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Friedenswege 2010 - Dolomitenfreunde

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DF II/<strong>2010</strong> -34-<br />

7.8. Gegner belegte während der Nacht unsere Stellung mit einigen Granaten, doch ohne einen Treffer zu<br />

erreichen. Fdl. Infanterie greift unsere Stellungen am Wolayersee an, besetzte 2 Feldwachen.<br />

Tagsüber Feuer unserer Artillerie, das von der fdl. nur schwach erwidert wird. Spät abends Trommelfeuer<br />

unsererArtillerie gegen den Feind.<br />

8.8. Vormittags sehr starke Beschießung des Zelon durch unsere schweren Mörser. Am Abend war in der fdl.<br />

Stellung großes Geschrei, dessen Ursache wir uns erklären konnten, als die telephonische Meldung kam: „Die<br />

Italiener haben Görz genommen.“ Es war also Siegesjubel da drüben.<br />

11.8. Während der letzten Tage hatten wir harte Arbeit, um das nötige Material für die neue Geschützbettung<br />

herbeizuschaffen. Heute früh trugen wir die letzten Säcke Sand herauf und begannen gleich mit dem Einbau.<br />

Infanteristen mussten Wasser tragen, jeden Tropfen weit unten im Tal holen. Um 4 Uhr nachmittags waren wir<br />

fertig, alle schon todmüde.<br />

12.8. Mittags ging ich nach W. hinunter um frische Wäsche und sonstige Kleinigkeiten zu besorgen. Man sieht<br />

unten überall die Spuren der Beschießung von der schweren fdl. Artillerie. Da eine schöne, mondhelle Nacht<br />

war, ging ich schon nach 11 Uhr nachts wieder ab und war um 3 Uhr wieder hier oben, bin aber nun furchtbar<br />

müde, die Füße schmerzen bei jedem Tritt.<br />

15.8. Nachmittags starker Regen, auf welchem dichter Nebel folgte. Ich benützte ihn um nochmals Edelweiss zu<br />

bekommen.<br />

16.8. Nachmittags sprengten wir Steine in dem zum oberen Geschütz führenden Laufgraben. Dies ist notwendig,<br />

da der Graben in dem jetzigen Zustand bei einem starken Infanteriefeuer eine recht ungenügende Deckung<br />

bietet.<br />

Abends war ich bei der Batterie unten.<br />

17.8. Nachmittags im Laufgraben gearbeitet. Die Post, welche Raiffeis abends von der Batterie holte, brachte<br />

mir wieder eine erschütternd traurige Nachricht aus der Heimat: Nanni teilte mir mit, daß nun auch der zweite<br />

und letzte Bruder sein junges Leben für‟s Vaterland geopfert; mir tut es selbst furchtbar leid um Viktor, er war<br />

so ein lieber, guter Mensch, jung und schön wie ein Adonis, machte der heimtückische Typhus seinem Leben<br />

ein Ende. Die glorreichen Schlachten in Südtirol hat er mitgemacht, aber als diese geschlagen waren, war auch<br />

Viktor am Ende seiner Kräfte angelangt. Der 2.August ist sein Todestag. Wie groß wird der Schmerz seiner<br />

Angehörigen sein! Beide Söhne im Krieg verloren, ist ein schweres Opfer und Nanni, mein teures Lieb„ , was<br />

mußt Du nicht noch alles erdulden!<br />

18.8. 86. Geburtstag seiner Majestät unseres obersten Kriegsherrn. Punkt 12 Uhr nachts war die ganze Infanterie<br />

im Laufgraben stellig gemacht. Eine Leuchtrakete wird abgeschossen, von der Feldwache vorn eine zweite,<br />

dann mehrere auf einmal, die die finstere, stürmische Nacht taghell beleuchten, und nun schallt ein brausendes,<br />

dreifaches Hoch auf unseren geliebten Kaiser hinüber zum Feinde. Kurz und einfach war diese Kaiserfeier und<br />

doch so erhaben schön. Gott erhalte.....so hat wohl ein jeder heute gedacht und gewünscht.<br />

Nach Mitternacht ging ein sehr starkes Gewitter nieder mit schwerem Regen, gegen Morgen folgte ein zweites,<br />

noch viel heftigeres, begleitet von einem förmlichen Wolkenbruch. Von der Zelonschlucht, die sonst vollkommen<br />

trocken ist, sauste das Wasser mit furchtbarer Gewalt hernieder, alles was ihm im Weg lag, mit sich<br />

reissend. Es hätte wohl nimmer viel gebraucht, und auch um unsere Hütten wär‟s geschehen gewesen. Bei Tage<br />

sahen wir staunend, was das Wasser alles mit heruntergerissen hatte. Unsere Feldwachhütte war weggerissen,<br />

die Mannschaft hatte sich glücklicherweise noch retten können. Vom fdl. Zelon herunter hat das tobende<br />

Element wohl eine ganze italienische Feldwache mitgenommen. Unten, bei der Straße, war ein ganz<br />

zertrümmerter Leichnam angeschwemmt worden, die ganze Schlucht war angestreut mit Teilen von menschlichen<br />

Körpern: dort ein Fuß, dann wieder eine Hose, in welcher noch ein Stück Oberschenkel verwickelt war,<br />

Hände, Ausrüstungsgegenstände, alles Mögliche in buntem Durcheinander. Eine Sanitätspatrouille sammelte<br />

abends die Leichenteile.<br />

19.8. Wir haben nun schon ein paar Tage recht schlechtes Wetter. Viel Regen und Nebel. Der Sommer ist<br />

vorbei, nimmer lange wird es dauern und der schreckliche Winter ist wieder da.<br />

20.8. Korp. Brettmeister, der, nachdem er von Villach zurück und wieder zu unserer Batterie gekommen, gleich<br />

14 Tage Urlaub bekommen hatte, kam heute abends wieder zu uns herauf und wird nun wieder hier bleiben.<br />

Gegner beschoß die M.G.A. mit Artillerie, hatten 3 Verwundete und 1 in der Sperre.<br />

22.8. Vorm. Raiffeis geht zur Batterie ab, da wir hier für 5 Mann nicht Platz haben, wird in einigen Tagen auf<br />

Urlaub fahren. Mitterbauer, unser Kommandant hier, wird zum Zugsführer befördert.<br />

Gegner beschoß eine unserer Batterien auf Kl. Pal. Ein Volltreffer, 3 Tote, 7 Verwundete, ein Geschütz<br />

demoliert.<br />

Fortsetzung folgt

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