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Neue Szene Augsburg 2020-11

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung

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CChristian, wie kam es eigentlich dazu, dass du

den Beruf des Schauspielers ergriffen hast?

Das hat sich mit der Zeit so ergeben. Ich bin

seit meiner Kindheit künstlerisch und musikalisch

sehr aktiv. Die Augsburger Domsingknaben haben

mir einen frühen Zugang zur Musik bereitet.

Auch die HipHop-Kultur hat mich damals schon

sehr angezogen. Nach dem Stimmbruch kam das

DJ-ing, mit 17 noch Rap und Graffti dazu. Und

durch meinen Mini-Job als Statist am Stadttheater

lernte ich das Theater als „Spielplatz“ diverser

Künste kennen und schätzen. Eigentlich wollte ich

zuerst Bühnenbildner werden, aber dann wurde

Schauspieler draus. Zwei meiner engsten Freunde

brachten mich auf die Idee, also bin ich an Schauspielschulen

zum Vorsprechen gegangen. Und als

es dann geklappt hat, war ich froh, dass ich etwas

gefunden hatte, das mir Spaß macht und das ich

scheinbar ganz gut kann.

Du stehst nun seit fast 15 Jahren auf den

Bühnen dieser Republik, warum aktuell ohne

festes Engagement?

Als Schauspieler mit Festanstellung hat man

zwar ein geregeltes Einkommen, allerdings sind

die Verträge fast immer auf wenige Jahre befristet.

Nach kurzer Zeit heißt es dann also wieder Koffer

packen und weiter in eine andere Stadt, man wird

einfach nie richtig sesshaft. Spätestens nach dem

dritten oder vierten Umzug stellte ich mir dann

die Frage, ob ich das mein Leben lang so durchziehen

will. Und als es in meiner letzten Station

am Theater in Trier dann auch noch zu heftigen

Auseinandersetzungen innerhalb der Theaterleitung

kam, die sich auf das ganze Ensemble

auswirkten, stand für mich fest, dass sich etwas in

meinem Leben ändern muss. Mir ging es damals

wirklich nicht gut, ich hatte einen Burnout und

war froh, ohne psychischen Schaden aus der

Sache rauszukommen.

Und daraufhin bist du nach Augsburg zurückgekommen.

Warum gerade wieder in die alte

Heimat?

Wie du sagst, Augsburg ist meine Heimatstadt

und ich bin hier tief verwurzelt. Es war für mich

also die logische Anlaufstelle. Ich freue mich vor

allem, den FCA wieder direkt vor der Haustür zu

haben, ich hatte nämlich auch in den Jahren eine

Dauerkarte, in denen ich gar nicht hier gelebt

habe, bin nur ab und zu selbst ins Stadion gegangen,

wenn ich mal wieder auf Heimat-Urlaub

war. Und ich bin eng mit meinem Fanclub, den

„Jubelpersern“, verbunden. Hoffentlich dürfen

bald wieder alle Fans ins Stadion, dann bin ich

natürlich auch wieder im O-Block.

Aber leider kann man halt nicht davon leben,

FCA-Fan zu sein. Auf welchen Baustellen

arbeitest du gerade konkret?

Da ich hier immer noch gut vernetzt war,

konnte ich in Augsburg in den letzten Jahren

einiges machen. Das Theaterspielen habe ich nicht

komplett aufgegeben, es ist ja schließlich mein

Hauptberuf. Ich bin ab und zu am Jungen Theater

Augsburg (JTA) tätig und wir haben mit den

Stücken „Patricks Trick“, „Adalbert der 8. Zwerg“

und „#Hass – Hauptsache radikal“ drei tolle Projekte

verwirklicht. „#HASS“ musste aufgrund der

Pandemie zwar auf den 26. November verschoben

werden, dafür freue ich mich aber eben jetzt

auf die Premiere im Abraxas. Es ist ein mobiles

Jugend-Theaterstück, mit Synthesizer, Mikros und

Loop-Maschine über ein relevantes Thema: Hetze,

Hate Speech und Cybermobbing.

Und du hast wieder mehr Zeit für die Musik

und machst seit zwei Jahren jeden Sonntag

auf STAYFM um 22.00 Uhr mit EASY P‘S

MAGYC VOODOO CLUB deine eigene

Radiosendung. Was gibt es da zu hören?

Es ist eine Late Night Show, die mir sehr viel

bedeutet. Ich spiele dort meistens entspannte,

eher ruhige Musik zur Nacht, oft Hip-Hop-lastig,

spreche über die Künstler und Songs, und lese ab

und zu auch etwas vor. Die Zuhörer sollen einfach

das Wochenende nochmal ruhig ausklingen

lassen können und dabei bin ich gerne behilflich.

Seit einigen Wochen kann man STAYFM übrigens

fast täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr hören, alle

Sendungen haben ihren festen Sendeplatz.

STAYFM ist offenbar zu einem wichtigen

Bestandteil des Lebens geworden. Während

des Lockdowns hast du zusammen mit der

Theaterpädagogin Kathrin Jung die Sendung

„Tschgilibip“ ins Leben gerufen, in der ihr

Kindern unsere Stadt näherbringen wollt.

Das Projekt STAYFM ist eine ganz großartige

Sache, bei der ich mich tatsächlich sehr engagiere.

Mit Beginn des Lockdowns haben wir uns beim

Jungen Theater Augsburg gefragt, wie wir den

Kindern in dieser Zeit etwas bieten können, wenn

schon alle anderen Aktivitäten wegfallen. So ist

dann die Radiosendung „Tschgilibip“ entstanden,

für die wir um die 20 Folgen gesendet haben.

Die Sendung wurde jetzt zwar erst einmal auf Eis

gelegt, aber der große Zuspruch hat uns gezeigt,

dass wir bei unserem Radio auf jeden Fall auch

eine Kindersendung brauchen. Wir werden sehen,

wie wir das künftig umsetzten werden.

Gibt es darüber hinaus noch Projekte, die du

in Zukunft noch verwirklichen möchtest?

Ich habe große Lust, wieder selbst öfter Musik

zu machen und habe z.B. auch mit meinem

guten Freund Daniel Bortz das Rapprojekt „Easy

P & Danny B“. Außerdem lege ich sowieso im

City Café am Königslatz Musik auf, immer am

2. Freitag im Monat. Darüber hinaus arbeite ich

auch als Sprecher und produziere Hörspiele. Ich

bin auch gerade dran, mehr in diesem Bereich zu

machen. Es gibt ja in Augsburg verschiedene Produktionsfirmen

in diesem Bereich und ich hoffe,

bald noch häufiger Sprecherjobs übernehmen zu

können. Und ich hab Bock, nach all dem Theater

auch mal für Film und Fernsehen zu drehen. Ach

ja, ich schreibe gerade an einer Web-Serie, wo

auch drei Folgen schon abgedreht sind. Ihr werdet

also von uns hören (lacht)!

Viele Kulturschaffende stellt die Coronakrise

auf eine harte Probe, wie waren für dich die

Auswirkungen der Pandemie zu spüren?

Als freischaffender Künstler bin ich es

gewohnt, dass das Einkommen von Monat zu

Monat variieren kann. Aber natürlich habe auch

ich den finanziellen Einbruch gemerkt und

musste die Soforthilfe für Solo-Künstler beantragen.

Wenn ich aber in meinem Leben eines

gelernt habe, dann ist es, so flexibel wie möglich

zu sein und die Augen nach verschiedenen Verdienstmöglichkeiten

offen zu halten.

Wäre eigentlich ein Engagement im Staatstheater

deiner Heimatstadt keine Option?

In nächster Zeit möchte ich mich eher auf

meine vielen eigenen Projekte konzentrieren.

Aber sag niemals nie! Vielleicht ergibt sich ja mal

wieder was.

Verrätst du uns zum Abschluss noch, wie du zu

deinem Spitznamen „Beppo“ gekommen bist?

Klar. In der Schule wurde erst mein älterer

Bruder und später auch ich, „Peps“ genannt. Das

kommt vom Nachnamen, erst in der Schauspielschule

wurde dann „Beppo“ draus. Ins Berufsleben

am Theater hab ich diesen Spitznamen einfach

mitgenommen. Denn den Namen Christian

Peters gibt es in Deutschland sicherlich häufiger,

einen Christian „Beppo“ Peters wahrscheinlich

nur einmal (lacht).

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