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2020-03 Jagdblatt_Heiße_Kästen

Lebendfallen aus modernen Werkstoffen. Heiße Kästen. Langfristig wird es wärmer. Mit Beginn der Fangjagd war es wochenlang mehr als 30 Grad heiß. Da ist es gut, wenn Werkstoffe von Lebendfallen einen niedrigen Wärmeleitkoeffizienten haben, damit gefangenen Tieren nicht der Hitzetod droht.

Lebendfallen aus modernen Werkstoffen. Heiße Kästen.
Langfristig wird es wärmer. Mit Beginn der Fangjagd war es wochenlang mehr als 30 Grad heiß. Da ist es gut, wenn Werkstoffe von Lebendfallen einen niedrigen Wärmeleitkoeffizienten haben, damit gefangenen Tieren nicht der Hitzetod droht.

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AUS DER PRAXIS<br />

Falle ist deutlich kleiner und kann diese Gradzahl<br />

noch schneller erreichen.<br />

Tierqual verhindern, sofort entnehmen<br />

Ab 42 °C denaturieren körpereigene Protei-<br />

ne. Die Metalloberfläche ist so heiß, dass<br />

das Eiweiß seine Struktur verändert.<br />

die Durchschnittstemperatur mit 18,2 Grad um 0,7<br />

Grad über dem 30-Jahres-Durchschnitt. Die Jagdzeit<br />

auf Waschbären beginnt in Niedersachsen am<br />

16. Juli. Kurz nach deren Beginn und im August war<br />

es in diesem Jahr etliche Tage teils über 35 Grad<br />

heiß. In Hamburg gab es gar einen neuen Rekord:<br />

Elf Tage am Stück mit über 30 Grad sind dort die<br />

längste Hitzephase seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.<br />

Die Sonne schien durchschnittlich<br />

675 Stunden – an den Küsten sogar 700. Auch das<br />

ist mehr als der Mittelwert der vergangenen 30<br />

Jahre. Bei solchen Temperaturen heizt sich Metall<br />

in der Sonne derart auf, dass man auf ihrer Oberfläche<br />

sprichwörtlich ein Spiegelei braten kann.<br />

Auch wenn es nicht ganz durchbrät, verändert sich<br />

das Eiweiß auf jeden Fall.<br />

Zur Veranschaulichung: Bei einem Hund spricht man<br />

ab einer Körpertemperatur von 39,4 °C von Fieber.<br />

Ab 41 °C von hohem Fieber. Diese Temperatur kann<br />

Organe versagen lassen. Ab 42 °C beginnt dann das<br />

körpereigene Eiweiß zu denaturieren. Hierunter versteht<br />

man, dass sich Biomoleküle wie Proteine oder<br />

die so genannte DNS (Desoxyrionukleinsäure) strukturell<br />

verändern. Das Eiweiß flockt aus oder gerinnt<br />

und die Proteine oder DNS werden biologisch inaktiv.<br />

In jedem Jahr verenden Hunde auf diese Weise in<br />

geschlossenen Autos. Steht ein Auto geschlossen in<br />

der Sonne, sind die gefährlichen 42 °C im Innenraum<br />

schnell erreicht. Bei einer Außentemperatur von 26<br />

°C dauert es nur 30 Minuten. Nach einer Stunde ist<br />

es drinnen bereits 52 °C heiß. Der Innenraum einer<br />

Insofern muss jeder Fangjäger, der im Sommer bei<br />

Außentemperaturen um zirka 25 °C mit Lebendfallen<br />

aus Metall arbeitet, sicherstellen, dass ein gefangenes<br />

Tier sofort nach dem Fang erlöst oder freigelassen<br />

wird. Andernfalls könnte es zu etwa folgendem<br />

Szenario kommen: Weil ein Waschbär nur wenige<br />

Schweißdrüsen hat, gibt er Wärme überwiegend ab,<br />

indem er hechelt.* Dabei kühlt seine feuchte Zunge<br />

durch Verdunstungskälte die Körpertemperatur herunter.<br />

Beim Hecheln verliert der Bär Flüssigkeit.<br />

Zieht der Körper die benötigte Flüssigkeit aus der<br />

Blutbahn ab, dickt das Blut ein. Das Herz muss<br />

stärker arbeiten. Da der Bär in der heißen Metallfalle<br />

aber nur weiter heiße Luft atmen kann, heizt<br />

sich sein Körper weiter auf. Bei über 42° Celsius kollabiert<br />

der Kreislauf und die inneren Organe versagen<br />

ihren Dienst. Ein Tier solchen Bedingungen<br />

auszusetzen, erinnert an die Folter mit dem Sizilianischen<br />

Bullen – einer hohlen Figur aus Bronze,<br />

in die Menschen eingesperrt wurden und unter der<br />

Folterknechte dann ein Feuer entzündeten.<br />

Kaum Gefahr in Kunststoff<br />

Waschbären oder Nutria verhalten sich in einer<br />

Falle vergleichsweise ruhig. Im Gegensatz zu ihnen<br />

suchen Fischotter unermüdlich nach einem Ausweg.<br />

Sie haben einen besonders dichten Balg, deshalb<br />

heizt ihr Körper bei Bewegungen in der Falle<br />

stärker auf und überhitzt schneller. Da Fischotter<br />

keine Jagdzeit haben, sollten in Gebieten, in denen<br />

sie vorkommen, deshalb nur Fallen eingesetzt<br />

werden, deren Innenraum sich möglichst langsam<br />

und wenig aufheizen kann.<br />

In dieser Hinsicht sicherer als Lebendfallen aus<br />

Metall sind bei sommerlichen Temperaturen Fallen<br />

aus Kunststoff. Es gibt sie als Kastenfallen aus<br />

Recycling-Platten oder als Rohrfallen. Bei einem<br />

privaten Test wurden eine Kunststoff-Rohrfalle,<br />

eine Kastenfalle aus Siebdruckplatten und eine<br />

Kastenfalle aus Metallblech nebeneinander schattenlos<br />

der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt<br />

und mit Thermometern versehen.<br />

48 <strong>Jagdblatt</strong> September/Oktober <strong>2020</strong>

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