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BMW-Welt München - Maurer Söhne Group

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1<br />

76. Jahrgang<br />

Januar 2007<br />

Heft 1<br />

ISSN 0038-9145<br />

A 6449<br />

Sonderdruck<br />

BWM-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>:<br />

die Kundenlounge als<br />

das zentrale Element<br />

im statischen Gesamtsystem<br />

Von der Planung bis zur<br />

Realisierung<br />

von<br />

Rüdiger Schidzig<br />

Stefan Wagner<br />

Jochen Peters<br />

Harald Päßler<br />

Stahlbau


Fachthemen<br />

Rüdiger Schidzig<br />

Stefan Wagner<br />

Jochen Peters<br />

Harald Päßler<br />

<strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>: die Kundenlounge als<br />

das zentrale Element im statischen Gesamtsystem<br />

Von der Planung bis zur Realisierung<br />

Über die 4000-t-Wolke, die außergewöhnlichen Dachkonstruktion der <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong>, dem<br />

neuen High-Tech und Auslieferungscenter für die Nobelkarossen von <strong>BMW</strong>, wurde<br />

schon des öfteren berichtet.<br />

So wurde in der Juli-Ausgabe 2005 der Zeitschrift Stahlbau ausführlich über die schwebende<br />

Stahlkonstruktion des Regeldaches und über den Doppelkegel referiert.<br />

Der nun folgende Artikel soll auf das Kernstück der wenigen aussteifenden Elemente, die<br />

zentrale Kundenlounge, eingehen. Wir erinnern, die rund 25000 m 2 nahezu freitragende<br />

Dachkonstruktion der <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> wird über drei Kerne (Bild 1) ausgesteift, den Doppelkegel,<br />

als integraler Bestandteil der Stahlkonstruktion, dem Gastrokern, einer vorgespannten<br />

Stahlbetonkonstruktion und der Kundenlounge, einer räumlich tragenden<br />

Stahlskelettverbundkonstruktion.<br />

The customers´ lounge as a stiffening member of the extraordinary steelwork for the<br />

<strong>BMW</strong>-World in Munich. In July 2005 the former article introduced the reader to the<br />

specific proposal of the consortium „steelwork/cladding“. Bearing the hovering cloud<br />

with eleven columns and three cores, the customers´ lounge is the most important part<br />

of it. Integrated in the center of the cloud, the lounge itself as a core is based on two<br />

columns, two eccentric bearings and a staircase-center. Besides technical needs flexible<br />

constructions, short erecting-times and most important rigging-phases were essential.<br />

In the following report the tasks and ideas<br />

of the specific technical solutions of the<br />

customers´ lounge will be presented in respect<br />

of the erection and structural design,<br />

especially the phases of alternating<br />

loads.<br />

1 Räumliche Stahlskelettverbundkonstruktion<br />

Die Lounge ist nicht nur ein zentraler<br />

Kern, sondern ein für sich allein überaus<br />

anspruchsvolles Bauteil. Die rund<br />

80 × 35 m messende Stahlbetonverbundkonstruktion<br />

ist architektonisch<br />

geschickt in die Wolke integriert. Sie<br />

schwebt ebenfalls von den Fingerauflagern<br />

an den Aufzügen P5/P6 und<br />

P7 bis zu den beiden Einzelstützen<br />

auf der Nordseite. Der zentrale Treppenhausschacht<br />

dient als torsionssteifes<br />

Horizontalauflager (Bild 2).<br />

Ein freitragender Trägerrost aus<br />

Stahlfachwerkträgern mit säbelförmig<br />

gekrümmten Untergurten bildet die<br />

sogenannte Fischbauchebene E2. Die<br />

2<br />

Bild 1. Aussteifende Elemente<br />

Fig. 1. Stiffening elements<br />

freigeformte Untersicht ist gleichzeitig<br />

der untere Abschluß der Wolke.<br />

Der Trägerrost hängt sich in die<br />

dachhohen Seitenfachwerke. Die<br />

Seitenfachwerke sind durch die Betondeckenscheiben<br />

E2, E3 und E4<br />

(Dachebene) ausgesteift. Das Nordfachwerk<br />

ist im Grundriß gekrümmt<br />

und vertikal unterbrochen. In der<br />

Deckenebene E3 verspringt das Fachwerk<br />

horizontal um ca. 3 m und kragt<br />

mit der Ebene 4 über die unteren<br />

Ebenen aus. Der so gebildete, auf der<br />

Nordseite gekrümmte und abgestufte<br />

„Schuhkarton“ stützt sich auf die beiden<br />

schrägen Fingerauflager auf der<br />

Südseite und die beiden geneigten<br />

Einzelstützen auf der Nordseite. Der<br />

Scheibenanschluß der Stahlbeton-<br />

Doppelkegel Gastro-Komplex Lounge<br />

© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 76 (2007), Heft 1<br />

DOI: 10.1002/stab.200710002


Bild 2. Lounge-Tragwerk-Modell<br />

Fig. 2. Lounge model structure<br />

deckenscheiben an den zentralen<br />

Treppenhauskern gibt die erforderliche<br />

horizontale Aussteifung.<br />

2 Herstellverfahren<br />

Die technische Herausforderung liegt<br />

in der Herstellung. Kein Einzelbauteil<br />

ist für sich alleine standsicher. Die geneigten<br />

Einzelstützen und die schrägen<br />

seitlichen Fingerauflager (Bild 3)<br />

an den Aufzügen können die Lasten<br />

während der Montage nicht aufnehmen.<br />

Durch die Schrägstellung von<br />

ca. 30° resultieren aus den Vertikallasten<br />

rund 8 MN horizontale Ab-<br />

Bild 3a. Fingerauflager P7, Vertikallast<br />

19000 kN, Schrägstellung ca. 30°<br />

Fig. 3a. „Finger“-bearing P7, Vd<br />

19000 kN, incline structure about 30°<br />

R. Schidzig/St. Wagner/J. Peters/H. Päßler · <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>: die Kundenlounge als das zentrale Element im statischen Gesamtsystem<br />

Fingerauflager Stützen Fischbauchebene<br />

triebskräfte. Die Wirkungslinie der<br />

Abtriebskräfte hat einen Hebelarm<br />

zum aussteifenden Treppenhauskern<br />

von 40 m und erzeugt damit Torsionsmomente<br />

von rund 320 MNm. Der<br />

Kraftschluß erfolgt durch die schubsteif<br />

ausgebildeten Scheiben der Betondecken.<br />

Auch die umlaufenden vertikalen<br />

Fachwerke sind erst mit wirksamer<br />

Scheibensteifigkeit der Dachdecke<br />

(E4) tragfähig. Das gekrümmte<br />

und abgestufte Seitenfachwerk auf<br />

der Nordseite kann seine Tragfähigkeit<br />

erst im Verbund mit den Deckenscheiben<br />

entwickeln.<br />

Bild 3b. Fingerauflager P5/6, Vertikallast<br />

14000 kN, Schrägstellung ca. 25°<br />

Fig. 3b. „Finger“-bearing P5/6, Vd<br />

14000 kN, incline structure about 25°<br />

Die insgesamt auftretenden<br />

Scheibenbeanspruchungen lassen die<br />

Deckenlasten aus Eigengewicht, Ausbau<br />

und Nutzlast in den Hintergrund<br />

treten.<br />

Neben lotrechten Verformungen<br />

sind Horizontal- und Rotationsbewegungen<br />

in gleicher Größenordnung<br />

zu beherrschen.<br />

Das Montagekonzept und die<br />

unterschiedlichen Bauzustände wurden<br />

wegen der komplexen Struktur<br />

bemessungsrelevant für die komplette<br />

Konstruktion.<br />

Nochmals erschwert wurde die<br />

Herstellung durch die baubetriebliche<br />

Vorgabe, in den Untergeschossen<br />

ungehindert den Ausbau beginnen zu<br />

wollen. Ein Durchstützen der Lounge<br />

bis zur tragfähigen Herstellung schied<br />

dadurch aus.<br />

Dennoch wurde die Montage<br />

auf Rüsttürmen vorgesehen. Die<br />

Rüsttürme standen ohne Durchsteifungen<br />

auf der Kellerdecke, Decke<br />

über U0 und durften nur soviel Lasten<br />

abtragen, wie von der Kellerdecke<br />

aufgenommen werden konnten<br />

(Bild 4).<br />

Das Rüstschema hat bis zu seiner<br />

endgültig ausgeführten Aufstellung<br />

eine Vielzahl von Varianten<br />

durchlaufen. In iterativen Schritten<br />

wurden Rüstturmstellungen so lange<br />

verschoben und die Lastermittlungen<br />

jeweils aus dem Tragwerk heraus in<br />

enger Abstimmung mit dem Massivbauplaner<br />

abgeglichen, bis die Dekkenbelastungen<br />

in einem verträglichen<br />

Maß waren.<br />

Auf den Rüsttürmen wurde der<br />

Trägerrost der Fischbauchebene montiert.<br />

Die Fischbauchträger durften<br />

dabei am Treppenhauskern nur gelenkig<br />

aufgelegt werden, um keine Einspannung<br />

zu erzeugen.<br />

Im zweiten Schritt wurden die<br />

Seitenfachwerke bis zur Ebene E3<br />

und das Stahlskelett der Verbundträger<br />

diese Decke E3 aufgestellt und<br />

durch Stahlverbände horizontal ausgesteift.<br />

Erst dann durfte die Betondecke<br />

auf der Fischbauchebene betoniert<br />

werden. Die Betondecke selbst ist<br />

als Holoribblechverbunddecke ausgeführt.<br />

Der hohe Bewehrungsgrad<br />

dient hauptsächlich der Scheibenbeanspruchung.<br />

Die Rüsttürme sind durch diese<br />

Lasten nahezu ausgelastet. Um ein<br />

Durchstanzen durch die Kellerdecke<br />

Stahlbau 76 (2007), Heft 1<br />

3


R. Schidzig/St. Wagner/J. Peters/H. Päßler · <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>: die Kundenlounge als das zentrale Element im statischen Gesamtsystem<br />

Bild 4. Rüstturmkonzept; Ablastung auf Decke über U0 ohne Durchsteifung,<br />

Rüstturmauslegung<br />

Fig. 4. Concept of bearing-towers; positioning on ground floor without reinforcing<br />

the basement<br />

zu vermeiden, übernimmt nun die<br />

Decke auf der Fischbauchebene bereits<br />

die horizontale Aussteifung und<br />

Abtragung der Windlasten.<br />

Hierdurch war es möglich, das<br />

Stahlskelett bis einschließlich Dachdecke<br />

zu komplettieren. Die Betondecken<br />

E3 und E4 konnten jedoch in<br />

diesem Bauzustand noch nicht komplett<br />

hergestellt werden. Hier wurden<br />

nur die Stahlverbundträger und Horizontalverbände<br />

montiert. Das Betongewicht<br />

hätte die Durchstanzlast der<br />

Rüsttürme auf der Decke über U0<br />

überschritten.<br />

3 Umlasten I – planmäßiger Systemwechsel<br />

(vertikal)<br />

Ein Systemwechsel auf die endgültigen<br />

Auflager sollte Abhilfe schaffen.<br />

Die endgültigen Auflager waren<br />

jedoch erst bei vollständig wirksamem<br />

Gesamtsystem tragfähig. Insbesondere<br />

die schrägen Auflagerfinger mußten<br />

daher unterstützt werden, um nicht<br />

abzuknicken. Hier kamen massive<br />

Stahlstützen zum Einsatz, die über<br />

ein vorher im Premiereteller einbetoniertes<br />

Zugband zusammen ein stabiles<br />

Dreieck bildeten und auf Wandscheiben<br />

in den Untergeschossen abgestützt<br />

wurden.<br />

Ebenso wurde die Scheibentragwirkung<br />

der Deckenscheiben E3 und<br />

E4 durch Stahlverbände ersetzt.<br />

Um die Verformungen aus dem<br />

Absenkprozeß des halbfertigen Systems<br />

von den Rüsttürmen klein zu<br />

halten, wurden die Verbände in Ebene<br />

E4 (Dachebene) planmäßig vorgespannt<br />

und an den Treppenhauskern<br />

mit Vorspannung angeschlossen und<br />

auch die Gelenkauflagerung der Fischbauchträger<br />

am Treppenkern in eine<br />

Einspannung überführt.<br />

4<br />

Stahlbau 76 (2007), Heft 1<br />

Nun konnten der Ablastvorgang<br />

von den Rüsttürmen und der erste Systemwechsel<br />

beginnen (Bild 5).<br />

Die Rüsttürme waren bereits mit<br />

Pressenstühlen vorgerüstet. Die Ablastreihenfolge<br />

wurde so gewählt, daß<br />

keine Lastumlagerungen auf die verbleibenden<br />

Rüsttürme zu Überlastungen<br />

führten. Zuerst wurde daher der<br />

über die Auflager P5/P6 und Stütze<br />

LoS1 westlich auskragende Teil ent-<br />

Bild 6a. Pressenstühle, Umlasten<br />

Fig. 6a. Pressing sockets, alternating<br />

loads<br />

lastet. Hierbei waren die Pressen<br />

von drei Rüsttürmen gleichzeitig zu<br />

steuern.<br />

Als zweites wurden die Rüsttürme<br />

beidseitig der Achse D-D am<br />

starr unterstützten Fingerauflager P7<br />

und der Stütze LoS2 entlastet, danach<br />

analog der östlich auskragende<br />

Teil. Durch die nun frei auskragenden<br />

Ost- und Westflügel waren die inneren<br />

Rüsttürme bereits teilentlastet.<br />

Es wurden zuerst die Türme auf der<br />

Nordseite spannungsfrei gestellt und<br />

zum Schluß die Südseite freigesetzt.<br />

Bis zu vier Pressen wurden dabei<br />

gleichzeitig und synchron bedient.<br />

Für jede Presse wurden die Kraft- und<br />

Wegmessungen mit vorher berechneten<br />

Daten abgeglichen (Bild 6).<br />

Nach erfolgreichem Systemwechsel<br />

wurden die Rüsttürme ausgebaut<br />

und das Betonieren der Decke E3<br />

vorbereitet. Ordentliches Heizen, angewärmte<br />

Zuschlagsstoffe und die<br />

richtige Zementwahl machten das Betonieren<br />

auch bei niedrigen Temperaturen<br />

bis unter minus 10 °C möglich.<br />

Bild 5. Rüstturmkonzept – Umlasten, schrittweises Entfernen von Rüstturmgruppen<br />

Fig. 5. Concept of bearing-towers – alternating loads, incremental removal of<br />

groups of bearing-towers<br />

Bild 6b. Dimensionen des Stahlbaues<br />

in der Fischbauchebene<br />

Fig. 6b. Dimensions of the steel-structure<br />

in level „Fischbauchebene“


Bild 7. Winterbau – Maßnahmen zum<br />

Betonieren<br />

Fig. 7. Winter activities – measures for<br />

concreting<br />

Das Einbringen des Betons wurde<br />

zeitlich genau so eingetaktet, daß der<br />

beginnende Hydratationsprozeß genügend<br />

Eigenwärme entwickelte, um<br />

den frischen Beton auch während der<br />

tiefen Nachttemperaturen ausreichend<br />

warm zu halten. Die Betontemperaturen<br />

wurden über Meßsonden sowohl<br />

an der Ober- wie auch an der<br />

Unterseite ständig kontrolliert und<br />

aufgezeichnet (Bild 7).<br />

Die Decke über E4 (Dachdecke)<br />

wurde als unterstützungsfreie Filigrandecke<br />

ausgeführt. Durch die vielen<br />

vorgespannten Verbandsauskreuzungen<br />

wäre jede Zwischenunterstützung<br />

sehr aufwendig geworden.<br />

Bild 8. Fingerunterstützungen<br />

Fig. 8. Support of „finger“-bearings<br />

R. Schidzig/St. Wagner/J. Peters/H. Päßler · <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>: die Kundenlounge als das zentrale Element im statischen Gesamtsystem<br />

4 Umlasten II – planmäßiger Systemwechsel<br />

(horizontal)<br />

Ein weiterer Systemwechsel stand<br />

noch an, die schrägen Fingerunterstützungen<br />

an den Aufzügen P5/P6<br />

und P7, die zum ersten Umlastprozeß<br />

blockiert wurden, mußten noch freigesetzt<br />

werden. Erst durch diesen Systemwechsel<br />

hat die Lounge ihr endgültiges<br />

Tragsystem aktiviert und<br />

konnte sich über dem Premiereteller<br />

auch horizontal frei ausdrehen. Zuerst<br />

wurde die Schrägabstützung unter<br />

dem Finger P5/P6 entlastet, danach<br />

die kritische Abstützung am<br />

Finger P7 (Bild 8).<br />

Auch hier wurden an bereits vorgerüsteten<br />

Stellen Hydraulikpressen<br />

eingesetzt und die Lastwechsel in<br />

vorher berechneten Schritten unter<br />

Beobachtung der Verformungs- und<br />

Kraftwerte durchgeführt.<br />

Bild 9. Räumliche Tragwerkstruktur<br />

Bild 9. Three-dimensional structure<br />

Nach erfolgreichem Abschluß<br />

dieses letzten Systemwechsels war<br />

das Loungetragsystem komplett umgelastet,<br />

das Regeldach konnte an den<br />

Kern Lounge angeschlossen werden<br />

und der Ausbau beginnen.<br />

Das Haupttragsystem der <strong>BMW</strong><br />

<strong>Welt</strong> war nun komplett.<br />

5 Detailbemessung<br />

Für eine planerische Umsetzung der<br />

vorausgegangenen Tragwerksberechnungen<br />

sind sorgfältige Detailbemessungen<br />

erforderlich.<br />

Die oft als gering geschätzte<br />

Knotenstatik hat bei der Komplexität<br />

dieser Knoten durchaus einen beachtlichen<br />

Stellenwert. Aus der räumlichen<br />

Tragwerkstruktur (Bild 9) mußten<br />

an derartigen Knoten mehrere<br />

Stäbe mit allen Varianten von Schnittgrößen<br />

und einer Vielzahl an Lastfäl-<br />

Stahlbau 76 (2007), Heft 1<br />

5


R. Schidzig/St. Wagner/J. Peters/H. Päßler · <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>: die Kundenlounge als das zentrale Element im statischen Gesamtsystem<br />

Bild 10. Räumliche Knotenbemessung<br />

Fig. 10. Three-dimensional dimensioning of the nodal point<br />

len rechnerisch zusammengeführt<br />

werden (Bild 10), um daraus dann<br />

eine konstruktive Lösung zu erhalten<br />

(Bild 11).<br />

Unter Berücksichtigung von<br />

Montage- und Werkstattabläufen sind<br />

dabei beachtliche Einbauteile entstanden,<br />

die nicht weniger beachtliche<br />

Schnittgrößen vom Stahlbau in<br />

Bild 11. Konstruktive Lösung mit<br />

Rüstkonsolen<br />

Fig. 11. Constructive rigging-solution<br />

6<br />

Stahlbau 76 (2007), Heft 1<br />

den Stahlbetonbau umsetzen müssen.<br />

Stützenlasten bis 20 MN mit Lastmomenten<br />

von ca. 2000 kNm müssen<br />

sorgfältig eingeleitet werden (Bild 12).<br />

Ein weiteres, für Gebäude ungewöhnliches,<br />

Detail sei noch erwähnt.<br />

Für die westseitige Kopplung der Gebäudeteile<br />

Dachtragwerk an Lounge<br />

ist aus Verformungsgründen ein all-<br />

Bild 12. Einbauteil Megastütze S2, Höhe 12140 mm<br />

Fig. 12. Mounting part „Megastütze S2“, height 12140 mm<br />

seits freies aber zug-druckfestes Gelenk<br />

erforderlich. Aus der statischen<br />

Anforderung, die Gebäude beweglich<br />

zu koppeln, um Verformungsdifferenzen<br />

horizontal bis ±80 mm und vertikal<br />

bis ±50 mm aufzunehmen, sind<br />

Kardangelenke für eine Bemessungslast<br />

bis 800 kN entstanden (Bilder 13<br />

und 14).


Bild 13. Kardangelenk<br />

Fig. 13. Cardan joint<br />

R. Schidzig/St. Wagner/J. Peters/H. Päßler · <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong> <strong>München</strong>: die Kundenlounge als das zentrale Element im statischen Gesamtsystem<br />

Bild 14. Kardangelenk eingebaut nach Umlastvorgängen<br />

Fig. 14. Mounted cardan joint after alternating the loads<br />

6 Schlußbemerkung<br />

Durch die feinmaschige Koordination<br />

in der Planung und der Ausführung<br />

zwischen den Tragwerksplanern und<br />

dem Prüfingenieur war es gelungen,<br />

die Lounge durch mehrere Montageund<br />

Bauzustände sicher zu führen<br />

und in das Gesamtsystem zu integrieren.<br />

An der Stahlbauplanung und Stahlbauausführung<br />

Beteiligte:<br />

Stahlbau:<br />

<strong>Maurer</strong> <strong>Söhne</strong> GmbH & Co. KG<br />

(Stahlbau), Mitarbeiter: Wolfgang Amberg,<br />

Thomas Hahn, Klaus Hilpert,<br />

Klaus Holler, Thomas Möckl, Uwe<br />

Möller, Michael Munschke, Alexander<br />

Neumann, Rüdiger Schidzig, Vitus<br />

Strähuber, Christoph Wagner, Stefan<br />

Wagner, Jochen Wehrle, Peter Wochnik,<br />

Rolf Wolter<br />

Detail-Tragwerksplanung/Montageplanung:<br />

Peters Schüßler Sperr Ingenieurbüro<br />

für Bauwesen GmbH, Nürnberg, Mitarbeiter:<br />

Jochen Peters, Harald Päßler,<br />

Norbert Sperr, Manfred Schüßler,<br />

Erika Ungar, Dagmar Müller, Frank<br />

Pfeiffer, Jürgen Strauß, Dieter Seitz<br />

SSF Schmitt Stumpf Frühauf und<br />

Partner Ingenieurgesellschaft im Bauwesen<br />

mbH, <strong>München</strong><br />

Prüfingenieur: Prof. Dr.-Ing. Konrad<br />

Zilch, <strong>München</strong><br />

SZG-Engineering Nürnberg, Projektmanagement<br />

Stahlbau<br />

Autoren dieses Beitrages:<br />

Dipl.-Ing. Rüdiger Schidzig, SZG-Engineering,<br />

Projektleitung <strong>BMW</strong>-<strong>Welt</strong>, <strong>Maurer</strong> <strong>Söhne</strong><br />

GmbH & Co. KG,<br />

Dipl.-Ing. Stefan Wagner, Projektleitung <strong>BMW</strong>-<br />

<strong>Welt</strong>, <strong>Maurer</strong> <strong>Söhne</strong> GmbH & Co. KG,<br />

Frankfurter Ring 193, 80807 <strong>München</strong>,<br />

Dipl.-Ing. (FH) Jochen Peters und Dipl.-Ing. (FH)<br />

Harald Päßler, beide Peters Schüßler Sperr<br />

Ingenieurbüro für Bauwesen GmbH,<br />

Bucher Straße 3, 90419 Nürnberg<br />

Stahlbau 76 (2007), Heft 1<br />

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