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Seite 10 Bad Bevensen unterhaltsam <strong>November</strong> <strong>2020</strong><br />
Was Menschen zum Schwingen bringt<br />
Elke Rohdes Arbeit als Musiktherapeutin in der DianaKlinik wurde frisch rezertifiziert<br />
Bad Bevensen. Die einen wollen kraftvoll angeschlagen<br />
werden, damit man sie hört. Die anderen<br />
geben nur bei sanfter Berührung Töne von sich.<br />
„Es gibt eine Vielzahl von Instrumenten, deren<br />
Handhabung ebenso unterschiedlich ist wie ihre<br />
Symbolkraft, aber auch der Kontext, in welchem<br />
sie verwendet werden“, sagt Elke Rohde. Die Musiktherapeutin<br />
macht sich diese Gesichtspunkte<br />
bei ihrer täglichen Arbeit in der DianaKlinik zunutze.<br />
Denn auf dem Weg der Genesung kann Musik<br />
wertvolle Dienste leisten.<br />
Seit 2012 ist Elke Rohde an der Bad Bevenser Reha-<br />
Klinik tätig und hat hier damals die Musiktherapie<br />
etabliert. „Ich mag es, in einer geschützten und<br />
vertrauensvollen Atmosphäre mit Menschen in<br />
Kontakt zu treten und durch Einfühlung und Verbundenheit<br />
mit dem Anderen, individuell auf Patienten<br />
einzugehen“, sagt sie. Vor zehn Jahren legte<br />
sie an der Fachhochschule Frankfurt (Main) ihren<br />
Master in der Musiktherapie ab und erhielt gerade<br />
von der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft<br />
(DMtG) die Rezertifizierung. Alle fünf Jahre<br />
wird diese Anerkennung erneuert, wenn entsprechende<br />
Nachweise in verschiedenen Fortbildungskategorien<br />
vorgelegt werden können. Elke Rohde<br />
arbeitet vor allem mit Patienten in der neurologischen<br />
Abteilung der DianaKlinik.<br />
Viele der Patienten sind in ihren Bewegungsmöglichkeiten<br />
eingeschränkt. Mit ihnen trainiert die<br />
Musiktherapeutin nach dem Konzept der Neurologischen<br />
Musiktherapie (NMT) Bewegungsmuster<br />
der Arme auf Trommeln oder am Klavier die Finger,<br />
um die gestörte Sensomotorik zu verbessern. „Bei<br />
diesem störungsspezifischen Ansatz der Musiktherapie<br />
begeistern mich vor allem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten“,<br />
erklärt die Musiktherapeutin,<br />
„wobei die systematisch aufgebauten Übungen<br />
durchaus kreativ gestaltet werden können.“<br />
Ziel des musikalischen Trainings ist immer die Verbesserung<br />
in einem funktionalen Bereich, wobei<br />
die Musik wie eine Belohnung auf die Patienten<br />
wirkt. „Das Üben mit Instrumenten ist sehr motivierend<br />
und erhöht die Bereitschaft zur Wiederholung.“<br />
Doch nicht nur die NMT steht bei Elke Rohdes Arbeit<br />
im Mittelpunkt. Auch für die Krankheitsverarbeitung<br />
sind Klänge und Rhythmen von großer<br />
Bedeutung. „2018 wurde die Musiktherapie als<br />
künstlerische Therapie in den Praxisempfehlungen<br />
für psychologische Interventionen der Neurorehabilitation<br />
für drei der wichtigsten Krankheitsbilder<br />
mit verankert“, berichtet Rohde. In einem solchen<br />
Kontext stellt das gemeinsame Musikerleben eine<br />
sinnlich-symbolische Erfahrung dar, wie zum Beispiel<br />
bei der freien (assoziativen) musikalischen<br />
Improvisation auf selbst gewählten Instrumenten,<br />
die ohne feste Spielregeln gespielt werden. Ganz<br />
ohne Leistungsdruck, in einer durch Musik erzeugten<br />
Resonanz, können so Emotionen geweckt und<br />
zum Ausdruck gebracht werden. „Dabei entsteht<br />
Wenn ihre Patienten nach der Therapie gelassener, vitaler und hoffnungsvoller sind, ist sie glücklich: Elke Rohde<br />
wurde jetzt als Musiktherapeutin an der Bad Bevenser DianaKlinik rezertifiziert. Foto: DianaKlinik<br />
Lass uns reden!<br />
Freitag, 13. <strong>November</strong>, 15 Uhr, Kurhaus Foyer<br />
„Lass uns reden!“ ist eine<br />
Aktion des Inklusionsbeirates<br />
der Stadt Bad Bevensen,<br />
um mit Einwohnern,<br />
Neubürgern und Gästen ins<br />
Gespräch zu kommen. Es<br />
geht um aktuelle, kulturelle<br />
ein sinnlich-erfahrbarer Spielraum, der Patienten<br />
einlädt, Neues zu entdecken und manchmal auch<br />
die Perspektive zu wechseln“, so Elke Rohdes Erfahrungen.<br />
Immer wieder hat die Musiktherapeutin es mit<br />
Menschen zu tun, die selbst verblüfft sind über das,<br />
was da in ihnen steckt. Da ist zum Beispiel die Patientin,<br />
die lange auf einem Rhythmusinstrument<br />
spielte und im Nachgespräch über die gemeinsame<br />
Musik sagte, ihr ist klar geworden, wie sehr<br />
sie durch die Erkrankung aus ihrem persönlichen<br />
Rhythmus gekommen sei, den sie jetzt einfach nur<br />
wiederfinden wolle. Ihren Lebensrhythmus. Für<br />
Elke Rohde liefern solche Reaktionen wichtige Hinweise<br />
für die weitere Arbeit mit den Patienten. „Die<br />
Musik“, sagt sie, „ist dabei das hörbare Abbild der<br />
inneren Befindlichkeit.“<br />
So sehr die Musik oft eine Art Türöffner für eine erfolgreiche<br />
Therapie sein kann, so sehr stellt sie andererseits<br />
auch einen Schutzraum für die Betroffenen<br />
dar. „Mit dem Schaffen von Klängen kann eine<br />
Atmosphäre kreiert werden, die manchmal Schutz<br />
vor der aktuellen Situation bietet“, weiß Elke Rohde,<br />
„und diese Situation ist für die meisten aufgrund<br />
ihrer Erkrankung erst einmal beängstigend.“<br />
Dabei ist es völlig egal, ob die Patienten musikalisch<br />
sind oder nicht, ob sie ein Instrument spielen<br />
können oder nicht. Die Musiktherapeutin arbeitet<br />
mit jedem individuell nach seinen Möglichkeiten.<br />
Auch Elke Rohde selbst ist keine Musikerin. In der<br />
Schulzeit absolvierte sie zwar eine Klavierausbildung,<br />
wurde dann aber Krankenschwester und Sozialpädagogin.<br />
„Für mich stand immer der gesundheitliche<br />
Aspekt im Mittelpunkt“, sagt sie. „Schön<br />
ist es, wenn Patienten die Musiktherapie vitaler,<br />
hoffnungsvoller, ja gelassener verlassen - das gibt<br />
mir das Gefühl, mit meiner Arbeit etwas Sinnvolles<br />
zu tun.“<br />
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