Neue Szene Augsburg 2020-11
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zOOm
41
CChristian, wie kam es eigentlich dazu, dass du
den Beruf des Schauspielers ergriffen hast?
Das hat sich mit der Zeit so ergeben. Ich bin
seit meiner Kindheit künstlerisch und musikalisch
sehr aktiv. Die Augsburger Domsingknaben haben
mir einen frühen Zugang zur Musik bereitet.
Auch die HipHop-Kultur hat mich damals schon
sehr angezogen. Nach dem Stimmbruch kam das
DJ-ing, mit 17 noch Rap und Graffti dazu. Und
durch meinen Mini-Job als Statist am Stadttheater
lernte ich das Theater als „Spielplatz“ diverser
Künste kennen und schätzen. Eigentlich wollte ich
zuerst Bühnenbildner werden, aber dann wurde
Schauspieler draus. Zwei meiner engsten Freunde
brachten mich auf die Idee, also bin ich an Schauspielschulen
zum Vorsprechen gegangen. Und als
es dann geklappt hat, war ich froh, dass ich etwas
gefunden hatte, das mir Spaß macht und das ich
scheinbar ganz gut kann.
Du stehst nun seit fast 15 Jahren auf den
Bühnen dieser Republik, warum aktuell ohne
festes Engagement?
Als Schauspieler mit Festanstellung hat man
zwar ein geregeltes Einkommen, allerdings sind
die Verträge fast immer auf wenige Jahre befristet.
Nach kurzer Zeit heißt es dann also wieder Koffer
packen und weiter in eine andere Stadt, man wird
einfach nie richtig sesshaft. Spätestens nach dem
dritten oder vierten Umzug stellte ich mir dann
die Frage, ob ich das mein Leben lang so durchziehen
will. Und als es in meiner letzten Station
am Theater in Trier dann auch noch zu heftigen
Auseinandersetzungen innerhalb der Theaterleitung
kam, die sich auf das ganze Ensemble
auswirkten, stand für mich fest, dass sich etwas in
meinem Leben ändern muss. Mir ging es damals
wirklich nicht gut, ich hatte einen Burnout und
war froh, ohne psychischen Schaden aus der
Sache rauszukommen.
Und daraufhin bist du nach Augsburg zurückgekommen.
Warum gerade wieder in die alte
Heimat?
Wie du sagst, Augsburg ist meine Heimatstadt
und ich bin hier tief verwurzelt. Es war für mich
also die logische Anlaufstelle. Ich freue mich vor
allem, den FCA wieder direkt vor der Haustür zu
haben, ich hatte nämlich auch in den Jahren eine
Dauerkarte, in denen ich gar nicht hier gelebt
habe, bin nur ab und zu selbst ins Stadion gegangen,
wenn ich mal wieder auf Heimat-Urlaub
war. Und ich bin eng mit meinem Fanclub, den
„Jubelpersern“, verbunden. Hoffentlich dürfen
bald wieder alle Fans ins Stadion, dann bin ich
natürlich auch wieder im O-Block.
Aber leider kann man halt nicht davon leben,
FCA-Fan zu sein. Auf welchen Baustellen
arbeitest du gerade konkret?
Da ich hier immer noch gut vernetzt war,
konnte ich in Augsburg in den letzten Jahren
einiges machen. Das Theaterspielen habe ich nicht
komplett aufgegeben, es ist ja schließlich mein
Hauptberuf. Ich bin ab und zu am Jungen Theater
Augsburg (JTA) tätig und wir haben mit den
Stücken „Patricks Trick“, „Adalbert der 8. Zwerg“
und „#Hass – Hauptsache radikal“ drei tolle Projekte
verwirklicht. „#HASS“ musste aufgrund der
Pandemie zwar auf den 26. November verschoben
werden, dafür freue ich mich aber eben jetzt
auf die Premiere im Abraxas. Es ist ein mobiles
Jugend-Theaterstück, mit Synthesizer, Mikros und
Loop-Maschine über ein relevantes Thema: Hetze,
Hate Speech und Cybermobbing.
Und du hast wieder mehr Zeit für die Musik
und machst seit zwei Jahren jeden Sonntag
auf STAYFM um 22.00 Uhr mit EASY P‘S
MAGYC VOODOO CLUB deine eigene
Radiosendung. Was gibt es da zu hören?
Es ist eine Late Night Show, die mir sehr viel
bedeutet. Ich spiele dort meistens entspannte,
eher ruhige Musik zur Nacht, oft Hip-Hop-lastig,
spreche über die Künstler und Songs, und lese ab
und zu auch etwas vor. Die Zuhörer sollen einfach
das Wochenende nochmal ruhig ausklingen
lassen können und dabei bin ich gerne behilflich.
Seit einigen Wochen kann man STAYFM übrigens
fast täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr hören, alle
Sendungen haben ihren festen Sendeplatz.
STAYFM ist offenbar zu einem wichtigen
Bestandteil des Lebens geworden. Während
des Lockdowns hast du zusammen mit der
Theaterpädagogin Kathrin Jung die Sendung
„Tschgilibip“ ins Leben gerufen, in der ihr
Kindern unsere Stadt näherbringen wollt.
Das Projekt STAYFM ist eine ganz großartige
Sache, bei der ich mich tatsächlich sehr engagiere.
Mit Beginn des Lockdowns haben wir uns beim
Jungen Theater Augsburg gefragt, wie wir den
Kindern in dieser Zeit etwas bieten können, wenn
schon alle anderen Aktivitäten wegfallen. So ist
dann die Radiosendung „Tschgilibip“ entstanden,
für die wir um die 20 Folgen gesendet haben.
Die Sendung wurde jetzt zwar erst einmal auf Eis
gelegt, aber der große Zuspruch hat uns gezeigt,
dass wir bei unserem Radio auf jeden Fall auch
eine Kindersendung brauchen. Wir werden sehen,
wie wir das künftig umsetzten werden.
Gibt es darüber hinaus noch Projekte, die du
in Zukunft noch verwirklichen möchtest?
Ich habe große Lust, wieder selbst öfter Musik
zu machen und habe z.B. auch mit meinem
guten Freund Daniel Bortz das Rapprojekt „Easy
P & Danny B“. Außerdem lege ich sowieso im
City Café am Königslatz Musik auf, immer am
2. Freitag im Monat. Darüber hinaus arbeite ich
auch als Sprecher und produziere Hörspiele. Ich
bin auch gerade dran, mehr in diesem Bereich zu
machen. Es gibt ja in Augsburg verschiedene Produktionsfirmen
in diesem Bereich und ich hoffe,
bald noch häufiger Sprecherjobs übernehmen zu
können. Und ich hab Bock, nach all dem Theater
auch mal für Film und Fernsehen zu drehen. Ach
ja, ich schreibe gerade an einer Web-Serie, wo
auch drei Folgen schon abgedreht sind. Ihr werdet
also von uns hören (lacht)!
Viele Kulturschaffende stellt die Coronakrise
auf eine harte Probe, wie waren für dich die
Auswirkungen der Pandemie zu spüren?
Als freischaffender Künstler bin ich es
gewohnt, dass das Einkommen von Monat zu
Monat variieren kann. Aber natürlich habe auch
ich den finanziellen Einbruch gemerkt und
musste die Soforthilfe für Solo-Künstler beantragen.
Wenn ich aber in meinem Leben eines
gelernt habe, dann ist es, so flexibel wie möglich
zu sein und die Augen nach verschiedenen Verdienstmöglichkeiten
offen zu halten.
Wäre eigentlich ein Engagement im Staatstheater
deiner Heimatstadt keine Option?
In nächster Zeit möchte ich mich eher auf
meine vielen eigenen Projekte konzentrieren.
Aber sag niemals nie! Vielleicht ergibt sich ja mal
wieder was.
Verrätst du uns zum Abschluss noch, wie du zu
deinem Spitznamen „Beppo“ gekommen bist?
Klar. In der Schule wurde erst mein älterer
Bruder und später auch ich, „Peps“ genannt. Das
kommt vom Nachnamen, erst in der Schauspielschule
wurde dann „Beppo“ draus. Ins Berufsleben
am Theater hab ich diesen Spitznamen einfach
mitgenommen. Denn den Namen Christian
Peters gibt es in Deutschland sicherlich häufiger,
einen Christian „Beppo“ Peters wahrscheinlich
nur einmal (lacht).