Stahlreport 2020.11
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BDS<br />
XXXXX Research A XXXXX<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Beständiges Auf und Ab<br />
Der Start ins Jahr 2020 verlief für die deutsche Stahldistribution recht ordentlich. Die Stimmung in der<br />
Wirtschaft hatte sich etwas aufgehellt und man hatte den Eindruck, dass Nachholeffekte vom Jahresende<br />
2019 das Geschäft zum Jahresstart 2020 beflügelten. Dann kam „Corona“ und die Welt veränderte sich.<br />
Immerhin war der Stahlhandel bislang weitaus weniger negativ betroffen als andere Wirtschaftszweige.<br />
Die Marktlage ist gespalten und variiert je nach Abnehmerbranche.<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis einschließlich<br />
September 2020 vorliegenden<br />
Zahlen.<br />
Fragen zur<br />
Statistik<br />
beantwortet im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahl -<br />
handel (BDS) Jörg<br />
Feger, Prokurist<br />
und Bereichsleiter<br />
Research:<br />
Feger-BDS@<br />
stahlhandel.com<br />
Foto: privat<br />
Lagerabsatz<br />
Kurzer Rückblick: 2019 war ein für die<br />
Stahldistriubtion in Deutschland verhaltenes<br />
Jahr. Insgesamt wurden im<br />
Vorjahr rund 10,7 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt – rund 4,3 %<br />
weniger als noch 2018. Besonders der<br />
Absatz von Flachprodukten und Stabstahl<br />
zeigte sich schwächer. Als einziges<br />
Produkt konnte der Betonstahl weiter<br />
zulegen.<br />
Der Jahresauftakt 2020 hingegen<br />
verlief für die Branche recht dynamisch:<br />
Im Januar wurden 975.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Dies entspricht<br />
einem Plus von 2,4 % im Vergleich<br />
zum Januar 2019. Auch der<br />
Februar lag mit knapp 937.000 t bei<br />
3,1 % über dem Vorjahresmonat. Ursache<br />
war hierfür unter anderem die niedrige<br />
Bestandslage in Händler- und Verarbeiterlagern<br />
zum Jahreswechsel.<br />
Noch dynamischer liefen die<br />
Geschäfte im März, und dies trotz der<br />
sich mit Wucht entfaltenden Corona-<br />
Pandemie samt eingeleiteter Maßnahmen<br />
zur Monatsmitte. Es wurden fast<br />
1 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Da schon größere Teile der<br />
stahlverarbeitenden Industriezweige,<br />
allen voran der Fahrzeug- und Maschinenbau,<br />
Einbrüche im Auftragseingang<br />
verzeichnet und Kurzarbeit angemeldet<br />
hatten, ist anzunehmen, dass viele Kunden<br />
aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />
über ihren aktuellen Bedarf<br />
bestellt haben.<br />
Im April und Mai traf dann<br />
„Corona“ auch die deutsche Stahldistribution<br />
mit erheblicher Wucht. Die<br />
Absatzrückgänge lagen in diesen beiden<br />
Monaten im Vergleich zu den Vorjahresmonaten<br />
um durchschnittlich<br />
zwischen 20 und 30 %. Dieser Negativtrend<br />
konnte im Juni gestoppt werden.<br />
Im Vergleich zum Juni 2019 musste<br />
lediglich ein Rückgang von knapp 4 %<br />
verzeichnet werden. Insgesamt wurden<br />
816.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Auch der Juli verlief recht<br />
ordentlich. 889.000 t wurden verbucht.<br />
Enttäuschend hingegen zeigte sich der<br />
August mit einem Lagerabsatz von<br />
815.000 t. Allenthalben wurde berichtet,<br />
dass sich die Urlaubszeit mehr als<br />
gewöhnlich bemerkbar machte. Die<br />
Gegenbewegung erfolgte im September.<br />
An 22 Arbeitstagen wurden in Summe<br />
931.000 t verbucht.<br />
Weiterhin ist festzuhalten, dass<br />
sich die Auftragslage je nach Abnehmerbranche<br />
deutlich unterscheidet.<br />
Die Bauwirtschaft ist immer noch das<br />
Zugpferd der Konjunktur. Im Automobil-<br />
und Maschinenbau sind zum Teil<br />
deutliche Produktionsrückgänge zu<br />
verzeichnen. So konnte der Lagerabsatz<br />
bei Betonstahl, in den ersten acht Monaten<br />
des Jahres fast zweistellig zulegen<br />
während bei warm- und kaltgewalzten<br />
Blechen deutliche Rückgänge zu beobachten<br />
waren.<br />
Lagerbestand<br />
Ende Dezember 2019 wurden 2,03<br />
Mio. t Lagerbestand gemeldet – der<br />
niedrigste Jahresendbestand seit 1996.<br />
Im Januar erfolgte dann ein moderater<br />
Aufbau, der bei allen Produktgruppen<br />
zu beobachten war. Ungewöhnlicherweise<br />
reduzierte sich im Februar der<br />
Bestand wieder ein wenig. Die Monate<br />
März, April und Mai zeigten krisenbedingt<br />
nicht den saisonal üblichen Aufbau<br />
der Bestände. Auch zwischen Juni<br />
und September veränderten sich die<br />
Läger kaum. Am 30. September 2020<br />
lag der Bestand mit 2,10 Mio. t knapp<br />
6 % niedriger als im September 2019.<br />
Lagerreichweite<br />
Die durchschnittliche Lagerreichweite<br />
bei Walzstahlfertigerzeugnissen lag im<br />
Jahr 2019 bei 2,7 Monaten bzw. 81<br />
Tagen. Damit bewegte sie sich in etwa<br />
auf dem Niveau des Vorjahres. Im<br />
Januar und Februar 2020 lag die Lagerreichweite<br />
bei guten Absätzen und weiterhin<br />
sehr geringen Beständen bei<br />
niedrigen 2,2 Monaten bzw. 66 Tagen.<br />
Im März war sie aufgrund des hohen<br />
Lagerabsatzes sogar noch etwas niedriger<br />
und belief sich auf 2,1 Monate.<br />
Die starken Rückgänge der Lagerabsätze<br />
im April und Mai ließen die<br />
Lagerreichweiten in die Höhe schnellen.<br />
In den Monaten Juni bis August nahmen<br />
sie wieder die gewohnten Dimensionen<br />
an. Im September lag sie vor<br />
dem Hintergrund ordentlicher Absätze<br />
und niedriger Bestände bei 2,3 Monaten.<br />
Dies entspricht 69 Tagen (vgl. Abbildung<br />
1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen Bereich<br />
zufolge gaben die Preise in den meisten<br />
Monaten des Jahres 2019 bei nahezu<br />
allen Produkten nach. Diese Rückgänge<br />
waren bei Rohren und den meisten<br />
Flachprodukten ausgeprägter als bei<br />
Langprodukten. Gegen Ende des Jahres<br />
konnten vereinzelt auch wieder leichte<br />
Preissteigerungen festgestellt werden.<br />
Diese Tendenz setzte sich am<br />
Anfang des Jahres 2020 fort. Gerade<br />
im Februar und März konnte ein teilweise<br />
spürbarer Preisaufbau festgestellt<br />
werden, der sich, unterschiedlich ausgeprägt,<br />
über alle Produktgruppen<br />
erstreckte.<br />
Der April zeigte sich hingegen<br />
uneinheitlich. Teilweise wurden leichte<br />
Preisrückgänge festgestellt. Dies war<br />
auch im Mai der Fall. Im Juni wurden<br />
bei allen Produktgruppen sinkende<br />
Verkaufspreise beobachtet. Dieser<br />
Trend setzte sich mit einigen Ausnahmen<br />
im Juli und August fort. Im September<br />
legten die Verkaufspreise bei<br />
fast allen Produkten zu (vgl. Abbildungen<br />
2 und 3). 2<br />
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