Neue Szene Augsburg 2020-11
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung
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Daran arbeitest du seit einigen Jahren ja auch
aktiv als Veranstalterin. Was war damals deine
Motivation, eine eigene Partyreihe ins Leben
zu rufen?
In Augsburg hat mir auf den meisten Partys
das Bunte und die Queerness gefehlt, viele Veranstaltungen
waren eher oberflächlich und ich habe
mich deshalb nicht so wirklich wohlgefühlt. Ich
habe schon früher, wenn ich als DJ gebucht war,
immer Ideen vorgeschlagen, wie man die Veranstaltung
noch attraktiver machen könnte, aber
man ist da nie richtig drauf eingegangen. Deshalb
dachte ich mir, ich versuche jetzt mein eigenes
Ding zu starten. Ich habe mir da wirklich viele
Gedanken gemacht und es war auch ein Haufen
Arbeit und großes Muffensausen bis zur ersten
Party, aber die ist dann zum Glück auch total
eingeschlagen. Man muss die Augsburger schon
locken, sonst bleibt der Club leer. Aber wenn man
ein Konzept hat und viel Zeit und Energie in die
Veranstaltung steckt, ist das auch interessant für
die Leute.
Was macht denn für dich die perfekte Clubnacht
aus?
Dass man einfach ausgelassen feiern und
Spaß haben kann und sich alle im Club wohl und
sicher fühlen. Eine gute Party braucht für mich
auch immer eine Message. Und ich finde es wichtig,
dass es etwas gibt, worüber man schmunzeln
kann und nicht alles so bierernst genommen
wird.
Die Clubszene ist ja ein ziemlich männerdominiertes
Business. Wie erlebst du als Frau die
Branche?
Wir werden schon noch eine Weile brauchen,
bis Geschlechterfragen gar keine Rolle mehr
spielen, aber ich habe den Eindruck, dass sich auf
jeden Fall etwas tut. Es sind in den letzten Jahren
viele weibliche DJs ins Rampenlicht gekommen,
was eine tolle Entwicklung ist. Ich finde es als
Frau auch sehr wichtig, andere Frauen in der
Branche zu unterstützen. Viele Booker und Veranstalter
achten inzwischen auch darauf, dass Line-
Ups vielfältiger werden. Früher war das schon
so, dass man mir als einziges Mädchen hinterm
Mischpult sehr skeptisch auf die Finger geschaut
hat. Ich durfte mir dann oft Sachen anhören wie
„die schaut ja auch ganz gut aus und wir brauchen
halt ‘ne Quotenfrau“. In so einer Männerdomäne
braucht man schon ein dickes Fell, aber ich
glaube, das kann einen nur stärker machen.
Wir kommen natürlich nicht drum herum,
auch über Corona zu sprechen. Wie ist aktuell
die Lage in deinem Arbeitsumfeld?
Im Frühjahr ist ja alles von heute auf morgen
weggebrochen. Das war wirklich bitter für mich,
denn ich hatte eigentlich einen tollen Sommer mit
Mittelamerika-Tour und großartigen Festivals vor
mir gehabt. Unsere Branche hat mit am meisten
unter den Corona-Maßnahmen zu leiden, wird
aber nicht ernst genommen und unterstützt, da
fühle ich mich als Künstlerin und Veranstalterin
auf jeden Fall im Stich gelassen. Klar sind andere
Bereiche lebenswichtiger, aber Clubkultur ist auch
gesellschaftlich relevant! Natürlich ist es richtig
vorsichtig zu sein, aber man kann doch trotzdem
an Ideen für sichere Veranstaltungen arbeiten. Ich
habe im Sommer in Berlin auf einigen Partys mit
gut durchdachtem Hygienekonzept aufgelegt, jeder
hat sich dort an die Regeln gehalten und ich habe
mich sehr sicher gefühlt. Es ist nicht einfach, aber
es ist auf jeden Fall möglich. Und wenn man dann
die Leute auf der Maxstraße aufeinander hocken
sieht oder irgendwelche Deppen riesige Privatpartys
und illegale Raves veranstalten, das macht für
mich einfach keinen Sinn.
Wie sieht denn dein Terminkalender für die
nächste Zeit aus?
Es wird mit den Veranstaltungsorten natürlich
schwieriger, wenn Open Air Events wegfallen.
Für den Herbst sind Liveshows erstmal sehr
runtergefahren, ich werde das eher auf online
verlagern und bei einigen Radioshows und
Streams dabei sein. Außerdem arbeite ich gerade
an meiner ersten Platte, die nächstes Jahr erscheinen
wird. Genaueres darf ich noch nicht verraten,
aber ich freue mich schon riesig darauf. Eines der
wenigen positiven Dinge, die sich für mich aus
der Corona-Situation ergeben haben, war, dass ich
so mehr Zeit im Studio verbringen und an meiner
Musik arbeiten konnte. Das ist mein Projekt,
das mich auf jeden Fall über die nächsten Monate
begleiten wird.
foto: © Julius ertelt