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2020-03 Jagdblatt_Heiße_Kästen

Lebendfallen aus modernen Werkstoffen. Heiße Kästen. Langfristig wird es wärmer. Mit Beginn der Fangjagd war es wochenlang mehr als 30 Grad heiß. Da ist es gut, wenn Werkstoffe von Lebendfallen einen niedrigen Wärmeleitkoeffizienten haben, damit gefangenen Tieren nicht der Hitzetod droht.

Lebendfallen aus modernen Werkstoffen. Heiße Kästen.
Langfristig wird es wärmer. Mit Beginn der Fangjagd war es wochenlang mehr als 30 Grad heiß. Da ist es gut, wenn Werkstoffe von Lebendfallen einen niedrigen Wärmeleitkoeffizienten haben, damit gefangenen Tieren nicht der Hitzetod droht.

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AUS DER PRAXIS<br />

sind Holzwerkstoffe gegen die Zähne der Nager<br />

nicht ausreichend widerstandsfähig. Sind obendrein<br />

bei qualitativ minderwertigen Fallen die Sägekanten<br />

der Siebdruckplatten nicht gegen Feuchtigkeit versiegelt,<br />

fallen die Kästen nach vergleichsweise kurzer<br />

Zeit morsch auseinander.<br />

Deshalb werden zunehmend Fallen gebaut, die speziell<br />

Neozoen wie Nutria und Waschbären fangen<br />

sollen. Diese Neozoen leben gern in feuchten Umgebungen.<br />

Die Meeresspiegel<br />

stei-<br />

gen. Nutria<br />

bedrohen allein<br />

in Nieder-<br />

sachsen mehr<br />

als 1650 Kilo-<br />

meter Deiche<br />

und müssen<br />

strikt bejagt<br />

werden.<br />

Mortalitätsrate von 50 Prozent der geschlechtsreifen<br />

erwachsenen Tiere und der Annahme,<br />

dass nur die Hälfte der Jungtiere sich reproduzieren,<br />

beträgt die Zuwachsrate der Neubürger<br />

aus Südamerika 420 Prozent. Ohne Mortalitäten<br />

sogar über 1.200 Prozent! Angesichts des hohen<br />

Reproduktionspotenzials der Nutria kommt deshalb<br />

der Reduzierung dieser Nager eine enorme<br />

Bedeutung zu.<br />

Zunehmend neue Werkstoffe<br />

Effektiv reduzieren lässt sich die fremde Art nur mit<br />

Fallen. In Ermangelung besserer Lösungen hat man<br />

bis vor wenigen Jahren dafür Kastenfallen eingesetzt.<br />

Doch aus Holz oder Siebdruckplatten sind sie<br />

für die Bejagung der semi-aquatisch lebenden Tiere<br />

kaum geeignet. Feuchtigkeit lässt sie aufquellen.<br />

Dehnt sich in die Zelllumen eingedrungenes Wasser<br />

beim Einfrieren unter 0°C aus, können Frostrisse entstehen.<br />

Taut und gefriert das Wasser mehrfach, vermindert<br />

sich die Festigkeit des Holzes. Klemmt angesichts<br />

von Feuchtigkeit und Quellen eine Klappe, ist die<br />

Funktion der Falle nicht mehr sichergestellt. Zudem<br />

Der deutlichste Unterschied zu den klassischen Kastenfallen<br />

ist deshalb der Werkstoff. Zum Teil wird<br />

Metall verbaut, zum Teil verwenden die Hersteller<br />

Kunststoffe.<br />

300 x schneller heiß als Holz<br />

Verglichen mit Holz ist Metall deutlich widerstandsfähiger<br />

gegen Nager-Zähne. Es hat aber eine weitere<br />

besondere Eigenschaft: Es leitet Wärme gut. Diese<br />

Wärmeleitfähigkeit – auch Wärmeleitkoeffizient<br />

genannt – wird in der Einheit Watt pro Meter und<br />

Kelvin angegeben. Je höher der Wert, desto mehr<br />

Wärme wird pro Zeitspanne übertragen. Je niedriger<br />

der Wert, desto geringer ist die Wärmeleitung.<br />

Holz ist porös, seine Wärmeleitfähigkeit relativ<br />

gering. Bei 0 °C hat es einen Wert von 0,09 bis<br />

0,19. Der PVC-U-Kunststoff einer Kunststoff-Falle<br />

zum Beispiel leitet mit 0,15 W/mK Wärme ebenfalls<br />

gering.<br />

Bei Fallen aus Metall sieht dies anders aus: Für sie<br />

werden Stahlblech oder einfache Wickelfalzrohre<br />

verwendet. Das Ausgangsmaterial ist verzinktes<br />

oder lackiertes Stahlblech. Zweifellos sind solche<br />

Fallen, verglichen mit klassischen Kastenfallen, langlebiger.<br />

Allerdings liegt der Wärmeleitkoeffizient von<br />

niedrig legiertem Stahl bei 42 und von unlegiertem<br />

Stahl bei 48-58. Das bedeutet, dass Stahl als verwendeter<br />

Werkstoff Wärme je nach Art um etwa das<br />

300-400fache besser ins Fallen-Innere leitet, als Holz<br />

es tut, und das 280-380fache schneller als Kunststoff.<br />

Von der Lebend- zur Todesfalle<br />

Die zurück liegenden drei Jahre waren in Deutschland<br />

außergewöhnlich warm. Im Sommer <strong>2020</strong> lag<br />

September/Oktober <strong>2020</strong> <strong>Jagdblatt</strong> 47

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