MAGNIFICAT Dezember 2020

Die Mitte erschließen 380
Form des Gebets und in der Verkündigung von Herrenworten
und Erzählungen seines Wirkens statt, die dann in den „Evangelien“
schriftlich überliefert sind. Auch die Briefe der Apostel
stellen Elemente dieser Gottesdienste dar, denn sie beinhalten
in Verkündigung, Ermahnung und Lehre des Christusglaubens
bewusst gottesdienstlich geprägte Elemente. Für Paulus ist dabei
der ständige Rückbezug auf die „Schrift“ grundlegend, um
das Verbindende vom Christus- und Gottes-Glauben herauszustellen.
Biblische Handschriften und Leseordnungen
Ohne hier den Thesen zum Zusammenwachsen von Wortgottesdienst
und Eucharistieteil der Messe nachgehen zu können, so
ist auf jeden Fall sicher, dass die Christen in der späteren Antike
die Heilige Schrift in der Eucharistiefeier lesen. Entsprechend
werden die biblischen Schriften tradiert, zunächst getrennt als
Sammlung des Alten und des Neuen Testaments, dann als komplette
Heilige Schrift. Diese wird frühmittelalterlich als handschriftliche
Kopie in Buchform verbreitet. Wesentliche Impulse
für die Ausdifferenzierung der Schriftlesungen hin zu einem
Lesesystem sind zum einen die Ausbildung eines Kirchenjahres
mit seinen Prägungen und das Anwachsen der Sakramentare
mit ihren Messformularen. Denn Lesung und Evangelium geben
dem Sonn- und Festtag ein weiteres eigenes Gepräge.
Erste Systeme, was gelesen werden soll, sind in Randbemerkungen
zu Bibelhandschriften erkennbar. Daneben entstehen
Perikopenlisten (Capitulare), die aufführen, was an welchem
Tag zu lesen ist, und die etwa Bibelhandschriften beigegeben
werden. Eine solche ist im Westen erstmals mit der Würzburger
Epistelliste aus dem 8. Jahrhundert nachweisbar. Eine weitere
Entwicklungsstufe ist der Comes (lat. „Begleiter“), der für einzelne
Tage den vollen Text der Epistel (sog. Epistolar) oder des
Evangeliums (sog. Evangelistar) bietet. Bemerkenswert ist, dass