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KUNST KULTUR JOKER 15

GEDOK macht frei

„Frauen.Gestalten“ ist ein gelungenes

Ausstellungsprojekt im Karl-Rahner-Haus

Das Freiburger Stadtjubiläum

stand seit Beginn unter keinem

guten Stern: Man erinnert den

ärgerlichen politischen Zank

um die Kuratur von Barbara

Mundel, deren Demission

schließlich. Als Resultat zwar

neues Personal, aber kaum inhaltliches

Konzept. Infolge dessen

das Fehlen einer Fach-Jury

für Kunst- und Kulturprojekte.

Danach der holprige Auftakt

mit Fackelumzügen aus einer

anderen Welt, Brauchtums-Kanonendonner

im Colombi-Park

und anderen Merkwürdigkeiten

mehr. Aber natürlich gibt es

auch Positives zu berichten. Zu

den ‚ausgewählten‘ (folglich bezuschussten)

Beiträgen zählt die

aktuelle Ausstellung „Frauen.

Gestalten 1“ – sehr lohnenswert.

Die GEDOK ist nicht irgendein

Club: „Der Verband der Gemeinschaften

der Künstlerinnen

und Kunstfördernden“ wurde

1926 gegründet und ist „das

älteste und europaweit größte

Netzwerk für Künstlerinnen“,

wie auf der bundesdeutschen

Homepage steht. Wir erinnern

uns: Seit 1918 gibt es das

Frauenwahlrecht in Deutschland.

Die Freiburger Sektion

des Verbands konzipierte fürs

Stadtjubiläum den mit Bedacht

zwei-sinnigen Antrag. 37 Bewerbungen

gingen ein. Und

anstatt per Jury mühsam auszuwählen,

entstand die Chance,

alle Beiträge zu präsentieren, in

drei Teilen. Der erste läuft nun

im Rahner-Haus, der zweite

folgt im März in der VHS nach,

der dritte im nächsten Sommer

im depot.K.

Dreizehn Künstlerinnen bringen

in den angenehm luftigen

Räumen des 2005 nach Entwurf

des Architekten Christof

Hendrich fertig gestellten katholischen

Instituts, wo regelmäßig

der Rahmen für Kunstausstellungen

geboten wird, was ihnen

zum Thema einfiel. Der Rundgang

beginnt im Basement mit

einer Triptychon-gleichen Arbeit

von Marianne Maul: Mit

feinem Grafitstift und zarter

Koloratur mittels Pastellkreide

sind auf drei Papierblättern die

Bäuerinnen in Szene gesetzt,

OFFENE

ATELIERS

Malerei Grafik Keramik

22. 11. 20

11 - 17 Uhr

Freiburg

Bettackerstraße

10 • 10a • 10b • 10c

wie sie auf dem Feld unterhalb

des Kaiserstuhls die Ernte einfahren

und dann die Ware auf

dem Münstermarkt feil bieten –

gesichtslose Schemen als Stellvertreterinnen

einer Familienzunft

bei ihrer Hände Tätigkeit.

Anonymen Frauen widmet

sich auch die Fotoserie von Ria

Hochmann, die drei Generationen

porträtiert, bei Gesprächen

in der Küche, also dem angestammten

Kommunikationsort

des Geschlechts und der Familie

im Ganzen. Eine 90-, eine gut

60- und eine knapp 30-Jährige.

Die Namen sind zwar bekannt,

aber darauf kommt es nicht an.

Geradezu bedrückend wirkt

das „Stundenbuch“ von Veronika

Grüger: Auf Küchentuch-

Meterware hat sie in langem

Prozess auf 4,2 Metern Länge

in 200 Farben als Bilderfolge die

Erlebensgeschichte geplagter

Frauen gestickt – Geburt, Spiel,

Schwangerschaft, Demütigung,

Gewalt, der Richtertisch und

letztlich doch Hoffnung sind

die Etappen des Lebens-Almanachs.

Und in die Reihe dieser

kraftvollen, oft geplagten Frauengestalten

gehört auch das eindrückliche

dreiteilige Konzept

„Schutzkleid“ von Irene Schüller:

Video, genähtes Objekt aus

Altkleidern, Foto. Hier wird

am deutlichsten der Fingerzeig

auf die Not in der Gegenwart

(Flüchtlingsfrauen) gelegt.

Historische Frauen suchen

die Künstlerinnen gern: Hannah

Arendt, Edith Stein, Käthe

Vordtriede. Die allegorische

Themensetzung wählte Michaela

Höhlein-Dolde, sie nimmt

sich die ‚Synagogia‘-Figur der

Münster-Vorhalle zur Brust:

mittelalterliche Personifikation

des Judentums mit verbundenen

Augen, die die Allmacht

der christlichen Herrschaft nicht

Michaela Hoehlein-Dolde, „Augenbinde

2“, Ton, gebrannt und glasiert

Foto: Gedok Freiburg

wahrzunehmen vermag. Höhlein-Dolde

zeigt sie in einem

zweiteiligen Holzschnitt, war

aber darüber hinaus inspiriert

vom Motiv der Augenbinde.

Acht wunderbare Keramikarbeiten

zeugen davon.

Als Fazit bleibt: Hier gerinnt

das Thema Frau nicht zur bloßen

sozialen Rolle, nicht zum

geschichtlichen Einmaleins,

nicht zur exemplarischen Typologie,

nicht zum reduzierten

Motiv – nein: die komplexe Mischung

macht den Reiz aus, und

die Gedanken frei.

Karl Rahner Haus, Habsburgerstr.

107, Freiburg. Führungen

jew. Dienstag und

Donnerstag, 16.30 Uhr oder

nach persönlicher Vereinbarung.

Anmeldung unter: info@

gedok-freiburg.de, Tel.: 0761-

15620602. Bis 27.11.2020.

Martin Flashar

Schmuckunikate und Fundholz-Objekte

Ausstellung im Atelier für Schmuck, Objekte und Kurse von Saskia Derksen

Wer sich in den kühlen Herbsttagen

Kreativität in feinen Nuancen

widmen möchte, kann sich in

der offenen Werkstatt von Saskia

Derksen einfinden. Seit 21 Jahren

führt die erlernte Goldschmiedin

nun ihr Atelier für Schmuck und

Objekte in Freiburg-Zähringen.

Da Begegnungen zurzeit weitgehend

eingeschränkt werden

müssen und der Austausch untereinander

abnimmt, sieht Saskia

Derksen es als notwendig

an, ihre Räume für den künstlerischen

Austausch zu öffnen.

Zusammen mit ihrem Bruder

Sebastian Derksen entführt uns

die freischaffende Künstlerin in

fremde Welten, Schmuck & Objekte

und Schmuck & Gerät. Die

Ausstellung findet vom 19. bis

22. November 2020 mit einem

Hygienekonzept statt. In einem

großen lichtdurchflutenden

Raum werden die feinen und

filigranen Schmuckunikate und

Fundholz-Objekte gezeigt. Jedes

Kunstwerk entspricht einem

Fundstück, welches zu einer

Skulptur vollendet wurde. In den

silbernen Bechern bilden malerische

Achatscheiben den Boden.

Jedes Unikat trägt einen Namen

und ist Teil einer Geschichte. Im

vorderen Teil der Halle können

Besucher*innen sich im Café

Pausenraum eventuelle Wartezeiten

versüßen.

Atelier für Schmuck, Objekte

und Kurse, Saskia Derksen.

Burgdorfer Weg 19, Freiburg.

Geöffnet: Do- So. 12-18 Uhr

sowie nach Vereinbarung: Tel:

0761 2859954. Weitere Infos:

www.saskia-derksen.de.

Schmuckunikate im Atelier der Künstlerin Saskia Derksen

Fotos: Saskia Derksen

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