-flip_joker_2020-11
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KUNST KULTUR JOKER 15
GEDOK macht frei
„Frauen.Gestalten“ ist ein gelungenes
Ausstellungsprojekt im Karl-Rahner-Haus
Das Freiburger Stadtjubiläum
stand seit Beginn unter keinem
guten Stern: Man erinnert den
ärgerlichen politischen Zank
um die Kuratur von Barbara
Mundel, deren Demission
schließlich. Als Resultat zwar
neues Personal, aber kaum inhaltliches
Konzept. Infolge dessen
das Fehlen einer Fach-Jury
für Kunst- und Kulturprojekte.
Danach der holprige Auftakt
mit Fackelumzügen aus einer
anderen Welt, Brauchtums-Kanonendonner
im Colombi-Park
und anderen Merkwürdigkeiten
mehr. Aber natürlich gibt es
auch Positives zu berichten. Zu
den ‚ausgewählten‘ (folglich bezuschussten)
Beiträgen zählt die
aktuelle Ausstellung „Frauen.
Gestalten 1“ – sehr lohnenswert.
Die GEDOK ist nicht irgendein
Club: „Der Verband der Gemeinschaften
der Künstlerinnen
und Kunstfördernden“ wurde
1926 gegründet und ist „das
älteste und europaweit größte
Netzwerk für Künstlerinnen“,
wie auf der bundesdeutschen
Homepage steht. Wir erinnern
uns: Seit 1918 gibt es das
Frauenwahlrecht in Deutschland.
Die Freiburger Sektion
des Verbands konzipierte fürs
Stadtjubiläum den mit Bedacht
zwei-sinnigen Antrag. 37 Bewerbungen
gingen ein. Und
anstatt per Jury mühsam auszuwählen,
entstand die Chance,
alle Beiträge zu präsentieren, in
drei Teilen. Der erste läuft nun
im Rahner-Haus, der zweite
folgt im März in der VHS nach,
der dritte im nächsten Sommer
im depot.K.
Dreizehn Künstlerinnen bringen
in den angenehm luftigen
Räumen des 2005 nach Entwurf
des Architekten Christof
Hendrich fertig gestellten katholischen
Instituts, wo regelmäßig
der Rahmen für Kunstausstellungen
geboten wird, was ihnen
zum Thema einfiel. Der Rundgang
beginnt im Basement mit
einer Triptychon-gleichen Arbeit
von Marianne Maul: Mit
feinem Grafitstift und zarter
Koloratur mittels Pastellkreide
sind auf drei Papierblättern die
Bäuerinnen in Szene gesetzt,
OFFENE
ATELIERS
Malerei Grafik Keramik
22. 11. 20
11 - 17 Uhr
Freiburg
Bettackerstraße
10 • 10a • 10b • 10c
wie sie auf dem Feld unterhalb
des Kaiserstuhls die Ernte einfahren
und dann die Ware auf
dem Münstermarkt feil bieten –
gesichtslose Schemen als Stellvertreterinnen
einer Familienzunft
bei ihrer Hände Tätigkeit.
Anonymen Frauen widmet
sich auch die Fotoserie von Ria
Hochmann, die drei Generationen
porträtiert, bei Gesprächen
in der Küche, also dem angestammten
Kommunikationsort
des Geschlechts und der Familie
im Ganzen. Eine 90-, eine gut
60- und eine knapp 30-Jährige.
Die Namen sind zwar bekannt,
aber darauf kommt es nicht an.
Geradezu bedrückend wirkt
das „Stundenbuch“ von Veronika
Grüger: Auf Küchentuch-
Meterware hat sie in langem
Prozess auf 4,2 Metern Länge
in 200 Farben als Bilderfolge die
Erlebensgeschichte geplagter
Frauen gestickt – Geburt, Spiel,
Schwangerschaft, Demütigung,
Gewalt, der Richtertisch und
letztlich doch Hoffnung sind
die Etappen des Lebens-Almanachs.
Und in die Reihe dieser
kraftvollen, oft geplagten Frauengestalten
gehört auch das eindrückliche
dreiteilige Konzept
„Schutzkleid“ von Irene Schüller:
Video, genähtes Objekt aus
Altkleidern, Foto. Hier wird
am deutlichsten der Fingerzeig
auf die Not in der Gegenwart
(Flüchtlingsfrauen) gelegt.
Historische Frauen suchen
die Künstlerinnen gern: Hannah
Arendt, Edith Stein, Käthe
Vordtriede. Die allegorische
Themensetzung wählte Michaela
Höhlein-Dolde, sie nimmt
sich die ‚Synagogia‘-Figur der
Münster-Vorhalle zur Brust:
mittelalterliche Personifikation
des Judentums mit verbundenen
Augen, die die Allmacht
der christlichen Herrschaft nicht
Michaela Hoehlein-Dolde, „Augenbinde
2“, Ton, gebrannt und glasiert
Foto: Gedok Freiburg
wahrzunehmen vermag. Höhlein-Dolde
zeigt sie in einem
zweiteiligen Holzschnitt, war
aber darüber hinaus inspiriert
vom Motiv der Augenbinde.
Acht wunderbare Keramikarbeiten
zeugen davon.
Als Fazit bleibt: Hier gerinnt
das Thema Frau nicht zur bloßen
sozialen Rolle, nicht zum
geschichtlichen Einmaleins,
nicht zur exemplarischen Typologie,
nicht zum reduzierten
Motiv – nein: die komplexe Mischung
macht den Reiz aus, und
die Gedanken frei.
Karl Rahner Haus, Habsburgerstr.
107, Freiburg. Führungen
jew. Dienstag und
Donnerstag, 16.30 Uhr oder
nach persönlicher Vereinbarung.
Anmeldung unter: info@
gedok-freiburg.de, Tel.: 0761-
15620602. Bis 27.11.2020.
Martin Flashar
Schmuckunikate und Fundholz-Objekte
Ausstellung im Atelier für Schmuck, Objekte und Kurse von Saskia Derksen
Wer sich in den kühlen Herbsttagen
Kreativität in feinen Nuancen
widmen möchte, kann sich in
der offenen Werkstatt von Saskia
Derksen einfinden. Seit 21 Jahren
führt die erlernte Goldschmiedin
nun ihr Atelier für Schmuck und
Objekte in Freiburg-Zähringen.
Da Begegnungen zurzeit weitgehend
eingeschränkt werden
müssen und der Austausch untereinander
abnimmt, sieht Saskia
Derksen es als notwendig
an, ihre Räume für den künstlerischen
Austausch zu öffnen.
Zusammen mit ihrem Bruder
Sebastian Derksen entführt uns
die freischaffende Künstlerin in
fremde Welten, Schmuck & Objekte
und Schmuck & Gerät. Die
Ausstellung findet vom 19. bis
22. November 2020 mit einem
Hygienekonzept statt. In einem
großen lichtdurchflutenden
Raum werden die feinen und
filigranen Schmuckunikate und
Fundholz-Objekte gezeigt. Jedes
Kunstwerk entspricht einem
Fundstück, welches zu einer
Skulptur vollendet wurde. In den
silbernen Bechern bilden malerische
Achatscheiben den Boden.
Jedes Unikat trägt einen Namen
und ist Teil einer Geschichte. Im
vorderen Teil der Halle können
Besucher*innen sich im Café
Pausenraum eventuelle Wartezeiten
versüßen.
Atelier für Schmuck, Objekte
und Kurse, Saskia Derksen.
Burgdorfer Weg 19, Freiburg.
Geöffnet: Do- So. 12-18 Uhr
sowie nach Vereinbarung: Tel:
0761 2859954. Weitere Infos:
www.saskia-derksen.de.
Schmuckunikate im Atelier der Künstlerin Saskia Derksen
Fotos: Saskia Derksen