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FINE DAS FESTIVALMAGAZIN

MAGAZIN ZUM 24. RHEINGAU GOURMET & WEIN FESTIVAL

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<strong>DAS</strong> GROSSE DUTZEND<br />

Churchills Zigarren – ein Anzeichen für sehr kalkreiche,<br />

also säurehaltige Böden, in denen die Rebstöcke<br />

wurzeln. Muss einer ersetzt werden, greift man<br />

auf Selektionen aus alten Parzellen von 1910 zurück.<br />

Der Erfolg des Unico beruht auf drei Phasen:<br />

Musculación, Educación, Recuperación. Die erste<br />

dient dem Aufbau von Struktur, Kraft und Dichte. In<br />

der zweiten gewinnt man Tiefe, Textur und Präzision.<br />

Und in der dritten kommen Komplexität, Feinheit<br />

und Reichhaltigkeit dazu. Dieser gesamte Zyklus<br />

nimmt mindestens ein Jahrzehnt in Anspruch, bevor<br />

der Unico auf den Markt kommen darf. Beispielsweise<br />

wurde der Jahrgang 1970 erst 1995 für den<br />

Verkauf freigegeben, die Magnumflaschen fünf Jahre<br />

später. Während dieser drei Phasen reift der Unico<br />

in neuen wie in gebrauchten amerikanischen und<br />

französischen Barriques. Vor der Abfüllung kommt<br />

der Wein zur Harmonisierung in vierzigtausend<br />

Liter große Holzfässer. Und auf der Flasche folgen<br />

mindestens vier weitere Jahre.<br />

Das eine, einzigartige Signum des Unico gibt<br />

es nicht, denn es sind unzählige Komponenten, die<br />

ihn zu einem authentischen Grand Cru machen.<br />

»Auf Vega-Sicilia ist man penibel im positiven Sinne,<br />

das kleinste Detail wird sorgfältigst bedacht“, sagt<br />

der Technische Direktor Gonzalo Iturriaga. Aber<br />

was ist er denn nun, dieser Einzigartige? Finesse<br />

und Eleganz. Samt und Seide. Je älter umso besser.<br />

Ein Wein aus feinstem Stoff, in jedem Jahr maßgeschneidert.<br />

2005 Vega-Sicilia Unico 94 P<br />

Vollreife schwarzbeerige Frucht mit Nougat und Brotkruste, einem Hauch<br />

schwarzer Pfeffer, samtig, tief und animierend. Aber immer feingliedrig und<br />

mit leicht ätherischer Kühle am Gaumen. Durchaus kraftvoller Stil, doch mit<br />

Balance, in sich stimmig und mit samtig reifem und gut stützendem Netz an<br />

Tannin. Zur Nase kommen noch reife Walnüsse und etwas vollreife Heidelbeeren.<br />

Schon jetzt ein großer Genuss, und das wird er weitere Jahrzehnte lang<br />

bleiben und noch an Finesse zulegen.<br />

1989 Vega-Sicilia Unico 95 P<br />

Mit dem Hauch einer feinen oxidativen, doch ungemein lebendigen Note, etwas<br />

Nougat und Kalkstaub, dazu eine herbe kräutrige Note, die einfach passt. Sehr<br />

komplex und tief, dazu getrocknete Petersilie und grüne herbe Kräuter. Eindeutige<br />

Klasse am Gaumen, traumhafte Balance gepaart mit einem unprätentiös<br />

feinen Charakter. Mit dieser Eleganz, den schwarzen Oliven und etwas Minze,<br />

erinnert der Wein an einen Martha’s Vineyard von Heitz aus den Achtzigern.<br />

Ebenso grazil wie beeindruckend. Könnte übersehen werden.<br />

Sigi Hiss verkostet zwölf Jahrgänge Vega-Sicilia Unico von 1953 bis 2009<br />

2004 Vega-Sicilia Unico 95 P<br />

Feingliedrige, tiefe Nase mit delikater Würze, Veilchen, reifen dunklen Kirschen<br />

und Blaubeeren. Beim Nachverkosten drei Stunden später sind grüne Gartenkräuter<br />

und etwas Grüntee dazugekommen. Kraftvoll, doch bestens ausbalanciert,<br />

elegant und doch sehr dichtmaschig am Gaumen. Geradlinige saftige Säure mit<br />

feinkörnigem festem Tannin. Zur Nase kommt noch etwas Pekannuss wie auch<br />

Mineralisches hinzu. Großer, nobler Charakter mit Stil und langer Zukunft.<br />

Kann noch zulegen.<br />

1974 Vega-Sicilia Unico 97 P<br />

Welch eine komplexe, höchst feingliedrige Nase mit Nougat, getrockneter roter<br />

Kirsche, dezenter nussiger und salziger Note, Leder, etwas Zimt und weißem<br />

Pfeffer. Getrocknete grüne Kräuter wie Minze und Petersilie, wieder an reife<br />

Kalifornier erinnernd. Am Gaumen Leichtigkeit pur, spielerische Eleganz und<br />

Reife, eine feine kalkige Note darunter, mineralisch und mit seidigem Rückgrat.<br />

Der Abgang wartet mit nicht zu süßen Lebkuchengewürzen auf. Das ist wirklich<br />

groß, das ist edelster Stil, das ist die Überraschung schlechthin!<br />

2009 Vega-Sicilia Unico 94 P<br />

Nobel zurückhaltende, kühle und blaubeerige Frucht, zum bestens integrierten<br />

Holz kommen saftige Pflaumen und herrlich frische grüne Kräuter hinzu. Tiefe<br />

und Komplexität. Dichtmaschiger, doch eleganter Gaumen mit kühler Beerenfrucht,<br />

etwas Unterholz und der fast schon typisch erfrischenden Säure. Rasse<br />

und beste Balance. Klasse und Eleganz. Charme und Seriosität. Schon zugänglich,<br />

zugleich noch unglaublich jung und mit großem Lagerpotential.<br />

2007 Vega-Sicilia Unico 88 P<br />

Mit 13 Prozent ein für die neuen Jahrgänge hoher Anteil Cabernet Sauvignon.<br />

Zunächst dezent, dann doch mit feiner, mürber und samtig-runder Frucht. Helle<br />

Schokolade, rote wie schwarze Waldbeeren. Kein Leichtgewicht, doch nicht<br />

der kompakte, engmaschige Stil; mürbes Tannin mit mittlerer Säure. Für dieses<br />

extrem schwierige Jahr ein erstaunlicher Unico, der zwar nicht das gewohnte,<br />

fast unendliche Lagerpotential besitzt, aber jetzt großen Trinkgenuss bietet.<br />

2000 Vega-Sicilia Unico 89 P<br />

Schwarzer, rauchiger und röstig-speckiger Duft mit Schwarzbrot und etwas<br />

schwarzem ätherischen Pfeffer. Auch asiatische Gewürze. Ein Kraftpaket<br />

mit fester Tanninstruktur und ausladendem Gaumen, dabei nie mastig, trotz<br />

der warmen, samtig schmeichelnden Frucht. Zur Nase kommen noch reife<br />

Zwetschge, Erdiges und Zimtnoten. Am Gaumen ist das Rauchige, Speckige<br />

deutlich dezenter, und mit zwei Stunden in der Karaffe harmonisiert sich der<br />

Wein. Eine Kombination aus Power, schon recht reifer Frucht und Holztannin.<br />

1964 Vega-Sicilia Unico 89 P<br />

Reife, leicht kalkige und oxidative, aber keinesfalls oxidierte Aromatik mit<br />

Trockenfrüchten, Pekannüssen, getrockneten Orangenzesten, Leder und Laub.<br />

Mit feiner süßlicher Art wie bei sehr reifen Burgundern. Am Gaumen doch<br />

merklich vitaler mit zartem Tannin, einer etwas forschen Säure und zusätzlich<br />

Ledernoten. Diese Flasche wirkt doch schon reifer als gedacht, bietet<br />

aber immer noch sehr schönen Genuss, der sich noch eine Dekade auf diesem<br />

Niveau halten wird.<br />

2008 Vega-Sicilia Unico 95 P<br />

Enorm filigrane Aromen, Erdiges wie Herbales, Wacholder, Zigarrenkistchen<br />

und Graphit, mit Luft kommt ein Touch rote Beeren und Veilchen dazu. Der<br />

Gaumen, ein Abbild der Nase, zeigt das teils kühle und nasse Jahr auf nobelste<br />

Art. Rasse und satter mineralischer Unterbau, elegante und feine Adstringenz<br />

mit einer grandiosen Säure, die sich wie ein Laserstrahl durch den Wein bewegt.<br />

Nicht Frucht, sondern Kraft mit Struktur, könnte unterschätzt werden. Wird<br />

ein Langläufer.<br />

2006 Vega-Sicilia Unico 97 P<br />

Frisches Laub, saftige Blutorangen und ein Hauch süßliche Würze mit getrockneten<br />

Feigen, Bitterschokolade, Astwerk und Liebstöckel. Herrlicher Gaumen mit<br />

satter, noch nicht vollendeter Balance und zugleich einer unsagbar kompakten<br />

und dichten Struktur. Gute Säure, noch recht strammes Tannin, mittig noch<br />

verschlossen und wuchtig. Herb, fast abweisend – deshalb liegen lassen oder<br />

über Nacht in die Karaffe. Wird sich zu einer weiteren Unico-Ikone entwickeln –<br />

vielleicht bis zur Perfektion.<br />

1996 Vega-Sicilia Unico 91 P<br />

Volle, ungewöhnlich konzentrierte, rotfruchtige Nase mit Schattenmorellen,<br />

süßlichen Amarenakirschen und Kirschlikör. Deutlich süßliche Würze mit etwas<br />

Liebstöckel dahinter. Der Gaumen ist das aromatische Abbild der Nase plus<br />

Sojawürze und Kalkboden. Muskulöser Stil und trotzdem mit ausreichender<br />

Tanninstütze, Balance und Typizität, verliert mit der Luft die konzentrierte<br />

Frucht etwas und gewinnt damit an Klasse.<br />

1953 Vega-Sicilia Unico 99 P<br />

Eine in Würde gereifte Nase mit reifer Walnuss, kalkig-salzigen Nuancen und eingelegten<br />

roten und schwarzen Waldbeeren. Nicht zu dunkle Schokolade, feinste<br />

Erdbeerkonfitüre und rotes Paprikagewürz. Der Gaumen ist grandios gereift, da<br />

sind eine herrlich ziselierte Säure und fein verwobenes, leicht drahtiges Tannin.<br />

Auch getrocknete rote Früchte, Astwerk und eine besondere herb-bittere Note,<br />

zu der sich ein süßlicher Extrakt gesellt. Von vorn bis hinten passt das perfekt<br />

zusammen. Enorme Länge und Komplexität mit einer vibrierenden Art, die<br />

einen packt. Meisterhaft!<br />

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