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2019<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Untersuchungen zum<br />

Widerstandsbuckelschweißen<br />

zur Erzeugung<br />

elektrischer Al-Cu-<br />

Kontaktierungen


Untersuchungen zum<br />

Widerstandsbuckelschweißen zur<br />

Erzeugung elektrischer<br />

Al-Cu-Kontaktierungen<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 18.581 N<br />

DVS-Nr.: 04.071<br />

RWTH Aachen University<br />

Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 18.581 N / DVS-Nr.: 04.071 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2019 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 398<br />

Bestell-Nr.: 170507<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-397-8<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.581 N<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Thema ................................................................................................................................. 2<br />

Berichtszeitraum ............................................................................................................. 2<br />

Forschungsvereinigung ................................................................................................. 2<br />

Forschungseinrichtung(en)........................................................................................... 2<br />

1 Kurzzusammenfassung .............................................................................................. 4<br />

2 Danksagung ................................................................................................................ 5<br />

3 Einleitung .................................................................................................................... 6<br />

3.1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung .......................................................... 6<br />

3.2 Forschungsziel ......................................................................................................... 7<br />

3.3 Angestrebte und erreichte Forschungsergebnisse ................................................... 8<br />

4 Durchgeführte Arbeiten, Ergebnisse und Bewertung .............................................. 9<br />

4.1 Verwendete Anlagentechnik zum Schweißen ........................................................... 9<br />

4.1.1 Widerstandsbuckelschweißen .................................................................................. 9<br />

4.1.2 Ultraschallschweißen ............................................................................................. 13<br />

4.2 Untersuchte Werkstoffe .......................................................................................... 16<br />

4.2.1 Kupfer (Cu-OF) ...................................................................................................... 16<br />

4.2.2 Aluminium (Al99,5) ................................................................................................. 18<br />

4.2.3 Intermetallische Al-Cu Phasen ............................................................................... 19<br />

4.3 Prüfung der Qualitätskennwerte ............................................................................. 21<br />

4.3.1 Elektrischer Prüfung ............................................................................................... 24<br />

4.3.2 Metallografische Untersuchungen (REM / EDX) ..................................................... 29<br />

4.4 Ergebnisse zur Auswahl einer geeigneten Buckelgeometrie .................................. 30<br />

4.5 Schweißen von unterschiedlichen Materialdickenkombinationen und deren<br />

elektrische und mechanische Qualitätskennwerte .................................................. 33<br />

4.5.1 Al-Cu Kombination „dünn-dünn“ ............................................................................. 34<br />

4.5.2 Al-Cu Kombination „dünn-dünn“ mit Zinnbeschichtung ........................................... 38<br />

4.5.3 Al-Cu Kombination „dick-dick“ ................................................................................ 42<br />

4.5.4 Al-Cu Kombination „dünn-dick“ ............................................................................... 53<br />

4.6 Strukturelle Bewertung der intermetallischen Verbindung ...................................... 57


Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.581 N<br />

4.7 Alterung und Vergleich mit Ultraschallschweißen ................................................... 64<br />

4.8 Elektrodenverschleiß und Prozessfähigkeit ............................................................ 69<br />

4.9 Herstellung und Prüfung von Funktionsmustern ..................................................... 73<br />

4.10 Fazit und Ausblick .................................................................................................. 76<br />

5 Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen der<br />

Forschungsergebnisse insbesondere für kmU und industrielle<br />

Anwendungsmöglichkeiten ..................................................................................... 81<br />

6 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................ 83<br />

7 Verwendung der Zuwendung ................................................................................... 84<br />

8 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ................................. 85<br />

9 Ergebnistransfer in die Wirtschaft ........................................................................... 86<br />

10 Durchführende Forschungseinrichtungen ............................................................. 90<br />

11 Literaturverzeichnis .................................................................................................. 91<br />

12 Anhang ...................................................................................................................... 92<br />

12.1 Geometrie Scherzugproben / elektrische Prüfung .................................................. 92<br />

12.2 Stempel und Matrize für Langbuckel ...................................................................... 92<br />

12.3 Stempel und Matrize für Kreuzbuckel ..................................................................... 93<br />

12.4 Stempel und Matrize für 4x Langbuckel ................................................................. 94


Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.581 N<br />

3 Einleitung<br />

An der Bearbeitung des Projekts war ausschließlich das Institut für Schweißtechnik und<br />

Fügetechnik (ISF) der RWTH Aachen University beteiligt.<br />

Das Projekt war in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen gegliedert. AP 1 diente<br />

der allgemeinen Vorbereitung wie Versuchsplanung, Auswahl Werkstoffe und Geometrien<br />

sowie Inbetriebnahme der Schweißanlage und Prüfstände. AP 2 bildete das Kernstück der<br />

schweißtechnischen Untersuchungen mit unter anderem der Entwicklung der<br />

Buckelgeometrien, Schweißbereichsbestimmungen an unterschiedlichen Anlagen und<br />

Parameteroptimierung. Innerhalb von AP 3 wurden die wichtigsten elektrischen und<br />

mechanischen Qualitätswerte der Schweißproben bestimmt. Die Prozessstabilität wurde in<br />

AP 4 untersucht. Das AP 5 hatte zum Ziel, geeignete Korrelationen zwischen Festigkeit,<br />

metallurgischer Ausprägung und elektrischer Leitfähigkeit abzuleiten, um auf dieser Basis eine<br />

weiterführende Prozessoptimierung durchzuführen. Abschließend wurden in AP 6 die in den<br />

zuvor bearbeiten APs gewonnen Erkenntnisse genutzt, um Funktionsmuster geschweißter<br />

Bauteile zu erstellen. Die Erstellung dieses Abschlussberichts ist Inhalt des AP 7.<br />

3.1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung<br />

In verschiedenen Industriezweigen, wie beispielsweise der Automobilindustrie, der<br />

Elektrotechnik und der Energietechnik wird aus Kosten- und Leichtbaugründen Kupfer (Cu)<br />

zunehmend durch Aluminium (Al) als elektrischer Leiterwerkstoff substituiert, während die<br />

Anschlusselemente, wie beispielsweise Endhülsen oder Stecker nach wie vor aus Kupfer<br />

gefertigt werden müssen. Diese Entwicklung stellt die Fügetechnik vor neue<br />

Herausforderungen, da die Erzeugung einer mechanisch und elektrisch störungsfreien und<br />

langzeitstabilen Al-Cu-Mischverbindung unter fertigungsnahen und ökonomischen<br />

Bedingungen durch diverse physikalische Eigenschaften der beiden Nichteisenmetalle<br />

erschwert wird. Hierzu zählen beispielsweise die deutlichen Unterschiede in den<br />

Werkstoffeigenschaften, wie Schmelztemperatur (T Cu ≈ 1083°C, T Al ≈ 660°C), Dichte (ρ Cu ≈ 8,9<br />

kg/dm³, ρ Al ≈ 2,7 kg/dm³) und Wärmedehnung (α-Cu ≈ 17,7*10-6 K-1, α-Al ≈ 24,5*10-6 K-1)<br />

[1]. Darüber hinaus erschweren die (elektro-)chemischen Werkstoffeigenschaften, wie das<br />

Korrosionsverhalten, die Oxidschichtcharakteristik von Al (hoher elektrischer Widerstand;<br />

hohe Härte) sowie die unterschiedlichen elektrochemischen Spannungspotentiale von Al und<br />

Cu die Erzeugung qualitativ hochwertiger, langzeitstabiler Mischverbindungen. Bisherige kraftund<br />

formschlüssige Al-Cu-Verbindungen (Schraub- und Quetschverbindungen) werden den<br />

Anforderungen hinsichtlich mechanischer und elektrischer Langzeitbeständigkeit ohne die<br />

Ergreifung entsprechender, meist aufwendiger und kostenintensiver Maßnahmen wie bspw.<br />

der Einsatz von Silber- und Nickel-Beschichtungen [2] und die Einhaltung von<br />

Wartungsintervallen (z.B. Überprüfung von Schraubenanzugsmomenten in Schaltanlagen) i.<br />

d. R. nicht gerecht. Da Al zum Fließen neigt, werden bei kraftschlüssigen Verbindungen zur<br />

Festigkeitssteigerung zudem oftmals Al-Legierungen eingesetzt, die deutlich höhere<br />

elektrische Materialwiderstände aufweisen als Reinaluminium. Daher wird zurzeit verstärkt<br />

nach alternativen, meist stoffschlüssigen Verbindungstechniken geforscht.<br />

In diesem Zusammenhang sind beispielhaft die Verfahren Laserstrahlschweißen,<br />

Elektronenstrahlschweißen, Ultraschallschweißen, Walzplattieren, Löten, Diffusionsschweißen,<br />

Reibschweißen (inkl. FSW-verwandter Prozesse), Widerstandspress-


Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.581 N<br />

stumpfschweißen, Leitkleben, Fügen mittels reaktiver Nanofolien und elektromagnetische<br />

Pulstechnologie (EMPT) zu nennen. Die meisten der zuvor genannten Prozesse sind<br />

allerdings häufig nur für bestimmte Einzelanwendungen geeignet bzw. nur unter definierten<br />

Randbedingungen einsetzbar [3] [4] [5] [6]. Die Prozessstabilität und die großserientechnische,<br />

industrielle Anwendbarkeit sind oftmals fragwürdig und die Stückkosten hoch.<br />

Darüber hinaus ist das stoffschlüssige Fügen der artungleichen Materialkombination Al-Cu,<br />

vor allem über den schmelzflüssigen Zustand, aufgrund der komplexen intermetallischen<br />

Phasenbildung mit diversen Problemstellungen verbunden, die sich nachteilig auf die<br />

mechanischen und elektrischen Verbindungseigenschaften auswirken können. Aus diesem<br />

Grund sind zur Erzeugung von Al-Cu-Mischverbindungen insbesondere so genannte<br />

„Wärmearme Fügeprozesse“ vielversprechend, bei der die Bildung intermetallischer Phasen<br />

auf ein Minimum reduziert werden kann. Diesbezüglich ist das Ultraschallschweißen die wohl<br />

momentan industriell am weitesten verbreitete stoffschlüssige Verbindungstechnologie beim<br />

Schweißen von Al-Kabeln mit Cu-Steckern. Die vorherrschende Problemstellung, die<br />

allerdings beim Ultraschallschweißen besteht, ist die mangelnde Prozessrobustheit des<br />

Verfahrens vor allem in der schweißtechnischen Verarbeitung größerer Leitungsquerschnitte.<br />

Eine adäquate Verbindung könnte hier mittels der Widerstandsschweißtechnik realisiert<br />

werden, die aufgrund Ihrer guten Automatisierbarkeit, ihrer Wirtschaftlichkeit und gewöhnlich<br />

hohen Prozessrobustheit in vielen relevanten Industriebereichen Maßstäbe setzt. Zudem<br />

besteht eine breite, innerhalb mehrerer Jahrzehnte entstandene Wissensbasis, die im<br />

Wesentlichen zum fundierten, derzeit vorliegenden, Prozessverständnis beigetragen hat. Viele<br />

Sonderverfahren und relativ neuartige Verbindungstechnologien haben diesen<br />

Entwicklungsstand noch nicht erreicht, so dass hier auch vielfach das mangelnde<br />

Prozessverständnis die Ursachenforschung bei der Fehleranalyse erschwert. Das<br />

Ultraschallschweißen ist in diesem Zusammenhang ein oft in Fachkreisen genanntes Beispiel.<br />

Folglich fehlt es derzeit, vor allem in den mittleren und größeren Leitungsquerschnittbereichen<br />

(≥ 20 mm²), an einem industriell prozesssicher einsetzbaren, stoffschlüssigen und zugleich<br />

wirtschaftlichen Fügeverfahren zur Herstellung von langzeitstabilen Al-Cu-Verbindungen. Als<br />

potentielle Anwendungsfelder sind beispielhaft die Fahrzeugbordnetze, Batterietechnik,<br />

Stecker und Aluminium-Stromschienen zu nennen.<br />

3.2 Forschungsziel<br />

Die Forschungshypothese ist, dass das Widerstandsbuckelschweißen (Englisch: Resistance<br />

Projection Welding; RPW) die Herstellung robuster Al-Cu-Mischverbindungen ermöglicht. Die<br />

technologischen Eigenschaften sind mit denen der ultraschallgeschweißten Bauteile<br />

(Englisch: Ultrasonic Welding; USW) in diversen Eigenschaften (statische Festigkeit,<br />

Schwingfestigkeit, Prozessstabilität, Langzeitbeständigkeit) vergleichbar. Darüber hinaus setzt<br />

das Verfahren RPW bei Al-Cu Verbindungen Maßstäbe hinsichtlich Verarbeitbarkeit von<br />

Zinnbeschichtungen, Wirtschaftlichkeit, Skalierbarkeit auf verschiedene Leiterquerschnitte<br />

und Automatisierbarkeit.<br />

Daraus ergibt sich folgendes Forschungsziel: Entwicklung eines industriell einsetzbaren,<br />

stabilen Widerstandsbuckelschweißprozesses zur Generierung niederohmiger, mechanisch<br />

und elektrisch langzeitstabiler sowie kostengünstiger Al-Cu-Verbindungen (Benchmark


Seite 8 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.581 N<br />

Ultraschallschweißprozess). Hierzu gilt es im Rahmen der Untersuchungen die folgenden<br />

Forschungsfragen zu beantworten:<br />

• Welche Buckelgeometrie eignet sich besonders für elektrische Verbindungen?<br />

• Welchen Leistungsbereich muss eine RPW Schweißanlage bereitstellen?<br />

• Welche intermetallischen Phasen bilden sich in der Fügezone und in welcher<br />

Ausprägung?<br />

• Wie sind die elektrischen und mechanischen Qualitätseigenschaften der Verbindung?<br />

• Ist die Prozessstabilität und Prozessfähigkeit gut genug für den Praxisfall?<br />

• Können verzinnte Bauteile und Bauteile mit größeren Querschnitten geschweißt<br />

werden?<br />

• Welchen Einfluss hat eine beschleunigte Alterung auf die Verbindung?<br />

• Wie verhalten sich widerstandsbuckelschweißte Verbindungen gemessen an<br />

ultraschallgeschweißten?<br />

• Wie ist der Elektrodenverschleiß zu bewerten?<br />

3.3 Angestrebte und erreichte Forschungsergebnisse<br />

Es wurden vier zentrale Forschungsergebnisse angestrebt und erreicht, um das oben<br />

beschriebene Forschungsziel zu erfüllen:<br />

1) Zunächst wurde eine Buckelgeometrie erarbeitet, die es erlaubt, Al mit Cu<br />

prozesssicher zu verschweißen und eine hinreichenden mechanische und elektrische<br />

Güte der Verbindung zu gewährleisten.<br />

2) Als weiteres Ergebnis ist die Bewertung der intermetallischen Phasenbildung und<br />

deren technische Interpretation bzw. Korrelation zu technischen Eigenschaften zu<br />

nennen.<br />

3) Ebenso wurde das Ultraschallschweißen genutzt, um durch den Vergleich der<br />

erzeugten Bauteile das Qualitätsniveau der buckelgeschweißten Verbindungen zu<br />

bestimmen.<br />

4) Mit Hilfe statistischer Methoden wurde die Prozessrobustheit nachgewiesen.<br />

Zur Validierung der entwickelten Methodik dienten einzelne Funktionsmuster, an denen der<br />

Einsatz der Technologie für die Praxis gezeigt und in der Dokumentation für die<br />

Industrialisierung durch kmU festgehalten wird.<br />

Alle Untersuchungen innerhalb dieses Projektes wurden an industrieüblichen (weit<br />

verbreiteten) Anlagen und Werkstoffen durchgeführt.<br />

Alle Forschungsziele wurden erreicht.

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