MOIN_04_2020_ePaper
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10 JAHRE DAS BUNTE INSEL-MAGAZIN NR. 4 // 2020 SCHUTZGEBÜHR = C 3,00
PASTOR RASCHEN
VERLÄSST
ST. NIKOLAI
DIE GESCHICHTE
DER TURMFALKEN
AUF DER INSEL
DIE WELTSTARS
MIT AUFTRITTEN
IM FRESENA
SEEGANG
Wie das Land, so das Jever.
FOTO: MANFRED OSENBERG
KEINE SONNE
Ja, es stimmt, für eine Woche ließ uns
Anfang Juli die Sonne im Stich. Ansonsten
regierte auch im Juni der runde, gelb
und rote Ball. Als Mittsommerfest werden
die Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende
bezeichnet; besonders bekannt und beliebt
in den skandinavischen Ländern sowie
im Baltikum, wo die Nächte kaum dunkel
werden und – wie auf Wangerooge an Diggers
Strandbar – gefeiert werden.
MOIN VON
WANGEROOGE!
EINATMEN 003
COVERFOTO: EVELYN GENUIT
KEINE FLÖHE
Hier ist nicht die leere Inselkasse gemeint,
sondern die beliebten Events im
Rosengarten. Nach der Absage im Juli
muss man abwarten, ob auch in Zukunft
Flohmärkte wegen der Sicherheitsvorschriften
untersagt sind. Für den nächsten Flohmarkt,
geplant am 16. August, wird die
weitere Entwicklung abgewartet und gegebenenfalls
kurzfristig abgesagt. Mehr über
die Insel-Events erfahren Sie auf Seite 66.
KEINE MEDIEN?
Wie erwartet erscheint im Juli 2020 der
letzte Inselbote. Familie Stenzel stellt aus
Altersgründen das Erscheinen des Kultblättchens
ein. Die Inselbewohner und die
rund 4000 Leserinnen und Leser in ganz
Deutschland werden aber in der »MOIN«
weiterhin bestens über »Wangerooge und
die Menschen« informiert. Besonders beliebt
die Serien über die Inseltypen und die
ehemaligen Kneipen, Lokale und Tanzsäle.
Es gibt viele Menschen, auch auf Wangerooge, die gerne
jeden Morgen an einem anderen Ort aufwachen. Mit
Rückenschmerzen. Deshalb nennt man sie Kreuzfahrer …
Spaß beiseite. Die vielen Inselgäste konnten sich in den
vergangenen Wochen nicht sattsehen vom Spektakel an
der Küste. Die große Raststätte für die Riesen war ein viel
bestauntes Objekt, das natürlich in der vor Ihnen liegenden
Ausgabe Platz gefunden hat.
Die Natur ist der beste Architekt. Nicht nur, aber
besonders in den Sommermonaten. Zum Beweis haben wir
zahlreiche, herrliche Bilder nicht vorenthalten. Die frühere
Inselschulleiterin Evelyn Genuit, aber auch andere der Insel
eng verbundene Fotogräfinnen und -grafen haben wieder
prächtige Aufnahmen geschaffen. Ein Augenschmaus.
Erfreulich: Langsam kehrt Normalität ins soziale Leben ein
auf der kleinen, feinen Insel, die bisher von Corona verschont
geblieben ist. Wir können uns wieder mit Freunden treffen,
die Leckerbissen in den mehr als 20 Gastronomiebetrieben,
die kulturellen Events im Rosengarten, die Sonnenuntergänge
vom »Diggers« aus genießen.
Wir können froh sein, dass die Insel bisher von Corona
verschont wurde, obwohl einige Birnemänner zum
Beispiel auf den Fähren oder in Lokalen die wichtigsten
Sicherheitsaspekte bewusst ignorieren. Entschuldigungen wie
Mundschutzallergie oder Zigarettensucht zählen nicht.
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen und Euch
MANFRED OSENBERG
(auf dem Foto oben rechts mit den Historikern Peo Post mitte und Axel Stuppy)
004 VOR WANGEROOGE
MEINE SCHIFFE …
Aufregung in der Deutschen Bucht vor der Insel. Sage und schreibe 30 Schiffe ankerten zeitweise vor Wangerooge. Auch die
Kreuzfahrtschiffe der Reisegesellschaft TUI Cruises. Zwischendurch wurden die Kreuzfahrtriesen in Wilhelmshaven »gewartet«.
Möglich ist das nur in einem Hafen ohne Ebbe und Flut. Warum das »Mein Schiff 5« für den Wangerooger Inseldoc Frank
Kortenhorn eine ganz besondere Rolle spielt, erfahren Sie auf den Seiten 52 bis 55.
FOTO: EVELYN GENUIT
006 HELLE NÄCHTE
MAN TRAUT SICH WIEDER
Hochzeiten bei den Hochzeiten auf Wangerooge. Wegen der Corona-Krise haben die Paare vom Festland ihre für April
und Mai geplanten Trauungen im und um den Alten Leuchtturm herum verschoben. Doch Ende Juni 2020 waren
zahlreiche, frisch vermählten Hochzeiter am Strand zu sehen; wie dieses Paar in der Hängematte.
FOTO: EVELYN GENUIT
008 MITTSOMMERNACHT
WENN DIE ENGEL BRÖTCHEN BACKEN
Bevor Anfang Juli 2020 der Regen kam, genossen die trotz Corona auf die Insel gekommenen
Gäste die wunderschönen Abende bei herrlichem Sommerwetter.
FOTO: EVELYN GENUIT
0 10 ABSCHIED
NIEMALS GEHT
MAN SO GANZ
Mitte nächsten Jahres wird Wangerooge einen
neuen evangelischen Pastor bekommen. Warum?
Weil Günther Raschen nach mehr als 20 Jahren
aus Altersgründen ausscheiden wird.
Plausch vor der Nikolai-Kirche: Pastor Günther Raschen und Tina von Penz von der Kirchengemeinde.
f
rüher
konnte man sich hinter dem geistlichen Amt verstecken.
Das geht heute nicht mehr«, wurde Günther Raschen (61),
Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde auf
Wangerooge in der MOIN vor elf Jahren zitiert. Raschen
meinte damit, dass ein Seelsorger im Jahr 2009 nicht nur würdig
einherschreiten und weltlichen Dingen abhold sein kann, sondern
mitten im Leben stehen und als Person präsent sein muss. Das ist
er. Wahrlich.
Wie man beides auf ideale Weise miteinander verbinden kann,
dafür ist der evangelische Insel-Pfarrer ein klassisches Beispiel.
Einerseits ging sein Foto als eingeschworener Fan des Fußball-
Bundesligisten Werder Bremen durch die deutschen Sport-Gazetten,
zum anderen hat er auf Wangerooge das »Blaue Kloster« ins Leben
gerufen, einen Ort der Besinnung, in dem die Religionspädagogin
Tina von Peitz im Gemeindehaus zu Abend-Meditationen einludt.
»Die Idee hatte ich noch zu meiner Oldenburger Zeit, als ich gern
neben der Kirche ein Haus der inneren Einkehr einrichten wollte.
Doch da ließ sich das leider nicht wie von mir gewünscht umsetzen«,
erinnert sich Günther Raschen an seine frühere Wirkungsstätte,
als er neun Jahre lang Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der
evangelisch-lutherischen Kirche zu Oldenburg war.
»Doch als ich nach Wangerooge kam, war mir klar, dass eine
Insel mit ihrer Abgeschiedenheit ein ,Naturkloster` darstellt. Der
blaue Himmel, das blaue Meer, das war der ideale Ort für das ,blaue
Kloster‘ und spirituelle Abend-Meditation.« Ein Angebot, das von
Einheimischen und vor allem von den Gästen gern angenommen
wurde und dokumentierte, dass Insel-Urlaub mehr ist als Sonne,
Sand und Meer, dass man das Festland nicht nur räumlich hinter
sich lässt, sondern auch geistig in eine andere Welt eintritt, in der
sich auch der Seele neue Perspektiven eröffnen.
Die Zuneigung zur östlichsten der »Sieben zum Verlieben«
wuchs bei Günther Raschen schon zu der Zeit, als er bisweilen die
Urlaubsvertretung für den damaligen Inselpfarrer auf Wangerooge
übernommen hatte.
LIEBE ZUR MUSIK
1999 war es dann soweit: Die Fähre brachte den bisherigen Referenten
für Öffentlichkeitsarbeit nach Wangerooge zu seiner neuen
Wirkungsstätte, der St.-Nikolai-Kirche. Einheimische und Gäste
machten ihm die Eingewöhnung nicht schwer, zumal sich Günther
Raschen auch selbst schnell einbrachte. Eine Brücke zu den Herzen
war natürlich neben eindrucksvollen Predigten von der Kanzel die
Liebe zur Musik. Und hier boten seine Fähigkeiten auf dem Klavier,
der Gitarre und dem Saxofon (Jazz) natürlich vorzügliche Voraussetzungen,
Zugang zu seiner Gemeinde zu finden.
Im Gospelchor singt Günther Raschen zwar nicht mit, doch
»seine« Kirche ist die Übungsstätte, und der Pfarrer begleitet die
munteren Gesänge instrumental und bisweilen auch rhythmisch,
wobei er sein Improvisationstalent auch unter Beweis stellt, indem er
einem simplen Holzkasten die unterschiedlichsten Klänge entlockt.
240 Plätze fasst die Nikolai-Kirche, und Günther Raschen ist
stolz, dass das durch seine Schlichtheit beeindruckende Gotteshaus
immer gut, ja an manchen Tagen bis auf den letzten Platz gefüllt
ist. »Ich beobachte, dass es viele Gäste gibt, die ganz bewusst
kommen, um hier im Urlaub den Gottesdienst zu erleben.« Und
da zwischenzeitlich fast das ganze Jahr Saison ist, gibt es bei den
Andachten auch bis auf wenige Wochen im November oder Mitte
Dezember nur wenige frei Plätze in den Reihen vor dem Altar.
Schwimmen im Meer und Joggen auf den vielen reizvollen Wegen
der Insel gehörten zu den Freizeit-Aktivitäten des evangelischen
Seelsorgers, doch auch er braucht mal Urlaub. »Da bevorzuge ich
England« gestand er schon vor zehn Jahren die Liebe zur um einiges
größeren britischen Insel.
Festlandkontakte gab es allmonatlich, wenn sich der evangelische
Kirchenkreis Friesland in Wilhelmshaven traf. »Seelsorge-
Super-Vision« heißt der Gedankenaustausch mit den Kollegen
aus Niedersachsen, zu denen übrigens nicht die Amtsbrüder der
anderen sechs Inseln gehören. Der Grund: Wangerooge gehört als
einzige Insel zur Oldenburgischen und nicht wie Borkum, Juist,
Norderney, Baltrum und Langeoog zur Hannoverschen Kirche. Zwei
Jahrzehnte ist Günter Raschen jetzt evangelischer Insel-Pfarrer auf
Wangerooge. Üblicherweise ist seitens der Kirchenleitung nach 15
Jahren ein Wechsel geplant. Mitte 2021 wird er gehen. Man darf
sicher sein, dass der liebenswürdige Günther Raschen tiefe Spuren
in Herzen und Köpfen seiner Gemeinde auf Wangerooge hinterlässt.
Übrigens kommt im November 2020 noch einmal ein
Visitationsteam des Kirchenkreises auf die Insel, um Einblicke
zu gewinnen in die Urlauberseelsorge und in die Gemeindearbeit.
Die Visitation dient dazu, die Kirchengemeinde wahrzunehmen,
zu ermutigen und konstruktiv zu begleiten. Dazu wählt der
Gemeindekirchenrat im Vorfeld ein Visitations-Schwerpunktthema
aus. Die Kirchengemeinde Wangerooge war eigentlich im
Visitationsplan noch nicht vorgesehen. Da Pastor Günther Raschen
aber Ende Mai 2021 in Ruhestand geht, wurde die Visitation
vorgezogen, um den Wechsel im Wangerooger Pfarramt gut
vorzubereiten.
TEXT: MANFRED OSENBERG + FRIEDEMANN BRÄUER / FOTO: RENATE ZERHUSEN
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0 12 BLÜHEND
BIENEN-
TANKSTELLEN
Sind sie nicht herrlich? Ein
Hingucker, die orangefarbenen
und gelben Taglilien und roten
Rosen im neu gestalteten Garten
der katholischen Kirche St.
Willehad. Ein Augen schmaus
für die Betrachter. Und natürlich
ein gefundenes »Fressen«
für die vielen Bienen, die in den
Blüten Nektar finden.
FOTOS: ULRIKE ROLF
Auch auf der Insel
Immobilienverwaltung
Wangerooge
Die Immobilienverwaltung auf Wangerooge stellt besondere Herausforderungen, die weit über
die normalen Anforderungen an eine Immobilienverwaltung auf dem Festland hinausgehen.
Sei es die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Dienstleistern,
sei es der erhöhte Aufwand, vor Ort Termine
wahrzunehmen oder auch die seltene Präsenz der Ferienwohnungs-Eigentümer
vor Ort.
Um diese Herausforderungen zu meistern, bieten wir die
optimale Immobilienverwaltung auf Wangerooge an.
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0 14 TIERISCH
PETRUS UND DIE
FALKEN
Keine Frage: Die Tiere fehlen
ihm. Auch im hohen Alter von
83 Jahren würde Friedrich
Wilhelm Petrus noch gerne
Hühner, Gänse oder Hunde
betreuen, Seehunde und
Seevögel retten. Der ehemalige
Tierpfleger der Wilhelma in
Stuttgart muss aber in der
kleinen Mietwohnung an der
Friedrich-August-Straße auf
Haustiere verzichten.
d
er bekannte Robben-Retter
und Elefantenflüsterer (MOIN
2/2020) – ein Leben für die
Tiere. Prägend, aber rundum
positiv sein Erlebnis im Jahre 1968, als der
Wangerooger erstmals in Kontakt mit »abgetragenen«
(dressierten) Greifvögeln trat.
»Diese Flugvorführungen haben mich so
fasziniert, dass es mich bis heute nicht mehr
losgelassen hat«, ist seine Begeisterung
immer noch spürbar.
Petrus weiß: »Die Falknerei hat Friedrich
II nach Europa gebracht, und er hat seine
Diplomaten auf Falkenhöfe geschickt, damit
sie Geduld lernen.«
Geduld ist vor allem erforderlich, will
man eine vertrauensvolle Beziehung zu Adlern
oder Falken aufbauen. Und die lernte
Friedrich Wilhelm Petrus auf Burg Hohenbeilstein,
als ihn ein Kriegsveteran, ein
Ritterkreuzträger, in dieser edlen Kunst,
die aus dem arabischen Raum kommt, ausbildete.
TIERISCH 0 15
Die Liebe zur Falknerei brachte dem ansonsten
eher zurückhaltenden Wangerooger
Petrus Fernsehauftritte mit dem großartigen
Tierfilmer Horst Stern und mit Jochen
Richert, dem Vater der Fernseh-Lotterie,
sowie die Bekanntschaft mit dem dämonischen
Schauspieler Lukas Amman und dem
fidelen Wolfgang Völz, die eine Folge von
»Graf Yoster« auf Hohenbeilstein drehten.
»Die Vögel wiegen nicht viel, aber wenn
sie zurück auf den Handschuh kommen,
dann steckt beim Anflug eine unglaubliche
Wucht dahinter.«
SCHWERER UNFALL MIT FOLGEN
VOR 50 JAHREN
Was für eine, das spürte Petrus erst, als er
1970 als Beifahrer in Ostfriesland einen
schweren Unfall erlitt und einen erheblichen
Hüftschaden davontrug. »Da war ich lange
Zeit nicht mehr in der Lage, einen heranfliegenden
Adler aufzunehmen.« Seit 1970
lebt Friedrich Wilhelm Petrus, der seit 60
Jahren mit seiner Frau Annelore verheiratet
ist, wieder auf Wangerooge, führte 36 Jahre
lang im Westen das Restaurant »Harle
Hörn« und blieb dabei den Greifvögeln treu.
»Horus« und »Kyra« hießen die beiden Falken,
die der begeisterte Tierpflege in großzügig
angelegten Volieren hielt, betreute und
natürlich auch in freier Natur fliegen ließ.
Ein leises Hobby, passend zu dem stillen
Tierfreund, der zwar die Tageszeitung und
die MOIN liest, ansonsten aber bis auf die
von ihm geführten Inselbegehung (Wattführungen
und Radtouren zum Westen hat er
altersbedingt aufgegeben) kein Freund von
großen Menschenansammlungen ist.
DIE TURMFALKEN
Keine Frage: Der ältere Herr kennt sich
immer noch bestens aus im »Tierparadies
Wooge«. »Leider hat die Zahl der auf der
Insel lebenden Vögel stark nachgelassen«,
knurrt der kritische Petrus, der immer die
vorhandenen Missstände angeprangert hat.
Aber er freut sich, dass es in diesem Jahr
2020 wieder mehr Spatzen gibt.
Und ihn freut es, dass es immer noch
Turmfalken gibt, die in ihren Häuschen im
Freuerwehrturm und oben im Westturm
Nachwuchs bekamen. Ja, Turmfalken sind
beliebt auf Wangerooge.«
Das Nest im Westturm habe ich mit dem
unvergessenen Ornitologen Hans-Rudolf
Henneberg 1953 angebracht. Mit Henneberg
vom Mellumrat verbinde ich die Zeiten,
als auf Wangerooge noch die Betreuung der
Vögel groß geschrieben wurde. Es war meine
vorerst letzte Tat auf Wangerooge, danach
ging ich nach Stuttgart.«
Der Turmfalke bevorzugt hochgelegene
Brutplätze. Auf diese Vorliebe ist wohl auch
sein Name zurückzuführen. Der wissenschaftliche
Name falco tinunnculus bedeutet
»schellend, klingend« und hängt mit den
charakteristischen Rufen zusammen.
0 16 TIERISCH
Wie erkennt man, ob sich Männchen
oder Weibchen in der Inselluft befinden? Sie
unterscheiden sich optisch. Ältere Männchen
haben einen hellgrauen Kopf und einen
rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken.
Der Schwanz ist ebenfalls hellblaugrau
mit einer schwarzen Endbinde. Die Unterseite
des Körpers ist gelblich mit Längsstreifen
und kleinen dunklen Tropfenflecken.
Beim Weibchen dagegen sind Kopf, Rücken
und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichter
dunkler Fleckung und Querbänderung. Seine
Körperunterseite ist stärker gefleckt als
beim Männchen.
KLEINSTE GREIFVÖGEL
Der Turmfalke ist rund 35 Zentimeter groß
und gehört damit in Deutschland zu den
kleinen Greifvögeln. Seine Spannweite beträgt
75 Zentimeter. Im Flug sind die Vögel
an ihren langen spitzen Flügeln zu erkennen
und natürlich an ihrem charakteristischen
Rüttelflug.
Interessant: In Deutschland gibt es
mehr als 380.000 Jäger, doch nur rund tausend
gelten als aktive Beizjäger, die mit einem
Greifvogel statt mit dem Gewehr losziehen.
Schutzpatron der Jäger ist der Heilige
Hubertus von Lüttich. Der Legende nach
galt er als rücksichtsloser Jäger, bis ihm ein
weißer Hirsch mit Kruzifix im Geweih begegnete.
Die Weidmänner feiern jährlich am
3. November den Hubertustag.
Was ist es, das die Jagd mit dem Vogel
so interessant macht? Petrus erklärt: »Falknerei
ist kein Hobby wie andere, das ist eine
Lebenseinstellung. Und sehr zeitaufwendig.
Jeder Falkner braucht einen gültigen Jagdschein
– ob privat oder gewerblich.
Auch in Deutschland gehört die Falknerei
mittlerweile zum Weltkulturerbe. Die
Beizjagd entstand vermutlich vor fast 4.000
Jahren in Zentralasien und gilt als eine der
ältesten Jagdformen des Menschen. Der
Falkner ist dabei ein Jagdgefährte, nicht
der alles bestimmende Herr wie bei einem
Hund. Das Zusammenspiel von Falkner und
Vogel entscheidet über den Jagderfolg.
Meist sind Habichte, Wüstenbussarde
oder Wanderfalken im Einsatz, wenn im
Herbst die Saison für die Falkner beginnt.
Und was halten die Naturschützer von der
Jagd mit Vögeln? Die Entnahme von Wildvögeln
zur Abrichtung für die Beizjagd war
in der Vergangenheit ein wichtiger Gefährdungsfaktor
für einige Greifvogelarten. In
einigen Fällen mussten diese Greifvögel sogar
rund um die Uhr vor Nesträubern bewacht
werden.
»Der Naturschutzbund (NABU) ist der
Falknerei gegenüber daher traditionell kritisch
eingestellt«, sagt Nabu-Vogelexperte
Lars Lachmann. »Heute besteht dieses Problem
zumindest in Mitteleuropa aber kaum
mehr.« So seien Falkner für den NABU inzwischen
sogar wichtige Partner beim
Schutz von Greifvögeln. »Die Falkner haben
schließlich ein großes Fachwissen auf dem
Gebiet der Greifvogelaufzucht.«
Und wie war das auf Wangerooge? Petrus:
»Ich habe Adler, Gänsegeier, Mönchsgeier,
Seeadler und Weißkopfseeadler im
Westen der Insel ausschließlich zu Schauzwecken
in Form von Flugvorführungen
dressiert.« Zu Jagdzwecken hat er Steinadler
und Kaiseradler ausgebildet.
Petrus erinnert sich gerne: »Es war eine
schöne Zeit …«
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: PRIVAT + EVELYN GENUIT
TURMFALKEN …
… gehören zur Ordnung der Greifvögel
(Falconiformes). Diese besteht aus den Familien
der Habichtsartigen (Accipitridae),
der Fischadler (Pandionidae), der bei uns
nicht vorkommenden Sekretäre (Sagittaridae)
und der Neuweltgeier (Cathartidae) sowie
der Falken (Falconidae). Die Familie der
Falken wiederum teilt sich in die Gattungsgruppen
der Zwergfalken und der »eigentlichen
Falken« auf. Der Turmfalke gehört
zu den »eigentlichen Falken«. Weitere Arten
der Gattung sind Merlin, Rotfußfalke,
Baumfalke, Eleonorenfalke, Wanderfalke,
Gerfalke, Würgfalke und Rötelfalke.
QUELLEN: NABU UND WZ
Inh.: Ralf Lammers
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CATERER auf der Insel Wangerooge
In der
Dünenhalle
0 18 MOIN-FOTOWETTBEWERB
DER HERRLICHE STRAND ...
FOTOWETTBEWERB
2 0 2 0
… gehört zu den häufigsten und liebsten
Motiven der Hobby-Fotografen auf Wangerooge.
Aber es gibt auch viele andere Motive
und Standorte. Das beweisen letztlich
die Produkte der heimischen »MOIN-Fotogräfinnen«
und der Inselgäste, die ihre »Ergebnisse«
für den MOIN-Fotowettbewerb
einsenden. Bis zum 11.11.2020 können Sie
Ihre Inselfotos einschicken.
Die letztjährige Gewinnerin Birgit Wilde-Reisdorf
gewann 2019 mit dem außergewöhnlichen
Krebs-Foto den MOIN-Wettbewerb
und bewies mit ihrem Wangerooger
Wohnzimmerbild ihre Treue zu ihrer Lieblingsinsel.
Lieblingsmotiv der Insulaner aber ist
nach wie vor der unvergleichliche Sonnenuntergang,
wie der von Evelyn Genuit Anfang
Juli 2020 »geschossene«. Unsere Adresse:
osenbergpresse@t-online.de
FOTOS: EVELYN GENUIT + BIRGIT WILDE-REISDORF
AN DER SCHULSTRASSE
AN DER SCHULSTRASSE
0 22 WEGSCHAUEN?
MISSSTÄNDE
Wangerooge – die schönste und kleinste Ostfriesische
Insel. Kein Veto. Schön sowieso. Klein ebenso.
Aber leider hat die Insel auch ein paar Schattenseiten
bzw. Schandflecken, die von den Besuchern immer wieder
angeprangert werden. Zum Beispiel die Ruine neben
Fisch Kruse. Oder die seit gefühlten 20 Jahren bröckelnde
Steinbaracke am Bahnhof. Immerhin sollen Schilder
und Plakate den staunenden Gästen vermitteln, dass
»bald« etwas passiert. Fragt sich nur »WANN«?
Lieber eine Taube auf dem Dach als Blinde (Fensterscheiben)
am Lesesaal an der Strandpromenade! So
könnte das Motto der Verantwortlichen auf der Insel
lauten. Könnte doch für einen von der Corona-Krise profitierenden
Glaser oder Fensterbauer eine Chance sein,
sich durch eine materielle Spende einmal positiv in Erinnerung
zu bringen …
Wie schrieb Susanne Neumann der MOIN? »Wie Sie
sehen, sehen Sie nichts!«
WEGSCHAUEN? 0 23
Keine Frage, die weitaus meisten Reaktionen der
MOIN-Leser schildern die Insel in den schönsten
Farben. »Aber«, schreibt zum Beispiel ein Wangerooger
Stammgast aus Bremen, »aber warum müssen denn die
vielen Inselgäste immer wieder die Schandflecken auf
der Strandpromenade oder an der ZE erblicken?«
Eldorado für ausgediente Räder
In der Tat ist es kaum zu verstehen, dass zum Beispiel
Schaukästen, an denen Tausende von Besuchern vorbeigehen
müssen, nicht gesäubert werden. Oder dass
am Strand die Behausungen der Wasserwacht oder in
der Surfecke nicht mal die Wände gestrichen werden
können.
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0 24 KÖRBE
SOMMERSONNEN-
STRAND
Was wäre Wangerooge ohne Strandkörbe?
Ärmer! Pünktlich zur Mittsommernacht
wurde auf Wangerooge das
Strandkörbe-Kontingent am Badestrand
aufgestockt: »Wir werden auch weiterhin
versuchen, die Zahl der Strandkörbe im
West-, Mittel-, und Ostfeld über den aktuellen
Stand hinaus für den Sommer zu erhöhen«,
kündigt die Kurverwaltung an.
Sobald die Körbe stehen, werden sie in der
Online-Buchung freigegeben.
Aber: Die größere Anzahl von Strandkörben
kann am Badestrand natürlich nur
funktionieren, wenn alle Gäste aufeinander
Rücksicht nehmen. Der Mindestabstand
muss nicht nur zwischen den Strandkörben
eingehalten werden, sondern auch
zwischen allen Personen. Deshalb sind die
eingerichteten Laufwege zu nutzen, das
Aufstellen von Strandmuscheln und der
Bau von Strandburgen an den Körben bleibt
verboten.
Schade, sagen vor allem die Kinder.
Übrigens: Am Hundestrand gibt es keine
Möglichkeit, weitere Strandkörbe zu stellen.
Im August sind dort nur noch vereinzelt
Tageskörbe zu haben.
FOTO: EVELYN GENUIT
Ein richtiger Pirat weint nicht – er heult RUM!
In und an der Strandbar
werden u.a. mehr als
30 Cocktails angeboten.
Die gute Adresse auf der Strandpromenade. Lassen Sie sich verwöhnen!
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0 26 NORDSEE-BÜCHER
ES LEUCHTET –
VON BORKUM BIS USEDOM
Das Buch »Leuchttürme von Borkum bis Usedom« ist kein klassischer Reiseführer, vielmehr ist es ein
Reisebegleiter und zugleich ein Handbuch über die wichtigsten und schönsten Leuchttürme an den
deutschen Küsten. 79 Leuchttürme werden in kurzen, aber sehr informativen Texten vorgestellt.
a
uch der Alte Leuchtturm von
Wangerooge ist natürlich
dabei. Ergänzt werden diese
Informationen durch ein
integriertes Handbuch mit 219 tabellarisch
aufgeführten Stichworten aus Technik, Geschichte
und Kultur. Zahlreiche Fotos von
Reinhard Scheiblich, historische Abbildungen,
Dokumente und Zeichnungen geben
dem Buch über deutsche Leuchttürme auch
optisch eine außerordentliche Dichte.
Reinhard Scheiblich ist Wissenschaftsfotograf.
Er spezialisierte sich auf maritime
Themen und brachte mehrere Bücher
über Leuchttürme heraus (drei im Ellert &
Richter Verlag). 30 seiner Leuchtturmfotos
wurden für die Briefmarkenserie »Deutsche
Leuchttürme« verwendet, die von 2004 bis
2018 erschien. Anlässlich einer von ihm kuratierten
Leuchtturmausstellung strahlte
der Kultursender ARTE einen Film über ihn
aus.
REINHARD SCHEIBLICH, LEUCHTTÜRME VON BORKUM
BIS USEDOM, 208 SEITEN MIT 152 ABBILDUNGEN
»Unserer Insel hat ein so wunderschönes Medium noch gefehlt,
Alle Zeitschriften und Zeitungen werden bei uns entsorgt,
aber die MOIN sammeln wir!“
Kantor, Organist und Pädagoge Wolfgang Henseleit
Jahres-Abo:
5 x MOIN
für nur
25,– Euro*
Mail an »osenbergpresse@t-online.de« oder per Post
»MOIN, Am alten Deich 12/4, 26486 Wangerooge«
(Rechnung inkl. MwSt. kommt mit dem 1. Exemplar per Post)
EIN BUCH
IST IMMER
DAS RICHTIGE
GESCHENK!
ÜBERALL WIRD GEMORDET …
Es ist kein Geheimnis, dass Ostfriesenkrimis zu den Bestsellern
zählen. Goosmann (Foto), Wolff und andere Autoren sorgten für
einen ungeahnten Höhenflug, der kaum zu bremsen ist. Auch nicht
auf Wangerooge, wo die Inselbuchhandlung stets gute Angebote
parat hält.
Am Strand, hinter dem Deich, in urigen Kneipen – überall wird
gemordet. Die Fantasie mancher regionaler Schriftsteller scheint
keine Grenzen zu kennen. Doch was reizt die Leserinnen und Leser
an den Geschichten über Mord und Totschlag hinterm Deich?
WANGEROOGE –
EINE INSEL
ZUM VERLIEBEN
TRAUERFALL
DIE SCHNAPSINSEL …
… lautet der Titel des Buches des
Schriftstellers Karl Alfred Wolken,
der am zweiten Tag im Juli 2020 im
Alter von 90 Jahren in Rom gestorben
und in Florenz beigesetzt wurde.
Wolken verlebte seine Kindheit bis
1943 auf Wangerooge. Sein Elternhaus
steht an der Kapitän-Wittenberg-Straße
und befindet sich im Familienbesitz. Er besuchte danach
Schulen im Harz und in Süddeutschland, wurde noch
zur Wehrmacht eingezogen, absolvierte nach der Entlassung
aus der Kriegsgefangenschaft eine Tischlerlehre und
arbeitete von 1949 bis 1959 in Süddeutschland.
Vor 60 Jahren schrieb Wolken seinen ersten Roman.
Titel: Die Schnapsinsel. Im Klappentext seines Romans
heißt es u.a.: »Es wird tüchtig geliebt, kräftig gegessen und
getrunken, gewaltig gefeiert und ebenso gearbeitet.« Wolken
beschreibt in der »Schnapsinsel« lebendige Bilder vom
Leben auf Wangerooge.
Zwei Jahre später, 1962, erhielt er ein Stipendium in
der Villa Massimo in Rom. Das Stipendium gilt als eine der
wichtigsten Auszeichnungen Deutschlands für herausragende
Künstler u. a. in der Literatur. Und später erhielt er
auch den Georg-Mackensen Literaturpreis.
WANGEROOGE –
EIN WINTER-
MEERCHEN
WANGEROOGE
UND DER REST
DER WELT
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0 28 SERIE VIII
DIE TÄNZER
UND DIE STAS
IM ALTEN
HOTEL FRESENA
Wenn durch die Drehtür des Fresena Gelächter, Gesprächsfetzen und die Takte der aktuellen Schlager
auf die Zedeliusstraße drangen, dann fand natürlich wieder einer der festlichen Tanzabende statt.
»Ramona, zum Abschied sag‘ ich dir Good Bye« oder »Buh-huh, ich möchte weinen buh-huh«,
konnte in den 1950er und 1960er Jahren fast jeder Inselgast mitsingen. Drei Wangerooger Hotels
veranstalteten abwechselnd die gesellschaftlichen Höhepunkte des Inselurlaubs: Das Germania, das
Monopol und ganz besonders natürlich das Hotel Fresena.
Der Strand von Wangerooge 1938
SERIE VIII 0 29
Anni Haase und Peo Post (Foto links oben) – ein erfolgreiches
Duo. Darunter sind Gisela und Richard Schmidt auf der
Tanzfläche zu sehen. Unter den Stars befand sich auch der
berühmte Heinz Erhard (rechts oben).
WIE ALLES BEGANN
Wangerooge war schon lange vor dem 1. Weltkrieg ein prosperierendes
Seebad. Für das Jahr 1911 zählte die offizielle Bäderstatistik
knapp 17.000 Gäste. Im November des Jahres bat der Juister Hotelbesitzers
Claas Peter Freese gehorsamst um die Bauerlaubnis für ein
Hotel auf der Zedeliusstraße. Im März 1912 war Baubeginn und gut
drei Monate später war alles fix und fertig und das nagelneue Hotel
Fresena konnte zum Saisonbeginn den Gästebetrieb aufnehmen.
Zu den bereits bestehenden sechs großen Hotels auf Wangerooge
war somit ein siebtes dazu gekommen, und zwar ein ganz besonders
vornehmes. Im Gegensatz zu den damals in den Hotels üblichen Gemeinschaftstafeln
wurde den Gästen im Fresena an einzelnen Privattischen
serviert, und das viergeschossige Haus mit seinen 40 Zimmern
und 90 Betten war schnell eine der besten Adressen der Insel.
Ein livrierter Hausdiener brachte das Gepäck der Erholung suchenden
Herrschaften mit einem Karren zum Hotel, wo sich das geneigte
Publikum nachmittags zu Kaffee-Konzerten und Tanztee traf.
Die Kriegserklärung im August 1914 setzte allem gesellschaftlichen
Leben ein abruptes Ende. Erst am 1. Juni 1919 fand die zivile Wiedereröffnung
des Wangerooger Strandbades und auch des Hotel
Fresena statt. Die Badekommission beschrieb in ihrer Ankündigung
die Kriegsunterbrechung euphemistisch als »vierundeinhalbjährige
Betriebsstörung«.
1934 übernahmen die jüngste Tochter Freeses, Hilke Anna Johanne,
genannt »Anni«, und ihr Mann Richard Haase den Hotelbetrieb.
Doch die nächste Katastrophe hatte zu der Zeit schon längst
begonnen.
Der 2. Weltkrieg traf die Insel und auch die Hoteliersfamilie
Haase schwer. Erst war der Tod des Sohnes zu beklagen und dann
wurde beim Bombenangriff am 25. April 1945 das Gebäude schwer
beschädigt.
0 30 SERIE VIII
Fresena wurde 1948 wieder aufgebaut. Stars gaben sich die Ehre.
Horst Klemmer konnte u.a. Zarah Leander begrüßen. Rechts
oben feierte Peo Post mit Gerd Eberhard und Günter Matetzki.
NEUANFANG UND ZWEITE GLANZZEIT
Anni Haase war gelernte Gastronomin, die niemals aufgab. Sie führte
das Hotel durch mehr als vier unruhige Jahrzehnte – durch Wirtschaftskrise
und Zweiten Weltkrieg, durch Zerstörung und raschen
Wiederaufbau und dann zu erneuter Prosperität in den 1950er und
60er Jahren.
Schon 1946 war der Wiederaufbau des Hotels abgeschlossen und
allmählich buchten die ersten Gäste ihren ersten Nachkriegs-Urlaub
im Fresena.
Das Ehepaar Haase nahm nach dem Krieg Günther Matetzki als
ihren Sohn an. Nach dem Tod Richard Haases 1953 übernahm Günther
Haase-Matetzki immer mehr Verantwortung innerhalb des Hotelbetriebes
und wurde schließlich von Anni Haase zum Geschäftsführer
ernannt.
Die große Zeit des Fresena ist eng verbunden mit den Conférenciers
Fréderic Eté und ganz besonders Horst Klemmer. Er war es vor
allem, der ab den späten 1960er Jahren die Stars der damaligen Zeit
dem Wangerooger Publikum vorstellte: Zarah Leander und Lale Andersen,
Heinz Erhardt und Henry Vahl, Billy Mo und Bernd Clüver,
die Dutch Swing Collage Band, Heinz Schenk, Vico Torriani und viele
andere Granden des Showbusiness. Die Ankunft der Stars wurde
regelmäßig von einer ungeduldigen Menschenmenge vor dem Hotel
erwartet.
Zu den abendlichen Veranstaltungen war es selbstverständlich,
dass die Gäste festlich gekleidet erschienen. Ohne Cocktailkleid kam
keine Dame ins Fresena, ohne Schlips und Anzug keiner der Herren.
Die Kleidung wurde schon am Eingang begutachtet, Karl-Heinz
Stumpf oder Walter Heiburg achteten penibel auf die Einhaltung der
Kleiderordnung. Und natürlich darauf, dass sich niemand Unbefugtes
an einen der reservierten Tische setzte, an den Nagel-Schmidt-
Tisch beispielsweise, den Rudi-Rückwarth-Tisch oder den für den
namensgebenden Bremer Juwelier reservierten Meyer-Tisch.
Die 4 Harmoniker und die 3 Peheiros waren so etwas wie die
Hauscombos des Fresena. Bei Liedern wie »Wasser ist zum Waschen
da, falleri und fallera« amüsierte man sich königlich und bestellte
sich in allerbester Laune beim Oberkellner Herrn Warner noch eine
»Kalte Ente«. Oder ein Herrengedeck und für die Damen einen Kullerpfirsich.
Der Adonis von Wangerooge wurde im Fresena gekürt
und in späteren Jahren auch die Miss Wangerooge.
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Der Insulaner Peo Post muss bei der Erinnerung an die rauschenden
Feste noch heute schmunzeln. »Wenn ich eine junge Frau zum Tanzen
auffordern wollte, musste ich mich an ihren Vater wenden und
ihn um den nächsten Tanz mit seiner Tochter bitten. Tja«, sagt er
nicht ohne eine gewisse Wehmut, »so gehörte sich das damals eben.«
Ich war vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, erinnert sich
der Wangerooger Torsten Zoeke an seinen ersten abendlichen Besuch,
und im Fresena spielten die »Vier Harmoniker«. In der angeschlossenen
Sektbar Kupferkanne wurde in den Tanzpausen ein
Marschwalzer gespielt, zu dem die Herren einen Kreis bildeten, innerhalb
dessen sich auch die Damen zu einem Kreis formierten. Gegenläufig
drehten sich die Tanzkreise bis die Musik jählings stoppte.
Die Dame, der man dann gegenüber stand, war die nächste Tanzpartnerin.
Als die Musik abbrach stand ich einer Dame gegenüber, die größer
und gewichtiger war als ich. Nein, sie war wirklich nicht gerade
meine Wunschpartnerin gewesen. Beim Tanz ließ ich mich von ihr
führen, das ging ganz prima. Als jedoch die Ansage kam, nun sollen
die Herren ihre Damen bitte zur Sektbar tragen, kamen mir
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0 32 SERIE VIII
Das Fresena 1955 an der ZE. Die Fotos rechts zeigen die
Rettungsschwimmer 1976, die 4 Harmoniker und die Ehrung
des »Adonis von Wangerooge«.
gewisse Zweifel. »Komm man her, mien Lütten«, rettete meine
Tanzpartnerin geschickt die Situation, »so wird das ja doch nix«,
sprach’s, nahm mich auf ihren Arm und trug mich zu einem Glas Belohnungssekt.
Wohl jeder, der als Gast an den Konzerten und Tanzabenden im
Fresena teilgenommen hat, erinnert sich auf seine ganz eigene Weise
an ausgelassene Stimmung und ungestüme Tänze, an glanzvolle
Starauftritte oder gar an bacchantische Abende.
FINIS
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die Gewohnheiten der
Menschen. Immer mehr Ferienwohnung entstanden auf Wangerooge,
die Zeit der noblen Hotels ging endgültig dem Ende zu. Man kleidete
sich zunehmend leger und ging viel lieber in eine unprätentiöse
Bierkneipe statt auf einen glamourösen Ball.
Schon Mitte der 1970er Jahre zeichnete sich ab, dass Anni Haase
und Günter Haase-Matetzki das Hotel in dieser Form nicht würden
halten können. Zum 1. Januar 1979 verkauften sie das Haus an den
Caritas-Verband Dortmund und beendeten damit die schillernde Ära
des Hotel Fresena. Das einst vornehmste Hotel am Platz wurde umgebaut
zum Ferien-Heim, in dem Senioren, Familien und behinderte
Menschen während ihres Wangerooge-Urlaubs wohnen konnten.
Der große, nur in gesellschaftsfähiger Kleidung zu betretende
Tanzsaal und die Sektbar Kupferkanne sind einem schlichten Drogeriemarkt
gewichen.
Mit dem Weiterverkauf 1991 und der anschließenden Renovierung
des Hauses Fresena änderte sich abermals die Nutzung der
Räumlichkeiten. Dem Trend der Zeit folgend wurden die separaten
Zimmer zu profitableren Ferienwohnungen umgebaut.
Das in einen Teil der Fresena-Räume eingezogene Café Treibsand
setzt zumindest die gastronomische Tradition des Hauses fort.
Wer heute auf der Zedeliusstraße das Fresena passiert und den
Blick nach oben schweifen lässt, vermutet hinter der einstmals so
schönen Fassade sicherlich mehr als nur einfache Ferienwohnungen.
Dass aber Chris Howland, Willy Hagara oder ein frisch gekürter
»Adonis von Wangerooge« aus dem Gebäude tritt – nein, das erwartet
gewiss niemand mehr.
TEXT: AXEL STUPPY
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0 34 AUTOFREI
FRAU LACH LIEBT ES SCHNELL
Sie kommen seit Jahren nach Wangerooge, um sich am Meer zu erholen. Für Hans »Rubymax« Rubert
(Foto unten) aus Wuppertal sind es die »schönsten Wochen des Jahres«, wenn er mit seiner Ehefrau
die Luft und das Leben auf der Insel genießt. Noch öfter kommt seit einigen Jahren Uta Lach nach
Wangerooge. Beide besitzen dieselbe Leidenschaft: Motorradfahren!
h
ans Rubert, in diversen Inselkneipen
eine »feste Größe«,
schraubt in Wuppertal in
seinem eigenen Laden. Uta
Lach dagegen, vielbeschäftigte Unternehmerin
aus Wilhelmshaven, ist mit ihrem
Immobilien-Konzept auch auf Wangerooge
sehr erfolgreich. »Aber erst seit ich mit dem
wunderschönen Inselmagazin MOIN den
richtigen Werbepartner gefunden habe«,
erklärt die immer gut gelaunte Uta Lach.
Sie sorgt dafür, dass sich Menschen in
ihrem Zuhause und in der Ferienwohnung
jederzeit wohlfühlen können. Die gelernte
Bankkauffrau fühlt sich selbst am wohlsten,
wenn sie neue Orte entdecken und die
Welt erkunden kann. Der Beweis: Privat ist
ihr Leben von der Abenteuerlust und dem
Reiz des Unbekannten geprägt. Abgesehen
von ihrem sehr alten Haus (310 Jahre!) mit
dem riesigen Garten (9.000 qm!) sind die
Touren mit ihrem Motorrad und Ehemann
AUTOFREI 0 35
Wolfgang daher ihre größte Leidenschaft.
»Ich fahre im Jahr mit meiner BMW 1250
GS ADV mit 136 PS mehr als 15.000 km
durch die Welt. Das passt auch, weil ich alles
sehen und kennenlernen muss. Ich bin unruhig
und neugierig; möchte immer mehrere
Dinge gleichzeitig machen.« Das ruhige
und gemächliche Wangerooge bietet da einen
willkommenen Ausgleich.
In diesem Jahr erkundete das Ehepaar
Thüringen mit dem Erzgebirge. »Eigentlich
war im Herbst die Motorradtour ans Nordcap
fest eingeplant«, erzählt Frau Lach beim
Treffen im »Pudding«, »aber leider mussten
wir wegen Corona die Fahrt auf 2022 verschieben.«
Wangerooge statt Nordcap – das Tor in
eine »andere Welt« liegt für die umtriebige
Unternehmerin quasi direkt vor der Haustür.
Mit dem Motorrad von Wilhelmshaven
nach Harle, dann mit dem Flieger auf die
Insel. »Das Licht, die Luft, das Wasser, die
schnelle Erreichbarkeit einer anderen, wunderschönen
Welt und die neuen Möglichkeiten.
Das ist es, was mich an dieser Insel
reizt«, lacht Uta Lach. In Wilhelmshaven
betreibt sie gemeinsam mit ihrem neunköpfigen
Team eine der größten privaten Hausverwaltungen;
und das seit über 25 Jahren.
Dass sie sich noch heute liebend gerne auf
der schönsten ostfriesischen Insel aufhält,
hat auch einen nostalgischen Grund: »Bereits
während meiner Schulzeit habe ich im
Landschulheim auf Wangerooge Ferienzeiten
verbracht und Wangerooge kennen und
lieben gelernt.«
Sie kombiniert gekonnt die private Erholung
mit der geschäftlichen Perspektive,
die sich auf Wangerooge bietet. »Aus meiner
Tätigkeit als Haus- und Grundstücksverwalterin
liegt es nahe, auf Wangerooge das
Angenehme mit dem Beruflichem zu verbinden
und hier auch die Hausverwaltungen zu
übernehmen.«
Gesagt – getan! Und sie freut sich auf
die nächsten Trips mit ihrem »Fliegenden
Ziegelstein«, mit dem sie schon auf Wales,
Irland, Korsika, Sardinien war und auch
Frankreich und Italien von den schönsten
Seite betrachten konnte.
TEXT: MAO / FOTOS: EVELYN GENUIT + ANTJE POLLEX
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0 36 TIERISCH
FREUNDLICHE
FERIENFLIEGER
Den Inselflieger gibt es – wie berichtet – seit 50 Jahren. Und der
Wangerooger Flugplatz feiert in diesen Wochen sein 100-jähriges
Bestehen. Allerdings mussten die geplanten Feierlichkeiten wegen
der Corona-Krise abgesagt werden.
u
rlaub kann Stress pur sein: Stau,
nervende Mitreisende, mieses
Hotel – nicht umsonst wird
jede zweite Scheidung nach der
»schönsten Zeit des Jahres« eingereicht.
Aber wie so oft macht die Natur vor, wie
es besser geht. Vor allem Gänse taugen als
Vorbild, wovon man sich im Herbst prima
selbst überzeugen kann; sie nehmen Rücksicht,
helfen sich gegenseitig und machen
sich die Urlaubsregion Wangerooge nicht
gegenseitig streitig.
Schon die Anreise einer Schar Graugänse
ist kein Vergleich zu dem Bürgerkrieg auf
unseren Autobahnen: In exakter V-Formation
ziehen sie gen Süden. Dabei erzeugt der
Flügelschlag des vorne fliegenden Vogels
Aufwinde, die dem nächsten zugute kommen.
Ist der Spitzenflieger müde, wechselt
man sich ab. Außerdem hält eine Gans niemanden
für einen Idioten, wenn sie hupt.
Nein, es ist ein Ansporn für die ganze Reisegesellschaft.
Auch kommen sich Graugänse nicht so
ins Gehege wie die Wolffs oder Schulzens am
Ballermann. Denn Graugänse brüten zwar
wie im hohen Norden, doch unsere Populationen
zieht es nach Spanien, während die
nördlichen etwa im Wattenmeer überwintern.
Sie geben sich quasi die Flügel in die
Hand.
Gänse sind da auch flexibler als andere
Vogelarten. Wenn der Winter milde zu werden
scheint, bleiben sie auch gerne mal zu
Hause. Dann suchen sie abgeerntete Felder
auf und genießen den Heimaturlaub.
Die kalten Monate sind eine gute Gelegenheit,
auch einmal ganz andere Gänsegäste
in Augenschein zu nehmen. Aus der Arktis
und dem fernen Sibirien fliegen Blässgänse
bei uns ein. Auch Ringelgänse, Zwerggänse
oder Nonnengänse finden den Winter an der
Nordsee angenehmer als in ihren nördlichen
Brutgebieten. Nonnengänse sind sogar so
gerne hier, dass sie mittlerweile in Deutschland
brüten. Komplett wird der Gänsereigen
durch die Kanadagans, die aus Zoos ausgebüxt
ist und bei uns das ganze Jahr an einem
Fleck bleibt. Gänse untereinander kommen
eben zurecht, und wenn viele Urlauber wieder
gen Norden abgeflogen sind, trudeln unsere
Graugänse aus dem Süden wieder ein.
Ganz entspannt …
TEXT: FRED BERG / FOTO: EVELYN GENUIT
TIERISCH 0 37
ERSTE
TAGESGÄSTE
Wangerooge öffnete sich im
Juni 2020. Grund für viele
Nordseefreunde für einen
Tagesausflug. Auch aus Westfalen
kamen viele MOIN-Leser
auf die Insel, wie diese Frauen
aus Unna, die sich einen tierischen
Beschützer mitgebracht
hatten. Und auch der gut erzogene
Hund »Bente« genoss das
Flair auf der Strandpromenade.
FOTO: MANFRED OSENBERG
0 38 FEIERLICHKEITEN
Gabriela und Guido
vor dem Alten Leuchtturm
FEIERLICHKEITEN 0 39
VIER HOCHZEITEN
Ende Juni auf der Insel. Die Lockerungen nach der »Hochzeit«
der Corona-Pandemie sind unverkennbar. Auch vier Paare
profitieren – wie der Tagestourismus – ab 23. Juni 2020 von den
neuen Regelungen auf Wangerooge.
u
nsere« Hochzeitspaare sind
ganz entspannt auf die Insel
gekommen. Jetzt feiern sie ihren
schönsten Tag – Theresa und
David (oben) kamen mit vielen Freunden
aus Marburg, erlebten am Diggers den wunderschönen
Sonnenuntergang und wurden
am Folgetag auch kirchlich getraut.
Monika und Sven (mit Lars, oben rechts)
aus Bochum, Gabriela und Guido (links) aus
Frankfurt, sowie Patricia und Martin aus
Lippstadt (rechts) heirateten auf Wangerooge
und erlebten unvergessliche Tage am
Meer.
Zum Ferienbeginn in mehreren Bundesländern
(Berlin, Brandenburg, Hamburg,
Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein)
kam es zu einem erhöhten Aufkommen von
Tagestouristen und somit bestand ein erhöhtes
Infektionsrisiko. Um dies zu minimieren,
war eine Begrenzung der Besucherzahlen
auf der Insel auf ein vertretbares Maß erforderlich.
Doch Anfang Juli gab es – auch für die
vier glücklichen Hochzeitspaare – Entwarnung.
Wangerooge blieb von der Corona-Krise
verschont. Hoffen wir, dass es so bleibt!
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: EVELYN GENUIT
0 40 ERINNERUNGEN
AXELS FREISCHWIMMER
Stolz wie Oskar war ich an diesem 29. Juli 1959. Geschafft! Ich habe meinen Freischwimmer im noch
recht neuen Meerwasser-Freibad von Wangerooge bestanden. Endlich durfte ich stolz das Abzeichen
mit der einen Welle auf meiner Badehose tragen.
s
ehr gut kann ich mich noch an
den täglichen Schwimmunterricht
erinnern. An das unbeheizte und
trübe Salzwasser, das so merkwürdig
schmeckte, den Körper aber angeblich
viel besser tragen sollte als das Süßwasser im
heimischen Freibad. Davon allerdings habe
ich rein gar nichts gemerkt! Und das viertelstündige
Schwimmen am Prüfungstag zog
sich gefühlt einen halben Tag lang hin.
Zur Badezeit am nächsten Tag ging ich vom
Strandkorb aus ganz nahe am Badeturm
vorbei ins Meer. Dass ich jetzt echter Freischwimmer
bin, ja, das mussten auch die
Rettungsschwimmer unbedingt sehen!
1959 sah das Urlaubsleben auf Wangerooge
noch völlig anders aus als heute. Vormittags,
sofern man keine Anwendungen
hatte wie Warmbäder, Fango oder Massage,
saß der Kurgast in der Biomaris-Trinkkurhalle
bei einem der Verdauung dienlichen
Glas Salzwasser mit Orangengeschmack.
Im Strandkorb wurde die Bäderzeitung studiert,
auch damals schon der Wangerooger
Inselbote. Dort konnte man nachlesen, dass
Kaufmann Schulz-Hohenstein aus Duisburg
nebst Gattin am Vortag an- und wie jedes
Jahr für vier Wochen im Hotel Fresena
untergekommen ist. Und dass der Beamte
Heinz-Fredo Viedge mit Gattin Helga und
ERINNERUNGEN 0 41
ihrem Sohn Roland aus Bremen die nächsten
drei Wochen bei Familie Strasser in der
Richthofenstraße 2 wohnen würden.
Zum Mittagessen ging man ins Hotel,
oder aber in die Fischbratküche, die sich ja
immer noch in der Elisabeth-Anna-Straße
befindet. Oder zu »Flunki« Siemens in die
Milchbar Regina. Ferienwohnungen gab es
noch nicht. An Unterkünften standen lediglich
Hotels oder Pensionen zur Verfügung.
In nicht wenigen Pensionen zogen die Insulaner
während der Sommermonate in ihre
Keller, um die Privaträume an Feriengäste
vermieten zu können.
Vor Sonnenuntergang traf man sich auf
der Promenade. Sie war bei schönem Wetter
wirklich rappelvoll mit Flaneuren. Nur verhalten
wurde die Familie des Burgnachbarn
gegrüßt, auf Etikette wurde noch größten
Wert gelegt.
Lockerer freilich wurde es abends in den
Kneipen, in der Kupferkanne des Hotel Fresena,
in der Friesenstube des Hotel Hanken
oder im Lokal Nordlicht des gleichnamigen
Hotels. Ganz besonders hoch schlug
die Stimmung, wenn im »Fresena« oder im
»Monopol« zum Tanz aufgespielt wurde,
wenn Billy Mo oder die »Vier Harmoniker«
angekündigt waren. Zu den Kalauern von
Heinz Erhardt wurde für die Damen ein
0 42 ERINNERUNGEN
»Kullerpfirsich« und für die Herren ein
»Herrengedeck« bestellt und man amüsierte
sich königlich. Und wenn man am nächsten
Tag Billy Mo mit »seiner reizenden Frau und
den niedlichen Kindern« vor der Süßen Ecke
auf der Zedeliusstraße begegnete, ja, da hatte
man was zu erzählen!
Auf der Zedeliusstraße gab es das Photogeschäft
von Karl und Alois Ungermann.
Bereits bei Ankunft des Schiffes war einer
der Ungermann-Brüder am Hafen und lichtete
die ankommenden Gäste auf der Gangway
ab, die bereits am Abend auf Schautafeln
vor dem Ladenlokal die Bilder ansehen
und für sich einen Abzug bestellen konnten.
Und während des Tages hörte man am
Strand das melodische: »Hallo, ein Sonnenphoto!«
Wunderbare Bilder mit einer ganz
eigenen Bildästhetik haben die Ungermanns
über viele Jahre am Strand und beim Baden
fotografiert. Beim Café Pudding gab es noch
ein weiteres Fotogeschäft, Photo-Becker.
Auch Konkurrent Becker war bei der Schiffsankunft
am Hafen und stellte schon wenige
Stunden später die Bilder der Gäste auf
Schautafeln vor dem Laden aus.
Zwei unterschiedliche Tabakläden buhlten
auf der Zedeliusstraße um Kundschaft.
Neben Ungermann war Tabak Niemeyer und
auf der gegenüberliegenden Straßenseite das
Geschäft von Hartmut Zimmermann. Selbst
bei Drogerieartikeln hatte man die Wahl,
kaufe ich bei Brune neben der Buchhandlung
oder bei Drogerie Philips Richtung Bahnhof?
Vis-á-vis davon hielt Textil-Clemens
eine reiche Auswahl an hochwertiger Garderobe
sowie einfacher Strandbekleidung vor.
Auch das Geschäft von »Von der Ahn« gab
es bereits. Hier wurden ab Nachmittag die
Tageszeitungen verkauft, die mit dem Tideschiff
angekommen waren, hier gab es alles,
um eine attraktive Strandburg zu gestalten.
Fähnchen, Schaufeln, selbst Leihschaufeln
wurden angeboten. Die Reichkriegsflagge,
die im festländischen Alltag geächtet
war, konnte für die eher deutschnationale
Burg erworben werden, Strandspielzeug
für die Kinder, Postkarten, Souvenirs und
Mini-Seehunde aus echtem Seehundfell. In
Glasfläschchen die alkoholische Spezialität
»Seehund männlich«, herb mit blauem Verschluss,
oder »Seehund weiblich«, süß mit
rotem Verschluss natürlich.
Es war die Zeit des Aufbruchs und des
Wirtschaftswunders, des Jetzt-gönnen-wiruns-wieder-was.
Es war ebenso die Zeit des
Vergessens und des sturen Nur-nach-vorne-
Schauens. Niemand wollte mehr an die vergangenen
Jahrzehnte erinnert werden, die
man erst begeistert bejubelt und dann verzweifelt
gerade so hat überleben können.
War der Urlaub vorüber und die Heimreise
musste gen Bremerhaven angetreten
werden, so ging es vom Bahnhof noch entlang
der Siedlerstraße zum stetig versandenden
Ostanleger. Nur Richtung Harle legten
die Schiffe vom Westanleger ab. Bei der
Begegnung mit dem Gegenschiff riefen die
heimkehrenden Urlaubern den ankommenden
melodisch ein »Oh, wie bla-haß« zu, erwidert
von den Neugästen »Oh, wie brauhaun«.
Diese idyllische Welt hielt sich auf Wangerooge
ein wenig länger als auf dem Festland.
Aber die neue Zeit mit größerem politischen
Bewusstsein, mit der von Frauen
eingeforderten Emanzipation und dem Aufbegehren
der Jugend ließ sich im Laufe der
1960er Jahre natürlich auch nicht mehr
durch das Wattenmeer aufhalten.
TEXT: AXEL STUPPY / FOTOS: PRIVAT
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Im Bistro am Strand, der Eis- und Crêpes-Manufaktur auf Wangerooge,
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0 44 INSELKICK
WETTEN,
WETTER,
WERDER…
v
ersteht sich, dass die Bremer
Fans in der »Kogge« am 6. Juli
bestens gelaunt waren und mit
einigen Jever (natürlich aus der
grünen Flasche) den Nichtabstieg feierten.
»Gottseidank bleiben wir drin«, jubelte
auch van Koten, »ein Abstieg hätte fatale
»Werder Bremen wird in der Relegation nicht gewinnen
und trotzdem nicht absteigen!« Marco van Koten,
Wangerooges junger Schwimmmeister, legte sich früh fest.
Und behielt recht. Werder reichten Anfang Juli 2020 gegen
den Zweitliga-Dritten Heidenheim zwei Unentschieden
(0:0 und 2:2) zum Klassenerhalt.
Folgen gehabt. In der 2. Bundesliga hätten
wir gegen den HSV spielen müssen …«
Willi Lemke, Bremens erfolgreicher Ex-
Manager, machte bei seinem letzten Wangerooge-Besuch
in der »Kogge« keinen Hehl
daraus, dass bei Werder einige schwere Fehler
gemacht wurden. Elf Jahre ist der letzte
große Titel für den Nordklub her. Da war
Lemke noch der »große Zampano« von der
Weser. 2009 besiegte Werder im Pokalfinale
Bayer Leverkusen mit 1:0. Zehn Tage zuvor
stand die Truppe von Trainer Thomas
Schaaf im Finale des UEFA-Cups, dem Vorgängerwettbewerb
der Europa League gegen
Shakhtar Donetsk.
Es war das letzte glorreiche Jahr für Werder
– auch wenn die Spielzeit 2008/2009 in
der Liga nur auf einem unbefriedigenden
zehnten Platz beendet wurde. Diese Saison
war ein Ausrutscher in einem sonst herausragenden
ersten Bundesliga-Jahrzehnt Werder
Bremens im 21. Jahrhundert.
»Das waren noch Zeiten«, schwärmt
nicht nur Mirko Horchler, Inhaber und
Chefkoch im »Compass«. Im Gegensatz zu
Ehefrau Hanne, die leidenschaftlicher Fan
von Vizemeister Borussia Dortmund ist, leidet
er unter Werders Niedergang. Immerhin
tröstet ihn der Aufstieg seines Heimatklubs
Hessen Kassel in die Regionalliga.
TOUR DE WOOGE
Horchler verlor dann auch gemeinsam mit
dem früheren Wangerooger Fleischermeister
Michael Drees, der seit ein paar Jahren
auf Juist lebt, eine Radler-Wette. Das Duo
startete im Werder-Dress gegen Bäcker-
INSELKICK 0 45
meister Mike Kruse und dem Velberter Jörg
Heeren vom Wangerooger Bayern-Fanklub
(Foto unten bei der Schecküberreichung).
Wettfrage: Welches Team radelt in einem
bestimmten Zeitraum die meisten Kilometer.
Eine Challenge mit Start an unterschiedlichen
Orten. Kruse und Horchler auf
Wangerooge, Drees auf Juist und Heeren im
Bergischen Land. Dank App konnten die
beiden Teams immer den aktuellen Stand
erfahren. Knapp 2000 Kilometer radelte
das Quartett für den guten Zweck. Die Pfadfinderjugend
auf der Insel durfte sich über
eine Spende von 250 Euro freuen.
PECHVOGEL
DES MONATS
Leo Weinkauf, hier mit Bayern-Trikot
neben seinem Freund Max Klemmer
auf Wangerooge, hätte der Größte sein
können. Der Torwart des Drittligisten
MSV Duisburg patze aber in zwei der
letzten Geisterspiele. Folge: Die Duisburger
verpassten den Zweitliga-Aufstieg äußerst
knapp.
GOLDENE JAHRE
Die Fußballfreunde auf der Insel erinnern
sich, dass sich Bremen von 2002 bis 2008
immer für den europäischen Wettbewerb, ab
2004 fünf Jahre in Folge für die Champions
League, qualifiziert hatte. Es waren goldene
Jahre an der Weser mit dem Gewinn der
Meisterschaft im Jahr 2004 als Highlight.
Die Jahre ohne Titel waren deshalb so
besonders, weil die Mannschaft kontinuierlich
auf sehr gutem Niveau gespielt hat.
Da hat vieles zusammengepasst. »Auch das
Scouting war überragend«, betone Willi
Lemke im Gespräch mit Wangerooges TuS-
Allrounder Andre Richert, der sich die beiden
richtungsweisenden Krimis gegen Heidenheim
gemeinsam mit Marco van Koten,
erster Vorsitzender und Torjäger des TuS
Wangerooge anschaute. Richert erinnert
sich: »Früher haben Spieler eine ganze Epoche
geprägt. Wenn man sich überlegt, dass
Diego und Mesut Özil zusammen in einem
Kader waren – heute unvorstellbar.«
Das 4-4-2 mit Raute prägte das Werder-Spiel
der Nullerjahre – angeführt von
Meistertrainer Schaaf und Manager Allofs.
Schaaf (von 1999 bis 2013) und Allofs (von
1999 bis 2012) galten als Garanten für den
Erfolg. Das Duo setzte in der Liga Maßstäbe
durch solides Wirtschaften, einen ruhigen
Führungsstil sowie das richtige Händchen
bei Transfers. Ailton, Ivan Klasnic, Johan
Micoud, Diego, Naldo, Torsten Frings, Mesut
Özil, Per Mertesacker oder Claudio Pizarro
– sie alle waren Spieler in der Ära
Schaaf/Allofs.
FLOPS AN DER WESER
Zum Ende der Rehhagel-Ära mehrten sich
die Fehlgriffe auf dem Transfermarkt. Ob
die Brasilianer Wesley (7,5 Millionen) und
Carlos Alberto (7,8) oder der Österreicher
Marko Arnautovic (6,2): Sie alle kosteten für
damalige Verhältnisse viel Geld – enttäuschten
aber an der Weser und konnten die in sie
gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.
Der Verein schaffte es nicht an den Erfolg
vorvergangener Jahre anzuknüpfen, die
kostspieligen Fehleinkäufe trafen Werder
enorm.
»Auch die regelmäßigen Einnahmen
aus der Champions League brachen
weg. Die Ansprüche, über Jahre
in Bremen aufgrund der erfolgreichen
Zeit gewachsen, konnten
nicht mehr erfüllt werden«,
meint Willi Götz, der
von 1969 bis 1972 bei Werder
in der Bundesliga spielte
und noch unter Trainer
»Zapf« Gebhardt
sein Debüt im Bremer
Trikot gab. Der Nordsee-
Liebhaber spielte und trainiert
beim Wuppertaler
SV unter dem Bremer Ex-
Nationalspieler Herbert Burdenski,
der das erste Länderspieltor
für Deutschland nach
dem 2. Weltkrieg per Elfmeter
gegen die Schweiz erzielte.
Die Trainer und Werder –
ein Kapitel für sich. Die Konstanz
ging in den vergangenen Jahren verloren.
Auf die externe Trainerwahl Robin Dutt
(nur 16 Monate im Amt) folgten mit Viktor
Skripnik (zwei Jahre) und Alexander Nouri
(ein Jahr) zwei weniger erfolgreiche interne
Lösungen. Auch Florian Kohfeldt ist eine
solche interne Lösung gewesen.
Das Fischen im eigenen Teich muss nicht
sein – ein nicht selten gehörter Vorwurf an
die verantwortlichen Personen.
FINN UND DER TORJÄGER
»Das ist bei meinem Lieblingsklub anders«,
sagt der Wangerooger Rettungssanitäter
Finn Drees, der den Aufstiegstrainer Uwe
Neuhaus für einen »Riesen« hält. Dank Corona
konnte Drees die letzten Saisonspiele
»seiner« Bielefelder Arminia auf
dem Weg in die Bundesliga nicht live
erleben: »Aber deshalb habe ich mich
nicht weniger gefreut.«
Neuhaus ist Finns Supertrainer,
Fabian Klos sein Lieblingsspieler.
Mit 32 Jahren krönte er als
Kapitän und Torschützenkönig
(21 Treffer zum Aufstieg) seine
Karriere. Seit 2011 im Verein,
stieg er mit der Arminia zwei
Mal in die 3. Liga ab und wieder
in die 2. Liga auf. Dabei
hatte er nie daran gedacht,
überhaupt Fußballprofi zu
werden. Kaum ein Spieler hat
sich über die Jahre so herausragend
an neue Gegebenheiten gewöhnt
wie die Nummer Neun der Arminia.
Übrigens war Finn Drees als
Bielefeld-Kenner der erste, der seinen
Freund van Koten zu Werders
Klassenerhalt gratulierte…
MANFRED OSENBERG
0 46 GLOSSE
WAS IST
GRÜN
UND …
Geld stinkt nicht, dachte
Clemens Tönnies, machte mit
Schweinen Milliarden und
brachte den Bundesligisten
Schalke 04 in die totale
Krise. Und die königsblauen
Fans zur Demo auf die
Straße.
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GLOSSE 0 47
geld stinkt nicht, fanden wohl
auch die Club-Oberen bei Werder
Bremen und entschieden sich für
Geflügelhersteller Wiesenhof als
Hauptsponsor. Dessen Massentierhaltung
stinkt allerdings Tierschützern und Fußballfans
gleichermaßen.
Ob Schweine oder Hähnchen – tierisch
geht es bei den Fußballklubs schon seit Jahren
zu. Nicht nur in der Bundesliga. Aber
auf Wangerooge weiß kein Mensch, warum
sich erwachsene Fußballer so gerne mit riesigen
Plüschfiguren umgeben. Adler Paule
soll zum Beispiel der deutschen Nationalmannschaft
Glück bringen. Dabei haben die
Stars mit dem Adler auf der Brust doch einen
Löw an der Seite …
Bär Bernie tanzt am Spielfeldrand,
wenn der FC Bayern spielt. Für Borussia
Dortmund schwärmt die Riesenbiene
Emma. Elch Hoffi soll der TSG Hoffenheim
zum Sieg verhelfen. Brian the Lion brüllt für
Bayer Leverkusen.
WERDERS MÖWE: STADIONVERBOT
Nur Werder Bremen hat bislang auf ein Tier
als Helfer verzichtet. Das frühere Maskottchen,
Möwe »Möwi«, nervte die Fans so
sehr, dass es Stadionverbot bekam. Dabei
hätten die Bremer derzeit einen Glücksbringer
bitter nötig. Normalerweise. Bei den Relegationsspielen
gegen Heidenheim kam das
Glück für ein paar Tage zurück. Und Werder
schaffte auch ohne Sieg den Klassenerhalt.
Das torlose Unentschieden im Bremer Geisterspiel
und das 2:2 im höchstgelegenen
Bundesligastadion Deutschlands reichten.
Nur bei wenigen Vereinen lässt sich die
Tierliebe logisch herleiten. 1860 München
führt einen Bayerischen Löwen im Vereinswappen
und hat zwangsläufig einen Löwen
als Maskottchen, die Kicker vom 1. FC Köln
bekamen einst einen Geißbock als Maskottchen
geschenkt und heißen seitdem »Die
Geißböcke«.
Die Kicker von Zweitligist Holstein Kiel
werden seit vielen Jahrzehnten als Störche
bezeichnet. Ex-Bundesligist Wuppertaler
SV, die Löwen, tragen ihre Heimspiele im
altehrwürdigen Stadion am Zoo aus, nur einen
Steinwurf vom Elefantenhaus entfernt.
Das wohl seltsamste Maskottchen hat sich
Alemannia Aachen zugelegt: Kartoffelkäfer
Al-Aix. Die Mannschaft wurde einst wegen
der schwarz-gelben Streifen auf den Trikots
nach den Insekten benannt.
Kartoffelkäfer? Die freiwillige Assoziation
mit Schädlingen zeugt zumindest von
einer alemannischen Unbekümmertheit.
Andere Profifußballer würden sich vermutlich
bedanken, wenn ihr Verein mit Zecken,
Kakerlaken oder Wegschnecken in Verbindung
gebracht werden würde.
Bei den Bremern, in der Gunst der Wangerooger
Fußballfreunde neben den »Losern«
vom HSV immer noch beliebt, könnte
sich möglicherweise ein drastischer Imagewechsel
anbahnen. Bekanntlich wirbt Geflügelfabrikant
»Wiesenhof« schon seit der
Saison 2012/13 auf den grünen Trikots von
Werder für Produkte aus der Massentierhaltung.
Fünf Millionen Euro lässt sich das Unternehmen
die Werbung pro Saison kosten.
»Was ist grün und stinkt nach Fisch?«
lautete der spöttische Gegnerspruch früher.
Wird es demnächst heißen: »Was ist grün
und stinkt nach Huhn?« Abwarten.
TEXT: MAO
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0 48 GÄSTEBUCH
DIE »TROCONER« AUF DER INSEL
Es waren viele, aber nicht zu viele Besucher, die trotz Corona nach
Wangerooge gereist sind, zum Beispiel Andriy.
d
er
junge Mann aus der Ukraine
war mit seiner Freundin
Priscilla zum ersten Mal auf
der Insel und war begeistert:
»So schön hatte ich mir Wangerooge nicht
vorgestellt. Mit vielen jungen Leuten haben
wir am Diggers die Cocktails und den
Sonnenuntergang genossen. Wir leben zwar
in Nordhessen, aber wenn wir mal heiraten
sollten, kommt nur der alte Leuchtturm in
Frage …«
Die vielgereisten Rheinländer Edeltraud
und Achim Wolff aus Haan waren zum
zweiten Mal auf der Insel: »Wir hatten
wieder Glück mit dem Wetter und der
Pension, haben die Radtouren und das
Essen im Kreta genossen und schon für das
nächste Jahr eine Ferienwohnung gebucht.«
Voll des Lobes sind auch die Eheleute
Marlies und Hans-Paul Tix (Foto links), die
seit 27 Jahren von der Bergstraße (Alsbach)
nach Wangerooge kommen: »Die Ruhe und
das Meer – wunderschön. Durch die Dünen
spazieren gehen. Und wir freuen uns auf die
Leckereien im Kreta, wo wir stets freundlich
bedient werden. Das ist nicht überall so in
den Lokalen.«
Die Gastronomie freut sich im Juni
auch immer auf die Besuche der »Lady-
Kracher«, die diesmal maskiert angereisten:
»Aber durch Corona und den wichtigen
Sicherheitsbestimmungen haben wir uns die
gute Laune nicht verderben lassen …«
Und das ist auch gut so!
TEXT UND FOTOS: MANFRED OSENBERG
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ERWARTUNGEN …
Schon nach gefühlten zehn Jahren ist Land in Sicht, jedenfalls was den Wangerooger
Kindergarten betrifft. Die Kita soll in zwei Jahren fertig sein …
m
it dem Neubau sollen gleich
zwei Fliegen mit einer
Klappe geschlagen werden.
Es ist kein Geheimnis, dass
Wohnungen knapp sind auf Wangerooge,
deshalb soll der geplante Kindergarten-
Neubau an der Charlottenstraße auch gleich
zwei Wohnungen im Obergeschoss erhalten
– vorzugsweise für Mitarbeiterinnen oder
Mitarbeiter der Einrichtung. Der Bauausschuss
des Kreises fasste in Jever den
Grundsatzbeschluss für das Kita-Projekt,
das inklusive Wohnungen knapp 2,9 Millionen
Euro kosten soll. Die zusätzlichen
Kosten in Höhe von 890. 000 Euro sollen im
Kreis-Haushalt 2021 bereitgestellt werden.
Die Architektin Marika Rütters stellte
zwei Gebäudevarianten vor – jeweils
eine Kombination aus einem Flachbau für
die beiden Gruppenräume sowie im vorderen
Bereich an der Charlottenstraße einem
zweigeschossigen Klinkerbau, der die Architektur
der umgebenden Gebäude aufnimmt.
Das könnte mit Walmdach oder als
zweite Variante mit zwei langen, nach hinten
gezogenen Giebeln und folglich mit jeweils
anders zugeschnitten Wohnungen gebaut
werden.
Im Erdgeschoss beider Varianten sind
Verwaltung, Personalräume, Küche und
weitere Funktionsräume untergebracht.
Planerisch ist bereits in beiden Varianten
die Option enthalten, die Kita auf drei
Gruppen zu erweitern – dann müssten Personalräume
und/oder Verwaltung nach
oben verlegt werden.
ABSCHIED 051
ENTLASSUNGEN
In der heutigen Zeit ist es nicht leicht,
Fotos von Kindern und Jugendlichen zu
veröffentlichen, auch wenn diese es liebend
gerne haben möchten. So benötigte
die ebenso bekannte wie beliebte MOIN-
Fotografin Evelyn Ge nuit, früher selbst
lange als Schulleiterin auf Wangerooge
tätig, auch beim Fotoshooting anlässlich
der Schüler-Verabschiedung Anfang Juli
2020 eine offizielle Genehmigung der Inselschule.
In diesem Jahr wurden vier Schülerinnen
und zwei Schüler entlassen, davon
gehen Sophia Lauria (nicht auf dem Foto),
Felix Langer und Pia Steimann auf das
Festland, um dort das Abitur zu bauen.
Reent Eden, Helena Hentze suchen noch
eine Lehrstelle, und Jasmin Fischer beginnt
eine Ausbildung auf dem Festland.
FOTO: EVELYN GENUIT
0 52 THEMA 2020
DIE RIESEN VOR WANGEROOGE
Es ist Juni im Jahr der Corona-Krise. Wilhelm Maaß fährt jeden Morgen mit seinem Elektromobil von
seiner Wohnung an der Friedrich-August-Straße hinauf zum Strand und schaut, ob die dicken Pötte
immer noch vor Wangerooge liegen. »Ja«, knurrt der 87-Jährige, den sie auf der Insel nur »Queller«
nennen, »noch alle da!«
Frank Kortenhorn
n
ach dem heißesten April überhaupt
und dem »stinknormalen«
Mai bringt der Juni den Sommer
mit. Herrliches Ferien wetter.
Normalität macht sich an und in der Nordsee
breit. Vor Wangerooge liegen sie – die Kreuzfahrtriesen.
Mein Schiff. Dein Schiff. Unser
Schiff. Die Rederei um die Reederei TUI
Cruises ist in vollem Gang. »Müssen die denn
unsere Umwelt verpesten …?« Die Frage hört
man immer wieder von Urlaubsgästen.
Auch der Ozeanriese »Mein Schiff 3«
liegt nach mehr als einem Monat Liegezeit
in Cuxhaven vor Wangerooge auf Reede. Von
den rund 2.900 TUI-Beschäftigten an Bord
waren nur 1.900 in ihre Heimatländer gebracht
worden. Vor der Insel lagen da bereits
die beiden Schwesterschiffe »Mein Schiff 4«
und »Mein Schiff 6« auf Warteposition vor
Anker.
Insel-Doc Frank Kortenhorn kennt sie
bestens, die TUI-Kreuzfahrtschiffe. Als Inselarzt
hat er bei den großen Kreuzfahrten
auch zahlreiche erkrankte oder verletzte Besatzungsmitglieder
kennengelernt. Auch bei
der Taufe der »Mein Schiff 5« war Dr. Kortenhorn
dabei, ebenso die Sängerin Lena
Meyer Landrut und andere Ehrengäste.
Jetzt, Anfang Juli 2020, liegt die »Mein
Schiff 5« sechs Meilen vor Wangerooge. Für
den Inseldoc eine willkommene Möglichkeit,
den Kreuzfahrern einen Besuch abzustatten.
THEMA 2020 0 53
Mit seinem Motorboot kommt Frank Kortenhorn
so nah wie möglich an den »Riesen«
ran. Aber an Bord darf er natürlich nicht.
Wenige Tage später, am 6. Juli 2020, sehen
viele Schaulustige vom Wangerooger Strand
aus die Abreise der »5« nach Wilhelmshaven.
BUNDESWEITE SCHLAGZEILEN
Andere Wangerooger erinnern sich. »Mein
Schiff 3« war vor einigen Wochen bundesweit
in die Schlagzeilen gelangt, nachdem
der Kreuzfahrtliner mit rund 2.900 TUI-
Beschäftigten an Bord wegen Corona unter
Quarantäne gestellt wurde. Weil der Kreuzfahrtbetrieb
ruht, waren sie zuvor im Mittelmeer
und vor den Kanarischen Inseln von
Jan-Dirk Post
anderen Schiffen der Reederei eingesammelt
worden. Üblicherweise reisen auf der »Mein
Schiff 3« rund 2.500 Gäste und 1.000 Besatzungsmitglieder.
Nachdem am 30. April ein Covid-19-Fall
an Bord der »Mein Schiff 3« festgestellt wurde,
wurde die gesamte Besatzung getestet.
Insgesamt neun Crewmitglieder hatten sich
mit dem Virus infiziert. Sie wurden von Bord
gebracht und isoliert.
Während der Quarantäne war es zu Auseinandersetzungen
an Bord gekommen. Unter
der Leitung des Havariekommandos war daraufhin
ein Team, bestehend aus Mitarbeitern
der Deutschen Seemannsmission, TUI
Cruises und Fachberatern des Havarie-
0 54 THEMA 2020
kommandos für psychosoziale Notfallversorgung
zur Betreuung der isolierten Crewmitglieder
an Land und an Bord, eingesetzt
worden.
SOMMERANFANG
Die Geschichte geht weiter. Mehr als ein
Dutzend Schiffe liegen am 21. Juni 2020 vor
Anker, statt mit Gütern für Millionen an
Bord die Weltmeere zu befahren. Die Reede
»Neue Weser Nord« nördlich von Wangerooge.
Nach Angaben des Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamts liegen dort normalerweise
zwischen drei und sechs Schiffe. Am Sommeranfang
waren es 16. Und man brauchte
nicht einmal eines der zum Beispiel im »Diggers«
liegenden Ferngläser, um vom Wangerooger
Strand die Ozeanriesen zu sehen.
Ein kostenloses Schauspiel für die Leute
auf der Strandpromenade. Auch Volker
»Charly« Langhoop, »Ur-Einwohner«, sitzt
mit seiner besseren Hälfte Maike auf der
Bank am »Gerken« und schaut rüber zu den
Schiffen, knipst Fotos für Kinder und Enkel.
Auch das Ehepaar, das im Vorjahr die Goldene
Hochzeit feierte, genießt den Anblick
der Schiffsparade. Auch die Langhoops fragen
sich, wie es ohne die Riesenpötte weitergehen
soll.
Volker und Maike Langhoop
Die »Bild« brachte es auf den Punkt:
Herrscht Flaute am Markt, nimmt die Zahl
der »Auflieger« zu. Auflieger? Der an der Peripherie
von Wangerooge lebende Hermann
Goldschweer, der früher die Weltmeere befahren
hat, erklärt: »Auflieger nennt man
jene Schiffe, die mangels Ladung oder Passagieren
von den Reedereien nicht eingesetzt
werden; wie zum Beispiel der Autotransporter
»Hoegh Trident«, der unter norwegischer
Flagge fährt und der bis zu 6.500 Pkw transportieren
kann. Das Schiff verließ Bremerhaven
am 18. Mai, hat seitdem laut Tracking-
Dienst »MarineTraffic« keinen Hafen mehr
angelaufen.
Jetzt liegt er vor Wangerooge. Der Stillstand
des Autotransporters, der die Route
Europa-Asien bedient, passt zu den Umschlagzahlen
in Bremerhaven. Die Zahl der
umgeschlagenen Fahrzeuge im April: 88.421.
Der Vorjahreswert: 195.178. Mehr als das
Doppelte!
Die Kreuzfahrtschiffe verpesten die Luft.
Nicht selten ist dieser Satz von Besuchern der
Insel zu hören. Stimmt das? Bei den Reedereien
ist das natürlich ein Thema. Aber die
Umstellung ist bereits seit einigen Jahren im
Gang, bei einigen umgesetzt: Bis Ende 2021
sollen alle Kreuzfahrtschiffe, die mit Schweröl
betrieben werden, mit hybriden Abgasreinigungssystemen
(EGCS) ausgestattet sein.
Die reduzieren den Schwefelgehalt in den
Emissionen um 98 Prozent. Darüber hinaus
bekommen künftig alle Schiffe ein System
zur Reduzierung der Stickoxid-Emissionen.
Probleme, wie es die Zielhäfen der Kreuzfahrschiffe
haben, kennt man auf Wangerooge
nicht. Und das ist auch gut so …
TEXT: MANFRED OSENBERG
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0 56 TOURISTIK
NORWEGEN IN DER KRITIK
AUTOFREI AUF WANGEROOGE
Was bedeutet all das zum Beispiel für das »Kreuzfahrer-Land« Norwegen? Wenn Norwegen 2026
tatsächlich ,Null-Emissionen‘ fordert, gibt’s Riesenprobleme. Denn: Sollte der vom norwegischen
Parlament formulierte ,Null-Emissionsstandard‘ zu einem regulatorischen Standard werden, wird dies
mit ziemlicher Sicherheit bedeuten, dass kein Hochsee-Kreuzfahrtschiff, wie es derzeit in Betrieb oder
bestellt ist, in den Fjorden des Welterbes eingesetzt werden kann.
a
utofrei auf Wangerooge. Radfahrer
und viele Elektrowagen
beherrschen das Dorfbild.
»Fast jeder Handwerker hat
sein Elektroauto«, erklärt ein kritischer
Insulaner. Norwegen mit seinen vielen Elektroautos
ist da auf einem guten Weg. Aber
viele Urlauber kommen mit ihrem Wohnmobil
– und das läuft mit Verbrennungsmotor.
Für Geiranger ist das ein Dilemma.
»Klar ist da ein Widerspruch zwischen dem
grünen Denken und der Notwendigkeit,
seinen Lebensunterhalt zu verdienen«,
räumt der Bürgermeister ein. »Aber diesen
Widerspruch müssen wir lösen, indem wir
zusammenarbeiten.«
217 Schiffe liefen 2019 Geiranger und den
Nachbarort Hellesylt an. Das entspricht
rund 380.000 Kreuzfahrtpassagiere. Der
enorme Ansturm an Touristen freut die
Souvenirhändler, stellt das Dorf aber vor
Herausforderungen.
An den wunderschönen Anblick haben
sich auch Millionen Fernsehzuschauer
schon gewöhnt. Es sieht aus wie ein gewaltiger
Wohnkomplex am falschen Platz. Wenn
die MSC Meraviglia den Geirangerfjord
hochfährt, wird die umgebende Landschaft
zu einer Kulisse. Das 65 Meter hohe Kreuzfahrtschiff
der Schweizer Reederei MSC
Cruises lässt die Berge, die den Fjord umfassen,
ein wenig verblassen. 19 Stockwerke
hat der Ozeanriese, Platz für 5.714 Passagiere.
Sein Ziel ist das Dorf Geiranger im Südwesten
Norwegens. 200 Menschen leben
hier im Winter, doch in der Hochsaison zwischen
Juni und August gleicht der Ort einem
Ameisenhaufen
Auf Bürgermeister Jan Ove Tryggestad
wirkt das Gewimmel inspirierend.
»Die Kreuzfahrtindustrie ist für Geiranger
enorm wichtig«, sagt er. »Sie sorgt für Arbeitsplätze
und Aktivität und einen lebendigen
Ort.«
STRENGE AUFLAGEN
Doch der Kreuzfahrtverkehr in den Fjorden
verschmutzt die Luft und das Wasser
TOURISTIK 0 57
erheblich. »An einigen Tagen lagen dicke
braune Wolken über Geiranger«, weiß Sveinung
Rotevatn, Staatssekretär im Umweltministerium.
Deshalb hat die Regierung
die Reißleine gezogen: Seit März gelten im
Nærøyfjord, Aurlandsfjord, Geirangerfjord,
Sunnylvsfjord und Tafjord, die zum Teil
UNESCO-Welterbe sind, strenge Umweltauflagen
für die Luxusliner. Dazu gehören
etwa kein Schweröl ohne Filter, kein Ablassen
von Kloake und strengere Grenzwerte
für Schwefel- und Stickoxid
Doch aufatmen können die Menschen
in Geiranger noch nicht: Im Juni 2020
war die Luftqualität auf dem Niveau von
Oslo. Das staatliche Gesundheitsinstitut
warnte: Kranke Personen haben ein erhöhtes
Schlaganfall- und Infarktrisiko.
In den Jahren 2020, 2022 und 2025 werden
die Emissions-Grenzwerte weiter gesenkt,
bis 2026 soll – nach dem Wunsch des
Parlaments – der Kreuzfahrtverkehr überhaupt
keine schädlichen Abgase mehr rausblasen.
UMWELTSCHUTZ
Das hat Konsequenzen. »Wir haben für
2020 eine Reihe von Abbestellungen bekommen,
besonders von Schiffen, die vor
2000 gebaut wurden und den Anforderungen
nicht entsprechen«, erzählt die Chefin
der Häfen der Gemeinde Stranda, Rita
Berstad Maraak. Sie erwartet wirtschaftliche
Einbußen. Allein die MSC Meraviglia
zahlt für die paar Stunden im Hafen 18.000
Euro Liegegebühr.
»Wir glauben, dass für einen Zeitraum
eine recht große Kundengruppe ausbleibt,
die vielleicht nach einigen Jahren zurückkommen
wird.« Dass die Regierung die Umweltauflagen
verschärft hat, findet Berstad
Maraak gut, räumt jedoch ein: »Für uns ist
es aber wichtig, dass wir die Technologie
zur Verfügung haben.« Denn wenn ab 2026
nur noch strom- oder wasserstoffbetriebene
Schiffe zugelassen sind, »bedeutet das faktisch
null Kreuzfahrtschiffe in unserer Gegend«.
Da stellt sich die Frage: Führt der Umsatzrückgang
zu neuen Wirtschaftszweigen?
Sollte man alle Transportmittel abgasfrei
machen? In Norwegen sucht man verzweifelt
nach Lösungen. So könnten die großen
Schiffe außerhalb des Fjordes parken und
die Passagiere mit Elektrobooten in den Ort
gebracht werden. Denn eines wollen alle Akteure
unbedingt verhindern: Dass die Urlauber
statt über den Seeweg mit Bussen in
die Region reisen.
Schon jetzt herrscht während der Hochsaison
Chaos auf den Serpentinen. Die
schmalen, kurvigen Straßen wurden in den
70er Jahren gebaut, als man von der Entwicklung
des Ortes nichts ahnte. Begegnen
sich hier zwei Busse oder Autos mit Wohnwagen
an einer Kurve, müssen sich die Fahrer
abstimmen.
FOTOS: FRANK KORTENHORN
Inhaber Frank Eden …
… nennt zwei Gründe, weshalb das
Fahrradfahren auf der Insel besonders
den Kindern großen Spaß macht und
die Nerven der Eltern schont:
1.
2 .
Bis auf die Elektro-Karren sind
keine Autos unterwegs.
Auf der Insel existieren keine
Berge, die das Treten
anstrengend machen.
A
D
V
E
R
L
E
R
H
I
E
L
R
E
RADVERLEIH EDEN
Direkt am Bahnhof von Wangerooge
Zedeliusstraße 2a · Telefon 04469/266
V
D
I
H
A
R
0 58 TIPPS
»VOR DEM URLAUB
DIE FREIZEIT PLANEN«
Vor allem in Zeiten der Corona-Krise wächst die Bedeutung der Digitalisierung, und digitale
Informationen werden unverzichtbar. Wangerooges Gäste können nun über eine Web App viele
wichtige Inselinformationen finden.
m
it dieser App gehen wir einen
weiteren, wichtigen
Schritt in Sachen Digitalisierung«,
erklärte Ulrike
Kappler vom Verkehrsverein. Gemeinsam
mit der Kurverwaltung hatte der Verkehrsverein
bereits Ende vergangenen Jahres mit
der Erarbeitung der Web App begonnen.
Grundlage sind strukturierte Daten, die nun
auf der Homepage im Bereich der interaktiven
Inselkarte, in der Web App und auch auf
Infoterminals ausgespielt werden können.
»Leider können wir die Terminals aufgrund
der aktuellen Rahmenbedingungen
für Tourist-Informationen noch nicht in Betrieb
nehmen. Touch-Screens und Infostellen
dürfen derzeit coronabedingt nicht betrieben
werden«, bedauert Rieka Beewen
von der Kurverwaltung. In der Web App
finden Gäste die Wangerooger Gastronomie
und Einzelhandelsbetriebe mit den aktuellen
Öffnungszeiten sowie Veranstaltungen,
aktuelle Corona-Informationen und
viel Wissenswertes zu Sehenswürdigkeiten
und weiteren Angeboten. Badezeiten, Wetterinformationen
und die Webcam sind genauso
wie Informationen zu den Inselunterkünften
jederzeit unter webapp.wangerooge.
de abrufbar; eigentlich alles, was im Urlaub
wichtig ist. »Es handelt sich aber nicht um
eine parallele Homepage, die Daten können
einmalig gepflegt werden und nutzerorientiert
auf allen Kanälen ausgespielt werden«,
so Rieka Beewen. »Was in der WebApp vor
Ort wichtig ist, ist für den Nutzer am PC zu
Hause unter Umständen noch vollkommen
irrelevant. Die Kombination aus WebApp
und Homepage soll unseren Gästen die bestmögliche
Information immer dort bringen,
wo sie auch benötigt wird.«
Weiterhin hat auch die Unterkunftssuche
auf wangerooge.de ein Update bekommen.
Die Darstellung ist nun wesentlich
moderner und für den Gast auch leichter
zu bedienen. Zudem haben es auch die ersten
Inselerlebnisse in die Online-Buchbarkeit
geschafft. Auf der Homepage können ab
sofort Wattwanderungen online reserviert
werden und auch in der Tourist-Information
Zedeliusstraße ist die Buchung von Wattwanderungen
möglich.
»Damit geben wir unseren Gästen die
Möglichkeit bereits vor ihrem Urlaub die
Freizeit zu planen«, betonte Ulrike Kappler
und ergänzte: »Und wir müssen sie vor Ort
nicht mehr von A nach B schicken.«
Jeder interessierte Anbieter kann gerne
auf den Verkehrsverein oder die Kurverwaltung
zukommen. »Wir stehen für Fragen
gerne zur Verfügung.«
FOTO: EVELYN GENUIT
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Der Verkehrsverein Nordseeheilbad Wangerooge e.V.
hat eine Lösung dafür!
… das geht nur
0 60 KONTRASTE
NUR EIN
WANGEROOGER
SEGLER
Die diesjährige Regatta »Rund
Wangeroog« stand unter keinem guten
Stern. 13 Boote hatten gemeldet. Und die
»Alu-Ree« von Torsten Zoeke startete als
einziges Boot von der Insel, konnte aber den
Heimvorteil nicht nutzen.
Starker Wind. Regenschauer. Das
Schietwetter Anfang Juli 2020 führte dazu,
dass acht der 13 Segler schon vor dem Start
das Handtuch warfen und gleich wieder
die Heimathäfen ansteuerten. So war
der Weg frei für Claus Weegen vom WSV
Hooksiel, der die verkürzte Regatta »Rund
Wangeroog« für sich entschied.
YACHTRETTUNG
Noch nicht offiziell im Dienst der Marine,
aber schon im Einsatz bei einem Seenotfall
vor Wangerooge am zweiten Juli-
Sonntag. Einige Soldaten der noch nicht
offiziell im Marine-Dienst stehenden Fregatte
»Sachsen-Anhalt« haben drei Seeleute
von einer litauischen Yacht gerettet. Am
frühen Morgen des zweiten Juli-Samstags
erreichte das Schiff, das zurzeit noch erprobt
wird, der Notruf des Sportboots. Was war
passiert? Vier nautische Meilen vor Wangerooge
– so der Skipper – sei sein Boot manövrierunfähig
und sogar kurz davor, zu zerbrechen.
Das Marine-Schiff ließ sofort ein
sogenanntes Buster-Boot zu Wasser. Schnelle
und wendige Eingreifboote, um Soldaten
an Land zu bringen – oder eben auf See zu
operieren. Mit einem weiteren Buster und
einem Seenotrettungskreuzer gelang es
den Rettern schließlich die drei Männer an
Bord – und die havarierte »Bella« in Schlepp
zu nehmen. Die Ankerkette der kleinen
Yacht hatte sich in der Schraube verfangen.
Neben Schiffsführer und Crew hätten auch
andere Sportboote und die Berufsschifffahrt
in Gefahr geraten können.
Übrigens soll die »Sachsen-Anhalt« im
nächsten Jahr als drittes Schiff der neuen
Klasse F125 in Dienst gestellt werden.
DAS IST DER
SOMMER-HAMMER:
SABRINA ILLIG
WARF HANDTUCH
Zwölf Jahre hatte der Wangerooger
Frank Zoeke den Yacht-Club als erster
Vorsitzender gut geführt, bevor er auf der
Jahreshauptversammlung Ende Januar
2020 von Sabrina Illig abgelöst wurde.
Doch die 48-Jährige, hauptberuflich als Vorzimmerdame
des Bürgermeisters tätig, trat
bereits nach einem halben Jahr zurück.
Seit Mitte Juli muss sich der Club eine
Führungsperson suchen und wird nun satzungsgemäß
durch die beiden verbliebenen
Vorstandsmitglieder Bernd Stramm und
Wolfgang Tholen geführt. Sabrina Illig hatte
die Mitglieder per E-Mail von ihrem überraschenden
Rücktritt informiert.
Sie begründete ihren überraschenden
Rücktritt mit »gesundheitlichen Gründen.«
Laut NWZ habe sie zunächst angenommen,
sich auf ein gutes Vorstandsteam und die
Mitglieder verlassen zu können, doch Vorwürfe
und Streitigkeiten hätten zugenommen.
Sie wolle sich in ihrer ehrenamtlichen
Arbeit diesem Stress nicht länger aussetzen,
schrieb sie. Die Kritik habe ihr sehr zugesetzt.
Sie sei mit ihren Vorstellungen von
Vereinsarbeit auf Widerstände gestoßen.
Viel Stress hat dabei wohl die Corona-Krise
verursacht. Mit Blick auf die Allgemeinverfügungen
des Landkreises und der Gemeinde
Wangerooge hatte sie unpopuläre Entscheidungen
zum Clubhausbesuch treffen
müssen, zumal sie als Angestellte der Gemeinde
keine »Laschheiten« dulden könne.
KONTRASTE 0 61
UND DA WAR NOCH
DER SEGLER …
… der auf den Tag genau 155 Jahre nach
Gründung der DgzRS von den Seenotrettern
vor Juist gerettet wurden. Den bereits
stark unterkühlten Schiffbrüchigen zog die
Besatzung des Seenotrettungsbootes HANS
DITTMER der Freiwilligen-Station Juist
nahezu im letzten Moment aus der Nordsee.
SEGELSCHIFFBAR
Die Eye of the Wind sticht wieder in See. Mit Kursänderung. Die Krise trifft jeden ...
jetzt auch Schweden. Aktuelle Einschränkungen im Reiseverkehr machen eine erneute
Kursänderung notwendig: Die im Juli ursprünglich vorgesehenen Segeltörns in die
schwedischen Sommerprovinzen müssen umgeplant werden. Stattdessen bleibt die Crew
der »Eye of the Wind« in heimischen Gewässern und erkunden mit den Gästen sehenswerte
Häfen und Küstenabschnitte im Bereich der deutschen Ostsee.
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0 62 INSELHEIME
Inselheim Rüstringen
Haus am Meer
Bielefelder Haus
Westkap
PROBLEME
WEGEN CORONA
Langsam zur Normalität zurück. Das Motto gilt auch für die
Inselheime auf Wangerooge. »Aber wir kämpfen mit schweren
Herzen gegen die finanziellen Probleme an«, erklärte Bernd
Stramm vom Bielefelder Haus, »ein Großteil der Einnahmen fehlt,
und die Fixkosten bleiben.«
i
m Juli 2020 waren gerade mal 20 bis
25 Gäste im Heim. Junge Leute? Die
gesamten Schulfahrten wurden wegen
der Corona-Krise abgesagt. Gegenmittel?
Spendenaufrufe. Sammlungen.
Aber ein Defizit bleibt.
Sorgen haben auch andere Heime auf
Wangerooge. Beispiel OJE (Foto unten). Der
Landkreis Cloppenburg soll sich an unvorhersehbaren
Mehrkosten für den Neubau
des Gästehauses 3 beim Oldenburgischen
Jugenderholungswerk (OJE) Wangerooge
mit 83800 Euro beteiligen. Das hat der Ausschuss
für Kultur und Freizeit dem Kreisausschuss
und dem Kreistag einstimmig
zum Beschluss empfohlen.
Hintergrund: Der Landkreis Cloppenburg
ist genau wie die Stadt Oldenburg und
der Landkreis Friesland Mitglied im OJE.
»Generationen von Schülern aus dem gesamten
Landkreis Cloppenburg haben dort
schöne Stunden verbracht«, kommentierte
Kreisrat Neidhard Varnhorn.
Ursprünglich hatte der Kreistag Anfang
2019 beschlossen, sich an dem Neubau des
dritten Gästehauses auf der Nordseeinsel
mit bis zu 646000 Euro zu beteiligen. Die
nun aufgetretenen Mehrkosten von insgesamt
153200 Euro ergäben sich aus zwei
Posten, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung.
Ein Grund für die Mehrkosten: Die
Gemeinde Wangerooge fordert nun ein aufwendigeres
Entwässerungskonzept.
FOTOS: EVELYN GENUIT
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0 64 SPORTLICHE INSEL
TENNIS-
NACHWUCHS
GESUCHT –
TOPTRAINER
GEFUNDEN!
Er war einer der besten Punktesammler
in der sehr erfolgreichen Mannschaft der
Wangerooger Tennissenioren. Jetzt ist
Nils Bäumer wieder an Bord. Als Trainer.
Kein Wunder, dass Daniel Greulich (Foto)
als neuer Sport- und Jugendwart des Tennisclubs
erfreut ist über die Verpflichtung
Bäumers, der seit seiner Kindheit mit der Insel
verbunden ist und bereits vor vielen Jahren
als Trainer in den Sommermonaten auf
Wangerooge tätig war.
Interessant: Neben den frei zu buchenden
Stunden für Gäste und Jedermann wird
ebenfalls ein gesponsertes Kinder- und Jugendtraining
für die auf der Insel lebenden
Kinder und Jugendlichen angeboten. Kurstermine
sind vom 16. bis 26. Juli und 14. bis
25. August jeweils 8 bis 20 Uhr; vom 27. bis
31. Juli während des Wangerooger Tennisturniers
sind nur kurzfristig je nach Platzkapazität
Trainings möglich.
Die Kosten fürs Tennistraining (60 Minuten
inklusive Platz-/Hallengebühr) liegen
bei 15 Euro pro Person in der Vierer-Gruppe,
20 Euro in der Dreiergruppe, 25 Euro für
Zweiertraining und 45 Euro fürs Einzeltraining.
Auf eine Fünfer-Karte gibt’s 10 Prozent
Nachlass.
Neben der Nachwuchssuche stand in
den Tennisdünen natürlich die Planung für
das traditionelle, gut besetzte Tennisturnier
im Vordergrund, über das die MOIN in
der nächsten Ausgabe ausführlich berichten
wird.
GOLF
Erst spät begann wegen der Corona-
Krise die Golfsaison. Immerhin steht fest
dass der Wangerooger Golfclub auf der 9
Loch-Anlage am Flugplatz ein Gebäude mit
Lager- und Sanitärräumen an den Carport
anbauen darf. Die nächste öffentliche
Toilette ist rund 400 Meter entfernt. Auch
da gilt: Abstand halten …
SCHACH
Hauptsponsor Dr. Oliver Kiaman hat das
in diesem Jahr zum 38. Mal stattfindende
Wangerooger Schachturnier vom
26. bis 31. Juli 2020 auf Basis der
Vorjahreszahlen wieder klimaneutral
gestellt. Die Emissionen, die Teilnehmende
aufgrund von Anreise via PKW/Schiff/
Flugzeug sowie Übernachtungen etc.
erzeugen, werden an anderer Stelle auf der
Welt über den internationalen Zertifikate-
Handel kompensiert. Die ausgewählten
Projekte entsprechen dem sog. Gold
Standard, das ist der höchste Standard.
BEACHVOLLEYBALL
Wegen der Sicherheitsbestimmungen
sollen »Sportarten mit Körperkontakt«
abgesagt werden; so auch das traditionelle
Wangerooger Beachvolleyballturnier am
Hauptstrand. Stattfinden wird aber das
Drachenfest, und zwar am 18. und 19.
August 2020 in abgespeckter Form. Die
Night-Show fällt diesmal weg. »Wegen
der Zuschauerbeschränkung!«, nennt
Organisator Thomas von Ahn den Grund.
NEUERÖFFNUNG
WANGEROOGE · PETERSTRASSE 17
Wir führen auch Weine von Winzern,
die wir persönlich kennen.
Schauen Sie selbst: Für jeden Geschmack ist etwas dabei!
Auch alkoholfreie Weine.
ANNAHMESTELLE FÜR LOTTO
Auf der Insel kann endlich wieder getippt werden!
Obwohl er Wangerooge sehr schätzte, hielt sich die Begeisterung
in Grenzen, als der Oldenburger Oberapellationsrat
Anton Gerhard Westing 1829 vom Großherzog
Paul Friedrich August zum Badekommissar der Insel ernannt
wurde. Im Gegensatz zu seiner Frau Bernhardine,
die sich liebevoll um die Belange der Badegäste
kümmerte, konnte Westing sich für diese
Aufgabe nur wenig begeistern. Deshalb kümmerte
er sich lediglich um die innere Verwaltung der Badeanstalt. Auf
Wangerooge erzählt man sich noch heute, dass er es dabei als eine
seiner wichtigsten Aufgaben ansah, immer für ausreichend Gin in
den Räumen des Verwaltungsgebäudes zu sorgen. Dass der Badekommissar
ein großer Liebhaber des Wachholderschnapses
war, ist deshalb bekannt. Nur über das Gerücht, dass die
Liebe Westings zum Gin so weit ging, dass er gelegentlich
ein Bad darin nahm, ist in den Chroniken der Insel nichts
zu finden ...
Gebadet haben in diesem Gin auf jeden Fall fein
aufeinander abgestimmte Botanicals wie z.B.
Wachholder, Tonkabohne, Hibiskusblüte, Kardamom,
Orangen- und Zitronenschalen, Sanddorn, Pflaume und Safran
und sorgen so für eine unverwechselbare Note. Abgerundet
wird das Geschmackserlebnis durch Zutaten des Meeres, denn
auch Aromen wie die des Quellers prägen diesen einzigartigen Gin.
0 66 EVENTS
REGEN, ROCK
UND ROSENGARTEN
Corona und kein Ende. Aber die Wangerooger
Gäste sollen nicht auf Kultur verzichten.
Probleme gibt es bei Veranstaltungen
im Kleinen Kursaal. Der Abstand kann
nicht gewährleistet werden. Aber im Rosengarten
startete – in abgespeckter Form – das
Kulturprogramm. Heiner war da. Für die
Kinder. Aus Hamburg kam der Pianist Hauke
Ströh. Er spielt Stücke von Simon & Garfunkel,
Leonard Cohen, Sting, Katie Melua,
Eric Clapton, Lana del Rey, Elvis und Procol
Harum. Auch eigene.
Leider spielte das Wetter Anfang Juli
nicht mit. Dabei waren die Vorsichtsmaßnahmen
eigentlich perfekt. Abstand wurde
gehalten. Und die Gesichtsmasken, auf der
Insel besser bekannt als »Schnutenpullis«,
hatte jeder Besucher dabei.
Und da waren noch die Inselgäste, die
mit einer zünftigen Wattwanderung der Natur
ganz nahe sein konnten.
FOTOS: EVELYN GENUIT
+ USCHI BOOG
+ MANFRED OSENBERG
EVENTS IM SEPTEMBER
Um 14.00 Uhr startet am 11.9.20 das
Wangerooger Leuchtturmfest 2020 mit
jeder Menge Spiel- und Spaßaktionen für
kleine Inselentdecker. Am Abend findet
dann die erste Wangerooge 90er-Open-Air-
Leuchtturmdisco statt. Gäste dürfen sich
auf jede Menge Hits der 90er Jahre freuen
und im Schatten des Leuchtturms tanzen.
Zum Abschluss der Miesmuscheltage feiert
Wangerooge am 21.9.20 auf der ZE. Von
12.00 Uhr bis 18.00 Uhr geht es in der Zedeliusstraße
nur um eines: um die Miesmuschel.
Gäste erwarten kulinarische
Hochgenüsse: In kleinen handlichen Probierportionen
werden Miesmuscheln in unterschiedlichsten
Formen serviert.
VORFREUDE
Sieh, der Wind treibt Regen übers Land.
Über den Osterdünen braut sich was zusammen!
Wir erblicken Häuser am Inselrand.
Und all dies passt in einen bunten Rahmen.
FOTO: ULRIKE ROLF
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0 68 MEDIEN AM MEER
ZWEI WUPPERTALER
SPORTJOURNALISTEN
GRÜNDETEN DIE MOIN UND
DAS OSTFRIESLAND-MAGAZIN
Sie gingen für die Sportpresseteams im Fußball auf Torejagd, bildeten den Vorstand des Vereins
Bergische Sportpresse und saßen gemeinsam bei Fußball-Länderspielen auf der Pressetribüne.
Detlef Hartlap
e
xakt 25 Jahre nach der Gründung
des Ostfriesen Magazins
(OMA) hob Manfred Osenberg
die »MOIN von Wangerooge«
aus der Taufe. Eine Erfolgsgeschichte, wie
sich inzwischen herausgestellt hat. Auf der
Insel wird die MOIN rund 100 Mal so oft
verkauft wie die OMA. Die hat sich längst an
der Nordseeküste durchgesetzt. Der Gründer
dagegen lebt – im Gegensazu zu MOIN-
Macher Osenberg – schon viele Jahre nicht
mehr an der Nordsee.
So bunt wie das OMA ist auch das
Leben von Detlef Hartlap (70), der zuletzt 24
Jahre Chefredakteur der »Prisma« war, die
Deutschlands drittstärkstes Printmedium
mit 4,2 Millionen Exemplaren ist. Die
Fernseh-Beilage mit ihrer Treppenlift-,
Billigreisen- und Potenzstörungs-Werbung
liegt in West und Ost in diversen Tageszeitungen,
die es auch auf Wangerooge gibt.
Während es Manfred Osenberg vor 30
Jahren nach Wangerooge verschlug, zog
der mehrfache Familienvater Hartlap
nach diversen Redaktionsjahren (u.a.
Wuppertal und München) und journalistischen
Herausforderungen (u.a. Stern, Sportillustrierte,
TV Spielfilm) in den achtziger
Jahren nach Ostfriesland, weil es seinen
ungezwungenen, kinderfreundlichen
Lebens vorstellungen am nächsten kam. Er
gründete das Ostfriesland Magazin, leitete
die Inselmagazine Muschel (Juist) und
Inselglocke (Baltrum) und schrieb mehrere
Bücher über Ostfriesland.
Auch Osenberg, der am 21. Mai 1968
erstmals über ein Fußball-Länderspiel (9:0
in Essen gegen Zypern) für die Westdeutsche
Zeitung berichtete, suchte immer wieder
nach neuen Aufgaben und landete schließlich
auf Wangerooge, wo er schon vor 20 Jahren
von modern denkenden Unternehmern
»unter Druck gesetzt« wurde, so etwas wie
im Bergischen Land für Wangerooge zu
schaffen. Mit »so etwas« war eine illustrierte
Inselzeitung gemeint, nach dem Vorbild
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MEDIEN AM MEER 0 69
Manfred Osenberg
0 70 MEDIEN AM MEER
der drei westdeutschen Sportmagazine
Bergische Handballzeitung, Fußball-
Report und der Tennis-und Golfzeitschrift
»Matchball«, die der Eigentümer eines
Inselhauses am Alten Deich auf Wangerooge
»zu Hause« in Wuppertal seit Jahrzehnten
mit Erfolg als Verleger herausgebracht hatte.
DIE MOIN-GEBURT
Der vielbeschäftigte fünffache Familienvater
freundete sich nach und nach mit dem
Gedanken an, gab seine erfolgreiche
Tätigkeiten beim kicker-Sportmagazin
und bei der Westdeutschen Zeitung sowie
zahlreiche Ehrenämter auf.
Folge: 2009, also vor elf Jahren, war es
dann soweit. Zusammen mit dem Fotografen
Kurt Keil und dem Autor dieses Artikels
machte er sich auf den Weg auf seine
Lieblingsinsel, wo er schon im Vorfeld die
ersten Fäden für sein neues Projekt unter
dem friesischen »MOIN« als griffigen Namen
für das zukünftige Insel-Magazin geknüpft
hatte. Die Idee für die Namensgebung hatte
Jörn, der älteste von vier Osenberg-Söhnen,
der mit der Gestaltung sehr zum Erfolg des
Inselmagazins beiträgt.
DUELL MIT KOHLS
Was noch ausstand, war ein Besuch beim
damaligen Bürgermeister Holger Kohls, der
das jüngste Kind im Verlag Osenberg noch
absegnen sollte. Erheblich leichte rgesagt
als getan. Denn der Bürgermeister hatte
wohl von Osenbergs Absicht gehört, war
aber pikiert darüber, dass man ihn nicht
zuerst gefragt hatte. In einem denkwürdigen
Gespräch gelang es dem Wuppertaler
Verleger und Journalisten den konservativen
Holger Kohls davon zu überzeugen, dass
»MOIN« als publizistisches Aushängeschild
genau das sei, was Wangerooge noch brauchte
und er damit auch nicht in Konkurrenz zum
seit vielen Jahren etablierten »Inselboten«
treten wolle.
»Ich werde der Zeitung auch nie ein
Interview geben und möchte auch nicht
darin erscheinen«, so Kohls zum Abschluss
der Unterredung. Ein Standpunkt, den
das Insel-Oberhaupt aber bald revidierte,
denn »MOIN« schlug mit frischen Stories
und den großartigen und großformatigen
Fotos von Kurt Keil, dem bergischen
»Meister der Linse«, bestens ein und bot
für die Inselbewohner wie auch für die
Urlaubsgäste unterhaltsamen Lesestoff.
Die vielen Hundert Leser, die ihre »MOIN«
inzwischen auch auf dem Festland im
Abonnement beziehen, wundern sich
darüber, dass der Stoff dafür auf der
kleinen Insel nie ausgeht.Große und kleine
Ereignisse, Aktuelles und Nostalgisches,
Porträts von bemerkenswerten Gästen und
Inselbewohnern, Wichtiges und Amüsantes,
all das wird in der »MOIN« anschaulich
dargestellt wird, illustriert durch die
fantastischen Fotos von Evelyn Genuit, die
seit Jahren auch den »MOIN-Kalender«
bebildert.
Wer Osenbergs Wangerooge-Aktivitäten
schildert, der darf auch die drei reich
bebilderten Bücher über »seine« Insel nicht
vergessen. »Seine«, das passt inzwischen,
denn seit Anfang 2019 hat Manfred
Osenberg seinen Wohnsitz auf die östlichste
der »Sieben zum Verlieben« verlegt.
Allerdings ohne seine älteren
verlegerischen »Kinder« zu vergessen. Alle
drei haben nämlich ebenfalls im vergangenen
Jahr Geburtstag gefeiert: Die Bergische
Handballzeitung BHZ (wird inzwischen
von seiner Tochter, der ehemaligen Jugend-
National- und Bundesligaspielerin Steffi
redigiert) wurde 40 Jahre alt, der »Fußball-
Report« stolze 35 Jahre und »Matchball« ist
seit genau 30 Jahren auf dem Markt.
Dazu passt bestens, dass Osenberg in
2019 auch sein 50-jähriges Berufsjubiläum
als Journalist feierte. Also, allemal Grund
genug zum Feiern.
TEXT: FRIEDEMANN BRÄUER
FOTOS: KURT KEIL + PRIVAT
TSCHÜSS INSELBOTE!
Nach 35 Jahren zieht Hans-Friedrich
Stenzel (Fotos), der die Druckerei und
schwarz-weiße Inselzeitung von seinem
Vater Kurt übernommen hatte, einen
Schlussstrich. Aus Altersgründen. Mit
Ehefrau Christiane hatte Stenzel in seinem
Haus Gutenberg den Inselboten »gemacht«,
sozusagen im eigenen Wohnzimmer. Geschrieben,
gedruckt, verarbeitet. Und ausgeliefert.
Eine Menge Arbeit.
Der Inselbote war Kult. Im Juli 2020
liegt die letzte Ausgabe auf der Zeitungstheke
der Inselbuchhandlung. Neben der NWZ,
der Bild und neben der MOIN. Die wird
weiter existieren. Mit 76 Seiten, bestem
Papier und – einer rosigen Zukunft. In
einer »Zeit des Zeitungssterbens« keine
Selbstverständlichkeit.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei
allen Anzeigenkunden, die wissen, dass es
ohne Werbung keine Zukunft gibt. Und wir
wünschen dem Ehepaar Stenzel alles Gute.
Sie haben sich den Ruhestand verdient.
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AUSGEZEICHNET …
… wurde Manfred Osenberg von mehreren Verbänden und
Vereinen. Er ist Ehrenpräsident des Vereins Bergische Sportpresse,
den er ab 1972 45 Jahre leitete und bei Sportpressefesten viele
Spenden für die Deutsche Krebshilfe gesammelt wurden. Osenberg
ist auch seit 20 Jahren Ehrenmitglied des TVB Wuppertal, deren
Handballgirls er als Trainer 1986 ins Deutsche A-Jugendfinale
führte und als Manager 20 Jahren später in die erste Damen-
Bundesliga. Ehrenamtlich tätig war er auch u.a. für den
Spastikerverein und die Anonymen Alkoholiker.
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0 74 AUSATMEN
Bin dann mal weg! Die nächste MOIN kommt Anfang Oktober 2020.
FERIEN-TIPPS
Aus dem Ratgeber von 1955: So werden Sie eine gute Ehefrau.
Auch beim Insel-Urlaub sollten das die Damen berücksichtigen.
• Hören Sie ihm zu. Sie mögen
ein Dutzend wichtiger Dinge auf
dem Herzen haben, aber wenn
er vom anstrengenden Kneipenbummel
heimkommt, ist nicht
der geeignete Augenblick, darüber
zu sprechen. Lassen Sie ihn
zuerst erzählen - und vergessen
Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen
wichtiger sind als Ihre.
• Der Abend gehört ihm. Beklagen
Sie sich nicht, wenn er spät
heimkommt oder ohne Sie zum
Abendessen oder einer Veranstaltung
am Strand ausgeht.
Versuchen Sie, seine Welt voll
Druck und Belastungen zu verstehen.
Er braucht es wirklich,
sich zu Hause zu erholen.
• Ihr Ziel sollte sein: Sorgen Sie
dafür, dass Ihre Ferienwohnung
ein Ort voller Frieden, Ordnung
und Behaglichkeit ist, wo Ihr
Mann Körper und Geist erfrischen
kann.
• Begrüßen Sie ihn nicht mit Beschwerden
und Problemen.
• Beklagen Sie sich nicht, wenn
er spät heimkommt oder selbst
wenn er die ganze Nacht ausbleibt.
Nehmen Sie dies als kleineres
Übel, verglichen mit dem,
was er vermutlich tagsüber
durchgemacht hat.
• Machen Sie es ihm bequem.
Lassen Sie ihn in einem gemütlichen
Sessel zurücklehnen oder
im Schlafzimmer hinlegen. Halten
Sie ein kaltes Getränk für
ihn bereit.
• Schieben Sie ihm sein Kissen
zurecht und bieten Sie ihm an,
seine Schuhe auszuziehen. Sprechen
Sie mit leiser, sanfter und
freundlicher Stimme.
• Fragen Sie ihn nicht darüber
aus, was er tagsüber gemacht
hat. Zweifeln Sie nicht an seinem
Urteilsvermögen oder seiner
Rechtschaffenheit. Denken
Sie daran: Er ist der Hausherr
und als dieser wird er seinen
Willen stets mit Fairness und
Aufrichtigkeit durchsetzen. Sie
haben kein Recht, ihn in Frage
zu stellen.
Denn: Eine gute Ehefrau weiß
stets, wo ihr Platz ist.
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Chefredaktion
Manfred Osenberg
Tel. 0171-6803540
osenbergpresse@t-online.de
Fotos
Evelyn Genuit
Kurt E. Keil
Burkhard Rüdiger
Manfred Osenberg
Peter Tigges
Antje Pollex
Klaus Schultes
Axel Stuppy
Renate Zerhusen
Reportagen
Axel Stuppy
Friedemann W. Bräuer
Druck
Häuser KG, Köln
Anzeigenpreisliste
Nr. 2 Februar 2019
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