22.10.2020 Aufrufe

WiWi Career 2020

Mit dem Karriereführer erhalten Studierende der Wirtschaftswissenschaften wertvolle Tipps zum Studium, zur Jobsuche und zum Einstieg in den Beruf. Er bietet neben Informationen zu attraktiven Arbeitgebern auch Fachartikel von renommierten Professoren und Dozenten sowie Erfahrungsberichte aus dem In- und Ausland. Ergänzt wird das Ganze durch „Best-Practice-Beispiele“ sowie Angebote für Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Verteilung an die Studenten erfolgt über die Lehrstühle an den Hochschulen.

Mit dem Karriereführer erhalten Studierende der Wirtschaftswissenschaften wertvolle Tipps zum Studium, zur Jobsuche und zum Einstieg in den Beruf. Er bietet neben Informationen zu attraktiven Arbeitgebern auch Fachartikel von renommierten Professoren und Dozenten sowie Erfahrungsberichte aus dem In- und Ausland. Ergänzt wird das Ganze durch „Best-Practice-Beispiele“ sowie Angebote für Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Verteilung an die Studenten erfolgt über die Lehrstühle an den Hochschulen.

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Im Job<br />

Die beste Voraussetzung<br />

für eine Führungskraft:<br />

ein Sozialpädagogik-<br />

Studium<br />

Studierende der Sozialpädagogik scheinen<br />

mir besser für Führung gerüstet als<br />

Studierende der Betriebswirtschaftslehre.<br />

Überrascht Sie das? Mich gar nicht mehr<br />

so sehr. Nach meiner Erfahrung kennen<br />

Studierende der Sozialpädagogik sehr häufig<br />

schon früh den Sinn ihres Studiums und<br />

sie arbeiten auf ein übergeordnetes Ziel<br />

hin, nämlich Menschen auf sinnvolle Art<br />

und Weise in deren Leben helfen zu können.<br />

Zudem lernen Studierende der Sozialpädagogik<br />

im Verlauf des Studiums viel<br />

über sich selbst als Person. Sie reflektieren<br />

sowohl ihre Grundannahmen als auch ihr<br />

Handeln und gewinnen dadurch wichtige<br />

Ansätze für das Entwickeln einer klaren<br />

professionellen Haltung. Das hilft ihnen<br />

später im Berufsleben und gerade in Führungspositionen.<br />

J J<br />

Entwicklung durch Reflexion<br />

In einem Studium der Sozialpädagogik<br />

nimmt Reflexion dauerhaft viel Raum ein.<br />

Das Klischee, dass die Sozialpädagogen<br />

alles ausdiskutieren wollen, muss ja irgendwoher<br />

kommen. Dies bringt jedoch<br />

den Vorteil mit sich, dass sie sich mit sich<br />

selbst und mit anderen sehr tiefgehend<br />

auseinandersetzen. Das kratzt nicht nur an<br />

der Oberfläche, das geht mitunter weit zurück<br />

in der Biografie und deckt tief verwurzelte<br />

Entwicklungshindernisse auf. Gewissermaßen<br />

»ohne Maske« lernen sich die<br />

Studierenden kennen. In der BWL habe<br />

ich hingegen immer wieder beobachten<br />

können, dass Professionalität eher als<br />

Makellosigkeit oder Unangreifbarkeit<br />

interpretiert wird. Die Studierenden versuchen<br />

demnach länger, den Schein<br />

aufrechtzuerhalten. Da werden Schwierigkeiten<br />

und (vermeintliche) Schwächen<br />

verborgen, solange es irgendwie möglich<br />

ist. Wer an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit<br />

kommt, entzieht sich eher einmal<br />

der Lehrveranstaltung, um sich keine<br />

Blöße zu geben, als diesen Umstand öffentlich<br />

zu machen. Aber was bedeutet<br />

das wohl für Führung, wenn Vorgesetzte<br />

nicht aushalten können, von außen rückgemeldet<br />

zu bekommen, dass sie »noch Entwicklungspotenzial<br />

haben«?<br />

J J<br />

Entwickeln einer professionellen<br />

Haltung<br />

Durch die Reflexion ist es möglich, eine<br />

professionelle Haltung zu entwickeln. In der<br />

Sozialpädagogik wird viel Wert darauf gelegt,<br />

dass jede Person klare Leitlinien für<br />

den Umgang mit anderen Menschen findet,<br />

seien es Klienten, Mitarbeiter oder Geldgeber.<br />

Supervision ist etabliert, so dass sich<br />

das Hinterfragen und Neu-Ausrichten im<br />

Berufsalltag verstetigt. So entsteht eine<br />

Kultur, in der professionelle Weiterentwicklung<br />

eine Selbstverständlichkeit ist. Sehr<br />

oft geht es dabei um das Setzen von Grenzen:<br />

Wem helfe ich in welchem Umfang?<br />

Wem komme ich wie weit entgegen? Hilft<br />

es der Sache wirklich, wenn ich über meine<br />

Grenzen gehe? Wie lange halte ich das<br />

durch? Fragen, die sich Führungskräfte mit<br />

BWL-Hintergrund durchaus stellen sollten,<br />

und das am besten nicht erst in der Burnout-Therapie.<br />

Bei kombinierten Sozialpädagogik-Studiengängen<br />

mit Management-Anteilen kommen<br />

zwei weitere Aspekte hinzu. Das individuelle<br />

Führungsverständnis wird bereits<br />

im Studium, also lange vor der ersten Führungstätigkeit,<br />

ausführlich erarbeitet und<br />

hinterfragt. Und, um es zuzuspitzen, Studierende<br />

in solchen Studiengängen lernen<br />

»den Zahlenkram«, nehmen ihn aber nicht<br />

ganz so ernst wie ein klassischer BWLer.<br />

Das bringt die bereits ausgeführten Vorteile<br />

mit sich. Umgekehrt wird es schwierig: Wer<br />

darauf getrimmt ist, immer nur von den<br />

Zahlen her zu denken, und sich Führung<br />

nebenbei aneignen will, braucht Unterstützung.<br />

Die heute bislang leider nur vereinzelt<br />

angebotenen Soft-Skills-Veranstaltungen<br />

in der BWL reichen für das Anstoßen<br />

tiefgreifender Veränderungen nicht aus.<br />

So gut Führen lernen<br />

wie Sozialpädagogen<br />

Tja, und nun? Nicht jedes Unternehmen<br />

bietet Personalentwicklungsprogramme für<br />

Nachwuchsführungskräfte an. Vielleicht<br />

sind Sie auch gar nicht für ein solches Programm<br />

vorgesehen, weil für Sie keine offizielle<br />

Führungsrolle in Sicht ist. Oder aber<br />

Sie werden nicht ausgewählt, weil niemand<br />

Ihr Potenzial zur Führung sieht.<br />

Wenn Sie sich also<br />

von Anfang an für Führung<br />

fit machen wollen,<br />

müssen Sie wohl selbst<br />

die Initiative ergreifen.<br />

Das ist, nebenbei bemerkt, sowieso keine<br />

schlechte Eigenschaft für Führungskräfte!<br />

Lassen Sie uns rekapitulieren, wie Sie<br />

von den Sozialpädagogen lernen können.<br />

Sie brauchen Klarheit über das Ziel, dauerhafte<br />

und tiefgehende Reflexion sowie eine<br />

professionelle Haltung. Wie kann das<br />

funktionieren, wenn Sie auf sich gestellt<br />

sind? Im Folgenden lernen Sie verschiedene<br />

Möglichkeiten kennen. Sie reichen vom<br />

eigenständigen Aneignen der wichtigsten<br />

Führungsthemen über Mentoring und Coaching<br />

bis hin zu einem unkonventionellen<br />

Vorschlag, dem Üben von Führung. Einige<br />

➩<br />

<strong>WiWi</strong><strong>Career</strong> <strong>2020</strong>/2021<br />

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