40 36zOOmChristian Peters wurde 1979 in Augsburg geboren undbegann 2004 seine Ausbildung zum Schauspieler. 2008trat er dann am Kinder- und Jugendtheater desLandestheaters Tübingen sein erstes Festengagement an.Über Düsseldorf, Aachen und Zürich verschlug es ihnzuletzt ans Theater in Trier, ehe er 2017 als freischaffenderKünstler nach Hause zurückgekehrt ist. Was der FC Augsburgund seine Liebe zur Musik mit dieser Entscheidung zu tunhaben, verriet uns der 41-Jährige im Interview.Von Moritz WinklerDerFreigeistIm Dialog mit dem Schauspier Christian „Beppo“ Peters
zOOm41CChristian, wie kam es eigentlich dazu, dass duden Beruf des Schauspielers ergriffen hast?Das hat sich mit der Zeit so ergeben. Ich binseit meiner Kindheit künstlerisch und musikalischsehr aktiv. Die Augsburger Domsingknaben habenmir einen frühen Zugang zur Musik bereitet.Auch die HipHop-Kultur hat mich damals schonsehr angezogen. Nach dem Stimmbruch kam dasDJ-ing, mit 17 noch Rap und Graffti dazu. Unddurch meinen Mini-Job als Statist am Stadttheaterlernte ich das Theater als „Spielplatz“ diverserKünste kennen und schätzen. Eigentlich wollte ichzuerst Bühnenbildner werden, aber dann wurdeSchauspieler draus. Zwei meiner engsten Freundebrachten mich auf die Idee, also bin ich an Schauspielschulenzum Vorsprechen gegangen. Und alses dann geklappt hat, war ich froh, dass ich etwasgefunden hatte, das mir Spaß macht und das ichscheinbar ganz gut kann.Du stehst nun seit fast 15 Jahren auf denBühnen dieser Republik, warum aktuell ohnefestes Engagement?Als Schauspieler mit Festanstellung hat manzwar ein geregeltes Einkommen, allerdings sinddie Verträge fast immer auf wenige Jahre befristet.Nach kurzer Zeit heißt es dann also wieder Kofferpacken und weiter in eine andere Stadt, man wirdeinfach nie richtig sesshaft. Spätestens nach demdritten oder vierten Umzug stellte ich mir danndie Frage, ob ich das mein Leben lang so durchziehenwill. Und als es in meiner letzten Stationam Theater in Trier dann auch noch zu heftigenAuseinandersetzungen innerhalb der Theaterleitungkam, die sich auf das ganze Ensembleauswirkten, stand für mich fest, dass sich etwas inmeinem Leben ändern muss. Mir ging es damalswirklich nicht gut, ich hatte einen Burnout undwar froh, ohne psychischen Schaden aus derSache rauszukommen.Und daraufhin bist du nach Augsburg zurückgekommen.Warum gerade wieder in die alteHeimat?Wie du sagst, Augsburg ist meine Heimatstadtund ich bin hier tief verwurzelt. Es war für michalso die logische Anlaufstelle. Ich freue mich vorallem, den FCA wieder direkt vor der Haustür zuhaben, ich hatte nämlich auch in den Jahren eineDauerkarte, in denen ich gar nicht hier gelebthabe, bin nur ab und zu selbst ins Stadion gegangen,wenn ich mal wieder auf Heimat-Urlaubwar. Und ich bin eng mit meinem Fanclub, den„Jubelpersern“, verbunden. Hoffentlich dürfenbald wieder alle Fans ins Stadion, dann bin ichnatürlich auch wieder im O-Block.Aber leider kann man halt nicht davon leben,FCA-Fan zu sein. Auf welchen Baustellenarbeitest du gerade konkret?Da ich hier immer noch gut vernetzt war,konnte ich in Augsburg in den letzten Jahreneiniges machen. Das Theaterspielen habe ich nichtkomplett aufgegeben, es ist ja schließlich meinHauptberuf. Ich bin ab und zu am Jungen TheaterAugsburg (JTA) tätig und wir haben mit denStücken „Patricks Trick“, „Adalbert der 8. Zwerg“und „#Hass – Hauptsache radikal“ drei tolle Projekteverwirklicht. „#HASS“ musste aufgrund derPandemie zwar auf den 26. November verschobenwerden, dafür freue ich mich aber eben jetztauf die Premiere im Abraxas. Es ist ein mobilesJugend-Theaterstück, mit Synthesizer, Mikros undLoop-Maschine über ein relevantes Thema: Hetze,Hate Speech und Cybermobbing.Und du hast wieder mehr Zeit für die Musikund machst seit zwei Jahren jeden Sonntagauf STAYFM um 22.00 Uhr mit EASY P‘SMAGYC VOODOO CLUB deine eigeneRadiosendung. Was gibt es da zu hören?Es ist eine Late Night Show, die mir sehr vielbedeutet. Ich spiele dort meistens entspannte,eher ruhige Musik zur Nacht, oft Hip-Hop-lastig,spreche über die Künstler und Songs, und lese abund zu auch etwas vor. Die Zuhörer sollen einfachdas Wochenende nochmal ruhig ausklingenlassen können und dabei bin ich gerne behilflich.Seit einigen Wochen kann man STAYFM übrigensfast täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr hören, alleSendungen haben ihren festen Sendeplatz.STAYFM ist offenbar zu einem wichtigenBestandteil des Lebens geworden. Währenddes Lockdowns hast du zusammen mit derTheaterpädagogin Kathrin Jung die Sendung„Tschgilibip“ ins Leben gerufen, in der ihrKindern unsere Stadt näherbringen wollt.Das Projekt STAYFM ist eine ganz großartigeSache, bei der ich mich tatsächlich sehr engagiere.Mit Beginn des Lockdowns haben wir uns beimJungen Theater Augsburg gefragt, wie wir denKindern in dieser Zeit etwas bieten können, wennschon alle anderen Aktivitäten wegfallen. So istdann die Radiosendung „Tschgilibip“ entstanden,für die wir um die 20 Folgen gesendet haben.Die Sendung wurde jetzt zwar erst einmal auf Eisgelegt, aber der große Zuspruch hat uns gezeigt,dass wir bei unserem Radio auf jeden Fall aucheine Kindersendung brauchen. Wir werden sehen,wie wir das künftig umsetzten werden.Gibt es darüber hinaus noch Projekte, die duin Zukunft noch verwirklichen möchtest?Ich habe große Lust, wieder selbst öfter Musikzu machen und habe z.B. auch mit meinemguten Freund Daniel Bortz das Rapprojekt „EasyP & Danny B“. Außerdem lege ich sowieso imCity Café am Königslatz Musik auf, immer am2. Freitag im Monat. Darüber hinaus arbeite ichauch als Sprecher und produziere Hörspiele. Ichbin auch gerade dran, mehr in diesem Bereich zumachen. Es gibt ja in Augsburg verschiedene Produktionsfirmenin diesem Bereich und ich hoffe,bald noch häufiger Sprecherjobs übernehmen zukönnen. Und ich hab Bock, nach all dem Theaterauch mal für Film und Fernsehen zu drehen. Achja, ich schreibe gerade an einer Web-Serie, woauch drei Folgen schon abgedreht sind. Ihr werdetalso von uns hören (lacht)!Viele Kulturschaffende stellt die Coronakriseauf eine harte Probe, wie waren für dich dieAuswirkungen der Pandemie zu spüren?Als freischaffender Künstler bin ich esgewohnt, dass das Einkommen von Monat zuMonat variieren kann. Aber natürlich habe auchich den finanziellen Einbruch gemerkt undmusste die Soforthilfe für Solo-Künstler beantragen.Wenn ich aber in meinem Leben einesgelernt habe, dann ist es, so flexibel wie möglichzu sein und die Augen nach verschiedenen Verdienstmöglichkeitenoffen zu halten.Wäre eigentlich ein Engagement im Staatstheaterdeiner Heimatstadt keine Option?In nächster Zeit möchte ich mich eher aufmeine vielen eigenen Projekte konzentrieren.Aber sag niemals nie! Vielleicht ergibt sich ja malwieder was.Verrätst du uns zum Abschluss noch, wie du zudeinem Spitznamen „Beppo“ gekommen bist?Klar. In der Schule wurde erst mein ältererBruder und später auch ich, „Peps“ genannt. Daskommt vom Nachnamen, erst in der Schauspielschulewurde dann „Beppo“ draus. Ins Berufslebenam Theater hab ich diesen Spitznamen einfachmitgenommen. Denn den Namen ChristianPeters gibt es in Deutschland sicherlich häufiger,einen Christian „Beppo“ Peters wahrscheinlichnur einmal (lacht).