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Die neue Macht der Moral

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

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<strong>Moral</strong><br />

Foto: Dominik Enste<br />

Generell basiert <strong>Moral</strong>isieren immer auf<br />

tugendethischen Ansätzen und Ideen.<br />

Übertragen auf die Nachhaltigkeitsdebatte<br />

bedeutet das, dass etwa Praktiken<br />

wie Fliegen o<strong>der</strong> Fleischessen verboten<br />

werden müssten, weil sich diese<br />

„nicht gehören“.<br />

Filme werden von Streaming-<strong>Die</strong>nsten abgesetzt,<br />

Denkmäler gestürzt: Der Kampf<br />

gegen Rassismus und die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit unserer kolonialen Vergangenheit<br />

hat die Kultur erreicht. Bil<strong>der</strong>stürme<br />

alleine verän<strong>der</strong>n aber keine Gesellschaft.<br />

Was wäre besser?<br />

Durch Social Media hat sich eine Aufgeregtheitskultur<br />

entwickelt, bei <strong>der</strong> man<br />

durch kurze Informationshappen getriggert<br />

und angetrieben wird. Am Ende<br />

versucht man nur noch, um bestimmte<br />

Bil<strong>der</strong> und Symbole zu kämpfen. Viel<br />

wichtiger ist es, im Diskurs darum zu<br />

ringen, welche Verän<strong>der</strong>ungen – auch<br />

im Kleinen – unsere Gesellschaft positiv<br />

weiterentwickeln.<br />

Sie haben die Kultur angesprochen. Auch<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftsbetrieb ist von <strong>Moral</strong>isierung<br />

betroffen.<br />

Es gibt Hochschulen, die Professoren<br />

geächtet haben, weil sie sich nicht<br />

entsprechend des gesellschaftlichen<br />

Trends äußerten o<strong>der</strong> auch nur auf bestimmte<br />

Fakten verwiesen, die nicht<br />

dem Mainstream entsprachen. Das<br />

halte ich für sehr bedenklich, weil wir<br />

dann dem <strong>Moral</strong>ismus und nicht den<br />

überprüfbaren Fakten Raum geben und<br />

die Freiheit von Forschung und Lehre<br />

gefährden.<br />

Sie sind Wirtschaftsethiker. Wie sehen<br />

denn Ihrer Meinung nach Lösungen aus,<br />

die die Gesellschaft in Sachen Diversity,<br />

Klimaschutz o<strong>der</strong> nachhaltigem Konsum<br />

etc. nicht weiter spalten?<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaftsethik prüft zum Beispiel,<br />

auf welcher Ebene Probleme gelöst werden<br />

können. Wenn zum Beispiel ein<br />

Unternehmen mit nachhaltigem Handeln<br />

am Markt nicht erfolgreich ist und<br />

verdrängt wird, weil es dadurch höhere<br />

Kosten hat, dann kann <strong>der</strong> Staat auf <strong>der</strong><br />

Ordnungsebene demokratisch legitimiert<br />

und unter Abwägung <strong>der</strong> Kosten<br />

eine allgemeine Regel erlassen und<br />

Nachhaltigkeit für alle Unternehmen<br />

verpflichtend machen.<br />

Ein simples Beispiel: Wenn ein Unternehmen<br />

CO 2<br />

-arm produziert, dadurch<br />

aber insgesamt höhere Produktionskosten<br />

hat und im Wettbewerb Nachteile<br />

erleidet, weil an<strong>der</strong>e Unternehmen<br />

nicht ökologisch handeln, können eine<br />

CO 2<br />

-Steuer o<strong>der</strong> Umweltzertifikate >><br />

Ausgabe 14 | November 2020 | Umweltdialog.de<br />

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