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Die neue Macht der Moral

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

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<strong>Moral</strong><br />

„<br />

Kapital und Ressourcen<br />

sind heute nicht mehr die<br />

entscheidenden Faktoren<br />

für Aufmerksamkeit<br />

Jedes Interesse ist legitim,<br />

sofern es keine rechtsstaatlichen<br />

Grundsätze verletzt.<br />

Warum wir aber moralisch<br />

einen Unterschied zwischen<br />

<strong>der</strong> Lobbyarbeit unterschiedlicher<br />

Gruppen machen, weiß<br />

Cornelius Winter, Foun<strong>der</strong> von<br />

365 Sherpas. Dort hat man<br />

sich auf politisch-strategische<br />

Kommunikationsberatung<br />

spezialisiert.<br />

UmweltDialog: Herr Winter, Sie sind Experte<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> Public Affairs.<br />

Zwischen legitimer politischer Einflussnahme,<br />

Vetternwirtschaft und Korruption<br />

ist es oft ein schmaler Grat. Haben Lobbyisten<br />

ein Problem mit Regelkonformität?<br />

Cornelius Winter: Der Grat zwischen<br />

Lobbyismus und Korruption ist genauso<br />

schmal wie zwischen Politik, Medizin<br />

o<strong>der</strong> Journalismus und Korruption.<br />

Korruption ist generell illegal, und es<br />

macht keinen Sinn, hier eine beson<strong>der</strong>e<br />

Anfälligkeit in die politische Interessenvertretung<br />

hineinzudeuten. Vieles<br />

in meinem Beruf basiert auf Vertrauen<br />

und Reputation. Und da kann man sich<br />

illegale Aktivitäten nicht leisten, wenn<br />

man länger als nur zwei Jahre in dem<br />

Job bleiben möchte. Abgesehen davon<br />

gibt es natürlich eine Berufsethik, ähnlich<br />

wie im Journalismus und in an<strong>der</strong>en<br />

Berufen auch.<br />

Jedes Interesse benötigt am Ende für<br />

seine Durchsetzung eine gesellschaftliche<br />

Legitimation. Deswegen sind Transparenz<br />

und öffentlicher Dialog auch in<br />

unserer Branche in den vergangenen<br />

Jahren immer wichtiger geworden. Politische<br />

Entscheidungen können heute<br />

nicht mehr im Geheimen getroffen<br />

werden, son<strong>der</strong>n müssen in Zeiten <strong>der</strong><br />

digitalen Informationsgesellschaft, die<br />

vieles entdeckt und nichts vergisst,<br />

nachvollziehbar sein.<br />

Aber: Transparenz und Diskretion<br />

schließen sich nicht aus. Politische Entscheidungen<br />

benötigen weiterhin auch<br />

geschlossene Räume, in denen Entscheidungsträger<br />

offen Fragen stellen und<br />

diskutieren können, ohne dass ihnen<br />

<strong>der</strong>artige Abwägungen gleich als Tendenz<br />

o<strong>der</strong> Schwäche ausgelegt werden.<br />

Nicht je<strong>der</strong> Gedanke kann und sollte auf<br />

offener Bühne ausgefochten werden. Es<br />

gibt viele Entscheidungen, die langfristig<br />

und gut vorbereitet werden müssen.<br />

Aus diesem Grund sind vertrauensvolle,<br />

diskrete Gespräche während des Entscheidungsprozesses<br />

unabdingbar.<br />

Sie sagen, dass Lobbyismus von Transparenz<br />

lebt. Dennoch wird von Ihrem Job oft<br />

ein gegenteiliges Bild gezeichnet. Warum?<br />

Viele Reaktionen auf unseren Beruf entstehen<br />

reflexartig, weil ein bestimmtes<br />

Bild vom Lobbyismus vorherrscht. Der<br />

Begriff ist aus dem Englischen übernommen<br />

und man verbindet damit<br />

Praktiken, die vermeintlich in den USA<br />

vorkommen: Rauchende Menschen auf<br />

Abendveranstaltungen, die viel Alkohol<br />

trinken und im Hinterzimmer Absprachen<br />

miteinan<strong>der</strong> treffen. Unsere Branche<br />

muss diesbezüglich noch viel mehr<br />

Aufklärungsarbeit leisten, transparent<br />

über den Job sprechen und mit den Vorurteilen<br />

aufräumen.<br />

Welche sind das?<br />

Ein Hauptproblem ist etwa, dass unsere<br />

Arbeit auf die unmittelbaren Gespräche<br />

zwischen Interessenvertreterinnen und<br />

24 Ausgabe 14 | November 2020 | Umweltdialog.de

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