MAGNIFICAT Dezember 2020

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Unter die Lupe genommen
ewige Zeiten.“ (1 Kön 8, 12–13) Das Weihgebet Salomos (1 Kön
8, 14–53) setzt sich mit der Frage auseinander, „wo“ Gott wohnt.
Vers 27 hingegen scheint den eingangs zitierten Weihspruch radikal
infrage zu stellen: „Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde?
Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen
dich nicht, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe.“
Die Reflexion über Gottes Anwesenheit im Tempel ist sachlich
und zeitlich nach der Katastrophe von 587, dem babylonischen
Exil, zu verorten. Sie setzt sich im frühjüdischen innerbiblischen
Gespräch und schließlich in der rabbinischen Literatur fort.
Gottes Herrlichkeit im Exil
Mit der Zerstörung des Tempels, der Wegführung von Gruppen
ins Exil (hebräisch: golah / Gola) und der Herausbildung
jüdischer Diasporagemeinden (ebenfalls golah / Gola) wandelt
sich das Verhältnis zum Tempel und auch die Vorstellung von
der Präsenz Gottes am Heiligtum. Der Verlust des Tempels wird
als Verlassenheit von der Herrlichkeit Gottes interpretiert, die
ihrerseits „exiliert“ wurde. Im Sterben liegend, gibt die Frau
des Pinhas ihrem Neugeborenen einen sprechenden Namen.
„Sie nannte den Knaben Ikabod“ (hebräisch: „Wo ist die Herrlichkeit?“).
„Sie sagte: Fort ist die Herrlichkeit aus Israel, denn
die Lade Gottes ist weggeschleppt worden.“ (1 Sam 4, 21–22)
Die Lade, Unterpfand von Gottes Gegenwart und Beistand, verschleppt,
ins Exil entführt! Das hebräische Verb, das hier für
den Verlust der Lade verwendet wird, spielt auf die Gola, die
traumatische Erfahrung von Wegführung und Exil an.
Gott wohnt inmitten seines Volkes
In der Theologie der Bibel entwickelt sich das Konzept des Wohnens
bzw. Einwohnens Gottes und seiner „Herrlichkeit“ vom
Wohnen im Tempel weiter zum Wohnen inmitten des Volkes.