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Die neue Macht der Moral

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

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<strong>Moral</strong><br />

Ausländische<br />

Ideologie<br />

Nicht<br />

zuzuordnen8%<br />

Religiöse<br />

Ideologie 3%<br />

3%<br />

Politisch motivierte<br />

Kriminalität links<br />

9%<br />

Onlinehass ist vor<br />

allem rechtsradikal<br />

Verteilung <strong>der</strong> polizeilich<br />

erfassten Hasskommentare<br />

in Deutschland 2018<br />

77%<br />

Politisch motivierte<br />

Kriminalität rechts<br />

1.472 strafbare Hasspostings<br />

wurden von <strong>der</strong> Polizei<br />

insgesamt erfasst.<br />

Quelle: BKA<br />

aus und sind keine echten Anliegen. Das<br />

gilt insbeson<strong>der</strong>e, wenn über Anfragen<br />

die Belastungsgrenzen <strong>der</strong> Server ausgetestet<br />

werden sollen.<br />

Beim Thema Unternehmen unter Dauerfeuer<br />

denken die meisten wahrscheinlich<br />

an Nestlé. Tatsächlich erregt <strong>der</strong><br />

Schweizer Nahrungsmittelkonzern wie<br />

kaum ein an<strong>der</strong>es Unternehmen die<br />

Gemüter. Das liegt an seiner Marktposition,<br />

aber auch an ungeschicktem Verhalten<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit. Einen <strong>der</strong><br />

ersten großen Shitstorms inszenierte<br />

Greenpeace 2010 gegen Nestlé: <strong>Die</strong> Kritik<br />

war, dass bei <strong>der</strong> Palmöl-Gewinnung<br />

für Nestlés KitKat-Riegel große Flächen<br />

des indonesischen Regenwaldes gerodet<br />

und dadurch die Heimat <strong>der</strong> Orang<br />

Utans zerstört werde.<br />

In dem Video, dass damals viral ging,<br />

biss ein ahnungsloser Büroangestellter<br />

in den Schokoriegel, <strong>der</strong> sich als bluten<strong>der</strong><br />

Affenfinger herausstellte. Bis hierhin<br />

war das klassisches Guerilla-Marketing.<br />

Was dann allerdings<br />

folgte, war für die damals<br />

junge Netzcommunity einmalig:<br />

Nestlé ließ das Video<br />

über seine Anwälte bei Greenpeace<br />

sperren, woraufhin es millionenfach<br />

von an<strong>der</strong>en gepostet wurde<br />

und die Kommentare weit über die Anliegen<br />

<strong>der</strong> Umweltschützer hinausschossen.<br />

Merke: Informationen unterdrücken<br />

funktioniert im Internet (fast) nie.<br />

Schlauer wollte BP sein, das nach <strong>der</strong><br />

Ölpest im Golf von Mexiko – damals<br />

geriet die Bohrplattform Deepwater<br />

Horizon in Brand und das Bohrloch am<br />

Meeresgrund schlug leck – die Katastrophe<br />

mit heilen PR-Bil<strong>der</strong>n zu kaschieren<br />

versuchte. BP zeigte tolle Bil<strong>der</strong> von den<br />

Aufräumarbeiten und buchte massiv bei<br />

Google & Co. die betreffenden Schlüsselwörter<br />

in den Suchmaschinen, um<br />

Interessierte auf ihre eigenen Seiten zu<br />

lenken. <strong>Die</strong> „Operation Gegenöffentlichkeit“<br />

stellte sich dann doch nicht als so<br />

schlau heraus, denn Aktivisten, Journalisten<br />

und auch Regierungsvertreter<br />

wurden so allesamt hinter die Fichte geführt<br />

und entdeckten dort ihre Gemeinsamkeiten.<br />

Wie soll man sich verhalten?<br />

Wie soll sich ein Unternehmen in einem<br />

Shitstorm verhalten? Wer in einen<br />

34 Ausgabe 14 | November 2020 | Umweltdialog.de

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