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Genetische Untersuchung der Populationsstruktur ... - Die Schmellers

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8.4 UMWELTFAKOREN UND GENFLUß<br />

Der Wert Nem, als „migrierende Individuen pro Generation“ bezeichnet, sollte wegen<br />

<strong>der</strong> oben angegeben Einschränkungen eher als ein dimensionsloses Tendenzmaß<br />

für den Genfluß{ XE "Genfluß" } angesehen werden. Es empfiehlt sich, Nem als Tendenzmaß<br />

nicht überzubewerten.<br />

Das NEI´sche Migrationsmodell zeichnet sich durch einen wichtigen Unterschied zu<br />

den Grundannahmen des Inselmodells aus:<br />

NEI (1972) sieht nicht die genetische Drift{ XE "Drift" } als treibende Kraft, son<strong>der</strong>n<br />

die Mutation. <strong>Die</strong>ses Modell ist deshalb besser geeignet für Genflußberechnungen<br />

zwischen großen Populationen (vgl. Kapitel 4.3.5). Zieht man beide Genflußmodell in<br />

seine Überlegungen ein, wird man feststellen, daß beide Modelle Grenzfälle darstellen.<br />

In <strong>der</strong> Natur wird keiner dieser Grenzfälle erreicht, son<strong>der</strong>n es wirken immer sowohl<br />

die Mutation, wie auch die genetische Drift, je nach Populationsgröße mehr die<br />

genetische Drift o<strong>der</strong> mehr die Mutation. Eine Vernachlässigung einer dieser Kräfte<br />

führt zu einer Fehlinterpretation.<br />

Zur Verdeutlichung des Interpretationsfehler bei Vernachlässigung <strong>der</strong> Mutationsrate<br />

folgendes Beispiel:<br />

In <strong>der</strong> Literatur (z.B. WEHNER{ XE "WEHNER" } & GERING 1990) wird eine Mutati-<br />

onsrate von 210 6 −<br />

⋅ angegeben. <strong>Die</strong>se kann aber durchaus auch niedrigere o<strong>der</strong> höhe-<br />

re Werte annehmen, je nach Umwelteinfluß. Bei den hier untersuchten Heuschrekken<br />

kann die hohe Temperatur, die bis zu 70°C in Bodennähe beträgt, und die hohe<br />

UV-Einstrahlung für eine höhere Mutationsrate verantwortlich sein. Abgesehen davon<br />

ist für eine kleine Population die Wahrscheinlichkeit, daß eine Mutation auftritt, sehr<br />

klein, aber für viele kleine Populationen ist diese Wahrscheinlichkeit genauso groß,<br />

wie für eine einzige große Population. <strong>Die</strong> Mutationsrate ist unabhängig von <strong>der</strong> Populationsgröße,<br />

deshalb tritt ein Mutationsereignis innerhalb eines Populationsverbundes<br />

immer mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein. Eine Vernachlässigung <strong>der</strong><br />

Mutationsrate kann deshalb zu einer Erklärungslücke bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Entstehung<br />

des genetischen Unterschiedes zwischen Populationen führen.<br />

Aufgrund dieser Einschränkungen kann höchstens abgeschätzt werden, bei welchem<br />

Modell <strong>der</strong> Fehler geringer ist. Um eine korrektere Interpretation zu erhalten empfiehlt<br />

es sich, beide Genflußberechnungen mit in die Überlegungen einzubeziehen.<br />

Der reale Genfluß{ XE "Genfluß" } bewegt sich zwischen den Grenzen, die durch die<br />

Werten Nem (WRIGHT 1951{ XE "WRIGHT" }) und m (NEI 1972) vorgegeben sind.<br />

Ein Vergleich dieser Grenzen hängt allerdings von einer möglichst exakten Populationsgrößenschätzung<br />

ab. Der Schätzfehler ist aber, je nach Verfahren, nicht unerheblich<br />

(POETHKE{ XE "POETHKE" } 1994{ XE "POETHKE 1994" }, unveröffent-

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