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Genetische Untersuchung der Populationsstruktur ... - Die Schmellers

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108<br />

8.4 UMWELTFAKOREN UND GENFLUß<br />

nicht pauschal betrachtet werden; es sind u.U. an<strong>der</strong>e Faktoren für die Entstehung<br />

dieser genetischen Divergenz verantwortlich. In beiden Gebieten konnte allerdings<br />

kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem FST- Wert und <strong>der</strong> geographischen<br />

Distanz gefunden werden.<br />

Im Mittelrheintal sind die geographischen Distanzen so hoch, daß es unwahrscheinlich<br />

erscheint, daß über eine Distanz von mehr als zehn Kilometern ein direkter Genfluß{<br />

XE "Genfluß" } besteht. Zieht man jedoch die Tatsache hinzu, daß P. albopunctata<br />

im Mittelrheintal sehr häufig ist und es auch viele potentielle Habitate gibt,<br />

kann man folgern, daß <strong>der</strong> Genfluß über „Stepping-Stones“ funktioniert. Auf diesem<br />

Weg können dann auch Allele über größere Entfernungen, u.U. über mehrere Generationen,<br />

transportiert werden. NICKLAS-GÖRGEN (pers. Mitteilung) konnte für zwei<br />

Oedipoda-Arten feststellen, daß <strong>der</strong> Genfluß bei <strong>der</strong> häufigeren Art deutlich höher<br />

lag. <strong>Die</strong>ser Befund ist vergleichbar mit den Totalpopulationen des Mittelrheintals und<br />

<strong>der</strong> Haßberge. P. albopunctata ist im Mittelrhein wesentlich häufiger als in den Haßbergen,<br />

<strong>der</strong> Genfluß ist deshalb im Mittelrheintal auch über größere topographische<br />

Abstände in etwa genauso hoch wie in den Haßbergen.<br />

Weiterhin kann im Mittelrheintal die landschaftliche Struktur eine Rolle spielen. <strong>Die</strong><br />

steilen Talrän<strong>der</strong> könnten für einen Kanalisationseffekt verantwortlich sein, <strong>der</strong> dazu<br />

führt, daß <strong>der</strong> Großteil des Migrationspotentials, ausgedrückt durch die Anzahl <strong>der</strong><br />

migrierenden Individuen, innerhalb des Tales bleibt. <strong>Die</strong>s hätte zur Folge, daß vielmehr<br />

Individuen in ein wesentlich enger umgrenztes Gebiet migrieren. Dadurch wären<br />

alle Individuen im Mittelrhein wesentlich näher miteinan<strong>der</strong> verwandt, als dies in<br />

einem Gebiet <strong>der</strong> Fall ist, bei <strong>der</strong> keine Migrationsbarrieren über größere Strecken<br />

die Migration{ XE "Migration" } in eine Richtung hemmen. Ein solches Gebiet stellen<br />

die Haßberge dar. Dort werden wan<strong>der</strong>nde Tiere nicht durch landschaftliche Strukturen<br />

in bestimmte Richtungen gelenkt, son<strong>der</strong>n diffundieren in ein wesentlich größeres<br />

Gebiet und gehen damit <strong>der</strong> Gesamtpopulation <strong>der</strong> Haßberge verloren.<br />

<strong>Die</strong>se Hypothese wird durch die Tatsache gestützt, daß die über ein Gebiet gemittelte<br />

genetische Distanz{ XE "genetische Distanz" } im Mittelrheintal, trotz größerer<br />

geographischer Entfernungen, kleiner bzw. gleich <strong>der</strong> für die Haßberge errechneten<br />

ist (vgl. Kapitel 7.2.5).<br />

8.3.5 Migrationsdistanz<br />

In früheren <strong>Untersuchung</strong>en (WALTER{ XE "WALTER" } 1992{ XE "WALTER 1992"<br />

}, HENLE et al. 1995) wurden verschiedene direkte Methoden beschrieben, um Migrationsbewegungen<br />

und Aktionsradien von P. albopunctata zu ermitteln. <strong>Die</strong> Unter-

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