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Impulsmagazin für Erwachsene - Lebensraum: MENSCH

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information & bewusstsein<br />

Im Labyrinth des Lebens:<br />

Wegweiser<br />

GERADE JENE STEINE, DIE DICH INS STOLPERN BRINGEN, SIND DEINE<br />

WEGWEISER (Martin Gerhard Reisenberg)<br />

Roswitha Maderthaner<br />

Kindergartenleiterin<br />

Montessoriepädagogin<br />

Akademische Trainerin<br />

Dipl.Biografiearbeiterin<br />

zur Zeit Studium der<br />

Elementarpädagogik<br />

Neulich am Pilgerweg im Mühlviertel.<br />

Am Morgen des zweiten<br />

Tages erreiche ich ein Labyrinth.<br />

Mitten am Weg taucht es auf,<br />

mit kleinen Steinen gelegt und Lavendel<br />

umrandet. In der Mitte steht ein Baum<br />

und am Eingang ist ein Schild befestigt,<br />

mit dem Hinweis, dass es sich um das<br />

Labyrinth von Chartres handelt und<br />

von der örtlichen Landjugend angelegt<br />

wurde. Ich bin begeistert. Man muss<br />

wissen, dass es sich bei einem Labyrinth<br />

nicht um einen Irrgarten handelt. Beim<br />

Irrgarten muss man den Weg suchen<br />

und hinausfinden, dabei wird man in<br />

die Irre geführt. Das Labyrinth hingegen<br />

hat nur einen Weg, der immer zur Mitte<br />

führt. Es ist ein uraltes Menschheitssymbol,<br />

das für das Leben selbst und<br />

den Lebensweg steht. Macht man<br />

sich auf und begeht es, so kann<br />

man viel über sein Leben erfahren<br />

und sich selbst entdecken.<br />

Da steh ich also, voll Vorfreude und<br />

dem Gedanken, ob mein Rucksack beim<br />

Durchschreiten mitkommen soll. Es ist<br />

mein zweiter Pilgertag und der Rucksack<br />

drückt schon schwer auf meinen<br />

Schultern. Außerdem überlege ich, ob<br />

ich diese zusätzlichen Meter wirklich<br />

gehen will, liegt doch noch ein ordentlicher<br />

Tagesmarsch vor mir. Meine<br />

Begeisterung fegt aber alle aufkommenden<br />

Zweifel hinweg. Ich stelle den<br />

Rucksack ab, und mache beherzt die<br />

ersten Schritte in das Labyrinth hinein.<br />

Kein Wegweiser zeigt mir, wohin ich<br />

muss, anders als am Pilgerweg, wo ich<br />

mich immer mit Hilfe solcher Wegweiser<br />

orientiere. Nein, das Labyrinth gibt den<br />

Weg vor, vorausgesetzt man begeht es.<br />

Es gibt nur diesen einen Weg, und der<br />

führt ganz bestimmt in die Mitte. Es tut<br />

gut sich in solcher Sicherheit zu wissen.<br />

Ständig plagt mich nämlich beim Pilgern<br />

die Sorge, ob ich am richtigen Weg,<br />

und hoffentlich nicht falsch abgebogen<br />

bin, oder ein Schild übersehen habe.<br />

Dann überkommen mich Zweifel. Hier<br />

im Labyrinth ist es einfach. Ich vertraue<br />

dem Weg, der vor mir liegt. Ich muss<br />

auch nicht den ganzen Weg kennen,<br />

sondern immer nur wissen, wohin ich<br />

den nächsten Schritt setze. Im Leben,<br />

wie im Labyrinth kann man schnell den<br />

Überblick verlieren. Wie gut ist es zu<br />

wissen, dass es genügt, einfach den<br />

nächsten Schritt zu kennen. Leo Tolstoi<br />

(1828 – 1910) formulierte es folgendermaßen:<br />

„Denke immer daran,<br />

dass es nur eine wichtige Zeit gibt:<br />

Heute. Hier. Jetzt.“ Die Gegenwart<br />

als Ausgangsbasis.<br />

Fotos © 8926 und Gerd Altmann | pixabay.com

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