30zOOmmit Lemmy Kilmistermit Mick JaggerAuf welches Interview hättest dugerne verzichtet?Man muss sagen, dass die meistenMusiker das schon sehr professionellabwickeln. Die Künstler selber sind okay,nur das Management lässt dich manchmalspüren, wer der Herr im Ring ist.Madonna war echt zickig, aber vielleichthatte sie auch nur einen schlechten Tag. mit Meat LoafTotale Arschlöcher - und das kannst dugerne so schreiben - waren „Fury in the Slaughterhouse”. Totale Starallüren,aber nichts dahinter. Der große Durchbruch ist ausgeblieben.Und deine skurrilste Begegnung?Die hatte ich mit Prince. Eine Handvoll Journalisten und ich wurdenzu einer exklusiven Plattenpräsentation in sein berühmtes Domizil „PaisleyPark” nach Minnesota eingeladen. Es gab ein opulentes Buffet und jedeMenge Getränke, aber es geschah stundelang nichts. Plötzlich huschte soeine kleine Person an mir vorbei. Es war Prince himself, aber er war genausoschnell vom Radar verschwunden, wie er aufgetaucht war. Prince war eingenialer, aber unberechenbarer Typ.Wenn man so viele Größen wie du interviewt hat und durch dieWeltgeschichte gejettet ist, gab es da auch mal den Moment, wo du dichselber wie ein Star gefühlt hast?Absolut, ich habe jahrelang auf der Überholspur gelebt, Sex and Drugsand Rock & Roll halt. Jetzt wo es verjährt ist, kann ich offen drüber sprechen,aber ich hatte einige Jahre ein echtes Drogenproblem und einen totalen Verfolgungswahn.Ich habe aber rechtzeitig die Notbremse gezogen und radikalmit allem aufgehört und seitdem auch nie mehr was genommen. 1996 habeich die Marketing-Leiterin von Virgin Records geheiratet.Wenn du so zurückspulst. Was würdest du heute anders machen?Nicht viel, ich hatte durchaus ein spannendes Leben und mache seit 1987genau das, was ich immer machen wollte, nämlich meinen Lebensunterhaltmit dem Schreiben zu bestreiten. Ab 2001 ging es dann aber mit den großenVerlagsketten den Bach runter. Das Internet war das big thing und ich mussmir eingestehen, dass ich nicht die Zeichen der Zeit erkannt habe. Meine Mutterhat damals schon immer gesagt, ich solle doch zum Fernsehen wechseln.War das keine Option?Doch, ich hatte Angebote von augsburg TV und auch von Bravo TV, aberFernsehjournalismus hat mich nie interessiert.mit Janette Jackson“ich habe jahrelang aufder überholspur gelebt!”Und nicht nur Pop-Biografien und Sachbücher.Alles mögliche, Romane, Gedichtbände, Short Stories ...Was macht der Mann mit dem bekannten Kürzel (mf-g) heute?Ich schreibe und schreibe ... Ich führe im Jahr an die 200 Interviews undbediene noch alle möglichen Magazine und Tageszeitungen. Die Medienbranchehat sich verändert, aber mein Netzwerk funktioniert immer nochund am Telefon bekomme ich sie fast alle. In diesen Tagen erscheint einGedichtband von mir, denn Gedichte sind eine Leidenschaft von mir. In allden Jahren haben sich bei mir viele davon angesammelt, auch von anderenAutoren und Musikern. Die habe ich jetzt veröffentlicht. Das Buch heißt „Esist ein Kommen, ist ein Gehen”, es erscheint im Verlag Andreas Reiffer. DasVorwort dazu hat mein alter Kumpel Konstantin Wecker geschrieben. Dasandere Buch heißt „Beste Reste”, es ist ein Kochbuch.Kochbuch?40 Promis, wie etwa Sarah Wiener, Max Mutzke, Sarah Wagenknechtoder Konstantin Wecker kochen mit den Resten ausihrem Kühlschrank. Das Buch erscheint im 3H-Verlag.Charles Bukowski ist eines deiner Vorbilder. Istdein Buch „Dandys, Stricher, Gigolos und Hausfreunde“eine kleine Hommage an den versoffenenLiterat?Ja, definitiv. Ich stehe voll auf Bukowski und PhilippeDjian. Ich mag Bukowskis „Fuck-You”-Haltung,sein Außenseitertum, er hat immer sein Ding ohneRücksicht auf Verluste durchgezogen. Aber einige seiner Weibergeschichtenfand´ ich schon auch immer wieder mal eklig.Du hast ja auch viele Biografien geschrieben.Mein erstes Popbuch war über Techno, das war 1990, also zur Blütezeit desBumBumBum. Es folgten Bücher über Shakira, Justin Bieber, Amy Winehouse,James Blunt, Lady Gaga, Jan Delay, Rammstein oder Tokio Hotel. Letztereswurde sogar in fünf Sprachen veröffentlicht und war mit knapp 200.000 Exemplarenmein erfolgreichstes Projekt. Inzwischen habe ich 53 Bücher veröffentlicht.Du lebst seit einigen Jahren ganz beschaulich am Ammersee.Ich wohne da, wo andere Urlaub machen. Mich hat es da zufällighinverschlagen, aber ich fühle mich in der Provinz sehr wohl. Ich bin in fünfMinuten zu Fuß am See und kann vor mich hinsinnieren. Und ich habe vorvier Jahren zum dritten Mal geheiratet, eine Peruanerin. Ich habe in meinemLeben sehr viel erlebt und vermisse nichts, mir geht’s gut.
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