22zOOmBildunghat PrioritätIm Gespräch mit Martina Wild2. Bürgermeisterin und Referentin für Bildung und Migration
zOOm23Martina Wild, Augsburgs Referentin für Bildung und Migration, steht vor einer der schwierigsten politischenHerausforderungen. Zustand und Ausstattung von Schulen, mehr Kita-Plätze, Mangel an pädagogischenFachkräften, Digitalisierung oder Ganztag, das sind nur einige der Aufgaben, die es für die Grünen-Politikerinzu bewältigen gilt. Das Thema Bildung wird schon traditionell von einem großen öffentlichen Interessebegleitet, jetzt fällt zusätzlich der lange Schatten von Corona darauf. Wir haben dennoch eine optimistischeMartina Wild getroffen. Von Markus KrapfFFrau Wild, wie verliefen ihre ersten Monateals Referentin für Bildung und Migration? Siesind ja auch unsere 2. Bürgermeisterin.Mein Start war wegen der Vielfalt an Aufgabenals Bürgermeisterin und Referentin fürBildung und Migration sehr abwechslungsreichund arbeitsintensiv. Aufgrund von Corona warennatürlich insbesondere die Bereiche Schule undKita die zentrale Herausforderung. Ich habejedoch ein hochengagiertes, kompetentes undsehr flexibles Referatsteam vorgefunden und wirkonnten auch schon einiges gemeinsam auf denWeg bringen. Zu Beginn einer sechsjährigenPeriode ist es zunächst am wichtigsten, Strukturenfür die Zukunft zu schaffen und Aufgabenbereicheund Ziele klar zu formulieren. Bildung hatPriorität für diese Stadtregierung – dazu gehörenfür mich Chancengleichheit beim Zugang zu denBildungsangeboten, eine weitere Verbesserung derBetreuungsangebote, gut ausgestatte Bildungsortesowie selbstverständlich die Fortführung derSanierung unserer Schulen. Dies sind daher dieEckpunkte meiner Arbeit.Einer ihrer ersten Maßnahmen war die Neuorganisationdes Kita-Bereichs.Das ist richtig. Für die Bereiche Kindergarten,Krippe und Schulkindbetreuung gibt es seitAugust ein eigenständiges Amt für Kindertagesbetreuungunter der Leitung von Eva Hermanns.Wir haben das Amt innerhalb von drei Monatenneu aufgestellt und dort die Bereiche, die zuvor inverschieden Referaten und Amtsbereichen verortetwaren, nach dem Vorbild anderer Kommunenzusammengeführt. In bin überzeugt, dass wir inZukunft effektivere Strukturen, einen besserenÜberblick und auch eine gut strukturierte Zusammenarbeitmit anderen, nicht städtischen Trägernhaben werden. Für den Dialog mit den freienTrägern werden wir einen Trägerbeirat installieren.Wie aufwendig ist es, so ein neues Amt in nurdrei Monaten zu installieren?Wir haben versucht, in vielen Gesprächenund Diskussionen einen guten Übergang zugestalten. Dazu gehört der Dialog mit denMitarbeiter*innen, deren Ausstattung, die finanziellenRahmenbedingungen, aber eben auchGespräche mit den freien Trägern. Im Augustkonnten wir nun mit der konkreten Arbeit in denneuen Strukturen beginnen.Die Nachfrage nach Kita-Plätzen ist nach wievor groß. Wo sehen sie hier die dringendstenAufgaben?Wir haben nach wie vor einen wachsendenBedarf an Betreuungsplätzen. Obwohl freie Trägerund die Stadt Augsburg das Platzangebot in denletzten Jahren gemeinsam deutlich ausgebauthaben, fehlen uns aktuell sogar über 900 Plätze.Man sieht also, dass es nicht nur einen großenBedarf, sondern auch einen riesigen Zuspruch füreine gute Kinderbetreuung in unserer Stadt gibt.Wir arbeiten jetzt mit Hochdruck daran, weiterePlätze zu schaffen, um der gestiegenen Nachfragegerecht werden zu können.Betreuungsplätze für die Kinder sind das eine,die Rekrutierung von Personal das andere.Dem kann ich nur zustimmen. Gebäude alleingenügen nicht, entscheidend ist natürlich auchdie Versorgung mit qualifizierten pädagogischenMitarbeiter*innen. Deswegen wurde im Septemberdie städtische Fachakademie für Sozialpädagogikzur Ausbildung für Erzieher*innenim Gebäude der städtischen Berufsschule in derMaximilianstraße eröffnet. Es ist einfach nötig,dass auch die Stadt neben Diakonie und MariaStern ein eigenes Ausbildungsangebot macht. Wirhaben immerhin 860 Mitarbeitende im Kita-Bereich bei der Stadt Augsburg. Und der Bedarf anFachpersonal wird zukünftig sicher noch größerwerden. An dieser Stelle auch gerne ein kleinerWerbeblogg für alle Leser*innen für diesen intensivenaber auch tollen Beruf!Warum war eigentlich das Bildungsreferattrotz seiner schwierigen Aufgabenstellung ihrWunschreferat?Ich komme ja genau aus diesem thematischenBereich, der neben Klimaschutz undGleichberechtigung in den letzten 16 Jahren meinabsoluter Schwerpunkt als Stadträtin war. Ich binin den Bildungsausschüssen im bayerischen unddeutschen Städtetag, kenne die Diskussionen derKommunen um Ganztag, Digitalisierung undSchulbau sehr gut und habe dadurch auch vielegute und auf Augsburg übertragbare Beispiele undModelle gesehen. Beim bayerischen Bildungsausschussbin ich nun auch Vorsitzende. Für michwar also immer klar, dass es, wenn ich Referentinwerden würde, entweder Klimaschutz oder ebenBildung und Migration sein würden. Und obwohlmein Referat tatsächlich eine riesige Herausforderungist, gehe ich dies ambitioniert und mit einergroßen Begeisterung an. Ich stecke nicht den Kopfin den Sand, sondern will gestalten - für die Kinder,Jugendlichen und Familien in unserer Stadt undfür Teilhabe und Chancengerechtigkeit eintreten.„Wir bräuchten eigentlichüber eine Milliarde,um alles wieder fit zubekommen.“Täuscht eigentlich der Eindruck, dass dieRegierungskoalition mit der CSU, aber auchihre ganz persönliche Zusammenarbeit mitEva Weber bisher von großer Harmoniegeprägt ist?Überhaupt nicht. Man sieht nach dem erstenhalben Jahr, dass eine Regierung aus CSU undGrünen in Augsburg sehr wohl möglich ist.Schon beim Aushandeln des Koalitionsvertragsging es erst einmal ausschließlich um Inhalte undStrukturen, nicht um Personen. Wir treffen unsalle 14 Tage im Koalitionsausschuss und habeneinfach einen sehr kurzen Draht. Das gilt für EvaWeber und mich, aber auch für die Fraktionsspitzen.Wir sprechen auf Augenhöhe über Inhalte,um am Ende den für Augsburg besten Konsens zuerzielen.