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Einblick - Geschäftsbericht 2011/2012 - Milchindustrie-Verband e.V.

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��������������� ANALYSEN & PERSPEKTIVEN<br />

GESCHÄFTSBERICHT <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong> 2008/2009<br />

1912-<strong>2012</strong>


E I N B L I C K<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

<strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

3


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es


nhaltsverzeichnis<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

ZUM GELEIT 7<br />

1 INTERNATIONALE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG 9<br />

● Differenzierte Weltwirtschaft 9<br />

● Marktentwicklungen 9<br />

● Arbeitsmarkt 10<br />

● Konvergenzkriterien nicht einzuhalten 10<br />

● Konvergenz zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten 10<br />

● Verschuldung unterschiedlich 11<br />

● Leistungsbilanz Ungleichgewichte bleiben 10<br />

● Der Kurs des Dollars 10<br />

2 DER GEMEINSAME MARKT 12<br />

● Health Check, High Level Group und Milchquoten 12<br />

● Die Marktordnung im Krisenjahr, Europa wird teurer 12<br />

● Milchmarktausgaben 13<br />

● Weniger Gelder für den Markt 13<br />

● Geringe Überlieferung bei den Milchquoten in Deutschland 13<br />

● Unterlieferung der Quote in der EU 14<br />

● Steigende Preise an den Quotenbörsen 14<br />

● Die Milch wandert in die Gunstregionen im Norden 15<br />

● Zukunft ohne Milchquote 15<br />

3 MILCHERZEUGNISSE UND IHR ABSATZ 16<br />

● Der deutsche Milchmarkt <strong>2011</strong>: Mehr Milch, höhere Preise 16<br />

● Günstiges wirtschaftliches Umfeld 16<br />

● Neue Rekordmarke bei der Milchanlieferung 17<br />

● Mehr Quoten an der Börse gehandelt 18<br />

● Milchkuhbestände stabil, stärkerer Strukturwandel 18<br />

● Rekordumsätze für die deutschen Milchbauern 18<br />

● Export weiter gewachsen 19<br />

● Russland: Ein Hürdenlauf für exportierende Unternehmen 19<br />

● Weltmarktpreise auf höherem Niveau 20<br />

● Käseproduktion langsamer gewachsen 21<br />

● Konsummilchmarkt stagnierend 21<br />

● Butterpreise mit neuem Höchststand 22<br />

● Mehr Magermilchpulver produziert 22<br />

● Preiskorrekturen in <strong>2012</strong> 23<br />

3


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

4 ARBEITSSCHWERPUNKTE NATIONAL UND INTERNATIONAL 24<br />

4<br />

● Öffentlichkeitsarbeit beim MIV – Für Journalisten und Verbraucher 24<br />

● Milchpolitikreport – die Stimme in die Politik 24<br />

● PR-Arbeit innerhalb des MIV für die Öffentlichkeit 25<br />

● Die Seite für den Verbraucher - meine-milch.de 26<br />

● Milch-Montag <strong>2012</strong> – Zufriedenstellendes Jahr <strong>2011</strong> durch Export 27<br />

● Milchpolitischer Frühschoppen des MIV in Berlin 28<br />

● Berliner Milchforum <strong>2012</strong> – Positiver Zuspruch am neuen Standort! 29<br />

● Management spezieller Themen in der Milchbranche 30<br />

● Unternehmensspezifische Aspekte: <strong>Verband</strong> hilft 30<br />

● Regelmäßige Situationsanalyse im MIV: wo stehen wir? 31<br />

● Gentechnik weiterhin Thema 31<br />

● Verpackungsqualität entscheidend 32<br />

● MIV-Initiative Lieferantenaudits gut angelaufen 33<br />

● Gutachten zum Gesundheitlichen Verbraucherschutz 33<br />

● Chronischer Botulismus 34<br />

● Schmallenberg-Virus: Milch nicht betroffen 35<br />

● EU-Verhandlungen zum Klonen wieder aufgenommen 35<br />

● Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch) 36<br />

● Qualitätsmanagement Milch: jetzt als Standard anerkannt – DAkkS bestätigt Akkreditierung 36<br />

● Gespräche zum Futtermittelmanagement laufen 36<br />

● Der neue Lebensmittelstandard IFS 6: MIV aktiv mitgewirkt 36<br />

● Nachhaltigkeit: steigendes Verbraucherinteresse 37<br />

● Aktualisierung verschiedener MIV-Dokumente 37<br />

● Milch und Milcherzeugnisse in der Ernährungsdiskussion 37<br />

● Aktuelles aus der Wissenschaft 38<br />

● Gesunde Ernährung: nur mit Milchfett 39<br />

● Ruminante trans-Fettsäuren werden nicht geregelt 40<br />

● Steuern auf Lebensmittel – der falsche Weg 40<br />

● Laktose-Kennzeichnung bei Milchprodukten 41<br />

● peb (Plattform Ernährung und Bewegung) weiterhin erfolgreich 41<br />

● Wissenschaft und Forschung 42<br />

● Wissenschaftlicher Beirat <strong>2011</strong> tagte in Regensburg 42<br />

● Milch-Wissenschaftlicher Innovationspreis: ein Anreiz 44<br />

● Ideenbörse Forschung <strong>2012</strong> zum 7. Mal - Thema: Milch hat Zukunft – Milch ist in für alle! 45<br />

● Wissenschaftlicher Stand: das A und O 46<br />

● MIV, ein starker Partner der Branchen-Forschung 46<br />

● Beschaffung und Logistik 48<br />

● Logistik rund um die Milch – viel Know-How um ein kostbares Gut 48<br />

● Umweltschutz im MIV 50<br />

● Beseitigung tierischer Nebenprodukte 50<br />

● Verwertung des Gärrestes von Hemmstoffmilch als Düngemittelausgangsstoff 50<br />

● Energiesteuer: Spitzenausgleich künftig nur mit Nachweis von Energiemanagementsystem 51<br />

● Neueinstufung der Wassergefährdungsklassen 51<br />

● Einsparpotential für Unternehmen des produzierenden Gewerbes 52<br />

● Neue Handelsperiode des Emissionshandelssystems 52<br />

● Nachhaltigkeit in der <strong>Milchindustrie</strong> 54<br />

● Carbon Footprint/ Energieeffizienz 54<br />

● Projekt zur umweltfreundlichen Herstellung von Milch und Milcherzeugnissen 54<br />

● Lebensmittelverschwendung 55<br />

● Revision der REACH-Verordnung 55


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Nationale rechtliche Regelungen 56<br />

● Erweiterung der Verpackungsverordnung zum Wertstoffgesetz? 56<br />

● Regionalität im Fokus 57<br />

● BMELV-Initiative „Klarheit und Wahrheit“ 58<br />

● MIV fordert weiterhin eine Novellierung der Käse - VO 58<br />

● Novellierung des Verbraucherinformationsgesetz – VIG 59<br />

● Rechtliche Regelungen und Initiativen in der EU 60<br />

● Das EU – „Qualitätspaket“ 60<br />

● Neues zur Health-Claims-Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 62<br />

● Das neue EU-Zusatzstoffrecht 62<br />

● „Kindermilch“ – aktuelle Entwicklungen 63<br />

● Gattungsbezeichnungen / Herkunftsangaben 63<br />

● Codex Alimentarius 64<br />

● „Glutenfrei“ 67<br />

● Verarbeitungshilfsstoffe in Futtermitteln 67<br />

5 TARIFPOLITIK, ARBEIT UND SOZIALES 68<br />

● MIV als Tarifpartner 68<br />

● Tarifgebiet MIV Nord/West 68<br />

● Tarifgebiet MIV Ost 68<br />

● Tarifgebiete Milchwirtschaft Bayern 69<br />

● Aus der Berufsbildung – Novellierung der Ausbildungsverordnungen 70<br />

● Ausbildungsbetrieb des Jahres 70<br />

6 MIV IN DER EUROPÄISCHEN VERBANDSARBEIT 71<br />

● Das MIV-Büro in Brüssel 71<br />

● Erfolgreicher Brüsseler Milchgipfel <strong>2012</strong> 71<br />

● Agrarpolitische Fachgespräche des MIV 71<br />

● EU-Verbände und Internationaler Milchwirtschaftsverband 72<br />

● EDA 72<br />

● ASSIFONTE 72<br />

● EUCOLAIT 72<br />

● MIV im deutschen Netzwerk 73<br />

● FoodDrinkEurope 73<br />

● IDF 73<br />

● Export-Union für Milchprodukte e. V. 74<br />

● GEFA 74<br />

7 VORSTAND, PERSONALIEN, ORGANISATION 76<br />

SCHLUSSWORT 81<br />

Milchwirtschaft auf einen Blick 82<br />

Mitglieder und Fördermitglieder 84<br />

5


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es


Zum Geleit<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

<strong>2011</strong> war erneut ein Jahr der volatilen Märkte. Die Milchpreise<br />

schwanken – auch in der ersten Hälfte von <strong>2012</strong>. Es sind<br />

bewegte Zeiten, in denen der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> seinen<br />

100-Jährigen Geburtstag feiert. Die Schlagworte Eurokrise,<br />

Milchmarktliberalisierung, Brüsseler Milchpaket und Greening<br />

bestimmen die Agenda. In den vergangenen 100 Jahren haben<br />

sich die Diskussionsthemen verändert, doch nach wie vor<br />

stehen wir für die Interessen unserer Mitgliedsbetriebe ein.<br />

Das „Brüsseler Milchpaket“ wird derzeit in den Mitgliedstaaten umgesetzt. Das viel<br />

genutzte Stichwort dazu ist „Stärkung der Stellung der Milcherzeuger“. Die deutsche<br />

Molkereiwirtschaft wird auch in Zukunft die gute Zusammenarbeit mit den Erzeugern<br />

weiter festigen und ausbauen.<br />

Nach dem Milchpaket kommt die Agrarreform in Brüssel 2014 bis 2020, die Beratungen<br />

hierzu dauern an. Ein Hauptthema ist das „Greening“ der Agrarpolitik. Bei den<br />

Diskussionen um die Reform darf jedoch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen<br />

Landwirtschaft nicht aus den Augen verloren gehen. Das Stilllegen von Flächen bei<br />

hohen Futter- und Pachtpreisen macht keinen Sinn. Hier muss nachgearbeitet werden,<br />

wofür sich auch der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> einsetzt.<br />

In den vergangenen 100 Jahren hat sich der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> – ebenso wie die<br />

<strong>Milchindustrie</strong> selbst – über viele Fusionen und Kooperationen weiterentwickelt und<br />

an die aktuellen Anforderungen angepasst. Dabei stand das Ziel der gemeinsamen<br />

Interessenvertretung der Mitgliedsbetriebe immer vorne an. Diese Verantwortung<br />

haben im Laufe seiner Geschichte viele Menschen, ob im Haupt- oder Ehrenamt,<br />

mitgetragen. Als Vorsitzender des MIV im 100. Jahr seines Bestehens erfüllt mich<br />

dies besonders mit Stolz. Ich freue mich, auch weiterhin gemeinsam mit Ihnen die<br />

Aufgaben und die Herausforderung der <strong>Milchindustrie</strong> anzugehen.<br />

Ich danke an dieser Stelle allen Beteiligten, insbesondere aber meinen ehrenamtlich<br />

tätigen Vorstandskollegen. Nur gemeinsam wird die Branche es weiterhin schaffen, den<br />

Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Und hierfür steht der <strong>Milchindustrie</strong>-<br />

<strong>Verband</strong> zur Verfügung.<br />

Ihr<br />

Dr. Dr Karl Karl-Heinz H<br />

Engel<br />

Vorsitzender<br />

7


1 INTERNATIONALE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG<br />

▲ Differenzierte Weltwirtschaft<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Die wirtschaftliche Entwicklung weltweit ist sehr unterschiedlich. Starkem Wachstum im asiatischen Raum stehen Stagnation in<br />

der EU und Nordamerika gegenüber. Ursache dürfte u. a. die schleichende Überalterung der Gesellschaft in der EU und den USA<br />

sein. In Südamerika startet Brasilien durch und zieht die Nachbarstaaten langsam mit. In Afrika entwickeln sich die Länder sehr<br />

unterschiedlich.<br />

● Marktentwicklungen<br />

Die Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenrate ist in Europa sehr unterschiedlich. Leider ist festzuhalten, dass in<br />

den Euro-Ländern die wirtschaftlichen Prognosen eher negativ sind. Das Bruttoinlandsprodukt wächst noch in wenigen Ländern wie<br />

Finnland und Deutschland, während für Griechenland, Spanien und Italien negative Prognosen abgegeben werden. Ähnlich sieht<br />

es bei der Arbeitslosigkeit aus, die mittlere Arbeitslosenquote im Euroraum liegt bei 11,3 %, angeführt von den „Schuldenkönigen“<br />

Spanien, Griechenland und Portugal.<br />

Die EU-Länder ohne Euro entwickeln sich weit günstiger, insbesondere die Staaten in Mittel- und Osteuropa zeigen noch ein relativ<br />

hohes Wirtschaftswachstum auf.<br />

Wirtschaftsdaten aus der EU und ausgewählten OECD-Staaten<br />

Wirtschaftswachstum (BIP)<br />

Arbeitslose<br />

(% Vorjahr)<br />

(% Erwerbspers.)<br />

2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013P 2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013wP<br />

Belgien 2,3 1,9 0,2 0,3 8,3 7,2 7,6 7,9<br />

Deutschland 3,7 3,0 0,8 1,0 7,1 5,9 5,5 5,3<br />

Finnland 3,7 2,9 1,8 0,8 8,4 7,9 7,4 7,4<br />

Frankreich 1,7 1,7 -0,3 0,0 9,8 9,7 10,2 10,3<br />

Griechenland -3,5 -6,9 -5,9 -3,1 12,6 17,7 19,7 19,6<br />

Irland -0,4 0,7 -0,5 0,6 13,7 14,4 14,3 13,6<br />

Italien 1,8 0,5 -2,3 -0,4 8,4 8,4 9,5 9,7<br />

Niederlande 1,7 1,2 -1,1 0,3 4,5 4,4 5,7 6,2<br />

Österreich 2,3 3,0 0,3 0,5 4,4 4,2 4,3 4,2<br />

Portugal 1,4 -1,6 -2,6 -0,6 12,0 12,9 15,5 15,1<br />

Spanien -0,1 0,7 -1,5 -0,8 20,1 21,7 24,4 25,1<br />

Euroland 1,3 0,6 -1,0 -0,1 9,9 10,4 11,3 11,3<br />

Dänemark 1,3 1,0 0,7 1,5 7,5 7,6 7,7 7,6<br />

Großbritannien 1,4 0,6 0,3 2,0 7,8 8,0 8,5 8,4<br />

Schweden 5,9 4,0 1,0 2,2 8,4 7,5 7,7 7,7<br />

Bulgarien 0,4 1,7 0,5 1,9 10,2 11,2 12,0 11,9<br />

Estland 2,3 7,6 2,2 3,6 16,9 12,5 11,6 10,5<br />

Lettland -0,3 5,5 2,0 2,5 18,7 16,1 14,8 13,2<br />

Litauen 1,4 5,9 2,0 2,7 17,8 15,4 13,8 12,7<br />

Malta 2,3 2,1 1,2 2,0 6,9 6,5 6,6 6,3<br />

Polen 3,9 4,3 2,5 2,0 9,6 9,7 9,8 9,6<br />

Rumänien -1,3 2,5 1,8 3,1 7,3 7,4 7,2 7,1<br />

Slowakei 4,2 3,1 1,8 2,9 14,4 13,5 13,2 12,7<br />

Slowenien 1,4 -0,2 -2,0 -0,4 7,3 8,2 9,1 9,4<br />

Tschechien 2,6 1,7 -0,8 1,0 7,3 6,7 7,2 7,2<br />

Ungarn 1,2 1,7 -1,3 1,0 11,2 10,9 10,6 9,6<br />

Zypern 1,1 0,5 -1,2 0,8 6,2 7,8 9,8 9,9<br />

Kroatien n.v. n.v. n.v. n.v. 11,8 13,2 13,4 12,7<br />

Türkei 9,0 8,5 2,3 4,5 10,7 8,8 8,4 8,2<br />

Schweiz 2,7 2,1 0,8 1,5 4,4 4,0 3,9 3,7<br />

Norwegen 0,6 1,5 2,2 2,4 3,6 3,3 3,3 3,2<br />

USA 3,0 1,7 2,3 2,6 9,6 8,9 8,2 8,0<br />

P = Prognose | Quelle: DB Research Büro, EU-Kommission, EUROSTAT, OECD | n.v. = nicht verfügbar<br />

9


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Arbeitsmarkt<br />

Einige Länder wie Österreich und Norwegen können „Vollbeschäftigung“ aufweisen,<br />

andere Länder haben insbesondere mit der Jugendarbeitslosigkeit sehr große<br />

Probleme. Für Deutschland wird in 2013 eine Arbeitslosenquote von 5,2 % geschätzt,<br />

was historisch gesehen einen sehr guten Wert darstellt.<br />

▲ Konvergenzkriterien nicht einzuhalten<br />

● Konvergenz zwischen den europäischen<br />

Mitgliedsstaaten<br />

Die Inflationsgefahr in Europa ist weiterhin gebannt. Im Euroraum liegt die Inflationsrate<br />

bei 1,6 % und in der gesamten EU bei ca. 2 %. Leider liegt das Budgetsaldo<br />

sowohl im Euroraum als auch in der EU weiterhin im negativen Bereich. Damit steigen<br />

auch die Schulden der einzelnen Länder, welche hier ausgedrückt werden in Schulden<br />

in Prozent des Bruttoinlandsproduktes.<br />

Konvergenzlage potentieller Länder der EWU<br />

P=Prognose; Quelle: OECD, EUROSTAT, WKO Österreich<br />

10<br />

Inflationsrate<br />

(% Vorjahr)<br />

Budgetsaldo<br />

in % des BIP<br />

Schulden<br />

in % des BIP<br />

2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013P 2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013P 2010 <strong>2011</strong><br />

Belgien 2,3 3,5 3,1 1,8 -3,8 -3,7 -3,4 -3,2 96,0 98,0<br />

Deutschland 1,1 2,5 2 1,5 -4,3 -1 -0,6 -0,5 83,0 81,2<br />

Finnland 1,7 3,3 3 1,7 -2,5 -0,5 0,3 0,3 48,4 48,6<br />

Frankreich 1,7 2,3 2,3 1,7 -7,1 -5,2 -5 -4 82,3 85,8<br />

Griechenland 4,7 3,1 1,6 0,7 -11,2 -9,1 -8 -6,1 145,0 165,3<br />

Irland -1,6 1,2 1,9 1,5 -12 -13,1 -8,6 -8,4 92,5 108,2<br />

Italien 1,5 2,9 3,2 2,1 -4,6 -3,9 -2,3 -1,5 118,6 120,1<br />

Niederlande 0,9 2,5 2,6 1,8 -5,1 -4,7 -4,7 -3,5 62,9 65,2<br />

Österreich 1,7 3,5 2,4 1,8 -4,5 -2,6 -2,9 -2,8 71,9 72,2<br />

Portugal 1,4 3,6 3,3 1,3 -6,9 -3,7 -5,5 -4 93,3 107,8<br />

Spanien 2 3 1,9 1,2 -9,2 -8,9 -6,2 -4,9 61,2 68,5<br />

Euroland 1,6 2,9 2,5 1,6 -6,5 -5,1 -4,3 -3,5 86,8 92,8<br />

Dänemark 2,3 2,8 2,2 2 -5,3 -1,8 -3,5 -2,5 42,9 46,5<br />

Großbritannien 3,3 4,5 2,8 2,1 -9,3 -8,3 -5,6 -6 79,6 85,7<br />

Schweden 1,3 2,6 1,8 1,8 -0,1 0,3 0,6 1,2 39,4 38,4<br />

Polen 2,5 4,3 3,6 3,3 -7,9 -5,1 -3,2 -3 54,8 56,3<br />

Ungarn 4,9 3,9 6,1 4,2 -4,3 4,2 -3 -2,9 81,4 80,6<br />

Tschechien 1,5 1,9 3,4 2,4 -4,8 -3,1 -2,9 -2,7 38,1 41,2<br />

Slowakei 0,7 4,1 2,9 1,9 -7,7 -4,8 -4,7 -4,9 41,1 43,3<br />

Slowenien 2,1 2,1 2,2 1,7 -6,0 -6,4 -4,3 3,8 38,8 47,6<br />

Estland 2,7 5,1 3,9 3,4 0,2 1,0 2,4 1,3 6,7 6,0<br />

Lettland -1,2 4,2 2,6 2,1 -8,2 -3,5 -2,1 -2,1 44,7 42,6<br />

Litauen 1,2 4,1 3,1 2,9 -7,2 -5,5 -3,2 -3,0 38,0 38,5<br />

Malta 2,0 2,4 2,0 2,2 -3,7 -2,7 -2,6 -2,9 69,4 72,0<br />

Zypern 2,6 3,5 3,4 2,5 -5,3 -6,3 -3,4 -2,5 61,5 71,6<br />

Bulgarien 3,0 3,4 2,6 2,1 -3,1 -3,7 -3,0 -3,3 16,3 16,3<br />

Rumänien 6,1 5,8 3,1 3,4 -6,8 -5,2 -2,8 -2,2 30,5 33,3


● Verschuldungen<br />

unterschiedlich<br />

Größte Schuldner in der EU sind die Bundesrepublik und Frankreich. Der Verschuldungsgrad<br />

der Länder ist allerdings sehr unterschiedlich. Griechenland führt die<br />

Tabelle an, gefolgt von Irland. Das „Maastricht-Kriterium“ von 60 % überschreiten<br />

mittlerweile 11 EU-Länder.<br />

Wechselkurs US-Dollar per Euro<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Leistungsbilanz<br />

Ungleichgewichte bleiben<br />

Die Exportländer führen die Tabelle der<br />

Leistungsbilanzen an. Auch für 2013 wird<br />

Deutschland weit an der Spitze stehen. Die<br />

südeuropäischen Nachbarn sehen kaum<br />

Chancen zum Aufholen.<br />

Leistungsbilanzen europäischer Länder (1997-2013)<br />

Portugal<br />

Griechenland<br />

Spanien<br />

Italien<br />

Frankreich<br />

Finnland<br />

Österreich<br />

Niederlande<br />

Deutschland<br />

1997 19992001200320052007 2009 <strong>2011</strong> 2013*<br />

● Der Kurs des Dollars<br />

Der Kurs des Dollars hat sich wieder positiv<br />

entwickelt, was den Export auch für Milch<br />

und Milcherzeugnisse erleichtert hat. Andererseits<br />

fallen die Importrechnungen<br />

damit in Euro ausgedrückt umso höher<br />

aus.<br />

11<br />

300<br />

225<br />

150<br />

75<br />

0<br />

-75<br />

-150<br />

-225<br />

Milliarden Euro


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

2 DER GEMEINSAME MARKT<br />

▲ Health Check, High Level Group und Milchquoten<br />

1.800<br />

1.600<br />

11.400 400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

EU-Budgetentwurf 2013:<br />

Marktbezogene Maßnahmen 2.812 Mio. Euro<br />

Direktbeihilfen 41.026,9 Mio. Euro<br />

Entwicklung des ländl. Raumes 14.803,5 Mio. Euro<br />

Gesamtausgaben Landwirtschaft 59.024,06 Mio. Euro<br />

EU-Ausgaben gesamt 134.346,23 Mio. Euro<br />

12<br />

2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> P <strong>2012</strong> P 2013P<br />

Milchprodukte<br />

Fleisch<br />

Ackerkulturen<br />

Zucker<br />

Olivenöl<br />

Obst/Gemüse<br />

Wein<br />

Die europäische Marktordnung ist erneut<br />

angepasst worden. Im Zuge der Beratung<br />

der High Level Group in Brüssel wurde<br />

das „Milchpaket“ verabschiedet. Derzeit<br />

werden die Durchführungsvorschriften in<br />

Brüssel diskutiert. Dabei geht es insbesondere<br />

um die Besserstellung des Erzeugers<br />

gegenüber seiner Molkerei. Die Mitgliedstaaten<br />

sind aufgefordert, ihre nationalen<br />

Regelungen an das neue EU-Recht an-<br />

zupassen.<br />

Gleichzeitig diskutieren Rat und Parlament<br />

in Brüssel die Agrarreform 2014 bis<br />

2020. Das EU-Parlament hat mittlerweile<br />

eine Stellungnahme abgegeben. Verhandlungen<br />

sind schwierig, da es insbesondere<br />

um die Budgetverteilung zwischen den<br />

Mitgliedstaaten geht. Ein „Zurück“ zur<br />

alten Milchmarktordnung ist jedoch ausgeschlossen.<br />

● Die Marktordnung im<br />

Krisenjahr<br />

Europa wird teurer<br />

Die Gesamtausgaben der EU belaufen<br />

sich auf ca. 134 Milliarden Euro.<br />

Knapp die Hälfte der Ausgaben erfolgt<br />

im Sektor der Landwirtschaft. Hierbei<br />

fallen insbesondere die Direktbeihilfen<br />

der Erzeuger auf. Marktbezogene<br />

Maßnahmen schlagen nur noch mit 2,8<br />

Millionen Euro zu Buche. Im Bereich der<br />

Milch und Milcherzeugnisse spielen sie<br />

fast keine Rolle mehr.


▲ Milchmarktausgaben<br />

● Weniger Gelder für den<br />

Markt<br />

Die Milchmarktordnung der alten Prägung<br />

umfasste ein Budgetvolumen von ca.<br />

2 Milliarden Euro. Heute, nachdem die Erstattungen,<br />

Beihilfen etc. gestrichen sind,<br />

spielen nur noch die Ausgaben für die<br />

Schulmilch und die private Lagerhaltung<br />

Butter eine Rolle. Die Bruttogesamtausgaben<br />

liegen bei ca. 75 Millionen Euro.<br />

Bruttoausgaben Milch: 75,2 Mio. €<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Milchmarktausgaben nach Verwendung 2013<br />

(laut EU-Haushaltsplan)<br />

● Geringe Überlieferung bei den Milchquoten in Deutschland<br />

Erstattungen (gestrichen)<br />

Intervention MMP (gestrichen)<br />

Intervention Butter+Rahm (14 Mio. €)<br />

Beihilfen MM/MMP (9 Mio. €)<br />

sonstige Butterfettmaßnahmen (pE, 0 €)<br />

Intervention Käse (gestrichen)<br />

Sonstige/Schulmilch (66,2 Mio. €)<br />

Nach drei Jahren kam es in diesem Quotenjahr <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong> zum ersten Mal wieder zu einer Übererfüllung der nationalen<br />

Referenzmenge/ Milchquote in Deutschland. Das lag daran, dass die deutschen Erzeuger im vergangenen Quotenjahr ihre<br />

Produktion gegenüber dem Vorjahr um 2,1 % auf rund 29,5 Mio. Tonnen gesteigert haben. Damit bleibt Deutschland mit Abstand<br />

der größte Milchproduzent in der EU. Die Überlieferung bewegte sich jedoch in einem sehr kleinen Rahmen von 0,13 % bzw. rund<br />

39.000 Tonnen. Im Ergebnis müssen die deutschen Erzeuger dieses Jahr für die über die Milchquote hinaus gelieferte Milch nach<br />

Molkerei- und Bundessaldierung eine durchschnittliche Abgabe von 1,45 Cent je Kilogramm bezahlen.<br />

13


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Unterlieferung der Quote in der EU<br />

Innerhalb der EU hat dagegen die Milchquote<br />

ihre reglementierende Wirkung<br />

bereits verloren. Nur einige wenige milchstarke<br />

Länder wie Deutschland, Niederlande<br />

und Dänemark kommen neben einigen<br />

kleineren Mitgliedsstaaten wie Zypern in<br />

den Bereich, dass ihre Referenzmengen<br />

übererfüllt werden. Insgesamt ist in der<br />

EU vielmehr eine Unterlieferung von rund<br />

5 % festzuhalten, was durch die erfolgten<br />

Anhebungen der Quote in den vergangenen<br />

drei Jahren um je 1 % begleitet wurde<br />

und das Ziel eines Soft-Landings in Richtung<br />

Quotenende 2015 unterstützt.<br />

● Steigende Preise an den Quotenbörsen<br />

Entgegen der Tendenz der vergangenen Jahre haben die deutschen Milcherzeuger bei den letzten Börsenterminen der nationalen<br />

Referenzmenge wieder deutlich mehr Geld für die Lieferrechte bezahlt. Es kann nur spekuliert werden, ob die erfreulichen Auszahlungspreise<br />

und/ oder die zum Teil geschürten Ängste einer möglichen Überlieferung dazu geführt haben, dass ein deutlicher<br />

Nachfrageüberhang die Preise für die Milchquote wieder von 7 Cent (9 West, 3 Ost) je Kilogramm auf ein Niveau von 13 Cent<br />

(14 West, 5 Ost) hat steigen lassen. Betriebswirtschaftlich bedeutet dies für die erstandene Milchquote im Mittel eine kalkulatorische<br />

Abschreibung bzw. Kostenbelastung von über 4 Cent je Kilogramm Milch.<br />

14


● Die Milch wandert in die<br />

Gunstregionen im Norden<br />

Auch im vergangenen Jahr war die Nachfrage<br />

nach Lieferrechten bei den drei<br />

Börsenterminen im Jahr in den Küstenregionen<br />

Niedersachsens und auch in<br />

Mecklenburg-Vorpommern stark ausgeprägt.<br />

In erheblichem Umfang mussten<br />

hier vor allem die Bundesländer Bayern<br />

genau wie Baden-Württemberg und<br />

Hessen einen Teil ihrer Referenzmenge<br />

preisgeben. Eine Umkehr dieser Tendenz<br />

scheint auch in den nächsten Börsenterminen<br />

nicht absehbar.<br />

● Zukunft ohne Milchquote<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

*Quotenzu- und -abgänge in Tonnen seit 01.07.2007 | Stand 01.07.<strong>2012</strong><br />

Quelle: Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft, Milchquotenübertragungsstelle Bayern<br />

Die Politik in Brüssel hat sich wiederholt dazu bekannt, dass die Milchquote im Jahr<br />

2015 nach rund 31 Jahren auslaufen wird. In einzelnen Mitgliedsstaaten wird weiterhin<br />

außerdem über ein Vorziehen des Soft-Landings durch eine vorgezogene Quotenerhöhung<br />

oder eine Änderung der Fettkorrektur diskutiert, während andere Gruppierungen<br />

wiederholt rückwärtsgewand ein Fortbestehen der Milchquote fordern. Es bleibt zu<br />

hoffen, dass die EU ihren eingeschrittenen Weg nicht verlassen wird und damit die gut<br />

aufgestellten und gewappneten Milcherzeuger für die Zeit nach 2015 in ihren Entscheidungen<br />

fördert.<br />

15


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

3 MILCHERZEUGNISSE UND IHR ABSATZ<br />

▲ Der deutsche Milchmarkt <strong>2011</strong>:<br />

Mehr Milch, höhere Preise<br />

<strong>2011</strong> hat sich die neue Volatilität am Milchmarkt für die Milcherzeuger von ihrer<br />

freundlichen Seite gezeigt. Obwohl eine Rekordmenge an Milch angeliefert worden<br />

ist, sind die Milchauszahlungspreise der Molkereien kräftig gestiegen und haben mit<br />

35 Cent/kg ab Hof den Spitzenwert des Jahres 2008 übertroffen. Erstmals wurden an<br />

die Erzeuger insgesamt mehr als 10 Mrd. Euro an Milchgeld ausgezahlt. Allerdings<br />

gaben die Preise zu Beginn <strong>2012</strong> deutlich nach.<br />

● Günstiges wirtschaftliches Umfeld<br />

Rückenwind erhielt die Milchwirtschaft <strong>2011</strong> von einer günstigen gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung. Das Wirtschaftswachstum zeigte sich robust. Preisbereinigt ist<br />

das Bruttoinlandsprodukt um 3,0 % gestiegen. Damit war das Wachstum nur wenig<br />

schwächer als 2010 mit einem ungewöhnlich hohen Plus von 3,7 %. Deutsche Produkte<br />

waren im Ausland stark nachgefragt. <strong>2011</strong> hat der deutsche Export von Waren<br />

und Dienstleistungen erstmals die Marke von einer Billion Euro überschritten. Bei den<br />

Verbrauchern ist die günstige gesamtwirtschaftliche Entwicklung angekommen. Der<br />

private Konsum stieg um 3,5 % und damit stärker als in den Vorjahren. Die Arbeitslosigkeit<br />

sank auf 6,9 % und damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung<br />

der beiden deutschen Staaten. Zusätzlich lebten wieder mehr Konsumenten in<br />

Deutschland. <strong>2011</strong> nahm die Einwohnerzahl in Deutschland erstmals seit 2002 wieder<br />

leicht zu.<br />

16<br />

© volff – Fotolia.com


● Neue Rekordmarke bei der Milchanlieferung<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Der Milchmarkt ist <strong>2011</strong> erneut kräftig gewachsen. Die deutschen Molkereien haben eine Rekordmilchmenge von 29,76 Mio. Tonnen<br />

erfasst. Damit hat sich im vierten Jahr in Folge ein neuer Höchststand eingestellt. Seit 2006 ist das Rohstoffaufkommen der<br />

deutschen Molkereien kontinuierlich gestiegen und hat sich in diesem Zeitraum um 2,5 Mio. Tonnen erhöht. Die Gehalte an<br />

Inhaltsstoffen waren bei Fett wie auch bei Eiweiß leicht rückläufig. Die Fettgehalte sind im Schnitt auf den niedrigsten Stand seit<br />

1990 gesunken.<br />

Das Wachstum war <strong>2011</strong> in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern am stärksten ausgeprägt. Mit<br />

Ausnahme Thüringens ist die Milchanlieferung der Erzeuger in allen Bundesländern gestiegen.<br />

28,7<br />

25,6<br />

© ZMB<br />

Milchanlieferung in Deutschland<br />

27,0<br />

in Mio. t<br />

Die Milcherfassung von Erzeugern aus benachbarten EU-Ländern ist <strong>2011</strong> um 2 % gestiegen. Einen steigenden Trend weist die<br />

Anlieferung von Biomilch auf. Sie nahm <strong>2011</strong> um 10,2 % zu und erreichte einen Allzeitrekord von 657.000 Tonnen. Ihr Anteil an der<br />

Gesamtanlieferung beläuft sich inzwischen auf 2,2 %.<br />

Möglich waren die Produktionsausweitungen durch den Weg der Liberalisierung der Milchquoten, den die europäische Agrarpolitik<br />

eingeschlagen hat. Von 2006/07 bis <strong>2011</strong>/12 sind die Anlieferungsquoten in Deutschland um knapp 1,9 Mio. Tonnen erhöht worden.<br />

Zusätzlich wirken die technischen Änderungen bei der Berechnung der Fettkorrektur, die im Quotenjahr 2009/10 erstmals<br />

angewandt wurden, wie eine Aufstockung um knapp 0,5 Mio. Tonnen. <strong>2011</strong>/12 sind die Milchquoten in Deutschland erstmals nach<br />

drei Jahren Unterlieferung überliefert worden. Für die Überschreitungen der Referenzmengen um 39.000 t wurden Strafzahlungen<br />

nach Brüssel von insgesamt 10,9 Mio. EUR fällig. Die Belastung für die einzelnen Überlieferungen wird durch eine Bundessaldierung<br />

von 94,8 % gemildert.<br />

27,2<br />

29,8<br />

1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 <strong>2011</strong>x<br />

Quelle: ZMB, MIV , BMELV, BLE<br />

17


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Mehr Quoten an der Börse gehandelt<br />

Mit der steigenden Quotenausnutzung hat das Interesse am Quotenkauf wieder zugenommen.<br />

Im Kalenderjahr <strong>2011</strong> wechselten 688 Mio. kg die höchste Quotenmenge<br />

seit Einführung der Börse im Jahr 2000 den Besitzer. Der durchschnittliche Preis je<br />

Kilogramm war mit 8 Cent gleichzeitig der niedrigste. Allerdings haben die Quotenpreise<br />

beim jüngsten Börsentermin im November <strong>2011</strong> wieder etwas angezogen.<br />

● Milchkuhbestände stabil, stärkerer Strukturwandel<br />

Erzielt worden ist die höhere Milchmenge vor allem durch die kontinuierliche<br />

Steigerung der Produktivität der Milchkühe. <strong>2011</strong> wurden im Bundesdurchschnitt je<br />

Kuh 7.240 kg Milch ermolken. Das war gut 1 Tonne mehr als vor 10 Jahren und so viel<br />

wie nie zuvor. Die Milchkuhbestände sind indessen in den letzten Jahren weitgehend<br />

unverändert geblieben.<br />

Im November <strong>2011</strong> wurden in Deutschland 4,19 Mio. Milchkühe gezählt. Damit ist<br />

der Milchviehbestand seit mehreren Jahren stabil. Verglichen mit der Zählung vor<br />

Jahresfrist ist er sogar leicht um 0,2 % gestiegen. Bis vor wenigen Jahren war der<br />

Milchkuhbestand seit Einführung des Milchquotensystems von Jahr zu Jahr kontinuierlich<br />

reduziert worden, um den Produktivitätsfortschritt zu kompensieren. Regional<br />

sind leichte Unterschiede bei der Milchkuhhaltung zu beobachten. In Süddeutschland<br />

nehmen die Kuhbestände leicht ab und in Norddeutschland geringfügig zu. Dies entspricht<br />

den regionalen Wanderungen der Milchquoten.<br />

Der Strukturwandel in der Milchviehhaltung hat sich trotz der stabilen Bestände<br />

beschleunigt. Bei der Mai-Zählung <strong>2012</strong> wurden noch 84.900 Haltungen gezählt.<br />

Innerhalb eines Jahres haben 4,6 % der Halter aufgegeben. Dies war eine höhere<br />

Aufgaberate als in den Vorjahren mit Werten zwischen 3,5 % und 4 %. Innerhalb des<br />

letzten Jahrzehnts ist ein Drittel der Milchbetriebe ausgestiegen, wobei sich die Aufgaberate<br />

seit 2009 deutlich vergrößert hat. Die durchschnittliche Bestandsgröße hat<br />

<strong>2011</strong> 47 Milchkühe erreicht, das sind mehr als doppelt so viele wie vor 20 Jahren.<br />

18<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

monatlich monatli<br />

Jahresdurchschnitt<br />

Jahresdurchsch<br />

● Rekordumsätze für die<br />

deutschen Milchbauern<br />

Höhere Milchpreise für mehr Milch bedeuteten<br />

Rekordeinnahmen für die deutschen<br />

Milchbauern. Der Produktionswert von<br />

Milch in Deutschland zu Erzeugerpreisen<br />

hat <strong>2011</strong> mit 10,2 Mrd. EUR erstmals die<br />

10-Millarden-Grenze übertroffen.<br />

Die wachsenden Milchmengen lösten<br />

<strong>2011</strong> keinen Druck auf die Preise aus.<br />

Vielmehr hat die Nachfrageentwicklung<br />

sogar Preissteigerungen zugelassen. Die<br />

Erlöse für alle Milchprodukte sind <strong>2011</strong><br />

im Schnitt höher ausgefallen als im Vorjahr,<br />

wobei die größten Steigerungen<br />

für Butter und Molkenpulver realisiert<br />

wurden. Bei höheren Erlösen für Milchprodukte<br />

zogen die Milchauszahlungspreise<br />

der Molkereien, die sich bereits<br />

2010 kräftig erholt hatten, weiter an. Im<br />

Jahresschnitt wurden 34,83 Cent je Kilogramm<br />

Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 %<br />

Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer ausgezahlt.<br />

Das waren 13 % mehr als Vorjahr.<br />

Zwei Jahre nach der Milchpreiskrise wurde<br />

der Spitzenwert des Jahres 2008 wieder<br />

übertroffen. In einem Zeitraum von nur<br />

drei Jahren sind die Milchpreise damit um<br />

10 Cent/kg gesunken und wieder um den<br />

gleichen Betrag gestiegen.<br />

Deutschland: Milcherzeugerpreise<br />

(EUR/100 kg, tatsächl. Inhaltsstoffe, ab Hof, ohne MwSt.)<br />

© ZMB M<br />

15<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />

Quelle: BMELV, BLE


● Export weiter gewachsen<br />

Eine Säule der festen Marktentwicklung<br />

war auch <strong>2011</strong> wieder das Exportgeschäft.<br />

<strong>2011</strong> hat die deutsche Milchwirtschaft<br />

Milchprodukte im Wert von 7,74 Mrd.<br />

EUR exportiert. Das waren 12 % mehr<br />

als im Vorjahr und ein neuer Rekord. Der<br />

Welthandel mit Milchprodukten hat <strong>2011</strong><br />

einen neuen Spitzenwert erreicht. Die<br />

globale Nachfrage nach Milchpulver ist<br />

weiter gewachsen. Davon hat auch die<br />

deutsche Milchwirtschaft profitiert. Die<br />

Ausfuhren von Magermilchpulver, aber<br />

auch die von Käse sind weiter gestiegen.<br />

Allerdings wuchs der Käseexport weniger<br />

dynamisch als 2010.<br />

● Russland: Ein Hürdenlauf für exportierende Unternehmen<br />

Die deutsche Milchwirtschaft steht gut<br />

da im Export. Allein an Käse verlassen<br />

mittlerweile über eine Million Tonnen die<br />

Bundesrepublik. Russland ist dabei der<br />

wichtigste Handelspartner im Drittlandsbereich.<br />

Aber nicht nur Käse sondern<br />

auch alle übrigen Milchprodukte haben<br />

in Russland einen Absatzmarkt gefunden.<br />

Die deutsche Molkereiwirtschaft hat im<br />

Russlandgeschäft leidvolle Erfahrungen<br />

gemacht - dies weniger mit russischen<br />

Handelspartnern als vielmehr mit den<br />

russischen Behörden und der Umsetzung<br />

der entsprechenden Vorschriften. Obwohl<br />

weltweit insbesondere deutsche Milchprodukte<br />

einen guten Ruf genießen,<br />

zweifelt die russische Regierung immer<br />

wieder deren Eignung für die Versorgung<br />

der russischen Bevölkerung mit<br />

sicheren Lebensmitteln an.<br />

Der Hintergrund ist einfach wie auch<br />

verständlich: der eigene russische Markt<br />

soll geschützt werden. Die Art und<br />

Weise der Umsetzung diese Ziels ist<br />

jedoch nicht immer nachvollziehbar.<br />

Für deutsche Unternehmer ergaben sich<br />

durch kurzfristige Sperrungen und langwierige<br />

Prozesse der Wiederzulassung<br />

in den vergangenen Jahren erhebliche<br />

Unsicherheiten und Einbußen hinsichtlich<br />

der Geschäftsbeziehungen mit<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Deutschland: Exporte von Milchprodukten<br />

(in 1.000 Tonnen)<br />

Molkenpulver<br />

347<br />

353<br />

<strong>2011</strong><br />

Butter<br />

93<br />

100<br />

2010<br />

Frischprodukte<br />

418<br />

428<br />

Kä Käse<br />

1052 1.052<br />

1009 1.009<br />

Magerm.pulver<br />

292<br />

222<br />

Vollm.pulver p<br />

61<br />

79<br />

Kondensmilch<br />

255<br />

264<br />

Milch (lose)<br />

1.485 148 1.48<br />

1421 1.421<br />

Milch<br />

1112 1.112<br />

(abgepackt)<br />

1147 1.147<br />

© ZMB GmbH<br />

russischen Geschäftspartnern. Das Resultat<br />

sind zeitweilige Rückgänge bei<br />

den Käseexporten nach Russland von<br />

rund 20 Prozent wie im Jahr <strong>2011</strong>.<br />

Neuzulassungen für interessierte Unternehmen<br />

liegen seit Jahren auf Eis.<br />

Der WTO-Beitritt Russlands und seine<br />

Folgen werden auf europäischer und<br />

deutscher Ebene viel diskutiert. Theore-<br />

tische Annahmen helfen jedoch den<br />

Unternehmen im täglichen Geschäft<br />

nicht weiter. So wird die Umsetzung von<br />

WTO-Vorgaben auf russischer Seite mit<br />

viel Spannung in der deutschen Milchwirtschaft<br />

verfolgt.<br />

Foto: © kubais k<br />

-Fotolia.com<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt.<br />

19


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Weltmarktpreise auf höherem Niveau<br />

In den ersten Monaten des Jahres <strong>2011</strong> war eine sehr starke Nachfrage nach Milchprodukten<br />

in den Importländern zu verzeichnen, die zunächst zu einem hohen Anteil<br />

von Anbietern aus der Europäischen Union und damit auch aus Deutschland bedient<br />

wurde. Am Weltmarkt haben die Preise im Jahresschnitt kräftig zugelegt.<br />

Die Wechselwirkungen der Preise am internationalen Markt und in den wichtigsten<br />

Lieferländern Neuseeland, EU und USA werden immer enger. Die höheren Erlöse am<br />

Weltmarkt haben sich auf das Milchgeld übertragen, was wiederum die Produktion<br />

stimuliert. Die Milcherzeugung ist im Lauf von <strong>2011</strong> nicht nur in Deutschland, sondern<br />

in den meisten Ländern stärker gestiegen als in den Vorjahren – auch weil <strong>2011</strong><br />

witterungsbedingte Beeinträchtigungen im Gegensatz zum Vorjahr weitgehend<br />

ausgeblieben sind. So stand am Weltmarkt mehr Angebot aus der EU, Neuseeland,<br />

den USA und Südamerika zur Verfügung.<br />

5.500<br />

4.500<br />

3.500<br />

2.500<br />

1.500<br />

20<br />

Weltmarktpreise<br />

US-$/t<br />

© ZMB<br />

500<br />

Jan 01 Jan 03 Jan 05 Jan 07 Jan 09 Jan 11<br />

V<br />

Butter<br />

VMP<br />

MMP<br />

In der zweiten Jahreshälfte von <strong>2011</strong><br />

zeigte sich, dass die Bäume nicht in den<br />

Himmel wachsen. Die Preise am Weltmarkt<br />

gaben wieder nach. Durch die Schuldenkrise<br />

in Europa und den USA sowie die<br />

Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums<br />

herrschte ein Klima der Verunsicherung,<br />

das zunächst einmal eine<br />

abwartende Haltung auslöste. Außerdem<br />

hat der Nachfragesog der beiden größten<br />

Importeure von Milchprodukten Russland<br />

und China nachgelassen. Damit eilte die<br />

Nachfrage dem Angebot nicht mehr<br />

voraus, sondern konnte wieder besser<br />

gedeckt werden. Am stärksten haben sich<br />

die Butterpreise korrigiert. Von hoher<br />

Festigkeit blieben die Preise für Molkenprodukte<br />

gekennzeichnet. Molkenprotein<br />

hat eine deutliche Aufwertung erfahren.


● Käseproduktion<br />

langsamer gewachsen<br />

Die Käseproduktion in Deutschland ist<br />

auch <strong>2011</strong> weiter gewachsen, allerdings<br />

im Vergleich zu 2010 langsamer.<br />

Die Gesamterzeugung hat sich auf 2,32<br />

Mio. Tonnen erhöht und nahm damit im<br />

Vergleich zum Vorjahr um 1 % zu. Das<br />

Wachstum hat sich auf die Segmente<br />

Frischkäse und Pasta-Filata konzentriert.<br />

Die Produktion von Schnittkäse – in<br />

den Vorjahren meist der Wachstumsträger<br />

– wurde um 1,7 % eingeschränkt.<br />

Der Käsekonsum der Deutschen nahm<br />

stärker zu als in den Vorjahren. Laut<br />

GfK-Consumertracking haben die deutschen<br />

Haushalte <strong>2011</strong> 1,2 % mehr Käse<br />

eingekauft als im Vorjahr. Die Käseexporte<br />

stiegen leicht, konnten aber<br />

an das starke Wachstum des Vorjahres<br />

nicht nahtlos anknüpfen. Die Nachfrage<br />

Russlands, des größten Abnehmers von<br />

deutschem Käse unter den Drittländern,<br />

verlief wechselhafter als im Vorjahr und<br />

blieb insgesamt hinter den Vorjahresmengen<br />

zurück. Wieder zugenommen<br />

haben die Lieferungen nach Italien.<br />

Außerdem konnten in anderen osteuropäischen<br />

Ländern Zuwächse generiert<br />

werden. Für Schnittkäse wurden im Jahresschnitt<br />

höhere Preise erzielt als im<br />

Vorjahr. Nach einer Preisspitze im April<br />

gaben die Erlöse allerdings wieder etwas<br />

nach.<br />

70,0<br />

65,0<br />

60,0<br />

55,0<br />

50,0<br />

Am Markt für Konsummilch war <strong>2011</strong><br />

Stagnation zu beobachten. Die Produktion<br />

von abgepackter Trinkmilch belief<br />

sich auf 5,24 Mio. Tonnen und war damit<br />

geringfügig niedriger als im Vorjahr. Die<br />

Einkäufe der privaten Haushalte sind im<br />

Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen.<br />

Leicht geschrumpft sind auch<br />

die Ausfuhren von Konsummilch, die<br />

2009 eine Rekordmarke erreicht hatten.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Käsemarkt Käsemarkt: Haushaltsabsatz und Verbraucherpreise<br />

(gleitende Zwölf-Monats-Mittel)<br />

Absatzmenge (Käse insgesamt,<br />

Tonnen)<br />

Preis (Gouda-Stücke, SB, EUR/kg)<br />

45,0<br />

0,0<br />

Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11<br />

© ZMB Quellen: ZMB auf Basis der von Daten des GfK-Consumertracking<br />

1,40<br />

1,20<br />

1,00<br />

0,80<br />

0,60<br />

0,40<br />

0,20<br />

Verbraucherpreise für Butter, Sahne und Konsummilch<br />

Cent/kg<br />

bzw. Liter<br />

Butter Butter, LEH, LEH 250g Sahne Sahne, LEH LEH, 200g H-Milch H Milch, LEH LEH, 33,5% 5%Fett Fett, 1Liter 1 Liter<br />

0,00<br />

Jan 08 Jul 08 Jan 09 Jul 09 Jan 10 Jul 10 Jan 11 Jul 11<br />

© ZMB<br />

● Konsummilchmarkt stagnierend<br />

Quelle: Gfk-Consumer-Tracking<br />

Im Jahresschnitt wurden etwas höhere<br />

Konsummilchpreise erzielt als 2010. Die<br />

Preise sind allerdings nicht entsprechend<br />

den übrigen Verwertungen gestiegen. An<br />

Milchfrischprodukten wie Joghurt und<br />

Desserts wurde erneut mehr produziert<br />

als im Vorjahr. Die Haushaltsnachfrage<br />

ist allerdings nicht im gleichen Umfang<br />

gestiegen wie im Vorjahr. Leicht zurückgegangen<br />

ist die Sahneproduktion.<br />

21<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

20 2,0<br />

1,0


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Butterpreise mit neuem Höchststand<br />

5,00<br />

4,50<br />

4,00<br />

3,50<br />

300 3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

150 1,50<br />

1990<br />

1991<br />

EUR/kg<br />

22<br />

1992<br />

1993<br />

Butter, , Blockware<br />

Jahresschnitt<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

Butterpreise<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Notierung Hannover, ab Okt. <strong>2011</strong> nationale Notierung Kempten.<br />

2004<br />

2005<br />

Die Butterpreise sind <strong>2011</strong> weiter gestiegen und haben den höchsten Stand seit Mitte<br />

der 1980-er Jahre erreicht.<br />

Für Blockbutter wurden im Jahresdurchschnitt knapp 4 EUR/kg notiert. Die Erlöse<br />

für Butter waren in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt deutlich höher als in<br />

der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts. Gleichzeitig waren erheblich stärkere<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

● Mehr Magermilchpulver produziert<br />

Ähnlich wie die Buttererzeugung ist auch die Herstellung von Magermilchpulver ausgedehnt<br />

worden. Mit 301.300 Tonnen wurden die höchsten Mengen seit 2003 hergestellt.<br />

Die höheren Mengen konnten problemlos und sogar zu steigenden Preisen<br />

abgesetzt werden, da die Exportmärkte <strong>2011</strong> außerordentlich aufnahmefähig waren.<br />

Der internationale Handel mit Magermilchpulver ist <strong>2011</strong> von allen Milchprodukten am<br />

stärksten gestiegen. Die EU hat sich zum größten Lieferanten von Magermilchpulver<br />

am Weltmarkt hochgearbeitet. Dazu haben auch die steigenden Exporte aus Deutsch-<br />

land mit beigetragen. Die noch vorhandenen<br />

Interventionsbestände aus dem<br />

Jahr 2009 wurden weiter abgebaut, über<br />

Verkäufe im Rahmen der Bedürftigen-<br />

hilfe, wie auch zur freien Verwendung.<br />

Am Jahresende befanden sich noch<br />

5.678 Tonnen in deutschen Lägern. Diese<br />

sind für die Bedürftigenhilfe <strong>2012</strong> reserviert<br />

worden.<br />

Besonders stark war Molkenpulver <strong>2011</strong><br />

nachgefragt. Bei lediglich leicht steigender<br />

Käseproduktion war das zusätzliche Molkenaufkommen<br />

begrenzt. Daher war das<br />

© ZMB<br />

2010<br />

<strong>2011</strong><br />

Preisschwankungen zu beobachten. Dies<br />

zeigt, dass es im Buttermarkt zu<br />

strukturellen Veränderungen gekommen<br />

ist. Auch die Verbraucher mussten höhere<br />

Butterpreise anlegen als in den Vorjahren.<br />

Dennoch ist der Butterverbrauch<br />

insgesamt leicht gestiegen, wenngleich<br />

die Hausnachfrage etwas geschrumpft<br />

ist. Die Butterproduktion der deutschen<br />

Molkereien ist bei höherem Milchaufkommen<br />

und verhaltenem Wachstum der<br />

Käseproduktion <strong>2011</strong> wieder ausgedehnt<br />

worden und hat voraussichtlich den<br />

höchsten Umfang seit fünfzehn Jahren<br />

erreicht.<br />

Deutschland: Magermilchpulverpreise<br />

EUR/t<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

Jan<br />

06<br />

© ZMB<br />

Interventionspreis<br />

Juli Jan<br />

07<br />

Juli Jan<br />

08<br />

Marktpreis,<br />

Lebensmittelware<br />

Juli Jan<br />

09<br />

Wachstum der Molkenpulverproduktion<br />

weniger stark ausgeprägt als im Vorjahr.<br />

Es wird zunehmend mehr Molke zu Molkederivaten<br />

verarbeitet. Außerdem ist die<br />

Nachfrage am Weltmarkt, insbesondere<br />

aus Asien, kräftig gestiegen. Neben der EU<br />

verfügen nur die USA über ein größeres<br />

Jul<br />

09<br />

Jan<br />

10<br />

Jul<br />

10<br />

Jan<br />

11<br />

Jul<br />

11<br />

Quelle: Preisfeststellung Kempten, (ex ZMP)


● Preiskorrekturen in <strong>2012</strong><br />

Mit der wachsenden Weltbevölkerung stiegt die Nachfrage nach Milchprodukten<br />

weiter. Dieser Effekt wird durch steigende Einkommen in den Schwellenländern<br />

und die zunehmende Beliebtheit westlicher Ernährungsgewohnheiten verstärkt.<br />

Trotz dieses positiven Basiseffekts sind die Entwicklungen im Jahr <strong>2012</strong> von einigen<br />

Unsicherheiten gekennzeichnet.<br />

Voraussichtlich wird sich ein neuer Rekord der Milchmenge, aber kein neuer<br />

Preisrekord einstellen. In den ersten Monaten des Jahres hat weltweit eine ungewöhnlich<br />

starke Ausweitung der Milchproduktion stattgefunden. Um die Jahresmitte<br />

hat sich witterungsbedingt, aber auch wegen sinkender Milchpreise bei steigenden<br />

Futterkosten eine merkliche Abschwächung des Wachstums in der EU eingestellt.<br />

Ähnlich ist die Situation in den USA, die sich in der jüngeren Vergangenheit zunehmend<br />

zu einem bedeutenden Konkurrenten am Weltmarkt entwickelt haben. Das<br />

Exportgeschäft, das bei zunehmender Milcherzeugung für den Absatz der Milch<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnt, hat sich im ersten Halbjahr von <strong>2012</strong> erneut<br />

positiv entwickelt. Allerdings gilt dies nicht für das gesamte Spektrum an Milchprodukten.<br />

Während Milchprotein und Käse am Weltmarkt stark gefragt sind, sind<br />

die Exportmöglichkeiten für Milchfett nach bereits schwachen Vorjahren weiter<br />

rückläufig.<br />

Auf dem deutschen Markt ist mit einem stabilen bis leicht steigenden Verbrauch zu<br />

rechnen. Es wird zwar eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums prognostiziert.<br />

Diese wird sich aber erfahrungsgemäß nicht auf den Verbrauch von Lebensmittel<br />

auswirken – vorausgesetzt es kommt nicht zu einem Einbruch, wenn die Staatsschuldenkrise<br />

in Europa ausufern sollte. Mit der steigenden Beschäftigungsquote in<br />

Deutschland scheint eine gewisse Umschichtung des Verbrauchs von Haushaltskonsum<br />

in Außer-Haus-Konsum und Convenience-Produkte stattzufinden.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Das deutlich höhere Angebot ist im<br />

ersten Halbjahr von <strong>2012</strong> vom Markt weitestgehend<br />

aufgenommen worden – was<br />

allerdings mit Preisdruck bei den meisten<br />

Produkten einherging. Soweit bekannt,<br />

ist es lediglich zu einem geringen Aufbau<br />

von Beständen gekommen. Auf der<br />

Eiweißseite spricht vieles für feste Tendenzen,<br />

da die weltweite Nachfrage und<br />

die Preisentwicklung sehr robust sind. Bei<br />

Milchfett ist eher von einer ausreichenden<br />

Marktversorgung auszugehen. Die<br />

Milchauszahlungspreise konnten sich im<br />

ersten Halbjahr bei sinkenden Erlösen in<br />

allen wichtigen Segmenten des Milchmarktes<br />

nicht auf dem Vorjahresniveau<br />

behaupten.<br />

23


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

4 ARBEITSSCHWERPUNKTE NATIONAL UND INTERNATIONAL<br />

▲ Öffentlichkeitsarbeit beim MIV –<br />

Für Journalisten und Verbraucher<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit in Richtung Medien und Verbraucher bedeutet eine wesentliche<br />

Aufgabe für den MIV. Sowohl heute als auch in der Vergangenheit wird der MIV<br />

dabei als zentraler Ansprechpartner im Milchbereich in Telefonaten und Gesprächen<br />

für seine unaufgeregte und kontinuierliche Arbeit mit den Medien geschätzt. Doch<br />

während man bei vielen NGOs die Strategie für meist undifferenzierte und banale<br />

Botschaften als Geschäftsmodell für eine maximale Aufmerksamkeit durchschaut hat,<br />

so ist leider auch in einigen Teilen der weiteren Medien am Ende der Wunsch nach<br />

Schlagzeile größer als die Beschreibung eines richtigen Sachverhaltes. Der MIV würde<br />

sich daher wünschen, dass in Zukunft Fairness und Ehrlichkeit im journalistischen<br />

Miteinander wieder einen größeren Stellenwert gewinnen und Recherchen sachlich<br />

richtig, objektiv vorgenommen und nicht unter Darstellung falscher Tatsachen Informationen<br />

erzielt werden.<br />

24<br />

● Milchpolitikreport –<br />

die Stimme in die Politik<br />

Mit dem Milchpolitikreport ist es dem<br />

MIV gelungen, regelmäßig und in kurzer<br />

knapper Form wesentliche Themen und<br />

Botschaften in den politischen Bereich<br />

auf regionaler, nationaler und europäischer<br />

Ebene heranzutragen. Aufgrund<br />

dieser konzentrierten Informationsarbeit<br />

ist der MIV in der Lage, seine Anerkennung<br />

als kompetenter Ansprechpartner<br />

weiter auszubauen.


● PR-Arbeit innerhalb des MIV für die Öffentlichkeit<br />

Im PR-Ausschuss tauschen sich die MIV und Mitgliedsunternehmen konzentriert<br />

zu aktuellen und strategischen Themen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit aus. In den<br />

letzten Sitzungen des PR-Ausschusses hat besonders das Thema Tierschutz einen<br />

wachsenden Stellenwert eingenommen. Der Kreis hat zu diesem Thema bereits Kontakt<br />

zum <strong>Verband</strong> der Systemgastronomie aufgenommen, um sich zu den Erfahrungen<br />

am Beispiel Ferkelkastration bei durch NGO getriebenen Kampagnen auszutauschen.<br />

Als Hilfe für die tägliche Öffentlichkeitsarbeit in MIV und Unternehmen wurde auf<br />

die immer wiederkehrenden Fragen von Journalisten eine Verlagsbeilage im Fachorgan<br />

„journalist“ mit dem Thema „Milch und mehr – die deutsche Milchwirtschaft<br />

auf einen Blick“ erstellt. Das Feedback auf diese Beilage war von Journalistenseite<br />

durchweg sehr positiv. Die Beilage steht in elektronischer Form auch auf der neuen<br />

Homepage bereit.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Nach mehreren Jahren mit dem bekannten<br />

Internetauftritt hat der MIV sich<br />

im vergangenen Jahr intensiv mit dem<br />

Aufbau und Struktur der neuen Seite<br />

milchindustrie.de beschäftigt, die nun im<br />

Sommer neu vorgestellt wurde. Die neue<br />

Seite besticht dabei durch ihr modernes<br />

ansprechendes Design und die klare und<br />

eindeutige Struktur. Dadurch soll dem<br />

Nutzer die Orientierung und Informationsbeschaffung<br />

deutlich erleichtert werden.<br />

25


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Die Seite für den Verbraucher - meine-milch.de<br />

Die Bereitstellung einer Informations-Website im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />

in Richtung Verbraucher hat sich als richtige Maßnahme bewährt. Hier besteht die<br />

Möglichkeit, das weite Thema Milch leicht verständlich und verbrauchernah nachzulesen.<br />

Die Herausforderung liegt in der kontinuierlichen Pflege und Aktualisierung<br />

der wichtigen aktuellen Themen, um die Akzeptanz und Nutzungsfrequenz weiter<br />

hoch zu halten. Denn es werden hier sowohl marktpolitische und ökonomische Zusammenhänge<br />

als auch Aussagen unabhängiger Experten und Wissenschaftler dem<br />

User nahegebracht. Abgerundet wird die Seite durch das wachsende Nachschlagewerk<br />

Milkipedia. Die regelmäßig erhobenen Zugriffszahlen und die per Mail eingehende<br />

Nachfragen von Verbrauchern zu speziellen Fragestellungen zeigen, dass dieses<br />

Angebot ein wichtiges Kommunikationsmittel seitens der Molkereiwirtschaft und ein<br />

Instrument zur Wissensbeschaffung für Verbraucher und auch Journalisten ist.<br />

26


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Milch-Montag <strong>2012</strong> – Zufriedenstellendes Jahr <strong>2011</strong> durch Export<br />

Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des MIV, konnte erneut zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft in Berlin begrüßen.<br />

Der MIV hatte zum jährlichen, im Rahmen der Internationalen Grünen Woche stattfindenden, Milch-Montag eingeladen. Die Abendveranstaltung<br />

hat sich im Laufe der Jahre zu einer Instanz mit Tradition für die Beteiligten im Sektor Milch entwickelt.<br />

Dr. Karl-Heinz Engel sah das vergangene Jahr <strong>2011</strong> als „kein schlechtes Jahr für die Milchwirtschaft“. Auch der DBV und der<br />

Raiffeisenverband wären über das, auch im Milchpreis ausgedrückte, Jahresergebnis <strong>2011</strong> zufrieden gewesen. Herr Dr Engel verwies<br />

auf die Bedeutung des Exports mit allein einer Million Tonnen Ausfuhr an Käse und zeigte sich auch für <strong>2012</strong> davon überzeugt, dass<br />

dieser Bereich ein bedeutender Motor der Branche bleiben wird. Aufgrund der guten Qualität und dem damit verbundenen guten<br />

Ruf von deutschen Milchprodukten in der Welt, sieht er hier noch gute Chancen für die deutsche <strong>Milchindustrie</strong><br />

Die Festredner, Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär und Udo Folgart, Präsident Landesbauernverband Brandenburg, sahen<br />

die Zukunft der Milchbranche, trotz wiederkehrender seitwärts Bewegungen am Markt, als positiv.<br />

Die Strukturveränderungen und die Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik im Zuge der Agrarreform 2014-2020 mit den<br />

Stichworten Greening, Prämienverteilung und einer möglichen Kappung der Prämien waren genauso Thema an diesem Abend, wie<br />

der aktuelle Sektorbericht Milch des Bundeskartellamtes.<br />

(v.l.n.r. sitzend: Dr. Robert Kloos (BMELV), Dr. Helmut Tschiersky-Schöneburg (BVL), Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (vTI), Theo Müller (Molkerei A. Müller), Ines Hüvel,<br />

Marina Meggle, Toni Meggle (Molkerei MEGGLE), v.l.n.r. stehend: Dr. Gerd Müller (BMELV), Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald Foods), Jutta Rosenstein (Milchkönigin<br />

R-P) und PSTS Peter Bleser (BMELV))<br />

27


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Milchpolitischer Frühschoppen des MIV in Berlin<br />

Der traditionelle Milchpolitische Frühschoppen<br />

des MIV im Rahmen der Internationalen<br />

Grünen Woche am 24. Januar<br />

<strong>2012</strong> zog erneut über 200 Teilnehmer<br />

in die Landesvertretung des Freistaats<br />

Bayern. Unter dem Motto „Das Kartellrecht<br />

und die Milch?“ wurde ein sehr sensibles<br />

Thema behandelt. Kernpunkt der Diskussion<br />

mit Experten aus der Milchwirtschaft<br />

war der im Januar <strong>2012</strong> veröffentlichte<br />

Sektorbericht Milch.<br />

Die Vertreterin des Bundeskartellamtes<br />

verteidigte die Inhalte des Berichtes. Gerade<br />

eine zu große Markttransparenz bei<br />

aktuellen Milchpreisvergleichen waren dem<br />

Kartellamt ein Dorn im Auge. Ein Vergleich<br />

könne nicht auf brandaktuellen Daten erfolgen,<br />

um den Wettbewerb um den Rohstoff<br />

nicht zu sehr zu beeinflussen. Auch<br />

darauf aufbauende Referenzpreissysteme<br />

von Molkereien müssen sich aus wettbewerbsrechtlicher<br />

Sicht einer stetigen<br />

Prüfung unterziehen.<br />

Dagegen gehalten wurde, dass sich die<br />

Preise am Markt nach Angebot und Nachfrage<br />

bilden. Preisempfehlungen nur von<br />

28<br />

(vorne v.l.n.r.: Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald Foods), PSTS Peter Bleser (BMELV), Theo Müller (Molkerei<br />

A. Müller))<br />

einer der beteiligten Seite seien wenig hilfreich. Auch die Markttransparenz der vergangenen<br />

Jahre hätten den Wettbewerb nicht ausgeschlossen oder behindert. Die seitens<br />

des Bundeskartellamtes kritisierte zu große Markttransparenz sei sogar von den Erzeugern<br />

selber gewünscht.<br />

Einig war man sich jedoch, dass eine so sensible Berichterstattung wie im Falle des<br />

Milchpreises nur dann erfolgreich seien kann, wenn sich alle Seiten wiederfinden. Auch<br />

das Bundeskartellamt sieht seinen Bericht nicht als in Stein gemeißelt an. Lösungsvorschläge<br />

wären auch aus den Reihen der Wirtschaft willkommen, solange sie den Anforderungen<br />

der Behörde genüge täten.


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Berliner Milchforum <strong>2012</strong> – Positiver Zuspruch am neuen Standort!<br />

Das mittlerweile 3. Berliner Milchforum fand am 22. und 23. März <strong>2012</strong> statt und erfreute sich erneut einer hohen Besucherzahl.<br />

Am neuen Veranstaltungsort im andel´s Hotel hat es von Seiten der Gäste, Sponsoren und Fachaussteller viel Lob gegeben.<br />

Das Milchforum hat sich in guter Zusammenarbeit zwischen dem <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> und dem Deutschen Bauernverband<br />

sowie mit Unterstützung des Deutschen Raiffeisenverbandes und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zu einer festen<br />

Größe im Molkereikalender Deutschlands und auch in Europa etabliert. Hier werden Brücken gebildet zwischen Milcherzeugern,<br />

Molkereiwirtschaft, der Wissenschaft, aber auch der Politik.<br />

(v.l.n.r.: Hauke Hansen (Milchgut Plau), Prof. Dr. Holger Thiele (ife Kiel), Sascha Siegel (Eurex Frankfurt),<br />

Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald Foods), Dr. Karl-Heinz Tholen (BMELV), Brandenburgische Milchkönigin<br />

Jennifer Heppner, Dr. Christian Bock (Landw. Rentenbank), Monika Wohlfarth (ZMB), Philippe Jachnik<br />

(Berater CNIEL), Ralf Hinrichs (Molkerei Ammerland), Udo Folgart (DBV), Anselm Richard (Landwirtschaftliches<br />

Wochen blatt Westfalen-Lippe))<br />

Thema der Veranstaltung war in diesem<br />

Jahr „Milchwirtschaftliche Praxis – Wie<br />

gehen wir mit Risiken um?“, zu welchem<br />

es auch diesmal einen regen Austausch<br />

in einer Vielzahl von Gesprächen gab. Eröffnet<br />

wurde die Tagung mit drei Fach-<br />

exkursionen. Diese führten in zwei brandenburgische<br />

Molkereien sowie in das<br />

Bundesinstitut für Risikobewertung in<br />

Berlin.<br />

Höhepunkt des ersten Tages war der<br />

Begrüßungsempfang und die Eröffnung<br />

der Fachausstellung. Es folgte der Branchentreff<br />

mit einer Festrede von Norbert<br />

Schindler, Vizepräsident des Deutschen<br />

Bauernverbandes. Am zweiten Tag fand<br />

die Fachtagung mit einer Reihe von interessanten<br />

Vorträgen statt.<br />

29


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Management spezieller Themen in der Milchbranche<br />

● Unternehmensspezifische Aspekte: <strong>Verband</strong> hilft<br />

Die Mitglieder des MIV werden von der Geschäftsstelle beim Umgang mit Branchenthemen, aber auch bei der Bewältigung besonderer<br />

unternehmensspezifischer Situationen (Ereignisse, Issues) regelmäßig und vielfältig unterstützt.<br />

Die MIV-Krisenhotline für Mitglieder<br />

Seit Jahren gibt es im MIV eine kostenfreie Krisenhotline für seine Mitglieder, die 24 Stunden am Tag erreichbar ist. So werden in<br />

einem Ernstfall von der Geschäftsstelle persönlich erste Fragen entgegengenommen und kompetent Hilfestellungen gegeben.<br />

Vielfältiges Hintergrundmaterial für Mitglieder<br />

Darüber hinaus sind im MIV-Mitgliederbereich im Internet (www.milchindustrie.de) detaillierte Informationen z. B. zu Agenturen,<br />

Rechtsanwälten, Laboratorien, Adressverzeichnisse bzgl. Presse, Handel sowie die Verfahrensanweisung „Krisenmanagement“<br />

verfügbar. Sie stellen eine wertvolle Hilfe für die Molkereipraxis dar.<br />

Krisenkommunikation<br />

Die Unternehmen der <strong>Milchindustrie</strong> können immer wieder unvorbereitet mit Situationen<br />

konfrontiert sein – sei es durch öffentliche Kampagnen, wie etwa bei der „Gen-<br />

technik-Diskussion“ oder der Initiative „Klarheit und Wahrheit“, bei Rückrufaktionen oder<br />

betriebsinternen Problemen.<br />

Oftmals scheinen diese Situationen die Unternehmen plötzlich und unerwartet vor<br />

existentielle Probleme zu stellen. Fakt ist aber, dass die meisten Ereignisse vorhersehbar<br />

und zumindest teilweise steuerbar sind.<br />

Aus diesem Grund hat der MIV in den letzten Jahren immer wieder seinen Molkerei-<br />

Unternehmen zusätzlich u. a. eintägige Basis-Workshops zur „Krisenkommunikation“<br />

angeboten. Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche Umgang mit Medien, wobei die richtige<br />

Vorbereitung und die kommunikative Begleitung von Ereignissen praxisnah geübt<br />

werden. Letztlich geht es um ein glaubwürdiges Verhalten gegenüber Presse und Öffentlichkeit.<br />

30<br />

© senoldo – Fotolia.com


● Regelmäßige Situationsanalyse im MIV: wo stehen wir?<br />

In der Arbeitsgruppe Qualität und Produktsicherheit des <strong>Verband</strong>es wird die Milchkette<br />

regelmäßig beleuchtet und in Hinblick auf eventuelle potentielle Schwachstellen<br />

geprüft. Hierzu gehört es, in der Branche sowie auch bei Kettengliedern, falls<br />

erforderlich, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen bzw. anzustoßen. Ziel ist<br />

u. a. vorbeugend mögliche Problemfelder zu erkennen, die Klärung von Sachverhalten<br />

und das Einleiten von Maßnahmen. Dazu kommt die Kommunikation, einschließlich<br />

der Vorbereitung, um ungerechtfertigten Darstellungen z. B. in der Presse oder im<br />

Internet entgegen zu treten. Gegenstand können aktuelle Themen bzw. länger zu<br />

begleitende Fragen sein.<br />

● Gentechnik weiterhin Thema<br />

Wahlfreiheit gegeben<br />

Die EU Kommission hat einen externen Berater damit beauftragt, eine eventuelle<br />

Harmonisierung im Bereich „ohne Gentechnik“ bzw. „gentechnikfrei“ zu prüfen. Ein<br />

Bericht der EU-Kommission von <strong>2011</strong> hatte festgestellt, dass es unterschiedliche Regelungen<br />

in den Mitgliedstaaten gibt, die zu Handelshemmnissen führen könnten. Bis<br />

November <strong>2012</strong> werden die Wirtschaftsbeteiligten dazu befragt. Der MIV befürchtet<br />

bei einer EU-weiten Harmonisierung, dass es zur Prozesskennzeichnung kommen kann.<br />

Diese lehnt der MIV ab, weil sie u .a. unwissenschaftlich wäre und wertvolle Nahrungsmittel<br />

unberechtigt in eine negative Diskussion gelangen würden. Zudem würden die<br />

Verbraucher irregeführt und verunsichert, weil es nach aktuellem wissenschaftlichen<br />

Stand keine Unterschiede in der Milch in Abhängigkeit von der Fütterung gibt.<br />

Bei GVO-freien Produkten handelt es sich um einen Nischenmarkt, bei dem keine<br />

Handelsbarrieren entstehen. Während sich der BLL (Bund für Lebensmittelrecht und<br />

Lebensmittelkunde) für eine Harmonisierung auf freiwilliger Basis, aber unter Anwendung<br />

strenger Voraussetzungen, ausgesprochen hat, konnte bei EDA (Europäischer<br />

<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>) bisher keine gemeinsame Position gefunden werden. Auf<br />

keinen Fall ist die derzeit positive mit einer verpflichtenden negativen Kennzeichnung<br />

vereinbar. Der MIV setzt sich für die Beibehaltung des Status Quo ein.<br />

Auch bei tierischen Erzeugnissen hat der Verbraucher grundsätzlich die Wahlfreiheit,<br />

da es neben herkömmlichen Erzeugnissen die Bio-Produkte und die Produkte mit<br />

„ohne Gentechnik“-Kennzeichnung gibt.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

© Blend Images – Fotolia.com<br />

Kein Übergang von<br />

gentechnisch verändertem<br />

Futter<br />

Führende Wissenschaftler (Prof. Einspanier,<br />

Prof. Flachowsky, Prof. Heller, Prof. Jahreis,<br />

Prof. Jany, Prof. Meyer) haben den derzeitigen<br />

wissenschaftlichen Stand zusammengefasst<br />

und veröffentlicht:<br />

„... Es ist in der Wissenschaft gesichert<br />

und unstreitig, dass die Verfütterung gentechnisch<br />

veränderter Futtermittel an<br />

Kühe nicht dazu führt, dass sich die Milch<br />

dieser Kühe von der Milch solcher Kühe<br />

unterscheidet, die mit entsprechenden<br />

nicht gentechnisch veränderten Futtermitteln<br />

gefüttert wurden.“ Dieses ist nach<br />

wie vor der aktuelle Sachstand, wie auch<br />

eine Langzeitstudie an der TU München-<br />

Weihenstephan zeigt. Der Versuch lief<br />

2 Jahre unter der Leitung von Herrn Prof.<br />

Meyer.<br />

31


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Verpackungsqualität entscheidend<br />

Die Qualität von Verpackungsmaterialien ist ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz<br />

und das Image unserer Milcherzeugnisse.<br />

So sind z. B. Verpackungsqualität und Migrationsverhalten nicht voneinander zu trennen.<br />

Gerade die letzten Entwicklungen zeigen, dass hier ein verstärktes Verständnis<br />

und Ineinandergreifen in der Milch- und Verpackungskette unerlässlich sind, um Probleme<br />

und damit Imageschaden von Milcherzeugnissen präventiv zu verhindern. Ob<br />

nun Stiftung Warentest, Öko-Test, Presse oder Überwachung, viele Bereiche haben<br />

sich das Verpackungsthema auf die Fahne geschrieben. Am Ende stehen aber das<br />

Lebensmittel und dessen Hersteller in der Kritik.<br />

MIV-Konformitätserklärung: in der Praxis gelebt<br />

Bereits seit September 2008 gibt es im MIV eine Konformitätserklärung für Ver-<br />

packungen und Bedarfsgegenstände für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln.<br />

Diese bezieht sich nicht nur, wie gesetzlich vorgeschrieben, auf Kunststoffe, sondern<br />

auch auf andere Materialien. Insgesamt gilt es immer wieder das Bewusstsein dafür<br />

zu stärken, dass es um die Verpackung von Lebensmitteln geht. Die MIV-Konformitätserklärung<br />

hat sich bewährt und wird in der Kette akzeptiert. Sie wurde im<br />

Berichtszeitraum u.a. bezüglich der EU-Kunststoff-Verordnung (VO (EU) 10/<strong>2011</strong>, PIM)<br />

aktualisiert.<br />

Keine Vorlage beim<br />

Einzelhandel<br />

Der MIV stellt in Zusammenhang mit<br />

der gesetzlichen Regelung zu Konformitätserklärungen<br />

im Rahmen der PIM-VO<br />

klar, dass es keine rechtliche Grundlage<br />

zur Vorlage der Konformitätserklärungen<br />

beim Einzelhändler durch den Lieferanten<br />

von verpackten Produkten gibt (§ 10<br />

Abs. 1, letzter Satz der Bedarfsgegenständeverordnung,<br />

VO (EU) 10/<strong>2011</strong>).<br />

32<br />

© Franck Boston – Fotolia.com


● MIV-Initiative Lieferantenaudits gut angelaufen<br />

Nach Diskussionen und Konkretisierungen durch den MIV hat das Bundeskartellamt<br />

inzwischen mitgeteilt, dass gegen das Konzept der Initiative zu gemeinsamen<br />

Lieferanten-Audits im Verpackungsbereich derzeit keinerlei Bedenken bestehen.<br />

Die MIV-Initiative „Gemeinsame Lieferanten-Audits“ beinhaltet, dass zukünftig Vorlieferanten<br />

von einem Molkerei-Unternehmen für alle Unternehmen auf Basis des IFS<br />

auditiert werden.<br />

Der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> hat für die beteiligten Molkerei-Unternehmen die<br />

Audit-Datenbank im Mitgliederbereich auf der MIV-Webseite eingerichtet. Die<br />

Auditierungen laufen.<br />

● Gutachten zum Gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

In dem Gutachten des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung zum Thema „Organisation des gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutzes (Schwerpunkt Lebensmittel)“ empfiehlt der Bundesbeauftragte insbesondere eine Optimierung der<br />

Eigenkontrollen der Unternehmen, eine personelle und organisatorische Stärkung der amtlichen Überwachung in den Ländern, eine<br />

Stärkung der Kompetenzen des Bundes sowie eine Neuausrichtung des nationalen Krisenmanagements. Verbesserungsbedarf wird<br />

sowohl in den Überwachungsstrukturen der Länder als auch beim Bund und auf europäischer Ebene festgestellt.<br />

In einer umfangreichen Stellungnahme weist der MIV darauf hin, dass die Diskussionen zur Optimierung der Organisation des<br />

gesundheitlichen Verbraucherschutzes in Deutschland ausdrücklich begrüßt werden. Darüber hinaus wird u. a. auf Folgendes aufmerksam<br />

gemacht:<br />

� Die primäre Verantwortung für die Lebensmittel liegt beim Lebensmittelunter-<br />

nehmer. Aufgabe der Überwachung ist die Kontrolle der Eigenkontrolle der<br />

Unternehmen.<br />

� Die <strong>Milchindustrie</strong> kommt seit Jahren ihrer Verantwortung und Verpflichtung für<br />

sichere und qualitativ hochwertige Produkte nach. Risikoorientiert werden<br />

effektive Eigenkontrollen durchgeführt. Die erforderliche Kontrolldichte durch<br />

die Veterinärbehörden ist gegeben.<br />

� Die Schaffung einer neuen Funktion des „Produktsicherheitsbeauftragten“ wird<br />

abgelehnt. Sie wird heute bereits durch den HACCP/QM/IFS-Beauftragten wahr-<br />

genommen.<br />

� Die Forderung und Nutzbarmachung der wirtschaftlichen Qualitätssicherung wird<br />

nicht realisierbar sein. Sie setzt u. a. die Schaffung einer bundeseinheitlichen EDV-<br />

Struktur und die Festlegung von Untersuchungsparametern voraus. Entscheidend<br />

ist, dass die freiwillige Datenweitergabe im Problemfall heute schon funktio-<br />

niert.<br />

� Ein zentrales System für anonyme Hinweise wird abgelehnt.<br />

� Der MIV erwartet, dass die betroffenen Branchenverbände frühzeitig zwecks<br />

Schadensminimierung in den Klärungsprozess bei einer Krise eingebunden<br />

werden.<br />

33


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Chronischer Botulismus<br />

Krankheitsbild bisher wissenschaftlich nicht gesichert<br />

Berichte über den sog. viszeralen oder chronischen Botulismus in Rinderbeständen gibt es seit einigen Jahren. Hierbei handelt<br />

es sich um eine Erkrankung, deren Ursachen bisher unklar sind und von der Hochleistungsrinder betroffen sind. Während die<br />

Erkrankung anhand klinischer Symptome belegt ist, sind die Krankheitsbilder jedoch bisher nicht wissenschaftlich gesichert, so auch<br />

nicht Clostridium botulinum als ursächlicher Toxinbildner.<br />

BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) und BMELV (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz),<br />

wie auch der MIV, begleiten das Thema seit langem. Der aktuelle Stand ist:<br />

� Beim sog. chronischen oder viszeralen Botulismus handelt es sich um eine Hypothese,<br />

wobei ein unspezifisches Krankheitsbild beschrieben wird, auffällig sind in den Beständen<br />

allerdings „suboptimale“ Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Die Ursache des<br />

Krankheitsbildes ist bisher wissenschaftlich nicht gesichert.<br />

� Das FLI (Friedrich-Loeffler-Institut) führt derzeit eine Vergleichsuntersuchung zur<br />

Botulismusdiagnostik in Deutschland durch.<br />

� Bisher gibt es keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Erkrankungen von<br />

Tieren und einer Besiedelung von C. botulinum.<br />

� Das Krankheitsbild erfüllt nicht die Voraussetzungen des Tierseuchengesetzes.<br />

� Vertreter der Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen begegnen der Thematik<br />

mit großer Skepsis: es gibt keine wissenschaftlichen Belege.<br />

� Aus BMELV-Sicht ist eine fundierte Sachstandsaufklärung und eine Versachlichung der<br />

öffentlichen Diskussion nötig. Es handelt sich um einen multifaktoriell bedingten Symptomkomplex.<br />

Eine Verbesserung und Vereinheitlichung der Diagnostik ist erforderlich.<br />

Das BMELV unterstützt daher ein Forschungsvorhaben der Tierärztlichen Hochschule<br />

(TiHo) in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das seit Februar<br />

<strong>2012</strong> läuft und bei dem die Kausalzusammenhänge des chronisch-schleichenden Verfalls<br />

in Rinderbeständen geklärt werden soll.<br />

Der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> begrüßt diesen Ansatz ausdrücklich. Nur so kann ungerechtfertigten<br />

Äußerungen begegnet werden.<br />

34


● Schmallenberg-Virus: Milch nicht betroffen<br />

Im November <strong>2011</strong> hat das FLI das Schmallenberg-Virus des Genus Orthobunyavirus<br />

bei Rindern in Deutschland festgestellt und inzwischen isoliert, angezüchtet sowie<br />

vermehrt.<br />

Orthobunyaviren des Rindes sind in Australien, Asien und Afrika verbreitet und führen<br />

zumeist zunächst zu einer milden Klinik. Werden trächtige Tiere infiziert, so kommt<br />

es zeitversetzt zu erheblichen kongenitalen Schäden, Frühgeburten etc.. Solche Viren<br />

werden wahrscheinlich hauptsächlich durch Mücken übertragen.<br />

Kein Risiko für Menschen<br />

Das Europäische Center for Disease Prevention and Control (ECDC) kommt in seiner<br />

Risikobewertung aufgrund der Verwandtschaft des „Schmallenberg- Virus“ zu anderen<br />

Viren zu dem Ergebnis, dass nicht von einem Risiko für den Menschen auszugehen<br />

ist. D.h. es gibt keine direkte Übertragung und derzeit keine Hinweise, dass das Virus<br />

humanpathogen ist und es sich damit um eine zoonotische Erkrankung handelt. Die<br />

Erkrankung mit dem “Schmallenberg-Virus“ ist eine Tierkrankheit.<br />

Die Übertragung geschieht durch Insekten (Gnitzen und Stechmücken), nicht direkt<br />

oder durch andere externe Faktoren. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass Milch bei der<br />

Übertragung eine Rolle spielt.<br />

Mütter missgebildeter Tiere sind selbst nicht erkrankt und tragen den Virus nicht<br />

mehr in sich. Damit kann es nicht zu einer Belastung der Milch mit Viren kommen.<br />

Die Kuh hat die Erkrankung überstanden und ist virusfrei.<br />

Milch ist damit nicht betroffen.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● EU-Verhandlungen zum<br />

Klonen wieder<br />

aufgenommen<br />

Nachdem die letzten Verhandlungen zwischen<br />

Vertretern des Europaparlamentes<br />

und der 27 EU-Staaten im Frühjahr <strong>2011</strong><br />

scheiterten, plant die Europäische Kommission<br />

im Frühjahr 2013 Rechtsvorschläge<br />

zum Umgang mit der Klontechnik bei<br />

Nutztieren vorzulegen. Bis zum Jahresende<br />

soll dafür eine Folgeabschätzung von fünf<br />

Möglichkeiten, die die Kommission Interessenvertretern<br />

Mitte März im zuständigen<br />

Beratungsausschuss präsentiert hat, vorgenommen<br />

werden.<br />

Produkte von Nach-<br />

kommen nicht erfassen<br />

Da die Unbedenklichkeit der aus geklonten<br />

Tieren und ihren Nachkommen<br />

hergestellten Lebensmittel von der EFSA<br />

bestätigt wurde, ist aus Sicht des MIV<br />

zwar ein rechtlicher Rahmen erforderlich,<br />

jedoch sollten die Produkte von Nachkommen<br />

nicht erfasst sein.<br />

Der MIV-Sachstand zum Klonen mit der<br />

Darstellung des wissenschaftlichen und<br />

rechtlichen Standes steht den Mitgliedern<br />

zur Verfügung.<br />

35


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch)<br />

● Qualitätsmanagement Milch: jetzt als Standard anerkannt –<br />

DAkkS bestätigt Akkreditierung<br />

Die unabhängige Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) hat am 6. Juli <strong>2012</strong> den bundeseinheitlichen Standard zur<br />

Milcherzeugung QM-Milch als Zertifizierungsgrundlage für Prüfstellen anerkannt. Damit können sich unabhängige Zertifizierungsstellen<br />

in den Regionen auf Basis dieses Standards akkreditieren lassen. Der Standard basiert auf dem bereits im Jahr 2002 auf<br />

Initiative des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) und des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es (MIV)<br />

entwickelten Leitfaden für ein bundeseinheitliches Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch).<br />

Der jetzt offiziell anerkannte QM-Milch-Standard umfasst weiterhin die Qualitätssicherung auf der Stufe der Milcherzeugung, auf<br />

dessen Grundlage die Molkereien ihre eigenen HACCP-Konzepte erstellen. Der Standard erhöht die Transparenz der in Jahrzehnten<br />

aufgebauten und ständig verbesserten Qualitätssicherung in der deutschen Milchwirtschaft. Das dient der bundesweiten Absicherung<br />

des hohen Qualitätsniveaus und der imagefördernden Kommunikation mit Verbrauchern und dem Lebensmitteleinzelhandel.<br />

36<br />

© DOC RABE Media – Fotolia.com<br />

● Gespräche zum Futtermittelmanagement laufen<br />

Die Futtermittelrahmenvereinbarung zwischen DBV, DRV, DVT und MIV wird derzeit<br />

an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Dieses betrifft nicht nur die gesetzlichen<br />

Anforderungen, sondern auch Fragen der Datenweitergabe aus anderen Systemen in<br />

QM-Milch.<br />

● Der neue Lebensmittelstandard IFS 6:<br />

MIV aktiv mitgewirkt<br />

Der neue IFS Food, Version 6 wurde unter aktiver Beteiligung von Zertifizierungsstellen,<br />

Handelshäusern und Herstellerbetrieben erarbeitet. In der deutschen Arbeitsgruppe<br />

war Frau Wieck (Hochwald Foods GmbH) als Vertreterin der <strong>Milchindustrie</strong><br />

tätig. Der Standard ist ab 1. Juli <strong>2012</strong> in Kraft getreten.<br />

Im Kapitel „Unternehmenspolitik/Unternehmensleitlinie wird u.a. gefordert, dass bei<br />

den Leitlinien des Betriebes die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen ist.<br />

Bereits heute betreibt der größte Teil der Milcherzeuger sehr erfolgreich Qualitätssicherung<br />

auf Basis des bisherigen QM-Milch-Leitfadens. Mehr als 95 % der Milcherzeuger<br />

bestehen das Erstaudit auf Anhieb und kommen damit ihrer Verantwortung<br />

für sichere und qualitativ hochwertige Produkte umfassend nach.<br />

Regionale Prüforganisationen werden ab dem 1. Januar 2013 Kontrollen nach dem<br />

nun von der DAkkS anerkannten QM-Milch-Standard durchführen. Der Verein QM-<br />

Milch e.V. wird dazu die erforderlichen Entscheidungen zügig fällen.<br />

© Marion Divis – Fotolia.com


● Nachhaltigkeit: steigendes Verbraucherinteresse<br />

Das Verbraucherinteresse an Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren deutlich<br />

gestiegen. Gleichzeitig findet eine zunehmende Thematisierung bei Kunden statt. In<br />

diesem Zusammenhang sei auf den lebensmittelspezifischen Leitfaden zur Nachhaltigkeit<br />

des MIV verwiesen, der <strong>2011</strong> von der Praxis für die Praxis erstellt wurde. Ziel<br />

ist es, das verantwortungsvolles Verhalten zu einer nachhaltigen Entwicklung der<br />

Gesellschaft führt.<br />

Was gehört dazu?<br />

Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung der <strong>Milchindustrie</strong> (Umsetzung in den<br />

Unternehmen) sind Organisationsführung, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen,<br />

Umwelt, faire Betriebs- und Geschäftspraktiken, Konsumentenfragen, regionale<br />

Einbindung und Entwicklung des Umfelds. Hiermit müssen sich Unternehmen auseinandersetzen,<br />

wenn sie die Anforderungen der Norm ISO 26000 zur gesellschaftlichen<br />

Verantwortung erfüllen wollen.<br />

Vieles liegt im Unternehmen bereits vor<br />

Viele milchwirtschaftliche Unternehmen sind heute bereits nach internationalen<br />

Qualitätsmanagement- und/oder Umweltmanagementnormen zertifiziert, so dass<br />

sie ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung jetzt schon Rechnung tragen. So erwarten<br />

Zertifizierungsstandards, wie der IFS, eine schriftlich festgelegte Unternehmens-<br />

politik (Leitlinien), die Aussagen zur Kundenorientierung, Umweltverantwortung,<br />

Ethik und Personalverantwortung macht. Insofern liegt in den milchwirtschaftlichen<br />

Unternehmen schon heute viel vor. Sie waren und sind in der Lebensmittelindustrie<br />

diesbezüglich seit langem und zukünftig führend.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Aktualisierung verschie-<br />

dener MIV-Dokumente<br />

Im Berichtszeitraum wurden u. a. die<br />

MIV-Empfehlungen zu „Biogene Amine-<br />

Hartkäse“ sowie „Listeria monocytogenes“<br />

aktualisiert. Das gleiche gilt für die Sachstände<br />

„Nanotechnologie“, „Hormone“,<br />

„Milch und Gesundheit“, „wiederkäuer-<br />

spezifische Transfettsäuren“ sowie „gesättigte<br />

Fettsäuren“. Diese Hintergrundinformationen<br />

stehen allen Mitgliedern<br />

zur Verfügung.<br />

● Milch und<br />

Milcherzeugnisse in der<br />

Ernährungsdiskussion<br />

Milch, als ein ganzheitliches Nahrungsmittel,<br />

enthält eine Vielzahl von Nährstoffen<br />

und ist damit ein wichtiger Bestandteil<br />

einer gesunden Ernährung, was auch<br />

immer wieder von wissenschaftlicher Seite<br />

bestätigt wird. Über den reinen Nährwert<br />

hinaus hat Milch viele weitere gesundheitliche<br />

Vorteile. Sämtliche europäische<br />

Ernährungsempfehlungen sprechen sich<br />

für die tägliche Aufnahme von Milch und<br />

Milchprodukten aus. Die tägliche Portion<br />

Milch leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />

gesunden Ernährung und zur Prävention<br />

von ernährungsmitbedingten Krankheiten.<br />

37


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Aktuelles aus der Wissenschaft<br />

Zahlreiche ernährungswissenschaftlichen Studien untersuchen den Einfluss von Milch<br />

und Milchprodukten auf die Gesundheit. Der MIV fasst regelmäßig wichtige Erkenntnisse<br />

zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Milch zusammen. So konnte<br />

gezeigt werden, dass:<br />

� der Verzehr fermentierter Milchprodukte einen Herzinfarkt vorzubeugen scheint.<br />

� der Konsum von fettarmer Milch und fettarmen Milchprodukten das Risiko für<br />

einen Herzinfarkt verringert, während für fettreichere Milchprodukte kein Effekt<br />

nachgewiesen werden konnte.<br />

� bei jugendlichen Mädchen die Aufnahme von Milch mit einem geringerem Body<br />

Mass Index (BMI) und einem geringeren Körperfettanteil assoziiert ist.<br />

� die Aufnahme von Käse während der Schwangerschaft beim Kind zu einem<br />

geringeren Kariesrisiko führt.<br />

� der Verzehr von Joghurt das Risiko an kolorektalem Krebs zu erkranken redu-<br />

ziert.<br />

� es zwischen der Aufnahme von Milch und Milchprodukten und dem Risiko an<br />

Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs zu erkranken anhand der aktuellen<br />

Datenlage keinen Zusammenhang gibt.<br />

� keine estrogene Aktivität von im Handel erhältlicher Kuhmilch im Tierversuch<br />

nachzuweisen war.<br />

� bei gesunden Erwachsenen eine höhere Calciumaufnahme (unabhängig von der<br />

Quelle) mit einem geringerem Fettanteil im Körper assoziiert ist.<br />

� die tägliche Aufnahme von Milch zu einer Verbesserung der körperlichen und<br />

geistigen Leistungsfähigkeit führen kann.<br />

� Milch und Milchprodukte eine wichtige Quelle für Vitamine und Mineralstoffe in<br />

der Ernährung sind. So leisten sie einen essentiellen Beitrag zur Aufnahme von<br />

Calcium, Selen, Zink und Vitamin B12.<br />

� natürlich in Milch vorkommendes Vitamin B12 viel besser bioverfügbar ist als die<br />

synthetische Form des Vitamins.<br />

� eine grundlegende Ernährungsbildung entscheidend ist, um Verbraucher besser<br />

zu informieren und eine erweiterte Nährwertkennzeichnung per se nicht ausrei-<br />

chend ist.<br />

38


● Gesunde Ernährung: nur mit Milchfett<br />

Milch und Milchprodukte weisen ein besonderes Nährstoffspektrum auf. Sie leisten<br />

einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Der<br />

ernährungsphysiologische Wert von Milch beruht auf ihrer komplexen Zusammensetzung<br />

und darf nicht auf den Gehalt der gesättigten Fettsäuren reduziert werden.<br />

Die wissenschaftliche Datenlage zeigt, dass Milchfettsäuren bezüglich ihrer biologischen<br />

Funktionen differenziert zu betrachten sind. Zudem können gegebenenfalls<br />

nachteilige Effekte einiger langkettiger gesättigter Fettsäuren durch andere bioaktive<br />

Inhaltsstoffe (wie konjugierte Linolsäure, Calcium oder Molkenproteine) ausgeglichen<br />

werden.<br />

Milch und Milchprodukte – ganzheitliche Lebensmittel<br />

Bei einer vom europäischen <strong>Milchindustrie</strong>verband European Dairy Assocation (EDA)<br />

organisierten Politikkonferenz zum Thema „Gesättigte Fettsäuren in Milch und Milchprodukten<br />

und Gesundheit“ kamen Vertreter von Milchwirtschaft, Verbänden und<br />

Politik zusammen.<br />

Von wissenschaftlicher Seite erklärten die Ernährungswissenschaftler Prof. Arne<br />

Astrup (Universität Kopenhagen) und Prof. Givens (Universität Reading), dass der<br />

Fokus nicht auf einzelnen Inhaltsstoffen, sondern vielmehr auf dem Gesamtlebensmittel<br />

liegen sollte.<br />

Laut Prof. Astrup zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass der Zusammenhang von<br />

Herzkreislauferkrankungen und der Aufnahme von gesättigten Fettsäuren bisher<br />

überbewertet wurde. Bestätigt wurden hingegen die negativen Effekte industrieller<br />

trans-Fettsäuren. Außerdem gab er zu bedenken, dass der Ersatz von gesättigten<br />

durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren das Risiko, an Herzkreislauferkrankungen<br />

zu erkranken, zwar senkt, jedoch steigt das Risiko deutlich, wenn anstatt von<br />

gesättigtem Fett Kohlenhydrate verzehrt werden. Weiterhin führte die Aufnahme ahme von<br />

Käse zu einer Senkung der Risikofaktoren (Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin) olesterin)<br />

für Herzkreislauferkrankungen, was sich vermutlich auf die hohe Calciumaufnahme aufnahme<br />

zurückführen lässt. Auch Prof. Givens machte deutlich, dass Milch und Milchprodukte hprodukte<br />

wichtige Lieferanten von Nährstoffen sind und eine besonders hohe Nährstoffdichte offdichte<br />

haben. Langzeitstudien zeigen, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten produkten<br />

durchaus gefäßschützende Effekte hat.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Der Verbraucher hat die<br />

Wahl<br />

Aktuell finden auf EU-Ebene in der „High<br />

Level Group on Nutrition and Physical<br />

Activity“ Gespräche über die Minimierung<br />

gesättigter Fettsäuren statt. Zur Diskus-<br />

sion steht als Zielgröße eine Reduktion<br />

der Aufnahme um 5-10 %. Im Fokus sind<br />

dabei vor allem tierische Erzeugnisse, wie<br />

auch Milch und Milchprodukte. Der MIV<br />

unterstützte das Bundesministerium für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) bei seiner Stellungnahme<br />

in diesem Zusammenhang und<br />

konnte zeigen, dass dem Verbraucher in<br />

ausreichendem Maße die Möglichkeit<br />

geboten wird eine Auswahl zwischen<br />

Milch und Milchprodukten unterschiedlicher<br />

Fettstufen zu treffen.<br />

Der MIV sieht eine Regelung zur Reduktion<br />

von gesättigten Fettsäuren (SFA) für den<br />

Milchsektor auch aus wissenschaftlicher<br />

Sicht als überflüssig an.<br />

Auf Basis dieser aktuellen Erkenntnisse<br />

wurde der MIV-Sachstand zu gesättigten<br />

Fettsäuren aktualisiert.<br />

© Viktor – Fotolia.com<br />

39


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Ruminante trans-Fettsäuren werden nicht geregelt<br />

In Zusammenhang mit der Diskussion um trans-Fettsäuren (TFA) stellt sich die Frage,<br />

wie natürliche wiederkäuerspezifische trans-Fettsäuren (r-TFA) im Gegensatz zu<br />

industriellen trans-Fettsäuren (i-TFA) hinsichtlich des Risikos an Herz-Kreislauferkrankungen<br />

zu erkranken wissenschaftlich zu bewerten sind. Fälschlicherweise wird z.T.<br />

behauptet, dass alle TFA gleich wären. Natürliche und industrielle trans-Fettsäuren<br />

unterscheiden sich aber deutlich, und zwar hinsichtlich<br />

40<br />

1. der Lokalisation der einzelnen trans-Bindungen (verschiedene Isomere),<br />

2. der TFA-Konzentrationen im Fett und der aufgenommen Menge,<br />

3. der ernährungsphysiologischen Bewertung.<br />

Untermauert wird dieses durch die Stellungnahme von Professor Jahreis (Universität<br />

Jena), der WHO-Publikation aus 2009 und der Antwort der Bundesregierung zur<br />

Kleinen Anfrage zu TFA in Lebensmitteln (<strong>2011</strong>).<br />

● Steuern auf Lebensmittel – der falsche Weg<br />

Zusätzliche Steuern auf Lebensmittel gibt es derzeit in Dänemark, Ungarn, Finnland,<br />

Frankreich und Norwegen. Aktiv in Erwägung gezogen werden Steuern außerdem in<br />

Belgien, Irland, Rumänien und Großbritannien. Zielsetzung ist laut der Regierungen<br />

die Umstellung der Ernährung ihrer Bürger, um so dem laut OECD immer weiter<br />

steigenden Adipositas-Vorkommen entgegen zu wirken. Besteuert werden daher<br />

Lebensmittel, die nicht in größeren Mengen verzehrt werden sollten.<br />

Die kürzlich in Dänemark eingeführte Fettsteuer, die eine Besteuerung von 16 DKK<br />

(2,15 €) pro kg gesättigtes Fett vorsieht, ist nicht unumstritten. Denn das Ziel, den<br />

Verzehr von fetthaltigen Produkten in der Bevölkerung zu senken, konnte bisher nicht<br />

nachgewiesen werden. Vielmehr wurde eine Zunahme des grenzüberschreitenden<br />

Warenverkehrs beobachtet, sodass die Regierung bereits über eine Abschaffung der<br />

Steuer nachdenkt.<br />

Steuern derzeit in Deutschland kein Thema<br />

Die Bundesregierung hat in einer Antwort auf eine Anfrage zu „Ernährungspolitischen<br />

Maßnahmen gegen Übergewicht und Fehlernährung“ u. a. Stellung zu Steuern<br />

auf Lebensmitteln genommen. Sie ist der Auffassung, dass steuerliche Änderungen rungen<br />

nicht zielführend sind und setzt auf das Instrument der Information und Aufklärung klärung<br />

über Ernährung. Diese Einschätzung begrüßt der MIV ausdrücklich.<br />

TFA-Leitlinie:<br />

nur industrielle trans-<br />

Fettsäuren betroffen<br />

Der MIV hat sich gegenüber Wissenschaft<br />

und Wirtschaft stark für die Differenzierung<br />

von TFA je nach ihrer Quelle eingesetzt.<br />

Bei der Erarbeitung der auf Initiative<br />

des Bundesministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) auf den Weg gebrachten und<br />

inzwischen veröffentlichten „Leitlinie zur<br />

Minimierung von trans-Fettsäuren in Lebensmitteln“<br />

konnte eine ernährungsphysiologische<br />

Differenzierung von iTFA und<br />

rTFA erreicht werden. Weiterhin wurde<br />

unterstrichen, dass sich die Reduktionskampagne<br />

ausschließlich auf nicht-ruminante<br />

TFA bezieht.<br />

© K.-U. Häßler – Fotolia.com


● Laktose-Kennzeichnung bei Milchprodukten<br />

In Deutschland ist die Auslobung von “laktosefrei” bei < 0,1 g Laktose/100 g bzw.<br />

100 ml verzehrsfertiges Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs über eine Ausnahmegenehmigung<br />

erlaubt, wobei die übliche Laktoseverträglichkeit sowie die analytisch<br />

kontrollierbare Nachweisgrenze als Basis für diesen Wert dienen. Bisher gibt es keinen<br />

EU-einheitlichen Grenzwert.<br />

Laktosewert beibehalten<br />

Diskutiert wird eine weitere Reduzierung des Grenzwertes auf 0,01 g Laktose/100 g<br />

Produkt. Der MIV setzt sich aber für die Aufrechterhaltung des derzeitigen nationalen<br />

Wertes ein, da dieser unter Berücksichtigung der EFSA-Bewertung für die betroffenen<br />

Verbraucher keine gesundheitliche Einschränkung bedeutet. Seit vielen Jahren sind<br />

laktosefreie Milch und Milchprodukte mit


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Wissenschaft und Forschung<br />

● Wissenschaftlicher Beirat <strong>2011</strong> tagte in Regensburg<br />

Die 40. Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates fand im November <strong>2011</strong> in Regensburg<br />

statt. Dabei trafen sich namhafte Vertreter aus allen Bereichen der Wissenschaft,<br />

von den Naturwissenschaften bis zur Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, um<br />

zusammen mit dem Vorstand des MIV, Unternehmensvertretern und Gästen aktuelle<br />

Themen der Milchwirtschaft zu diskutieren. Geleitet wurde die Veranstaltung vom<br />

Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Qualität und Produktsicherheit, Herrn Hans Holtorf.<br />

(v.l.n.r.: Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (vTI), Prof. Dr. Peter Stehle (Uni Bonn), Hans Holtorf (Frischli Milchwerke), Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer (meyer.rechtsanwälte),<br />

Prof. Dr. Erwin Märtlbauer (Uni München), Dr. Gisela Runge (MIV), Prof. Dr. Horst-Christian Langowski (TU München), Prof. Dr. Heike Schuchmann (KIT),<br />

Dr. Enrique Viturro (TU München))<br />

Führende Experten mit aktuellen Themen gewährleisteten wieder eine interessante<br />

und zukunftsorientierte Veranstaltung:<br />

Herr Prof. Stehle (Universität Bonn) ging in seinem Vortrag „Milchprotein und Übergewicht<br />

– Gibt es einen Zusammenhang?“ u. a. darauf ein, dass sich Übergewicht<br />

nicht durch eine Produktanpassung auf dem Proteinsektor verhindern lässt.<br />

Zur Futtermittelsicherheit und Milchzusammensetzung und dem Transfer erwünschter<br />

und unerwünschter Stoffe sprach Herr Prof. Dänicke vom Friedrich-Loeffler-Institut<br />

Braunschweig.<br />

42


Herr Dr. Viturro (TU München, ZIEL) machte mit seinem Vortrag „Einfluss von Fütterung<br />

u. Management auf den bovinen Fett- und Cholesterinmetabolismus: Auswirkungen<br />

auf die Milchzusammensetzung“ deutlich, dass die Transfettsäurebewertung<br />

heute noch teilweise sehr unberechtigt für Milchfett ist. Industrielle und ruminante<br />

Transfettsäuren (TFA) unterscheiden sich bezüglich Art der TFA und der CLA.<br />

„Milchhygiene: gestern - heute – morgen“, war der Titel des Referates von Herrn<br />

Prof. Märtlbauer (Ludwig-Maximilians-Universität München), er zog die Schlussfolgerung,<br />

dass die Milchwirtschaft insgesamt in Hinblick auf die Sicherheit von Milch<br />

und Milchprodukten sehr gut dasteht.<br />

Herr Prof. Isermeyer, Präsident des vTI, Braunschweig, ging in seinem Vortrag<br />

„Volatile Milchmärkte: Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme“ u. a. darauf<br />

ein, dass die hohen Erdölpreise dazu führen, dass das gesamte Weltagrarpreisniveau<br />

künftig doppelt so hoch sein wird, wie in der Vergangenheit. Der Strukturwandel<br />

bei den Molkereien geht nach seiner Aussage weiter. Er weist auch darauf hin, dass<br />

bei zu hoher Biogasförderung eine Gefahr für die Zukunft der Milcherzeugung in<br />

Deutschland besteht.<br />

Über das Thema „Wahrnehmung und Wirklichkeit - Risiken im gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />

als Herausforderung für die Risikokommunikation“ referierte Frau PD.<br />

Dr. Böl (BfR, Berlin). Da die Analysenverfahren heute immer empfindlicher werden,<br />

können selbst kleinste Mengen erfasst werden. Dieses führt auch zu teilweise sehr<br />

plakativen Meldungen in den Medien, obgleich keinerlei gesundheitliche Gefährdung<br />

besteht. Das BfR bemüht sich daher sehr intensiv darum, dass das Bewusstsein einer<br />

risikoärmeren Sicht wieder zurückkommt, die den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht.<br />

Nachhaltigkeit ist auch unter dem Aspekt der Energieeffizienz bei der Sprühtrocknung<br />

zu sehen. Dazu zeigte Frau Prof. Schuchmann (Karlsruhe Institut für Technologie KIT)<br />

neuartige Technologien zum Sprühen hochviskoser Medien und der damit verbundenen<br />

Frage der Energie- und Kostenersparnis auf.<br />

Die Chancen und Risiken der Nanotechnologie in der Verpackung waren das Thema<br />

von Herrn Prof. Langowski (TU München). Es stellte fest, dass nachwievor unklare<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Begrifflichkeiten dazu führen, dass letztlich<br />

immer noch nicht ersichtlich ist,<br />

welche Stoffe nun als Nanomaterial<br />

gelten sollen. Auf jeden Fall verlangt die<br />

Einstellung der Öffentlichkeit einen sorgfältigen<br />

Umgang mit dem Thema.<br />

Herr Prof. A. H. Meyer (TU München) berichtete<br />

zu den Aktuellen Entwicklungen<br />

zum Thema “Stevia, Steviolglykoside –<br />

Novel Food, Zusatzstoff, Aroma?“.<br />

Herr Prof. Küsters (Katholische Universität<br />

Eichstätt-Ingolstadt) referierte zum Thema<br />

„Hochvolatile Märkte und Prognoseverfahren“.<br />

Abschließend stellte Herr Prof. Sauer von<br />

der Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />

die Schwerpunkte der neuen Stiftungsprofessur<br />

für „Ökonomie der Milch- und<br />

Ernährungswirtschaft“ vor.<br />

Die breite Abdeckung der Mitglieder des<br />

Wissenschaftlichen Beirats gewährleistet<br />

für die Molkereien die in der täglichen<br />

Arbeit benötigte Expertise. Damit ist es ein<br />

bedeutendes Gremium im wissenschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen und politischen<br />

Handeln. Die Kenntnis wissenschaftlicher<br />

Fakten und der Umgang mit diesen ist<br />

unerlässliche Grundlage der Lebensmittel-<br />

und Prozesssicherheit, Rechtsetzung, Produktentwicklung,<br />

Risikokommunikation<br />

und wirtschaftlichen Ausrichtung.<br />

43


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Milch-Wissenschaftlicher Innovationspreis:<br />

ein Anreiz<br />

Der MIV-Vorstand hatte in 2010 beschlossen, einen Forschungspreis der <strong>Milchindustrie</strong><br />

einzurichten, der jährlich vergeben werden kann. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und<br />

wurde 2010 erstmalig an Herrn Prof. Jörg Hinrichs von der Universität Hohenheim<br />

verliehen. Der zweite Milch-Wissenschaftliche Innovationspreis ging in <strong>2011</strong> an Herrn<br />

Prof. Märtlbauer von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Verleihung<br />

fand beim 40. Wissenschaftlichen Beirat in Regensburg statt.<br />

Ziel dieser Initiative ist es, die Relevanz von Forschung und Wissenschaft im MIV noch<br />

stärker sichtbar zu machen. Der Preis wird für innovative milchspezifische und praxisnahe<br />

Leistungen aus den verschiedenen Wissenschaftsbereichen, von den Naturwissen-<br />

schaften bis zur Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, die für die Molkereipraxis und<br />

Milchwissenschaft von besonderer Bedeutung sind, vergeben.<br />

(v.l.n.r.: Hans Holtorf (Frischli Milchwerke), Prof. Dr. Erwin Märtlbauer (Uni München))<br />

44


Aus der Begründung für die Preisverleihung<br />

Seit 1993 ist Herr Prof. Märtlbauer Inhaber des Lehrstuhls für Hygiene und Technologie<br />

der Milch an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.<br />

Seine Hauptforschungsgebiete sind u. a. Mykotoxine in Lebensmitteln, Tierarzneimittelrückstände<br />

in Lebensmitteln tierischen Ursprungs, pathogene Mikroorganismen<br />

in Milch und Milchprodukten, Nachweis und Bedeutung bakterieller Toxine, Entwicklung<br />

neuer analytischer Methoden sowie das Vorkommen und die Stabilität des<br />

BSE-Erregers in Lebensmitteln und Umwelt.<br />

Bei seinen Forschungsaktivitäten stehen die Praxisnähe und Relevanz stets im Vordergrund.<br />

Darüber hinaus wird Herr Prof. Märtlbauer wegen seiner innovativen, die<br />

<strong>Milchindustrie</strong> voranbringenden Forschungsansätze sehr geschätzt. Sein Einsatz ist<br />

beispielgebend.<br />

Herr Prof. Märtlbauer hat in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl von<br />

Gemeinschaftsprojekten maßgeblich die vorwettbewerbliche Forschung in der<br />

<strong>Milchindustrie</strong> u. a. in den Bereichen Hygiene, Mikrobiologie, Tierarzneimittel und<br />

Methodenentwicklung bestimmt. Die Projektausschüsse waren und sind durch eine<br />

rege Beteiligung aus den milchwirtschaftlichen Unternehmen charakterisiert.<br />

Durch die Umsetzung seiner Projekt-ergebnisse in der Milchbranche konnten und<br />

können u. a. kleine und mittlere Unternehmen der Milchwirtschaft ihre Prozesse<br />

optimieren und sicherer machen. Die Erkenntnisse, die aus den Projekten gewonnen<br />

werden, sind für die Molkerei-praxis und Milchwissenschaft gleichermaßen von Bedeutung.<br />

Der Milchforschungsstandort Deutschland wird so durch Herrn Prof. Märtlbauer<br />

maßgeblich und nachhaltig gestützt. Er ist ein wichtiger Leistungsträger der Milchwissenschaft<br />

in Deutschland und seit vielen Jahren Mitglied im Wissenschaftlichen<br />

Beirat des MIV.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Ideenbörse Forschung <strong>2012</strong> zum 7. Mal<br />

Thema: Milch hat Zukunft – Milch ist in für alle!<br />

Im Wechsel mit dem Wissenschaftlichen Beirat findet im 2-jährigen Turnus die<br />

MIV-Ideenbörse Forschung statt. Unter dem Titel „Milch hat Zukunft – Milch ist<br />

in für alle!“ werden am 14. und 14. November <strong>2012</strong> führende Wissenschaftler und<br />

Unternehmensvertreter im Hotel Maritim in Fulda tagen. Es sind Vorträge zu den<br />

Themenbereichen: Wieso und wofür ist Milch gut?, Wie wird Milch noch besser?,<br />

Attraktive Produkte aus Milch, Milch – auch besser für die Umwelt vorgesehen.<br />

Ziel der Ideenbörse ist die Entwicklung von Ideen für neue, praxisnahe, milchwirtschaftsrelevante<br />

Gemeinschaftsforschungsvorhaben sowie für eventuelle unternehmensspezifische<br />

Projekte. Solche Vorhaben können anschließend zur Förderung durch<br />

das BMWi eingereicht werden.<br />

45


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Wissenschaftlicher<br />

Stand: das A und O<br />

Seit sehr vielen Jahren gewährleisten die<br />

Vertreter des Wissenschaftlichen Beirates<br />

des MIV und weitere Wissenschaftler eine<br />

kompetente Begleitung der <strong>Milchindustrie</strong><br />

bei den verschiedensten aktuellen Themen.<br />

Unternehmen und Geschäftsstelle des<br />

MIV sind äußerst dankbar für diese wertvolle<br />

Unterstützung. Die qualifizierten<br />

Auskünfte und Positionen der Wissenschaft<br />

sind für die Versachlichung<br />

mancher Themen, wie z. B. beim visceralem<br />

Botulismus, Jacobskreuzkraut, MAP,<br />

Nanotechnologie oder weiterhin der<br />

Gentechnik, entscheidend. Gleichzeitig<br />

bedeuten sie Transparenz gegenüber der<br />

Öffentlichkeit.<br />

46<br />

© ~lonely~ - Fotolia.com<br />

● MIV, ein starker Partner der Branchen-Forschung<br />

<strong>Milchindustrie</strong> trifft Wissenschaft<br />

Seit langem steht der MIV in intensivem Kontakt mit den verschiedenen Forschungsinstituten.<br />

Um diesen weiter zu intensivieren und Ansätze für neue innovative Ideen<br />

zu finden, werden die Sitzungen der Arbeitsgruppe Forschung regelmäßig an verschiedenen<br />

Instituten durchgeführt. Im Berichtszeitraum wurde der Fachbereich „Life<br />

Science Technologies“ der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo besucht. Diese<br />

Treffen werden zur Entwicklung möglicher Forschungsansätze zwischen Molkereien<br />

und Instituten genutzt.<br />

Forschung für die Zukunft,<br />

stets anwendernah und innovativ<br />

Der MIV nutzt seit vielen Jahren das Programm zur Förderung der industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung des BMWi, um Forschungsvorhaben zu initiieren, die in enger<br />

Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgruppe Forschung und den wissenschaftlichen<br />

Instituten entwickelt werden.<br />

Themen und Zielsetzungen der Forschungsprojekte ergeben sich direkt aus der industriellen<br />

Praxis und ihren Bedürfnissen. Zentrale Felder sind hierbei: Prozessentwicklung<br />

und -optimierung, Analysenmethoden und Messverfahren, Produktverhalten im<br />

Prozess und Neue Technologien.<br />

Der MIV ist nach wie vor der forschungsintensivste Ernährungsbereich im FEI. Der<br />

Trend zur Einreichung von Clusterprojekten hat das Fördervolumen insgesamt deutlich<br />

erhöht und ermöglicht die Vereinigung von grundlagen- und anwendungsorientierten<br />

Forschungsprojekten, die parallel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

und dem BMWi finanziert werden. Der MIV beteiligt sich mit einem zehnprozentigen<br />

Industrieanteil am anwendungsorientierten Teil, der über das BMWi/AiF gefördert<br />

wird.<br />

Gemeinschaftsforschung fördert Nachwuchs<br />

Gleichzeitig werden mit Hilfe dieser anwendungsnahen Gemeinschaftsforschungsprojekte<br />

Nachwuchswissenschaftler ausgebildet, die später auch in der Wirtschaft hoch<br />

qualifiziert Anstellung finden können. Qualifizierte milchwissenschaftliche Experten<br />

werden in den verschiedensten Bereichen benötigt.


Die Forschung im MIV: beachtenswert<br />

Im MIV werden seit 1997 durch die Arbeitsgruppe Forschung vorwettbewerbliche<br />

Gemeinschaftsforschungsvorhaben initiiert und begleitet. Aufgabe dieser vom MIV-<br />

Vorstand gegründeten Gruppe ist es, die Prüfung und Koordination von gemeinschaftlichen<br />

vorwettbewerblichen Forschungsansätzen für die gesamte Milchbranche<br />

auf Praxisrelevanz und wissenschaftliche Bedeutung unter Berücksichtigung des<br />

wirtschaftlichen Einsatzes von Finanzmitteln durchzuführen.<br />

Die Arbeit dieser Arbeitsgruppe ist außerordentlich erfolgreich. So stellte das Bundeswirtschaftsministerium<br />

seit 1997 insgesamt über 22 Millionen Euro öffentliche Mittel<br />

für MIV-Projekte zur Verfügung.<br />

In <strong>2011</strong> wurden insgesamt Fördergelder in Höhe von über 3,1 Mio. Euro für MIV-<br />

Forschungsprojekte vom BMWi bewilligt. Im laufenden Jahr <strong>2012</strong> sind bereits drei<br />

Projekte in Höhe von über 1,6 Mio. Euro bewilligt worden.<br />

Weitere, für die Milchbranche praxisnahe Forschungsvorhaben, sind in Vorbereitung.<br />

Der MIV unterstützt neben diversen Gemeinschaftsforschungsvorhaben beim BMWi<br />

drei Projekte beim BMBF:<br />

� „Kompetenznetzwerk Food Chain Plus (FoCus)“<br />

� „SiLeBAT – Sicherstellung der Futter- und Lebensmittelwarenkette bei bio-<br />

und agro-terroristischen (BAT)-Schadenslagen“<br />

� „Lebensmittelversorgung unter energie-defizienten Rahmenbedingungen<br />

(LEVERA)“<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

© yanlev – Fotolia.com<br />

Im Berichtszeitraum wurden zudem folgende Forschungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen<br />

von über 1,2 Mio. Euro eingereicht, die noch in der Bewilligungsphase<br />

stehen:<br />

„Bildung großer kolloidaler Partikel durch Einkopplung von Schwingungen während<br />

der Milchfermentation“ (MIV 12/2010, AiF 3056/12 N)<br />

Prof. Hinrichs (Universität Hohenheim), Prof. Schlücker (Universität Erlangen-Nürnberg)<br />

„Enzymatische Produktion von salzgeschmacksverstärkenden Peptiden aus Milch-<br />

und Eiklarproteinen“ (MIV 01/<strong>2011</strong>, AiF 3059/12 N)<br />

Prof. Hofmann (TU München), Prof. Berger (Universität Hannover)<br />

„Modellbasierte Produktionsunterstützung bei der Laktosekristallisation“ (MIV<br />

04/<strong>2011</strong>, AiF 5320/12 N)<br />

Prof. Briesen (TU München)<br />

47


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Beschaffung und Logistik<br />

● Logistik rund um die Milch – viel Know-How um ein kostbares Gut<br />

Bis die Milch und Milchprodukte für den Verbraucher im Laden stehen, müssen durch<br />

die Logistiker der Molkereibranche viel Know-How und Planung in die Prozesse eingebracht<br />

werden. So geben die Kühe auf den Erzeugerbetrieben unabhängig von<br />

Wochenende und Feiertag täglich ihre Milch und machen daher kontinuierliche<br />

logistische Prozesse in der Abholung der Milch erforderlich. Dies erfolgt mit<br />

modernen, speziell ausgerüsteten Fahrzeugen für den Rohmilchtransport. Denn nur so<br />

kann gewährleistet werden, dass der kostbare Rohstoff Milch in bester Qualität in der<br />

Molkerei ankommt. Besondere Herausforderungen sind dabei zu bewältigen, wenn<br />

Eis und Schnee oder auch technische Defekte die Abholung der Milch beim Erzeuger<br />

behindern. Dies erfordert vielfach ein schnelles, zielorientiertes Handeln.<br />

Brennpunkt Rampe<br />

Die zuvor genannten Herausforderungen sind gleichfalls in der Distribution der Produkte an<br />

den Handel ein elementarer Bestandteil der Logistik. Nur führen fehlende Kapazitäten auf Seiten<br />

des Handels, Informationsdefizite und mangelnde vertragliche Regelungen dazu, dass die<br />

Laderampen bei den Handelspartnern häufig zu einem Brennpunkt zwischen Fahrern sowie<br />

Lagerpersonal und in der weiteren Kommunikation zwischen Molkerei und Handel werden.<br />

Forciert wurde diese Entwicklung in den letzten Jahren dadurch, dass inzwischen rund 160 Lagerstandorte<br />

Zeitfenstermanagementsysteme eingeführt haben. Während die Anbieter solcher<br />

Systeme und auch der Handel hier Vorteile hervorheben, mahnen besonders die für die Molkereien<br />

tätigen Logistikdienstleister deutliche Einschränkungen und wenig Verbesserung in den<br />

logistischen Prozessen an. Verschärft wird der Brennpunkt Rampe letztlich sowohl durch lange<br />

Wartezeiten und daraus resultierende Probleme in den Prozessen der liefernden Molkereien und<br />

in der Einhaltung der gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten sowie schlechte soziale Rahmenbedingungen<br />

für die LKW-Fahrer.<br />

48


Soziales Miteinander und Mangel an Kraftfahrern<br />

Auch wenn die Molkereien nur indirekt damit konfrontiert werden, so hat sich die AG<br />

Frischelogistik intensiv mit dem sozialen Miteinander an den Rampen und dem anstehenden<br />

Fahrermangel auseinandergesetzt und einen Kodex als freiwillige Selbstverpflichtung für<br />

soziale Mindestvoraussetzungen und den Umgang mit Fahrpersonal im Molkereibereich entworfen.<br />

Von Seiten der Molkereien soll damit ein Zeichen gesetzt werden, damit der sich<br />

abzeichnende Kraftfahrermangel gemindert wird und auch in Zukunft ausreichend Kraftfahrer<br />

zur Verfügung stehen. Denn besonders die Molkereien sind darauf angewiesen, dass ihre häufig<br />

gekühlten Milchprodukte logistisch schnell und optimal ausgeliefert werden können.<br />

Technischer Fortschritt und neue Strategien<br />

Die beschriebenen Brennpunkte und neuen technischen Möglichkeiten stellen die Logistiker<br />

im Molkereibereich in den nächsten Jahren vor bekannte und neue Herausforderung. Über<br />

das Branchengremium MoPro bei der GS1 Germany hat sich eine Plattform entwickelt, wo<br />

bestehende Vakanzen identifiziert und beschrieben werden, damit anschließend neue Konzepte<br />

und Ideen zwischen der Industrie, Logistikdienstleistern und Handel konstruktiv diskutiert<br />

und weiterentwickelt werden können. Denn die bestehenden Probleme können nur gemeinsam<br />

und bei prozessstufenübergreifender Betrachtung gelöst werden. Für den Ablauf an der Rampe<br />

wurde beispielsweise eine neue Best-Practice-Lösung für den Datentransfer von der elektronischen<br />

Bestellung bis zur daraus resultierenden automatischen Rechnung entwickelt. Auch im<br />

übergeordneten Gremium Lenkungskreis Supply Side (LK SuSi) der GS1, wo der MIV nun seit<br />

wenigen Jahren vertreten ist, wird die Mitarbeit geschätzt. So hat sich der MIV aufgrund seiner<br />

effizienten und zielgerichteten Zusammenarbeit in- und außerhalb der Gremien eine hohe<br />

Anerkennung in Fragen der logistischen Prozesse erworben.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Digitaler Tachograph<br />

beim Tanksammelwagen<br />

In einigen Bundesländern wurden in den<br />

ersten Monaten des Jahres <strong>2012</strong> verstärkt<br />

Tanksammelwagen für Milch vom Bundesamt<br />

für Güterverkehr (BAG) kontrolliert und das<br />

Fehlen von digitalen Tachografen bemängelt.<br />

Dies führte punktuell so weit, dass Fahrzeuge<br />

über Stunden durch die BAG festgehalten oder<br />

sogar stillgelegt wurden. Teilweise wurden die<br />

Halter unter Fristsetzung aufgefordert, ihre<br />

Fahrzeuge entsprechend kostspielig nachzurüsten.<br />

Rechtgrundlage hierfür war die Regelung<br />

des Artikels 13 Absatz 1 Buchstabe l der<br />

Verordnung (EG) Nr. 561/2006 in dem Mitgliedstaaten<br />

für bestimmte Fahrzeuge Ausnahmen<br />

treffen können. In der deutschen Sprachfassung<br />

stand bisher „Fahrzeuge, die zum Abholen<br />

der Milch bei landwirtschaftlichen Betrieben<br />

und zur Rückgabe von Milchbehältern oder von<br />

Milcherzeugnissen für Futterzwecke an diese<br />

Betriebe verwendet werden“. Nach der bisher<br />

geltenden deutschen Sprachfassung kann die<br />

dort vorgesehene Ausnahmemöglichkeit für<br />

Milchtransporte von den Lenk- und Ruhezeiten<br />

nur dann in Anspruch genommen werden,<br />

wenn Milch bei landwirtschaftlichen Betrieben<br />

abgeholt und Milchbehälter/Milcherzeugnisse<br />

zurückgebracht werden. Nach anderen Sprachfassungen<br />

dieser EU-Verordnung kann die Ausnahme<br />

bereits in Anspruch genommen werden,<br />

wenn Milch abgeholt wird oder Milchbehälter/Milcherzeugnisse<br />

zurückgebracht werden.<br />

Aufgrund der Intervention des MIV bei der EU<br />

und beim Bundesverkehrsministerium wird die<br />

europäische und die nationale Regelung nun<br />

dahingehend geändert, dass Deutschland die<br />

Ausnahmemöglichkeit des EU-Recht wörtlich<br />

in das nationale Recht übernehmen wird. Mit<br />

dieser Umsetzung konnte sichergestellt werden,<br />

dass die deutschen Molkereien im europäischen<br />

Vergleich gleiche Ausgangsvoraussetzungen<br />

für das kostenintensive Sammeln von<br />

Milch haben.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Umweltschutz im MIV<br />

● Beseitigung tierischer Nebenprodukte<br />

Die Verordnung (EG) 1069/2009 über tierische Nebenprodukte (z.B. Molke zur Ver-<br />

fütterung) und die EU-Durchführungsverordnung 142/<strong>2011</strong> gelten seit dem 04.03.<strong>2011</strong>.<br />

Beide Verordnungen sind seit dem 18.03.<strong>2011</strong> anwendbar. Die Novellierung der nationalen<br />

Gesetzgebung zur Beseitigung von tierischen Nebenprodukten und zur Anpassung<br />

der aktuellen Rechtslage lässt noch auf sich warten.<br />

Der MIV wird sich auch im nächsten Geschäftsjahr in der Arbeitsgruppe Umwelt<br />

diesem Thema intensiv annehmen. Im Fokus steht hier insbesondere die Änderung<br />

der Behandlungsvoraussetzungen bei der Entsorgung von sog. „Zentrifugenschlamm“<br />

über das Abwasser, das bisher nur thermisch erhitzt in den Abwasserstrang geleitet<br />

werden darf.<br />

● Verwertung des Gärrestes von Hemmstoffmilch als<br />

Düngemittelausgangsstoff<br />

Gegen eine Verwertung von hemmstoffhaltiger Milch über Biogasanlagen, die den<br />

Gärrest nachfolgend als Düngemittel abgeben, steht die nationale Gesetzgebung.<br />

Weder nach der Düngemittelverordnung noch nach der neuen Bioabfallverordnung<br />

ist eine Verwendung des Materials vorgesehen. Hemmstoffmilch darf nach der Düngemittelverordnung<br />

nur in betriebsüblichen Mengen an den landwirtschaftlichen<br />

Betrieb zurückgegeben werden.<br />

Der Vorschlag des MIV zur Identifizierung von Abbauzeiträumen von antibiotisch<br />

wirksamen Stoffen in hemmstoffhaltiger Milch in Absprache mit den Bundesministerien<br />

BMU und BMELV, der dem Wissenschaftlichen Beirat für Düngemittelfragen<br />

vorgelegt wurde, ist aus politischen Gründen negativ beschieden worden.<br />

Auch die seit 1. Mai <strong>2012</strong> in Kraft getretene novellierte Bioabfallverordnung hält<br />

an dem Verwertungsverbot der hemmstoffhaltigen Milch in Biogasanlagen fest. In<br />

der Begründung heißt es, dass Tierarzneimittel-Rückstände durch die biologische<br />

Behandlung in einer Biogasanlage nicht abgebaut werden.<br />

Die europäische Kommission plant derzeit eine Revision der EU-Düngemittelverordnung.<br />

Bislang sind in der Verordnung nur mineralische Düngemittel berücksichtigt.<br />

Nunmehr sollen auch organische und organisch-mineralische Dünge- und Bodenverbesserungsmittel<br />

aufgenommen werden. Der MIV setzt sich für die Aufnahme der<br />

hemmstoffhaltigen Milch auf europäischer Ebene ein und hat seine Position bereits in<br />

die Arbeitsgruppen der EU-Kommission eingebracht.<br />

50


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Energiesteuer:<br />

Spitzenausgleich künftig nur mit Nachweis von Energiemanagementsystem<br />

Es stehen Änderungen der rechtlichen<br />

Vorgaben bei der Steuererleichterung<br />

für Unternehmen des Produzierenden<br />

Gewerbes beim sog. Spitzenausgleich<br />

an. Energiemanagementsysteme und<br />

Energieeinsparung spielen dabei eine<br />

wesentliche Rolle. Das Bundeskabinett<br />

hat am 1. August <strong>2012</strong> eine Änderung<br />

des Energie- und Stromsteuergesetzes<br />

beschlossen. Damit wird die Fortführung<br />

des sog. Spitzenausgleichs für Unternehmen<br />

des produzierenden Gewerbes im<br />

Rahmen der ökologischen Steuerreform<br />

weitergeführt. Im Gegenzug wird die<br />

deutsche Wirtschaft ihre Energieeffizienz<br />

weiter steigern, und zwar für die<br />

Jahre 2013 bis 2015 um jeweils 1,3 Prozent<br />

und im Jahr 2016 um 1,35 Prozent.<br />

Im Jahr 2017 werden die Ergebnisse<br />

noch einmal ergebnisoffen evaluiert,<br />

um danach weitere Zielgrößen für den<br />

übrigen Zeitraum bis 2022 festzulegen.<br />

Die Werte für die zu erreichende<br />

Reduzierung der Energieintensität ist<br />

auf 10 Jahre Laufzeit festgelegt.<br />

Für die Unternehmen bedeutet die Gelt-<br />

endmachung des Spitzenausgleichs, dass<br />

© Jürgen Fälchle – Fotolia.com<br />

sie ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem<br />

nach DIN 16001,<br />

ISO 50001 oder EMAS ab 2016 nachweisen<br />

müssen. Nur für kleinere Unternehmen ist<br />

ein vereinfachtes Verfahren vorgesehen.<br />

Den Unternehmen werden damit Anstrengungen<br />

abverlangt, die weit über das<br />

normale Maß hinausgehen. Die Änderungen<br />

zum EnergieStG und StromStG sollen<br />

bis zum 1. Januar 2013 in Kraft treten.<br />

● Neueinstufung der<br />

Wassergefährdungsklassen<br />

Das Bundesministerium für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />

hat einen überarbeiteten Referentenentwurf<br />

für eine Verordnung über Anlagen<br />

zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (VAUwS – vormals VUmwS) vorgelegt.<br />

Er regelt alle Anlagen, in denen<br />

mit wassergefährdenden Stoffen umgegangen<br />

wird. Ende <strong>2012</strong> soll die Verordnung<br />

verabschiedet werden.<br />

Der MIV hat sich gemeinsam mit anderen<br />

betroffenen Verbänden dafür eingesetzt,<br />

dass der bisherige Status von Lebens- und<br />

Futtermitteln als nicht wassergefährdend<br />

erhalten bleibt und nicht als wassergefährdend<br />

eingestuft wird. Im überarbeiteten<br />

Entwurf wurde dem entsprochen.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Einsparpotential für Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes<br />

Ab Januar <strong>2012</strong> hat der Gesetzgeber die Anforderungen an Unternehmen gelockert,<br />

die die Befreiung bzw. Reduzierung der Zahlung der Umlage für Erneuerbare Energien<br />

(sog. „besondere Ausgleichsregelung“ gem. § 40 EEG) in Anspruch nehmen wollen. Die<br />

Lockerung der Gesetzgebung für die stromintensive Industrie soll die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen erhalten.<br />

● Neue Handelsperiode des Emissionshandelssystems<br />

52<br />

© mekcar – Fotolia.com<br />

Die dritte Handelsperiode des Emissionshandels (2013-2020) beginnt ab Januar 2013.<br />

Sie wird zu größeren Veränderungen und deutlicheren Verschärfungen für die betroffenen<br />

Anlagenbetreibern führen. Es wird anders als in der ersten und zweiten Handelsperiode,<br />

bei der die Betreiber effizienter Anlagen noch eine zumeist bedarfsdeckende<br />

Zuteilung erhalten haben, keine nationalen Allokationspläne mehr geben. Stattdessen<br />

gibt die EU-Kommission eine EU-weite Gesamtobergrenze für CO 2 -Emissionen vor.<br />

Anfang Mai <strong>2012</strong> hat die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) eine deutsche Anlagenliste<br />

mit einer vorläufigen Zuteilung für die 3. Handelsperiode veröffentlicht.<br />

Die Liste enthält die vorläufigen Zuteilungsmengen der stationären Bestandsanlagen<br />

in Deutschland. Das System gilt für alle Unternehmen mit einem jährlichen CO 2 Ausstoß<br />

von mehr als 10.000 Tonnen.<br />

Aufgrund des schwachen konjunkturbedingten CO 2 -Zertifikate Preises von derzeit ca.<br />

7 Euro/t CO 2 plant die EU-Kommission eine künstliche temporäre Verknappung der<br />

CO 2 Zertifikate, indem sie eine bestimmte Menge von Zertifikaten zurückbehält und<br />

so den Preis am Markt in die Höhe treibt. Damit käme eine weitere Anstrengung beim<br />

Klimaschutz auf die emissionshandelspflichtigen Unternehmen zu.<br />

Danach können künftig Unternehmen<br />

des produzierenden Gewerbes die Regelung<br />

bereits in Anspruch nehmen, wenn<br />

ihr Strombezug im letzten abgeschlossenen<br />

Geschäftsjahr an einer Abnahmestelle<br />

mind. 1 GWh betrug. Bislang waren<br />

es mind. 10 GWh. Des Weiteren muss das<br />

Verhältnis der Stromkosten zur Bruttowertschöpfung<br />

des Unternehmens mind.<br />

14 % betragen.<br />

Allerdings hat der Gesetzgeber den Begriff<br />

des „Unternehmens des produzierenden<br />

Gewerbes“ enger gefasst als in der<br />

gesetzlichen Definition im Stromsteuergesetz.<br />

Unternehmen des produzierenden<br />

Gewerbes sind danach nur solche, die an<br />

der begünstigten Abnahmestelle insbesondere<br />

dem verarbeitenden Gewerbe<br />

zuzuordnen sind.<br />

Die EU-Kommission hat im Juli einen Vorschlag<br />

dazu vorgelegt, dass Parlament<br />

und Rat über ein reguläres Gesetzgebungsverfahren<br />

die Ermächtigung erhalten,<br />

künftig in die verfügbaren Mengen<br />

von CO 2 -Zertifikaten zur Versteigerung<br />

eingreifen zu können.


● Carbon-Leakage Liste –<br />

Anerkennung der <strong>Milchindustrie</strong><br />

Energieintensive und exportorientierte Unternehmen sollen von dem Emissionshandelssystem<br />

in einer sog. Carbon-Leakage Liste ausgenommen werden. Die <strong>Milchindustrie</strong><br />

ist bisher mit drei Teilsektoren auf der Liste: Milch und Rahm in fester Form,<br />

Kasein sowie Laktose und Laktosesirup.<br />

Der MIV setzt sich zusammen mit seinem Dachverband EDA dafür ein, dass die Carbon-Leakage<br />

Liste um zusätzliche Produkte der milchverarbeitenden Industrie erweitert<br />

wird. Im ersten Schritt wurde der Antrag auf Aufnahme von Molkepulver von der<br />

EU-Kommission zunächst abgelehnt, aber für 2014 soll ein neuer Antrag mit ausführlicherem<br />

Datenmaterial gestellt werden. Dies wird von der Kommission bekräftigt.<br />

Umsetzung der Richtlinie über Industrieemissionen<br />

Die IED-Richtlinie (Richtlinie über Industrieemissionen) ist Anfang Januar <strong>2011</strong> in<br />

Kraft getreten und enthält höhere Anforderungen an Industrieanlagen als die durch<br />

die IED-Richtlinie ersetzte IVU-Richtlinie. Die Bundesregierung hat im Mai <strong>2012</strong> den<br />

vom Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorgelegten Entwurf<br />

eines Gesetzes zur Umsetzung der IED-Richtlinie sowie die Verordnung zur Umsetzung<br />

der Richtlinie über Industrieemissionen zur Änderung der Verordnung über<br />

Immissionsschutz- und Störfallbeauftragte beschlossen.<br />

Der MIV hat neben anderen Spitzen-, Dach- und Fachverbänden gefordert, dass die<br />

IED-Richtlinie in Deutschland 1:1 umgesetzt werden soll, denn Deutschland hat im<br />

Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten bereits ein hohes Niveau erreicht und die Anforderungen<br />

der IVU-Richtlinie umgesetzt. Diesen Anforderungen wurde nur zum Teil<br />

entsprochen, einige höhere Anforderungen sind im nationalen Regelungswerk festgelegt<br />

worden.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Nachhaltigkeit in der <strong>Milchindustrie</strong>:<br />

● Carbon Footprint/ Energieeffizienz<br />

Durch das Zurückrudern von der britischen Handelskette Tesco, weitere Produkte mit<br />

einem CO 2 -Label zu versehen, ist der politische Druck einer zukünftigen CO 2 -Kennzeichnung<br />

erheblich genommen. Nicht nur der MIV ist gegen eine Kennzeichnung<br />

von CO 2 , sondern auch die deutschen Behörden lehnen zurzeit eine verpflichtende<br />

Kennzeichnung von CO 2 auf Lebensmitteln ab. Dennoch ist die <strong>Milchindustrie</strong> aktiv<br />

bezüglich der Energieeffizienz, Einsparung von CO 2 und Wasser, Klimaschutz und<br />

Ressourcenschonung. Sie leistet durch eine Reihe von nachhaltigen Praktiken einen<br />

stetigen Beitrag zur Minderung des Energieverbrauchs.<br />

Der MIV engagiert sich sowohl national als auch auf europäischer Ebene an Programmen<br />

und Initiativen, deren Hauptziel die Reduktion des Treibhausausstoßes ist.<br />

● Projekt zur umweltfreundlichen Herstellung von Milch<br />

und Milcherzeugnissen<br />

So arbeitet der MIV zusammen mit dem VDM und dem IFEU Institut seit Mai <strong>2012</strong><br />

an einem zweijährigen Vorhaben „Ableitung von Optimierungspotentialen zur umweltfreundlichen<br />

Herstellung von Milch und Milcherzeugnissen“, das aus Mitteln des<br />

Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)<br />

aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages gefördert wird. Die Projektträgerschaft<br />

erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)<br />

im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung. Ziel des Vorhabens ist die Erstellung<br />

und praxisrelevante Aufbereitung einer Umweltbilanz für die <strong>Milchindustrie</strong><br />

in Deutschland in Form eines an die Unternehmen gerichteten Berichtes und eines<br />

Emissions- und Ressourcenrechners. Der Fokus liegt dabei auf dem Klima- und Ressourcenschutz.<br />

Unternehmen sollen damit einen umfassenden Überblick über ihre<br />

ökologischen Leistungen und Lasten bekommen, wobei neben den Treibhausgasemissionen<br />

alle relevanten Umweltwirkungen in den Blick genommen werden.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Lebensmittelverschwendung<br />

Initiativen zu Lebensmittelverschwendung stehen auf nationaler und europäischer<br />

Ebene oben auf der Agenda. So hat Frau Bundesministerin Aigner eine Studie vom<br />

BMELV und der Universität Stuttgart vorgelegt. Die Untersuchung kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass Industrie, Handel, Großverbraucher und Privathaushalte zusammen<br />

jährlich ca. 11 Mio. Tonnen Lebensmittel als Abfall entsorgen. Der größte Teil sind<br />

Gemüse und Obst. Auch die EU-Kommission und das Europäische Parlament kommen<br />

zu ähnlichen Ergebnissen in ihren dazu veröffentlichten Studien. In Brüssel will man<br />

eine Halbierung der Abfälle bis 2020 erreichen. Derzeit arbeitet die Kommission an<br />

einer Begriffsbestimmung zu Food Waste.<br />

Der MIV verfolgt das Thema auch in seinem Dachverband.<br />

● Revision der REACH-Verordnung<br />

Die EU-Kommission hat wegen der Überprüfung der REACH-Verordnung (EU-Verordnung<br />

zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe<br />

– VO (EG) 1907/2006) zahlreiche Studien in Auftrag gegeben, um beurteilen zu<br />

können, welche Änderungen bzw. Ergänzungen ggf. vorgenommen werden müssen.<br />

Derzeit wertet die Kommission die Studien aus. Nach der Sommerpause ist mit einem<br />

Ergebnisbericht zu rechnen. Die nächsten REACH-Registrierungsfristen für Chemikalien<br />

laufen 2013 und 2018 ab. Es ist zu hoffen, dass die Unklarheiten hinsichtlich des<br />

Anwendungsbereichs der Norm und Überschneidungen mit anderen Gesetzesregelungen<br />

wie die Biozidproduktrichtlinie erkannt und beseitigt werden, die der MIV u. a.<br />

auf nationaler und europäischer Ebene den Behörden aufgezeigt hat.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Nationale rechtliche Regelungen<br />

● Erweiterung der Verpackungsverordnung zum Wertstoffgesetz?<br />

Die deutsche Verpackungsverordnung (VerpackVO) wurde 1991 beschlossen, um die Verpackungsabfälle und deren Umweltbelastungen<br />

zu verringern und gleichzeitig die Wiederverwendung oder Verwertung von Verpackungen zu fördern. Sie ist wiederholt<br />

überarbeitet und auch den EU-Maßgaben angepasst worden. Die letzte Novellierung (Fünfte Novellierung) erfolgte 2009. Die<br />

Verpackungsverordnung ist Bestandteil des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes. Seit dem 30. Juni 2001 sollten so 65 % der<br />

Verpackungsabfälle (bezogen auf die Masse) verwertet werden; 45 % der Verpackungsabfälle sollen stofflich verwertet werden.<br />

Darunter wird noch nach den verschiedenen Materialien (Kunststoff, Papier, Metalle usw.) unterschieden. Die vorgeschriebenen<br />

Raten werden mittlerweile durch die verbesserten Sortiertechniken erreicht und werden künftig noch strenger werden. Auf nationaler<br />

Ebene ist ab 1.6.<strong>2012</strong> ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft getreten, in dem die sog. Abfallhierarchie (Recycling hat<br />

höchste Priorität) festgeschrieben ist.<br />

Gleichzeitig ist die Diskussion um eine Erweiterung der VerpackVO in Form eines Wertstoffgesetzes weiter fortgeschritten. Damit<br />

sollen nicht nur Verpackungen sondern auch weggeworfene Nicht-Verpackungen aus gleichen Materialien (Eimer, Bratpfannen,<br />

Spielzeug, Blumentöpfe usw.) wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden. Sicher ist mittlerweile, dass diese Gesetz kommen<br />

wird, nur das Wann ist noch offen.<br />

Deutschland ist damit weltweit führend, was das Sammeln und Sortieren von „Wertstoffen“ anbetrifft. Die deutsche <strong>Milchindustrie</strong><br />

nimmt dabei ihre Verpflichtungen zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz sehr ernst und setzt zum Einen ausschließlich recyclingfähige<br />

Materialien ein, zum anderen ist sie nach wie vor der größte Zahler von Lizenzentgelten, mit denen die Sammlung und<br />

Sortierung von Abfall finanziert wird.<br />

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© Jens Hertel – Fotolia.com


● Regionalität im Fokus<br />

Die Kennzeichnung regionaler Lebensmittel<br />

wird in Deutschland lebhaft diskutiert.<br />

Regionalität ist ein Trend, in dem auch<br />

ein großes Potential an Wertschöpfung<br />

für Industrie und Handel steckt. Verbraucherverbände<br />

haben das Thema ebenfalls<br />

für sich entdeckt und so verwundert es<br />

nicht, dass sich auch die Politik hierzu zu<br />

Worte meldet. So hat Bundesministerin<br />

Aigner einen Vorschlag zur Kennzeichnung<br />

regionaler Lebensmittel vorgelegt.<br />

Ihr Konzept lautet „Regionalfenster“ und<br />

soll bis Ende <strong>2012</strong> umgesetzt werden.<br />

MIV-Positionspapier „Alpen“<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Das BMELV-„Regionalfenster“<br />

© Nöhren/PIXELIO<br />

Die Verwendung des „Regionalfensters“ soll auf freiwilliger Basis erfolgen. Eine gesetzliche<br />

Regelung ist nicht vorgesehen. Ein Verein soll das Recht zur Nutzung des<br />

„Regionalfensters“ vergeben. Derjenige, der das „Regionalfenster“ nutzt, muss sich an<br />

die in der Vereinssatzung niedergelegten Anforderungen halten. Für die Verwendung<br />

des „Regionalfensters“ soll die Herkunft der Zutaten entscheidend sein und nicht das<br />

Absatzgebiet. Ferner soll die Herkunft systematisch kontrolliert und dokumentiert<br />

werden.<br />

Fraglich ist, ob ein solches, zusätzliches Siegel bei der Vielzahl von Siegeln, die es<br />

derzeit auf dem Markt gibt, für den Verbraucher tatsächlich den erwünschten Nutzen<br />

bringen wird.<br />

Der MIV hat ein Positionspapier „Alpen“ erarbeitet. Ziel dieses Papiers ist, einen Beitrag sowohl zur Versachlichung der Diskussion<br />

über die Kennzeichnung und Aufmachung von Milchprodukten mit „Alpen“ als auch zur Verbraucherinformation zu leisten.<br />

Die in dem Papier niedergelegten Grundsätze stellen die Kennzeichnungspraxis dar, die seit Jahrzehnten unbeanstandet von den<br />

Unternehmen der Milchwirtschaft als Maßstab für die Kennzeichnung und Aufmachung von „Alpen“-Produkten zugrunde gelegt<br />

wird. Der Wirtschaftsraum „Alpen“ erfasst sowohl die Alpen als auch das Alpenvorland. Bei Milch und Milchprodukten, die mit<br />

„Alpen“ ausgelobt werden, steht die Herkunft des Rohstoffs Milch aus dem Wirtschaftsraum „Alpen“ für die Wertvorstellung des<br />

Verbrauchers im Vordergrund, nicht aber, dass der Rohstoff auch in dieser Region verarbeitet sein muss. Die verwendete Milch und<br />

die verwendeten Milcherzeugnisse stammen aus dem Wirtschaftsraum „Alpen“. Eine absichtliche Zumischung von Milch/Milcherzeugnissen,<br />

die nicht aus diesem Gebiet stammen, erfolgt nicht. Eine Ausnahme ist nur dann erforderlich, wenn bestimmte Milcherzeugnisse<br />

nicht aus dem Wirtschaftsraum „Alpen“ verfügbar sind. In diesem Fall können maximal 5 % der verwendeten Milch<br />

/ Milcherzeugnisse nicht aus diesem Gebiet stammen. Diese Ausnahme entspricht der Regelung in der Öko-Verordnung 834/2007/<br />

EG, die ebenfalls eine 95/5%-Regelung für Rohstoffe enthält, die nicht verfügbar sind.<br />

57


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● BMELV-Initiative „Klarheit und Wahrheit“<br />

Das Internetportal www.lebensmittelklarheit.de ist seit über einem Jahr freigeschaltet.<br />

Es ist für Ministerin Aigner der wichtigste Bestandteil der BMELV-Initiative „Klarheit<br />

und Wahrheit“ und gebe Hinweise darauf, ob und wo Handlungsbedarf beim<br />

Kennzeichnungsrecht oder den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuchs bestehe.<br />

So ist nicht verwunderlich, dass die Verbraucherzentralen nun behaupten, dass das<br />

Internetportal klaren Handlungsbedarf für den Gesetz- und Verordnungsgeber aufgezeigt<br />

habe.<br />

Der MIV fordert nachdrücklich vom BMELV und den Verbraucherzentralen mehr<br />

Sachlichkeit und Objektivität, was weiterhin weder im Informationsbereich noch im<br />

produktbezogenen Teil des Internetportals gegeben ist. Im Informationsteil werden<br />

oft Fakten und Meinungen vermischt und teilweise tendenziöse und diskreditierende<br />

Überschriften verwendet. Durch die Unterscheidung der Rubriken „Getäuscht?“ und<br />

„Erlaubt!“ im produktbezogenen Teil des Internetportals wird suggeriert, dass die im<br />

Bereich „Getäuscht?“ aufgeführten Produkte rechtswidrig gekennzeichnet seien, was<br />

aber nicht der Fall ist.<br />

Eine konsequente Ausrichtung des Portals am bestehenden Lebensmittelrecht und<br />

nicht an den politisch gewünschten Zielen der Verbraucherzentralen ist daher nach<br />

Auffassung des MIV unabdingbar. Es kann auch nicht sein, dass seit langem gefestigte<br />

und von den Gerichten und der Amtlichen Lebensmittelüberwachung anerkannte<br />

Verkehrsauffassungen von den Verbraucherzentralen für bedeutungslos erklärt werden.<br />

Ferner muss auch weiterhin das in der EU geltende Leitbild des informierten und<br />

mündigen Verbrauchers bei der Beurteilung der Kennzeichnung und Aufmachung von<br />

Lebensmitteln zugrunde gelegt werden.<br />

● MIV fordert weiterhin eine Novellierung der Käse - VO<br />

Die Novellierung der Käse-VO ist nach Auffassung des MIIV dringend erforderlich, um<br />

die bestehenden Wettbewerbsnachteile deutscher Hersteller gegenüber Herstellern in<br />

anderen EU-Mitgliedstaaten, deren Käse-VO deutlich liberaler ist (z.B. bezüglich des<br />

Einsatzes von Kasein / TMP und MPC), endlich abzustellen. Ferner sollte die Käse-VO<br />

den technologischen Fortschritten angepasst werden und sich an den Vorgaben des<br />

Codex Alimentarius, denen auch die Bundesregierung zugestimmt hat, orientieren.<br />

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) beabsichtigt, Änderungen in den milchrechtlichen Produktverordnungen u.a.<br />

im Lichte der neuen EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) mittels einer nationalen<br />

Mantelverordnung vorzunehmen. In dieser Mantelverordnung sollten nach<br />

Auffassung des MIV auch die o.g. Forderungen umgesetzt werden.<br />

58


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Novellierung des Verbraucherinformationsgesetz – VIG<br />

Das novellierte Verbraucherinformationsgesetz ist am 1. September <strong>2012</strong> in Kraft getreten<br />

und beinhaltet folgende Änderungen:<br />

1. Der Anwendungsbereiches des Gesetzes wird auf alle Verbraucherprodukte im Sinne<br />

des künftigen Produktsicherheitsgesetzes erweitert und es wird ein Gesetzeszweck<br />

festgelegt (§ 1).<br />

2. Es wird ein Informationsanspruch auf alle amtlichen Kontrollergebnisse der Lebensmittelüberwachung<br />

sowie auf alle Daten bei nicht zulässigen Abweichungen von<br />

den Anforderungen des LFGB gegenüber den zuständigen Behörden konstituiert<br />

(§2).<br />

3. Ein Auskunftsanspruch besteht künftig auch während laufender Straf- und Ordungswidrigkeitsverfahren<br />

und der Ausschlußgrund bei einer Preisgabe von Betriebs-<br />

und Geschäftsgeheimnissen wird aufgeweicht (§3).<br />

4. Die Anhörungsrechte der betroffenen Unternehmen werden eingeschränkt (§4).<br />

5. Die aufschiebende Wirkung eines Widerspruchs und Anfechtungsklage ist aufgehoben<br />

(§5).<br />

Durch eine Änderung des § 40 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB)<br />

wird eine „aktive Informationspflicht“ der Behörden bei Grenzwertüberschreitungen<br />

sowie bei Verstößen gegen Gesundheitsschutzvorschriften, die mit einem Bußgeld von<br />

350 € bewehrt werden, eingeführt. Mit dieser Veröffentlichungspflicht hat die Behörde<br />

keinen Ermessensspielraum hinsichtlich der Veröffentlichung mehr.<br />

© Gina Sanders – Fotolia.com<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ Rechtliche Regelungen und Initiativen in der EU<br />

● Das EU – „Qualitätspaket“<br />

Im Dezember 2010 hatte die EU-Kommission ihr „Qualitätspaket“ vorgelegt, das Verordnungsvorschläge<br />

über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und zur Änderung<br />

der Verordnung 1234/2007/EG in Bezug auf Vermarktungsnormen enthält. Beide<br />

Verordnungsvorschläge wurden kontrovers im EU-Parlament und Rat diskutiert.<br />

Im Rat haben sich die meisten Mitgliedstaaten gegen die Einführung einer allgemeinen<br />

Vermarktungsnorm ausgesprochen. Die EU-Kommission hat aber darauf beharrt,<br />

so dass im Rahmen des politischen Trilogs entschieden wurde, das Qualitätspaket aufzuschnüren<br />

und die Verordnungsvorschläge separat zu behandeln und zu verabschieden.<br />

Ende Juni <strong>2012</strong> haben sich Rat und EU-Parlament im Rahmen des Trilogs darauf verständigt,<br />

dass der Verordnungsvorschlag betreffend Vermarktungsnormen weiter im<br />

Rahmen von GAP 2020 diskutiert werden soll. Dagegen wurden politische Kompromisse<br />

zwischen Rat und EU-Parlament zur Verordnung über Qualitätsschemata erzielt.<br />

Es ist damit zu rechnen, dass diese Verordnung zum Jahresende nach der formalen<br />

„Absegnung“ durch EU-Parlament und Rat im Amtsblatt der EU veröffentlicht wird.<br />

Die Regelungen zu geschützte Ursprungsbezeichnungen (g.u.) und geschützten geografischen<br />

Angaben (g.g.A.) bleiben im Wesentlichen unverändert. Der Schutzbereich<br />

von g.U. und g.g.A. wird aber auf Fälle ausgedehnt, in denen g.U. und g.g.A. als Zutaten<br />

in einem Lebensmittel verwendet werden.<br />

Das Instrument garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.) bleibt - wie vom MIV gefordert<br />

- erhalten. Der Begriff „traditionell“ wird aber von 25 Jahre auf 30 Jahre<br />

ausgedehnt. Ab Inkrafttreten der neuen Verordnung ist nur noch die Registrierung<br />

eines Namens als g.t.S. möglich, wenn der Name vorbehalten wird. Ferner wird ein<br />

vereinfachtes Verfahren eingeführt, mit dem Namen, die bisher als g.t.S. eingetragen<br />

sind, deren Namen aber nicht vorbehalten sind, in das neue g.t.S.-Register überführt<br />

werden können.<br />

Die Regelungen betreffend nicht eintragungsfähige Gattungsbezeichnungen bleiben<br />

nahezu unverändert. Neu aufgenommen wird eine Reglung betreffend zusammen<br />

gesetzte Bezeichnungen, bei denen ein Teil dieser Bezeichnung eine Gattungsbezeichnung<br />

ist. Die EU-Kommission wird nun ermächtigt, mittels delegiertem Rechtsakt zusätzliche<br />

Regelungen festzulegen, anhand derer festgestellt werden kann, ob eine<br />

Gattungsbezeichnung vorliegt.<br />

60


Die Verfahrens- und Einspruchsfristen werden verkürzt. Die EU-Kommission hat nur<br />

noch 6 Monate Zeit, Eintragungsanträge zu prüfen. Einspruch ist nun innerhalb von<br />

3 Monaten einzulegen. Wird Einspruch innerhalb von 3 Monaten eingelegt, hat der<br />

Einspruchsführer ab diesem Zeitpunkt zusätzliche 2 Monate Zeit, seinen Einspruch<br />

hinreichend zu begründen. Auch die Fristen für das Konsultationsverfahren wurden<br />

auf 3 Monate verkürzt. Auf Antrag kann diese Frist um maximal weitere 3 Monate<br />

verlängert werden.<br />

In der Verordnung über Qualitätsschemata wird eine Rechtsgrundlage für sog. fakultative<br />

Qualitätsangaben geschaffen. Ferner wird die fakultative Qualitätsangabe<br />

„Bergprodukt“ in die Verordnung aufgenommen. Bezüglich der Definition „Berggebiet“<br />

wird auf die Verordnung 1257/1999/EG (Förderung der Entwicklung des ländlichen<br />

Raums) verwiesen. Rohstoffe und Futtermittel müssen „wesentlich“ aus dem<br />

„Berggebiet“ stammen. Was unter „wesentlich“ zu verstehen ist, ist der Verordnung<br />

nicht zu entnehmen. Bei verarbeiteten Produkten hat die Herstellung in dem „Berggebiet“<br />

stattzufinden. Von den Bedingungen „Herkunft der Rohstoffe und Futtermittel“<br />

sowie „Herstellung von verarbeiteten Produkten“ kann die EU-Kommission<br />

in entsprechend gerechtfertigten Fällen mittels delegierter Rechtsakte Ausnahmen<br />

zulassen. Ferner kann die EU-Kommission delegierte Rechtsakte erlassen, damit der<br />

Verbraucher durch die Nutzung anderer Begriffe nicht irregeführt wird. Fraglich ist<br />

z.B., ob die fakultative Qualitätsangabe „Bergprodukt“ Auswirkungen auf die Gattungsbezeichnung<br />

„Bergkäse“ und andere Bezeichnungen, die das Wort „Berg“ beinhalten,<br />

haben wird. Der MIV wird im Rahmen der Erarbeitung der o.g. delegierten<br />

Rechtsakte aktiv die Interessen seiner Mitglieder vertreten.<br />

© bizoo n – Fotolia.com<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Neues zur Health-Claims-Verordnung (EG)<br />

Nr. 1924/2006<br />

Die EU-Kommission hat bis zum Frühjahr <strong>2012</strong> mehrere Verordnungen zu Art. 14<br />

(sog. Kinder- und Krankheits-Claims) erlassen, die einen Teil der Gemeinschaftslisten<br />

(Listen der zugelassenen und verbotenen Health Claims) darstellen. Danach sollten<br />

nur noch zwei weitere folgen. Nunmehr wurde am 25. Mai die Verordnung (EU) Nr.<br />

432/<strong>2012</strong> veröffentlicht. Darin sind über 200 zugelassene gesundheitsbezogen Angaben<br />

veröffentlicht, welche als sog. Artikel 13 Liste bezeichnet werden. Damit sind ab<br />

dem 14. Dezember <strong>2012</strong> alle nicht hierin enthalten gesundheitsbezogenen Angaben<br />

verboten.<br />

Dazu gibt es noch ein „Register“ der EU-Kommission auf deren Homepage, in dem<br />

alle bisher bewerteten Angaben enthalten sind. Es ist bisher kein probiotischer Claim<br />

zugelassen worden und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass ein Hersteller oder<br />

Verwender von probiotischen Kulturen gerichtlich gegen die Nichtzulassung von bisher<br />

genutzten Claims vorgehen wird. Deshalb wird auf europäischer Ebene diskutiert,<br />

ob die Bezeichnung „probiotisch“ als Ausnahmenregelung i.S. des Art. 1 Abs. IV der<br />

HCVO behandelt werden kann. Das wäre dann möglich, wenn probiotisch als sog.<br />

„traditionelle“ Angabe für die Eigenschaft eines Lebensmittels mit Auswirkung auf<br />

die menschliche Gesundheit hindeuten könnte. Dazu werden derzeit Experten der<br />

Mitgliedsstaaten befragt.<br />

Der zweite Teil der Artikel 13 Liste, in dem dann der Rest der zulässigen gesundheitsbezogenen<br />

Angaben, die nochmals von der EFSA überprüft wurden oder bei denen<br />

einzelne Mitgliedsstaaten noch Beratungsbedarf sahen, soll noch in diesem Jahr veröffentlicht<br />

werden. Die Gemeinschaftsliste mit gesundheitsbezogenen Angaben über<br />

Pflanzenstoffe (sog. Botanicals) befindet sich noch im Diskussionsstadium. Mit einer<br />

Veröffentlichung ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.<br />

Neue Beratungen zu den beschlossenen modifizierten Nährwertprofilen sind noch<br />

nicht erfolgt, sollen aber im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden.<br />

● Das neue EU-Zusatzstoffrecht<br />

Mit der Verordnung (EU) Nr. 1129/<strong>2011</strong> ist der Anhang II der Verordnung 1333/2008/EG erstmals veröffentlicht worden. Dieser<br />

für die Praxis relevante Anhang mit der neuen Kategorisierung der Lebensmittel enthält die Verwendungsbedingungen für alle<br />

Lebensmittelzusatzstoffe außer Aromen und Enzymen und wird am 1. Juni 2013 in Kraft treten. Bis dahin sind noch Änderungen<br />

erforderlich, weil gegenüber der bisherigen Rechtslage einige Zusatzstoffe für Milchprodukte nach dem zukünftigen Recht nicht<br />

mehr verwendbar wären. Ob im Rahmen der weiteren Beratungen noch Auslegungsvorschriften seitens der Kommission erstellt<br />

werden ist nicht geklärt. Zusätzlich wurde mit der Verordnung (EU) Nr. 1130/<strong>2011</strong>, die seit Dezember <strong>2011</strong> gilt, der bisher fehlende<br />

Anhang III der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 eingefügt. Hierin sind die Verwendungsbedingungen von Zusatzstoffen in Lebensmittelzusatzstoffen<br />

geregelt. Wann die noch fehlenden Gemeinschaftslisten für Aromen und Enzyme veröffentlicht werden, ist<br />

immer noch unklar, so dass alle bisher zulässigen Aromen und Enzyme weiterhin eingesetzt werden dürfen.<br />

62<br />

© benqook – Fololia.com


● Gattungsbezeichnungen / Herkunftsangaben<br />

Auch im Jahr <strong>2012</strong> hat sich der Streit um nicht schutzfähige<br />

Gattungsbezeichnungen fortgesetzt.<br />

„Edam Holland“ / „Gouda Holland“<br />

Beim Gericht Erster Instanz in Luxemburg ist die Klage der<br />

deutschen Hersteller von Edamer und Gouda durch die Schutzgemeinschaft<br />

für Milch und Milcherzeugnisse e.V. (SMM) gegen<br />

die Eintragung von „Edam Holland“ und „Gouda Holland“<br />

als geschützte geografische Angaben anhängig (Rechtssachen<br />

T-112/11 und T-113/11).<br />

Mit einer Entscheidung des Gerichts Erster Instanz ist erst in<br />

2013 zu rechnen.<br />

„Gruyère“<br />

© iofoto – Fotolia.com<br />

Gegen den französischen Antrag, „Gruyère“ als geschützte geografische<br />

Angabe einzutragen, haben zahlreiche Drittstaaten<br />

Einspruch mit der Begründung eingelegt, dass „Gruyère“ eine<br />

Gattungsbezeichnung und somit nicht eintragungsfähig ist. Das<br />

Ergebnis des Konsultationsverfahrens, das Frankreich daraufhin<br />

mit diesen Staaten durchzuführen hat, liegt noch nicht vor.<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● „Kindermilch“ – aktuelle Entwicklungen<br />

Die Thematik „Kindermilch“ (Milch für Kinder zwischen 1-3 Jahre) ist seit einer Veröffentlichung<br />

des BVL in der Öffentlichkeit. Aufgrund der Überarbeitung des Diätrechts<br />

besteht auf EU-Ebene die Gefahr, dass die Kategorie „Kindermilch“ in Zukunft<br />

nicht mehr dem Diätrecht zugeordnet wird, sondern stattdessen den allgemeinen Vorschriften<br />

unterliegt (Health Claims-Verordnung, Anreicherungs-Verordnung etc.). Aus<br />

diesem Grunde setzt sich der MIV zusammen mit EDA für eine Beibehaltung dieser<br />

Kategorie ein. Dabei ist der Bezeichnungsschutz für Milch und Milcherzeugnisse zu<br />

beachten und es darf keine Diskriminierung der Kuhmilch stattfinden. Das Europäische<br />

Parlament hat in seiner jüngsten Stellungnahme gefordert, dass die EU-Kommission,<br />

nach Anhörung der EFSA, prüfen soll, ob ein Bedarf für diese Produkte besteht,<br />

und wenn ja, Kriterien dafür festlegen. Diese Ansicht muss aber noch vom Plenum des<br />

Parlaments und von den Vertretern der Mitgliedstaaten im Rat gebilligt werden.<br />

„Danbo“<br />

© Bucurescu/PIXELIO<br />

Am 2. Februar <strong>2012</strong> wurde der dänische Antrag veröffentlicht,<br />

„Danbo“ als geschützte geografische Angabe einzutragen. Offen<br />

ist bisher, ob es gegen die beantragte Eintragung Einsprüche<br />

aus EU-Mitgliedstaaten oder Drittstaaten geben wird.<br />

„Danbo“ ist seit 1996 ein Codexstandard und somit eine Gattungsbezeichnung.<br />

63


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Codex Alimentarius<br />

Auch in diesem Jahr haben MIV und der <strong>Verband</strong> der deutschen Milchwirtschaft<br />

(VDM) die Bundesregierung als Berater bei den Verhandlungen des Codex Alimentarius<br />

unterstützt.<br />

Codexkomitee Europa (CCEURO)<br />

Codexstandard „Ayran“<br />

Das Codexkomitee Europa (CCEURO) hat im Oktober 2010 mit Unterstützung der<br />

Europäischen Kommission den Vorschlag der Türkei aufgegriffen, einen europäischen<br />

Codexstandard „Ayran“ zu erarbeiten, weil dieses Produkt nicht von dem Codexstandard<br />

für Fermentierte Milcherzeugnisse (CODEX STAN 243-2003) erfasst ist. Nachdem<br />

auch die Codex Alimentarius Kommission (CAC) im Juli <strong>2011</strong> der Erarbeitung eines<br />

regionalen Standards „Ayran“ für Europa zugestimmt hat, befasst sich das CCEURO<br />

nun mit der Erarbeitung eines solchen Standards.<br />

Der MIV teilt die Auffassung des Internationalen Milchwirtschaftsverbandes (IDF),<br />

dass die Erarbeitung des Codexstandards „Ayran“ nicht in Widerspruch zum CODEX<br />

STAN 243-2003 für Fermentierte Milcherzeugnisse stehen sollte, dass die kontroversen<br />

Diskussionen, die seinerzeit bezüglich dieses Codexstandards insbesondere über<br />

die Kulturen, Anzahl der lebenden Kulturen, die Wärmebehandlung nach der Fermentation<br />

etc. geführt wurden, nicht wieder eröffnet werden sollten und dass der<br />

europäische Codexstandard „Ayran“ alle Erzeugnisse erfassen sollte, die derzeit auf<br />

dem europäischen Markt als „Ayran“ in den Verkehr gebracht werden.<br />

Es zeichnet sich aber ab, dass dieselben kontroversen Diskussionen, die seinerzeit bei<br />

der Verabschiedung des Codexstandards für Fermentierte Milcherzeugnisse (CODEX<br />

STAN 243-2003) geführt wurden, erneut bei der Erarbeitung des Codexstandards<br />

„Ayran“ geführt werden.<br />

Der MIV hat in den Diskussionen u.a. darauf bestanden, dass Produkte, die derzeit als<br />

„Ayran“ in Europa vermarktet werden, von dem regionalen (europäischen) Codextsandard<br />

erfasst werden müssen, so z.B. auch der wärmebehandelte „Ayran“. Als Kompromiss<br />

hat er angeboten, die Formulierungen zur Wärmebehandlung auch in den<br />

Codexstandard „Ayran“ aufzunehmen, die diesbezüglich im CODEX STAN 243-2003<br />

für Fermentierte Milcherzeugnisse enthalten sind. Ende September <strong>2012</strong> wird sich<br />

das CCEURO mit dem von einer Arbeitsgruppe vorgelegten Standardentwurf weiter<br />

befassen.<br />

64<br />

© kristina rütten – Fotolia.com


Codex Alimentarius Kennzeichnungskomitee (CCFL)<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Schwerpunkte der Arbeit des CCFL sind weiterhin die Umsetzung der von der WHO veröffentlichten Global Strategy on Diet, Physical<br />

Activity and Health sowie die Themen Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. Im Rahmen der Umsetzung der Global<br />

Strategy on Diet, Physical Activity and Health wurde über Änderungen der Codex-Leitlinien über die Verwendung von Nährwert-<br />

und Health Claims und der Codex-Leitlinien für die Nährwertkennzeichnung beraten.<br />

Codex-Leitlinien über die Verwendung von Nährwert- und Health Claims<br />

Nachdem das CCFL im vergangenen Jahr beschlossen hatte, Nichtzusatz-Claims für Zucker und Salz zu erarbeiten, wurde der von<br />

einer Codex-Arbeitsgruppe in der Zwischenzeit erarbeitete Wortlaut dieser Claims kontrovers diskutiert. IDF und die EU-Kommission<br />

haben sich dafür ausgesprochen, zu definieren, was ein Nichtzusatz-Claim ist. Sie konnten sich mit ihrer Meinung durchsetzen.<br />

Ferner wurden die Bedingungen festgelegt, die vorliegen müssen, damit ein Claim bezüglich des Nichtzusatzes von Zucker und des<br />

Nichtzusatzes von Natriumsalzen gemacht werden kann. Diese basieren auf den Grundsätzen, die das CCFL bereits in seiner letzten<br />

Sitzung festgelegt hatte.<br />

Die EU-Kommission und die Mehrheit der anwesenden Regierungsvertreter waren dagegen, dass sich die Bedingungen für den<br />

Nichtzusatz-Claim für Salz nur auf Natriumchlorid beziehen. IDF konnte sich nicht mit seiner Forderung durchsetzen, dass sich<br />

der Claim nur auf den Nichtzusatz von Salz (Natriumchlorid) bezieht, da der Begriff Natriumsalze auch Zusatzstoffe wie Natriumalginat<br />

etc. erfasst und die Verwendung dieser Art von Zusatzstoffen nach Auffassung von IDF nicht der Verwendung des Claims<br />

entgegenstehen sollte.<br />

Als weiterer Nährstoffgehalt-Claim wurde der Claim „salzfrei“ verabschiedet. Voraussetzung für die Verwendung ist, dass die Bedingungen<br />

für „natriumfrei“ erfüllt sind.<br />

Der bestehende Wortlaut betreffend Vergleichende Claims wird ergänzt um die Worte „einschließlich Natrium“. Damit muss bei vergleichenden<br />

Claims der Unterschied wenigstens 25% des Brennwertes oder des Nährstoffgehaltes einschließlich Natrium betragen.<br />

Für Natrium nur eine 10%-Reduzierung festzulegen, war nicht konsensfähig.<br />

Kontrovers wurde über die Bedingungen eines Claims „reduzierter Gehalt gesättigtes Fett“ diskutiert. Die Einwände mehrerer Staaten,<br />

dabei keine Kombination von Transfettsäuren und gesättigtem Fett vorzunehmen, wurden vom CCFL verworfen. Die von IDF<br />

geforderte Differenzierung zwischen natürlich wiederkäuerspezifischen Transfettsäuren und industriellen Transfettsäuren wurde<br />

vom CCFL nicht befürwortet. Das CCFL hat beschlossen, dass sich der Gehalt an Transfett nicht für Lebensmittel erhöhen sollte, die<br />

einen vergleichenden Claim „reduzierter Gehalt an gesättigtem Fett“ tragen.<br />

Die Regelung betreffend „light“ wurde auch auf gleichbedeutende Claims wie „lite“ etc. ausgedehnt.<br />

Uneinigkeit besteht weiterhin im CCFL darüber, ob ein Claim „transfettsäurefrei“ geschaffen werden soll. Der Vorsitzende des CCFL<br />

hat daraufhin entschieden, dass Codexkomitee für diätetische Lebensmittel (CCNFSDU) zu befragen, ob es bereit ist, Bedingungen<br />

für einen solchen Claim festzulegen.<br />

Das CCFL hat beschlossen, die Regelung betreffend den Nichtzusatz-Claim von Natriumsalzen lediglich auf Stufe 5 anzuheben. Alle<br />

anderen Änderungen wurden der Codex Alimentarius Kommission (CAC) zur Annahme auf Stufe 8 vorgeschlagen.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Codex-Leitlinien für die Nährwertkennzeichnung<br />

Nachdem das CCFL in der letzten Sitzung die Liste der Nährstoffe verabschiedet hat,<br />

die immer auf freiwilliger oder verpflichtender Basis anzugeben sind, musste es nun<br />

entscheiden, ob eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung in den Codex-Leitlinien<br />

festgeschrieben wird. Nach eingehender Diskussion hat das CCFL beschlossen, dass<br />

die Nährwertkennzeichnung für alle vorverpackten Lebensmittel verpflichtend ist, bei<br />

denen Nährwert- oder Health Claims gemacht werden. Ferner ist die Nährwertkennzeichnung<br />

verpflichtend für alle anderen vorverpackten Lebensmittel, es sei denn nationale<br />

Umstände tragen eine solche Kennzeichnung nicht. Ferner sind Lebensmittel<br />

in Kleinpackungen von der verpflichtenden Nährwertkennzeichnung befreit sowie<br />

Lebensmittel, bei denen z.B. der Nährstoffgehalt bedeutungslos ist. Auch diese Änderungen<br />

hat das CCFL der CAC zur Annahme auf Stufe 5/8 vorgeschlagen.<br />

Öffnung der Codexstandards bei Veränderungen der Produktzusammensetzung<br />

zum Zwecke von Nährwert-Claims<br />

Erneut wurde kontrovers über dieses Thema diskutiert. Eine Codex-Arbeitsgruppe<br />

hatte eine Auflistung von Codexstandards erstellt, die eine solche Öffnung bereits<br />

enthalten. Die überwiegende Mehrheit der Regierungsvertreter hat sich erneut gegen<br />

die Ausarbeitung horizontaler Kennzeichnungsvorschriften ausgesprochen. Der<br />

Vorsitzende des CCFL hat daraufhin entschieden, dass die Thematik nicht weiter im<br />

CCFL diskutiert wird. Damit konnte erfolgreich verhindert werden, dass Länder unter<br />

dem Deckmantel der Global Strategy on Diet, Physical Activity and Health die für den<br />

Milchbereich verabschiedeten Codexstandards „verwässern“.<br />

Auslegung des neuen europäischen Kennzeichnungsrechts<br />

Das neue europäische Kennzeichnungsrecht wurde nach jahrelanger Diskussion am<br />

22. November <strong>2011</strong> als Verordnung Nr. (EU) 1169/<strong>2011</strong> im europäischen Amtsblatt<br />

veröffentlicht. Die sog. Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) sieht eine allgemeine<br />

Übergangsregelung von 3 bzw. 5 Jahren für die verpflichtende Nährwertkennzeichnung<br />

vor. Seit ihrer Veröffentlichung stellen sich vermehrt Fragen zu ihrer<br />

Auslegung. Die EU Kommission hat einige davon mit den Mitgliedstaaten diskutiert,<br />

doch leider wird es keinen offiziellen europäischen Leitfaden zur Anwendung geben,<br />

sondern höchstens einen Fragen-und-Antwort Katalog zu einigen punktuellen Aspekten.<br />

Eine einheitliche Anwendung in allen Mitgliedstaaten ist somit nicht gesichert.<br />

In diesem Zusammenhang hat der MIV zahlreiche milchspezifische Fragen gesammelt,<br />

die es mit dem BMELV zu klären versucht. Auf europäischer Ebene hat FoodDrinkEurope<br />

einen eigenen, umfangreichen Leitfaden erstellt, der vom MIV für seine Mitglieder<br />

ins Deutsche übersetzt wurde.<br />

66<br />

© mirco1/PIXELIO


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Das BMELV muss das deutsche Recht an die neue LMIV, die nunmehr unmittelbar<br />

gilt, anpassen. Mögliche Widersprüche oder Doppelungen in der LMKV, NKV und den<br />

Produktverordnungen sollen anhand einer Mantelverordnung aufgehoben werden.<br />

Ein erster Entwurf wird für Ende <strong>2012</strong> erwartet. Der MIV wird die von den Unternehmen<br />

gestellten Auslegungsfragen in seine Position zur Mantelverordnung einfließen<br />

lassen.<br />

● „Glutenfrei“<br />

Die „glutenfrei“ Kennzeichnung ist derzeit in der Verordnung (EG) Nr. 41/2009 geregelt.<br />

Sie beruht auf dem europäischen Diätrecht, das derzeit in Brüssel überarbeitet<br />

wird. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, die Auslobung „glutenfrei“ in<br />

der Health Claims Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 zu regeln. Dies fand im Rat und<br />

Europäischen Parlament jedoch keinen Zuspruch. Während der Rat neben „laktosefrei“<br />

auch „glutenfrei“ in der Lebensmittelinformationsverordnung (EU) Nr. 1169/<strong>2011</strong><br />

regeln möchte, wünscht das Europäische Parlament, diese Auslobung im spezifischen<br />

Diätrecht zu belassen. Eine Einigung steht somit noch aus.<br />

● Verarbeitungshilfsstoffe in Futtermitteln<br />

Der europäische Einzelfuttermittelkatalog (Verordnung (EU) Nr. 575/<strong>2011</strong>) enthält ab<br />

September <strong>2012</strong> Höchstwerte für Verarbeitungshilfsstoffe, weil diese Verpflichtung<br />

im Anhang I Punkt 1 der Futtermittelhygieneverordnung (EG) Nr. 767/2009 vorgesehen<br />

ist. Ist ein Höchstwert nicht angegeben, dürfte das Futtermittel theoretisch nicht<br />

vermarktet werden.<br />

Der MIV konnte nach zähem Ringen erreichen, dass Verarbeitungshilfsstoffe, die bei<br />

der Lebensmittelproduktion zum Einsatz kommen, und aufgrund dessen Rückstände<br />

in Futtermitteln auftauchen könnten, keinem Höchstwert unterliegen (sog. ehemalige<br />

Lebensmittel). Des Weiteren sind Verarbeitungsstoffe erlaubt, deren technisch<br />

unvermeidbarer Rückstand unter 0,1 % liegt. Die Milchkategorie Nr. 8 des Futtermittelkatalogs<br />

listet nunmehr nur die Verarbeitungshilfsstoffe, die ausschließlich bei der<br />

Verarbeitung als Futtermittel zum Einsatz kommen und dabei über 0,1 % liegen.<br />

67


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

5 TARIFPOLITIK, ARBEIT UND SOZIALES<br />

▲ MIV als Tarifpartner<br />

Am 30. November <strong>2011</strong> hat der Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung Genuss<br />

Gaststätten (NGG) seine tarifpolitische Empfehlung für die Tarifrunde <strong>2012</strong> beschlossen.<br />

Die Entgelte und Ausbildungsvergütungen sollen zwischen 5,0 und 6,0 % steigen.<br />

Die Laufzeit der Anschlusstarifverträge soll 12 Monate betragen. Ferner sollen<br />

Auszubildende nach Abschluss ihrer Ausbildung übernommen werden.<br />

Die Arbeitsgruppe Sozialpolitik im MIV hat sich in ihrer Sitzung am 12. Januar <strong>2012</strong><br />

dafür ausgesprochen, dass die Tarifabschlüsse in <strong>2012</strong> unter Berücksichtigung der<br />

wirtschaftlichen Gegebenheiten moderat ausfallen müssen.<br />

Die Tarifabschlüsse in den Regionen:<br />

● Tarifgebiet MIV Nord/West<br />

Die Gewerkschaft NGG hat den Lohn- und Gehaltstarifvertrag für das Tarifgebiet MIV Nord/West am 19. Dezember <strong>2011</strong> fristgerecht<br />

zum 29. Februar <strong>2012</strong> gekündigt und forderte für den Abschluss eines Anschlusstarifvertrags mit einer Laufzeit von 12<br />

Monaten eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 5,5 %.<br />

Wie bereits in den Jahren zuvor wurden die Verhandlungen auch in diesem Jahr gemeinsam mit den Tarifgebieten Molkereien Niedersachsen/Bremen<br />

ohne Weser-Ems sowie Meiereien und Käsereien in Hamburg/Schleswig-Holstein, in denen die Gewerkschaft<br />

NGG dieselben Forderungen gestellt hat, geführt.<br />

In der zweiten Verhandlungsrunde am 16. April <strong>2012</strong> haben sich die Tarifvertragsparteien auf folgenden Tarifkompromiss verständigt:<br />

Die Laufzeit des Lohn- und Gehaltstarifvertrags beträgt 12 Monate (1. März <strong>2012</strong> bis 28. Februar 2013). Im Monat März <strong>2012</strong> werden<br />

die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen nicht erhöht, dafür erhalten alle Vollzeitbeschäftigten eine Einmalzahlung<br />

in Höhe von 100,00 €, Teilzeitbeschäftigte zeitanteilig, Auszubildende in Höhe von 50,00 €. Ab 1. April <strong>2012</strong> werden die Löhne,<br />

Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 3,2 % erhöht.<br />

● Tarifgebiet MIV Ost<br />

Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag für das Tarifgebiet Milchwirtschaft Ostdeutschland wurde von der Gewerkschaft NGG fristgerecht<br />

zum 31. März <strong>2012</strong> gekündigt. Sie forderte für den Abschluss eines Anschlusstarifvertrags mit einer Laufzeit von 12 Monaten<br />

eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 6,0 % sowie die Übernahme der Auszubildenden nach der<br />

Ausbildung für mindestens 12 Monate in erlernten Beruf.<br />

68<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Am 26. Juni <strong>2012</strong> verständigten sich die Tarifvertragsparteien in der zweiten Verhandlungsrunde auf folgenden Abschluss:<br />

Der Anschlusstarifvertrag (Lohn und Gehalt) hat eine Laufzeit von 12 Monaten vom 1. April <strong>2012</strong> bis zum 31. März 2013. In den<br />

Monaten April und Mai <strong>2012</strong> werden die Entgelte nicht erhöht. Mit der Juli-Lohn- und Gehaltsabrechnung erhalten alle Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer eine Erholungsbeihilfe in Höhe von 50,00 Euro. Die Einkommen erhöhen sich ab Juni <strong>2012</strong> um<br />

0,46 Euro für gewerbliche Arbeitnehmer in der 100 % - Tarifgruppe, in den anderen Gruppen nach den Prozentrelationen; bei den<br />

Angestellten erhöhen sich die Einkommen ab Juni <strong>2012</strong> um 79,69 Euro in der 100 % - Gruppe, in den anderen Gruppen nach den<br />

Prozentrelationen. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab Juni <strong>2012</strong> um 3,6 %. Die Gesamtbelastung des Abschlusses liegt<br />

bei 3,27 %.<br />

● Tarifgebiete Milchwirtschaft Bayern<br />

Die Gewerkschaft NGG hat die Entgelttarifverträge für die Milch- und Schmelzkäseindustrie in Bayern zum 31. August <strong>2011</strong> gekündigt<br />

und forderte Anschlusstarifverträge mit einer Laufzeit von 12 Monaten bei einer Entgelt- und Ausbildungsvergütungserhöhung<br />

von 6 %, die Übernahme der Auszubildenden nach der Ausbildung für 12 Monate und Tarifverträge zur Altersteilzeit<br />

mit Rechtsanspruch. Wie in den Jahren zuvor wurde die Tarifverhandlung gemeinsam mit den Tarifgebieten Molkerei- und Käsereigewerbe<br />

in Bayern und Molkerei- und Käsereigewerbe im Bayerischen Schwaben geführt. Die Tarifverhandlung wurde am 12.<br />

September <strong>2011</strong> aufgenommen. Bereits an diesem Tag hat die Gewerkschaft NGG das Scheitern der Tarifverhandlung erklärt und<br />

die Schlichtung angerufen.<br />

Am 7. Oktober <strong>2011</strong> wurde unter dem Vorsitz des Präsidenten des Arbeitsgerichts München, Herrn Manfred Müller, das Schlichtungsverfahren<br />

durchgeführt. Das Schlichtungsverfahren endete mit folgendem Ergebnis:<br />

Die Entgelte in der Milch- und Schmelzkäseindustrie in Bayern werden ab 01. September <strong>2011</strong> um 3,2 % erhöht und ab 01. September<br />

<strong>2012</strong> um weitere 3,1 %. Die Entgelttarifverträge können erstmals zum 31. August 2013 gekündigt werden.<br />

Die Regelungen zur Übernahme Ausgebildeter (Übernahme nach der Ausbildung für 12 Monate) werden erneut getroffen.<br />

Der Tarifvertrag Altersteilzeit enthält keinen Rechtsanspruch und das Altersteilzeitentgelt beträgt 85% des Nettoentgelts. Dieser<br />

Tarifvertrag hat eine Laufzeit vom 01. Oktober <strong>2011</strong> - 31. Dezember <strong>2012</strong>.<br />

Der Schiedsspruch wurde mit 9:0 Stimmen angenommen und war damit sofort verbindlich.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Aus der Berufsbildung – Novellierung<br />

der Ausbildungsverordnungen<br />

Seit dem 1. August 2010 ist die Verordnung über die Berufsausbildung<br />

zum Milchtechnologen / zur Milchtechnologin in Kraft.<br />

Hiermit wurde die Berufsausbildung zum Molkereifachmann /<br />

zur Molkereifachfrau novelliert und die neue Berufsbezeichnung<br />

Milchtechnologe / Milchtechnologin nach langwierigen<br />

Diskussionen in den Gremien des Zentralverbandes Deutscher<br />

Milchwirtschaftler (ZDM) eingeführt. In diesem Jahr haben nunmehr<br />

die ersten Auszubildenden nach der neuen Ausbildungsverordnung<br />

ihre Abschlussprüfungen absolviert und führen die<br />

neue Berufsbezeichnung. In diesem Jahr hat das Neuordnungsverfahren<br />

für den Beruf Milchwirtschaftlicher Laborant / Laborantin<br />

begonnen. Auch in diesem Verfahren wird der Übergang<br />

vom fächerbezogenen zum handlungsorientierten Lernen vorgenommen.<br />

Die Berufsbezeichnung wird bleiben. Ebenso gibt es<br />

keine Diskussionen, die Berufsbezeichnungen Molkereimeister,<br />

Labormeister oder Molkereitechniker oder die Prüfungsordnungen<br />

zu ändern, die bereits so gestaltet sind, dass alle technologischen<br />

Änderungen berücksichtigt werden müssen.<br />

Mir der attraktiven neuen Berufsbezeichnung Milchtechnologe<br />

/ Milchtechnologin ist es bisher auch noch gelungen, die<br />

Anzahl der Ausbildungsverträge entgegen der Entwicklung in<br />

allen „grünen Berufen“ konstant zu halten. Das neue Ausbildungsjahr<br />

zeigt aber, dass jetzt die demografische Entwicklung<br />

in allen Bereichen zu spüren ist und teilweise keine Auszubildenden<br />

mehr zu finden waren.<br />

70<br />

● Ausbildungsbetrieb des Jahres<br />

Der MIV hat in diesem Jahr mit dem Zentralverbandes Deutscher<br />

Milchwirtschaftler (ZDM) erstmals den Wettbewerb für<br />

den Ausbildungsbetrieb des Jahres in der deutschen Milchwirtschaft<br />

ausgeschrieben. Damit sollte der Fokus auf die Unverzichtbarkeit<br />

von qualifizierten Fachkräften für die Zukunft der<br />

deutschen Milchwirtschaft gelenkt werden. Die Ehrung erfolgt<br />

auf dem ZDM-<strong>Verband</strong>stag am 13. Oktober <strong>2012</strong> in Fulda,<br />

wo auch die jahresbesten Auszubildenden, Meister, Techniker,<br />

Bachelor und Master der Fachrichtung milchwirtschaftliche<br />

Lebensmitteltechnologie sowie langjährige Ausbilder mit einer<br />

Urkunde der Bundesministerin Aigner ausgezeichnet werden.<br />

Der Ausbildungsbetrieb des Jahres 2013 wird dann auf der MIV-<br />

Jahrestagung geehrt.<br />

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6 MIV IN DER EUROPÄISCHEN VERBANDSARBEIT<br />

▲ Das MIV-Büro in Brüssel<br />

● Der MIV im Zentrum des Geschehens<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Die direkte Präsenz des MIVs in Brüssel wird durch ein eigenes Büro verstärkt. Der Lissaboner Vertrag hat die Rechte der Abgeordneten<br />

im Europäischen Parlament im Bereich der Gemeinsamen Agrarpolitik wesentlich gestärkt, weshalb direkte Kontakte mit<br />

den europäischen Abgeordneten eine wichtige Rolle spielen. Die anstehende Reform der Agrarpolitik 2020 macht dies deutlich:<br />

mit der Durchsicht von über 6.500 Änderungsanträgen, die im Parlament eingegangen sind, ist es umso wichtiger, dass der MIV<br />

als direkter Ansprechpartner für die europäischen Entscheidungsträger vor Ort zur Verfügung steht. Auch die Zusammenarbeit<br />

mit den anderen, in Brüssel vertretenen Verbänden und Landesvertretungen erlaubt es, Allianzen zu bilden und gemeinsam die<br />

Mitgliederinteressen zu vertreten.<br />

● Erfolgreicher Brüsseler Milchgipfel <strong>2012</strong><br />

Der fest im Brüsseler Kalender verankerte Milchgipfel fand wieder großen Zulauf.<br />

In den Räumlichkeiten des Informationsbüros von Mecklenburg-Vorpommern diskutierten<br />

dieses Jahr Kartellrechtsexperten, Politiker und prominente Gäste aus der<br />

Wirtschaft und Brüsseler Szene zum Thema „Der Milchmarkt in der EU: wie viel<br />

Transparenz ist nötig? – wie viel Transparenz ist möglich?“. Auf dem Podium waren<br />

vertreten Dr. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommern, Dr.<br />

Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des MIV, Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts<br />

(BKA), Britta Reimers, MdEP, Rainer Tietböhl, Präsident des Landesbauernverbandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Herman Versteijlen, Direktor bei der Generaldirektion<br />

Landwirtschaft in der EU Kommission, sowie Philippe Chauve, Leiter der Food<br />

Taskforce in der Generaldirektion<br />

Wettbewerb. Die Moderation übernahm wieder Detlef Fechtner von der Börsenzeitung.<br />

● Agrarpolitische Fachge-<br />

spräche des MIV<br />

Der MIV veranstaltet regelmäßig gemeinsam<br />

mit der Bayerischen Landesvertretung<br />

und Herrn Dr. Horst Schnellhardt, MdEP,<br />

ein informelles Veterinärfachgespräch,<br />

bei dem aktuelle Themen und Probleme<br />

des EU-Rechts mit deutschsprachigen<br />

Veterinären aus dem Europäischen Parlament,<br />

der Europäischen Kommission und<br />

den Ländervertretungen und Verbänden<br />

diskutiert werden. Das Fachgespräch findet<br />

jedes Mal eine breite Akzeptanz und<br />

einen großen Zuspruch bei den Teilnehmern.<br />

Fachthemen des zehnten Veterinärfachgesprächs<br />

waren die Revision der<br />

Fütterungsarzneimittelrichtlinie, die<br />

Nulltoleranzforderung für Verarbeitungshilfsstoffen<br />

in Futtermitteln, elektronische<br />

Kennzeichnung von Tieren, Tiergesundheitsgesetz,<br />

Kontrollverordnung,<br />

Klonen und neuartige Lebensmittel. Der<br />

Vorschlag zu neuartigen Lebensmitteln<br />

ist in 3. Lesung im Vermittlungsausschuss<br />

gescheitert, so dass nun zwei neue Vorschläge<br />

zum einen für neuartige Lebensmittel<br />

und zum anderen zum Klonen von<br />

der EU-Kommission erarbeitet werden<br />

und im Frühjahr 2013 zu erwarten sind.<br />

71


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

▲ EU-Verbände und Internationaler Milchwirtschafts-<br />

verband<br />

● EDA<br />

72<br />

www.euromilk.org<br />

Präsident: Werner Buck (NL)<br />

Generalsekretär: Dr. Joop Kleibeuker (NL)<br />

Unser europäische Dachverband EDA betreute dieses Jahr vor allem die Verabschiedung<br />

und Umsetzung des „Milchpakets“, die Kommissionsvorschläge zur Agrarreform<br />

2020, die Interpretation der neuen Lebensmittelinformationsverordnung, die Verabschiedung<br />

der Health Claims Liste, das neue Zusatzstoffrecht, das Recht für tierische<br />

Nebenerzeugnisse und das neue Emmissionshandelsystem.<br />

● ASSIFONTE<br />

www.assifonte.org<br />

Präsident: Alain Cougoulic (F)<br />

Generalsekretär: Eckhard Heuser<br />

Der <strong>Verband</strong> der Europäischen Schmelzkäseindustrie (ASSIFONTE) setzt sich mit den<br />

aktuellen Markt- und Handelsfragen auseinander, vor allem aber für diese Industriesparte<br />

wesentlichen Außenhandel. Assifonte ist durch seinen Generalsekretär im<br />

Beratenden Ausschuss der Europäischen Kommission vertreten und setzt sich hier für<br />

die Standpunkte seiner Mitglieder ein.<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen <strong>Milchindustrie</strong> <strong>Verband</strong> (EDA) und<br />

der Europäischen Union des Handels für Milcherzeugnisse (EUCOLAIT) werden die<br />

grundlegenden Positionen zu den auftretenden Problemen der europäischen Milchpolitik<br />

abgestimmt.<br />

ASSIFONTE hat seinen Leitfaden zur guten Hygienepraxis bei der Schmelzkäseherstellung<br />

an die EU Kommission zur Abstimmung übermittelt. Diese hat die Mitgliedstaaten<br />

um Kommentare gebeten, so dass sich der Leitfaden jetzt in der finalen Phase<br />

befindet.<br />

Zusammen mit EDA und EUCOLAIT hat ASSIFONTE als wichtiger Impulsgeber an einem<br />

weiteren Leitfaden zur Verwendung von Käse als Rohmaterial gearbeitet, der<br />

ebenfalls von der Europäischen Kommission genehmigt und in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Mitgliedstaaten verabschiedet werden soll.<br />

● EUCOLAIT<br />

www.eucolait-dairytrade.org<br />

Präsident: Jack F. Baines (B)<br />

Generalsekretär: Bart van Belleghem (B)<br />

Die Europäische Union des Handels für<br />

Milcherzeugnisse (EUCOLAIT) hat ihren<br />

Tätigkeitsschwerpunkt als Plattform für<br />

Diskussionen in (Außen) Handels- und<br />

Marktfragen für den Europäischen und<br />

Internationalen Milchsektor, die in den<br />

einzelnen Produktgruppen Käse, Butter<br />

und Milchpulver/Kasein besprochen werden.<br />

Der MIV ist über die Export-Union für<br />

Milchprodukte und den Bundesverband<br />

Molkereiprodukte in die Arbeit von EUCO-<br />

LAIT mit einbezogen. Durch die Einbindung<br />

von Herrn Andreas Scheer (Vorstandsmitglied<br />

des Bundesverbandes Molkereiprodukte<br />

und Vizepräsident von EUCOLAIT)<br />

und Frau Karin Monke (Geschäftsführerin<br />

von Export-Union) in den Vorstand von<br />

EUCOLAIT ist eine Integration in die Entscheidungsgremien<br />

gewährleistet.


● MIV im deutschen<br />

Netzwerk<br />

Der MIV ist Mitglied in vielen Dach- und<br />

Förderverbänden, wie z. B. dem Bund für<br />

Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde<br />

(BLL), unter dem Vorsitz von Dr. Wolf.<br />

Über den VDM, unter dem Vorsitz von<br />

Udo Folgart, ist der MIV in den „Runden<br />

Tisch der Milchwirtschaft“ eingebunden.<br />

Zusammen mit dem VDM betreibt der<br />

MIV eine Bürogemeinschaft, ebenso wie<br />

mit der Export-Union für Milchprodukte<br />

e. V. und dem Zentralverband deutscher<br />

Milchwirtschaftler e.V. (ZDM GF: Rechtsanwalt<br />

Torsten Sach). Dieser vertritt die<br />

Interessen der Molkereifachleute und berät<br />

in Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

in den milchwirtschaftlichen Berufen<br />

sowie zur Gesetzgebung, u. a. dem<br />

Arbeitsrecht.<br />

● FoodDrinkEurope<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

www.fooddrinkeurope.eu<br />

Präsident: Jesús Serafín Pérez (ES)<br />

Generalsekretärin: Mella Frewen (IRL)<br />

FoodDrinkEurope integriert neben den jeweiligen nationalen Spitzenverbänden (für<br />

Deutschland den BLL (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde) und die<br />

BVE (Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie)) auch die europäischen<br />

Branchenverbände wie den europäischen <strong>Verband</strong> der <strong>Milchindustrie</strong> EDA.<br />

FoodDrinkEurope vertritt auf europäischer Ebene die Interessen der gesamten Lebensmittelbranche<br />

und wird hier auch vom MIV unterstützt. Ein Brennpunkt ist das<br />

Kennzeichnungsrecht und die Ausarbeitung von Empfehlungen zu Nährwertangaben<br />

oder zur Lesbarkeit von Etiketten.<br />

Der BLL unterhält seit 2003 ein eigenes Verbindungsbüro in Brüssel und arbeitet mit<br />

dem MIV bezüglich der aktuellen Fragen des Lebensmittelrechts eng zusammen.<br />

● IDF<br />

www.fil-idf.org<br />

Präsident: Richard Doyle (CDN)<br />

Generaldirektor: Nico van Belzen (B)<br />

Dem Internationalen Milchwirtschaftsverband gehören derzeit 56 Länder aus aller<br />

Welt an. Seine Arbeit konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte:<br />

� Milchwirtschaft<br />

� Milchrechtliche Fragen z. B. Codex<br />

� Ökonomie<br />

� Umwelt<br />

Das deutsche Nationalkomitee ist im <strong>Verband</strong> der Deutschen Milchwirtschaft (VDM)<br />

angesiedelt. Ihm obliegt es, die weltweit anstehenden und für notwendig erachteten<br />

Themen zu sichten und auf nationaler Ebene dafür zu sorgen, dass aus Verwaltung,<br />

Wissenschaft und Wirtschaft entsprechendes Know-how zur Verfügung gestellt<br />

wird.<br />

Der MIV ist in allen ihn interessierenden Themenbereichen aktiv. Zu nennen sind hier<br />

schwerpunktmäßig Codex Alimentarius und Ökonomie. Die VDM-Geschäftsführerin<br />

Frau Dr. Coldewey nimmt die deutschen Interessen in dem so wichtigen Koordinierungsgremium<br />

war.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

● Export-Union für Milchprodukte e. V.<br />

Auch mit der Export-Union für Milchprodukte e. V. (EXU) unterhält der MIV eine enge<br />

langjährige Kooperation. Die EXU ist ebenfalls in der Bürogemeinschaft des MIV in<br />

Berlin zu finden und kümmert sich um die Beratung und Information sowohl von<br />

Händlern als auch von Herstellern von Milchprodukten in allen Belangen, die den Außenhandel<br />

betreffen wie z. B. Zoll, Handelsabkommen, EU-Vorschriften, Erstattungen,<br />

Veredelungsverkehr, Hygienevorschriften usw.<br />

● Aufbau der GEFA-Geschäftsstelle wird <strong>2012</strong><br />

abgeschlossen<br />

Der für den Förderzeitraum von 2010 bis <strong>2012</strong> vorgesehene Aufbau der Geschäftsstelle<br />

der German Export Association for Food and Agriproducts GEFA e.V. wird zum<br />

Jahresende wie geplant abgeschlossen. Damit sind die Grundlagen für eine ab 2013<br />

vollständig durch die Wirtschaft finanzierte Koordination der Exportförderung und<br />

für die Umsetzung eigener Exportprojekte durch die GEFA-Geschäftsstelle geschaffen.<br />

Für die Mitglieder wurden für den Zeitraum <strong>2012</strong> bis 2013 bestehende Exportservices<br />

erneuert und neue abgeschlossen. In diesem Jahr wurden große Exportprojekte umgesetzt,<br />

wie z. B. eine Deutsche Woche mit WalMart Mexiko, welche ab 20. September<br />

<strong>2012</strong> national in 180 Filialen landesweit stattfindet. Ein weiteres Beispiel ist die Präsentation<br />

deutscher Exporteure anlässlich der ESMA-Jahrestagung Mitte September<br />

in Wien. Für 2013 sind weitere Messeauftritte in Vorbereitung, so zur Fruit Logistica<br />

in Berlin, zur Food Ingredients Russia in Moskau, zur Fine Food in Sydney und zur<br />

Food Ingredients Europe in Frankfurt am Main (in Kooperation mit German Sweets<br />

e.V.).<br />

Im Auftrag seiner Mitglieder hat die GEFA für 2013 aktuell 32 Unternehmerreisen, darunter<br />

66 % ins Drittland, als Markterkundungs- oder Geschäftsreisen in das BMELV-<br />

Förderprogramm eingebracht. Diese sind bereits komplett terminiert und befinden<br />

sich aktuell in der inhaltlichen und organisatorischen Feinabstimmung zwischen den<br />

verantwortlichen GEFA-Fachbereichen und der jeweils zuständigen Auslandshandelskammer.<br />

Neben der politischen Koordination des Exportförderprogramms des BMELV<br />

steht die Kontaktvermittlung zu Wirtschafts-Zielgruppen im Ausland im Mittelpunkt<br />

der GEFA-Aktivitäten.<br />

Der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> e.V. zählt zu den Gründungsmitgliedern der GEFA und ist<br />

im Vorstand der GEFA über die EXPORT-UNION für Milchprodukte e. V. vertreten.<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

7 VORSTAND, PERSONALIEN, ORGANISATION<br />

(Stand September <strong>2012</strong>)<br />

Vorstand:<br />

Vorsitzender:<br />

Dr. Karl-Heinz Engel, Hochwald Foods GmbH, Thalfang<br />

Stellv. Vorsitzende:<br />

Toni Meggle, Molkerei Meggle AG, Wasserburg<br />

Hans Holtorf, Frischli Milchwerke GmbH, Rehburg-Loccum<br />

Schatzmeister:<br />

Rainer Sievers, Milch-Union Hocheifel eG, Pronsfeld<br />

Ulrich Bauer, J. Bauer GmbH & Co. KG, Wasserburg<br />

Carsten Boldt, Kraft Foods Deutschland Production GmbH & Co. KG, Bad Fallingbostel<br />

Ulrich Christ, Hochland AG, Heimenkirch<br />

Peter Hartmann, Bayerische <strong>Milchindustrie</strong> eG, Landshut<br />

Ralf Hinrichs, Molkerei Ammerland eG, Wiefelstede-Dringenburg<br />

Robert Hofmeister, Käserei Champignon Hofmeister GmbH & Co. KG, Lauben,<br />

Präsident des <strong>Verband</strong>es der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft<br />

Ulrich Kraut, Edelweiß GmbH & Co. KG, Kempten<br />

Hervé Massot, Zott GmbH & Co. KG, Mertingen<br />

Claus Naarmann, Privatmolkerei Naarmann GmbH, Neuenkirchen<br />

Dr. Wolfgang Nuber, OMIRA GmbH, Ravensburg<br />

Jakob Ramm, Milchwerke Schwaben eG, Ulm<br />

Norbert Reuss, FrieslandCampina Germany GmbH, Heilbronn<br />

Dr. Josef Schwaiger, DMK Deutsches Milchkontor GmbH, Bremen<br />

Hauptgeschäftsführer:<br />

Eckhard Heuser, Dipl.-Ing. agr.<br />

Geschäftsführer:<br />

Rechtsanwalt Dr. Jörg W. Rieke<br />

Geschäftsführende Wissenschaftliche Leiterin:<br />

Dr. Gisela Runge, Lebensmittelchemikerin, Dipl.-Oecotrophologin<br />

Referenten:<br />

Dr. Björn Börgermann, Dr. Julia Pappritz, Karin Monke, RA Torsten Sach<br />

Büro Brüssel:<br />

Leitung: Amelie de Grahl<br />

RA Astrid Stein<br />

76


Der Vorstand des MIV<br />

Dipl. Ing. Eckhard Heuser<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

(v.l.n.r.: Jakob Ramm, Rainer Sievers, Carsten Boldt, Toni Meggle, Dr. Josef Schwaiger, Dr. Karl-Heinz Engel, Robert Hofmeister, Ulrich Christ, Norbert Reuss, Ralf<br />

Hinrichs, Ulrich Kraut, Hans Holtorf, Hervé Massot, Ulrich Bauer, Peter Hartmann, Dr. Wolfgang Nuber)<br />

Die Geschäftsstelle<br />

RA Dr. Jörg W. Rieke<br />

RA Astrid Stein Dr. Björn Börgermann<br />

Dr. Gisela Runge<br />

Karin Monke<br />

Amelie de Grahl<br />

Dr. Julia Pappritz<br />

RA. Torsten Sach<br />

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GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Produktgruppen<br />

Dauermilch<br />

Vors.: Dr. Wolfgang Nuber<br />

Stellv. Vors.: Dr. Karl-Heinz Engel<br />

Geschäftsstelle: Eckhard Heuser<br />

UG Trockenmilch Vors.: Dr. W. Nuber<br />

UG Kondensmilch Vors.: Dr. W. Nuber<br />

UG Molke/Kasein Vors.: Dr. Karl-Heinz Engel<br />

Milchfrischprodukte/Konsummilch<br />

Vors.: Ulrich Bauer<br />

Stellv. Vors.: Lars Schäkel<br />

Geschäftsstelle: Torsten Sach<br />

Milchfetterzeugnisse (MIV/DRV/BPM)<br />

Vors.: Claus-Peter Witt<br />

Stellv. Vors.: Dr. Franz Mayer<br />

Geschäftsstelle: Torsten Sach/Heinrich Schmidt (DRV)<br />

Käse und Schmelzkäse<br />

Vors.: Dr. Bernd Günther<br />

Stellv. Vors.: n.n.<br />

Geschäftsstelle: Dr. Jörg Rieke<br />

Arbeitsgruppen<br />

Umwelt (MIV/VDM)<br />

Vors.: Hans-Jörg Denzler / Rainer Bertsch<br />

Geschäftsstelle: Astrid Stein<br />

Beschaffung<br />

Vors.: Heike Groß-Fastenau<br />

Geschäftsstelle: Karin Monke<br />

Recht<br />

Vors.: Rüdiger Beduhn<br />

Geschäftsstelle: Dr. Jörg Rieke<br />

78<br />

Außenhandel<br />

Export-Union für Milchprodukte e.V.<br />

Vors.: Gerhard Meier<br />

Geschäftsführung: Karin Monke, Dr. Björn Börgermann<br />

Sozialpolitik<br />

Vors.: Hans-Joachim Schuwald<br />

Geschäftsstelle: Dr. Jörg W. Rieke<br />

Qualität und Produktsicherheit<br />

Vors.: Hans Holtorf<br />

Geschäftsstelle: Dr. Gisela Runge<br />

Forschung<br />

Vors.: Carsten Boldt<br />

Geschäftsstelle: Dr. Gisela Runge<br />

Logistik<br />

Vors.: Rainer Jüngling<br />

Geschäftsstelle: Dr. Björn Börgermann<br />

PR-Ausschuss<br />

Geschäftsstelle: Dr. Björn Börgermann<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Vors.: Hans Holtorf<br />

Geschäftsstelle: Dr. Gisela Runge


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

(von oben links nach unten rechts)<br />

Karin Monke, Dr. Julia Pappritz, Ines Terbeck, Iris Eberhardt (ZDM), Laura Ladewig, Annkatrin Werner (BUMO), Claudia Stiehler,<br />

Monika Hubar, Dr. Björn Börgermann, Eckhard Heuser, Dr. Jörg Rieke, Heidi Skowski, Amelie de Grahl, Astrid Stein, Sabrina Knabe,<br />

Dr. Gisela Runge, Torsten Sach<br />

79


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

80


Schlusswort<br />

<strong>2012</strong> – Keine Krise!<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Für den <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> (MIV) ist das Jahr <strong>2012</strong> ein besonderes. Unser <strong>Verband</strong><br />

wird 100 Jahre alt und dies darf auch bei schwieriger milchwirtschaftlicher Lage<br />

gefeiert werden. Nicht viele Verbände werden 100. Wie in anderen wirtschaftlichen<br />

Bereichen wird „fusioniert“, dies gilt auch für Verbände und eben deshalb erleben<br />

nicht alle ihren 100. Geburtstag.<br />

100 Jahr MIV bedeuten auch 100 Jahre Erfahrung mit „Milch“. Wahrscheinlich wurde<br />

schon jedes Thema rund um die Milch beim MIV diskutiert. Zunächst national,<br />

dann europaweit und heute im Zuge der Globalisierung auch weltweit. Vieles wurde<br />

gemeinsam entwickelt, Lösungen erarbeitet oder auch Angriffe auf die Molkereiwirtschaft<br />

abgewehrt.<br />

Einfache Lösungen gibt es selten. Einfache Forderungen an die Molkereien laufen<br />

deshalb auch schnell ins Leere. Wir erwarten von allen Beteiligten – wie auch von<br />

uns selbst -, dass man in allen Diskussionen auch den Standpunkt des anderen oder<br />

Andersdenkenden mit einbezieht. Molkereien müssen verstehen wie Milcherzeuger<br />

und Verbraucher „ticken“, Landwirte sollten die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

kennen, unter denen Molkereien aktiv am Markt sind.<br />

Wir erwarten auch in den nächsten 100 Jahren, dass Politik uns versteht. Milchpreise<br />

lassen sich in Brüssel nur schwer mit Verordnungen erzwingen und ein Mehr an<br />

Planwirtschaft führt eben oft nur zu mehr Bürokratie, mit der Effizienzverluste einhergehen.<br />

<strong>2012</strong> wurden die Weichen für die großen Agrarreformen 2014 bis <strong>2012</strong>0 gestellt. Dazu<br />

wurde das „Brüsseler Milchpaket“ umgesetzt. Beides große Projekte, mit denen sich<br />

die Branche befassen muss. Auch der wichtige Bereich des EU-Kennzeichnungsrechtes<br />

wurde in den Grundzügen verabschiedet, an allen Beratungen wurde massiv mitgearbeitet.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn auch noch viele Fragen offen sind.<br />

Langweilig wurde es dem <strong>Verband</strong> auch in <strong>2012</strong> nie. Kritische Fragen der Verbraucherschaft<br />

nehmen zu und müssen beantwortet werden. Umso besser die Labordiagnostik<br />

wird, desto mehr vermeintlich unerwünschte Stoffe werden auch im Milchbereich<br />

diskutiert. Oft ist es Arbeit genug zu verhindern, dass aus einer einfachen Frage ein<br />

Lebensmittelskandal gebastelt wird.<br />

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Damen und Herren, die uns im Berichtzeitraum<br />

beraten und unterstützt haben. Dies gilt für Mitglieder ebenso wie für befreundete<br />

Verbände, nationale und internationale Behörden und Organisationen. Dank gilt<br />

selbstverständlich auch unserem Vorstand, der der Geschäftsstelle Leitlinien vorgibt.<br />

Ihr<br />

Eckhard Heuser<br />

81


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

82<br />

Produktion von Milcherzeugnissen (1.000t)<br />

Erzeugnisse 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> 11:10 in %<br />

Konsummilch (ohne Industriemilch) 5.132 5.288 5.275 5.283 + 0,2<br />

davon pasteurisierte + sterilisierte Milch 1.481 1.475 1.499 1.515 + 1,1<br />

davon H-Milch 3.651 3.813 3.776 3.768 - 0,2<br />

Buttermilch 161 159 147 139 - 5,8<br />

Milchfrischprodukte 2.961 2.948 3.008 3.050 + 1,4<br />

davon Joghurt 1.685 1.643 1.686 1.705 + 1,1<br />

davon Milchmischgetränke (einschl. Kakao) 438 455 488 510 + 4,5<br />

Sahne und Sahneerzeugnisse 554 568 556 547 - 1,6<br />

Butter 465 453 449 474 + 5,6<br />

Käse 2.205 2.270 2.358 2.376 + 0,8<br />

davon Hart-, Schnitt- und Weichkäse 1.245 1.299 1.354 1.357 + 0,3<br />

davon Speisequark und Frischkäse 754 763 787 812 + 3,2<br />

davon Schmelzkäse 181 181 183 177 - 3,1<br />

Dauermilcherzeugnisse 1.208 1.225 1.237 1.293 + 4,5<br />

davon Kondensmilch 416 421 420 412 - 1,8<br />

davon Vollmilchpulver und sonstige 168 150 155 170 + 10,0<br />

davon Magermilchpulver 227 286 259 301 + 16,3<br />

davon Molkenpulver 362 341 370 372 + 0,5<br />

Deutsche <strong>Milchindustrie</strong> in Zahlen 2008–<strong>2011</strong><br />

2008 2009 2010* <strong>2011</strong>*<br />

Umsatz in Mrd. Euro (mit Speiseeis)<br />

25,047 20,033 21,658 24,211<br />

Umsatz in Mrd. Euro (ohne Speiseeis)<br />

23,722 18,722 20,515 23,128<br />

Exportwert in Mrd. Euro (ohne Speiseeis) 4,990 4,101<br />

Anzahl der¹]<br />

Deutsche <strong>Milchindustrie</strong> in Zahlen 2008-2009<br />

4,123 5,869<br />

Unternehmen<br />

Betriebsstätten<br />

100<br />

219<br />

146<br />

145 144<br />

Beschäftigten<br />

Erzeugerbereich<br />

31.729 29.352 29.268 29.878<br />

Milchkuhhaltungen 99.431 95.766 91.550 87.162<br />

Milchkuhbestand in Deutschland (in Mio. Stk.) 4,23 4,17 4,18 4,19<br />

durchschnittlicher Milchertrag (kg je Kuh p.a.) 6.827 6.977 7.080 7.240<br />

Kuhmilcherzeugung insgesamt (1.000 t) 28.657 29.199 29.629 30.336<br />

Milchanlieferung an Molkereien (1.000 t) 27.809 28.613 29.072 29.765<br />

Fettgehalt der Milch (%) 4,14 4,15 4,16 4,13<br />

durchschn. Erzeugerpreis ab Hof (pro 100kg), 3,7 % Fett, 3,4 % Eiweiß in Euro 33,84 24,08 30,09 .<br />

durchschn. Erzeugerpreis ab Hof (pro 100kg), 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß in Euro<br />

Pro-Kopf-Verbrauch (kg)<br />

30,83 34,83<br />

Konsummilch (abgepackt) 53,1 52,2 52,3 52,4<br />

Sauermilch- u. Milchmischgetränke 29,6 29,5 29,8 30,3<br />

davon Joghurt 17,6 17,4 17,8 18,1<br />

Sahne und Sahneerzeugnisse 6,0 5,9 5,7 5,6<br />

Butter 6,2 5,8 5,8 5,9<br />

Käse 22,2 22,3 22,9 23,1<br />

davon Hart-, Schnitt-, Weichkäse 10,3 10,1 10,6 10,6<br />

Pasta Filata 3,2 3,4 3,4 3,6<br />

davon Speisequark und Frischkäse 6,6 6,7 6,7 6,7<br />

davon Schmelzkäse<br />

Verarbeitete Milchmenge<br />

1,6 1,5 1,6 1,6<br />

insgesamt (Mio. t) 27,809 28,613 29,072 29,765<br />

¹] Bis einschließlich 2008 Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten, seit 2009 Betriebsteile mit mind. 50 Beschäftigten.<br />

Quelle: BLE, MIV<br />

Quelle: Stat. Bundesamt BMELV, BLE, ZMB, MIV


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Herstellung von ausgewählten Milcherzeugnissen in Deutschland (in 1.000t)<br />

2009 2010 <strong>2011</strong> 11:10 in %<br />

Milchanlieferung 28.613,3 29.076,0 29.764,5 + 2,4<br />

Eiweißgehalt (%) 3,42 3,42 3,41 - 0,3<br />

Fettgehalt (%)<br />

In Molkereien erzeugt:<br />

4,15 4,16 4,13 - 0,7<br />

Konsummilch 5.287,9 5.275,6 5.238,3 - 0,7<br />

Buttermilcherzeugnisse 159,0 147,2 138,5 - 5,9<br />

Sauermilch- und Kefirerzeugnisse 176,9 181,1 181,0 - 0,1<br />

Joghurterzeugnisse 422,0 392,4 413,5 + 5,4<br />

Milchgetränke und Milchmischerzeugnisse (mit Zusätzen insgesamt) 2.349,5 2.432,1 2.452,9 + 0,9<br />

davon aus: Sauermilch, Kefir, Joghurt und Sonstige Milchmischerzeugnisse 1.894,2 1.944,1 1.943,2 - 0,1<br />

Sahneerzeugnisse 568,1 555,5 546,9 - 1,6<br />

Kondensmilcherzeugnisse 421,2 420,4 412,3 - 1,9<br />

Trockenmilcherzeugnisse insgesamt 459,9 434,8 495,8 + 14,0<br />

darunter: Sahne-, Vollmilch- und Teilentrahmtes Milchpulver 80,4 84,4 93,9 + 11,2<br />

darunter: Magermilchpulver 285,5 258,5 301,3 + 16,6<br />

darunter: Buttermilchpulver 14,0 11,9 14,7 + 23,7<br />

darunter: Sonstige Milcherzeugnisse in Pulverform (mit und ohne Zusätze) 79,9 80,0 85,9 + 7,3<br />

Sauermilchquarkerzeugnisse 27,5 26,1 27,1 + 3,9<br />

Kasein, Kaseinate 11,4 13,0 15,6 + 20,0<br />

Milcheiweißerzeugnisse aus Milch und Molke 64,3 42,3 32,6 - 23,0<br />

Molkenpulver 340,5 367,8 371,5 + 1,0<br />

Butter (einschließlich Milchstreichfett- u. Milchfetterzeugnisse in Butterwert) 452,9 449,2 473,8 + 5,5<br />

Rücklieferung von Futtermitteln an Lieferanten und Verkauf von Milch zu<br />

Futterzwecken<br />

95,8 100,0 104,1 + 4,1<br />

Hartkäse 204,3 208,2 197,2 - 5,3<br />

Schnittkäse 651,0 705,4 692,9 - 1,8<br />

Halbfester Schnittkäse 49,9 49,4 50,4 + 2,0<br />

Weichkäse 139,3 145,0 148,4 + 2,3<br />

Pasta Filata Käse 254,6 248,0 269,6 + 8,7<br />

Frischkäse 762,8 786,8 811,8 + 3,2<br />

Sauermilchkäse, Kochkäse und Molkenkäse 26,2 26,6 26,3 - 1,3<br />

Schmelzkäse und Schmelzkäsezubereitungen 181,4 182,7 177,3 - 3,0<br />

Käse insgesamt 2.269,6 2.350,5 2.373,7 + 1,0<br />

Käse insgesamt (ohne Schmelzkäse und Schmelzkäsezubereitungen) 2.088,2 2.167,7 2.196,4 + 1,3<br />

83<br />

Quelle: BLE


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Mitglieder<br />

84


Mitglieder<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

85


GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

Mitglieder<br />

Good Food, Good Life<br />

86


Fördermitglieder<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />

87


<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> e.V.<br />

Jägerstraße 51<br />

10117 Berlin<br />

Tel. +49 30 4030445-0<br />

Fax +49 30 4030445-55<br />

Mail: www.milchindustrie.de<br />

info@milchindustrie.de<br />

www.milchindustrie.de<br />

www.milch-markt.de<br />

www.meine-milch.de<br />

Büro Brüssel<br />

<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> Büro Brüssel e.V.<br />

<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> 66, rue du Luxembourge.V.<br />

4 B rue - 1000 de l‘ Industrie Brüssel<br />

Tel. B - + 1000 32 2 2392303 Brüssel<br />

Fax Tel. + +32 32 2 5126135 2192191<br />

bxl@milchindustrie.de<br />

Fax: +32 2 5126137<br />

Mail: bxl@milchindustrie.de

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