24zOOm„eines meiner wichtigstenZiele in dieser amtszeit istes, die Chancengleichheitzu verbessern.“Schon vor ihrem Amtsantritt hatte CoronaEinzug in die Kitas und Schulen gehalten.Wie empfanden sie diese Situation eigentlichpersönlich?Ich bin mit meiner Familie direkt aus demterminintensiven Kommunalwahlkampf in dieLock down- Situation mit Lernen zu Hause und„Kein Kindergarten“ gerutscht. Da waren dannmeine drei Kinder zuhause, mein Mann und ichim Homeoffce, - also das komplette Gegenteilzur Wahlkampfzeit. Es war schon eine besondereZeit. Ich erinnere mich noch an den Moment, alsmeine jüngste Tochter bei einer Videokonferenzmeines Mannes ein paar französischen Kollegenvor dem Laptop erklärt hat, dass sich der Papagerade einen Kaffee holt (lacht).Wie waren ihre Erfahrungen mit der Performanceder Erzieher*innen und Lehrer*innenbeim Lernen Zuhause 2.0 und der folgendenschrittweisen Öffnung der Bildungseinrichtungen?Egal ob in Schulen oder in Kitas – allepädagogischen Fachkräfte leisten einen hohenEinsatz und sind bemüht, in diesen schwierigenZeiten, die Kinder und Jugendlichen bestmöglichzu betreuen und zu bilden. Ich kann nur allenpädagogischen Fachkräften Dank dafür zollen, wassie geleistet haben und auch immer noch leisten.Denn es gab ja nicht nur das Lernen Zuhause 2.0,das ja eine völlig neue Herausforderung war undist, sondern auch eine adäquate Notbetreuungfür viele Kinder vor Ort. Und in den Sommerferienmussten die Voraussetzungen geschaffen,Konzepte und Pläne erarbeitet werden, um imSeptember gut in den Kita- und Schulalltag mitallen Kindern und Jugendlichen zu starten. Wiegesagt, ich kann nur meinen Hut ziehen.Dennoch herrschen gerade in den marodenSchulen in der Stadt kaum zumutbare baulicheVerhältnisse. Die To-do-Liste ist lang, inwie weit ist mit den bestehenden finanziellenMitteln eine deutliche Verbesserung überhauptmöglich?Ich hatte im letzten halben Jahr sehr vieleAntrittsbesuche, egal ob bei den staatlichen Stellenoder in Schulen. Ich war insbesondere bei dengroßen Baustellen wie FOS/BOS/RWS, wo wirmindestens 88,5 Millionen Euro investieren werden.Ich kenne die Realität in den Schulen ja auchaus meinen letzten 16 Jahren in der Stadtpolitik.Daher ist mir bewusst, wie groß und kostenintensivdie Herausforderung ist. Bereits in diesenletzten 16 Jahren wurde zur Schulsanierung vielGeld in die Hand genommen. Dieser Weg musskonsequent fortgesetzt werden. Wir bräuchteneigentlich über eine Milliarde, um alles wieder fitzu bekommen. In den anstehenden Haushaltsberatungenwird deutlich zu sehen sein, dass Schuleund Bildung für diese Stadtregierung eine hohePriorität haben und auch in den nächsten Jahrenadäquate Mittel dafür zur Verfügung gestelltwerden.Es gibt Mittel für digitale Ausstattungsprogramme,die Bund und Freistaat bereits aufgelegthaben. Konnte Augsburg davon auchschon profitieren?Corona hat uns in den vergangenen Monatennoch deutlicher gemacht, wo wir noch Aufholbedarfhaben. In Augsburg gibt es 30 Schulen, dienoch gar keinen Glasfaseranschluss haben. AnGrund- und Mittelschulen entstehen zudem sogenanntedigitale Klassenzimmer. Als Voraussetzungfür die Digitalisierung brauchen die Schulen abererst einmal eine Inhouse-Vernetzung, für die wir12,5 Millionen Euro an Fördermitteln für 30 Schulenbekommen. Hieran arbeiten wir aktuell mitHochdruck. Außerdem können wir nun ca. 3.000digitale Endgeräte an den Schulen verteilen. Einwichtiger Baustein für das Lernen Zuhause 2.0.Zu ihrem umfangreichen Referatsbereich, zudem bisher Schulen, städtische Kindergärten,die Stadtbücherei, die Sing- und Musikschuleund die VHS gehörten, sind mit ihremAmtsantritt Kitas in freier Trägerschaft unddas Büro für gesellschaftliche Integration neudazugekommen. Finden sie bei so viel Bildungüberhaupt die Zeit für das Thema Migration?Diese Zeit werde ich mir immer nehmen. Dievielfältigen Teilbereiche der Bildung sind nichtnur inhaltlich untrennbar miteinander verbunden,sondern passen auch gut mit dem Bereich Migrationzusammen. Eines meiner wichtigsten Zielein dieser Amtszeit ist es, die Chancengleichheit zuverbessern – dies gilt für den Zugang zu unserenvielfältigen Bildungsangeboten ebenso wie diegesellschaftliche Teilhabe aller Bürgerinnen undBürger. Dafür wollen wir uns mit allen Initiativenund Einrichtungen noch enger vernetzen, diedieses Ziel mit uns teilen. Beispielsweise hatten wirzuletzt Gespräche mit Initiativen, welche aus derBlack Lives Matter“ Bewegung entstanden sind,die sich mit großem Engagement gegen Rassismusund Diskriminierung einsetzen. Es ist mir wichtig,als die für Migration verantwortliche Bürgermeisterinmit diesen Initiativen in den Dialog zu gehenund sie zu unterstützenIn Augsburg wird es bald eine Antidiskriminierungsstellegeben.Die Forderung nach dieser Stelle gab esschon in der vergangenen Periode. Nun wird sietatsächlich an den Start gehen. Zuvor findet abernoch ein Dialog mit verschiedenen Initiativenund Akteuren, die sich schon lange oder auch erstjetzt aktuell mit dem Thema Diskriminierungbeschäftigen statt. Es werden also auch Menschenmiteinbezogen, die Diskriminierung am eigenenLeib erlebt haben, denn nur so kann die Ausgestaltungdieser Antidiskriminierungsstelle in unserenAugen zielführend umgesetzt werden.Zuletzt ist das Wahlkreisbüro ihres LandtagsabgeordnetenBozoglu mit Steinen beworfenworden, auch ihre Kollegin Lisa Mc Queenvon „Die Partei“ war im September Opfereines Schmäh-Post des Augsburger AfD-ChefsSteffen Müller in den Sozialen Medien. Wiegehen Sie damit um?Dazu kamen innerhalb von nur einer Wochenoch heftige, anonyme Anfeindungen sowohlgegenüber unserem Fraktionsmitglied Serdar Akinals auch gegenüber der Vorsitzenden des IntegrationsbeiratsDidem Laçin Karabulut. Gerade auchnach Gesprächen mit dem Islamforum und derBlack Lives Matter-Bewegung nehme ich leiderdeutlich wahr, dass die Angst um sich greift - auchbei Jüdinnen und Juden oder Sinti und Roma.Es gibt also dringenden Handlungsbedarf, wennsich solche Vorfälle jetzt auch in der FriedensstadtAugsburg häufen. Solidarität mit den Betroffenenist selbstverständlich, aber nicht ausreichend. DieAntidiskriminierungsstelle und die Fachstelle fürDemokratie werden hier sicherlich in Zukunftwichtige und wertvolle Koordinierungsaufgabenübernehmen, damit Augsburg Friedensstadt undein lebenswerter Ort für alle bleibt.
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