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Die Trüffel - Fake & Facts

Legenden und Wahrheiten rund um die edelste aller Delikatessen Das Buch entführt spannend und unterhaltsam in die Welt der Trüffeln, die Gourmets begeistern und um die sich Mythen und Legenden ranken. Zur Trüffel-Geschichte gehören raffinierte Betrüger und leere Versprechungen. Ist es wahr, dass Trüffeln die Liebe fördern? Warum sind Spaniens Trüffelzüchter heute erfolgreicher als die Franzosen? Woher stammen Trüffeln aus „Alba“ und dem „Périgord“ wirklich? Wie werden Verbraucher mit Aromen getäuscht? Christian Volbracht rüttelt an Mythen und erforscht die kulturelle und gastronomische Geschichte der Trüffeln. Er erklärt auch den aktuellen Stand der Forschung und die Chancen des Trüffelanbaus in Zeiten des Klimawandels. Eine kritische Bestandsaufnahme und genießerische Huldigung an die Trüffeln als edelste aller Delikatessen.

Legenden und Wahrheiten rund um die edelste aller Delikatessen
Das Buch entführt spannend und unterhaltsam in die Welt der Trüffeln, die Gourmets begeistern und um die sich Mythen und Legenden ranken. Zur Trüffel-Geschichte gehören raffinierte Betrüger und leere Versprechungen. Ist es wahr, dass Trüffeln die Liebe fördern? Warum sind Spaniens Trüffelzüchter heute erfolgreicher als die Franzosen? Woher stammen Trüffeln aus „Alba“ und dem „Périgord“ wirklich? Wie werden Verbraucher mit Aromen getäuscht? Christian Volbracht rüttelt an Mythen und erforscht die kulturelle und gastronomische Geschichte der Trüffeln. Er erklärt auch den aktuellen Stand der Forschung und die Chancen des Trüffelanbaus in Zeiten des Klimawandels. Eine kritische Bestandsaufnahme und genießerische Huldigung an die Trüffeln als edelste aller Delikatessen.

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CHRISTIAN VOLBRACHT


EINLEITUNG: TRÜFFEL-PARADOXE 7<br />

„PÉRIGORD“-TRÜFFELN: VON SPANIEN NACH FRANKREICH 10<br />

GRUNDLAGEN: TRÜFFELARTEN UND KULTUREN 24<br />

UNBESCHREIBLICH: GERUCH UND GESCHMACK 38<br />

SPURENSUCHE: ANTIKE UND MITTELALTER 40<br />

NAMEN: VON TRÜFFELN UND TARTUFFELN 46<br />

LUST: DIE LEGENDE VOM APHRODISIAKUM 51<br />

SCHWEIN UND HUND: IMMER DER NASE NACH 58<br />

WISSENSCHAFT: SPOREN UND SEX 64<br />

GENÜSSE: AUS TEUFELS KÜCHE ZU LUKULLISCHEN FREUDEN 76<br />

TRÜFFELMANIA: DELIKATESSEN FÜR DIE TAFELN DER KÖNIGE 82<br />

GASTROC HAUVINISMUS: WEISS GEGEN SCHWARZ 87<br />

ERFOLGSSTORY: WEISSE TRÜFFELN AUS ISTRIEN 96<br />

GASTROSOPHIE: DIE GEBURT DER GASTRONOMIE 103<br />

TRÜFFELKÜCHE: VOM KILO ZUM GRAMM 113<br />

KULTIVIERUNG: ZURÜCK ZU DEN ANFÄNGEN 125<br />

LUG UND TRUG: TRÜFFELTÄUSCHEREIEN 139<br />

DEUTSCHLAND: WIE DIE TRÜFFELHUNDE ZU UNS KAMEN 157<br />

KLIMAWANDEL: HOFFEN UND BANGEN 173<br />

BILANZ: DER MYTHOS BLEIBT 178<br />

FAKE UND FAKTEN 181<br />

EPILOG: SECHS TRÜFFELN IM KÜHLSCHRANK 182<br />

ANHANG 184<br />

2 3


DER TRÜFFELSUCHER,<br />

STICH NACH ALEXANDRE-GABRIEL DECAMPS (CA. 1830-1860)<br />

4 5


GENÜSSE: AUS<br />

TEUFELS KÜCHE ZU<br />

LUKULLISCHEN<br />

FREUDEN<br />

APICIUS (1709): DAS KOCHBUCH DER RÖMER<br />

Von der Beliebtheit der <strong>Trüffel</strong>n im alten Rom zeugen im ersten Jahrhundert<br />

unserer Zeitrechnung die beiden Dichter Martial und Juvenal.<br />

Wir, die mit zartem Haupt die Erde durchbrechen, die <strong>Trüffel</strong>n, kommen als<br />

Frucht erst nach den Boleten schreibt Martial in einem seiner berühmten Epigramme.<br />

79 Zweifellos meinte er die Terfezien, die Wüstentrüffeln, die dicht unter<br />

der Bodenoberfläche wachsen und im Frühjahr nach außen hervorbrechen. <strong>Die</strong><br />

Boleten der Römer waren Kaiserlinge (Amanita caesarea), so schmackhafte und<br />

unwiderstehliche Pilze, dass die Frau von Kaiser Claudius später das tödliche<br />

Gift für ihren Mann in einem Kaiserlingsgericht servieren konnte.<br />

Satirendichter Juvenal spießt die Gier nach <strong>Trüffel</strong>n in der Schilderung eines<br />

Gastmahls mit dem reichen Genießer Alledius auf, bei dem es Gänseleber, Geflügel<br />

und Wildschwein gibt, bevor <strong>Trüffel</strong>n gereicht werden: Behalte Dein Korn, sagt<br />

Alledius, o Libyen, spann Deine Ochsen aus, nur sende mir <strong>Trüffel</strong>n! 80 <strong>Trüffel</strong>n sind<br />

also wichtiger als das Getreide aus der libyschen Kornkammer Roms.<br />

Gute Köche genießen in Rom ein ebenso hohes Ansehen wie schon zuvor<br />

in Athen, wo überliefert wurde, dass die Kinder eines gewissen Cherips das<br />

Bürgerrecht erhalten, weil ihr Vater ein neues Ragout für <strong>Trüffel</strong>n erfunden hat. 81<br />

Aber wenn die <strong>Trüffel</strong>n bei den Römern auch als Delikatesse galten – hätten wir<br />

die faden Wüstentrüffeln gemocht?<br />

<strong>Die</strong> Römer würzten ihre Speisen kräftig, erfahren wir aus dem ersten bekannten<br />

Kochbuch „De re coquinaria“ des etwa im Jahre 40 gestorbenen Marcus<br />

Gavius Apicius. Der schwerreiche Feinschmecker besitzt eine Kochschule und<br />

gibt Unsummen für kulinarische Studien aus. Als ihm sein Vermögen für seinen<br />

Lebensstil nicht mehr ausreichend erscheint, tötet er sich mit Gift. 82 Aus seinem<br />

Buch, das in Wahrheit von mehreren Autoren stammt, wissen wir, wie die Römer<br />

die Wüstentrüffeln in vergipsten Gefäßen mit trockenem Sägemehl aufbewahrten<br />

und dann geschmacklich aufpeppten. Sechs Zubereitungen für <strong>Trüffel</strong>n empfiehlt<br />

Apicius, angefangen mit diesem Rezept: 83<br />

76 77


POCHIERTES EI MIT GÄNSELEBER, TOPINAMBURPÜREE UND PÉRIGORD TRÜFFEL:<br />

EIN KLASSIKER DER DEUTSCHEN KOCHLEGENDE HANS HAAS, TANTRIS, MÜNCHEN<br />

122 123


BILANZ:<br />

DER MYTHOS BLEIBT<br />

Als bekennender Liebhaber der Périgord- und der Piemont-<strong>Trüffel</strong>n habe<br />

ich die faszinierende Welt der <strong>Trüffel</strong>n erkundet. Am Ende meiner Streifzüge<br />

und Recherchen sind neben den Edeltrüffeln auch bei mir andere<br />

Sorten wie Sommer- und Burgundertrüffeln im Ansehen gestiegen – nicht, dass<br />

sie zum Höchsten der Genüsse zählen, gleichwohl sind sie in ihrer Art reizvolle<br />

und delikate Sorten.<br />

<strong>Die</strong> Mythen der <strong>Trüffel</strong>n haben sich stark gewandelt. Anfangs rankten sich alte<br />

Deutungen um die Knollen. Man versuchte, das Unerklärliche auf der Erde mit<br />

dem Reich der Götter zu verbinden. <strong>Die</strong> Mythen und Legenden der modernen Zeit<br />

sind profaner, sie beschreiben Menschen, Ereignisse und Sachen von symbolischer<br />

Bedeutung oder von großer öffentlicher Wirkung. „In der Öffentlichkeit hat die<br />

<strong>Trüffel</strong> einen großen Stellenwert“, meinen die Forscher Byé und Chazoule, „aber<br />

sie ist mehr und mehr Image und weniger Produkt.“ 196 Paradoxerweise hat das<br />

Image der <strong>Trüffel</strong>n einen immer höheren Wert gewonnen, während die Produktion<br />

zurückging und nun erstmals wieder ansteigt. Immer neue Inszenierungen mit<br />

Bruderschaften und in Museen, zahllose <strong>Trüffel</strong>feste, Lehrgänge, Bildbände und<br />

Internetseiten zeugen davon.<br />

Fakten und <strong>Fake</strong> liegen im Marketing nah beieinander. Man kann die Legenden<br />

und Mythen kritisch prüfen, um herauszufinden, ob sie doch ein Quäntchen<br />

Wahrheit enthalten. Viele der am Handel mit <strong>Trüffel</strong>n und <strong>Trüffel</strong>produkten<br />

Beteiligten sind an der Entmythisierung allerdings gar nicht interessiert. Mythen<br />

sind Geschichten, die man gerne glaubt, bei denen man bereitwillig das kritische<br />

Bewusstsein ausblendet. Und ehrlich – darf man nicht doch ein bisschen wünschen,<br />

dass die so himmlisch duftenden Knollen die Liebe fördern?<br />

<strong>Trüffel</strong>begeisterte Verbraucher sollten sich ganz praktisch vor allem um<br />

mehr Informationen über <strong>Trüffel</strong>n und <strong>Trüffel</strong>ersatz-Produkte bemühen und<br />

auf eindeutige Bezeichnungen und klare Nennung der Aromastoffe bestehen.<br />

Ebenso sollten sich Laien, die als <strong>Trüffel</strong>züchter auf wirtschaftlichen Erfolg<br />

setzen, über die bisherigen Erfahrungen und die höchst unsicheren Aussichten<br />

der <strong>Trüffel</strong>kultur genau informieren.<br />

Aber man muss <strong>Trüffel</strong>-Bäumchen ja nicht nur wegen des möglichen Gewinns<br />

pflanzen. Sich mit der Natur zu beschäftigen, geduldig oder voll Spannung auf<br />

Erfolge zu warten und sich dann daran zu erfreuen, sind Grund genug. Zudem<br />

ist die nachhaltige Pflege der letzten natürlichen Lebensräume der <strong>Trüffel</strong>n in<br />

Deutschland wie in anderen Ländern ökologisch sinnvoll.<br />

Und wann werden wir die letzten Geheimnisse der aromatischen Knollen mit<br />

der schwarzen Diamant-Schale und die Rätsel ihrer betörend duftenden weißen<br />

Schwestern geklärt haben? <strong>Die</strong> Wissenschaft kann Mythen zerstören, sagt der<br />

<strong>Trüffel</strong>experte Pierre Sourzat. Nach jetzigem Stand ist es noch längst nicht so weit.<br />

CECCARELLI (1564):<br />

DAS ERSTE BUCH ÜBER TRÜFFELN<br />

178 179


IMPRESSUM<br />

DIE TRÜFFEL – FAKE & FACTS<br />

von Christian Volbracht<br />

HERAUSGEBER<br />

Ralf Frenzel<br />

© 2020<br />

Tre Torri Verlag GmbH, Wiesbaden<br />

www.tretorri.de<br />

ART DIRECTION UND GESTALTUNG<br />

Tommas Bried, 3c4y Cookbook Design, Berlin/London<br />

ABILDUNGEN & REPRODUKTIONEN<br />

Bibliothek Christian Volbracht: www.mykolibri.de<br />

FOTOGRAFIE<br />

Titel © Adobe: <strong>Trüffel</strong> hinten: luca manieri, <strong>Trüffel</strong> l.u.: hansgeel,<br />

<strong>Trüffel</strong> u.r.: Vitalina Rybakova<br />

S. 121, S. 122/123: Tommas Bried, 3c4y Food Photography, Berlin/London<br />

DIGITALE DRUCKVORSTUFE<br />

Lorenz & Zeller, Inning a. Ammersee<br />

Printed in Germany<br />

ISBN: 978-3-96033-092-9<br />

HAFTUNGSAUSSCHLUSS<br />

<strong>Die</strong> Inhalte dieses Buchs wurden von Herausgeber und Verlag sorgfältig<br />

erwogen und geprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden.<br />

<strong>Die</strong> Haftung des Herausgebers bzw. des Verlags für Personen-, Sach- und<br />

Vermögensschäden ist ausgeschlossen.<br />

192


FAKE & FACTS<br />

RUND UM EIN<br />

LUXUSPRODUKT<br />

<strong>Trüffel</strong>n sind der Inbegriff der Luxusspeise.<br />

Sie verführen zum Genuss – und zum Schwindel.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch erzählt wahre Geschichten über <strong>Trüffel</strong>n<br />

und die Menschen, die mit und von <strong>Trüffel</strong>n leben.<br />

Es berichtet von Händlern, Wissenschaftlern und<br />

<strong>Trüffel</strong>anbauern, von Enthusiasten und von Kriminellen.<br />

Es geht um <strong>Trüffel</strong>-Sex, historische <strong>Trüffel</strong>-Gelage,<br />

um <strong>Trüffel</strong>-Diplomatie – und die Tricks der Industrie<br />

mit künstlichen Aromastoffen. Christian Volbracht<br />

taucht kundig und kritisch in die Kultur, Ökonomie<br />

und gastronomische Geschichte der <strong>Trüffel</strong>n ein.<br />

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