neue bücher - DGG

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22.12.2012 Aufrufe

34 Testergebnis sagt „durchgefallen“, wenn nach z. B. einem Säuretest Schäden und Gefügezerstörungen aufgetreten sind. Solche Effekte sind nicht unbedingt proportional zur Ausgangsfestigkeit oder zur chemischen Zusammensetzung. Dies ist eher „chaotisch“ zu sehen - Eine kleine Ursache hat in einem solchen Test oft eine große Wirkung (Zerstörung). So kann eine deutlich geringere Biegefestigkeit auf eine winzig kleine Unregelmäßigkeit auf der Oberfläche des Prüflings zurückzuführen sein, oder Beschädigungen nach einem Säuretest beim Schiefer sind auf kleine Variationen in der Lage und Verteilung von Kalkeinlagerungen zurückzuführen. Diese Variationen und Schwankungen beim Naturprodukt versucht die Materialprüfung durch die Einführung von Durchschnittswerten oder durch statistische Methoden mit größeren Prüfmengen anzugleichen, damit die Werte wieder wiederholbar und reproduzierbar werden. Dies entspricht nicht unbedingt dem Ziel von Baustoffanforderungen in der Praxis. Die Statik einer Brücke ist ja nicht von dem Durchschnitt der Festigkeit seiner Pfeiler abhängig, sondern von der maximalen Tragfähigkeit des schwächsten Pfeilers! Nichts anderes gilt für die Haltbarkeit eines Daches oder eines Mauerwerks, hier ist der schwächste Wert oder Punkt von Interesse, nicht der Durchschnittswert. Man ist aber trotzdem bei der Normung zu Durchschnittswerten gekommen, da gerade die Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit, daß heißt das Finden der gleichen Ergebnisse in verschiedenen Labors, vom Markt verlangt wird. Welcher Lieferant würde denn regelmäßige Prüfzeugnisse dulden, in denen die Werte ständig wechseln und so das Produkt ständig zwischen guten Qualitätsklassen und schlechten schwankt. Ohnehin sind solche Qualitätsklassen bei Naturprodukten aus diesem Grunde sehr kritisch zu bewerten. Dies wurde in der deutschen Natursteinnormung (DIN 52100 ff.) auch so berücksichtigt. Leider konnte man bislang solche Klassifizierungen in Eu- A US DER W IRTSCHAFT ropa nicht immer vermeiden, da sie gerade von Industrieprodukten unter ganz anderen Voraussetzungen im Markt mit Erfolg eingeführt wurden. Der Geowissenschaftler ist dagegen eher gewohnt, Einzelfälle zu untersuchen statt Durchschnittverfahren regelmäßig zu bestätigen. Es geht ihm darum, Erklärungen der Ursachen für Ausnahmen zu suchen. Normalerweise ist der Geowissenschaftler daran interessiert, neue Zusammenhänge zu entdecken und wenn nötig auch neue Verfahren. Dies widerspricht aber dem Sinn und dem Stil einer Norm. In einer Norm kann nur ein Verfahren festgelegt werden, das allgemein bekannt und eingeführt ist. Daran orientiert man sich in jedem Fall, auch wenn es sich dabei nicht um die neuesten Ergebnisse der Forschung handelt. Die Petrographie in der Normung Die hier angeschnittene Diskussion zwischen Materialprüfung und den geowissenschaftlichen Notwendigkeiten bei einem Naturprodukt haben dazu geführt, daß bei den Gesteinskörnungs-, Naturstein- und Schiefernormungen auch die Petrographie Einzug gehalten hat (vgl. EN 932-3, EN 932-4, EN 12326-2 und EN 12407). Hierbei mußte die Materialprüfung tolerieren, daß es sich um eine beschreibende Methode handelt, was in der Normung ungewöhnlich ist, obwohl man auch bei Tests zur Verwitterungsbeständigkeit (z.B. Säuretests) beim Ergebnisbericht auf Beschreibungen der Zerstörungen zurückgreifen muß. Es handelt sich natürlich immer um eine z. T. subjektive Stellungnahme, die aber zur richtigen Wertung der anderen Testergebnisse notwendig ist. So wird in der Petrographienorm für Naturstein und ähnlich in der Norm für Schiefer (DIN EN 12326-2) folgendes erläutert: „Eine petrographische Beschreibung von Naturstein ist nicht nur für die petrographische Klassifizierung wichtig, sondern soll auch die Merkmale hervorheben, die ihr

chemisches, physikalisches und mechanisches Verhalten beeinflussen. Naturstein darf deshalb nicht nur unter dem Gesichtspunkt seiner mineralogischen Zusammensetzung und des Gefüges charakterisiert werden, sondern es sind auch alle anderen Merkmale zu beachten. Um eine objektive petrographische Klassifizierung zu erreichen, ist möglichst eine quantitative Charakterisierung des Materials anzustreben.“ Man versucht allerdings, zumindestens die Wiederholbarkeit in einem gewissen Rahmen sicherzustellen. Leider gilt nämlich bislang unter Nicht-Geologen immer noch der Satz: „Jeder Geologe sagt etwas anderes“, und dieser Vorwurf ist zum Teil berechtigt. Viele geologische Bearbeiter verwechseln eine petrographische Prüfung nach einer festgelegten Norm mit einer gutachterlichen Beurteilung über die Norm selbst und über das dort festgelegte Prüfverfahren. Sie möchten sich nicht gerne an Regeln halten, sondern gleich eigene neue aufstellen. Ferner möchte manch ein Geowissenschaftler gerne sein Spezialwissen in einem Prüfbericht zum besten geben. So etwas kann aber leider nie Sinn einer Norm sein. Hier wird sich auf das Wesentliche beschränkt und ausschließlich der praktische Bezug gesucht. Wie bei einem juristischen Beweisbeschluß möchte man die Antwort auf eine ganz bestimmte Frage möglichst kurz und knapp und nicht die wissenschaftliche Ausführung wie in einem Forschungsbericht. Nicht so wie z. B. bei einer petrographischen Expertise über ein Gestein zur Dachdeckung: Der Geowissenschaftler beschrieb hier ausführlich die mineralogische Zusammensetzung des Gesteins mit einer Bewertung von schädlichen Bestandteilen (die im Gestein fehlten) usw.. Eine ganz wesentliche Aussage war aber im Text nur ganz am Rande erwähnt: Es handelte sich nicht um Dachschiefer, da das Gestein gar nicht geschiefert war, sondern es ließ sich nur zufällig entlang der Schichtung in Form einer plattigen Absonderung spalten. Alle Verglei- A US DER W IRTSCHAFT 35 che mit petrographischen Anforderungen an Dachschiefer waren gar nicht anwendbar,

chemisches, physikalisches und mechanisches<br />

Verhalten beeinflussen. Naturstein<br />

darf deshalb nicht nur unter dem Gesichtspunkt<br />

seiner mineralogischen Zusammensetzung<br />

und des Gefüges charakterisiert<br />

werden, sondern es sind auch alle anderen<br />

Merkmale zu beachten.<br />

Um eine objektive petrographische Klassifizierung<br />

zu erreichen, ist möglichst eine<br />

quantitative Charakterisierung des Materials<br />

anzustreben.“<br />

Man versucht allerdings, zumindestens die<br />

Wiederholbarkeit in einem gewissen Rahmen<br />

sicherzustellen. Leider gilt nämlich bislang<br />

unter Nicht-Geologen immer noch der<br />

Satz: „Jeder Geologe sagt etwas anderes“,<br />

und dieser Vorwurf ist zum Teil berechtigt.<br />

Viele geologische Bearbeiter verwechseln<br />

eine petrographische Prüfung nach einer<br />

festgelegten Norm mit einer gutachterlichen<br />

Beurteilung über die Norm selbst und über<br />

das dort festgelegte Prüfverfahren. Sie<br />

möchten sich nicht gerne an Regeln halten,<br />

sondern gleich eigene <strong>neue</strong> aufstellen. Ferner<br />

möchte manch ein Geowissenschaftler<br />

gerne sein Spezialwissen in einem Prüfbericht<br />

zum besten geben.<br />

So etwas kann aber leider nie Sinn einer<br />

Norm sein. Hier wird sich auf das Wesentliche<br />

beschränkt und ausschließlich der<br />

praktische Bezug gesucht. Wie bei einem<br />

juristischen Beweisbeschluß möchte man<br />

die Antwort auf eine ganz bestimmte Frage<br />

möglichst kurz und knapp und nicht die wissenschaftliche<br />

Ausführung wie in einem<br />

Forschungsbericht.<br />

Nicht so wie z. B. bei einer petrographischen<br />

Expertise über ein Gestein zur Dachdeckung:<br />

Der Geowissenschaftler beschrieb<br />

hier ausführlich die mineralogische Zusammensetzung<br />

des Gesteins mit einer Bewertung<br />

von schädlichen Bestandteilen (die im<br />

Gestein fehlten) usw.. Eine ganz wesentliche<br />

Aussage war aber im Text nur ganz am<br />

Rande erwähnt: Es handelte sich nicht um<br />

Dachschiefer, da das Gestein gar nicht geschiefert<br />

war, sondern es ließ sich nur zufällig<br />

entlang der Schichtung in Form einer<br />

plattigen Absonderung spalten. Alle Verglei-<br />

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Dachschiefer waren gar nicht anwendbar,

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