<br />

Regelungen und Anreize müssen bei Miethäusern<br />

anders als im Wohnungseigentum angelegt<br />

sein. Umfassende thermisch-energetische<br />

Sanierungen sind unter den heutigen Rahmenbedingungen<br />

nur sehr schwer wirtschaftlich<br />

darstellbar. Andererseits ist kaum mit politischer<br />

Unterstützung für eine Begünstigung<br />

von Einzelbauteilsanierungen zu rechnen.<br />

Angesichts dessen spricht viel für die Anwendung<br />

des beim Sanierungsscheck erprobten<br />

Modells, dass förderbare Teilsanierungen<br />

eine Effizienzsteigerung um mindestens 40%<br />

erreichen müssen, nachzuweisen entweder<br />

über den Heizwärmebedarf oder die Gesamtenergieeffizienz.<br />

„Bei privaten Vermietern wird man mit steuerlichen<br />

Förderungen in Verbindung mit<br />

wohnrechtlichen Anpassungen die besten Effekte<br />

erzielen“, Karin Fuhrmann, Steuerberaterin<br />

und Partnerin bei TPA Steuerberatung.<br />

Ergänzende wohnrechtliche<br />

Maßnahmen als Turbo<br />

Die entwickelten Modelle werden zweifellos<br />

von der Branche gut aufgenommen werden.<br />

Ihre Wirksamkeit würde aber wesentlich<br />

steigen, wenn begleitende wohnrechtliche<br />

Reformen durchgeführt werden. Beim Wohnungseigentum<br />

sind die großen Brocken eine<br />

Neuregelung der Rücklage und effizientere<br />

Regelungen der Willensbildung. Im Mietrecht<br />

wäre ein besonders starker Treiber, wenn<br />

Wohnungen im Vollanwendungsbereich<br />

(Gründerzeit-Bauten) bei entsprechend hoher<br />

Qualität der Sanierung angemessen vermietet<br />

werden könnten. Für viele Maßnahmen, etwa<br />

die Umstellung von fossilen wohnungsseitigen<br />

Heizungen (Gasthermen) auf regenerative<br />

Hauszentralheizungen (Fernwärme),<br />

müssen die Duldungspflichten der Mieter<br />

reformiert werden.<br />

2 Millionen Tonnen CO 2<br />

-Reduktion<br />

in zehn Jahren<br />

Bei entsprechend konsequenter Umsetzung<br />

der dargestellten steuerlichen Förderungsmodelle<br />

ist in den jeweiligen Bestandssegmenten<br />

eine Erhöhung der Sanierungsrate um etwa<br />

einen Prozentpunkt machbar. Damit ist ein<br />

wesentlicher Beitrag zur Dekarbonisierung des<br />

Wohnungssektors darstellbar, der in 10 Jahren<br />

eine CO 2<br />

-Reduktion von 2 Millionen Tonnen<br />

bewirken würde.<br />

Turbo für die Wirtschaft und Arbeitsmarkt<br />

– Herausforderung für die Bauwirtschaft Die<br />

Wohnhaussanierung ist ein mächtiger Motor<br />

für Wirtschaftsleistung und Beschäftigung.<br />

Die dargestellten Maßnahmen versprechen<br />

einen zusätzlichen Bruttoproduktionswert<br />

von fast 2,6 Milliarden Euro pro Jahr. Von der<br />

Eigenheimsanierung profitiert insbesondere<br />

98 BauTecFokus


der ländliche und semiurbane Raum, die Miethaussanierung<br />

wirkt hingegen eher in den<br />

Städten. Es werden nicht weniger als 18.000<br />

Arbeitsplätze dauerhaft gesichert. Allerdings<br />

bedeutet die massive Forcierung der Wohnhaussanierung<br />

eine Herausforderung für die<br />

Bauwirtschaft. Bei Umsetzung des skizzierten<br />

Volumens werden jährlich 31.000 Häuser und<br />

Wohnungen umfassend thermisch saniert<br />

(inkl. Äquivalente für Einzelmaßnahmen). Im<br />

Vergleich dazu schaffte die gesamte Wohnbauförderung<br />

zuletzt nur 19.000 Sanierungen.<br />

Win-Win-Win für Umwelt,<br />

Wirtschaft und Fiskus<br />

Unter den getroffenen Annahmen bewirken<br />

die beiden Modelle zusätzliche Einnahmen aus<br />

der Lohn- und Umsatzsteuer bzw. Minderausgaben<br />

für eingesparte Arbeitslosenunterstützung<br />

und Kompensationszahlungen für nicht<br />

benötigte Emissionszertifikate von knapp<br />

790 Millionen Euro. Dem stehen steuerliche<br />

Mindereinnahmen im Ausmaß von etwa 630<br />

Millionen Euro gegenüber. Zu den fiskalisch<br />

positiven Effekten kommen noch Vermögensund<br />

Wohlfahrtseffekte für Eigentümer und Bewohner,<br />

weiterführende Umwelteffekte etwa<br />

durch reduzierte Feinstaubbelastung sowie<br />

Einsparungen bei Infrastrukturinvestitionen<br />

der Gemeinden und Effekte aus dem Zurückdrängen<br />

der Schattenwirtschaft. Zusätzlich<br />

stark positiv wirkt sich die massive Verlängerung<br />

der Nutzungsdauer der Gebäude aus.<br />

Factbox<br />

SANIERUNG VON EIGENHEIMEN UND<br />

EIGENTUMSWOHNUNGEN<br />

Es sollen alle thermisch-energetisch relevanten Maßnahmen einer Gebäudesanierung<br />

steuerlich absetzbar sein. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Umfassende Sanierung mit Sanierungskonzept; die Gesamtenergieeffizienz oder<br />

der Heizwärmebedarf eines Gebäudes muss um mindestens 60 Prozent verbessert<br />

werden<br />

Einzelbauteilsanierungen sind förderungswürdig, sofern die jeweiligen Bauteile den<br />

thermischen Standard von Neubauten erreichen<br />

Sanierungsausgaben werden mit 100.000 Euro gedeckelt. Die abzuschreibende<br />

Summe wird in fünf gleiche jährliche Beträge aufgeteilt und über Einkommensteuererklärung<br />

bzw. Arbeitnehmerveranlagung geltend gemacht.<br />

Bei umfassender Sanierung können 65 Prozent der Kosten steuerlich geltend<br />

gemacht werden, bei Einzelbauteilsanierungen 40 Prozent der Kosten (können<br />

nachträglich zu einer umfassenden Sanierung ausgeweitet werden). Niedrigverdiener<br />

können alternativ eine Negativsteuer in Anspruch nehmen.<br />

SANIERUNG PRIVATER MIETWOHNHÄUSER<br />

Voraussetzung für die Förderung ist eine Verbesserung der Gesamt-energieeffizienz<br />

oder des Heizwärmebedarfs eines Gebäudes um mindestens 40 Prozent.<br />

Stark verkürzte Absetzung in Form einer Sonderabschreibung (innerhalb von 5<br />

Jahren)<br />

Alternativ eine Investitionsprämie von 15 Prozent der Investitionskosten<br />

Für denkmalgeschützte Gebäude soll die Liebhabereiberechnung entschärft<br />

werden<br />

Mietzinsreserven: zum Ansparen der Finanzierungsbeiträge für Sanierung. Werden<br />

diese nicht für energetische Sanierung verwendet, sind sie nachzuversteuern.<br />

Sofortabsetzung Wohnungen bei Mischobjekten (analog gewerblich genutzte<br />

Mietflächen)<br />

EFFEKTE UND AUSWIRKUNGEN AUF DAS BUDGET<br />

2 Mio. t CO 2<br />

-Reduktion in 10 Jahren<br />

„Einkommensteuerliche<br />

Absetzung der<br />

Sanierungskosten<br />

ist ein international<br />

erfolgreich<br />

angewandtes Modell.“<br />

Walter Stingl,<br />

Stingl Top Audit Steuerberatung<br />

2,6 Mrd. Euro zusätzlicher Bruttoproduktionswert pro Jahr (dient der Konjunkturbelebung)<br />

18.000 Arbeitsplätze werden dauerhaft gesichert<br />

31.000 Häuser und Wohnungen werden jährlich saniert<br />

- 630 Millionen Euro steuerliche Mindereinnahmen<br />

+ 790 Millionen Euro zusätzliche Lohnsteuer und USt., Nichtausgaben Arbeitslosigkeit<br />

und Einsparung CO 2<br />

-Zertifikate<br />

+ 160 Millionen Euro Saldo für die öffentliche Hand<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

99


Branchen & Services<br />

Dominanz der<br />

Gemeinnützigen<br />

Kleinere Projekte, aber mehr Wohnfläche. Je größer die Nähe zu Wien und den regionalen<br />

Ballungsräumen, desto höher ist der Anteil der gewerblichen Bauträger.<br />

Autor: Andreas Altstädter<br />

100 BauTecFokus


I<br />

m Herbst des Vorjahres wirbelten der<br />

WKÖ-Fachverband der Immobilien- und<br />

Vermögenstreuhänder und die Exploreal<br />

mit der Studie über die Pipeline an<br />

Wohnbauprojekten in Wien gehörig Staub auf.<br />

Nun haben die beiden Kooperationspartner mit<br />

einer Untersuchung über die Wohnsituation in<br />

Niederösterreich nachgelegt. Wie bei der Premiere<br />

stand auch bei der Studie für Niederösterreich<br />

eine umfassende Auswertung anstehender<br />

Großprojekte, von denen wichtige Impulse in<br />

Hinblick auf den Wohnungsmarkt und die Bauwirtschaft<br />

ausgehen, im Fokus.<br />

Über 1.000 Projekte in<br />

Niederösterreich ausgewertet<br />

Um ein typisches Neubau-Bauträgerprojekt<br />

zu charakterisieren, wurden über 1.000 Projekte<br />

in Niederösterreich mit über 30.000<br />

Wohneinheiten ausgewertet. Rund 5.000<br />

Wohneinheiten (überwiegend Wohnungen)<br />

wurden im Detail erfasst und analysiert. „Für<br />

uns ist es nicht nur als Interessenvertreter eine<br />

interessante Abbildung der Ist-Situation, wir<br />

können damit auch unsere Kunden exakt über<br />

derzeitige Bauaktivitäten informieren“, erklärt<br />

Johannes Wild, geschäftsführender Obmann<br />

der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder<br />

Niederösterreich.<br />

Vergleich mit Wien: Projekte in NÖ kleiner,<br />

Wohneinheiten aber mit mehr Wohnfläche<br />

Wie auch in der ersten Studie wurden die in<br />

der Pipeline befindlichen Projekte auf ein „typisches<br />

Durchschnittsprojekt“ heruntergebrochen.<br />

Im Vergleich zu Wien fällt auf, dass die<br />

Projekte in Hinblick auf die Anzahl der Wohneinheiten<br />

deutlich kleiner sind, mehr Wohnfläche<br />

und PKW-Stellplätze aufweisen und die<br />

Wohnungen über einen hohen Terrassen-/<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

101


Branchen & Services<br />

DAS „GLÄSERNE“ PROJEKT – WIEN<br />

mit Loggia: 29 %<br />

mit Balkon: 50 %<br />

mit Terrasse: 35 %<br />

mit Garten: 14 %<br />

mit Freifläche: 91 %<br />

1-2 Zi-Wg: 50 %<br />

3 Zi-Wg: 35 %<br />

4+ Zi-Wg: 15 %<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 7.377)<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 7.483)<br />

ø 0,81 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte in<br />

EXPLOREAL (n = 759)<br />

ø 63 Wohnungen / Projekt<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

in EXPLOREAL (n = 1.570)<br />

ø 65,6 m² Wohnnutzfläche<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 7.481)<br />

ø Grundkostenanteil: 1.120 €/m²<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

in EXPLOREAL (n = 948)<br />

ø 9,1 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 7.483)<br />

„Anzahl der Wohnungen<br />

mit vier oder mehr<br />

Zimmern doppelt so<br />

hoch als in Wien.“<br />

Michael Pisecky,<br />

Fachgruppenobmann<br />

der Immobilien- und<br />

Vermögenstreuhänder Wien<br />

Gartenanteil verfügen. Durchschnittlich umfasst<br />

jedes Bauprojekt 25 Wohnungen, diese<br />

haben im Median 76,5 Quadratmeter Wohnnutzfläche,<br />

11,7 Prozent Freifläche (Loggia/<br />

Balkon/Terrasse) und 1,62 PKW-Stellplätze,<br />

rund doppelt so viele wie in Wien (0,81 PKW-<br />

Stellplätze/Wohnung).<br />

„In Wien sind ca. 50 Prozent der neu gebauten<br />

Einheiten 1- oder 2-Zimmerwohnungen und<br />

lediglich 15 Prozent haben vier Zimmer und<br />

mehr. In Niederösterreich ist die Anzahl der<br />

großen Wohnungen – mit vier oder mehr Zimmern<br />

– doppelt so hoch“, analysiert Michael Pisecky,<br />

Fachgruppenobmann der Immobilienund<br />

Vermögenstreuhänder Wien. Dies sei<br />

vor allem dem hohen Prozentsatz an Ein- und<br />

Zweipersonenhaushalten in Wien geschuldet,<br />

aber auch dem höheren Quadratmeterpreis,<br />

weshalb die Wohnungen kleiner sind, um<br />

leistbar zu bleiben. Erwartungsgemäß ist der<br />

Anteil an Eigennutzern, die für die Familie die<br />

Wohnung im Eigentum erwerben, in Niederösterreich<br />

höher als in Wien. Ähnlich hoch zeigt<br />

sich der prozentuelle Anteil der Wohneinheiten<br />

mit Freiflächen in beiden Bundesländern:<br />

97 Prozent sind es in Niederösterreich, immerhin<br />

91 Prozent in der Großstadt Wien.<br />

In NÖ dominieren gemeinnützige Bauträger<br />

mit rund 64 Prozent der Wohnbauten<br />

Bei den Aktivitäten der gewerblichen und gemeinnützigen<br />

Bauträger gibt es einen auffälligen<br />

Unterschied zwischen den beiden Bundesländern.<br />

Alexander Bosak, Mitbegründer und<br />

Geschäftsführer der Exploreal: „Während in<br />

Wien die gewerblichen Bauträger dominieren,<br />

sind es in Niederösterreich die gemeinnützigen.<br />

In Niederösterreich errichten die gemeinnützigen<br />

Bauträger 64 Prozent der Wohnbau-<br />

102 BauTecFokus


DAS „GLÄSERNE“ PROJEKT – NIEDERÖSTERREICH<br />

mit Loggia: 19 %<br />

mit Balkon: 41 %<br />

mit Terrasse: 48 %<br />

mit Garten: 36 %<br />

mit Freifläche: 97 %<br />

1-2 Zi-Wg: 32 %<br />

3 Zi-Wg: 37 %<br />

4+ Zi-Wg: 31 %<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 5.242)<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />

aller Wohnungen im Angebot (n = 5.356)<br />

ø 1,62 PKW-Stellplätze / Wohneinheit<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte in<br />

EXPLOREAL (n = 1.037)<br />

ø 25 Wohneinheiten / Projekt<br />

arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />

in EXPLOREAL (n = 1.218)<br />

Wohnungen: 85 %<br />

ø 76,5 m² Wohnnutzfläche<br />

Median aller Wohneinheiten im<br />

Angebot (n = 5.367)<br />

Reihenhaus/Doppelhaus: 13 %<br />

Einfamilienhaus(-grundstück): 2 %<br />

ø 11,7 m² Freiflächen<br />

(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />

Median aller Wohneinheiten<br />

im Angebot (n = 5.365)<br />

aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 30.840)<br />

ten, die freifinanzierten Projekte betragen 36<br />

Prozent. In der Bundeshauptstadt werden nur<br />

33 Prozent der Wohnbauprojekte von gemeinnützigen<br />

Bauträgern gebaut, die gewerblichen<br />

Wohnbauträger zeichnen für rund zwei Drittel<br />

der neuen Wohneinheiten verantwortlich. Je<br />

größer die Nähe zu Wien und den regionalen<br />

Ballungsräumen, desto höher ist der Anteil der<br />

gewerblichen Bauträger. „Ein überproportional<br />

großer Anteil der gewerblichen Bauträger<br />

ist – im Verhältnis zur Gesamtverteilung – daher<br />

in den Bezirken Mödling, St. Pölten/Stadt,<br />

Korneuburg, Tulln, Baden und Krems festzustellen“,<br />

ergänzt Exploreal-Mitbegründer<br />

Matthias Grosse.<br />

Die größte Bautätigkeit in Niederösterreich<br />

findet prinzipiell in den – an Wien verkehrstechnisch<br />

gut angebundenen – Städten statt.<br />

Die meisten Projekte sind seit April 2019 im<br />

Industrieviertel (172 Projekte) und Mostviertel<br />

(135 Projekte) in die Vermarktung gekommen.<br />

Regionale Schlusslichter waren das Weinviertel<br />

mit 92 Projekten und das Waldviertel mit 50<br />

Projekten.<br />

More to come<br />

„Aufgrund der großen Resonanz – über die<br />

Immobilienwirtschaft hinaus – werden wir in<br />

den kommenden Monaten die Studie auf alle<br />

österreichischen Bundesländer ausweiten, um<br />

die jeweilige Wohnbausituation zu erheben<br />

und zu analysieren“, kündigt Gerald Gollenz,<br />

stellvertretender Fachverbandsobmann der<br />

Immobilien- und Vermögenstreuhänder,<br />

anlässlich der Präsentation weitere Studien<br />

an. Denn die einzelnen Bundesländer zeigen<br />

eigene Charakteristika bei der Verteilung und<br />

Umsetzung der Wohnprojekte, wie auch die<br />

Studie für Niederösterreich bestätigt.<br />

„In NÖ zeichnen wir für<br />

rund zwei Drittel der<br />

neuen Wohneinheiten<br />

verantwortlich.“<br />

Alexander Bosak,<br />

Exploreal<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

103


Bauen & Technik<br />

104 BauTecFokus


Gut gebaut?<br />

Nachhaltigte Bauprojekte im Praxistest. SeeSee Tower, Smart-<br />

Wohnen im Sonnwendviertel II und MGG22: Ein Zertifikat macht noch<br />

keine Wohnqualität – warum sich ein Wohnbauprojekt erst in der Praxis<br />

beweist und was die Bewohner dazu sagen.<br />

Autor: Amelie Miller<br />

Fotos: Stephan Huger, Norbert Mayr<br />

I<br />

n gleichmäßigem Tempo rattert die<br />

U-Bahn über das Gleis. Der Blick aus<br />

dem Fenster verrät, hier wird gebaut.<br />

Stolz ragen Kräne in die Luft. Hinter<br />

türkisblauem Wasser steht ein Rohbau nach<br />

dem anderen. Die Sonne kennt kein Erbarmen.<br />

Schweißgeruch steigt einem in die Nase. „Endstation.<br />

Bitte alle aussteigen.“ Seestadt prangt<br />

in weißen Lettern auf violettem Hintergrund.<br />

Die Menschen, die hier aussteigen, scheinen<br />

alle in eine Richtung zu strömen. Am Bauzaun<br />

entlang hebt man nur widerwillig den Kopf, um<br />

die Fassade des weltweit zweithöchsten Holzhochhauses<br />

zu mustern. Von ihrer Last gekrümmt<br />

biegt eine Blondine mit wippendem Pferdeschwanz<br />

nach links in die Janis-Joplin-Promenade ein.<br />

Ganz ohne dicken Benz schleppt sie zwei Gummibäume<br />

in einer blitzblauen Ikea-Tasche in<br />

die Wohnung. Vorbei an Betonmischern zur<br />

Linken und spielenden Kindern zur Rechten ist<br />

das Ziel erreicht.<br />

Der SeeSee Tower –<br />

High Class mit Panorama?<br />

Errichtet in Massivbauweise, genau genommen<br />

besteht er aus Stahlbeton, zumindest die<br />

tragenden Elemente – der SeeSee Tower. Unschwer<br />

zu erkennen: ein Wohnbauprojekt der<br />

BUWOG. 105 freifinanzierte Mietwohnungen<br />

und 40 PKW-Stellplätze verteilen sich hier<br />

vertikal auf einer Grundstücksfläche von 1.745<br />

Quadratmetern. Mit dem Einzug der Bewohner<br />

im August vergangenen Jahres reiht sich<br />

das Gebäude in das Ensemble der BUWOG-<br />

Projekte SeeSee Home und SeeSee Living ein.<br />

Errichtet wurde der Tower als Niedrigenergiegebäude.<br />

Geheizt wird mit Fernwärme. Qualitäten,<br />

die dem SeeSee Tower im Februar 2019<br />

bereits eine ÖGNB-Auszeichnung mit 800<br />

von 1.000 Punkten einbrachte. Allerdings<br />

kein klimaaktiv-Zertifikat. „In der Seestadt<br />

Aspern werden alle Gebäude an den Qualitätskriterien<br />

der ÖGNB gemessen, die allermeisten<br />

davon entsprechen auch den Anforderungen<br />

von klimaaktiv. Freiraumqualität<br />

und soziale Einrichtungen, klimaschonende<br />

Fernwärme, Energieeffizienz bei den Gebäuden<br />

und eine sehr gute Anbindung an den<br />

öffentlichen Verkehr gelten weltweit als eines<br />

der Vorzeigemodelle für den Städtebau der<br />

Zukunft,“ betonte Robert Lechner, Vorsitzender<br />

der ÖGNB, bei der Verleihung. Tatsächlich<br />

ist der SeeSee Tower nicht nur wenige Gehminuten<br />

von der U-Bahn-Station entfernt,<br />

sondern verfügt auch über eine sogenannte<br />

„Urban Loggia“, einen „Indoor Playground“<br />

sowie Allgemeinflächen, die den Bewohnern<br />

zur Verfügung stehen. Von außen sieht der<br />

Tower nicht gerade wie ein gewöhnliches<br />

Wohnhaus aus. Ab dem zweiten Obergeschoß<br />

wirkt es, als wäre ein Loch in der Fassade. Hier<br />

befindet sich ein Kinderspielplatz. Durch das<br />

Abweichen von der Baulinie sollen Fallwinde<br />

im Fußgängerbereich vermieden werden.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

105


Bauen & Technik<br />

Zudem soll die abgestufte Höhe Licht und<br />

Schatten in der Umgebung optimieren, so<br />

der planerische Ansatz des Architekturbüros<br />

Podsedensek ZT. Durch die angrenzenden<br />

Gebäude entsteht vor dem Hauseingang des<br />

Towers eine Art Innenhof. Endlich Schatten.<br />

Ein leichter Westwind bringt frische Luft.<br />

Zweckmäßigkeit und hohe Identifikation<br />

Direkt vor dem Hauseingang des Towers sitzt<br />

auf einer circa zwei Quadratmeter großen Sitzfläche<br />

aus Holz ein Mann mittleren Alters mit<br />

schütterem Haar und tätschelt den Kopf eines<br />

Bernhardiners. Ob er hier wohnt? „Nein“, sagt<br />

er, aber er würde gerne, schließlich lebt seine<br />

Tochter nur zwei Häuser weiter. Er warte gerade<br />

auf die Maklerin. Gründe, in die Seestadt<br />

zu ziehen, gibt es auch abseits der Verwandtschaft<br />

genug: Raus aus der Stadt, den See vor<br />

der Tür – davon hat auch der Hund was. Der<br />

Tower an sich ist kein Grund. Hauptsache in<br />

der Seestadt. Einen Termin zur Besichtigung<br />

zu bekommen, war nicht schwer, allerdings<br />

ist das nicht die erste Wohnung, die er sich in<br />

der Seestadt anschaut. Ob es bisher am Hund<br />

lag? Man weiß es nicht.<br />

„Ich habe lange nach einer passenden Wohnung<br />

in der Seestadt gesucht. Eines Tages<br />

waren dann ein Dutzend Wohnungen im<br />

SeeSee Tower online. Die Besichtigung wurde<br />

von einem Immobilienmakler organisiert. In-<br />

nerhalb von ein paar Tagen habe ich den Mietvertrag<br />

unterschrieben. Provision musste ich<br />

keine zahlen“, berichtet eine junge Frau, die<br />

vor Kurzem mit ihrem Freund eingezogen ist.<br />

Was ihr besonders am SeeSee Tower gefalle?<br />

Der Name. „SeeSee Tower, das klingt schon<br />

sehr anziehend. Der Eingangsbereich erinnert<br />

auf den ersten Blick eher an eine Hotellobby<br />

oder an ein Business Center.“ Und in der Tat<br />

kann von einer hohen Identifikation der<br />

Bewohner der Seestadt mit selbiger und der<br />

eigenen Wohnung gesprochen werden. Wer<br />

in der Seestadt wohnt, ist ein Pionier. Das<br />

Gefühl, Teil von etwas Neuem zu sein und<br />

dieses auch noch mitgestalten zu können,<br />

entspricht laut Stadtforschung dem Gefühl<br />

des „Placemaking“. Die Soziologen Christoph<br />

Reinprecht und Cornelia Dlabaja erforschen<br />

seit 2015 im Rahmen der Studie „Besiedelungsmonitoring<br />

Seestadt Aspern“ die Wechselwirkung<br />

zwischen den Bewohnern und<br />

dem Planungsteam des neuen Stadtteils Seestadt<br />

Aspern. Dabei untersuchen sie auch den<br />

Belebungsprozess des neuen Sozialraums.<br />

Demnach ist der Prozess der Besiedelung eng<br />

mit Identitätsbildung verbunden. Ortsbindung<br />

entsteht über Aneignungsprozesse, so<br />

die Studie. Nach außen kommuniziert wird<br />

das vor allem über soziale Medien, denn die<br />

Bewohner der Seestadt sind vor allem eins –<br />

jung. „Personen mit mittleren Einkommen,<br />

einem eher höheren Bildungsgrad und ein<br />

„Die Bewohner übernehmen<br />

keine Eigenverantwortung.“<br />

durchschnittlicher Migrationsanteil mit überdurchschnittlich<br />

vielen Menschen mit Herkunft<br />

aus alter und neuer EU – in der Seestadt<br />

wohnen vor allem relativ junge Menschen,<br />

mit und ohne Kinder“, erklärt Reinprecht.<br />

Bei den Bewohnern punktet der SeeSee Tower<br />

also mit seiner Lage am Wasser und direkter<br />

U-Bahn-Nähe, der bloßen Tatsache, dass er<br />

sich in der Seestadt befindet, den Gemeinschaftsräumen<br />

sowie dem Spielplatz. „Die<br />

Heizkosten sind aber schon etwas höher als in<br />

106 BauTecFokus


unserer vorherigen Wohnung“, sagt ein junger<br />

Familienvater, der das sommerliche Wetter<br />

nutzt, um mit Frau und Kindern im See<br />

zu baden. „Die Temperatur lässt sich nur bis<br />

22 Grad regulieren. Im Winter könnte es also<br />

durchaus etwas wärmer sein.“ Was ihn jedoch<br />

am meisten stört, ist die Parkplatzsituation.<br />

„Die Parkplätze bei uns in der Garage sind zu<br />

teuer und auch drum herum ist es schwierig,<br />

einen Parkplatz zu finden. Der meiste Verkehr<br />

in der Seestadt entsteht dann, wenn die Leute<br />

ihr Auto umparken müssen“, lacht er. Ob<br />

das ein Grund wäre, die Seestadt wieder zu<br />

verlassen? „Ja“, antwortet der Papa in Badehose<br />

nach einer kurzen Pause. Der Soziologe<br />

Christoph Reinprecht erklärt diesen Unmut<br />

wie folgt: „Bei vielen Menschen spielt das<br />

eigene Auto eine große Rolle, die Seestadt ist<br />

jedoch auch aufgrund der bereits im Vorfeld<br />

gebauten U-Bahn-Linie auf die Integration<br />

alternativer Transportmittel konzipiert. Das<br />

führe schnell zur Frustration bei Menschen,<br />

die auf das Auto als primäres Verkehrsmittel<br />

zurückgreifen; sei es, weil sie auf ihrem<br />

täglichen Weg zur Arbeit darauf angewiesen<br />

sind, wegen der Kinder oder aus Gründen der<br />

Freizeitgestaltung.“<br />

Die Gemeinschaftsräume nutzt die junge Familie<br />

gerne und regelmäßig, die Sauberkeit<br />

würde aber zu wünschen übrig lassen. Auch<br />

die Grünflächen rund um den See würden von<br />

Müll nicht verschont werden. „Die Bewohner<br />

übernehmen keine Eigenverantwortung“, kritisiert<br />

die Mutter, die sich gerade sorgfältig mit<br />

Sonnencreme einschmiert. „Oft wird Sperrmüll<br />

einfach nur abgestellt. Es kommt häufig<br />

vor, dass die Leute ihren Müll dort liegen lassen,<br />

wo sie gerade stehen. Da liegt dann schon<br />

mal eine Maske im Stiegenhaus.“ Immerhin<br />

auf das Reinigungspersonal sei Verlass, das<br />

einmal pro Woche dafür sorgt, dass das Stiegenhaus<br />

und die Müllräume sauber sind.<br />

Die Nachbarn kenne man großteils nicht. Das<br />

Interesse daran scheint aber auch nicht sonderlich<br />

groß zu sein, zumal keinerlei Initiativen<br />

für ein nachbarschaftliches Miteinander<br />

existieren. „Das kann gerne so bleiben“, sagt<br />

ein junger Mann, der, seiner Kleidung nach<br />

zu urteilen, gerade von der Arbeit kommt. Ob<br />

er sich sicher fühle in der Seestadt? „Absolut,<br />

aber ich mache ja auch Kampfsport. Security<br />

Personal am See? Sei ihm nie aufgefallen,<br />

bräuchte es auch nicht, seiner Meinung nach.<br />

Der Nachtbus ist jedoch schlecht organisiert“,<br />

findet er. „Immer wieder muss man anrufen,<br />

weil man nie genau weiß, wann er wie fährt.“<br />

Wenn es nach ihm ginge, könnte das gastronomische<br />

Angebot etwas größer sein, aber<br />

ihm sei schon klar, dass die Infrastruktur noch<br />

im Wachsen ist. Auch der Baustellenlärm sei<br />

manchmal störend, aber „das hat man ja vorher<br />

gewusst“, sagt er achselzuckend.<br />

Szenenwechsel<br />

Mit der Schnellbahn geht es nach Favoriten.<br />

Den falschen Ausgang genommen, überquert<br />

man zuerst gefühlt zehn Ampeln, um auf die<br />

andere Straßenseite zu gelangen. Die Luft<br />

flirrt und der Geruch von Teer steigt einem<br />

in die Nase. Hier herrscht reges Treiben.<br />

Taxler lehnen lässig an ihren Autos und tauschen<br />

sich darüber aus, wie die Regierung<br />

„in den Oasch geht“. Hier gehen Menschen<br />

Factbox<br />

SEESTADT ASPERN<br />

Das Areal der Seestadt Aspern am Rande<br />

des 22. Wiener Gemeindebezirks ist 240<br />

Hektar groß und damit nicht nur Wiens<br />

größtes Stadtentwicklungsprojekt, sondern<br />

auch eines der umfassendsten in Europa.<br />

2010 wurde mit dem Bau der Wohnhäuser<br />

begonnen. 8.316 Personen leben<br />

aktuell dort. Bis 2028 sollen es 20.000<br />

sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen<br />

beläuft sich auf rund fünf Milliarden Euro.<br />

Der namensgebende See in der Mitte des<br />

Areals macht fünf Hektar aus.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

107


Bauen & Technik<br />

ein und aus – der Hauptbahnhof. Vorbei an<br />

Neubauten und uniformierten Bankern trifft<br />

man direkt auf die D-Linie. Alles andere als<br />

gemütlich strebt sie ihrem Ziel entgegen – der<br />

Endstation Absberggasse. Ein Novum. Bis<br />

Herbst 2020 wird auch die Linie O verlängert,<br />

sie fährt dann ins Nordbahnhofviertel. Die<br />

Wiener Linien und die Stadt Wien investieren<br />

insgesamt 70 Millionen Euro in den Ausbau<br />

und in die Beschleunigung des Straßenbahnund<br />

Busnetzes. Hinter den Straßenbahngleisen<br />

ragen auch hier in der Ferne mehrere<br />

Rohbauten in die Luft. Stolz recken die Kräne<br />

ihre Hälse nach vorne. Vor dem schwarzen<br />

Himmel zeichnet sich ihre gelbe Farbe besonders<br />

deutlich ab.<br />

Smart-Wohnen im Sonnwendviertel II<br />

Zweimal nach rechts um die Ecke gebogen,<br />

ist man auch schon in der Alfred-Adler-<br />

Straße. Vorbei an großen Glasfronten, die<br />

der Aufschrift nach ein angesagtes Cafè-<br />

Bistro-Coworking-Space beherbergen, steht<br />

man auch schon davor: der Bauplatz B.04.<br />

Heimbau errichtete hier ab 2016 mit einer<br />

förderbaren Nutzfläche von circa 11.900 Quadratmetern<br />

insgesamt 116 Smart-Wohnungen<br />

und 32 geförderte Wohnungen. Mit dem<br />

neuen Wohnbauprogramm der Stadt Wien<br />

wurde erstmals die Planung von Smart-Wohnungen<br />

im Zuge eines Bauträgerwettbewerbs<br />

verpflichtend vorgesehen. Erschwinglicher<br />

Wohnraum für Jungfamilien, Paare, Alleinerzieher,<br />

Senioren und Singles wurde hier geschaffen.<br />

Dank kompakter Bauweise soll der<br />

Energieverbrauch gering sein und das trotz<br />

nieriger Baupreise. Das Raumklima im Inneren<br />

der Wohnung wird über eine kontrollierte<br />

Wohnraumlüftung gesteuert.<br />

Die architektonische Gestaltung des Wohnbauprojekts<br />

konnten Geiswinkler und<br />

Geiswinkler in einem Wettbewerb für sich<br />

entscheiden. Laut deren Webseite wurden bei<br />

der Umsetzung des Projekts „vertraute städtebauliche<br />

Prinzipien der straßenbegleitenden<br />

Bebauung weitergeführt“. Großstädtisch<br />

und linear ist die Gebäudestruktur. Bunte<br />

Balkone wechseln sich an der Außenfassade<br />

ab. Ein vorgesetzter Stahlbetonskelettfilter<br />

vereint die öffentliche mit der privaten Zone.<br />

So sollen vorgelagerte Balkonzonen private<br />

Freiräume schaffen. Zutritt zu den Spielund<br />

Grünanlagen haben nur die Bewohner.<br />

Horizontal werden die Wohnungen durch<br />

offene Laubengänge erreicht. Die Idee hinter<br />

diesen war, nicht nur Durchgänge, sondern<br />

gleichzeitig informelle Begegnungszonen zu<br />

schaffen. Alle Wohnungen seien von zwei<br />

Seiten belichtet und hätten trotz äußerster<br />

Flächensuffizienz einen wohnungsbezogenen<br />

Außenraum. Nominiert wurde das Wohnbauprojekt<br />

2017 bereits zweimal, einmal für den<br />

Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit und<br />

einmal für den ZV-Bauherrenpreis.<br />

Straßenlärm & Co<br />

Vorbei an einer kleinen Pizzeria, die sich im<br />

Erdgeschoss des Gebäudes befindet, steht<br />

man auch schon im Inneren. Die wenigen<br />

Sitzgelegenheiten im Innenhof sind besetzt.<br />

Primär ältere Menschen halten sich hier auf.<br />

Es scheint das ausgelagerte Wartezimmer<br />

des Allgemeinmediziners schräg gegenüber<br />

zu sein. Nach vorn gebeugt sitzt ein Mann<br />

Ende 70 im Schatten. Anlehnen kann er sich<br />

nicht. Mit der linken Hand stützt er sich auf<br />

seinen Gehstock, während er mit der rechten<br />

seinen Befund umklammert. Ja, er wohnt<br />

hier. „Eh schon länger. Der Straßenlärm wird<br />

immer mehr und die Nachbarn san a Gsindl.<br />

Da wird von Balkon zu Balkon geschrien und<br />

die Hausverwaltungen unternehmen nichts.“<br />

Er wohnt im ersten Stock und hat daher keinen<br />

Balkon, den Lärm höre er trotzdem. Außerdem<br />

würde der vorgelagerte Balkon der<br />

Wohnung über ihm dafür sorgen, dass er kein<br />

Tageslicht hat. Da ist es doch eine schöne Abwechslung,<br />

beim wöchentlichen Arztbesuch<br />

wenigstens ein bisschen Tageslicht abzubekommen,<br />

bemerkt er schnippisch und zieht<br />

dabei den linken Mundwinkel nach oben.<br />

Und in der Tat, in beiden Stiegenhäusern<br />

hängt jeweils ein Aushang von Heimbau mit<br />

der Information: „Es gibt Beschwerden der<br />

Bewohner, dass es immer wieder zu Lärmbelästigung<br />

– vor allem auf den Balkonen und<br />

Terrassen in den späten Abend- und Nachtstunden<br />

– kommt und sich diese dadurch in<br />

ihrer Wohnqualität beeinträchtigt fühlen.“<br />

Es sei, abgesehen von der Hausordnung im<br />

Interesse aller Bewohner, „gegenseitige Rücksichtnahme<br />

auszuüben“, um eine gut funktionierende<br />

Hausgemeinschaft zu gewährleisten,<br />

heißt es weiter. Ja, die Lärmbelästigung<br />

durch die Nachbarn habe in letzter Zeit etwas<br />

zugenommen, was sicher daran liegt, dass<br />

aufgrund des Lockdowns viele zu Hause sind,<br />

erzählt eine junge Frau, die gerade mit ihrer<br />

mannshohen Deutschen Dogge aus dem Lift<br />

kommt, um mit dem Hund Gassi zu gehen.<br />

Trotzdem genießt sie es, dass ihre Wohnung<br />

einen Balkon hat. „Es ist meine erste Wohnung<br />

in Wien mit Balkon. Allerdings fühle<br />

ich mich schon manchmal etwas beobachtet<br />

von den Nachbarn, wenn ich draußen im Liegestuhl<br />

liege, um mich sonnen zu lassen. Zum<br />

108 BauTecFokus


Glück sind es nur zwei ältere Damen“, lacht<br />

sie. Ein Grund, hierher zu ziehen, war aber<br />

nicht allein der Balkon, sondern vor allem die<br />

niedrige Miete in Kombination mit der guten<br />

Verkehrsanbindung.<br />

Zugluft umgibt einen, steht man vor den aneinandergereihten<br />

schwarzen Postfächern.<br />

Für ein wenig Farbe im dunklen Stiegenhaus<br />

sorgen vier gelbe Post-Abholstationen. Ein<br />

Blick nach rechts gibt die Sicht auf eine kleine,<br />

begrünte Fläche im Innenhof frei – der Spielplatz.<br />

Zwei Schaukeln, ein Sandkasten. „Meine<br />

Tochter spielt gerne hier“, erzählt eine Mutter,<br />

während ihr fünfjähriges Kind fröhlich die<br />

Beine auf der Schaukel in die Luft wirft. In den<br />

eigenen vier Wänden bereite ihr aber die kontrollierte<br />

Wohnraumlüftung Probleme. „Leider<br />

haben wir mit einer hohen Luftfeuchtigkeit<br />

zu kämpfen, da wir viele Pflanzen in der Wohnung<br />

haben. Im Badezimmer gibt es Probleme<br />

mit der Abluft“ Immerhin müsse sie im Winter<br />

nicht heizen, weil es in der Wohnung immer<br />

dieselbe Temperatur habe. Hohe Stromkosten<br />

seien ihr deshalb noch nicht aufgefallen,<br />

allerdings müsse einmal pro Monat der Filter<br />

gereinigt werden, was laut Hausverwaltung<br />

aber völlig normal sei. Will sie sich mit den<br />

Nachbarn austauschen, sind es primär die<br />

anderen Mütter, die sie am Spielplatz trifft.<br />

„Man kennt, grüßt sich und tauscht sich kurz<br />

aus. Besonders innig ist das Verhältnis aber<br />

nicht. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass<br />

das Interesse daran besonders groß wäre.“<br />

Gemeinsame nachbarschaftliche Aktivitäten<br />

seien ihr, abseits vom Mietertreffen, nicht bekannt.<br />

Sie selbst habe aber auch noch nie an<br />

einem teilgenommen. Laut einer Studie des<br />

Marktforschungsinstituts Innofact im September<br />

2019 kennt jeder zehnte der Befragten<br />

seine Nachbarn nicht. Bei den 18- bis 29-Jährigen<br />

ist es jeder Fünfte. Insgesamt finden das 14<br />

Prozent der Österreicher auch wünschenswert.<br />

Ein guter Nachbar zeichnet sich ihrer Meinung<br />

nach vor allem dadurch aus, dass er sie in Ruhe<br />

lässt. Bei Männern ist dieser Wunsch laut einer<br />

Online-Umfrage mit 16 Prozent deutlich ausgeprägter<br />

als bei Frauen (11 Prozent).<br />

„Man kennt, grüßt sich und<br />

tauscht sich kurz aus. Besonders<br />

innig ist das Verhältnis mit den<br />

Nachbarn aber nicht.“<br />

Leistbares Wohnen und günstige Mieten sind<br />

für die Bewohner also die Hauptgründe, in die<br />

Alfred-Adler-Straße 12 zu ziehen. Lärm, sei es<br />

von den Nachbarn oder von der Straße, wird<br />

als störend empfunden. Während der eine die<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

109


Bauen & Technik<br />

Factbox<br />

SONNWENDVIERTEL<br />

Auf dem Areal des ehemaligen Südbahnhofs<br />

ist in den vergangenen Jahren ein<br />

völlig neuer Stadtteil entstanden: das<br />

Sonnwendviertel. Mit dem Neubau des<br />

Wiener Hauptbahnhofs erfolgte auch der<br />

Startschuss für die Neugestaltung des<br />

Areals. Auf insgesamt 59 Hektar entstehen<br />

im zehnten Wiener Gemeindebezirk<br />

neben Kindergärten und einem Bildungscampus<br />

2021 insgesamt 20.000 neue<br />

Arbeitsplätze und rund 5.000 Wohnungen.<br />

Der Helmut-Zilk-Park gilt mit seiner acht<br />

Hektar großen Grünfläche als Herzstück<br />

des Viertels.<br />

Infrastruktur im Sonnwendviertel perfekt findet,<br />

weil „alles, was man zum Leben braucht“,<br />

in der Nähe ist, beschwert sich der andere, dass<br />

es außer einem Interspar keine „nennenswerten<br />

Geschäfte“ gebe. „Parkplätze sind Mangelware.<br />

Der Autoverkehr wurde ausgesperrt,<br />

ohne die Öffis anzubinden. Nach 21 Uhr fährt<br />

hier gar nichts mehr“, beschwert sich ein Mann<br />

mit Dreitagebart, der müde die Stahlbetontreppen<br />

hinunterschleicht. Er arbeite im Schichtdienst,<br />

weshalb ihm die schlechte Anbindung<br />

besonders „auf den Geist“ geht. Kaum zu<br />

glauben – am Hauptbahnhof! Einmal in Rage<br />

geredet, holt er zum Rundumschlag aus: „Die<br />

Architektur? Eine Katastrophe. Unser Gebäude<br />

ist das Vorzeigebeispiel und wurde in vielen<br />

Zeitschriften als dieses angepriesen. Generell<br />

gibt es bei uns aber viele Probleme. Vor allem<br />

bei starkem Regen, da regnet es in die Aufzüge,<br />

weshalb diese dann ausfallen. Durch die<br />

offenen Gänge regnet es in Richtung Garage,<br />

dort sammelt sich das Wasser und fängt an<br />

zu stinken. Das Haus ist schön, aber scheinbar<br />

katastrophal gebaut.“ Ob er überlege, wieder<br />

wegzuziehen? „Nein. Es war schwer, in dieser<br />

Lage überhaupt eine Wohnung zu bekommen.<br />

Ohne Bekannte von der Mama würde ich immer<br />

noch zu Hause wohnen“, grinst er und<br />

zieht von dannen.<br />

Urbaner Dschungel<br />

Statt gemütlich einen weißen Spritzer an der<br />

Alten Donau zu genießen, steht ein Grüppchen<br />

betagter Herrschaften beisammen und scharrt<br />

mit den Hufen. Und das an einem Sonntag<br />

um 17 Uhr bei gefühlten 35 Grad. Der Grund?<br />

Eine Führung mit dem Architektenteam – Sophie<br />

und Peter Thalbauer, Norbert Thaler und<br />

Ursina Thaler-Brunner, Alfred Charamza und<br />

Norbert Mayr, dem Initiator des Wohnbauprojekts<br />

MGG 22 . Raus aus der U-Bahn in Stadlau<br />

überquert man eine vielbefahrene Straße und<br />

hat gleich das Gefühl, am Land zu sein. Auf einer<br />

Pferdekoppel grast ein Haflinger im Schatten.<br />

Blickt er allerdings auf das Haus gegenüber,<br />

ist Schluss mit Natur. Das graue Gitter,<br />

das über die ganze Fassade reicht, erweckt den<br />

Eindruck, dass die Bewohner hier einsitzen.<br />

Was aussieht wie ein Gefängnis, ist allerdings<br />

ein Genossenschaftsbau des Österreichischen<br />

Siedlungswerk (ÖSW). Angeblich wäre am<br />

Ende kein Geld mehr da gewesen, munkelt<br />

man. Dass es auch anders geht, beweist das<br />

MGG 22 gleich daneben.<br />

Schlichte Betondominanz<br />

Sieben Baukörper auf drei Bauplätzen, gestaltet<br />

von drei Architekturbüros. Man würde<br />

vermuten, jeder Baukörper sieht anders aus.<br />

Mitnichten. Einzig das erste Gebäude scheint<br />

mit seiner rosa Fassade aus der Reihe zu<br />

tanzen. Sonst findet sich nichts Trennendes.<br />

Keine Zäune grenzen die Baukörper voneinander<br />

ab. Im Gegenteil, Gassen und kleine<br />

Plätze verbinden die einzelnen Häuser. „Ziel<br />

war es, ein grundstückübergreifendes städtebauliches<br />

Konzept umzusetzen“, erklärt<br />

Peter Thalbauer. Mit der linken Hand deutet<br />

er auf eine schmale Gasse: „Diese entsteht<br />

durch die Bebauung und führt einen weiter<br />

auf einen Platz. Das sind Gegebenheiten, wie<br />

wir sie auch in der Stadt kennen.“ Alle sieben<br />

Gebäude eint auch ihre puristische und minimalistische<br />

Bauweise mit Flachdach. Dass<br />

Beton hier der dominierende Baustoff ist, ist<br />

ganz einfach erklärt. „Geheizt und gekühlt<br />

wird im MGG 22 mit thermischer Bauteilaktivierung.<br />

Das ist die erste geförderte Bauteilaktivierung<br />

in ganz Österreich“, berichtet der<br />

Architekturhistoriker und Publizist Norbert<br />

Mayr stolz. Leistbares Wohnen würde also<br />

durch niedrige Energiekosten geschaffen.<br />

„Für eine 70 bis 80 Quadratmeter große Wohnung<br />

sollte die Jahresrechnung für Heizung,<br />

Kühlung und Warmwasser unter 300 Euro<br />

betragen. Dieses Projekt wird keinesfalls ein<br />

Einzelfall bleiben“, bemerkte Johann Gruber,<br />

Obmann vom Bauträger Neues Leben bei<br />

einem Baustellenbesuch. Doch das Tolle am<br />

Wohnbauprojekt im 22. Wiener Gemeindebezirk<br />

sind nicht allein die Architektur und das<br />

Energiekonzept, sondern vor allem die Natur.<br />

„Die essbare Stadt“ zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass sämtliche Grünstreifen vor den<br />

Häusern mit den verschiedensten Kräutern<br />

bepflanzt sind. Auch Obstbäume und Sträucher<br />

laden die Bewohner zum Naschen ein.<br />

Zusätzlich können die Bewohner am angrenzenden<br />

Wald- und Wiesengürtel dem eigens<br />

gegründeten Gartenverein beitreten und ein<br />

eigenes Beet mieten und bepflanzen. Auch<br />

ein Mitspracherecht wird den Bewohnern eingeräumt,<br />

etwa bei der Gestaltung des Mehrzweckraums<br />

und des Waschsalons mit Nachbarschaftsbibliothek.<br />

Unterstützt werden sie<br />

dabei vom Team der wohnbund:consult. Das<br />

Projekt wurde mit mehreren Auszeichnungen<br />

110 BauTecFokus


elohnt. So erhielt das MGG 22 2019 neben dem<br />

ÖGUT-Umweltpreis auch den GBB-Award.<br />

Stadtgemüse in der Auslage<br />

„Da ist man ja gleich beim Mühlwasser“,<br />

schwärmt eine bereits ergraute ältere Dame<br />

mit Fächer. Langsam bewegt sich der Besichtigungstrupp<br />

vorwärts und wird dabei neugierig<br />

beäugt. Während die einen freundlich von<br />

den Dächern winken, hat man den Eindruck,<br />

dass andere Fremde bewusst ignorieren.<br />

Vorbei an ebenerdigen Terrassengelangt man<br />

in einen Innenhof. Bunte Stühle stehen hier<br />

gruppiert – auf Sand. „Warum kein Gras?“,<br />

fragt einer aus der Gruppe. Dafür habe man<br />

sich ganz bewusst entschieden, schließlich<br />

handelt es sich um eine Nutzfläche. Natürlich<br />

sei das am Anfang etwas staubig gewesen,<br />

hätte sich aber dann doch sehr schnell beruhigt,<br />

versichert einer der Architekten. „Die<br />

Kinder spielen hier ständig“, erzählt eine<br />

junge Mutter, die in einem der Häuser wohnt.<br />

Neben dem Versprechen, dass es auch einen<br />

Jugendspielplatz gibt, war vor allem der Blick<br />

ins Grüne und die gute Anbindung einer der<br />

Gründe, hier einzuziehen. Die Wohnung zu<br />

bekommen, war aber alles andere als einfach.<br />

„Wir haben über ein Jahr gesucht und<br />

haben uns bei mehreren Genossenschaften<br />

angemeldet und dann ging es plötzlich sehr<br />

schnell. Generell würde ich aber sagen, dass<br />

es schwer ist, eine Genossenschaftswohnung<br />

zu bekommen.“<br />

In einem kleinen aufblasbaren Minipool liegt<br />

ein Mann in schwarzen Shorts. „Die angepriesene<br />

offene Bauweise ist zum Wohnen echt<br />

unangenehm. Bei mir kann jeder direkt ins<br />

Wohnzimmer schauen und sieht, ob ich zu<br />

Hause bin oder nicht. Vor allem am Abend,<br />

wenn ich das Licht anmache, fühle ich mich<br />

wie in der Auslage”, zeigt er sich wenig begeistert.<br />

Ob er auch schon überlege, seine<br />

Terrasse, wie der ein oder andere Nachbar,<br />

mit aufgestellten Europaletten vom Rest abzugrenzen?<br />

„Nein“, er habe sich schon daran<br />

gewöhnt. Ihn störe viel mehr, dass man aufgrund<br />

der Bauweise auch keine Privatsphäre<br />

im Inneren der Wohnung hat. Warum die<br />

ganze Anlage nicht umzäunt ist, könne er<br />

auch nicht verstehen. „Da geht es weniger um<br />

die Privatsphäre als um das Sicherheitsgefühl.<br />

Es kann wirklich jeder, auch Leute, die gar<br />

nicht in dieser Anlage wohnen, bis auf unsere<br />

Terrasse spazieren”, zeigt er sich erregt.<br />

„Ja, das mit der fehlenden Privatsphäre dank<br />

offener Bauweise ist so eine Sache“, klinkt sich<br />

nun der Nachbar von schräg gegenüber ins<br />

Gespräch ein, der gerade seine Pflanzen gießt.<br />

„Das ist eine Frage der Einstellung. Sicher, es<br />

könnte privater sein, aber das wusste man ja<br />

vorher.” Zudem habe er ein gutes Verhältnis<br />

mit einigen Nachbarn, was sicher auch daran<br />

liegt, dass er dem Gartenverein „Stadtgemüse22”<br />

beigetreten ist. „Eine tolle Sache zum<br />

Garteln und Kontakte knüpfen. Die Idee mit<br />

der essbaren Stadt ist witzig, aber bei den meisten<br />

Kräutern und Gewächsen weiß keiner, was<br />

es ist. Das hat man halt einfach gepflanzt ohne<br />

jede Beschilderung”, schmunzelt er. Womit er<br />

allerdings so gar nicht zufrieden sei, das ist die<br />

Heizung. „Das ist ein nicht enden wollender<br />

Kostenschock. Da habe ich ja umgerechnet<br />

in meiner 90-Quadratmeter-Altbauwohnung<br />

vorher weniger gezahlt. Für Kühlung und Heizung<br />

hieß es beim Einzug 25 Cent pro Quadratmeter.<br />

Das wären auf 70 Quadratmeter circa<br />

18 Euro. Derzeit zahlen wir 67.” Hinzu kommt,<br />

dass vor ein paar Wochen erst eine Betriebskostennachverrechnung<br />

ins Haus flatterte.<br />

„40 Euro müssen wir pro Monat nachzahlen.<br />

Das sind acht Prozent der Gesamtmiete! Das<br />

müssen Sie sich einmal vorstellen“, zeigt er<br />

sich empört. Nicht nur die Kosten seien höher<br />

als propagiert, im Winter sei die Heizung immer<br />

wieder ausgefallen, selten hätte er die im<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

111


Bauen & Technik<br />

Vertrag angegebene Temperatur erreicht. „Die<br />

Reaktion der Hausverwaltung war da schon<br />

sehr schleppend. Im März hat man dann festgestellt,<br />

dass die Vorlauftemperatur zu niedrig<br />

ist.” Von seinen Nachbarn weiß er, die hohen<br />

Kosten überraschen auch diese. „Immerhin<br />

funktioniert die Kühlung im <strong>Sommer</strong>.“<br />

Angekommen am Gemeinschaftsbeet „Stadtgemüse22”<br />

wird schnell klar, wer hier eine<br />

Wohnung hat, hat das große Los gezogen: Ein<br />

herrlicher Blick in die Natur. Hier pflegt der<br />

Gartenverein seine Beete. Pflanzen kann aber<br />

nur, wer zahlt. Dazu bereit sind offensichtlich<br />

viele, denn alle Beete sind vermietet, nächstes<br />

Jahr sollen noch welche dazukommen.<br />

Am Grill steht ein Familienvater. Wovon er<br />

am meisten enttäuscht sei? „Als wir eingezogen<br />

sind, hat man uns versprochen, dass es<br />

einen Jugendspielplatz geben wird. Und was<br />

ist? Nix.” Auf der Wiese stehen heute etwas<br />

verloren zwei Tore. Das sei aber nicht der<br />

Gipfel: „Ja, die meisten Nachbarn sind nett.<br />

Klar, Leute, die deppert sind und nicht grüßen<br />

können, hat man überall. Die Müllräume<br />

bieten ein großes Konfliktpotenzial, weil es<br />

manche einfach nicht schaffen, ihr Zeug richtig<br />

zu entsorgen.” Zum Essen komme jetzt<br />

dann Besuch – mit dem Auto. „Eine absolute<br />

Katastrophe”, sagt er. „Es wird immer munter<br />

weiter gebaut, aber die Anzahl der Parkplätze<br />

wächst nicht mit. Es gibt jetzt schon zu wenig<br />

Parkplätze. Wenn man beim Grünstreifen<br />

parkt, kassiert man sofort einen Strafzettel.”<br />

Außerdem sei die hauseigene Parkgarage<br />

völlig überteuert.<br />

Das MGG 22 überzeugt die Bewohner also<br />

tendenziell weniger mit Parkmöglichkeiten<br />

und der viel gepriesenen Betonteilaktivierung.<br />

Auch die offene Bauweise scheint für<br />

mehrere ein heikles Thema zu sein, weil die<br />

Privatsphäre nicht gewahrt sei. Überzeugen<br />

kann das Wohnbauprojekt aber definitiv mit<br />

der guten Anbindung, der Lage in der Natur<br />

und nicht zuletzt einem nachbarschaftlichen<br />

Miteinander. Und das muss man den Architekten<br />

wohl lassen, Identifikation gelingt<br />

hier nicht über die besonders individuelle<br />

Fassade, sondern über die Bauweise und die<br />

Bewohner, die sich auf die nachbarschaftlichen<br />

Angebote einlassen.<br />

So sieht die Praxis aus<br />

Alle drei Wohnbauprojekte eint nicht nur,<br />

dass sie teilweise über geförderten Wohnraum<br />

verfügen, sondern auch, dass sie vergangenes<br />

Jahr bezugsfertig wurden. Was den Bewohnern<br />

im SeeSee Tower, im Sonnwendviertel II<br />

und im MGG22 gleichermaßen gefällt, ist vor<br />

allem die gute Anbindung an die U-Bahn und<br />

die Schnellbahn. Für Unmut sorgen hingegen<br />

bei vielen die Verunreinigung der Müllräume,<br />

mangelnde Mülltrennfähigkeiten sowie die<br />

Parkplatzsituation an allen drei Standorten.<br />

Bei den Gemeinschaftsräumen sind es die Bewohner<br />

selbst, die diese nicht sauber halten.<br />

Auf die Parkplatzsituation hat man jedoch<br />

„Die Heizung<br />

ist ein nicht<br />

enden wollender<br />

Kostenschock.<br />

Von wegen<br />

25 Cent pro<br />

Quadratmeter.“<br />

112 BauTecFokus


wenig Einfluss: Die Stellplätze in den hauseigenen<br />

Garagen seien nicht nur zu wenig in<br />

Relation zu den Wohnungen, sondern auch<br />

völlig überteuert. Unzufriedenheit herrscht<br />

wegen langer Parkplatzsuche, notwendigem<br />

Umparken und darüber, dass auch Besucher,<br />

die mit dem Auto kommen, vor Strafzetteln<br />

nicht sicher seien.<br />

Wer in den SeeSee Tower zieht, schätzt nicht<br />

nur den direkten Blick auf den See, sondern<br />

vor allem den hohen Identifikationswert des<br />

Stadtentwicklungsgebiets in der Seestadt.<br />

Für den einen klingt schon der Name SeeSee<br />

Tower besonders, während es für den anderen<br />

ein Highlight ist, Teil von etwas völlig Neuem<br />

zu sein: die Stadt in der Stadt. Blickt man ins<br />

Sonnwendviertel II, ist es hier die Leistbarkeit<br />

und weniger die Identifikation mit der Umgebung,<br />

die die Bewohner anlockt. Einzig die<br />

Architektur versucht sich hier mit bunten Balkonen<br />

von der grauen Betonmasse abzuheben<br />

und so den Bewohnern das Gefühl zu geben,<br />

Teil von etwas Besonderem zu sein. Im MGG 22<br />

sind es vorzugsweise junge Familien, die Ruhe<br />

in der Natur suchen. Eine hohe Identifikation<br />

scheint den Leuten hier nicht wichtig zu sein.<br />

Dennoch trägt die häufig kritisierte offene<br />

Bauweisedazu bei, dass die nachbarschaftlichen<br />

Kontakte hier am ausgeprägtesten zu<br />

sein scheinen.<br />

Eine Vielzahl an Aktivitäten, sei es der<br />

Gartenverein oder die Arbeit durch die<br />

wohnbau:consult, aber auch WhatsApp- und<br />

Facebook-Gruppen sorgen dafür, dass man<br />

seine Nachbarn im MGG 22 kennt. Sowohl im<br />

SeeSee Tower als auch im Smart-Wohnen Sonnewendviertel<br />

II findet der Austausch lediglich<br />

digital statt. Hier gibt es jeweils eine Facebook-<br />

Gruppe, persönlich kenne man seine Nachbarn<br />

aber kaum bis gar nicht. Nachbarschaftliche<br />

Initiativen, um sich besser kennenzulernen<br />

und auszutauschen gibt es laut Angaben der<br />

Bewohner nicht, das sei aber auch nicht unbedingt<br />

erwünscht. Der Bewohner im Sonnwendviertel<br />

II und im SeeSee Tower kennt<br />

seine Nachbarn großteils nicht und will daran<br />

auch nichts ändern. Das mag vielleicht auch<br />

daran liegen, dass hier, anders als im MGG 22 ,<br />

viele Menschen auf engem Raum leben. Störfaktor<br />

im Sonnwendviertel II sei nicht nur der<br />

Straßenlärm , sondern vor allem jener, der<br />

durch die Nachbarn verursacht werde.<br />

Die ein oder andere Schwierigkeit mit der<br />

Heizung beziehungsweise mit dem Raumklima<br />

gibt es an allen drei Standorten. Während<br />

die Bewohner im SeeSee Tower im Winter<br />

oftmals Probleme haben, die Temperatur<br />

den eigenen Bedürfnissen entsprechend zu<br />

regulieren, haben manche im Sonnwendviertel<br />

II gerade im <strong>Sommer</strong> mit zu hoher<br />

Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Nicht nur das<br />

ein oder andere Problem, sondern auch wesentlich<br />

höhere Kosten verursache die Betonteilaktivierung<br />

im MGG 22 . Die laufenden<br />

Kosten liegen deutlich über dem ursprünglich<br />

angepriesenen Preis von 0,25 Euro pro<br />

Quadratmeter und auch die Betriebskostennachverrechnung<br />

sorgt für Ärger.<br />

Der Praxistest hat gezeigt, Zertifikate werden<br />

meist verliehen, bevor überhaupt jemand<br />

ein Projekt bewohnt. Gefördert und unterstützt<br />

werden bevorzugt Projekte, die gut<br />

für das Klima sind. Kein schlechter Ansatz,<br />

allerdings sind Theorie und Praxis eben doch<br />

zwei Paar Schuhe.<br />

Factbox<br />

MGG 22<br />

Ursprünglich ein Marchfelder Bauerndorf,<br />

entstand in Stadlau auf einer Nutzfläche<br />

von 11.100 Quadratmetern das MGG 22 . 30<br />

Erdsonden wurden hier durch die PORR<br />

bis in eine Tiefe von 150 Metern verbaut.<br />

Allein 14.500 Kubikmeter Beton kamen<br />

auf der Baustelle zum Einsatz. Die Landschaftsplanung<br />

des Projekts verantwortet<br />

Rajek Barosch. Vielfach als Game Changer<br />

im Bereich der Energieversorgung gepriesen,<br />

ist das MGG 22 der erste mehrgeschoßige<br />

soziale Wohnbau mit Bauteilaktivierung<br />

Wiens.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

113


Branchen & Services<br />

Events & Awards<br />

116<br />

ILLMITZER GESPRÄCHE<br />

15.-17. OKTOBER 2020<br />

"Helfende Hände<br />

und finanzielle<br />

Mittel sind gefragt,<br />

um gemeinsam<br />

definierte Ziele zu<br />

erreichen", so<br />

Thomas Malloth.<br />

Die Anmeldung für<br />

die Veranstaltung<br />

ist bereits offen.<br />

120<br />

ETHOUSE AWARD VERGEBEN<br />

Der Preis würdigt zum zehnten Mal Sanierungen, die das<br />

Thema Energieeffizienz ganzheitlich umsetzen und dabei<br />

architektonisch Impulse setzen. Insgesamt gibt es vier<br />

ausgezeichnete Sanierungen und neun Sieger.<br />

130<br />

BUCHTIPPS<br />

Georg Reinberg ist ein Pionier des ökologischen Bauens<br />

und der Solararchitektur und will mit seinem Buch Architektur<br />

für eine solare Zukunft aufzeigen, wie wichtig die<br />

Nutzerzufriedenheit ist. Die Entwicklung des Digitalen in<br />

der Architektur beleuchten die Autoren Teresa Fankhänel<br />

und Andres Lepik in Die Architekturmasche.<br />

114 BauTecFokus


erstebank.at<br />

Sie haben den<br />

Plan fürs Bauen.<br />

Wir haben den Plan<br />

fürs Finanzieren.<br />

Vom Ankauf oder der Errichtung bis zur Sanierung und Verwaltung –<br />

unsere SpezialistInnen unterstützen Sie in jeder Phase Ihres Immobilien-<br />

Projekts. Wir helfen, Ihre Pläne effizient umzusetzen, damit Sie Ihre<br />

Ziele rasch erreichen.<br />

Mag. Roman Eisenmagen<br />

Leiter Gewerblicher Wohnbau<br />

Tel 05 0100 - 11376<br />

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Dr. Gabriela Hauer<br />

Leiterin Projektfinanzierungen Wohnbau<br />

Tel 05 0100 - 13284<br />

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<strong>Sommer</strong> 2019<br />

115


Illmitzer Gespräche<br />

DIE LACKE STIRBT<br />

Wir haben keine Zeit mehr. Wir haben uns als Gruppe zusammengeschlossen, um interdisziplinär,<br />

unabhängig, klar und deutlich und auf hohem Niveau, sachlich, kritisch und im Diskurs reflektiert über die<br />

WAHRE NACHHALTIGKEIT zu sprechen. Wir laden Sie ein, an diesem Dialog teilzunehmen, egal, woher Sie<br />

kommen, egal, was Sie in Ihrem Leben tun und wohin Sie wollen.<br />

Autor: Thomas Malloth<br />

I<br />

ch sitze am Schreibtisch und schaue<br />

hinaus auf den Schrändlsee, diese alte<br />

– leider längst vergangene – Lacke. Heute<br />

ist sie „nur“ noch Wiese, denn schon in<br />

den 1950er Jahren wurde ihre wasserdichte Schicht<br />

durchbrochen, das Oberflächenwasser hält sich<br />

nicht mehr, das Entlastungsgerinne der nahegelegenen<br />

Kläranlage hat der Lacke den letzten<br />

Rest gegeben. FreundInnen aus Illmitz erzählten<br />

mir, wie sie damals über den Schrändlsee mit<br />

den Schlittschuhen gelaufen sind, dann kurz<br />

die Schuhe aus- und umgezogen haben, um<br />

gleich drüben am Kirchsee weiter zu laufen.<br />

Heute stirbt die Lacke ein zweites Mal: Während<br />

vor fünf Jahren aus der Wiese noch mindestens<br />

20 Strohballen gewonnen werden konnten, sind<br />

es – ob der ständigen Dürre – in den letzten<br />

Jahren oft weniger als zehn, manchmal gar<br />

keiner.<br />

Während ich so hinausblicke, befinde ich mich<br />

in selbst auferlegter Quarantäne. COVID-19<br />

Illmitzer<br />

Gespräche<br />

Gemeinsam mit Abstand!<br />

15. - 17. Oktober 2020<br />

Die Lacke stirbt<br />

Überlebt die Region<br />

den Klimawandel?<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

Das vo lkommen<br />

wiederverwertbare Haus<br />

Wissen in Theorie und Praxis<br />

Less is More<br />

Wie viel CO 2 braucht das<br />

Gebaute?<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

92<br />

hat uns fest im Griff, ich sorge mich um meine<br />

schon etwas ältere Mutter, die alleine im 4.<br />

Bezirk lebt und nur durch uns versorgt werden<br />

kann. Durch meine Lehrtätigkeit hatte<br />

ich in den vergangenen Tagen und Wochen<br />

eine Vielzahl von sozialen Kontakten, die ich<br />

nunmehr annähernd auf 0 reduziert habe. Der<br />

helle Sonnenschein draußen über der pannonischen<br />

Tiefebene – unmittelbar nach dem<br />

letzten Abbruch der Kalkalpen – irritiert mich<br />

etwas und ich werde trotzdem am späteren<br />

Nachmittag hinaus laufen gehen, vielleicht ein<br />

wenig in der Werkstatt arbeiten, Obstbäume<br />

schneiden, alleine hinausfahren, um die Reben<br />

zurück zu schneiden. Ich habe das auch gestern<br />

gemacht und auf den Feldern niemanden<br />

getroffen. Im Englischunterricht haben wir<br />

das Buch „On the beach“ von Nevil Shute gelesen,<br />

ich konnte es halb auswendig, weil ich<br />

glaubte, es zur Matura zu bekommen. Es war<br />

dann doch der „Gatsby“ im Vergleich zur „Importance<br />

of being earnest“. Shute beschreibt<br />

eine Welt nach dem großen Atomkrieg. Seine<br />

Charaktere sind eine kleine Gruppe, die dem<br />

Strahlentod entgegengeht. Einige von ihnen –<br />

zB Moira Davidson – „tries to flee reality while<br />

racing“, sie flüchtet sich in halsbrecherische<br />

Autorennen – ob sie dabei stirbt, weiß ich nicht<br />

mehr. Ich weiß aber, dass etwa das „Schwarze<br />

Kameel“ gestern knall voll gewesen sein soll.<br />

Nichts gegen das „Schwarze Kameel“, vielleicht<br />

ist es ja der gesellschaftliche Österreich-<br />

Ring dieser Tage.<br />

Ich habe keine wissenschaftliche Evidenz über<br />

die Frage, warum das alles so ist, wie es ist,<br />

ich kann nur beobachten, probieren, Schlüsse<br />

ziehen. Es sind MEINE Schlüsse, weil es ja auch<br />

MEINE Welt ist, die ich sehe, eine objektive<br />

andere Welt kann ich nicht sehen, denn es<br />

gibt eben nur DEINE oder MEINE Welt. Das<br />

Einzige, was wir tatsächlich erreichen können,<br />

ist eine ähnliche Sicht der Dinge, die im Informationsaustausch<br />

entsteht, in DEINEM und in<br />

MEINEM Kopf.<br />

Wir müssen dem Klimawandel<br />

entgegentreten<br />

BLUEPRINT und die Redaktion dieses fabelhaften<br />

Magazins haben es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

vor allem dem Klimawandel entgegen<br />

zu treten, einer Entwicklung, die sich irgendwo<br />

da oben abspielt, da oben zwischen den Wolken,<br />

da oben in einer hell erleuchteten Welt, die<br />

in einem Maße zerbrechlich ist, wie wir es uns<br />

angesichts ihrer Masse – gemessen an unserer<br />

eigenen Größe – nicht vorstellen können. Sie<br />

kurvt durch ein nicht allzu bedeutendes Sonnensystem,<br />

das in einem Teil des Universums<br />

existiert, das recht jung ist. Ich musste jetzt kurz<br />

aufstehen, weil mich fröstelt. Eugene Cernan,<br />

der Kommandant der Apollo 17 Mission, sagte<br />

nach seiner Rückkehr vom Mond im Jahre 1972:<br />

„Wir brachen auf, um den Mond zu erkunden,<br />

aber tatsächlich entdeckten wir die Erde.“<br />

Er sah einen einzigartigen Planeten, perfekt<br />

platziert, perfekt temperiert, sodass Wasser in<br />

flüssiger Form vorhanden ist.<br />

Wir müssen die Dinge in die<br />

Hand nehmen<br />

Wir leben, wie es der Evolutionsbiologe Matthias<br />

Glaubrecht in seinem überaus empfehlenswerten<br />

Buch „Das Ende der Evolution“<br />

(ISBN 978-3-570-10241-1) beschreibt, auf und<br />

in einem kosmischen Glücks- und ungeheuren<br />

Zufall. Ich hoffe, dass ich mit diesen Zeilen keinesfalls<br />

eine Freundin oder einen Freund, die<br />

116 BauTecFokus


an einen oder mehrere Götter glauben, brüskiere.<br />

Das liegt mir weit fern. Jetzt aber liegt es<br />

an uns, die Dinge in die Hand zu nehmen und<br />

kräftig, unerschrocken, deutlich, ausdrücklich<br />

und ohne falsche Höflichkeit in die andere –<br />

in die gute – Richtung zu bewegen. Ich bin<br />

überzeugt, dass wir das schaffen und schließe<br />

keinen WENN-Satz an.<br />

Illmitzer Gespräche<br />

Gemeinsam mit Abstand!<br />

15. - 17. Oktober 2020<br />

Das GUTE gibt es<br />

Bevor ich das Ruder zum Guten herumschwenke<br />

– denn das GUTE gibt es, wir sind<br />

evolutionär betrachtet NETT, denn wären wir<br />

das nicht, es gäbe uns nicht mehr – noch ein<br />

paar Gedanken über den Klimawandel hinaus.<br />

Wenn ich dann hinüber in den Obstgarten<br />

gehe, dann kann ich die Stämme der alten und<br />

der von mir neu gepflanzten Bäume berühren.<br />

Der eine oder andere junge Baum ist von den<br />

Rehen „verfegt“ oder auch angenagt. Wird es<br />

das in 20 oder 30 Jahren noch geben oder wird<br />

die Art Rehwild ausgestorben sein, weil wir ihren<br />

Lebensraum so stark eingeschränkt haben,<br />

dass sie keinen Platz mehr hat? Werden wir die<br />

letzten Exemplare der Spezies auf der Straße<br />

zwischen Gols und Illmitz totfahren? Keine<br />

Sorge – im Tiergarten können wir den stolzen<br />

Rehbock weiter betrachten, sein Geweih müssen<br />

wir nur ein wenig stutzen, damit er sich<br />

selbst oder andere nicht verletzt.<br />

Zurück: Von Nordwesten kommen jetzt ein<br />

paar Wolken, es ist nicht mehr so hell wie<br />

vorher, unser Hund Nanni, die Deutschlanghaarhündin,<br />

sitzt auf der Wiese, am Horizont<br />

stehen Pferde, es ist der 14.3.2020 und<br />

die Bäume blühen – hoffentlich treibt der<br />

Wein nicht zu früh, damit er nicht einem<br />

späten Frost zum Opfer fällt.<br />

Auch 2020 wird es die ILLMITZER GESPRÄ-<br />

CHE geben, das wollte ich an sich als Erstes<br />

schreiben, dann sind mir aber Gedanken und<br />

Tastatur entglitten. Die ILLMITZER GESPRÄ-<br />

CHE werden vom 15. bis zum 17.10.2020 stattfinden,<br />

das vorläufige Programm findet ihr in<br />

auf der nächsten Doppelseite des BauTecFokus.<br />

Danke lieber Michael Neubauer dafür,<br />

dass du uns so viel Raum und Unterstützung<br />

gibst. Wir haben auch schon unsere Schreiben<br />

an die Sponsoren des Vorjahres versandt<br />

und hoffen auch in schwierigen Zeiten - wie<br />

diesen - auf Unterstützung. Wir brauchen<br />

jede helfende Hand und wir brauchen finanzielle<br />

Mittel, um unsere gemeinsam definierten<br />

Ziele zu erreichen:<br />

• Zivilgesellschaft und Wissenschaft zu<br />

einem fruchtbaren Miteinander zusammen<br />

zu bringen<br />

• Die Nachhaltigkeit im Alltag zu propagieren<br />

• Regionen – wie den Seewinkel – zu unterstützen,<br />

um zu einem Labor der Nachhaltigkeit<br />

zu werden.<br />

Schwerpunkt auf Politik, Bildung und<br />

soziale Nachhaltigkeit,<br />

2020 legen wir einen Schwerpunkt auf Politik,<br />

Bildung und soziale Nachhaltigkeit, wobei<br />

aber auch Landwirtschaft, Klimaforschung<br />

und Best Practice Beispiele nicht zu kurz<br />

kommen werden. Von Kromp-Kolb über die<br />

zuständigen Ministerinnen, den Landeshauptmann<br />

des Burgenlandes bis zum Bildungsexperten<br />

Glattauer und zu Pepi Umathum, dem<br />

Bio-Weinurgestein, spannt sich unser Bogen.<br />

Wir werden den Empfehlungen des letzten<br />

Jahres folgen und das Programm weniger<br />

dicht gestalten, obwohl uns Herz und Hirn<br />

übergehen.<br />

Die Anmeldung ist OFFEN – bitte<br />

gehe einfach auf www.illmitzergespraeche.at.<br />

Solltest Du uns als Unternehmen<br />

oder persönlich unterstützen wollen,<br />

dann haben wir interessante Sponsorenpakete,<br />

ruf mich einfach an, die Redaktion kennt die<br />

Erreichbarkeiten des Organisationsteams.<br />

Mein Blick schwenkt wieder hinaus, die Sonne<br />

hinter den Wolken macht den Himmel weiß,<br />

leichter Wind kommt auf, das ist gut, denn er<br />

treibt die Blüten weiter. Ich muss noch darüber<br />

nachdenken, ob wir schon etwas erreicht<br />

haben?<br />

Ich denke ja: Wir füllen diese Seiten, wir<br />

publizieren wöchentlich(!) in der BVZ, das<br />

Bundesministerium für Nachhaltigkeit zieht<br />

in Erwägung, Bildungsexperten anlässlich<br />

der ILLMITZER GESPRÄCHE zu entsenden,<br />

um neue Bildungszugänge zu diskutieren,<br />

wir dürfen den Landeshauptmann von unserem<br />

Tun überzeugen, mit dem Präsident der<br />

Wirtschaftskammer Burgenland sind wir eng<br />

abgestimmt, er möchte mit den burgenländischen<br />

UnternehmerInnen einen beispielhaften<br />

Weg definieren, ich werde noch darüber<br />

berichten. Mit Hannes Ehrenfeldner, dem Chef<br />

des Nationalparks Neusiedlersee, wollen wir<br />

gemeinsam „Nationalpark neu denken“. In der<br />

Österreichischen Immobilienzeitung dürfen<br />

wir regelmäßig berichten, die Interessensvertretung<br />

der ImmobilientreuhänderInnen in<br />

der WK Österreich und Wien unterstützen uns<br />

und wir werden angefragt, was denn wir dazu<br />

sagen würden, dass …<br />

Ich schreibe und meine Finger gleiten über die<br />

weiße Tastatur – jemand hat gemeint die Zeit<br />

würde stillstehen. Plötzlich habe ICH Zeit, ich<br />

muss und kann auch gar nicht irgendwo hinfahren,<br />

gar hinfliegen. Wir sitzen als Familie<br />

zusammen und diskutieren über die Frage, ob<br />

wir heute Abend eine Runde Tarock spielen.<br />

Ich ertappe mich dabei die Bäume, Sträucher,<br />

Rosen und natürlich die Weinstöcke etwas genauer<br />

anzusehen, etwas bedächtiger und aufmerksamer<br />

zu schneiden, jeden Trieb besonders<br />

zu schätzen. Auf einmal geht Reduktion<br />

und Zurückhaltung, auch in meinem Leben.<br />

Ich denke an das Gute im Schlechten. <br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

117


Illmitzer Gespräche<br />

Illmitzer Gespräche 2020<br />

15. – 17. Oktober<br />

Das Programm<br />

DONNERSTAG, 15. 10.<br />

14.00 UHR<br />

Begrüßung und Eröffnung<br />

BM Elisabeth Köstinger (angefragt)<br />

Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />

14.45 UHR<br />

Nachhaltig wirtschaften im Burgenland<br />

WKO BGL Präsident Ing. Peter Nemeth<br />

15.30 UHR<br />

Klimawandel – die Wahrheit<br />

Em. o. Univ. Prof. Dr.in Helga Kromp-Kolb<br />

im Anschluss Diskussion<br />

16.30 UHR<br />

Wirtschaftsrechtliche Rahmen der<br />

Nachhaltigkeit<br />

Univ Prof. Dr.in Verena Mader<br />

im Anschluss Diskussion<br />

17.15 UHR<br />

tun statt reden<br />

René Fischer Global 2000<br />

im Anschluss Diskussion<br />

Pause<br />

19.30 UHR<br />

Abendempfang<br />

Landgasthof Karlo<br />

geselliges Besammensein und Vorstellung<br />

der Medienkooperationen, chillige Musik<br />

von Monsieur Lotha<br />

FREITAG, 16. 10.<br />

Das Weltbild der Nachhaltigkeit<br />

08.00 UHR<br />

Yoga der Weg<br />

Mag. a Petra Herzog<br />

Treffpunkt: Nationalparkhotel<br />

09.30 UHR<br />

Es kann alles anders werden<br />

BM Leonore Gewessler, BA<br />

10.15 UHR<br />

Kann Politik nachhaltig sein?<br />

Günther Ogris, MA<br />

im Anschluss Diskussion<br />

11.00 UHR<br />

Ethische Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

Podiumsdiskussion<br />

Mag. Anton Faber<br />

Dipl. Soz. Kenan Güngör<br />

KommR Mag. Michael Gehbauer<br />

Präsident Gerhard Weissgrab<br />

im Anschluss Diskussion<br />

Mittagspause<br />

13.30 UHR<br />

Nationalspark neu gedacht<br />

DI Johannes Ehrenfeldner<br />

im Anschluss Diskussion<br />

14.15 UHR<br />

Bildung Menschenbilder Vorbilder<br />

Keynote zum erweiterten Verständnis<br />

von Bildung in unserer Gesellschaft (N.N.)<br />

14.45 UHR<br />

Paradies und Lackensterben<br />

Führung durch den Nationalpark<br />

mit den Nationalparkrangern<br />

118 BauTecFokus


ILLMITZER<br />

GESPRÄCHE 2020<br />

Parallelworkshop:<br />

FORUM Umweltbildung<br />

Wie kann eine erweiterte Bildungsvision<br />

lebendig werden?<br />

Parallelvortrag<br />

„So sieht die Pflanze ihren Gärnter“<br />

Dr. Wilfried Hartl, Pepi Umathum,<br />

im Anschluss Diskussion<br />

16.30 UHR<br />

Masterthesen zur Nachhaltigkeit<br />

Young Scientists, Kooperation mit der<br />

FH für Immobilienwirtschaft Wien<br />

im Anschluss Diskussion<br />

17.15 UHR<br />

Ein bisschen Schule<br />

humorvolle Lesung von Bestsellerautor<br />

Nikolaus (Niki) Glattauer<br />

Nationalpark-Kino<br />

18.30 UHR<br />

Paradies und Lackensterben<br />

Regina Petrik mit Grußbotschaft von<br />

Bundeskanzler Sebastian Kurz<br />

Kooperation mit dem Gymnasium<br />

Neusiedl und der<br />

Volks- und Mittelschule Illmitz<br />

20.00 UHR<br />

Empfang in der Pusztascheune<br />

geselliges Beisammensein in rustikalem<br />

Ambiente<br />

21.00 UHR<br />

Boogie Nights<br />

Der weltbeste Boogie-Pianist Christoph<br />

Steinbach and Friends<br />

SAMSTAG, 17. 10.<br />

08.00 UHR<br />

Lauf durch die Lacken<br />

Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />

Dr. Franz Gschiegl<br />

Treffpunkt: Hauptplatz<br />

Bartholomäusquelle<br />

10.00 UHR<br />

Experiment Burgenland<br />

LH Mag. Hans Peter Doskozi<br />

im Anschluss Diskussion<br />

10.30 UHR<br />

Bürgermeister vor den Vorhang<br />

LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz<br />

„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“<br />

Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ<br />

„Baulandpolitik und<br />

Betriebsansiedelung“<br />

DI (FH) Rainer Handlfinger<br />

BM von Ober-Grafendorf<br />

„Ernährungssouveränität und<br />

Bodenschutz“<br />

Alfred Reinisch, BM von Tattendorf<br />

„Nationalpark Garten Gemeinde“<br />

im Anschluss Diskussion<br />

11.45 UHR<br />

Was kümmerts mich?<br />

Michael Niavarani (angefragt)<br />

im Anschluss Diskussion<br />

12.45 UHR<br />

Wende oder Ende?<br />

DI Dr. Harald Frey<br />

ENDE DES FORUMS<br />

Ausklang<br />

Ab 15.00 UHR<br />

besteht die Möglichkeit, etwas mehr über<br />

den Weinbau im Seewinkel zu erfahren.<br />

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Weingärten und Weinkeller und werde<br />

Ihnen bei dem ein oder anderen Glas Wein die<br />

Besonderheiten des Seewinkels, das<br />

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<strong>Sommer</strong> 2020<br />

119


ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

Vier Sanierungsprojekte<br />

mit ETHOUSE Award<br />

ausgezeichnet<br />

ETHOUSE Award. Der Preis für energieeffizientes Sanieren der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme.<br />

120 BauTecFokus


D<br />

ie ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

(QG WDS)<br />

verlieh gestern den ETHOUSE<br />

Award 2020. Der Preis würdigt<br />

zum zehnten Mal Sanierungen, die das Thema<br />

Energieeffizienz ganzheitlich umsetzen und<br />

dabei auch architektonisch Impulse setzen. In<br />

den Kategorien „Privater Wohnbau“, „Wohnbau“<br />

und „Öffentliche Bauten“ wurden vier Siegerprojekte<br />

ausgezeichnet. Die Auszeichnung geht<br />

sowohl an Architekten als auch an WDVSverarbeitende<br />

Betriebe und war abermals mit<br />

einem Preisgeld dotiert. Aufgrund der aktuellen<br />

Situation von Indoor-Veranstaltungen ab<br />

100 Personen abzusehen, fand die Preisverleihung<br />

nicht wie geplant im designforum Wien<br />

statt, sondern virtuell.<br />

Die Jury hat getagt, die nominierten Projekte<br />

sind bekannt, die Preisträger stehen fest: vier<br />

ausgezeichnete Sanierungen und neun Sieger.<br />

Die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

(QG WDS) zeichnete neben den Einreichern<br />

wie Planer, Architekten, Wohnbaugesellschaften,<br />

auch die verarbeitenden Betriebe<br />

aus. Besonderes Gewicht kam bei der Bewertung<br />

den Aspekten Energieeffizienz und der<br />

Zugang der Gestaltung zu. Dr. Clemens Hecht,<br />

Sprecher der QG WDS, freut besonders: „Wir<br />

als QG streben nach einer energieeffizienten<br />

Zukunft und alle ausgezeichneten Projekte<br />

zeigen, wie Energieeffizienz geht.“<br />

Aufgrund der aktuellen Situation von Indoor-<br />

Veranstaltungen ab 100 Personen abzusehen,<br />

fand die Preisverleihung nicht wie geplant<br />

im designforum Wien statt, sondern virtuell.<br />

Das bereits in Produktion befundene<br />

bio-vegetarische Buffet des Cateringservice<br />

Gaumenfreundinnen wurde caritativen Einrichtungen<br />

gespendet.<br />

Im Rahmen der Verleihung sagt Mag. Nina<br />

Tomaselli, Die Grünen, Abgeordnete zum Nationalrat,<br />

Sprecherin für Finanzen, Kontrolle,<br />

Wohnen & Bauen: „Die Wohnbaupolitik<br />

braucht eine klare Ausrichtung als Klimaschutzinstrument.<br />

An einer extremen Steigerung<br />

der thermischen Sanierungen führt<br />

aus grüner Sicht kein Weg vorbei. Kluger<br />

Klimaschutz heißt mit dem Vorhandenen gut<br />

zu haushalten. Wenn wir in die Sanierung investieren,<br />

können wir gleichzeitig die Umwelt<br />

schonen und günstigen, guten Wohnraum<br />

schaffen.“<br />

Dr. Katharina Rogenhofer, Mitinitiatorin der<br />

Friday-for-Future-Demonstrationen in Wien<br />

und Sprecherin des Klimavolksbegehrens,<br />

fasst ihren geplanten Vortrag "Sind wir noch<br />

zu retten? Wie wir die Klimawende schaffen<br />

können." wie folgt zusammen: „Das Regierungsprogramm<br />

legt zwar Ziele fest, jetzt<br />

geht es aber darum vom Handeln ins Tun zu<br />

kommen. Wenn eine Sanierungsrate von<br />

drei Prozent ernst gemeint ist, dann müssen<br />

wir jetzt damit in die Gänge kommen, um die<br />

Energiewende zu vollziehen. Die Lösungen<br />

dazu liegen auf dem Tisch.“<br />

„Müssen in<br />

die Gänge<br />

kommen, um die<br />

Energiewende zu<br />

vollziehen“<br />

Gewinner Privater Wohnbau<br />

Der Preis in der Kategorie „Privater Wohnbau“<br />

ging an das 2-Familienhaus von Ularchitektur<br />

und dem Fassadenbauer Mate & Darko OG.<br />

Die Sanierung dieses Mehrgenerationenhauses<br />

in der Tiroler Ortschaft Rum wurde als ein<br />

mustergültiges Beispiel der Nachverdichtung<br />

im privaten Wohnbau ausgezeichnet. Unter<br />

Beibehaltung des ursprünglichen Grundrisses<br />

wurde die Nutzfläche von 169,6 m2<br />

(ohne Keller) auf 319,73 m2 erweitert. „Die<br />

flexible Nutzung zweier Ebenen verdeutlicht<br />

die Auseinandersetzung der Planer mit dem<br />

Thema Raum“, so die Jury. Der Altbau aus den<br />

1990ern und die Zubauten erhielten eine neue<br />

thermisch hochwertige Hülle und wird mittels<br />

Luft- Wasserwärmepumpe beheizt. So konnte<br />

der Heizwärmebedarf von 122,9 kWh/m2a auf<br />

47,7 kWh/m2a im Erdgeschoß bzw. 34,5 kWh/<br />

m2a im Dachgeschoß reduziert werden, was<br />

einer Verbesserung von 61,2 % (Erdgeschoß)<br />

und 71,9 % (Dachgeschoß) gleichkommt.<br />

Arch. Dl Norbert Buchauer und sein Team<br />

konnten die ETHOUSE-Jury ein zweites Mal<br />

überzeugen.<br />

Zwei Gewinner in der Kategorie Wohnbau<br />

Der Goethehof saniert durch die GSD Gesellschaft<br />

für Stadt- und Dorferneuerunq<br />

m.b.H. gemeinsam mit der ARGE Leyrer+Graf<br />

Baugesellschaft m.b.H., Sareno Obiektisolierunq<br />

GmbH & Co KG. Die Sanierung der<br />

Wohnhausanlage aus der Zwischenkriegszeit<br />

in Wien Donaustadt zeigt auf, dass Denkmalschutz<br />

und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen<br />

Hand in Hand gehen können. Im<br />

Zuge der Sanierung wurden zahlreiche Fassadenkunstwerke<br />

restauriert, im Dachgeschoss<br />

128 neue Wohnungen geschaffen und an das<br />

Fernwärmenetz angeschlossen. Der Heizwärmebedarf<br />

wurde von 167,77 kWh/m2a auf<br />

44,77 kWh/m2a reduziert, was eine 73,3-prozentige<br />

Verbesserung ergibt. „Der Rückbau<br />

von befestigten Flächen, die Nachverdichtung<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

121


ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

„Der ETHOUSE<br />

Award ist<br />

ein wichtiger<br />

Impuls und eine<br />

Motivation für<br />

Bauherren, auch<br />

bei Projekten<br />

ein besonderes<br />

Augenmerk auf<br />

Energieeffizienz<br />

und damit auf<br />

den Klimaschutz<br />

zu legen. “<br />

und die Barrierefreiheit machen die Wohnanlage<br />

fit für die Zukunft“, die Jury verweist<br />

auf die umfassend gesteigerte Wohnqualität<br />

nach der Sanierung. Projektverantwortlicher<br />

der GSD Arch. Werner Rebernig nimmt den<br />

ETHOUSE Award mit Freude zum dritten Mal<br />

entgegen: „Viele Menschen waren an diesem<br />

Projekt beteiligt. Nun bekommen sie mit dem<br />

Preis eine Anerkennung für die Herausforderung,<br />

Wärmeschutzziele im Denkmalschutz<br />

zu erreichen. Wir haben das mit viel Knowhow<br />

geschafft und dafür mit guten Firmen<br />

zusammengearbeitet.“<br />

Eine weitere Auszeichnung in der Kategorie<br />

„Wohnbau“ bekommt das Projekt Mariahilferstraße<br />

182 von trimmel wall architekten<br />

zt qmbh gemeinsam mit dem Vearbeiter<br />

Levrer+Graf Baugesellschaft. Das stadtbildprägende<br />

Gründerzeit-Eckwohnhaus an der äußeren<br />

Mariahilfer Straße in Wien wurde nach<br />

einer Gasexplosion im April 2014 wiederaufgebaut<br />

und auf einem hohen energietechnischen<br />

Standard saniert. Der städtebauliche Identitätserhalt<br />

im Zuge der Sanierung wird von der Jury<br />

hervorgehoben. Durch die Sanierungsmaßnahmen<br />

weisen die Altbauwohnungen sowie<br />

der Dachgeschossausbau Passivhausstandard<br />

auf. Der Heizwärmebedarf verbesserte sich um<br />

78,4 Prozent, von 119,53 kWh/m2a vor Sanierung<br />

auf 25,79 kWh/m2a. Das Architektenteam<br />

Isabella Wall und Günther Trimmel freuen sich,<br />

die Jury mit ihrem Sanierungskonzept überzeugt<br />

zu haben: „Die Verleihung des ETHOUSE-<br />

Awards 2020 ist für uns eine Bestätigung unserer<br />

ökologischen Ambitionen im Bereich der<br />

Sanierung von Gründerzeithäusern.“<br />

Gewinner Kategorie Öffentliche Bauten<br />

In der Kategorie „Öffentliche Bauten“ siegte<br />

das Projekt „Haus Penzing“ von Karl und<br />

Bremhorst Architekten ZT GmbH und dem<br />

WDVS-verarbeitenden Betrieb Dl Wilhelm<br />

Sedlak GmbH. Das im Jahr 1971 errichtete<br />

Seniorenwohnhaus in Wien Penzing wurde<br />

umfassend generalsaniert und hat die Jury<br />

in seiner gesamten Architektur überzeugt.<br />

„Der reduzierte Heizwärmebedarf nach der<br />

Sanierung ist vorbildlich für die Nutzungsart<br />

des Gebäudes.“ Der Heizwärmebedarf wurde<br />

von 160 kWh/m2a auf 22,93 kWh/m2a reduziert<br />

- eine Verbesserung um 85,67 %. Im Zuge<br />

der Sanierung wurde der Passivhausstandard<br />

umgesetzt sowie eine optische und qualitative<br />

Aufwertung der Fassade und der Innenräume.<br />

Die Projektverantwortlichen Arch. Dl Christoph<br />

Karl und Arch. Dl David Schineri freuen<br />

sich über die Auszeichnung: „Energieeffizientes<br />

Bauen ist in unserem Büro seit Jahren<br />

eine Selbstverständlichkeit, die wir bereits<br />

ab der Wettbewerbsphase berücksichtigen.<br />

Der ETHOUSE Award ist aus unserer Sicht<br />

ein wichtiger Impuls und eine Motivation für<br />

verantwortungsvolle Bauherren, auch bei<br />

zukünftigen Projekten ein besonderes Augenmerk<br />

auf Energieeffizienz und damit auf<br />

den Klimaschutz zu legen. Die Auszeichnung<br />

ist eine besondere Anerkennung für unsere<br />

Arbeit und unser Team. Sehr viel persönlicher<br />

Einsatz, Herzblut und reichlich Fachwissen<br />

waren bei diesem Projekt notwendig.“ Die<br />

beiden Architekten danken so auch Dl Paul<br />

Track von RWT Plus ZT, verantwortlich für die<br />

Bauphysik, und der KWI Engineers GmbH für<br />

die Gebäudetechnik.<br />

122 BauTecFokus


Siegerprojekte<br />

ETHOUSE Award 2020<br />

ÜBERSICHT<br />

PREISTRÄGER<br />

KATEGORIE<br />

„PRIVATER WOHNBAU“<br />

KATEGORIE<br />

„WOHNBAU“<br />

KATEGORIE<br />

„ÖFFENTLICHE BAUTEN“<br />

2-Familienhaus,<br />

Friedhofsweg 22, 6063 Rum<br />

Architektur: Architekturbüro U1architektur<br />

Verarbeitung: Mate & Darko OG<br />

Mariahilferstraße 182, 1150 Wien<br />

Architektur: trimmel wall architekten zt gmbh<br />

Verarbeitung: Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />

m.b.H.<br />

Haus Penzing<br />

Dreyhausenstraße 29, 1140 Wien<br />

Architektur: Karl und Bremhorst<br />

Architekten ZT GmbH<br />

Verarbeitung: Dl Wilhelm Sedlak GmbH<br />

Goethehof in Wien<br />

Schüttaustraße 1-39, 1220 Wien<br />

Architektur: GSD Gesellschaft für Stadtund<br />

Dorferneuerung Ges.m.b.H.<br />

Verarbeitung: ARGE Leyrer+Graf<br />

Baugesellschaft m.b.H.,<br />

Sareno Objektisolierung GmbH & Co KG<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

123


KATEGORIE<br />

„PRIVATER WOHNBAU“<br />

2-FAMILIENHAUS,<br />

FRIEDHOFWEG 22, 6063 RUM<br />

Architektur: U1architektur<br />

Architekt: Dl Norbert Buchauer<br />

Verarbeitung: Mate & Darko OG<br />

Eckdaten WDVS: EPS-F 16 cm<br />

Baujahr: 1990er<br />

Projektdauer Sanierung: 2016 bis 2017<br />

Nutzfläche: 319,73 m 2 (vor der Sanierung<br />

ohne Keller: 169,6 m 2 )<br />

Energiekennzahl: Erdgeschoß: 47,7 kWh/m 2 a,<br />

Dachgeschoß: 34,5 kWh/m 2 a (122,9 kWh/m 2 a<br />

vor Sanierung)<br />

Verbesserung in %: Erdgeschoß: 61,2,<br />

Dachgeschoß: 71,9<br />

Aus der Begründung der Jury<br />

„Dieses Projekt ist ein mustergültiges Beispiel<br />

der Nachverdichtung im privaten Wohnbau<br />

unter Beibehaltung des ursprünglichen<br />

Grundrisses. Die flexible Nutzung zweier<br />

Ebenen verdeutlicht die Auseinandersetzung<br />

der Planer mit dem Thema Raum.“<br />

Kurzbeschreibung des Projekts<br />

Bei der Sanierung dieses Mehrgenerationenhauses<br />

in der Tiroler Ortschaft Rum spielte die<br />

Nachverdichtung eine große Rolle. Das Dach<br />

wurde entfernt und das Gesamtgebäude um<br />

ein volles Geschoß aufgestockt. Die beiden<br />

Bestandsebenen wurden erweitert: jeweils um<br />

eine Raumachse in Massivbauweise und eine<br />

Vorgesetzte, thermisch getrennte Terrasse.<br />

Dabei sind die beiden Ebenen als je eine<br />

Wohnung oder als zwei kleinere Einheiten<br />

zu nutzen. Die großzügigen Verglasungen<br />

werden u.a. durch das auskragende Vordach<br />

vor Überhitzung geschützt. Altbau und<br />

Zubauten wurden gemeinsam wärmebrückenfrei<br />

in einen neuen thermischen Mantel<br />

eingebettet. Das Gesamtgebäude wird mittels<br />

Luft-Wasserwärmepumpe beheizt.<br />

124 BauTecFokus


KATEGORIE „WOHNBAU“<br />

GÖTHEHOF,<br />

SCHÜTTAUSTRASSE 1-39, 1220 WIEN<br />

Bauträger: GSD Gesellschaft für Stadt-<br />

und Dorferneuerung m.b.H.<br />

Architektur: Arch. Dl Martin Kiener,<br />

Arch. Dl Werner Rebernig<br />

Projektverantwortlicher:<br />

Arch. Dl Werner Rebernig<br />

Verarbeitung: ^ARGE Leyrer+Graf<br />

Baugesellschaft m.b.H.,<br />

Sareno Objektisolierung GmbH & Co KG<br />

Eckdaten WDVS: EPS-F 3 und 5 cm,<br />

Mineralwolle 3, 5 und 8 cm<br />

Baujahr: 1928/30<br />

Projektdauer Sanierung: Herbst 2014<br />

bis Mitte 2019<br />

Nutzfläche: 35.700 m 2 (664 Wohnunge<br />

im Bestand)<br />

Energiekennzahl: 44,77 kWh/m 2 a<br />

(167,77 kWh/m 2 a vor Sanierung)<br />

Verbesserung in %: 73,3<br />

Aus der Begründung der Jury<br />

„Hier wird klar aufgezeigt, dass Denkmalschutz<br />

und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen<br />

Hand in Hand gehen können. Der Rückbau<br />

von befestigten Flächen, die Nachverdichtung<br />

und die Barrierefreiheit machen die Wohnanlage<br />

fit für die Zukunft.“<br />

Kurzbeschreibung des Projekts<br />

Die denkmalgeschützte Wohnhausanlage aus<br />

der Zwischenkriegszeit in Wien Donaustadt<br />

wurde über mehrere Jahre saniert. Im Zuge<br />

der Sanierung wurden zahlreiche Fassadenkunstwerke<br />

restauriert, im Dachgeschoss 128<br />

neue Wohnungen geschaffen und an das Fernwärmenetz<br />

angeschlossen. Das ehemalige<br />

Tröpferlbad erhielt als Wohngemeinschaft für<br />

Betreutes Wohnen eine neue Nutzung. Zur<br />

verbesserten Wohnqualität nach der Sanierung<br />

tragen gegenüber dem Bestand u. a. bei:<br />

Der nachträgliche Tiefgaragenbau, er ermöglicht<br />

Grünfläche statt Parkfläche im Mittelhof,<br />

Freiflächen in den Wohnungen - vor allem im<br />

Dachgeschoss -, Aufzugsanlagen sowie barrierefreie<br />

Erschließung des gesamten Areals.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

125


ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

KATEGORIE „WOHNBAU“<br />

MARIAHILFERSTRASSE 182, 1150 WIEN<br />

Architektur: trimmel wall architekten zt gmbh<br />

Projektverantwortliche:<br />

Arch. Dl Günther Trimmel, Arch. Dl Isabella Wall<br />

Verarbeitung: Leyrer+Graf<br />

Baugesellschaft m.b.H.<br />

Eckdaten WDVS: Hanfdämmung 20 cm<br />

Baujahr: 19. Jahrhundert<br />

Projektdauer Sanierung:<br />

Mai 2014 bis März 2018<br />

Nutzfläche: Altbau: 1.600 m 2<br />

Dachgeschoss: 760 m 2 , Lokale: 230 m 2<br />

Energiekennzahl: 25,79 kWh/m 2 a<br />

(119,53 kWh/m 2 a vor Sanierung)<br />

Verbesserung in %: 78,4<br />

Aus der Begründung der Jury<br />

„Es ist besonders, wenn ein stark beschädigtes<br />

Gebäude nicht abgerissen, sondern wieder<br />

aufgebaut wird. Bemerkenswert ist zudem der<br />

städtebauliche Identitätserhalt im Zuge der<br />

Sanierung.“<br />

Kurzbeschreibung des Projekts<br />

Das stadtbildprägende Gründerzeit-Eckwohnhaus<br />

an der äußeren MariahilferStraße in<br />

Wien wurde nach einer Gasexplosion im April<br />

2014 wiederaufgebaut und auf einem hohen<br />

energietechnischen Standard saniert. Die<br />

Altbauwohnungen mit offenen, zeitgemäßen<br />

Wohnungsgrundrissen und der Dachgeschossausbau<br />

erfüllen Passivhausstandard. Im begrünten<br />

Innenhof konnten für rund ein Drittel<br />

der Altbauwohnungen Freiräume geschaffen<br />

werden; die Belichtungssituation im Innenhof<br />

wurde durch bauliche Maßnahmen verbessert<br />

und eine Aufzugsanlage gewährleistet die<br />

barrierefreie Erschließung aller Wohnungen.<br />

Die neu aufgebauten Außenwände und die<br />

Innenhoffassaden wurden mit einem nachwachsenden<br />

Rohstoff gedämmt. Die erhalten<br />

gebliebene, gegliederte Straßenfassade<br />

wurde mit einem hochwärmedämmenden<br />

Putz ausgeführt. Die Erdgeschoßzone wurde<br />

neugestaltet und garantiert eine nachhaltige<br />

Geschäftslokalvermietung.<br />

126 BauTecFokus


KATEGORIE<br />

„ÖFFENTLICHE BAUTEN“<br />

HAUS PENZING,<br />

DREYHAUSENSTRASSE 29, 1140 WIEN<br />

Architektur: Karl und Bremhorst<br />

Architekten ZT GmbH<br />

Projektverantwortliche: Arch. Dl Christoph Karl,<br />

Arch. Dl David Schineri, Ingrid Pulkert<br />

(Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser)<br />

Verarbeitung: Dl Wilhelm Sedlak GmbH<br />

Eckdaten WDVS: Steinwolle 24 cm<br />

Baujahr: 1971<br />

Projektdauer Sanierung:<br />

Juni 2016 bis Februar 2019<br />

Nutzfläche: 17.128 m 2<br />

Energiekennzahl: 22,93 kWh/m 2 a<br />

(160 kWh/m 2 a vor Sanierung)<br />

Verbesserung in %: 85,67<br />

Aus der Begründung der Jury<br />

„Das Seniorenwohnhaus hat in seiner gesamten<br />

Architektur überzeugt. Der reduzierte<br />

Heizwärmebedarf nach der Sanierung ist<br />

vorbildlich für die Nutzungsart des Gebäudes.“<br />

Kurzbeschreibung des Projekts<br />

Das im Jahr 1971 errichtete Seniorenwohnhaus<br />

in Wien Penzing wurde umfassend<br />

generalsaniert. Im Mittelpunkt des Planungskonzeptes<br />

lag die optische und qualitative<br />

Aufwertung der Fassade und der Innenräume<br />

wie auch die Umsetzung des Passivhausstandards.<br />

So wurde mit einer hellen Fassade<br />

und diversen Zubauten das heterogene<br />

Erscheinungsbild des Bestandes beruhigt.<br />

Lichtdurchflutete Räume und großzügige<br />

Gemeinschaftsloggien und Terrassen sorgen<br />

nach der Sanierung für eine hohe Wohnqualität.<br />

Sowohl die Haustechnik als auch die<br />

komplette Innen- und Außenausstattung<br />

entsprechen nach der Sanierung zeitgemäßen<br />

Standards.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

127


ImFokus: Dämmen/Thermische Sanierung<br />

Energieeffiziente Zukunft<br />

Eine Frage der Finanzierbarkeit. „Förderprogramme, wenn sie<br />

nachhaltig sind und zur Bewusstseinsbildung beitragen, wirken langfristig,<br />

sie erzeugen Nachfrage und lösen zusätzliche private Investitionen aus“, ist<br />

Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

(QG WDS) überzeugt..<br />

„Gebäude<br />

benötigen circa<br />

40 Prozent<br />

der Energie<br />

in der EU.“<br />

2008 wurde der ETHOUSE Award<br />

erstmals vergeben. Was hat die ARGE QG<br />

WDS bewogen, einen Preis für energieeffiziente<br />

Sanierungen auszuloben?<br />

Clemens Hecht: Dazu gab es viele Gründe<br />

und im Verlauf der zehn Awards haben sich<br />

diese nicht nur bestätigt. Der ETHOUSE<br />

Award ist eine der drei Säulen, auf denen<br />

das Tun der QG basiert. Die beiden anderen<br />

sind die Verarbeitungsrichtlinie (VAR) als<br />

Grundlage für Planung wie Verarbeitung und<br />

der zertifizierte WDVS-Fachverarbeiter als<br />

Umsetzer der VAR. Der ETHOUSE Award gilt<br />

als Zeichen, dass planerische und Ausführungsqualität<br />

zu attraktiven Objekten führen.<br />

Diese als Impulse wollten wir in die Öffentlichkeit<br />

bringen. Am Wettbewerbshimmel<br />

betrachtet, füllte der ETHOUSE Award eine<br />

Lücke, nämlich ein Preis, der ausschließlich<br />

Sanierungen würdigt. Mit den Siegerprojekten<br />

wird gezeigt, was mit WDVS möglich<br />

ist - gestalterisch und bei der Einsparung von<br />

Heizenergie. Da der Gebäudebestand eine<br />

enorme Ressource zur C0 2<br />

-Reduktion ist, gilt<br />

es aufgrund der Klimaerwärmung, sich darauf<br />

stärker zu konzentrieren.<br />

Die Initiierung des Awards liegt zwischen<br />

dem Kyoto-Protokoll aus 1997 und dem<br />

Pariser Abkommen von 2015. Das Thema<br />

Erderwärmung hat im vergangenen Jahr<br />

definitiv alle Branchen, ökologische und<br />

politische Diskurse erfasst. Klimaschutz ist<br />

Mainstream.<br />

Welchen Beitrag kann WDVS dazu leisten?<br />

Ganz klar: einen wesentlichen! Betrachten<br />

wir mit der Renovate Europe- Kampagne<br />

(Anm.: eine europäische Plattform, die sich<br />

zum Ziel gesetzt hat, den Energieverbrauch<br />

von Gebäuden bis 2050 um 80 Prozent zu<br />

senken) den größeren Rahmen: Neun von<br />

zehn Häuser in der EU werden 2050 weiterhin<br />

vorhanden und genutzt sein. Gebäude sind zu<br />

36 Prozent für den CO 2<br />

- Ausstoß in der EU verantwortlich<br />

und benötigen circa 40 Prozent<br />

der Energie in der EU. Schon heute leisten<br />

Gebäude mit minimalem Energieverbrauch<br />

durch Vollwärmeschutz einen wesentlichen<br />

Beitrag zur CO 2<br />

-Reduktion.<br />

Nachhaltigkeit entwickelt sich vom<br />

Konsumtrend zum Wirtschaftsfaktor.<br />

Wie schlägt sich dieser Wandel am<br />

WDVS-Markt nieder? Entwickelt sich<br />

WDVS mit?<br />

Ja! Wir sind nicht mehr an jedem Punkt groß<br />

entwicklungsfähig, aber es gibt noch reichlich<br />

Entwicklungspotenziale und Herausforderungen.<br />

Physikalisch sind wir z. B. bei der<br />

128 BauTecFokus


Clemens Hecht<br />

Seit 2012 Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

und Referent an der WKO Österreich; 2009 bis 2012 Leiter der Abteilung<br />

Bautechnik, Baustoffprüfung und Bauschadenanalyse der TVFA - TU<br />

Wien GmbH; bis 2009 Mitarbeiter der TU Wien - Institut für Hochbau &<br />

Technologie, Zentrum für Bauphysik & Bauakustik; freier Mitarbeiter als<br />

wissenschaftlicher Berater für verschiedene Firmen; 2001 Doktorat an der<br />

TU Wien; Schwerpunkt: nachträgliche Mauerwerksinjektion und Ersatz von<br />

Sanierputzen mittels Platten aus Calciumsilikat; seit 2012 im Vorstand der<br />

European Association of ETICS (EAE); seit 2004 Mitarbeit im österreichischen<br />

Normungsinstitut; seit 1998 Mitglied der WTA, Schriftleitung für die<br />

WTA-Merkblätter und WTA-reviewed in der Zeitschrift BAUSUBSTANZ, seit<br />

03/2009 im Vorstand der WTA; Mitinitiator des Fachverbandes Innendämmung<br />

e.V. und des Bundesverbandes Schimmelsanierung und technische<br />

Bauteiltrocknung e.V.<br />

Entwicklung niedrigerer, also noch geringerer<br />

Wärmeleitfähigkeiten für die Dämmstoffe<br />

quasi am Ende. Aber wer kann schon eine<br />

Innovation ausschließen? Zudem ändert sich<br />

der Blick auf die Dämmstoffe selbst, einem<br />

wesentlichen Bestandteil des WDVS. Nicht<br />

nur neue Materialien werden diskutiert, sondern<br />

auch alt bewährte zeigen bei objektiver<br />

Betrachtung ihre nachhaltige Qualität.<br />

Potenzial gibt es jedenfalls in der Kreislaufwirtschaft.<br />

Rückbau und Wiederverwendung<br />

kommen immer mehr in den Fokus. Wirtschaftlich<br />

relevant sind auch die Vorfertigung<br />

von Systemen, der Fachkräftemangel und die<br />

Qualifizierung der Verarbeiter. Sicher werden<br />

sich die Berufsbilder verändern. In Summe<br />

schaue ich optimistisch in die Zukunft, wir<br />

werden viele Aufgaben zu lösen haben.<br />

Um dem steigenden Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein<br />

der Menschen<br />

nachzukommen: Thermische Sanierung<br />

ist auch eine Frage der Finanzierbarkeit.<br />

Welche Aufgabe kommt der Politik zu?<br />

Bewusstseinsbildung! Die Politik muss<br />

vor allem dafür sorgen, dass thermische<br />

Sanierungen ein positives Standing haben.<br />

Thermische Sanierung darf und kann künftig<br />

nicht hinterfragt werden, die Potenziale für<br />

das Klima und unser direktes Wohlbefinden<br />

sind bekannt. Zudem notwendig ist ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit den finanziellen<br />

Möglichkeiten, also den Steuergeldern.<br />

Was heißt das? Förderprogramme, wenn sie<br />

nachhaltig sind und zur Bewusstseinsbildung<br />

beitragen, wirken langfristig, sie erzeugen<br />

Nachfrage und lösen zusätzliche private<br />

Investitionen aus.<br />

Damit der Hausbestand seinen Beitrag<br />

für eine energieeffiziente Zukunft leisten<br />

kann: Welche Hebel müssen für das Erreichen<br />

der Sanierungsrate bewegt werden?<br />

Ein Aspekt, auf den wir als QG derzeit besonders<br />

setzen, sind steuerliche Maßnahmen.<br />

Gemeinsam mit anderen interessierten<br />

Gruppen haben wir eine Studie „Steuerliche<br />

Maßnahmen zur Dekarbonisierung des<br />

Wohnungssektors“ beim IIBW (Institut für<br />

Immobilien, Bauen und Wohnen) beauftragt,<br />

die demnächst der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

wird. Die bisherigen Ansätze zur Erhöhung<br />

der Sanierungsrate haben nicht ausreichend<br />

gegriffen. Nach dem Klimaschutzbericht 2019<br />

des Umweltbundesamtes trägt der Gebäudesektor<br />

wesentlich zu den gesamten österreichischen<br />

CCV-Emissionen bei. Die Sanierungsrate<br />

ist derzeit so niedrig wie seit zehn Jahren nicht<br />

mehr, nämlich unter 1,4 Prozent. Für die Erreichung<br />

der Klimaziele muss die Sanierungsrate<br />

langfristig auf 2,5 Prozent angehoben werden.<br />

WDVS heute und morgen: Wie fit ist das<br />

Produkt?<br />

Das Produkt ist zukunftsfit! Wichtig ist zu<br />

bedenken, dass wir in der baupraktischen<br />

Realität Systeme beurteilen, die ca. vierzig<br />

Jahre alt sind. Ältere vergleichbare Systeme<br />

gibt es einfach noch nicht. Eine im Endstadium<br />

befindliche Studie zur Beurteilung der<br />

Dauerhaftigkeit ausgeführter Projekte der<br />

MA 39 belegt, dass entsprechende Systeme<br />

existieren und weiter bestehen werden. Das<br />

heißt, dass qualitativ geplant und verarbeitete<br />

Systeme bei einer regelmäßigen Pflege und<br />

Wartung eine Lebensdauer über die bisher<br />

bekannte hinaus haben.<br />

<strong>Sommer</strong> 2020<br />

129


Rubrik<br />

Buchtipps<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

248 Seiten<br />

ISBN 978-3-0356-2155-6<br />

Birkhäuser | 2020<br />

€ 39,95<br />

Teresa Fankhänel, Andres Lepik<br />

Die Architekturmaschine<br />

Der Computer ist im heutigen Alltag in Architekturbüros essentiell geworden. Bits und Bytes haben längst wichtige<br />

Aufgaben im Entwurf und in der Präsentation von Architektur übernommen. Das Werk, das im Rahmen einer gleichnamigen<br />

Ausstellung im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne in München (14.10.2020–<br />

10.01.2021) erscheint, beleuchtet erstmalig die Entwicklung des Digitalen in der Architektur. Von den Anfängen in<br />

den 1950er-Jahren bis heute erzählt es diese spannende Geschichte in vier Kapiteln und präsentiert den Computer<br />

als Zeichenmaschine, Entwurfswerkzeug, Medium des Geschichtenerzählens und interaktive Kommunikationsplattform.<br />

Wie sehr hat der Computer die Architektur verändert? Lassen Sie sich überraschen.<br />

Christine Weinzierl<br />

Umsatzsteuer in der<br />

Bauwirtschaft<br />

368 Seiten<br />

ISBN: 9783707342284<br />

Linde Verlag<br />

€ 68,00<br />

Die Geschäftsfälle in der Bauwirtschaft folgen in der<br />

Umsatzsteuer in weiten Bereichen speziellen und sehr<br />

komplexen Regelungen. Diese in der Praxis zu überblicken<br />

und richtig anzuwenden, kann eine große Herausforderung<br />

darstellen. Das Fachbuch „Umsatzsteuer in der Bauwirtschaft“ beleuchtet<br />

unter anderem die Abgrenzung von Lieferungen, Montagelieferungen und Dienstleistungen<br />

bei der Erbringung von Bauleistungen und den Übergang der Steuerschuld in<br />

der Bauwirtschaft. Sonderbestimmungen nach der Schrott-UStV und UStBBKV sowie<br />

das Thema Rechnungen über Bauleistungen werden auch behandelt. Vorsteuerabzug<br />

aus Rechnungen über Bauleistungen und gemischte Nutzung der Grundstücke sind<br />

weitere Themen dieses Buches. Bestimmungen zu Bauherrenmodell und Arbeitsgemeinschaft<br />

können auch hier nachgelesen werden. Ein praktisches Nachschlagewerk<br />

für alle mit umsatzsteuerlichen Fragestellungen befassten Praktiker im Bereich der<br />

Bauwirtschaft sowie für Steuerberater, Rechtsanwälte und Unternehmer.<br />

Christoph Wiesinger<br />

Kollektivverträge der<br />

Bauwirtschaft<br />

492 Seiten<br />

ISBN: 9783707338881<br />

Linde Verlag<br />

€72,00<br />

Das Arbeitsrecht in der Bauwirtschaft hat den Ruf<br />

besonders kompliziert und umfangreich zu sein. Das<br />

„Bauarbeitsrecht“ unterscheidet sich vom Arbeitsrecht anderer Branchen in vielen<br />

Punkten. Der vorliegende Kommentar soll bei der Erforschung dieser Materie<br />

hilfreich sein. Es werden jene Punkte besonders ausführlich gewürdigt, die in der<br />

Praxis häufig Fragen aufwerfen.<br />

Das Werk bietet dem Einsteiger in die Materie eine Darstellung der Verbindung<br />

von Gesetzesrecht und Kollektivvertragsrecht und zeigt auf, wie das Zusammenspiel<br />

beider funktioniert. Es enthält für den Praktiker zahlreiche Mustervereinbarungen,<br />

die speziell für die Bauwirtschaft erstellt wurden und nicht nur die<br />

Besonderheiten des Kollektivvertrags, sondern auch der arbeitsrechtlichen Sondergesetze,<br />

insbesondere das BUAG, berücksichtigen.<br />

304 Seiten<br />

Birkhäuser | 2020<br />

ISBN-10: 3035622140<br />

€ 49,95<br />

Georg W. Reinberg<br />

Architektur für eine solare Zukunft<br />

Reinberg ist ein Pionier des ökologischen Bauens und der Solararchitektur. Bereits vor Gründung seines Büros 1985 war er an einigen<br />

Forschungsprojekten zum Thema Architektur und Ökologie beteiligt. Alle Bauten profitieren vom Know-how des forschenden Architekten.<br />

Sie kennzeichnet eine immanent eingeplante Nachhaltigkeit, die auf genaue Weise auch die Bedürfnisse der Nutzer und Bewohner<br />

berücksichtigt: Zahlreiche Wohngebäude, Sanierungen, öffentliche und Firmengebäude realisierte er zur höchsten Nutzerzufriedenheit.<br />

Preise und Lehrtätigkeiten im In- und Ausland bezeugen seinen Erfolg. Durch seinen integrativen Entwurfsansatz ist so eine<br />

spezifische Architektursprache entstanden, die sich in seinen Bauten widerspiegelt.<br />

130 BauTecFokus


PPP und Kooperationsmodelle —<br />

Wege zur lebenszyklusorientierten<br />

Immobilie<br />

Public Private Partnerships (PPP) sind verrufen —<br />

das ist paradox, zumal viele realisierte Projekte<br />

Erfolgsgeschichten sind<br />

Auch in Österreich sind bereits einige Projekte<br />

als Kooperationen zwischen der öffentlichen<br />

Hand und der Privatwirtschaft umgesetzt<br />

worden. Erfolgreiche Beispiele dafür sind die<br />

Neubauprojekte aus dem Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm<br />

(BIENE) der Stadt Wien,<br />

das insgesamt 21 Bildungseinrichtungen (davon<br />

18 Bildungscampus-Standorte) als PPP beinhaltet.<br />

Jene Standorte, die bereits in Betrieb sind,<br />

zeichnen sich durch hohe Nutzerzufriedenheit<br />

aus und bestätigen den Ansatz der Auftraggeberin,<br />

Leistungen, die nicht in ihrem Kernaufgabenbereich<br />

liegen oder bei denen die<br />

vorhandenen Managementkapazitäten in quantitativer<br />

Hinsicht nicht ausreichen, einem Spezialisten<br />

zu überlassen. Auf diese Weise können<br />

durch Effizienzgewinne Kosten gespart werden.<br />

Aus rechtlicher Sicht lassen sich PPP- und<br />

Kooperationsmodelle im mittleren Spektrum<br />

zwischen der Privatisierung von Einzelaufgaben<br />

(Outsourcing bzw. Contracting-out) und einer<br />

materiellen Privatisierung, d. h. der Überlassung<br />

ganzer Aufgaben- bzw. Geschäftsbereiche,<br />

einordnen. Die nachhaltige, langfristige<br />

Zusammenarbeit zwischen interdisziplinären<br />

Partnern kann in vielerlei Hinsicht wirtschaftlich<br />

sinnvoll sein. Nicht zuletzt spielt der Lebenszyklusansatz<br />

bei Zusammenschlüssen in<br />

Kooperationsmodellen eine wichtige Rolle.<br />

Die Lebenszyklusorientierung bei Bauprojekten<br />

bedeutet eine phasenübergreifende Optimierung<br />

von Planung, Bau und Betrieb. Besonders<br />

in Zeiten des Klimawandels ist die Fokussierung<br />

auf langfristigen Erhalt und Ressourcenschonung<br />

unumgänglich. Auch rückt die Erkenntnis,<br />

dass die Betriebsphase der größte Kostentreiber<br />

ist, immer mehr in das Bewusstsein der<br />

Bauherren. Gebäude verursachen zudem auch<br />

nicht quantifizierbare Umweltkosten, die Teil<br />

der Klimadebatte sein sollten und es zukünftig<br />

wohl auch sein werden, da fast ein Drittel aller<br />

CO 2<br />

-Emissionen und etwa die Hälfte des Energieverbrauches<br />

auf den Immobiliensektor zurückzuführen<br />

sind.<br />

Bei PPP-Modellen ist die Aufgabe des wertschöpfungsstufenübergreifenden<br />

Managements<br />

grundsätzlich dem privaten Partner zugeordnet.<br />

Die öffentliche Hand vergibt einen phasenübergreifenden<br />

Dienstleistungsauftrag mit<br />

üblichen Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren<br />

auf Basis einer outputspezifischen Leistungsbeschreibung.<br />

Dieser Ansatz schafft für den privaten<br />

Partner Anreize, bereits in der Planungsbzw.<br />

Bauphase Investitionen zu tätigen, die zu<br />

einer Minimierung der Lebenszykluskosten<br />

führen können und es ihm über die Vertragslaufzeit<br />

erleichtern, das Gebäude effizient in<br />

dem definierten Soll-Zustand zu halten, an den<br />

seine Vergütung gebunden ist. Die Qualitätssteigerung<br />

bei PPP-Projekten lässt sich auch<br />

darauf zurückführen, dass die übliche Gewährleistungsfrist<br />

für Mängel des Bauunternehmens<br />

nicht zutrifft. Projektrisiken werden im Kooperationsmodell<br />

jeweils dem Partner zugewiesen,<br />

der sie am besten beherrschen kann. Somit<br />

entsteht für den privaten Partner, der nach den<br />

Regelungen des ESVG (Europäisches System<br />

Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung) auch<br />

wirtschaftlicher Eigentümer ist, ein wesentlich<br />

höherer Anreiz, nachhaltig und wartungsarm<br />

zu bauen.<br />

Im allgemeinen Verständnis steht PPP für verschiedene<br />

Varianten der Kooperation zwischen<br />

Privatunternehmen und der öffentlichen Hand,<br />

denen ein langfristiger Vertrag zugrunde liegt.<br />

Dieser wird für verschiedene Kombinationen<br />

aus Service-, Bau- und Finanzierungsleistungen<br />

geschlossen und mit Mitteln aus dem öffentlichen<br />

Budget abgegolten. Grundsätzlich wird<br />

zwischen institutionellen und vertraglichen<br />

PPP unterschieden.<br />

Im Unterschied zum Outsourcing oder Contracting-out<br />

wird beim PPP durch die öffentliche<br />

Hand nicht nur die reine Ausführungsleistung<br />

bestellt, sondern es werden Aufgaben mit<br />

einem Partner geteilt sowie Know-how und<br />

Ressourcen langfristig und kooperativ in die<br />

Leistungserbringungen eingebunden. Dieser<br />

Lebenszyklusansatz kann zu Qualitätssteigerungen<br />

führen und bietet für beide Vertragspartner<br />

Chancen und Lösungen für viele<br />

Herausforderungen im öffentlichen Bereich.<br />

Quellen:<br />

• Röber M. (2018): Public Private Partnerships (PPP), in:<br />

Voigt R. (Hrsg.): Handbuch Staat, Springer VS, Wiesbaden<br />

• Beckers, Wagemann, Klatt (2013): Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

bei PPP-Vorhaben: Herausforderungen und<br />

Lösungsoptionen, in: Reichard/Schröter (Hrsg.): Zur Organisation<br />

öffentlicher Aufgaben: Effizienz, Effektivität<br />

und Legitimität, Verlag Barbara Budrich<br />

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