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Die neue Macht der Moral

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird.

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<strong>Moral</strong><br />

Entscheidung darüber, wer zu welchem<br />

Thema zu Wort kommt – früher einmal<br />

eine ziemlich selbstverständliche und<br />

oft intuitive Praxis war, während es heute<br />

oft unter dem Verdacht potenzieller<br />

Diskriminierung steht. Gerade unter<br />

jüngeren Redakteuren ist ein hyperkritisches<br />

Bewusstsein gewachsen, wer wen<br />

wann zu Wort kommen lässt. Meredith<br />

Haaf schreibt: „Wer wen retweetet o<strong>der</strong><br />

auf seinem Account präsentiert, gilt als<br />

relevantes politisches Signal. Und immer<br />

öfter werden Schmähungen zum<br />

Ausweis <strong>der</strong> eigenen Relevanz herangezogen;<br />

manche heften sie sich als gar<br />

Wichtigkeitsorden ans Twitter-Profil.“<br />

In <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Timeline-Wächter*-<br />

innen<br />

Der Wiener Journalist Anton Kuh stellte<br />

in den 20er Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

eine Frage, die damals lustig war<br />

und heute einen bitteren Beigeschmack<br />

hat: „Warum denn sachlich, wenn es<br />

auch persönlich geht?“ Tatsächlich ist<br />

vieles an Kritik und Diskussionskultur<br />

heute eher persönlicher Natur, verletzend<br />

und unsachlich. Treiber <strong>der</strong> Entwicklung<br />

sind die „sozialen Medien“,<br />

die sich längst zu einer wirkmächtigen<br />

digitalen Gegenwelt entwickelt haben.<br />

Oftmals lässt sich nicht immer auf einen<br />

Blick erkennen, wer gerade als Katharina<br />

Blum um die verlorene Ehre kämpft<br />

und wer die Rolle <strong>der</strong> Rufmör<strong>der</strong> spielt<br />

und damit unter Umständen berufliche<br />

Existenzen zerstört.<br />

Dabei geht es vor allem um eins: Um<br />

Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist<br />

die Währung <strong>der</strong> sozialen Medien. Gemessen<br />

wird in Klicks und Likes. Für<br />

Influencer und Netz-Aktivisten ist das<br />

nicht nur eine ökonomische, son<strong>der</strong>n<br />

schlichtweg existenzielle Frage: <strong>Die</strong><br />

moralische <strong>Macht</strong>, welche ihnen die<br />

Netzkampagnen über ihre Mitmenschen<br />

geben, ist gewaltig. Ohne das sind sie dagegen<br />

nichts. Der Einsatz ist also hoch,<br />

10 Ausgabe 14 | November 2020 | Umweltdialog.de

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