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Neue Szene Augsburg 2020-11

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung

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zOOm

mit Lemmy Kilmister

mit Mick Jagger

Auf welches Interview hättest du

gerne verzichtet?

Man muss sagen, dass die meisten

Musiker das schon sehr professionell

abwickeln. Die Künstler selber sind okay,

nur das Management lässt dich manchmal

spüren, wer der Herr im Ring ist.

Madonna war echt zickig, aber vielleicht

hatte sie auch nur einen schlechten Tag. mit Meat Loaf

Totale Arschlöcher - und das kannst du

gerne so schreiben - waren „Fury in the Slaughterhouse”. Totale Starallüren,

aber nichts dahinter. Der große Durchbruch ist ausgeblieben.

Und deine skurrilste Begegnung?

Die hatte ich mit Prince. Eine Handvoll Journalisten und ich wurden

zu einer exklusiven Plattenpräsentation in sein berühmtes Domizil „Paisley

Park” nach Minnesota eingeladen. Es gab ein opulentes Buffet und jede

Menge Getränke, aber es geschah stundelang nichts. Plötzlich huschte so

eine kleine Person an mir vorbei. Es war Prince himself, aber er war genauso

schnell vom Radar verschwunden, wie er aufgetaucht war. Prince war ein

genialer, aber unberechenbarer Typ.

Wenn man so viele Größen wie du interviewt hat und durch die

Weltgeschichte gejettet ist, gab es da auch mal den Moment, wo du dich

selber wie ein Star gefühlt hast?

Absolut, ich habe jahrelang auf der Überholspur gelebt, Sex and Drugs

and Rock & Roll halt. Jetzt wo es verjährt ist, kann ich offen drüber sprechen,

aber ich hatte einige Jahre ein echtes Drogenproblem und einen totalen Verfolgungswahn.

Ich habe aber rechtzeitig die Notbremse gezogen und radikal

mit allem aufgehört und seitdem auch nie mehr was genommen. 1996 habe

ich die Marketing-Leiterin von Virgin Records geheiratet.

Wenn du so zurückspulst. Was würdest du heute anders machen?

Nicht viel, ich hatte durchaus ein spannendes Leben und mache seit 1987

genau das, was ich immer machen wollte, nämlich meinen Lebensunterhalt

mit dem Schreiben zu bestreiten. Ab 2001 ging es dann aber mit den großen

Verlagsketten den Bach runter. Das Internet war das big thing und ich muss

mir eingestehen, dass ich nicht die Zeichen der Zeit erkannt habe. Meine Mutter

hat damals schon immer gesagt, ich solle doch zum Fernsehen wechseln.

War das keine Option?

Doch, ich hatte Angebote von augsburg TV und auch von Bravo TV, aber

Fernsehjournalismus hat mich nie interessiert.

mit Janette Jackson

“ich habe jahrelang auf

der überholspur gelebt!”

Und nicht nur Pop-Biografien und Sachbücher.

Alles mögliche, Romane, Gedichtbände, Short Stories ...

Was macht der Mann mit dem bekannten Kürzel (mf-g) heute?

Ich schreibe und schreibe ... Ich führe im Jahr an die 200 Interviews und

bediene noch alle möglichen Magazine und Tageszeitungen. Die Medienbranche

hat sich verändert, aber mein Netzwerk funktioniert immer noch

und am Telefon bekomme ich sie fast alle. In diesen Tagen erscheint ein

Gedichtband von mir, denn Gedichte sind eine Leidenschaft von mir. In all

den Jahren haben sich bei mir viele davon angesammelt, auch von anderen

Autoren und Musikern. Die habe ich jetzt veröffentlicht. Das Buch heißt „Es

ist ein Kommen, ist ein Gehen”, es erscheint im Verlag Andreas Reiffer. Das

Vorwort dazu hat mein alter Kumpel Konstantin Wecker geschrieben. Das

andere Buch heißt „Beste Reste”, es ist ein Kochbuch.

Kochbuch?

40 Promis, wie etwa Sarah Wiener, Max Mutzke, Sarah Wagenknecht

oder Konstantin Wecker kochen mit den Resten aus

ihrem Kühlschrank. Das Buch erscheint im 3H-Verlag.

Charles Bukowski ist eines deiner Vorbilder. Ist

dein Buch „Dandys, Stricher, Gigolos und Hausfreunde“

eine kleine Hommage an den versoffenen

Literat?

Ja, definitiv. Ich stehe voll auf Bukowski und Philippe

Djian. Ich mag Bukowskis „Fuck-You”-Haltung,

sein Außenseitertum, er hat immer sein Ding ohne

Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Aber einige seiner Weibergeschichten

fand´ ich schon auch immer wieder mal eklig.

Du hast ja auch viele Biografien geschrieben.

Mein erstes Popbuch war über Techno, das war 1990, also zur Blütezeit des

BumBumBum. Es folgten Bücher über Shakira, Justin Bieber, Amy Winehouse,

James Blunt, Lady Gaga, Jan Delay, Rammstein oder Tokio Hotel. Letzteres

wurde sogar in fünf Sprachen veröffentlicht und war mit knapp 200.000 Exemplaren

mein erfolgreichstes Projekt. Inzwischen habe ich 53 Bücher veröffentlicht.

Du lebst seit einigen Jahren ganz beschaulich am Ammersee.

Ich wohne da, wo andere Urlaub machen. Mich hat es da zufällig

hinverschlagen, aber ich fühle mich in der Provinz sehr wohl. Ich bin in fünf

Minuten zu Fuß am See und kann vor mich hinsinnieren. Und ich habe vor

vier Jahren zum dritten Mal geheiratet, eine Peruanerin. Ich habe in meinem

Leben sehr viel erlebt und vermisse nichts, mir geht’s gut.

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