Einblick - Geschäftsbericht 2011/2012 - Milchindustrie-Verband e.V.
Einblick - Geschäftsbericht 2011/2012 - Milchindustrie-Verband e.V.
Einblick - Geschäftsbericht 2011/2012 - Milchindustrie-Verband e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
��������������� ANALYSEN & PERSPEKTIVEN<br />
GESCHÄFTSBERICHT <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong> 2008/2009<br />
1912-<strong>2012</strong>
E I N B L I C K<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
<strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
3
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es
nhaltsverzeichnis<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
ZUM GELEIT 7<br />
1 INTERNATIONALE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG 9<br />
● Differenzierte Weltwirtschaft 9<br />
● Marktentwicklungen 9<br />
● Arbeitsmarkt 10<br />
● Konvergenzkriterien nicht einzuhalten 10<br />
● Konvergenz zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten 10<br />
● Verschuldung unterschiedlich 11<br />
● Leistungsbilanz Ungleichgewichte bleiben 10<br />
● Der Kurs des Dollars 10<br />
2 DER GEMEINSAME MARKT 12<br />
● Health Check, High Level Group und Milchquoten 12<br />
● Die Marktordnung im Krisenjahr, Europa wird teurer 12<br />
● Milchmarktausgaben 13<br />
● Weniger Gelder für den Markt 13<br />
● Geringe Überlieferung bei den Milchquoten in Deutschland 13<br />
● Unterlieferung der Quote in der EU 14<br />
● Steigende Preise an den Quotenbörsen 14<br />
● Die Milch wandert in die Gunstregionen im Norden 15<br />
● Zukunft ohne Milchquote 15<br />
3 MILCHERZEUGNISSE UND IHR ABSATZ 16<br />
● Der deutsche Milchmarkt <strong>2011</strong>: Mehr Milch, höhere Preise 16<br />
● Günstiges wirtschaftliches Umfeld 16<br />
● Neue Rekordmarke bei der Milchanlieferung 17<br />
● Mehr Quoten an der Börse gehandelt 18<br />
● Milchkuhbestände stabil, stärkerer Strukturwandel 18<br />
● Rekordumsätze für die deutschen Milchbauern 18<br />
● Export weiter gewachsen 19<br />
● Russland: Ein Hürdenlauf für exportierende Unternehmen 19<br />
● Weltmarktpreise auf höherem Niveau 20<br />
● Käseproduktion langsamer gewachsen 21<br />
● Konsummilchmarkt stagnierend 21<br />
● Butterpreise mit neuem Höchststand 22<br />
● Mehr Magermilchpulver produziert 22<br />
● Preiskorrekturen in <strong>2012</strong> 23<br />
3
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
4 ARBEITSSCHWERPUNKTE NATIONAL UND INTERNATIONAL 24<br />
4<br />
● Öffentlichkeitsarbeit beim MIV – Für Journalisten und Verbraucher 24<br />
● Milchpolitikreport – die Stimme in die Politik 24<br />
● PR-Arbeit innerhalb des MIV für die Öffentlichkeit 25<br />
● Die Seite für den Verbraucher - meine-milch.de 26<br />
● Milch-Montag <strong>2012</strong> – Zufriedenstellendes Jahr <strong>2011</strong> durch Export 27<br />
● Milchpolitischer Frühschoppen des MIV in Berlin 28<br />
● Berliner Milchforum <strong>2012</strong> – Positiver Zuspruch am neuen Standort! 29<br />
● Management spezieller Themen in der Milchbranche 30<br />
● Unternehmensspezifische Aspekte: <strong>Verband</strong> hilft 30<br />
● Regelmäßige Situationsanalyse im MIV: wo stehen wir? 31<br />
● Gentechnik weiterhin Thema 31<br />
● Verpackungsqualität entscheidend 32<br />
● MIV-Initiative Lieferantenaudits gut angelaufen 33<br />
● Gutachten zum Gesundheitlichen Verbraucherschutz 33<br />
● Chronischer Botulismus 34<br />
● Schmallenberg-Virus: Milch nicht betroffen 35<br />
● EU-Verhandlungen zum Klonen wieder aufgenommen 35<br />
● Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch) 36<br />
● Qualitätsmanagement Milch: jetzt als Standard anerkannt – DAkkS bestätigt Akkreditierung 36<br />
● Gespräche zum Futtermittelmanagement laufen 36<br />
● Der neue Lebensmittelstandard IFS 6: MIV aktiv mitgewirkt 36<br />
● Nachhaltigkeit: steigendes Verbraucherinteresse 37<br />
● Aktualisierung verschiedener MIV-Dokumente 37<br />
● Milch und Milcherzeugnisse in der Ernährungsdiskussion 37<br />
● Aktuelles aus der Wissenschaft 38<br />
● Gesunde Ernährung: nur mit Milchfett 39<br />
● Ruminante trans-Fettsäuren werden nicht geregelt 40<br />
● Steuern auf Lebensmittel – der falsche Weg 40<br />
● Laktose-Kennzeichnung bei Milchprodukten 41<br />
● peb (Plattform Ernährung und Bewegung) weiterhin erfolgreich 41<br />
● Wissenschaft und Forschung 42<br />
● Wissenschaftlicher Beirat <strong>2011</strong> tagte in Regensburg 42<br />
● Milch-Wissenschaftlicher Innovationspreis: ein Anreiz 44<br />
● Ideenbörse Forschung <strong>2012</strong> zum 7. Mal - Thema: Milch hat Zukunft – Milch ist in für alle! 45<br />
● Wissenschaftlicher Stand: das A und O 46<br />
● MIV, ein starker Partner der Branchen-Forschung 46<br />
● Beschaffung und Logistik 48<br />
● Logistik rund um die Milch – viel Know-How um ein kostbares Gut 48<br />
● Umweltschutz im MIV 50<br />
● Beseitigung tierischer Nebenprodukte 50<br />
● Verwertung des Gärrestes von Hemmstoffmilch als Düngemittelausgangsstoff 50<br />
● Energiesteuer: Spitzenausgleich künftig nur mit Nachweis von Energiemanagementsystem 51<br />
● Neueinstufung der Wassergefährdungsklassen 51<br />
● Einsparpotential für Unternehmen des produzierenden Gewerbes 52<br />
● Neue Handelsperiode des Emissionshandelssystems 52<br />
● Nachhaltigkeit in der <strong>Milchindustrie</strong> 54<br />
● Carbon Footprint/ Energieeffizienz 54<br />
● Projekt zur umweltfreundlichen Herstellung von Milch und Milcherzeugnissen 54<br />
● Lebensmittelverschwendung 55<br />
● Revision der REACH-Verordnung 55
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Nationale rechtliche Regelungen 56<br />
● Erweiterung der Verpackungsverordnung zum Wertstoffgesetz? 56<br />
● Regionalität im Fokus 57<br />
● BMELV-Initiative „Klarheit und Wahrheit“ 58<br />
● MIV fordert weiterhin eine Novellierung der Käse - VO 58<br />
● Novellierung des Verbraucherinformationsgesetz – VIG 59<br />
● Rechtliche Regelungen und Initiativen in der EU 60<br />
● Das EU – „Qualitätspaket“ 60<br />
● Neues zur Health-Claims-Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 62<br />
● Das neue EU-Zusatzstoffrecht 62<br />
● „Kindermilch“ – aktuelle Entwicklungen 63<br />
● Gattungsbezeichnungen / Herkunftsangaben 63<br />
● Codex Alimentarius 64<br />
● „Glutenfrei“ 67<br />
● Verarbeitungshilfsstoffe in Futtermitteln 67<br />
5 TARIFPOLITIK, ARBEIT UND SOZIALES 68<br />
● MIV als Tarifpartner 68<br />
● Tarifgebiet MIV Nord/West 68<br />
● Tarifgebiet MIV Ost 68<br />
● Tarifgebiete Milchwirtschaft Bayern 69<br />
● Aus der Berufsbildung – Novellierung der Ausbildungsverordnungen 70<br />
● Ausbildungsbetrieb des Jahres 70<br />
6 MIV IN DER EUROPÄISCHEN VERBANDSARBEIT 71<br />
● Das MIV-Büro in Brüssel 71<br />
● Erfolgreicher Brüsseler Milchgipfel <strong>2012</strong> 71<br />
● Agrarpolitische Fachgespräche des MIV 71<br />
● EU-Verbände und Internationaler Milchwirtschaftsverband 72<br />
● EDA 72<br />
● ASSIFONTE 72<br />
● EUCOLAIT 72<br />
● MIV im deutschen Netzwerk 73<br />
● FoodDrinkEurope 73<br />
● IDF 73<br />
● Export-Union für Milchprodukte e. V. 74<br />
● GEFA 74<br />
7 VORSTAND, PERSONALIEN, ORGANISATION 76<br />
SCHLUSSWORT 81<br />
Milchwirtschaft auf einen Blick 82<br />
Mitglieder und Fördermitglieder 84<br />
5
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es
Zum Geleit<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
<strong>2011</strong> war erneut ein Jahr der volatilen Märkte. Die Milchpreise<br />
schwanken – auch in der ersten Hälfte von <strong>2012</strong>. Es sind<br />
bewegte Zeiten, in denen der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> seinen<br />
100-Jährigen Geburtstag feiert. Die Schlagworte Eurokrise,<br />
Milchmarktliberalisierung, Brüsseler Milchpaket und Greening<br />
bestimmen die Agenda. In den vergangenen 100 Jahren haben<br />
sich die Diskussionsthemen verändert, doch nach wie vor<br />
stehen wir für die Interessen unserer Mitgliedsbetriebe ein.<br />
Das „Brüsseler Milchpaket“ wird derzeit in den Mitgliedstaaten umgesetzt. Das viel<br />
genutzte Stichwort dazu ist „Stärkung der Stellung der Milcherzeuger“. Die deutsche<br />
Molkereiwirtschaft wird auch in Zukunft die gute Zusammenarbeit mit den Erzeugern<br />
weiter festigen und ausbauen.<br />
Nach dem Milchpaket kommt die Agrarreform in Brüssel 2014 bis 2020, die Beratungen<br />
hierzu dauern an. Ein Hauptthema ist das „Greening“ der Agrarpolitik. Bei den<br />
Diskussionen um die Reform darf jedoch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen<br />
Landwirtschaft nicht aus den Augen verloren gehen. Das Stilllegen von Flächen bei<br />
hohen Futter- und Pachtpreisen macht keinen Sinn. Hier muss nachgearbeitet werden,<br />
wofür sich auch der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> einsetzt.<br />
In den vergangenen 100 Jahren hat sich der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> – ebenso wie die<br />
<strong>Milchindustrie</strong> selbst – über viele Fusionen und Kooperationen weiterentwickelt und<br />
an die aktuellen Anforderungen angepasst. Dabei stand das Ziel der gemeinsamen<br />
Interessenvertretung der Mitgliedsbetriebe immer vorne an. Diese Verantwortung<br />
haben im Laufe seiner Geschichte viele Menschen, ob im Haupt- oder Ehrenamt,<br />
mitgetragen. Als Vorsitzender des MIV im 100. Jahr seines Bestehens erfüllt mich<br />
dies besonders mit Stolz. Ich freue mich, auch weiterhin gemeinsam mit Ihnen die<br />
Aufgaben und die Herausforderung der <strong>Milchindustrie</strong> anzugehen.<br />
Ich danke an dieser Stelle allen Beteiligten, insbesondere aber meinen ehrenamtlich<br />
tätigen Vorstandskollegen. Nur gemeinsam wird die Branche es weiterhin schaffen, den<br />
Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Und hierfür steht der <strong>Milchindustrie</strong>-<br />
<strong>Verband</strong> zur Verfügung.<br />
Ihr<br />
Dr. Dr Karl Karl-Heinz H<br />
Engel<br />
Vorsitzender<br />
7
1 INTERNATIONALE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG<br />
▲ Differenzierte Weltwirtschaft<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Die wirtschaftliche Entwicklung weltweit ist sehr unterschiedlich. Starkem Wachstum im asiatischen Raum stehen Stagnation in<br />
der EU und Nordamerika gegenüber. Ursache dürfte u. a. die schleichende Überalterung der Gesellschaft in der EU und den USA<br />
sein. In Südamerika startet Brasilien durch und zieht die Nachbarstaaten langsam mit. In Afrika entwickeln sich die Länder sehr<br />
unterschiedlich.<br />
● Marktentwicklungen<br />
Die Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenrate ist in Europa sehr unterschiedlich. Leider ist festzuhalten, dass in<br />
den Euro-Ländern die wirtschaftlichen Prognosen eher negativ sind. Das Bruttoinlandsprodukt wächst noch in wenigen Ländern wie<br />
Finnland und Deutschland, während für Griechenland, Spanien und Italien negative Prognosen abgegeben werden. Ähnlich sieht<br />
es bei der Arbeitslosigkeit aus, die mittlere Arbeitslosenquote im Euroraum liegt bei 11,3 %, angeführt von den „Schuldenkönigen“<br />
Spanien, Griechenland und Portugal.<br />
Die EU-Länder ohne Euro entwickeln sich weit günstiger, insbesondere die Staaten in Mittel- und Osteuropa zeigen noch ein relativ<br />
hohes Wirtschaftswachstum auf.<br />
Wirtschaftsdaten aus der EU und ausgewählten OECD-Staaten<br />
Wirtschaftswachstum (BIP)<br />
Arbeitslose<br />
(% Vorjahr)<br />
(% Erwerbspers.)<br />
2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013P 2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013wP<br />
Belgien 2,3 1,9 0,2 0,3 8,3 7,2 7,6 7,9<br />
Deutschland 3,7 3,0 0,8 1,0 7,1 5,9 5,5 5,3<br />
Finnland 3,7 2,9 1,8 0,8 8,4 7,9 7,4 7,4<br />
Frankreich 1,7 1,7 -0,3 0,0 9,8 9,7 10,2 10,3<br />
Griechenland -3,5 -6,9 -5,9 -3,1 12,6 17,7 19,7 19,6<br />
Irland -0,4 0,7 -0,5 0,6 13,7 14,4 14,3 13,6<br />
Italien 1,8 0,5 -2,3 -0,4 8,4 8,4 9,5 9,7<br />
Niederlande 1,7 1,2 -1,1 0,3 4,5 4,4 5,7 6,2<br />
Österreich 2,3 3,0 0,3 0,5 4,4 4,2 4,3 4,2<br />
Portugal 1,4 -1,6 -2,6 -0,6 12,0 12,9 15,5 15,1<br />
Spanien -0,1 0,7 -1,5 -0,8 20,1 21,7 24,4 25,1<br />
Euroland 1,3 0,6 -1,0 -0,1 9,9 10,4 11,3 11,3<br />
Dänemark 1,3 1,0 0,7 1,5 7,5 7,6 7,7 7,6<br />
Großbritannien 1,4 0,6 0,3 2,0 7,8 8,0 8,5 8,4<br />
Schweden 5,9 4,0 1,0 2,2 8,4 7,5 7,7 7,7<br />
Bulgarien 0,4 1,7 0,5 1,9 10,2 11,2 12,0 11,9<br />
Estland 2,3 7,6 2,2 3,6 16,9 12,5 11,6 10,5<br />
Lettland -0,3 5,5 2,0 2,5 18,7 16,1 14,8 13,2<br />
Litauen 1,4 5,9 2,0 2,7 17,8 15,4 13,8 12,7<br />
Malta 2,3 2,1 1,2 2,0 6,9 6,5 6,6 6,3<br />
Polen 3,9 4,3 2,5 2,0 9,6 9,7 9,8 9,6<br />
Rumänien -1,3 2,5 1,8 3,1 7,3 7,4 7,2 7,1<br />
Slowakei 4,2 3,1 1,8 2,9 14,4 13,5 13,2 12,7<br />
Slowenien 1,4 -0,2 -2,0 -0,4 7,3 8,2 9,1 9,4<br />
Tschechien 2,6 1,7 -0,8 1,0 7,3 6,7 7,2 7,2<br />
Ungarn 1,2 1,7 -1,3 1,0 11,2 10,9 10,6 9,6<br />
Zypern 1,1 0,5 -1,2 0,8 6,2 7,8 9,8 9,9<br />
Kroatien n.v. n.v. n.v. n.v. 11,8 13,2 13,4 12,7<br />
Türkei 9,0 8,5 2,3 4,5 10,7 8,8 8,4 8,2<br />
Schweiz 2,7 2,1 0,8 1,5 4,4 4,0 3,9 3,7<br />
Norwegen 0,6 1,5 2,2 2,4 3,6 3,3 3,3 3,2<br />
USA 3,0 1,7 2,3 2,6 9,6 8,9 8,2 8,0<br />
P = Prognose | Quelle: DB Research Büro, EU-Kommission, EUROSTAT, OECD | n.v. = nicht verfügbar<br />
9
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Arbeitsmarkt<br />
Einige Länder wie Österreich und Norwegen können „Vollbeschäftigung“ aufweisen,<br />
andere Länder haben insbesondere mit der Jugendarbeitslosigkeit sehr große<br />
Probleme. Für Deutschland wird in 2013 eine Arbeitslosenquote von 5,2 % geschätzt,<br />
was historisch gesehen einen sehr guten Wert darstellt.<br />
▲ Konvergenzkriterien nicht einzuhalten<br />
● Konvergenz zwischen den europäischen<br />
Mitgliedsstaaten<br />
Die Inflationsgefahr in Europa ist weiterhin gebannt. Im Euroraum liegt die Inflationsrate<br />
bei 1,6 % und in der gesamten EU bei ca. 2 %. Leider liegt das Budgetsaldo<br />
sowohl im Euroraum als auch in der EU weiterhin im negativen Bereich. Damit steigen<br />
auch die Schulden der einzelnen Länder, welche hier ausgedrückt werden in Schulden<br />
in Prozent des Bruttoinlandsproduktes.<br />
Konvergenzlage potentieller Länder der EWU<br />
P=Prognose; Quelle: OECD, EUROSTAT, WKO Österreich<br />
10<br />
Inflationsrate<br />
(% Vorjahr)<br />
Budgetsaldo<br />
in % des BIP<br />
Schulden<br />
in % des BIP<br />
2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013P 2010 <strong>2011</strong> <strong>2012</strong>P 2013P 2010 <strong>2011</strong><br />
Belgien 2,3 3,5 3,1 1,8 -3,8 -3,7 -3,4 -3,2 96,0 98,0<br />
Deutschland 1,1 2,5 2 1,5 -4,3 -1 -0,6 -0,5 83,0 81,2<br />
Finnland 1,7 3,3 3 1,7 -2,5 -0,5 0,3 0,3 48,4 48,6<br />
Frankreich 1,7 2,3 2,3 1,7 -7,1 -5,2 -5 -4 82,3 85,8<br />
Griechenland 4,7 3,1 1,6 0,7 -11,2 -9,1 -8 -6,1 145,0 165,3<br />
Irland -1,6 1,2 1,9 1,5 -12 -13,1 -8,6 -8,4 92,5 108,2<br />
Italien 1,5 2,9 3,2 2,1 -4,6 -3,9 -2,3 -1,5 118,6 120,1<br />
Niederlande 0,9 2,5 2,6 1,8 -5,1 -4,7 -4,7 -3,5 62,9 65,2<br />
Österreich 1,7 3,5 2,4 1,8 -4,5 -2,6 -2,9 -2,8 71,9 72,2<br />
Portugal 1,4 3,6 3,3 1,3 -6,9 -3,7 -5,5 -4 93,3 107,8<br />
Spanien 2 3 1,9 1,2 -9,2 -8,9 -6,2 -4,9 61,2 68,5<br />
Euroland 1,6 2,9 2,5 1,6 -6,5 -5,1 -4,3 -3,5 86,8 92,8<br />
Dänemark 2,3 2,8 2,2 2 -5,3 -1,8 -3,5 -2,5 42,9 46,5<br />
Großbritannien 3,3 4,5 2,8 2,1 -9,3 -8,3 -5,6 -6 79,6 85,7<br />
Schweden 1,3 2,6 1,8 1,8 -0,1 0,3 0,6 1,2 39,4 38,4<br />
Polen 2,5 4,3 3,6 3,3 -7,9 -5,1 -3,2 -3 54,8 56,3<br />
Ungarn 4,9 3,9 6,1 4,2 -4,3 4,2 -3 -2,9 81,4 80,6<br />
Tschechien 1,5 1,9 3,4 2,4 -4,8 -3,1 -2,9 -2,7 38,1 41,2<br />
Slowakei 0,7 4,1 2,9 1,9 -7,7 -4,8 -4,7 -4,9 41,1 43,3<br />
Slowenien 2,1 2,1 2,2 1,7 -6,0 -6,4 -4,3 3,8 38,8 47,6<br />
Estland 2,7 5,1 3,9 3,4 0,2 1,0 2,4 1,3 6,7 6,0<br />
Lettland -1,2 4,2 2,6 2,1 -8,2 -3,5 -2,1 -2,1 44,7 42,6<br />
Litauen 1,2 4,1 3,1 2,9 -7,2 -5,5 -3,2 -3,0 38,0 38,5<br />
Malta 2,0 2,4 2,0 2,2 -3,7 -2,7 -2,6 -2,9 69,4 72,0<br />
Zypern 2,6 3,5 3,4 2,5 -5,3 -6,3 -3,4 -2,5 61,5 71,6<br />
Bulgarien 3,0 3,4 2,6 2,1 -3,1 -3,7 -3,0 -3,3 16,3 16,3<br />
Rumänien 6,1 5,8 3,1 3,4 -6,8 -5,2 -2,8 -2,2 30,5 33,3
● Verschuldungen<br />
unterschiedlich<br />
Größte Schuldner in der EU sind die Bundesrepublik und Frankreich. Der Verschuldungsgrad<br />
der Länder ist allerdings sehr unterschiedlich. Griechenland führt die<br />
Tabelle an, gefolgt von Irland. Das „Maastricht-Kriterium“ von 60 % überschreiten<br />
mittlerweile 11 EU-Länder.<br />
Wechselkurs US-Dollar per Euro<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Leistungsbilanz<br />
Ungleichgewichte bleiben<br />
Die Exportländer führen die Tabelle der<br />
Leistungsbilanzen an. Auch für 2013 wird<br />
Deutschland weit an der Spitze stehen. Die<br />
südeuropäischen Nachbarn sehen kaum<br />
Chancen zum Aufholen.<br />
Leistungsbilanzen europäischer Länder (1997-2013)<br />
Portugal<br />
Griechenland<br />
Spanien<br />
Italien<br />
Frankreich<br />
Finnland<br />
Österreich<br />
Niederlande<br />
Deutschland<br />
1997 19992001200320052007 2009 <strong>2011</strong> 2013*<br />
● Der Kurs des Dollars<br />
Der Kurs des Dollars hat sich wieder positiv<br />
entwickelt, was den Export auch für Milch<br />
und Milcherzeugnisse erleichtert hat. Andererseits<br />
fallen die Importrechnungen<br />
damit in Euro ausgedrückt umso höher<br />
aus.<br />
11<br />
300<br />
225<br />
150<br />
75<br />
0<br />
-75<br />
-150<br />
-225<br />
Milliarden Euro
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
2 DER GEMEINSAME MARKT<br />
▲ Health Check, High Level Group und Milchquoten<br />
1.800<br />
1.600<br />
11.400 400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
EU-Budgetentwurf 2013:<br />
Marktbezogene Maßnahmen 2.812 Mio. Euro<br />
Direktbeihilfen 41.026,9 Mio. Euro<br />
Entwicklung des ländl. Raumes 14.803,5 Mio. Euro<br />
Gesamtausgaben Landwirtschaft 59.024,06 Mio. Euro<br />
EU-Ausgaben gesamt 134.346,23 Mio. Euro<br />
12<br />
2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> P <strong>2012</strong> P 2013P<br />
Milchprodukte<br />
Fleisch<br />
Ackerkulturen<br />
Zucker<br />
Olivenöl<br />
Obst/Gemüse<br />
Wein<br />
Die europäische Marktordnung ist erneut<br />
angepasst worden. Im Zuge der Beratung<br />
der High Level Group in Brüssel wurde<br />
das „Milchpaket“ verabschiedet. Derzeit<br />
werden die Durchführungsvorschriften in<br />
Brüssel diskutiert. Dabei geht es insbesondere<br />
um die Besserstellung des Erzeugers<br />
gegenüber seiner Molkerei. Die Mitgliedstaaten<br />
sind aufgefordert, ihre nationalen<br />
Regelungen an das neue EU-Recht an-<br />
zupassen.<br />
Gleichzeitig diskutieren Rat und Parlament<br />
in Brüssel die Agrarreform 2014 bis<br />
2020. Das EU-Parlament hat mittlerweile<br />
eine Stellungnahme abgegeben. Verhandlungen<br />
sind schwierig, da es insbesondere<br />
um die Budgetverteilung zwischen den<br />
Mitgliedstaaten geht. Ein „Zurück“ zur<br />
alten Milchmarktordnung ist jedoch ausgeschlossen.<br />
● Die Marktordnung im<br />
Krisenjahr<br />
Europa wird teurer<br />
Die Gesamtausgaben der EU belaufen<br />
sich auf ca. 134 Milliarden Euro.<br />
Knapp die Hälfte der Ausgaben erfolgt<br />
im Sektor der Landwirtschaft. Hierbei<br />
fallen insbesondere die Direktbeihilfen<br />
der Erzeuger auf. Marktbezogene<br />
Maßnahmen schlagen nur noch mit 2,8<br />
Millionen Euro zu Buche. Im Bereich der<br />
Milch und Milcherzeugnisse spielen sie<br />
fast keine Rolle mehr.
▲ Milchmarktausgaben<br />
● Weniger Gelder für den<br />
Markt<br />
Die Milchmarktordnung der alten Prägung<br />
umfasste ein Budgetvolumen von ca.<br />
2 Milliarden Euro. Heute, nachdem die Erstattungen,<br />
Beihilfen etc. gestrichen sind,<br />
spielen nur noch die Ausgaben für die<br />
Schulmilch und die private Lagerhaltung<br />
Butter eine Rolle. Die Bruttogesamtausgaben<br />
liegen bei ca. 75 Millionen Euro.<br />
Bruttoausgaben Milch: 75,2 Mio. €<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Milchmarktausgaben nach Verwendung 2013<br />
(laut EU-Haushaltsplan)<br />
● Geringe Überlieferung bei den Milchquoten in Deutschland<br />
Erstattungen (gestrichen)<br />
Intervention MMP (gestrichen)<br />
Intervention Butter+Rahm (14 Mio. €)<br />
Beihilfen MM/MMP (9 Mio. €)<br />
sonstige Butterfettmaßnahmen (pE, 0 €)<br />
Intervention Käse (gestrichen)<br />
Sonstige/Schulmilch (66,2 Mio. €)<br />
Nach drei Jahren kam es in diesem Quotenjahr <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong> zum ersten Mal wieder zu einer Übererfüllung der nationalen<br />
Referenzmenge/ Milchquote in Deutschland. Das lag daran, dass die deutschen Erzeuger im vergangenen Quotenjahr ihre<br />
Produktion gegenüber dem Vorjahr um 2,1 % auf rund 29,5 Mio. Tonnen gesteigert haben. Damit bleibt Deutschland mit Abstand<br />
der größte Milchproduzent in der EU. Die Überlieferung bewegte sich jedoch in einem sehr kleinen Rahmen von 0,13 % bzw. rund<br />
39.000 Tonnen. Im Ergebnis müssen die deutschen Erzeuger dieses Jahr für die über die Milchquote hinaus gelieferte Milch nach<br />
Molkerei- und Bundessaldierung eine durchschnittliche Abgabe von 1,45 Cent je Kilogramm bezahlen.<br />
13
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Unterlieferung der Quote in der EU<br />
Innerhalb der EU hat dagegen die Milchquote<br />
ihre reglementierende Wirkung<br />
bereits verloren. Nur einige wenige milchstarke<br />
Länder wie Deutschland, Niederlande<br />
und Dänemark kommen neben einigen<br />
kleineren Mitgliedsstaaten wie Zypern in<br />
den Bereich, dass ihre Referenzmengen<br />
übererfüllt werden. Insgesamt ist in der<br />
EU vielmehr eine Unterlieferung von rund<br />
5 % festzuhalten, was durch die erfolgten<br />
Anhebungen der Quote in den vergangenen<br />
drei Jahren um je 1 % begleitet wurde<br />
und das Ziel eines Soft-Landings in Richtung<br />
Quotenende 2015 unterstützt.<br />
● Steigende Preise an den Quotenbörsen<br />
Entgegen der Tendenz der vergangenen Jahre haben die deutschen Milcherzeuger bei den letzten Börsenterminen der nationalen<br />
Referenzmenge wieder deutlich mehr Geld für die Lieferrechte bezahlt. Es kann nur spekuliert werden, ob die erfreulichen Auszahlungspreise<br />
und/ oder die zum Teil geschürten Ängste einer möglichen Überlieferung dazu geführt haben, dass ein deutlicher<br />
Nachfrageüberhang die Preise für die Milchquote wieder von 7 Cent (9 West, 3 Ost) je Kilogramm auf ein Niveau von 13 Cent<br />
(14 West, 5 Ost) hat steigen lassen. Betriebswirtschaftlich bedeutet dies für die erstandene Milchquote im Mittel eine kalkulatorische<br />
Abschreibung bzw. Kostenbelastung von über 4 Cent je Kilogramm Milch.<br />
14
● Die Milch wandert in die<br />
Gunstregionen im Norden<br />
Auch im vergangenen Jahr war die Nachfrage<br />
nach Lieferrechten bei den drei<br />
Börsenterminen im Jahr in den Küstenregionen<br />
Niedersachsens und auch in<br />
Mecklenburg-Vorpommern stark ausgeprägt.<br />
In erheblichem Umfang mussten<br />
hier vor allem die Bundesländer Bayern<br />
genau wie Baden-Württemberg und<br />
Hessen einen Teil ihrer Referenzmenge<br />
preisgeben. Eine Umkehr dieser Tendenz<br />
scheint auch in den nächsten Börsenterminen<br />
nicht absehbar.<br />
● Zukunft ohne Milchquote<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
*Quotenzu- und -abgänge in Tonnen seit 01.07.2007 | Stand 01.07.<strong>2012</strong><br />
Quelle: Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft, Milchquotenübertragungsstelle Bayern<br />
Die Politik in Brüssel hat sich wiederholt dazu bekannt, dass die Milchquote im Jahr<br />
2015 nach rund 31 Jahren auslaufen wird. In einzelnen Mitgliedsstaaten wird weiterhin<br />
außerdem über ein Vorziehen des Soft-Landings durch eine vorgezogene Quotenerhöhung<br />
oder eine Änderung der Fettkorrektur diskutiert, während andere Gruppierungen<br />
wiederholt rückwärtsgewand ein Fortbestehen der Milchquote fordern. Es bleibt zu<br />
hoffen, dass die EU ihren eingeschrittenen Weg nicht verlassen wird und damit die gut<br />
aufgestellten und gewappneten Milcherzeuger für die Zeit nach 2015 in ihren Entscheidungen<br />
fördert.<br />
15
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
3 MILCHERZEUGNISSE UND IHR ABSATZ<br />
▲ Der deutsche Milchmarkt <strong>2011</strong>:<br />
Mehr Milch, höhere Preise<br />
<strong>2011</strong> hat sich die neue Volatilität am Milchmarkt für die Milcherzeuger von ihrer<br />
freundlichen Seite gezeigt. Obwohl eine Rekordmenge an Milch angeliefert worden<br />
ist, sind die Milchauszahlungspreise der Molkereien kräftig gestiegen und haben mit<br />
35 Cent/kg ab Hof den Spitzenwert des Jahres 2008 übertroffen. Erstmals wurden an<br />
die Erzeuger insgesamt mehr als 10 Mrd. Euro an Milchgeld ausgezahlt. Allerdings<br />
gaben die Preise zu Beginn <strong>2012</strong> deutlich nach.<br />
● Günstiges wirtschaftliches Umfeld<br />
Rückenwind erhielt die Milchwirtschaft <strong>2011</strong> von einer günstigen gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung. Das Wirtschaftswachstum zeigte sich robust. Preisbereinigt ist<br />
das Bruttoinlandsprodukt um 3,0 % gestiegen. Damit war das Wachstum nur wenig<br />
schwächer als 2010 mit einem ungewöhnlich hohen Plus von 3,7 %. Deutsche Produkte<br />
waren im Ausland stark nachgefragt. <strong>2011</strong> hat der deutsche Export von Waren<br />
und Dienstleistungen erstmals die Marke von einer Billion Euro überschritten. Bei den<br />
Verbrauchern ist die günstige gesamtwirtschaftliche Entwicklung angekommen. Der<br />
private Konsum stieg um 3,5 % und damit stärker als in den Vorjahren. Die Arbeitslosigkeit<br />
sank auf 6,9 % und damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung<br />
der beiden deutschen Staaten. Zusätzlich lebten wieder mehr Konsumenten in<br />
Deutschland. <strong>2011</strong> nahm die Einwohnerzahl in Deutschland erstmals seit 2002 wieder<br />
leicht zu.<br />
16<br />
© volff – Fotolia.com
● Neue Rekordmarke bei der Milchanlieferung<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Der Milchmarkt ist <strong>2011</strong> erneut kräftig gewachsen. Die deutschen Molkereien haben eine Rekordmilchmenge von 29,76 Mio. Tonnen<br />
erfasst. Damit hat sich im vierten Jahr in Folge ein neuer Höchststand eingestellt. Seit 2006 ist das Rohstoffaufkommen der<br />
deutschen Molkereien kontinuierlich gestiegen und hat sich in diesem Zeitraum um 2,5 Mio. Tonnen erhöht. Die Gehalte an<br />
Inhaltsstoffen waren bei Fett wie auch bei Eiweiß leicht rückläufig. Die Fettgehalte sind im Schnitt auf den niedrigsten Stand seit<br />
1990 gesunken.<br />
Das Wachstum war <strong>2011</strong> in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern am stärksten ausgeprägt. Mit<br />
Ausnahme Thüringens ist die Milchanlieferung der Erzeuger in allen Bundesländern gestiegen.<br />
28,7<br />
25,6<br />
© ZMB<br />
Milchanlieferung in Deutschland<br />
27,0<br />
in Mio. t<br />
Die Milcherfassung von Erzeugern aus benachbarten EU-Ländern ist <strong>2011</strong> um 2 % gestiegen. Einen steigenden Trend weist die<br />
Anlieferung von Biomilch auf. Sie nahm <strong>2011</strong> um 10,2 % zu und erreichte einen Allzeitrekord von 657.000 Tonnen. Ihr Anteil an der<br />
Gesamtanlieferung beläuft sich inzwischen auf 2,2 %.<br />
Möglich waren die Produktionsausweitungen durch den Weg der Liberalisierung der Milchquoten, den die europäische Agrarpolitik<br />
eingeschlagen hat. Von 2006/07 bis <strong>2011</strong>/12 sind die Anlieferungsquoten in Deutschland um knapp 1,9 Mio. Tonnen erhöht worden.<br />
Zusätzlich wirken die technischen Änderungen bei der Berechnung der Fettkorrektur, die im Quotenjahr 2009/10 erstmals<br />
angewandt wurden, wie eine Aufstockung um knapp 0,5 Mio. Tonnen. <strong>2011</strong>/12 sind die Milchquoten in Deutschland erstmals nach<br />
drei Jahren Unterlieferung überliefert worden. Für die Überschreitungen der Referenzmengen um 39.000 t wurden Strafzahlungen<br />
nach Brüssel von insgesamt 10,9 Mio. EUR fällig. Die Belastung für die einzelnen Überlieferungen wird durch eine Bundessaldierung<br />
von 94,8 % gemildert.<br />
27,2<br />
29,8<br />
1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 <strong>2011</strong>x<br />
Quelle: ZMB, MIV , BMELV, BLE<br />
17
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Mehr Quoten an der Börse gehandelt<br />
Mit der steigenden Quotenausnutzung hat das Interesse am Quotenkauf wieder zugenommen.<br />
Im Kalenderjahr <strong>2011</strong> wechselten 688 Mio. kg die höchste Quotenmenge<br />
seit Einführung der Börse im Jahr 2000 den Besitzer. Der durchschnittliche Preis je<br />
Kilogramm war mit 8 Cent gleichzeitig der niedrigste. Allerdings haben die Quotenpreise<br />
beim jüngsten Börsentermin im November <strong>2011</strong> wieder etwas angezogen.<br />
● Milchkuhbestände stabil, stärkerer Strukturwandel<br />
Erzielt worden ist die höhere Milchmenge vor allem durch die kontinuierliche<br />
Steigerung der Produktivität der Milchkühe. <strong>2011</strong> wurden im Bundesdurchschnitt je<br />
Kuh 7.240 kg Milch ermolken. Das war gut 1 Tonne mehr als vor 10 Jahren und so viel<br />
wie nie zuvor. Die Milchkuhbestände sind indessen in den letzten Jahren weitgehend<br />
unverändert geblieben.<br />
Im November <strong>2011</strong> wurden in Deutschland 4,19 Mio. Milchkühe gezählt. Damit ist<br />
der Milchviehbestand seit mehreren Jahren stabil. Verglichen mit der Zählung vor<br />
Jahresfrist ist er sogar leicht um 0,2 % gestiegen. Bis vor wenigen Jahren war der<br />
Milchkuhbestand seit Einführung des Milchquotensystems von Jahr zu Jahr kontinuierlich<br />
reduziert worden, um den Produktivitätsfortschritt zu kompensieren. Regional<br />
sind leichte Unterschiede bei der Milchkuhhaltung zu beobachten. In Süddeutschland<br />
nehmen die Kuhbestände leicht ab und in Norddeutschland geringfügig zu. Dies entspricht<br />
den regionalen Wanderungen der Milchquoten.<br />
Der Strukturwandel in der Milchviehhaltung hat sich trotz der stabilen Bestände<br />
beschleunigt. Bei der Mai-Zählung <strong>2012</strong> wurden noch 84.900 Haltungen gezählt.<br />
Innerhalb eines Jahres haben 4,6 % der Halter aufgegeben. Dies war eine höhere<br />
Aufgaberate als in den Vorjahren mit Werten zwischen 3,5 % und 4 %. Innerhalb des<br />
letzten Jahrzehnts ist ein Drittel der Milchbetriebe ausgestiegen, wobei sich die Aufgaberate<br />
seit 2009 deutlich vergrößert hat. Die durchschnittliche Bestandsgröße hat<br />
<strong>2011</strong> 47 Milchkühe erreicht, das sind mehr als doppelt so viele wie vor 20 Jahren.<br />
18<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
monatlich monatli<br />
Jahresdurchschnitt<br />
Jahresdurchsch<br />
● Rekordumsätze für die<br />
deutschen Milchbauern<br />
Höhere Milchpreise für mehr Milch bedeuteten<br />
Rekordeinnahmen für die deutschen<br />
Milchbauern. Der Produktionswert von<br />
Milch in Deutschland zu Erzeugerpreisen<br />
hat <strong>2011</strong> mit 10,2 Mrd. EUR erstmals die<br />
10-Millarden-Grenze übertroffen.<br />
Die wachsenden Milchmengen lösten<br />
<strong>2011</strong> keinen Druck auf die Preise aus.<br />
Vielmehr hat die Nachfrageentwicklung<br />
sogar Preissteigerungen zugelassen. Die<br />
Erlöse für alle Milchprodukte sind <strong>2011</strong><br />
im Schnitt höher ausgefallen als im Vorjahr,<br />
wobei die größten Steigerungen<br />
für Butter und Molkenpulver realisiert<br />
wurden. Bei höheren Erlösen für Milchprodukte<br />
zogen die Milchauszahlungspreise<br />
der Molkereien, die sich bereits<br />
2010 kräftig erholt hatten, weiter an. Im<br />
Jahresschnitt wurden 34,83 Cent je Kilogramm<br />
Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 %<br />
Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer ausgezahlt.<br />
Das waren 13 % mehr als Vorjahr.<br />
Zwei Jahre nach der Milchpreiskrise wurde<br />
der Spitzenwert des Jahres 2008 wieder<br />
übertroffen. In einem Zeitraum von nur<br />
drei Jahren sind die Milchpreise damit um<br />
10 Cent/kg gesunken und wieder um den<br />
gleichen Betrag gestiegen.<br />
Deutschland: Milcherzeugerpreise<br />
(EUR/100 kg, tatsächl. Inhaltsstoffe, ab Hof, ohne MwSt.)<br />
© ZMB M<br />
15<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />
Quelle: BMELV, BLE
● Export weiter gewachsen<br />
Eine Säule der festen Marktentwicklung<br />
war auch <strong>2011</strong> wieder das Exportgeschäft.<br />
<strong>2011</strong> hat die deutsche Milchwirtschaft<br />
Milchprodukte im Wert von 7,74 Mrd.<br />
EUR exportiert. Das waren 12 % mehr<br />
als im Vorjahr und ein neuer Rekord. Der<br />
Welthandel mit Milchprodukten hat <strong>2011</strong><br />
einen neuen Spitzenwert erreicht. Die<br />
globale Nachfrage nach Milchpulver ist<br />
weiter gewachsen. Davon hat auch die<br />
deutsche Milchwirtschaft profitiert. Die<br />
Ausfuhren von Magermilchpulver, aber<br />
auch die von Käse sind weiter gestiegen.<br />
Allerdings wuchs der Käseexport weniger<br />
dynamisch als 2010.<br />
● Russland: Ein Hürdenlauf für exportierende Unternehmen<br />
Die deutsche Milchwirtschaft steht gut<br />
da im Export. Allein an Käse verlassen<br />
mittlerweile über eine Million Tonnen die<br />
Bundesrepublik. Russland ist dabei der<br />
wichtigste Handelspartner im Drittlandsbereich.<br />
Aber nicht nur Käse sondern<br />
auch alle übrigen Milchprodukte haben<br />
in Russland einen Absatzmarkt gefunden.<br />
Die deutsche Molkereiwirtschaft hat im<br />
Russlandgeschäft leidvolle Erfahrungen<br />
gemacht - dies weniger mit russischen<br />
Handelspartnern als vielmehr mit den<br />
russischen Behörden und der Umsetzung<br />
der entsprechenden Vorschriften. Obwohl<br />
weltweit insbesondere deutsche Milchprodukte<br />
einen guten Ruf genießen,<br />
zweifelt die russische Regierung immer<br />
wieder deren Eignung für die Versorgung<br />
der russischen Bevölkerung mit<br />
sicheren Lebensmitteln an.<br />
Der Hintergrund ist einfach wie auch<br />
verständlich: der eigene russische Markt<br />
soll geschützt werden. Die Art und<br />
Weise der Umsetzung diese Ziels ist<br />
jedoch nicht immer nachvollziehbar.<br />
Für deutsche Unternehmer ergaben sich<br />
durch kurzfristige Sperrungen und langwierige<br />
Prozesse der Wiederzulassung<br />
in den vergangenen Jahren erhebliche<br />
Unsicherheiten und Einbußen hinsichtlich<br />
der Geschäftsbeziehungen mit<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Deutschland: Exporte von Milchprodukten<br />
(in 1.000 Tonnen)<br />
Molkenpulver<br />
347<br />
353<br />
<strong>2011</strong><br />
Butter<br />
93<br />
100<br />
2010<br />
Frischprodukte<br />
418<br />
428<br />
Kä Käse<br />
1052 1.052<br />
1009 1.009<br />
Magerm.pulver<br />
292<br />
222<br />
Vollm.pulver p<br />
61<br />
79<br />
Kondensmilch<br />
255<br />
264<br />
Milch (lose)<br />
1.485 148 1.48<br />
1421 1.421<br />
Milch<br />
1112 1.112<br />
(abgepackt)<br />
1147 1.147<br />
© ZMB GmbH<br />
russischen Geschäftspartnern. Das Resultat<br />
sind zeitweilige Rückgänge bei<br />
den Käseexporten nach Russland von<br />
rund 20 Prozent wie im Jahr <strong>2011</strong>.<br />
Neuzulassungen für interessierte Unternehmen<br />
liegen seit Jahren auf Eis.<br />
Der WTO-Beitritt Russlands und seine<br />
Folgen werden auf europäischer und<br />
deutscher Ebene viel diskutiert. Theore-<br />
tische Annahmen helfen jedoch den<br />
Unternehmen im täglichen Geschäft<br />
nicht weiter. So wird die Umsetzung von<br />
WTO-Vorgaben auf russischer Seite mit<br />
viel Spannung in der deutschen Milchwirtschaft<br />
verfolgt.<br />
Foto: © kubais k<br />
-Fotolia.com<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt.<br />
19
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Weltmarktpreise auf höherem Niveau<br />
In den ersten Monaten des Jahres <strong>2011</strong> war eine sehr starke Nachfrage nach Milchprodukten<br />
in den Importländern zu verzeichnen, die zunächst zu einem hohen Anteil<br />
von Anbietern aus der Europäischen Union und damit auch aus Deutschland bedient<br />
wurde. Am Weltmarkt haben die Preise im Jahresschnitt kräftig zugelegt.<br />
Die Wechselwirkungen der Preise am internationalen Markt und in den wichtigsten<br />
Lieferländern Neuseeland, EU und USA werden immer enger. Die höheren Erlöse am<br />
Weltmarkt haben sich auf das Milchgeld übertragen, was wiederum die Produktion<br />
stimuliert. Die Milcherzeugung ist im Lauf von <strong>2011</strong> nicht nur in Deutschland, sondern<br />
in den meisten Ländern stärker gestiegen als in den Vorjahren – auch weil <strong>2011</strong><br />
witterungsbedingte Beeinträchtigungen im Gegensatz zum Vorjahr weitgehend<br />
ausgeblieben sind. So stand am Weltmarkt mehr Angebot aus der EU, Neuseeland,<br />
den USA und Südamerika zur Verfügung.<br />
5.500<br />
4.500<br />
3.500<br />
2.500<br />
1.500<br />
20<br />
Weltmarktpreise<br />
US-$/t<br />
© ZMB<br />
500<br />
Jan 01 Jan 03 Jan 05 Jan 07 Jan 09 Jan 11<br />
V<br />
Butter<br />
VMP<br />
MMP<br />
In der zweiten Jahreshälfte von <strong>2011</strong><br />
zeigte sich, dass die Bäume nicht in den<br />
Himmel wachsen. Die Preise am Weltmarkt<br />
gaben wieder nach. Durch die Schuldenkrise<br />
in Europa und den USA sowie die<br />
Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums<br />
herrschte ein Klima der Verunsicherung,<br />
das zunächst einmal eine<br />
abwartende Haltung auslöste. Außerdem<br />
hat der Nachfragesog der beiden größten<br />
Importeure von Milchprodukten Russland<br />
und China nachgelassen. Damit eilte die<br />
Nachfrage dem Angebot nicht mehr<br />
voraus, sondern konnte wieder besser<br />
gedeckt werden. Am stärksten haben sich<br />
die Butterpreise korrigiert. Von hoher<br />
Festigkeit blieben die Preise für Molkenprodukte<br />
gekennzeichnet. Molkenprotein<br />
hat eine deutliche Aufwertung erfahren.
● Käseproduktion<br />
langsamer gewachsen<br />
Die Käseproduktion in Deutschland ist<br />
auch <strong>2011</strong> weiter gewachsen, allerdings<br />
im Vergleich zu 2010 langsamer.<br />
Die Gesamterzeugung hat sich auf 2,32<br />
Mio. Tonnen erhöht und nahm damit im<br />
Vergleich zum Vorjahr um 1 % zu. Das<br />
Wachstum hat sich auf die Segmente<br />
Frischkäse und Pasta-Filata konzentriert.<br />
Die Produktion von Schnittkäse – in<br />
den Vorjahren meist der Wachstumsträger<br />
– wurde um 1,7 % eingeschränkt.<br />
Der Käsekonsum der Deutschen nahm<br />
stärker zu als in den Vorjahren. Laut<br />
GfK-Consumertracking haben die deutschen<br />
Haushalte <strong>2011</strong> 1,2 % mehr Käse<br />
eingekauft als im Vorjahr. Die Käseexporte<br />
stiegen leicht, konnten aber<br />
an das starke Wachstum des Vorjahres<br />
nicht nahtlos anknüpfen. Die Nachfrage<br />
Russlands, des größten Abnehmers von<br />
deutschem Käse unter den Drittländern,<br />
verlief wechselhafter als im Vorjahr und<br />
blieb insgesamt hinter den Vorjahresmengen<br />
zurück. Wieder zugenommen<br />
haben die Lieferungen nach Italien.<br />
Außerdem konnten in anderen osteuropäischen<br />
Ländern Zuwächse generiert<br />
werden. Für Schnittkäse wurden im Jahresschnitt<br />
höhere Preise erzielt als im<br />
Vorjahr. Nach einer Preisspitze im April<br />
gaben die Erlöse allerdings wieder etwas<br />
nach.<br />
70,0<br />
65,0<br />
60,0<br />
55,0<br />
50,0<br />
Am Markt für Konsummilch war <strong>2011</strong><br />
Stagnation zu beobachten. Die Produktion<br />
von abgepackter Trinkmilch belief<br />
sich auf 5,24 Mio. Tonnen und war damit<br />
geringfügig niedriger als im Vorjahr. Die<br />
Einkäufe der privaten Haushalte sind im<br />
Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen.<br />
Leicht geschrumpft sind auch<br />
die Ausfuhren von Konsummilch, die<br />
2009 eine Rekordmarke erreicht hatten.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Käsemarkt Käsemarkt: Haushaltsabsatz und Verbraucherpreise<br />
(gleitende Zwölf-Monats-Mittel)<br />
Absatzmenge (Käse insgesamt,<br />
Tonnen)<br />
Preis (Gouda-Stücke, SB, EUR/kg)<br />
45,0<br />
0,0<br />
Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11<br />
© ZMB Quellen: ZMB auf Basis der von Daten des GfK-Consumertracking<br />
1,40<br />
1,20<br />
1,00<br />
0,80<br />
0,60<br />
0,40<br />
0,20<br />
Verbraucherpreise für Butter, Sahne und Konsummilch<br />
Cent/kg<br />
bzw. Liter<br />
Butter Butter, LEH, LEH 250g Sahne Sahne, LEH LEH, 200g H-Milch H Milch, LEH LEH, 33,5% 5%Fett Fett, 1Liter 1 Liter<br />
0,00<br />
Jan 08 Jul 08 Jan 09 Jul 09 Jan 10 Jul 10 Jan 11 Jul 11<br />
© ZMB<br />
● Konsummilchmarkt stagnierend<br />
Quelle: Gfk-Consumer-Tracking<br />
Im Jahresschnitt wurden etwas höhere<br />
Konsummilchpreise erzielt als 2010. Die<br />
Preise sind allerdings nicht entsprechend<br />
den übrigen Verwertungen gestiegen. An<br />
Milchfrischprodukten wie Joghurt und<br />
Desserts wurde erneut mehr produziert<br />
als im Vorjahr. Die Haushaltsnachfrage<br />
ist allerdings nicht im gleichen Umfang<br />
gestiegen wie im Vorjahr. Leicht zurückgegangen<br />
ist die Sahneproduktion.<br />
21<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
20 2,0<br />
1,0
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Butterpreise mit neuem Höchststand<br />
5,00<br />
4,50<br />
4,00<br />
3,50<br />
300 3,00<br />
2,50<br />
2,00<br />
150 1,50<br />
1990<br />
1991<br />
EUR/kg<br />
22<br />
1992<br />
1993<br />
Butter, , Blockware<br />
Jahresschnitt<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
Butterpreise<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
Notierung Hannover, ab Okt. <strong>2011</strong> nationale Notierung Kempten.<br />
2004<br />
2005<br />
Die Butterpreise sind <strong>2011</strong> weiter gestiegen und haben den höchsten Stand seit Mitte<br />
der 1980-er Jahre erreicht.<br />
Für Blockbutter wurden im Jahresdurchschnitt knapp 4 EUR/kg notiert. Die Erlöse<br />
für Butter waren in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt deutlich höher als in<br />
der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts. Gleichzeitig waren erheblich stärkere<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
● Mehr Magermilchpulver produziert<br />
Ähnlich wie die Buttererzeugung ist auch die Herstellung von Magermilchpulver ausgedehnt<br />
worden. Mit 301.300 Tonnen wurden die höchsten Mengen seit 2003 hergestellt.<br />
Die höheren Mengen konnten problemlos und sogar zu steigenden Preisen<br />
abgesetzt werden, da die Exportmärkte <strong>2011</strong> außerordentlich aufnahmefähig waren.<br />
Der internationale Handel mit Magermilchpulver ist <strong>2011</strong> von allen Milchprodukten am<br />
stärksten gestiegen. Die EU hat sich zum größten Lieferanten von Magermilchpulver<br />
am Weltmarkt hochgearbeitet. Dazu haben auch die steigenden Exporte aus Deutsch-<br />
land mit beigetragen. Die noch vorhandenen<br />
Interventionsbestände aus dem<br />
Jahr 2009 wurden weiter abgebaut, über<br />
Verkäufe im Rahmen der Bedürftigen-<br />
hilfe, wie auch zur freien Verwendung.<br />
Am Jahresende befanden sich noch<br />
5.678 Tonnen in deutschen Lägern. Diese<br />
sind für die Bedürftigenhilfe <strong>2012</strong> reserviert<br />
worden.<br />
Besonders stark war Molkenpulver <strong>2011</strong><br />
nachgefragt. Bei lediglich leicht steigender<br />
Käseproduktion war das zusätzliche Molkenaufkommen<br />
begrenzt. Daher war das<br />
© ZMB<br />
2010<br />
<strong>2011</strong><br />
Preisschwankungen zu beobachten. Dies<br />
zeigt, dass es im Buttermarkt zu<br />
strukturellen Veränderungen gekommen<br />
ist. Auch die Verbraucher mussten höhere<br />
Butterpreise anlegen als in den Vorjahren.<br />
Dennoch ist der Butterverbrauch<br />
insgesamt leicht gestiegen, wenngleich<br />
die Hausnachfrage etwas geschrumpft<br />
ist. Die Butterproduktion der deutschen<br />
Molkereien ist bei höherem Milchaufkommen<br />
und verhaltenem Wachstum der<br />
Käseproduktion <strong>2011</strong> wieder ausgedehnt<br />
worden und hat voraussichtlich den<br />
höchsten Umfang seit fünfzehn Jahren<br />
erreicht.<br />
Deutschland: Magermilchpulverpreise<br />
EUR/t<br />
4.000<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
Jan<br />
06<br />
© ZMB<br />
Interventionspreis<br />
Juli Jan<br />
07<br />
Juli Jan<br />
08<br />
Marktpreis,<br />
Lebensmittelware<br />
Juli Jan<br />
09<br />
Wachstum der Molkenpulverproduktion<br />
weniger stark ausgeprägt als im Vorjahr.<br />
Es wird zunehmend mehr Molke zu Molkederivaten<br />
verarbeitet. Außerdem ist die<br />
Nachfrage am Weltmarkt, insbesondere<br />
aus Asien, kräftig gestiegen. Neben der EU<br />
verfügen nur die USA über ein größeres<br />
Jul<br />
09<br />
Jan<br />
10<br />
Jul<br />
10<br />
Jan<br />
11<br />
Jul<br />
11<br />
Quelle: Preisfeststellung Kempten, (ex ZMP)
● Preiskorrekturen in <strong>2012</strong><br />
Mit der wachsenden Weltbevölkerung stiegt die Nachfrage nach Milchprodukten<br />
weiter. Dieser Effekt wird durch steigende Einkommen in den Schwellenländern<br />
und die zunehmende Beliebtheit westlicher Ernährungsgewohnheiten verstärkt.<br />
Trotz dieses positiven Basiseffekts sind die Entwicklungen im Jahr <strong>2012</strong> von einigen<br />
Unsicherheiten gekennzeichnet.<br />
Voraussichtlich wird sich ein neuer Rekord der Milchmenge, aber kein neuer<br />
Preisrekord einstellen. In den ersten Monaten des Jahres hat weltweit eine ungewöhnlich<br />
starke Ausweitung der Milchproduktion stattgefunden. Um die Jahresmitte<br />
hat sich witterungsbedingt, aber auch wegen sinkender Milchpreise bei steigenden<br />
Futterkosten eine merkliche Abschwächung des Wachstums in der EU eingestellt.<br />
Ähnlich ist die Situation in den USA, die sich in der jüngeren Vergangenheit zunehmend<br />
zu einem bedeutenden Konkurrenten am Weltmarkt entwickelt haben. Das<br />
Exportgeschäft, das bei zunehmender Milcherzeugung für den Absatz der Milch<br />
immer mehr an Bedeutung gewinnt, hat sich im ersten Halbjahr von <strong>2012</strong> erneut<br />
positiv entwickelt. Allerdings gilt dies nicht für das gesamte Spektrum an Milchprodukten.<br />
Während Milchprotein und Käse am Weltmarkt stark gefragt sind, sind<br />
die Exportmöglichkeiten für Milchfett nach bereits schwachen Vorjahren weiter<br />
rückläufig.<br />
Auf dem deutschen Markt ist mit einem stabilen bis leicht steigenden Verbrauch zu<br />
rechnen. Es wird zwar eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums prognostiziert.<br />
Diese wird sich aber erfahrungsgemäß nicht auf den Verbrauch von Lebensmittel<br />
auswirken – vorausgesetzt es kommt nicht zu einem Einbruch, wenn die Staatsschuldenkrise<br />
in Europa ausufern sollte. Mit der steigenden Beschäftigungsquote in<br />
Deutschland scheint eine gewisse Umschichtung des Verbrauchs von Haushaltskonsum<br />
in Außer-Haus-Konsum und Convenience-Produkte stattzufinden.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Das deutlich höhere Angebot ist im<br />
ersten Halbjahr von <strong>2012</strong> vom Markt weitestgehend<br />
aufgenommen worden – was<br />
allerdings mit Preisdruck bei den meisten<br />
Produkten einherging. Soweit bekannt,<br />
ist es lediglich zu einem geringen Aufbau<br />
von Beständen gekommen. Auf der<br />
Eiweißseite spricht vieles für feste Tendenzen,<br />
da die weltweite Nachfrage und<br />
die Preisentwicklung sehr robust sind. Bei<br />
Milchfett ist eher von einer ausreichenden<br />
Marktversorgung auszugehen. Die<br />
Milchauszahlungspreise konnten sich im<br />
ersten Halbjahr bei sinkenden Erlösen in<br />
allen wichtigen Segmenten des Milchmarktes<br />
nicht auf dem Vorjahresniveau<br />
behaupten.<br />
23
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
4 ARBEITSSCHWERPUNKTE NATIONAL UND INTERNATIONAL<br />
▲ Öffentlichkeitsarbeit beim MIV –<br />
Für Journalisten und Verbraucher<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit in Richtung Medien und Verbraucher bedeutet eine wesentliche<br />
Aufgabe für den MIV. Sowohl heute als auch in der Vergangenheit wird der MIV<br />
dabei als zentraler Ansprechpartner im Milchbereich in Telefonaten und Gesprächen<br />
für seine unaufgeregte und kontinuierliche Arbeit mit den Medien geschätzt. Doch<br />
während man bei vielen NGOs die Strategie für meist undifferenzierte und banale<br />
Botschaften als Geschäftsmodell für eine maximale Aufmerksamkeit durchschaut hat,<br />
so ist leider auch in einigen Teilen der weiteren Medien am Ende der Wunsch nach<br />
Schlagzeile größer als die Beschreibung eines richtigen Sachverhaltes. Der MIV würde<br />
sich daher wünschen, dass in Zukunft Fairness und Ehrlichkeit im journalistischen<br />
Miteinander wieder einen größeren Stellenwert gewinnen und Recherchen sachlich<br />
richtig, objektiv vorgenommen und nicht unter Darstellung falscher Tatsachen Informationen<br />
erzielt werden.<br />
24<br />
● Milchpolitikreport –<br />
die Stimme in die Politik<br />
Mit dem Milchpolitikreport ist es dem<br />
MIV gelungen, regelmäßig und in kurzer<br />
knapper Form wesentliche Themen und<br />
Botschaften in den politischen Bereich<br />
auf regionaler, nationaler und europäischer<br />
Ebene heranzutragen. Aufgrund<br />
dieser konzentrierten Informationsarbeit<br />
ist der MIV in der Lage, seine Anerkennung<br />
als kompetenter Ansprechpartner<br />
weiter auszubauen.
● PR-Arbeit innerhalb des MIV für die Öffentlichkeit<br />
Im PR-Ausschuss tauschen sich die MIV und Mitgliedsunternehmen konzentriert<br />
zu aktuellen und strategischen Themen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit aus. In den<br />
letzten Sitzungen des PR-Ausschusses hat besonders das Thema Tierschutz einen<br />
wachsenden Stellenwert eingenommen. Der Kreis hat zu diesem Thema bereits Kontakt<br />
zum <strong>Verband</strong> der Systemgastronomie aufgenommen, um sich zu den Erfahrungen<br />
am Beispiel Ferkelkastration bei durch NGO getriebenen Kampagnen auszutauschen.<br />
Als Hilfe für die tägliche Öffentlichkeitsarbeit in MIV und Unternehmen wurde auf<br />
die immer wiederkehrenden Fragen von Journalisten eine Verlagsbeilage im Fachorgan<br />
„journalist“ mit dem Thema „Milch und mehr – die deutsche Milchwirtschaft<br />
auf einen Blick“ erstellt. Das Feedback auf diese Beilage war von Journalistenseite<br />
durchweg sehr positiv. Die Beilage steht in elektronischer Form auch auf der neuen<br />
Homepage bereit.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Nach mehreren Jahren mit dem bekannten<br />
Internetauftritt hat der MIV sich<br />
im vergangenen Jahr intensiv mit dem<br />
Aufbau und Struktur der neuen Seite<br />
milchindustrie.de beschäftigt, die nun im<br />
Sommer neu vorgestellt wurde. Die neue<br />
Seite besticht dabei durch ihr modernes<br />
ansprechendes Design und die klare und<br />
eindeutige Struktur. Dadurch soll dem<br />
Nutzer die Orientierung und Informationsbeschaffung<br />
deutlich erleichtert werden.<br />
25
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Die Seite für den Verbraucher - meine-milch.de<br />
Die Bereitstellung einer Informations-Website im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
in Richtung Verbraucher hat sich als richtige Maßnahme bewährt. Hier besteht die<br />
Möglichkeit, das weite Thema Milch leicht verständlich und verbrauchernah nachzulesen.<br />
Die Herausforderung liegt in der kontinuierlichen Pflege und Aktualisierung<br />
der wichtigen aktuellen Themen, um die Akzeptanz und Nutzungsfrequenz weiter<br />
hoch zu halten. Denn es werden hier sowohl marktpolitische und ökonomische Zusammenhänge<br />
als auch Aussagen unabhängiger Experten und Wissenschaftler dem<br />
User nahegebracht. Abgerundet wird die Seite durch das wachsende Nachschlagewerk<br />
Milkipedia. Die regelmäßig erhobenen Zugriffszahlen und die per Mail eingehende<br />
Nachfragen von Verbrauchern zu speziellen Fragestellungen zeigen, dass dieses<br />
Angebot ein wichtiges Kommunikationsmittel seitens der Molkereiwirtschaft und ein<br />
Instrument zur Wissensbeschaffung für Verbraucher und auch Journalisten ist.<br />
26
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Milch-Montag <strong>2012</strong> – Zufriedenstellendes Jahr <strong>2011</strong> durch Export<br />
Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des MIV, konnte erneut zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft in Berlin begrüßen.<br />
Der MIV hatte zum jährlichen, im Rahmen der Internationalen Grünen Woche stattfindenden, Milch-Montag eingeladen. Die Abendveranstaltung<br />
hat sich im Laufe der Jahre zu einer Instanz mit Tradition für die Beteiligten im Sektor Milch entwickelt.<br />
Dr. Karl-Heinz Engel sah das vergangene Jahr <strong>2011</strong> als „kein schlechtes Jahr für die Milchwirtschaft“. Auch der DBV und der<br />
Raiffeisenverband wären über das, auch im Milchpreis ausgedrückte, Jahresergebnis <strong>2011</strong> zufrieden gewesen. Herr Dr Engel verwies<br />
auf die Bedeutung des Exports mit allein einer Million Tonnen Ausfuhr an Käse und zeigte sich auch für <strong>2012</strong> davon überzeugt, dass<br />
dieser Bereich ein bedeutender Motor der Branche bleiben wird. Aufgrund der guten Qualität und dem damit verbundenen guten<br />
Ruf von deutschen Milchprodukten in der Welt, sieht er hier noch gute Chancen für die deutsche <strong>Milchindustrie</strong><br />
Die Festredner, Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär und Udo Folgart, Präsident Landesbauernverband Brandenburg, sahen<br />
die Zukunft der Milchbranche, trotz wiederkehrender seitwärts Bewegungen am Markt, als positiv.<br />
Die Strukturveränderungen und die Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik im Zuge der Agrarreform 2014-2020 mit den<br />
Stichworten Greening, Prämienverteilung und einer möglichen Kappung der Prämien waren genauso Thema an diesem Abend, wie<br />
der aktuelle Sektorbericht Milch des Bundeskartellamtes.<br />
(v.l.n.r. sitzend: Dr. Robert Kloos (BMELV), Dr. Helmut Tschiersky-Schöneburg (BVL), Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (vTI), Theo Müller (Molkerei A. Müller), Ines Hüvel,<br />
Marina Meggle, Toni Meggle (Molkerei MEGGLE), v.l.n.r. stehend: Dr. Gerd Müller (BMELV), Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald Foods), Jutta Rosenstein (Milchkönigin<br />
R-P) und PSTS Peter Bleser (BMELV))<br />
27
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Milchpolitischer Frühschoppen des MIV in Berlin<br />
Der traditionelle Milchpolitische Frühschoppen<br />
des MIV im Rahmen der Internationalen<br />
Grünen Woche am 24. Januar<br />
<strong>2012</strong> zog erneut über 200 Teilnehmer<br />
in die Landesvertretung des Freistaats<br />
Bayern. Unter dem Motto „Das Kartellrecht<br />
und die Milch?“ wurde ein sehr sensibles<br />
Thema behandelt. Kernpunkt der Diskussion<br />
mit Experten aus der Milchwirtschaft<br />
war der im Januar <strong>2012</strong> veröffentlichte<br />
Sektorbericht Milch.<br />
Die Vertreterin des Bundeskartellamtes<br />
verteidigte die Inhalte des Berichtes. Gerade<br />
eine zu große Markttransparenz bei<br />
aktuellen Milchpreisvergleichen waren dem<br />
Kartellamt ein Dorn im Auge. Ein Vergleich<br />
könne nicht auf brandaktuellen Daten erfolgen,<br />
um den Wettbewerb um den Rohstoff<br />
nicht zu sehr zu beeinflussen. Auch<br />
darauf aufbauende Referenzpreissysteme<br />
von Molkereien müssen sich aus wettbewerbsrechtlicher<br />
Sicht einer stetigen<br />
Prüfung unterziehen.<br />
Dagegen gehalten wurde, dass sich die<br />
Preise am Markt nach Angebot und Nachfrage<br />
bilden. Preisempfehlungen nur von<br />
28<br />
(vorne v.l.n.r.: Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald Foods), PSTS Peter Bleser (BMELV), Theo Müller (Molkerei<br />
A. Müller))<br />
einer der beteiligten Seite seien wenig hilfreich. Auch die Markttransparenz der vergangenen<br />
Jahre hätten den Wettbewerb nicht ausgeschlossen oder behindert. Die seitens<br />
des Bundeskartellamtes kritisierte zu große Markttransparenz sei sogar von den Erzeugern<br />
selber gewünscht.<br />
Einig war man sich jedoch, dass eine so sensible Berichterstattung wie im Falle des<br />
Milchpreises nur dann erfolgreich seien kann, wenn sich alle Seiten wiederfinden. Auch<br />
das Bundeskartellamt sieht seinen Bericht nicht als in Stein gemeißelt an. Lösungsvorschläge<br />
wären auch aus den Reihen der Wirtschaft willkommen, solange sie den Anforderungen<br />
der Behörde genüge täten.
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Berliner Milchforum <strong>2012</strong> – Positiver Zuspruch am neuen Standort!<br />
Das mittlerweile 3. Berliner Milchforum fand am 22. und 23. März <strong>2012</strong> statt und erfreute sich erneut einer hohen Besucherzahl.<br />
Am neuen Veranstaltungsort im andel´s Hotel hat es von Seiten der Gäste, Sponsoren und Fachaussteller viel Lob gegeben.<br />
Das Milchforum hat sich in guter Zusammenarbeit zwischen dem <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> und dem Deutschen Bauernverband<br />
sowie mit Unterstützung des Deutschen Raiffeisenverbandes und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zu einer festen<br />
Größe im Molkereikalender Deutschlands und auch in Europa etabliert. Hier werden Brücken gebildet zwischen Milcherzeugern,<br />
Molkereiwirtschaft, der Wissenschaft, aber auch der Politik.<br />
(v.l.n.r.: Hauke Hansen (Milchgut Plau), Prof. Dr. Holger Thiele (ife Kiel), Sascha Siegel (Eurex Frankfurt),<br />
Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald Foods), Dr. Karl-Heinz Tholen (BMELV), Brandenburgische Milchkönigin<br />
Jennifer Heppner, Dr. Christian Bock (Landw. Rentenbank), Monika Wohlfarth (ZMB), Philippe Jachnik<br />
(Berater CNIEL), Ralf Hinrichs (Molkerei Ammerland), Udo Folgart (DBV), Anselm Richard (Landwirtschaftliches<br />
Wochen blatt Westfalen-Lippe))<br />
Thema der Veranstaltung war in diesem<br />
Jahr „Milchwirtschaftliche Praxis – Wie<br />
gehen wir mit Risiken um?“, zu welchem<br />
es auch diesmal einen regen Austausch<br />
in einer Vielzahl von Gesprächen gab. Eröffnet<br />
wurde die Tagung mit drei Fach-<br />
exkursionen. Diese führten in zwei brandenburgische<br />
Molkereien sowie in das<br />
Bundesinstitut für Risikobewertung in<br />
Berlin.<br />
Höhepunkt des ersten Tages war der<br />
Begrüßungsempfang und die Eröffnung<br />
der Fachausstellung. Es folgte der Branchentreff<br />
mit einer Festrede von Norbert<br />
Schindler, Vizepräsident des Deutschen<br />
Bauernverbandes. Am zweiten Tag fand<br />
die Fachtagung mit einer Reihe von interessanten<br />
Vorträgen statt.<br />
29
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Management spezieller Themen in der Milchbranche<br />
● Unternehmensspezifische Aspekte: <strong>Verband</strong> hilft<br />
Die Mitglieder des MIV werden von der Geschäftsstelle beim Umgang mit Branchenthemen, aber auch bei der Bewältigung besonderer<br />
unternehmensspezifischer Situationen (Ereignisse, Issues) regelmäßig und vielfältig unterstützt.<br />
Die MIV-Krisenhotline für Mitglieder<br />
Seit Jahren gibt es im MIV eine kostenfreie Krisenhotline für seine Mitglieder, die 24 Stunden am Tag erreichbar ist. So werden in<br />
einem Ernstfall von der Geschäftsstelle persönlich erste Fragen entgegengenommen und kompetent Hilfestellungen gegeben.<br />
Vielfältiges Hintergrundmaterial für Mitglieder<br />
Darüber hinaus sind im MIV-Mitgliederbereich im Internet (www.milchindustrie.de) detaillierte Informationen z. B. zu Agenturen,<br />
Rechtsanwälten, Laboratorien, Adressverzeichnisse bzgl. Presse, Handel sowie die Verfahrensanweisung „Krisenmanagement“<br />
verfügbar. Sie stellen eine wertvolle Hilfe für die Molkereipraxis dar.<br />
Krisenkommunikation<br />
Die Unternehmen der <strong>Milchindustrie</strong> können immer wieder unvorbereitet mit Situationen<br />
konfrontiert sein – sei es durch öffentliche Kampagnen, wie etwa bei der „Gen-<br />
technik-Diskussion“ oder der Initiative „Klarheit und Wahrheit“, bei Rückrufaktionen oder<br />
betriebsinternen Problemen.<br />
Oftmals scheinen diese Situationen die Unternehmen plötzlich und unerwartet vor<br />
existentielle Probleme zu stellen. Fakt ist aber, dass die meisten Ereignisse vorhersehbar<br />
und zumindest teilweise steuerbar sind.<br />
Aus diesem Grund hat der MIV in den letzten Jahren immer wieder seinen Molkerei-<br />
Unternehmen zusätzlich u. a. eintägige Basis-Workshops zur „Krisenkommunikation“<br />
angeboten. Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche Umgang mit Medien, wobei die richtige<br />
Vorbereitung und die kommunikative Begleitung von Ereignissen praxisnah geübt<br />
werden. Letztlich geht es um ein glaubwürdiges Verhalten gegenüber Presse und Öffentlichkeit.<br />
30<br />
© senoldo – Fotolia.com
● Regelmäßige Situationsanalyse im MIV: wo stehen wir?<br />
In der Arbeitsgruppe Qualität und Produktsicherheit des <strong>Verband</strong>es wird die Milchkette<br />
regelmäßig beleuchtet und in Hinblick auf eventuelle potentielle Schwachstellen<br />
geprüft. Hierzu gehört es, in der Branche sowie auch bei Kettengliedern, falls<br />
erforderlich, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen bzw. anzustoßen. Ziel ist<br />
u. a. vorbeugend mögliche Problemfelder zu erkennen, die Klärung von Sachverhalten<br />
und das Einleiten von Maßnahmen. Dazu kommt die Kommunikation, einschließlich<br />
der Vorbereitung, um ungerechtfertigten Darstellungen z. B. in der Presse oder im<br />
Internet entgegen zu treten. Gegenstand können aktuelle Themen bzw. länger zu<br />
begleitende Fragen sein.<br />
● Gentechnik weiterhin Thema<br />
Wahlfreiheit gegeben<br />
Die EU Kommission hat einen externen Berater damit beauftragt, eine eventuelle<br />
Harmonisierung im Bereich „ohne Gentechnik“ bzw. „gentechnikfrei“ zu prüfen. Ein<br />
Bericht der EU-Kommission von <strong>2011</strong> hatte festgestellt, dass es unterschiedliche Regelungen<br />
in den Mitgliedstaaten gibt, die zu Handelshemmnissen führen könnten. Bis<br />
November <strong>2012</strong> werden die Wirtschaftsbeteiligten dazu befragt. Der MIV befürchtet<br />
bei einer EU-weiten Harmonisierung, dass es zur Prozesskennzeichnung kommen kann.<br />
Diese lehnt der MIV ab, weil sie u .a. unwissenschaftlich wäre und wertvolle Nahrungsmittel<br />
unberechtigt in eine negative Diskussion gelangen würden. Zudem würden die<br />
Verbraucher irregeführt und verunsichert, weil es nach aktuellem wissenschaftlichen<br />
Stand keine Unterschiede in der Milch in Abhängigkeit von der Fütterung gibt.<br />
Bei GVO-freien Produkten handelt es sich um einen Nischenmarkt, bei dem keine<br />
Handelsbarrieren entstehen. Während sich der BLL (Bund für Lebensmittelrecht und<br />
Lebensmittelkunde) für eine Harmonisierung auf freiwilliger Basis, aber unter Anwendung<br />
strenger Voraussetzungen, ausgesprochen hat, konnte bei EDA (Europäischer<br />
<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>) bisher keine gemeinsame Position gefunden werden. Auf<br />
keinen Fall ist die derzeit positive mit einer verpflichtenden negativen Kennzeichnung<br />
vereinbar. Der MIV setzt sich für die Beibehaltung des Status Quo ein.<br />
Auch bei tierischen Erzeugnissen hat der Verbraucher grundsätzlich die Wahlfreiheit,<br />
da es neben herkömmlichen Erzeugnissen die Bio-Produkte und die Produkte mit<br />
„ohne Gentechnik“-Kennzeichnung gibt.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
© Blend Images – Fotolia.com<br />
Kein Übergang von<br />
gentechnisch verändertem<br />
Futter<br />
Führende Wissenschaftler (Prof. Einspanier,<br />
Prof. Flachowsky, Prof. Heller, Prof. Jahreis,<br />
Prof. Jany, Prof. Meyer) haben den derzeitigen<br />
wissenschaftlichen Stand zusammengefasst<br />
und veröffentlicht:<br />
„... Es ist in der Wissenschaft gesichert<br />
und unstreitig, dass die Verfütterung gentechnisch<br />
veränderter Futtermittel an<br />
Kühe nicht dazu führt, dass sich die Milch<br />
dieser Kühe von der Milch solcher Kühe<br />
unterscheidet, die mit entsprechenden<br />
nicht gentechnisch veränderten Futtermitteln<br />
gefüttert wurden.“ Dieses ist nach<br />
wie vor der aktuelle Sachstand, wie auch<br />
eine Langzeitstudie an der TU München-<br />
Weihenstephan zeigt. Der Versuch lief<br />
2 Jahre unter der Leitung von Herrn Prof.<br />
Meyer.<br />
31
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Verpackungsqualität entscheidend<br />
Die Qualität von Verpackungsmaterialien ist ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz<br />
und das Image unserer Milcherzeugnisse.<br />
So sind z. B. Verpackungsqualität und Migrationsverhalten nicht voneinander zu trennen.<br />
Gerade die letzten Entwicklungen zeigen, dass hier ein verstärktes Verständnis<br />
und Ineinandergreifen in der Milch- und Verpackungskette unerlässlich sind, um Probleme<br />
und damit Imageschaden von Milcherzeugnissen präventiv zu verhindern. Ob<br />
nun Stiftung Warentest, Öko-Test, Presse oder Überwachung, viele Bereiche haben<br />
sich das Verpackungsthema auf die Fahne geschrieben. Am Ende stehen aber das<br />
Lebensmittel und dessen Hersteller in der Kritik.<br />
MIV-Konformitätserklärung: in der Praxis gelebt<br />
Bereits seit September 2008 gibt es im MIV eine Konformitätserklärung für Ver-<br />
packungen und Bedarfsgegenstände für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln.<br />
Diese bezieht sich nicht nur, wie gesetzlich vorgeschrieben, auf Kunststoffe, sondern<br />
auch auf andere Materialien. Insgesamt gilt es immer wieder das Bewusstsein dafür<br />
zu stärken, dass es um die Verpackung von Lebensmitteln geht. Die MIV-Konformitätserklärung<br />
hat sich bewährt und wird in der Kette akzeptiert. Sie wurde im<br />
Berichtszeitraum u.a. bezüglich der EU-Kunststoff-Verordnung (VO (EU) 10/<strong>2011</strong>, PIM)<br />
aktualisiert.<br />
Keine Vorlage beim<br />
Einzelhandel<br />
Der MIV stellt in Zusammenhang mit<br />
der gesetzlichen Regelung zu Konformitätserklärungen<br />
im Rahmen der PIM-VO<br />
klar, dass es keine rechtliche Grundlage<br />
zur Vorlage der Konformitätserklärungen<br />
beim Einzelhändler durch den Lieferanten<br />
von verpackten Produkten gibt (§ 10<br />
Abs. 1, letzter Satz der Bedarfsgegenständeverordnung,<br />
VO (EU) 10/<strong>2011</strong>).<br />
32<br />
© Franck Boston – Fotolia.com
● MIV-Initiative Lieferantenaudits gut angelaufen<br />
Nach Diskussionen und Konkretisierungen durch den MIV hat das Bundeskartellamt<br />
inzwischen mitgeteilt, dass gegen das Konzept der Initiative zu gemeinsamen<br />
Lieferanten-Audits im Verpackungsbereich derzeit keinerlei Bedenken bestehen.<br />
Die MIV-Initiative „Gemeinsame Lieferanten-Audits“ beinhaltet, dass zukünftig Vorlieferanten<br />
von einem Molkerei-Unternehmen für alle Unternehmen auf Basis des IFS<br />
auditiert werden.<br />
Der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> hat für die beteiligten Molkerei-Unternehmen die<br />
Audit-Datenbank im Mitgliederbereich auf der MIV-Webseite eingerichtet. Die<br />
Auditierungen laufen.<br />
● Gutachten zum Gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
In dem Gutachten des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung zum Thema „Organisation des gesundheitlichen<br />
Verbraucherschutzes (Schwerpunkt Lebensmittel)“ empfiehlt der Bundesbeauftragte insbesondere eine Optimierung der<br />
Eigenkontrollen der Unternehmen, eine personelle und organisatorische Stärkung der amtlichen Überwachung in den Ländern, eine<br />
Stärkung der Kompetenzen des Bundes sowie eine Neuausrichtung des nationalen Krisenmanagements. Verbesserungsbedarf wird<br />
sowohl in den Überwachungsstrukturen der Länder als auch beim Bund und auf europäischer Ebene festgestellt.<br />
In einer umfangreichen Stellungnahme weist der MIV darauf hin, dass die Diskussionen zur Optimierung der Organisation des<br />
gesundheitlichen Verbraucherschutzes in Deutschland ausdrücklich begrüßt werden. Darüber hinaus wird u. a. auf Folgendes aufmerksam<br />
gemacht:<br />
� Die primäre Verantwortung für die Lebensmittel liegt beim Lebensmittelunter-<br />
nehmer. Aufgabe der Überwachung ist die Kontrolle der Eigenkontrolle der<br />
Unternehmen.<br />
� Die <strong>Milchindustrie</strong> kommt seit Jahren ihrer Verantwortung und Verpflichtung für<br />
sichere und qualitativ hochwertige Produkte nach. Risikoorientiert werden<br />
effektive Eigenkontrollen durchgeführt. Die erforderliche Kontrolldichte durch<br />
die Veterinärbehörden ist gegeben.<br />
� Die Schaffung einer neuen Funktion des „Produktsicherheitsbeauftragten“ wird<br />
abgelehnt. Sie wird heute bereits durch den HACCP/QM/IFS-Beauftragten wahr-<br />
genommen.<br />
� Die Forderung und Nutzbarmachung der wirtschaftlichen Qualitätssicherung wird<br />
nicht realisierbar sein. Sie setzt u. a. die Schaffung einer bundeseinheitlichen EDV-<br />
Struktur und die Festlegung von Untersuchungsparametern voraus. Entscheidend<br />
ist, dass die freiwillige Datenweitergabe im Problemfall heute schon funktio-<br />
niert.<br />
� Ein zentrales System für anonyme Hinweise wird abgelehnt.<br />
� Der MIV erwartet, dass die betroffenen Branchenverbände frühzeitig zwecks<br />
Schadensminimierung in den Klärungsprozess bei einer Krise eingebunden<br />
werden.<br />
33
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Chronischer Botulismus<br />
Krankheitsbild bisher wissenschaftlich nicht gesichert<br />
Berichte über den sog. viszeralen oder chronischen Botulismus in Rinderbeständen gibt es seit einigen Jahren. Hierbei handelt<br />
es sich um eine Erkrankung, deren Ursachen bisher unklar sind und von der Hochleistungsrinder betroffen sind. Während die<br />
Erkrankung anhand klinischer Symptome belegt ist, sind die Krankheitsbilder jedoch bisher nicht wissenschaftlich gesichert, so auch<br />
nicht Clostridium botulinum als ursächlicher Toxinbildner.<br />
BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) und BMELV (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz),<br />
wie auch der MIV, begleiten das Thema seit langem. Der aktuelle Stand ist:<br />
� Beim sog. chronischen oder viszeralen Botulismus handelt es sich um eine Hypothese,<br />
wobei ein unspezifisches Krankheitsbild beschrieben wird, auffällig sind in den Beständen<br />
allerdings „suboptimale“ Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Die Ursache des<br />
Krankheitsbildes ist bisher wissenschaftlich nicht gesichert.<br />
� Das FLI (Friedrich-Loeffler-Institut) führt derzeit eine Vergleichsuntersuchung zur<br />
Botulismusdiagnostik in Deutschland durch.<br />
� Bisher gibt es keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Erkrankungen von<br />
Tieren und einer Besiedelung von C. botulinum.<br />
� Das Krankheitsbild erfüllt nicht die Voraussetzungen des Tierseuchengesetzes.<br />
� Vertreter der Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen begegnen der Thematik<br />
mit großer Skepsis: es gibt keine wissenschaftlichen Belege.<br />
� Aus BMELV-Sicht ist eine fundierte Sachstandsaufklärung und eine Versachlichung der<br />
öffentlichen Diskussion nötig. Es handelt sich um einen multifaktoriell bedingten Symptomkomplex.<br />
Eine Verbesserung und Vereinheitlichung der Diagnostik ist erforderlich.<br />
Das BMELV unterstützt daher ein Forschungsvorhaben der Tierärztlichen Hochschule<br />
(TiHo) in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das seit Februar<br />
<strong>2012</strong> läuft und bei dem die Kausalzusammenhänge des chronisch-schleichenden Verfalls<br />
in Rinderbeständen geklärt werden soll.<br />
Der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> begrüßt diesen Ansatz ausdrücklich. Nur so kann ungerechtfertigten<br />
Äußerungen begegnet werden.<br />
34
● Schmallenberg-Virus: Milch nicht betroffen<br />
Im November <strong>2011</strong> hat das FLI das Schmallenberg-Virus des Genus Orthobunyavirus<br />
bei Rindern in Deutschland festgestellt und inzwischen isoliert, angezüchtet sowie<br />
vermehrt.<br />
Orthobunyaviren des Rindes sind in Australien, Asien und Afrika verbreitet und führen<br />
zumeist zunächst zu einer milden Klinik. Werden trächtige Tiere infiziert, so kommt<br />
es zeitversetzt zu erheblichen kongenitalen Schäden, Frühgeburten etc.. Solche Viren<br />
werden wahrscheinlich hauptsächlich durch Mücken übertragen.<br />
Kein Risiko für Menschen<br />
Das Europäische Center for Disease Prevention and Control (ECDC) kommt in seiner<br />
Risikobewertung aufgrund der Verwandtschaft des „Schmallenberg- Virus“ zu anderen<br />
Viren zu dem Ergebnis, dass nicht von einem Risiko für den Menschen auszugehen<br />
ist. D.h. es gibt keine direkte Übertragung und derzeit keine Hinweise, dass das Virus<br />
humanpathogen ist und es sich damit um eine zoonotische Erkrankung handelt. Die<br />
Erkrankung mit dem “Schmallenberg-Virus“ ist eine Tierkrankheit.<br />
Die Übertragung geschieht durch Insekten (Gnitzen und Stechmücken), nicht direkt<br />
oder durch andere externe Faktoren. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass Milch bei der<br />
Übertragung eine Rolle spielt.<br />
Mütter missgebildeter Tiere sind selbst nicht erkrankt und tragen den Virus nicht<br />
mehr in sich. Damit kann es nicht zu einer Belastung der Milch mit Viren kommen.<br />
Die Kuh hat die Erkrankung überstanden und ist virusfrei.<br />
Milch ist damit nicht betroffen.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● EU-Verhandlungen zum<br />
Klonen wieder<br />
aufgenommen<br />
Nachdem die letzten Verhandlungen zwischen<br />
Vertretern des Europaparlamentes<br />
und der 27 EU-Staaten im Frühjahr <strong>2011</strong><br />
scheiterten, plant die Europäische Kommission<br />
im Frühjahr 2013 Rechtsvorschläge<br />
zum Umgang mit der Klontechnik bei<br />
Nutztieren vorzulegen. Bis zum Jahresende<br />
soll dafür eine Folgeabschätzung von fünf<br />
Möglichkeiten, die die Kommission Interessenvertretern<br />
Mitte März im zuständigen<br />
Beratungsausschuss präsentiert hat, vorgenommen<br />
werden.<br />
Produkte von Nach-<br />
kommen nicht erfassen<br />
Da die Unbedenklichkeit der aus geklonten<br />
Tieren und ihren Nachkommen<br />
hergestellten Lebensmittel von der EFSA<br />
bestätigt wurde, ist aus Sicht des MIV<br />
zwar ein rechtlicher Rahmen erforderlich,<br />
jedoch sollten die Produkte von Nachkommen<br />
nicht erfasst sein.<br />
Der MIV-Sachstand zum Klonen mit der<br />
Darstellung des wissenschaftlichen und<br />
rechtlichen Standes steht den Mitgliedern<br />
zur Verfügung.<br />
35
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch)<br />
● Qualitätsmanagement Milch: jetzt als Standard anerkannt –<br />
DAkkS bestätigt Akkreditierung<br />
Die unabhängige Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) hat am 6. Juli <strong>2012</strong> den bundeseinheitlichen Standard zur<br />
Milcherzeugung QM-Milch als Zertifizierungsgrundlage für Prüfstellen anerkannt. Damit können sich unabhängige Zertifizierungsstellen<br />
in den Regionen auf Basis dieses Standards akkreditieren lassen. Der Standard basiert auf dem bereits im Jahr 2002 auf<br />
Initiative des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) und des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es (MIV)<br />
entwickelten Leitfaden für ein bundeseinheitliches Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch).<br />
Der jetzt offiziell anerkannte QM-Milch-Standard umfasst weiterhin die Qualitätssicherung auf der Stufe der Milcherzeugung, auf<br />
dessen Grundlage die Molkereien ihre eigenen HACCP-Konzepte erstellen. Der Standard erhöht die Transparenz der in Jahrzehnten<br />
aufgebauten und ständig verbesserten Qualitätssicherung in der deutschen Milchwirtschaft. Das dient der bundesweiten Absicherung<br />
des hohen Qualitätsniveaus und der imagefördernden Kommunikation mit Verbrauchern und dem Lebensmitteleinzelhandel.<br />
36<br />
© DOC RABE Media – Fotolia.com<br />
● Gespräche zum Futtermittelmanagement laufen<br />
Die Futtermittelrahmenvereinbarung zwischen DBV, DRV, DVT und MIV wird derzeit<br />
an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Dieses betrifft nicht nur die gesetzlichen<br />
Anforderungen, sondern auch Fragen der Datenweitergabe aus anderen Systemen in<br />
QM-Milch.<br />
● Der neue Lebensmittelstandard IFS 6:<br />
MIV aktiv mitgewirkt<br />
Der neue IFS Food, Version 6 wurde unter aktiver Beteiligung von Zertifizierungsstellen,<br />
Handelshäusern und Herstellerbetrieben erarbeitet. In der deutschen Arbeitsgruppe<br />
war Frau Wieck (Hochwald Foods GmbH) als Vertreterin der <strong>Milchindustrie</strong><br />
tätig. Der Standard ist ab 1. Juli <strong>2012</strong> in Kraft getreten.<br />
Im Kapitel „Unternehmenspolitik/Unternehmensleitlinie wird u.a. gefordert, dass bei<br />
den Leitlinien des Betriebes die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen ist.<br />
Bereits heute betreibt der größte Teil der Milcherzeuger sehr erfolgreich Qualitätssicherung<br />
auf Basis des bisherigen QM-Milch-Leitfadens. Mehr als 95 % der Milcherzeuger<br />
bestehen das Erstaudit auf Anhieb und kommen damit ihrer Verantwortung<br />
für sichere und qualitativ hochwertige Produkte umfassend nach.<br />
Regionale Prüforganisationen werden ab dem 1. Januar 2013 Kontrollen nach dem<br />
nun von der DAkkS anerkannten QM-Milch-Standard durchführen. Der Verein QM-<br />
Milch e.V. wird dazu die erforderlichen Entscheidungen zügig fällen.<br />
© Marion Divis – Fotolia.com
● Nachhaltigkeit: steigendes Verbraucherinteresse<br />
Das Verbraucherinteresse an Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren deutlich<br />
gestiegen. Gleichzeitig findet eine zunehmende Thematisierung bei Kunden statt. In<br />
diesem Zusammenhang sei auf den lebensmittelspezifischen Leitfaden zur Nachhaltigkeit<br />
des MIV verwiesen, der <strong>2011</strong> von der Praxis für die Praxis erstellt wurde. Ziel<br />
ist es, das verantwortungsvolles Verhalten zu einer nachhaltigen Entwicklung der<br />
Gesellschaft führt.<br />
Was gehört dazu?<br />
Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung der <strong>Milchindustrie</strong> (Umsetzung in den<br />
Unternehmen) sind Organisationsführung, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen,<br />
Umwelt, faire Betriebs- und Geschäftspraktiken, Konsumentenfragen, regionale<br />
Einbindung und Entwicklung des Umfelds. Hiermit müssen sich Unternehmen auseinandersetzen,<br />
wenn sie die Anforderungen der Norm ISO 26000 zur gesellschaftlichen<br />
Verantwortung erfüllen wollen.<br />
Vieles liegt im Unternehmen bereits vor<br />
Viele milchwirtschaftliche Unternehmen sind heute bereits nach internationalen<br />
Qualitätsmanagement- und/oder Umweltmanagementnormen zertifiziert, so dass<br />
sie ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung jetzt schon Rechnung tragen. So erwarten<br />
Zertifizierungsstandards, wie der IFS, eine schriftlich festgelegte Unternehmens-<br />
politik (Leitlinien), die Aussagen zur Kundenorientierung, Umweltverantwortung,<br />
Ethik und Personalverantwortung macht. Insofern liegt in den milchwirtschaftlichen<br />
Unternehmen schon heute viel vor. Sie waren und sind in der Lebensmittelindustrie<br />
diesbezüglich seit langem und zukünftig führend.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Aktualisierung verschie-<br />
dener MIV-Dokumente<br />
Im Berichtszeitraum wurden u. a. die<br />
MIV-Empfehlungen zu „Biogene Amine-<br />
Hartkäse“ sowie „Listeria monocytogenes“<br />
aktualisiert. Das gleiche gilt für die Sachstände<br />
„Nanotechnologie“, „Hormone“,<br />
„Milch und Gesundheit“, „wiederkäuer-<br />
spezifische Transfettsäuren“ sowie „gesättigte<br />
Fettsäuren“. Diese Hintergrundinformationen<br />
stehen allen Mitgliedern<br />
zur Verfügung.<br />
● Milch und<br />
Milcherzeugnisse in der<br />
Ernährungsdiskussion<br />
Milch, als ein ganzheitliches Nahrungsmittel,<br />
enthält eine Vielzahl von Nährstoffen<br />
und ist damit ein wichtiger Bestandteil<br />
einer gesunden Ernährung, was auch<br />
immer wieder von wissenschaftlicher Seite<br />
bestätigt wird. Über den reinen Nährwert<br />
hinaus hat Milch viele weitere gesundheitliche<br />
Vorteile. Sämtliche europäische<br />
Ernährungsempfehlungen sprechen sich<br />
für die tägliche Aufnahme von Milch und<br />
Milchprodukten aus. Die tägliche Portion<br />
Milch leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />
gesunden Ernährung und zur Prävention<br />
von ernährungsmitbedingten Krankheiten.<br />
37
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Aktuelles aus der Wissenschaft<br />
Zahlreiche ernährungswissenschaftlichen Studien untersuchen den Einfluss von Milch<br />
und Milchprodukten auf die Gesundheit. Der MIV fasst regelmäßig wichtige Erkenntnisse<br />
zur ernährungsphysiologischen Bedeutung von Milch zusammen. So konnte<br />
gezeigt werden, dass:<br />
� der Verzehr fermentierter Milchprodukte einen Herzinfarkt vorzubeugen scheint.<br />
� der Konsum von fettarmer Milch und fettarmen Milchprodukten das Risiko für<br />
einen Herzinfarkt verringert, während für fettreichere Milchprodukte kein Effekt<br />
nachgewiesen werden konnte.<br />
� bei jugendlichen Mädchen die Aufnahme von Milch mit einem geringerem Body<br />
Mass Index (BMI) und einem geringeren Körperfettanteil assoziiert ist.<br />
� die Aufnahme von Käse während der Schwangerschaft beim Kind zu einem<br />
geringeren Kariesrisiko führt.<br />
� der Verzehr von Joghurt das Risiko an kolorektalem Krebs zu erkranken redu-<br />
ziert.<br />
� es zwischen der Aufnahme von Milch und Milchprodukten und dem Risiko an<br />
Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs zu erkranken anhand der aktuellen<br />
Datenlage keinen Zusammenhang gibt.<br />
� keine estrogene Aktivität von im Handel erhältlicher Kuhmilch im Tierversuch<br />
nachzuweisen war.<br />
� bei gesunden Erwachsenen eine höhere Calciumaufnahme (unabhängig von der<br />
Quelle) mit einem geringerem Fettanteil im Körper assoziiert ist.<br />
� die tägliche Aufnahme von Milch zu einer Verbesserung der körperlichen und<br />
geistigen Leistungsfähigkeit führen kann.<br />
� Milch und Milchprodukte eine wichtige Quelle für Vitamine und Mineralstoffe in<br />
der Ernährung sind. So leisten sie einen essentiellen Beitrag zur Aufnahme von<br />
Calcium, Selen, Zink und Vitamin B12.<br />
� natürlich in Milch vorkommendes Vitamin B12 viel besser bioverfügbar ist als die<br />
synthetische Form des Vitamins.<br />
� eine grundlegende Ernährungsbildung entscheidend ist, um Verbraucher besser<br />
zu informieren und eine erweiterte Nährwertkennzeichnung per se nicht ausrei-<br />
chend ist.<br />
38
● Gesunde Ernährung: nur mit Milchfett<br />
Milch und Milchprodukte weisen ein besonderes Nährstoffspektrum auf. Sie leisten<br />
einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Der<br />
ernährungsphysiologische Wert von Milch beruht auf ihrer komplexen Zusammensetzung<br />
und darf nicht auf den Gehalt der gesättigten Fettsäuren reduziert werden.<br />
Die wissenschaftliche Datenlage zeigt, dass Milchfettsäuren bezüglich ihrer biologischen<br />
Funktionen differenziert zu betrachten sind. Zudem können gegebenenfalls<br />
nachteilige Effekte einiger langkettiger gesättigter Fettsäuren durch andere bioaktive<br />
Inhaltsstoffe (wie konjugierte Linolsäure, Calcium oder Molkenproteine) ausgeglichen<br />
werden.<br />
Milch und Milchprodukte – ganzheitliche Lebensmittel<br />
Bei einer vom europäischen <strong>Milchindustrie</strong>verband European Dairy Assocation (EDA)<br />
organisierten Politikkonferenz zum Thema „Gesättigte Fettsäuren in Milch und Milchprodukten<br />
und Gesundheit“ kamen Vertreter von Milchwirtschaft, Verbänden und<br />
Politik zusammen.<br />
Von wissenschaftlicher Seite erklärten die Ernährungswissenschaftler Prof. Arne<br />
Astrup (Universität Kopenhagen) und Prof. Givens (Universität Reading), dass der<br />
Fokus nicht auf einzelnen Inhaltsstoffen, sondern vielmehr auf dem Gesamtlebensmittel<br />
liegen sollte.<br />
Laut Prof. Astrup zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass der Zusammenhang von<br />
Herzkreislauferkrankungen und der Aufnahme von gesättigten Fettsäuren bisher<br />
überbewertet wurde. Bestätigt wurden hingegen die negativen Effekte industrieller<br />
trans-Fettsäuren. Außerdem gab er zu bedenken, dass der Ersatz von gesättigten<br />
durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren das Risiko, an Herzkreislauferkrankungen<br />
zu erkranken, zwar senkt, jedoch steigt das Risiko deutlich, wenn anstatt von<br />
gesättigtem Fett Kohlenhydrate verzehrt werden. Weiterhin führte die Aufnahme ahme von<br />
Käse zu einer Senkung der Risikofaktoren (Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin) olesterin)<br />
für Herzkreislauferkrankungen, was sich vermutlich auf die hohe Calciumaufnahme aufnahme<br />
zurückführen lässt. Auch Prof. Givens machte deutlich, dass Milch und Milchprodukte hprodukte<br />
wichtige Lieferanten von Nährstoffen sind und eine besonders hohe Nährstoffdichte offdichte<br />
haben. Langzeitstudien zeigen, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten produkten<br />
durchaus gefäßschützende Effekte hat.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Der Verbraucher hat die<br />
Wahl<br />
Aktuell finden auf EU-Ebene in der „High<br />
Level Group on Nutrition and Physical<br />
Activity“ Gespräche über die Minimierung<br />
gesättigter Fettsäuren statt. Zur Diskus-<br />
sion steht als Zielgröße eine Reduktion<br />
der Aufnahme um 5-10 %. Im Fokus sind<br />
dabei vor allem tierische Erzeugnisse, wie<br />
auch Milch und Milchprodukte. Der MIV<br />
unterstützte das Bundesministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) bei seiner Stellungnahme<br />
in diesem Zusammenhang und<br />
konnte zeigen, dass dem Verbraucher in<br />
ausreichendem Maße die Möglichkeit<br />
geboten wird eine Auswahl zwischen<br />
Milch und Milchprodukten unterschiedlicher<br />
Fettstufen zu treffen.<br />
Der MIV sieht eine Regelung zur Reduktion<br />
von gesättigten Fettsäuren (SFA) für den<br />
Milchsektor auch aus wissenschaftlicher<br />
Sicht als überflüssig an.<br />
Auf Basis dieser aktuellen Erkenntnisse<br />
wurde der MIV-Sachstand zu gesättigten<br />
Fettsäuren aktualisiert.<br />
© Viktor – Fotolia.com<br />
39
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Ruminante trans-Fettsäuren werden nicht geregelt<br />
In Zusammenhang mit der Diskussion um trans-Fettsäuren (TFA) stellt sich die Frage,<br />
wie natürliche wiederkäuerspezifische trans-Fettsäuren (r-TFA) im Gegensatz zu<br />
industriellen trans-Fettsäuren (i-TFA) hinsichtlich des Risikos an Herz-Kreislauferkrankungen<br />
zu erkranken wissenschaftlich zu bewerten sind. Fälschlicherweise wird z.T.<br />
behauptet, dass alle TFA gleich wären. Natürliche und industrielle trans-Fettsäuren<br />
unterscheiden sich aber deutlich, und zwar hinsichtlich<br />
40<br />
1. der Lokalisation der einzelnen trans-Bindungen (verschiedene Isomere),<br />
2. der TFA-Konzentrationen im Fett und der aufgenommen Menge,<br />
3. der ernährungsphysiologischen Bewertung.<br />
Untermauert wird dieses durch die Stellungnahme von Professor Jahreis (Universität<br />
Jena), der WHO-Publikation aus 2009 und der Antwort der Bundesregierung zur<br />
Kleinen Anfrage zu TFA in Lebensmitteln (<strong>2011</strong>).<br />
● Steuern auf Lebensmittel – der falsche Weg<br />
Zusätzliche Steuern auf Lebensmittel gibt es derzeit in Dänemark, Ungarn, Finnland,<br />
Frankreich und Norwegen. Aktiv in Erwägung gezogen werden Steuern außerdem in<br />
Belgien, Irland, Rumänien und Großbritannien. Zielsetzung ist laut der Regierungen<br />
die Umstellung der Ernährung ihrer Bürger, um so dem laut OECD immer weiter<br />
steigenden Adipositas-Vorkommen entgegen zu wirken. Besteuert werden daher<br />
Lebensmittel, die nicht in größeren Mengen verzehrt werden sollten.<br />
Die kürzlich in Dänemark eingeführte Fettsteuer, die eine Besteuerung von 16 DKK<br />
(2,15 €) pro kg gesättigtes Fett vorsieht, ist nicht unumstritten. Denn das Ziel, den<br />
Verzehr von fetthaltigen Produkten in der Bevölkerung zu senken, konnte bisher nicht<br />
nachgewiesen werden. Vielmehr wurde eine Zunahme des grenzüberschreitenden<br />
Warenverkehrs beobachtet, sodass die Regierung bereits über eine Abschaffung der<br />
Steuer nachdenkt.<br />
Steuern derzeit in Deutschland kein Thema<br />
Die Bundesregierung hat in einer Antwort auf eine Anfrage zu „Ernährungspolitischen<br />
Maßnahmen gegen Übergewicht und Fehlernährung“ u. a. Stellung zu Steuern<br />
auf Lebensmitteln genommen. Sie ist der Auffassung, dass steuerliche Änderungen rungen<br />
nicht zielführend sind und setzt auf das Instrument der Information und Aufklärung klärung<br />
über Ernährung. Diese Einschätzung begrüßt der MIV ausdrücklich.<br />
TFA-Leitlinie:<br />
nur industrielle trans-<br />
Fettsäuren betroffen<br />
Der MIV hat sich gegenüber Wissenschaft<br />
und Wirtschaft stark für die Differenzierung<br />
von TFA je nach ihrer Quelle eingesetzt.<br />
Bei der Erarbeitung der auf Initiative<br />
des Bundesministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) auf den Weg gebrachten und<br />
inzwischen veröffentlichten „Leitlinie zur<br />
Minimierung von trans-Fettsäuren in Lebensmitteln“<br />
konnte eine ernährungsphysiologische<br />
Differenzierung von iTFA und<br />
rTFA erreicht werden. Weiterhin wurde<br />
unterstrichen, dass sich die Reduktionskampagne<br />
ausschließlich auf nicht-ruminante<br />
TFA bezieht.<br />
© K.-U. Häßler – Fotolia.com
● Laktose-Kennzeichnung bei Milchprodukten<br />
In Deutschland ist die Auslobung von “laktosefrei” bei < 0,1 g Laktose/100 g bzw.<br />
100 ml verzehrsfertiges Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs über eine Ausnahmegenehmigung<br />
erlaubt, wobei die übliche Laktoseverträglichkeit sowie die analytisch<br />
kontrollierbare Nachweisgrenze als Basis für diesen Wert dienen. Bisher gibt es keinen<br />
EU-einheitlichen Grenzwert.<br />
Laktosewert beibehalten<br />
Diskutiert wird eine weitere Reduzierung des Grenzwertes auf 0,01 g Laktose/100 g<br />
Produkt. Der MIV setzt sich aber für die Aufrechterhaltung des derzeitigen nationalen<br />
Wertes ein, da dieser unter Berücksichtigung der EFSA-Bewertung für die betroffenen<br />
Verbraucher keine gesundheitliche Einschränkung bedeutet. Seit vielen Jahren sind<br />
laktosefreie Milch und Milchprodukte mit
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Wissenschaft und Forschung<br />
● Wissenschaftlicher Beirat <strong>2011</strong> tagte in Regensburg<br />
Die 40. Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates fand im November <strong>2011</strong> in Regensburg<br />
statt. Dabei trafen sich namhafte Vertreter aus allen Bereichen der Wissenschaft,<br />
von den Naturwissenschaften bis zur Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, um<br />
zusammen mit dem Vorstand des MIV, Unternehmensvertretern und Gästen aktuelle<br />
Themen der Milchwirtschaft zu diskutieren. Geleitet wurde die Veranstaltung vom<br />
Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Qualität und Produktsicherheit, Herrn Hans Holtorf.<br />
(v.l.n.r.: Prof. Dr. Folkhard Isermeyer (vTI), Prof. Dr. Peter Stehle (Uni Bonn), Hans Holtorf (Frischli Milchwerke), Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer (meyer.rechtsanwälte),<br />
Prof. Dr. Erwin Märtlbauer (Uni München), Dr. Gisela Runge (MIV), Prof. Dr. Horst-Christian Langowski (TU München), Prof. Dr. Heike Schuchmann (KIT),<br />
Dr. Enrique Viturro (TU München))<br />
Führende Experten mit aktuellen Themen gewährleisteten wieder eine interessante<br />
und zukunftsorientierte Veranstaltung:<br />
Herr Prof. Stehle (Universität Bonn) ging in seinem Vortrag „Milchprotein und Übergewicht<br />
– Gibt es einen Zusammenhang?“ u. a. darauf ein, dass sich Übergewicht<br />
nicht durch eine Produktanpassung auf dem Proteinsektor verhindern lässt.<br />
Zur Futtermittelsicherheit und Milchzusammensetzung und dem Transfer erwünschter<br />
und unerwünschter Stoffe sprach Herr Prof. Dänicke vom Friedrich-Loeffler-Institut<br />
Braunschweig.<br />
42
Herr Dr. Viturro (TU München, ZIEL) machte mit seinem Vortrag „Einfluss von Fütterung<br />
u. Management auf den bovinen Fett- und Cholesterinmetabolismus: Auswirkungen<br />
auf die Milchzusammensetzung“ deutlich, dass die Transfettsäurebewertung<br />
heute noch teilweise sehr unberechtigt für Milchfett ist. Industrielle und ruminante<br />
Transfettsäuren (TFA) unterscheiden sich bezüglich Art der TFA und der CLA.<br />
„Milchhygiene: gestern - heute – morgen“, war der Titel des Referates von Herrn<br />
Prof. Märtlbauer (Ludwig-Maximilians-Universität München), er zog die Schlussfolgerung,<br />
dass die Milchwirtschaft insgesamt in Hinblick auf die Sicherheit von Milch<br />
und Milchprodukten sehr gut dasteht.<br />
Herr Prof. Isermeyer, Präsident des vTI, Braunschweig, ging in seinem Vortrag<br />
„Volatile Milchmärkte: Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme“ u. a. darauf<br />
ein, dass die hohen Erdölpreise dazu führen, dass das gesamte Weltagrarpreisniveau<br />
künftig doppelt so hoch sein wird, wie in der Vergangenheit. Der Strukturwandel<br />
bei den Molkereien geht nach seiner Aussage weiter. Er weist auch darauf hin, dass<br />
bei zu hoher Biogasförderung eine Gefahr für die Zukunft der Milcherzeugung in<br />
Deutschland besteht.<br />
Über das Thema „Wahrnehmung und Wirklichkeit - Risiken im gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />
als Herausforderung für die Risikokommunikation“ referierte Frau PD.<br />
Dr. Böl (BfR, Berlin). Da die Analysenverfahren heute immer empfindlicher werden,<br />
können selbst kleinste Mengen erfasst werden. Dieses führt auch zu teilweise sehr<br />
plakativen Meldungen in den Medien, obgleich keinerlei gesundheitliche Gefährdung<br />
besteht. Das BfR bemüht sich daher sehr intensiv darum, dass das Bewusstsein einer<br />
risikoärmeren Sicht wieder zurückkommt, die den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht.<br />
Nachhaltigkeit ist auch unter dem Aspekt der Energieeffizienz bei der Sprühtrocknung<br />
zu sehen. Dazu zeigte Frau Prof. Schuchmann (Karlsruhe Institut für Technologie KIT)<br />
neuartige Technologien zum Sprühen hochviskoser Medien und der damit verbundenen<br />
Frage der Energie- und Kostenersparnis auf.<br />
Die Chancen und Risiken der Nanotechnologie in der Verpackung waren das Thema<br />
von Herrn Prof. Langowski (TU München). Es stellte fest, dass nachwievor unklare<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Begrifflichkeiten dazu führen, dass letztlich<br />
immer noch nicht ersichtlich ist,<br />
welche Stoffe nun als Nanomaterial<br />
gelten sollen. Auf jeden Fall verlangt die<br />
Einstellung der Öffentlichkeit einen sorgfältigen<br />
Umgang mit dem Thema.<br />
Herr Prof. A. H. Meyer (TU München) berichtete<br />
zu den Aktuellen Entwicklungen<br />
zum Thema “Stevia, Steviolglykoside –<br />
Novel Food, Zusatzstoff, Aroma?“.<br />
Herr Prof. Küsters (Katholische Universität<br />
Eichstätt-Ingolstadt) referierte zum Thema<br />
„Hochvolatile Märkte und Prognoseverfahren“.<br />
Abschließend stellte Herr Prof. Sauer von<br />
der Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />
die Schwerpunkte der neuen Stiftungsprofessur<br />
für „Ökonomie der Milch- und<br />
Ernährungswirtschaft“ vor.<br />
Die breite Abdeckung der Mitglieder des<br />
Wissenschaftlichen Beirats gewährleistet<br />
für die Molkereien die in der täglichen<br />
Arbeit benötigte Expertise. Damit ist es ein<br />
bedeutendes Gremium im wissenschaftlichen,<br />
wirtschaftlichen und politischen<br />
Handeln. Die Kenntnis wissenschaftlicher<br />
Fakten und der Umgang mit diesen ist<br />
unerlässliche Grundlage der Lebensmittel-<br />
und Prozesssicherheit, Rechtsetzung, Produktentwicklung,<br />
Risikokommunikation<br />
und wirtschaftlichen Ausrichtung.<br />
43
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Milch-Wissenschaftlicher Innovationspreis:<br />
ein Anreiz<br />
Der MIV-Vorstand hatte in 2010 beschlossen, einen Forschungspreis der <strong>Milchindustrie</strong><br />
einzurichten, der jährlich vergeben werden kann. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und<br />
wurde 2010 erstmalig an Herrn Prof. Jörg Hinrichs von der Universität Hohenheim<br />
verliehen. Der zweite Milch-Wissenschaftliche Innovationspreis ging in <strong>2011</strong> an Herrn<br />
Prof. Märtlbauer von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Verleihung<br />
fand beim 40. Wissenschaftlichen Beirat in Regensburg statt.<br />
Ziel dieser Initiative ist es, die Relevanz von Forschung und Wissenschaft im MIV noch<br />
stärker sichtbar zu machen. Der Preis wird für innovative milchspezifische und praxisnahe<br />
Leistungen aus den verschiedenen Wissenschaftsbereichen, von den Naturwissen-<br />
schaften bis zur Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, die für die Molkereipraxis und<br />
Milchwissenschaft von besonderer Bedeutung sind, vergeben.<br />
(v.l.n.r.: Hans Holtorf (Frischli Milchwerke), Prof. Dr. Erwin Märtlbauer (Uni München))<br />
44
Aus der Begründung für die Preisverleihung<br />
Seit 1993 ist Herr Prof. Märtlbauer Inhaber des Lehrstuhls für Hygiene und Technologie<br />
der Milch an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.<br />
Seine Hauptforschungsgebiete sind u. a. Mykotoxine in Lebensmitteln, Tierarzneimittelrückstände<br />
in Lebensmitteln tierischen Ursprungs, pathogene Mikroorganismen<br />
in Milch und Milchprodukten, Nachweis und Bedeutung bakterieller Toxine, Entwicklung<br />
neuer analytischer Methoden sowie das Vorkommen und die Stabilität des<br />
BSE-Erregers in Lebensmitteln und Umwelt.<br />
Bei seinen Forschungsaktivitäten stehen die Praxisnähe und Relevanz stets im Vordergrund.<br />
Darüber hinaus wird Herr Prof. Märtlbauer wegen seiner innovativen, die<br />
<strong>Milchindustrie</strong> voranbringenden Forschungsansätze sehr geschätzt. Sein Einsatz ist<br />
beispielgebend.<br />
Herr Prof. Märtlbauer hat in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl von<br />
Gemeinschaftsprojekten maßgeblich die vorwettbewerbliche Forschung in der<br />
<strong>Milchindustrie</strong> u. a. in den Bereichen Hygiene, Mikrobiologie, Tierarzneimittel und<br />
Methodenentwicklung bestimmt. Die Projektausschüsse waren und sind durch eine<br />
rege Beteiligung aus den milchwirtschaftlichen Unternehmen charakterisiert.<br />
Durch die Umsetzung seiner Projekt-ergebnisse in der Milchbranche konnten und<br />
können u. a. kleine und mittlere Unternehmen der Milchwirtschaft ihre Prozesse<br />
optimieren und sicherer machen. Die Erkenntnisse, die aus den Projekten gewonnen<br />
werden, sind für die Molkerei-praxis und Milchwissenschaft gleichermaßen von Bedeutung.<br />
Der Milchforschungsstandort Deutschland wird so durch Herrn Prof. Märtlbauer<br />
maßgeblich und nachhaltig gestützt. Er ist ein wichtiger Leistungsträger der Milchwissenschaft<br />
in Deutschland und seit vielen Jahren Mitglied im Wissenschaftlichen<br />
Beirat des MIV.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Ideenbörse Forschung <strong>2012</strong> zum 7. Mal<br />
Thema: Milch hat Zukunft – Milch ist in für alle!<br />
Im Wechsel mit dem Wissenschaftlichen Beirat findet im 2-jährigen Turnus die<br />
MIV-Ideenbörse Forschung statt. Unter dem Titel „Milch hat Zukunft – Milch ist<br />
in für alle!“ werden am 14. und 14. November <strong>2012</strong> führende Wissenschaftler und<br />
Unternehmensvertreter im Hotel Maritim in Fulda tagen. Es sind Vorträge zu den<br />
Themenbereichen: Wieso und wofür ist Milch gut?, Wie wird Milch noch besser?,<br />
Attraktive Produkte aus Milch, Milch – auch besser für die Umwelt vorgesehen.<br />
Ziel der Ideenbörse ist die Entwicklung von Ideen für neue, praxisnahe, milchwirtschaftsrelevante<br />
Gemeinschaftsforschungsvorhaben sowie für eventuelle unternehmensspezifische<br />
Projekte. Solche Vorhaben können anschließend zur Förderung durch<br />
das BMWi eingereicht werden.<br />
45
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Wissenschaftlicher<br />
Stand: das A und O<br />
Seit sehr vielen Jahren gewährleisten die<br />
Vertreter des Wissenschaftlichen Beirates<br />
des MIV und weitere Wissenschaftler eine<br />
kompetente Begleitung der <strong>Milchindustrie</strong><br />
bei den verschiedensten aktuellen Themen.<br />
Unternehmen und Geschäftsstelle des<br />
MIV sind äußerst dankbar für diese wertvolle<br />
Unterstützung. Die qualifizierten<br />
Auskünfte und Positionen der Wissenschaft<br />
sind für die Versachlichung<br />
mancher Themen, wie z. B. beim visceralem<br />
Botulismus, Jacobskreuzkraut, MAP,<br />
Nanotechnologie oder weiterhin der<br />
Gentechnik, entscheidend. Gleichzeitig<br />
bedeuten sie Transparenz gegenüber der<br />
Öffentlichkeit.<br />
46<br />
© ~lonely~ - Fotolia.com<br />
● MIV, ein starker Partner der Branchen-Forschung<br />
<strong>Milchindustrie</strong> trifft Wissenschaft<br />
Seit langem steht der MIV in intensivem Kontakt mit den verschiedenen Forschungsinstituten.<br />
Um diesen weiter zu intensivieren und Ansätze für neue innovative Ideen<br />
zu finden, werden die Sitzungen der Arbeitsgruppe Forschung regelmäßig an verschiedenen<br />
Instituten durchgeführt. Im Berichtszeitraum wurde der Fachbereich „Life<br />
Science Technologies“ der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo besucht. Diese<br />
Treffen werden zur Entwicklung möglicher Forschungsansätze zwischen Molkereien<br />
und Instituten genutzt.<br />
Forschung für die Zukunft,<br />
stets anwendernah und innovativ<br />
Der MIV nutzt seit vielen Jahren das Programm zur Förderung der industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung des BMWi, um Forschungsvorhaben zu initiieren, die in enger<br />
Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgruppe Forschung und den wissenschaftlichen<br />
Instituten entwickelt werden.<br />
Themen und Zielsetzungen der Forschungsprojekte ergeben sich direkt aus der industriellen<br />
Praxis und ihren Bedürfnissen. Zentrale Felder sind hierbei: Prozessentwicklung<br />
und -optimierung, Analysenmethoden und Messverfahren, Produktverhalten im<br />
Prozess und Neue Technologien.<br />
Der MIV ist nach wie vor der forschungsintensivste Ernährungsbereich im FEI. Der<br />
Trend zur Einreichung von Clusterprojekten hat das Fördervolumen insgesamt deutlich<br />
erhöht und ermöglicht die Vereinigung von grundlagen- und anwendungsorientierten<br />
Forschungsprojekten, die parallel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
und dem BMWi finanziert werden. Der MIV beteiligt sich mit einem zehnprozentigen<br />
Industrieanteil am anwendungsorientierten Teil, der über das BMWi/AiF gefördert<br />
wird.<br />
Gemeinschaftsforschung fördert Nachwuchs<br />
Gleichzeitig werden mit Hilfe dieser anwendungsnahen Gemeinschaftsforschungsprojekte<br />
Nachwuchswissenschaftler ausgebildet, die später auch in der Wirtschaft hoch<br />
qualifiziert Anstellung finden können. Qualifizierte milchwissenschaftliche Experten<br />
werden in den verschiedensten Bereichen benötigt.
Die Forschung im MIV: beachtenswert<br />
Im MIV werden seit 1997 durch die Arbeitsgruppe Forschung vorwettbewerbliche<br />
Gemeinschaftsforschungsvorhaben initiiert und begleitet. Aufgabe dieser vom MIV-<br />
Vorstand gegründeten Gruppe ist es, die Prüfung und Koordination von gemeinschaftlichen<br />
vorwettbewerblichen Forschungsansätzen für die gesamte Milchbranche<br />
auf Praxisrelevanz und wissenschaftliche Bedeutung unter Berücksichtigung des<br />
wirtschaftlichen Einsatzes von Finanzmitteln durchzuführen.<br />
Die Arbeit dieser Arbeitsgruppe ist außerordentlich erfolgreich. So stellte das Bundeswirtschaftsministerium<br />
seit 1997 insgesamt über 22 Millionen Euro öffentliche Mittel<br />
für MIV-Projekte zur Verfügung.<br />
In <strong>2011</strong> wurden insgesamt Fördergelder in Höhe von über 3,1 Mio. Euro für MIV-<br />
Forschungsprojekte vom BMWi bewilligt. Im laufenden Jahr <strong>2012</strong> sind bereits drei<br />
Projekte in Höhe von über 1,6 Mio. Euro bewilligt worden.<br />
Weitere, für die Milchbranche praxisnahe Forschungsvorhaben, sind in Vorbereitung.<br />
Der MIV unterstützt neben diversen Gemeinschaftsforschungsvorhaben beim BMWi<br />
drei Projekte beim BMBF:<br />
� „Kompetenznetzwerk Food Chain Plus (FoCus)“<br />
� „SiLeBAT – Sicherstellung der Futter- und Lebensmittelwarenkette bei bio-<br />
und agro-terroristischen (BAT)-Schadenslagen“<br />
� „Lebensmittelversorgung unter energie-defizienten Rahmenbedingungen<br />
(LEVERA)“<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
© yanlev – Fotolia.com<br />
Im Berichtszeitraum wurden zudem folgende Forschungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen<br />
von über 1,2 Mio. Euro eingereicht, die noch in der Bewilligungsphase<br />
stehen:<br />
„Bildung großer kolloidaler Partikel durch Einkopplung von Schwingungen während<br />
der Milchfermentation“ (MIV 12/2010, AiF 3056/12 N)<br />
Prof. Hinrichs (Universität Hohenheim), Prof. Schlücker (Universität Erlangen-Nürnberg)<br />
„Enzymatische Produktion von salzgeschmacksverstärkenden Peptiden aus Milch-<br />
und Eiklarproteinen“ (MIV 01/<strong>2011</strong>, AiF 3059/12 N)<br />
Prof. Hofmann (TU München), Prof. Berger (Universität Hannover)<br />
„Modellbasierte Produktionsunterstützung bei der Laktosekristallisation“ (MIV<br />
04/<strong>2011</strong>, AiF 5320/12 N)<br />
Prof. Briesen (TU München)<br />
47
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Beschaffung und Logistik<br />
● Logistik rund um die Milch – viel Know-How um ein kostbares Gut<br />
Bis die Milch und Milchprodukte für den Verbraucher im Laden stehen, müssen durch<br />
die Logistiker der Molkereibranche viel Know-How und Planung in die Prozesse eingebracht<br />
werden. So geben die Kühe auf den Erzeugerbetrieben unabhängig von<br />
Wochenende und Feiertag täglich ihre Milch und machen daher kontinuierliche<br />
logistische Prozesse in der Abholung der Milch erforderlich. Dies erfolgt mit<br />
modernen, speziell ausgerüsteten Fahrzeugen für den Rohmilchtransport. Denn nur so<br />
kann gewährleistet werden, dass der kostbare Rohstoff Milch in bester Qualität in der<br />
Molkerei ankommt. Besondere Herausforderungen sind dabei zu bewältigen, wenn<br />
Eis und Schnee oder auch technische Defekte die Abholung der Milch beim Erzeuger<br />
behindern. Dies erfordert vielfach ein schnelles, zielorientiertes Handeln.<br />
Brennpunkt Rampe<br />
Die zuvor genannten Herausforderungen sind gleichfalls in der Distribution der Produkte an<br />
den Handel ein elementarer Bestandteil der Logistik. Nur führen fehlende Kapazitäten auf Seiten<br />
des Handels, Informationsdefizite und mangelnde vertragliche Regelungen dazu, dass die<br />
Laderampen bei den Handelspartnern häufig zu einem Brennpunkt zwischen Fahrern sowie<br />
Lagerpersonal und in der weiteren Kommunikation zwischen Molkerei und Handel werden.<br />
Forciert wurde diese Entwicklung in den letzten Jahren dadurch, dass inzwischen rund 160 Lagerstandorte<br />
Zeitfenstermanagementsysteme eingeführt haben. Während die Anbieter solcher<br />
Systeme und auch der Handel hier Vorteile hervorheben, mahnen besonders die für die Molkereien<br />
tätigen Logistikdienstleister deutliche Einschränkungen und wenig Verbesserung in den<br />
logistischen Prozessen an. Verschärft wird der Brennpunkt Rampe letztlich sowohl durch lange<br />
Wartezeiten und daraus resultierende Probleme in den Prozessen der liefernden Molkereien und<br />
in der Einhaltung der gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten sowie schlechte soziale Rahmenbedingungen<br />
für die LKW-Fahrer.<br />
48
Soziales Miteinander und Mangel an Kraftfahrern<br />
Auch wenn die Molkereien nur indirekt damit konfrontiert werden, so hat sich die AG<br />
Frischelogistik intensiv mit dem sozialen Miteinander an den Rampen und dem anstehenden<br />
Fahrermangel auseinandergesetzt und einen Kodex als freiwillige Selbstverpflichtung für<br />
soziale Mindestvoraussetzungen und den Umgang mit Fahrpersonal im Molkereibereich entworfen.<br />
Von Seiten der Molkereien soll damit ein Zeichen gesetzt werden, damit der sich<br />
abzeichnende Kraftfahrermangel gemindert wird und auch in Zukunft ausreichend Kraftfahrer<br />
zur Verfügung stehen. Denn besonders die Molkereien sind darauf angewiesen, dass ihre häufig<br />
gekühlten Milchprodukte logistisch schnell und optimal ausgeliefert werden können.<br />
Technischer Fortschritt und neue Strategien<br />
Die beschriebenen Brennpunkte und neuen technischen Möglichkeiten stellen die Logistiker<br />
im Molkereibereich in den nächsten Jahren vor bekannte und neue Herausforderung. Über<br />
das Branchengremium MoPro bei der GS1 Germany hat sich eine Plattform entwickelt, wo<br />
bestehende Vakanzen identifiziert und beschrieben werden, damit anschließend neue Konzepte<br />
und Ideen zwischen der Industrie, Logistikdienstleistern und Handel konstruktiv diskutiert<br />
und weiterentwickelt werden können. Denn die bestehenden Probleme können nur gemeinsam<br />
und bei prozessstufenübergreifender Betrachtung gelöst werden. Für den Ablauf an der Rampe<br />
wurde beispielsweise eine neue Best-Practice-Lösung für den Datentransfer von der elektronischen<br />
Bestellung bis zur daraus resultierenden automatischen Rechnung entwickelt. Auch im<br />
übergeordneten Gremium Lenkungskreis Supply Side (LK SuSi) der GS1, wo der MIV nun seit<br />
wenigen Jahren vertreten ist, wird die Mitarbeit geschätzt. So hat sich der MIV aufgrund seiner<br />
effizienten und zielgerichteten Zusammenarbeit in- und außerhalb der Gremien eine hohe<br />
Anerkennung in Fragen der logistischen Prozesse erworben.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Digitaler Tachograph<br />
beim Tanksammelwagen<br />
In einigen Bundesländern wurden in den<br />
ersten Monaten des Jahres <strong>2012</strong> verstärkt<br />
Tanksammelwagen für Milch vom Bundesamt<br />
für Güterverkehr (BAG) kontrolliert und das<br />
Fehlen von digitalen Tachografen bemängelt.<br />
Dies führte punktuell so weit, dass Fahrzeuge<br />
über Stunden durch die BAG festgehalten oder<br />
sogar stillgelegt wurden. Teilweise wurden die<br />
Halter unter Fristsetzung aufgefordert, ihre<br />
Fahrzeuge entsprechend kostspielig nachzurüsten.<br />
Rechtgrundlage hierfür war die Regelung<br />
des Artikels 13 Absatz 1 Buchstabe l der<br />
Verordnung (EG) Nr. 561/2006 in dem Mitgliedstaaten<br />
für bestimmte Fahrzeuge Ausnahmen<br />
treffen können. In der deutschen Sprachfassung<br />
stand bisher „Fahrzeuge, die zum Abholen<br />
der Milch bei landwirtschaftlichen Betrieben<br />
und zur Rückgabe von Milchbehältern oder von<br />
Milcherzeugnissen für Futterzwecke an diese<br />
Betriebe verwendet werden“. Nach der bisher<br />
geltenden deutschen Sprachfassung kann die<br />
dort vorgesehene Ausnahmemöglichkeit für<br />
Milchtransporte von den Lenk- und Ruhezeiten<br />
nur dann in Anspruch genommen werden,<br />
wenn Milch bei landwirtschaftlichen Betrieben<br />
abgeholt und Milchbehälter/Milcherzeugnisse<br />
zurückgebracht werden. Nach anderen Sprachfassungen<br />
dieser EU-Verordnung kann die Ausnahme<br />
bereits in Anspruch genommen werden,<br />
wenn Milch abgeholt wird oder Milchbehälter/Milcherzeugnisse<br />
zurückgebracht werden.<br />
Aufgrund der Intervention des MIV bei der EU<br />
und beim Bundesverkehrsministerium wird die<br />
europäische und die nationale Regelung nun<br />
dahingehend geändert, dass Deutschland die<br />
Ausnahmemöglichkeit des EU-Recht wörtlich<br />
in das nationale Recht übernehmen wird. Mit<br />
dieser Umsetzung konnte sichergestellt werden,<br />
dass die deutschen Molkereien im europäischen<br />
Vergleich gleiche Ausgangsvoraussetzungen<br />
für das kostenintensive Sammeln von<br />
Milch haben.<br />
49
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Umweltschutz im MIV<br />
● Beseitigung tierischer Nebenprodukte<br />
Die Verordnung (EG) 1069/2009 über tierische Nebenprodukte (z.B. Molke zur Ver-<br />
fütterung) und die EU-Durchführungsverordnung 142/<strong>2011</strong> gelten seit dem 04.03.<strong>2011</strong>.<br />
Beide Verordnungen sind seit dem 18.03.<strong>2011</strong> anwendbar. Die Novellierung der nationalen<br />
Gesetzgebung zur Beseitigung von tierischen Nebenprodukten und zur Anpassung<br />
der aktuellen Rechtslage lässt noch auf sich warten.<br />
Der MIV wird sich auch im nächsten Geschäftsjahr in der Arbeitsgruppe Umwelt<br />
diesem Thema intensiv annehmen. Im Fokus steht hier insbesondere die Änderung<br />
der Behandlungsvoraussetzungen bei der Entsorgung von sog. „Zentrifugenschlamm“<br />
über das Abwasser, das bisher nur thermisch erhitzt in den Abwasserstrang geleitet<br />
werden darf.<br />
● Verwertung des Gärrestes von Hemmstoffmilch als<br />
Düngemittelausgangsstoff<br />
Gegen eine Verwertung von hemmstoffhaltiger Milch über Biogasanlagen, die den<br />
Gärrest nachfolgend als Düngemittel abgeben, steht die nationale Gesetzgebung.<br />
Weder nach der Düngemittelverordnung noch nach der neuen Bioabfallverordnung<br />
ist eine Verwendung des Materials vorgesehen. Hemmstoffmilch darf nach der Düngemittelverordnung<br />
nur in betriebsüblichen Mengen an den landwirtschaftlichen<br />
Betrieb zurückgegeben werden.<br />
Der Vorschlag des MIV zur Identifizierung von Abbauzeiträumen von antibiotisch<br />
wirksamen Stoffen in hemmstoffhaltiger Milch in Absprache mit den Bundesministerien<br />
BMU und BMELV, der dem Wissenschaftlichen Beirat für Düngemittelfragen<br />
vorgelegt wurde, ist aus politischen Gründen negativ beschieden worden.<br />
Auch die seit 1. Mai <strong>2012</strong> in Kraft getretene novellierte Bioabfallverordnung hält<br />
an dem Verwertungsverbot der hemmstoffhaltigen Milch in Biogasanlagen fest. In<br />
der Begründung heißt es, dass Tierarzneimittel-Rückstände durch die biologische<br />
Behandlung in einer Biogasanlage nicht abgebaut werden.<br />
Die europäische Kommission plant derzeit eine Revision der EU-Düngemittelverordnung.<br />
Bislang sind in der Verordnung nur mineralische Düngemittel berücksichtigt.<br />
Nunmehr sollen auch organische und organisch-mineralische Dünge- und Bodenverbesserungsmittel<br />
aufgenommen werden. Der MIV setzt sich für die Aufnahme der<br />
hemmstoffhaltigen Milch auf europäischer Ebene ein und hat seine Position bereits in<br />
die Arbeitsgruppen der EU-Kommission eingebracht.<br />
50
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Energiesteuer:<br />
Spitzenausgleich künftig nur mit Nachweis von Energiemanagementsystem<br />
Es stehen Änderungen der rechtlichen<br />
Vorgaben bei der Steuererleichterung<br />
für Unternehmen des Produzierenden<br />
Gewerbes beim sog. Spitzenausgleich<br />
an. Energiemanagementsysteme und<br />
Energieeinsparung spielen dabei eine<br />
wesentliche Rolle. Das Bundeskabinett<br />
hat am 1. August <strong>2012</strong> eine Änderung<br />
des Energie- und Stromsteuergesetzes<br />
beschlossen. Damit wird die Fortführung<br />
des sog. Spitzenausgleichs für Unternehmen<br />
des produzierenden Gewerbes im<br />
Rahmen der ökologischen Steuerreform<br />
weitergeführt. Im Gegenzug wird die<br />
deutsche Wirtschaft ihre Energieeffizienz<br />
weiter steigern, und zwar für die<br />
Jahre 2013 bis 2015 um jeweils 1,3 Prozent<br />
und im Jahr 2016 um 1,35 Prozent.<br />
Im Jahr 2017 werden die Ergebnisse<br />
noch einmal ergebnisoffen evaluiert,<br />
um danach weitere Zielgrößen für den<br />
übrigen Zeitraum bis 2022 festzulegen.<br />
Die Werte für die zu erreichende<br />
Reduzierung der Energieintensität ist<br />
auf 10 Jahre Laufzeit festgelegt.<br />
Für die Unternehmen bedeutet die Gelt-<br />
endmachung des Spitzenausgleichs, dass<br />
© Jürgen Fälchle – Fotolia.com<br />
sie ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem<br />
nach DIN 16001,<br />
ISO 50001 oder EMAS ab 2016 nachweisen<br />
müssen. Nur für kleinere Unternehmen ist<br />
ein vereinfachtes Verfahren vorgesehen.<br />
Den Unternehmen werden damit Anstrengungen<br />
abverlangt, die weit über das<br />
normale Maß hinausgehen. Die Änderungen<br />
zum EnergieStG und StromStG sollen<br />
bis zum 1. Januar 2013 in Kraft treten.<br />
● Neueinstufung der<br />
Wassergefährdungsklassen<br />
Das Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />
hat einen überarbeiteten Referentenentwurf<br />
für eine Verordnung über Anlagen<br />
zum Umgang mit wassergefährdenden<br />
Stoffen (VAUwS – vormals VUmwS) vorgelegt.<br />
Er regelt alle Anlagen, in denen<br />
mit wassergefährdenden Stoffen umgegangen<br />
wird. Ende <strong>2012</strong> soll die Verordnung<br />
verabschiedet werden.<br />
Der MIV hat sich gemeinsam mit anderen<br />
betroffenen Verbänden dafür eingesetzt,<br />
dass der bisherige Status von Lebens- und<br />
Futtermitteln als nicht wassergefährdend<br />
erhalten bleibt und nicht als wassergefährdend<br />
eingestuft wird. Im überarbeiteten<br />
Entwurf wurde dem entsprochen.<br />
51
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Einsparpotential für Unternehmen des produzierenden<br />
Gewerbes<br />
Ab Januar <strong>2012</strong> hat der Gesetzgeber die Anforderungen an Unternehmen gelockert,<br />
die die Befreiung bzw. Reduzierung der Zahlung der Umlage für Erneuerbare Energien<br />
(sog. „besondere Ausgleichsregelung“ gem. § 40 EEG) in Anspruch nehmen wollen. Die<br />
Lockerung der Gesetzgebung für die stromintensive Industrie soll die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen erhalten.<br />
● Neue Handelsperiode des Emissionshandelssystems<br />
52<br />
© mekcar – Fotolia.com<br />
Die dritte Handelsperiode des Emissionshandels (2013-2020) beginnt ab Januar 2013.<br />
Sie wird zu größeren Veränderungen und deutlicheren Verschärfungen für die betroffenen<br />
Anlagenbetreibern führen. Es wird anders als in der ersten und zweiten Handelsperiode,<br />
bei der die Betreiber effizienter Anlagen noch eine zumeist bedarfsdeckende<br />
Zuteilung erhalten haben, keine nationalen Allokationspläne mehr geben. Stattdessen<br />
gibt die EU-Kommission eine EU-weite Gesamtobergrenze für CO 2 -Emissionen vor.<br />
Anfang Mai <strong>2012</strong> hat die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) eine deutsche Anlagenliste<br />
mit einer vorläufigen Zuteilung für die 3. Handelsperiode veröffentlicht.<br />
Die Liste enthält die vorläufigen Zuteilungsmengen der stationären Bestandsanlagen<br />
in Deutschland. Das System gilt für alle Unternehmen mit einem jährlichen CO 2 Ausstoß<br />
von mehr als 10.000 Tonnen.<br />
Aufgrund des schwachen konjunkturbedingten CO 2 -Zertifikate Preises von derzeit ca.<br />
7 Euro/t CO 2 plant die EU-Kommission eine künstliche temporäre Verknappung der<br />
CO 2 Zertifikate, indem sie eine bestimmte Menge von Zertifikaten zurückbehält und<br />
so den Preis am Markt in die Höhe treibt. Damit käme eine weitere Anstrengung beim<br />
Klimaschutz auf die emissionshandelspflichtigen Unternehmen zu.<br />
Danach können künftig Unternehmen<br />
des produzierenden Gewerbes die Regelung<br />
bereits in Anspruch nehmen, wenn<br />
ihr Strombezug im letzten abgeschlossenen<br />
Geschäftsjahr an einer Abnahmestelle<br />
mind. 1 GWh betrug. Bislang waren<br />
es mind. 10 GWh. Des Weiteren muss das<br />
Verhältnis der Stromkosten zur Bruttowertschöpfung<br />
des Unternehmens mind.<br />
14 % betragen.<br />
Allerdings hat der Gesetzgeber den Begriff<br />
des „Unternehmens des produzierenden<br />
Gewerbes“ enger gefasst als in der<br />
gesetzlichen Definition im Stromsteuergesetz.<br />
Unternehmen des produzierenden<br />
Gewerbes sind danach nur solche, die an<br />
der begünstigten Abnahmestelle insbesondere<br />
dem verarbeitenden Gewerbe<br />
zuzuordnen sind.<br />
Die EU-Kommission hat im Juli einen Vorschlag<br />
dazu vorgelegt, dass Parlament<br />
und Rat über ein reguläres Gesetzgebungsverfahren<br />
die Ermächtigung erhalten,<br />
künftig in die verfügbaren Mengen<br />
von CO 2 -Zertifikaten zur Versteigerung<br />
eingreifen zu können.
● Carbon-Leakage Liste –<br />
Anerkennung der <strong>Milchindustrie</strong><br />
Energieintensive und exportorientierte Unternehmen sollen von dem Emissionshandelssystem<br />
in einer sog. Carbon-Leakage Liste ausgenommen werden. Die <strong>Milchindustrie</strong><br />
ist bisher mit drei Teilsektoren auf der Liste: Milch und Rahm in fester Form,<br />
Kasein sowie Laktose und Laktosesirup.<br />
Der MIV setzt sich zusammen mit seinem Dachverband EDA dafür ein, dass die Carbon-Leakage<br />
Liste um zusätzliche Produkte der milchverarbeitenden Industrie erweitert<br />
wird. Im ersten Schritt wurde der Antrag auf Aufnahme von Molkepulver von der<br />
EU-Kommission zunächst abgelehnt, aber für 2014 soll ein neuer Antrag mit ausführlicherem<br />
Datenmaterial gestellt werden. Dies wird von der Kommission bekräftigt.<br />
Umsetzung der Richtlinie über Industrieemissionen<br />
Die IED-Richtlinie (Richtlinie über Industrieemissionen) ist Anfang Januar <strong>2011</strong> in<br />
Kraft getreten und enthält höhere Anforderungen an Industrieanlagen als die durch<br />
die IED-Richtlinie ersetzte IVU-Richtlinie. Die Bundesregierung hat im Mai <strong>2012</strong> den<br />
vom Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorgelegten Entwurf<br />
eines Gesetzes zur Umsetzung der IED-Richtlinie sowie die Verordnung zur Umsetzung<br />
der Richtlinie über Industrieemissionen zur Änderung der Verordnung über<br />
Immissionsschutz- und Störfallbeauftragte beschlossen.<br />
Der MIV hat neben anderen Spitzen-, Dach- und Fachverbänden gefordert, dass die<br />
IED-Richtlinie in Deutschland 1:1 umgesetzt werden soll, denn Deutschland hat im<br />
Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten bereits ein hohes Niveau erreicht und die Anforderungen<br />
der IVU-Richtlinie umgesetzt. Diesen Anforderungen wurde nur zum Teil<br />
entsprochen, einige höhere Anforderungen sind im nationalen Regelungswerk festgelegt<br />
worden.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
© arahan – Fotolia.com<br />
53
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Nachhaltigkeit in der <strong>Milchindustrie</strong>:<br />
● Carbon Footprint/ Energieeffizienz<br />
Durch das Zurückrudern von der britischen Handelskette Tesco, weitere Produkte mit<br />
einem CO 2 -Label zu versehen, ist der politische Druck einer zukünftigen CO 2 -Kennzeichnung<br />
erheblich genommen. Nicht nur der MIV ist gegen eine Kennzeichnung<br />
von CO 2 , sondern auch die deutschen Behörden lehnen zurzeit eine verpflichtende<br />
Kennzeichnung von CO 2 auf Lebensmitteln ab. Dennoch ist die <strong>Milchindustrie</strong> aktiv<br />
bezüglich der Energieeffizienz, Einsparung von CO 2 und Wasser, Klimaschutz und<br />
Ressourcenschonung. Sie leistet durch eine Reihe von nachhaltigen Praktiken einen<br />
stetigen Beitrag zur Minderung des Energieverbrauchs.<br />
Der MIV engagiert sich sowohl national als auch auf europäischer Ebene an Programmen<br />
und Initiativen, deren Hauptziel die Reduktion des Treibhausausstoßes ist.<br />
● Projekt zur umweltfreundlichen Herstellung von Milch<br />
und Milcherzeugnissen<br />
So arbeitet der MIV zusammen mit dem VDM und dem IFEU Institut seit Mai <strong>2012</strong><br />
an einem zweijährigen Vorhaben „Ableitung von Optimierungspotentialen zur umweltfreundlichen<br />
Herstellung von Milch und Milcherzeugnissen“, das aus Mitteln des<br />
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)<br />
aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages gefördert wird. Die Projektträgerschaft<br />
erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)<br />
im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung. Ziel des Vorhabens ist die Erstellung<br />
und praxisrelevante Aufbereitung einer Umweltbilanz für die <strong>Milchindustrie</strong><br />
in Deutschland in Form eines an die Unternehmen gerichteten Berichtes und eines<br />
Emissions- und Ressourcenrechners. Der Fokus liegt dabei auf dem Klima- und Ressourcenschutz.<br />
Unternehmen sollen damit einen umfassenden Überblick über ihre<br />
ökologischen Leistungen und Lasten bekommen, wobei neben den Treibhausgasemissionen<br />
alle relevanten Umweltwirkungen in den Blick genommen werden.<br />
54<br />
© ferkelraggae – Fotolia.com
© shootingankauf – Fotolia.com<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Lebensmittelverschwendung<br />
Initiativen zu Lebensmittelverschwendung stehen auf nationaler und europäischer<br />
Ebene oben auf der Agenda. So hat Frau Bundesministerin Aigner eine Studie vom<br />
BMELV und der Universität Stuttgart vorgelegt. Die Untersuchung kommt zu dem<br />
Ergebnis, dass Industrie, Handel, Großverbraucher und Privathaushalte zusammen<br />
jährlich ca. 11 Mio. Tonnen Lebensmittel als Abfall entsorgen. Der größte Teil sind<br />
Gemüse und Obst. Auch die EU-Kommission und das Europäische Parlament kommen<br />
zu ähnlichen Ergebnissen in ihren dazu veröffentlichten Studien. In Brüssel will man<br />
eine Halbierung der Abfälle bis 2020 erreichen. Derzeit arbeitet die Kommission an<br />
einer Begriffsbestimmung zu Food Waste.<br />
Der MIV verfolgt das Thema auch in seinem Dachverband.<br />
● Revision der REACH-Verordnung<br />
Die EU-Kommission hat wegen der Überprüfung der REACH-Verordnung (EU-Verordnung<br />
zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe<br />
– VO (EG) 1907/2006) zahlreiche Studien in Auftrag gegeben, um beurteilen zu<br />
können, welche Änderungen bzw. Ergänzungen ggf. vorgenommen werden müssen.<br />
Derzeit wertet die Kommission die Studien aus. Nach der Sommerpause ist mit einem<br />
Ergebnisbericht zu rechnen. Die nächsten REACH-Registrierungsfristen für Chemikalien<br />
laufen 2013 und 2018 ab. Es ist zu hoffen, dass die Unklarheiten hinsichtlich des<br />
Anwendungsbereichs der Norm und Überschneidungen mit anderen Gesetzesregelungen<br />
wie die Biozidproduktrichtlinie erkannt und beseitigt werden, die der MIV u. a.<br />
auf nationaler und europäischer Ebene den Behörden aufgezeigt hat.<br />
© matthias21 – Fotolia.com<br />
55
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Nationale rechtliche Regelungen<br />
● Erweiterung der Verpackungsverordnung zum Wertstoffgesetz?<br />
Die deutsche Verpackungsverordnung (VerpackVO) wurde 1991 beschlossen, um die Verpackungsabfälle und deren Umweltbelastungen<br />
zu verringern und gleichzeitig die Wiederverwendung oder Verwertung von Verpackungen zu fördern. Sie ist wiederholt<br />
überarbeitet und auch den EU-Maßgaben angepasst worden. Die letzte Novellierung (Fünfte Novellierung) erfolgte 2009. Die<br />
Verpackungsverordnung ist Bestandteil des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes. Seit dem 30. Juni 2001 sollten so 65 % der<br />
Verpackungsabfälle (bezogen auf die Masse) verwertet werden; 45 % der Verpackungsabfälle sollen stofflich verwertet werden.<br />
Darunter wird noch nach den verschiedenen Materialien (Kunststoff, Papier, Metalle usw.) unterschieden. Die vorgeschriebenen<br />
Raten werden mittlerweile durch die verbesserten Sortiertechniken erreicht und werden künftig noch strenger werden. Auf nationaler<br />
Ebene ist ab 1.6.<strong>2012</strong> ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft getreten, in dem die sog. Abfallhierarchie (Recycling hat<br />
höchste Priorität) festgeschrieben ist.<br />
Gleichzeitig ist die Diskussion um eine Erweiterung der VerpackVO in Form eines Wertstoffgesetzes weiter fortgeschritten. Damit<br />
sollen nicht nur Verpackungen sondern auch weggeworfene Nicht-Verpackungen aus gleichen Materialien (Eimer, Bratpfannen,<br />
Spielzeug, Blumentöpfe usw.) wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden. Sicher ist mittlerweile, dass diese Gesetz kommen<br />
wird, nur das Wann ist noch offen.<br />
Deutschland ist damit weltweit führend, was das Sammeln und Sortieren von „Wertstoffen“ anbetrifft. Die deutsche <strong>Milchindustrie</strong><br />
nimmt dabei ihre Verpflichtungen zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz sehr ernst und setzt zum Einen ausschließlich recyclingfähige<br />
Materialien ein, zum anderen ist sie nach wie vor der größte Zahler von Lizenzentgelten, mit denen die Sammlung und<br />
Sortierung von Abfall finanziert wird.<br />
56<br />
© Jens Hertel – Fotolia.com
● Regionalität im Fokus<br />
Die Kennzeichnung regionaler Lebensmittel<br />
wird in Deutschland lebhaft diskutiert.<br />
Regionalität ist ein Trend, in dem auch<br />
ein großes Potential an Wertschöpfung<br />
für Industrie und Handel steckt. Verbraucherverbände<br />
haben das Thema ebenfalls<br />
für sich entdeckt und so verwundert es<br />
nicht, dass sich auch die Politik hierzu zu<br />
Worte meldet. So hat Bundesministerin<br />
Aigner einen Vorschlag zur Kennzeichnung<br />
regionaler Lebensmittel vorgelegt.<br />
Ihr Konzept lautet „Regionalfenster“ und<br />
soll bis Ende <strong>2012</strong> umgesetzt werden.<br />
MIV-Positionspapier „Alpen“<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Das BMELV-„Regionalfenster“<br />
© Nöhren/PIXELIO<br />
Die Verwendung des „Regionalfensters“ soll auf freiwilliger Basis erfolgen. Eine gesetzliche<br />
Regelung ist nicht vorgesehen. Ein Verein soll das Recht zur Nutzung des<br />
„Regionalfensters“ vergeben. Derjenige, der das „Regionalfenster“ nutzt, muss sich an<br />
die in der Vereinssatzung niedergelegten Anforderungen halten. Für die Verwendung<br />
des „Regionalfensters“ soll die Herkunft der Zutaten entscheidend sein und nicht das<br />
Absatzgebiet. Ferner soll die Herkunft systematisch kontrolliert und dokumentiert<br />
werden.<br />
Fraglich ist, ob ein solches, zusätzliches Siegel bei der Vielzahl von Siegeln, die es<br />
derzeit auf dem Markt gibt, für den Verbraucher tatsächlich den erwünschten Nutzen<br />
bringen wird.<br />
Der MIV hat ein Positionspapier „Alpen“ erarbeitet. Ziel dieses Papiers ist, einen Beitrag sowohl zur Versachlichung der Diskussion<br />
über die Kennzeichnung und Aufmachung von Milchprodukten mit „Alpen“ als auch zur Verbraucherinformation zu leisten.<br />
Die in dem Papier niedergelegten Grundsätze stellen die Kennzeichnungspraxis dar, die seit Jahrzehnten unbeanstandet von den<br />
Unternehmen der Milchwirtschaft als Maßstab für die Kennzeichnung und Aufmachung von „Alpen“-Produkten zugrunde gelegt<br />
wird. Der Wirtschaftsraum „Alpen“ erfasst sowohl die Alpen als auch das Alpenvorland. Bei Milch und Milchprodukten, die mit<br />
„Alpen“ ausgelobt werden, steht die Herkunft des Rohstoffs Milch aus dem Wirtschaftsraum „Alpen“ für die Wertvorstellung des<br />
Verbrauchers im Vordergrund, nicht aber, dass der Rohstoff auch in dieser Region verarbeitet sein muss. Die verwendete Milch und<br />
die verwendeten Milcherzeugnisse stammen aus dem Wirtschaftsraum „Alpen“. Eine absichtliche Zumischung von Milch/Milcherzeugnissen,<br />
die nicht aus diesem Gebiet stammen, erfolgt nicht. Eine Ausnahme ist nur dann erforderlich, wenn bestimmte Milcherzeugnisse<br />
nicht aus dem Wirtschaftsraum „Alpen“ verfügbar sind. In diesem Fall können maximal 5 % der verwendeten Milch<br />
/ Milcherzeugnisse nicht aus diesem Gebiet stammen. Diese Ausnahme entspricht der Regelung in der Öko-Verordnung 834/2007/<br />
EG, die ebenfalls eine 95/5%-Regelung für Rohstoffe enthält, die nicht verfügbar sind.<br />
57
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● BMELV-Initiative „Klarheit und Wahrheit“<br />
Das Internetportal www.lebensmittelklarheit.de ist seit über einem Jahr freigeschaltet.<br />
Es ist für Ministerin Aigner der wichtigste Bestandteil der BMELV-Initiative „Klarheit<br />
und Wahrheit“ und gebe Hinweise darauf, ob und wo Handlungsbedarf beim<br />
Kennzeichnungsrecht oder den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuchs bestehe.<br />
So ist nicht verwunderlich, dass die Verbraucherzentralen nun behaupten, dass das<br />
Internetportal klaren Handlungsbedarf für den Gesetz- und Verordnungsgeber aufgezeigt<br />
habe.<br />
Der MIV fordert nachdrücklich vom BMELV und den Verbraucherzentralen mehr<br />
Sachlichkeit und Objektivität, was weiterhin weder im Informationsbereich noch im<br />
produktbezogenen Teil des Internetportals gegeben ist. Im Informationsteil werden<br />
oft Fakten und Meinungen vermischt und teilweise tendenziöse und diskreditierende<br />
Überschriften verwendet. Durch die Unterscheidung der Rubriken „Getäuscht?“ und<br />
„Erlaubt!“ im produktbezogenen Teil des Internetportals wird suggeriert, dass die im<br />
Bereich „Getäuscht?“ aufgeführten Produkte rechtswidrig gekennzeichnet seien, was<br />
aber nicht der Fall ist.<br />
Eine konsequente Ausrichtung des Portals am bestehenden Lebensmittelrecht und<br />
nicht an den politisch gewünschten Zielen der Verbraucherzentralen ist daher nach<br />
Auffassung des MIV unabdingbar. Es kann auch nicht sein, dass seit langem gefestigte<br />
und von den Gerichten und der Amtlichen Lebensmittelüberwachung anerkannte<br />
Verkehrsauffassungen von den Verbraucherzentralen für bedeutungslos erklärt werden.<br />
Ferner muss auch weiterhin das in der EU geltende Leitbild des informierten und<br />
mündigen Verbrauchers bei der Beurteilung der Kennzeichnung und Aufmachung von<br />
Lebensmitteln zugrunde gelegt werden.<br />
● MIV fordert weiterhin eine Novellierung der Käse - VO<br />
Die Novellierung der Käse-VO ist nach Auffassung des MIIV dringend erforderlich, um<br />
die bestehenden Wettbewerbsnachteile deutscher Hersteller gegenüber Herstellern in<br />
anderen EU-Mitgliedstaaten, deren Käse-VO deutlich liberaler ist (z.B. bezüglich des<br />
Einsatzes von Kasein / TMP und MPC), endlich abzustellen. Ferner sollte die Käse-VO<br />
den technologischen Fortschritten angepasst werden und sich an den Vorgaben des<br />
Codex Alimentarius, denen auch die Bundesregierung zugestimmt hat, orientieren.<br />
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) beabsichtigt, Änderungen in den milchrechtlichen Produktverordnungen u.a.<br />
im Lichte der neuen EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) mittels einer nationalen<br />
Mantelverordnung vorzunehmen. In dieser Mantelverordnung sollten nach<br />
Auffassung des MIV auch die o.g. Forderungen umgesetzt werden.<br />
58
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Novellierung des Verbraucherinformationsgesetz – VIG<br />
Das novellierte Verbraucherinformationsgesetz ist am 1. September <strong>2012</strong> in Kraft getreten<br />
und beinhaltet folgende Änderungen:<br />
1. Der Anwendungsbereiches des Gesetzes wird auf alle Verbraucherprodukte im Sinne<br />
des künftigen Produktsicherheitsgesetzes erweitert und es wird ein Gesetzeszweck<br />
festgelegt (§ 1).<br />
2. Es wird ein Informationsanspruch auf alle amtlichen Kontrollergebnisse der Lebensmittelüberwachung<br />
sowie auf alle Daten bei nicht zulässigen Abweichungen von<br />
den Anforderungen des LFGB gegenüber den zuständigen Behörden konstituiert<br />
(§2).<br />
3. Ein Auskunftsanspruch besteht künftig auch während laufender Straf- und Ordungswidrigkeitsverfahren<br />
und der Ausschlußgrund bei einer Preisgabe von Betriebs-<br />
und Geschäftsgeheimnissen wird aufgeweicht (§3).<br />
4. Die Anhörungsrechte der betroffenen Unternehmen werden eingeschränkt (§4).<br />
5. Die aufschiebende Wirkung eines Widerspruchs und Anfechtungsklage ist aufgehoben<br />
(§5).<br />
Durch eine Änderung des § 40 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB)<br />
wird eine „aktive Informationspflicht“ der Behörden bei Grenzwertüberschreitungen<br />
sowie bei Verstößen gegen Gesundheitsschutzvorschriften, die mit einem Bußgeld von<br />
350 € bewehrt werden, eingeführt. Mit dieser Veröffentlichungspflicht hat die Behörde<br />
keinen Ermessensspielraum hinsichtlich der Veröffentlichung mehr.<br />
© Gina Sanders – Fotolia.com<br />
59
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ Rechtliche Regelungen und Initiativen in der EU<br />
● Das EU – „Qualitätspaket“<br />
Im Dezember 2010 hatte die EU-Kommission ihr „Qualitätspaket“ vorgelegt, das Verordnungsvorschläge<br />
über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und zur Änderung<br />
der Verordnung 1234/2007/EG in Bezug auf Vermarktungsnormen enthält. Beide<br />
Verordnungsvorschläge wurden kontrovers im EU-Parlament und Rat diskutiert.<br />
Im Rat haben sich die meisten Mitgliedstaaten gegen die Einführung einer allgemeinen<br />
Vermarktungsnorm ausgesprochen. Die EU-Kommission hat aber darauf beharrt,<br />
so dass im Rahmen des politischen Trilogs entschieden wurde, das Qualitätspaket aufzuschnüren<br />
und die Verordnungsvorschläge separat zu behandeln und zu verabschieden.<br />
Ende Juni <strong>2012</strong> haben sich Rat und EU-Parlament im Rahmen des Trilogs darauf verständigt,<br />
dass der Verordnungsvorschlag betreffend Vermarktungsnormen weiter im<br />
Rahmen von GAP 2020 diskutiert werden soll. Dagegen wurden politische Kompromisse<br />
zwischen Rat und EU-Parlament zur Verordnung über Qualitätsschemata erzielt.<br />
Es ist damit zu rechnen, dass diese Verordnung zum Jahresende nach der formalen<br />
„Absegnung“ durch EU-Parlament und Rat im Amtsblatt der EU veröffentlicht wird.<br />
Die Regelungen zu geschützte Ursprungsbezeichnungen (g.u.) und geschützten geografischen<br />
Angaben (g.g.A.) bleiben im Wesentlichen unverändert. Der Schutzbereich<br />
von g.U. und g.g.A. wird aber auf Fälle ausgedehnt, in denen g.U. und g.g.A. als Zutaten<br />
in einem Lebensmittel verwendet werden.<br />
Das Instrument garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.) bleibt - wie vom MIV gefordert<br />
- erhalten. Der Begriff „traditionell“ wird aber von 25 Jahre auf 30 Jahre<br />
ausgedehnt. Ab Inkrafttreten der neuen Verordnung ist nur noch die Registrierung<br />
eines Namens als g.t.S. möglich, wenn der Name vorbehalten wird. Ferner wird ein<br />
vereinfachtes Verfahren eingeführt, mit dem Namen, die bisher als g.t.S. eingetragen<br />
sind, deren Namen aber nicht vorbehalten sind, in das neue g.t.S.-Register überführt<br />
werden können.<br />
Die Regelungen betreffend nicht eintragungsfähige Gattungsbezeichnungen bleiben<br />
nahezu unverändert. Neu aufgenommen wird eine Reglung betreffend zusammen<br />
gesetzte Bezeichnungen, bei denen ein Teil dieser Bezeichnung eine Gattungsbezeichnung<br />
ist. Die EU-Kommission wird nun ermächtigt, mittels delegiertem Rechtsakt zusätzliche<br />
Regelungen festzulegen, anhand derer festgestellt werden kann, ob eine<br />
Gattungsbezeichnung vorliegt.<br />
60
Die Verfahrens- und Einspruchsfristen werden verkürzt. Die EU-Kommission hat nur<br />
noch 6 Monate Zeit, Eintragungsanträge zu prüfen. Einspruch ist nun innerhalb von<br />
3 Monaten einzulegen. Wird Einspruch innerhalb von 3 Monaten eingelegt, hat der<br />
Einspruchsführer ab diesem Zeitpunkt zusätzliche 2 Monate Zeit, seinen Einspruch<br />
hinreichend zu begründen. Auch die Fristen für das Konsultationsverfahren wurden<br />
auf 3 Monate verkürzt. Auf Antrag kann diese Frist um maximal weitere 3 Monate<br />
verlängert werden.<br />
In der Verordnung über Qualitätsschemata wird eine Rechtsgrundlage für sog. fakultative<br />
Qualitätsangaben geschaffen. Ferner wird die fakultative Qualitätsangabe<br />
„Bergprodukt“ in die Verordnung aufgenommen. Bezüglich der Definition „Berggebiet“<br />
wird auf die Verordnung 1257/1999/EG (Förderung der Entwicklung des ländlichen<br />
Raums) verwiesen. Rohstoffe und Futtermittel müssen „wesentlich“ aus dem<br />
„Berggebiet“ stammen. Was unter „wesentlich“ zu verstehen ist, ist der Verordnung<br />
nicht zu entnehmen. Bei verarbeiteten Produkten hat die Herstellung in dem „Berggebiet“<br />
stattzufinden. Von den Bedingungen „Herkunft der Rohstoffe und Futtermittel“<br />
sowie „Herstellung von verarbeiteten Produkten“ kann die EU-Kommission<br />
in entsprechend gerechtfertigten Fällen mittels delegierter Rechtsakte Ausnahmen<br />
zulassen. Ferner kann die EU-Kommission delegierte Rechtsakte erlassen, damit der<br />
Verbraucher durch die Nutzung anderer Begriffe nicht irregeführt wird. Fraglich ist<br />
z.B., ob die fakultative Qualitätsangabe „Bergprodukt“ Auswirkungen auf die Gattungsbezeichnung<br />
„Bergkäse“ und andere Bezeichnungen, die das Wort „Berg“ beinhalten,<br />
haben wird. Der MIV wird im Rahmen der Erarbeitung der o.g. delegierten<br />
Rechtsakte aktiv die Interessen seiner Mitglieder vertreten.<br />
© bizoo n – Fotolia.com<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
61
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Neues zur Health-Claims-Verordnung (EG)<br />
Nr. 1924/2006<br />
Die EU-Kommission hat bis zum Frühjahr <strong>2012</strong> mehrere Verordnungen zu Art. 14<br />
(sog. Kinder- und Krankheits-Claims) erlassen, die einen Teil der Gemeinschaftslisten<br />
(Listen der zugelassenen und verbotenen Health Claims) darstellen. Danach sollten<br />
nur noch zwei weitere folgen. Nunmehr wurde am 25. Mai die Verordnung (EU) Nr.<br />
432/<strong>2012</strong> veröffentlicht. Darin sind über 200 zugelassene gesundheitsbezogen Angaben<br />
veröffentlicht, welche als sog. Artikel 13 Liste bezeichnet werden. Damit sind ab<br />
dem 14. Dezember <strong>2012</strong> alle nicht hierin enthalten gesundheitsbezogenen Angaben<br />
verboten.<br />
Dazu gibt es noch ein „Register“ der EU-Kommission auf deren Homepage, in dem<br />
alle bisher bewerteten Angaben enthalten sind. Es ist bisher kein probiotischer Claim<br />
zugelassen worden und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass ein Hersteller oder<br />
Verwender von probiotischen Kulturen gerichtlich gegen die Nichtzulassung von bisher<br />
genutzten Claims vorgehen wird. Deshalb wird auf europäischer Ebene diskutiert,<br />
ob die Bezeichnung „probiotisch“ als Ausnahmenregelung i.S. des Art. 1 Abs. IV der<br />
HCVO behandelt werden kann. Das wäre dann möglich, wenn probiotisch als sog.<br />
„traditionelle“ Angabe für die Eigenschaft eines Lebensmittels mit Auswirkung auf<br />
die menschliche Gesundheit hindeuten könnte. Dazu werden derzeit Experten der<br />
Mitgliedsstaaten befragt.<br />
Der zweite Teil der Artikel 13 Liste, in dem dann der Rest der zulässigen gesundheitsbezogenen<br />
Angaben, die nochmals von der EFSA überprüft wurden oder bei denen<br />
einzelne Mitgliedsstaaten noch Beratungsbedarf sahen, soll noch in diesem Jahr veröffentlicht<br />
werden. Die Gemeinschaftsliste mit gesundheitsbezogenen Angaben über<br />
Pflanzenstoffe (sog. Botanicals) befindet sich noch im Diskussionsstadium. Mit einer<br />
Veröffentlichung ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.<br />
Neue Beratungen zu den beschlossenen modifizierten Nährwertprofilen sind noch<br />
nicht erfolgt, sollen aber im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden.<br />
● Das neue EU-Zusatzstoffrecht<br />
Mit der Verordnung (EU) Nr. 1129/<strong>2011</strong> ist der Anhang II der Verordnung 1333/2008/EG erstmals veröffentlicht worden. Dieser<br />
für die Praxis relevante Anhang mit der neuen Kategorisierung der Lebensmittel enthält die Verwendungsbedingungen für alle<br />
Lebensmittelzusatzstoffe außer Aromen und Enzymen und wird am 1. Juni 2013 in Kraft treten. Bis dahin sind noch Änderungen<br />
erforderlich, weil gegenüber der bisherigen Rechtslage einige Zusatzstoffe für Milchprodukte nach dem zukünftigen Recht nicht<br />
mehr verwendbar wären. Ob im Rahmen der weiteren Beratungen noch Auslegungsvorschriften seitens der Kommission erstellt<br />
werden ist nicht geklärt. Zusätzlich wurde mit der Verordnung (EU) Nr. 1130/<strong>2011</strong>, die seit Dezember <strong>2011</strong> gilt, der bisher fehlende<br />
Anhang III der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 eingefügt. Hierin sind die Verwendungsbedingungen von Zusatzstoffen in Lebensmittelzusatzstoffen<br />
geregelt. Wann die noch fehlenden Gemeinschaftslisten für Aromen und Enzyme veröffentlicht werden, ist<br />
immer noch unklar, so dass alle bisher zulässigen Aromen und Enzyme weiterhin eingesetzt werden dürfen.<br />
62<br />
© benqook – Fololia.com
● Gattungsbezeichnungen / Herkunftsangaben<br />
Auch im Jahr <strong>2012</strong> hat sich der Streit um nicht schutzfähige<br />
Gattungsbezeichnungen fortgesetzt.<br />
„Edam Holland“ / „Gouda Holland“<br />
Beim Gericht Erster Instanz in Luxemburg ist die Klage der<br />
deutschen Hersteller von Edamer und Gouda durch die Schutzgemeinschaft<br />
für Milch und Milcherzeugnisse e.V. (SMM) gegen<br />
die Eintragung von „Edam Holland“ und „Gouda Holland“<br />
als geschützte geografische Angaben anhängig (Rechtssachen<br />
T-112/11 und T-113/11).<br />
Mit einer Entscheidung des Gerichts Erster Instanz ist erst in<br />
2013 zu rechnen.<br />
„Gruyère“<br />
© iofoto – Fotolia.com<br />
Gegen den französischen Antrag, „Gruyère“ als geschützte geografische<br />
Angabe einzutragen, haben zahlreiche Drittstaaten<br />
Einspruch mit der Begründung eingelegt, dass „Gruyère“ eine<br />
Gattungsbezeichnung und somit nicht eintragungsfähig ist. Das<br />
Ergebnis des Konsultationsverfahrens, das Frankreich daraufhin<br />
mit diesen Staaten durchzuführen hat, liegt noch nicht vor.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● „Kindermilch“ – aktuelle Entwicklungen<br />
Die Thematik „Kindermilch“ (Milch für Kinder zwischen 1-3 Jahre) ist seit einer Veröffentlichung<br />
des BVL in der Öffentlichkeit. Aufgrund der Überarbeitung des Diätrechts<br />
besteht auf EU-Ebene die Gefahr, dass die Kategorie „Kindermilch“ in Zukunft<br />
nicht mehr dem Diätrecht zugeordnet wird, sondern stattdessen den allgemeinen Vorschriften<br />
unterliegt (Health Claims-Verordnung, Anreicherungs-Verordnung etc.). Aus<br />
diesem Grunde setzt sich der MIV zusammen mit EDA für eine Beibehaltung dieser<br />
Kategorie ein. Dabei ist der Bezeichnungsschutz für Milch und Milcherzeugnisse zu<br />
beachten und es darf keine Diskriminierung der Kuhmilch stattfinden. Das Europäische<br />
Parlament hat in seiner jüngsten Stellungnahme gefordert, dass die EU-Kommission,<br />
nach Anhörung der EFSA, prüfen soll, ob ein Bedarf für diese Produkte besteht,<br />
und wenn ja, Kriterien dafür festlegen. Diese Ansicht muss aber noch vom Plenum des<br />
Parlaments und von den Vertretern der Mitgliedstaaten im Rat gebilligt werden.<br />
„Danbo“<br />
© Bucurescu/PIXELIO<br />
Am 2. Februar <strong>2012</strong> wurde der dänische Antrag veröffentlicht,<br />
„Danbo“ als geschützte geografische Angabe einzutragen. Offen<br />
ist bisher, ob es gegen die beantragte Eintragung Einsprüche<br />
aus EU-Mitgliedstaaten oder Drittstaaten geben wird.<br />
„Danbo“ ist seit 1996 ein Codexstandard und somit eine Gattungsbezeichnung.<br />
63
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Codex Alimentarius<br />
Auch in diesem Jahr haben MIV und der <strong>Verband</strong> der deutschen Milchwirtschaft<br />
(VDM) die Bundesregierung als Berater bei den Verhandlungen des Codex Alimentarius<br />
unterstützt.<br />
Codexkomitee Europa (CCEURO)<br />
Codexstandard „Ayran“<br />
Das Codexkomitee Europa (CCEURO) hat im Oktober 2010 mit Unterstützung der<br />
Europäischen Kommission den Vorschlag der Türkei aufgegriffen, einen europäischen<br />
Codexstandard „Ayran“ zu erarbeiten, weil dieses Produkt nicht von dem Codexstandard<br />
für Fermentierte Milcherzeugnisse (CODEX STAN 243-2003) erfasst ist. Nachdem<br />
auch die Codex Alimentarius Kommission (CAC) im Juli <strong>2011</strong> der Erarbeitung eines<br />
regionalen Standards „Ayran“ für Europa zugestimmt hat, befasst sich das CCEURO<br />
nun mit der Erarbeitung eines solchen Standards.<br />
Der MIV teilt die Auffassung des Internationalen Milchwirtschaftsverbandes (IDF),<br />
dass die Erarbeitung des Codexstandards „Ayran“ nicht in Widerspruch zum CODEX<br />
STAN 243-2003 für Fermentierte Milcherzeugnisse stehen sollte, dass die kontroversen<br />
Diskussionen, die seinerzeit bezüglich dieses Codexstandards insbesondere über<br />
die Kulturen, Anzahl der lebenden Kulturen, die Wärmebehandlung nach der Fermentation<br />
etc. geführt wurden, nicht wieder eröffnet werden sollten und dass der<br />
europäische Codexstandard „Ayran“ alle Erzeugnisse erfassen sollte, die derzeit auf<br />
dem europäischen Markt als „Ayran“ in den Verkehr gebracht werden.<br />
Es zeichnet sich aber ab, dass dieselben kontroversen Diskussionen, die seinerzeit bei<br />
der Verabschiedung des Codexstandards für Fermentierte Milcherzeugnisse (CODEX<br />
STAN 243-2003) geführt wurden, erneut bei der Erarbeitung des Codexstandards<br />
„Ayran“ geführt werden.<br />
Der MIV hat in den Diskussionen u.a. darauf bestanden, dass Produkte, die derzeit als<br />
„Ayran“ in Europa vermarktet werden, von dem regionalen (europäischen) Codextsandard<br />
erfasst werden müssen, so z.B. auch der wärmebehandelte „Ayran“. Als Kompromiss<br />
hat er angeboten, die Formulierungen zur Wärmebehandlung auch in den<br />
Codexstandard „Ayran“ aufzunehmen, die diesbezüglich im CODEX STAN 243-2003<br />
für Fermentierte Milcherzeugnisse enthalten sind. Ende September <strong>2012</strong> wird sich<br />
das CCEURO mit dem von einer Arbeitsgruppe vorgelegten Standardentwurf weiter<br />
befassen.<br />
64<br />
© kristina rütten – Fotolia.com
Codex Alimentarius Kennzeichnungskomitee (CCFL)<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Schwerpunkte der Arbeit des CCFL sind weiterhin die Umsetzung der von der WHO veröffentlichten Global Strategy on Diet, Physical<br />
Activity and Health sowie die Themen Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. Im Rahmen der Umsetzung der Global<br />
Strategy on Diet, Physical Activity and Health wurde über Änderungen der Codex-Leitlinien über die Verwendung von Nährwert-<br />
und Health Claims und der Codex-Leitlinien für die Nährwertkennzeichnung beraten.<br />
Codex-Leitlinien über die Verwendung von Nährwert- und Health Claims<br />
Nachdem das CCFL im vergangenen Jahr beschlossen hatte, Nichtzusatz-Claims für Zucker und Salz zu erarbeiten, wurde der von<br />
einer Codex-Arbeitsgruppe in der Zwischenzeit erarbeitete Wortlaut dieser Claims kontrovers diskutiert. IDF und die EU-Kommission<br />
haben sich dafür ausgesprochen, zu definieren, was ein Nichtzusatz-Claim ist. Sie konnten sich mit ihrer Meinung durchsetzen.<br />
Ferner wurden die Bedingungen festgelegt, die vorliegen müssen, damit ein Claim bezüglich des Nichtzusatzes von Zucker und des<br />
Nichtzusatzes von Natriumsalzen gemacht werden kann. Diese basieren auf den Grundsätzen, die das CCFL bereits in seiner letzten<br />
Sitzung festgelegt hatte.<br />
Die EU-Kommission und die Mehrheit der anwesenden Regierungsvertreter waren dagegen, dass sich die Bedingungen für den<br />
Nichtzusatz-Claim für Salz nur auf Natriumchlorid beziehen. IDF konnte sich nicht mit seiner Forderung durchsetzen, dass sich<br />
der Claim nur auf den Nichtzusatz von Salz (Natriumchlorid) bezieht, da der Begriff Natriumsalze auch Zusatzstoffe wie Natriumalginat<br />
etc. erfasst und die Verwendung dieser Art von Zusatzstoffen nach Auffassung von IDF nicht der Verwendung des Claims<br />
entgegenstehen sollte.<br />
Als weiterer Nährstoffgehalt-Claim wurde der Claim „salzfrei“ verabschiedet. Voraussetzung für die Verwendung ist, dass die Bedingungen<br />
für „natriumfrei“ erfüllt sind.<br />
Der bestehende Wortlaut betreffend Vergleichende Claims wird ergänzt um die Worte „einschließlich Natrium“. Damit muss bei vergleichenden<br />
Claims der Unterschied wenigstens 25% des Brennwertes oder des Nährstoffgehaltes einschließlich Natrium betragen.<br />
Für Natrium nur eine 10%-Reduzierung festzulegen, war nicht konsensfähig.<br />
Kontrovers wurde über die Bedingungen eines Claims „reduzierter Gehalt gesättigtes Fett“ diskutiert. Die Einwände mehrerer Staaten,<br />
dabei keine Kombination von Transfettsäuren und gesättigtem Fett vorzunehmen, wurden vom CCFL verworfen. Die von IDF<br />
geforderte Differenzierung zwischen natürlich wiederkäuerspezifischen Transfettsäuren und industriellen Transfettsäuren wurde<br />
vom CCFL nicht befürwortet. Das CCFL hat beschlossen, dass sich der Gehalt an Transfett nicht für Lebensmittel erhöhen sollte, die<br />
einen vergleichenden Claim „reduzierter Gehalt an gesättigtem Fett“ tragen.<br />
Die Regelung betreffend „light“ wurde auch auf gleichbedeutende Claims wie „lite“ etc. ausgedehnt.<br />
Uneinigkeit besteht weiterhin im CCFL darüber, ob ein Claim „transfettsäurefrei“ geschaffen werden soll. Der Vorsitzende des CCFL<br />
hat daraufhin entschieden, dass Codexkomitee für diätetische Lebensmittel (CCNFSDU) zu befragen, ob es bereit ist, Bedingungen<br />
für einen solchen Claim festzulegen.<br />
Das CCFL hat beschlossen, die Regelung betreffend den Nichtzusatz-Claim von Natriumsalzen lediglich auf Stufe 5 anzuheben. Alle<br />
anderen Änderungen wurden der Codex Alimentarius Kommission (CAC) zur Annahme auf Stufe 8 vorgeschlagen.<br />
65
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Codex-Leitlinien für die Nährwertkennzeichnung<br />
Nachdem das CCFL in der letzten Sitzung die Liste der Nährstoffe verabschiedet hat,<br />
die immer auf freiwilliger oder verpflichtender Basis anzugeben sind, musste es nun<br />
entscheiden, ob eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung in den Codex-Leitlinien<br />
festgeschrieben wird. Nach eingehender Diskussion hat das CCFL beschlossen, dass<br />
die Nährwertkennzeichnung für alle vorverpackten Lebensmittel verpflichtend ist, bei<br />
denen Nährwert- oder Health Claims gemacht werden. Ferner ist die Nährwertkennzeichnung<br />
verpflichtend für alle anderen vorverpackten Lebensmittel, es sei denn nationale<br />
Umstände tragen eine solche Kennzeichnung nicht. Ferner sind Lebensmittel<br />
in Kleinpackungen von der verpflichtenden Nährwertkennzeichnung befreit sowie<br />
Lebensmittel, bei denen z.B. der Nährstoffgehalt bedeutungslos ist. Auch diese Änderungen<br />
hat das CCFL der CAC zur Annahme auf Stufe 5/8 vorgeschlagen.<br />
Öffnung der Codexstandards bei Veränderungen der Produktzusammensetzung<br />
zum Zwecke von Nährwert-Claims<br />
Erneut wurde kontrovers über dieses Thema diskutiert. Eine Codex-Arbeitsgruppe<br />
hatte eine Auflistung von Codexstandards erstellt, die eine solche Öffnung bereits<br />
enthalten. Die überwiegende Mehrheit der Regierungsvertreter hat sich erneut gegen<br />
die Ausarbeitung horizontaler Kennzeichnungsvorschriften ausgesprochen. Der<br />
Vorsitzende des CCFL hat daraufhin entschieden, dass die Thematik nicht weiter im<br />
CCFL diskutiert wird. Damit konnte erfolgreich verhindert werden, dass Länder unter<br />
dem Deckmantel der Global Strategy on Diet, Physical Activity and Health die für den<br />
Milchbereich verabschiedeten Codexstandards „verwässern“.<br />
Auslegung des neuen europäischen Kennzeichnungsrechts<br />
Das neue europäische Kennzeichnungsrecht wurde nach jahrelanger Diskussion am<br />
22. November <strong>2011</strong> als Verordnung Nr. (EU) 1169/<strong>2011</strong> im europäischen Amtsblatt<br />
veröffentlicht. Die sog. Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) sieht eine allgemeine<br />
Übergangsregelung von 3 bzw. 5 Jahren für die verpflichtende Nährwertkennzeichnung<br />
vor. Seit ihrer Veröffentlichung stellen sich vermehrt Fragen zu ihrer<br />
Auslegung. Die EU Kommission hat einige davon mit den Mitgliedstaaten diskutiert,<br />
doch leider wird es keinen offiziellen europäischen Leitfaden zur Anwendung geben,<br />
sondern höchstens einen Fragen-und-Antwort Katalog zu einigen punktuellen Aspekten.<br />
Eine einheitliche Anwendung in allen Mitgliedstaaten ist somit nicht gesichert.<br />
In diesem Zusammenhang hat der MIV zahlreiche milchspezifische Fragen gesammelt,<br />
die es mit dem BMELV zu klären versucht. Auf europäischer Ebene hat FoodDrinkEurope<br />
einen eigenen, umfangreichen Leitfaden erstellt, der vom MIV für seine Mitglieder<br />
ins Deutsche übersetzt wurde.<br />
66<br />
© mirco1/PIXELIO
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Das BMELV muss das deutsche Recht an die neue LMIV, die nunmehr unmittelbar<br />
gilt, anpassen. Mögliche Widersprüche oder Doppelungen in der LMKV, NKV und den<br />
Produktverordnungen sollen anhand einer Mantelverordnung aufgehoben werden.<br />
Ein erster Entwurf wird für Ende <strong>2012</strong> erwartet. Der MIV wird die von den Unternehmen<br />
gestellten Auslegungsfragen in seine Position zur Mantelverordnung einfließen<br />
lassen.<br />
● „Glutenfrei“<br />
Die „glutenfrei“ Kennzeichnung ist derzeit in der Verordnung (EG) Nr. 41/2009 geregelt.<br />
Sie beruht auf dem europäischen Diätrecht, das derzeit in Brüssel überarbeitet<br />
wird. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, die Auslobung „glutenfrei“ in<br />
der Health Claims Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 zu regeln. Dies fand im Rat und<br />
Europäischen Parlament jedoch keinen Zuspruch. Während der Rat neben „laktosefrei“<br />
auch „glutenfrei“ in der Lebensmittelinformationsverordnung (EU) Nr. 1169/<strong>2011</strong><br />
regeln möchte, wünscht das Europäische Parlament, diese Auslobung im spezifischen<br />
Diätrecht zu belassen. Eine Einigung steht somit noch aus.<br />
● Verarbeitungshilfsstoffe in Futtermitteln<br />
Der europäische Einzelfuttermittelkatalog (Verordnung (EU) Nr. 575/<strong>2011</strong>) enthält ab<br />
September <strong>2012</strong> Höchstwerte für Verarbeitungshilfsstoffe, weil diese Verpflichtung<br />
im Anhang I Punkt 1 der Futtermittelhygieneverordnung (EG) Nr. 767/2009 vorgesehen<br />
ist. Ist ein Höchstwert nicht angegeben, dürfte das Futtermittel theoretisch nicht<br />
vermarktet werden.<br />
Der MIV konnte nach zähem Ringen erreichen, dass Verarbeitungshilfsstoffe, die bei<br />
der Lebensmittelproduktion zum Einsatz kommen, und aufgrund dessen Rückstände<br />
in Futtermitteln auftauchen könnten, keinem Höchstwert unterliegen (sog. ehemalige<br />
Lebensmittel). Des Weiteren sind Verarbeitungsstoffe erlaubt, deren technisch<br />
unvermeidbarer Rückstand unter 0,1 % liegt. Die Milchkategorie Nr. 8 des Futtermittelkatalogs<br />
listet nunmehr nur die Verarbeitungshilfsstoffe, die ausschließlich bei der<br />
Verarbeitung als Futtermittel zum Einsatz kommen und dabei über 0,1 % liegen.<br />
67
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
5 TARIFPOLITIK, ARBEIT UND SOZIALES<br />
▲ MIV als Tarifpartner<br />
Am 30. November <strong>2011</strong> hat der Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung Genuss<br />
Gaststätten (NGG) seine tarifpolitische Empfehlung für die Tarifrunde <strong>2012</strong> beschlossen.<br />
Die Entgelte und Ausbildungsvergütungen sollen zwischen 5,0 und 6,0 % steigen.<br />
Die Laufzeit der Anschlusstarifverträge soll 12 Monate betragen. Ferner sollen<br />
Auszubildende nach Abschluss ihrer Ausbildung übernommen werden.<br />
Die Arbeitsgruppe Sozialpolitik im MIV hat sich in ihrer Sitzung am 12. Januar <strong>2012</strong><br />
dafür ausgesprochen, dass die Tarifabschlüsse in <strong>2012</strong> unter Berücksichtigung der<br />
wirtschaftlichen Gegebenheiten moderat ausfallen müssen.<br />
Die Tarifabschlüsse in den Regionen:<br />
● Tarifgebiet MIV Nord/West<br />
Die Gewerkschaft NGG hat den Lohn- und Gehaltstarifvertrag für das Tarifgebiet MIV Nord/West am 19. Dezember <strong>2011</strong> fristgerecht<br />
zum 29. Februar <strong>2012</strong> gekündigt und forderte für den Abschluss eines Anschlusstarifvertrags mit einer Laufzeit von 12<br />
Monaten eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 5,5 %.<br />
Wie bereits in den Jahren zuvor wurden die Verhandlungen auch in diesem Jahr gemeinsam mit den Tarifgebieten Molkereien Niedersachsen/Bremen<br />
ohne Weser-Ems sowie Meiereien und Käsereien in Hamburg/Schleswig-Holstein, in denen die Gewerkschaft<br />
NGG dieselben Forderungen gestellt hat, geführt.<br />
In der zweiten Verhandlungsrunde am 16. April <strong>2012</strong> haben sich die Tarifvertragsparteien auf folgenden Tarifkompromiss verständigt:<br />
Die Laufzeit des Lohn- und Gehaltstarifvertrags beträgt 12 Monate (1. März <strong>2012</strong> bis 28. Februar 2013). Im Monat März <strong>2012</strong> werden<br />
die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen nicht erhöht, dafür erhalten alle Vollzeitbeschäftigten eine Einmalzahlung<br />
in Höhe von 100,00 €, Teilzeitbeschäftigte zeitanteilig, Auszubildende in Höhe von 50,00 €. Ab 1. April <strong>2012</strong> werden die Löhne,<br />
Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 3,2 % erhöht.<br />
● Tarifgebiet MIV Ost<br />
Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag für das Tarifgebiet Milchwirtschaft Ostdeutschland wurde von der Gewerkschaft NGG fristgerecht<br />
zum 31. März <strong>2012</strong> gekündigt. Sie forderte für den Abschluss eines Anschlusstarifvertrags mit einer Laufzeit von 12 Monaten<br />
eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 6,0 % sowie die Übernahme der Auszubildenden nach der<br />
Ausbildung für mindestens 12 Monate in erlernten Beruf.<br />
68<br />
© Marco2811 – Fotolia.com
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Am 26. Juni <strong>2012</strong> verständigten sich die Tarifvertragsparteien in der zweiten Verhandlungsrunde auf folgenden Abschluss:<br />
Der Anschlusstarifvertrag (Lohn und Gehalt) hat eine Laufzeit von 12 Monaten vom 1. April <strong>2012</strong> bis zum 31. März 2013. In den<br />
Monaten April und Mai <strong>2012</strong> werden die Entgelte nicht erhöht. Mit der Juli-Lohn- und Gehaltsabrechnung erhalten alle Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer eine Erholungsbeihilfe in Höhe von 50,00 Euro. Die Einkommen erhöhen sich ab Juni <strong>2012</strong> um<br />
0,46 Euro für gewerbliche Arbeitnehmer in der 100 % - Tarifgruppe, in den anderen Gruppen nach den Prozentrelationen; bei den<br />
Angestellten erhöhen sich die Einkommen ab Juni <strong>2012</strong> um 79,69 Euro in der 100 % - Gruppe, in den anderen Gruppen nach den<br />
Prozentrelationen. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab Juni <strong>2012</strong> um 3,6 %. Die Gesamtbelastung des Abschlusses liegt<br />
bei 3,27 %.<br />
● Tarifgebiete Milchwirtschaft Bayern<br />
Die Gewerkschaft NGG hat die Entgelttarifverträge für die Milch- und Schmelzkäseindustrie in Bayern zum 31. August <strong>2011</strong> gekündigt<br />
und forderte Anschlusstarifverträge mit einer Laufzeit von 12 Monaten bei einer Entgelt- und Ausbildungsvergütungserhöhung<br />
von 6 %, die Übernahme der Auszubildenden nach der Ausbildung für 12 Monate und Tarifverträge zur Altersteilzeit<br />
mit Rechtsanspruch. Wie in den Jahren zuvor wurde die Tarifverhandlung gemeinsam mit den Tarifgebieten Molkerei- und Käsereigewerbe<br />
in Bayern und Molkerei- und Käsereigewerbe im Bayerischen Schwaben geführt. Die Tarifverhandlung wurde am 12.<br />
September <strong>2011</strong> aufgenommen. Bereits an diesem Tag hat die Gewerkschaft NGG das Scheitern der Tarifverhandlung erklärt und<br />
die Schlichtung angerufen.<br />
Am 7. Oktober <strong>2011</strong> wurde unter dem Vorsitz des Präsidenten des Arbeitsgerichts München, Herrn Manfred Müller, das Schlichtungsverfahren<br />
durchgeführt. Das Schlichtungsverfahren endete mit folgendem Ergebnis:<br />
Die Entgelte in der Milch- und Schmelzkäseindustrie in Bayern werden ab 01. September <strong>2011</strong> um 3,2 % erhöht und ab 01. September<br />
<strong>2012</strong> um weitere 3,1 %. Die Entgelttarifverträge können erstmals zum 31. August 2013 gekündigt werden.<br />
Die Regelungen zur Übernahme Ausgebildeter (Übernahme nach der Ausbildung für 12 Monate) werden erneut getroffen.<br />
Der Tarifvertrag Altersteilzeit enthält keinen Rechtsanspruch und das Altersteilzeitentgelt beträgt 85% des Nettoentgelts. Dieser<br />
Tarifvertrag hat eine Laufzeit vom 01. Oktober <strong>2011</strong> - 31. Dezember <strong>2012</strong>.<br />
Der Schiedsspruch wurde mit 9:0 Stimmen angenommen und war damit sofort verbindlich.<br />
69
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Aus der Berufsbildung – Novellierung<br />
der Ausbildungsverordnungen<br />
Seit dem 1. August 2010 ist die Verordnung über die Berufsausbildung<br />
zum Milchtechnologen / zur Milchtechnologin in Kraft.<br />
Hiermit wurde die Berufsausbildung zum Molkereifachmann /<br />
zur Molkereifachfrau novelliert und die neue Berufsbezeichnung<br />
Milchtechnologe / Milchtechnologin nach langwierigen<br />
Diskussionen in den Gremien des Zentralverbandes Deutscher<br />
Milchwirtschaftler (ZDM) eingeführt. In diesem Jahr haben nunmehr<br />
die ersten Auszubildenden nach der neuen Ausbildungsverordnung<br />
ihre Abschlussprüfungen absolviert und führen die<br />
neue Berufsbezeichnung. In diesem Jahr hat das Neuordnungsverfahren<br />
für den Beruf Milchwirtschaftlicher Laborant / Laborantin<br />
begonnen. Auch in diesem Verfahren wird der Übergang<br />
vom fächerbezogenen zum handlungsorientierten Lernen vorgenommen.<br />
Die Berufsbezeichnung wird bleiben. Ebenso gibt es<br />
keine Diskussionen, die Berufsbezeichnungen Molkereimeister,<br />
Labormeister oder Molkereitechniker oder die Prüfungsordnungen<br />
zu ändern, die bereits so gestaltet sind, dass alle technologischen<br />
Änderungen berücksichtigt werden müssen.<br />
Mir der attraktiven neuen Berufsbezeichnung Milchtechnologe<br />
/ Milchtechnologin ist es bisher auch noch gelungen, die<br />
Anzahl der Ausbildungsverträge entgegen der Entwicklung in<br />
allen „grünen Berufen“ konstant zu halten. Das neue Ausbildungsjahr<br />
zeigt aber, dass jetzt die demografische Entwicklung<br />
in allen Bereichen zu spüren ist und teilweise keine Auszubildenden<br />
mehr zu finden waren.<br />
70<br />
● Ausbildungsbetrieb des Jahres<br />
Der MIV hat in diesem Jahr mit dem Zentralverbandes Deutscher<br />
Milchwirtschaftler (ZDM) erstmals den Wettbewerb für<br />
den Ausbildungsbetrieb des Jahres in der deutschen Milchwirtschaft<br />
ausgeschrieben. Damit sollte der Fokus auf die Unverzichtbarkeit<br />
von qualifizierten Fachkräften für die Zukunft der<br />
deutschen Milchwirtschaft gelenkt werden. Die Ehrung erfolgt<br />
auf dem ZDM-<strong>Verband</strong>stag am 13. Oktober <strong>2012</strong> in Fulda,<br />
wo auch die jahresbesten Auszubildenden, Meister, Techniker,<br />
Bachelor und Master der Fachrichtung milchwirtschaftliche<br />
Lebensmitteltechnologie sowie langjährige Ausbilder mit einer<br />
Urkunde der Bundesministerin Aigner ausgezeichnet werden.<br />
Der Ausbildungsbetrieb des Jahres 2013 wird dann auf der MIV-<br />
Jahrestagung geehrt.<br />
© by-studio – Fotolia.com
6 MIV IN DER EUROPÄISCHEN VERBANDSARBEIT<br />
▲ Das MIV-Büro in Brüssel<br />
● Der MIV im Zentrum des Geschehens<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Die direkte Präsenz des MIVs in Brüssel wird durch ein eigenes Büro verstärkt. Der Lissaboner Vertrag hat die Rechte der Abgeordneten<br />
im Europäischen Parlament im Bereich der Gemeinsamen Agrarpolitik wesentlich gestärkt, weshalb direkte Kontakte mit<br />
den europäischen Abgeordneten eine wichtige Rolle spielen. Die anstehende Reform der Agrarpolitik 2020 macht dies deutlich:<br />
mit der Durchsicht von über 6.500 Änderungsanträgen, die im Parlament eingegangen sind, ist es umso wichtiger, dass der MIV<br />
als direkter Ansprechpartner für die europäischen Entscheidungsträger vor Ort zur Verfügung steht. Auch die Zusammenarbeit<br />
mit den anderen, in Brüssel vertretenen Verbänden und Landesvertretungen erlaubt es, Allianzen zu bilden und gemeinsam die<br />
Mitgliederinteressen zu vertreten.<br />
● Erfolgreicher Brüsseler Milchgipfel <strong>2012</strong><br />
Der fest im Brüsseler Kalender verankerte Milchgipfel fand wieder großen Zulauf.<br />
In den Räumlichkeiten des Informationsbüros von Mecklenburg-Vorpommern diskutierten<br />
dieses Jahr Kartellrechtsexperten, Politiker und prominente Gäste aus der<br />
Wirtschaft und Brüsseler Szene zum Thema „Der Milchmarkt in der EU: wie viel<br />
Transparenz ist nötig? – wie viel Transparenz ist möglich?“. Auf dem Podium waren<br />
vertreten Dr. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommern, Dr.<br />
Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des MIV, Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts<br />
(BKA), Britta Reimers, MdEP, Rainer Tietböhl, Präsident des Landesbauernverbandes<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Herman Versteijlen, Direktor bei der Generaldirektion<br />
Landwirtschaft in der EU Kommission, sowie Philippe Chauve, Leiter der Food<br />
Taskforce in der Generaldirektion<br />
Wettbewerb. Die Moderation übernahm wieder Detlef Fechtner von der Börsenzeitung.<br />
● Agrarpolitische Fachge-<br />
spräche des MIV<br />
Der MIV veranstaltet regelmäßig gemeinsam<br />
mit der Bayerischen Landesvertretung<br />
und Herrn Dr. Horst Schnellhardt, MdEP,<br />
ein informelles Veterinärfachgespräch,<br />
bei dem aktuelle Themen und Probleme<br />
des EU-Rechts mit deutschsprachigen<br />
Veterinären aus dem Europäischen Parlament,<br />
der Europäischen Kommission und<br />
den Ländervertretungen und Verbänden<br />
diskutiert werden. Das Fachgespräch findet<br />
jedes Mal eine breite Akzeptanz und<br />
einen großen Zuspruch bei den Teilnehmern.<br />
Fachthemen des zehnten Veterinärfachgesprächs<br />
waren die Revision der<br />
Fütterungsarzneimittelrichtlinie, die<br />
Nulltoleranzforderung für Verarbeitungshilfsstoffen<br />
in Futtermitteln, elektronische<br />
Kennzeichnung von Tieren, Tiergesundheitsgesetz,<br />
Kontrollverordnung,<br />
Klonen und neuartige Lebensmittel. Der<br />
Vorschlag zu neuartigen Lebensmitteln<br />
ist in 3. Lesung im Vermittlungsausschuss<br />
gescheitert, so dass nun zwei neue Vorschläge<br />
zum einen für neuartige Lebensmittel<br />
und zum anderen zum Klonen von<br />
der EU-Kommission erarbeitet werden<br />
und im Frühjahr 2013 zu erwarten sind.<br />
71
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
▲ EU-Verbände und Internationaler Milchwirtschafts-<br />
verband<br />
● EDA<br />
72<br />
www.euromilk.org<br />
Präsident: Werner Buck (NL)<br />
Generalsekretär: Dr. Joop Kleibeuker (NL)<br />
Unser europäische Dachverband EDA betreute dieses Jahr vor allem die Verabschiedung<br />
und Umsetzung des „Milchpakets“, die Kommissionsvorschläge zur Agrarreform<br />
2020, die Interpretation der neuen Lebensmittelinformationsverordnung, die Verabschiedung<br />
der Health Claims Liste, das neue Zusatzstoffrecht, das Recht für tierische<br />
Nebenerzeugnisse und das neue Emmissionshandelsystem.<br />
● ASSIFONTE<br />
www.assifonte.org<br />
Präsident: Alain Cougoulic (F)<br />
Generalsekretär: Eckhard Heuser<br />
Der <strong>Verband</strong> der Europäischen Schmelzkäseindustrie (ASSIFONTE) setzt sich mit den<br />
aktuellen Markt- und Handelsfragen auseinander, vor allem aber für diese Industriesparte<br />
wesentlichen Außenhandel. Assifonte ist durch seinen Generalsekretär im<br />
Beratenden Ausschuss der Europäischen Kommission vertreten und setzt sich hier für<br />
die Standpunkte seiner Mitglieder ein.<br />
In enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen <strong>Milchindustrie</strong> <strong>Verband</strong> (EDA) und<br />
der Europäischen Union des Handels für Milcherzeugnisse (EUCOLAIT) werden die<br />
grundlegenden Positionen zu den auftretenden Problemen der europäischen Milchpolitik<br />
abgestimmt.<br />
ASSIFONTE hat seinen Leitfaden zur guten Hygienepraxis bei der Schmelzkäseherstellung<br />
an die EU Kommission zur Abstimmung übermittelt. Diese hat die Mitgliedstaaten<br />
um Kommentare gebeten, so dass sich der Leitfaden jetzt in der finalen Phase<br />
befindet.<br />
Zusammen mit EDA und EUCOLAIT hat ASSIFONTE als wichtiger Impulsgeber an einem<br />
weiteren Leitfaden zur Verwendung von Käse als Rohmaterial gearbeitet, der<br />
ebenfalls von der Europäischen Kommission genehmigt und in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Mitgliedstaaten verabschiedet werden soll.<br />
● EUCOLAIT<br />
www.eucolait-dairytrade.org<br />
Präsident: Jack F. Baines (B)<br />
Generalsekretär: Bart van Belleghem (B)<br />
Die Europäische Union des Handels für<br />
Milcherzeugnisse (EUCOLAIT) hat ihren<br />
Tätigkeitsschwerpunkt als Plattform für<br />
Diskussionen in (Außen) Handels- und<br />
Marktfragen für den Europäischen und<br />
Internationalen Milchsektor, die in den<br />
einzelnen Produktgruppen Käse, Butter<br />
und Milchpulver/Kasein besprochen werden.<br />
Der MIV ist über die Export-Union für<br />
Milchprodukte und den Bundesverband<br />
Molkereiprodukte in die Arbeit von EUCO-<br />
LAIT mit einbezogen. Durch die Einbindung<br />
von Herrn Andreas Scheer (Vorstandsmitglied<br />
des Bundesverbandes Molkereiprodukte<br />
und Vizepräsident von EUCOLAIT)<br />
und Frau Karin Monke (Geschäftsführerin<br />
von Export-Union) in den Vorstand von<br />
EUCOLAIT ist eine Integration in die Entscheidungsgremien<br />
gewährleistet.
● MIV im deutschen<br />
Netzwerk<br />
Der MIV ist Mitglied in vielen Dach- und<br />
Förderverbänden, wie z. B. dem Bund für<br />
Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde<br />
(BLL), unter dem Vorsitz von Dr. Wolf.<br />
Über den VDM, unter dem Vorsitz von<br />
Udo Folgart, ist der MIV in den „Runden<br />
Tisch der Milchwirtschaft“ eingebunden.<br />
Zusammen mit dem VDM betreibt der<br />
MIV eine Bürogemeinschaft, ebenso wie<br />
mit der Export-Union für Milchprodukte<br />
e. V. und dem Zentralverband deutscher<br />
Milchwirtschaftler e.V. (ZDM GF: Rechtsanwalt<br />
Torsten Sach). Dieser vertritt die<br />
Interessen der Molkereifachleute und berät<br />
in Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
in den milchwirtschaftlichen Berufen<br />
sowie zur Gesetzgebung, u. a. dem<br />
Arbeitsrecht.<br />
● FoodDrinkEurope<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
www.fooddrinkeurope.eu<br />
Präsident: Jesús Serafín Pérez (ES)<br />
Generalsekretärin: Mella Frewen (IRL)<br />
FoodDrinkEurope integriert neben den jeweiligen nationalen Spitzenverbänden (für<br />
Deutschland den BLL (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde) und die<br />
BVE (Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie)) auch die europäischen<br />
Branchenverbände wie den europäischen <strong>Verband</strong> der <strong>Milchindustrie</strong> EDA.<br />
FoodDrinkEurope vertritt auf europäischer Ebene die Interessen der gesamten Lebensmittelbranche<br />
und wird hier auch vom MIV unterstützt. Ein Brennpunkt ist das<br />
Kennzeichnungsrecht und die Ausarbeitung von Empfehlungen zu Nährwertangaben<br />
oder zur Lesbarkeit von Etiketten.<br />
Der BLL unterhält seit 2003 ein eigenes Verbindungsbüro in Brüssel und arbeitet mit<br />
dem MIV bezüglich der aktuellen Fragen des Lebensmittelrechts eng zusammen.<br />
● IDF<br />
www.fil-idf.org<br />
Präsident: Richard Doyle (CDN)<br />
Generaldirektor: Nico van Belzen (B)<br />
Dem Internationalen Milchwirtschaftsverband gehören derzeit 56 Länder aus aller<br />
Welt an. Seine Arbeit konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte:<br />
� Milchwirtschaft<br />
� Milchrechtliche Fragen z. B. Codex<br />
� Ökonomie<br />
� Umwelt<br />
Das deutsche Nationalkomitee ist im <strong>Verband</strong> der Deutschen Milchwirtschaft (VDM)<br />
angesiedelt. Ihm obliegt es, die weltweit anstehenden und für notwendig erachteten<br />
Themen zu sichten und auf nationaler Ebene dafür zu sorgen, dass aus Verwaltung,<br />
Wissenschaft und Wirtschaft entsprechendes Know-how zur Verfügung gestellt<br />
wird.<br />
Der MIV ist in allen ihn interessierenden Themenbereichen aktiv. Zu nennen sind hier<br />
schwerpunktmäßig Codex Alimentarius und Ökonomie. Die VDM-Geschäftsführerin<br />
Frau Dr. Coldewey nimmt die deutschen Interessen in dem so wichtigen Koordinierungsgremium<br />
war.<br />
73
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
● Export-Union für Milchprodukte e. V.<br />
Auch mit der Export-Union für Milchprodukte e. V. (EXU) unterhält der MIV eine enge<br />
langjährige Kooperation. Die EXU ist ebenfalls in der Bürogemeinschaft des MIV in<br />
Berlin zu finden und kümmert sich um die Beratung und Information sowohl von<br />
Händlern als auch von Herstellern von Milchprodukten in allen Belangen, die den Außenhandel<br />
betreffen wie z. B. Zoll, Handelsabkommen, EU-Vorschriften, Erstattungen,<br />
Veredelungsverkehr, Hygienevorschriften usw.<br />
● Aufbau der GEFA-Geschäftsstelle wird <strong>2012</strong><br />
abgeschlossen<br />
Der für den Förderzeitraum von 2010 bis <strong>2012</strong> vorgesehene Aufbau der Geschäftsstelle<br />
der German Export Association for Food and Agriproducts GEFA e.V. wird zum<br />
Jahresende wie geplant abgeschlossen. Damit sind die Grundlagen für eine ab 2013<br />
vollständig durch die Wirtschaft finanzierte Koordination der Exportförderung und<br />
für die Umsetzung eigener Exportprojekte durch die GEFA-Geschäftsstelle geschaffen.<br />
Für die Mitglieder wurden für den Zeitraum <strong>2012</strong> bis 2013 bestehende Exportservices<br />
erneuert und neue abgeschlossen. In diesem Jahr wurden große Exportprojekte umgesetzt,<br />
wie z. B. eine Deutsche Woche mit WalMart Mexiko, welche ab 20. September<br />
<strong>2012</strong> national in 180 Filialen landesweit stattfindet. Ein weiteres Beispiel ist die Präsentation<br />
deutscher Exporteure anlässlich der ESMA-Jahrestagung Mitte September<br />
in Wien. Für 2013 sind weitere Messeauftritte in Vorbereitung, so zur Fruit Logistica<br />
in Berlin, zur Food Ingredients Russia in Moskau, zur Fine Food in Sydney und zur<br />
Food Ingredients Europe in Frankfurt am Main (in Kooperation mit German Sweets<br />
e.V.).<br />
Im Auftrag seiner Mitglieder hat die GEFA für 2013 aktuell 32 Unternehmerreisen, darunter<br />
66 % ins Drittland, als Markterkundungs- oder Geschäftsreisen in das BMELV-<br />
Förderprogramm eingebracht. Diese sind bereits komplett terminiert und befinden<br />
sich aktuell in der inhaltlichen und organisatorischen Feinabstimmung zwischen den<br />
verantwortlichen GEFA-Fachbereichen und der jeweils zuständigen Auslandshandelskammer.<br />
Neben der politischen Koordination des Exportförderprogramms des BMELV<br />
steht die Kontaktvermittlung zu Wirtschafts-Zielgruppen im Ausland im Mittelpunkt<br />
der GEFA-Aktivitäten.<br />
Der <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> e.V. zählt zu den Gründungsmitgliedern der GEFA und ist<br />
im Vorstand der GEFA über die EXPORT-UNION für Milchprodukte e. V. vertreten.<br />
74
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
75
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
7 VORSTAND, PERSONALIEN, ORGANISATION<br />
(Stand September <strong>2012</strong>)<br />
Vorstand:<br />
Vorsitzender:<br />
Dr. Karl-Heinz Engel, Hochwald Foods GmbH, Thalfang<br />
Stellv. Vorsitzende:<br />
Toni Meggle, Molkerei Meggle AG, Wasserburg<br />
Hans Holtorf, Frischli Milchwerke GmbH, Rehburg-Loccum<br />
Schatzmeister:<br />
Rainer Sievers, Milch-Union Hocheifel eG, Pronsfeld<br />
Ulrich Bauer, J. Bauer GmbH & Co. KG, Wasserburg<br />
Carsten Boldt, Kraft Foods Deutschland Production GmbH & Co. KG, Bad Fallingbostel<br />
Ulrich Christ, Hochland AG, Heimenkirch<br />
Peter Hartmann, Bayerische <strong>Milchindustrie</strong> eG, Landshut<br />
Ralf Hinrichs, Molkerei Ammerland eG, Wiefelstede-Dringenburg<br />
Robert Hofmeister, Käserei Champignon Hofmeister GmbH & Co. KG, Lauben,<br />
Präsident des <strong>Verband</strong>es der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft<br />
Ulrich Kraut, Edelweiß GmbH & Co. KG, Kempten<br />
Hervé Massot, Zott GmbH & Co. KG, Mertingen<br />
Claus Naarmann, Privatmolkerei Naarmann GmbH, Neuenkirchen<br />
Dr. Wolfgang Nuber, OMIRA GmbH, Ravensburg<br />
Jakob Ramm, Milchwerke Schwaben eG, Ulm<br />
Norbert Reuss, FrieslandCampina Germany GmbH, Heilbronn<br />
Dr. Josef Schwaiger, DMK Deutsches Milchkontor GmbH, Bremen<br />
Hauptgeschäftsführer:<br />
Eckhard Heuser, Dipl.-Ing. agr.<br />
Geschäftsführer:<br />
Rechtsanwalt Dr. Jörg W. Rieke<br />
Geschäftsführende Wissenschaftliche Leiterin:<br />
Dr. Gisela Runge, Lebensmittelchemikerin, Dipl.-Oecotrophologin<br />
Referenten:<br />
Dr. Björn Börgermann, Dr. Julia Pappritz, Karin Monke, RA Torsten Sach<br />
Büro Brüssel:<br />
Leitung: Amelie de Grahl<br />
RA Astrid Stein<br />
76
Der Vorstand des MIV<br />
Dipl. Ing. Eckhard Heuser<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
(v.l.n.r.: Jakob Ramm, Rainer Sievers, Carsten Boldt, Toni Meggle, Dr. Josef Schwaiger, Dr. Karl-Heinz Engel, Robert Hofmeister, Ulrich Christ, Norbert Reuss, Ralf<br />
Hinrichs, Ulrich Kraut, Hans Holtorf, Hervé Massot, Ulrich Bauer, Peter Hartmann, Dr. Wolfgang Nuber)<br />
Die Geschäftsstelle<br />
RA Dr. Jörg W. Rieke<br />
RA Astrid Stein Dr. Björn Börgermann<br />
Dr. Gisela Runge<br />
Karin Monke<br />
Amelie de Grahl<br />
Dr. Julia Pappritz<br />
RA. Torsten Sach<br />
77
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Produktgruppen<br />
Dauermilch<br />
Vors.: Dr. Wolfgang Nuber<br />
Stellv. Vors.: Dr. Karl-Heinz Engel<br />
Geschäftsstelle: Eckhard Heuser<br />
UG Trockenmilch Vors.: Dr. W. Nuber<br />
UG Kondensmilch Vors.: Dr. W. Nuber<br />
UG Molke/Kasein Vors.: Dr. Karl-Heinz Engel<br />
Milchfrischprodukte/Konsummilch<br />
Vors.: Ulrich Bauer<br />
Stellv. Vors.: Lars Schäkel<br />
Geschäftsstelle: Torsten Sach<br />
Milchfetterzeugnisse (MIV/DRV/BPM)<br />
Vors.: Claus-Peter Witt<br />
Stellv. Vors.: Dr. Franz Mayer<br />
Geschäftsstelle: Torsten Sach/Heinrich Schmidt (DRV)<br />
Käse und Schmelzkäse<br />
Vors.: Dr. Bernd Günther<br />
Stellv. Vors.: n.n.<br />
Geschäftsstelle: Dr. Jörg Rieke<br />
Arbeitsgruppen<br />
Umwelt (MIV/VDM)<br />
Vors.: Hans-Jörg Denzler / Rainer Bertsch<br />
Geschäftsstelle: Astrid Stein<br />
Beschaffung<br />
Vors.: Heike Groß-Fastenau<br />
Geschäftsstelle: Karin Monke<br />
Recht<br />
Vors.: Rüdiger Beduhn<br />
Geschäftsstelle: Dr. Jörg Rieke<br />
78<br />
Außenhandel<br />
Export-Union für Milchprodukte e.V.<br />
Vors.: Gerhard Meier<br />
Geschäftsführung: Karin Monke, Dr. Björn Börgermann<br />
Sozialpolitik<br />
Vors.: Hans-Joachim Schuwald<br />
Geschäftsstelle: Dr. Jörg W. Rieke<br />
Qualität und Produktsicherheit<br />
Vors.: Hans Holtorf<br />
Geschäftsstelle: Dr. Gisela Runge<br />
Forschung<br />
Vors.: Carsten Boldt<br />
Geschäftsstelle: Dr. Gisela Runge<br />
Logistik<br />
Vors.: Rainer Jüngling<br />
Geschäftsstelle: Dr. Björn Börgermann<br />
PR-Ausschuss<br />
Geschäftsstelle: Dr. Björn Börgermann<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Vors.: Hans Holtorf<br />
Geschäftsstelle: Dr. Gisela Runge
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
(von oben links nach unten rechts)<br />
Karin Monke, Dr. Julia Pappritz, Ines Terbeck, Iris Eberhardt (ZDM), Laura Ladewig, Annkatrin Werner (BUMO), Claudia Stiehler,<br />
Monika Hubar, Dr. Björn Börgermann, Eckhard Heuser, Dr. Jörg Rieke, Heidi Skowski, Amelie de Grahl, Astrid Stein, Sabrina Knabe,<br />
Dr. Gisela Runge, Torsten Sach<br />
79
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
80
Schlusswort<br />
<strong>2012</strong> – Keine Krise!<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Für den <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> (MIV) ist das Jahr <strong>2012</strong> ein besonderes. Unser <strong>Verband</strong><br />
wird 100 Jahre alt und dies darf auch bei schwieriger milchwirtschaftlicher Lage<br />
gefeiert werden. Nicht viele Verbände werden 100. Wie in anderen wirtschaftlichen<br />
Bereichen wird „fusioniert“, dies gilt auch für Verbände und eben deshalb erleben<br />
nicht alle ihren 100. Geburtstag.<br />
100 Jahr MIV bedeuten auch 100 Jahre Erfahrung mit „Milch“. Wahrscheinlich wurde<br />
schon jedes Thema rund um die Milch beim MIV diskutiert. Zunächst national,<br />
dann europaweit und heute im Zuge der Globalisierung auch weltweit. Vieles wurde<br />
gemeinsam entwickelt, Lösungen erarbeitet oder auch Angriffe auf die Molkereiwirtschaft<br />
abgewehrt.<br />
Einfache Lösungen gibt es selten. Einfache Forderungen an die Molkereien laufen<br />
deshalb auch schnell ins Leere. Wir erwarten von allen Beteiligten – wie auch von<br />
uns selbst -, dass man in allen Diskussionen auch den Standpunkt des anderen oder<br />
Andersdenkenden mit einbezieht. Molkereien müssen verstehen wie Milcherzeuger<br />
und Verbraucher „ticken“, Landwirte sollten die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
kennen, unter denen Molkereien aktiv am Markt sind.<br />
Wir erwarten auch in den nächsten 100 Jahren, dass Politik uns versteht. Milchpreise<br />
lassen sich in Brüssel nur schwer mit Verordnungen erzwingen und ein Mehr an<br />
Planwirtschaft führt eben oft nur zu mehr Bürokratie, mit der Effizienzverluste einhergehen.<br />
<strong>2012</strong> wurden die Weichen für die großen Agrarreformen 2014 bis <strong>2012</strong>0 gestellt. Dazu<br />
wurde das „Brüsseler Milchpaket“ umgesetzt. Beides große Projekte, mit denen sich<br />
die Branche befassen muss. Auch der wichtige Bereich des EU-Kennzeichnungsrechtes<br />
wurde in den Grundzügen verabschiedet, an allen Beratungen wurde massiv mitgearbeitet.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn auch noch viele Fragen offen sind.<br />
Langweilig wurde es dem <strong>Verband</strong> auch in <strong>2012</strong> nie. Kritische Fragen der Verbraucherschaft<br />
nehmen zu und müssen beantwortet werden. Umso besser die Labordiagnostik<br />
wird, desto mehr vermeintlich unerwünschte Stoffe werden auch im Milchbereich<br />
diskutiert. Oft ist es Arbeit genug zu verhindern, dass aus einer einfachen Frage ein<br />
Lebensmittelskandal gebastelt wird.<br />
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Damen und Herren, die uns im Berichtzeitraum<br />
beraten und unterstützt haben. Dies gilt für Mitglieder ebenso wie für befreundete<br />
Verbände, nationale und internationale Behörden und Organisationen. Dank gilt<br />
selbstverständlich auch unserem Vorstand, der der Geschäftsstelle Leitlinien vorgibt.<br />
Ihr<br />
Eckhard Heuser<br />
81
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
82<br />
Produktion von Milcherzeugnissen (1.000t)<br />
Erzeugnisse 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> 11:10 in %<br />
Konsummilch (ohne Industriemilch) 5.132 5.288 5.275 5.283 + 0,2<br />
davon pasteurisierte + sterilisierte Milch 1.481 1.475 1.499 1.515 + 1,1<br />
davon H-Milch 3.651 3.813 3.776 3.768 - 0,2<br />
Buttermilch 161 159 147 139 - 5,8<br />
Milchfrischprodukte 2.961 2.948 3.008 3.050 + 1,4<br />
davon Joghurt 1.685 1.643 1.686 1.705 + 1,1<br />
davon Milchmischgetränke (einschl. Kakao) 438 455 488 510 + 4,5<br />
Sahne und Sahneerzeugnisse 554 568 556 547 - 1,6<br />
Butter 465 453 449 474 + 5,6<br />
Käse 2.205 2.270 2.358 2.376 + 0,8<br />
davon Hart-, Schnitt- und Weichkäse 1.245 1.299 1.354 1.357 + 0,3<br />
davon Speisequark und Frischkäse 754 763 787 812 + 3,2<br />
davon Schmelzkäse 181 181 183 177 - 3,1<br />
Dauermilcherzeugnisse 1.208 1.225 1.237 1.293 + 4,5<br />
davon Kondensmilch 416 421 420 412 - 1,8<br />
davon Vollmilchpulver und sonstige 168 150 155 170 + 10,0<br />
davon Magermilchpulver 227 286 259 301 + 16,3<br />
davon Molkenpulver 362 341 370 372 + 0,5<br />
Deutsche <strong>Milchindustrie</strong> in Zahlen 2008–<strong>2011</strong><br />
2008 2009 2010* <strong>2011</strong>*<br />
Umsatz in Mrd. Euro (mit Speiseeis)<br />
25,047 20,033 21,658 24,211<br />
Umsatz in Mrd. Euro (ohne Speiseeis)<br />
23,722 18,722 20,515 23,128<br />
Exportwert in Mrd. Euro (ohne Speiseeis) 4,990 4,101<br />
Anzahl der¹]<br />
Deutsche <strong>Milchindustrie</strong> in Zahlen 2008-2009<br />
4,123 5,869<br />
Unternehmen<br />
Betriebsstätten<br />
100<br />
219<br />
146<br />
145 144<br />
Beschäftigten<br />
Erzeugerbereich<br />
31.729 29.352 29.268 29.878<br />
Milchkuhhaltungen 99.431 95.766 91.550 87.162<br />
Milchkuhbestand in Deutschland (in Mio. Stk.) 4,23 4,17 4,18 4,19<br />
durchschnittlicher Milchertrag (kg je Kuh p.a.) 6.827 6.977 7.080 7.240<br />
Kuhmilcherzeugung insgesamt (1.000 t) 28.657 29.199 29.629 30.336<br />
Milchanlieferung an Molkereien (1.000 t) 27.809 28.613 29.072 29.765<br />
Fettgehalt der Milch (%) 4,14 4,15 4,16 4,13<br />
durchschn. Erzeugerpreis ab Hof (pro 100kg), 3,7 % Fett, 3,4 % Eiweiß in Euro 33,84 24,08 30,09 .<br />
durchschn. Erzeugerpreis ab Hof (pro 100kg), 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß in Euro<br />
Pro-Kopf-Verbrauch (kg)<br />
30,83 34,83<br />
Konsummilch (abgepackt) 53,1 52,2 52,3 52,4<br />
Sauermilch- u. Milchmischgetränke 29,6 29,5 29,8 30,3<br />
davon Joghurt 17,6 17,4 17,8 18,1<br />
Sahne und Sahneerzeugnisse 6,0 5,9 5,7 5,6<br />
Butter 6,2 5,8 5,8 5,9<br />
Käse 22,2 22,3 22,9 23,1<br />
davon Hart-, Schnitt-, Weichkäse 10,3 10,1 10,6 10,6<br />
Pasta Filata 3,2 3,4 3,4 3,6<br />
davon Speisequark und Frischkäse 6,6 6,7 6,7 6,7<br />
davon Schmelzkäse<br />
Verarbeitete Milchmenge<br />
1,6 1,5 1,6 1,6<br />
insgesamt (Mio. t) 27,809 28,613 29,072 29,765<br />
¹] Bis einschließlich 2008 Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten, seit 2009 Betriebsteile mit mind. 50 Beschäftigten.<br />
Quelle: BLE, MIV<br />
Quelle: Stat. Bundesamt BMELV, BLE, ZMB, MIV
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Herstellung von ausgewählten Milcherzeugnissen in Deutschland (in 1.000t)<br />
2009 2010 <strong>2011</strong> 11:10 in %<br />
Milchanlieferung 28.613,3 29.076,0 29.764,5 + 2,4<br />
Eiweißgehalt (%) 3,42 3,42 3,41 - 0,3<br />
Fettgehalt (%)<br />
In Molkereien erzeugt:<br />
4,15 4,16 4,13 - 0,7<br />
Konsummilch 5.287,9 5.275,6 5.238,3 - 0,7<br />
Buttermilcherzeugnisse 159,0 147,2 138,5 - 5,9<br />
Sauermilch- und Kefirerzeugnisse 176,9 181,1 181,0 - 0,1<br />
Joghurterzeugnisse 422,0 392,4 413,5 + 5,4<br />
Milchgetränke und Milchmischerzeugnisse (mit Zusätzen insgesamt) 2.349,5 2.432,1 2.452,9 + 0,9<br />
davon aus: Sauermilch, Kefir, Joghurt und Sonstige Milchmischerzeugnisse 1.894,2 1.944,1 1.943,2 - 0,1<br />
Sahneerzeugnisse 568,1 555,5 546,9 - 1,6<br />
Kondensmilcherzeugnisse 421,2 420,4 412,3 - 1,9<br />
Trockenmilcherzeugnisse insgesamt 459,9 434,8 495,8 + 14,0<br />
darunter: Sahne-, Vollmilch- und Teilentrahmtes Milchpulver 80,4 84,4 93,9 + 11,2<br />
darunter: Magermilchpulver 285,5 258,5 301,3 + 16,6<br />
darunter: Buttermilchpulver 14,0 11,9 14,7 + 23,7<br />
darunter: Sonstige Milcherzeugnisse in Pulverform (mit und ohne Zusätze) 79,9 80,0 85,9 + 7,3<br />
Sauermilchquarkerzeugnisse 27,5 26,1 27,1 + 3,9<br />
Kasein, Kaseinate 11,4 13,0 15,6 + 20,0<br />
Milcheiweißerzeugnisse aus Milch und Molke 64,3 42,3 32,6 - 23,0<br />
Molkenpulver 340,5 367,8 371,5 + 1,0<br />
Butter (einschließlich Milchstreichfett- u. Milchfetterzeugnisse in Butterwert) 452,9 449,2 473,8 + 5,5<br />
Rücklieferung von Futtermitteln an Lieferanten und Verkauf von Milch zu<br />
Futterzwecken<br />
95,8 100,0 104,1 + 4,1<br />
Hartkäse 204,3 208,2 197,2 - 5,3<br />
Schnittkäse 651,0 705,4 692,9 - 1,8<br />
Halbfester Schnittkäse 49,9 49,4 50,4 + 2,0<br />
Weichkäse 139,3 145,0 148,4 + 2,3<br />
Pasta Filata Käse 254,6 248,0 269,6 + 8,7<br />
Frischkäse 762,8 786,8 811,8 + 3,2<br />
Sauermilchkäse, Kochkäse und Molkenkäse 26,2 26,6 26,3 - 1,3<br />
Schmelzkäse und Schmelzkäsezubereitungen 181,4 182,7 177,3 - 3,0<br />
Käse insgesamt 2.269,6 2.350,5 2.373,7 + 1,0<br />
Käse insgesamt (ohne Schmelzkäse und Schmelzkäsezubereitungen) 2.088,2 2.167,7 2.196,4 + 1,3<br />
83<br />
Quelle: BLE
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Mitglieder<br />
84
Mitglieder<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
85
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
Mitglieder<br />
Good Food, Good Life<br />
86
Fördermitglieder<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
des <strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong>es <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong><br />
87
<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> e.V.<br />
Jägerstraße 51<br />
10117 Berlin<br />
Tel. +49 30 4030445-0<br />
Fax +49 30 4030445-55<br />
Mail: www.milchindustrie.de<br />
info@milchindustrie.de<br />
www.milchindustrie.de<br />
www.milch-markt.de<br />
www.meine-milch.de<br />
Büro Brüssel<br />
<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> Büro Brüssel e.V.<br />
<strong>Milchindustrie</strong>-<strong>Verband</strong> 66, rue du Luxembourge.V.<br />
4 B rue - 1000 de l‘ Industrie Brüssel<br />
Tel. B - + 1000 32 2 2392303 Brüssel<br />
Fax Tel. + +32 32 2 5126135 2192191<br />
bxl@milchindustrie.de<br />
Fax: +32 2 5126137<br />
Mail: bxl@milchindustrie.de