MAGNIFICAT Dezember 2020

Eucharistie · Sonntag, 13. Dezember 138
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 61, 1–2a.10–11
Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir. Denn der HERR
hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe
Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens
sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten
Befreiung, um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen.
Von Herzen freue ich mich am HERRN. Meine Seele jubelt
über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,
er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam
sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide
anlegt. Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und der
Garten seine Saat sprießen lässt, so lässt GOTT, der Herr, Gerechtigkeit
sprießen und Ruhm vor allen Nationen.
Impuls zur Lesung
Dem Propheten Tritojesaja – „der dritte Jesaja“ – stehen konkrete
Missstände, konkrete Opfergruppen, konkrete Unterdrückungsverhältnisse
vor Augen, als er diese jubelnden Verheißungen
niederschreibt. Darum sind seine Heilszusagen nicht
blass, sondern plastisch. Und vielleicht sind sie gerade darum
offen für so viele. Menschen aller Zeiten, mit ihren quälenden
Sorgen, mit ihren zerbrochenen Herzen und ihren vernichteten
Hoffnungen auf Gerechtigkeit, konnten sich in diesen
Worten finden, ja sich von ihnen finden und aufrichten lassen.
Darum geht es. Und es geht darum, dass uns selbst das Aufstehen
für Gerechtigkeit zur zweiten Haut wird. Zu einer Haut,
auf der nicht nur unser eigener Schmerz zu spüren ist, sondern
auch der Schmerz der anderen. Diese sehr dünne Haut
wäre gleichsam unser sechster Sinn und eine ganz besonders
kostbare Gottesgabe. Oder was sonst sollte gemeint sein, wenn
Tritojesaja schreibt: „Denn er kleidet mich in Gewänder des
Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein
Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide
anlegt.“