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Die neue Macht der Moral

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

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<strong>Moral</strong><br />

Shitstorm gerät, sollte die fundamentale<br />

Grundregel <strong>der</strong> sozialen Medien verstehen.<br />

Und die lautet: Es kommt nicht darauf<br />

an, Recht zu haben o<strong>der</strong> die Wahrheit<br />

zu sagen, son<strong>der</strong>n es kommt darauf an,<br />

die Neigung <strong>der</strong> Öffentlichkeit, sich ein<br />

(vor)schnelles Urteil zu bilden, für das<br />

eigene Anliegen zu nutzen. Da sind wir<br />

in den meisten Fällen wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Überfor<strong>der</strong>ung (siehe oben). In manchen<br />

Fällen kann hier auch <strong>der</strong> Verein ichbinhier<br />

e.V. helfen (siehe Seite 37).<br />

Vor dem Sturm<br />

•<strong>Die</strong> Erwartungen <strong>der</strong> eigenen Stakehol<strong>der</strong><br />

kennen. Hierbei gilt es, beson<strong>der</strong>s<br />

die Dialoge mit kritischen Partnern/Gegnern<br />

zu pflegen.<br />

• Ein glaubwürdiges gesellschaftliches<br />

und / o<strong>der</strong> ökologisches Engagement:<br />

Wer vor <strong>der</strong> Krise beweist, dass sein<br />

Unternehmen Gutes tut, kann nicht so<br />

leicht mit Schmutz beworfen werden.<br />

• Sich für Krisen rüsten: Szenarien<br />

entwickeln, welche Konflikte auftreten<br />

könnten und dafür einen Standard-Krisenkommunikationsplan<br />

entwickeln<br />

und die Mitarbeiter schulen.<br />

Der Witz ist dabei oft: Der Shitstorm<br />

kommt dann sowieso aus einer ganz<br />

an<strong>der</strong>en, unerwarteten Ecke. Aber Sie<br />

haben zumindest Ablaufpläne, die Sie<br />

adaptieren können, aber nicht neu<br />

entwickeln müssen.<br />

Während des Sturms<br />

Zunächst einmal beherzigen Sie unbedingt<br />

den Satz von Friedrich Wilhelm<br />

von <strong>der</strong> Schulenburg-Kehnert: Ruhe ist<br />

die erste Bürgerpflicht. Und dann halten<br />

Sie sich an den Ratschlag Ihrer Mutter<br />

/ Oma / Tante / Wer auch immer: Gib<br />

immer eine freundliche Antwort. Bewerten<br />

Sie die Situation angemessen: Was<br />

ist an <strong>der</strong> Kritik dran? Handelt es sich<br />

um eine Kampagne o<strong>der</strong> um die aufgestaute<br />

Wut eines o<strong>der</strong> mehrerer Kunden?<br />

Welche Absicht bzw. welches Motiv<br />

steckt dahinter? Identifizieren Sie dabei<br />

insbeson<strong>der</strong>e jene Akteure, die viele<br />

Follower haben und häufig eine bestimmte<br />

Agenda verfolgen.<br />

Time matters: Reagieren Sie schnell.<br />

Wenn Sie für manche Antwort länger<br />

brauchen, dann sagen Sie klar, wann die<br />

Information geliefert wird.<br />

Machen Sie gute Mine zu bösem Spiel.<br />

Im Sturm gilt die „3-R-Regel“: react,<br />

regret, re-inform. Achten Sie dabei auf<br />

empathische Sprache und vermeiden<br />

Sie unbedingt standardisierte Antworten<br />

o<strong>der</strong> Copy-and-Paste aus PR-Texten.<br />

Das offene Gespräch anbieten und sich<br />

zur Not einfach mal entschuldigen. Sich<br />

zurückzunehmen und gegebenenfalls<br />

auch die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kröte zu<br />

schlucken, ist häufig die beste Idee.<br />

Nach dem Sturm<br />

• Analyse des Shitstorms: Wie war das<br />

eigene Verhalten? Wie war das Verhalten<br />

<strong>der</strong> „Angreifer“? Was heißt<br />

das organisatorisch wie auch inhaltlich<br />

für die Planung kommen<strong>der</strong><br />

Krisen?<br />

• Sich ein dickes Fell zulegen. Ähnlich<br />

wie Politiker und Prominente müssen<br />

heutzutage auch Unternehmen, ja sogar<br />

Privatpersonen lernen, dass die<br />

Anonymität des Netzes von gewissen<br />

Menschen missbraucht wird.<br />

• Sich nicht alles gefallen lassen: Viele<br />

neigen dazu, Konflikte um des lieben<br />

Friedens willen zu vermeiden. Das ist<br />

nicht immer richtig und spornt einige<br />

Irrlichter nur noch weiter an. Tatsache<br />

ist, dass man auch im Internet<br />

nicht alles sagen darf und Äußerungen<br />

rechtliche Konsequenzen haben<br />

können. f<br />

Merke:<br />

Informationen<br />

unterdrücken<br />

funktioniert<br />

im Internet<br />

(fast) nie.<br />

Ausgabe 14 | November 2020 | Umweltdialog.de<br />

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