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Blickpunkt 2012 - Ruhstorf ad Rott

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Nr. 3/12 <strong>Blickpunkt</strong> <strong>Ruhstorf</strong> a. d. <strong>Rott</strong> Seite 5<br />

Franz Pfeiffermann feiert seinen 80. Geburtstag im Curare Seniorengarten<br />

Franz Pfeiffermann feierte am 25. Juni<br />

<strong>2012</strong> mit seinen Angehörigen, den Tagespflegegästen<br />

und zünftiger Musik<br />

seinen 80. Geburtstag im Curare Seniorengarten<br />

in <strong>Ruhstorf</strong>. In der Tagespflege<br />

des Curare Seniorengarten verbringt<br />

Franz Pfeiffermann die Wochentage; am<br />

Wochenende lebt er im Kreise seiner Familie.<br />

Glückwünsche überbrachten dem Jubilar<br />

Integration statt Separierung von Menschen<br />

mit einer dementiellen Erkrankung<br />

Im Wohn- und Pflegeheim Haus Sonnengarten<br />

in <strong>Ruhstorf</strong> gilt das Motto:<br />

der Mensch ist die beste Medizin des<br />

Menschen<br />

Von Anfang an, seit Gründung des<br />

Hauses Sonnengarten in <strong>Ruhstorf</strong> vor 11<br />

Jahren, war es die Absicht des Betreiberehepaares<br />

Manfred Müller und Hilde<br />

Müller-Zehentbauer Senioren verschiedenster<br />

Altersstufen und Krankheitsbilder<br />

und ger<strong>ad</strong>e auch Menschen mit einer<br />

dementiellen Erkrankung zusammen<br />

zu bringen statt zu separieren.<br />

So gibt es im Haus Sonnengarten die<br />

Möglichkeit, als noch rüstiger alter<br />

Mensch im Betreuten Wohnen in seinem<br />

eigenen Apartment zu leben und bleiben<br />

zu können, sollte man selber pflegebedürftig<br />

werden. Oder zusammen mit<br />

seinem pflegebedürftigen Ehepartner in<br />

einer eigenen Wohnung zu leben, wobei<br />

der Partner vom Pflegepersonal versorgt<br />

wird, während man selber noch viel Freiraum<br />

für Unternehmungen hat.<br />

Oder tagsüber, wenn die Angehörigen<br />

arbeiten, zur Tagespflege zu kommen<br />

um an den verschiedenen Angeboten des<br />

Hauses teilzunehmen und alte Bekannte<br />

vom Ort wieder zu treffen. Oder vorübergehend,<br />

wenn die pflegenden Angehörigen<br />

Urlaub machen, selber im Sonnengarten<br />

in der Kurzzeitpflege Urlaub<br />

machen und den neu gestalteten Garten<br />

genießen, zu Malen, das Gedächtnis zu<br />

trainieren und sich wieder mit Gymnastik<br />

sportlich zu betätigen.<br />

Man lebt zusammen mit den anderen Bewohnern,<br />

feiert gemeinsam Feste, trifft<br />

sich auf dem Flur, hält ein Schwätzchen<br />

oder isst zusammen zu Mittag.<br />

Dieser integrative Ansatz hat sich mehr<br />

als bewährt. Er entspricht dem Grundbedürfnis<br />

eines jedem Menschen, nicht<br />

wegen seiner Krankheit, seiner Herkunft<br />

oder seines Alters ausgesondert sondern<br />

angenommen und respektiert zu wer-<br />

den, das Gefühl zu haben, Teil einer Gemeinschaft<br />

zu sein. Es gibt aber auch die<br />

Möglichkeit für jeden, sich in seine Wohnung<br />

oder seinem Einzelzimmer zurück<br />

zu ziehen und sein Leben entsprechend<br />

seinen eigenen Gewohnheiten und Bedürfnissen<br />

zu gestalten.<br />

Im Haus Sonnengarten begleiten zum<br />

Beispiel dementiel erkrankte aber körperlich<br />

rüstige Senioren andere im<br />

Rollstuhl sitzende Bewohner zu einer<br />

gemeinsamen Veranstaltung, Jüngere<br />

helfen Älteren bei kleinen Aufgaben,<br />

Menschen, die nach dem Krieg Böhmen,<br />

das Sudetenland oder Schlesien<br />

verlassen mussten unterhalten sich über<br />

ihre frühere Heimat und die dramatische<br />

Flucht, russlanddeutsche Senioren bringen<br />

den Mitarbeitern Russisch bei und<br />

singen gemeinsam mit den anderen bayrische<br />

und norddeutsche Volkslieder und<br />

selbst beim Bibelgespräch beten katholische,<br />

evangelische und keiner Kirche<br />

zugehörige Senioren gemeinsam, egal ob<br />

dementiel erkrankt oder nicht.<br />

Ihre Erkrankung fällt vielen gar nicht<br />

auf und manchmal ist ein Mensch mit<br />

einer Demenz wesentlich positiver, hat<br />

mehr Lebensfreude und schafft es durch<br />

seine fröhliche Art andere aufzuheitern.<br />

Manche in der St<strong>ad</strong>t aufgewachsene Bewohner<br />

entdecken die Freude an der Gar-<br />

Pfarrer Andreas Artinger und <strong>Ruhstorf</strong>s<br />

Bürgermeister Erich Hallhuber. Franz<br />

Pfeiffermann wusste als ehemaliger Gemeindemitarbeiter<br />

heitere Geschichten<br />

über seinen früheren Arbeitsplatz zu erzählen.<br />

Es war eine gelungene Feier. Auch die<br />

Kollegen der Marktverwaltung und des<br />

Bauhofs <strong>Ruhstorf</strong> gratulieren Franz<br />

Pfeiffermann herzlich zu seinem 80. Geburtstag.<br />

tenarbeit und Menschen, die ihr Leben<br />

lang auf einem Hof schwer gearbeitet<br />

haben fangen an zu Malen und zu Töpfern<br />

und entdecken dabei ihr Talent bei<br />

einer Arbeit, die in ihrem früheren Leben<br />

als sinnlos abgetan wurde. Durch ihre<br />

Krankheit können sie vielleicht Begabungen<br />

ausleben, die sie sich früher nie<br />

zugetraut hätten.<br />

Es herrscht Leben im Haus. Natürlich<br />

gibt es auch mal Streit untereinander bei<br />

so viel Unterschiedlichkeit und immer<br />

wieder versucht ein verwirrter Bewohner,<br />

der neu<br />

eingezogen ist, nach Hause zu gehen,<br />

weil er nicht mehr versteht, das es sein zu<br />

hause vielleicht gar nicht mehr gibt.<br />

Hier sind die vielen geschulten Mitarbeiter<br />

des Hauses gefordert, entsprechend<br />

auf den Bewohner einzugehen, Verständnis<br />

zu zeigen und vielleicht mal mit ihm<br />

eine Runde oder auch zwei ums Haus<br />

zu gehen, bis er beruhigt wieder zurückkehrt,<br />

in dem Wissen, er ist nicht eingesperrt.<br />

Das lässt ihn auf Dauer ruhiger<br />

werden und viele finden nach einiger Zeit<br />

von selber zur Kirche oder zum Geschäft<br />

im Ort und kehren wieder zurück, weil<br />

der Sonnengarten langsam ihr neues zu<br />

hause geworden ist.<br />

Gemeinschaft, Geborgenheit, Selbstbestimmung<br />

und gegenseitige<br />

Wertschätzung heilt<br />

so manche Krankheiten<br />

der Seele wie Einsamkeit,<br />

Trauer und den Schmerz<br />

um den Verlust körperlicher<br />

Fähigkeiten, selbst<br />

wenn manche Gebrechen<br />

medizinisch nicht mehr<br />

behoben werden können.<br />

Der Mensch ist und bleibt<br />

nun mal die beste Medizin<br />

des Menschen.<br />

Text:<br />

Hilde Müller-Zehentbauer

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