neue bücher - DGG
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62<br />
sammenfassung seiner bisherigen Arbeitsergebnisse<br />
im Schwarzwald dar und enthielt<br />
eine damals sehr moderne Übersicht über<br />
die Gliederung der tieferen Kruste nach petrogenetischen<br />
Gesichtspunkten. Nach dem<br />
Krieg war bei Geologen und Petrographen<br />
die Granitforschung in ein <strong>neue</strong>s Stadium<br />
getreten, und bei seiner Beschäftigung mit<br />
den Details der <strong>neue</strong>n ‘Granitsituationstheorien’<br />
stieß K. R. MEHNERT auf Zusammenhänge<br />
mit dem Migmatitphänomen, die<br />
er sehr bald als Anfangsstadien der Granitbildung<br />
definierte. Die Voraussetzungen für<br />
diese Arbeiten waren tatsächlich sehr günstig,<br />
lag doch das Studienobjekt quasi vor<br />
der Haustür. Obendrein erwies es sich sehr<br />
bald, daß die schwarzwälder Migmatite fast<br />
die gesamte Abfolge der Anatexis von den<br />
partiell mobilisierten Initialstadien bis zu<br />
vollständig ‘granitisierten’ Formbeständen<br />
enthielten.<br />
Im Oktober 1953 erhielt K. R. MEHNERT den<br />
Ruf auf den Lehrstuhl für Mineralogie an<br />
der 1948 neu gegründeten Freien Universität<br />
Berlin. Hier konnte er ab 1954 ein <strong>neue</strong>s<br />
Institut ganz nach seinen Vorstellungen aufbauen.<br />
Trotzdem gingen die Arbeiten im<br />
Schwarzwald mit einer vergrößerten Gruppe<br />
junger Mitarbeiter zügig voran, und es erschien<br />
in kurzen Abständen eine mehrteilige<br />
Serie von Veröffentlichungen über die<br />
‘Granitisation im Schwarzwald’ sowie eine<br />
vorläufige zusammenfassende Darstellung<br />
zum ‘gegenwärtigen Stand des Granitproblems’.<br />
Aus dieser ersten Zusammenfassung<br />
der Granitisationsdiskussion entwickelte<br />
sich nach und nach eine umfassendere<br />
Darstellung des Themas Migmatitgenese<br />
und Granitisation, die 1968 in dem in englischer<br />
Sprache erschienenen Buch ‘Migmatites<br />
and the Origin of Granitic Rocks’ gipfelte<br />
(2. Aufl. 1972).<br />
In der Folgezeit ergingen Rufe an die Universitäten<br />
Karlsruhe und Frankfurt, die er<br />
jedoch zugunsten seiner berliner Wirkungsstätte<br />
ausschlug. Im Jahre 1961 war Karl<br />
Richard MEHNERT zum Mitglied der Deutschen<br />
Akademie der Naturforscher ”Leopol-<br />
PERSONALIA<br />
dina” ernannt worden, erhielt 1967 die<br />
Hans-STILLE-Medaille der Deutschen Geologischen<br />
Gesellschaft und 1976 die Abraham-Gottlob-WERNER-Medaille<br />
der Deutschen<br />
Mineralogischen Gesellschaft, deren<br />
Vorsitzender er 1965-66 war. In den Jahren<br />
1969-70 hatte er den Vorsitz in der Geokommission<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
inne, und von 1962 bis 1985 war<br />
er Mitherausgeber für Petrologie und Geochemie<br />
beim ”Neuen Jahrbuch für Mineralogie”.<br />
Im Jahre 1967 war unter seiner Initiative<br />
und Beratung an der Freien Universität Berlin<br />
ein großzügiger Institutsneubau entstanden.<br />
Mit den <strong>neue</strong>n räumlichen und apparativen<br />
Möglichkeiten, die sich nun boten,<br />
konnten auch die seit längerem geplanten<br />
Experimentalarbeiten zur Migmatitgenese in<br />
Angriff genommen werden. Es erschien eine<br />
Reihe von Arbeiten, die das partielle<br />
Schmelzverhalten von Gneisen und Granuliten<br />
unter den Bedingungen eines natürlichen<br />
Gefügeverbandes untersuchten. Aber<br />
die noch immer diskutierten Granitisationsfrage<br />
ließ K. R. MEHNERT auch in diesen<br />
Jahren nicht los! Es wurden die Kalifeldspat-Großkristalle<br />
in Graniten und Gneisen<br />
mit der Mikrosonde auf ihren internen Zonarbau<br />
untersucht. Die Ergebnisse waren in<br />
gewisser Beziehung überraschend, da sich<br />
diese Feldspäte zum großen Teil als magmatische<br />
Bildungen erwiesen, während sie<br />
bisher in bestimmten Gneisen und Migmatiten<br />
als metamorphe (metasomatische) Produkte<br />
angesehen worden waren. Dadurch<br />
wurden zentrale Aspekte der bisherigen<br />
Granitisationstheorie in Frage gestellt, die<br />
im wesentlichen auf der Annahme einer<br />
nichtmagmatischen Bildung der Kalifeldspäte<br />
fußen.<br />
Karl Richard MEHNERT wurde im Jahre 1978<br />
nach vierzigjähriger Dienstzeit emeritiert.<br />
Sein Interesse an der Weiterführung der Arbeit,<br />
die er mit Ideenreichtum und Ausdauer<br />
in seiner Zeit geleistet hat, blieb seinen<br />
ehemaligen Schülern und Mitarbeitern bis<br />
zuletzt erhalten.