MAGNIFICAT Dezember 2020
Thema des Monats Dezember: „Aufbruch Gottes“ Inhalt (neben Morgen- und Abendgebet sowie Texten der Eucharistiefeier): · Das Bild im Blick Und das Licht leuchtet in der Finsternis · Adventsandacht Aus hartem Weh die Menschheit klagt · Thema des Monats Aufbruch Gottes · Unter die Lupe genommen Schechina. Wo wohnt Gott? Jesus als messianischer Erlöser · Singt dem Herrn ein neues Lied Mit Ernst, o Menschenkinder · Engagiertes Christsein Betlehem: Geburtsort Jesu · Die Mitte erschließen Die Heilige Schrift · Themen und Termine Gebetsanliegen des Papstes Heiliger des Monats: Marius von Avenches Adveniat startet Weihnachtsaktion 50 Jahre Kniefall von Willy Brandt in Warschau 250. Geburtstag Ludwig van Beethoven 150. Todestag Alexandre Dumas Gottesdienste im ZDF DOMRADIO · Gebete und Gesänge Confiteor Erbarme dich, Herr, unser Gott Marianische Antiphon „Alma redemptoris mater“ · Namenstagskalender
Thema des Monats Dezember: „Aufbruch Gottes“
Inhalt (neben Morgen- und Abendgebet sowie Texten der Eucharistiefeier):
· Das Bild im Blick
Und das Licht leuchtet in der Finsternis
· Adventsandacht
Aus hartem Weh die Menschheit klagt
· Thema des Monats
Aufbruch Gottes
· Unter die Lupe genommen
Schechina. Wo wohnt Gott?
Jesus als messianischer Erlöser
· Singt dem Herrn ein neues Lied
Mit Ernst, o Menschenkinder
· Engagiertes Christsein
Betlehem: Geburtsort Jesu
· Die Mitte erschließen
Die Heilige Schrift
· Themen und Termine
Gebetsanliegen des Papstes
Heiliger des Monats: Marius von Avenches
Adveniat startet Weihnachtsaktion
50 Jahre Kniefall von Willy Brandt in Warschau
250. Geburtstag Ludwig van Beethoven
150. Todestag Alexandre Dumas
Gottesdienste im ZDF
DOMRADIO
· Gebete und Gesänge
Confiteor
Erbarme dich, Herr, unser Gott
Marianische Antiphon „Alma redemptoris mater“
· Namenstagskalender
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DEZEMBER <strong>2020</strong>
Zum Titelbild<br />
Thronender Christus und Christi Ankunft auf Erden<br />
Sogenanntes Kostbares Evangeliar des heiligen Bernward,<br />
Hildesheim, um 1015,<br />
Domschatz Hildesheim, Inventar-Nr. DS 18, fol. 174r,<br />
© Bildarchiv Foto Marburg / Dom-Museum Hildesheim<br />
Das „Kostbare Evangeliar des heiligen Bernward“ trägt seinen Namen aufgrund<br />
der reichen Ausstattung der Handschrift. Auf 234 Pergamentblättern im Format<br />
28 x 20 cm finden sich 16 Bild- und fünf Zierseiten. Besonders aber der Einband<br />
des Codex, der mit Perlen, Edelsteinen und einem byzantinischen Elfenbeinrelief<br />
besetzt ist, rechtfertigt diese Bezeichnung. Die Handschrift ist nicht die<br />
einzige, die uns aus dem Skriptorium, das Bischof Bernward (reg. 999–1022) in<br />
Hildesheim unterhielt, überkommen ist, aber sie ist die reichste.<br />
Sie enthält den lateinischen Text der vier Evangelien, doch zu Beginn zeigt<br />
ein doppelseitiges Widmungsbild (fol. 16v und 17r) Bischof Bernward, der das<br />
kostbare Buch auf den Altar des Michaelsklosters in Hildesheim legt (es gibt<br />
einen eigenhändigen Eintrag des Bischofs dazu) und es damit der Gottesmutter<br />
mit dem Jesuskind darbringt. 1015 wurde der Marienaltar dort geweiht, was<br />
den Zeitpunkt der Stiftung bestimmt. Vor dem jeweiligen Evangelientext ist ein<br />
künstlerischer Prolog von vier Seiten zu finden, in dem die Berufung des Evangelisten<br />
und/oder wichtige Szenen aus dem Evangelium dargestellt werden, der<br />
Evangelist abgebildet wird und eine Initialzierseite den Text einleitet.<br />
Dieses anspruchsvolle künstlerische und theologische Konzept ist sicher<br />
unter Mitwirkung von Bischof Bernward selbst entstanden. Dies zeigt sich in<br />
besonderer Weise in der Miniatur zum Beginn des Johannesevangeliums auf<br />
dem Titelbild. Der überzeitliche und überweltliche Logos thront im Himmel<br />
und kommt in Gestalt des kleinen Kindes auf die Erde.<br />
Heinz Detlef Stäps
Ich steh an deiner Krippe hier<br />
mit all meiner Dunkelheit<br />
mit all meiner Schwäche<br />
und schaue auf<br />
zum Kind<br />
das mir<br />
Licht<br />
schenkt<br />
und mich teilhaben lässt<br />
am Glanz des Himmels<br />
wo du zu Hause bist<br />
o Jesu, du mein Leben<br />
Heinz Detlef Stäps<br />
Thronender Christus und Christi Ankunft auf Erden,<br />
Sogenanntes Kostbares Evangeliar des heiligen Bernward,<br />
Hildesheim, um 1015,<br />
Domschatz Hildesheim, Inventar-Nr. DS 18, fol. 174r,<br />
© Bildarchiv Foto Marburg / Dom-Museum Hildesheim<br />
Karte aus: <strong>MAGNIFICAT</strong>. Das Stundenbuch, Ausgabe: <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
© Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.magnificat.de
Benedictus<br />
epriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />
Denn er hat sein Volk besucht und ihm<br />
Erlösung geschaffen;<br />
er hat uns einen starken Retter erweckt *<br />
im Hause seines Knechtes David.<br />
So hat er verheißen von alters her *<br />
durch den Mund seiner heiligen Propheten.<br />
Er hat uns errettet vor unsern Feinden *<br />
und aus der Hand aller, die uns hassen;<br />
er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet /<br />
und an seinen heiligen Bund gedacht, *<br />
an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;<br />
er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, /<br />
ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit *<br />
vor seinem Angesicht all unsre Tage.<br />
Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; /<br />
denn du wirst dem Herrn vorangehn *<br />
und ihm den Weg bereiten.<br />
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken *<br />
in der Vergebung der Sünden.<br />
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes *<br />
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,<br />
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen<br />
und im Schatten des Todes, *<br />
und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.<br />
Ehre sei dem Vater und dem Sohn *<br />
und dem Heiligen Geist.<br />
Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *<br />
und in Ewigkeit. Amen.<br />
Lk 1, 68–79 – VIII. Ton, vgl. GL 1975 681 · KG 267,<br />
alternative Melodie im V. Ton: vgl. GL 617, 2
Magnificat<br />
eine Seele preist die Größe des Herrn, *<br />
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<br />
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd<br />
hat er geschaut. *<br />
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.<br />
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, *<br />
und sein Name ist heilig.<br />
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *<br />
über alle, die ihn fürchten.<br />
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: *<br />
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;<br />
er stürzt die Mächtigen vom Thron *<br />
und erhöht die Niedrigen.<br />
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *<br />
und lässt die Reichen leer ausgehn.<br />
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *<br />
und denkt an sein Erbarmen,<br />
das er unsern Vätern verheißen hat, *<br />
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lk 1, 46–55 – IX. Ton, vgl. GL 631, 4 · GL 1975 689 · KG 274<br />
Nunc dimittis<br />
un lässt du, Herr, deinen Knecht, *<br />
wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.<br />
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, *<br />
das du vor allen Völkern bereitet hast,<br />
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, *<br />
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lk 2, 29–32 – III. Ton, vgl. GL 665, 3 · GL 1975 700, 3 · KG 290
<strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Versöhnung und Aufbruch<br />
Aufbruch Gottes<br />
Wegen der Unterdrückung der Schwachen,<br />
wegen des Stöhnens der Armen<br />
stehe ich jetzt auf, spricht der HERR,<br />
ich bringe Rettung dem, gegen den man wütet.<br />
Psalm 12 – Vers 6<br />
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Jahresthema 2<br />
Versöhnung und Aufbruch<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Januar 2021<br />
Februar 2021<br />
März 2021<br />
Die Heilige Woche 2021<br />
April 2021<br />
Mai 2021<br />
Juni 2021<br />
Juli 2021<br />
August 2021<br />
September 2021<br />
Oktober 2021<br />
November 2021<br />
Aufbruch Gottes<br />
Aufbruch der Völker<br />
Aufbruch durch Versöhnung<br />
Aufbruch aus Schuld und Sünde<br />
Aufbruch durch Erlösung<br />
Aufbruch in die Freiheit<br />
Aufbruch in versöhnte Verschiedenheit<br />
Aufbruch zu mir selbst<br />
Auf-brechen<br />
Kompromiss als Aufbruch<br />
Konziliarer Aufbruch<br />
Aufbruch Schöpfung<br />
Aufbrechen – Ankommen<br />
<strong>MAGNIFICAT</strong> in Corona-Zeiten<br />
Aktuelle Informationen und Hinweise finden Sie<br />
im Internet unter https://www.magnificat-das-stundenbuch.de/de/corona.html
3<br />
Inhalt<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Das Bild im Blick<br />
Und das Licht leuchtet in der Finsternis . . . . . . . . . . . . 6<br />
Morgengebet, Texte zur Eucharistiefeier, Abendgebet 10<br />
Adventsandacht<br />
Aus hartem Weh die Menschheit klagt . . . . . . . . . . . . . 352<br />
Thema des Monats<br />
Aufbruch Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363<br />
Unter die Lupe genommen<br />
Schechina. Wo wohnt Gott? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366<br />
Jesus als messianischer Erlöser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370<br />
Singt dem Herrn ein neues Lied<br />
Mit Ernst, o Menschenkinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372<br />
Engagiertes Christsein<br />
Betlehem: Geburtsort Jesu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376<br />
Die Mitte erschließen<br />
Die Heilige Schrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379<br />
Themen und Termine<br />
Gebetsanliegen des Papstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Heiliger des Monats: Marius von Avenches . . . . . . . . . . 382<br />
Adveniat startet Weihnachtsaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 384<br />
50 Jahre Kniefall von Willy Brandt in Warschau . . . . . . . 386
Inhalt 4<br />
250. Geburtstag Ludwig van Beethoven . . . . . . . . . . . . . 388<br />
150. Todestag Alexandre Dumas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391<br />
Gottesdienste im ZDF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393<br />
DOMRADIO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393<br />
Gebete und Gesänge<br />
Confiteor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Erbarme dich, Herr, unser Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Eröffnung von Morgen- und Abendgebet . . . . . . . . . . . 394<br />
Marianische Antiphon Alma redemptoris mater . . . . . . 395<br />
Namenstagskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398<br />
Leserservice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399<br />
Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400<br />
Abkürzungen:<br />
GL: Gotteslob 2013<br />
GL 1975: Gotteslob 1975<br />
KG: Kath. Gebet- und Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz<br />
EG: Evangelisches Gesangbuch<br />
<strong>MAGNIFICAT</strong> wird aus reinem Dünndruckpapier hergestellt und verbraucht<br />
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5Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Unsere Zeit stellt Kirche und Gesellschaft, ja, den ganzen<br />
Planeten vor große Herausforderungen. Seit über zehn<br />
Jahren muss die Kirche weltweit mit unterschiedlichen Formen<br />
von Missbrauch umgehen. Vor allem sexueller Missbrauch<br />
hinterlässt bei Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen<br />
Spuren, die sich durch ihr ganzes weiteres Leben ziehen.<br />
Noch äußern viele Betroffene, sich in ihrer Not nicht gesehen<br />
und ernst genommen zu fühlen. Aber auch körperliche Gewalt<br />
in Fürsorgeeinrichtungen steht im Raum, ja selbst geistlicher<br />
Missbrauch, durch den Menschen daran gehindert werden,<br />
ihre eigene Spiritualität zu finden und zu entfalten. Daneben<br />
fordern Frauen einen ihrer Würde entsprechenden Platz in der<br />
Kirche ein. Dies alles ist durch die Corona-Pandemie überlagert<br />
worden, die das Leben in vielen Bereichen massiv verändert, ja<br />
vielerorts infrage gestellt hat. Und vergessen wir nicht, dass die<br />
Entwicklung des Klimas unser aller Lebensraum grundlegend<br />
bedroht.<br />
Aufbrechen in etwas Neues: das tut not. In der Kirche habe<br />
ich während der Kontaktbeschränkungen wegen Corona viel<br />
Gutes erlebt, so schwer es auch war, auf vieles verzichten zu<br />
müssen: auf Ostern in der gewohnten Form, auf Eucharistiefeiern,<br />
auf gesungenes gemeinsames Stundengebet. Andererseits<br />
hat das Beten in Familien und Hausgemeinschaften neuen Aufschwung<br />
erlebt. In den sozialen Netzwerken haben Menschen<br />
erprobt, wie Leben in der Spur Jesu im Ausnahmezustand geht:<br />
physisch Distanz zu halten und dennoch miteinander verbunden<br />
zu bleiben. Darum soll unser neuer Jahrgang im Zeichen<br />
des Aufbruchs stehen. Beginnen wir dort, wo nach Klaus Hemmerle<br />
das Gebet beginnt: „Das Gebet fängt bei Gott selbst an.<br />
Er fängt an, nicht wir.“ (GL 2, 1)<br />
Ihr Johannes Bernhard Uphus
Das Bild im Blick 6<br />
Und das Licht leuchtet in der Finsternis<br />
Joh 1, 1–18<br />
Der Beginn des Johannesevangeliums, der sogenannte Johannesprolog<br />
Joh 1, 1–18, der in jedem Jahr am Hochfest der<br />
Geburt des Herrn im Gottesdienst verkündet wird, ist einer der<br />
theologisch dichtesten Texte des Neuen Testaments und damit<br />
wenig geeignet zur Umsetzung in erzählende Bildsprache. Aus<br />
ottonischer Zeit kennen wir nur drei Beispiele: im Regensburger<br />
Uta-Codex (um 1020), in einem Evangeliar aus Köln, das heute<br />
in Bamberg liegt (um 1050), und unser Titelbild, das älteste von<br />
den dreien. Doch hat der Maler die anspruchsvolle Ikonographie<br />
nicht erfunden. Aus der Hofschule Karls des Kahlen ist ein<br />
Sakramentarfragment erhalten, das um 870 in Metz entstand<br />
und heute in Paris aufbewahrt wird. Hier findet sich auf fol. 6r<br />
eine Darstellung des thronenden Christus zwischen Cherubim<br />
als Bild zum „Sanctus“ der Messliturgie, das unserem Titelbild<br />
sehr ähnlich ist. Eine Verbindung ist über gemeinsame spätantike<br />
Vorlagen denkbar.<br />
Himmel als Ort Gottes<br />
Das Kostbare Evangeliar des heiligen Bernward zeigt im oberen<br />
Teil der Miniatur den Herrn auf einer goldenen (Welt-) Kugel<br />
thronend. Diese ist von einem grünen Saum umgeben. Unter<br />
seinen Füßen ist ebenfalls ein grün gefüllter Halbkreis zu sehen,<br />
der in der Mitte eine kleine, blattähnliche Struktur zeigt.<br />
Sicherlich ist hiermit die Erde gemeint. Der obere Teil der Figur<br />
wird ebenfalls von einer goldenen Fläche hinterfangen. Es ist<br />
eine Mandorla, die sich im Sakramentar aus Metz ganz klassisch<br />
als Nimbus um die ganze Figur legt, hier aber nur den<br />
Oberkörper umgibt. Über einer hellen Tunika trägt Christus<br />
ein grünes, goldgesäumtes Obergewand. Den Kopf, der von
7<br />
Das Bild im Blick<br />
einem blauen Heiligenschein mit Kreuz hinterfangen ist, ziert<br />
eine goldene Krone mit drei Edelsteinen. Christus hält zwei Gegenstände<br />
in den Händen: in seiner Linken ein Buch mit der<br />
Aufschrift „VITA“ – LEBEN („In ihm war Leben“, Joh 1, 4) und<br />
in der Rechten eine blaue Scheibe mit dem Lamm Gottes, das<br />
ebenfalls ein Nimbus mit eingeschriebenem Kreuz auszeichnet.<br />
Es legt seine rechte Pfote auf das Buch. Auf der einen Seite ist<br />
das Lamm Gottes ein Bild, das Johannes der Täufer für Jesus<br />
gebrauchte und das auf seinen Opfertod vorausweist (vgl. Joh<br />
1,29); Johannes nimmt aber im Prolog des vierten Evangeliums<br />
einen breiten Raum ein, er wird hier im Bild zwar nicht gezeigt,<br />
aber auf diese Weise indirekt angesprochen. Auf der anderen<br />
Seite ist dies ein starker Verweis auf die Offenbarung des Johannes,<br />
denn in Offb 5 wird das Lamm als würdig erachtet,<br />
das Buch mit den sieben Siegeln zu nehmen und zu öffnen.<br />
Deshalb legt das Lamm seine Pfote auf das Buch, das Buch des<br />
Lebens. Der Anklang an die Apokalypse ist wohl so stark, dass<br />
ein späterer Schreiber unter das Bild „Apokalipsis Beati Joa.“<br />
– „Offenbarung des seligen Johannes“ geschrieben hat (nicht<br />
abgebildet), obwohl es eindeutig dem Johannesevangelium zuzuordnen<br />
ist. Neben Christus stehen zwei Cherubim mit sechs<br />
Flammenflügeln als himmlische Thronassistenten; alle drei werden<br />
von einem goldenen Kreis eingefasst. Der Rest des oberen<br />
Teils wird von Himmelssphären in Form von goldenen Kreissegmenten<br />
mit Wolken und goldenen Dreiecken gefüllt; ganz oben<br />
ist ein dunklerer Bereich abgehoben, der von zwei Himmelsgestirnen<br />
akzentuiert wird. Zweifellos ist mit dem gesamten oberen<br />
Teil der Miniatur der Himmel als Ort der überweltlichen<br />
Gegenwart Gottes gemeint.<br />
Das Kind als Lichtbringer<br />
Ein Streifen mit goldenen Halbkreisen teilt diesen oberen Teil<br />
vom unteren Teil ab. In der Mitte ist ein goldener Stern vor
Das Bild im Blick 8<br />
blauem Hintergrund zu sehen. Er sendet fünf goldene Strahlen<br />
nach unten, wo ein kleines Kind (Heiligenschein mit Kreuz) fest<br />
in orange Tücher gewickelt ist („Ihr werdet ein Kind finden,<br />
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“, Lk 2, 12). Es<br />
ist dieses Kind, das hier in einer altarförmigen Krippe liegt – ein<br />
Verweis auf Opfertod und Vergegenwärtigung in der Eucharistie.<br />
Wie in den ältesten Krippendarstellungen finden sich hier<br />
Maria und Josef nicht, auch Ochs und Esel sind nicht zu sehen.<br />
Durch die Strahlen ist das Kind aber mit dem Stern und dem<br />
Bereich der himmlischen Herrlichkeit verbunden, es bringt das<br />
Licht („Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis<br />
hat es nicht erfasst“, Joh 1, 5).<br />
Erde als Ort der Dunkelheit<br />
Unten (vgl. zum Folgenden die Innenkarte) finden wir aber vor<br />
einem kompliziert gemusterten Hintergrund zwei antike Personifikationen:<br />
Okeanos und Gaia (Meer und Erde), die von antiken<br />
Vorlagen übernommen sind. Sie kennzeichnen den unteren<br />
Teil der Miniatur als den irdischen Bereich. Der Meeresgott sitzt<br />
auf einem Meeresdrachen, schüttet Wasser aus einer Amphore<br />
aus und zwei Fische begleiten ihn. Folgerichtig ist dieser Teil<br />
der Miniatur mit Wasserwellen bedeckt. Gegenüber sitzt die<br />
Erdgöttin mit zwei Menschenkindern zwischen den Armen. In<br />
der Antike wurde sie als Fruchtbarkeitssymbol verstanden. Hier<br />
aber hat der Maler eine ganz andere Ikonographie gefunden<br />
und damit einen neuen Sinn in diese ursprünglich heidnische<br />
Frauengestalt hineingelegt: Seitlich wächst ein Baum hervor,<br />
in dessen oberem Teil sich eine Schlange windet. Diese aber<br />
hat eine Frucht im Maul, nach der einer der beiden Menschen<br />
greift. Sicher gehen wir nicht fehl, wenn wir hier Adam und<br />
Eva sehen und den Sündenfall angedeutet finden. Damit aber ist<br />
der gesamte untere Teil der Miniatur als die in Sünde gefallene
9<br />
Das Bild im Blick<br />
Welt zu interpretieren. „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen<br />
nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1, 11).<br />
So lässt sich die gesamte Komposition als bildliche Umsetzung<br />
des Johannesprologs lesen, in die der Maler Motive von der<br />
Genesis (Adam und Eva) bis zur Apokalypse (Lamm und Buch)<br />
einbindet: Die zweite göttliche Person, der vor aller Zeit und<br />
über aller Welt thronende Logos, ist Fleisch geworden im Jesuskind<br />
und hat der verlorenen Welt Licht und Herrlichkeit – Erlösung<br />
– gebracht. Als Zeichen dafür schauen Okeanos und Gaia<br />
zum Kind in der Krippe auf.<br />
Heinz Detlef Stäps
Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: Nahum (Prophet) · hl. Natalie (Witwe, † nach 300) · hl.<br />
Eligius von Noyon (Bischof, † 660) · sel. Blanka (Blanche, Bianca, Mutter<br />
König Ludwigs IX. von Frankreich, † 1252) · sel. Charles de Foucauld<br />
(Trappist, Einsiedler in der Sahara, Gründer der Kleinen Brüder<br />
Jesu und der Kleinen Schwestern vom Heiligen Herzen, † 1916)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.<br />
Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit.<br />
Amen. Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Kündet allen in der Not:<br />
Fasset Mut und habt Vertrauen.<br />
Bald wird kommen unser Gott;<br />
herrlich werdet ihr ihn schauen.<br />
Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.<br />
Gott naht sich mit neuer Huld,<br />
dass wir uns zu ihm bekehren;<br />
er will lösen unsre Schuld,<br />
ewig soll der Friede währen.<br />
Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.<br />
Aus Gestein und Wüstensand<br />
werden frische Wasser fließen;<br />
Quellen tränken dürres Land,<br />
überreich die Saaten sprießen.<br />
Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.
11<br />
Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Blinde schaun zum Licht empor,<br />
Stumme werden Hymnen singen,<br />
Tauben öffnet sich das Ohr,<br />
wie ein Hirsch die Lahmen springen.<br />
Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.<br />
Gott wird wenden Not und Leid.<br />
Er wird die Getreuen trösten,<br />
und zum Mahl der Seligkeit<br />
ziehen die vom Herrn Erlösten.<br />
Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.<br />
Friedrich Dörr 1972, © Rechtenachfolge: Caritasverband der Diözese Eichstätt<br />
– GL 221 · GL 1975 106 · KG 671 (Melodie) · EG 450 (Melodie)<br />
Psalm 12 Verse 2–9<br />
Hilf doch, o Herr, die Frommen schwinden dahin, *<br />
unter den Menschen gibt es keine Treue mehr.<br />
Sie lügen einander an, einer den andern; *<br />
mit falscher Zunge und zwiespältigem Herzen reden sie.<br />
Der Herr vertilge alle falschen Zungen, *<br />
jede Zunge, die vermessen redet.<br />
Sie sagen: „Durch unsre Zunge sind wir mächtig; *<br />
unsre Lippen sind unsre Stärke. Wer ist uns überlegen?“<br />
Die Schwachen werden unterdrückt; die Armen seufzen. /<br />
Darum spricht der Herr: „Jetzt stehe ich auf, *<br />
dem Verachteten bringe ich Heil.“<br />
Die Worte des Herrn sind lautere Worte, /<br />
Silber, geschmolzen im Ofen, *<br />
von Schlacken geschieden, geläutert siebenfach.<br />
Du, Herr, wirst uns behüten *<br />
und uns vor diesen Leuten für immer erretten,<br />
auch wenn die Frevler frei umhergehn *<br />
und unter den Menschen die Gemeinheit groß wird.<br />
Ehre sei dem Vater ...
Morgen · Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> 12<br />
Steh auf, Gott, bringe Heil den Verachteten. Stärke alle mit deinem<br />
Wort, die sich mit Unrecht nicht abfinden und sich inmitten<br />
von Lüge und Niedertracht ein reines Herz bewahren.<br />
Lesung Gen 49, 10<br />
Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen<br />
Füßen, bis der kommt, dem er gehört, dem der Gehorsam<br />
der Völker gebührt.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Benedictus, Magnificat und Nunc dimittis finden Sie auf einem heraustrennbaren<br />
Gebetsblatt am Anfang des Heftes. Die dazugehörigen Antiphonen werden<br />
jeweils vor und nach diesen Gesängen aus dem Evangelium gebetet.<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Ein Reis wird sprossen aus Isais Wurzelstock. Die ganze Erde<br />
wird von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt, und alles Fleisch<br />
wird schauen Gottes Heil.<br />
Bitten<br />
Im Heiligen Geist sind wir mit Gottes Schöpferkraft begabt. Mit<br />
ihr können wir beitragen, unsere Lebenswirklichkeit für alle<br />
lebenswert zu gestalten. Bitten wir Gott um einen klugen Blick<br />
und den Mut, unsere Stimme für andere zu erheben:<br />
A: Gib uns Hoffnung, mach uns stark.<br />
– Dass wir erkennen, wo wir unsere christliche Prägung in der<br />
Gesellschaft fruchtbar machen können.<br />
– Dass wir bereit sind zu lernen, was unsere derzeitige Situation<br />
erfordert.<br />
– Dass wir uns beherzt mit anderen verbünden, die unsere Haltung<br />
und Anliegen teilen.<br />
Vaterunser
13<br />
Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Oration<br />
Herr und Gott, in unserer Bedrängnis rufen wir zu dir, erhöre<br />
die Bitten deines Volkes. Bewahre uns vor aller Ansteckung des<br />
Bösen und tröste uns durch die Ankunft deines Sohnes, unseres<br />
Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit<br />
dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Seht, der Herr wird kommen und alle Heiligen mit ihm.<br />
Ein großes Licht wird aufstrahlen an jenem Tag.<br />
Vgl. Sach 14,5.7<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 11, 1–10<br />
An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor,<br />
ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der<br />
Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit<br />
und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist<br />
der Erkenntnis und der Gottesfurcht.<br />
Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht. Er richtet nicht<br />
nach dem Augenschein, und nicht nur nach dem Hörensagen<br />
entscheidet er, sondern er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet<br />
für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt<br />
den Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes und tötet den<br />
Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes. Gerechtigkeit ist der<br />
Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib. Dann<br />
wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein.
Eucharistie · Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> 14<br />
Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann<br />
sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen<br />
beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling<br />
spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine<br />
Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr<br />
und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg;<br />
denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie<br />
das Meer mit Wasser gefüllt ist.<br />
An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein,<br />
der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn<br />
auf; sein Wohnsitz ist prächtig.<br />
Antwortpsalm Ps 72, 1–2.7–8.12–13.17<br />
Kehrvers:<br />
Gerechtigkeit blüht auf in seinen Tagen und Friede ohne Ende.<br />
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, *<br />
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!<br />
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit *<br />
und deine Armen durch rechtes Urteil. – Kehrvers<br />
Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen *<br />
und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.<br />
Er herrsche von Meer zu Meer, *<br />
vom Strom bis an die Enden der Erde. – Kehrvers<br />
Er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, *<br />
den Armen und den, der keinen Helfer hat.<br />
Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, *<br />
er rettet das Leben der Armen. – Kehrvers<br />
Sein Name soll ewig bestehen; *<br />
solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name.<br />
Glücklich preisen sollen ihn alle Völker *<br />
und in ihm sich segnen. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 7, ferner GL 263 · GL 1975 152, 1 · KG 364 (VI. Ton)
15<br />
Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Seht, unser Herr kommt mit Macht; die Augen seiner Knechte<br />
schauen das Licht.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 10, 21–24<br />
In jener Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude<br />
aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,<br />
weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen<br />
aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.<br />
Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand<br />
weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer<br />
der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren<br />
will.<br />
Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein:<br />
Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch:<br />
Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und<br />
haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und<br />
haben es nicht gehört.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
„Großer Gott, wir loben dich“! (GL 380) Gott ist groß. Das<br />
bezeugt der biblische Glaube. Doch der unermesslich große<br />
Gott macht sich um des Menschen willen dem Menschen<br />
zugänglich: „offenbar“. Diese Erfahrung spiegelt, auf vielerlei<br />
Weise, die Bibel Alten und Neuen Testaments. Ist darum<br />
das Geheimnis Jesu, des Menschen, in dem „des Vaters ewigs<br />
Wort“ (GL 236) menschenklein wurde, gerade denen zugegangen<br />
und aufgegangen, die man für klein hält und die man<br />
kleinhält? Gott, dessen Sohn für uns und um unseres Heiles<br />
willen Mensch geworden ist, hält uns nicht klein und nicht für<br />
klein. Er segnet uns und hält uns in Ehren. Darum müssen wir
Abend · Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> 16<br />
vor ihm nicht großtun, und nicht einmal voreinander. Vor ihm<br />
können wir heute unser Kleinsein annehmen – und, in seinem<br />
Geist der Weite, sogar unser Kleinlichsein.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Die vollständige Fassung der Eröffnungen von Morgen- und Abendgebet finden<br />
Sie mit Noten auf Seite 394.<br />
Innehalten am Abend<br />
Das Maß der Liebe ist die Liebe ohne Maß.<br />
Franz von Sales (französischer Theologe, Schriftsteller, Fürstbischof von Genf,<br />
Ordensgründer und Kirchenlehrer, 1567–1622)<br />
• Haben wir nicht alle gelernt, dass Maßlosigkeit etwas Negatives<br />
ist?<br />
• Inwieweit gilt auch hier für mich eher „Maß halten“?<br />
Confiteor – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und<br />
Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe –<br />
ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken – durch<br />
meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.<br />
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen<br />
und euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei<br />
Gott, unserem Herrn.
17<br />
Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Hymnus<br />
Seht, die gute Zeit ist nah,<br />
Gott kommt auf die Erde,<br />
kommt und ist für alle da,<br />
kommt, dass Frieden werde.<br />
Halleluja.<br />
Hirt und König, Groß und Klein,<br />
Kranke und Gesunde,<br />
Arme, Reiche lädt er ein,<br />
freut euch auf die Stunde.<br />
Halleluja.<br />
Friedrich Walz,<br />
© Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, Neuendettelsau,<br />
GL 745 (Anhang Aachen)<br />
Psalm 14<br />
Die Toren sagen in ihrem Herzen: *<br />
„Es gibt keinen Gott.“<br />
Sie handeln verwerflich und schnöde; *<br />
da ist keiner, der Gutes tut.<br />
Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, *<br />
ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.<br />
Alle sind sie abtrünnig und verdorben, *<br />
keiner tut Gutes, auch nicht ein Einziger.<br />
Haben denn all die Übeltäter keine Einsicht? *<br />
Sie verschlingen mein Volk.<br />
Sie essen das Brot des Herrn, *<br />
doch seinen Namen rufen sie nicht an.<br />
Es trifft sie Furcht und Schrecken; *<br />
denn Gott steht auf der Seite der Gerechten.<br />
Die Pläne der Armen wollt ihr vereiteln, *<br />
doch ihre Zuflucht ist der Herr.
Abend · Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> 18<br />
Ach, käme doch vom Zion Hilfe für Israel! /<br />
Wenn einst der Herr das Geschick seines Volkes wendet, *<br />
dann jubelt Jakob, dann freut sich Israel.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Wer ist gerecht vor dir, barmherziger Gott? Nur du kannst unser<br />
Versagen zum Guten wenden. Du unsere Zuflucht, nimm dich<br />
unser an.<br />
Lesung vgl. 1 Kor 1, 7b–9<br />
Wir warten auf die Offenbarung Jesu Christi, unseres Herrn.<br />
Er wird uns festigen bis ans Ende, sodass wir schuldlos<br />
dastehen am Tag Jesu, unseres Herrn. Treu ist Gott, durch den<br />
wir berufen worden sind zur Gemeinschaft mit seinem Sohn,<br />
unserem Herrn Jesus Christus.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Sucht den Herrn, er lässt sich finden; ruft ihn an, denn er ist<br />
nahe. Halleluja.<br />
Fürbitten<br />
„Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und<br />
haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und<br />
haben es nicht gehört.“ Was sehen wir, was hören wir, was<br />
nehmen wir in dieser Adventszeit auf? Wir bitten Gott, den<br />
Schöpfer unserer Welt, um seinen erbarmenden Blick und bitten<br />
für alle, die in Not und Sorge sind.<br />
V: Erbarmender Gott, A: höre unser Rufen.<br />
– Steh du allen Menschen bei, die in diesem Jahr der Corona-<br />
Pandemie einen lieben Menschen verloren haben, und schenke<br />
ihnen Zeit für Trauer und Trost.<br />
– Stärke diejenigen, die durch die Corona-Krise in materielle<br />
Not geraten sind, und wecke unsere Hilfsbereitschaft.
19<br />
Dienstag, 1. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
– Hilf uns begreifen, dass wir eine Welt sind, und hilf uns, Nationalismus<br />
und Egoismus zu überwinden.<br />
– Nimm die Toten dieses Jahres, von denen viele ohne Abschied<br />
von ihren Angehörigen gehen mussten, auf in dein Haus des<br />
Lichts.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr und Gott, in unserer Bedrängnis rufen wir zu dir, erhöre<br />
die Bitten deines Volkes. Bewahre uns vor aller Ansteckung des<br />
Bösen und tröste uns durch die Ankunft deines Sohnes, unseres<br />
Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit<br />
dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Luzius<br />
Luzius ist der Patron von Chur. Er lebte vermutlich im fünften /<br />
sechsten Jahrhundert und missionierte in der Gegend um Chur.<br />
Der Überlieferung nach soll er der erste Bischof von Chur gewesen<br />
sein und das Martyrium durch Steinigung erlitten haben. Eine im<br />
neunten Jahrhundert entstandene Legende hält ihn aufgrund einer<br />
Verwechslung für einen britischen König. Seine Gebeine ruhen in<br />
der ihm zu Ehren erbauten Ringkrypta von St. Luzi in Chur.<br />
Schrifttexte: Lesung: Jak 1, 12–18; Evangelium: Joh 10, 11–16<br />
Namenstag: hl. Bibiana (Märtyrerin, † 361/63) · sel. Johannes von<br />
Ruysbroek (Augustiner-Chorherr, Mystiker, † 1381)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,<br />
es kommt der Herr der Herrlichkeit,<br />
ein König aller Königreich,<br />
ein Heiland aller Welt zugleich,<br />
der Heil und Leben mit sich bringt;<br />
derhalben jauchzt, mit Freuden singt.<br />
Gelobet sei mein Gott,<br />
mein Schöpfer reich an Rat.<br />
Er ist gerecht, ein Helfer wert.<br />
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,<br />
sein Königskron ist Heiligkeit,
21<br />
Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
sein Zepter ist Barmherzigkeit;<br />
all unsre Not zum End er bringt;<br />
derhalben jauchzt, mit Freuden singt.<br />
Gelobet sei mein Gott,<br />
mein Heiland groß von Tat.<br />
O wohl dem Land, o wohl der Stadt,<br />
so diesen König bei sich hat.<br />
Wohl allen Herzen insgemein,<br />
da dieser König ziehet ein.<br />
Er ist die rechte Freudensonn,<br />
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.<br />
Gelobet sei mein Gott,<br />
mein Tröster früh und spat.<br />
Georg Weißel vor 1623<br />
GL 218 · GL 1975 107 · KG 298 · EG 1<br />
Strophen 1–3<br />
Psalm 18 Verse 2–7<br />
Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, *<br />
Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,<br />
mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, *<br />
mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.<br />
Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!, *<br />
und ich werde vor meinen Feinden gerettet.<br />
Mich umfingen die Fesseln des Todes, *<br />
mich erschreckten die Fluten des Verderbens.<br />
Die Bande der Unterwelt umstrickten mich, *<br />
über mich fielen die Schlingen des Todes.<br />
In meiner Not rief ich zum Herrn *<br />
und schrie zu meinem Gott.<br />
Aus seinem Heiligtum hörte er mein Rufen, *<br />
mein Hilfeschrei drang an sein Ohr.<br />
Ehre sei dem Vater ...
Morgen · Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> 22<br />
Höre unser Rufen, starker Gott! In Bedrängnis, Krankheit und<br />
Not sei unsere Hilfe.<br />
Lesung Am 4, 13<br />
Siehe, er formt die Berge, er erschafft den Wind, er verkündet<br />
den Menschen, was er im Sinn hat, er macht das Morgenrot<br />
und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin –<br />
Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Der nach mir kommt, ist stärker als ich. Ich bin nicht wert, die<br />
Riemen seiner Schuhe zu lösen.<br />
Bitten<br />
Heute vor 30 Jahren wurde der erste gesamtdeutsche Bundestag<br />
gewählt – nach der euphorisch gefeierten Wiedervereinigung<br />
ein wichtiger Schritt auf dem steinigen Weg zu ihrer konkreten<br />
Umsetzung. Richten wir den Blick auf unser Land und bitten:<br />
A: Führ uns zusammen, du unser Gott.<br />
– Dass wir uns einsetzen für Demokratie und Zusammenhalt in<br />
unserem Gemeinwesen.<br />
– Dass wir über soziale und politische Grenzen hinweg Menschen<br />
finden, mit denen wir gemeinsam etwas bewegen können.<br />
– Dass wir unseren Kindern die Freude an der Freiheit und die<br />
Verantwortung für das Miteinander in unseren Gesellschaften<br />
weitergeben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, bereite durch das Wirken deiner Gnade unser<br />
Herz, damit wir bei der Ankunft deines Sohnes würdig sind,
23<br />
Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
am himmlischen Gastmahl teilzunehmen und aus seiner Hand<br />
die Speise des ewigen Lebens zu empfangen. Darum bitten wir<br />
durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und<br />
Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />
herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Der Herr wird kommen und nicht zögern.<br />
Er wird die Finsternis in Licht verwandeln<br />
und sich allen Völkern offenbaren.<br />
Vgl. Hab 2, 3; 1 Kor 4, 5<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 25, 6–10a<br />
An jenem Tag wird der Herr der Heere auf diesem Berg – dem<br />
Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten<br />
Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und<br />
feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen.<br />
Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt,<br />
und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den<br />
Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem<br />
Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die<br />
Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.<br />
An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf<br />
ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das<br />
ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen<br />
jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Ja, die Hand des<br />
Herrn ruht auf diesem Berg.
Eucharistie · Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> 24<br />
Antwortpsalm Ps 23<br />
Kehrvers:<br />
Im Haus des Herrn darf ich wohnen für immer und ewig.<br />
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. /<br />
Er lässt mich lagern auf grünen Auen *<br />
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.<br />
Er stillt mein Verlangen; *<br />
er leitet mich auf rechten Pfaden,<br />
treu seinem Namen. – Kehrvers<br />
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, *<br />
ich fürchte kein Unheil;<br />
denn du bist bei mir, *<br />
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. – Kehrvers<br />
Du deckst mir den Tisch *<br />
vor den Augen meiner Feinde.<br />
Du salbst mein Haupt mit Öl, *<br />
du füllst mir reichlich den Becher. – Kehrvers<br />
Lauter Güte und Huld *<br />
werden mir folgen mein Leben lang,<br />
und im Haus des Herrn *<br />
darf ich wohnen für lange Zeit. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 6b, ferner GL 653, 3 · GL 1975 649, 1 (V. Ton)<br />
oder KG 617 (VIII. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Seht, der Herr wird kommen, um sein Volk zu retten. Selig, die<br />
bereit sind, ihm entgegenzugehen.<br />
Halleluja.
25<br />
Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 15, 29–37<br />
In jener Zeit kam Jesus an den See von Galiläa. Er stieg auf<br />
einen Berg und setzte sich. Da kamen viele Menschen und<br />
brachten Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere<br />
Kranke zu ihm; sie legten sie vor ihn hin, und er heilte sie.<br />
Als die Menschen sahen, dass Stumme plötzlich redeten,<br />
Krüppel gesund wurden, Lahme gehen und Blinde sehen konnten,<br />
waren sie erstaunt und priesen den Gott Israels.<br />
Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit<br />
diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben<br />
nichts mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken,<br />
sonst brechen sie unterwegs zusammen.<br />
Da sagten die Jünger zu ihm: Wo sollen wir in dieser unbewohnten<br />
Gegend so viel Brot hernehmen, um so viele Menschen<br />
satt zu machen?<br />
Jesus sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten:<br />
Sieben, und noch ein paar Fische. Da forderte er die Leute<br />
auf, sich auf den Boden zu setzen. Und er nahm die sieben Brote<br />
und die Fische, sprach das Dankgebet, brach die Brote und<br />
gab sie den Jüngern, und die Jünger verteilten sie an die Leute.<br />
Und alle aßen und wurden satt. Dann sammelte man die übrig<br />
gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Großer Andrang am Berg am See, doch noch im engsten Gedränge<br />
ist Jesus leicht zu erkennen: Man kennt ihn am Erbarmen.<br />
Jesus ist der Christus, der Erwählte und Gesalbte des<br />
Herrn. Kranke werden zu ihm gebracht. Er sieht das Leiden. Es<br />
zerreißt ihm das Herz: Mit-Leiden. Er sieht die Menschen, den<br />
ganzen Menschen, alle. Im Namen Gottes – „ich bin der Herr,<br />
dein Arzt“ (Ex 15, 26) – heilt er, und stillt er den Hunger der<br />
anderen. Anfangs war das christliche Herrenmahl auch Sättigungsmahl:<br />
Ich habe Erbarmen mit diesen Menschen. Jesus<br />
hat Erbarmen auch mit uns. So ganz zugewandt, so leiblich
Abend · Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> 26<br />
konkret, wie er an den Menschen aus seinem Volk gehandelt<br />
hat, an Männern und Frauen und Kindern, so ungeteilt zugewandt,<br />
so angstlos nah will er an uns handeln; an allen; in<br />
Gottes Namen. So stimmen wir in das Gebet der Synagoge ein:<br />
Gepriesen sei der Gott Israels! (Lk 1, 68)<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Versöhnt, die einander böse sind.<br />
Franz Xaver (Heiliger des Tages)<br />
• Auf wen schaue ich herab, auf wen bin ich böse?<br />
• Wäre eine Annäherung, zumindest ein versöhnliches Signal,<br />
für mich denkbar?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder:<br />
V: Erbarme dich, Herr, unser Gott, erbarme dich.<br />
A: Denn wir haben vor dir gesündigt.<br />
V: Erweise, Herr, uns deine Huld.<br />
A: Und schenke uns dein Heil.<br />
Hymnus<br />
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,<br />
eur Herz zum Tempel zubereit’.<br />
Die Zweiglein der Gottseligkeit<br />
steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;<br />
so kommt der König auch zu euch,
27<br />
Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
ja Heil und Leben mit zugleich.<br />
Gelobet sei mein Gott,<br />
voll Rat, voll Tat, voll Gnad.<br />
Komm, o mein Heiland Jesu Christ,<br />
meins Herzens Tür dir offen ist.<br />
Ach zieh mit deiner Gnade ein,<br />
dein Freundlichkeit auch uns erschein.<br />
Dein Heilger Geist uns führ und leit<br />
den Weg zur ewgen Seligkeit.<br />
Dem Namen dein, o Herr,<br />
sei ewig Preis und Ehr.<br />
Georg Weißel vor 1623<br />
GL 218 · GL 1975 107 · KG 298 · EG 1<br />
Strophen 4 und 5<br />
Psalm 27 Verse 1–6<br />
Der Herr ist mein Licht und mein Heil: *<br />
Vor wem sollte ich mich fürchten?<br />
Der Herr ist die Kraft meines Lebens: *<br />
Vor wem sollte mir bangen?<br />
Dringen Frevler auf mich ein, *<br />
um mich zu verschlingen,<br />
meine Bedränger und Feinde, *<br />
sie müssen straucheln und fallen.<br />
Mag ein Heer mich belagern: *<br />
Mein Herz wird nicht verzagen.<br />
Mag Krieg gegen mich toben: *<br />
Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.<br />
Nur eines erbitte ich vom Herrn, *<br />
danach verlangt mich:<br />
Im Haus des Herrn zu wohnen *<br />
alle Tage meines Lebens,
Abend · Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> 28<br />
die Freundlichkeit des Herrn zu schauen *<br />
und nachzusinnen in seinem Tempel.<br />
Denn er birgt mich in seinem Haus *<br />
am Tage des Unheils;<br />
er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, *<br />
er hebt mich auf einen Felsen empor.<br />
Nun kann ich mein Haupt erheben *<br />
über die Feinde, die mich umringen.<br />
Ich will Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer mit Jubel; *<br />
dem Herrn will ich singen und spielen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Im Dunkel der Nacht lass uns dein Licht schauen, Gott unserer<br />
Hoffnung. Lass uns ruhen in dir, damit wir morgen mit neuer<br />
Kraft deine Wege gehen.<br />
Lesung 1 Kor 4, 5<br />
Richtet nicht vor der Zeit; wartet, bis der Herr kommt, der<br />
das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten<br />
der Herzen aufdecken wird. Dann wird jeder sein Lob<br />
von Gott erhalten.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Das Wort des Herrn geht von Jerusalem aus, das neue Gebot<br />
von seinem heiligen Berg.<br />
Fürbitten (Gebetsanliegen des Papstes)<br />
– Beten wir, dass unsere persönliche Christusbeziehung durch<br />
das Wort Gottes und unser Gebet wachse.<br />
Näheres zu diesem Gebetsanliegen erfahren Sie auf www.magnificat.de/aktuelles.<br />
Vaterunser
29<br />
Mittwoch, 2. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, bereite durch das Wirken deiner Gnade unser<br />
Herz, damit wir bei der Ankunft deines Sohnes würdig sind,<br />
am himmlischen Gastmahl teilzunehmen und aus seiner Hand<br />
die Speise des ewigen Lebens zu empfangen. Darum bitten wir<br />
durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und<br />
Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und<br />
herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Franz Xaver<br />
Franz Xaver (1506–1552) gilt als Begründer der Jesuitenmission.<br />
Er wuchs in Nordspanien auf, studierte in Paris Theologie und<br />
schloss sich dort Ignatius von Loyola an. 1537 wurde er zum Priester<br />
geweiht und arbeitete 1539 mit Ignatius in Rom am Entwurf<br />
der Ordenssatzung für die Jesuiten. 1541 ging er als päpstlicher<br />
Legat nach Goa (westliches Indien). Dort missionierte er die einheimischen<br />
Perlfischer und erreichte eine Wiederbelebung des Christentums<br />
der portugiesischen Kolonialbevölkerung. Von 1549 bis<br />
1552 missionierte er in Japan. Danach machte er sich auf, um in<br />
China zu missionieren, konnte aber nicht einreisen. Auf dem Weg<br />
nach Guangzhou (Kanton) starb er nach kurzer schwerer Krankheit<br />
auf der Insel Shangchuan bei Macao. Franz Xaver ist einer<br />
der Vorreiter neuzeitlicher christlicher Mission. Er lebte mit den<br />
Einheimischen, lernte ihre Sprache und passte sich ihren Lebensgewohnheiten<br />
und ihrer Kultur an. Mit den Briefen, in denen er nach<br />
Rom von seiner Arbeit berichtete, weckte er im ganzen Abendland<br />
Begeisterung für die Mission.<br />
Schrifttexte: Lesung: 1 Kor 9, 16–19.22–23; Evangelium: Mk 16,<br />
15–20<br />
Namenstag: sel. Gerlind (8. Jh.) · hl. Modestus (Missionsbischof in<br />
Kärnten, † 772) · hl. Emma von Lesum († 1038)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
31<br />
Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Hymnus<br />
O Gott im höchsten Himmelsthron,<br />
send doch herab dein lieben Sohn,<br />
uns arme Menschen zu erlösen,<br />
zu machen heilig, fromm und recht<br />
durch seine Lehr uns arme Knecht,<br />
entreiß uns der Gewalt des Bösen!<br />
Von unsern Vätern hörten wir,<br />
dass ihnen Zusag kam von dir<br />
durch Adam und durch die Propheten,<br />
zu senden deinen Sohn zuletzt,<br />
dass er uns löse vom Gesetz<br />
und bring uns Heil aus allen Nöten.<br />
Dieweil es nun ein lange Zeit<br />
und alle Welt im Elend schreit,<br />
so wollst du dich doch jetzt erbarmen<br />
und senden uns den Heiland Christ,<br />
danach uns groß Verlangen ist,<br />
schick ihn herab zu Trost uns Armen.<br />
Andernach 1608<br />
GL 733 · GL 1975 832 (Anhänge Köln)<br />
Canticum <br />
Jer 31, 10–13.14b<br />
Antiphon:<br />
Die Antiphon wird zu Beginn und am Ende eines Canticums gebetet.<br />
So spricht der Herr: Mein Volk wird satt an meinen Gaben.<br />
Hört, ihr Völker, das Wort des Herrn, *<br />
verkündet es auf den fernsten Inseln und sagt:<br />
Er, der Israel zerstreut hat, wird es auch sammeln *<br />
und hüten wie ein Hirt seine Herde.<br />
Denn der Herr wird Jakob erlösen *<br />
und ihn befreien aus der Hand des Stärkeren.
Morgen · Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> 32<br />
Sie kommen und jubeln auf Zions Höhe, /<br />
sie strahlen vor Freude über die Gaben des Herrn, *<br />
über Korn, Wein und Öl, über Lämmer und Rinder.<br />
Sie werden wie ein bewässerter Garten sein *<br />
und nie mehr verschmachten.<br />
Dann freut sich das Mädchen beim Reigentanz, *<br />
Jung und Alt sind fröhlich.<br />
Ich verwandle ihre Trauer in Jubel, /<br />
tröste und erfreue sie nach ihrem Kummer; *<br />
mein Volk wird satt an meinen Gaben.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
So spricht der Herr: Mein Volk wird satt an meinen Gaben.<br />
Lesung Jes 55, 3<br />
Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann werdet<br />
ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen,<br />
gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Müht euch um die Glaubensunterweisung der Kinder. Sie ist<br />
das Wichtigste.<br />
Redaktion Magnificat nach Franz Xaver<br />
Bitten<br />
Lasst uns beten zu Gott, der uns zur Mitarbeit an einer lebenswerten<br />
Erde beruft:<br />
A: Höre unsere Bitten.<br />
– Lass uns treu an deinem Wort festhalten.<br />
– Leite uns in dem Bemühen, den Keim des Glaubens in unseren<br />
Kindern wachsen zu lassen.
33<br />
Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
– Lass uns voll Freude daran mitwirken, alles in Christus zu<br />
erneuern.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Gott, du Heil aller Menschen, du hast durch das Wirken des<br />
heiligen Franz Xaver vielen Völkern den Weg zu dir gewiesen.<br />
Wecke in deinen Gläubigen den Sinn für die missionarische Arbeit<br />
und schenke ihnen Eifer für die Ausbreitung des Glaubens,<br />
damit die Kirche überall auf der Welt erstarke und wachse.<br />
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren<br />
Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir<br />
lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Bei d e n Orationen, die mit „Darum bitten wir durch Jesus Christus“ enden,<br />
soll die oben angegebene abschließende Formel gebetet werden.<br />
Gott sei uns gnädig und segne uns!<br />
Er lasse über uns sein Angesicht leuchten,<br />
damit auf Erden sein Weg erkannt wird<br />
und unter allen Völkern sein Heil.<br />
Ps 67, 2 f.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Nahe bist du, Herr, und alles, was du sagst, ist Wahrheit.<br />
Deine Worte werden nicht vergehen,<br />
sie bleiben für immer und ewig.<br />
Vgl. Ps 119, 151–152<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)
Eucharistie · Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> 34<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 26, 1–6<br />
An jenem Tag singt man in Juda dieses Lied: Wir haben eine<br />
befestigte Stadt, zu unserem Schutz baute der Herr Mauern<br />
und Wälle. Öffnet die Tore, damit ein gerechtes Volk durch sie<br />
einzieht, ein Volk, das dem Herrn die Treue bewahrt. Sein Sinn<br />
ist fest; du schenkst ihm Ruhe und Frieden; denn es verlässt<br />
sich auf dich.<br />
Verlasst euch stets auf den Herrn; denn der Herr ist ein ewiger<br />
Fels. Er hat die Bewohner des hohen Berges hinabgestürzt,<br />
die hoch aufragende Stadt; er hat sie zu Boden geworfen, in den<br />
Staub hat er sie gestoßen. Sie wird zermalmt von den Füßen der<br />
Armen, unter den Tritten der Schwachen.<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 118, 1–2.8–9.19–20.25–27a<br />
Kehrvers: Halleluja – oder:<br />
Gesegnet sei, der kommt im Namen des Herrn!<br />
Danket dem Herrn, denn er ist gütig, *<br />
denn seine Huld währt ewig.<br />
So soll Israel sagen: *<br />
Denn seine Huld währt ewig. – Kehrvers<br />
Besser, sich zu bergen beim Herrn, *<br />
als auf Menschen zu bauen.<br />
Besser, sich zu bergen beim Herrn, *<br />
als auf Fürsten zu bauen. – Kehrvers<br />
Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, *<br />
damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken.<br />
Das ist das Tor zum Herrn, *<br />
nur Gerechte treten hier ein. – Kehrvers<br />
Ach, Herr, bring doch Hilfe! *<br />
Ach, Herr, gib doch Gelingen!
35<br />
Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. /<br />
Wir segnen euch, vom Haus des Herrn her. *<br />
Gott, der Herr, erleuchte uns. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 26a, ferner GL 64, 1 (II. Ton)<br />
oder GL 1975 198, 2 (I. Ton) oder KG 626 (VI. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium Jes 55, 6<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange<br />
er nahe ist!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 7, 21.24–27<br />
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nicht jeder, der<br />
zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen,<br />
sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.<br />
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein<br />
kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch<br />
kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme<br />
tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn<br />
es war auf Fels gebaut.<br />
Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie<br />
ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als<br />
nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten,<br />
als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte<br />
es ein und wurde völlig zerstört.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Lage, Lage, Lage, heißt es in der Immobilienbranche. Wie und<br />
wo baut man ein Haus, das sich bewährt und das währt? In Zeiten<br />
des Klimawandels, des ansteigenden Meeresspiegels, eine<br />
hochaktuelle Frage. Mit Überlegungen dieser Art beschließt<br />
Jesus seine Grundsatzrede, so würde man sie nennen, wenn<br />
Jesus ein Parteimann wäre. Er ist es aber nicht. Seine Partei ist
Abend · Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> 36<br />
die Sache des Herrn, also das Ganze, die Sache der vielen, die<br />
hilflos und verloren sind. Welche Lebensweise wird Bestand<br />
haben? Wer kann vor Gott bestehen? Die Antwort Jesu: Wer<br />
Gottes Wort hört und danach handelt, wird leben. Wer bereit<br />
ist, sich diesem Anspruch auszusetzen und sich für Gerechtigkeit<br />
einzusetzen, tut recht und ist Gott recht. Wer das Leben<br />
wagt, treu „auf dein Wort hin“, wird behütet und von schwerer<br />
Angst befreit. Eine ganz neue Lage.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Transzendenz bedeutet nicht: zum Himmel schauen, an das<br />
ewige Leben denken und über die Probleme der Erde hinweggehen.<br />
Oscar Romero (Erzbischof von San Salvador, setzte sich<br />
im Geiste der Theologie der Befreiung entschieden für soziale Gerechtigkeit<br />
und politische Reformen ein; 1980 während einer Messe ermordet,<br />
2018 heiliggesprochen, 1917–1980)<br />
• Was kann ich heute für diejenigen tun, mit denen ich arbeite,<br />
lebe?<br />
• Was stärkt und trägt mich dabei?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Nun komm, der Heiden Heiland,<br />
offenbare dein’ Geburt;
37<br />
Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
darob staunet alle Welt:<br />
So wollte Gott werden Mensch.<br />
Nicht nach dem menschlichen Sinn,<br />
sondern von des Geistes Hauch<br />
ist das Wort ins Fleisch geborn,<br />
aus Mutterschoß aufgeblüht.<br />
Gleich wie die Sonne aufgeht<br />
und den Weg als Held durcheilt,<br />
so erschien er in der Welt,<br />
im Wesen ganz Gott und Mensch.<br />
Sein göttlich Wesen legt er<br />
in die menschliche Natur,<br />
gibt ihr teil an seinem Sieg<br />
und schenkt ihr neu seine Kraft.<br />
Gott, dem Vater, Ehr’ und Preis<br />
und dem Sohne Jesus Christ.<br />
Lob sei Gott, dem Heil’gen Geist,<br />
jetzt und ewig. Amen.<br />
Neues Stundenbuch<br />
Melodie: GL 227 · GL 1975 108 · KG 307 · EG 4<br />
Psalm 25 Verse 12–22<br />
Wer ist der Mann, der Gott fürchtet? *<br />
Ihm zeigt er den Weg, den er wählen soll.<br />
Dann wird er wohnen im Glück, *<br />
seine Kinder werden das Land besitzen.<br />
Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; *<br />
er weiht sie ein in seinen Bund.<br />
Meine Augen schauen stets auf den Herrn; *<br />
denn er befreit meine Füße aus dem Netz.<br />
Wende dich mir zu und sei mir gnädig; *<br />
denn ich bin einsam und gebeugt.
Abend · Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> 38<br />
Befrei mein Herz von der Angst, *<br />
führe mich heraus aus der Bedrängnis!<br />
Sieh meine Not und Plage an *<br />
und vergib mir all meine Sünden!<br />
Sieh doch, wie zahlreich meine Feinde sind, *<br />
mit welch tödlichem Hass sie mich hassen!<br />
Erhalte mein Leben und rette mich, /<br />
lass mich nicht scheitern! *<br />
Denn ich nehme zu dir meine Zuflucht.<br />
Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, *<br />
denn ich hoffe auf dich, o Herr.<br />
O Gott, erlöse Israel *<br />
aus all seinen Nöten!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, wer deine Stimme hört, ist<br />
nicht länger dein Knecht, sondern dein Vertrauter. In der Freiheit<br />
deines Geistes lass uns dir dienen.<br />
Lesung Jak 3, 17–18<br />
Die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich,<br />
freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten<br />
Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht. Wo Frieden<br />
herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften,<br />
die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Versöhnt, die einander böse sind. Besucht die Kranken und<br />
verteilt, was ihr erhaltet, unter den Armen. Behaltet nichts für<br />
euch!<br />
Redaktion Magnificat nach Franz Xaver
39<br />
Donnerstag, 3. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Fürbitten<br />
Das Vertrauen auf die Wirksamkeit des Gotteswortes ist groß<br />
in den jungen Gemeinden. Für alle, die heute das Wort Gottes<br />
hören, bitten wir:<br />
V: Du rufst uns, Gott: A: Erfülle uns mit deinem Geist.<br />
– Hilf deiner Kirche, den Weg zur Einheit zu gehen.<br />
– Schenke deinen Getauften die Gabe der Unterscheidung und<br />
die Freiheit der Wahl.<br />
– Stärke die Hoffnung der Menschen am Ende dieses schweren<br />
Jahres.<br />
– Ermutige alle, denen es gut geht, Verantwortung für die Geschwächten<br />
zu übernehmen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Gott, du Heil aller Menschen, du hast durch das Wirken des<br />
heiligen Franz Xaver vielen Völkern den Weg zu dir gewiesen.<br />
Wecke in deinen Gläubigen den Sinn für die missionarische Arbeit<br />
und schenke ihnen Eifer für die Ausbreitung des Glaubens,<br />
damit die Kirche überall auf der Welt erstarke und wachse. Darum<br />
bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der Gott unserer Hoffnung segne uns und bewahre uns,<br />
er lasse uns seine Barmherzigkeit schauen<br />
und schenke uns seinen Frieden.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heilige Barbara<br />
Heiliger Johannes von Damaskus<br />
Seliger Adolph Kolping<br />
Herz-Jesu-Freitag<br />
Barbara wurde als jungfräuliche Märtyrerin in Nikomedien (heute<br />
Ízmit in der Türkei) verehrt. Um ihre Gestalt ranken sich<br />
zahlreiche Legenden, es gibt jedoch keine historischen Belege über<br />
ihre Lebensgeschichte. Der Überlieferung nach lebte sie als Tochter<br />
einer reichen heidnischen Familie im dritten oder vierten Jahrhundert,<br />
noch zur Zeit der Christenverfolgung. Wegen ihrer Schönheit<br />
und Klugheit soll sie von vielen Männern umworben worden sein.<br />
Sie jedoch habe sich auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens an<br />
die verborgene Christengemeinde gewandt und sei Christin geworden.<br />
Der Vater soll sie daraufhin in einen Turm gesperrt haben. Da<br />
sie aber nicht von ihrem Glauben abließ, habe er sie vor Gericht<br />
gebracht. Nach schrecklichen Foltern sei sie dann schließlich durch<br />
die Hand des Vaters enthauptet worden. Daraufhin habe ein Blitz<br />
den Vater erschlagen. Barbara zählt zu den Vierzehn Nothelfern.<br />
Nach einem alten Brauch werden an ihrem Gedenktag kahle Zweige<br />
ins Wasser gestellt, sodass sie Weihnachten blühen – vielfach als<br />
Symbol gedeutet für das Leben, das in Jesus aus der „Wurzel Jesse“<br />
aufgeblüht ist.<br />
Schrifttexte: Lesung: Röm 8, 31b–39; Evangelium: Mt 10, 34–39<br />
Johannes von Damaskus (um 650–749) erwarb sich bei der Nachwelt<br />
einen Namen als Gelehrter, Theologe, Prediger und Dichter.<br />
Er stammte aus einer arabisch-christlichen Familie und war zunächst<br />
wie sein Vater im Dienst des Kalifen tätig. Dann zog er sich<br />
in das Kloster Mar Saba bei Jerusalem zurück. Er wurde Berater des<br />
Patriarchen von Jerusalem, der ihn auch zum Priester weihte. Als<br />
anerkannte theologische Autorität seiner Zeit verfasste er eines der<br />
ersten Standardwerke der ostkirchlichen Theologie, die „Quelle
41<br />
Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
der Erkenntnis“. Im Bilderstreit stand er aufseiten der Befürworter<br />
der Ikonenverehrung. Bei seinem Tod soll er 104 Jahre alt gewesen<br />
sein. 1890 wurde er zum Kirchenlehrer erhoben.<br />
Schrifttexte: Lesung: 2 Tim 1, 13–14; 2, 1–3; Evangelium: Mt 25,<br />
14–30<br />
Adolph Kolping (1813–1865), auch der „Gesellenvater“ genannt,<br />
war der Gründer des internationalen Kolpingwerks und<br />
ein bedeutender katholischer Volksschriftsteller. Kolping stammte<br />
aus einer kinderreichen Tagelöhnerfamilie im rheinischen Kerpen,<br />
deren religiös geprägtes Familienleben ihn nachhaltig beeinflusste.<br />
Nach einer Schuhmacherlehre kam er mit 18 Jahren als Geselle<br />
nach Köln. Die bedrückende Not der Handwerksgesellen bewog<br />
ihn, Schule und Studium nachzuholen und Priester zu werden, um<br />
helfen zu können. Als Kaplan in Elberfeld wurde er Präses eines<br />
dortigen Gesellenvereins. In Anlehnung an dieses Vorbild gründete<br />
er 1849 als Domvikar in Köln einen Gesellenverein, der Grundlage<br />
und Modell aller späteren derartigen Einrichtungen wurde.<br />
Die Gesellenvereine sollten durch soziale Unterstützung sowie<br />
Freizeit- und Bildungsangebote für wandernde Handwerker eine<br />
Art Familienersatz werden. Es folgten zahlreiche Neugründungen,<br />
aus denen das Kolpingwerk entstand, das heute in 59 Ländern vertreten<br />
ist. 1991 wurde Adolph Kolping von Papst Johannes Paul II.<br />
seliggesprochen.<br />
Schrifttexte: Lesung: Jak 2, 14–17; Evangelium: Mt 5, 13–16 oder<br />
Mt 25, 14–23<br />
Namenstag: hl. Osmund von Salisbury (Bischof, † 1099) · Christian<br />
von Oliva (Zisterzienser, Missionsbischof in Preußen, † 1245)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
Morgen · Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> 42<br />
Hymnus<br />
Hört, eine helle Stimme ruft<br />
und dringt durch Nacht und Finsternis:<br />
Wacht auf und lasset Traum und Schlaf –<br />
am Himmel leuchtet Christus auf.<br />
Dies ist der Hoffnung lichte Zeit;<br />
der Morgen kommt, der Tag bricht an:<br />
Ein neuer Stern geht strahlend auf,<br />
vor dessen Schein das Dunkel flieht.<br />
Vom Himmel wird als Lamm gesandt,<br />
der alle Sünde auf sich nimmt.<br />
Wir blicken gläubig zu ihm auf<br />
und bitten ihn um sein Verzeihn.<br />
Dass, wenn im Licht er wiederkommt,<br />
sein Glanz die Welt mit Schrecken schlägt,<br />
er nicht die Sünde strafend rächt,<br />
uns liebend vielmehr bei sich birgt.<br />
Ruhm, Ehre, Macht und Herrlichkeit<br />
sei Gott dem Vater und dem Sohn,<br />
dem Geiste, der uns Beistand ist,<br />
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />
Nach: Vox clara ecce intonat; spätestens 10. Jahrhundert<br />
GL 621 – andere Melodie: GL 230 · GL 1975 116 · KG 309 · EG 3<br />
Psalm 35 <br />
Verse 1–2.3b.9–12<br />
Streite, Herr, gegen alle, die gegen mich streiten, *<br />
bekämpfe alle, die mich bekämpfen!<br />
Ergreife Schild und Waffen; *<br />
steh auf, um mir zu helfen! Sag zu mir: „Ich bin deine Hilfe.“<br />
Meine Seele aber wird jubeln über den Herrn *<br />
und sich über seine Hilfe freuen.<br />
Mit Leib und Seele will ich sagen: *<br />
Herr, wer ist wie du?
43<br />
Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Du entreißt den Schwachen dem, der stärker ist, *<br />
den Schwachen und Armen dem, der ihn ausraubt.<br />
Da treten ruchlose Zeugen auf. *<br />
Man wirft mir Dinge vor, von denen ich nichts weiß.<br />
Sie vergelten mir Gutes mit Bösem; *<br />
ich bin verlassen und einsam.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Wenn wir Böses erfahren, Herr unser Gott, wenn wir verlassen<br />
und einsam sind, erweise dich als unsere Hilfe. Stärke unser<br />
Vertrauen und unsere Hoffnung.<br />
Lesung Jer 30, 21–22<br />
So spricht der Herr: Jakobs Machthaber wird ihm selbst entstammen,<br />
sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen.<br />
Ich gewähre ihm Zutritt, sodass er mir nahen kann; denn wer<br />
sonst dürfte sein Leben wagen, um mir zu nahen? – Spruch<br />
des Herrn. Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott<br />
sein.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Siehe, Gott kommt als ein Mensch aus Davids Geschlecht und<br />
lässt sich nieder auf seinem Thron.<br />
Bitten<br />
Lasst uns beten zu Gott, dem Ursprung und Ziel unseres Lebens:<br />
A: Zieh uns zu dir hin.<br />
– Halte in uns die Sehnsucht nach dir lebendig.<br />
– Gib, dass wir deine Weisung hören und sie befolgen.<br />
– Wenn uns der Mut verlässt, komm du uns entgegen.<br />
Vaterunser
Eucharistie · Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> 44<br />
Oration<br />
Biete auf deine Macht, Herr, unser Gott, und komm. Entreiße<br />
uns den Gefahren, in die unsere Sünden uns bringen. Mache<br />
uns frei und rette uns. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Seht, der Herr kommt zu uns,<br />
er bringt uns seinen Frieden und schenkt uns ewiges Leben.<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 29, 17–24<br />
So spricht Gott, der Herr: Nur noch kurze Zeit, dann verwandelt<br />
sich der Libanon in einen Garten, und der Garten wird<br />
zu einem Wald.<br />
An jenem Tag hören alle, die taub sind, sogar Worte, die nur<br />
geschrieben sind, und die Augen der Blinden sehen selbst im<br />
Dunkeln und Finstern. Die Erniedrigten freuen sich wieder<br />
über den Herrn, und die Armen jubeln über den Heiligen Israels.<br />
Denn der Unterdrücker ist nicht mehr da, der Schurke ist erledigt,<br />
ausgerottet sind alle, die Böses tun wollen, die andere<br />
als Verbrecher verleumden, die dem Richter, der am Tor sitzt,<br />
Fallen stellen und den Unschuldigen um sein Recht bringen mit<br />
haltlosen Gründen.<br />
Darum – so spricht der Herr zum Haus Jakob, der Herr, der<br />
Abraham losgekauft hat: Nun braucht sich Jakob nicht mehr zu<br />
schämen, sein Gesicht muss nicht mehr erbleichen. Wenn das<br />
Volk sieht, was meine Hände in seiner Mitte vollbringen, wird
45<br />
Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
es meinen Namen heilighalten. Es wird den Heiligen Jakobs als<br />
heilig verehren und erschrecken vor Israels Gott. Dann kommen<br />
die Verwirrten zur Einsicht, und wer aufsässig war, lässt<br />
sich belehren.<br />
Antwortpsalm Ps 27, 1.4.13–14<br />
Kehrvers:<br />
Der Herr ist mein Licht und mein Heil.<br />
Der Herr ist mein Licht und mein Heil: *<br />
Vor wem sollte ich mich fürchten?<br />
Der Herr ist die Kraft meines Lebens: *<br />
Vor wem sollte mir bangen? – Kehrvers<br />
Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: *<br />
Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens,<br />
die Freundlichkeit des Herrn zu schauen *<br />
und nachzusinnen in seinem Tempel. – Kehrvers<br />
Ich bin gewiss, zu schauen *<br />
die Güte des Herrn im Land der Lebenden.<br />
Hoffe auf den Herrn und sei stark! *<br />
Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn! – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 1a, ferner GL 38, 1 · GL 1975 487 · KG 320 (IV. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Seht, unser Herr kommt mit Macht; die Augen seiner Knechte<br />
schauen das Licht.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 9, 27–31<br />
In jener Zeit, als Jesus vorüberging, folgten ihm zwei Blinde<br />
und schrien: Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids! Nachdem<br />
er ins Haus gegangen war, kamen die Blinden zu ihm. Er sagte
Abend · Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> 46<br />
zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Sie antworteten:<br />
Ja, Herr.<br />
Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt<br />
habt, so soll es geschehen. Da wurden ihre Augen geöffnet.<br />
Jesus aber befahl ihnen: Nehmt euch in Acht! Niemand darf<br />
es erfahren. Doch sie gingen weg und erzählten von ihm in der<br />
ganzen Gegend.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Aber Klappern gehört<br />
doch zum Handwerk, oder etwa nicht? Warum also sollen die<br />
Geheilten verschweigen, was ihnen hier wundersam widerfuhr?<br />
Jesus befiehlt es ihnen: nicht die Werbetrommel rühren,<br />
vielmehr Stillschweigen bewahren. Doch vom „Sohn Davids“<br />
schweigen, da ist Jesu Sendung zu Israel im Blick, vom „Kyrios“,<br />
vom Wirken Gottes, des Herrn, in Jesus, da ist Jesu Bedeutung<br />
für alle Menschen angesprochen – das geht nicht.<br />
Das geht gar nicht. Wir können nicht schweigen über das, was<br />
wir gesehen und gehört haben (Apg 4, 20). Geht, sagt es allen<br />
weiter!<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Ort Gottes heißt der Ort, wo seine Wirksamkeit sich offenbart.<br />
Johannes von Damaskus (Heiliger des Tages)<br />
• Wo sehe ich „Orte Gottes“?<br />
• Wie empfänglich bin ich für diese besondere Wirksamkeit?
47<br />
Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Freut euch im Herrn, denn er ist nah.<br />
Bald ist der Welt Erlöser da.<br />
Tragt eure Sorgen, eure Not<br />
mit Dank und Bitten hin vor Gott.<br />
Freuet euch. Freuet euch, der Herr ist nah.<br />
Bald ist der Welt Erlöser da.<br />
Herr Gott, du unser Hirt, hab Acht:<br />
Biet auf, o König, deine Macht.<br />
Mit Segen füllst du, Herr, dein Land<br />
und alle Knechtschaft wird verbannt.<br />
Freuet euch ...<br />
Den Angsterfüllten fern und nah<br />
verkündet: Euer Gott ist da.<br />
Seid stark und fürchtet euch nicht mehr,<br />
Gott kommt mit großer Macht einher.<br />
Freuet euch ...<br />
Du nimmst dem Volke, das dir naht,<br />
all seine Schuld und Missetat.<br />
So zeige uns, o Herr, dein Heil<br />
und schenk uns deines Friedens Teil.<br />
Freuet euch ...<br />
Karl B. Frank, St. Pölten, Messsingbuch Klosterneuburg 1936,<br />
GL 017 (Eigenteil Eisenstadt)<br />
Psalm 26<br />
Verschaff mir Recht, o Herr;<br />
denn ich habe ohne Schuld gelebt. *<br />
Dem Herrn habe ich vertraut, ohne zu wanken.<br />
Erprobe mich, Herr, und durchforsche mich, *<br />
prüfe mich auf Herz und Nieren!
Abend · Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> 48<br />
Denn mir stand deine Huld vor Augen, *<br />
ich ging meinen Weg in Treue zu dir.<br />
Ich saß nicht bei falschen Menschen, *<br />
mit Heuchlern hatte ich keinen Umgang.<br />
Verhasst ist mir die Schar derer, die Unrecht tun; *<br />
ich sitze nicht bei den Frevlern.<br />
Ich wasche meine Hände in Unschuld; *<br />
ich umschreite, Herr, deinen Altar,<br />
um laut dein Lob zu verkünden *<br />
und all deine Wunder zu erzählen.<br />
Herr, ich liebe den Ort, wo dein Tempel steht, *<br />
die Stätte, wo deine Herrlichkeit wohnt.<br />
Raff mich nicht hinweg mit den Sündern, *<br />
nimm mir nicht das Leben zusammen mit dem der Mörder!<br />
An ihren Händen klebt Schandtat, *<br />
ihre Rechte ist voll von Bestechung.<br />
Ich aber gehe meinen Weg ohne Schuld. *<br />
Erlöse mich und sei mir gnädig!<br />
Mein Fuß steht auf festem Grund. *<br />
Den Herrn will ich preisen in der Gemeinde.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lehre uns deine Gerechtigkeit, ewiger Gott. Reinige unsere Herzen,<br />
damit wir deine Werke tun in unserer Welt.<br />
Lesung Jes 45, 13<br />
Ich habe ihn aus Gerechtigkeit zum Aufbruch veranlasst. Alle<br />
Wege ebne ich ihm. Er baut meine Stadt wieder auf, mein<br />
verschlepptes Volk lässt er frei, aber nicht für Lösegeld und Geschenke.<br />
Der Herr der Heere hat gesprochen.
49<br />
Freitag, 4. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Aus Ägypten rief ich meinen Sohn. Er kommt, um sein Volk zu<br />
retten.<br />
Fürbitten<br />
Richten wir unseren Blick auf die vielen Menschen weltweit,<br />
die weder eine feste Beschäftigung haben noch über ein gesichertes<br />
Einkommen verfügen. Bitten wir unseren Schöpfer:<br />
V: Guter gerechter Gott, A: weise uns deine Wege.<br />
– Steh den vielen bei, deren Kampf um den Lebensunterhalt<br />
immer schwieriger wird.<br />
– Stärke alle, die sich für nachhaltiges, am Gemeinwohl orientiertes<br />
Arbeiten einsetzen.<br />
– Blick auf die Frauen, die bei uns als Haushaltshilfe arbeiten,<br />
um ihre Familien in der Ferne zu versorgen.<br />
– Gib uns Bewohnern der Industrieländer einen wachen Sinn<br />
dafür, wo wir mit Energie und anderen Ressourcen sparsamer<br />
umgehen können.<br />
– Gedenke der Menschen, die weltweit als Fremdarbeiter ausgebeutet<br />
werden und in der Fremde ums Leben kommen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Biete auf deine Macht, Herr, unser Gott, und komm. Entreiße<br />
uns den Gefahren, in die unsere Sünden uns bringen. Mache<br />
uns frei und rette uns. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Anno<br />
Anno II. von Köln (um 1010–1075), einer der bedeutendsten Kölner<br />
Erzbischöfe, war der Sohn eines verarmten schwäbischen<br />
Ritters. Er war Schüler, später Leiter der Domschule in Bamberg,<br />
dann Kaplan am Hofe Heinrichs III., der ihn 1056 zum Erzbischof<br />
von Köln erhob. Nach dem Tode Heinrichs III. übernahm Anno<br />
durch einen Staatsstreich (1062) als Reichsverweser für den minderjährigen<br />
Heinrich IV. die Regierung. Er nutzte seinen Einfluss,<br />
um die königlichen Rechte zugunsten der Kurie zu beschneiden<br />
und das Papsttum zu stärken. Innerhalb seines Bistums förderte<br />
er das kirchliche Leben. Er erweiterte und sicherte das Erzbistum<br />
und stiftete Kirchen und Klöster. Armen gegenüber zeigte er sich<br />
großzügig, dagegen hart gegen die Kölner Bürger, die sich gegen<br />
ihn aufgelehnt hatten. Er wurde in der von ihm gegründeten Benediktinerabtei<br />
in Siegburg beigesetzt.<br />
Schrifttexte: Lesung: Eph 4, 1–7.11–13; Evangelium: Mt 23, 8–12<br />
Namenstag: sel. Hartwig von Salzburg (Herwig, Bischof, † 1023) · hl.<br />
Reinhard von Lüttich (Reginhard, Bischof, † 1037) · hl. Gerald von<br />
Braga (Bischof, † 1108) · sel. Niels Stensen (Arzt, Naturwissenschaftler,<br />
Bischof, † 1686)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Lass erschallen die Posaune,<br />
Zion, sing ein neues Lied,<br />
dass die Welt es hör und staune,
51<br />
Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
wenn sie deine Freuden sieht!<br />
Denn es kommt der Herr des Lichtes,<br />
der Ersehnte aller Welt,<br />
Herr und Mittler des Gerichtes,<br />
der das Reich des Heils bestellt.<br />
Komm, o König, Fürst des Lebens,<br />
Kraft der Seele, ewges Licht!<br />
Keiner seufzt nach dir vergebens,<br />
komm, o Herr, und säume nicht!<br />
Gieße deinen Segen nieder,<br />
pflanze deinen Friedensbaum,<br />
sammle deine Herde wieder:<br />
Herrsche durch den Weltenraum!<br />
Heinrich Bone 1847 / regionale Fassung 1974,<br />
GL 747 (Anhang Limburg)<br />
Psalm 105 Verse 1–15<br />
Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! *<br />
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt!<br />
Singt ihm und spielt ihm, *<br />
sinnt nach über all seine Wunder!<br />
Rühmt euch seines heiligen Namens! *<br />
Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen.<br />
Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; *<br />
sucht sein Antlitz allezeit!<br />
Denkt an die Wunder, die er getan hat, *<br />
an seine Zeichen und die Beschlüsse aus seinem Mund.<br />
Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, *<br />
ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat.<br />
Er, der Herr, ist unser Gott. *<br />
Seine Herrschaft umgreift die Erde.<br />
Ewig denkt er an seinen Bund, *<br />
an das Wort, das er gegeben hat für tausend Geschlechter,
Morgen · Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> 52<br />
an den Bund, den er mit Abraham geschlossen, *<br />
an den Eid, den er Isaak geschworen hat.<br />
Er bestimmte ihn als Satzung für Jakob, *<br />
als ewigen Bund für Israel.<br />
Er sprach: Dir will ich Kanaan geben, *<br />
das Land, das dir als Erbe bestimmt ist.<br />
Als sie noch gering waren an Zahl, *<br />
nur wenige und fremd im Land<br />
und noch zogen von Volk zu Volk, *<br />
von einem Reich zum andern,<br />
da ließ er sie von niemand bedrücken, *<br />
wies ihretwegen Könige zurecht:<br />
Tastet meine Gesalbten nicht an, *<br />
tut meinen Propheten nichts zuleide!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Alle, die dich suchen, Gott, sollen sich von Herzen freuen. Wir<br />
wollen den Menschen von deinen Wundern erzählen.<br />
Lesung Jes 11, 1–2<br />
Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger<br />
Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des<br />
Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der<br />
Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis<br />
und der Gottesfurcht.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Zion, fürchte dich nicht: Siehe, dein Gott wird kommen. Halleluja.<br />
Bitten<br />
Ewiger, verborgener Gott, du bist uns unsagbar nah. Wir rufen<br />
zu dir:
53<br />
Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
V: Komm uns entgegen, A: lass uns dich finden!<br />
– Wenn wir uns trügerischen Heilslehren zuneigen.<br />
– Wenn wir uns im Alltag zu verlieren drohen.<br />
– Wenn wir von oberflächlichem Erfolg geblendet werden.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Barmherziger Gott, du hast deinen Sohn in diese Welt gesandt,<br />
um die Menschen aus der alten Knechtschaft zu erlösen. Schenke<br />
allen, die auf deine Hilfe warten, die Freiheit des neuen Lebens.<br />
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn,<br />
unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes<br />
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Komm, Herr, lass dein Angesicht leuchten, so ist uns geholfen.<br />
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!<br />
Vgl. Ps 80, 4.2<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 30, 19–21.23–26<br />
Du Volk auf dem Berg Zion, das in Jerusalem wohnt, du<br />
brauchst jetzt nicht mehr zu weinen. Der Herr ist dir gnädig,<br />
wenn du um Hilfe schreist; er wird dir antworten, sobald<br />
er dich hört.<br />
Auch wenn dir der Herr bisher nur wenig Brot und nicht genug<br />
Wasser gab, so wird er, dein Lehrer, sich nicht mehr verber-
Eucharistie · Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> 54<br />
gen. Deine Augen werden deinen Lehrer sehen, deine Ohren<br />
werden es hören, wenn er dir nachruft: Hier ist der Weg, auf<br />
ihm müsst ihr gehen, auch wenn ihr selbst rechts oder links<br />
gehen wolltet.<br />
Dann spendet er Regen für die Saat, die du auf den Acker<br />
gesät hast. Das Korn, das auf dem Acker heranreift, wird üppig<br />
und fett sein. Auf weiten Wiesen weidet dein Vieh an jenem<br />
Tag. Die Rinder und Esel, die dir bei der Feldarbeit helfen, bekommen<br />
würziges Futter zu fressen, das man mit Schaufel und<br />
Gabel gemischt hat. Auf allen hohen Bergen und stattlichen<br />
Hügeln gibt es Bäche voll Wasser am Tag des großen Mordens,<br />
wenn die Türme einstürzen.<br />
Zu der Zeit, wenn der Herr die Leiden seines Volkes heilt und<br />
seine Wunden verbindet, wird das Licht des Mondes so hell<br />
sein wie das Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird<br />
siebenmal so stark sein wie das Licht von sieben Tagen.<br />
Antwortpsalm Ps 147, 1–6<br />
Kehrvers: Selig die Menschen, die auf den Herrn warten.<br />
Gut ist es, unserem Gott zu singen; *<br />
schön ist es, ihn zu loben.<br />
Der Herr baut Jerusalem wieder auf, *<br />
er sammelt die Versprengten Israels. – Kehrvers<br />
Er heilt die gebrochenen Herzen *<br />
und verbindet ihre schmerzenden Wunden.<br />
Er bestimmt die Zahl der Sterne *<br />
und ruft sie alle mit Namen. – Kehrvers<br />
Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft, *<br />
unermesslich ist seine Weisheit.<br />
Der Herr hilft den Gebeugten auf *<br />
und erniedrigt die Frevler. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Jes 30,18, ferner GL 219 (V. Ton)<br />
oder GL 1975 119, 2 · KG 315 (III. Ton)
55<br />
Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Ruf vor dem Evangelium Jes 33, 22<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Der Herr ist unser Richter, der Herr gibt uns Gesetze; der Herr<br />
ist unser König, er wird uns retten.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus<br />
Mt 9, 35–10, 1.6–8<br />
In jener Zeit zog Jesus durch alle Städte und Dörfer, lehrte in<br />
ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und<br />
heilte alle Krankheiten und Leiden.<br />
Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen;<br />
denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten<br />
haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß,<br />
aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte,<br />
Arbeiter für seine Ernte auszusenden.<br />
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die<br />
Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten<br />
und Leiden zu heilen. Er gebot ihnen: Geht zu den verlorenen<br />
Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet: Das<br />
Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige<br />
rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen,<br />
umsonst sollt ihr geben.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter.“ Im Corona-Jahr<br />
war das wohl d e r Stoßseufzer von Spargel-, Obst- und<br />
Weinbauern, vieler Landwirte hierzulande. Wo bleiben sie, die<br />
unentbehrlichen Erntehelfer? Jesus hat Erbarmen mit den beschwerten<br />
und versehrten Menschen, denen er begegnet. Es<br />
sind viele, und jeder einzelne Blick, jede einzelne Begegnung<br />
schmerzt. Jesus sieht Menschen, die nicht weiterwissen und<br />
einer kalten, grausamen Umgebung ausgeliefert sind. Wie eine<br />
sich selbst überlassene Herde, von wilden Tieren gejagt. Er
Abend · Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> 56<br />
sieht Männer und Frauen, die Verletzungen und Kränkungen<br />
geradezu zu suchen scheinen. Sie sind wie verlorene Schafe,<br />
die sich in dornigen Hecken zerreißen und am Ende haltlos zu<br />
Boden gehen. Jesus schaut nicht weg. Er schaut gut hin, denn<br />
er ist mit dem Gott der Güte im Bund. Allein wird Jesus des<br />
Elends nicht Herr. Seinen engsten Freunden vertraut er. Gemeinsam<br />
werden sie es vermögen. Miteinander werden sie Lebensbehinderungen<br />
lösen und Gottes Nähe spürbar machen.<br />
Mit Gottes Hilfe. Jesus möchte, dass auch wir uns mit dem<br />
Gott des Erbarmens verbünden und uns zu den Menschengeschwistern<br />
senden lassen, wie er. Männer und Frauen. Gottes<br />
Ersthelfer, Gottes Erntehelfer: dringend gesucht.<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Herr und Gott, die Lichter schwinden,<br />
deine Kirche wacht.<br />
Wer dir singt, der wird dich finden:<br />
Du wohnst in der Nacht.<br />
Lass uns ein, du allein<br />
kannst uns Licht in deinem Dunkel sein.<br />
Herr und Gott, die Sterne drehen<br />
ihren Tanz dir zu.<br />
Welten steigen und vergehen,<br />
du bleibst immer du.<br />
Lass uns ein, du allein<br />
wirst im Tode unser Leben sein.
57<br />
Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Herr, den wir nicht schauen können,<br />
gib uns doch dein Licht.<br />
Menschen, deren Lampen brennen,<br />
zeigst du dein Gesicht.<br />
Lass uns ein, du allein<br />
senkst die Welt in Frieden ein.<br />
Halleluja.<br />
aus: Silja Walter, Gesamtausgabe, Band 10,<br />
© 2005 Paulusverlag in der Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br.<br />
Psalm 119 <br />
Verse 105–112 Nun<br />
Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, *<br />
ein Licht für meine Pfade.<br />
Ich tat einen Schwur, und ich will ihn halten: *<br />
Ich will deinen gerechten Entscheidungen folgen.<br />
Herr, ganz tief bin ich gebeugt. *<br />
Durch dein Wort belebe mich!<br />
Herr, nimm mein Lobopfer gnädig an *<br />
und lehre mich deine Entscheide!<br />
Mein Leben ist ständig in Gefahr, *<br />
doch ich vergesse nie deine Weisung.<br />
Frevler legen mir Schlingen, *<br />
aber ich irre nicht ab von deinen Befehlen.<br />
Deine Vorschriften sind auf ewig mein Erbteil; *<br />
denn sie sind die Freude meines Herzens.<br />
Mein Herz ist bereit, dein Gesetz zu erfüllen *<br />
bis ans Ende und ewig.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Wenn uns Dunkelheit umgibt, leuchte uns, Gott, durch dein<br />
Wort. Wenn Menschen uns bedrängen und verletzen, lass deinen<br />
Sohn nicht von uns weichen.
Abend · Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> 58<br />
Lesung 1 Thess 5, 23–24<br />
Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre<br />
euern Geist, eure Seele und euern Leib unversehrt,<br />
damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr,<br />
kommt. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Komm, o Herr, und bring uns deinen Frieden. Und unser Herz<br />
wird sich freuen.<br />
Fürbitten<br />
Angesichts wieder aufkeimender Nationalismen und populistischer<br />
Vereinfachungen bitten wir für unsere Heimat Europa:<br />
V: Du Gott der Wahrheit, A: hilf uns, recht zu handeln.<br />
– Dass wir uns bei allen Schwierigkeiten im europäischen Einigungsprozess<br />
im Klaren darüber bleiben, was uns zusammengebracht<br />
hat und was den Frieden unter den Völkern sichert.<br />
– Dass wir das Unsere dazu beitragen, den Benachteiligten und<br />
Ausgegrenzten in Europa tragfähige Lebensperspektiven zu<br />
schaffen.<br />
– Dass wir mit den jungen Menschen in Europa Wege gehen,<br />
die sie vom Sinn und von der Notwendigkeit des Grenzen<br />
überwindenden Miteinanders überzeugen.<br />
– Dass wir unserer Verantwortung für ein gelingendes Zusammenleben<br />
weltweit gerecht werden und im Kleinen auf Nachhaltigkeit<br />
achten.<br />
– Dass wir das Gedenken an die Menschen wachhalten, die von<br />
totalitären Regimen um Recht und Leben gebracht wurden<br />
und werden.<br />
Vaterunser
59<br />
Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Oration<br />
Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt<br />
uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und<br />
Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns<br />
durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm,<br />
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />
in alle Ewigkeit.<br />
Gnade sei mit uns und Friede<br />
von Gott, unserem Vater,<br />
und dem Herrn Jesus Christus.<br />
Vgl. Röm 1, 7<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Von Woche zu Woche · Samstag, 5. <strong>Dezember</strong> 60<br />
Von Woche zu Woche<br />
Vom Warten<br />
Die Gesichter der Wartenden –<br />
genervt, gelangweilt,<br />
angespannt,<br />
matt, müde, leer.<br />
Was erwarte ich?<br />
Was erwartet mich?<br />
Wartezeit als Un-Zeit,<br />
Nicht-Zeit, Zwischen-Zeit;<br />
Warten als verlorene Zeit,<br />
als hohle und als leere Zeit.<br />
Was erwarte ich?<br />
Was erwartet mich?<br />
Warten als gefüllte Zeit,<br />
als Lebens-Zeit,<br />
als Hoffnungszeit,<br />
Warten in Verbundenheit.<br />
Was erwarte ich?<br />
Was erwartet mich?<br />
Die Gesichter der Wartenden –<br />
lebendig, offen, froh:<br />
Wartezeit im Hoffnungskleid<br />
erfüllter, ja ganz anderer Zeit.<br />
Dorothee Sandherr-Klemp
6. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
2. Adventssonntag<br />
Namenstag: hl. Nikolaus von Myra (Bischof, † um 350) · hl. Dionysia<br />
(Märtyrerin, † um 484) · Henrika Fassbender (Franziskanerin,<br />
† 1875)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Erweise uns, Herr, deine Huld<br />
und gewähre uns dein Heil!<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Der Morgenstern ist aufgedrungen,<br />
er leucht’ daher zu dieser Stund<br />
hoch über Berg und tiefe Tal,<br />
vor Freud singt uns der lieben Engel Schar.<br />
„Wacht auf“, singt uns der Wächter Stimme<br />
vor Freuden auf der hohen Zinne:<br />
„Wacht auf zu dieser Freudenzeit!<br />
Der Bräut’gam kommt, nun machet euch bereit!“<br />
Christus im Himmel wohl bedachte,<br />
wie er uns reich und selig machte
Morgen · Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> 62<br />
und wieder brächt ins Paradies,<br />
darum er Gottes Himmel gar verließ.<br />
O heilger Morgenstern, wir preisen<br />
dich heute hoch mit frohen Weisen;<br />
du leuchtest vielen nah und fern,<br />
so leucht auch uns, Herr Christ, du Morgenstern!<br />
Text: 1. Strophe: 15. Jh., Strophen 2–4 bei Daniel Rumpius 1587,<br />
bearbeitet von Otto Riethmüller (1889–1938)<br />
EG 69<br />
Canticum Dan 3, 52–57<br />
Antiphon:<br />
Alle, die ihr dürstet, kommt zum lebendigen Wasser. Suchet den<br />
Herrn. Noch könnt ihr ihn finden. Halleluja.<br />
Gepriesen bist du, Herr, du Gott unserer Väter, *<br />
gelobt und gerühmt in Ewigkeit.<br />
Gepriesen ist dein heiliger, herrlicher Name, *<br />
hoch gelobt und verherrlicht in Ewigkeit.<br />
Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit, *<br />
hoch gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.<br />
Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut<br />
und auf Kerubim thront, *<br />
gelobt und gerühmt in Ewigkeit.<br />
Gepriesen bist du auf dem Thron deiner Herrschaft, *<br />
hoch gerühmt und gefeiert in Ewigkeit.<br />
Gepriesen bist du am Gewölbe des Himmels, *<br />
gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.<br />
Preist den Herrn, all ihr Werke des Herrn; *<br />
lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!<br />
Ehre sei dem Vater ...
63<br />
Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Lesung Röm 13, 11b–12<br />
Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn<br />
jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig<br />
wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst<br />
uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen<br />
des Lichts!<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Ich sende meinen Boten vor dir her, damit er dir den Weg bereite.<br />
Bitten<br />
Als Menschen, die sich zu Christus Jesus bekennen, sind wir<br />
berufen, ihm den Weg zu bereiten. Darum lasst uns beten:<br />
V: Du unser Heil, A: mach uns zu deinen Boten.<br />
– Durch die Zugewandtheit unserer Ohren.<br />
– Durch die ermutigende Kraft unserer Stimme.<br />
– Durch die Offenheit unserer Hände.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt<br />
uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und<br />
Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns<br />
durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm,<br />
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />
in alle Ewigkeit.<br />
Der Gott Israels bewahre uns in der Treue zu seinem Bund<br />
und beschütze uns vor allem Unheil.
Eucharistie · Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> 64<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 218, 221, 227, 230, 552, 621 · KG 298, 302, 306,<br />
307, 312, 507<br />
Der Herr wird kommen, um die Welt zu erlösen.<br />
Volk Gottes, mach dich bereit.<br />
Höre auf ihn, und dein Herz wird sich freuen.<br />
Vgl. Jes 30, 19.30<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 40, 1–5.9–11<br />
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem<br />
zu Herzen und ruft ihr zu, dass sie vollendet hat ihren Frondienst,<br />
dass gesühnt ist ihre Schuld, dass sie empfangen hat aus<br />
der Hand des HERRN Doppeltes für all ihre Sünden!<br />
Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,<br />
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll<br />
sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist,<br />
soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben. Dann offenbart<br />
sich die Herrlichkeit des HERRN, alles Fleisch wird sie<br />
sehen. Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.<br />
Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb<br />
deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude!<br />
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in<br />
Juda: Siehe, da ist euer Gott. Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit<br />
Macht, er herrscht mit starkem Arm. Siehe, sein Lohn ist mit<br />
ihm und sein Ertrag geht vor ihm her.<br />
Wie ein Hirt weidet er seine Herde, auf seinem Arm sammelt<br />
er die Lämmer, an seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe<br />
führt er behutsam.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Comfort ye, comfort ye my people. Tröstet, tröstet mein Volk.<br />
In der letzten Osterzeit – Corona-Krise – habe ich wieder und
65<br />
Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
wieder Händels „Messias“ gehört. Die Trostlosen trösten – sie<br />
freundlich ansprechen, nicht herablassend, nachlässig oder<br />
lässig; nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe, Hoffnung<br />
wecken, vernichtetes Vertrauen erbitten, erbauen: dazu<br />
sind alle berufen, die Gott anspricht, alle, die sein Wort hören.<br />
Vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren in Babel, und mitten<br />
unter uns, im Hier und Jetzt. Warum nur? Weil Gott, der Hirte,<br />
der Eine voll Erbarmen ist. „Tröstet, tröstet mein Volk.“ Steht<br />
auf, geht aus euch heraus, sprecht und handelt beherzt: von<br />
Herz zu Herz!<br />
Antwortpsalm Ps 85, 9–14<br />
Kehrvers:<br />
Lass uns schauen, o HERR, deine Huld und schenke uns dein<br />
Heil!<br />
Ich will hören, was Gott redet: /<br />
Frieden verkündet der HERR seinem Volk<br />
und seinen Frommen, *<br />
sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.<br />
Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten, *<br />
seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. – Kehrvers<br />
Es begegnen einander Huld und Treue; *<br />
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.<br />
Treue sprosst aus der Erde hervor; *<br />
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. – Kehrvers<br />
Ja, der HERR gibt Gutes *<br />
und unser Land gibt seinen Ertrag.<br />
Gerechtigkeit geht vor ihm her *<br />
und bahnt den Weg seiner Schritte. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 8, ferner GL 226 oder GL 1975 118, 4<br />
oder KG 135, 1 (VI. Ton)
Eucharistie · Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> 66<br />
Lesung aus dem zweiten Petrusbrief 2 Petr 3, 8–14<br />
Dies eine, Geliebte, soll euch nicht verborgen bleiben, dass<br />
beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre<br />
wie ein Tag sind. Der Herr der Verheißung zögert nicht, wie<br />
einige meinen, die von Verzögerung reden, sondern er ist geduldig<br />
mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht,<br />
sondern dass alle zur Umkehr gelangen.<br />
Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb. Dann<br />
werden die Himmel mit Geprassel vergehen, die Elemente sich<br />
in Feuer auflösen und die Erde und die Werke auf ihr wird man<br />
nicht mehr finden.<br />
Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst: Wie heilig und<br />
fromm müsst ihr dann leben, die Ankunft des Tages Gottes erwarten<br />
und beschleunigen! An jenem Tag werden die Himmel<br />
in Flammen aufgehen und die Elemente im Feuer zerschmelzen.<br />
Wir erwarten gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel<br />
und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt.<br />
Deswegen, Geliebte, die ihr dies erwartet, bemüht euch darum,<br />
von ihm ohne Makel und Fehler in Frieden angetroffen zu<br />
werden!<br />
Ruf vor dem Evangelium Lk 3, 4.6<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Und<br />
alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Markus Mk 1, 1–8<br />
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.<br />
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja –<br />
Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg<br />
bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den<br />
Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! –,
67<br />
Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete<br />
eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.<br />
Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus;<br />
sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von<br />
ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und<br />
einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken<br />
und wildem Honig.<br />
Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich;<br />
ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der<br />
Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber<br />
wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.<br />
Credo<br />
Gabengebet<br />
Barmherziger Gott, wir bekennen, dass wir immer wieder versagen<br />
und uns nicht auf unsere Verdienste berufen können.<br />
Komm uns zu Hilfe, ersetze, was uns fehlt, und nimm unsere<br />
Gebete und Gaben gnädig an. Darum bitten wir durch Christus,<br />
unseren Herrn.<br />
Präfation<br />
Wir danken dir, Vater im Himmel, und rühmen dich durch unseren<br />
Herrn Jesus Christus. Ihn hast du der verlorenen Menschheit<br />
als Erlöser verheißen. Seine Wahrheit leuchtet den Suchenden,<br />
seine Kraft stärkt die Schwachen, seine Heiligkeit bringt<br />
den Sündern Vergebung. Denn er ist der Heiland der Welt, den<br />
du gesandt hast, weil du getreu bist. Darum preisen wir dich<br />
mit den Kerubim und Serafim und singen mit allen Chören der<br />
Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers Bar 5, 5; 4, 36<br />
Jerusalem, erhebe dich, steig auf den Berg und schau die Freude,<br />
die von deinem Gott zu dir kommt.
Auslegung · Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> 68<br />
Schlussgebet<br />
Herr, unser Gott, im heiligen Mahl hast du uns mit deinem<br />
Geist erfüllt. Lehre uns durch die Teilnahme an diesem Geheimnis,<br />
die Welt im Licht deiner Weisheit zu sehen und das<br />
Unvergängliche mehr zu lieben als das Vergängliche. Darum<br />
bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen<br />
seines Sohnes geschenkt; er segne und heilige euch durch das<br />
Licht seiner Gnade.<br />
Er mache euch standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung<br />
und eifrig in Werken der Liebe.<br />
Die erste Ankunft des Erlösers sei euch Unterpfand der ewigen<br />
Herrlichkeit, die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt<br />
auf den Wolken des Himmels.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />
Von Thomas Küttler<br />
Einfacher und schlichter kann Markus sein Evangelium kaum<br />
beginnen. Der erste Eindruck beim Lesen ist: Es soll mit<br />
diesem vorangestellten Satz nur der Anfang der Schriftrolle<br />
markiert werden, gleichsam ein technischer Hinweis für den<br />
Leser, wo es losgeht. Aber kann es denn so losgehen, so mitten<br />
im Satz: „Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja“? Im Unterschied<br />
zu den anderen Evangelisten verzichtet Markus auf<br />
jegliche literarisch eindrucksvolle Einleitung. Doch bei näherem<br />
Zusehen verbirgt sich unter diesem anspruchslosen Beginn<br />
eine theologisch äußerst gefüllte Aussage über den Anfang des<br />
Evangeliums.
69<br />
Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> · Auslegung<br />
Dass sich die erste Zeile in einem erweiterten Sinne auf das<br />
gesamte Markusevangelium als Überschrift beziehen lässt …,<br />
lassen wir jetzt einmal beiseite. Die Frage stellt sich ja auch<br />
in einem engeren Sinn: Wie fängt das Evangelium an? Womit<br />
beginnt die gute Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus?<br />
Wo muss ich einsetzen, wenn ich diese Nachricht anderen<br />
überliefern will? Markus hat sich dafür entschieden, mit einem<br />
alttestamentlichen Zitat einzusetzen. Genau genommen sind es<br />
zwei verschiedene Zitate, die hier als „im Propheten Jesaja“ geschrieben<br />
zusammengefasst sind. Das erste steht beim Propheten<br />
Maleachi. Dort lesen wir: „Siehe, ich sende meinen Boten,<br />
der vor mir her den Weg bereiten soll.“ Gott kündigt einen Boten<br />
an, der ihm den Weg bereitet, bevor er selber kommt. Maleachi,<br />
der dies zu verkündigen hat, erschrickt selber vor dieser<br />
Ankündigung: „Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen<br />
können?“ (Mal 3, 7). Markus hat dieses Zitat in bezeichnender<br />
Weise abgewandelt: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir<br />
her ...“ Es ist ein Wort an den geworden, der nach dem Boten<br />
kommt: Jesus Christus, der Sohn Gottes. In ihm kommt Gott<br />
zur Welt! Nicht weniger sagt dieser erste Satz des Evangeliums.<br />
Durch ihn redet Gott, der schon seit Langem in Israel durch<br />
die Propheten zu Wort gekommen ist. Er tut es auf unvergleichliche,<br />
endgültige Weise. Ähnlich sagt es auch der Hebräerbrief:<br />
„Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf allerlei Weise geredet<br />
hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen<br />
letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn“ (Hebr 1, 1 f.).<br />
Das also ist der Anfang des Evangeliums: Gott hat geredet –<br />
und zwar so, dass dieses Reden auf sein Kommen selbst hinzielte.<br />
Diese prophetische Vorgeschichte gehört zum Evangelium,<br />
und sie ragt ins Evangelium selbst hinein durch die Gestalt Johannes<br />
des Täufers.<br />
Thomas Küttler (dt. luth. Theologe, als Superintendent in Plauen 1989<br />
Wegbereiter der friedlichen Revolution in der DDR, 1937–2019),<br />
aus: Ders., Das Evangelium nach Markus. Bibelauslegung für die Gemeinde,<br />
© Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1990, 18–19
Abend · Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> 70<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Wann kommst du, Trost der ganzen Welt?<br />
Wann machst du unsre Armut reich?<br />
Wann nimmt ein Ende alle Not?<br />
Wann stärkst du unser müdes Herz?<br />
Noch immer neigt sich unsre Welt<br />
Erschöpft und krank dem Abend zu:<br />
Voll Krieg und Elend kennt sie nicht<br />
Den Frieden, der verheißen ist.<br />
So komm zu uns, Immanuel,<br />
du Gott, der immer bei uns bleibt.<br />
Befrei die Völker, starker Gott,<br />
aus Angst und Qual, Gewalt und Tod.<br />
Herr, säume nicht, die Not ist groß<br />
und unsre Sehnsucht ruft nach dir.<br />
Vollende deiner Schöpfung Werk<br />
Am Tage deiner Wiederkunft.<br />
So harren wir auf deinen Sohn,<br />
der unser Los als Bruder teilt,<br />
und preisen, Vater, dich im Geist,<br />
der in der Hoffnung Freude birgt. Amen.<br />
© Bernardin Schellenberger 2013
71<br />
Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Psalm 115<br />
Nicht uns, o Herr, bring zu Ehren, /<br />
nicht uns, sondern deinen Namen, *<br />
in deiner Huld und Treue!<br />
Warum sollen die Völker sagen: *<br />
„Wo ist denn ihr Gott?“<br />
Unser Gott ist im Himmel; *<br />
alles, was ihm gefällt, das vollbringt er.<br />
Die Götzen der Völker sind nur Silber und Gold, *<br />
ein Machwerk von Menschenhand.<br />
Sie haben einen Mund und reden nicht, *<br />
Augen und sehen nicht;<br />
sie haben Ohren und hören nicht, *<br />
eine Nase und riechen nicht;<br />
mit ihren Händen können sie nicht greifen, /<br />
mit den Füßen nicht gehen, *<br />
sie bringen keinen Laut hervor aus ihrer Kehle.<br />
Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, *<br />
alle, die den Götzen vertrauen.<br />
Israel, vertrau auf den Herrn! *<br />
Er ist für euch Helfer und Schild.<br />
Haus Aaron, vertrau auf den Herrn! *<br />
Er ist für euch Helfer und Schild.<br />
Alle, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn! *<br />
Er ist für euch Helfer und Schild.<br />
Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen, /<br />
er wird das Haus Israel segnen, *<br />
er wird das Haus Aaron segnen.<br />
Der Herr wird alle segnen, die ihn fürchten, *<br />
segnen Kleine und Große.
Abend · Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> 72<br />
Es mehre euch der Herr, *<br />
euch und eure Kinder!<br />
Seid gesegnet vom Herrn, *<br />
der Himmel und Erde gemacht hat!<br />
Der Himmel ist der Himmel des Herrn, *<br />
die Erde aber gab er den Menschen.<br />
Tote können den Herrn nicht mehr loben, *<br />
keiner, der ins Schweigen hinabfuhr.<br />
Wir aber preisen den Herrn *<br />
von nun an bis in Ewigkeit.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Herr über Zeit und Ewigkeit, du selbst wirst deinen gütigen<br />
Plan vollenden. Gib uns Vertrauen, und lass uns die Dinge mit<br />
deinen Augen sehen, damit wir erkennen, welche Aufgabe du<br />
uns zugedacht hast.<br />
Lesung Weish 7, 27b–28<br />
Ohne sich zu ändern, erneuert die Weisheit alles. Von Geschlecht<br />
zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein und<br />
schafft Freunde Gottes und Propheten.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Selig bist du, Maria, weil du geglaubt hast. Was dir vom Herrn<br />
gesagt ist, wird sich an dir erfüllen. Halleluja.<br />
Fürbitten<br />
Gott, du liebst die Menschen und bist denen nahe, die in Not<br />
sind. Wir bitten dich:<br />
V/A: Du, sei bei uns, in unserer Mitte, höre du uns, Gott.<br />
– Wir beten für alle, die in dieser Adventszeit Erneuerung suchen.
73<br />
Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
– Wir beten für alle, die in dieser Adventszeit Trost suchen.<br />
– Wir beten für alle, die in dieser Adventszeit Gemeinschaft<br />
suchen.<br />
– Wir beten für alle, die in dieser Adventszeit Freude und Hoffnung<br />
mit anderen teilen wollen.<br />
– Wir beten für alle, die in dieser Adventszeit Fragen stellen<br />
und Antworten suchen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt<br />
uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und<br />
Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns<br />
durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm,<br />
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />
in alle Ewigkeit.<br />
Gnade sei mit uns und Friede<br />
von Gott, unserem Vater,<br />
und dem Herrn Jesus Christus.<br />
Vgl. 1 Kor 1, 3<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Montag, 7. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Ambrosius<br />
Ambrosius (um 339–397) ist einer der vier großen lateinischen<br />
Kirchenväter. Er wurde als Sohn des römischen Präfekten in<br />
Trier geboren und trat zunächst ebenfalls in den staatlichen Dienst<br />
ein. Als er 374 nach dem Tod des Mailänder Bischofs zwischen<br />
streitenden Parteien vermitteln wollte, wählte man ihn selbst zum<br />
Bischof, obwohl er als Katechumene noch nicht getauft war. Fortan<br />
widmete er sich der Theologie, besonders dem Studium der<br />
griechischen Väter. Er führte sein Bischofsamt mit großer Sorgfalt<br />
und Klugheit. Er erwies sich als guter Seelsorger und begnadeter<br />
Prediger, der den Glauben gegen den Arianismus verteidigte. Er<br />
dichtete Hymnen und führte sie in die Liturgie ein, um das Volk<br />
durch Wechselgesang stärker einzubinden. Er setzte sich dafür ein,<br />
dass die Kirche in Glaubensfragen unabhängig vom Staat war. Ambrosius<br />
gilt als geistiger Vater des Augustinus, der sich auf seinen<br />
Einfluss hin von ihm taufen ließ.<br />
Schrifttexte: Lesung: Eph 3, 8–12; Evangelium: Joh 10, 11–16<br />
Namenstag: hl. Gerald von Ostia (Bischof, † 1077)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
O Gott, du lenkst mit starker Hand<br />
den wechselvollen Lauf der Welt,<br />
machst, dass den Morgen mildes Licht,<br />
den Mittag voller Glanz erhellt.
75<br />
Montag, 7. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Lösch aus die Glut der Leidenschaft<br />
und tilge allen Hass und Streit;<br />
erhalte Geist und Leib gesund,<br />
schenk Frieden uns und Einigkeit.<br />
Du Gott des Lichts, auf dessen Reich<br />
der helle Schein der Sonne weist,<br />
dich loben wir aus Herzensgrund,<br />
Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist. Amen.<br />
Nach: Rector potens, verax Deus; Ambrosius (?), † 397<br />
Melodie: GL 539 · GL 1975 605 · KG 781 · EG 142<br />
Psalm 31 Verse 20–25<br />
Wie groß ist deine Güte, Herr, *<br />
die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren;<br />
du erweist sie allen, *<br />
die sich vor den Menschen zu dir flüchten.<br />
Du beschirmst sie im Schutz deines Angesichts *<br />
vor dem Toben der Menschen.<br />
Wie unter einem Dach bewahrst du sie *<br />
vor dem Gezänk der Zungen.<br />
Gepriesen sei der Herr, der wunderbar an mir gehandelt *<br />
und mir seine Güte erwiesen hat zur Zeit der Bedrängnis.<br />
Ich aber dachte in meiner Angst: *<br />
Ich bin aus deiner Nähe verstoßen.<br />
Doch du hast mein lautes Flehen gehört, *<br />
als ich zu dir um Hilfe rief.<br />
Liebt den Herrn, all seine Frommen! /<br />
Seine Getreuen behütet der Herr, *<br />
doch den Hochmütigen vergilt er ihr Tun mit vollem Maß.<br />
Euer Herz sei stark und unverzagt, *<br />
ihr alle, die ihr wartet auf den Herrn.<br />
Ehre sei dem Vater ...
Morgen · Montag, 7. <strong>Dezember</strong> 76<br />
Wenn uns angst wird und wir an deiner Nähe zweifeln, Gott<br />
unserer Rettung, komm uns zu Hilfe. Lass uns erfahren, wie<br />
gütig du bist.<br />
Lesung Weish 1, 1–2<br />
Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, denkt in Frömmigkeit<br />
an den Herrn, sucht ihn mit reinem Herzen! Denn<br />
er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und<br />
zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Halte das Steuerruder des Glaubens fest, damit dich die Sturmböen<br />
dieser Welt nicht aus dem Kurs bringen.<br />
Redaktion Magnificat nach Ambrosius von Mailand<br />
Bitten<br />
Als Regierender Bürgermeister von Berlin und ab 1969 als erster<br />
sozialdemokratischer deutscher Bundeskanzler hat Willy<br />
Brandt konsequent auf eine Politik der Entspannung zwischen<br />
den damaligen Blöcken gesetzt. Heute vor 50 Jahren unterstrich<br />
er bei seinem Staatsbesuch in Polen den Willen zu Versöhnung<br />
und Ausgleich durch einen Kniefall am Mahnmal für die Opfer<br />
des Aufstands im Warschauer Ghetto. Bitten wir Gott um seine<br />
Hilfe:<br />
A: Öffne unsre Herzen.<br />
– Dass wir bereit sind, den ersten Schritt zu tun.<br />
– Dass wir auf die Menschen zugehen, zu denen wir ein belastetes<br />
Verhältnis haben.<br />
– Dass wir auch bei Rückschlägen Kurs halten, um unser Ziel<br />
eines guten Miteinanders zu erreichen.<br />
Vaterunser
77<br />
Montag, 7. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Oration<br />
Gott, du hast uns im heiligen Bischof Ambrosius einen hervorragenden<br />
Lehrer des katholischen Glaubens und ein Beispiel<br />
apostolischen Freimutes gegeben. Höre auf seine Fürsprache<br />
und berufe in deiner Kirche Bischöfe, die deinem Willen gehorsam<br />
sind und dein Volk mit Kraft und Weisheit leiten. Darum<br />
bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der barmherzige Gott wende sich uns zu,<br />
er schenke uns Ruhe und Vertrauen<br />
und erweise uns seine Gnade.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Ihr Völker, hört das Wort des Herrn<br />
und verkündet es in aller Welt.<br />
Seht, euer Gott wird kommen und euch erretten,<br />
fürchtet euch nicht.<br />
Vgl. Jer 31, 10; Jes 35, 4<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 35, 1–10<br />
Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die<br />
Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie<br />
eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit<br />
des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der<br />
Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die<br />
Pracht unseres Gottes.<br />
Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden<br />
Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet<br />
euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen<br />
und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch<br />
erretten.
Eucharistie · Montag, 7. <strong>Dezember</strong> 78<br />
Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren<br />
der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie<br />
ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste<br />
brechen Quellen hervor, und Bäche fließen in der Steppe.<br />
Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu<br />
sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern,<br />
gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen. Eine Straße wird<br />
es dort geben; man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner<br />
darf ihn betreten. Er gehört dem, der auf ihm geht. Unerfahrene<br />
gehen nicht mehr in die Irre. Es wird keinen Löwen dort geben,<br />
kein Raubtier betritt diesen Weg, keines von ihnen ist hier zu<br />
finden. Dort gehen nur die Erlösten. Die vom Herrn Befreiten<br />
kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude<br />
ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein,<br />
Kummer und Seufzen entfliehen.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Wer kann anderen so Mut machen? Wer kann es wagen? Bedrückt<br />
und beschädigt sind die Menschen, die hier angesprochen<br />
werden: geschwächt, gelähmt, auf den Tod krank. Von<br />
harten Kontrasten lebt dieser große biblische Hoffnungstext.<br />
Jede Blumenwiese ist schön, doch die Blüte der Wüste ist<br />
jubelnder Durchbruch zu Licht und Leben. Nicht die Stärke<br />
der Starken, sondern die Kraft der Schwachen verdient unser<br />
Staunen, und der Mut eines Mutlosen ist ein wahres Wunder.<br />
Wo immer der Gang der Dinge und der Lauf der Welt überraschend<br />
und heilsam durchbrochen werden, da dürfen wir uns<br />
mit Israel freuen und rufen: Seht, hier ist unser Gott!<br />
Antwortpsalm Ps 85, 9–14<br />
Kehrvers: Seht, unser Gott wird kommen, uns zu erlösen.<br />
Ich will hören, was Gott redet: /<br />
Frieden verkündet der Herr seinem Volk *<br />
und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen.
79<br />
Montag, 7. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. *<br />
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. – Kehrvers<br />
Es begegnen einander Huld und Treue; *<br />
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.<br />
Treue sprosst aus der Erde hervor; *<br />
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. – Kehrvers<br />
Auch spendet der Herr dann Segen, *<br />
und unser Land gibt seinen Ertrag.<br />
Gerechtigkeit geht vor ihm her, *<br />
und Heil folgt der Spur seiner Schritte. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Jes 35, 4d, ferner GL 633,5 (II. Ton)<br />
oder GL 1975 118, 4 · KG 135, 1 (VI. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Seht, der König wird kommen, der Herr der Erde; er selbst wird<br />
das Joch der Knechtschaft von uns nehmen.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 5, 17–26<br />
Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch<br />
Pharisäer und Gesetzeslehrer; sie waren aus allen Dörfern<br />
Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die<br />
Kraft des Herrn drängte ihn dazu, zu heilen.<br />
Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre.<br />
Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen.<br />
Weil es ihnen aber wegen der vielen Leute nicht möglich war,<br />
ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel<br />
ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes<br />
hinunter, genau vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte<br />
er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir vergeben.<br />
Da dachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer: Wer ist<br />
das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott<br />
kann Sünden vergeben?
Abend · Montag, 7. <strong>Dezember</strong> 80<br />
Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was<br />
habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen:<br />
Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und<br />
geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn<br />
die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und<br />
er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine<br />
Tragbahre und geh nach Hause!<br />
Im gleichen Augenblick stand der Mann vor aller Augen auf.<br />
Er nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging heim,<br />
Gott lobend und preisend. Da gerieten alle außer sich; sie priesen<br />
Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir etwas Unglaubliches<br />
gesehen.<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Wenn man die Vernunft verdächtigt, wird auch der Glaube verfälscht.<br />
Benedikt XVI. (em. Papst, * 1927)<br />
• Wie verbinden sich für mich Vernunft und Glaube?<br />
• An welche Vorbilder, vielleicht Lehrerinnen oder Lehrer, die<br />
für beides standen, erinnere ich mich?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
O Jungfrau, rein und makellos,<br />
o Mutter, die uns Gott gebar,
81<br />
Montag, 7. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
du bist des Himmels offnes Tor,<br />
der Engel Freude, unser Ruhm.<br />
Dich hat vor allem Anbeginn<br />
des Vaters Liebe auserwählt,<br />
dass du, vor jeder Schuld bewahrt,<br />
der Welt den neuen Adam schenkst.<br />
Noch ehe unser Retter kam,<br />
ward dir in Fülle schon zuteil,<br />
was er in Tod und Auferstehn<br />
erwirkte der verlornen Welt.<br />
Du reine Jungfrau, sei gegrüßt,<br />
in der wir unsre Hoffnung schaun:<br />
Du stehst als großes Zeichen da,<br />
der neuen Schöpfung klares Bild.<br />
Dem Herrn sei Preis und Herrlichkeit,<br />
der uns befreit vom Joch der Schuld,<br />
dem Vater und dem Geiste Lob<br />
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />
Nach: Praeclara custos virginum; 17. Jahrhundert<br />
Melodie: GL 530 · GL 1975 577 · KG 766 – andere Melodie: EG 142<br />
Canticum vgl. Eph 1, 3–10<br />
Antiphon:<br />
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.<br />
Gepriesen sei Gott, *<br />
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.<br />
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet *<br />
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.<br />
Denn in ihm hat er uns erwählt<br />
vor der Erschaffung der Welt, *<br />
damit wir heilig und untadelig leben vor Gott;
Abend · Montag, 7. <strong>Dezember</strong> 82<br />
er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, *<br />
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus<br />
und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, *<br />
zum Lob seiner herrlichen Gnade.<br />
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; /<br />
durch sein Blut haben wir die Erlösung,<br />
die Vergebung der Sünden *<br />
nach dem Reichtum seiner Gnade.<br />
Durch sie hat er uns reich beschenkt *<br />
mit aller Weisheit und Einsicht<br />
und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, *<br />
wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat:<br />
die Fülle der Zeiten heraufzuführen in Christus *<br />
und alles, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm zu vereinen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.<br />
Lesung Röm 8, 29.30<br />
Alle, die Gott im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu<br />
bestimmt, der verherrlichten Gestalt seines Sohnes nachgebildet<br />
zu werden. Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch<br />
berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Selig preisen mich alle Geschlechter, denn Großes hat der<br />
Mächtige an mir getan. Halleluja.<br />
Fürbitten<br />
Im Gedenken an die vielen, die fragwürdigen Interessen geopfert<br />
werden, und angesichts der Gefahren und Kriege unserer<br />
Zeit bitten wir:
83<br />
Montag, 7. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
V: Gott des Erbarmens, A: gib uns deinen Frieden.<br />
– Dass wir im Streitfall Wege der Versöhnung und des Ausgleichs<br />
finden.<br />
– Dass die Verantwortlichen in Politik, Militär und Rüstungsindustrie<br />
im Blick behalten, was sie mit ihren Entscheidungen<br />
in Gang setzen können.<br />
– Dass wir Menschen in Europa unsere gemeinsamen Werte<br />
neu entdecken und sie für eine friedlichere Welt fruchtbar<br />
machen.<br />
– Dass wir den Menschen in Not helfen, sich ein neues sicheres<br />
Leben aufzubauen.<br />
– Dass uns die Menschen, die heute in Konflikten ihr Leben<br />
verlieren, nicht gleichgültig bleiben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Großer und heiliger Gott, im Hinblick auf den Erlösertod Christi<br />
hast du die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick<br />
ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt, um deinem Sohn eine<br />
würdige Wohnung zu bereiten. Höre auf ihre Fürsprache: Mache<br />
uns frei von Sünden und erhalte uns in deiner Gnade, damit<br />
wir mit reinem Herzen zu dir gelangen. Darum bitten wir durch<br />
Jesus Christus.<br />
Gott lasse unsere Liebe immer noch reicher werden<br />
an Einsicht und jedem Verständnis,<br />
damit wir beurteilen können, worauf es ankommt,<br />
und rein und ohne Tadel sind für den Tag Christi.<br />
Vgl. Phil 1, 9.10<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Ohne Erbsünde empfangene<br />
Jungfrau und<br />
Gottesmutter Maria<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
I<br />
m Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens (lat. „immaculata<br />
conceptio“), das Papst Pius IX. 1854 verkündete, heißt<br />
es: Maria ist „vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an durch<br />
ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes im Hinblick<br />
auf die Verdienste Jesu Christi … von jeglichem Makel der<br />
Ursünde bewahrt“. Ohne eigenes Zutun oder ein Verdienst ihrer<br />
Eltern, Anna und Joachim, ist Maria von Anfang an vor der Erbsünde<br />
bewahrt geblieben. Gott ist es, der hier handelt. Um Jesu<br />
willen, im Blick auf seine Menschwerdung, ist Maria herausgenommen<br />
aus dem Schuldzusammenhang, in den alle Menschen<br />
hineingeboren werden. Mit biologischer Vererbung von Schuld hat<br />
Erbsünde nichts zu tun. Es geht vielmehr darum, dass Schuld und<br />
Sünde unser Zusammenleben als Menschen bestimmen, weil jeder<br />
Mensch in Verstrickungen hineingeboren wird und dazu neigt, diesen<br />
Unheilszusammenhang durch eigenes Handeln selbst wieder<br />
zu bestätigen.<br />
Der 8. <strong>Dezember</strong> als Datum für dieses Fest bestimmte sich durch<br />
das Datum des älteren Festes Mariä Geburt am 8. September.<br />
Schon im achten Jahrhundert feierte man im Osten das Fest Mariä<br />
Empfängnis, aber nicht als Hauptfest. Seit dem 11. Jahrhundert<br />
übernahm man es von England her auch im Westen. Durchsetzen<br />
konnte sich der Festtag aber erst im 15. Jahrhundert durch Papst<br />
Sixtus IV., der es 1477 als Hochfest in Rom einführte.<br />
Durch Marias Ja zu Gottes Plan kommt die Erwartung des Messias<br />
in Israel ans Ziel. Gleichzeitig ist Maria in ihrer Haltung gegen-
85<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
über dem Willen Gottes das Urbild der Kirche. Wenn wir dieses<br />
Fest feiern, sind auch wir eingeladen, zu Gottes Wirken in unserem<br />
Leben Ja zu sagen und ihm zu vertrauen.<br />
Namenstag: hl. Elfrida, hl. Edith und hl. Sabina vom Hennegau (Märtyrerinnen,<br />
† 819)<br />
Ökumenischer Gedenktag: Martin Rinckart (ev. Theologe und Kirchenmusiker,<br />
1586–1649)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde,<br />
freut euch, jubelt und singt!<br />
Ps 98, 4<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Sei gegrüßt, du Himmelstür,<br />
Stern, der leuchtet für und für,<br />
Heiligste im Himmelsheer,<br />
o Maria, Gottes Mutter, hoch und hehr.<br />
Die des höchsten Königs Sinn<br />
als die Einzige im Chor<br />
huldvoll sich zur Magd erkor<br />
schon vor aller Zeiten erstem Anbeginn.<br />
Sünde hat mit böser Macht<br />
nie dein Innerstes betört,<br />
da du Gottes Wort gehört,<br />
hast du Erd’ und Himmel Fröhlichkeit gebracht.<br />
Preis dem Vater und dem Sohn<br />
und dem Geist auf gleichem Thron,
Morgen · Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> 86<br />
deren Ruhm und Herrlichkeit<br />
machtvoll währt durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />
Nach: Ave, caeli ianua; 10. Jahrhundert<br />
Psalm 37 Verse 1–11<br />
Errege dich nicht über die Bösen, *<br />
wegen der Übeltäter ereifere dich nicht!<br />
Denn sie verwelken schnell wie das Gras, *<br />
wie grünes Kraut verdorren sie.<br />
Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, *<br />
bleib wohnen im Land und bewahre Treue!<br />
Freu dich innig am Herrn! *<br />
Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.<br />
Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; *<br />
er wird es fügen.<br />
Er bringt deine Gerechtigkeit heraus wie das Licht *<br />
und dein Recht so hell wie den Mittag.<br />
Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! /<br />
Erhitze dich nicht über den Mann, dem alles gelingt, *<br />
den Mann, der auf Ränke sinnt.<br />
Steh ab vom Zorn und lass den Grimm; *<br />
erhitze dich nicht, es führt nur zu Bösem!<br />
Denn die Bösen werden ausgetilgt; *<br />
die aber auf den Herrn hoffen,<br />
werden das Land besitzen.<br />
Eine Weile noch, und der Frevler ist nicht mehr da; *<br />
schaust du nach seiner Wohnung – sie ist nicht mehr zu finden.<br />
Doch die Armen werden das Land bekommen, *<br />
sie werden Glück in Fülle genießen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Dir, unser Gott, vertrauen wir, du führst uns deine Wege. Sei<br />
gelobt für die Hoffnung, die du schenkst!
87<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Lesung Jes 43, 1<br />
Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob,<br />
und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich<br />
habe dich losgekauft, ich habe dich beim Namen gerufen, du<br />
gehörst mir.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Gott, der Herr, sprach zur Schlange: Feindschaft stifte ich zwischen<br />
dir und der Frau, zwischen deinem Spross und ihrem<br />
Spross. Sie wird dir den Kopf zertreten.<br />
Bitten<br />
Guter Vater, in Jesus hast du uns zur Mitarbeit an deinem Heilsplan<br />
erwählt. Wir bitten dich:<br />
A: Reinige unsere Herzen.<br />
– Dass wir offen und hilfsbereit aufeinander zugehen.<br />
– Dass wir unsere Stärken und Schwächen klar erkennen und<br />
sie zum Wohl aller fruchtbar machen.<br />
– Dass wir unsere Mitmenschen, auch die, die es uns schwer<br />
machen, mit deinen Augen sehen lernen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Großer und heiliger Gott, im Hinblick auf den Erlösertod Christi<br />
hast du die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick<br />
ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt, um deinem Sohn eine<br />
würdige Wohnung zu bereiten. Höre auf ihre Fürsprache: Mache<br />
uns frei von Sünden und erhalte uns in deiner Gnade, damit<br />
wir mit reinem Herzen zu dir gelangen. Darum bitten wir durch<br />
Jesus Christus.
Eucharistie · Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> 88<br />
Der ewige Gott erweise uns seine Gnade,<br />
er erfülle uns mit seinem Geist<br />
und schenke uns sein Leben.<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 224, 364, 523, 526, 527, 530 · KG 745, 746, 747,<br />
749, 767<br />
Gloria<br />
Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn.<br />
Meine Seele soll jubeln über meinen Gott.<br />
Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,<br />
er hüllt mich in den Mantel der Rettung<br />
und schmückt mich köstlich wie eine Braut.<br />
Jes 61, 10<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Genesis Gen 3, 9–15.20<br />
Nachdem Adam vom Baum gegessen hatte, rief Gott, der<br />
HERR, ihm zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich<br />
habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht,<br />
weil ich nackt bin, und versteckte mich.<br />
Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du<br />
von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon<br />
nicht zu essen? Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt<br />
hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen.<br />
Gott, der HERR, sprach zu der Frau: Was hast du getan? Die Frau<br />
antwortete: Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen.<br />
Da sprach Gott, der HERR, zur Schlange: Weil du das getan<br />
hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des<br />
Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle<br />
Tage deines Lebens. Und Feindschaft setze ich zwischen dir und
89<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.<br />
Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.<br />
Adam gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde<br />
die Mutter aller Lebendigen.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Der Erdling (in „adam“ klingt „adama“ an, das hebräische Wort<br />
für Ackerboden) ist dazu geschaffen, den Erdboden zu bebauen<br />
– doch warum muss das unter so vielen Opfern und Entbehrungen<br />
geschehen? Die Menschen sind von Gott gewollt als<br />
Mann und Frau, im Menschsein gleich, verschieden genug, um<br />
einander Hilfe und glückliche Bereicherung zu sein – warum<br />
gelingt es so selten? Warum bestimmt der Mann über die Frau?<br />
Im Namen Eva, hebräisch: „chawwa“, lässt sich das hebräische<br />
Wort für Leben hören, „chajim“. Eva, Wunder des Lebens,<br />
bringt Leben hervor – doch warum so mühsam, schmerzhaft<br />
und manchmal sogar unter Lebensgefahr? Die Menschen sind<br />
vom Schöpfer geliebt und mit allem ausgestattet, was sie brauchen<br />
– warum verletzen sie die Grenze zwischen Gott und<br />
Mensch? Auf diese uralten Fragen gibt das dritte Kapitel der<br />
Genesis Antwort. Die Antwort will den fragwürdigen Zustand<br />
von Welt und Mensch nicht festschreiben. Sie hält vielmehr<br />
die Erinnerung daran wach, wie Gott die Welt will: als Ort der<br />
Freundschaft zwischen Gott und Mensch und von Mensch zu<br />
Mensch. Maria ist dafür das lebendige Unterpfand.<br />
Antwortpsalm Ps 98, 1–4<br />
Kehrvers:<br />
Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er hat wunderbare<br />
Taten vollbracht!<br />
Singet dem HERRN ein neues Lied, *<br />
denn er hat wunderbare Taten vollbracht!<br />
Geholfen hat ihm seine Rechte *<br />
und sein heiliger Arm. – Kehrvers
Eucharistie · Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> 90<br />
Der HERR hat sein Heil bekannt gemacht *<br />
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.<br />
Er gedachte seiner Huld *<br />
und seiner Treue zum Hause Israel.<br />
Kehrvers:<br />
Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er hat wunderbare<br />
Taten vollbracht!<br />
Alle Enden der Erde *<br />
sahen das Heil unsres Gottes.<br />
Jauchzet dem HERRN, alle Lande, *<br />
freut euch, jubelt und singt! – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 1ab, ferner GL 649, 1 · GL 1975 600, 1 · KG 770 (I. Ton)<br />
Lesung aus dem Epheserbrief Eph 1, 3–6.11–12<br />
Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus<br />
Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet<br />
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.<br />
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der<br />
Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns<br />
aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden<br />
durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen<br />
Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns<br />
geschenkt in seinem geliebten Sohn.<br />
In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt nach dem<br />
Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen<br />
beschließt; wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die<br />
wir schon früher in Christus gehofft haben.<br />
Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 1, 28.42<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir,<br />
du bist gebenedeit unter den Frauen.<br />
Halleluja.
91<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 26–38<br />
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt<br />
in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war<br />
mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David<br />
stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.<br />
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,<br />
der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und<br />
überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.<br />
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn<br />
du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger<br />
werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den<br />
Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten<br />
genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines<br />
Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit<br />
herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.<br />
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich<br />
keinen Mann erkenne?<br />
Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen<br />
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb<br />
wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.<br />
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter<br />
einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist<br />
sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.<br />
Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe,<br />
wie du es gesagt hast.<br />
Danach verließ sie der Engel.<br />
Credo<br />
Gabengebet<br />
Herr, unser Gott, in deiner Gnade hast du die selige Jungfrau<br />
Maria auserwählt und vor jeder Sünde bewahrt. An ihrem Fest<br />
feiern wir das Opfer, das alle Schuld der Menschen tilgt. Befreie<br />
uns auf ihre Fürsprache aus der Verstrickung in das Böse, damit
Eucharistie · Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> 92<br />
auch wir heilig und makellos vor dir stehen. Darum bitten wir<br />
durch Christus, unseren Herrn.<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu<br />
danken und das Werk deiner Liebe zu rühmen. Denn du hast<br />
Maria vor der Erbschuld bewahrt, du hast sie mit der Fülle der<br />
Gnade beschenkt, da sie erwählt war, die Mutter deines Sohnes<br />
zu werden. In unversehrter Jungfräulichkeit hat sie Christus<br />
geboren, der als schuldloses Lamm die Sünde der Welt hinwegnimmt.<br />
Sie ist Urbild und Anfang der Kirche, der makellosen<br />
Braut deines Sohnes. Vor allen Heiligen ist sie ein Vorbild der<br />
Heiligkeit, ihre Fürsprache erfleht uns deine Gnade durch unseren<br />
Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich Himmel und<br />
Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde<br />
das Lob deiner Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers<br />
Großes hat man von dir gesagt, Maria, denn aus dir ging hervor<br />
die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, unser Gott.<br />
Schlussgebet<br />
Herr und Gott, das Sakrament, das wir empfangen haben, heile<br />
in uns die Wunden jener Schuld, vor der du die allerseligste<br />
Jungfrau Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an auf einzigartige<br />
Weise bewahrt hast. Darum bitten wir durch Christus,<br />
unseren Herrn.<br />
Schlusssegen<br />
Gott, der allmächtige Vater, segne euch durch den Erlöser der<br />
Welt, unseren Herrn Jesus Christus, den Sohn der jungfräulichen<br />
Mutter Maria.<br />
Sie hat den Urheber des Lebens geboren; ihre mütterliche<br />
Fürsprache erwirke euch Gottes Hilfe.
93<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Euch und allen, die heute das Hochfest der ohne Erbsünde<br />
empfangenen Jungfrau Maria begehen, schenke Gott die wahre<br />
Freude und den ewigen Lohn.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Hoffnung gießt in Sturmnacht Morgenröte.<br />
Johann Wolfgang von Goethe (deutscher Dichter, 1749–1832)<br />
• Was hilft mir zu hoffen in diesem krisenhaften, schweren Jahr?<br />
• Mit wem kann ich den Blick auf die Hoffnungszeichen, die<br />
„Morgenröte“, teilen?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Maria, Himmelskönigin,<br />
der Engel hohe Herrscherin,<br />
o Wurzel, der das Heil entsprießt,<br />
du Tor des Lichtes, sei gegrüßt!<br />
Freu dich, du bist an Ehren reich,<br />
dir ist an Gnaden keine gleich.<br />
Ach bitt für uns an Gottes Thron<br />
bei Jesus, deinem lieben Sohn.<br />
Rottenburger Gesangbuch 1867 (nach Ave Regina caelorum)<br />
GL 885 (Anhang Rottenburg-Stuttgart) · GL 1975 579
Abend · Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> 94<br />
Psalm 127<br />
Wenn nicht der Herr das Haus baut, *<br />
müht sich jeder umsonst, der daran baut.<br />
Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, *<br />
wacht der Wächter umsonst.<br />
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht *<br />
und euch spät erst niedersetzt,<br />
um das Brot der Mühsal zu essen; *<br />
denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf.<br />
Kinder sind eine Gabe des Herrn, *<br />
die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.<br />
Wie Pfeile in der Hand des Kriegers, *<br />
so sind Söhne aus den Jahren der Jugend.<br />
Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat! *<br />
Beim Rechtsstreit mit ihren Feinden scheitern sie nicht.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du, Vater, schenkst uns alles, was wir brauchen. Lass uns Kraft<br />
schöpfen in dieser Nacht, damit wir morgen unseren Teil beitragen<br />
zum Bau deines Hauses.<br />
Lesung Röm 5, 20b–21<br />
Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß<br />
geworden. Denn wie die Sünde herrschte und zum Tod<br />
führte, so soll auch die Gnade herrschen und durch Gerechtigkeit<br />
zu ewigem Leben führen, durch Jesus Christus, unseren<br />
Herrn.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.<br />
Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die<br />
Frucht deines Leibes. Halleluja.
95<br />
Dienstag, 8. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Fürbitten<br />
Durch die Art, wie wir sprechen, und durch das, was wir von<br />
uns geben, beeinflussen wir Menschen unsere Umwelt. Bitten<br />
wir den Gott, der die Kommunikation mit uns sucht, um eine<br />
offene und verständnisbereite Gesinnung:<br />
V: Du unser Schöpfer, A: gib uns ein hörendes Herz.<br />
– Dass jedem Menschen deutlich wird, wie viel er durch sein<br />
Sprechen und Tun bewegen kann, im Guten wie im Bösen.<br />
– Dass Meditation und Gebet, die Wege zum inneren Frieden,<br />
in ihrer Bedeutung für ein gelingendes Zusammenleben erkannt<br />
und gewürdigt werden.<br />
– Dass die Angehörigen der unterschiedlichen Kulturen und Religionen<br />
unabhängig von ihrer Weltanschauung im konkreten<br />
Einsatz für ihre Mitmenschen zueinanderfinden.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Großer und heiliger Gott, im Hinblick auf den Erlösertod Christi<br />
hast du die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick<br />
ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt, um deinem Sohn eine<br />
würdige Wohnung zu bereiten. Höre auf ihre Fürsprache: Mache<br />
uns frei von Sünden und erhalte uns in deiner Gnade, damit<br />
wir mit reinem Herzen zu dir gelangen. Darum bitten wir durch<br />
Jesus Christus.<br />
Der Gott des Lichts,<br />
der alle Menschen erleuchtet,<br />
mache unsere Finsternis hell<br />
und bewahre uns diese Nacht in seinem Frieden.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Johannes Didacus<br />
(Juan Diego Cuauhtlatoatzin)<br />
Juan Diego (um 1474–1548) wurde bei seiner Heiligsprechung<br />
(2002) von Papst Johannes Paul II. ein „Protagonist der neuen mexikanischen<br />
Identität“ genannt, der die Begegnung zweier Welten<br />
und Kulturen förderte. – Juan Diego wuchs in Mexiko als Sohn einfacher<br />
Indios auf. Nach der Christianisierung des Landes (ab 1521)<br />
ließ er sich 1524 taufen. Im <strong>Dezember</strong> 1531 erschien ihm vier Tage<br />
lang die Gottesmutter Maria in der Nähe eines von den spanischen<br />
Eroberern zerstörten Azteken-Heiligtums und ließ durch ihn den<br />
Bischof veranlassen, hier eine Kapelle zu bauen. Ein Rosenwunder<br />
zerstreute die Zweifel des Bischofs. Diese Kapelle mit dem Gnadenbild<br />
der „Jungfrau von Guadalupe“ wurde bald zum Ziel vieler Pilger.<br />
Von hier ging ein neuer starker Impuls für die Evangelisierung aus, in<br />
der die zentralen Elemente der einheimischen Kultur aufgenommen<br />
und mit der christlichen Botschaft verbunden wurden. Die letzten<br />
17 Jahre seines Lebens verbrachte Juan Diego als großer Beter, Büßer<br />
und eifriger Apostel der „Jungfrau von Guadalupe“ in einer kleinen<br />
Klause bei der Kapelle und gab den Pilgern unermüdlich Zeugnis von<br />
seiner Begegnung mit der Gottesmutter.<br />
Namenstag: Hanna (Prophetin) · hl. Eucharius von Trier (Bischof, 3.<br />
Jh.) · sel. Liborius Wagner (Märtyrer, † 1631) · hl. Pierre Fourier (Ordensgründer,<br />
† 1640)<br />
Ökumenischer Gedenktag: Richard Baxter (brit. puritan. Theologe,<br />
1615–1691)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
97<br />
Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Hymnus<br />
Du, dessen Rechte<br />
alle Reiche<br />
einzig leitet,<br />
zeig deinem Volke<br />
deine große Macht.<br />
Gewähre ihm das langersehnte Heil.<br />
Du, den des Sehers Mund<br />
weissagend kündet,<br />
hoch von des Himmels heller Burg<br />
steige herab auf unsre Erde.<br />
Jesus, Herr.<br />
Nach: Qui regis sceptra; 9./10. Jahrhundert<br />
Canticum 1 Sam 2, 1b–10<br />
Antiphon:<br />
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn; er erniedrigt, und<br />
er erhöht.<br />
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, *<br />
große Kraft gibt mir der Herr.<br />
Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; *<br />
denn ich freue mich über deine Hilfe.<br />
Niemand ist heilig, nur der Herr; /<br />
denn außer dir gibt es keinen Gott; *<br />
keiner ist ein Fels wie unser Gott.<br />
Redet nicht immer so vermessen, *<br />
kein freches Wort komme aus eurem Mund;<br />
denn der Herr ist ein wissender Gott, *<br />
und bei ihm werden die Taten geprüft.<br />
Der Bogen der Helden wird zerbrochen, *<br />
die Wankenden aber gürten sich mit Kraft.<br />
Die Satten verdingen sich um Brot, *<br />
doch die Hungrigen können feiern für immer.<br />
Die Unfruchtbare bekommt sieben Kinder, *<br />
doch die Kinderreiche welkt dahin.
Morgen · Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> 98<br />
Der Herr macht tot und lebendig, *<br />
er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf.<br />
Der Herr macht arm und macht reich, *<br />
er erniedrigt, und er erhöht.<br />
Den Schwachen hebt er empor aus dem Staub *<br />
und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt;<br />
er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, *<br />
einen Ehrenplatz weist er ihm zu.<br />
Ja, dem Herrn gehören die Pfeiler der Erde; *<br />
auf sie hat er den Erdkreis gegründet.<br />
Er behütet die Schritte seiner Frommen, /<br />
doch die Frevler verstummen in der Finsternis; *<br />
denn der Mensch ist nicht stark aus eigener Kraft.<br />
Wer gegen den Herrn streitet, wird zerbrechen, /<br />
der Höchste lässt es donnern am Himmel. *<br />
Der Herr hält Gericht bis an die Grenzen der Erde.<br />
Seinem König gebe er Kraft *<br />
und erhöhe die Macht seines Gesalbten.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn; er erniedrigt, und<br />
er erhöht.<br />
Lesung Jes 7, 14b–15<br />
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen<br />
Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel –<br />
Gott mit uns – geben. Er wird Butter und Honig essen bis zu<br />
der Zeit, in der er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute<br />
zu wählen.
99<br />
Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Auf dem Throne Davids wird er sitzen und herrschen über sein<br />
Reich in Ewigkeit. Halleluja.<br />
Bitten<br />
Jesus, Menschensohn, du tust uns die Güte des Vaters kund.<br />
Wir bitten dich:<br />
A: Zeig uns dein Angesicht.<br />
– In den Armen und Einsamen.<br />
– In denen, die innerlich leer und orientierungslos sind.<br />
– In denen, die auf ein Wort der Versöhnung von uns warten.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, du hast uns durch Johannes den Täufer gemahnt,<br />
Christus, dem Herrn, den Weg zu bereiten. Stärke uns<br />
mit deiner Kraft, damit wir nicht müde werden, diesem Ruf zu<br />
folgen, sondern die tröstende Ankunft dessen erwarten, der uns<br />
Heilung bringt. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Der Herr wird kommen und nicht zögern.<br />
Er wird die Finsternis in Licht verwandeln<br />
und sich allen Völkern offenbaren.<br />
Vgl. Hab 2, 3; 1 Kor 4, 5
Eucharistie · Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> 100<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 40, 25–31<br />
Mit wem wollt ihr mich vergleichen? Wem sollte ich ähnlich<br />
sein?, spricht der Heilige. Hebt eure Augen in die<br />
Höhe, und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen? Er<br />
ist es, der ihr Heer täglich zählt und heraufführt, der sie alle<br />
beim Namen ruft. Vor dem Allgewaltigen und Mächtigen wagt<br />
keiner zu fehlen.<br />
Jakob, warum sagst du, Israel, warum sprichst du: Mein Weg<br />
ist dem Herrn verborgen, meinem Gott entgeht mein Recht?<br />
Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Der Herr ist ein ewiger<br />
Gott, der die weite Erde erschuf. Er wird nicht müde und matt,<br />
unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt dem Müden Kraft, dem<br />
Kraftlosen verleiht er große Stärke.<br />
Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern<br />
und stürzen. Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue<br />
Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden<br />
nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.<br />
Antwortpsalm Ps 103, 1–4.8.10<br />
Kehrvers:<br />
Lobe den Herrn, meine Seele!<br />
Lobe den Herrn, meine Seele, *<br />
und alles in mir seinen heiligen Namen!<br />
Lobe den Herrn, meine Seele, *<br />
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: – Kehrvers<br />
Der dir all deine Schuld vergibt *<br />
und all deine Gebrechen heilt,<br />
der dein Leben vor dem Untergang rettet *<br />
und dich mit Huld und Erbarmen krönt. – Kehrvers<br />
Der Herr ist barmherzig und gnädig, *<br />
langmütig und reich an Güte.
101<br />
Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden *<br />
und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 1a, ferner GL 57, 1 · GL 1975 527, 3 · KG 635 (VII. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Seht, der Herr wird kommen, um sein Volk zu retten. Selig, die<br />
bereit sind, ihm entgegenzugehen.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 11, 28–30<br />
In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch<br />
plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch<br />
Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von<br />
mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr<br />
Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und<br />
meine Last ist leicht.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Schwere Lasten tragen, sich Tag für Tag plagen, ohne von der<br />
Stelle zu kommen: Ratgeberliteratur boomt. Gesund und glücklich<br />
in 14 Tagen! Im Internet finden sich zahllose Gurus oder<br />
„Influencer“, die uns erklären, wie wir unser Leben in den<br />
Griff bekommen, gerne mithilfe von Wunder-Mittelchen oder<br />
unentbehrlichen Dingen, die wir auch gleich bestellen können.<br />
Wer wird da nicht gerne zum „Follower“. Jesus macht uns ein<br />
Angebot, weil er der Sohn des Vaters ist. Weil er der Sohn des<br />
liebenden Vaters, des Herrn des Himmels und der Erde, ist, ist<br />
sein Angebot selbstlos, großzügig, gütig, demütig. Es ist das<br />
Angebot, von ihm zu lernen. „So werdet ihr Ruhe finden für<br />
eure Seele.“
Abend · Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> 102<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Advent ist eine Zeit der Erschütterung, in der der Mensch<br />
wach werden soll zu sich selbst.<br />
Alfred Delp (deutscher Jesuit und Mitglied des Kreisauer Kreises, 1907–1945)<br />
• Was hat mich beunruhigt und erschüttert in diesem Jahr<br />
<strong>2020</strong>?<br />
• Was lässt mich „wach werden“, was habe ich lernen können?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Deine Sehnsucht selbst<br />
ist dein Gebet –<br />
bleibt die Sehnsucht,<br />
bleibt auch das Gebet.<br />
Deine lebendige Sehnsucht<br />
ist deine lebendige Stimme.<br />
Verstummen wirst du,<br />
wenn du aufhörst zu lieben.<br />
Erkaltet die Liebe,<br />
beginnt das Herz zu schweigen;<br />
brennt die Liebe,<br />
ruft das Herz.<br />
Bleibt die Liebe immer,<br />
wirst du immer rufen;
103<br />
wenn du immer rufst,<br />
wirst du dich immer sehnen.<br />
Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Augustinus, Psalmauslegungen 37, 14<br />
Psalm 119 <br />
Verse 57–64 Chet<br />
Mein Anteil ist der Herr; *<br />
ich habe versprochen, dein Wort zu beachten.<br />
Ich suche deine Gunst von ganzem Herzen. *<br />
Sei mir gnädig nach deiner Verheißung!<br />
Ich überdenke meine Wege, *<br />
zu deinen Vorschriften lenke ich meine Schritte.<br />
Ich eile und säume nicht, *<br />
deine Gebote zu halten.<br />
Auch wenn mich die Stricke der Frevler fesseln, *<br />
vergesse ich deine Weisung nicht.<br />
Um Mitternacht stehe ich auf, um dich zu preisen *<br />
wegen deiner gerechten Entscheide.<br />
Ich bin ein Freund all derer, die dich fürchten und ehren, *<br />
und aller, die deine Befehle befolgen.<br />
Von deiner Güte, Herr, ist die Erde erfüllt. *<br />
Lehre mich deine Gesetze!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Unser Anteil bist du. Wer zu dir findet, findet zu sich. Nach dir<br />
sehnen wir uns von ganzem Herzen. Erfülle uns, Ewiger, deine<br />
Verheißung!<br />
Lesung 1 Kor 4, 5<br />
Richtet nicht vor der Zeit; wartet, bis der Herr kommt, der<br />
das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten<br />
der Herzen aufdecken wird. Dann wird jeder sein Lob<br />
von Gott erhalten.
Abend · Mittwoch, 9. <strong>Dezember</strong> 104<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Zion, du wirst neu erstehen; deinen Heiligen wirst du schauen;<br />
dein Gerechter kommt.<br />
Fürbitten<br />
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu<br />
tragen habt“, so hören wir im heutigen Evangelium. Wir denken<br />
an die vielen Menschen, die in diesem Krisenjahr gestorben<br />
oder an ihren Sorgen zerbrochen sind, und bitten Jesus Christus<br />
um seinen Beistand.<br />
V: Du unser Bruder, A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />
– Für die Familien, die viele Wochen auf engstem Raum gedrängt<br />
leben mussten.<br />
– Für die vielen Frauen und Kinder, die Opfer von Aggression<br />
und Gewalt geworden sind.<br />
– Für die Pflegekräfte, die Ärztinnen und Ärzte, die auch unter<br />
Druck im kranken Menschen den Menschen sahen.<br />
– Für alle, die kreativ und mit langem Atem für andere gesorgt<br />
haben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, du hast uns durch Johannes den Täufer gemahnt,<br />
Christus, dem Herrn, den Weg zu bereiten. Stärke uns<br />
mit deiner Kraft, damit wir nicht müde werden, diesem Ruf zu<br />
folgen, sondern die tröstende Ankunft dessen erwarten, der uns<br />
Heilung bringt. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Unsere Liebe Frau von Loreto<br />
Papst Franziskus hat bestimmt, dass der Gedenktag „Maria von<br />
Loreto“ oder „Unsere Liebe Frau von Loreto“ als nichtgebotener<br />
Gedenktag in den Römischen Generalkalender eingetragen<br />
wird. Er wird jeweils am 10. <strong>Dezember</strong> begangen. Eng mit diesem<br />
Gedenktag verbunden ist der italienische Marienwallfahrtsort Loreto,<br />
von dem auch die Lauretanische Litanei (GL 566 · KG 807)<br />
ihren Namen hat. In der Basilika vom Heiligen Haus in Loreto wird<br />
der Tradition nach Marias Geburtshaus aus Nazaret verwahrt, wo<br />
ihr der Erzengel Gabriel die Nachricht der Geburt Jesu verkündete.<br />
Im Inneren der Wallfahrtskirche befinden sich drei Wände eines<br />
Hauses aus Nazaret, die Kreuzritter 1294 nach Loreto brachten.<br />
Papst Julius II. (1503–1513) beauftragte eine Marmorverkleidung<br />
des Hauses nach einem Entwurf von Donato Bramante (1444–<br />
1514). Sie gilt als Meisterwerk der italienischen Renaissance-Bildhauerei.<br />
Der heutige Blick richtet sich auf Maria, deren freies Ja<br />
Heilsgeschichte eröffnete, und auf die Familie. Dem Wallfahrtsort<br />
sei es gelungen, „im Lauf der Zeit nicht weniger als Nazaret im<br />
Heiligen Land die evangelischen Tugenden der Heiligen Familie zu<br />
veranschaulichen“, heißt es in dem päpstlichen Dekret zum neuen<br />
Gedenktag. Einer Legende nach haben Engel das Haus von Nazaret<br />
durch die Luft nach Loreto gebracht; so gilt Maria von Loreto<br />
vielen Menschen auch als ihr besonderer Beistand für Flugreisen.<br />
Schriftlesungen: Lesung Jes 7, 10–14; Evangelium: Lk 1, 26–38<br />
Namenstag: hl. Eulalia von Mérida (Märtyrerin, † 304) · Diethard von<br />
Bloonkamp (Zisterzienser, Klostergründer, † 1200) · Bruno von Rommersdorf<br />
(Abt, † 1236) · Angelina von Kruschedol (Äbtissin, † 1510) ·<br />
Johann Georg Seidenbusch (Errichter der Wallfahrtskirche Maria<br />
Schnee in Aufhausen/Oberpfalz, † 1729)<br />
Ökumenischer Gedenktag: Karl Barth (Schweizer ev. Theologe, 1886–<br />
1968)<br />
Von heute Abend bis Freitag, den 18. <strong>Dezember</strong>, feiern unsere jüdischen<br />
Mitbürger das Lichterfest Chanukka.
Morgen · Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> 106<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
„Tauet, Himmel, den Gerechten,<br />
Wolken, regnet ihn herab!“<br />
rief das Volk in bangen Nächten,<br />
dem Gott die Verheißung gab,<br />
einst den Mittler selbst zu sehen<br />
und zum Himmel einzugehen;<br />
denn verschlossen war das Tor,<br />
bis der Heiland trat hervor.<br />
Voll Erbarmen hört das Flehen<br />
Gott, der unser Vater ist.<br />
Alle Völker sollen sehen<br />
den Erlöser, Jesus Christ.<br />
Gottes Engel kam hernieder,<br />
brachte diese Antwort wieder:<br />
„Sieh, ich bin des Herren Magd;<br />
mir gescheh, wie du gesagt!“<br />
Sankt Johannes lässt erschallen<br />
seinen Ruf: „Kehrt um, erwacht!“<br />
Denn es naht das Heil uns allen;<br />
es ist Tag, vorbei die Nacht.<br />
Lasst in diesen Gnadenzeiten<br />
uns das Herz für Gott bereiten!<br />
Wandelt auf des Lichtes Bahn,<br />
ziehet Jesus Christus an.<br />
Michael Denis 1774, regionale Fassung 1974<br />
GL 744 (Anhang Limburg) · GL 1975 (Anhänge) · KG 303
107<br />
Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Canticum Jes 12, 1b–6<br />
Antiphon:<br />
Herrliche Taten hat Gott vollbracht; die ganze Erde soll es wissen.<br />
Ich danke dir, Herr. /<br />
Du hast mir gezürnt, doch dein Zorn hat sich gewendet, *<br />
und du hast mich getröstet.<br />
Ja, Gott ist meine Rettung; *<br />
ihm will ich vertrauen und niemals verzagen.<br />
Denn meine Stärke und mein Lied ist der Herr. *<br />
Er ist für mich zum Retter geworden.<br />
Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude *<br />
aus den Quellen des Heils.<br />
An jenem Tag werdet ihr sagen: *<br />
Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an!<br />
Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, *<br />
verkündet: Sein Name ist groß und erhaben!<br />
Preist den Herrn; denn herrliche Taten hat er vollbracht; *<br />
auf der ganzen Erde soll man es wissen.<br />
Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner von Zion, *<br />
denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung Jes 45, 8<br />
Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit<br />
regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor,<br />
sie lasse Gerechtigkeit aufsprossen. Ich, der Herr, will es vollbringen.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Ich bin dein Helfer – Spruch des Herrn –, ich, der Heilige Israels,<br />
bin dein Retter.
Eucharistie · Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> 108<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Gott, der uns zu Boten seiner Güte beruft. Ihn<br />
bitten wir:<br />
V: Ewiger Vater, A: lass deinen Geist in uns atmen.<br />
– Dass wir für alle offen sind, die uns um Rat fragen.<br />
– Dass wir erkennen, was wir zur Einheit der Kirche beitragen<br />
können.<br />
– Dass wir tun, was an uns liegt, um unsere Welt zu erneuern.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Rüttle unsere Herzen auf, allmächtiger Gott, damit wir deinem<br />
Sohn den Weg bereiten und durch seine Ankunft fähig werden,<br />
dir in aufrichtiger Gesinnung zu dienen. Darum bitten wir<br />
durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt<br />
und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Nahe bist du, Herr, und alles, was du sagst, ist Wahrheit.<br />
Deine Worte werden nicht vergehen,<br />
sie bleiben für immer und ewig.<br />
Vgl. Ps 119, 151–152<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 41, 13–20<br />
Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand ergreift<br />
und der zu dir sagt: Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen.
109<br />
Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Fürchte dich nicht, du armer Wurm Jakob, du Würmlein Israel!<br />
Ich selber werde dir helfen – Spruch des Herrn. Der Heilige<br />
Israels löst dich aus.<br />
Zu einem Dreschschlitten mache ich dich, zu einem neuen<br />
Schlitten mit vielen Schneiden. Berge wirst du dreschen und<br />
sie zermalmen, und Hügel machst du zu Spreu. Du worfelst<br />
sie, und es verweht sie der Wind, es zerstreut sie der Sturm.<br />
Du aber jubelst über den Herrn, du rühmst dich des Heiligen<br />
Israels.<br />
Die Elenden und Armen suchen Wasser, doch es ist keines<br />
da; ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr, will sie<br />
erhören, ich, der Gott Israels, verlasse sie nicht.<br />
Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und<br />
Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Teich<br />
und das ausgetrocknete Land zur Oase. In der Wüste pflanze ich<br />
Zedern, Akazien, Ölbäume und Myrten. In der Steppe setze ich<br />
Zypressen, Platanen und auch Eschen.<br />
Dann werden alle sehen und erkennen, begreifen und verstehen,<br />
dass die Hand des Herrn das alles gemacht hat, dass der<br />
Heilige Israels es erschaffen hat.<br />
Impuls zur Lesung<br />
„Ach, du armes Würmchen!“ Das sagen wir liebevoll zu einem<br />
kranken Kind. Wie gehen wir aber mit Situationen eigener<br />
Schwäche und Kraftlosigkeit um? Reagieren wir stützend,<br />
mit Verständnis und Zuversicht, oder bestrafen wir uns durch<br />
Selbstvorwürfe, wenn uns Energie und Schwung fehlen? Wir<br />
sind niedergeschlagen und wie gelähmt, und dafür verachten<br />
wir uns auch noch? Die verschleppten Einwohner Judas leben<br />
seit Langem in einer solchen Situation der Resignation und<br />
Depression. Und dennoch fassen sie Mut. Weder hohe Berge<br />
noch wasserlose Wüsten, nichts kann ihre Rückkehr in die Heimat<br />
mehr aufhalten. Warum? Weil Gott sie tröstet. Das „Würmlein“<br />
Israel hat es wieder und wieder erfahren: Gott wendet<br />
sich uns nicht zu, weil ihm unsere Größe und Stärke mächtig
Eucharistie · Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> 110<br />
imponieren. Er wendet sich nicht enttäuscht von uns ab, wenn<br />
wir kraftlos und elend sind. Unsere Gebrechlichkeit brauchen<br />
wir vor unserem Schöpfer nicht zu verbergen: Er kennt und<br />
liebt uns ja von innen. Er eilt schon, uns zu helfen.<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 145, 1.9–13b<br />
Kehrvers:<br />
Gnädig und barmherzig ist der Herr, voll Langmut und reich<br />
an Gnade.<br />
Ich will dich rühmen, mein Gott und König, *<br />
und deinen Namen preisen immer und ewig.<br />
Der Herr ist gütig zu allen, *<br />
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken. – Kehrvers<br />
Danken sollen dir, Herr, all deine Werke *<br />
und deine Frommen dich preisen.<br />
Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden, *<br />
sollen sprechen von deiner Macht. – Kehrvers<br />
Sie sollen den Menschen<br />
deine machtvollen Taten verkünden *<br />
und den herrlichen Glanz des Königtums.<br />
Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, *<br />
deine Herrschaft währt<br />
von Geschlecht zu Geschlecht. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 8, ferner GL 657, 3 · GL 1975 527,2 · KG 612 (II. Ton)<br />
oder GL 1975 477 (V. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium <br />
Jes 45, 8ab<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit<br />
regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor.<br />
Halleluja.
111<br />
Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 11, 7b.11–15<br />
In jener Zeit begann Jesus zu der Menge zu reden: Amen, das<br />
sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren<br />
gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich<br />
ist größer als er. Seit den Tagen Johannes’ des Täufers bis<br />
heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen<br />
reißen es an sich.<br />
Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz<br />
über diese Dinge geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen<br />
wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat,<br />
der höre!<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
„Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft<br />
keinem.<br />
Marie von Ebner-Eschenbach (österreichische Schriftstellerin, 1830–1916)<br />
• Wie eng, wie weit ziehe ich meinen Kreis?<br />
• Wer ist mir Vorbild in Großherzigkeit und Weite?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Ihr lieben Christen, freut euch nun,<br />
bald wird erscheinen Gottes Sohn,<br />
der unser Bruder worden ist,<br />
das ist der lieb Herr Jesus Christ.
Abend · Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> 112<br />
Der Jüngste Tag ist nun nicht fern.<br />
Komm, Jesu Christe, lieber Herr!<br />
Kein Tag vergeht, wir warten dein<br />
und wollten gern bald bei dir sein.<br />
Du treuer Heiland Jesu Christ,<br />
dieweil die Zeit erfüllet ist,<br />
die uns verkündet Daniel,<br />
so komm, lieber Immanuel.<br />
Ach, lieber Herr, eil zum Gericht!<br />
Lass sehn dein herrlich Angesicht,<br />
das Wesen der Dreifaltigkeit.<br />
Das helf uns Gott in Ewigkeit.<br />
Erasmus Alber 1546<br />
EG 6 – kürzere Version: GL 1975 (Anhänge)<br />
alternative Melodie: GL 237 · KG 332<br />
Strophen 1–3 und 5<br />
Psalm 72 Verse 1–11<br />
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, *<br />
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!<br />
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit *<br />
und deine Armen durch rechtes Urteil.<br />
Dann tragen die Berge Frieden für das Volk *<br />
und die Höhen Gerechtigkeit.<br />
Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, /<br />
Hilfe bringen den Kindern der Armen, *<br />
er wird die Unterdrücker zermalmen.<br />
Er soll leben, solange die Sonne bleibt und der Mond, *<br />
bis zu den fernsten Geschlechtern.<br />
Er ströme wie Regen herab auf die Felder, *<br />
wie Regenschauer, die die Erde benetzen.<br />
Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen *<br />
und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.
113<br />
Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Er herrsche von Meer zu Meer, *<br />
vom Strom bis an die Enden der Erde.<br />
Vor ihm sollen seine Gegner sich beugen, *<br />
Staub sollen lecken all seine Feinde.<br />
Die Könige von Tarschisch und von den Inseln<br />
bringen Geschenke, *<br />
die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.<br />
Alle Könige müssen ihm huldigen, *<br />
alle Völker ihm dienen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Dein Gesalbter, Gott Israels, bringe dein Recht unter allen Völkern<br />
zur Geltung. In deiner Gnade erblühe die Erde, an deinem<br />
Frieden mögen die Menschen sich freuen.<br />
Lesung vgl. Jes 49, 5.6<br />
Der Herr hat gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu<br />
seinem Knecht gemacht hat. Er sagte: Ich mache dich zum<br />
Licht der Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde<br />
reicht.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Der nach mir kommt, war eher als ich. Ich bin nicht wert, die<br />
Riemen seiner Schuhe zu lösen.<br />
Fürbitten<br />
Als Martin Luther heute vor 500 Jahren unter anderem die Bulle<br />
„Exurge Domine“ verbrannte, in der ihm Papst Leo X. den<br />
Kirchenbann androhte, besiegelte er damit den Bruch mit Rom.<br />
Beten wir um Versöhnung und Einheit der christlichen Kirchen:<br />
V: Christus Jesus, du Grund unserer Hoffnung,<br />
A: gib uns deinen Geist.
Abend · Donnerstag, 10. <strong>Dezember</strong> 114<br />
Verbinde uns in der Gemeinschaft des betenden Lobes;<br />
– eröffne den Kirchen neue Wege zueinander, wenn sie ihre<br />
Trauer über die Entzweiung vor dich hintragen.<br />
V: Christus Jesus, du Grund unserer Hoffnung,<br />
A: gib uns deinen Geist.<br />
Gib dich uns in der gemeinsamen Meditation deines Wortes zu<br />
erkennen;<br />
– sprich deinen Glaubenden zu Herzen, dass sie mit offenen<br />
Armen aufeinander zugehen.<br />
Hilf uns, die Hindernisse auf dem Weg zur gemeinsamen Feier<br />
deiner liebenden Hingabe zu überwinden;<br />
– gib, dass niemand sich selbst im Recht wähnt, solange das<br />
Mahl unbedingter Gemeinschaft noch Grenzen zieht.<br />
Gedenke aller, die ihr Leben in den Dienst der Einheit gestellt<br />
haben;<br />
– lass die Verstorbenen den Lebenden Vorbilder und Begleiter<br />
auf dem Weg zu wahrer Gemeinschaft sein.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Rüttle unsere Herzen auf, allmächtiger Gott, damit wir deinem<br />
Sohn den Weg bereiten und durch seine Ankunft fähig werden,<br />
dir in aufrichtiger Gesinnung zu dienen. Darum bitten wir<br />
durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt<br />
und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der barmherzige Gott wende sich uns zu,<br />
er helfe uns tragen, was uns belastet,<br />
und mache uns zu Zeugen seiner Güte.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Damasus I.<br />
Damasus I. (um 305–384) war einer der bedeutendsten Päpste<br />
der frühen Christenheit. Als er 366 zum Papst gewählt wurde,<br />
wählte eine Minderheit gleichzeitig einen Gegenpapst: Ursinus.<br />
Die Auseinandersetzungen wurden mit Waffengewalt ausgetragen<br />
und Ursinus schließlich aus Rom verbannt. Damasus bekämpfte Irrlehren<br />
und stärkte die Stellung der Kirche von Rom gegenüber den<br />
Ostkirchen. Er strebte die Vorrangstellung des römischen Bischofs<br />
vor allen anderen Bischöfen an, da er im Bischof von Rom den<br />
legitimen Nachfolger des Apostels Petrus sah, dessen Grab in Rom<br />
war. Er verpflichtete als Verfechter des Zölibats verheiratete Priester<br />
zur Enthaltsamkeit. Er ließ den Kanon der neutestamentlichen<br />
Schriften festlegen und beauftrage Hieronymus mit einer neuen<br />
lateinischen Bibelübersetzung (Vulgata), die bis heute maßgeblich<br />
geblieben ist.<br />
Lesung: Apg 20, 17–18a.28–32.36; Evangelium: Joh 15, 9–17<br />
Namenstag: Tassilo III. von Bayern (Herzog, Klostergründer, † nach<br />
794) · sel. Richerius von Montecassino (Abt, † 1055) · sel. David von<br />
Himmerod (Zisterzienser, † 1179) · sel. Arthur Bell (Franziskaner,<br />
Märtyrer, † 1643)<br />
Ökumenischer Gedenktag: Jochen Klepper (Dichter, 1903–1942)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Die Nacht ist vorgedrungen,<br />
der Tag ist nicht mehr fern.
Morgen · Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> 116<br />
So sei nun Lob gesungen<br />
dem hellen Morgenstern!<br />
Auch wer zur Nacht geweinet,<br />
der stimme froh mit ein.<br />
Der Morgenstern bescheinet<br />
auch deine Angst und Pein.<br />
Dem alle Engel dienen,<br />
wird nun ein Kind und Knecht.<br />
Gott selber ist erschienen<br />
zur Sühne für sein Recht.<br />
Wer schuldig ist auf Erden,<br />
verhüll nicht mehr sein Haupt,<br />
er soll errettet werden,<br />
wenn er dem Kinde glaubt.<br />
Die Nacht ist schon im Schwinden,<br />
macht euch zum Stalle auf!<br />
Ihr sollt das Heil dort finden,<br />
das aller Zeiten Lauf<br />
von Anfang an verkündet,<br />
seit eure Schuld geschah.<br />
Nun hat sich euch verbündet,<br />
den Gott selbst ausersah!<br />
Jochen Klepper (1903–1942), Weihnachtslied,<br />
GL 220 · GL 1975 111 · KG 310 · EG 16<br />
Strophen 1–3<br />
Psalm 59 Verse 2–5.10–11.17–18<br />
Entreiß mich den Feinden, mein Gott, *<br />
beschütze mich vor meinen Gegnern!<br />
Entreiß mich denen, die Unrecht tun, *<br />
rette mich vor den Mördern!<br />
Sieh her: Sie lauern mir auf, *<br />
Mächtige stellen mir nach.
117<br />
Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Ich aber habe keinen Frevel begangen und keine Sünde; *<br />
Herr, ich bin ohne Schuld.<br />
Sie stürmen vor und stellen sich auf. *<br />
Wach auf, komm mir entgegen, sieh her!<br />
Meine Stärke, an dich will ich mich halten, *<br />
denn du, Gott, bist meine Burg.<br />
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen; *<br />
Gott lässt mich herabsehen auf meine Gegner.<br />
Ich aber will deine Macht besingen, *<br />
will über deine Huld jubeln am Morgen.<br />
Denn du bist eine Burg für mich, *<br />
bist meine Zuflucht am Tag der Not.<br />
Meine Stärke, dir will ich singen und spielen, *<br />
denn du, Gott, bist meine Burg, mein huldreicher Gott.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du unsre Stärke, dir wollen wir singen und spielen. Komm uns<br />
entgegen und hilf uns, damit wir voll Zuversicht auf deinen Wegen<br />
gehen.<br />
Lesung Jes 44, 21–22<br />
Denk daran, Jakob, und du, Israel, dass du mein Knecht bist.<br />
Ich habe dich geschaffen, du bist mein Knecht; Israel, ich<br />
vergesse dich nicht. Ich fege deine Vergehen hinweg wie eine<br />
Wolke und deine Sünden wie Nebel. Kehr um zu mir; denn ich<br />
erlöse dich.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Sagt den verzagten Herzen: Seid stark und fürchtet euch nicht.<br />
Seht da, euer Gott.
Eucharistie · Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> 118<br />
Bitten<br />
„Fürchtet euch nicht!“, rief Jesus den Menschen zu. Darum<br />
lasst uns ihn bitten:<br />
A: Christus, heile unsere Angst.<br />
– Vor der Sinnlosigkeit unseres Daseins.<br />
– Vor dem Alleinsein.<br />
– Vor Menschen, die uns Böses wollen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gib, dass wir die Ankunft deines Sohnes mit<br />
großer Wachsamkeit erwarten und unserem Erlöser und Heiland<br />
Jesus Christus mit brennenden Lampen entgegengehen.<br />
Darum bitten wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen<br />
Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Seht, der Herr kommt zu uns,<br />
er bringt uns seinen Frieden und schenkt uns ewiges Leben.<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 48, 17–19<br />
So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin<br />
der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und<br />
der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst.
119<br />
Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dein Glück wäre<br />
wie ein Strom und dein Heil wie die Wogen des Meeres. Deine<br />
Nachkommen wären zahlreich wie der Sand und deine leiblichen<br />
Kinder wie seine Körner. Ihr Name wäre in meinen Augen<br />
nicht getilgt und gelöscht.<br />
Antwortpsalm Ps 1, 1–4.6<br />
Kehrvers:<br />
Herr, wer dir nachfolgt, hat das Licht des Lebens.<br />
Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, /<br />
nicht auf dem Weg der Sünder geht, *<br />
nicht im Kreis der Spötter sitzt,<br />
sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, *<br />
über seine Weisung nachsinnt<br />
bei Tag und bei Nacht. – Kehrvers<br />
Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, /<br />
der zur rechten Zeit seine Frucht bringt *<br />
und dessen Blätter nicht welken.<br />
Alles, was er tut, *<br />
wird ihm gut gelingen. – Kehrvers<br />
Nicht so die Frevler: *<br />
Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.<br />
Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, *<br />
der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Joh 8, 12, ferner GL 31, 1 oder GL 1975 708, 1<br />
oder KG 606, 1 (IV. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Der Herr wird kommen, eilt ihm entgegen; er ist es, der Friedensfürst.<br />
Halleluja.
Eucharistie · Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> 120<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 11, 16–19<br />
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese<br />
Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem<br />
Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für<br />
euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht<br />
getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch<br />
nicht an die Brust geschlagen.<br />
Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie<br />
sagen: Er ist von einem Dämon besessen.<br />
Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf<br />
sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner<br />
und Sünder!<br />
Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt<br />
hat, recht bekommen.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Hier spielt die Musik! Aber wir wollen nicht mitspielen! Die<br />
Menschen seiner Generation vergleicht Jesus mit Kindern, die<br />
alle Vorschläge abblitzen lassen: Beim Hochzeitsspiel wollen<br />
sie nicht mitmachen, aber das Gegenstück, das Klage- und<br />
Bußlied, passt ihnen auch nicht. Gerade so, meint Jesus, halten<br />
es die Erwachsenen: Der asketische Täufer ist ihnen zu<br />
düster, aber jenen anderen Boten, den irdischen „Menschensohn“,<br />
schimpfen sie einen Säufer und Schlemmer; der passt<br />
ihnen auch nicht in den Plan. Sie wollen Gottes Boten, Gottes<br />
Botschaft, wohl gar nicht hören. Für viele ist Jesus ein seltsamer<br />
Heiliger, einer, der mit Freunden verdächtig gerne isst<br />
und trinkt: Doch er strahlt die Freude des Gottesreiches aus.<br />
Lassen wir uns von ihm einladen – und stecken wir unsere<br />
Freunde mit seiner Freude an: Hier spielt Gottes Musik.
121<br />
Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Wer sich nach Licht sehnt, ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht<br />
ist schon Licht.<br />
Bettina von Arnim (geborene Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena<br />
Brentano; deutsche Schriftstellerin und bedeutende Vertreterin<br />
der deutschen Romantik, 1785–1859)<br />
• Wonach sehne ich mich?<br />
• Wie viel Sehnsucht gestatte ich mir?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Noch manche Nacht wird fallen<br />
auf Menschenleid und -schuld.<br />
Doch wandert nun mit allen<br />
der Stern der Gotteshuld.<br />
Beglänzt von seinem Lichte,<br />
hält euch kein Dunkel mehr.<br />
Von Gottes Angesichte<br />
kam euch die Rettung her.<br />
Gott will im Dunkel wohnen<br />
und hat es doch erhellt!<br />
Als wollte er belohnen,<br />
so richtet er die Welt!
Abend · Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> 122<br />
Der sich den Erdkreis baute,<br />
der lässt den Sünder nicht.<br />
Wer hier dem Sohn vertraute,<br />
kommt dort aus dem Gericht!<br />
Jochen Klepper (1903–1942), Weihnachtslied,<br />
GL 220 · GL 1975 111 · KG 310 · EG 16<br />
Strophen 4 und 5<br />
Psalm 116 Verse 1–9<br />
Ich liebe den Herrn; *<br />
denn er hat mein lautes Flehen gehört<br />
und sein Ohr mir zugeneigt *<br />
an dem Tag, als ich zu ihm rief.<br />
Mich umfingen die Fesseln des Todes, /<br />
mich befielen die Ängste der Unterwelt, *<br />
mich trafen Bedrängnis und Kummer.<br />
Da rief ich den Namen des Herrn an: *<br />
„Ach Herr, rette mein Leben!“<br />
Der Herr ist gnädig und gerecht, *<br />
unser Gott ist barmherzig.<br />
Der Herr behütet die schlichten Herzen; *<br />
ich war in Not, und er brachte mir Hilfe.<br />
Komm wieder zur Ruhe, mein Herz! *<br />
Denn der Herr hat dir Gutes getan.<br />
Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen, /<br />
meine Tränen getrocknet, *<br />
meinen Fuß bewahrt vor dem Gleiten.<br />
So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn *<br />
im Land der Lebenden.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Höre, Ewiger, die zu dir rufen, rette das Leben deiner Getreuen.<br />
Du bist unsere Hoffnung.
123<br />
Freitag, 11. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Lesung 2 Petr 3, 8b–9<br />
Beim Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre<br />
sind wie ein Tag. Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung<br />
der Verheißung, wie einige meinen, die von Verzögerung reden;<br />
er ist nur geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand<br />
zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des<br />
Heils.<br />
Fürbitten<br />
Wir rufen zu Gott, der den Gerechten beisteht, und bitten ihn:<br />
V: Gott des Lebens, A: wir rufen zu dir.<br />
– Für die Menschen, die unter autoritären Regierungen leiden.<br />
– Für alle, deren Meinungsfreiheit beschnitten wird.<br />
– Für alle, die Verständigung und Frieden suchen.<br />
– Für alle, die den Bedrängten zur Seite stehen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gib, dass wir die Ankunft deines Sohnes mit<br />
großer Wachsamkeit erwarten und unserem Erlöser und Heiland<br />
Jesus Christus mit brennenden Lampen entgegengehen.<br />
Darum bitten wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen<br />
Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Unsere Liebe Frau in Guadalupe<br />
Gut zehn Jahre nach der Eroberung Mexikos durch die Spanier<br />
erschien dem Indigena Juan Diego, der die Taufe empfangen<br />
hatte, am 9. <strong>Dezember</strong> 1531 erstmals die Jungfrau Maria als<br />
„dunkelhäutige liebe Frau“ auf dem Berg Tepeyac. Sie schickte ihn<br />
zum Bischof mit dem Auftrag, er möge ihr zu Ehren am Ort der<br />
Erscheinung ein Heiligtum errichten. Dieser bezweifelte zunächst<br />
die Echtheit der Erscheinung. Erst durch ein Rosenwunder am 12.<br />
<strong>Dezember</strong> wurde er von der Echtheit überzeugt. Noch im gleichen<br />
Jahr ließ er eine Kapelle erbauen, in der das Gnadenbild Unserer<br />
Lieben Frau von Guadalupe verehrt wird. Der Wallfahrtsort, Villa<br />
de Guadalupe, befindet sich auf dem Berg Tepeyac und ist ein<br />
Vorort von Mexiko City. Die Menschen spürten an diesem Ort,<br />
dass Maria dem entrechteten und unterdrückten Volk nahe sein<br />
will. Wegen der vielen Pilgerströme war es nötig, 1695 eine große<br />
Basilika zu errichten.<br />
Unsere Liebe Frau von Guadalupe galt zunächst als Patronin der<br />
Indios, wurde aber dann zur Patronin für ganz Lateinamerika. Heute<br />
gilt Guadalupe mit ca. 14 Millionen Pilgern jährlich als weltweit<br />
meistbesuchter katholischer Wallfahrtsort. Papst Johannes Paul II.<br />
stellte Nord- und Südamerika unter den Schutz der Gottesmutter.<br />
Zu Ehren Unserer Lieben Frau von Guadalupe verfasste er ein eigenes<br />
Weihegebet. 1990 hat er Juan Diego selig- und 2002 heiliggesprochen.<br />
Am 28. September 2002 erhob er den 12. <strong>Dezember</strong><br />
zum Gedenktag für die gesamte Kirche.<br />
Schrifttexte: Lesung: Jes 7, 10–14; 8, 10; Evangelium: Lk 1, 39–48<br />
Namenstag: hl. Spyridon der Wundertäter (zypr. Bischof, † 348) · hl.<br />
Vicelin (Wizelin, Wizo, Glaubensbote in Holstein, Klostergründer,<br />
† 1154)
125<br />
Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Erwartet den Herrn,<br />
steht als Knechte bereit an der Tür.<br />
Schon jauchzt jeder Stern,<br />
seht, er kommt, seht, er kommt, wir sind hier.<br />
Komm, Herr Jesus, Maranatha.<br />
Entzündet die Lampen, ihr Mägde,<br />
erglühet im Geist<br />
im Kommen des Ewig-Geliebten,<br />
der Kyrios heißt.<br />
Komm, Herr Jesus, Maranatha.<br />
Du wirfst dein Feuer zur Erde<br />
und willst, dass es brennt,<br />
und wir sind der Mund,<br />
der anbetend dein Kommen bekennt.<br />
Komm, Herr Jesus, Maranatha.<br />
Zeitgenössisch (Urheberin: Silja Walter)<br />
Melodie: Benediktinisches Antiphonale 1, 15 f.<br />
Psalm 92 Verse 2–6<br />
Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, *<br />
deinem Namen, du Höchster, zu singen,<br />
am Morgen deine Huld zu verkünden *<br />
und in den Nächten deine Treue<br />
zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, *<br />
zum Klang der Zither.
Morgen · Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> 126<br />
Denn du hast mich durch deine Taten froh gemacht; *<br />
Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände.<br />
Wie groß sind deine Werke, o Herr, *<br />
wie tief deine Gedanken!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Wecke unsere Sinne dafür, wie du an uns handelst, Gott, unsere<br />
Freude. Weise uns deine Wege, lehre uns, dir zu danken.<br />
Lesung Jes 11, 1–2<br />
Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger<br />
Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des<br />
Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der<br />
Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis<br />
und der Gottesfurcht.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Der Herr richtet ein Zeichen auf unter den Völkern und sammelt<br />
die Versprengten Israels.<br />
Bitten<br />
Christus Jesus, Wort des Vaters, du führst uns Menschen zusammen.<br />
Wir bitten dich:<br />
A: Sende uns deinen Geist.<br />
– Lass uns unseren Mitmenschen echt und aufrichtig begegnen.<br />
– Mach uns bereit, sie in ihrem Anderssein anzunehmen.<br />
– Hilf uns, sie zu verstehen und ihnen zu Herzen zu sprechen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, lass deine Herrlichkeit in unseren Herzen<br />
aufstrahlen und nimm den Todesschatten der Sünde von uns,
127<br />
Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
damit wir bei der Ankunft deines Sohnes als Kinder des Lichtes<br />
offenbar werden. Darum bitten wir durch ihn, der in der<br />
Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle<br />
Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Komm, Herr, lass dein Antlitz leuchten, so ist uns geholfen.<br />
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!<br />
Vgl. Ps 80, 4.2<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach Sir 48, 1–4.9–11<br />
In jenen Tagen stand Elija auf, ein Prophet wie Feuer, seine<br />
Worte waren wie ein brennender Ofen. Er entzog ihnen ihren<br />
Vorrat an Brot, durch sein Eifern verringerte er ihre Zahl.<br />
Auf Gottes Wort hin verschloss er den Himmel, und dreimal<br />
ließ er Feuer herniederfallen. Wie Ehrfurcht gebietend warst<br />
du, Elija, wer dir gleichkommt, kann sich rühmen.<br />
Du wurdest im Wirbelsturm nach oben entrückt, in Feuermassen<br />
himmelwärts. Von dir sagt die Schrift, du stehst bereit<br />
für die Endzeit, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er entbrennt,<br />
um den Söhnen das Herz der Väter zuzuwenden und<br />
Jakobs Stämme wieder aufzurichten. Wohl dem, der dich sieht<br />
und stirbt; denn auch er wird leben.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Feuer, Feuer! Feuer ist gefährlich – und wohltätig. Feuer zerstört<br />
– und erhält Leben. Elija ist „ein Prophet wie Feuer“, er<br />
brennt für Gott. Den meisten Menschen seiner Zeit ist er unbe-
Eucharistie · Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> 128<br />
quem, er stört, er wirkt auf sie radikal und erschreckend. Sein<br />
Lebensende entspricht seiner Lebensart: In einem feurigen<br />
Wirbelsturm wird der Prophet himmelwärts entrückt. Sind in<br />
unserer Umgebung „feurige Menschen“? Sehen wir in ihnen<br />
Fanatiker? Finden wir sie anstrengend, „uncool“? Brennt in<br />
ihnen ein wütendes – ein wärmendes – ein belebendes Feuer?<br />
Wie „Feuer“ von „Feuer“ unterscheiden? Das biblische Kriterium<br />
lautet: Man kann sich nicht für den Gott Abrahams, Jakobs<br />
und Jesu Christi erwärmen, ohne für den Menschen Feuer<br />
und Flamme zu sein!<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 80, 2ac.3bc.15–16.18–19<br />
Kehrvers:<br />
Richte uns wieder auf, o Gott, lass dein Angesicht leuchten,<br />
dann sind wir gerettet.<br />
Du Hirte Israels, höre! *<br />
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!<br />
Biete deine gewaltige Macht auf *<br />
und komm uns zu Hilfe! – Kehrvers<br />
Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! *<br />
Blick vom Himmel herab und sieh auf uns!<br />
Sorge für diesen Weinstock *<br />
und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat. – Kehrvers<br />
Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten, *<br />
den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht.<br />
Erhalt uns am Leben! *<br />
Dann wollen wir deinen Namen anrufen<br />
und nicht von dir weichen. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 4, ferner GL 48, 1 (I. Ton) oder GL 1975 529, 1 (II. Ton)<br />
oder KG 315, 6 (V. Ton)
129<br />
Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Ruf vor dem Evangelium Lk 3, 4.6<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Und alle<br />
Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 17, 9a.10–13<br />
Während Jesus und seine Jünger den Berg hinabstiegen,<br />
fragten ihn die Jünger: Warum sagen denn die Schriftgelehrten,<br />
zuerst müsse Elija kommen?<br />
Er gab zur Antwort: Ja, Elija kommt, und er wird alles wiederherstellen.<br />
Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch<br />
sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie<br />
wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden<br />
müssen.<br />
Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer<br />
sprach.<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
Hymnus<br />
Gott sei Dank durch alle Welt,<br />
der sein Wort beständig hält<br />
und der Sünder Trost und Rat<br />
zu uns her gesendet hat.<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Was der alten Väter Schar<br />
höchster Wunsch und Sehnen war
Abend · Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> 130<br />
und was sie geprophezeit,<br />
ist erfüllt in Herrlichkeit.<br />
Zions Hilf und Abrams Lohn,<br />
Jakobs Heil, der Jungfrau Sohn,<br />
der wohl zweigestammte Held<br />
hat sich treulich eingestellt.<br />
Sei willkommen, o mein Heil!<br />
Dir Hosianna, o mein Teil!<br />
Richte du auch deine Bahn<br />
dir in meinem Herzen an.<br />
Heinrich Held 1658<br />
EG 12 · Melodie: GL 227 · GL 1975 108 · KG 307<br />
Psalm 113<br />
Lobet, ihr Knechte des Herrn, *<br />
lobt den Namen des Herrn!<br />
Der Name des Herrn sei gepriesen *<br />
von nun an bis in Ewigkeit.<br />
Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang *<br />
sei der Name des Herrn gelobt.<br />
Der Herr ist erhaben über alle Völker, *<br />
seine Herrlichkeit überragt die Himmel.<br />
Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, *<br />
im Himmel und auf Erden,<br />
ihm, der in der Höhe thront, *<br />
der hinabschaut in die Tiefe,<br />
der den Schwachen aus dem Staub emporhebt *<br />
und den Armen erhöht, der im Schmutz liegt?<br />
Er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, *<br />
bei den Edlen seines Volkes.
131<br />
Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Die Frau, die kinderlos war, lässt er im Hause wohnen; *<br />
sie wird Mutter und freut sich an ihren Kindern.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Ewiger, Unvergleichlicher, du neigst dich dem Geringen zu und<br />
achtest auf alle, die in Not sind. Lass uns aus deiner Liebe leben<br />
und unseren Mitmenschen im stillen Tun deinen Namen<br />
verkünden.<br />
Lesung Weish 1, 13–15<br />
Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang<br />
der Lebenden. Zum Dasein hat er alles erschaffen,<br />
und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des<br />
Verderbens ist in ihnen, das Reich des Todes hat keine Macht<br />
auf der Erde; denn die Gerechtigkeit ist unsterblich.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Vor mir war kein Gott, und keiner wird nach mir sein. Jedes<br />
Knie wird sich beugen vor mir, und jede Zunge wird mich bekennen.<br />
Fürbitten<br />
Guter Schöpfer und Vater der Armen, Millionen von Menschen<br />
hungern in unserer Welt. Wir bitten dich:<br />
A: Öffne unsere Herzen und Hände für ihre Not.<br />
Blick auf die Menschen, deren Ernte durch Insektenfraß, Unwetter<br />
oder andere Einflüsse vernichtet wurde;<br />
– lass sie an ihrer Situation nicht verzweifeln und gib, dass sie<br />
das Lebensnotwendige bekommen.<br />
Hilf den vielen Geflüchteten auf der ganzen Welt;<br />
– lass sie Orte finden, an denen sie wieder Fuß fassen und selbst<br />
für ihren Lebensunterhalt sorgen können.
Abend · Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> 132<br />
Kinder und alte Menschen sind oft am schlimmsten vom Hunger<br />
betroffen;<br />
– schaffe Abhilfe gegen die Unterernährung und ermögliche<br />
den Schwächsten ein menschenwürdiges Leben.<br />
A: Öffne unsere Herzen und Hände für ihre Not.<br />
Während andere im Überfluss leben, sterben viele vor Hunger;<br />
– gebiete der Verschwendung Einhalt und sättige die Toten mit<br />
unvergänglichem Leben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, sieh gütig auf dein Volk, das mit gläubigem<br />
Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet. Mache unser<br />
Herz bereit für das Geschenk der Erlösung, damit Weihnachten<br />
für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde. Darum<br />
bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,<br />
bewahre unsere Herzen und unsere Gedanken<br />
in Christus Jesus, unserem Herrn.<br />
Vgl. Phil 4, 7<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
133<br />
Samstag, 12. <strong>Dezember</strong> · Von Woche zu Woche<br />
Von Woche zu Woche<br />
Geist der Freude<br />
(zu Thess 5, 16–24)<br />
Sich freuen.<br />
Freude öffnet und bewegt.<br />
Freude bleibt nicht bei sich.<br />
Freude teilt sich mit.<br />
Löscht den Geist nicht aus.<br />
Offenbleiben<br />
und in Bewegung –<br />
auf das Kommende,<br />
auf das Kommen des Herrn hin.<br />
Löscht den Geist nicht aus.<br />
Beten und Danken<br />
in der Bewegung der Freude,<br />
die nicht erstickt,<br />
nicht ruhiggestellt werden soll.<br />
Löscht den Geist nicht aus.<br />
Unerhörtes hören –<br />
und es weitersagen.<br />
Prophetisches Reden<br />
nicht verachten.<br />
Löscht den Geist nicht aus.<br />
Sich tragen lassen<br />
und andere tragen.<br />
Sich rufen lassen:<br />
von IHM.<br />
Dorothee Sandherr-Klemp
13. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
3. Adventssonntag (Gaudete)<br />
Namenstag: hl. Luzia von Syrakus (Märtyrerin, † um 304) · hl. Jodokus<br />
(Jobst, Jost, Einsiedler, † um 668) · hl. Autbert von Cambrai<br />
(Otbert, Bischof, † 669) · hl. Odilia von Hohenburg (Ottilia, Äbtissin,<br />
† um 720) · sel. Emo von Huizinge (Erno, Prämonstratenser, † 1237) ·<br />
Benno Kogelbaur (Kapuziner, † 1925)<br />
Ökumenischer Gedenktag: Christian Fürchtegott Gellert (Dichter,<br />
1715–1769)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!<br />
Der Herr ist nahe.<br />
vgl. Phil 4, 4–5<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Tochter Zion, freue dich,<br />
jauchze laut, Jerusalem!<br />
Sieh, dein König kommt zu dir,<br />
ja er kommt, der Friedefürst.
135<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Hosianna, Davids Sohn,<br />
sei gesegnet deinem Volk!<br />
Gründe nun dein ewig Reich,<br />
Hosianna in der Höh!<br />
Hosianna, Davids Sohn,<br />
sei gegrüßet, König mild!<br />
Ewig steht dein Friedensthron,<br />
du, des ewgen Vaters Kind.<br />
Friedrich Heinrich Ranke (um 1810) 1826<br />
GL 228 · EG 13<br />
Psalm 148<br />
Lobet den Herrn vom Himmel her, *<br />
lobt ihn in den Höhen:<br />
Lobt ihn, all seine Engel, *<br />
lobt ihn, all seine Scharen;<br />
lobt ihn, Sonne und Mond, *<br />
lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne;<br />
lobt ihn, alle Himmel *<br />
und ihr Wasser über dem Himmel!<br />
Loben sollen sie den Namen des Herrn; *<br />
denn er gebot, und sie waren erschaffen.<br />
Er stellte sie hin für immer und ewig, *<br />
er gab ihnen ein Gesetz, das sie nicht übertreten.<br />
Lobet den Herrn, ihr auf der Erde, *<br />
ihr Seeungeheuer und all ihr Tiefen,<br />
Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, *<br />
du Sturmwind, der sein Wort vollzieht,<br />
ihr Berge und all ihr Hügel, *<br />
ihr Fruchtbäume und alle Zedern,<br />
ihr wilden Tiere und alles Vieh, *<br />
Kriechtiere und gefiederte Vögel,
Morgen · Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> 136<br />
ihr Könige der Erde und alle Völker, *<br />
ihr Fürsten und alle Richter auf Erden,<br />
ihr jungen Männer und auch ihr Mädchen, *<br />
ihr Alten mit den Jungen!<br />
Loben sollen sie den Namen des Herrn; /<br />
denn sein Name allein ist erhaben, *<br />
seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel.<br />
Seinem Volk verleiht er Macht, /<br />
das ist ein Ruhm für all seine Frommen, *<br />
für Israels Kinder, das Volk, das ihm nahen darf.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Jung und alt freuen sich an dir, du unser Gott, die ganze Schöpfung<br />
verkündet dein Lob. Erhalte uns in deiner Gnade, dass<br />
wir deinem Willen entsprechen und aus deiner Kraft tun, was<br />
unserer Welt zu Heil und Frieden dient.<br />
Lesung Jes 52, 7–10<br />
Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des<br />
Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe<br />
Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein<br />
Gott ist König! Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie<br />
beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie<br />
der Herr nach Zion zurückkehrt. Brecht in Jubel aus, jauchzt<br />
alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet<br />
sein Volk, er erlöst Jerusalem. Der Herr macht seinen heiligen<br />
Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen<br />
das Heil unseres Gottes.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Als Johannes im Gefängnis von den Taten Christi hörte, schickte<br />
er zwei seiner Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du es,<br />
der da kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?
137<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Bitten<br />
Lieber Vater, zur Freude hast du uns erschaffen. Wir bitten dich:<br />
A: Jauchzend lass uns dich loben.<br />
– Im Kreis unserer Verwandten und Freunde.<br />
– In der Liturgie mit deiner Gemeinde.<br />
– Mit wachem Gespür für Sorgen und Empfindlichkeiten anderer<br />
Menschen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, sieh gütig auf dein Volk, das mit gläubigem<br />
Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet. Mache unser<br />
Herz bereit für das Geschenk der Erlösung, damit Weihnachten<br />
für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde. Darum<br />
bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der Herr über die ganze Schöpfung<br />
heile unser Gestern und segne unser Morgen,<br />
er geleite uns heute auf seinem Weg.<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 220, 223, 225, 228, 233 · KG 139, 192,<br />
194, 1.6.7, 210, 1+3, 304, 6.8.9, 305, 522, 2+3<br />
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!<br />
Noch einmal sage ich: Freut euch!<br />
Denn der Herr ist nahe.<br />
Phil 4, 4–5<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)
Eucharistie · Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> 138<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 61, 1–2a.10–11<br />
Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir. Denn der HERR<br />
hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe<br />
Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens<br />
sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten<br />
Befreiung, um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen.<br />
Von Herzen freue ich mich am HERRN. Meine Seele jubelt<br />
über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,<br />
er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam<br />
sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide<br />
anlegt. Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und der<br />
Garten seine Saat sprießen lässt, so lässt GOTT, der Herr, Gerechtigkeit<br />
sprießen und Ruhm vor allen Nationen.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Dem Propheten Tritojesaja – „der dritte Jesaja“ – stehen konkrete<br />
Missstände, konkrete Opfergruppen, konkrete Unterdrückungsverhältnisse<br />
vor Augen, als er diese jubelnden Verheißungen<br />
niederschreibt. Darum sind seine Heilszusagen nicht<br />
blass, sondern plastisch. Und vielleicht sind sie gerade darum<br />
offen für so viele. Menschen aller Zeiten, mit ihren quälenden<br />
Sorgen, mit ihren zerbrochenen Herzen und ihren vernichteten<br />
Hoffnungen auf Gerechtigkeit, konnten sich in diesen<br />
Worten finden, ja sich von ihnen finden und aufrichten lassen.<br />
Darum geht es. Und es geht darum, dass uns selbst das Aufstehen<br />
für Gerechtigkeit zur zweiten Haut wird. Zu einer Haut,<br />
auf der nicht nur unser eigener Schmerz zu spüren ist, sondern<br />
auch der Schmerz der anderen. Diese sehr dünne Haut<br />
wäre gleichsam unser sechster Sinn und eine ganz besonders<br />
kostbare Gottesgabe. Oder was sonst sollte gemeint sein, wenn<br />
Tritojesaja schreibt: „Denn er kleidet mich in Gewänder des<br />
Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein<br />
Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide<br />
anlegt.“
139<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Antwortpsalm <br />
Kehrvers:<br />
Meine Seele jubelt über Gott, meinen Retter.<br />
Lk 1, 46b–50.53–54<br />
Meine Seele preist die Größe des Herrn *<br />
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<br />
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. *<br />
Siehe, von nun an preisen mich selig<br />
alle Geschlechter. – Kehrvers<br />
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan *<br />
und sein Name ist heilig.<br />
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *<br />
über alle, die ihn fürchten. – Kehrvers<br />
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *<br />
und lässt die Reichen leer ausgehen.<br />
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *<br />
und denkt an sein Erbarmen. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Jes 61, 10b, ferner GL 650, 3 · GL 1975 527, 3 · KG 625 (II. Ton)<br />
Lesung aus dem ersten Thessalonicherbrief<br />
1 Thess 5, 16–24<br />
Schwestern und Brüder! Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne<br />
Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für<br />
euch in Christus Jesus.<br />
Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden<br />
nicht! Prüft alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in<br />
jeder Gestalt!<br />
Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar<br />
und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt,<br />
damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn<br />
Jesus Christus. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.
Eucharistie · Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> 140<br />
Ruf vor dem Evangelium vgl. Jes 61, 1 (Lk 4, 18)<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Herr hat mich gesandt,<br />
den Armen die frohe Botschaft zu bringen.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 1, 6–8.19–28<br />
Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.<br />
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht,<br />
damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst<br />
das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.<br />
Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem<br />
aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage:<br />
Wer bist du? Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich<br />
bin nicht der Christus. Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija?<br />
Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete:<br />
Nein.<br />
Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns<br />
gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst?<br />
Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet<br />
den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.<br />
Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern. Sie fragten Johannes<br />
und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du<br />
nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet?<br />
Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter<br />
euch steht einer, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt;<br />
ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.<br />
Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes<br />
taufte.<br />
Credo
141<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Gabengebet<br />
Herr, unser Gott, in dieser Feier erfüllen wir den Auftrag deines<br />
Sohnes. Nimm unsere Gaben an und gib deiner Kirche die<br />
Gnade, immer und überall sein Opfer zu feiern. Schenke uns<br />
durch dieses Geheimnis dein Heil, das du der Welt bereitet hast.<br />
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />
allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch<br />
unseren Herrn Jesus Christus. Von ihm redet die Botschaft aller<br />
Propheten, die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem<br />
Schoß, seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer und zeigte<br />
auf ihn, der unerkannt mitten unter den Menschen war. Er<br />
schenkt uns in diesen Tagen die Freude, uns für das Fest seiner<br />
Geburt zu bereiten, damit wir ihn wachend und betend erwarten<br />
und bei seinem Kommen mit Liedern des Lobes empfangen.<br />
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen<br />
und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen Heeres<br />
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers Jes 35, 4<br />
Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier<br />
ist euer Gott! Er selbst wird kommen und euch erretten.<br />
Schlussgebet<br />
Barmherziger Gott, komm durch dieses heilige Mahl uns schwachen<br />
Menschen zu Hilfe. Reinige uns von Schuld und mache<br />
uns bereit für das kommende Fest. Darum bitten wir durch<br />
Christus, unseren Herrn.
Auslegung · Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> 142<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen<br />
seines Sohnes geschenkt; er segne und heilige euch durch das<br />
Licht seiner Gnade.<br />
Er mache euch standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung<br />
und eifrig in Werken der Liebe.<br />
Die erste Ankunft des Erlösers sei euch Unterpfand der ewigen<br />
Herrlichkeit, die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt<br />
auf den Wolken des Himmels. Amen.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />
Von Peter Köster<br />
Das Wort „Zeugnis“ (martyría) steht wie eine Überschrift<br />
über dem ganzen Abschnitt und lässt schon erkennen, worauf<br />
es im Folgenden ankommt: Priester und Leviten kommen<br />
zu Johannes nach Bethanien jenseits des Jordan und wollen in<br />
offiziellem Auftrag seine religiöse Identität und die Legitimation<br />
seines Tuns feststellen. Sie sind von „den Juden“ aus Jerusalem<br />
geschickt worden. Zum ersten Mal taucht das Wort „die Juden“<br />
auf, ein Begriff, der hier die pharisäischen Führer und Autoritäten<br />
meint, die für die Auslegung der Tora und damit für die<br />
Gerichtsbarkeit nach der Tora verantwortlich sind (Ulrich Wilckens).<br />
Das entspricht der Situation nach 70 n. Chr. Wenn man<br />
noch in Erinnerung hat, dass es im Prolog von Johannes heißt,<br />
er sei „gesandt von Gott“ (Joh 1, 6), kann man ahnen, dass sich<br />
hier eine dramatische Konfrontation anbahnt. Johannes wird<br />
einer Art Verhör unterworfen. Er muss sagen, wer er ist, und er<br />
muss die Motive seines Handelns offenlegen. Die Frage: „Wer<br />
bist du?“ ist die erste Frage, die im Evangelium gestellt wird. Sie<br />
gilt nicht nur dem Täufer.
143<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Johannes antwortet den Abgesandten der Juden mit einer<br />
dreifachen Verneinung. Er sei weder der Messias (Christus)<br />
noch Elija noch der endzeitliche Prophet und Offenbarer des<br />
Gotteswillens (vgl. Dtn 18, 15.18). Er macht unmissverständlich<br />
klar, dass er keinen Anspruch erhebt, einer dieser endzeitlichen<br />
Offenbarergestalten zu sein. Damit befreit er sich selbst von<br />
falschen Identifikationen und enttäuscht von Anfang an falsche<br />
Erwartungen. Johannes versteht sich vielmehr als Stimme, die<br />
das Kommen, ja die Gegenwart des Kommenden ankündigt. Er<br />
charakterisiert sein Selbstverständnis mit einem Zitat aus dem<br />
Trostbuch der „Schrift“ (Altes Testament), aus dem Prolog des<br />
Deuterojesaja (Jes 40, 3). Dort heißt es: „Eine Stimme ruft: In<br />
der Wüste bereitet den Weg für Jahwe“. Gemeint ist: im Bereiten<br />
des Weges durch die Wüste, die Israel von seiner Heimat<br />
trennt, beginnt die Tröstung Israels. Im Rufen des Täufers (Joh<br />
1, 15) kündigt sich eine neue Art von Heimführung des Gottesvolkes<br />
an. Es geht um einen neuen Aufbruch auf den Weg,<br />
der zum Vater führt (Joh 14, 6), d. h. es geht jetzt darum, an<br />
Jesus als den Sohn Gottes zu glauben (Joh 1, 34), sich persönlich<br />
an ihn zu binden und sich an seinem Wort und Leben auszurichten<br />
(Joh 1, 35 ff.). Diese Aufforderung zielt zunächst auf die<br />
„Priester und Leviten“, die Johannes als Zeuge verhören.<br />
Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, * 1936),<br />
aus: Ders., Lebensorientierung am Johannes-Evangelium. Eine geistliche<br />
Auslegung auf fachexegetischer Grundlage,<br />
© EOS Verlag, St. Ottilien 2013, 29–30<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
Abend · Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> 144<br />
Hymnus<br />
Ihr blinden Augen, tut euch auf,<br />
der Sonne Glanz, der Sterne Lauf,<br />
die schöne Welt zu schauen:<br />
die Schöpfung, die im Lichte strahlt,<br />
der Lebewesen Vielgestalt,<br />
die Blütenpracht der Auen.<br />
Gott hat die Welt so reich geschmückt,<br />
dass sie uns Aug’ und Herz entzückt,<br />
wenn wir sie recht gebrauchen.<br />
Odilia, du Gottesbraut,<br />
sieh auf das Volk, das dir vertraut:<br />
schütz unsres Leibes Augen!<br />
Am Lebensanfang warst du blind<br />
und schienst als armes Menschenkind<br />
für diese Welt verloren.<br />
Christus, das wahre Licht der Welt,<br />
hat durch die Taufe dich erhellt<br />
und neu fürs Licht geboren.<br />
Er stärkte deiner Augen Kraft,<br />
dass, was da lebt und webt und schafft,<br />
dir nicht verborgen bliebe;<br />
er schärfte deines Herzens Blick,<br />
zu schaun der Menschen Leid und Glück,<br />
als Botin seiner Liebe.<br />
Nur wer die Augen offen hält,<br />
erfasst die Schönheit dieser Welt<br />
mit reinen, klaren Blicken.<br />
Wer nicht nur an sich selber denkt<br />
und nicht des Herzens Blick verengt,<br />
kann fremde Not beglücken.<br />
Odilia, du Lichtgestalt,<br />
vom Glanze Christi hell umstrahlt,<br />
heil unsres Herzens Augen:
145<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
dass wir, vom Heilgen Geist beseelt,<br />
als Zeugen Christi in der Welt<br />
zum Dienst der Liebe taugen.<br />
Friedrich Dörr 1982<br />
© Rechtenachfolge: Caritasverband der Diözese Eichstätt<br />
Melodie: GL 267 · GL 1975 166 · KG 380 · EG 76<br />
Psalm 111<br />
Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen *<br />
im Kreis der Frommen, inmitten der Gemeinde.<br />
Groß sind die Werke des Herrn, *<br />
kostbar allen, die sich an ihnen freuen.<br />
Er waltet in Hoheit und Pracht, *<br />
seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer.<br />
Er hat ein Gedächtnis an seine Wunder gestiftet, *<br />
der Herr ist gnädig und barmherzig.<br />
Er gibt denen Speise, die ihn fürchten, *<br />
an seinen Bund denkt er auf ewig.<br />
Er hat seinem Volk seine machtvollen Taten kundgetan, *<br />
um ihm das Erbe der Völker zu geben.<br />
Die Werke seiner Hände sind gerecht und beständig, *<br />
all seine Gebote sind verlässlich.<br />
Sie stehen fest für immer und ewig, *<br />
geschaffen in Treue und Redlichkeit.<br />
Er gewährte seinem Volk Erlösung /<br />
und bestimmte seinen Bund für ewige Zeiten. *<br />
Furchtgebietend ist sein Name und heilig.<br />
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit; /<br />
alle, die danach leben, sind klug. *<br />
Sein Ruhm hat Bestand für immer.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gott, du speist in deiner Güte alle, die deinen Namen anrufen.<br />
Gib allen Völkern Anteil an deinem Bund.
Abend · Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> 146<br />
Lesung Phil 4, 4–5<br />
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich:<br />
Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der<br />
Herr ist nahe!<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen andern<br />
warten? – Sagt dem Johannes, was ihr gesehen habt: Blinde<br />
sehen, Lahme gehen, Tote stehen auf, den Armen wird die<br />
Frohe Botschaft verkündet. Halleluja.<br />
Fürbitten<br />
Am 1300. Todestag der blind geborenen Äbtissin Odilia bitten<br />
wir Gott für alle, die blind sind:<br />
V: Sohn Davids, Jesus, A: erbarme dich!<br />
– Dass sie ihr inneres Sehen entdecken und dadurch Bereicherung<br />
erfahren.<br />
– Dass sie Geduld mit den Sehenden haben, die oft blind für<br />
ihre Bedürfnisse sind.<br />
– Dass sie ihre Sicht des Lebens einbringen in unsere Gesellschaft.<br />
– Dass sie nach ihrem Tod dein Angesicht schauen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, sieh gütig auf dein Volk, das mit gläubigem<br />
Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet. Mache unser<br />
Herz bereit für das Geschenk der Erlösung, damit Weihnachten<br />
für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde. Darum<br />
bitten wir durch Jesus Christus.
147<br />
Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Der Gott des Lichts,<br />
der alle Menschen erleuchtet,<br />
mache unsere Finsternis hell<br />
und bewahre uns diese Nacht in seinem Frieden.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Montag, 14. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Johannes vom Kreuz<br />
Johannes vom Kreuz (1542–1591) gilt in der katholischen Kirche<br />
als wichtigster Vertreter der mystischen Theologie. Er stammte<br />
aus einem verarmten spanischen Adelsgeschlecht. 1563 trat er in<br />
den Karmelitenorden ein, studierte Philosophie und Theologie<br />
in Salamanca und wurde 1568 zum Priester geweiht. Teresa von<br />
Ávila konnte ihn zur Mithilfe bei der Reform des Ordens gewinnen,<br />
dessen zunehmende Laxheit beiden missfiel. Daraus erwuchs<br />
eine lebenslange geistige Verbindung. Die strengen Reformvorstellungen<br />
stießen auf starken Widerstand und trugen Johannes Haft<br />
und Misshandlung ein. Auch die Trennung in „beschuhte“ und den<br />
strengeren Zweig der „unbeschuhten“ Karmeliten konnte die Auseinandersetzungen<br />
nicht endgültig beenden. Der Weg der Reform<br />
war zum Kreuzweg geworden, an dem er zum Heiligen heranreifte.<br />
Sein umfassendes Werk ist ein Spiegel der tiefen Erfahrungen<br />
des begnadeten Mystikers. Johannes vom Kreuz wurde 1726 heiliggesprochen<br />
und 1926 zum Kirchenlehrer erhoben.<br />
Schrifttexte: Lesung: 1 Kor 2, 1–10a; Evangelium: Lk 14, 25–33<br />
Namenstag: hl. Venantius Fortunatus (Dichter, Bischof von Poitiers, 7.<br />
Jh.) · sel. Berthold von Regensburg (Minorit, Volksprediger, † 1272) ·<br />
sel. Franziska Schervier (Gründerin der Armen Schwestern vom Heiligen<br />
Franziskus, † 1876)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
149<br />
Hymnus<br />
Meines Herzens Dunkel<br />
wandle in dein Licht.<br />
Schenke mir den Glauben,<br />
der die Zweifel bricht.<br />
Hoffnung gib und Liebe,<br />
dass ich es vermag,<br />
deinem Wort zu folgen<br />
jetzt und jeden Tag.<br />
Montag, 14. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Helmut Schlegel<br />
Canticum Jes 2, 2–5<br />
Antiphon:<br />
Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn.<br />
Am Ende der Tage wird es geschehen: /<br />
Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet<br />
als höchster der Berge; *<br />
er überragt alle Hügel.<br />
Zu ihm strömen alle Völker. *<br />
Viele Nationen machen sich auf den Weg.<br />
Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn *<br />
und zum Haus des Gottes Jakobs.<br />
Er zeige uns seine Wege, *<br />
auf seinen Pfaden wollen wir gehen.<br />
Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, *<br />
aus Jerusalem sein Wort.<br />
Er spricht Recht im Streit der Völker, *<br />
er weist viele Nationen zurecht.<br />
Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern *<br />
und Winzermesser aus ihren Lanzen.<br />
Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, *<br />
und übt nicht mehr für den Krieg.
Morgen · Montag, 14. <strong>Dezember</strong> 150<br />
Ihr vom Haus Jakob, *<br />
kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn.<br />
Lesung Kol 1, 12–13<br />
Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht,<br />
Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er<br />
hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen<br />
in das Reich seines geliebten Sohnes.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Gott liebt das geringste Maß an Gewissensreinheit mehr an dir<br />
als alles, was du an Werken vollbringen könntest.<br />
Redaktion Magnificat nach Johannes vom Kreuz<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Jesus Christus, die Hoffnung der Seinen:<br />
A: Erfülle uns mit deinem Licht.<br />
– Dass wir in Trauer und Angst unser Vertrauen in deine rettende<br />
Macht bewähren.<br />
– Dass wir nicht verzagen, wenn uns nichts gelingen will.<br />
– Dass wir den Menschen deine Liebe bringen und selbst von<br />
ihrer Freude getragen werden.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, du hast dem heiligen Johannes vom Kreuz<br />
ein großes Verlangen geschenkt, sich selbst zu verleugnen und
151<br />
Montag, 14. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Christus nachzufolgen. Gib, dass auch wir im Kreuz unser Heil<br />
erkennen und durch das Kreuz die Gnade erlangen, deine Herrlichkeit<br />
zu schauen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der Herr über die ganze Schöpfung<br />
heile unser Gestern und segne unser Morgen,<br />
er geleite uns heute auf seinem Weg.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Ihr Völker, hört das Wort des Herrn<br />
und verkündet es in aller Welt.<br />
Seht, euer Gott wird kommen und euch erretten,<br />
fürchtet euch nicht.<br />
Vgl. Jer 31, 10; Jes 35, 4<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Numeri Num 24, 2–7.15–17a<br />
In jenen Tagen, als Bileam aufblickte, sah er Israel im Lager,<br />
nach Stämmen geordnet. Da kam der Geist Gottes über ihn,<br />
er begann mit seinem Orakelspruch und sagte:<br />
Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit<br />
geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der<br />
eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten<br />
Augen:<br />
Jakob, wie schön sind deine Zelte, wie schön deine Wohnstätten,<br />
Israel! Wie Bachtäler ziehen sie sich hin, wie Gärten<br />
am Strom, wie Eichen, vom Herrn gepflanzt, wie Zedern am<br />
Wasser. Von seinen Schöpfeimern rinnt das Wasser, reichlich<br />
Wasser hat seine Saat. Sein König ist Agag überlegen, seine<br />
Königsherrschaft erstarkt. Und er begann mit seinem Orakelspruch<br />
und sagte:
Eucharistie · Montag, 14. <strong>Dezember</strong> 152<br />
Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit<br />
geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der<br />
die Gedanken des Höchsten kennt, der eine Vision des Allmächtigen<br />
sieht, der daliegt mit entschleierten Augen:<br />
Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in<br />
der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in<br />
Israel.<br />
Impuls zur Lesung<br />
„Wohnst du noch, oder lebst du schon?“ Jenseits der Eigenwerbung<br />
eines weltweit präsenten Möbelhauses: Wohnen ist wichtig.<br />
Es ist lebenswichtig. Es ist gleichsam unsere dritte Haut.<br />
Wie wir wohnen, wo wir wohnen, mit wem wir zusammenwohnen,<br />
das sind ganz entscheidende Fragen – Lebensfragen.<br />
Beim Wohnen geht es um mehr als um „Schöner Wohnen“. So<br />
sieht es auch die heutige Lesung aus dem Buch Numeri. Es<br />
geht um die Grundlagen des Gemeinwesens, um die zukünftige<br />
Gestalt eines gerechten und friedlichen Zusammenlebens<br />
von Männern und Frauen, Armen und Reichen, Jungen und<br />
Alten, Mensch und Umwelt. Wo immer uns ein solches „Wohnen“<br />
gelingt, wo weder Mangel noch (Gruppen-)Egoismus,<br />
weder Not noch Habsucht herrschen, sondern Wohlwollen<br />
und Großzügigkeit, Gelassenheit und Verlässlichkeit, da hat<br />
Bileams Jubel Anklang gefunden: „Jakob, wie schön sind deine<br />
Zelte, wie schön deine Wohnstätten, Israel!“<br />
Antwortpsalm Ps 25, 4–9<br />
Kehrvers:<br />
Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade!<br />
Zeige mir, Herr, deine Wege, *<br />
lehre mich deine Pfade!<br />
Führe mich in deiner Treue und lehre mich; /<br />
denn du bist der Gott meines Heiles. *<br />
Auf dich hoffe ich allezeit. – Kehrvers
153<br />
Montag, 14. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Denk an dein Erbarmen, Herr, /<br />
und an die Taten deiner Huld; *<br />
denn sie bestehen seit Ewigkeit.<br />
Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! *<br />
In deiner Huld denk an mich, Herr,<br />
denn du bist gütig. – Kehrvers<br />
Gut und gerecht ist der Herr, *<br />
darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.<br />
Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, *<br />
die Gebeugten lehrt er seinen Weg. – Kehrvers<br />
Kehrvers Vers 4, ferner GL 226 · GL 1975 529, 2 oder 119, 3 (I. Ton)<br />
oder KG 606, 1 (IV. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium Ps 85, 8<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Erweise uns, Herr, deine Huld, und gewähre uns dein Heil!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 21, 23–27<br />
In jener Zeit, als Jesus in den Tempel ging und dort lehrte,<br />
kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm<br />
und fragten: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir<br />
dazu die Vollmacht gegeben?<br />
Jesus antwortete ihnen: Auch ich will euch eine Frage stellen.<br />
Wenn ihr mir darauf antwortet, dann werde ich euch sagen,<br />
mit welchem Recht ich das tue. Woher stammte die Taufe des<br />
Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen?<br />
Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten:<br />
Vom Himmel!, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr<br />
ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber antworten: Von den<br />
Menschen!, dann müssen wir uns vor den Leuten fürchten;<br />
denn alle halten Johannes für einen Propheten. Darum antworteten<br />
sie Jesus: Wir wissen es nicht.
Abend · Montag, 14. <strong>Dezember</strong> 154<br />
Da erwiderte er: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem<br />
Recht ich das alles tue.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Es gibt zu viele Wichtigtuer, die nichts Wichtiges tun.<br />
Heute ist der 30. Todestag von Friedrich Dürrenmatt.<br />
• Welche Menschen erscheinen mir wichtig, bedeutsam – und<br />
warum?<br />
• Was beeindruckt mich?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
In einer dunklen Nacht,<br />
die Liebesglut – O glückliches Geschehen! –<br />
zum Sehnsuchtsbrand entfacht,<br />
entfloh ich ungesehen<br />
und ließ mein Haus schon tief in Ruhe stehen.<br />
Ich konnt’ in Heimlichkeit,<br />
vermummt, auf schmaler Treppe sicher gehen,<br />
gedeckt von Dunkelheit<br />
– O glückliches Geschehen! –<br />
und ließ mein Haus schon tief in Ruhe stehen.<br />
Sollt’ niemand meiner achten<br />
in dieser Segensnacht; auch wollte ich
155<br />
Montag, 14. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
mir selbst kein Ding betrachten;<br />
nichts andres führte mich,<br />
als nur mein Licht im Herzen innerlich.<br />
Dies hat mich hingeleitet,<br />
viel sich’rer als das volle Licht am Tage,<br />
wo Er sich mir bereitet,<br />
zu dem ich Liebe trage;<br />
und kein Geschöpf uns dort zu stören wage.<br />
O Nacht, die holder scheint<br />
als Morgenrot, in ihren dunklen Falten<br />
die Liebenden vereint,<br />
bis göttliche Gewalten<br />
die Liebste in den Liebsten umgestalten!<br />
An meiner Brust, allein<br />
für Ihn erblüht, genoss Er traute Rast;<br />
hier schlief Er friedlich ein;<br />
ich labte meinen Gast,<br />
und Kühlung fächelte ein Zedernast.<br />
Als schon der Morgenwind<br />
Sein Haar umspielte, fühlt’ am Nacken streichen<br />
ich Seine Hand, so lind;<br />
dies traf mich ohnegleichen<br />
und ließ mir alle Sinne süß entweichen.<br />
Vergessen sog mich ein.<br />
Ich blieb, das Haupt dem Liebsten angeschmiegt,<br />
und ließ mein ganzes Sein<br />
entschwinden. Eingewiegt,<br />
ist unter Lilien mein Gram versiegt.<br />
Johannes vom Kreuz: Der Gesang der Seele,<br />
aus: Ders., Empor den Karmelberg.<br />
Übertragen von Sr. Maria Cordis (Oda Schneider),<br />
© Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg, 6. Aufl. 2009, 8 f.
Abend · Montag, 14. <strong>Dezember</strong> 156<br />
Psalm 123<br />
Ich erhebe meine Augen zu dir, *<br />
der du hoch im Himmel thronst.<br />
Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, *<br />
wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin,<br />
so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, *<br />
bis er uns gnädig ist.<br />
Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig, *<br />
denn übersatt sind wir vom Hohn der Spötter,<br />
übersatt ist unsre Seele von ihrem Spott, *<br />
von der Verachtung der Stolzen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du, unser Vater, hast uns deine Gnade in deinem Sohn erwiesen.<br />
Jeden Tag willst du sie uns neu schenken in deinem Geist.<br />
In der Ruhe der Nacht bereite unser Herz, dass wir morgen auf<br />
deine Stimme hören.<br />
Lesung Phil 3, 7–8<br />
Was mir ein Gewinn war, das habe ich um Christi willen als<br />
Verlust erkannt. Ja noch mehr: ich sehe alles als Verlust<br />
an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft.<br />
Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für<br />
Unrat, um Christus zu gewinnen.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Wonach du suchst und dich am meisten sehnst, das wirst du<br />
nicht auf deinem eigenen Weg und auch nicht durch tiefe Kontemplation<br />
erlangen, sondern durch große Demut und Hingabe<br />
des Herzens.<br />
Redaktion Magnificat nach Johannes vom Kreuz
157<br />
Montag, 14. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Fürbitten<br />
Gott, du bist unsere Hoffnung und unser Friede. Wir rufen zu<br />
dir:<br />
V: Du Freund des Lebens, A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />
– Um Verständigung und Frieden zwischen den Religionen.<br />
– Um Verständigung und Nähe zwischen den Konfessionen.<br />
– Um Beendigung der bewaffneten Konflikte im Nahen und<br />
Mittleren Osten, in der Ukraine und weltweit.<br />
– Um die Eindämmung von religiös motiviertem Hass und religiösem<br />
Fanatismus.<br />
– Um Beistand und Therapien für die Kinder in Kriegs- und<br />
Krisenregionen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, du hast dem heiligen Johannes vom Kreuz<br />
ein großes Verlangen geschenkt, sich selbst zu verleugnen und<br />
Christus nachzufolgen. Gib, dass auch wir im Kreuz unser Heil<br />
erkennen und durch das Kreuz die Gnade erlangen, deine Herrlichkeit<br />
zu schauen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der verborgene Gott,<br />
der uns allezeit nahe ist,<br />
lasse uns sein Angesicht schauen<br />
und schenke uns seinen Frieden.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: sel. Carlo Steeb (Ordensgründer, † 1856)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Hymnus<br />
ein stern<br />
springt aus der sternenbahn<br />
ganz frei<br />
zieht er dahin<br />
ein berg<br />
steht auf und hebt sich fort<br />
ganz leicht<br />
von hier nach dort<br />
ein mensch<br />
verlässt den lauf der welt<br />
ganz frei<br />
wird er zum weg<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
ein stern<br />
ein mensch ein weg ein licht<br />
ganz hell<br />
in unser dunkel bricht<br />
Wilhelm Willms
159<br />
Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Psalm 85 Verse 2–14<br />
Einst hast du, Herr, dein Land begnadet *<br />
und Jakobs Unglück gewendet,<br />
hast deinem Volk die Schuld vergeben, *<br />
all seine Sünden zugedeckt,<br />
hast zurückgezogen deinen ganzen Grimm *<br />
und deinen glühenden Zorn gedämpft.<br />
Gott, unser Retter, richte uns wieder auf, *<br />
lass von deinem Unmut gegen uns ab!<br />
Willst du uns ewig zürnen, *<br />
soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?<br />
Willst du uns nicht wieder beleben, *<br />
sodass dein Volk sich an dir freuen kann?<br />
Erweise uns, Herr, deine Huld *<br />
und gewähre uns dein Heil!<br />
Ich will hören, was Gott redet: /<br />
Frieden verkündet der Herr seinem Volk *<br />
und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen.<br />
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. *<br />
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land!<br />
Es begegnen einander Huld und Treue; *<br />
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.<br />
Treue sprosst aus der Erde hervor; *<br />
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.<br />
Auch spendet der Herr dann Segen, *<br />
und unser Land gibt seinen Ertrag.<br />
Gerechtigkeit geht vor ihm her, *<br />
und Heil folgt der Spur seiner Schritte.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen wir uns, Gott Jakobs.<br />
Deine Huld erweise uns, gewähre uns dein Heil!
Morgen · Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> 160<br />
Lesung <br />
Dan 6, 27b–28a<br />
Der Gott Israels ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit.<br />
Sein Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein<br />
Ende. Er rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am<br />
Himmel und auf der Erde.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Steh auf, Jerusalem, erhebe dich! Von deinem Halse streif die<br />
Fesseln ab, gefangene Tochter Zion.<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Gott, der uns in Jesus seine grenzenlose Liebe<br />
erwiesen hat. Zu ihm rufen wir:<br />
A: Schenke uns dein Leben.<br />
– Komm uns heute entgegen und lass uns deine Nähe spüren.<br />
– Halte unsere Augen offen für die Wunder, die du täglich an<br />
uns wirken willst.<br />
– Lass uns die Sorgen des Alltags getrost in deine Hände legen<br />
und uns mutig unseren Aufgaben stellen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, durch dein Erbarmen sind wir in Christus<br />
eine neue Schöpfung geworden. Wende deine Augen nicht von<br />
uns ab, sondern heile alle Wunden der alten Schuld durch die<br />
Ankunft deines Sohnes, der in der Einheit des Heiligen Geistes<br />
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.
161<br />
Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Seht, der Herr wird kommen und alle Heiligen mit ihm.<br />
Ein großes Licht wird aufstrahlen an jenem Tag.<br />
Vgl. Sach 14, 5.7<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Zefanja Zef 3, 1–2.9–13<br />
So spricht der Herr: Weh der trotzigen, der schmutzigen, der<br />
gewalttätigen Stadt. Sie will nicht hören und nimmt sich keine<br />
Warnung zu Herzen. Sie verlässt sich nicht auf den Herrn<br />
und sucht nicht die Nähe ihres Gottes.<br />
Ich werde die Lippen der Völker verwandeln in reine Lippen,<br />
damit alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig<br />
dienen. Von jenseits der Ströme von Kusch bringen mir meine<br />
Verehrer dann als Gabe die Gemeinde meiner Verstreuten.<br />
An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen<br />
all deiner schändlichen Taten, die du gegen mich verübt<br />
hast. Ja, dann entferne ich aus deiner Mitte die überheblichen<br />
Prahler, und du wirst nicht mehr hochmütig sein auf meinem<br />
heiligen Berg. Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges<br />
und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen<br />
des Herrn. Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun<br />
und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein<br />
unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide, und<br />
niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.<br />
Antwortpsalm Ps 34, 2–3.6–7.17–19.23<br />
Kehrvers:<br />
Der Herr erhört den Armen, er hilft ihm aus all seiner Not.<br />
Ich will den Herrn allezeit preisen; *<br />
immer sei sein Lob in meinem Mund.
Eucharistie · Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> 162<br />
Meine Seele rühme sich des Herrn; *<br />
die Armen sollen es hören und sich freuen.<br />
Kehrvers:<br />
Der Herr erhört den Armen, er hilft ihm aus all seiner Not.<br />
Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten, *<br />
und ihr braucht nicht zu erröten.<br />
Da ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn. *<br />
Er half ihm aus all seinen Nöten. – Kehrvers<br />
Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, *<br />
um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.<br />
Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr; *<br />
er entreißt sie all ihren Ängsten. – Kehrvers<br />
Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, *<br />
er hilft denen auf, die zerknirscht sind.<br />
Der Herr erlöst seine Knechte; *<br />
straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 7, ferner GL 651, 3 (IV. Ton) oder GL 1975 477 (V. Ton)<br />
oder KG 612 (II. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Komm, o Herr, und zögere nicht; nimm weg das Joch deines<br />
Volkes!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 21, 28–32<br />
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und Ältesten<br />
des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er<br />
ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute<br />
im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.<br />
Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm<br />
dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute
163<br />
Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
es ihn, und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen<br />
seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite.<br />
Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner<br />
und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn<br />
Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu<br />
zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und<br />
die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch<br />
habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Familiengeschichten. Ein Vater und zwei Söhne. Beide schickt<br />
er zur Arbeit in den Weinberg. Der eine reagiert devot. Er erklärt<br />
dem Herrn Vater seine Bereitschaft – und rührt sich nicht<br />
vom Fleck. Der andere verweigert sich kommentarlos: Ich will<br />
nicht. Das muss genügen. Dann besinnt er sich eines Besseren<br />
und geht doch an die Arbeit. Wer hat nun den Willen des Vaters<br />
getan? Gewiss der Sohn, der überhaupt etwas getan hat,<br />
der Spätzünder. Der ursprüngliche Sinn des Gleichnisses ist<br />
klar: Vor Gott kommt es zuerst auf das Leben, auf die Taten<br />
an. Wir leben in der Welt, der Welt der wartenden Weinberge.<br />
Welchem der beiden Söhne gleichen wir? Was meint ihr?<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Wollte man den Menschen definieren, dann müsste man ihn<br />
bestimmen als jenes Wesen, das sich je auch schon frei macht<br />
von dem, wodurch es bestimmt ist.<br />
Viktor Emil Frankl (österreichischer Psychiater und Therapeut, 1905–1997)
Abend · Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> 164<br />
• Welche Prägungen machten und machen mich unfrei?<br />
• Will ich mich und kann ich mich davon freimachen?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Der Sterne Schöpfer, milder Gott,<br />
du unsres Glaubens ew’ges Licht,<br />
Christus, Erlöser aller Welt,<br />
erhöre gnädig unser Flehn!<br />
Voll Mitleid siehst du deine Welt<br />
von Untergang und Tod bedroht.<br />
Du nimmst dich ihres Elends an<br />
und heilest, was die Schuld verdarb.<br />
Zum Abend neigt sich schon die Welt,<br />
da kommst du wie ein Bräutigam<br />
aus dem verschlossenen Gemach<br />
der Mutter, die doch Jungfrau ist.<br />
Vor deiner Stärke und Gewalt<br />
muss tief sich beugen jedes Knie.<br />
Der Himmel und das Erdenrund<br />
sind deiner Hoheit untertan.<br />
Wir flehen, heil’ger Herr, zu dir,<br />
der zum Gerichte kommen wird:<br />
Bewahre uns in dieser Zeit<br />
und wehre ab den bösen Feind!<br />
Ruhm, Ehre, Herrlichkeit und Macht<br />
sei Gott, dem Vater und dem Sohn,<br />
dem Geiste, der uns Beistand ist,<br />
durch alle Zeit und Ewigkeit! Amen.<br />
Neues Stundenbuch<br />
Melodie: GL 230 · GL 1975 116 · KG 309 · EG 3
165<br />
Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Psalm 131<br />
Herr, mein Herz ist nicht stolz, *<br />
nicht hochmütig blicken meine Augen.<br />
Ich gehe nicht um mit Dingen, *<br />
die mir zu wunderbar und zu hoch sind.<br />
Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; *<br />
wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir.<br />
Israel, harre auf den Herrn *<br />
von nun an bis in Ewigkeit!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du unser Gott von Ewigkeit, bei dir lass uns zur Ruhe kommen<br />
wie bei unsrer Mutter. Gib uns die Gnade, wieder Kind sein zu<br />
dürfen.<br />
Lesung vgl. 1 Kor 1, 7b–9<br />
Wir warten auf die Offenbarung Jesu Christi, unseres Herrn.<br />
Er wird uns festigen bis ans Ende, sodass wir schuldlos<br />
dastehen am Tag Jesu, unseres Herrn. Treu ist Gott, durch den<br />
wir berufen worden sind zur Gemeinschaft mit seinem Sohn,<br />
unserem Herrn Jesus Christus.<br />
Nunc dimittis – Lobgesang des Simeon<br />
Antiphon zum Nunc dimittis:<br />
Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz,<br />
wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen<br />
in seinem Frieden.<br />
Fürbitten<br />
Lasst uns beten für alle, denen es schwerfällt zu glauben:<br />
V: Herr, erbarme dich. A: Christus, erbarme dich.<br />
– Für alle, die von Christinnen und Christen enttäuscht worden<br />
sind.
Abend · Dienstag, 15. <strong>Dezember</strong> 166<br />
– Für alle, die von einem bedrohlichen Gottesbild verängstigt<br />
sind.<br />
V: Herr, erbarme dich. A: Christus, erbarme dich.<br />
– Für alle, deren Lebenspläne durchkreuzt werden.<br />
– Für alle, die heute unversöhnt gestorben sind.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, durch dein Erbarmen sind wir in Christus<br />
eine neue Schöpfung geworden. Wende deine Augen nicht von<br />
uns ab, sondern heile alle Wunden der alten Schuld durch die<br />
Ankunft deines Sohnes, der in der Einheit des Heiligen Geistes<br />
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: Noach (biblische Gestalt) · hl. Tanko von Verden (Bischof,<br />
† 808) · hl. Ado von Vienne (Bischof, † 875) · hl. Adelheid (Gemahlin<br />
Ottos I., Reichsregentin, Klostergründerin, † 999) · Dietrich von Rommersdorf<br />
(Abt, † 1145)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Gott, deine Güte reicht so weit,<br />
so weit die Wolken gehen;<br />
du krönst uns mit Barmherzigkeit,<br />
und eilst, uns beizustehen.<br />
Herr, meine Burg, mein Fels, mein Hort,<br />
vernimm mein Flehn, merk auf mein Wort;<br />
denn ich will vor dir beten!<br />
Ich bitte nicht um Überfluss<br />
und Schätze dieser Erden.<br />
Lass mir, so viel ich haben muss,<br />
nach deiner Gnade werden.<br />
Gib mir nur Weisheit und Verstand,<br />
dich, Gott, und den, den du gesandt,<br />
und mich selbst zu erkennen.<br />
Ich bitte nicht um Ehr und Ruhm,<br />
so sehr sie Menschen rühren;<br />
des guten Namens Eigentum<br />
lass mich nur nicht verlieren.
Morgen · Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> 168<br />
Mein wahrer Ruhm sei meine Pflicht,<br />
der Ruhm vor deinem Angesicht,<br />
und frommer Freunde Liebe.<br />
So bitt ich dich, Herr Zebaoth,<br />
auch nicht um langes Leben.<br />
Im Glücke Demut, Mut in Not,<br />
das wolltest du mir geben.<br />
In deiner Hand steht meine Zeit;<br />
lass du mich nur Barmherzigkeit<br />
vor dir im Tode finden.<br />
Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769), Bitten,<br />
Vertonung: Ludwig van Beethoven (1770–1827)<br />
in: Sechs Lieder von Gellert op. 48, 1<br />
Canticum Jes 40, 1–8<br />
Antiphon:<br />
Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der<br />
Steppe eine ebene Straße für unseren Gott!<br />
Tröstet, tröstet mein Volk, *<br />
spricht euer Gott.<br />
Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, *<br />
dass ihr Frondienst zu Ende geht,<br />
dass ihre Schuld beglichen ist;<br />
denn sie hat die volle Strafe erlitten<br />
von der Hand des Herrn *<br />
für all ihre Sünden.<br />
Eine Stimme ruft: /<br />
Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! *<br />
Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott!<br />
Jedes Tal soll sich heben, *<br />
jeder Berg und Hügel sich senken.<br />
Was krumm ist, soll gerade werden, *<br />
und was hüglig ist, werde eben.
169<br />
Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, /<br />
alle Sterblichen werden sie sehen. *<br />
Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.<br />
Eine Stimme sagte: Verkünde! *<br />
Ich fragte: Was soll ich verkünden?<br />
Alles Sterbliche ist wie das Gras, *<br />
und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld.<br />
Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, /<br />
wenn der Atem des Herrn darüber weht. *<br />
Wahrhaftig, Gras ist das Volk.<br />
Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, *<br />
doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. –<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung 1 Joh 4, 9–11<br />
Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass<br />
Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit<br />
wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir<br />
Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn<br />
als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Liebe Brüder, wenn<br />
Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Tröstet, ja, tröstet mein Volk! – so spricht der Herr, euer Gott.<br />
Bitten<br />
Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag wir heute begehen,<br />
hat mit Leidenschaft für Freiheit und Menschlichkeit<br />
gekämpft; sein epochales Oeuvre gibt lebhaftes Zeugnis davon.<br />
Doch seine Musik kennt auch leise Töne; ihm verdanken wir<br />
Stücke von großer Sanftmut und Innigkeit. Bitten wir Gott, unseren<br />
Schöpfer:
Eucharistie · Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> 170<br />
A: Bring unsere Seele zum Klingen.<br />
– Mit den Liedern, die uns vertraut sind.<br />
– Mit Konzerten und Aufnahmen, die uns zu Herzen gehen.<br />
– Mit den Menschen, denen wir dank der Musik begegnen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gib, dass wir die Ankunft deines Sohnes mit<br />
Freude erwarten. Sie schenke uns in diesem Leben heilende<br />
Kraft und in der Ewigkeit den verheißenen Lohn. Darum bitten<br />
wir durch ihn, Jesus Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Der Herr wird kommen und nicht zögern.<br />
Er wird die Finsternis in Licht verwandeln<br />
und sich allen Völkern offenbaren.<br />
Vgl. Hab 2, 3; 1 Kor 4, 5<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 45, 6b–8.18.21b–25<br />
Ich bin der Herr, und sonst niemand. Ich erschaffe das Licht<br />
und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe<br />
das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.<br />
Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit<br />
regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie<br />
lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen.
171<br />
Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
So spricht der Herr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott,<br />
der die Erde geformt und gemacht hat – er ist es, der sie erhält,<br />
er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen<br />
gemacht –: Ich bin der Herr, und sonst niemand. Es gibt keinen<br />
Gott außer mir; außer mir gibt es keinen gerechten und<br />
rettenden Gott. Wendet euch mir zu, und lasst euch erretten,<br />
ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde; denn ich bin<br />
Gott, und sonst niemand.<br />
Ich habe bei mir selbst geschworen, und mein Mund hat die<br />
Wahrheit gesprochen, es ist ein unwiderrufliches Wort: Vor<br />
mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir<br />
schwören:<br />
Nur beim Herrn – sagt man von mir – gibt es Rettung und<br />
Schutz. Beschämt kommen alle zu ihm, die sich ihm widersetzten.<br />
Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht und erlangen<br />
Ruhm durch den Herrn.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Was ist aus der Erde geworden, die der Schöpfer uns anvertraut<br />
hat? Von Gott her ist sie kein Chaos, sondern ein Garten, keine<br />
Wüste und kein Unort, sondern ein Wohnort, kein Land des<br />
Todes, sondern ein Lebensraum. Aber da sind die menschenverschlingenden<br />
Mega-Städte, da sind die Kinder, denen die<br />
Straße als Obdach genügen muss, da sind die Opfer von Krieg<br />
und Not, vertrieben, auf der Flucht. Da sind die Verwundungen,<br />
die wir unserer natürlichen Umgebung zugefügt haben<br />
und zufügen. „Lasst Gerechtigkeit regnen“: Gott hat die Erde<br />
„nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht“.<br />
Vielleicht sollten wir uns daran erinnern. Wir sind nur Gast<br />
auf Erden – und wir sind nicht die einzigen Gäste!<br />
Antwortpsalm Ps 85, 9–14<br />
Kehrvers:<br />
Ihr Himmel, tauet den Gerechten, ihr Wolken, regnet ihn herab!
Eucharistie · Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> 172<br />
Ich will hören, was Gott redet: /<br />
Frieden verkündet der Herr seinem Volk *<br />
und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen.<br />
Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. *<br />
Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.<br />
Kehrvers:<br />
Ihr Himmel, tauet den Gerechten, ihr Wolken, regnet ihn herab!<br />
Es begegnen einander Huld und Treue; *<br />
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.<br />
Treue sprosst aus der Erde hervor; *<br />
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. – Kehrvers<br />
Auch spendet der Herr dann Segen, *<br />
und unser Land gibt seinen Ertrag.<br />
Gerechtigkeit geht vor ihm her, *<br />
und Heil folgt der Spur seiner Schritte. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Jes 45, 8, ferner GL 243,1 · GL 1975 120, 3<br />
oder 118, 4 · KG 135, 1 (I. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium Jes 40, 9<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Jerusalem, du Botin der Freude, erhebe laut deine Stimme!<br />
Seht, Gott, der Herr, kommt mit Macht.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 7, 18b–23<br />
In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern<br />
zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du<br />
der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?<br />
Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes<br />
der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du<br />
der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?<br />
Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten
173<br />
Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen<br />
Blinden das Augenlicht.<br />
Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was<br />
ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen,<br />
und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf,<br />
und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer<br />
an mir keinen Anstoß nimmt.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Wir sind so dumm, wir fürchten uns, Selbst zu werden. Wir<br />
umgehen uns, wie könnten wir an unsere persönliche Fortdauer<br />
glauben, da wir noch keinen Anfang in uns genommen<br />
haben.<br />
Bettina von Arnim (geborene Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena<br />
Brentano; deutsche Schriftstellerin und bedeutende Vertreterin<br />
der deutschen Romantik, 1785–1859)<br />
• Was hilft mir auf dem Weg, mehr ich selbst zu werden?<br />
• Was hält mich zurück, was hemmt und hindert mich?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Singt auf, lobt Gott, schweig niemand still,<br />
weil Gottes Sohn Mensch werden will!<br />
In unser schwaches Fleisch und Blut<br />
sich kleiden will das höchste Gut.
Abend · Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> 174<br />
Ein Kindlein, das „Gott mit uns“ heißt,<br />
verheißen hat der Heilge Geist,<br />
wie alles offenbar und kund<br />
durch Isaiä wahren Mund.<br />
Geboren werden soll der Welt,<br />
so hat es der Prophet vermeldt,<br />
ein Kind von einer Jungfrau rein,<br />
Immanuel soll sein Name sein.<br />
Heinrich Bone 1847, nach Friedrich Spee 1623<br />
GL 731 (Anhang Köln) · GL 1975 833 (Anhang Köln)<br />
Psalm 126<br />
Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, *<br />
da waren wir alle wie Träumende.<br />
Da war unser Mund voll Lachen *<br />
und unsere Zunge voll Jubel.<br />
Da sagte man unter den andern Völkern: *<br />
„Der Herr hat an ihnen Großes getan.“<br />
Ja, Großes hat der Herr an uns getan. *<br />
Da waren wir fröhlich.<br />
Wende doch, Herr, unser Geschick, *<br />
wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.<br />
Die mit Tränen säen, *<br />
werden mit Jubel ernten.<br />
Sie gehen hin unter Tränen *<br />
und tragen den Samen zur Aussaat.<br />
Sie kommen wieder mit Jubel *<br />
und bringen ihre Garben ein.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Großes hast du, Gott, an uns getan. Sieh auf unsere Tränen,<br />
wende unser Geschick! Wir wollen jubeln und uns an dir freuen.
175<br />
Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Lesung Jer 23, 6<br />
In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in<br />
Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der<br />
Herr ist unsere Gerechtigkeit.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Du bist es, der kommen soll, der Herr, den wir erwarten. Du<br />
wirst dein Volk erretten.<br />
Fürbitten<br />
Gott, wir danken dir, dass du uns Menschen die Musik gegeben<br />
hast. Du lässt uns jubeln, wenn wir glücklich sind, du hilfst uns<br />
klagen, wenn uns das Leben schwerfällt. Wir bitten dich:<br />
A: Sei du unser Lied.<br />
– Für alle, die gern singen möchten, sich aber nicht trauen.<br />
– Für alle, die ein Instrument erlernen und ihre Mühe damit<br />
haben.<br />
– Für alle, die andern Musik nahebringen und sie darin ausbilden.<br />
– Für alle, die unsere Kirchen zum Klingen bringen.<br />
– Für alle, die Musik zu ihrem Beruf gemacht haben.<br />
– Für alle Künstlerinnen und Künstler, die Mühe haben, über<br />
die Runden zu kommen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gib, dass wir die Ankunft deines Sohnes mit<br />
Freude erwarten. Sie schenke uns in diesem Leben heilende<br />
Kraft und in der Ewigkeit den verheißenen Lohn. Darum bitten<br />
wir durch ihn, Jesus Christus.
Abend · Mittwoch, 16. <strong>Dezember</strong> 176<br />
Der Geist der Weisheit und des Trostes<br />
beschütze unseren Schlaf,<br />
er schenke uns neue Kraft<br />
und lasse uns am Morgen<br />
zu Gottes Lob erwachen.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: hl. Lazarus (biblische Gestalt, Bruder von Maria und<br />
Marta) · hl. Sturmius von Fulda (Glaubensbote bei Hessen und Sachsen,<br />
Klostergründer, † 779) · Jolanda von Vianden (Dominikanerin,<br />
† 1283)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Tau, der von den Höhen fällt, taue uns den Herrn!<br />
Himmel über dunkler Welt, bring den Morgenstern!<br />
Denn wir gehn dahin wie blind an der Blinden Hand,<br />
unsre Zeit verweht im Wind, unser Werk ist Tand.<br />
Komm, der Gottheit lichter Schein, der auch uns erhellt!<br />
Komm, o Herr, tritt bei uns ein, nimm das Fleisch der Welt.<br />
Weisheit aus des Höchsten Mund, Wort von Anbeginn,<br />
komm, erleucht uns bis zum Grund, fülle Herz und Sinn!<br />
Halleluja! Steig empor, lichter Morgenstern!<br />
Halleluja! Geh hervor, ew’ges Wort des Herrn!<br />
Komm, verborgner Gast im Brot, komm in Majestät!<br />
Wir verkünden deinen Tod, bis die Welt vergeht.<br />
Wandle dieser Welt Gestalt, die in Wehen schreit!<br />
Komm, Herr Jesus, komme bald, komm in Herrlichkeit!<br />
Neues Stundenbuch
Morgen · Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> 178<br />
Psalm 87 Verse 2–7<br />
Der Herr liebt seine Gründung auf heiligen Bergen; *<br />
mehr als all seine Stätten in Jakob liebt er die Tore Zions.<br />
Herrliches sagt man von dir, *<br />
du Stadt unseres Gottes.<br />
Leute aus Ägypten und Babel *<br />
zähle ich zu denen, die mich kennen;<br />
auch von Leuten aus dem Philisterland, aus Tyrus und Kusch *<br />
sagt man: Er ist dort geboren.<br />
Doch von Zion wird man sagen: /<br />
Jeder ist dort geboren. *<br />
Er, der Höchste, hat Zion gegründet.<br />
Der Herr schreibt, wenn er die Völker verzeichnet: *<br />
Er ist dort geboren.<br />
Und sie werden beim Reigentanz singen: *<br />
All meine Quellen entspringen in dir.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Aus deiner Stadt, Gott Israels, strömt zu uns neues Leben. Lass<br />
uns in ihr geboren sein.<br />
Lesung Mi 5, 2–3a<br />
Gott, der Herr, gibt Israel preis, bis die Gebärende einen<br />
Sohn geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder heimkehren<br />
zu den Söhnen Israels. Er wird auftreten und ihr Hirt<br />
sein in der Kraft des Herrn, im hohen Namen Jahwes, seines<br />
Gottes.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Wisset, das Reich Gottes ist nahe; wahrlich, ich sage euch: Es<br />
wird nicht säumen.
179<br />
Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Bitten<br />
Ewiges Wort des Vaters, Jesus Christus, du willst uns dein Leben<br />
schenken. Wir bitten dich:<br />
A: Öffne uns Ohren und Herzen.<br />
Gib uns Zeit und Ruhe, um in der Bibel zu lesen,<br />
– und lass deine Botschaft in uns Wurzeln schlagen.<br />
Du hast das Evangelium von Gottes Barmherzigkeit verkündet,<br />
indem du barmherzig gehandelt hast;<br />
– lass uns den Zusammenhang deines Sprechens und Tuns tiefer<br />
erfassen.<br />
Bis zur letzten Konsequenz hast du an deiner Botschaft festgehalten;<br />
– hilf uns, in allem auf die Treue des Vaters zu bauen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Gott, unser Schöpfer und Erlöser, dein ewiges Wort ist Fleisch<br />
geworden aus Maria, der allzeit jungfräulichen Mutter. Dein<br />
Sohn, der unsere menschliche Natur angenommen hat, schenke<br />
uns Anteil an seinem göttlichen Leben. Er, der in der Einheit<br />
des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Jubelt, ihr Himmel, und jauchze, o Erde,<br />
der Herr wird kommen und mit uns sein.<br />
Vgl. Jes 49, 13<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)
Eucharistie · Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> 180<br />
Lesung aus dem Buch Genesis Gen 49, 1–2.8–10<br />
In jenen Tagen rief Jakob seine Söhne und sprach: Versammelt<br />
euch, dann sage ich euch an, was euch begegnet in zukünftigen<br />
Tagen. Kommt zusammen, ihr Söhne Jakobs, und hört, auf<br />
Israel hört, auf euren Vater!<br />
Juda, dir jubeln die Brüder zu, deine Hand hast du am Genick<br />
deiner Feinde. Deines Vaters Söhne fallen vor dir nieder. Ein<br />
junger Löwe ist Juda. Vom Raub, mein Sohn, wurdest du groß.<br />
Er kauert, liegt da wie ein Löwe, wie eine Löwin. Wer wagt, sie<br />
zu scheuchen?<br />
Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen<br />
Füßen, bis der kommt, dem er gehört, dem der Gehorsam der<br />
Völker gebührt.<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 72, 1–4b.7–8.17<br />
Kehrvers:<br />
Gerechtigkeit blüht auf in seinen Tagen und Friede ohne Ende.<br />
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, *<br />
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!<br />
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit *<br />
und deine Armen durch rechtes Urteil. – Kehrvers<br />
Dann tragen die Berge Frieden für das Volk *<br />
und die Höhen Gerechtigkeit.<br />
Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, *<br />
Hilfe bringen den Kindern der Armen. – Kehrvers<br />
Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen *<br />
und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.<br />
Er herrsche von Meer zu Meer, *<br />
vom Strom bis an die Enden der Erde. – Kehrvers<br />
Sein Name soll ewig bestehen; *<br />
solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name.
181<br />
Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Glücklich preisen sollen ihn alle Völker *<br />
und in ihm sich segnen. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 7, ferner GL 263 · GL 1975 152, 1 · KG 364 (VI. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du Weisheit des Höchsten, in Kraft und Milde ordnest du alles:<br />
Komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 1, 1–17<br />
Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:<br />
Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob,<br />
Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von<br />
Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater<br />
von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab<br />
von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war<br />
der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der<br />
Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater<br />
von Isai, Isai der Vater des Königs David.<br />
David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des<br />
Urija war. Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam<br />
von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram,<br />
Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam<br />
von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von<br />
Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin<br />
und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft.<br />
Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater<br />
von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von<br />
Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der<br />
Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von<br />
Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob.
Abend · Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> 182<br />
Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr<br />
wurde Jesus geboren, der der Christus – der Messias – genannt<br />
wird.<br />
Im Ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen,<br />
von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft<br />
vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft<br />
bis zu Christus vierzehn Generationen.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Das Matthäusevangelium beginnt mit einem ausführlichen<br />
Stammbaum Jesu. Eine ermüdend lange Namensliste wird uns<br />
da präsentiert, die reinste Litanei. Muss das sein? Für Matthäus<br />
muss es sein. Für ihn sind die vielen Namen hochbedeutsam.<br />
Für uns sollen sie es werden. Es sind biblische Namen.<br />
Sie stehen für Männer und Frauen aus dem Gottesvolk. Gleich<br />
zu Beginn seiner Schrift versucht der Evangelist, etwas Unfassliches<br />
in Worte zu fassen: Jesus ist ein Menschenkind und ein<br />
Sohn des Volkes Israel und seiner großen Heilsgeschichte –<br />
und er kommt ganz und gar und unmittelbar von Gott. In Jesus<br />
von Nazaret treffen sich Gottes- und Menschengeschichte.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Wärme geben, aber niemanden verletzen. Feuer sein, aber niemanden<br />
verbrennen.<br />
Phil Bosmans (belgischer Ordenspriester und Autor, 1922–2012)
183<br />
Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
• Durch wen konnte ich solch gebende, aber eben nicht besitzergreifende<br />
Liebe erfahren?<br />
• Wem bringe ich Wärme?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Ich lobe dich, Herr, errettet durch deine Barmherzigkeit.<br />
Ich lobe dich, Herr, geehrt durch deine Erniedrigung.<br />
Ich lobe dich, Herr, geführt durch deine Milde.<br />
Ich lobe dich, Herr, regiert durch deine Weisheit.<br />
Ich lobe dich, Herr, beschirmt durch deine Gewalt.<br />
Ich lobe dich, Herr, geheiligt durch deine Gnade.<br />
Ich lobe dich, Herr, erleuchtet durch dein inneres Licht.<br />
Ich lobe dich, Herr, erhöht durch deine Güte.<br />
Mechthild von Magdeburg (um 1207 – um 1282/1294)<br />
aus EG (Ausgabe Rheinland, nach Nr. 308)<br />
Psalm 132 Verse 11–18<br />
Der Herr hat David geschworen, *<br />
einen Eid, den er niemals brechen wird:<br />
„Einen Spross aus deinem Geschlecht *<br />
will ich setzen auf deinen Thron.<br />
Wenn deine Söhne meinen Bund bewahren, *<br />
mein Zeugnis, das ich sie lehre,<br />
dann sollen auch ihre Söhne *<br />
auf deinem Thron sitzen für immer.“<br />
Denn der Herr hat den Zion erwählt, *<br />
ihn zu seinem Wohnsitz erkoren:<br />
„Das ist für immer der Ort meiner Ruhe; *<br />
hier will ich wohnen, ich hab ihn erkoren.<br />
Zions Nahrung will ich reichlich segnen, *<br />
mit Brot seine Armen sättigen.
Abend · Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> 184<br />
Seine Priester will ich bekleiden mit Heil, *<br />
seine Frommen sollen jauchzen und jubeln.<br />
Dort lasse ich Davids Macht erstarken *<br />
und stelle für meinen Gesalbten ein Licht auf.<br />
Ich bedecke seine Feinde mit Schande; *<br />
doch auf ihm erglänzt seine Krone.“<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gott Davids, du hast uns, deine Kinder, berufen, mit deinem<br />
Gesalbten zu herrschen. Erleuchte unser Herz, damit wir tun,<br />
was dir gefällt.<br />
Lesung Mi 6, 8<br />
Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der<br />
Herr von dir erwartet: nichts anderes, als das Rechte zu tun,<br />
die Treue zu lieben und in Ehrfurcht deinen Weg zu gehen mit<br />
deinem Gott.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten –<br />
die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft<br />
und Milde ordnest du alles: O komm und offenbare uns den<br />
Weg der Weisheit und Einsicht!<br />
Fürbitten<br />
Der Stammbaum Jesu, den wir im heutigen Evangelium hören,<br />
zeigt, dass Gott auch auf verschlungenen Wegen gerade<br />
schreibt. Wir bitten ihn um sein Erbarmen:<br />
V: Gott der Hoffnung, A: leite und geleite uns.<br />
– Für alle, die der Frohen Botschaft glauben und ihr folgen wollen.
185<br />
Donnerstag, 17. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
– Für alle, die in Ordensgemeinschaften und geistlichen Gemeinschaften<br />
leben.<br />
– Für alle, die sich bemühen, ihren Glauben im Tun fruchtbar<br />
werden zu lassen.<br />
– Für alle, die andere in ihr Gebet einschließen.<br />
– Für alle, die die Erfahrung des Scheiterns machen.<br />
– Für alle, die Not und Einsamkeit nicht übersehen.<br />
– Für alle, die eine helfende Hand reichen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Gott, unser Schöpfer und Erlöser, dein ewiges Wort ist Fleisch<br />
geworden aus Maria, der allzeit jungfräulichen Mutter. Dein<br />
Sohn, der unsere menschliche Natur angenommen hat, schenke<br />
uns Anteil an seinem göttlichen Leben. Er, der in der Einheit<br />
des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Gott wird uns durch Jesus Christus alles, was wir nötig haben,<br />
aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.<br />
Unserem Gott und Vater sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.<br />
Vgl. Phil 4, 19–20<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: hl. Wunibald von Heidenheim (Glaubensbote, Klostergründer,<br />
Bruder von Willibald und Walburga, † 761) · Philipp von Ratzeburg<br />
(Bischof, † 1215)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
„Wachet auf“, ruft uns die Stimme<br />
der Wächter sehr hoch auf der Zinne,<br />
„wach auf, du Stadt Jerusalem.“<br />
Mitternacht heißt diese Stunde;<br />
sie rufen uns mit hellem Munde:<br />
„Wo seid ihr klugen Jungfrauen?<br />
Wohlauf, der Bräutgam kommt,<br />
steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja.<br />
Macht euch bereit zu der Hochzeit,<br />
ihr müsset ihm entgegengehn.“<br />
Zion hört die Wächter singen,<br />
das Herz tut ihr vor Freude springen,<br />
sie wachet und steht eilend auf.<br />
Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,<br />
von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig;<br />
ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.<br />
„Nun komm, du werte Kron,<br />
Herr Jesu, Gottes Sohn. Hosianna.<br />
Wir folgen all zum Freudensaal<br />
und halten mit das Abendmahl.“
187<br />
Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Gloria sei dir gesungen<br />
mit Menschen- und mit Engelzungen,<br />
mit Harfen und mit Zimbeln schön.<br />
Von zwölf Perlen sind die Tore<br />
an deiner Stadt; wir stehn im Chore<br />
der Engel hoch um deinen Thron.<br />
Kein Aug hat je gespürt,<br />
kein Ohr hat mehr gehört solche Freude.<br />
Des jauchzen wir und singen dir<br />
das Halleluja für und für.<br />
Philipp Nicolai 1599<br />
GL 554 · GL 1975 110 · KG 210 · EG 147<br />
Psalm 22 Verse 2–12<br />
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, *<br />
bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?<br />
Mein Gott, ich rufe bei Tag,<br />
doch du gibst keine Antwort; *<br />
ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.<br />
Aber du bist heilig, *<br />
du thronst über dem Lobpreis Israels.<br />
Dir haben unsre Väter vertraut, *<br />
sie haben vertraut, und du hast sie gerettet.<br />
Zu dir riefen sie und wurden befreit, *<br />
dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.<br />
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, *<br />
der Leute Spott, vom Volk verachtet.<br />
Alle, die mich sehen, verlachen mich, *<br />
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:<br />
„Er wälze die Last auf den Herrn, *<br />
der soll ihn befreien!<br />
Der reiße ihn heraus, *<br />
wenn er an ihm Gefallen hat!“
Morgen · Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> 188<br />
Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, *<br />
mich barg an der Brust der Mutter.<br />
Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, *<br />
vom Mutterleib an bist du mein Gott.<br />
Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe, *<br />
und niemand ist da, der hilft.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Treuer Gott, du bist die Mitte unseres Lebens, an dir hängt unser<br />
Glück. Hilf uns auf, wenn wir uns von dir entfernt haben,<br />
und erweise uns deine Liebe.<br />
Lesung Röm 13, 11b–12<br />
Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn<br />
jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig<br />
wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst<br />
uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen<br />
des Lichts!<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Euer Herz sei wach und bereit: Ganz nahe schon ist der Herr,<br />
unser Gott.<br />
Bitten<br />
Gott, unsere Zukunft, wir rufen zu dir:<br />
A: Komm uns entgegen.<br />
– Im Rückblick auf unseren Lebensweg lass uns tiefer verstehen,<br />
was du mit uns für Pläne hast.<br />
– Die Sehnsucht nach deiner Gegenwart lass in uns wachsen.<br />
– Durch Augenblicke deiner Nähe erleuchte unseren Weg,<br />
wenn wir die Orientierung verloren haben.
189<br />
Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, noch lastet die alte Knechtschaft auf uns,<br />
noch drückt uns das Joch der Sünde. Schenke uns die wahre<br />
Freiheit und mach uns neu durch die Geburt deines Sohnes,<br />
auf die wir gläubig warten. Darum bitten wir durch ihn, der<br />
in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in<br />
alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Unser König wird kommen,<br />
Christus, das Lamm, das Johannes uns ankündet.<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jeremia Jer 23, 5–8<br />
Seht, es kommen Tage – Spruch des Herrn –, da werde ich für<br />
David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König<br />
herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird<br />
er sorgen im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden,<br />
Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen<br />
geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.<br />
Darum seht, es werden Tage kommen – Spruch des Herrn –,<br />
da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne<br />
Israels aus Ägypten heraufgeführt hat!, sondern: So wahr der<br />
Herr lebt, der das Geschlecht des Hauses Israel aus dem Nordland<br />
und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, her-
Eucharistie · Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> 190<br />
aufgeführt und zurückgebracht hat. Dann werden sie wieder in<br />
ihrem Heimatland wohnen.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Die judäischen Könige haben versagt, ihre Selbstsucht und<br />
Verantwortungslosigkeit könnte man durch Titel wie „Oberster<br />
Selbstversorger“ oder „Allerhöchster Nimmersatt“ zum Ausdruck<br />
bringen. Der Name des Herrschers, den Gott einsetzen<br />
wird, ist Gegenprogramm: „JHWH ist unsere Gerechtigkeit“.<br />
Gottes Gerechtigkeit, das ist seine Zuneigung, seine Zuwendung<br />
und Treue zu uns, seine Sorge um uns und für uns. „Der<br />
Herr ist unsere Gerechtigkeit“, das bedeutet: Wir sorgen füreinander<br />
– wir neigen uns voreinander – wir sind einander treu<br />
– wir werden einander gerecht.<br />
Antwortpsalm Ps 72, 1–2.12–13.18–19<br />
Kehrvers:<br />
Gerechtigkeit blüht auf in seinen Tagen und Friede ohne Ende.<br />
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, *<br />
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!<br />
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit *<br />
und deine Armen durch rechtes Urteil. – Kehrvers<br />
Er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, *<br />
den Armen und den, der keinen Helfer hat.<br />
Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, *<br />
er rettet das Leben der Armen. – Kehrvers<br />
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />
Er allein tut Wunder.<br />
Gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! *<br />
Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Erde.<br />
Amen, ja amen. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 7, ferner GL 263 · GL 1975 152, 1 · KG 364 (VI. Ton)
191<br />
Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du Herr und Führer des Hauses Israel: Komm und befreie uns<br />
mit deinem starken Arm!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 1, 18–24<br />
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter,<br />
war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen<br />
waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das<br />
Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war<br />
und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille<br />
von ihr zu trennen.<br />
Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel<br />
des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte<br />
dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das<br />
Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen<br />
Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er<br />
wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.<br />
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr<br />
durch den Propheten gesagt hat:<br />
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird<br />
sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben,<br />
das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.<br />
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen<br />
hatte, und nahm seine Frau zu sich.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
Abend · Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> 192<br />
Innehalten am Abend<br />
Eines der tiefen Geheimnisse des Lebens ist, dass alles, was<br />
das Tun wirklich wert ist, das ist, was wir für andere tun.<br />
Lewis Carroll (britischer Schriftsteller, 1832–1898)<br />
• Was ist mir in meinem Leben als ein bleibendes Gutes in<br />
Erinnerung?<br />
• Was kann ich heute für jemand anderen tun?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Zu diesem Lied finden Sie eine Auslegung auf den Seiten 372–<br />
375.<br />
Mit Ernst, o Menschenkinder,<br />
das Herz in euch bestellt,<br />
bald wird das Heil der Sünder,<br />
der wunderstarke Held,<br />
den Gott aus Gnad allein<br />
der Welt zum Licht und Leben<br />
versprochen hat zu geben,<br />
bei allen kehren ein.<br />
Bereitet doch beizeiten<br />
den Weg dem großen Gast<br />
und rüstet euch mit Freuden,<br />
lasst alles, was er hasst.<br />
Macht eben jeden Pfad,<br />
die Täler all erhöhet,<br />
macht niedrig, was hoch stehet,<br />
was krumm ist, macht gerad.<br />
Ach mache du mich Armen<br />
zu dieser heilgen Zeit<br />
aus Güte und Erbarmen,
193<br />
Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Herr Jesu, selbst bereit.<br />
Zieh in mein Herz hinein<br />
vom Stall und von der Krippen,<br />
so werden Herz und Lippen<br />
dir allzeit dankbar sein.<br />
Valentin Thilo 1642 / 3. Strophe: Hannoversches Gesangbuch, Lüneburg<br />
1657 – GL 748 (Anhang Würzburg) · GL 1975 113 · EG 10<br />
Psalm 135 Verse 13–21<br />
Herr, dein Name währt ewig, *<br />
das Gedenken an dich, Herr, dauert von Geschlecht zu Geschlecht.<br />
Denn der Herr verschafft Recht seinem Volk; *<br />
er hat mit seinen Knechten Mitleid.<br />
Die Götzen der Heiden sind nur Silber und Gold, *<br />
ein Machwerk von Menschenhand.<br />
Sie haben einen Mund und reden nicht, *<br />
Augen und sehen nicht;<br />
sie haben Ohren und hören nicht; *<br />
auch ist kein Hauch in ihrem Mund.<br />
Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, *<br />
alle, die den Götzen vertrauen.<br />
Haus Israel, preise den Herrn! *<br />
Haus Aaron, preise den Herrn!<br />
Haus Levi, preise den Herrn! *<br />
Alle, die ihr den Herrn fürchtet, preist den Herrn!<br />
Gepriesen sei der Herr auf Zion, *<br />
er, der thront in Jerusalem.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Wir preisen dich, du unser Gott: du sorgst für die Deinen und<br />
lässt nicht im Stich, die du erwählt hast. Gib, dass wir dir und<br />
einander die Treue halten.
Abend · Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> 194<br />
Lesung Hebr 9, 28<br />
Christus wurde ein einziges Mal geopfert, um die Sünden<br />
vieler hinwegzunehmen; beim zweiten Mal wird er nicht<br />
wegen der Sünde erscheinen, sondern um die zu retten, die ihn<br />
erwarten.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O Adonai, Herr und Führer des Hauses Israel, im flammenden<br />
Dornbusch bist du dem Mose erschienen und hast ihm auf dem<br />
Berg das Gesetz gegeben: O komm und befreie uns mit deinem<br />
starken Arm!<br />
Fürbitten<br />
„Weniger als je bedürfen wir heut der Bücher. Mehr als je –<br />
nein, aber so sehr wie je bedürfen wir heut der Menschen“,<br />
schrieb der große jüdische Lehrer Franz Rosenzweig vor fast<br />
hundert Jahren. Es ging ihm um eine lebensnahe jüdische Bildung,<br />
um den Seinen zu einem gebührenden Ort in der Gesellschaft<br />
zu verhelfen. Beten wir um Menschen, die die unterschiedlichen<br />
Kulturen in unserem Gemeinwesen in fruchtbaren<br />
Austausch miteinander bringen:<br />
V: Du Vater aller Menschen, A: höre unsere Bitten.<br />
– Dass aus persönlichen Begegnungen Verständnis füreinander<br />
entsteht.<br />
– Dass sich jede und jeder Einzelne als bedeutsames Glied des<br />
großen Ganzen erfahren kann.<br />
– Dass die verschiedenen religiösen Traditionen im wertschätzenden<br />
Umgang miteinander eine verbindende Wirkung entfalten.<br />
– Dass die spaltenden Tendenzen der unterschiedlichen radikalen<br />
Strömungen aufgefangen werden.
195<br />
Freitag, 18. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
– Dass die religiösen Feste der einen von den andern als Bereicherung<br />
des eigenen spirituellen Lebens wahrgenommen<br />
werden.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, noch lastet die alte Knechtschaft auf uns,<br />
noch drückt uns das Joch der Sünde. Schenke uns die wahre<br />
Freiheit und mach uns neu durch die Geburt deines Sohnes,<br />
auf die wir gläubig warten. Darum bitten wir durch ihn, der<br />
in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in<br />
alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: sel. Petrus von Arolsen (Propst im Chorfrauenstift Arolsen,<br />
12. Jh.) · Konrad von Liechtenau (Prämonstratenser, Propst von<br />
Ursberg, † 1240)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Hört, eine helle Stimme ruft<br />
und dringt durch Nacht und Finsternis:<br />
Wacht auf und lasset Traum und Schlaf –<br />
am Himmel leuchtet Christus auf.<br />
Dies ist der Hoffnung lichte Zeit;<br />
der Morgen kommt, der Tag bricht an:<br />
Ein neuer Stern geht strahlend auf,<br />
vor dessen Schein das Dunkel flieht.<br />
Vom Himmel wird als Lamm gesandt,<br />
der alle Sünde auf sich nimmt.<br />
Wir blicken gläubig zu ihm auf<br />
und bitten ihn um sein Verzeihn.<br />
Dass, wenn im Licht er wiederkommt,<br />
sein Glanz die Welt mit Schrecken schlägt,<br />
er nicht die Sünde strafend rächt,<br />
uns liebend vielmehr bei sich birgt.
197<br />
Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Ruhm, Ehre, Macht und Herrlichkeit<br />
sei Gott dem Vater und dem Sohn,<br />
dem Geiste, der uns Beistand ist,<br />
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />
Nach: Vox clara ecce intonat; spätestens 10. Jahrhundert<br />
GL 621 – andere Melodie: GL 230 · GL 1975 116 · KG 309 · EG 3<br />
Canticum Weish 9, 1–6.9–11<br />
Antiphon:<br />
Tauet, ihr Himmel, von oben; ihr Wolken, regnet herab den Gerechten.<br />
Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor.<br />
Gott der Väter und Herr des Erbarmens, *<br />
du hast das All durch dein Wort gemacht.<br />
Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, *<br />
damit er über deine Geschöpfe herrscht.<br />
Er soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten *<br />
und Gericht halten in rechter Gesinnung.<br />
Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront, *<br />
und verstoß mich nicht aus der Schar deiner Kinder!<br />
Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, /<br />
ein schwacher Mensch, dessen Leben nur kurz ist, *<br />
und gering ist meine Einsicht in Recht und Gesetz.<br />
Wäre einer auch vollkommen unter den Menschen, *<br />
er wird kein Ansehen genießen, wenn ihm deine Weisheit fehlt.<br />
Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt *<br />
und die zugegen war, als du die Welt erschufst.<br />
Sie weiß, was dir gefällt *<br />
und was recht ist nach deinen Geboten.<br />
Sende sie vom heiligen Himmel *<br />
und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit,
Morgen · Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> 198<br />
damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile *<br />
und damit ich erkenne, was dir gefällt.<br />
Denn sie weiß und versteht alles; /<br />
sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten *<br />
und mich in ihrem Lichtglanz schützen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
Tauet, ihr Himmel, von oben; ihr Wolken, regnet herab den Gerechten.<br />
Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor.<br />
Lesung <br />
Jes 2, 3bcd<br />
Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum<br />
Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen<br />
Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung<br />
des Herrn, aus Jerusalem kommt sein Wort.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Wie die Sonne aufgeht, so wird der Erlöser erscheinen; wie Tau<br />
auf das Gras kommt er herab in den Schoß der Jungfrau.<br />
Bitten<br />
Gott, unser Reichtum und unsere Freude kommen von dir. Wir<br />
bitten dich:<br />
A: Schenke uns deinen Geist.<br />
– Hilf uns erkennen, wie arm wir Menschen ausnahmslos vor<br />
dir sind.<br />
– Gib uns den Mut, zu dieser Einsicht zu stehen, und an nichts<br />
Materielles unser Herz zu hängen.<br />
– Lass uns spüren, wie nah du uns bist, wenn wir für unsere<br />
Mitmenschen da sind.
199<br />
Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Ewiger Gott, durch die Geburt deines Sohnes aus der Jungfrau<br />
Maria hast du vor der Welt deine Herrlichkeit offenbar gemacht.<br />
Lass uns das unfassbare Geheimnis der Menschwerdung<br />
in unverfälschtem Glauben bewahren und in liebender Hingabe<br />
feiern. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Der Herr wird kommen, er lässt nicht auf sich warten.<br />
Es wird keine Angst mehr sein in der Welt,<br />
denn er ist unser Heiland.<br />
Vgl. Hebr 10,37<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch der Richter Ri 13, 2–7.24–25a<br />
In jenen Tagen lebte in Zora ein Mann namens Manoach, aus<br />
der Sippe der Daniter; seine Frau war unfruchtbar und hatte<br />
keine Kinder.<br />
Der Engel des Herrn erschien der Frau und sagte zu ihr: Gewiss,<br />
du bist unfruchtbar und hast keine Kinder; aber du sollst<br />
schwanger werden und einen Sohn gebären. Nimm dich jedoch<br />
in Acht, und trink weder Wein noch Bier, und iss nichts Unreines!<br />
Denn siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn<br />
gebären. Es darf kein Schermesser an seine Haare kommen;<br />
denn der Knabe wird von Geburt an ein Gott geweihter Na-
Eucharistie · Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> 200<br />
siräer sein. Er wird damit beginnen, Israel aus der Gewalt der<br />
Philister zu befreien.<br />
Die Frau ging und sagte zu ihrem Mann: Ein Gottesmann ist<br />
zu mir gekommen; er sah aus, wie der Engel Gottes aussieht,<br />
überaus furchterregend. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er<br />
kam, und er hat mir auch seinen Namen nicht genannt. Er sagte<br />
zu mir: Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn<br />
gebären. Trink jedoch keinen Wein und kein Bier, und iss nichts<br />
Unreines; denn der Knabe wird von Geburt an ein Gott geweihter<br />
Nasiräer sein, bis zum Tag seines Todes.<br />
Die Frau gebar einen Sohn und nannte ihn Simson; der Knabe<br />
wuchs heran, und der Herr segnete ihn. Dann aber begann<br />
der Geist des Herrn, ihn umherzutreiben.<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 71, 3ab.d–4a.5–6b.16–17<br />
Kehrvers:<br />
Mein Mund ist erfüllt von deinem Lob.<br />
Sei mir ein sicherer Hort, *<br />
zu dem ich allzeit kommen darf.<br />
Denn du bist mein Fels und meine Burg. *<br />
Mein Gott, rette mich aus der Hand des Frevlers. – Kehrvers<br />
Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, *<br />
meine Hoffnung von Jugend auf.<br />
Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, *<br />
vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer. – Kehrvers<br />
Ich will kommen in den Tempel Gottes, des Herrn, *<br />
deine großen und gerechten Taten allein will ich rühmen.<br />
Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, *<br />
und noch heute verkünde ich<br />
dein wunderbares Walten. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 8a, ferner GL 401 · GL 1975 496<br />
oder 477 · KG 85, 7 (VI. Ton)
201<br />
Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker:<br />
Komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 5–25<br />
Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester<br />
namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine<br />
Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabet.<br />
Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und<br />
hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des<br />
Herrn. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar,<br />
und beide waren schon in vorgerücktem Alter.<br />
Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war<br />
und er beim Gottesdienst mitzuwirken hatte, wurde, wie nach<br />
der Priesterordnung üblich, das Los geworfen, und Zacharias<br />
fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen.<br />
Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte,<br />
stand das ganze Volk draußen und betete.<br />
Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf<br />
der rechten Seite des Rauchopferaltars. Als Zacharias ihn sah,<br />
erschrak er, und es befiel ihn Furcht.<br />
Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias!<br />
Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen<br />
Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben.<br />
Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden<br />
sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem<br />
Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht<br />
trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist<br />
erfüllt sein. Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren.<br />
Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem<br />
Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern
Eucharistie · Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> 202<br />
zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen<br />
und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.<br />
Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, dass<br />
das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist<br />
in vorgerücktem Alter.<br />
Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht,<br />
und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese<br />
frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht<br />
geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist,<br />
sollst du stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu dem<br />
Tag, an dem all das eintrifft.<br />
Inzwischen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte<br />
sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er dann herauskam,<br />
konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er<br />
im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur<br />
Zeichen mit der Hand und blieb stumm.<br />
Als die Tage seines Dienstes im Tempel zu Ende waren, kehrte<br />
er nach Hause zurück. Bald darauf empfing seine Frau Elisabet<br />
einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie<br />
sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig<br />
auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der<br />
ich in den Augen der Menschen beladen war.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Ganz unten. Die eigene Schande spüren, sich wie Ausschussware<br />
fühlen, den kleinen Gemeinheiten der anderen ausgeliefert<br />
sein oder ihrem gedankenlosen Glück; das kennt Elisabet<br />
seit einer Ewigkeit. Wovor soll sie sich noch fürchten? Vor dem<br />
Tod? Auch ihr Mann ist gezeichnet, wie auch nicht. Was hat in<br />
ihrer beider Leben nicht gestimmt? Warum versagte Gott ihnen<br />
ein Kind? Sie sind älter geworden. Sie haben aufgegeben. Gott<br />
bestürmen sie schon lange nicht mehr. Und nun ist es so. Es<br />
ist vorbei, aus und vorbei. Es schneidet, es schmerzt, und dennoch<br />
gehen sie aufrecht, leben sie gerecht. Ein frommer Jude,<br />
eine gläubige Jüdin, die aneinander und an Gottes Weisung
203<br />
Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
festgehalten haben, bis heute. Doch heute geschieht mehr, als<br />
Zacharias fassen kann. Er verstummt, aber Elisabet gewinnt<br />
eine Stimme. Sie nimmt den an, der ihre Annahmen sprengt.<br />
Sie gibt dem Neuen in sich Raum. Sie jubelt über den Herrn,<br />
ihren Helfer. Und steht auf.<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
Hymnus<br />
Wie soll ich dich empfangen<br />
und wie begegn ich dir,<br />
o aller Welt Verlangen,<br />
o meiner Seelen Zier?<br />
O Jesu, Jesu, setze<br />
mir selbst die Fackel bei,<br />
damit, was dich ergötze,<br />
mir kund und wissend sei.<br />
Dein Zion streut dir Palmen<br />
und grüne Zweige hin,<br />
und ich will dir in Psalmen<br />
ermuntern meinen Sinn.<br />
Mein Herze soll dir grünen<br />
in stetem Lob und Preis<br />
und deinem Namen dienen,<br />
so gut es kann und weiß.<br />
Was hast du unterlassen<br />
zu meinem Trost und Freud,<br />
als Leib und Seele saßen<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
Abend · Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> 204<br />
in ihrem größten Leid?<br />
Als mir das Reich genommen,<br />
da Fried und Freude lacht,<br />
da bist du, mein Heil, kommen<br />
und hast mich froh gemacht.<br />
Paul Gerhardt, 1653, EG 11, Strophen 1–3,<br />
alternative Melodie: Gott ist dreifaltig einer (GL 354 · GL 1975 489 · KG 97),<br />
oder: O Haupt voll Blut und Wunden (GL 289 · GL 1975 179 · KG 389)<br />
Psalm 122<br />
Ich freute mich, als man mir sagte: *<br />
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“<br />
Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: /<br />
Jerusalem, du starke Stadt, *<br />
dicht gebaut und fest gefügt.<br />
Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, /<br />
wie es Israel geboten ist, *<br />
den Namen des Herrn zu preisen.<br />
Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, *<br />
die Throne des Hauses David.<br />
Erbittet für Jerusalem Frieden! *<br />
Wer dich liebt, sei in dir geborgen.<br />
Friede wohne in deinen Mauern, *<br />
in deinen Häusern Geborgenheit.<br />
Wegen meiner Brüder und Freunde *<br />
will ich sagen: In dir sei Friede.<br />
Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, *<br />
will ich dir Glück erflehen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Inmitten vieler Menschen sind wir unterwegs zu dir, du unser<br />
Friede. Segne unsere Weggemeinschaft und komm uns entgegen,<br />
führe uns in dein Haus.
205<br />
Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Lesung Phil 3, 20b–21<br />
Vom Himmel her erwarten wir Jesus Christus, den Herrn, als<br />
Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die<br />
Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich<br />
alles unterwerfen kann.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker –<br />
vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die<br />
Völker: O komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger!<br />
Fürbitten<br />
Viele Menschen in unserer Zeit suchen nach Sinn und Erfüllung.<br />
Mit ihnen bitten wir:<br />
A: Jesus, komm uns entgegen.<br />
– Wenn Fragen und Zweifel uns verunsichern.<br />
– Wenn Trennungen und Verluste uns betrüben.<br />
– Wenn in unsern Fingern zerrinnt, wofür wir uns eingesetzt<br />
haben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.<br />
Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung<br />
Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden<br />
und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir<br />
durch ihn, Jesus Christus.<br />
Die Gnade Jesu Christi, unseres Herrn, sei mit uns allen.<br />
Vgl. Röm 16, 24<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Von Woche zu Woche · Samstag, 19. <strong>Dezember</strong> 206<br />
Von Woche zu Woche<br />
Die Begnadete<br />
(zu Lk 1, 26–38)<br />
Stockender Atem.<br />
Furcht ohnegleichen.<br />
Erstarren. Erbleichen.<br />
Fremde Rede wie Rauschen.<br />
Hören ohne zu vernehmen.<br />
Ruhig werden,<br />
lauschen.<br />
Umhüllt vom Wunder<br />
sich wundern.<br />
Aufnehmen,<br />
noch nicht annehmen.<br />
Vorsichtig atmen,<br />
noch nicht aufatmen.<br />
Zaghaft, zögerlich,<br />
dann stark und klar:<br />
die Kraft zu fragen,<br />
das Nein zu denken,<br />
das Ja zu erwägen,<br />
das Ja zu wagen,<br />
das Ja zu schenken –<br />
es frei zu sagen!<br />
Glaubend,<br />
liebend,<br />
hoffend,<br />
vertrauend<br />
auf deinen Plan.<br />
Dorothee Sandherr-Klemp
20. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
4. Adventssonntag<br />
Namenstag: hl. Hoger von Hamburg (Bischof, † 916) · hl. Dominikus<br />
von Silos (Abt, † 1073) · Heinrich Egher (Kartäuser, Förderer der<br />
Devotio moderna, † 1408) · Regina Hueter (Ordensfrau, Mystikerin,<br />
† 1646)<br />
Ökumenischer Gedenktag: Katharina von Bora (Ehefrau Martin Luthers,<br />
1499–1552)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen.<br />
Ps 89, 2a<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Ich lag in schweren Banden,<br />
du kommst und machst mich los;<br />
ich stand in Spott und Schanden,<br />
du kommst und machst mich groß<br />
und hebst mich hoch zu Ehren<br />
und schenkst mir großes Gut,<br />
das sich nicht lässt verzehren,<br />
wie irdisch Reichtum tut.
Morgen · Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> 208<br />
Nichts, nichts hat dich getrieben<br />
zu mir vom Himmelszelt<br />
als das geliebte Lieben,<br />
damit du alle Welt<br />
in ihren tausend Plagen<br />
und großen Jammerlast,<br />
die kein Mund kann aussagen,<br />
so fest umfangen hast.<br />
Das schreib dir in dein Herze,<br />
du hochbetrübtes Heer,<br />
bei denen Gram und Schmerze<br />
sich häuft je mehr und mehr;<br />
seid unverzagt, ihr habet<br />
die Hilfe vor der Tür;<br />
der eure Herzen labet<br />
und tröstet, steht allhier.<br />
Paul Gerhardt, 1653, EG 11, Strophen 4–6,<br />
alternative Melodie: Gott ist dreifaltig einer (GL 354 · GL 1975 489 · KG 97),<br />
oder: O Haupt voll Blut und Wunden (GL 289 · GL 1975 179 · KG 389)<br />
Psalm 24<br />
Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, *<br />
der Erdkreis und seine Bewohner.<br />
Denn er hat ihn auf Meere gegründet, *<br />
ihn über Strömen befestigt.<br />
Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, *<br />
wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?<br />
Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, *<br />
der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.<br />
Er wird Segen empfangen vom Herrn *<br />
und Heil von Gott, seinem Helfer.<br />
Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, *<br />
die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.
209<br />
Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />
hebt euch, ihr uralten Pforten; *<br />
denn es kommt der König der Herrlichkeit.<br />
Wer ist der König der Herrlichkeit? *<br />
Der Herr, stark und gewaltig,<br />
der Herr, mächtig im Kampf.<br />
Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />
hebt euch, ihr uralten Pforten; *<br />
denn es kommt der König der Herrlichkeit.<br />
Wer ist der König der Herrlichkeit? *<br />
Der Herr der Heerscharen,<br />
er ist der König der Herrlichkeit.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gott Jakobs, wir suchen dein Angesicht. Komm, zieh bei uns<br />
ein, du König der Herrlichkeit, und schenke uns dein Heil.<br />
Lesung vgl. 2 Thess 1, 6.7.10<br />
Es entspricht der Gerechtigkeit Gottes, euch, den Bedrängten,<br />
zusammen mit uns Ruhe zu schenken, wenn Jesus, der<br />
Herr, sich vom Himmel her offenbart mit seinen mächtigen Engeln,<br />
wenn er kommt, um inmitten seiner Heiligen gefeiert und<br />
im Kreis aller derer bewundert zu werden, die den Glauben<br />
angenommen haben.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Der Engel Gabriel wurde zu Maria, der Jungfrau, gesandt, die<br />
mit Josef verlobt war.<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Gott, der uns durch die Engel seine Herrlichkeit<br />
offenbart. Zu ihm lasst uns rufen:
Eucharistie · Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> 210<br />
A: Wir loben dich und preisen dich.<br />
Du thronst in unzugänglichem Licht;<br />
– bewahre uns davor, unsere Vorstellungen von deinem Wirken<br />
auf menschliche Maßstäbe festzulegen.<br />
Du möchtest deine Macht auch in unserem Leben erweisen;<br />
– mach uns bereit, dein Angebot zu ergreifen.<br />
Du willst das Heil aller Menschen;<br />
– hilf uns, ihnen deine Barmherzigkeit zu verkünden.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.<br />
Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung<br />
Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden<br />
und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir<br />
durch ihn, Jesus Christus.<br />
Gottes Geist durchwehe uns,<br />
er halte die Glut der Liebe in uns am Leben<br />
und lasse den Funken überspringen.<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 222, 224, 227, 528, 530, 537 · KG 303, 305,<br />
308, 313, 546, 757<br />
Tauet, ihr Himmel, von oben!<br />
Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten!<br />
Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!<br />
Vgl. Jes 45, 8<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)
211<br />
Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Lesung aus dem zweiten Buch Samuel<br />
2 Sam 7, 1–5.8b–12.14a.16<br />
In jenen Tagen als König David in seinem Haus wohnte und<br />
der HERR ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft<br />
hatte, sagte er zu dem Propheten Natan: Ich wohne in<br />
einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem<br />
Zelt. Natan antwortete dem König: Geh nur und tu alles,<br />
was du im Herzen hast; denn der HERR ist mit dir.<br />
Aber in jener Nacht erging das Wort des HERRN an Natan:<br />
Geh zu meinem Knecht David und sag zu ihm: So spricht der<br />
HERR: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?<br />
Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt,<br />
damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall<br />
mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. Ich habe alle<br />
deine Feinde vor deinen Augen vernichtet und ich werde dir<br />
einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf<br />
der Erde gleich ist. Ich werde meinem Volk Israel einen Platz<br />
zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohnen<br />
kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen<br />
es nicht mehr unterdrücken wie früher und auch von<br />
dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt<br />
habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.<br />
Nun verkündet dir der HERR, dass der HERR dir ein Haus<br />
bauen wird. Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen<br />
Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen<br />
Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen.<br />
Ich werde für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein.<br />
Dein Haus und dein Königtum werden vor dir auf ewig bestehen<br />
bleiben; dein Thron wird auf ewig Bestand haben.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Wir müssen wohl immer wieder prüfen, was wir wollen, wenn<br />
wir Gott ein Haus bauen wollen. Ein Haus aus Steinen, ein<br />
Haus aus Begriffen, ein Haus aus unseren Wünschen und
Eucharistie · Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> 212<br />
Ängsten? Wollen wir Gott in unsere Ansichten und Absichten<br />
einbinden und einbauen, wollen wir ihn nach unseren Erfordernissen<br />
und Abmessungen zurechtstutzen, bis er – uns –<br />
passt? Oder wollen wir unsere Herzen weit machen und unsere<br />
Häuser öffnen: dem Gastgeber, dem fern-nahen Gast?<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 89, 2–3.20a.4–5.27.29<br />
Kehrvers:<br />
Von der Huld des HERRN will ich ewig singen.<br />
Von der Huld des HERRN will ich ewig singen, *<br />
von Geschlecht zu Geschlecht mit meinem Mund deine Treue<br />
verkünden.<br />
Denn ich bekenne: Auf ewig ist Huld gegründet, *<br />
im Himmel deine Treue gefestigt. – Kehrvers<br />
Einst hast du in einer Vision<br />
zu deinen Frommen gesprochen: /<br />
„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten *<br />
und David, meinem Knecht, geschworen:<br />
Auf ewig gebe ich deinem Haus festen Bestand *<br />
und von Geschlecht zu Geschlecht<br />
gründe ich deinen Thron. – Kehrvers<br />
Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, *<br />
mein Gott, der Fels meiner Rettung.<br />
Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, *<br />
mein Bund mit ihm ist verlässlich.“ – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 2a, ferner GL 631, 3 (IX. Ton)<br />
oder 657, 3 · GL 1975 527, 2 · KG 612 (II. oder VIII. Ton)<br />
Lesung aus dem Römerbrief Röm 16, 25–27<br />
Dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben – gemäß meinem<br />
Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus,<br />
gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen<br />
Zeiten unausgesprochen war, jetzt aber nach dem Willen des
213<br />
Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
ewigen Gottes offenbart und durch prophetische Schriften<br />
kundgemacht wurde, um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens<br />
zu führen –, ihm, dem einen, weisen Gott, sei Ehre durch<br />
Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen.<br />
Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 1, 38<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Maria sagte: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe<br />
nach deinem Wort.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 26–38<br />
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt<br />
in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war<br />
mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David<br />
stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.<br />
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,<br />
der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und<br />
überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.<br />
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn<br />
du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger<br />
werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den<br />
Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten<br />
genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines<br />
Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit<br />
herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.<br />
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich<br />
keinen Mann erkenne?<br />
Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen<br />
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb<br />
wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.<br />
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter<br />
einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie<br />
schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Eucharistie · Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> 214<br />
Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe,<br />
wie du es gesagt hast.<br />
Danach verließ sie der Engel.<br />
Credo<br />
Gabengebet<br />
Herr, unser Gott, wir legen die Gaben auf den Altar. Heilige<br />
sie durch deinen Geist, der mit seiner Kraft die Jungfrau Maria<br />
überschattet hat. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />
Herrn.<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />
allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken und<br />
dein Erbarmen zu preisen. Denn was durch Adams Sünde verloren<br />
ging, bringt uns Christus zurück, unser Retter und Heiland.<br />
Was du durch sein erstes Kommen begonnen hast, wirst du bei<br />
seiner Wiederkunft an uns vollenden. Darum dienen dir alle<br />
Geschöpfe, ehren dich die Erlösten, rühmt dich die Schar deiner<br />
Heiligen. Auch wir preisen dich mit den Chören der Engel und<br />
singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers Jes 7, 14<br />
Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären.<br />
Sein Name ist Immanuel, Gott mit uns.<br />
Schlussgebet<br />
Allmächtiger Gott, du hast uns in diesem Mahl das Heil zugesagt<br />
und uns schon jetzt Anteil daran gegeben. Lass uns das<br />
Kommen deines Sohnes in Freude erwarten und mache uns<br />
umso eifriger in deinem Dienst, je näher das Fest seiner Geburt<br />
heranrückt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
215<br />
Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> · Auslegung<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen<br />
seines Sohnes geschenkt; er segne und heilige euch durch das<br />
Licht seiner Gnade.<br />
Er mache euch standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung<br />
und eifrig in Werken der Liebe.<br />
Die erste Ankunft des Erlösers sei euch Unterpfand der ewigen<br />
Herrlichkeit, die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt<br />
auf den Wolken des Himmels. Amen.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />
Von Gregor von Nyssa<br />
Weil sie in besonderer Weise den Heiligen Geist empfängt<br />
und den heilbringenden Geist gebiert, gemäß dem Propheten<br />
(Jes 26, 18 LXX), deshalb ist hinzugefügt: „Du wirst einen<br />
Sohn gebären.“ Nicht alle aber sind wie Maria, dass sie das<br />
Wort gebären, wenn sie im Heiligen Geist empfangen. Denn<br />
einige stoßen das Wort wie eine Fehlgeburt hinaus, andere haben<br />
Christus in ihrem Innern, aber er hat noch nicht Gestalt<br />
angenommen in ihnen.<br />
Gregor von Nyssa (Bischof, jüngerer Bruder Basilius’ von Caesarea,<br />
um 335/340–nach 394), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea.<br />
Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und<br />
Florian Kolbinger, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012, 357
Abend · Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> 216<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Ihr dürft euch nicht bemühen<br />
noch sorgen Tag und Nacht,<br />
wie ihr ihn wollet ziehen<br />
mit eures Armes Macht.<br />
Er kommt, er kommt mit Willen,<br />
ist voller Lieb und Lust,<br />
all Angst und Not zu stillen,<br />
die ihm an euch bewusst.<br />
Auch dürft ihr nicht erschrecken<br />
vor eurer Sünden Schuld;<br />
nein, Jesus will sie decken<br />
mit seiner Lieb und Huld.<br />
Er kommt, er kommt den Sündern<br />
zu Trost und wahrem Heil,<br />
schafft, dass bei Gottes Kindern<br />
verbleib ihr Erb und Teil.<br />
Was fragt ihr nach dem Schreien<br />
der Feind und ihrer Tück?<br />
Der Herr wird sie zerstreuen<br />
in einem Augenblick.<br />
Er kommt, er kommt, ein König,<br />
dem wahrlich alle Feind<br />
auf Erden viel zu wenig<br />
zum Widerstande seind.<br />
Er kommt zum Weltgerichte:<br />
zum Fluch dem, der ihm flucht,
217<br />
Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
mit Gnad und süßem Lichte<br />
dem, der ihn liebt und sucht.<br />
Ach komm, ach komm, o Sonne,<br />
und hol uns allzumal<br />
zum ewgen Licht und Wonne<br />
in deinen Freudensaal.<br />
Paul Gerhardt, 1653, EG 11, Strophen 7–10,<br />
alternative Melodie: Gott ist dreifaltig einer (GL 354 · GL 1975 489 · KG 97),<br />
oder: O Haupt voll Blut und Wunden (GL 289 · GL 1975 179 · KG 389)<br />
Psalm 76 Verse 8–13<br />
Furchtbar bist du. Wer kann bestehen vor dir, *<br />
vor der Gewalt deines Zornes?<br />
Vom Himmel her machst du das Urteil bekannt; *<br />
Furcht packt die Erde, und sie verstummt,<br />
wenn Gott sich erhebt zum Gericht, *<br />
um allen Gebeugten auf der Erde zu helfen.<br />
Denn auch der Mensch voll Trotz muss dich preisen *<br />
und der Rest der Völker dich feiern.<br />
Legt Gelübde ab und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! *<br />
Ihr alle ringsum, bringt Gaben ihm, den ihr fürchtet.<br />
Er nimmt den Fürsten den Mut; *<br />
furchterregend ist er für die Könige der Erde.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Jesus, Lamm Gottes, wir bekennen dich als den Richter, der<br />
allen Menschen und Zeiten das Urteil sprechen wird. Gib, dass<br />
sich niemand deiner Güte verschließt. Hilf, dass alle zum Vater<br />
gelangen.<br />
Lesung Mi 5, 3.4a<br />
Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des Herrn, im<br />
hohen Namen Jahwes, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit<br />
leben, denn nun reicht seine Macht bis an die Grenzen der<br />
Erde. Und er wird der Friede sein.
Abend · Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> 218<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und<br />
niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag<br />
zu öffnen: O komm und öffne den Kerker der Finsternis und die<br />
Fessel des Todes!<br />
Fürbitten<br />
Gott der Gerechtigkeit, wir bitten dich für alle, die heute gefangen<br />
genommen werden:<br />
A: Herr, erbarme dich.<br />
– Dass niemand, der sich gewaltlos für ein berechtigtes Ziel<br />
eingesetzt hat, schikaniert und unterdrückt wird.<br />
– Dass Menschen, die in bewaffneten Konflikten in die Gewalt<br />
der Gegner gelangen, respektvoll behandelt werden.<br />
– Dass alle, die entführt oder zur Erpressung von Lösegeld festgehalten<br />
werden, wieder sicher in ihr Leben zurückkehren<br />
können.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.<br />
Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung<br />
Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden<br />
und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir<br />
durch ihn, Jesus Christus.<br />
Gott lasse uns wachsen in seiner Gnade<br />
und schenke uns Einsicht und Weisheit.<br />
In Jesus Christus eröffne er uns den Weg zum Leben.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Montag, 21. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Alternative Lesung: Zef 3, 14–17 (14–18a)<br />
Namenstag: Hagar (biblische Gestalt) · Micha (Prophet) · Richard von<br />
Adwerth (Zisterzienser, † 1266) · sel. Peter Friedhofen (Schornsteinfeger,<br />
Gründer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, † 1860)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
O Heiland, reiß die Himmel auf,<br />
herab, herab vom Himmel lauf.<br />
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,<br />
reiß ab, wo Schloss und Riegel für.<br />
O Gott, ein Tau vom Himmel gieß,<br />
im Tau herab, o Heiland, fließ.<br />
Ihr Wolken brecht und regnet aus<br />
den König über Jakobs Haus.<br />
O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd,<br />
dass Berg und Tal grün alles werd.<br />
O Erd, herfür dies Blümlein bring,<br />
o Heiland, aus der Erden spring.<br />
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,<br />
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?<br />
O komm, ach komm vom höchsten Saal,<br />
komm, tröst uns hier im Jammertal.
Morgen · Montag, 21. <strong>Dezember</strong> 220<br />
O klare Sonn, du schöner Stern,<br />
dich wollten wir anschauen gern.<br />
O Sonn, geh auf, ohn deinen Schein<br />
in Finsternis wir alle sein.<br />
Hier leiden wir die größte Not,<br />
vor Augen steht der ewig Tod.<br />
Ach komm, führ uns mit starker Hand<br />
vom Elend zu dem Vaterland.<br />
Friedrich Spee 1622 – GL 231 · GL 1975 105 · KG 302 · EG 7<br />
Canticum Jes 42, 10–16d<br />
Antiphon:<br />
Singt dem Herrn ein neues Lied, sein Lob halle wider von den<br />
Enden der Erde.<br />
Singt dem Herrn ein neues Lied, *<br />
verkündet seinen Ruhm bis ans Ende der Erde!<br />
Es jauchze das Meer und alles, was es erfüllt, *<br />
die Inseln und ihre Bewohner.<br />
Die Wüste und ihre Städte sollen sich freuen, *<br />
die Dörfer, die Kedar bewohnt.<br />
Die Bewohner von Sela sollen singen vor Freude *<br />
und jubeln auf den Gipfeln der Berge.<br />
Sie sollen die Herrlichkeit des Herrn verkünden, *<br />
seinen Ruhm auf den Inseln verbreiten.<br />
Der Herr zieht in den Kampf wie ein Held, *<br />
er entfacht seine Leidenschaft wie ein Krieger.<br />
Er erhebt den Schlachtruf und schreit, *<br />
er zeigt sich als Held gegenüber den Feinden.<br />
Ich hatte sehr lange geschwiegen, *<br />
ich war still und hielt mich zurück.<br />
Wie eine Gebärende will ich nun schreien, *<br />
ich schnaube und schnaufe.
221<br />
Montag, 21. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Die Berge und Hügel dörre ich aus *<br />
und lasse ihr Gras völlig vertrocknen.<br />
Flüsse mache ich zu festem Boden, *<br />
und Teiche lege ich trocken.<br />
Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, *<br />
auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern.<br />
Die Finsternis vor ihren Augen mache ich zu Licht; *<br />
was krumm ist, mache ich gerade.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung Sach 8, 7–8<br />
Seht, ich werde mein Volk befreien aus dem Land des Sonnenaufgangs<br />
und aus dem Land des Sonnenuntergangs. Ich<br />
werde sie heimbringen, und sie werden in Jerusalem wohnen.<br />
Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein, unwandelbar<br />
und treu.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Fürchtet euch nicht: Am fünften Tag kommt unser Herr zu euch.<br />
Bitten<br />
Lasst uns beten zu unserem Gott, der die Gerechtigkeit liebt:<br />
A: Dein Reich komme.<br />
– Öffne uns für deine Gegenwart, damit deine Güte in uns<br />
Raum gewinnt.<br />
– Bekleide uns mit deinem Heil, dass wir deine Freude in unsere<br />
Welt tragen.<br />
– Lass uns in der Kraft deines liebenden Geistes allem Unrecht<br />
und Hass entgegentreten.<br />
Vaterunser
Eucharistie · Montag, 21. <strong>Dezember</strong> 222<br />
Oration<br />
Gnädiger Gott, du erfüllst uns mit Freude über das Kommen<br />
deines Sohnes in unserem Fleisch. Schenke uns bei seinem<br />
Kommen in Herrlichkeit das ewige Leben, das du uns verheißen<br />
hast. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Bald wird kommen der Herrscher, der Herr.<br />
Sein Name ist Immanuel, Gott mit uns.<br />
Vgl. Jes 7, 14; 8, 10<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Hohenlied Hld 2, 8–14<br />
Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt. Er springt über<br />
die Berge, hüpft über die Hügel. Der Gazelle gleicht mein<br />
Geliebter, dem jungen Hirsch. Ja, draußen steht er an der Wand<br />
unsres Hauses; er blickt durch die Fenster, späht durch die Gitter.<br />
Der Geliebte spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine<br />
Schöne, so komm doch! Denn vorbei ist der Winter, verrauscht<br />
der Regen. Auf der Flur erscheinen die Blumen; die Zeit<br />
zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube ist zu hören<br />
in unserem Land. Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte;<br />
die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, meine<br />
Schöne, so komm doch! Meine Taube im Felsennest, versteckt<br />
an der Steilwand, dein Gesicht lass mich sehen, deine Stimme<br />
hören! Denn süß ist deine Stimme, lieblich dein Gesicht.
223<br />
Montag, 21. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Impuls zur Lesung<br />
Eine junge Frau erträumt – erspürt die Nähe ihres in der Ferne<br />
weilenden Freundes. Sehnsucht trifft auf Sehnsucht, und das<br />
verleiht dem Ersehnten äußerste Sprungkraft – Gazelle und<br />
Hirsch werden im Orient wegen ihrer Schnelligkeit, Lebhaftigkeit<br />
und Anmut gerühmt. Sehnsucht trifft auf Sehnsucht –<br />
vielleicht sagt dieses Wort, was im Advent zwischen Gott und<br />
Mensch geschieht. Geschieht es? Gott sehnt sich nach uns.<br />
Und wir? Leben wir weiter mit betäubten Ohren, geschlossenen<br />
Augen, verschlossenem Herzen? Oder werden wir in<br />
diesen Tagen und Nächten ganz Herz, ganz Auge, ganz Ohr?<br />
„Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt. Er springt über<br />
die Berge, hüpft über die Hügel. Der Gazelle gleicht mein Geliebter,<br />
dem jungen Hirsch.“<br />
Antwortpsalm Ps 33, 2–3.11–12.20–21<br />
Kehrvers:<br />
Jubelt vor dem Herrn, ihr Gerechten; singt ihm ein neues Lied!<br />
Preist den Herrn mit der Zither, *<br />
spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe!<br />
Singt ihm ein neues Lied, *<br />
greift voll in die Saiten und jubelt laut! – Kehrvers<br />
Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, *<br />
die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.<br />
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, *<br />
der Nation, die er sich zum Erbteil erwählt hat. – Kehrvers<br />
Unsre Seele hofft auf den Herrn; *<br />
er ist für uns Schild und Hilfe.<br />
Ja, an ihm freut sich unser Herz, *<br />
wir vertrauen auf seinen heiligen Namen. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Verse 1a.3a,<br />
ferner GL 56, 1 · GL 1975 646, 1 · KG 623 (V. Ton)
Abend · Montag, 21. <strong>Dezember</strong> 224<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit<br />
strahlende Sonne: Komm und erleuchte, die da sitzen in<br />
Finsternis und im Schatten des Todes!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 39–45<br />
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in<br />
eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des<br />
Zacharias und begrüßte Elisabet.<br />
Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem<br />
Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit<br />
lauter Stimme:<br />
Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet<br />
ist die Frucht deines Leibes.<br />
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In<br />
dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor<br />
Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich<br />
erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Indem ich meine Gedanken positiv fülle, fallen die negativen<br />
Gedanken ab.<br />
Johannes vom Kreuz (spanischer Karmelit und Mystiker, 1542–1591)
225<br />
Montag, 21. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
• Wie kann ich meinen Gedanken eine zuversichtliche Richtung<br />
geben?<br />
• Wodurch kann ich erreichen, dass Abwertung, Missgunst,<br />
dass all die negativen Gedanken abfallen?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Du Morgenstern, du Licht vom Licht,<br />
das durch die Finsternisse bricht,<br />
du gingst vor aller Zeiten Lauf<br />
in unerschaffner Klarheit auf.<br />
Du Lebensquell, wir danken dir,<br />
auf dich, Lebend’ger, hoffen wir;<br />
denn du durchdrangst des Todes Nacht,<br />
hast Sieg und Leben uns gebracht.<br />
Du ewge Wahrheit, Gottes Bild,<br />
der du den Vater uns enthüllt,<br />
du kamst herab ins Erdental<br />
mit deiner Gotterkenntnis Strahl.<br />
Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht,<br />
führ uns durch Finsternis zum Licht,<br />
bleib auch am Abend dieser Welt<br />
als Hilf und Hort uns zugesellt.<br />
Johann Gottfried Herder (vor 1800), nach 1817 bearbeitet<br />
EG 74 · Melodie: GL 222 · GL 1975 112<br />
Psalm 82<br />
Gott steht auf in der Versammlung der Götter, *<br />
im Kreis der Götter hält er Gericht.<br />
„Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten *<br />
und die Frevler begünstigen?
Abend · Montag, 21. <strong>Dezember</strong> 226<br />
Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, *<br />
verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht!<br />
Befreit die Geringen und Armen, *<br />
entreißt sie der Hand der Frevler!“<br />
Sie aber haben weder Einsicht noch Verstand, /<br />
sie tappen dahin im Finstern.*<br />
Alle Grundfesten der Erde wanken.<br />
„Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter, *<br />
ihr alle seid Söhne des Höchsten.<br />
Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen, *<br />
sollt stürzen wie jeder der Fürsten.“<br />
Erheb dich, Gott, und richte die Erde! *<br />
Denn alle Völker werden dein Erbteil sein.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Unrecht beherrscht unsere Welt, Not und Elend lasten auf vielen<br />
Menschen. Du unser Gott, hilf uns auf. Stärke uns durch<br />
deinen Gesalbten, dass wir deine Gerechtigkeit tun.<br />
Lesung Tit 2, 11–12<br />
Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.<br />
Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und<br />
den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und<br />
fromm in dieser Welt zu leben.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit<br />
strahlende Sonne: O komm und erleuchte, die da sitzen in<br />
Finsternis und im Schatten des Todes!<br />
Fürbitten<br />
Beten wir für die Menschen, die sich heute nach Freiheit sehnen:
227<br />
Montag, 21. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
V: Gott, du Befreier, A: erbarme dich.<br />
– Dass alle, die sich in Abhängigkeit finden, frei werden.<br />
– Dass allen, die keinen Sinn erkennen, ein Hoffnungslicht aufgeht.<br />
– Dass wir Bürgerinnen und Bürger westlicher Demokratien<br />
wertschätzen, wie wir leben dürfen.<br />
– Dass die Menschen in den aufstrebenden Kulturen Afrikas<br />
und Asiens ihre Wege finden, Freiheit zu leben und zu gestalten.<br />
– Dass niemand umsonst gestorben ist, der sein Leben für Freiheit<br />
und Gerechtigkeit eingesetzt hat.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Gnädiger Gott, du erfüllst uns mit Freude über das Kommen<br />
deines Sohnes in unserem Fleisch. Schenke uns bei seinem<br />
Kommen in Herrlichkeit das ewige Leben, das du uns verheißen<br />
hast. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: sel. Bertheid von Münster (Äbtissin des Kanonissenstifts<br />
an der Überwasserkirche, † 1042) · Marian der Schotte (Benediktiner,<br />
Inkluse am Mainzer Dom, † 1082) · sel. Jutta von Sponheim (Gründerin<br />
der Frauenklause am Disibodenberg, Lehrerin Hildegards von<br />
Bingen, † 1136)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Nun jauchzet, all ihr Frommen,<br />
zu dieser Gnadenzeit,<br />
weil unser Heil ist kommen,<br />
der Herr der Herrlichkeit,<br />
zwar ohne stolze Pracht,<br />
doch mächtig zu verheeren<br />
und gänzlich zu zerstören<br />
des Teufels Reich und Macht.<br />
Er kommt zu uns geritten<br />
auf einem Eselein<br />
und stellt sich in die Mitten<br />
für uns zum Opfer ein.<br />
Er bringt kein zeitlich Gut,<br />
er will allein erwerben<br />
durch seinen Tod und Sterben,<br />
was ewig währen tut.
229<br />
Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Kein Zepter, keine Krone<br />
sucht er auf dieser Welt;<br />
im hohen Himmelsthrone<br />
ist ihm sein Reich bestellt.<br />
Er will hier seine Macht<br />
und Majestät verhüllen,<br />
bis er des Vaters Willen<br />
im Leiden hat vollbracht.<br />
Michael Schirmer 1640<br />
EG 9 · Melodie: GL 86 · GL 1975 669 · KG 678<br />
Strophen 1–3<br />
Psalm 119 <br />
Verse 137–144 Zade<br />
Herr, du bist gerecht, *<br />
und deine Entscheide sind richtig.<br />
Du hast deine Vorschriften erlassen in Gerechtigkeit *<br />
und in großer Treue.<br />
Der Eifer für dich verzehrt mich; *<br />
denn meine Gegner vergessen deine Worte.<br />
Deine Worte sind rein und lauter; *<br />
dein Knecht hat sie lieb.<br />
Ich bin gering und verachtet, *<br />
doch ich vergesse nie deine Befehle.<br />
Deine Gerechtigkeit bleibt ewig Gerechtigkeit, *<br />
deine Weisung ist Wahrheit.<br />
Mich trafen Not und Bedrängnis, *<br />
doch deine Gebote machen mich froh.<br />
Deine Vorschriften sind auf ewig gerecht. *<br />
Gib mir Einsicht, damit ich lebe.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lass uns dein Wort nicht vergessen, gütiger Gott, lass uns deiner<br />
Barmherzigkeit trauen. Schenke uns Einsicht in deine Entscheide.
Morgen · Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> 230<br />
Lesung Jes 45, 8<br />
Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit<br />
regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor,<br />
sie lasse Gerechtigkeit aufsprossen. Ich, der Herr, will es vollbringen.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Als der Klang deines Grußes an mein Ohr drang, da regte sich<br />
vor Freude das Kind in meinem Schoß. Halleluja.<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Jesus Christus, der unsere Freude ist. Zu ihm lasst<br />
uns rufen:<br />
V: Du Aufgang aus der Höhe, A: erleuchte unser Leben.<br />
– Wenn uns vor lauter Hiobsbotschaften der Lebensmut verlässt.<br />
– Wenn allem guten Willen und allem Einsatz zum Trotz die<br />
Menschen unser Bemühen nicht anerkennen.<br />
– Wenn ein Mensch, der uns wichtig ist, an einer unheilbaren<br />
Krankheit leidet oder im Sterben liegt.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Barmherziger Gott, du hast die Not des Menschen gesehen, der<br />
dem Tod verfallen war, und hast ihn erlöst durch die Ankunft<br />
deines Sohnes. Gib uns die Gnade, das Geheimnis der Menschwerdung<br />
in Ehrfurcht zu bekennen und in der Gemeinschaft<br />
mit unserem Erlöser das Heil zu finden. Darum bitten wir durch<br />
ihn, Jesus Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.
231<br />
Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten;<br />
denn es kommt der König der Herrlichkeit.<br />
Ps 24,7<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem ersten Buch Samuel 1 Sam 1, 24–28<br />
In jenen Tagen, als Hanna ihren Sohn Samuel entwöhnt hatte,<br />
nahm sie ihn mit hinauf, dazu einen dreijährigen Stier, ein<br />
Efa Mehl und einen Schlauch Wein. So brachte sie ihn zum<br />
Haus des Herrn in Schilo; der Knabe aber war damals noch<br />
sehr jung. Als sie den Stier geschlachtet hatten, brachten sie den<br />
Knaben zu Eli, und Hanna sagte: Bitte, mein Herr, so wahr du<br />
lebst, mein Herr, ich bin die Frau, die damals neben dir stand,<br />
um zum Herrn zu beten.<br />
Ich habe um diesen Knaben gebetet, und der Herr hat mir die<br />
Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet habe. Darum lasse ich ihn<br />
auch vom Herrn zurückfordern. Er soll für sein ganzes Leben<br />
ein vom Herrn Zurückgeforderter sein. Und sie beteten dort<br />
den Herrn an.<br />
Antwortpsalm <br />
1 Sam 2, 1b–e.4–5b.6–8d<br />
Kehrvers:<br />
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, meinen Retter.<br />
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, *<br />
große Kraft gibt mir der Herr.<br />
Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; *<br />
denn ich freue mich über deine Hilfe. – Kehrvers<br />
Der Bogen der Helden wird zerbrochen, *<br />
die Wankenden aber gürten sich mit Kraft.<br />
Die Satten verdingen sich um Brot, *<br />
doch die Hungrigen können feiern für immer. – Kehrvers
Eucharistie · Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> 232<br />
Der Herr macht tot und lebendig, *<br />
er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf.<br />
Der Herr macht arm und macht reich, *<br />
er erniedrigt, und er erhöht.<br />
Kehrvers:<br />
Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, meinen Retter.<br />
Den Schwachen hebt er empor aus dem Staub *<br />
und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt;<br />
er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, *<br />
einen Ehrenplatz weist er ihm zu. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 1b, ferner GL 650, 2 (II. Ton) oder GL 1975 597, 2 (VI. Ton)<br />
oder KG 625 (I. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du König aller Völker, du Eckstein deiner Kirche: Komm und<br />
errette den Menschen, den du aus Erde gebildet!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 46–56<br />
In jener Zeit sagte Maria:<br />
Meine Seele preist die Größe des Herrn,<br />
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<br />
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe,<br />
von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.<br />
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name<br />
ist heilig.<br />
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die<br />
ihn fürchten.<br />
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut,<br />
die im Herzen voll Hochmut sind;<br />
er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
233<br />
Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die<br />
Reichen leer ausgehen.<br />
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein<br />
Erbarmen,<br />
das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen<br />
Nachkommen auf ewig.<br />
Und Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabet; dann kehrte<br />
sie nach Hause zurück.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Das Magnificat ist ein mutiges Lied gegen die Macht der Macht.<br />
Es schöpft aus der Tradition des biblischen Gotteslobs. Deutlich<br />
gibt es dem Danklied der Hanna Echo (1 Sam 2, 1–10).<br />
Es ist Marias Lied – in ihr wird das besungene Heil leibhaftig.<br />
Und doch ist es kein Zufall, dass das Lied in der handschriftlichen<br />
Überlieferung nicht nur Maria, sondern auch Elisabet<br />
zugeschrieben wurde. Beide Frauen, die sehr junge und die<br />
ältere Frau, haben ja aus nächster Nähe einen Gott kennengelernt,<br />
dem der Lauf der Welt nicht gleichgültig ist, einen Gott,<br />
der die Macht der Mächte bricht und sich denen zuneigt, die<br />
erniedrigt werden. In ihrem unbedingten Vertrauen auf diesen<br />
Gott der Gerechtigkeit, in ihrer tatkräftigen Solidarität miteinander,<br />
in ihrer gegenseitigen Unterstützung und Hilfe, in der<br />
Freude der einen über die wunderbare Schwangerschaft der<br />
anderen scheint eine Lebensweise auf, die auf die Praxis Jesu<br />
und seine Verkündigung vorausweist, und die uns schon jetzt<br />
vor Augen führt, wie Gott zur Welt kommen will.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
Abend · Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> 234<br />
Innehalten am Abend<br />
Es gibt niemanden, der sich einer Frau gegenüber arroganter,<br />
aggressiver oder verächtlicher verhält als ein Mann, der um<br />
seine Männlichkeit bangt.<br />
Heute ist der 140. Todestag der britischen Schriftstellerin George Eliot.<br />
• Wo begegnet mir Abwertung von Frauen?<br />
• Was kann und will ich dagegen tun?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Ihr Mächtigen auf Erden,<br />
nehmt diesen König an,<br />
wollt ihr beraten werden<br />
und gehn die rechte Bahn,<br />
die zu dem Himmel führt;<br />
sonst, wo ihr ihn verachtet<br />
und nur nach Hoheit trachtet,<br />
des Höchsten Zorn euch rührt.<br />
Ihr Armen und Elenden<br />
zu dieser bösen Zeit,<br />
die ihr an allen Enden<br />
müsst haben Angst und Leid,<br />
seid dennoch wohlgemut,<br />
lasst eure Lieder klingen,<br />
dem König Lob zu singen,<br />
der ist eu’r höchstes Gut.<br />
Er wird nun bald erscheinen<br />
in seiner Herrlichkeit<br />
und all eu’r Klag und Weinen<br />
verwandeln ganz in Freud.<br />
Er ist’s, der helfen kann;<br />
halt’ eure Lampen fertig
235<br />
Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
und seid stets sein gewärtig,<br />
er ist schon auf der Bahn.<br />
Michael Schirmer 1640<br />
EG 9 · Melodie: GL 86 · GL 1975 669 · KG 678<br />
Psalm 138<br />
Ich will dir danken aus ganzem Herzen, *<br />
dir vor den Engeln singen und spielen;<br />
ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin *<br />
und deinem Namen danken für deine Huld und Treue.<br />
Denn du hast die Worte meines Mundes gehört, *<br />
deinen Namen und dein Wort über alles verherrlicht.<br />
Du hast mich erhört an dem Tag, als ich rief; *<br />
du gabst meiner Seele große Kraft.<br />
Dich sollen preisen, Herr, alle Könige der Welt, *<br />
wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen.<br />
Sie sollen singen von den Wegen des Herrn; *<br />
denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn.<br />
Ja, der Herr ist erhaben; /<br />
doch er schaut auf die Niedrigen, *<br />
und die Stolzen erkennt er von fern.<br />
Gehe ich auch mitten durch große Not: *<br />
du erhältst mich am Leben.<br />
Du streckst die Hand aus gegen meine wütenden Feinde, *<br />
und deine Rechte hilft mir.<br />
Der Herr nimmt sich meiner an. /<br />
Herr, deine Huld währt ewig. *<br />
Lass nicht ab vom Werk deiner Hände!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du, Unendlicher, bist dir selbst nicht genug. Du wendest dich<br />
deinen Geschöpfen zu. Du schaust auf die Demütigen. Erhalte
Abend · Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> 236<br />
uns, gütiger Schöpfer, in deiner Huld und festige unsere Schritte,<br />
damit wir deine Wege gehen.<br />
Lesung vgl. Apg 4, 11–12<br />
Jesus ist der Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde,<br />
der aber zum Eckstein geworden ist. Und durch keinen anderen<br />
kommt die Rettung. Denn es ist uns Menschen kein anderer<br />
Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet<br />
werden sollen.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O König aller Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht; Schlussstein,<br />
der den Bau zusammenhält: O komm und errette den<br />
Menschen, den du aus Erde gebildet!<br />
Fürbitten<br />
Christus Jesus, Schöpferwort des ursprunglosen Gottes, wir bitten<br />
dich:<br />
A: Vollende das Werk der Erlösung.<br />
– Führe die Menschen, die in Schuld verstrickt sind, zur Umkehr.<br />
– Verlocke die Menschen durch die Faszination deiner Gerechtigkeit<br />
und Liebe zum Glauben.<br />
– Richte gerade, was in Jahrtausenden Menschheitsgeschichte<br />
an Unheil geschehen ist.<br />
– Belebe die Leiber neu, die im Schoß der Erde auf unvergängliches<br />
Leben warten.<br />
Vaterunser
237<br />
Dienstag, 22. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Oration<br />
Barmherziger Gott, du hast die Not des Menschen gesehen, der<br />
dem Tod verfallen war, und hast ihn erlöst durch die Ankunft<br />
deines Sohnes. Gib uns die Gnade, das Geheimnis der Menschwerdung<br />
in Ehrfurcht zu bekennen und in der Gemeinschaft<br />
mit unserem Erlöser das Heil zu finden. Darum bitten wir durch<br />
ihn, Jesus Christus.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Johannes von Krakau<br />
Johannes von Krakau (1390–1473) wurde wegen seiner tatkräftigen<br />
Nächstenliebe schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt. Er<br />
war Kanoniker am Stift St. Florian und Professor für Theologie an<br />
der Universität Krakau. Vier Mal pilgerte er zu Fuß nach Rom, ein<br />
Mal nach Jerusalem. 1767 wurde er heiliggesprochen.<br />
Namenstag: hl. Dagobert II. (König von Austrasien, † 679) · hl. Ivo<br />
von Chartres (Bischof, Kirchenreformer, Rechtsgelehrter, † 1116) · sel.<br />
Hartmann von Brixen (Bischof, † 1164) · hl. Antonio Galvão (Franziskaner,<br />
Prediger, Wundertäter in Brasilien, † 1822)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Maria war alleine, versunken im Gebet:<br />
„Emmanuel, erscheine; dich kündet der Prophet.“<br />
O Davids Sohn, wie gern möcht ich dich schaun<br />
und dienen deiner Mutter, der Königin der Fraun.<br />
Kyrie eleison.<br />
Und sieh, gesandt von oben, ein Engel trat herein:<br />
„Maria, hoch erhoben, gegrüßet sollst du sein!“<br />
Die Huld und Kraft des Ewgen ist mit dir.<br />
O zage nicht, Maria, dich schmückt der Gnaden Zier.<br />
Kyrie eleison.<br />
„Du sollst der Welt gebären des Allerhöchsten Sohn,<br />
und ewiglich wird währen des Vaters David Thron.
239<br />
Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
An dir, o Jungfrau, Großes sich erweist,<br />
du wirst von Gott empfangen, betaut vom Heilgen Geist.“<br />
Kyrie eleison.<br />
Maria sprach mit Neigen: „Ich bin des Herren Magd;<br />
er mag an mir erzeigen, was du mir angesagt.“<br />
Der Engel schied. Das Wunder ist geschehn.<br />
Lass dich nun bald, o Heiland, in unserer Mitte sehn.<br />
Kyrie eleison.<br />
Joseph Mohr (1834–1892)<br />
GL 756 (Anhang Rottenburg-Stuttgart)<br />
Psalm 108 Verse 2–14<br />
Mein Herz ist bereit, o Gott, /<br />
mein Herz ist bereit, *<br />
ich will dir singen und spielen.<br />
Wach auf, meine Seele! /<br />
Wacht auf, Harfe und Saitenspiel! *<br />
Ich will das Morgenrot wecken.<br />
Ich will dich vor den Völkern preisen, Herr, *<br />
dir vor den Nationen lobsingen.<br />
Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, *<br />
deine Treue, so weit die Wolken ziehn.<br />
Erheb dich über die Himmel, o Gott! *<br />
Deine Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.<br />
Hilf mit deiner Rechten, erhöre uns, *<br />
damit die gerettet werden, die du so sehr liebst.<br />
Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: /<br />
„Ich will triumphieren, will Sichem verteilen *<br />
und das Tal von Sukkot vermessen.<br />
Mein ist Gilead, mein auch Manasse, /<br />
Efraim ist der Helm auf meinem Haupt, *<br />
Juda mein Herrscherstab.
Morgen · Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> 240<br />
Doch Moab ist mein Waschbecken, /<br />
auf Edom werfe ich meinen Schuh, *<br />
ich triumphiere über das Land der Philister.“<br />
Wer führt mich hin zu der befestigten Stadt, *<br />
wer wird mich nach Edom geleiten?<br />
Gott, hast denn du uns verworfen? *<br />
Du ziehst ja nicht aus, o Gott, mit unsern Heeren.<br />
Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! *<br />
Denn die Hilfe von Menschen ist nutzlos.<br />
Mit Gott werden wir Großes vollbringen; *<br />
er selbst wird unsere Feinde zertreten.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Unser Herz ist bereit, unser Gott, wir wollen dir singen und<br />
spielen. Möge unser Loblied das Morgenrot wecken. Deine<br />
Herrlichkeit erscheine über der ganzen Erde.<br />
Lesung Jer 30, 21–22<br />
So spricht der Herr: Jakobs Machthaber wird ihm selbst entstammen,<br />
sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen.<br />
Ich gewähre ihm Zutritt, sodass er mir nahen kann; denn wer<br />
sonst dürfte sein Leben wagen, um mir zu nahen? – Spruch<br />
des Herrn. Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott<br />
sein.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Seht, nun ist alles erfüllt, was der Engel von der Jungfrau gesagt<br />
hat.<br />
Bitten<br />
Sei gelobt, unser Gott, der du uns wahren Frieden schenkst.<br />
Wir bitten dich:
241<br />
Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
A: Hilf uns, Zeugen der Hoffnung zu sein.<br />
– Lass uns den Menschen deine Liebe weiterschenken.<br />
– Gib uns Mut, dass wir unsere Stimme gegen Unrecht erheben.<br />
– Mach uns bereit zu teilen, dass alle Menschen an deinen Gaben<br />
Anteil erhalten.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, schon naht das Fest der Geburt deines Sohnes,<br />
der aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat, um<br />
unser Los zu teilen. Wir bitten dich: Dein ewiges Wort komme<br />
und wohne unter uns mit seinem Erbarmen, unser Herr Jesus<br />
Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Ein Kind wird uns geboren, und man nennt ihn: Starker Gott.<br />
In ihm werden sich segnen alle Völker der Erde.<br />
Vgl. Jes 9, 5; Ps 72, 17<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Maleachi Mal 3, 1–4.23–24<br />
So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten; er<br />
soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu<br />
seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes,<br />
den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr<br />
der Heere.
Eucharistie · Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> 242<br />
Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann<br />
bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im<br />
Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um<br />
das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne<br />
Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem<br />
Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das<br />
Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen<br />
der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.<br />
Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare<br />
Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird<br />
das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz<br />
der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land<br />
dem Untergang weihen muss.<br />
Antwortpsalm Ps 25, 4–5.8–10.14 (vgl. Lk 21, 28)<br />
Kehrvers:<br />
Richtet euch auf, erhebt euer Haupt; denn es naht eure Erlösung.<br />
Zeige mir, Herr, deine Wege, *<br />
lehre mich deine Pfade!<br />
Führe mich in deiner Treue und lehre mich; /<br />
denn du bist der Gott meines Heiles. *<br />
Auf dich hoffe ich allezeit. – Kehrvers<br />
Gut und gerecht ist der Herr, *<br />
darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.<br />
Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, *<br />
die Gebeugten lehrt er seinen Weg. – Kehrvers<br />
Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue *<br />
denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren.<br />
Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; *<br />
er weiht sie ein in seinen Bund. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Lk 21, 28, ferner GL 634, 3 · GL 1975 126 · KG 322 (III. Ton)
243<br />
Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du Immanuel, unser König und Lehrer: Komm, eile und schaffe<br />
uns Hilfe; du unser Herr und unser Gott!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 57–66<br />
Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte<br />
einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten,<br />
welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und<br />
freuten sich mit ihr.<br />
Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und<br />
wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine<br />
Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes<br />
heißen. Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner<br />
Verwandtschaft, der so heißt.<br />
Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen<br />
das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und<br />
schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.<br />
Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder<br />
gebrauchen, und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener<br />
Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen<br />
Dingen im ganzen Bergland von Judäa.<br />
Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und<br />
sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war<br />
deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Die Zeit erfüllte sich: Neues Leben ist herangewachsen. Die<br />
Geburt eines Kindes steht bevor. Der Lebenswunsch einer gedemütigten<br />
Frau ist in Erfüllung gegangen. Die Zeit erfüllte<br />
sich: Gottes Erbarmen ist groß geworden. Die Zeit erfüllte sich:<br />
Was Gott verheißen hat, wurde wahr. Elisabet und Zacharias<br />
erfahren es am eigenen Leibe. Bei der Feier zur Beschneidung
Abend · Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> 244<br />
des Kindes werden es Nachbarn und Verwandte miterleben.<br />
Sie erschrecken. Nachdrücklich stellen sie die Frage, die jede<br />
Geburt stellt: Was wird aus diesem Kind werden? Die Geburt<br />
des Johannes ist die Erfüllung der Zeit, und der Anfang vom<br />
Anfang. Sind auch wir bereit: zur Begegnung mit Gottes Fülle,<br />
zur Begrüßung des Lebens, das, so ersehnt wie unverhofft, in<br />
uns keimt und reift?<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Ein Mensch mit gütigem, hoffendem Herzen fliegt, läuft und<br />
freut sich; er ist frei. Weil er geben kann, empfängt er; weil er<br />
hofft, liebt er.<br />
Franz von Assisi (eigentlich Giovanni Bernardone,<br />
Stifter des Franziskanerordens, 1182–1226)<br />
• Wie frei bin ich?<br />
• Kann ich geben und empfangen?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
O komm, o komm, Emanuel,<br />
nach dir sehnt sich dein Israel!<br />
In Sünd und Elend weinen wir<br />
und flehn und flehn hinauf zu dir.<br />
Freu dich, freu dich, o Israel,<br />
bald kommt, bald kommt Emanuel!
245<br />
Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
O komm, du wahres Licht der Welt,<br />
das unsre Finsternis erhellt!<br />
Geh auf, o Sonn, mit deiner Pracht,<br />
vertreib den Nebel und die Nacht!<br />
Freu dich ...<br />
O komm, ersehntes Himmelskind,<br />
und rett uns von dem Fluch der Sünd!<br />
Wir seufzen all in schwerer Schuld,<br />
o bring uns deines Vaters Huld!<br />
Freu dich ...<br />
O komm, Erlöser, Gottes Sohn,<br />
und bring uns Gnad von seinem Thron!<br />
Mit Davids Schlüssel niedersteig,<br />
schließ auf, schließ auf das Himmelreich!<br />
Freu dich ...<br />
O komm, o komm, Gott Zebaot,<br />
mach frei dein Volk von aller Not!<br />
Mit Jesses neuem Herrscherstab<br />
treib weit von uns die Feinde ab!<br />
Freu dich ...<br />
Nach „Veni, veni Emanuel“<br />
GL 744 (Anhang Aachen/Lüttich) · GL 1975 (Anhänge)<br />
Canticum Kol 1, 12–20<br />
Antiphon:<br />
Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Herr hat mich gesandt,<br />
den Armen das Evangelium zu verkünden.<br />
Dankt dem Vater mit Freude! *<br />
Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben<br />
am Los der Heiligen, die im Licht sind.<br />
Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen *<br />
und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
Abend · Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> 246<br />
Durch ihn haben wir die Erlösung, *<br />
die Vergebung der Sünden.<br />
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, *<br />
der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.<br />
Denn in ihm wurde alles erschaffen *<br />
im Himmel und auf Erden,<br />
das Sichtbare und das Unsichtbare, /<br />
Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; *<br />
alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.<br />
Er ist vor aller Schöpfung, *<br />
in ihm hat alles Bestand.<br />
Er ist das Haupt des Leibes, *<br />
der Leib aber ist die Kirche.<br />
Er ist der Ursprung, /<br />
der Erstgeborene der Toten; *<br />
so hat er in allem den Vorrang.<br />
Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, *<br />
um durch ihn alles zu versöhnen.<br />
Alles im Himmel und auf Erden<br />
wollte er zu Christus führen, *<br />
der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Herr hat mich gesandt,<br />
den Armen das Evangelium zu verkünden.<br />
Lesung 2 Petr 3, 8b–9<br />
Beim Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre<br />
sind wie ein Tag. Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung<br />
der Verheißung, wie einige meinen, die von Verzögerung reden;<br />
er ist nur geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand<br />
zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren.
247<br />
Mittwoch, 23. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
O Immanuel, unser König und Lehrer, du Hoffnung und Heiland<br />
der Völker: O komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser<br />
Herr und unser Gott!<br />
Fürbitten<br />
Jesus, Gott mit uns, du bist die Hoffnung der ganzen Erde. Wir<br />
bitten dich:<br />
A: Erscheine in unserer Welt.<br />
Du hast die Armen seliggepriesen;<br />
– lass sie offene Hände und Herzen finden.<br />
Du hast Kranke geheilt und Besessene befreit;<br />
– lass sie nicht ohne Beistand bleiben.<br />
Du hast den Menschen ihre Sünden vergeben;<br />
– lass die Kraft der Versöhnung in unserer Welt wirksam werden.<br />
Du hast Tote ins Leben gerufen;<br />
– belebe die Verstorbenen neu in deinem Reich.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, schon naht das Fest der Geburt deines Sohnes,<br />
der aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat, um<br />
unser Los zu teilen. Wir bitten dich: Dein ewiges Wort komme<br />
und wohne unter uns mit seinem Erbarmen, unser Herr Jesus<br />
Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: Adam und Eva (Ureltern der Menschheit) · hl. Hanno von<br />
Worms (Bischof, † 978) · sel. Erko von Frankenthal (Erk, Erkenbert,<br />
Augustiner-Chorherr, Klostergründer, † 1132)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Es kommt ein Schiff, geladen<br />
bis an sein höchsten Bord,<br />
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,<br />
des Vaters ewigs Wort.<br />
Das Schiff geht still im Triebe,<br />
es trägt ein teure Last;<br />
das Segel ist die Liebe,<br />
der Heilig Geist der Mast.<br />
Der Anker haft’ auf Erden,<br />
da ist das Schiff am Land.<br />
Das Wort will Fleisch uns werden,<br />
der Sohn ist uns gesandt.<br />
Zu Betlehem geboren<br />
im Stall ein Kindelein,<br />
gibt sich für uns verloren:<br />
Gelobet muss es sein.<br />
Und wer dies Kind mit Freuden<br />
umfangen, küssen will,
249<br />
Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
muss vorher mit ihm leiden<br />
groß Pein und Marter viel,<br />
danach mit ihm auch sterben<br />
und geistlich auferstehn,<br />
das ewig Leben erben,<br />
wie an ihm ist geschehn.<br />
Elsass, 15. Jahrhundert; Bearbeitung: Daniel Sudermann um 1626<br />
GL 236 · GL 1975 114 · KG 305 · EG 8<br />
Canticum Jes 66, 10–14a<br />
Antiphon:<br />
Gib allen ihren Lohn, die auf dich hoffen, und bestätige so deine<br />
Propheten.<br />
Freut euch mit Jerusalem, der heiligen Stadt, *<br />
jubelt alle, die ihr sie liebt!<br />
Seid fröhlich mit ihr, *<br />
alle, die ihr über sie traurig wart!<br />
Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, *<br />
trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!<br />
Denn so spricht der Herr: /<br />
Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr *<br />
und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach.<br />
Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen *<br />
und auf den Knien schaukeln.<br />
Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; *<br />
in Jerusalem findet ihr Trost.<br />
Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen, *<br />
und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung Jes 11, 1–2<br />
Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger<br />
Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des
Morgen · Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> 250<br />
Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der<br />
Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis<br />
und der Gottesfurcht.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Für Maria erfüllte sich die Zeit, dass sie gebären sollte.<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Gott, der uns seinen eingeborenen Sohn gesandt<br />
hat. Zu ihm lasst uns rufen:<br />
A: Mir geschehe nach deinem Wort.<br />
Durch Marias Ja ist Jesus als Mensch in unsere Zeit getreten;<br />
– mache auch uns bereit, dem Wachsen deines Reiches zu dienen.<br />
Marias Weg mit ihrem Sohn hat ihr bitterstes Leid, aber auch<br />
unsagbare Freude bereitet;<br />
– schenke uns das Vertrauen, dass du alles, was uns widerfährt,<br />
letztlich zu einem guten Ende führst.<br />
Gib uns die Kraft, auszuharren unter dem Kreuz,<br />
– und führe uns in der Gemeinschaft mit allen Glaubenden<br />
einst zur Vollendung.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr Jesus Christus, komm bald und säume nicht. Richte uns<br />
auf durch deine tröstliche Ankunft, denn wir hoffen auf deine<br />
Güte. Der du in der Einheit des Heiligen Geistes mit Gott dem<br />
Vater lebst und herrschst in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.
251<br />
Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Nun ist die Fülle der Zeit gekommen,<br />
da Gott seinen Sohn in die Welt sendet.<br />
Vgl. Gal 4, 4<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem zweiten Buch Samuel<br />
<br />
2 Sam 7, 1–5.8b–12.14a.16<br />
Als der König David in seinem Haus wohnte und der Herr<br />
ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte,<br />
sagte er zu dem Propheten Natan: Ich wohne in einem Haus<br />
aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt. Natan<br />
antwortete dem König: Geh nur und tu alles, was du im<br />
Sinn hast; denn der Herr ist mit dir.<br />
Aber in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan: Geh<br />
zu meinem Knecht David, und sag zu ihm: So spricht der Herr:<br />
Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?<br />
Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt,<br />
damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall<br />
mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. Ich habe alle<br />
deine Feinde vor deinen Augen vernichtet, und ich will dir einen<br />
großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf<br />
der Erde gleich ist. Ich will meinem Volk Israel einen Platz zuweisen<br />
und es einpflanzen, damit es an seinem Ort sicher wohnen<br />
kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte<br />
Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher und auch<br />
von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt<br />
habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.<br />
Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen<br />
wird. Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen<br />
Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger<br />
einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen. Ich<br />
will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein. Dein
Eucharistie · Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> 252<br />
Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen<br />
bleiben; dein Thron soll auf ewig Bestand haben.<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 89, 2–3.20a.4–5.27.29<br />
Kehrvers: Von den Taten deiner Huld, o Herr, will ich ewig singen.<br />
Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen, *<br />
bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden.<br />
Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig; *<br />
deine Treue steht fest im Himmel. – Kehrvers<br />
Einst hast du in einer Vision<br />
zu deinen Frommen gesprochen: /<br />
„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten *<br />
und David, meinem Knecht, geschworen:<br />
Deinem Haus gebe ich auf ewig Bestand, *<br />
und von Geschlecht zu Geschlecht richte ich<br />
deinen Thron auf. – Kehrvers<br />
Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, *<br />
mein Gott, der Fels meines Heiles.<br />
Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, *<br />
mein Bund mit ihm bleibt allzeit bestehen.“ – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 2a, ferner GL 401 · GL 1975 496 · KG 85, 7 (VI. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Du Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit<br />
strahlende Sonne: Komm und erleuchte, die da sitzen in<br />
Finsternis und im Schatten des Todes!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 1, 67–79<br />
In jener Zeit wurde Zacharias vom Heiligen Geist erfüllt und<br />
begann prophetisch zu reden:
253<br />
Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk<br />
besucht und ihm Erlösung geschaffen;<br />
er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes<br />
David.<br />
So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen<br />
Propheten.<br />
Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller,<br />
die uns hassen;<br />
er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an<br />
seinen heiligen Bund gedacht,<br />
an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;<br />
er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm<br />
furchtlos dienen<br />
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre<br />
Tage.<br />
Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du<br />
wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten.<br />
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in<br />
der Vergebung der Sünden.<br />
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen<br />
das aufstrahlende Licht aus der Höhe,<br />
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten<br />
des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Das Benedictus, der Lobpreis des Zacharias, singt vom Besuch<br />
eines aufstrahlenden oder aufsprossenden (beide Übersetzungen<br />
sind möglich) Lichts, in dem sich Gottes Barmherzigkeit<br />
zeige. Damit lenkt der Vater des Johannes den Blick über das<br />
Wirken des Täufers hinaus auf den Messias Jesus. Der Mensch<br />
Jesus, Mensch unter Menschen, Sohn seines Volkes Israel, wird<br />
zugleich ein Mensch „aus der Höhe“ sein, ein Mensch vom<br />
Himmel her, Gottes eigener Sohn. Jesus, der Mitmensch, der Erdenspross,<br />
er ist in Wahrheit „die Frucht der barmherzigen Liebe<br />
unseres Gottes“, ihr aus unserem Dunkel leuchtender Glanz.
Abend · Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> 254<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Ach, könnte nur dein Herz zu einer Krippe werden, / Gott<br />
würde noch einmal ein Kind auf dieser Erden.<br />
Angelus Silesius („Schlesischer Engel“, eigentlich Johannes Scheffler,<br />
deutscher Arzt, Priester und Dichter, 1624–1677)<br />
• Was beschäftigt mich in diesen Tagen, was bereite ich vor?<br />
• Wie bereit ist mein Herz?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Als ich bei meinen Schafen wacht,<br />
ein Engel mir die Botschaft bracht.<br />
Des bin ich froh! Benedicamus Domino!<br />
Er sprach: „Der Heiland Jesus Christ<br />
zu Betlehem geboren ist!“<br />
Des bin ich froh! Benedicamus Domino!<br />
„Das Kindlein liegt in einem Stall<br />
und will die Welt erlösen all.“<br />
Des bin ich froh! Benedicamus Domino!<br />
Als ich zum Stalle trat hinein,<br />
in Windeln lag das Kindelein.<br />
Des bin ich froh! Benedicamus Domino!
255<br />
Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Das Kind zu mir die Äuglein wandt,<br />
mein Herz gab ich in seine Hand.<br />
Des bin ich froh! Benedicamus Domino!<br />
Köln 1621 – GL 246<br />
Canticum Phil 2, 6–11<br />
Antiphon:<br />
Das göttliche Wort, vor aller Zeit vom Vater gezeugt, hat sich<br />
selbst entäußert: Heute ist es Mensch geworden für uns.<br />
Christus Jesus war Gott gleich, *<br />
hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,<br />
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave *<br />
und den Menschen gleich.<br />
Sein Leben war das eines Menschen; /<br />
er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, *<br />
bis zum Tod am Kreuz.<br />
Darum hat ihn Gott über alle erhöht /<br />
und ihm den Namen verliehen, *<br />
der größer ist als alle Namen,<br />
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde *<br />
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu<br />
und jeder Mund bekennt: /<br />
„Jesus Christus ist der Herr“ – *<br />
zur Ehre Gottes, des Vaters.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung Gal 4, 4–5<br />
Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren<br />
von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die<br />
freikaufte, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die<br />
Sohnschaft erlangten.
Abend · Donnerstag, 24. <strong>Dezember</strong> 256<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Wenn die Sonne am Himmel ihren Lauf beginnt, schaut ihr den<br />
König der Könige. Wie ein Bräutigam aus seinem Gemach, so<br />
geht er aus dem Vater hervor.<br />
Fürbitten<br />
Jesus, du Sohn des lebendigen Gottes, du hast dich selbst erniedrigt<br />
und bist Kind geworden. Wir bitten dich:<br />
A: Sei unser Licht in der Nacht.<br />
Segne alle Kinder, die heute geboren werden;<br />
– lass sie gesund heranwachsen und spüren, dass sie Kinder<br />
deines Vaters sind.<br />
Sei mit allen, die heute Weihnachten feiern;<br />
– lass jene, die dich nicht kennen, in dieser Nacht etwas von<br />
deiner Liebe und deinem Segen spüren.<br />
Komm auf alle zu, die heute sterben;<br />
– lass sie sich ewig mit dir freuen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Gütiger Gott, Jahr für Jahr erwarten wir voll Freude das Fest unserer<br />
Erlösung. Gib, dass wir deinen Sohn von ganzem Herzen<br />
als unseren Retter und Heiland aufnehmen, damit wir ihm voll<br />
Zuversicht entgegengehen können, wenn er am Ende der Zeiten<br />
als Richter wiederkommt. Er, der in der Einheit des Heiligen<br />
Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Durch die Geburt Jesu erfülle uns Gott<br />
mit aller Freude und allem Frieden des Himmels.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Geburt des Herrn<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
D<br />
as Weihnachtsfest ist das heute wohl geliebteste und beliebteste<br />
Fest der Christenheit, obgleich es im liturgischen Rang<br />
hinter dem Osterfest zurücksteht. Im Vergleich mit Ostern ist<br />
Weihnachten das deutlich jüngere Fest. Erst im vierten Jahrhundert<br />
begann man, ein Fest der Geburt Christi zu feiern. Weil der Ostertermin<br />
nach dem luni-solaren, d. h. Mond- und Sonnenjahr berücksichtigenden,<br />
jüdischen Festkalender berechnet wird, besitzt<br />
er im Gregorianischen und im damals und für manche Kirchen der<br />
Orthodoxie bis heute gültigen Julianischen Sonnenkalender keinen<br />
fixen Platz. Der Tag der Geburt Christi hingegen haftet seit dem<br />
vierten Jahrhundert am 25. <strong>Dezember</strong>, dem Tag der Wintersonnenwende<br />
im römischen Jahreskalender. Ältere religionsgeschichtliche<br />
Forschung ging davon aus, dass der Termin für die Geburt<br />
des Herrn bewusst auf das Datum des Natalis Solis Inivicti, des<br />
Geburtstages des Unbesiegten Sonnengottes, gelegt wurde, eines
258<br />
beliebten Feiertages, der so gleichsam „getauft“ war. Anders als bei<br />
der Datierung seines Todes und seiner Auferweckung gibt das Neue<br />
Testament auf das Datum der Geburt Christi ja kaum belastbare<br />
Hinweise, sieht man von dem Versuch ab, die relative Chronologie<br />
des Lukasevangeliums auf den Zyklus des römischen Sonnenkalenders<br />
zu übertragen. Heute geht man eher davon aus, dass die biblische<br />
Licht- und Sonnensymbolik der Christgeburt – Christus als<br />
Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3, 20) – ein stärkeres inneres Motiv<br />
war als das vorfindliche heidnische Fest des Sol Invictus, um das<br />
christliche Weihnachtsfest auf den 25. <strong>Dezember</strong>, den Tag der Wintersonnenwende,<br />
zu legen.<br />
Heilendes, strahlendes Licht von Gott her besiegt unsere deprimierende,<br />
desorientierende, demoralisierende Finsternis: „Das<br />
Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im<br />
Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. […] Denn uns ist<br />
ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ (Jes 9, 2)<br />
Der jüdische Historiker Flavius Josephus spricht im ersten nachchristlichen<br />
Jahrhundert vom „Lichterfest“. Mit diesem Namen<br />
bezeichnet er das jüdische Chanukka-Fest. Im vierten Jahrhundert<br />
begegnet eben dieser Name für das christliche Fest des 6. Januar,<br />
das in den Anfängen der Geburt Christi gedenkt. Eine Reihe orthodoxer<br />
Kirchen folgt bis heute dem Julianischen Kalender, sodass ihr<br />
Weihnachtsfest auf den 7. Januar gregorianischer Rechnung fällt,<br />
der dem 25. <strong>Dezember</strong> des Julianischen Kalenders entsprach.<br />
Fünfundzwanzigster <strong>Dezember</strong>, Fest der Geburt Jesu Christi als<br />
des Heilands der Welt. Grund zu großer Freude – nicht zu Befürchtungen<br />
und Furcht: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde<br />
euch eine große Freude … Heute ist euch in der Stadt Davids der<br />
Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2, 1–11) Heiligste<br />
Nacht. Fünfundzwanzigster <strong>Dezember</strong> im Jahr des Herrn. Vor<br />
allem aber: Heilszeit, heilende Zeit vom Herrn her, Gnadenzeit,<br />
heilsam, heute.<br />
Namenstag: Natalis (Noël, Geburt des Herrn) · hl. Eugenia (Märtyrerin,<br />
† um 258) · hl. Anastasia (Märtyrerin in Sirmium, † um 304)
259<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht<br />
Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht<br />
Liedvorschläge: GL 237, 239, 243, 245, 249 · KG 332, 333, 334,<br />
335, 337, 341, 345, 346<br />
Gloria<br />
Freut euch im Herrn,<br />
heute ist uns der Heiland geboren.<br />
Heute ist der wahre Friede<br />
vom Himmel herabgestiegen.<br />
Tagesgebet<br />
Herr, unser Gott, in dieser hochheiligen Nacht ist uns das wahre<br />
Licht aufgestrahlt. Lass uns dieses Geheimnis im Glauben<br />
erfassen und bewahren, bis wir im Himmel den unverhüllten<br />
Glanz deiner Herrlichkeit schauen. Darum bitten wir durch Jesus<br />
Christus.<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 9, 1–6<br />
Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht;<br />
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,<br />
strahlte ein Licht auf. Du mehrtest die Nation, schenktest ihr<br />
große Freude. Man freute sich vor deinem Angesicht, wie man<br />
sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt<br />
wird. Denn sein drückendes Joch und den Stab auf seiner Schulter,<br />
den Stock seines Antreibers zerbrachst du wie am Tag von<br />
Midian. Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel,<br />
im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.<br />
Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt.<br />
Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man<br />
rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,<br />
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die große Herrschaft und<br />
der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem<br />
Königreich, um es zu festigen und zu stützen durch Recht
Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 260<br />
und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit. Der Eifer des<br />
HERRN der Heerscharen wird das vollbringen.<br />
Impuls zur Lesung<br />
„Wenn jemand Visionen hat, dann sollte er zum Arzt gehen“,<br />
beschied einmal der deutsche Staatsmann Helmut Schmidt.<br />
Der Prophet Jesaja hat eine Vision. Sie besteht darin, dass er<br />
den „Arzt“ sieht, zu dem ihn der politische Pragmatiker entnervt<br />
schicken will. Jesaja sieht einen Menschen kommen,<br />
der bedrohtes Leben retten wird. Der Seher verkündet den Anbruch<br />
des Heils: eine Freudenbotschaft vor allem für jene, die<br />
auf der Schattenseite des Lebens stehen. Sie werden das Ende<br />
von Unterdrückung, Armut und Gewalt erleben. Für die Unterdrücker<br />
ist diese frohe Botschaft eine Warnung: Ihre Macht<br />
wird zunichte – durch ein scheinbar ohnmächtiges kleines<br />
Kind. Die Grundlagen der neuen Herrschaft sind nicht die üblichen<br />
– Vasallen, Waffentechnologie, sprudelnde finanzielle<br />
Ressourcen. Vielmehr stützt sich dieser Hoffnungsträger ganz<br />
auf das Wirken Gottes, auf Recht und Gerechtigkeit. „Wenn<br />
einer alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam<br />
träumen, so ist das der Beginn, der Beginn einer neuen<br />
Wirklichkeit. Träumt unsern Traum!“ (Dom Hélder Câmara)<br />
Antwortpsalm <br />
Ps 96, 1–3.11–13a<br />
Kehrvers:<br />
Heute ist uns der Heiland geboren: Christus, der Herr.<br />
Singet dem HERRN ein neues Lied, *<br />
singt dem HERRN, alle Lande,<br />
singt dem HERRN, preist seinen Namen! *<br />
Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! – Kehrvers<br />
Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, *<br />
bei allen Völkern von seinen Wundern!
261<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht<br />
Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, *<br />
es brause das Meer und seine Fülle. – Kehrvers<br />
Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. *<br />
Jubeln sollen alle Bäume des Waldes<br />
vor dem HERRN, denn er kommt, *<br />
denn er kommt, um die Erde zu richten. – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Lk 2, 11, ferner GL 635, 3 · GL 1975 149, 2 (V. Ton)<br />
oder KG 359 (VII. Ton)<br />
Lesung aus dem Titusbrief Tit 2, 11–14<br />
Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.<br />
Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und<br />
den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und<br />
fromm in dieser Welt zu leben, während wir auf die selige Erfüllung<br />
unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit<br />
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.<br />
Er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit<br />
erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das<br />
voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.<br />
Ruf vor dem Evangelium vgl. Lk 2, 10–11<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Ich verkünde euch eine große Freude: Heute ist uns der Retter<br />
geboren; er ist der Christus, der Herr.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 2, 1–14<br />
Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den<br />
Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.<br />
Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius<br />
Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich<br />
eintragen zu lassen.
Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 262<br />
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf<br />
nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war<br />
aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen<br />
lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.<br />
Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass<br />
sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.<br />
Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe,<br />
weil in der Herberge kein Platz für sie war.<br />
In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten<br />
Nachtwache bei ihrer Herde.<br />
Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des<br />
Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel<br />
sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde<br />
euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden<br />
soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist<br />
der Christus, der Herr.<br />
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind<br />
finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.<br />
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches<br />
Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und<br />
Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.<br />
Credo<br />
Bei den Worten „hat Fleisch angenommen“ bzw. „empfangen durch den Heiligen<br />
Geist“ kniet man nieder.<br />
Gabengebet<br />
Allmächtiger Gott, in dieser heiligen Nacht bringen wir dir unsere<br />
Gaben dar. Nimm sie an und gib, dass wir durch den wunderbaren<br />
Tausch deinem Sohn gleichgestaltet werden, in dem<br />
unsere menschliche Natur mit deinem göttlichen Wesen vereint<br />
ist. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
263<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />
danken und dein Erbarmen zu rühmen durch unseren Herrn<br />
Jesus Christus. Durch ihn schaffst du den Menschen neu und<br />
schenkst ihm ewige Ehre. Denn einen wunderbaren Tausch<br />
hast du vollzogen: Dein göttliches Wort wurde ein sterblicher<br />
Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus<br />
dein göttliches Leben. Darum preisen wir dich mit allen Chören<br />
der Engel und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers Joh 1, 14<br />
Das Wort ist Fleisch geworden, und wir haben seine Herrlichkeit<br />
geschaut.<br />
Schlussgebet<br />
Herr, unser Gott, in der Freude über die Geburt unseres Erlösers<br />
bitten wir dich: Gib uns die Gnade, ihm unser ganzes<br />
Leben zu weihen, damit wir einst Anteil erhalten an der ewigen<br />
Herrlichkeit deines Sohnes, der mit dir lebt und herrscht in alle<br />
Ewigkeit.<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat durch die Geburt seines Sohnes die<br />
Finsternis vertrieben und diese Nacht erleuchtet mit dem Glanz<br />
seines Lichtes; er mache eure Herzen hell mit dem Licht seiner<br />
Gnade.<br />
Den Hirten ließ er durch den Engel die große Freude verkünden;<br />
mit dieser Freude erfülle er euer ganzes Leben.<br />
In Christus hat Gott Himmel und Erde verbunden; durch<br />
ihn schenke er allen Menschen guten Willens seinen Frieden,<br />
durch ihn vereine er euch mit der Kirche des Himmels.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.
Wunsch zur Weihnacht · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 264<br />
Wunsch zur Weihnacht<br />
des höchsten niederkunft<br />
nicht als wort<br />
kam er zur welt<br />
nicht als fixierter text<br />
oder blutleeres buch<br />
sondern fleischlich<br />
schmerzempfindsam<br />
in jede faser<br />
eingeschriebene<br />
sterblichkeit<br />
ein einziger schrei<br />
nach liebe<br />
und sein testament<br />
nichts schriftliches<br />
hat er hinterlassen<br />
nicht papieren<br />
sein vermächtnis<br />
sondern hingabe<br />
mit fleisch und blut<br />
Andreas Knapp, aus: ders., ganz knapp. Gedichte an der Schwelle zu Gott,<br />
© Echter Verlag, Würzburg <strong>2020</strong>, S. 61<br />
Im Namen Jesu, der unser Fleisch angenommen hat<br />
und mit uns Freude und Leiden teilt,<br />
wünschen wir Ihnen und allen Ihren Lieben<br />
friedvolle Weihnachten<br />
und eine gnadenreiche Weihnachtszeit.<br />
Gott segne Sie!<br />
Für die Redaktion<br />
Ihr Johannes Bernhard Uphus
265<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Freut euch im Herrn,<br />
heute ist uns der Heiland geboren.<br />
Hymnus<br />
Es ist ein Ros entsprungen<br />
aus einer Wurzel zart,<br />
wie uns die Alten sungen,<br />
von Jesse kam die Art,<br />
und hat ein Blümlein bracht<br />
mitten im kalten Winter<br />
wohl zu der halben Nacht.<br />
Das Röslein, das ich meine,<br />
davon Jesaja sagt,<br />
ist Maria, die Reine,<br />
die uns das Blümlein bracht.<br />
Aus Gottes ewgem Rat<br />
hat sie ein Kind geboren<br />
und blieb doch reine Magd.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Das Blümelein so kleine,<br />
das duftet uns so süß;<br />
mit seinem hellen Scheine<br />
vertreibt’s die Finsternis,<br />
wahr’ Mensch und wahrer Gott,<br />
hilft uns aus allem Leide,<br />
rettet von Sünd und Tod.<br />
Mainz um 1587/88; 3. Strophe: Friedrich Layritz 1844<br />
GL 243 · GL 1975 132 · KG 334 · EG 31
Morgen · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 266<br />
Psalm 63 Verse 2–9<br />
Gott, du mein Gott, dich suche ich, *<br />
meine Seele dürstet nach dir.<br />
Nach dir schmachtet mein Leib *<br />
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.<br />
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum, *<br />
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.<br />
Denn deine Huld ist besser als das Leben; *<br />
darum preisen dich meine Lippen.<br />
Ich will dich rühmen mein Leben lang, *<br />
in deinem Namen die Hände erheben.<br />
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, *<br />
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.<br />
Ich denke an dich auf nächtlichem Lager *<br />
und sinne über dich nach, wenn ich wache.<br />
Ja, du wurdest meine Hilfe; *<br />
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.<br />
Meine Seele hängt an dir, *<br />
deine rechte Hand hält mich fest.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gott, du kommst uns unsagbar nah, im Kind von Betlehem lässt<br />
du uns dein Angesicht schauen. Offenbare der ganzen Erde deine<br />
Herrlichkeit und rettende Macht!<br />
Lesung Jes 12, 5–6<br />
Preist den Herrn, denn herrliche Taten hat er vollbracht; auf<br />
der ganzen Erde soll man es wissen. Jauchzt und jubelt, ihr<br />
Bewohner von Zion; denn groß ist in eurer Mitte der Heilige<br />
Israels.
267<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen<br />
seiner Gnade. Halleluja.<br />
Bitten<br />
Du unser Vater, im Kind von Betlehem hast du uns deine Liebe<br />
aufleuchten lassen. Wir bitten dich:<br />
A: Erneuere in uns den Geist der Kindschaft.<br />
– Dass wir uns neu an deinen Gaben freuen.<br />
– Dass wir Spannungen wahrnehmen und helfen, sie auszuräumen.<br />
– Dass wir in allen Dunkelheiten unseres Lebens auf deine tragende<br />
Hand vertrauen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, dein ewiges Wort ist Fleisch geworden, um<br />
uns mit dem Glanz deines Lichtes zu erfüllen. Gib, dass in unseren<br />
Werken widerstrahlt, was durch den Glauben in unserem<br />
Herzen leuchtet. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />
Gnade und unvergängliches Leben sei mit allen,<br />
die Jesus Christus, unseren Herrn, lieben.<br />
Eph 6, 24
Eucharistiefeier am Morgen · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 268<br />
Eucharistiefeier am Morgen<br />
Liedvorschläge: GL 240, 246, 247, 250, 256 · KG 333, 336, 345, 350<br />
Gloria<br />
Ein Licht strahlt heute über uns auf,<br />
denn geboren ist uns der Herr.<br />
Und man nennt ihn: Starker Gott, Friedensfürst,<br />
Vater der kommenden Welt.<br />
Seine Herrschaft wird kein Ende haben.<br />
Vgl. Jes 9, 1.5; Lk 1, 33<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 62, 11–12<br />
Siehe, der HERR hat es bekannt gemacht bis ans Ende der<br />
Erde. Sagt der Tochter Zion: Siehe, deine Rettung kommt.<br />
Siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Ertrag geht vor ihm<br />
her! Dann wird man sie nennen „Heiliges Volk“, „Erlöste des<br />
HERRN“. Und du wirst genannt werden: „Begehrte, nicht mehr<br />
verlassene Stadt“.<br />
Antwortpsalm Ps 97, 1.6.11–12<br />
Kehrvers:<br />
Ein Licht strahlt heute über uns auf: geboren ist Christus, der<br />
Herr.<br />
Der HERR ist König. Es juble die Erde! *<br />
Freuen sollen sich die vielen Inseln.<br />
Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, *<br />
seine Herrlichkeit schauen alle Völker. – Kehrvers<br />
Licht wird ausgesät für den Gerechten, *<br />
Freude für die, die geraden Herzens sind.
269<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier am Morgen<br />
Freut euch am HERRN, ihr Gerechten, *<br />
dankt seinem heiligen Namen! – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Jes 9, 1 und Lk 2, 11, ferner GL 635, 4 · GL 1975 149, 3 (V. Ton)<br />
oder KG 359, 2 (VI. Ton)<br />
Lesung aus dem Titusbrief Tit 3, 4–7<br />
Als die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres<br />
Retters, erschien, hat er uns gerettet – nicht aufgrund von<br />
Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern<br />
nach seinem Erbarmen – durch das Bad der Wiedergeburt und<br />
die Erneuerung im Heiligen Geist.<br />
Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus<br />
Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht<br />
gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.<br />
Ruf vor dem Evangelium Lk 2, 14<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen<br />
seines Wohlgefallens.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 2, 15–20<br />
Als die Engel von den Hirten in den Himmel zurückgekehrt<br />
waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem<br />
gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan<br />
hat!<br />
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind,<br />
das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem<br />
Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle,<br />
die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten<br />
erzählt wurde.<br />
Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem<br />
Herzen.
Eucharistiefeier am Morgen · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 270<br />
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für<br />
alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt<br />
worden war.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Die Hirtenmesse oder Messe in der Morgenröte nimmt den<br />
Moment auf, in dem die Hirten schon die Botschaft gehört haben,<br />
das Geschehene aber noch im Verborgenen ist. Die Morgenröte<br />
hat etwas Verheißungsvolles: Noch liegt ein ganzer Tag<br />
vor uns. Noch sind wir nicht in die Geschäftigkeit des Alltags<br />
eingespannt. Es ist eine Zeit, das Wesentliche zu sehen. Wenn<br />
das Marktgeschrei noch nicht laut wird, kann das Unscheinbare<br />
in seiner Bedeutung erahnt werden. Dann lässt sich die<br />
sanfte Stimme vernehmen, die uns zuruft: „Du bist gerettet.“<br />
Credo<br />
Bei den Worten „hat Fleisch angenommen“ bzw. „empfangen durch den Heiligen<br />
Geist“ kniet man nieder.<br />
Gabengebet<br />
Himmlischer Vater, erfülle die Gaben dieser Erde mit deinem<br />
Segen, damit sie das Geheimnis dieses Tages darstellen: Wie<br />
Christus als neugeborener Mensch und als wahrer Gott vor uns<br />
aufleuchtet, so lass uns durch diese irdische Speise das göttliche<br />
Leben empfangen. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren<br />
Herrn.<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu<br />
danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn groß ist das<br />
Geheimnis seiner Geburt. Der unsichtbare Gott ist heute sichtbar<br />
als Mensch erschienen. Vor aller Zeit aus dir geboren, hat<br />
er sich den Gesetzen der Zeit unterworfen. In ihm ist alles neu<br />
geschaffen. Er heilt die Wunden der ganzen Schöpfung, richtet
271<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier am Morgen<br />
auf, was darniederliegt, und ruft den verlorenen Menschen ins<br />
Reich deines Friedens. Darum rühmen dich Himmel und Erde,<br />
Engel und Menschen und singen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers vgl. Sach 9, 9<br />
Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem, siehe, dein<br />
König kommt zu dir, der Heilige, der Heiland der Welt.<br />
Schlussgebet<br />
Herr, unser Gott, die Menschwerdung deines Sohnes erfülle<br />
uns mit Freude und Dank. Lass uns dieses unergründliche Geheimnis<br />
im Glauben erfassen und in tätiger Liebe bekennen.<br />
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat durch die Geburt seines Sohnes die<br />
Finsternis vertrieben und diesen Tag erleuchtet mit dem Glanz<br />
seines Lichtes; er mache eure Herzen hell mit dem Licht seiner<br />
Gnade.<br />
Den Hirten ließ er durch den Engel die große Freude verkünden;<br />
mit dieser Freude erfülle er euer ganzes Leben.<br />
In Christus hat Gott Himmel und Erde verbunden; durch<br />
ihn schenke er allen Menschen guten Willens seinen Frieden,<br />
durch ihn vereine er euch mit der Kirche des Himmels.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.
Eucharistiefeier am Tag · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 272<br />
Eucharistiefeier am Tag<br />
Liedvorschläge: GL 238, 239, 241, 251, 256 · KG 331, 333, 335,<br />
336, 337, 343, 352<br />
Gloria<br />
Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.<br />
Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft.<br />
Vgl. Jes 9, 5<br />
Tagesgebet<br />
Allmächtiger Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar<br />
erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.<br />
Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes, der unsere<br />
Menschennatur angenommen hat. Er, der in der Einheit des<br />
Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 52, 7–10<br />
Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten,<br />
der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft<br />
bringt und Heil verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.<br />
Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle<br />
zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der HERR<br />
nach Zion zurückkehrt.<br />
Brecht in Jubel aus, jauchzt zusammen, ihr Trümmer Jerusalems!<br />
Denn der HERR hat sein Volk getröstet, er hat Jerusalem<br />
erlöst. Der HERR hat seinen heiligen Arm vor den Augen aller<br />
Nationen entblößt und alle Enden der Erde werden das Heil<br />
unseres Gottes sehen.<br />
Antwortpsalm Ps 98, 1–6<br />
Kehrvers:<br />
Alle Enden der Erde sehen das Heil unsres Gottes.
273<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier am Tag<br />
Singet dem HERRN ein neues Lied, *<br />
denn er hat wunderbare Taten vollbracht!<br />
Geholfen hat ihm seine Rechte *<br />
und sein heiliger Arm. – Kehrvers<br />
Der HERR hat sein Heil bekannt gemacht *<br />
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.<br />
Er gedachte seiner Huld *<br />
und seiner Treue zum Hause Israel. – Kehrvers<br />
Alle Enden der Erde *<br />
sahen das Heil unsres Gottes.<br />
Jauchzet dem HERRN, alle Lande, *<br />
freut euch, jubelt und singt! – Kehrvers<br />
Spielt dem HERRN auf der Leier, *<br />
auf der Leier zu lautem Gesang!<br />
Mit Trompeten und lautem Widderhorn *<br />
jauchzt vor dem HERRN, dem König! – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 3cd, ferner GL 55, 1 · GL 1975 149, 1 · KG 363 (VIII. Ton)<br />
Lesung aus dem Hebräerbrief Hebr 1, 1–6<br />
Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern<br />
gesprochen durch die Propheten; am Ende dieser Tage hat<br />
er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von<br />
allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat;<br />
er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines<br />
Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die<br />
Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten<br />
der Majestät in der Höhe gesetzt; er ist umso viel erhabener<br />
geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren<br />
Namen überragt.<br />
Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Mein Sohn bist<br />
du, ich habe dich heute gezeugt, und weiter: Ich will für ihn<br />
Vater sein und er wird für mich Sohn sein?
Eucharistiefeier am Tag · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 274<br />
Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt,<br />
sagt er: Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Ohne Umschweife kommt der Hebräerbrief zum Punkt. Man<br />
könnte auch sagen, er fällt mit der Tür ins Haus. In wenigen<br />
Sätzen umreißt er die Vollmacht des Gottessohnes und sein<br />
Wirken für die Schöpfung und für ihre Erlösung. Gott hat „vielfältig“,<br />
vielstimmig, „einst zu den Vätern gesprochen“, nämlich<br />
„durch die Propheten“. „Am Ende der Tage“, heute, hat er „zu<br />
uns gesprochen durch den Sohn“: im Sohn. Der eindrucksvolle<br />
Eröffnungssatz mit 72 Wörtern handelt von Christus. Und gerade<br />
so handelt er von Gott, der in Christus handelt.<br />
In der Nacht fanden wir das Kind: „Ich steh an deiner Krippe<br />
hier“. „Zu Betlehem geboren“. Wir standen vor dem „Kindelein“,<br />
das in Windeln gewickelt und in einen Futterkasten gelegt<br />
wurde, und das zugleich unfassbar ist: Schöpfungsmittler,<br />
Erlöser, machtvolles Wort, d e r Sohn. Eine Herausforderung,<br />
all dies schon im hilflosen Kind in der Krippe zu sehen oder<br />
doch zu erahnen! Zwei Denkanstöße über Weihnachten hinaus<br />
können helfen, aus dieser Spannung Energie zu gewinnen,<br />
und sie können uns für Jesus, das Kindchen, den hocherhabenen<br />
Sohn, einnehmen. Der eine: Alles muss klein beginnen.<br />
Auch das siegreiche Wort von Gott. Der andere: Gerade das<br />
Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das unüberwindbar<br />
Starke end-gültig zu entmachten (1 Kor 1, 27). Gott gewinnt<br />
gewaltlos – und doch nicht bloß nach Punkten.<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Aufgeleuchtet ist uns aufs Neue der Tag der Erlösung: Ein großes<br />
Licht ist heute auf Erden erschienen. Kommt, ihr Völker,<br />
und betet an den Herrn, unseren Gott!<br />
Halleluja.
275<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Eucharistiefeier am Tag<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 1, 1–18<br />
Kurzfassung: Joh 1, 1–5.9–14<br />
Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das<br />
Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch<br />
das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden<br />
ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen.<br />
Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis<br />
hat es nicht erfasst.<br />
Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.<br />
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht,<br />
damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst<br />
das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.<br />
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die<br />
Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden,<br />
aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber<br />
die Seinen nahmen ihn nicht auf.<br />
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes<br />
zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus<br />
dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem<br />
Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.<br />
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt<br />
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des<br />
einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.<br />
Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über<br />
den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus,<br />
weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen,<br />
Gnade über Gnade.<br />
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und<br />
die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je<br />
gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters<br />
ruht, er hat Kunde gebracht.<br />
Credo<br />
Bei den Worten „hat Fleisch angenommen“ bzw. „empfangen durch den Heiligen<br />
Geist“ kniet man nieder.
Eucharistiefeier am Tag · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 276<br />
Gabengebet<br />
Gott, unser Vater, in diesen Gaben willst du uns Versöhnung<br />
schenken und uns wieder mit dir verbinden. Nimm sie an und<br />
gib durch sie unserem heiligen Dienst die höchste Vollendung.<br />
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />
allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn<br />
Fleisch geworden ist das Wort, und in diesem Geheimnis erstrahlt<br />
dem Auge unseres Geistes das neue Licht deiner Herrlichkeit.<br />
In der sichtbaren Gestalt des Erlösers lässt du uns den<br />
unsichtbaren Gott erkennen, um in uns die Liebe zu entflammen<br />
zu dem, was kein Auge geschaut hat. Darum singen wir<br />
mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen und Mächten und<br />
mit all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang<br />
von deiner göttlichen Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers vgl. Ps 98, 3<br />
Alle Enden der Erde sahen die rettende Tat unseres Gottes.<br />
Schlussgebet<br />
Barmherziger Gott, in dieser heiligen Feier hast du uns deinen<br />
Sohn geschenkt, der heute als Heiland der Welt geboren wurde.<br />
Durch ihn sind wir wiedergeboren zum göttlichen Leben, führe<br />
uns auch zur ewigen Herrlichkeit durch ihn, der mit dir lebt<br />
und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat durch die Geburt seines Sohnes die<br />
Finsternis vertrieben und diesen Tag erleuchtet mit dem Glanz<br />
seines Lichtes; er mache eure Herzen hell mit dem Licht seiner<br />
Gnade.
277<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Homilie<br />
Den Hirten ließ er durch den Engel die große Freude verkünden;<br />
mit dieser Freude erfülle er euer ganzes Leben.<br />
In Christus hat Gott Himmel und Erde verbunden; durch<br />
ihn schenke er allen Menschen guten Willens seinen Frieden,<br />
durch ihn vereine er euch mit der Kirche des Himmels.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Homilie zum Weihnachtsfest<br />
Von Bischof Dr. Georg Bätzing, Limburg<br />
Heute Abend werden wir wissen, was Weihnachten <strong>2020</strong><br />
bedeutet. Die Nachrichten werden es uns sagen, etwa so:<br />
Beide großen Kirchen haben in ihren Weihnachtsgottesdiensten<br />
zu Besonnenheit und mehr Mitmenschlichkeit aufgerufen.<br />
Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche betonten,<br />
wie wichtig die Botschaft des Friedens sei in Zeiten von Krieg<br />
und Terror.<br />
So ähnlich werden Sie es heute Abend hören. Die Journalisten<br />
werden versuchen, die „Sache“ von Weihnachten auf den Punkt<br />
zu bringen, die „Moral von der Geschicht“ zu benennen. Und<br />
sie haben recht: „Wär’ Christus tausendmal in Betlehem geboren<br />
und nicht in dir: du bliebest doch in Ewigkeit verloren“, hat<br />
ja schon im 17. Jahrhundert der Schlesier Johannes Scheffler,<br />
besser bekannt als Angelus Silesius, gedichtet – und ich deute<br />
es so: Weihnachten fordert eine Konsequenz. Denn dieses Fest<br />
will die Welt verändern, die in so vielen Facetten von Not und<br />
Unrecht nach Lösungen, nach Erlösung schreit. Und wie sollte<br />
das anders gehen, als dass wir bei uns selbst anfangen.
Homilie · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 278<br />
Und doch – ist das unser Weihnachten? Mehr Mahnung als<br />
Ermutigung? Mehr Ansage als Frohe Botschaft? Ist das die zutreffende<br />
Übersetzung des Geburtsfestes Jesu ins öffentliche Bewusstsein<br />
hinein? Ich zweifle. Ja, das alles ist auch Weihnachten,<br />
aber das Eigentliche bleibt ungesagt. Wer würde sich durch<br />
solche Nachrichten schon animieren lassen, mehr von Jesus<br />
und mehr über unseren Glauben erfahren zu wollen?<br />
Einen Menschen, der sucht und fragt, was es mit Jesus und<br />
seinem Geburtstag auf sich hat, den lädt man am besten in die<br />
Kirche ein, in die festliche Atmosphäre dieses Gottesdienstes<br />
am Weihnachtstag. Und ich rate ihm: Hör gut hin, wenn das<br />
Evangelium vorgelesen wird. Und frag dich: Was empfinde ich?<br />
Welche Gedanken steigen auf? Denn dieser kunstvolle Text,<br />
mehr Lied als Prosa, mal hymnisch, mal erzählend, klingt so<br />
ganz anders als die Geburtsgeschichte des Evangelisten Lukas,<br />
die unsere inneren Bilder von Weihnachten ebenso stark geprägt<br />
hat wie alle Weihnachtsmusik und die Krippendarstellungen.<br />
Der Prolog, mit dem Johannes sein Evangelium eröffnet,<br />
bleibt nicht bei den sichtbaren Ereignissen um die Geburt Jesu<br />
stehen. Er verfolgt seine Herkunft bis in die geheimnisvollen<br />
Tiefen Gottes hinein. Erst kurz vor Schluss klingt der Name „Jesus<br />
Christus“ an, um den sich alles dreht. Zuvor sind es Bilder,<br />
die beschreiben, wie einzigartig dieser Mensch ist, wie außerordentlich<br />
seine Stellung im Universum, wie zentral seine Bedeutung<br />
in der Geschichte für alle Zeiten und alle Menschen.<br />
Er ist das Wort, das Gott in seiner Weisheit ganz zu Anfang<br />
gesprochen hat, um aus dem Nichts eine wunderbar vielfältige<br />
Schöpfung hervorzulocken. Er ist das Licht, ohne das kein Leben<br />
sein kann – und das uns den Weg und den Sinn unseres<br />
Daseins ausleuchtet. Er ist das Leben – alles Lebendige ist in<br />
ihm, durch ihn, aus ihm. Er ist der Sohn, der Einzige – er ruht<br />
an Gottes Herz. Und er weiß, für wen dieses Herz schlägt.<br />
Bevor Johannes, wie er selbst schreibt, Zeichen sammelt und<br />
aufschreibt, die Jesus getan hat, komponiert er eine Ouvertüre<br />
und erzählt vom Ursprung des göttlichen Wortes, von seinem
279<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Homilie<br />
Geschick in der Welt und von seiner Menschwerdung in Fleisch<br />
und Blut und seiner Aufnahme bei uns. Der Prolog lässt keinen<br />
Zweifel daran, um wen es sich bei Jesus, dem Christus, handelt.<br />
Hier ist Gott selbst am Werk.<br />
Für mich ist das der eigentliche Anlass, dass wir heute fröhlich<br />
feiern. Hier wird nicht eine von vielen Promi-Geburtsgeschichten<br />
erzählt, um abzulenken von der Trivialität unseres Alltags.<br />
Hier wird Geschichte geschrieben, hier beginnt eine neue Zeit.<br />
Hier bekommen wir keine Aufforderung, unser Leben zu bessern,<br />
damit es endlich weltweit erträglicher zugeht – hier wird<br />
uns wahrhaftig ein Aufatmen geschenkt. Hier wird nicht ein<br />
Wegweiser aufgestellt, damit wir ordentlich leben – hier wird<br />
uns die Mitte gezeigt, die alles zusammenhält und in der wir<br />
uns sammeln und Frieden finden. Hier geht es nicht um alles<br />
Menschenmögliche – hier tut Gott sein Möglichstes. Hier ist<br />
nichts zu schaffen, voranzubringen – hier darf ich glauben, vertrauen,<br />
Ruhe finden und sicheren Halt, mein ewiges Heil. Heute<br />
ist nicht Leistung angesagt – heute ist alles Geschenk.<br />
Diese Nachrichten werden nicht in den Fernsehnachrichten unter<br />
die Leute gebracht. Das können nur wir selber tun; wir, die<br />
im Feiern begreifen lernen, was Weihnachten ist. „Er ist dein<br />
Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit“ („Lobe<br />
den Herren, den mächtigen König der Ehren“, GL 392 / KG<br />
524 / EG 317, 5. Strophe: Joachim Neander 1680). Mir kamen<br />
diese bekannten Verse in den Sinn, als ich über das Weihnachtsevangelium<br />
nachdachte. Ich glaube, in diesem Jahr ist das mein<br />
Weihnachtslied und mein Gebet, wenn ich an einer der schönen<br />
Krippen stehe: „Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht.<br />
Lob ihn in Ewigkeit.“ Und ich ahne: Das wird nicht ohne Folgen<br />
bleiben.
Abend · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 280<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Welch Geheimnis ist ein Kind! / Gott ist auch ein Kind gewesen.<br />
/ Weil wir Kinder Gottes sind, / kam ein Kind, uns zu<br />
erlösen. / Welch Geheimnis ist ein Kind! / Wer dies einmal je<br />
empfunden, / ist den Kindern überall / durch das Jesuskind<br />
verbunden.<br />
Clemens Brentano (deutscher Schriftsteller, 1778–1842)<br />
• Wie erinnere ich mich an mein eigenes Kind-Sein?<br />
• Überwiegt Schweres oder Schönes?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Christus, Erlöser aller Welt,<br />
du Gottes einzig wahrer Sohn,<br />
geboren aus des Vaters Schoß<br />
geheimnisvoll vor aller Zeit.<br />
Des Vaters Abglanz, Licht vom Licht,<br />
von dir erhoffen wir das Heil:<br />
Erhöre deiner Diener Flehn,<br />
das rings vom Erdkreis zu dir dringt.<br />
Gedenke, dass der Jungfrau Schoß<br />
dich kleidete mit Fleisch und Blut<br />
in unsre arme Knechtsgestalt,<br />
dich, Urgrund unsres ew’gen Heils.
281<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Das kündet uns der große Tag,<br />
der wiederkehrt im Jahreskreis,<br />
dass du vom Thron des Vaters kamst<br />
als Heiland, der die Welt erlöst.<br />
Es jauchzen Himmel, Erd’ und Meer<br />
und alles, was in ihnen ist,<br />
dem Vater zu in frohem Dank,<br />
der dich gesandt zu unsrem Heil.<br />
Auch wir, mit deinem Blut erkauft,<br />
wir singen dir ein neues Lied<br />
voll Freude ob des heil’gen Tags,<br />
da du für uns geboren bist.<br />
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Preis,<br />
Gott, den die Jungfrau uns gebar,<br />
Lob auch dem Vater und dem Geist<br />
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />
Nach: Christe, redemptor omnium, 6. Jahrhundert<br />
Melodie: GL 237 · GL 1975 138 · KG 332 · EG 24<br />
Psalm 47 Verse 2–10<br />
Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; *<br />
jauchzt Gott zu mit lautem Jubel!<br />
Denn Furcht gebietend ist der Herr, der Höchste, *<br />
ein großer König über die ganze Erde.<br />
Er unterwirft uns Völker *<br />
und zwingt Nationen unter unsre Füße.<br />
Er wählt unser Erbland für uns aus, *<br />
den Stolz Jakobs, den er liebt.<br />
Gott stieg empor unter Jubel, *<br />
der Herr beim Schall der Hörner.<br />
Singt unserm Gott, ja, singt ihm! *<br />
Spielt unserm König, spielt ihm!
Abend · Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> 282<br />
Denn Gott ist König der ganzen Erde. *<br />
Spielt ihm ein Psalmenlied!<br />
Gott wurde König über alle Völker, *<br />
Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.<br />
Die Fürsten der Völker sind versammelt *<br />
als Volk des Gottes Abrahams.<br />
Denn Gott gehören die Mächte der Erde; *<br />
er ist hoch erhaben.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du unser König, dir wollen wir folgen; denn du regierst in Güte<br />
und Barmherzigkeit. Nimm uns mit, lass uns froh auf unsere<br />
Mitmenschen zugehen, damit sie deine Nähe spüren.<br />
Lesung 1 Joh 1, 1–3<br />
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir<br />
mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was<br />
unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort<br />
des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen<br />
und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das<br />
beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und<br />
gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr<br />
Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit<br />
dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Heute ist Christus geboren, heute ist der Retter erschienen;<br />
heute singen die Engel auf Erden, die Erzengel jauchzen; heute<br />
jubeln die Gerechten: Ehre sei Gott in der Höhe. Halleluja.<br />
Fürbitten<br />
Lasst uns beten für alle, die heute nicht mit ihren Lieben gemeinsam<br />
feiern können:
283<br />
Freitag, 25. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
V: Jesus, Licht unsres Lebens, A: mache uns froh.<br />
– Für die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger.<br />
– Für die Feuerwehrleute und Polizisten und alle, die im Verkehrswesen<br />
arbeiten.<br />
– Für alle, die längere Zeit im Ausland sind.<br />
– Für die Kranken und die Gefangenen.<br />
– Für alle, die mit ihren Angehörigen zerstritten sind.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar<br />
erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.<br />
Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes, der unsere<br />
Menschennatur angenommen hat. Er, der in der Einheit des<br />
Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Das Licht Jesu Christi<br />
mache unsere Herzen hell<br />
und schenke uns ewige Freude.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
tephanus<br />
Samstag<br />
26. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
D<br />
ie Apostelgeschichte, die das Werden und Wachsen der jungen<br />
Kirche beschreibt, berichtet von den Überlegungen der<br />
Apostel, die verschiedenen Dienste in der Gemeinde zu ordnen.<br />
Damit die Apostel frei seien für den Dienst der Verkündigung, wurden<br />
sieben Männer als Diakone ausgewählt. Einer von ihnen, ein<br />
„Mann, erfüllt von Glauben und vom Heiligen Geist“ (Apg 6, 5),<br />
war Stephanus. Sein griechischer Name deutet auf seine Herkunft<br />
aus dem hellenistischen Judentum. Zur Zeit der Urkirche kam es in<br />
Jerusalem immer wieder zu heftigem Streit zwischen dem etablierten<br />
Judentum, für das der Tempelkult und die kultisch verstandene<br />
Tora zentrale Bedeutung hatten, und den tora- und tempelkritischen<br />
Judenchristen aus der Diaspora, die später auch unter den<br />
Heiden missionierten. Als ein Exponent dieser Gruppe geriet der<br />
redebegabte Stephanus ausgerechnet mit Diasporajuden aneinander,<br />
die sich für Tempel und Tora starkmachten. Als die Gegner<br />
seinen Aussagen mit Argumenten nicht mehr beikommen konnten,<br />
griffen sie zu Falschaussagen, hetzten das Volk auf und zerrten<br />
Stephanus vor den Hohen Rat, wo sie das Todesurteil gegen ihn<br />
erwirkten (vgl. Apg 6, 8–15). Seine Verteidigungsrede wurde als<br />
Gotteslästerung gedeutet, worauf der Tod durch Steinigung stand<br />
(vgl. Apg 7, 54–60). Um das Jahr 40 erlitt Stephanus als erster<br />
christlicher Märtyrer den Tod vor den Toren Jerusalems. Sein Tod<br />
trägt Züge des Todes Jesu, wenn er sterbend für seine Peiniger um<br />
Vergebung bittet, wie es auch von Jesus überliefert wird. Die Nähe<br />
des Stephanustages zum Weihnachtsfest zeigt, dass der christliche<br />
Glaube auch an Weihnachten das Kreuz nicht ausblendet. Im Tod<br />
des ersten Märtyrers wird es bereits sichtbar. Die Liturgie ist an<br />
diesem Tag gar nicht weihnachtlich, sondern ganz vom Mut des<br />
Stephanus zu freiem Bekenntnis geprägt.
285<br />
Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Namenstag: hl. Richlind von Frankenthal (Ehefrau Erkos, Klostergründerin,<br />
† 1150)<br />
Heute ist Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen.<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Wir wollen jubeln und über deine Huld uns freuen;<br />
denn du hast unser Elend angesehn.<br />
Vgl. Ps 31, 8ab<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Der Himmel ist aufgesprungen,<br />
der NAME wird Fleisch und Blut.<br />
Die Engel haben’s gesungen<br />
der ganzen Welt zugut.<br />
Doch Fleisch und Blut sind gebrochen,<br />
vergossen, abgetan.<br />
Da öffnete sich die Erde,<br />
der NAME brach sich Bahn.<br />
Und die es hörten und sahen,<br />
die haben es forterzählt<br />
trotz Lug und List und Schlägen<br />
nach dem Gesetz der Welt.<br />
Und manche wurden gesteinigt,<br />
nur weil der Geist sie trieb.<br />
Sie sind mit dem NAMEN vereinigt,<br />
der stirbt und ewig lebt.
Morgen · Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> 286<br />
Denn wer den Kranz gewonnen,<br />
für den ist schon alles getan,<br />
das Jahr des HERRN hat begonnen.<br />
Er sieht den KÖNIG an.<br />
Jürgen Henkys 2008, nach Willem Barnard „De hemel is opengesprongen“,<br />
© Deutscher Text: Strube Verlag, München.<br />
Der Name Stephanus bedeutet Kranz.<br />
Psalm 92 Verse 6–16<br />
Wie groß sind deine Werke, o Herr, *<br />
wie tief deine Gedanken!<br />
Ein Mensch ohne Einsicht erkennt das nicht, *<br />
ein Tor kann es nicht verstehen.<br />
Wenn auch die Frevler gedeihen /<br />
und alle, die Unrecht tun, wachsen, *<br />
so nur, damit du sie für immer vernichtest.<br />
Herr, du bist der Höchste, *<br />
du bleibst auf ewig.<br />
Doch deine Feinde, Herr,<br />
wahrhaftig, deine Feinde vergehen; *<br />
auseinandergetrieben werden alle, die Unrecht tun.<br />
Du machtest mich stark wie einen Stier, *<br />
du salbtest mich mit frischem Öl.<br />
Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, /<br />
auf alle, die sich gegen mich erheben; *<br />
mein Ohr hört vom Geschick der Bösen.<br />
Der Gerechte gedeiht wie die Palme, *<br />
er wächst wie die Zedern des Libanon.<br />
Gepflanzt im Hause des Herrn, *<br />
gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.<br />
Sie tragen Frucht noch im Alter *<br />
und bleiben voll Saft und Frische;
287<br />
Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
sie verkünden: Gerecht ist der Herr; *<br />
mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gib uns den Mut, Gott, deine Wege zu gehen, und mach uns<br />
stark, wenn Menschen uns Böses wollen. Wir bauen auf deine<br />
Gerechtigkeit.<br />
Lesung <br />
Apg 6, 2b–5a<br />
Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen<br />
und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt<br />
aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist<br />
und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir<br />
aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.<br />
Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde, und sie<br />
wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom<br />
Heiligen Geist.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Die Pforten des Himmels taten sich auf für den heiligen Stephanus:<br />
Als Erster empfing er den Siegeskranz der Märtyrer.<br />
Bitten<br />
Wir Christinnen und Christen in Mitteleuropa genießen ein<br />
hohes Maß an Sicherheit und müssen nicht fürchten, wegen<br />
unseres Glaubens in Lebensgefahr zu geraten. Gerade darum<br />
bitten wir:<br />
V: Du Leben deiner Heiligen, A: erbarme dich unser.<br />
– Sieh auf unsere Schwachheit und unsere Angst, das Leben zu<br />
verlieren.<br />
– Stehe uns im entscheidenden Augenblick bei, dass wir zu tun<br />
vermögen, was du uns vorgelebt hast.
Eucharistie · Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> 288<br />
– Hilf uns in der Bedrängnis, auf die Macht des Betens zu vertrauen.<br />
V: Du Leben deiner Heiligen, A: erbarme dich unser.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, wir ehren am heutigen Fest den ersten Märtyrer<br />
deiner Kirche. Gib, dass auch wir unsere Feinde lieben<br />
und so das Beispiel des heiligen Stephanus nachahmen, der sterbend<br />
für seine Verfolger gebetet hat. Darum bitten wir durch<br />
Jesus Christus.<br />
Der treue Gott,<br />
dem das Sterben seiner Frommen kostbar ist,<br />
er löse unsere Fesseln und schenke uns seinen Frieden.<br />
Vgl. Ps 116, 15 f.<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 245, 247, 252, 254, 357 · KG 194, 331, 336<br />
Gloria<br />
Das Tor des Himmels öffnete sich für Stephanus.<br />
Er zog als Erster der Blutzeugen ein<br />
und empfing die Krone der Herrlichkeit.<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus der Apostelgeschichte Apg 6, 8–10; 7, 54–60<br />
In jenen Tagen tat Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, Wunder<br />
und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der<br />
sogenannten Synagoge der Libertiner und Kyrenäer und Alex-
289<br />
Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
andriner und Leute aus Kilikien und der Provinz Asien erhoben<br />
sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit<br />
und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.<br />
Als sie seine Rede hörten, waren sie in ihren Herzen aufs Äußerste<br />
über ihn empört und knirschten mit den Zähnen gegen<br />
ihn.<br />
Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor,<br />
sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes<br />
stehen und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den<br />
Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.<br />
Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren<br />
zu, stürmten einmütig auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus<br />
und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen<br />
eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie<br />
Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen<br />
Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne<br />
ihnen diese Sünde nicht an!<br />
Nach diesen Worten starb er.<br />
Impuls zur Lesung<br />
„Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht<br />
auf.“ (Joh 1, 11) Dieser Vers vom Anfang des Johannesevangeliums<br />
spielt auf das Geschick Jesu an, dessen wehrlose Liebe wenig<br />
Gegenliebe fand, sondern am Ende Abwehr, Abwertung, ja<br />
Hass provozierte. Die jungen Gemeinden der Christus-Gläubigen<br />
werden bald ähnliche Erfahrungen machen. Um des Evangeliums<br />
willen leben sie anders, sie fügen sich nicht bruchlos<br />
ein ins Bestehende. Rasch werden sie angefeindet und kriminalisiert;<br />
es gibt Übergriffe religiöser Fanatiker und Willkürakte<br />
der Obrigkeit. In dieser Situation erinnern sie sich an die<br />
vertrauensvolle Hingabe des Messias Jesus und an die rettende<br />
Kraft von Gottes Liebe. Stephanus, ein herausragender Diakon<br />
der Urkirche, hat diese Liebe mit Leib und Seele gelebt; er hat<br />
Jesus nachgelebt. Ein Christus-Zeuge, ein Gottesbote, ein „Engel“<br />
für die Glaubensgeschwister, und für alle Welt.
Eucharistie · Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> 290<br />
Antwortpsalm <br />
Kehrvers:<br />
HERR, in deine Hände lege ich meinen Geist.<br />
Sei mir ein schützender Fels, *<br />
ein festes Haus, mich zu retten!<br />
Denn du bist mein Fels und meine Festung; *<br />
um deines Namens willen<br />
wirst du mich führen und leiten. – Kehrvers<br />
Ps 31, 3b–4.6.8.16–17<br />
In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; *<br />
du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue.<br />
Ich will jubeln und deiner Huld mich freuen; /<br />
denn du hast mein Elend angesehn, *<br />
du kanntest die Ängste meiner Seele. – Kehrvers<br />
In deiner Hand steht meine Zeit; *<br />
entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger!<br />
Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, *<br />
hilf mir in deiner Huld! – Kehrvers<br />
Kehrvers vgl. Vers 6a, ferner GL 308, 1 · GL 1975 203, 1 · KG 423 (IV. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium <br />
vgl. Ps 118, 26a.27a<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Gesegnet sei, der kommt im Namen des Herrn! Gott, der Herr,<br />
erleuchte uns.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 10, 17–22<br />
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nehmt euch vor<br />
den Menschen in Acht! Denn sie werden euch an die Gerichte<br />
ausliefern und in ihren Synagogen auspeitschen. Ihr werdet<br />
um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt werden,<br />
ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Wenn sie euch aber ausliefern,<br />
macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt;
291<br />
Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen<br />
sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters<br />
wird durch euch reden.<br />
Der Bruder wird den Bruder dem Tod ausliefern und der Vater<br />
das Kind und Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen<br />
und sie in den Tod schicken.<br />
Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst<br />
werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.<br />
Gabengebet<br />
Herr, unser Gott, schau gütig auf dein Volk, das mit Freude und<br />
Hingabe den Festtag des heiligen Stephanus feiert, und nimm<br />
unsere Gaben an. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />
Herrn.<br />
Präfation<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />
danken und dein Erbarmen zu rühmen durch unseren Herrn<br />
Jesus Christus. Durch ihn schaffst du den Menschen neu und<br />
schenkst ihm ewige Ehre. Denn einen wunderbaren Tausch<br />
hast du vollzogen: dein göttliches Wort wurde ein sterblicher<br />
Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus<br />
dein göttliches Leben. Darum preisen wir dich mit allen Chören<br />
der Engel und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />
Kommunionvers Apg 7, 59<br />
Die Menge steinigte den Stephanus. Er aber betete und rief:<br />
Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!<br />
Schlussgebet<br />
Herr, unser Gott, wir danken dir für die Gnade dieser festlichen<br />
Tage. In der Geburt deines Sohnes schenkst du uns das Heil; im
Abend · Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> 292<br />
Sterben des heiligen Stephanus zeigst du uns das Beispiel eines<br />
unerschrockenen Glaubenszeugen. Wir bitten dich: Stärke unsere<br />
Bereitschaft, deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus,<br />
standhaft zu bekennen, der mit dir lebt und herrscht in alle<br />
Ewigkeit.<br />
Schlusssegen<br />
Der gütige Gott, der die Heiligen zur Vollendung geführt hat,<br />
segne euch und bewahre euch vor allem Unheil.<br />
Das Vorbild des heiligen Stephanus lehre euch, und seine Fürsprache<br />
helfe euch, Gott und den Menschen zu dienen.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Menschen, die ihr wart verloren,<br />
lebet auf, erfreuet euch!<br />
Heut ist Gottes Sohn geboren,<br />
heut ward er den Menschen gleich.<br />
Lasst uns vor ihm niederfallen,<br />
ihm soll unser Dank erschallen:<br />
„Ehre sei Gott, Ehre sei Gott,<br />
Ehre sei Gott in der Höhe!“<br />
Welche Wunder, reich an Segen,<br />
stellt euch dies Geheimnis dar!<br />
Seht, der kann sich selbst nicht regen,
293<br />
Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
durch den alles ist und war.<br />
Lasst uns ...<br />
Selbst der Urquell aller Gaben<br />
leidet solche Dürftigkeit!<br />
Welche Liebe muss der haben,<br />
der sich euch so ganz geweiht!<br />
Lasst uns ...<br />
Menschen! Liebt, o liebt ihn wieder<br />
und vergesst der Liebe nie!<br />
Singt mit Andacht Dankeslieder<br />
und vertraut, er höret sie!<br />
Lasst uns ...<br />
Christoph Bernhard Verspoell 1810<br />
GL 245 · GL 1975 (verschiedene Anhänge)<br />
Psalm 134<br />
Wohlan, nun preiset den Herrn, *<br />
all ihr Knechte des Herrn,<br />
die ihr steht im Hause des Herrn *<br />
zu nächtlicher Stunde.<br />
Erhebt eure Hände zum Heiligtum *<br />
und preiset den Herrn!<br />
Es segne dich der Herr vom Zion her, *<br />
der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Wir preisen dich, ewiger Gott; du rufst uns und führst uns zusammen.<br />
Dir wenden wir uns zu, wo immer wir gerade sind:<br />
Segne uns, deine Kinder.<br />
Lesung 2 Kor 8, 9<br />
Ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan<br />
hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch<br />
durch seine Armut reich zu machen.
Abend · Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> 294<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Der Knabe Jesus blieb in Jerusalem, und seine Eltern suchten<br />
ihn: Sie fanden ihn im Tempel.<br />
Fürbitten<br />
Gott, du hast uns Menschen als Mann und Frau erschaffen. Wir<br />
bitten dich für die Eheleute:<br />
A: Erhalte sie in deinem Bund.<br />
– Dass ihre Liebe ausstrahlt auf die Menschen, mit denen sie<br />
leben.<br />
– Dass sie durch ihre Partnerschaft deine Verlässlichkeit und<br />
Treue bezeugen.<br />
– Dass sie in ihren Kindern fördern, was du in ihnen angelegt<br />
hast.<br />
– Dass sie ihre Kinder anleiten, vor deinem Angesicht zu leben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, in der Heiligen Familie hast du uns ein leuchtendes<br />
Vorbild geschenkt. Gib unseren Familien die Gnade,<br />
dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander<br />
in der Liebe verbunden bleiben. Führe uns alle zur ewigen Gemeinschaft<br />
in deinem Vaterhaus. Darum bitten wir durch Jesus<br />
Christus.<br />
Der barmherzige Vater segne uns und unsere Kinder,<br />
er halte Streit und Entzweiung von uns fern<br />
und bewahre uns in seiner Liebe.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
295<br />
Samstag, 26. <strong>Dezember</strong> · Von Woche zu Woche<br />
Von Woche zu Woche<br />
Kein Gotteskrieger<br />
(zu Apg 6, 8–10; 7, 54–60)<br />
Gotteskrieger<br />
sind bei uns<br />
in Misskredit geraten:<br />
zu Recht!<br />
Sein Leben leichtfertig<br />
aufs Spiel setzen,<br />
den Tod suchen,<br />
eigenen oder fremden Tod<br />
billigend in Kauf nehmen –<br />
das ist zutiefst unchristlich.<br />
Stephanus sucht den Tod nicht,<br />
er sucht das Leben.<br />
Er verkündet das Leben<br />
und hilft leben.<br />
Er deckt den Armen den Tisch<br />
und predigt Gottes Wort.<br />
Doch Klarheit und Besonnenheit<br />
lassen seine Gegner rotsehen.<br />
Stephanus stirbt betend,<br />
wie Jesus,<br />
und bezeugt so<br />
die je größere Liebe,<br />
die ihn hält und trägt.<br />
Dorothee Sandherr-Klemp
eilige Familie<br />
Sonntag<br />
27. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
In einer Zeit, da der Zusammenhalt der Familien in mancherlei<br />
Hinsicht gefährdet ist, stellt die Kirche am Sonntag nach Weihnachten<br />
die Familie in den Mittelpunkt ihrer Verkündigung. Was<br />
brauchen Eltern und Kinder heute, damit sie einander in jeder Situation<br />
verstehen und vertrauen können?<br />
Das Fest der Heiligen Familie ist jüngeren Datums. Im 19. Jahrhundert<br />
nahm die Verehrung der Heiligen Familie, besonders von<br />
Kanada ausgehend, immer mehr zu. 1920 wurde das Fest verbindlich<br />
eingeführt. Sicher ist dabei das Leben der Heiligen Familie von<br />
Nazaret nicht als Idylle zu verstehen, wie es manche Darstellungen<br />
nahelegen möchten. Die Heilige Familie will uns Vorbild sein für<br />
einen guten Umgang miteinander. Was jeder Mensch braucht, als<br />
Kind und auch als Erwachsener, ist die Liebe der Menschen, mit<br />
denen er das Leben teilt. Dass uns in Jesus die Güte und Menschenfreundlichkeit<br />
Gottes nahegekommen ist, ermutigt uns,<br />
einander mit Wohlwollen, Freundlichkeit und Zuneigung zu begegnen.<br />
Nachdem das Fest im Laufe der Zeit zu unterschiedlichen<br />
Terminen gefeiert wurde, legte es die Liturgiereform von 1969 auf<br />
den Sonntag in der Weihnachtsoktav. Das Evangelium dieses Tages<br />
wechselt je nach Lesejahr: die Flucht nach Ägypten (Mt 2, 13–15,<br />
A), die Darstellung Jesu im Tempel (Lk 2, 22–40, B) und der zwölfjährige<br />
Jesus im Tempel (Lk 2, 41–52, C).<br />
Alternative Lesungen: Sir 3, 2–6.12.14; Gen 15, 1–6; 21, 1–3; Kol<br />
3, 12–21 oder Hebr 11, 8.11–12.17–19<br />
Das Fest des hl. Johannes entfällt in diesem Jahr.<br />
Namenstag: hl. Johannes (Apostel und Evangelist, um 101) · hl. Fabiola<br />
(Büßerin, Pilgerin, † 399) · Rudger von Verdun (Abt, † 1140) · sel.<br />
Walto von Wessobrunn (Balto, Abt, † 1156)<br />
Heute ist Familiensonntag.
297<br />
Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
In Freude und Frieden wollen wir Gott danken<br />
für das Wunder der Menschwerdung seines Sohnes.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr Engel, in Chören,<br />
singet dem Herren, dem Heiland der Menschen, zu Ehren!<br />
Sehet doch da: Gott will so freundlich und nah<br />
zu den Verlornen sich kehren.<br />
Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr Enden der Erden!<br />
Gott und der Sünder, die sollen zu Freunden nun werden.<br />
Friede und Freud wird uns verkündiget heut.<br />
Freuet euch, Hirten und Herden.<br />
Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget;<br />
sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget.<br />
Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd:<br />
Alles anbetet und schweiget.<br />
Gott ist im Fleische. Wer kann dies Geheimnis verstehen?<br />
Hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen.<br />
Gehet hinein, eins mit dem Kinde zu sein,<br />
die ihr zum Vater wollt gehen.<br />
Gerhard Tersteegen 1731<br />
GL 251 · GL 1975 144 · EG 41 – Strophen 1–4<br />
Canticum Jes 9, 1–6<br />
Antiphon:<br />
Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Denn uns<br />
ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.
Morgen · Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> 298<br />
Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; *<br />
über denen, die im Land der Finsternis wohnen,<br />
strahlt ein Licht auf.<br />
Du erregst lauten Jubel *<br />
und schenkst große Freude.<br />
Man freut sich in deiner Nähe, /<br />
wie man sich freut bei der Ernte, *<br />
wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.<br />
Denn wie am Tag von Midian<br />
zerbrichst du das drückende Joch, *<br />
das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers.<br />
Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, /<br />
jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, *<br />
wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.<br />
Denn uns ist ein Kind geboren, *<br />
ein Sohn ist uns geschenkt.<br />
Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; /<br />
man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, *<br />
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.<br />
Seine Herrschaft ist groß, *<br />
und der Friede hat kein Ende.<br />
Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; /<br />
er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, *<br />
jetzt und für alle Zeiten.<br />
Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere *<br />
wird das vollbringen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Antiphon:<br />
Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Denn uns<br />
ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.
299<br />
Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Lesung Dtn 5, 16<br />
Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein<br />
Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir<br />
gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Herr, lenke unsre Schritte auf den Weg des Friedens.<br />
Bitten<br />
Als Menschen leben wir von klein an in unterschiedlichen Beziehungen.<br />
Die Familie bildet den erstrangigen Raum, in dem<br />
wir unsere sozialen Fähigkeiten entwickeln. Bitten wir deshalb:<br />
V: Gott, unser Vater, A: lass uns treue Begleiter sein.<br />
Für unsere Eltern;<br />
– dass wir ihnen nicht vergessen, was sie uns als Heranwachsenden<br />
Gutes getan haben.<br />
Für unsere Kinder;<br />
– dass wir ihre Sehnsucht nach einem Zuhause auch dann nicht<br />
vernachlässigen, wenn sie erwachsen sind.<br />
Für unsere Jugendlichen, die nach dem Sinn und der Mitte ihres<br />
Lebens suchen;<br />
– dass wir sie ermutigen, ihrer inneren Stimme zu vertrauen<br />
und auf ihrem ganz eigenen Weg weiterzugehen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, in der Heiligen Familie hast du uns ein leuchtendes<br />
Vorbild geschenkt. Gib unseren Familien die Gnade, dass auch<br />
sie in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe<br />
verbunden bleiben. Führe uns alle zur ewigen Gemeinschaft in<br />
deinem Vaterhaus. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Eucharistie · Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> 300<br />
Gewähr uns die Gnade, Gott,<br />
zu entfalten, was du in uns angelegt hast.<br />
Mach uns stark gegen Verletzungen<br />
und mutig im Einsatz für Gerechtigkeit.<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 239, 245, 2–4, 247, 251, 258 · KG 331, 334, 336,<br />
337, 346, 508<br />
Gloria<br />
Die Hirten eilten hin und fanden Maria und Josef<br />
und das Kind, das in einer Krippe lag.<br />
Lk 2, 16<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem Buch Genesis Gen 15, 1–6; 21, 1–3<br />
In jenen Tagen erging das Wort des HERRN in einer Vision<br />
an Abram: Fürchte dich nicht, Abram, ich selbst bin dir ein<br />
Schild; dein Lohn wird sehr groß sein.<br />
Abram antwortete: Herr und GOTT, was kannst du mir geben?<br />
Ich gehe kinderlos dahin und Erbe meines Hauses ist Eliëser<br />
aus Damaskus. Und Abram sagte: Siehe, du hast mir keine<br />
Nachkommen gegeben; so wird mich mein Haussklave beerben.<br />
Aber siehe, das Wort des HERRN erging an ihn: Nicht er wird<br />
dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein.<br />
Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf<br />
und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach<br />
zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.<br />
Und er glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit<br />
an.<br />
Der HERR nahm sich Saras an, wie er gesagt hatte, und er tat<br />
Sara so, wie er versprochen hatte. Sara wurde schwanger und
301<br />
Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
gebar dem Abraham noch in seinem Alter einen Sohn zu der<br />
Zeit, die Gott angegeben hatte. Abraham gab seinem Sohn, den<br />
ihm Sara gebar, den Namen Isaak.<br />
Impuls zur Lesung<br />
Abraham, Sara, Isaak, eine intakte Familie. „Intakt“ bedeutet<br />
ursprünglich „unberührt, unversehrt“, heute auch „voll funktionsfähig,<br />
störungsfrei funktionierend“. Was ist eine intakte Familie?<br />
„Etwas ist immer“, stöhnt der Kollege, überzeugter und<br />
engagierter Familienvater. Etwas ist immer, irgendwo knirscht<br />
es, um irgendwen bangt und zittert man immer in einer Familie.<br />
Rundum „intakte“, also durchweg „störungsfrei funktionierende“<br />
Familien gibt es wohl nur in sinnfreien TV-Werbespots. Nun<br />
aber Abraham und die Seinen. Von reibungslos und störungsfrei<br />
kann da keine Rede sein, die Gefährdung der jungen Ehe durch<br />
Wegschauen und Feigheit des Ehemannes, der Dauerschmerz<br />
der Kinderlosigkeit, die fragwürdige Leihmutteraffäre, die mörderische<br />
Verstoßung der Sklavin und ihres Abrahams-Sohnes<br />
durch die Herrschaft. Und nun dies: in die Unfruchtbarkeit der<br />
späten Jahre die Verheißung eines Kindes und unzähliger Nachkommen.<br />
„Störungen haben Vorrang“, heißt es bei der Psychologin<br />
Ruth Cohen. Und daran ist vieles wahr. „Vertrauen hat<br />
Vorrang“, denkt Abraham, „Hoffnung hat Vorrang“: „Und der<br />
Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.“<br />
Antwortpsalm Ps 105, 1–6.8–9<br />
Kehrvers:<br />
Der HERR ist unser Gott; auf ewig gedenkt er seines Bundes.<br />
Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen aus! *<br />
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt!<br />
Singt ihm und spielt ihm, *<br />
sinnt nach über all seine Wunder! – Kehrvers<br />
Rühmt euch seines heiligen Namens! *<br />
Die den HERRN suchen, sollen sich von Herzen freuen.
Eucharistie · Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> 302<br />
Fragt nach dem HERRN und seiner Macht, *<br />
sucht sein Angesicht allezeit!<br />
Kehrvers:<br />
Der HERR ist unser Gott; auf ewig gedenkt er seines Bundes.<br />
Gedenkt der Wunder, die er getan hat, *<br />
seiner Zeichen und der Beschlüsse seines Mundes!<br />
Ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, *<br />
ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat. – Kehrvers<br />
Auf ewig gedachte er seines Bundes, *<br />
des Wortes, das er gebot für tausend Geschlechter,<br />
des Bundes, den er mit Abraham geschlossen, *<br />
seines Eides, den er Isaak geschworen hat. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Verse 7a.8a, ferner GL 60, 1 · GL 1975 685, 1 · KG 271 (VI.<br />
Ton) oder GL 1975 528, 2 · KG 385, 7 (IV. Ton)<br />
Lesung aus dem Hebräerbrief Hebr 11, 8.11–12.17–19<br />
Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen<br />
in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er<br />
zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde.<br />
Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar<br />
war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden;<br />
denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte.<br />
So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen<br />
Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne<br />
am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht<br />
zählen kann.<br />
Aufgrund des Glaubens hat Abraham den Isaak hingegeben,<br />
als er auf die Probe gestellt wurde; er gab den einzigen Sohn<br />
dahin, er, der die Verheißungen empfangen hatte und zu dem<br />
gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben.<br />
Er war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, von den<br />
Toten zu erwecken; darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist<br />
ein Sinnbild.
303<br />
Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Ruf vor dem Evangelium vgl. Hebr 1, 1–2<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Einst hat Gott zu den Vätern gesprochen durch die Propheten;<br />
heute aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 2, 22–40<br />
Kurzfassung: Lk 2, 22.39–40<br />
Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose<br />
vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das<br />
Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen,<br />
wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt<br />
soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie<br />
ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt:<br />
ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.<br />
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser<br />
Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost<br />
Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist<br />
war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen,<br />
ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.<br />
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern<br />
das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach<br />
dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme<br />
und pries Gott mit den Worten:<br />
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in<br />
Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen,<br />
das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden<br />
erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.<br />
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die<br />
über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu<br />
Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in<br />
Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er<br />
wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine
Eucharistie · Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> 304<br />
Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken<br />
vieler Herzen offenbar werden.<br />
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter<br />
Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als<br />
junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem<br />
Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig<br />
Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag<br />
und Nacht mit Fasten und Beten.<br />
Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über<br />
das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.<br />
Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn<br />
vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.<br />
Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit,<br />
und Gottes Gnade ruhte auf ihm.<br />
Credo<br />
Gabengebet<br />
Herr, unser Gott, am Fest der Heiligen Familie bringen wir das<br />
Opfer der Versöhnung dar. Höre auf die Fürsprache der jungfräulichen<br />
Gottesmutter und des heiligen Josef. Erhalte unsere<br />
Familien in deiner Gnade und in deinem Frieden. Darum bitten<br />
wir durch Christus, unseren Herrn.<br />
Kommunionvers Bar 3, 38<br />
Unser Gott ist auf der Erde erschienen, als Mensch unter den<br />
Menschen.<br />
Schlussgebet<br />
Gott, unser Vater, du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt.<br />
Bleibe bei uns mit deiner Gnade, damit wir das Vorbild<br />
der Heiligen Familie nachahmen und nach der Mühsal dieses<br />
Lebens in ihrer Gemeinschaft das Erbe erlangen, das du deinen<br />
Kindern bereitet hast. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />
Herrn.
305<br />
Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> · Auslegung<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat durch die Geburt seines Sohnes die<br />
Finsternis vertrieben und diesen Tag erleuchtet mit dem Glanz<br />
seines Lichtes; er mache eure Herzen hell mit dem Licht seiner<br />
Gnade.<br />
Den Hirten ließ er durch den Engel die große Freude verkünden;<br />
mit dieser Freude erfülle er euer ganzes Leben.<br />
In Christus hat Gott Himmel und Erde verbunden; durch<br />
ihn schenke er allen Menschen guten Willens seinen Frieden,<br />
durch ihn vereine er euch mit der Kirche des Himmels.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Auslegung zum Sonntagsevangelium<br />
Von Beda dem Ehrwürdigen<br />
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des<br />
Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.<br />
Das ist das Opfer der armen Leute. Der Herr hatte im Gesetz<br />
vorgeschrieben, dass alle, denen es möglich war, für einen<br />
Sohn oder eine Tochter ein Lamm und zugleich eine Taube oder<br />
Turteltaube darbringen sollten. Die aber nicht genug besaßen,<br />
um ein Lamm darzubringen, sollten ein Paar junge Tauben oder<br />
Turteltauben darbringen. Obwohl der Herr reich war, wollte er<br />
sich bis zur Armut herabbeugen, um uns an seinem Reichtum<br />
teilhaben zu lassen.<br />
Beda der Ehrwürdige (672/673–735,<br />
englischer Benediktinermönch und Kirchenlehrer),<br />
hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien<br />
im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger,<br />
© EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012, 362
Abend · Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> 306<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Hast du denn, Höchster, auch meiner noch wollen gedenken?<br />
Du willst dich selber, dein Herze der Liebe, mir schenken.<br />
Sollt nicht mein Sinn innigst sich freuen darin<br />
und sich in Demut versenken?<br />
König der Ehren, aus Liebe geworden zum Kinde,<br />
dem ich auch wieder mein Herze in Liebe verbinde:<br />
Du sollst es sein, den ich erwähle allein;<br />
ewig entsag ich der Sünde.<br />
Süßer Immanuel, werd auch in mir nun geboren,<br />
komm doch, mein Heiland, denn ohne dich bin ich verloren!<br />
Wohne in mir, mach mich ganz eines mit dir,<br />
der du mich liebend erkoren.<br />
Gerhard Tersteegen 1731<br />
GL 251 · GL 1975 144 · EG 41 – Strophen 5–7<br />
Canticum <br />
vgl. Joh 1, 1–5.9–12ab.14<br />
Antiphon:<br />
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.<br />
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis<br />
hat es nicht erfasst.<br />
Im Anfang war das Wort, /<br />
und das Wort war bei Gott, *<br />
und das Wort war Gott.<br />
Im Anfang war es bei Gott. /<br />
Alles ist durch das Wort geworden, *<br />
und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
307<br />
Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
In ihm war das Leben, *<br />
und das Leben war das Licht der Menschen.<br />
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, *<br />
und die Finsternis hat es nicht erfasst.<br />
Und das Wort war das wahre Licht, *<br />
das jeden Menschen erleuchtet.<br />
Er war in der Welt, /<br />
und die Welt ist durch ihn geworden, *<br />
aber die Welt erkannte ihn nicht.<br />
Er kam in sein Eigentum, *<br />
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.<br />
Allen aber, die ihn aufnahmen, *<br />
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.<br />
Und das Wort ist Fleisch geworden *<br />
und hat unter uns gewohnt,<br />
und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, /<br />
die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, *<br />
voll Gnade und Wahrheit.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung Phil 2, 6–7<br />
Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest,<br />
wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde<br />
wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das<br />
eines Menschen.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben<br />
dich voll Angst gesucht. – Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet<br />
ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?
Abend · Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> 308<br />
Fürbitten<br />
Lasst uns beten zu Gott, unserem Vater:<br />
A: Wir bitten dich, erhöre uns.<br />
– Stehe den Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung<br />
zur Seite.<br />
– Segne das Wirken aller Erzieherinnen und Erzieher, aller Lehrerinnen<br />
und Lehrer.<br />
– Hilf allen, die sich um verwahrloste Kinder und Jugendliche<br />
kümmern.<br />
– Nimm alle in deine Freude auf, die in ihrem Leben große<br />
Sorgen um ihre Kinder ertragen haben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Herr, unser Gott, in der Heiligen Familie hast du uns ein leuchtendes<br />
Vorbild geschenkt. Gib unseren Familien die Gnade,<br />
dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander<br />
in der Liebe verbunden bleiben. Führe uns alle zur ewigen Gemeinschaft<br />
in deinem Vaterhaus. Darum bitten wir durch Jesus<br />
Christus.<br />
Gott schütze unsere Kinder<br />
und bewahre das Kind in uns.<br />
Er mache uns froh mit seiner Liebe<br />
und berge uns in seiner Hand.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
nschuldige Kinder<br />
Montag<br />
28. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Das Fest der Unschuldigen Kinder geht auf einen Bericht im<br />
Matthäusevangelium zurück (2, 13–18). Magier aus dem Osten<br />
hatten König Herodes von der Geburt eines Königs berichtet.<br />
Als die Magier ihm – auf göttliche Weisung hin – keine weitere<br />
Auskunft über den Aufenthalt des Königskindes brachten, ließ Herodes<br />
aus Angst um seinen Thron den Kindermord von Betlehem<br />
anordnen, um diesen möglichen Konkurrenten auszuschalten.<br />
Für Matthäus erfüllt sich darin das Wort des Propheten Jeremia<br />
(31, 15): „Ein Geschrei ist in Rama zu hören ..., Rachel weint um<br />
ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, denn sie sind dahin.“<br />
Augustinus (im 5. Jh.) und Cäsarius von Arles (im 6. Jh.) rühmen<br />
bereits die kindlichen Märtyrer nicht nur als Zeugen für Christus,<br />
sondern als Märtyrer, die an Jesu Stelle gestorben seien. Seit dem<br />
fünften Jahrhundert gibt es einen liturgischen Gedenktag für diese<br />
Kinder. Die Kirche verehrt die Unschuldigen Kinder als die ersten<br />
Märtyrer und feiert deshalb ihr Fest in unmittelbarer Nähe zu<br />
Weihnachten. Ohne ihn selbst schon mit Worten oder Taten bezeugen<br />
zu können, haben die Kinder durch ihren Tod Zeugnis abgelegt<br />
für den Messias Jesus.<br />
Im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil wurden die liturgischen<br />
Texte zum Fest der Unschuldigen Kinder neu bearbeitet.<br />
Die Bedeutung dieses Tages hat sich in den letzten Jahren auch<br />
dahingehend geändert, dass er eine Mahnung ist zum Schutz des<br />
ungeborenen Lebens.<br />
Namenstag: Hermann († 1326) und Otto von Niederaltaich († 1344,<br />
Brüder, Benediktiner, Einsiedler)
Morgen · Montag, 28. <strong>Dezember</strong> 310<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Meine Seele möge ruhig werden und still<br />
wie ein kleines Kind bei der Mutter.<br />
Nach Ps 131, 2<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Noch ist es Nacht, noch fließen Tränen,<br />
noch schreien Menschen aus tiefster Not.<br />
Noch plagt uns Angst, noch friert die Liebe,<br />
noch ist es Nacht – doch dein Tag kommt.<br />
Dann wischst du die Tränen von unsren Augen.<br />
Dann werden Schmerz und Tod nicht mehr sein.<br />
Dann wirst du, Gott, unter uns wohnen –<br />
es kommt der Tag, da stellst du dich ein.<br />
Noch ist es Nacht, noch schrecken Schatten,<br />
noch seufzen Schöpfung und Kreatur.<br />
Noch gibt es Krieg, noch bluten Völker,<br />
noch ist es Nacht – doch dein Tag kommt.<br />
Dann wischst du die Tränen von unsren Augen ...<br />
Noch ist es Nacht, noch herrscht das Dunkel,<br />
noch hungern Kinder, schutzlos, missbraucht.<br />
Noch zählt nur Geld, noch tötet Armut,<br />
noch ist es Nacht – doch dein Tag kommt.<br />
Dann wischst du die Tränen von unsren Augen ...<br />
Noch ist es Nacht, doch es gibt Sterne<br />
und es gibt Zeichen, daß Neues wird.
311<br />
Montag, 28. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Der neue Mensch, noch nicht geboren,<br />
noch ist es Nacht – doch dein Tag kommt.<br />
Eugen Eckert (zu Offb 21, 3 f.), © beim Autor<br />
Canticum Jer 14, 17b–21<br />
Antiphon:<br />
Warum hast du uns so geschlagen, dass es für uns keine Heilung<br />
mehr gibt?<br />
Meine Augen fließen über von Tränen *<br />
bei Tag und bei Nacht und finden keine Ruhe.<br />
Denn großes Verderben brach herein /<br />
über die Jungfrau, die Tochter meines Volkes, *<br />
eine unheilbare Wunde.<br />
Gehe ich aufs Feld hinaus – *<br />
seht, vom Schwert Durchbohrte!<br />
Komme ich in die Stadt – *<br />
seht, vom Hunger Gequälte!<br />
Ja, auch Propheten und Priester werden verschleppt *<br />
in ein Land, das sie nicht kennen.<br />
Hast du denn Juda ganz verworfen, *<br />
wurde dir Zion zum Abscheu?<br />
Warum hast du uns so geschlagen, *<br />
dass es für uns keine Heilung mehr gibt?<br />
Wir hofften auf Heil, doch kommt nichts Gutes, *<br />
auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Schrecken!<br />
Wir erkennen, Herr, unser Unrecht, /<br />
die Schuld unsrer Väter: *<br />
Ja, wir haben gegen dich gesündigt.<br />
Um deines Namens willen verschmähe nicht, /<br />
verstoß nicht den Thron deiner Herrlichkeit! *<br />
Gedenke deines Bundes mit uns und löse ihn nicht!<br />
Ehre sei dem Vater ...
Morgen · Montag, 28. <strong>Dezember</strong> 312<br />
Lesung Jer 31, 15<br />
Ein Geschrei ist in Rama zu hören, bitteres Klagen und Weinen.<br />
Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten<br />
lassen, um ihre Kinder, denn sie sind dahin.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Unschuldige Kinder wurden für Christus getötet, Säuglinge vom<br />
ruchlosen König gemordet. Sie folgen dem Lamm ohne Makel<br />
und rufen: Ehre sei dir, o Herr!<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Jesus Christus, der sein Licht in uns zum Leuchten<br />
bringen will. Zu ihm lasst uns rufen:<br />
A: Erfülle uns mit deiner Güte.<br />
– Lass uns niemand etwas verweigern, das wir ihm zu geben<br />
vermögen.<br />
– Gib uns Mut, dass wir Unrecht entgegentreten.<br />
– Lass uns Verfolgte aufnehmen und uns für ihr Recht einsetzen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Vater im Himmel, nicht mit Worten haben die Unschuldigen Kinder<br />
dich gepriesen, sie haben dich verherrlicht durch ihr Sterben.<br />
Gib uns die Gnade, dass wir in Worten und Taten unseren Glauben<br />
an dich bekennen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.<br />
Der gütige Gott festige die Riegel unserer Tore<br />
und segne die Kinder in unserer Mitte;<br />
er verschaffe unseren Grenzen Frieden<br />
und stärke uns durch sein Wort.<br />
Nach Ps 147,13–14
313<br />
Montag, 28. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Gloria<br />
Eucharistiefeier<br />
Liedvorschläge: GL 247, 252, 254, 427, 657, 6 · KG 331, 336<br />
Die Unschuldigen Kinder erlitten für Christus den Tod.<br />
Nun folgen sie dem Lamm und singen sein Lob.<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem ersten Johannesbrief 1 Joh 1, 5–2, 2<br />
Schwestern und Brüder! Das ist die Botschaft, die wir von<br />
Jesus Christus gehört haben und euch verkünden: Gott ist<br />
Licht und keine Finsternis ist in ihm. Wenn wir sagen, dass<br />
wir Gemeinschaft mit ihm haben und doch in der Finsternis<br />
wandeln, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir im<br />
Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft<br />
miteinander und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von<br />
aller Sünde.<br />
Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns<br />
selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir<br />
unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt<br />
uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. Wenn wir<br />
sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum<br />
Lügner und sein Wort ist nicht in uns.<br />
Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt.<br />
Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater:<br />
Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden,<br />
aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die<br />
der ganzen Welt.<br />
Antwortpsalm Ps 124, 2–5.7–8<br />
Kehrvers:<br />
Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen.
Eucharistie · Montag, 28. <strong>Dezember</strong> 314<br />
Wäre es nicht der HERR gewesen, der da war für uns, *<br />
als sich gegen uns Menschen erhoben,<br />
dann hätten sie uns lebendig verschlungen, *<br />
als gegen uns ihr Zorn entbrannte.<br />
Kehrvers:<br />
Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen.<br />
Dann hätten die Wasser uns weggespült, *<br />
hätte sich über uns ein Wildbach ergossen,<br />
dann hätten sich über uns ergossen *<br />
die wilden und wogenden Wasser. – Kehrvers<br />
Unsre Seele ist wie ein Vogel<br />
dem Netz des Jägers entkommen; *<br />
das Netz ist zerrissen und wir sind frei.<br />
Unsere Hilfe ist im Namen des HERRN, *<br />
der Himmel und Erde erschaffen hat. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Verse 7a, ferner GL 60,1 · GL 1975 233, 7 · KG 271 (VI. Ton)<br />
oder GL 1975 528, 2 · KG 385, 7 (IV. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, preisen wir. Dich preist der<br />
Märtyrer leuchtendes Heer.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 2, 13–18<br />
Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien<br />
dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte:<br />
Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach<br />
Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn<br />
Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.<br />
Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und<br />
dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des He-
315<br />
Montag, 28. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
rodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten<br />
gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.<br />
Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten,<br />
wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem<br />
und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von<br />
zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den<br />
Sterndeutern erfahren hatte.<br />
Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt<br />
worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen<br />
und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht<br />
trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
„Das Leben ein Traum“, so ist ein berühmtes Drama des spanischen<br />
Barockdichters Pedro Calderón de la Barca überschrieben.<br />
„Das Leben ein Albtraum“ müsste wohl über der noch<br />
bekannteren lukanischen Erzählung von den gnadenlos gemordeten<br />
Kleinkindern stehen. Die Angst des Mächtigen um seine<br />
Macht ist so groß, dass er den Kleinen das Leben nimmt, um die<br />
Gefahr zu bannen, die ihm von dem einen Konkurrenten auszugehen<br />
scheint. Dass an diesem Messias Mord und Totschlag<br />
zerschellen und scheitern müssen, deutet so schon sein Lebensbeginn<br />
an. Nur ein Traum? Am Ende wird Gott seine Treue,<br />
durch Todesmacht und Todesnacht hindurch, erweisen.<br />
Gabengebet<br />
Herr, unser Gott, nimm diese Gaben an und heilige uns durch<br />
die Erlösungstat deines Sohnes, der auch die Unschuldigen Kinder<br />
gerechtfertigt und zu seinen Zeugen erwählt hat, der mit dir<br />
lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Kommunionvers Offb 14, 4<br />
Sie sind es, die aus den Menschen losgekauft wurden als Weihegabe<br />
für Gott und das Lamm. Sie folgen dem Lamm, wohin<br />
immer es geht.
Abend · Montag, 28. <strong>Dezember</strong> 316<br />
Schlussgebet<br />
Herr, unser Gott, du hast den Unschuldigen Kindern die Krone<br />
der Märtyrer geschenkt, obwohl sie noch nicht fähig waren,<br />
deinen Sohn mit dem Munde zu bekennen. Christus, für den<br />
sie gestorben sind, schenke auch uns im Sakrament die Fülle<br />
des Heiles. Er, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Schlusssegen<br />
Der barmherzige Gott hat durch die Geburt seines Sohnes die<br />
Finsternis vertrieben und (diesen Tag) diese Tage erleuchtet mit<br />
dem Glanz seines Lichtes; er mache eure Herzen hell mit dem<br />
Licht seiner Gnade.<br />
Den Hirten ließ er durch den Engel die große Freude verkünden;<br />
mit dieser Freude erfülle er euer ganzes Leben.<br />
In Christus hat Gott Himmel und Erde verbunden; durch<br />
ihn schenke er allen Menschen guten Willens seinen Frieden,<br />
durch ihn vereine er euch mit der Kirche des Himmels.<br />
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />
Sohn † und der Heilige Geist.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Kein Mensch soll sich einem Kinde mit einem anderen als<br />
freundlichem Angesichte nähern, denn das Kind versteht die<br />
Natursprache, ehe es die Muttersprache versteht.<br />
Johann Michael Sailer (deutscher katholischer Theologe,<br />
Bischof von Regensburg, verfasste zahlreiche theologische,<br />
philosophische und pädagogische Schriften, 1751–1832)
317<br />
Montag, 28. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
• Wie begegne ich Kindern?<br />
• Wie viel Spiel-Raum kann ich ihnen lassen?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
In dunkler Nacht<br />
bist du in unsere Zeit gekommen<br />
und erneuerst unser Leben,<br />
Jahr um Jahr.<br />
Dein reines Licht<br />
durchstrahlt unseren Alltag<br />
mit deiner geheimnisvollen Gegenwart,<br />
Tag für Tag.<br />
Gott,<br />
segne das Dunkel, das wir durchstehen,<br />
erleuchte die Wege, auf denen wir gehen.<br />
Gott,<br />
segne die Zeit, in die wir nun schreiten,<br />
und segne die Menschen, die uns begleiten.<br />
Brigitte Schwarz, © bei der Autorin<br />
Psalm 7 Verse 2–10<br />
Herr, mein Gott, ich flüchte mich zu dir; *<br />
hilf mir vor allen Verfolgern und rette mich,<br />
damit mir niemand wie ein Löwe das Leben raubt, *<br />
mich zerreißt, und keiner ist da, der mich rettet.<br />
Wenn ich das getan habe, Herr, mein Gott, *<br />
wenn an meinen Händen Unrecht klebt,<br />
wenn ich meinem Freunde Böses tat, *<br />
wenn ich den quälte, der mich grundlos bedrängt hat,
Abend · Montag, 28. <strong>Dezember</strong> 318<br />
dann soll mich der Feind verfolgen und ergreifen; /<br />
er richte mein Leben zugrunde *<br />
und trete meine Ehre mit Füßen.<br />
Herr, steh auf in deinem Zorn, *<br />
erheb dich gegen meine wütenden Feinde!<br />
Wach auf, du mein Gott! /<br />
Du hast zum Gericht gerufen. *<br />
Der Herr richtet die Völker.<br />
Um dich stehe die Schar der Völker im Kreis; *<br />
über ihnen throne du in der Höhe!<br />
Herr, weil ich gerecht bin, verschaff mir Recht; *<br />
und tu an mir Gutes, weil ich schuldlos bin!<br />
Die Bosheit der Frevler finde ein Ende, /<br />
doch gib dem Gerechten Bestand, *<br />
gerechter Gott, der du auf Herz und Nieren prüfst.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Zu dir flüchten wir uns, du unser Gott. Bewahre uns vor Unheil<br />
und hilf uns heilen, wo wir schuldig geworden sind.<br />
Lesung Eph 2, 3b–5<br />
Wir waren von Natur aus Kinder des Zorns wie die anderen.<br />
Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir<br />
infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit<br />
der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig<br />
gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Die makellose Jungfrau hat uns Gott geboren und ihn an ihrer<br />
Brust genährt. Kommt, wir beten ihn an, der erschienen ist, uns<br />
zu retten.
319<br />
Montag, 28. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Fürbitten<br />
Gepriesen sei der verborgene Gott, der sich jedem Menschen<br />
offenbaren will. Zu ihm lasst uns rufen:<br />
A: Sende dein Licht und deine Wahrheit.<br />
Den Kleinen und Schwachen gilt dein besonderer Schutz;<br />
– segne die Kinder und lass sie zu glücklichen Menschen heranwachsen.<br />
Bei der Geburt Jesu verkündeten Engel den Frieden auf Erden;<br />
– lass den Armen und Benachteiligten deine Gerechtigkeit widerfahren.<br />
In unserer Zeit sind mehr Menschen auf der Flucht als jemals<br />
zuvor;<br />
– geleite sie an einen Ort, wo sie Aufnahme und Sicherheit<br />
finden.<br />
Unsere Verstorbenen mahnen uns, sie nicht zu vergessen;<br />
– vereine uns mit ihnen in deiner Herrlichkeit.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar<br />
erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.<br />
Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes, der unsere<br />
Menschennatur angenommen hat. Er, der in der Einheit des<br />
Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Thomas Becket<br />
Thomas Becket (1118–1170) war Erzbischof von Canterbury und<br />
verteidigte beherzt die Rechte der Kirche gegen den englischen<br />
König. Zunächst war er Lordkanzler und Vertrauter Heinrichs II.<br />
von England, der seine Erhebung zum Erzbischof von Canterbury<br />
und damit zum Primas von England veranlasste (1162), weil er<br />
sich davon politischen Einfluss auf die Kirche versprach. Thomas<br />
nahm das Amt nur widerstrebend an, da er Konflikte voraussah. Er<br />
gab seine weltlichen Ämter ab und widmete sich mit großem Ernst<br />
seinen neuen Pflichten. Mit dem gleichen Eifer, mit dem er sich<br />
vorher für die Interessen des Königs eingesetzt hatte, widersetzte<br />
er sich nun dessen Versuchen, in die Rechte der Kirche einzugreifen.<br />
1164 musste er deshalb nach Frankreich fliehen. Nach zähen<br />
Verhandlungen konnte er 1170 nach England zurückkehren. Nach<br />
erneuten Streitigkeiten wurde er von vier Edelleuten in der Kathedrale<br />
zu Canterbury ermordet, die glaubten, dem König damit einen<br />
Gefallen zu tun.<br />
Namenstag: David · Tamar (Tamara) · Isai (Jesse, biblische Gestalten) ·<br />
Lothar (Enkel Karls des Großen, nach Herrschaftsverzicht Mönch in<br />
Prüm, † 855) · Reginbert von Seldenbüren (Einsiedler, Gründer der<br />
Abtei St. Blasien, † um 962) · Boso von Merseburg (Bischof, Glaubensbote,<br />
† 970)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.
321<br />
Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Hymnus<br />
Zu Betlehem geboren<br />
ist uns ein Kindelein.<br />
Das hab ich auserkoren,<br />
sein Eigen will ich sein.<br />
Eja, eja, sein Eigen will ich sein.<br />
In seine Lieb versenken<br />
will ich mich ganz hinab;<br />
mein Herz will ich ihm schenken<br />
und alles, was ich hab.<br />
Eja, eja, und alles, was ich hab.<br />
O Kindelein, von Herzen<br />
dich will ich lieben sehr<br />
in Freuden und in Schmerzen,<br />
je länger mehr und mehr.<br />
Eja, eja, je länger mehr und mehr.<br />
Dazu dein Gnad mir gebe,<br />
bitt ich aus Herzensgrund,<br />
dass dir allein ich lebe<br />
jetzt und zu aller Stund.<br />
Eja, eja, jetzt und zu aller Stund.<br />
Friedrich Spee 1637<br />
GL 239 · GL 1975 140 · KG 337 · EG 32 – Strophen 1–4<br />
Psalm 33<br />
Ihr Gerechten, jubelt vor dem Herrn; *<br />
für die Frommen ziemt es sich, Gott zu loben.<br />
Preist den Herrn mit der Zither, *<br />
spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe!<br />
Singt ihm ein neues Lied, *<br />
greift voll in die Saiten und jubelt laut!<br />
Denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig, *<br />
all sein Tun ist verlässlich.
Morgen · Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> 322<br />
Er liebt Gerechtigkeit und Recht, *<br />
die Erde ist erfüllt von der Huld des Herrn.<br />
Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen, *<br />
ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.<br />
Wie in einem Schlauch fasst er das Wasser des Meeres, *<br />
verschließt die Urflut in Kammern.<br />
Alle Welt fürchte den Herrn; *<br />
vor ihm sollen alle beben, die den Erdkreis bewohnen.<br />
Denn der Herr sprach, und sogleich geschah es; *<br />
er gebot, und alles war da.<br />
Der Herr vereitelt die Beschlüsse der Heiden, *<br />
er macht die Pläne der Völker zunichte.<br />
Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, *<br />
die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.<br />
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, *<br />
der Nation, die er sich zum Erbteil erwählt hat.<br />
Der Herr blickt herab vom Himmel, *<br />
er sieht auf alle Menschen.<br />
Von seinem Thronsitz schaut er nieder *<br />
auf alle Bewohner der Erde.<br />
Der ihre Herzen gebildet hat, *<br />
er achtet auf all ihre Taten.<br />
Dem König hilft nicht sein starkes Heer, *<br />
der Held rettet sich nicht durch große Stärke.<br />
Nichts nützen die Rosse zum Sieg, *<br />
mit all ihrer Kraft können sie niemand retten.<br />
Doch das Auge des Herrn ruht auf allen,<br />
die ihn fürchten und ehren, *<br />
die nach seiner Güte ausschaun;<br />
denn er will sie dem Tod entreißen *<br />
und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.
323<br />
Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Unsre Seele hofft auf den Herrn; *<br />
er ist für uns Schild und Hilfe.<br />
Ja, an ihm freut sich unser Herz, *<br />
wir vertrauen auf seinen heiligen Namen.<br />
Lass deine Güte über uns walten, o Herr, *<br />
denn wir schauen aus nach dir.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Du unser Gott, du liebst Gerechtigkeit und Recht. Du achtest<br />
auf alle, die dich fürchten, und erhältst sie am Leben. Gib, dass<br />
wir uns an dir ausrichten, damit dein Friede auf Erden wachse.<br />
Lesung Hebr 1, 1–2<br />
Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den<br />
Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit<br />
aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum<br />
Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen<br />
hat.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Die Hirten sagten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem,<br />
das Ereignis zu sehen, das der Herr uns verkünden ließ.<br />
Bitten<br />
Gepriesen sei Jesus Christus, der seine Liebe in unsere Herzen<br />
gesenkt hat. Zu ihm lasst uns rufen:<br />
A: Lob sei dir, König der Herrlichkeit.<br />
– Durch unser Mitgefühl mit den Leidenden.<br />
– Durch unsere Achtung der Armen.<br />
– Durch unseren Einsatz für die Benachteiligten.<br />
Vaterunser
Eucharistie · Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> 324<br />
Oration<br />
Unsichtbarer Gott, dein Licht ist in die Welt gekommen und hat<br />
die Finsternis überwunden. Sieh gnädig auf uns und lass uns<br />
die Herrlichkeit der Geburt Christi mit würdigem Lob feiern,<br />
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />
in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Gloria<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Gott hat die Welt so geliebt,<br />
dass er seinen einzigen Sohn hingab,<br />
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht,<br />
sondern das ewige Leben hat.<br />
Joh 3, 16<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem ersten Johannesbrief 1 Joh 2, 3–11<br />
Liebe Schwestern und Brüder! Wenn wir seine Gebote halten,<br />
erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben. Wer sagt:<br />
Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner,<br />
und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wer sich aber an sein<br />
Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet. Wir<br />
erkennen daran, dass wir in ihm sind. Wer sagt, dass er in ihm<br />
bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat.<br />
Liebe Brüder, ich schreibe euch kein neues Gebot, sondern<br />
ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot<br />
ist das Wort, das ihr gehört habt. Und doch schreibe ich euch
325<br />
Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
ein neues Gebot, etwas, das in ihm und in euch verwirklicht<br />
ist; denn die Finsternis geht vorüber, und schon leuchtet das<br />
wahre Licht.<br />
Wer sagt, er sei im Licht, aber seinen Bruder hasst, ist noch in<br />
der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht; da gibt<br />
es für ihn kein Straucheln. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in<br />
der Finsternis. Er geht in der Finsternis und weiß nicht, wohin<br />
er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht.<br />
Antwortpsalm Ps 96, 1–6<br />
Kehrvers:<br />
Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke.<br />
Singet dem Herrn ein neues Lied, *<br />
singt dem Herrn, alle Länder der Erde!<br />
Singt dem Herrn und preist seinen Namen, *<br />
verkündet sein Heil von Tag zu Tag! – Kehrvers<br />
Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit, *<br />
bei allen Nationen von seinen Wundern!<br />
Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen, *<br />
mehr zu fürchten als alle Götter. – Kehrvers<br />
Alle Götter der Heiden sind nichtig, *<br />
der Herr aber hat den Himmel geschaffen.<br />
Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht, *<br />
Macht und Glanz in seinem Heiligtum. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 11a, ferner GL 635, 3 · GL 1975 149, 2 (V. Ton)<br />
oder KG 637 (II. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium Lk 2, 32<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für das<br />
Volk Israel.<br />
Halleluja.
Eucharistie · Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> 326<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 2, 22–35<br />
Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose<br />
vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach<br />
Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem<br />
Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt<br />
soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen,<br />
wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben<br />
oder zwei junge Tauben.<br />
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war<br />
gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und<br />
der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm<br />
offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den<br />
Messias des Herrn gesehen habe.<br />
Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die<br />
Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz<br />
üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries<br />
Gott mit den Worten:<br />
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in<br />
Frieden scheiden.<br />
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,<br />
das du vor allen Völkern bereitet hast,<br />
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein<br />
Volk Israel.<br />
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die<br />
über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu<br />
Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel<br />
viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden,<br />
und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch<br />
sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.<br />
Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Simeon bedeutet: Erhörung. Hanna heißt: Gnade. Und wirklich,<br />
die Rettung Israels, auf die Simeon so lange gehofft hat<br />
– nun sieht er sie kommen. Auch die Seherin Hanna sieht –
327<br />
Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
und darum preist sie Gott. Und sie spricht, Gotteskünderin,<br />
Gotteslehrerin, „über das Kind zu allen, die auf die Erlösung<br />
Jerusalems warteten“. In Jesus, dem Christus, Gottes Gesalbtem,<br />
ist Erlösung angebrochen, wird Israel getröstet und nicht<br />
nur vertröstet, und auch die Völkerwelt soll hineingenommen<br />
werden in das große Gottesheil, das in diesem Kind zur Welt<br />
kommt. Der Erwählte wird aber auch leiden und seine Mutter<br />
wird an seinen Schmerzen mitleiden. Am Messias Jesus<br />
werden sich in Israel die Geister scheiden. Eine dramatische<br />
Spannung kommt in die Szene. Doch vor allem zeigt sie die<br />
Sternstunde zweier hoffnungsstarker Leben, die sich durch<br />
Gottes Fügung und Führung, über alles hinaus, was Menschen<br />
erwarten können – selig, überselig – gerundet haben.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Nicht lange Gebete, sondern großmütige Handlungen rühren<br />
das Herz Gottes.<br />
Arnold Janssen (Missionar, Gründer der Steyler Missionare, 1837–1909)<br />
• Wen erlebe ich als wirklich großmütig?<br />
• Welche Menschen waren und sind mir Vorbilder?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Dich wahren Gott ich finde<br />
in meinem Fleisch und Blut,
Abend · Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> 328<br />
darum ich fest mich binde<br />
an dich, mein höchstes Gut.<br />
Eja, eja, an dich, mein höchstes Gut.<br />
Lass mich von dir nicht scheiden,<br />
knüpf zu, knüpf zu das Band:<br />
Die Liebe zwischen beiden<br />
nimmt hin mein Herz zu Pfand.<br />
Eja, eja, nimmt hin mein Herz zu Pfand.<br />
Friedrich Spee 1637<br />
GL 239 · GL 1975 140 · KG 337 · EG 32 – Strophen 5 und 6<br />
Psalm 21 Verse 2–8.14<br />
An deiner Macht, Herr, freut sich der König; *<br />
über deine Hilfe, wie jubelt er laut!<br />
Du hast ihm den Wunsch seines Herzens erfüllt, *<br />
ihm nicht versagt, was seine Lippen begehrten.<br />
Du kamst ihm entgegen mit Segen und Glück, *<br />
du kröntest ihn mit einer goldenen Krone.<br />
Leben erbat er von dir, du gabst es ihm, *<br />
viele Tage, für immer und ewig.<br />
Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, *<br />
du hast ihn bekleidet mit Hoheit und Pracht.<br />
Du machst ihn zum Segen für immer; *<br />
wenn du ihn anblickst, schenkst du ihm große Freude.<br />
Denn der König vertraut auf den Herrn, *<br />
die Huld des Höchsten lässt ihn niemals wanken.<br />
Erhebe dich, Herr, in deiner Macht! *<br />
Deiner siegreichen Kraft wollen wir singen und spielen.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Ewiger, du gibst uns Anteil an der Herrlichkeit deines Sohnes.<br />
Belebe uns, damit wir unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen<br />
zum Segen werden.
329<br />
Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Lesung 1 Joh 1, 1–3<br />
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir<br />
mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was<br />
unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort<br />
des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen<br />
und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das<br />
beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und<br />
gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr<br />
Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit<br />
dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Der König des Himmels wurde von einer Jungfrau geboren. Er<br />
rief den Menschen, der verloren war, in das Reich des Himmels<br />
zurück.<br />
Fürbitten<br />
Herr des Augenblicks und der Ewigkeit, in unsere Wirklichkeit<br />
trittst du ein, ohne dass wir es ahnen. Wir bitten dich:<br />
A: Öffne uns für deine Gegenwart.<br />
Sei den Kindern nahe<br />
– und lass sie zu frohen schöpferischen Menschen heranwachsen.<br />
Lass die alten Menschen deine Nähe spüren<br />
– und gib ihnen Gesundheit und Lebensfreude.<br />
Lass die wegen ihres Glaubens Verfolgten deine Hilfe erfahren<br />
– und stärke sie auf ihrem Weg.<br />
Blick auf die Not all derer, die Missbrauch erfahren haben,<br />
– und lass uns erkennen, wie wir ihnen helfen können.<br />
Gib allen Sterbenden die Hoffnung auf deine erneuernde Gnade<br />
– und lass den Verstorbenen dein Licht leuchten.
Abend · Dienstag, 29. <strong>Dezember</strong> 330<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Unsichtbarer Gott, dein Licht ist in die Welt gekommen und hat<br />
die Finsternis überwunden. Sieh gnädig auf uns und lass uns<br />
die Herrlichkeit der Geburt Christi mit würdigem Lob feiern,<br />
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht<br />
in alle Ewigkeit.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Namenstag: hl. Felix I. (Papst, † 273/74) · hl. Germar von Flay (Abt,<br />
Klostergründer, † um 660) · Richard von Arnsberg (Prämonstratenser,<br />
† um 1190)<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Ich steh an deiner Krippe hier,<br />
o Jesu, du mein Leben.<br />
Ich komme, bring und schenke dir,<br />
was du mir hast gegeben.<br />
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn.<br />
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin<br />
und lass dir’s wohl gefallen.<br />
Da ich noch nicht geboren war,<br />
da bist du mir geboren<br />
und hast mich dir zu eigen gar,<br />
eh ich dich kannt, erkoren.<br />
Eh ich durch deine Hand gemacht,<br />
da hast du schon bei dir bedacht,<br />
wie du mein wolltest werden.<br />
Ich lag in tiefster Todesnacht,<br />
du warest meine Sonne,<br />
die Sonne, die mir zugebracht<br />
Licht, Leben, Freud und Wonne.
Morgen · Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> 332<br />
O Sonne, die das werte Licht<br />
des Glaubens in mir zugericht,<br />
wie schön sind deine Strahlen.<br />
Ich sehe dich mit Freuden an<br />
und kann mich nicht satt sehen;<br />
und weil ich nun nichts weiter kann,<br />
bleib ich anbetend stehen.<br />
O dass mein Sinn ein Abgrund wär<br />
und meine Seel ein weites Meer,<br />
dass ich dich möchte fassen!<br />
Paul Gerhardt 1653<br />
GL 256 · GL 1975 141 · KG 333 · EG 37<br />
Canticum <br />
Jdt 16, 1–2a.13–15<br />
Antiphon:<br />
Herr, du bist groß und wunderbar in deiner Macht.<br />
Stimmt ein Lied an für meinen Gott unter Paukenschall, *<br />
singt für den Herrn unter Zimbelklang!<br />
Preist ihn und singt sein Lob, /<br />
rühmt seinen Namen und ruft ihn an! *<br />
Denn der Herr ist ein Gott, der den Kriegen ein Ende setzt.<br />
Ich singe meinem Gott ein neues Lied; *<br />
Herr, du bist groß und voll Herrlichkeit.<br />
Wunderbar bist du in deiner Stärke, *<br />
keiner kann dich übertreffen.<br />
Dienen muss dir deine ganze Schöpfung. *<br />
Denn du hast gesprochen, und alles entstand.<br />
Du sandtest deinen Geist, um den Bau zu vollenden. *<br />
Kein Mensch kann deinem Wort widerstehen.<br />
Meere und Berge erbeben in ihrem Grund, /<br />
vor dir zerschmelzen die Felsen wie Wachs. *<br />
Doch wer dich fürchtet, der erfährt deine Gnade.<br />
Ehre sei dem Vater ...
333<br />
Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Lesung Jes 9, 5<br />
Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die<br />
Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn Wunderbarer<br />
Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des<br />
Friedens.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Als Christus geboren war, sangen die Chöre der Engel: Heil unserem<br />
Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamme.<br />
Bitten<br />
Gott, du behütest die schlichten Herzen. Wir rufen zu dir:<br />
A: Höre unsere Bitten.<br />
– Beschenke uns mit dem Reichtum deiner Liebe.<br />
– Mach uns bereit, unseren Mitmenschen zu dienen.<br />
– Lass uns im Einklang mit deiner Schöpfung leben.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, die Knechtschaft der Sünde hält uns Menschen<br />
gefangen. Nimm dieses alte Joch von uns und schenke<br />
uns die neue Freiheit durch die Geburt deines Sohnes in unserem<br />
sterblichen Fleisch. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />
Christus.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.
Eucharistie · Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> 334<br />
Gloria<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Als tiefes Schweigen das All umfing<br />
und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,<br />
da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr,<br />
vom Himmel herab, vom königlichen Thron.<br />
Weish 18,14–15<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem ersten Johannesbrief 1 Joh 2, 12–17<br />
Ich schreibe euch, ihr Kinder, dass euch durch seinen Namen<br />
die Sünden vergeben sind. Ich schreibe euch, ihr Väter, dass<br />
ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch,<br />
ihr jungen Männer, dass ihr den Bösen besiegt habt. Ich schreibe<br />
euch, ihr Kinder, dass ihr den Vater erkannt habt. Ich schreibe<br />
euch, ihr Väter, dass ihr den erkannt habt, der von Anfang<br />
an ist. Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, dass ihr stark seid,<br />
dass das Wort Gottes in euch bleibt und dass ihr den Bösen<br />
besiegt habt.<br />
Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! Wer die Welt<br />
liebt, hat die Liebe zum Vater nicht. Denn alles, was in der Welt<br />
ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das<br />
Prahlen mit dem Besitz, ist nicht vom Vater, sondern von der<br />
Welt. Die Welt und ihre Begierde vergeht; wer aber den Willen<br />
Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.<br />
Antwortpsalm Ps 96, 7–10<br />
Kehrvers:<br />
Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke.<br />
Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, *<br />
bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!
335<br />
Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, *<br />
spendet Opfergaben, und tretet ein<br />
in sein Heiligtum! – Kehrvers<br />
In heiligem Schmuck werft euch nieder vor dem Herrn, *<br />
erbebt vor ihm, alle Länder der Erde!<br />
Verkündet bei den Völkern: Der Herr ist König. /<br />
Den Erdkreis hat er gegründet, sodass er nicht wankt. *<br />
Er richtet die Nationen so, wie es recht ist. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 11a, ferner GL 635, 3 · GL 1975 149, 2 (V. Ton)<br />
oder KG 637 (II. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Aufgeleuchtet ist uns aufs Neue der Tag der Erlösung: Ein großes<br />
Licht ist heute auf Erden erschienen. Kommt, ihr Völker,<br />
und betet an den Herrn, unseren Gott!<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas Lk 2, 36–40<br />
In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter<br />
Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt.<br />
Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem<br />
Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig<br />
Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag<br />
und Nacht mit Fasten und Beten.<br />
In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und<br />
sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems<br />
warteten.<br />
Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn<br />
vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.<br />
Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit<br />
Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.
Abend · Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> 336<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Die Prophetin Hanna ist einen ganz eigenen Weg gegangen.<br />
Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes heiratet sie nicht wieder.<br />
Warum verzichtet sie auf Kinder, Versorgung und soziale<br />
Sicherheit? Doch die symbolische Zahl ihrer Jahre deutet an,<br />
dass Hanna die Fülle des Lebens gewählt hat. Sieben mal zwölf<br />
Jahre hat sie als gottesfürchtige Frau „mit Fasten und Beten“<br />
beim Tempel gelebt. Sie hat ihr Leben dafür eingesetzt, dass der<br />
Messias kommen kann. Nun erkennt sie ihn in einem winzigen<br />
Knaben, preist Gott und gibt ihre Geistesgewissheit weiter. Es<br />
ist wohl kein Zufall, dass sie den Namen der alttestamentlichen<br />
Hanna trägt (1 Sam 1, 1 – 2, 10). Philo von Alexandria (15/10 v.<br />
Chr. – ca. 40 nach Chr.) nennt die Mutter des Samuel „Prophetin“!<br />
– Zwei alte Menschen, die das Wünschen nicht verlernt haben,<br />
stellt uns Lukas als die wahren Propheten vor. Simeon und<br />
Hanna haben Anteil daran, dass der Messias kommt. Ein kleines<br />
Kind ist dieser Messias, und dieser Messias ist wirklich ein<br />
Kind. Ein schwaches, hilfloses Wesen, dessen Kräfte zunehmen<br />
und das sich, wie kleine Kinder es tun, beständig verändert. Ein<br />
Menschenkind, das unter den Augen seiner Eltern und seines<br />
Gottes heranwachsen darf. Gottes Kind.<br />
Abendgebet<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Man kann nicht lieben und über das Böse hinwegsehen. Aber<br />
klar zu sehen muss dahin führen, mehr zu lieben.<br />
Madeleine Delbrêl (französische Schriftstellerin<br />
und christliche Sozialarbeiterin, 1904–1964)
337<br />
Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
• Der klare, illusionslose Blick und Liebe, geht das für mich<br />
überhaupt zusammen?<br />
• Wie kann auch ich zu einer solch reifen Liebe gelangen?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Du Kind, zu dieser heilgen Zeit<br />
gedenken wir auch an dein Leid,<br />
das wir zu dieser späten Nacht<br />
durch unsere Schuld auf dich gebracht.<br />
Kyrie eleison!<br />
Die Welt ist heut voll Freudenhall.<br />
Du aber liegst im armen Stall.<br />
Dein Urteilsspruch ist längst gefällt,<br />
das Kreuz ist dir schon aufgestellt.<br />
Kyrie eleison!<br />
Die Welt liegt heut im Freudenlicht.<br />
Dein aber harret das Gericht.<br />
Dein Elend wendet keiner ab.<br />
Vor deiner Krippe gähnt das Grab.<br />
Kyrie eleison!<br />
Die Welt ist heut an Liedern reich.<br />
Dich aber bettet keiner weich<br />
und singt dich ein zu lindem Schlaf.<br />
Wir häuften auf dich unsere Straf’!<br />
Kyrie eleison!<br />
Wenn wir mit dir einst auferstehn<br />
und dich von Angesichte sehn,<br />
dann erst ist ohne Bitterkeit<br />
das Herz uns zum Gesange weit!<br />
Hosianna!<br />
Jochen Klepper (1903–1942), Weihnachts-Kyrie – GL 254 · EG 50
Abend · Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> 338<br />
Psalm 27 Verse 7–14<br />
Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; *<br />
sei mir gnädig und erhöre mich!<br />
Mein Herz denkt an dein Wort:<br />
„Sucht mein Angesicht!“ *<br />
Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.<br />
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; /<br />
weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! *<br />
Du wurdest meine Hilfe.<br />
Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, *<br />
du Gott meines Heiles!<br />
Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, *<br />
der Herr nimmt mich auf.<br />
Zeige mir, Herr, deinen Weg, *<br />
leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde!<br />
Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; *<br />
denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten.<br />
Ich aber bin gewiss, zu schauen *<br />
die Güte des Herrn im Land der Lebenden.<br />
Hoffe auf den Herrn und sei stark! *<br />
Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Zeig uns dein Angesicht, Gott unseres Heiles. Hilf uns den Weg<br />
zu dir finden.<br />
Lesung 2 Petr 1, 3–4<br />
Alles, was für unser Leben und unsere Frömmigkeit gut ist,<br />
hat Gottes Macht uns geschenkt; sie hat uns den erkennen<br />
lassen, der uns durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen hat.<br />
Durch sie wurden uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen<br />
geschenkt, damit ihr der verderblichen Begierde, die
339<br />
Mittwoch, 30. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
in der Welt herrscht, entflieht und an der göttlichen Natur Anteil<br />
erhaltet.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Wir preisen dich, Gottesmutter Maria, denn aus dir ist Christus<br />
geboren, unser Heiland. Hilf allen, die dein Lob verkünden.<br />
Fürbitten<br />
Lasst uns beten zu Gott, der in seinem Sohn jeden Menschen<br />
retten will:<br />
V/A: Kyrie, eleison.<br />
– Um Einsicht, wo auf andere herabgesehen wird.<br />
– Um Beistand, wo jemand keinen Ausweg mehr sieht.<br />
– Um Vergebungsbereitschaft, wo Menschen zerstritten sind.<br />
– Um Zuversicht für die Kranken und Trost für die Sterbenden.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Allmächtiger Gott, die Knechtschaft der Sünde hält uns Menschen<br />
gefangen. Nimm dieses alte Joch von uns und schenke<br />
uns die neue Freiheit durch die Geburt deines Sohnes in unserem<br />
sterblichen Fleisch. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />
Christus.<br />
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />
gewähre uns der allmächtige Herr.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />
Heiliger Silvester I.<br />
Silvester lebte im dritten / vierten Jahrhundert. Er wurde in Rom<br />
geboren und erlebte die grundlegende Hinwendung des römischen<br />
Staates zum Christentum. Möglicherweise bewährte er sich<br />
in jungen Jahren während der diokletianischen Verfolgung als Bekenner.<br />
Sein späteres Pontifikat als Bischof von Rom (314–335)<br />
fiel in die Regierungszeit Kaiser Konstantins, unter dem die Christenverfolgung<br />
ein Ende fand. So konnte mit Silvester erstmalig ein<br />
Papst sein Amt als Vertreter der nunmehr mit dem römischen Staat<br />
verbundenen Christenheit wahrnehmen. Die religionspolitischen<br />
Impulse seiner Zeit gingen allerdings weniger von ihm als vom Kaiser<br />
aus, der u. a. das Konzil von Nizäa (325) einberief, zu dem Silvester<br />
wegen seines Alters zwei Vertreter entsandte. Über Silvesters<br />
Leben ist außer einigen legendenhaften Erzählungen aus späterer<br />
Zeit wenig bekannt. Die „Konstantinische Schenkung“, nach der<br />
der Kaiser ihm die Stadt Rom und das Abendland geschenkt haben<br />
soll, beruht auf einer Fälschung. Silvesters Todes- und Gedenktag<br />
(31. <strong>Dezember</strong> 335) ist besonders bekannt, da er dem letzten Tag<br />
des Jahres seinen Namen gibt.<br />
Namenstag: hl. Kolumba (Märtyrerin, † 270/75) · hl. Melanie<br />
(Wohltäterin, Klostergründerin, † 439) · sel. Luitfried von Muri (Abt,<br />
† 1096) · Apollonia Radermecher (Krankenpflegerin, Gründerin der<br />
Aachener Elisabethinnen, † 1626) · hl. Johannes Franz Régis (Jesuit,<br />
Volksmissionar in Südfrankreich, † 1640) · hl. Katharina Labouré<br />
(Vinzentinerin, Mystikerin, † 1876)<br />
Ökumenischer Gedenktag: John Wyclif (brit. Reformer, um 1330–<br />
1384)
341<br />
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Morgengebet<br />
Herr, öffne meine Lippen.<br />
Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Hymnus<br />
Vom hellen Tor der Sonnenbahn<br />
bis zu der Erde fernstem Rand<br />
erschalle Christus unser Lob,<br />
dem König, den die Magd gebar.<br />
Der Herr und Schöpfer aller Welt<br />
hüllt sich in arme Knechtsgestalt,<br />
im Fleische zu befrein das Fleisch,<br />
vom Tod zu retten, die er schuf.<br />
Er scheut es nicht, auf Stroh zu ruhn,<br />
die harte Krippe schreckt ihn nicht.<br />
Von einer Mutter wird gestillt,<br />
der allem Leben Nahrung gibt.<br />
Der Himmel bricht in Jubel aus,<br />
die Engel künden Gottes Huld,<br />
den Hirten wird geoffenbart<br />
der Hirt, der alle Völker lenkt.<br />
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Preis,<br />
Gott, den die Jungfrau uns gebar,<br />
Lob auch dem Vater und dem Geist<br />
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />
Nach: A solis ortus cardine; Sedulius, † um 450<br />
Melodie: GL 237 · GL 1975 138 · KG 332 · EG 24
Morgen · Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> 342<br />
Canticum Jes 49, 7–13<br />
Antiphon:<br />
Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund zu sein<br />
für das Volk, den Gefangenen zu sagen: Kommt heraus!, und<br />
denen, die in der Finsternis sind: Kommt ans Licht!<br />
So spricht der Herr, der Befreier Israels, sein Heiliger, /<br />
zu dem tief verachteten Mann, dem Abscheu der Leute, *<br />
dem Knecht der Tyrannen:<br />
Könige werden es sehen und sich erheben, *<br />
Fürsten werfen sich nieder,<br />
um des Herrn willen, der treu ist, *<br />
um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.<br />
So spricht der Herr: /<br />
Zur Zeit der Gnade will ich dich erhören, *<br />
am Tag der Rettung dir helfen.<br />
Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, *<br />
der Bund zu sein für das Volk,<br />
aufzuhelfen dem Land *<br />
und das verödete Erbe neu zu verteilen,<br />
den Gefangenen zu sagen: Kommt heraus!, *<br />
und denen, die in der Finsternis sind: Kommt ans Licht!<br />
Auf allen Bergen werden sie weiden, *<br />
auf allen kahlen Hügeln finden sie Nahrung.<br />
Sie leiden weder Hunger noch Durst, *<br />
Hitze und Sonnenglut schaden ihnen nicht.<br />
Denn er leitet sie voll Erbarmen *<br />
und führt sie zu sprudelnden Quellen.<br />
Alle Berge mache ich zu Wegen, *<br />
und meine Straßen werden gebahnt sein.<br />
Seht her: Sie kommen von fern, /<br />
die einen von Norden und Westen, *<br />
andere aus dem Land der Siniter.
343<br />
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> · Morgen<br />
Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, *<br />
freut euch, ihr Berge!<br />
Denn der Herr hat sein Volk getröstet *<br />
und sich seiner Armen erbarmt.<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Lesung vgl. Jes 4, 2–3<br />
An jenem Tag wird der Spross des Herrn für alle Israeliten,<br />
die entronnen sind, eine Zierde und eine Ehre sein; die<br />
Früchte des Landes sind ihr Stolz und Ruhm. Dann wird der<br />
Rest von Zion und wer in Jerusalem noch übrig ist, heilig genannt<br />
werden, jeder, der in Jerusalem in das Verzeichnis derer,<br />
die am Leben bleiben sollen, eingetragen ist.<br />
Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />
Antiphon zum Benedictus:<br />
Plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das<br />
Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden<br />
Friede den Menschen seiner Gnade.<br />
Bitten<br />
Lasst uns beten zu unserem Gott, der uns seine Gerechtigkeit<br />
lehrt:<br />
A: Kyrie, eleison.<br />
– Sieh auf unser hartes Herz und öffne es, dass wir uns den<br />
Bedürftigen zuwenden.<br />
– Hab Erbarmen mit unserer Selbstherrlichkeit und lass uns in<br />
jedem Menschen die Schwester oder den Bruder erkennen.<br />
– Hilf uns, auf Feindseligkeit zu verzichten und durch unser<br />
Tun dem Frieden zu dienen.<br />
Vaterunser
Eucharistie · Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> 344<br />
Oration<br />
Allmächtiger, ewiger Gott, in der Menschwerdung deines Sohnes<br />
hat alles menschliche Streben nach dir seinen Ursprung und<br />
kommt darin zur Vollendung. Lass uns zu Christus gehören, in<br />
dem das Heil aller Menschen begründet ist, der in der Einheit<br />
des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />
und führe uns zum ewigen Leben.<br />
Gloria<br />
Texte zur Eucharistiefeier<br />
Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.<br />
Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft.<br />
Vgl. Jes 9,5<br />
Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />
Lesung aus dem ersten Johannesbrief 1 Joh 2, 18–21<br />
Meine Kinder, es ist die letzte Stunde. Ihr habt gehört, dass<br />
der Antichrist kommt, und jetzt sind viele Antichriste gekommen.<br />
Daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist.<br />
Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie gehörten nicht<br />
zu uns; denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns<br />
geblieben. Es sollte aber offenbar werden, dass sie alle nicht zu<br />
uns gehörten. Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und<br />
ihr alle wisst es.<br />
Ich schreibe euch nicht, dass ihr die Wahrheit nicht wisst,<br />
sondern ich schreibe euch, dass ihr sie wisst und dass keine<br />
Lüge von der Wahrheit stammt.
345<br />
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> · Eucharistie<br />
Antwortpsalm Ps 96, 1–2.11–13<br />
Kehrvers:<br />
Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke.<br />
Singet dem Herrn ein neues Lied, *<br />
singt dem Herrn, alle Länder der Erde!<br />
Singt dem Herrn und preist seinen Namen, *<br />
verkündet sein Heil von Tag zu Tag! – Kehrvers<br />
Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, *<br />
es brause das Meer und alles, was es erfüllt.<br />
Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. *<br />
Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. – Kehrvers<br />
Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, *<br />
wenn er kommt, um die Erde zu richten.<br />
Er richtet den Erdkreis gerecht *<br />
und die Nationen nach seiner Treue. – Kehrvers<br />
Kehrvers siehe Vers 11a, ferner GL 635, 6 · GL 1975 149, 2 (V. Ton)<br />
oder KG 637 (II. Ton)<br />
Ruf vor dem Evangelium <br />
Joh 1, 14a.12a<br />
Halleluja. Halleluja.<br />
Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Allen,<br />
die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.<br />
Halleluja.<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 1, 1–18<br />
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das<br />
Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das<br />
Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden<br />
ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der<br />
Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die<br />
Finsternis hat es nicht erfasst.
Eucharistie · Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> 346<br />
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name<br />
war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das<br />
Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht<br />
selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.<br />
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die<br />
Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden,<br />
aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber<br />
die Seinen nahmen ihn nicht auf.<br />
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes<br />
zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus<br />
dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem<br />
Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.<br />
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt,<br />
und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit<br />
des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.<br />
Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es,<br />
über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus,<br />
weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen,<br />
Gnade über Gnade.<br />
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und<br />
die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je<br />
gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters<br />
ruht, er hat Kunde gebracht.<br />
Impuls zum Evangelium<br />
„Im Anfang“ – so lauten die ersten Worte der Bibel. „Im Anfang“,<br />
so beginnt auch Johannes sein Evangelium. Wo schon<br />
Matthäus und Lukas mit ihren Erzählungen von der Jungfrauengeburt<br />
deutlich gemacht haben, dass Gott nicht erst nachträglich<br />
in das Leben des Menschen Jesus eingegriffen hat,<br />
sondern es von Anfang an prägt, geht Johannes noch weiter.<br />
Wenn Christus mit Gott geeint ist, muss er die gesamte Zeit<br />
umfassen, vor Zeit und Schöpfung, ja sogar Grundprinzip der<br />
Schöpfung sein. Johannes nennt ihn den Logos, das Wort.<br />
Nicht ein Wort wie die vielen Wörter, die wir reden, sondern
347<br />
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
das Wort, mit dem Gott Himmel und Erde schafft (vgl. Gen 1).<br />
In diesem Wort gründen wir. In ihm ist das Leben, auch unser<br />
Leben. Die ungeheuerliche Behauptung lautet nun: „… das<br />
Wort ist Fleisch geworden“. Fleisch aber bedeutet: begrenzt,<br />
veränderlich, schwach, verletzlich, leidend, sterblich. Das Johannesevangelium<br />
spekuliert nicht darüber, wie beides logisch<br />
vereinbar sein soll, Gottes eigenes Leben und unser Menschen-<br />
Leben. Es bekennt nur froh, was diese Verbindung für uns bedeutet:<br />
Gnade und Wahrheit.<br />
Abendgebet am Vorabend<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile, mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />
Innehalten am Abend<br />
Neujahrswunsch: Weniger Rede, mehr Gedanken, weniger (Eigen-)Interessen,<br />
mehr Gemeinsinn.<br />
Walther Rathenau (deutscher Unternehmer, Schriftsteller, liberaler Politiker<br />
und Reichsaußenminister, von Rechtsradikalen ermordet; 1867–1922)<br />
• Was soll bei mir im neuen Jahr „mehr“ werden, wofür will<br />
ich mich verstärkt einsetzen?<br />
• Was habe ich gelernt aus diesem Krisenjahr <strong>2020</strong>?<br />
Confiteor (Seite 16) – oder – Erbarme dich (Seite 26)<br />
Hymnus<br />
Zuflucht ist bei dem alten Gott<br />
und unter den ewigen Armen,<br />
die dich erschaffen, erhalten, geführt,<br />
auch wo dein Herz es nicht dankbar gespürt.
Abend · Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> 348<br />
Was soll noch Sorge, Zweifel, gar Spott?<br />
Gott will sich deiner erbarmen.<br />
Gott hat dich erkürt.<br />
Gottes Güte ist ohne Ziel.<br />
Voll Treue sind Gottes Gedanken.<br />
Ob sich dein Wesen gewandelt von Grund,<br />
ob dein Geschick sich geändert zur Stund,<br />
und welch ein neues Los dir auch fiel –<br />
Gott kennt kein Weichen und Wanken.<br />
Gott hält seinen Bund.<br />
Gott ist Hilfe, Rat, Trost und Schild.<br />
Er bleibt, der er war. Du sollst hoffen.<br />
Ward dir der härteste Kampf auferlegt,<br />
traf dich auch Leid, wie noch keiner es trägt,<br />
und Jammer, den noch niemand gestillt –<br />
Gott hält die Arme dir offen.<br />
Gott heilt, die er schlägt.<br />
Gottes Arme sind Halt und Rast.<br />
Sie möchten dich liebend umfangen.<br />
Was dich auch ängste, sie bleiben dein Hort.<br />
Was dich auch binde, sie tragen dich fort.<br />
Und hat die Welt dich bitter gehasst –<br />
Gott lässt dich Frieden erlangen.<br />
Gott gab dir sein Wort.<br />
Wo die Welt nur das Ende sieht,<br />
lässt Gott auch die Müden beginnen.<br />
Wer in den ewigen Armen geruht,<br />
wacht neu gestärkt, voller Kräfte und Mut.<br />
Selbst wo der Kühnste zagend entflieht,<br />
will er die Krone gewinnen,<br />
das ewige Gut.<br />
Jochen Klepper (1903–1942), Zur Jahreswende
349<br />
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Psalm 32<br />
Wohl dem, dessen Frevel vergeben *<br />
und dessen Sünde bedeckt ist.<br />
Wohl dem Menschen, /<br />
dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt *<br />
und dessen Herz keine Falschheit kennt.<br />
Solang ich es verschwieg, waren meine Glieder matt, *<br />
den ganzen Tag musste ich stöhnen.<br />
Denn deine Hand lag schwer auf mir<br />
bei Tag und bei Nacht; *<br />
meine Lebenskraft war verdorrt<br />
wie durch die Glut des Sommers.<br />
Da bekannte ich dir meine Sünde *<br />
und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir.<br />
Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. *<br />
Und du hast mir die Schuld vergeben.<br />
Darum soll jeder Fromme in der Not zu dir beten; *<br />
fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen.<br />
Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Not; *<br />
du rettest mich und hüllst mich in Jubel.<br />
„Ich unterweise dich und zeige dir den Weg,<br />
den du gehen sollst. *<br />
Ich will dir raten; über dir wacht mein Auge.“<br />
Werdet nicht wie Ross und Maultier, *<br />
die ohne Verstand sind.<br />
Mit Zaum und Zügel muss man ihr Ungestüm bändigen, *<br />
sonst folgen sie dir nicht.<br />
Der Frevler leidet viele Schmerzen, /<br />
doch wer dem Herrn vertraut, *<br />
den wird er mit seiner Huld umgeben.
Abend · Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> 350<br />
Freut euch am Herrn und jauchzt, ihr Gerechten, *<br />
jubelt alle, ihr Menschen mit redlichem Herzen!<br />
Ehre sei dem Vater ...<br />
Gott, unser Vater, voller Geduld bringst du uns nahe, was uns<br />
zum Leben führt. Wache über uns und nimm uns bei der Hand,<br />
damit wir zu dir finden.<br />
Lesung Hebr 10, 5–7<br />
Bei seinem Eintritt in die Welt spricht Christus: Schlacht–<br />
und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib<br />
hast du mir geschaffen; an Brand- und Sündopfern hast du kein<br />
Gefallen. Darum sage ich: Ja, ich komme – so steht es über<br />
mich in der Schriftrolle –, um deinen Willen, Gott, zu tun.<br />
Magnificat – Lobgesang Mariens<br />
Antiphon zum Magnificat:<br />
Aus Liebe zu uns sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des<br />
Fleisches, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt,<br />
allen Menschen zur Rettung. Halleluja.<br />
Fürbitten<br />
Treuer Gott und Vater der Armen, am Ende dieses Jahres empfehlen<br />
wir dir alle notleidenden Menschen und bitten dich:<br />
A: Hilf uns, ihnen zu helfen.<br />
Für die Obdachlosen in unserem Land;<br />
– hilf, dass wir ihnen geschwisterlich begegnen und ihnen ein<br />
wenig Freude schenken.<br />
Für die Geflüchteten an Europas Grenzen;<br />
– gib, dass niemand Schutz versagt wird, dem in seiner Heimat<br />
Verfolgung und Unterdrückung droht.<br />
Für die Menschen in den Kriegsgebieten der Erde;<br />
– lass uns das Unsere tun, um dauerhaftem Frieden zu dienen.
351<br />
Donnerstag, 31. <strong>Dezember</strong> · Abend<br />
Für alle, denen die tägliche Nahrung fehlt;<br />
– leite uns an, mit ihnen zu teilen und ihnen beim Aufbau einer<br />
tragfähigen Lebensgrundlage zu helfen.<br />
Für alle Kranken und Sterbenden;<br />
– hilf, dass wir ihnen unsere Nähe schenken können oder ihnen<br />
durch Gebet beistehen.<br />
Vaterunser<br />
Oration<br />
Barmherziger Gott, durch die Geburt deines Sohnes aus der<br />
Jungfrau Maria hast du der Menschheit das ewige Heil geschenkt.<br />
Lass uns auch im neuen Jahr immer und überall die<br />
Fürbitte der gnadenvollen Mutter erfahren, die uns den Urheber<br />
des Lebens geboren hat, Jesus Christus, deinen Sohn, unseren<br />
Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit<br />
dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />
Der gütige Gott,<br />
der Herr über Zeit und Ewigkeit,<br />
unser Gestern und unser Morgen,<br />
er lasse uns sein Licht in dieser Nacht leuchten.<br />
Alma Redemptoris Mater (Seite 395)
Adventsandacht 352<br />
Aus hartem Weh die Menschheit klagt<br />
Adventsandacht im Jahr der Corona-Pandemie<br />
Eröffnung<br />
O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />
Herr, eile mir zu helfen.<br />
Ehre sei dem Vater und dem Sohn<br />
und dem Heiligen Geist.<br />
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit<br />
und in Ewigkeit. Amen. Halleluja.<br />
Lied<br />
„Kündet allen in der Not“, Strophe 1<br />
Siehe S. 10 – GL 221<br />
Einführung<br />
Eine bislang in Friedenszeiten unvorstellbar krisenhafte Zeit<br />
liegt hinter uns. Millionen von Menschen mussten und müssen<br />
durch die Corona-Pandemie Angst und Schrecken durchleiden,<br />
sehr viele haben eine schwere Krankheitszeit durchlebt,<br />
viele Tote sind zu beklagen. Wir alle haben gewaltige<br />
Einschnitte in den Alltag erlebt. Es ging um viel! Der Verzicht<br />
auf Nähe wurde, paradox, zum Akt der Nächstenliebe. Öffentliche<br />
Gottesdienste mussten entfallen, die Heilige Woche, das<br />
hochheilige Osterfest konnten die Gläubigen nicht gemeinsam<br />
begehen.<br />
Und nun beginnt für uns die Zeit des Advents. Alles auf Anfang?<br />
Alles wieder wie immer? Oder birgt die Adventszeit nun<br />
für uns eine andere Dimension in sich? Wie bereit sind wir<br />
zum Umdenken, zum Neuwerden? – Mit dem alten Kirchen-
353Adventsandacht<br />
lied „Aus hartem Weh die Menschheit klagt“ nehmen wir den<br />
klagenden, zutiefst besorgten Grundton aus Angst und „Weh“<br />
dieses Jahres <strong>2020</strong> auf und legen unsere Sorge in Gottes Hand.<br />
– Stille –<br />
Wer den Nächsten nicht liebt, der liebt auch dich nicht, mein<br />
Herr.<br />
Teresa von Avila<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Markus Mk 1, 1–8<br />
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.<br />
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich<br />
sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird.<br />
Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn!<br />
Macht gerade seine Straßen! –, so trat Johannes der Täufer in<br />
der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung<br />
der Sünden.<br />
Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus;<br />
sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von<br />
ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und<br />
einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken<br />
und wildem Honig.<br />
Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich;<br />
ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der<br />
Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber<br />
wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
Adventsandacht 354<br />
Impuls<br />
Am Nullpunkt<br />
In der Wüste,<br />
am Nullpunkt<br />
kommen sie zusammen:<br />
Umkehrwillige,<br />
die aus dem Gehäuse<br />
ihres Lebens ausziehen<br />
und zum offenen Anfang<br />
zurückkehren wollen.<br />
Sie kommen zu Johannes<br />
und suchen Erneuerung.<br />
Sie tauchen ein<br />
in das Wasser des Jordan;<br />
Sie werden getauft<br />
zur Vergebung der Sünden.<br />
In der Wüste,<br />
am Nullpunkt<br />
wird reiner Tisch gemacht<br />
für einen Größeren:<br />
Es kommt einer,<br />
der wird euch<br />
mit Heiligem Geist taufen,<br />
und alle Menschen<br />
werden das Heil sehen.<br />
Am Nullpunkt,<br />
in der Wüste<br />
ist er schon<br />
mitten unter uns.<br />
(zu Mk 1, 1–8)
355Adventsandacht<br />
Lied<br />
„Kündet allen in der Not“, Strophe 2 und 3<br />
Siehe S. 10 – GL 221<br />
Anregungen zum Nachdenken<br />
• Welchen Neuanfang kann, will ich setzen?<br />
• Was lässt mich hoffen?<br />
• Was sind meine Ressourcen, meine Kraftquellen?<br />
Gebet<br />
Erbarmender Gott, eigene Not und eigenes „Weh“, aber auch<br />
das Leid vieler anderer Menschen haben wir in diesem Jahr<br />
miterleben müssen. In aller Not konnten wir aber das Geschenk<br />
der Gemeinschaft erfahren, manchmal auch ohne räumliche<br />
Nähe. Hilf uns, aus dem Vergangenen zu lernen und im kostbaren<br />
Miteinander deine Wege der Hoffnung zu suchen und<br />
zu gehen.<br />
Lied<br />
Aus hartem Weh die Menschheit klagt,<br />
sie steht in großen Sorgen:<br />
Wann kommt, der uns ist zugesagt,<br />
wie lang bleibt er verborgen?<br />
O Herr und Gott, sieh an die Not,<br />
zerreiß des Himmels Ringe,<br />
erwecke uns dein ewig Wort<br />
und lass herab ihn dringen,<br />
den Trost ob allen Dingen.<br />
Um 1525 / „Kirchenlied“, 1938, Strophe 1,<br />
GL 727 (Anhang Hamburg, Hildesheim, Osnabrück) · GL 1975 109
Adventsandacht 356<br />
Impuls<br />
„Aus hartem Weh die Menschheit klagt“. Dieses Adventslied<br />
ist mir, wie vielen katholischen Christen meiner Generation,<br />
noch aus dem Gotteslob von 1975 vertraut. Und lieb. Im<br />
Stammteil des neuen Gotteslob findet es sich nun aber nicht<br />
mehr. Dabei gehört es seit fast 500 Jahren zum katholischen<br />
Liedschatz. Zahlreiche Sammlungen verschiedener deutschsprachiger<br />
Regionen zumal des 17., 19. und 20. Jahrhunderts<br />
enthalten das doch offenbar viel gesungene Lied.<br />
In unserem geistlichen Adventslied ist es „die Menschheit“,<br />
die klagt und „stund in großen Sorgen“. Dass es e i n e<br />
Menschheit ist, die in großen Sorgen steht: wohl noch nie war<br />
diese Einheit der Menschheit, verbunden „in großen Sorgen“,<br />
so dramatisch erfahrbar wie im Jahr der globalen Corona-<br />
Krise. Es ist der „Herre Gott“, der angefleht wird, sich doch<br />
„wecken“ zu lassen und sein „einigs Wort“ zu senden, wie es<br />
in der ursprünglichen Kirchenliedfassung hieß, oder eben sein<br />
„ewiges“ Wort, wie es im heutigen Liedtext steht.<br />
Dass die Menschheit in unserem Adventslied den Part des so<br />
erschüttert wie unerschüttert-unbedingt Liebenden und Gott<br />
den der Geliebten übernimmt, deren Liebe ersehnt und erfleht<br />
wird, ist ungewöhnlich. In einer alten Strophe des ursprünglich<br />
neunstrophigen Adventslieds heißt es: „Durch ihn ist uns<br />
das Heil gebracht. / Zu Ende ist das Bangen, / erfüllt der Welt<br />
Verlangen.“<br />
Dieses alte, lebendig erzählende und theologisch dichte Kirchenlied<br />
ist uns heute verloren. Und doch, noch in der möglicherweise<br />
entkräfteten, wenn nicht entstellten Version des<br />
älteren Gotteslob teilt sich etwas von der in ihrer Schwäche<br />
so starken, bewegenden, gott-menschlichen Sehnsucht mit, die<br />
dem Lied in Text und Melodie innewohnt. Heute, im Jahr der<br />
„Distanzierung“, im Jahr der zugleich alle Grenzen der Länder<br />
und Nationen zu einer Menschheit hin sprengenden Pandemie,<br />
hat der eindringliche Sehnsuchtston des Liedes „Aus har-
357Adventsandacht<br />
tem Weh die Menschheit klagt“ eine erschütternde Aktualität:<br />
Auf die Dimension der Klage wie der Sehnsucht und der Hoffnung<br />
können wir gerade heute nicht verzichten.<br />
– Stille –<br />
Lied<br />
„Kündet allen in der Not“, Strophe 4<br />
Siehe S. 11 – GL 221<br />
Alle Lichter, die wir anzünden, zeugen von dem Licht, das da<br />
erschienen ist in der Dunkelheit.<br />
Friedrich von Bodelschwingh<br />
Aus dem hl. Evangelium nach Lukas<br />
Lk 21, 25–28.34–36<br />
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es werden Zeichen<br />
sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf<br />
der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben<br />
und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst<br />
vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis<br />
kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.<br />
Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen<br />
sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.<br />
Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure<br />
Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.<br />
Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die<br />
Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener<br />
Tag euch nicht plötzlich überrascht wie eine Falle; denn er wird<br />
über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und<br />
betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen<br />
und vor den Menschensohn hintreten könnt!
Adventsandacht 358<br />
Impuls zum Evangelium<br />
Schon in jener Zeit, zur Zeit des Lukas, war die Sehnsucht<br />
nach dem Kommen des Menschensohns nicht (mehr) selbstverständlich.<br />
Und auch und gerade heute, auch und gerade<br />
nach der Erfahrung einer alles erfassenden Krise wissen wir,<br />
was wir verlieren könnten! Und wir wissen, wie schnell wir<br />
„alles“ verlieren könnten! Auch und gerade deshalb hängen<br />
wir mit allen Fasern an dem, was wir uns aufgebaut haben,<br />
was uns gegeben wurde, an dem Schönen und Guten unseres<br />
Lebens. Und das ist keinesfalls schlecht, das ist nicht rundweg<br />
zu kritisieren!<br />
Doch sollten wir wachsam sein: Sind unsere Herzen nicht<br />
durch ein dichtes Netz aus Konkurrenz- und Verlustängsten<br />
matt und schwer geworden? Wie finden wir aus der Schwerfälligkeit<br />
des Herzens heraus? Wie aus der gebeugten Haltung? In<br />
der erzwungenen Pause der „Corontäne“ konnte es dem einen<br />
oder der anderen vielleicht aufleuchten: Wie würde ein von<br />
manchen fremdbestimmten oder selbst gemachten Zwängen<br />
des Alltags befreites Leben aussehen? Was ist wirklich wichtig?<br />
Was tut mir, was tut uns gut? Könnte es auch ganz anders<br />
gehen, leichter, besser, ohne manche der Verstiegenheiten und<br />
aufgeblasenen Notwendigkeiten der beruflichen und privaten<br />
Existenz? Im Evangelium hören wir den entscheidenden Satz,<br />
der den Beginn der Erlösung einläutet, den ersten Schritt zur<br />
Erlösung darstellt: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter“!<br />
Gerade wenn wir die Zeichen am Himmel und auf der<br />
Erde richtig deuten, gerade dann, wenn wir die Erfahrung,<br />
dass alles mit allem und alle mit allen verbunden sind, ernst<br />
nehmen, dann sollten wir uns nicht länger wegducken, sondern<br />
uns aufrichten, weil wir spüren: In Jesus ist Gott nahe.<br />
Gerade deshalb sind nicht wir zur Passivität verdammt. Wir<br />
sind zum Handeln berufen, heute, hier und jetzt.
359Adventsandacht<br />
Meditation<br />
– Stille –<br />
Richtet euch auf und erhebt eure Häupter<br />
Die Menschen spüren:<br />
In Jesus ist Gott nahe.<br />
Jesu Gottesnähe lässt sie aufleben!<br />
Richtet euch auf und erhebt eure Häupter.<br />
Wer weckt unsre müden Glieder auf?<br />
Wer holt uns aus dem Schlaf der Sicherheit?<br />
Wer löst unsre Fesseln der Gewöhnung?<br />
Richtet euch auf und erhebt eure Häupter.<br />
Wer Jesu Gottesnähe spürt,<br />
hebt den Kopf und richtet sich auf.<br />
Jesu Liebe lässt Menschen gesunden.<br />
Richtet euch auf und erhebt eure Häupter.<br />
Wer durchdringt unsere Betäubung?<br />
Wer erwärmt unser steinernes Herz?<br />
Wer lehrt uns, erwartungsvoll zu leben?<br />
Richtet euch auf und erhebt eure Häupter.<br />
Alles, was sonst getrennt auftritt, ist im Glauben verschmolzen:<br />
Erkenntnis, Liebe, Tat.<br />
Edith Stein
Adventsandacht 360<br />
Anregungen zum Nachdenken<br />
• Was macht mich müde, was kostet mich Kraft?<br />
• Die Fesseln der Gewöhnung – kann und will ich sie abstreifen?<br />
• Wer könnte mit mir gemeinsam aufbrechen, den ersten<br />
Schritt gehen?<br />
Gebet<br />
Jesus Christus, du weist uns den Weg: Hilf uns, nach den uns<br />
alle erschütternden Erfahrungen dieses Jahres nicht wieder in<br />
den Trott der Gewöhnung zu verfallen. Bewahre uns davor, nur<br />
gut funktionierende Rädchen im großen Getriebe zu sein und<br />
den vermeintlichen Sachzwängen zu folgen. Stärke uns, damit<br />
wir uns nicht wegducken, sondern aufrichten, um das Rechte<br />
zu tun, weil du uns nahe bist. Amen.<br />
Lied<br />
Gott Vater das mit Huld vernahm,<br />
der Sohn verlangt’ zur Erden;<br />
der Heilig Geist herniederkam,<br />
das Wort sollt’ Fleisch uns werden.<br />
Maria, die erkoren war,<br />
hat Gottes Sohn empfangen.<br />
Durch ihn ist uns das Heil gebracht.<br />
Zu Ende ist das Bangen,<br />
erfüllt der Welt Verlangen.<br />
Um 1525 / „Kirchenlied“ 1938, Strophe 2,<br />
GL 727 (Anhang Hamburg, Hildesheim, Osnabrück) · GL 1975 109<br />
Impuls<br />
„Zu Ende ist das Bangen“! Ist es zu Ende? Wann wird das Bangen<br />
wirklich zu Ende sein? Für die vielen Menschen, die immer<br />
wieder bangen müssen, die in unvorstellbarer Not leben,<br />
deren Arbeitskraft ausgebeutet wird, ist für sie das Sorgen und
361Adventsandacht<br />
Bangen zu Ende? Für die Kinder, die in Steinbrüchen, Goldminen,<br />
Fabriken, in Haushalten und in der Landwirtschaft schuften<br />
müssen und nahezu versklavt werden? Für die Frauen, die<br />
noch immer als Menschen zweiter Klasse behandelt werden<br />
– in Indien etwa erfährt alle 15 Minuten eine Frau sexuelle Gewalt?<br />
Wann wird für sie das Bangen zu Ende sein? Wann wird<br />
es zu Ende sein für die Menschen in Lagern und Gefängnissen,<br />
für die unendlich vielen zu Unrecht Inhaftierten, Gefolterten?<br />
Unser Lied gibt die gleiche Antwort wie das Evangelium:<br />
Es ist an uns, die Komfortzone zu verlassen und unsere Häupter<br />
zu erheben. Die Coronakrise wie die Klimakrise zeigen uns:<br />
Nur wenn wir als Gemeinschaft denken, wenn jede und jeder<br />
Einzelne aufsteht und handelt, mit Übersicht und Zuversicht,<br />
dann sind wir auf dem Weg, den Jesus Christus uns weist: „Zu<br />
Ende ist das Bangen, / erfüllt der Welt Verlangen.“ Himmel auf<br />
Erden, diesen reinen Zustand werden wir hier nicht erleben,<br />
aber es ist an uns, ihm, der uns den Himmel öffnet, mit weitgespannter<br />
Hoffnung entgegenzugehen.<br />
Fürbitten<br />
Erbarmender Gott: aus hartem Weh klagt die Menschheit. Wir<br />
bitten dich, sieh auf alle, die in Not und Elend leben müssen:<br />
– Wir beten für die Kirche, dass sie sich kompromisslos auf die<br />
Seite der Benachteiligten und Gedemütigten und Geschwächten<br />
stellt.<br />
– Wir bitten für alle, die in Lagern und auf der Flucht von Krankheiten<br />
betroffen sind.<br />
– Wir beten für alle, die Kälte, Regen, Schnee ausgesetzt sind<br />
und nicht wissen wohin.<br />
– Wir bitten dich auch für all diejenigen, die nicht zur Ruhe<br />
kommen, die gehetzt und gestresst sind.<br />
– Wir beten für die Menschen in unseren Gemeinden, die Erneuerung<br />
suchen und in deinen Advent hinein aufbrechen wollen.
Adventsandacht 362<br />
– Wir beten für alle, die einen lieben Menschen verloren haben.<br />
– Wir bitten dich für die vielen Toten dieses Jahres, dass sie dein<br />
Licht sehen können und du ihnen nicht verborgen bleibst.<br />
Vaterunser<br />
Gebet<br />
Erbarmender Gott, Krankheit und schweres Leid haben sich<br />
über die Menschheit gelegt, doch die Erfahrung solidarischer<br />
Liebe stärkt uns. In diesen Wochen des Advents gehen wir dem<br />
Fest deiner unüberbietbaren Nähe zu uns Menschen entgegen.<br />
Du willst an unserer Seite sein, heute und allezeit. Lass uns aus<br />
dieser Hoffnung leben, darum bitten wir durch Jesus Christus,<br />
unseren Bruder und Heiland.<br />
Lied<br />
„Kündet allen in der Not“, Strophe 5<br />
Siehe S. 11 – GL 221<br />
Segen<br />
O Herr und Gott, sieh an die Not,<br />
zerreiß des Himmels Ringe,<br />
erwecke uns dein ewig Wort<br />
und lass herab ihn dringen,<br />
den Trost ob allen Dingen.<br />
Diesen Trost des Himmels gewähre uns der erbarmende Gott,<br />
der uns tröste und der uns leite<br />
auf den vielfältigen Wegen des Lebens,<br />
heute und an allen Tagen, die uns geschenkt sind. Amen.<br />
Die Adventsandacht wurde erstellt von Dorothee Sandherr-Klemp
363 thema des Monats<br />
Aufbruch Gottes<br />
Einen neuen Aufbruch wagen, so lautete das Motto des Katholikentages<br />
2012 in Mannheim. Lang, lang ist’s her. Aus<br />
und vorbei? Diese Tage und ihr Motto haben manches bewegt,<br />
auch manch bewegendes Gebet inspiriert. Du Gott des Aufbruchs,<br />
so der Tenor, du bist der Gott, der mich, der uns, wie<br />
einst den Abraham, wie einst das bedrückte Volk aus dem Sklavenhaus<br />
Ägypten, zum Aufbruch ruft, aus falschen Sicherheiten<br />
und lähmenden Abhängigkeiten. Du lockst hinaus ins Weite.<br />
Du inspirierst mich, du bist es, der durch die Fährnisse dieses<br />
Aufbruchs trägt, der meinen und unseren Aufbruch begleitet<br />
und behütet, der unterwegs ist mit mir zu mir, mit mir zu dir.<br />
– Andere Gebete an den „Gott des Aufbruchs“ heben hervor,<br />
dass Gott selbst aufgebrochen ist, in der Schöpfung, in der Sendung<br />
des Sohnes, in unsere Sehnsucht. Bei Lichte betrachtet,<br />
gehören beide Gottes-Erfahrungen zusammen wie zwei Seiten<br />
einer Medaille.<br />
Gott selbst bricht auf<br />
Gott ruft zum Aufbruch, ermöglicht Aufbruch, trägt unseren<br />
Aufbruch, trägt uns im Umbruch, das nennen wir „Gnade“.<br />
Und: Gott selbst bricht auf; beides zusammen ist die Urerfahrung<br />
des Volkes Israel, an der wir teilhaben. Der Gott, der das<br />
All ins Leben ruft, bricht sein Ein-und-Alles-Sein auf, ohne sein<br />
Gottsein aufzugeben: Gerade so will er Gott sein! Die Theologen<br />
sprechen von „Creatio ex nihilo“, der Schöpfung aus dem<br />
Nichts, der Schöpfung ohne Vorbedingungen; tief in „das Geheimnis,<br />
das wir Gott nennen“ (Karl Rahner), führt auch der<br />
Begriff der „Creatio ex amore“, der Schöpfung aus Liebe allein.<br />
Der Gott, der den Menschen, Mann und Frau, als sein Bild erschafft<br />
und zum Hüter der von ihm geliebten und wohlgeordneten<br />
Schöpfung einsetzt (Gen 1, 27–28), der traut sich was,
Thema des Monats 364<br />
der wagt etwas, der setzt sich aufs Spiel, setzt viel aufs Spiel;<br />
manchmal scheint es, angesichts unserer organisierten Verantwortungslosigkeit<br />
und „kainesken Kälte“ (Emmanuel Levinas)<br />
– „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ (Gen 4, 9) –, zu viel.<br />
Der Gott, der in die Menschen-Geschichte und in menschliche<br />
Lebensgeschichten hineinruft, bricht auf, da er sich abhängig<br />
macht von seinen Geschöpfen, von ihrer, von unserer Bereitschaft,<br />
in Freiheit zu antworten, ihm zu antworten, sich mit<br />
ihm zu verbünden, auf die Not der Mitgeschöpfe zu antworten,<br />
Verantwortung zu übernehmen in der Welt, für die Welt.<br />
Aufbrechen<br />
Sprachlich gesehen, umfasst das Verbum aufbrechen wie das<br />
Nomen Aufbruch ein weites Spektrum von Bedeutungen. Es<br />
kann transitiv verwendet werden: ein Haus aufbrechen, eine<br />
Türe, ein Tor, ein Schloss, ein Siegel, die Erde (mit dem Pflug)<br />
aufbrechen. Intransitiv gebraucht, bedeutet aufbrechen: abreisen,<br />
losziehen, wobei auch hier ursprünglich ein Akkusativobjekt<br />
stand – das Lager aufbrechen. Den eigentlich intransitiven<br />
Gebrauch kennen wir aus Wendungen wie „Quellen brechen<br />
auf“, „Knospen brechen auf“, „Wunden brechen auf“.<br />
Entäußert sich all seiner Gewalt<br />
Gott bricht auf! Wenn Gott aufbricht, dann bricht er nicht gewaltsam<br />
ein, in die Welt, in eine Gemeinschaft, in einen Menschen.<br />
Dann bricht er nicht gegen unseren Willen unsere Türen<br />
auf. Gott wirkt die Welt und in der Welt, „er trägt das All durch<br />
sein machtvolles Wort“ (Hebr 1, 3), das aber kein Machtwort<br />
nach Menschenart („Basta!“) ist. Der sprechende Gott und sein<br />
Wort stehen im Zentrum des Alten und Neuen Testaments.<br />
Gott macht den Anfang; Gott hat das erste Wort, und er wird<br />
auch das letzte Wort sprechen: Gott des Aufbruchs, Alpha und
365 thema des Monats<br />
Omega, Schöpfer und Neuschöpfer, Vollender. Und doch wartet<br />
der große Gott auf unsere Antwort und vertraut sein Wort den<br />
Menschenherzen, den Menschenworten, der Menschenwelt<br />
an. Welche Kühnheit! Gott des Aufbruchs. Im Weihnachtslied<br />
bekennen wir staunend Gottes äußersten Aufbruch: „entäußert<br />
sich all seiner Gewalt, / wird niedrig und gering“ (GL 247, 3).<br />
Der biblische Gott ist von Anbeginn dieser Gott des Aufbruchs;<br />
das absolute Geheimnis, das sich doch offenbart in Wort und<br />
Antwort, in Zeit und Raum, und sich so unserem Auftun und<br />
Verriegeln, unserem Hören und Überhören, unserem Verstehen<br />
und Missverstehen ausliefert. Das Geheimnis der Inkarnation,<br />
der Fleisch- und Menschwerdung des Logos, des präexistenten<br />
Gotteswortes (Joh 1,14), ist das Geheimnis Gottes, der sich von<br />
Anbeginn „aller Gewalt“, aller Zwingmacht, entäußert und die<br />
Menschheit befreiend auf neue Wege ruft.<br />
Der Herr bricht ein um Mitternacht<br />
Der Gott des Aufbruchs ist kein Einbrecher. Dennoch kommt<br />
„der Menschensohn“ zu einer Stunde, da er nicht erwartet wird<br />
(Mt 24, 44); er kommt „wie ein Dieb“ in der Nacht (Offb 3, 3;<br />
16, 15). „Der Herr bricht ein um Mitternacht“ (GL 1975 567).<br />
Sind die vielfältigen biblischen Rufe zur Wachsamkeit so etwas<br />
wie die Tipps der Polizei zum verbesserten Schutz vor Einbrechern<br />
am Beginn der dunklen Jahreszeit? Im Advent bitten wir<br />
Gott jedoch ausdrücklich: „reiß ab, wo Schloss und Riegel für“.<br />
Ja, das erflehen wir: „Reiß ab vom Himmel Tor und Tür“ – vom<br />
Himmel! „O Heiland, reiß die Himmel auf“! (GL 231) Erfleht<br />
wird Gottes heilender Aufbruch – „aus Himmelshöhn“ (GL 158).<br />
Vor Freude springen<br />
Die biblischen Mahnungen zur Wachsamkeit angesichts des nahen<br />
Tages des Herrn, angesichts der unkalkulierbaren Wieder-
Unter die Lupe genommen 366<br />
kunft des Menschensohns, sind Umkehrrufe, sind Rufe in die<br />
Nachfolge. Sie sind hocherfreulich. „Wachet auf, ruft uns die<br />
Stimme“ (GL 554). „Zion hört die Wächter singen, / das Herz<br />
tut ihr vor Freude springen“. „Ihr Freund kommt vom Himmel<br />
prächtig, / von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig“. Das ist<br />
Gottes eigenste Ermutigung zum Aufbruch: „Sie wachet und<br />
steht eilend auf.“ (GL 554, 2)<br />
Susanne Sandherr<br />
Schechina<br />
Wo wohnt Gott?<br />
Wo wohnt Gott? Wie lässt er sich finden? Diese Frage zieht<br />
sich wie ein roter Faden durch die Bibel Alten und Neuen<br />
Testaments. Das nachbiblische hebräische Wort „Schechina“<br />
(schekhinah) leitet sich ab vom biblischen Wortstamm schakan,<br />
„wohnen / sich (zeitweilig) niederlassen / bleiben“, und bedeutet<br />
„Einwohnung“ oder „Anwesenheit“; gemeint ist dabei<br />
stets die Einwohnung oder Anwesenheit Gottes. In der zu Anfang<br />
des dritten Jh. in Galiläa redigierten „Mischna“ (wörtlich:<br />
Wiederholung), der wichtigsten Sammlung religionsgesetzlicher<br />
Überlieferungen des rabbinischen Judentums, begegnet dann<br />
auch das Nomen „Schechina“. Verwandte Begriffe aus dem biblischen<br />
Hebräisch sind die „Wohnung“, mischkan, dies wird<br />
insbesondere für das Wüstenheiligtum verwendet, vor allem<br />
aber die „Herrlichkeit“ bzw. der „Lichtglanz“ Gottes (kavod).<br />
Eine Wohnstätte für ewige Zeiten<br />
„Der HERR hat gesagt, er werde im Wolkendunkel wohnen. Erbaut<br />
habe ich ein fürstliches Haus für dich, eine Wohnstätte für
367<br />
Unter die Lupe genommen<br />
ewige Zeiten.“ (1 Kön 8, 12–13) Das Weihgebet Salomos (1 Kön<br />
8, 14–53) setzt sich mit der Frage auseinander, „wo“ Gott wohnt.<br />
Vers 27 hingegen scheint den eingangs zitierten Weihspruch radikal<br />
infrage zu stellen: „Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde?<br />
Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen<br />
dich nicht, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe.“<br />
Die Reflexion über Gottes Anwesenheit im Tempel ist sachlich<br />
und zeitlich nach der Katastrophe von 587, dem babylonischen<br />
Exil, zu verorten. Sie setzt sich im frühjüdischen innerbiblischen<br />
Gespräch und schließlich in der rabbinischen Literatur fort.<br />
Gottes Herrlichkeit im Exil<br />
Mit der Zerstörung des Tempels, der Wegführung von Gruppen<br />
ins Exil (hebräisch: golah / Gola) und der Herausbildung<br />
jüdischer Diasporagemeinden (ebenfalls golah / Gola) wandelt<br />
sich das Verhältnis zum Tempel und auch die Vorstellung von<br />
der Präsenz Gottes am Heiligtum. Der Verlust des Tempels wird<br />
als Verlassenheit von der Herrlichkeit Gottes interpretiert, die<br />
ihrerseits „exiliert“ wurde. Im Sterben liegend, gibt die Frau<br />
des Pinhas ihrem Neugeborenen einen sprechenden Namen.<br />
„Sie nannte den Knaben Ikabod“ (hebräisch: „Wo ist die Herrlichkeit?“).<br />
„Sie sagte: Fort ist die Herrlichkeit aus Israel, denn<br />
die Lade Gottes ist weggeschleppt worden.“ (1 Sam 4, 21–22)<br />
Die Lade, Unterpfand von Gottes Gegenwart und Beistand, verschleppt,<br />
ins Exil entführt! Das hebräische Verb, das hier für<br />
den Verlust der Lade verwendet wird, spielt auf die Gola, die<br />
traumatische Erfahrung von Wegführung und Exil an.<br />
Gott wohnt inmitten seines Volkes<br />
In der Theologie der Bibel entwickelt sich das Konzept des Wohnens<br />
bzw. Einwohnens Gottes und seiner „Herrlichkeit“ vom<br />
Wohnen im Tempel weiter zum Wohnen inmitten des Volkes.
Unter die Lupe genommen 368<br />
Dabei handelt es sich aber nicht um ausschließende Gegensätze,<br />
Gegenwart Gottes im Tempel oder im Volk, sondern um zusammengehörige,<br />
einander ergänzende Denkfiguren. Die Herrlichkeit<br />
des Herrn erfüllt den Tempel, und Gott verspricht: „hier<br />
will ich für immer unter den Israeliten wohnen“ (Ez 43, 7).<br />
Schechina und Sophia<br />
Die personifizierte, präexistente göttliche Weisheit, hebräisch:<br />
Chokma (Spr 8), war für die Entwicklung der Schechina-Tradition<br />
bedeutend. Im Buch Jesus Sirach (Sir 24) rühmt sich die<br />
Weisheit, griechisch: Sophia. „Ich ging aus dem Munde des<br />
Höchsten hervor, und wie Nebel bedeckte ich die Erde. Ich<br />
schlug in den Höhen mein Zelt auf, und mein Thron stand auf<br />
einer Wolkensäule.“ (Sir 24, 3–4) Die Weisheit, so heißt es weiter,<br />
ist im ganzen All unterwegs, ist überall zu Hause. Und doch<br />
ist sie auf der Suche. Der Schöpfer des Alls weist ihr da einen<br />
besonderen Ort zu. „Da gebot mir der Schöpfer des Alls, der<br />
mich schuf, ließ mein Zelt einen Ruheplatz finden. Er sagte:<br />
In Jakob schlag dein Zelt auf und in Israel sei dein Erbteil!“<br />
(Sir 24, 8) Die Weisheit dient Gott im „heiligen Zelt“; „auf dem<br />
Zion“ (Sir 24, 10) übt sie als Geschöpf den Priesterdienst im<br />
Tempel aus. Im Anschluss werden Weisheit und Tora miteinander<br />
identifiziert: „Dies alles ist das Buch des Bundes des höchsten<br />
Gottes, das Erbteil, das uns Mose aufgetragen hat, Erbteil<br />
für die Gemeinden Jakobs.“ (Sir 24, 23) Andere Strömungen des<br />
Judentums vertraten aber auch die Meinung, die Weisheit habe<br />
sich wieder in den Himmel zurückgezogen und komme erst in<br />
der Zeit der Erlösung wieder.<br />
Dann ist die Schechina unter ihnen<br />
Nach der letzten Zerstörung des Tempels musste die Schechina,<br />
das Wohnen Gottes in der Welt, neu gedacht werden.
369<br />
Unter die Lupe genommen<br />
Wo wohnt Gott? In einem Mischna-Traktat heißt es pointiert:<br />
„Wenn zwei zusammensitzen und in die Worte der Tora vertieft<br />
sind, ist die Einwohnung (Schechina) unter ihnen.“ Aus dem<br />
Zions-Heiligtum als Haftpunkt der Schechina ist nun die Tora,<br />
Gottes gute Lebensweisung, geworden. Um diese wird das Volk<br />
versammelt; die Anwesenheit Gottes kann in der Tora gefunden<br />
werden. Die engste neutestamentliche Parallele findet sich wohl<br />
in dem matthäischen Jesuswort: „Denn wo zwei oder drei in<br />
meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“<br />
(Mt 18, 20) Dieses Wort eint und trennt Christenheit und<br />
Judenheit; beides zugleich.<br />
Allein aus Liebe<br />
Hat Gott einen Ort? Kann der Schöpfer des Alls, der Ewige,<br />
der Unendliche, in Zeit und Raum gefunden werden? Ist das<br />
nicht widersprüchlich, undenkbar? Die Antwort der Rabbinen<br />
lautete: Es ist nichts anderes als die Liebe Gottes zu seinem<br />
Volk, die ihn dazu bewegt, in Gestalt der Schechina inmitten<br />
der Menschen auf der Erde Wohnung zu nehmen.<br />
In der Freude am Gebot<br />
Und auch dieser Aussage aus dem Traktat Schabbat des babylonischen<br />
Talmuds dürften alle biblisch geprägten Menschen zustimmen<br />
können: „Die Schechina ruht (auf einer Person) weder<br />
bei Schwermut noch bei Trägheit, noch bei Heiterkeit, noch bei<br />
Nachlässigkeit, noch bei Gerede oder nichtigen Worten, sondern<br />
in der Freude am Gebot.“<br />
Susanne Sandherr
Unter die Lupe genommen 370<br />
Jesus als messianischer Erlöser<br />
Die Weihnachtstexte der Evangelien wurden von Judenchristen<br />
geschrieben, deren Bibel unser heute christlich so genanntes<br />
Altes Testament war. Wie reichhaltig die Bezüge der<br />
Weihnachtsgeschichte auf die damals geläufigen Texte und Bilder<br />
aus den Psalmen und Propheten sind, zeigt beispielsweise<br />
das Magnificat, der Lobgesang der Maria (Lk 1, 46–55), aber<br />
auch die Botschaft der Engel, die den Hirten die Geburt des<br />
Heilands und Christus verkündet (Lk 2, 11): Mit Jesus ist der<br />
für Israel verheißene Messias geboren. Dass Jesus Christus der<br />
messianische Erlöser ist, zieht sich als Botschaft durch das ganze<br />
Neue Testament. Doch was bedeutet es, wenn wir Jesus als<br />
den Messias bezeichnen?<br />
Die erwartete Zionsherrschaft Gottes<br />
Die Verheißungen in den alttestamentlichen Texten erschöpfen<br />
sich nicht darin, die Geburt eines Erlösers anzukündigen.<br />
Vielmehr wird eine Heilszeit vorausgesagt, in der Gott selbst<br />
durch den Messias vom Berg Zion in Jerusalem aus herrschen<br />
wird. Der Zion wird dann alle Berge überragen und der Mittelpunkt<br />
einer Welt sein, die in Frieden und Eintracht lebt (vgl.<br />
Jes 2, 2–4; Mi 4, 1–3; Sach 14, 1–11). Diese „Zions-Herrschaft“<br />
(Hartmut Gese) hatten auch die ersten Christen im Blick, wobei<br />
sie schließlich auch die endzeitliche Herrschaft Jesu in einem<br />
Gottesreich nach seiner Wiederkunft erwarteten (vgl. Apg<br />
3, 20 f.; Offb 21, 22 – 22, 5). Nach Num 24, 7.15 und Ps 89 ist<br />
es der Messias, der diese Zions-Herrschaft Gottes durchsetzen<br />
wird. Im Danielbuch wird in verschiedenen Bildern in Kapitel<br />
2 und 7 deutlich, dass dieses Reich die bisherigen kriegerischen<br />
Weltreiche überwindet. Der das Gottesreich verkörpernde Menschensohn<br />
(Dan 7, 13) wird auf den Wolken kommen und sich
371<br />
Unter die Lupe genommen<br />
dann auf den Thron setzen. In verschiedenen außerbiblischen<br />
Texten wurde dieser Menschensohn mit dem messianischen Erlöser<br />
identifiziert.<br />
Der messianische Erlöser<br />
Der Messias, griechisch Christos, „Gesalbter“, bezeichnete vor<br />
allem diesen endzeitlichen König, der das Volk in Frieden und<br />
Gottesfurcht regieren und die Welt befrieden wird. Die Propheten<br />
Jesaja und Micha haben verschiedentlich den messianischen<br />
Heilskönig beschrieben. Auch die Jünger Jesu hatten diese<br />
messianische Erwartung. Als sie Jesus begegneten, haben sie<br />
in ihm diese Verheißung erfüllt gesehen. Er hat sich wohl auch<br />
selbst als der messianische Menschensohn und Repräsentant<br />
der Gottesherrschaft verstanden (vgl. Mt 11, 2–6; Lk 11, 20; 1<br />
Kor 15, 3 ff.). Zunächst hatten die Jünger geglaubt, Jesus werde<br />
noch zu ihren Lebzeiten dieses Friedensreich als messianischer<br />
König aufrichten. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung<br />
haben sie die Erwartung der Zions-Herrschaft mit der Wiederkunft<br />
Jesu verbunden.<br />
Weihnachten: der Messias ist geboren<br />
Die Weihnachtsgeschichten der Evangelien deuten Jesu Geburt<br />
im Licht der prophetischen Verheißungen des Messias. Ohne<br />
dieses Moment der Erwartung und Erfüllung bleiben viele Elemente<br />
unverständlich. Dabei bleibt die Erwartung des Messias<br />
jüdisches Glaubensgut. Doch darf das Christentum nach biblischem<br />
Verständnis daran teilhaben. In der weihnachtlichen<br />
Liturgie werden zahlreiche Texte zitiert, die nicht nur die messianischen<br />
Verheißungen, sondern auch die Erwartung der Zions-<br />
Herrschaft aufgreifen. Als Christen sehen wir in Jesus Christus<br />
die prophetischen Verheißungen erfüllt; und doch warten auch
Singt dem Herrn ein neues Lied 372<br />
wir gemeinsam mit Israel auf die Zions-Herrschaft des messianischen<br />
Erlösers, von dem wir glauben, dass es der wiederkommende<br />
Jesus sein wird.<br />
Marc Witzenbacher<br />
Mit Ernst, o Menschenkinder<br />
Aus Güte und Erbarmen<br />
Den Text des Liedes finden Sie auf Seite 192 f.<br />
Im katholischen „Gotteslob“, Eigenteil der Diözesen Aachen<br />
und Würzburg, ebenso wie im „Evangelischen Gesangbuch“,<br />
10, steht unser Lied bei den Gesängen der Adventszeit. Im EG<br />
ist das Lied vier-, im GL dreistrophig. Erste und Schlussstrophe<br />
sind in EG und GL identisch, in der zweiten Strophe bietet das<br />
GL kleine sprachliche Abweichungen. Die dritte Strophe wurde<br />
nicht ins GL übernommen. Von Valentin Thilo stammen die<br />
ersten drei (EG) bzw. die ersten beiden (GL) Strophen; die heutige<br />
Schlussstrophe wurde später, wohl durch die Herausgeber<br />
des Hannoverschen Gesangbuchs von 1657, hinzugefügt und<br />
ersetzte Thilos ursprüngliche vierte Strophe. Das Lied entstand<br />
vermutlich in Königsberg in Zusammenhang mit dem Tod von<br />
Valentin Thilos Schwester Justina im Jahre 1639. Seit 1657 ist<br />
es mit der Melodie „Von Gott will ich nicht lassen“ (EG 365)<br />
verbunden. Der Dichter hatte sein Lied dem vierten Advent<br />
mit der damals auf Johannes den Täufer bezogenen Evangelienlesung<br />
zugeordnet (Joh 1, 19–28). Er ließ sich dabei aber vor<br />
allem von dem Motiv inspirieren, Gott den Weg zu ebnen, das<br />
in Lk 3, 1–6 deutlicher ausgearbeitet ist und auf Jes 40,3–5 zurückgeht.
373<br />
Singt dem Herrn ein neues Lied<br />
Das Herz in euch bestellt<br />
Die Aufforderung in den ersten beiden Zeilen der ersten Strophe<br />
ist die Überschrift über das ganze Lied: „Mit Ernst, o Menschenkinder,<br />
/ das Herz in euch bestellt.“ „Herz“ ist das Schlüsselwort.<br />
Die ursprüngliche dritte Strophe (nur in EG) denkt über<br />
Demut und Hochmut des Herzens nach. In der zweiten Hälfte<br />
dieser Strophe begegnet das Leitwort Herz dreimal. Hier heißt<br />
es: „ein Herz, das richtig ist / und folget Gottes Leiten, / das<br />
kann sich recht bereiten, / zu dem kommt Jesus Christ“. Auch<br />
die Schlussstrophe (GL: Str. 3, EG: Str. 4) ist eine Herz-Strophe:<br />
„Zieh in mein Herz hinein / vom Stall und von der Krippen, /<br />
so werden Herz und Lippen / dir allzeit dankbar sein.“ Mit<br />
dieser Herzensbitte klingt Valentin Thilos adventliches Lied aus.<br />
Das Herz<br />
Was aber ist das Herz? Es steht für den Persönlichkeitskern, für<br />
die Ganzheit der Person, für tiefes Empfinden, für das Wesen,<br />
für die Identität eines Menschen. Das Herz ist Ort des Eigenen<br />
– und vor allem der Beziehung mit dem anderen, dem Fremden.<br />
Von Herz zu Herz, es zerreißt mir das Herz, Herz-Schmerz, wie<br />
trivialisiert auch immer im Schlager, in der Pop-Kultur, herzlos,<br />
Barmherzigkeit, Herzenssache. Beim Herzen geht es wohl immer<br />
ums Ganze.<br />
Mit Ernst<br />
Darum wohl beginnt das Lied: „Mit Ernst“. Jetzt, gerade jetzt,<br />
„zu dieser heilgen Zeit“, mögen die bewegt-bewegend angesprochenen<br />
„Menschenkinder“ sich besinnen, sich auf ihr „Herz“<br />
besinnen, auf den Kern ihrer Existenz. „Mit Ernst“ gilt es, „das<br />
Herz in euch“ zu bestellen (1. Str.). Das ist der Umkehrruf des<br />
Täufers. Die ursprüngliche Schlussstrophe schärfte den Ernst
Singt dem Herrn ein neues Lied 374<br />
dieser Aufforderung ein: „Daß war Johannis Stimme, / Das war<br />
Johannis Lehr: / Gott straffet den mit Grimme, / Der Ihm nicht<br />
gibt gehör.“ Die aktuelle vierte (EG) bzw. dritte (GL) Strophe<br />
schlägt einen anderen Ton an. Doch bereits in Thilos erster Strophe<br />
wandelt sich der Klang der Botschaft. Johannes hatte mit<br />
dem Zorngericht Gottes gedroht (Lk 3, 7) und die Bußtaufe zur<br />
Vergebung der Sünden vollzogen (Mt 1, 4). Thilos Lied argumentiert<br />
jesuanisch mit einer Heilszusage und nicht mit einem<br />
bevorstehenden Zorngericht: „Bald wird das Heil der Sünder, /<br />
der wunderstarke Held, / den Gott aus Gnad allein / der Welt<br />
zum Licht und Leben / versprochen hat zu geben, / bei allen<br />
kehren ein.“<br />
Bald<br />
Das Schlüsselwort ist beim Täufer wie bei Jesus „bald“. Gottes<br />
„Bald“ verändert das Hier und Jetzt des Menschen! Doch<br />
dann scheiden sich die Wege. Der Grund, auf dem die vielen<br />
Imperative der ersten beiden Strophe ruhen („bestellt“, „Bereitet“,<br />
„rüstet“, „lasst“, „Macht“, „erhöhet“, „macht“), ist ein<br />
Indikativ: Allein aus Gnade, „der Welt zum Licht und Leben“,<br />
will Gottes Heil, „der wunderstarke Held“, bei allen einkehren.<br />
Diese Heilszusage, die Motive aus Lk 3, 6 und Jes 40 aufnimmt,<br />
trägt gnädig die menschliche Antwort, gibt die Kraft zu dem in<br />
den Imperativen ausgedrückten Lebens-Wandel.<br />
Das Herz bestellen<br />
Etwas bestellen, online, das ist, nicht erst seit Corona, Volkssport.<br />
Im Restaurant warten wir darauf, dass jemand unsere<br />
Bestellung aufnimmt. Manchmal fühlen wir uns „wie bestellt<br />
und nicht abgeholt“. Sein Haus bestellen. Das Land bestellen,<br />
das Feld, den Acker – was meint das Wort eigentlich? Im Neuhochdeutschen:<br />
umstellen, umackern, umarbeiten, den Boden
375<br />
Singt dem Herrn ein neues Lied<br />
mit Pflug oder Hacke umstellen oder umwerfen; ihn vorbereiten,<br />
sodass er besät werden kann. So etwa sagen es die Brüder<br />
Grimm in ihrem „Deutschen Wörterbuch“. Sie setzen uns auf<br />
die gute Spur. Umwerfend. „Vierfach ist das Ackerfeld. Mensch,<br />
wie ist dein Herz bestellt?“ heißt es in einem alten Lied.<br />
Einkehr<br />
„Es war der gute Apfelbaum, / bei dem ich eingekehret“, so<br />
Ludwig Uhlands Gedicht „Einkehr“. Als Grundschülerin in<br />
Stuttgart habe ich diese Verse kennen und lieben gelernt. Einkehr,<br />
gratis. „Nun fragt’ ich nach der Schuldigkeit, / da schüttelt<br />
er die Wipfel“, so die Schlussstrophe. In ein Wirtshaus einkehren,<br />
auf oder nach einer gemeinsamen Wanderung der Familie,<br />
das war keine Regel, aber das kam in meiner Kindheit schon<br />
einmal vor; Ausnahme von der Regel. Dann gibt es aber auch<br />
die „Einkehrtage“. In sich, bei sich einkehren, sich und das eigene<br />
Leben betrachten, im Lichte des Glaubens. Eingekehrt bedeutet:<br />
inwendig, dem eigenen Inneren zugewandt. Jesus ist bei<br />
einem Sünder eingekehrt (Lukas 19, 5). Um dessen, des Zachäus,<br />
Einkehr zu feiern, seine Umkehr. Jesus ist der wundermilde<br />
Wirt, der sogar dem die Rolle des Wirtes gibt und gönnt, der so<br />
viele Jahre nichts und niemandem geben und gönnen konnte.<br />
Ein neues Herz<br />
Ein neues Herz bestellt man nicht mit ein paar Klicks. Der Ruf,<br />
das Herz zu bereiten, es vorzubereiten, für den Gast, ist ein Ruf,<br />
das Herz zu öffnen. Aber doch nicht ausgerechnet jetzt! Doch,<br />
gerade jetzt, „zu dieser heilgen Zeit“.<br />
Susanne Sandherr
Engagiertes Christsein 376<br />
Betlehem: Geburtsort Jesu<br />
Betlehem befindet sich etwa zwölf Kilometer von Jerusalem<br />
entfernt und liegt heute in den autonomen palästinensischen<br />
Gebieten. Seit frühester Zeit gehört Betlehem zu den<br />
wichtigsten christlichen Pilgerorten, da es als Geburtsort Jesu<br />
gilt. Heute hat Betlehem rund 30000 Einwohner, von denen<br />
weniger als 40 Prozent Christen sind, die meisten von ihnen<br />
sind griechisch-orthodox. Allerdings verlassen immer mehr<br />
Christen das Heilige Land, sodass die Zahl weiter sinkt.<br />
Geburtsstadt Davids<br />
Der Name Betlehem, hebräisch „Bet-Lechem“, bedeutet „Haus<br />
des Brotes“, oder auch „Haus des Kampfes“, und geht vermutlich<br />
auf eine heidnische Gottheit zurück, die mit Krieg oder<br />
Nahrung in Verbindung gebracht wurde. Im Alten Testament<br />
begegnet das damals eher kleine Dorf Betlehem zunächst in der<br />
Richterzeit des 12./11. Jahrhunderts v. Chr. (vgl. Ri 12, 8–10;<br />
19), eine besondere Rolle spielt es in den Erzählungen des<br />
Buchs Rut. Berühmt wurde Betlehem aber als Geburtsort Davids,<br />
des bedeutendsten Königs Israels. In Betlehem wird der<br />
Hirtenjunge David von den Herden weggerufen und von Samuel<br />
zum König gesalbt (1 Sam 16, 1–13). So wird Betlehem auch<br />
zur „Stadt Davids“, wie sie bei Lukas mehrfach bezeichnet wird<br />
(Lk 2, 11), und spielt in der Erwartung des Messias eine wesentliche<br />
Rolle. Der „Stern, der aufgeht über Jakob“ (Num 24, 18),<br />
der messianische Hirte Israels, wird nach dem Propheten Micha<br />
in Betlehem geboren werden (Mi 5, 1).<br />
Jesu Geburt in Betlehem<br />
Diese Tradition greifen die Evangelisten Matthäus und Lukas auf.<br />
Sie berichten beide, dass Jesus in Betlehem geboren ist, wobei
377<br />
Engagiertes Christsein<br />
sie jeweils eigene Schwerpunkte setzen. Nach Matthäus scheinen<br />
Josef und Maria sogar längere Zeit in Betlehem zu wohnen<br />
(Mt 2, 11) und lassen sich nach dem Besuch der Weisen aus dem<br />
Morgenland und der Flucht nach Ägypten später in Nazaret nieder.<br />
Lukas berichtet, dass Josef und Maria wegen der von Kaiser<br />
Augustus angeordneten Volkszählung den rund 140 Kilometer<br />
langen Weg von Nazaret nach Betlehem auf sich nehmen und<br />
in Betlehem das Kind in einer „Notunterkunft“ zur Welt kommt<br />
(Lk 2, 6 f.). Josef und seine Frau bleiben nach dem Lukasevangelium<br />
über einen Monat in Betlehem. In Lk 2, 21–24 wird nicht<br />
nur von der Beschneidung Jesu am achten Lebenstag berichtet,<br />
sondern auch vom Reinigungsopfer der Maria, das 40 Tage nach<br />
der Geburt eines Sohnes im Tempel dargebracht werden musste.<br />
Erst danach zieht die Familie wieder nach Nazaret, wo Josef als<br />
Zimmermann arbeitet (vgl. Lk 2, 39).<br />
Nazaret oder Betlehem?<br />
In der modernen Bibelwissenschaft wurde immer wieder bezweifelt,<br />
dass Betlehem wirklich der Geburtsort Jesu gewesen<br />
ist, schon die Bezeichnung „Jesus von Nazaret“ – und eben<br />
nicht „Jesus von Betlehem“ – deute darauf hin. Vielmehr hätten<br />
die Evangelisten die biblische Tradition aufgegriffen und mit<br />
Betlehem als Geburtsstadt eine theologische, aber keine historische<br />
Aussage getroffen. Es gibt dennoch auch gute Gründe,<br />
an dem historischen Kern der Betlehem-Tradition festzuhalten,<br />
auch wenn klar ist, dass die Evangelien in einer nachösterlichen<br />
Perspektive geschrieben sind und nicht neutral berichten, sondern<br />
theologisch verkündigen wollen.<br />
Herberge oder Grotte?<br />
Eine weitere Frage, die sich stellt, ist der konkrete Ort der Geburt.<br />
Nach Lk 2,7 wurde das Kind in eine Futterkrippe gelegt.
Engagiertes Christsein 378<br />
Daraus schloss man, dass es sich um einen Stall gehandelt haben<br />
müsse. In der Gegend um Betlehem wurden aber vornehmlich<br />
Felshöhlen als Stallungen genutzt. Daher ist es wahrscheinlich,<br />
dass auch Jesus in einer solchen Höhle geboren wurde. Schon<br />
Justin der Märtyrer (100–165) berichtet um 150 n. Chr., dass<br />
Jesus in einer Höhle bei Betlehem zur Welt kam. Diese Grotte<br />
wurde Pilgern bereits zu Beginn des zweiten Jahrhunderts<br />
gezeigt. Kaiser Hadrian wollte diese Pilgerfahrten unterbinden<br />
und ließ dort einen Götterhain zu Ehren des Gottes Adonis<br />
anpflanzen. Dies tat der Verehrung aber keinen Abbruch. Um<br />
das Jahr 250 beschreibt der Theologe Origenes, dass die Geburtsgrotte<br />
allen gezeigt wurde und auch bei den Gegnern des<br />
Glaubens bekannt war. In der Ostkirche hat sich auf Ikonen<br />
auch mehr das Bild der Höhle als das des Stalls durchgesetzt.<br />
Dies alles spricht durchaus dafür, dass der historische Kern der<br />
Betlehem-Tradition glaubwürdig ist.<br />
Die Geburtskirche<br />
Über der Grotte ließ Kaiser Konstantin um das Jahr 330 eine<br />
fünfschiffige Basilika mit einem achteckigen Chor erbauen. Nach<br />
einem Brand errichtete Kaiser Justinian Anfang des 6. Jahrhunderts<br />
einen Neubau. Diese Kirche ist bis heute fast vollständig<br />
erhalten. In sie führt eine kleine Pforte, durch die man nur gebückt<br />
gehen kann. Ursprünglich war damit nicht eine Demutsgeste<br />
verbunden, sondern man wollte Pilger davon abhalten, mit<br />
dem Pferd in die Kirche zu reiten. Eine Treppe führt hinunter in<br />
die Geburtsgrotte, in der unter einem Altar ein silberner Stern<br />
mit 14 Zacken auf den genauen Ort der Geburt Jesu hinweisen<br />
soll. An diesem scheinbar unbedeutenden Ort wird spürbar,<br />
völlig unabhängig von der historischen Zuverlässigkeit und der<br />
Geografie, dass Gott kein philosophisches Gebilde ist, sondern<br />
real in die menschliche Wirklichkeit gekommen ist.<br />
Marc Witzenbacher
379<br />
Die Mitte erschließen<br />
Die Heilige Schrift<br />
Wenn wir uns in den nächsten Monaten die liturgischen<br />
Bücher genauer ansehen, dann steht die Heilige Schrift<br />
aus gutem Grund vorneweg, bevor wir uns überhaupt weiteren<br />
Überlegungen widmen. Denn die Bibel ist das grundlegende liturgische<br />
Buch unseres Gottesdienstes.<br />
Die „Schrift“ Israels und der Christenheit<br />
Die Heilige Schrift mit den Büchern, die wir Christen das Alte<br />
Testament nennen, war und ist grundlegend für Israel und das<br />
Judentum. Sie umfasst die Tora (Genesis bis Deuterononium), die<br />
Geschichtsbücher, die Lehr- und Weisheitsbücher (samt Psalter)<br />
und die Prophetenbücher, ursprünglich jeweils in Schriftrollen<br />
notiert. Die Anfänge gottesdienstlicher Schriftlesung liegen aber<br />
mangels Quellen im Dunkeln. Nach der Zerstörung des Tempels<br />
wird in der Synagoge eine Tora-Lesung in fortlaufender Form<br />
(lectio continua) üblich, für die aber erst Jahrhunderte später<br />
ein dreijähriger Zyklus in Palästina und ein einjähriger Zyklus in<br />
Babylonien fassbar sind. Daneben finden sich ausgewählte Lesungen<br />
aus den Propheten-Büchern, sogenannte Haftaren, die<br />
Lk 4, 16 ff. ebenso schon zu belegen scheint wie Ansätze einer<br />
Schriftauslegung.<br />
Mit gewisser „Stilverwandtschaft textlicher und struktureller<br />
Elemente“ (Hans Bernhard Meyer) wird auch in den frühen<br />
christlichen Versammlungen aus dem Alten Testament (der<br />
„Schrift“) gelesen (vgl. 1 Tim 4, 13; 2 Tim 3, 15 f.). Diese Lesung<br />
dient der Vergewisserung im Christus-Glauben, wie dies<br />
schon im Emmausgang des Auferstandenen anklingt: „Und er<br />
legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was<br />
in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.“ (Lk 24, 27)<br />
Zugleich bildet das Christus-Bekenntnis das Zentrum der frühen<br />
christlichen Versammlungen. Inhaltliches Gedenken findet in
Die Mitte erschließen 380<br />
Form des Gebets und in der Verkündigung von Herrenworten<br />
und Erzählungen seines Wirkens statt, die dann in den „Evangelien“<br />
schriftlich überliefert sind. Auch die Briefe der Apostel<br />
stellen Elemente dieser Gottesdienste dar, denn sie beinhalten<br />
in Verkündigung, Ermahnung und Lehre des Christusglaubens<br />
bewusst gottesdienstlich geprägte Elemente. Für Paulus ist dabei<br />
der ständige Rückbezug auf die „Schrift“ grundlegend, um<br />
das Verbindende vom Christus- und Gottes-Glauben herauszustellen.<br />
Biblische Handschriften und Leseordnungen<br />
Ohne hier den Thesen zum Zusammenwachsen von Wortgottesdienst<br />
und Eucharistieteil der Messe nachgehen zu können, so<br />
ist auf jeden Fall sicher, dass die Christen in der späteren Antike<br />
die Heilige Schrift in der Eucharistiefeier lesen. Entsprechend<br />
werden die biblischen Schriften tradiert, zunächst getrennt als<br />
Sammlung des Alten und des Neuen Testaments, dann als komplette<br />
Heilige Schrift. Diese wird frühmittelalterlich als handschriftliche<br />
Kopie in Buchform verbreitet. Wesentliche Impulse<br />
für die Ausdifferenzierung der Schriftlesungen hin zu einem<br />
Lesesystem sind zum einen die Ausbildung eines Kirchenjahres<br />
mit seinen Prägungen und das Anwachsen der Sakramentare<br />
mit ihren Messformularen. Denn Lesung und Evangelium geben<br />
dem Sonn- und Festtag ein weiteres eigenes Gepräge.<br />
Erste Systeme, was gelesen werden soll, sind in Randbemerkungen<br />
zu Bibelhandschriften erkennbar. Daneben entstehen<br />
Perikopenlisten (Capitulare), die aufführen, was an welchem<br />
Tag zu lesen ist, und die etwa Bibelhandschriften beigegeben<br />
werden. Eine solche ist im Westen erstmals mit der Würzburger<br />
Epistelliste aus dem 8. Jahrhundert nachweisbar. Eine weitere<br />
Entwicklungsstufe ist der Comes (lat. „Begleiter“), der für einzelne<br />
Tage den vollen Text der Epistel (sog. Epistolar) oder des<br />
Evangeliums (sog. Evangelistar) bietet. Bemerkenswert ist, dass
381<br />
Die Mitte erschließen<br />
sich die Systeme von Epistel- und Evangelienlesung voneinander<br />
unabhängig entwickeln. Eine feste Ordnung ist schon Mitte<br />
des 9. Jahrhunderts zu erkennen; sie bleibt noch im nachtridentinischen<br />
Missale Romanum maßgeblich. Immer findet sich<br />
dort eine nichtevangelische Lesung aus dem Neuen Testament<br />
(alttestamentliche Lesungen kommen nur an sehr wenigen Tagen<br />
vor) und eine Lesung aus dem Evangelium.<br />
Seit dem Spätmittealter werden aber Lesungen nicht mehr in<br />
eigenen Büchern verzeichnet, sondern in das Messbuch integriert,<br />
d. h. in das jeweilige Messformular eingefügt. Entscheidend<br />
ist nun, dass sie vom Priester auf Latein gelesen werden,<br />
nicht mehr, dass sie von der Gemeinde gehört und verstanden<br />
werden.<br />
Erneuerung der biblischen Lesungen und des Lektionars<br />
Aufgrund der Impulse der Bibelbewegung wurde dieses System<br />
nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil grundlegend überarbeitet.<br />
Die Heilige Schrift sollte einen gleich hohen Stellenwert<br />
erhalten wie der Eucharistieteil. Entsprechend wurde für die<br />
Sonntage ein dreijähriger Zyklus aus alttestamentlicher Lesung,<br />
neutestamentlicher Lesung und Evangelium geschaffen. Für die<br />
Wochentage gibt es nun zwei Jahreszyklen mit einer alt- oder<br />
neutestamentlichen Lesung und einem Evangelium. Zugleich<br />
finden sich die Lesungen nun nicht mehr im Messbuch, sondern<br />
alle Texte sind in eigenen – nun muttersprachlichen –<br />
Lektionaren veröffentlicht, was schon aufgrund der Fülle des<br />
Materials notwendig ist.<br />
Momentan werden die Lektionare neu herausgegeben;<br />
Grundlage bildet die neue Einheitsübersetzung von 2016. Die<br />
auf 8 Bände angelegte Ausgabe wird in den nächsten Jahren<br />
abgeschlossen. Zudem wird ein Evangeliar/Evangelistar publiziert,<br />
das durch die Zusammenstellung der Evangelienperikopen<br />
in einem Buch einen besonderen liturgischen Umgang
Themen und Termine 382<br />
ermöglicht, um den Wert der enthaltenen Christus-Worte herauszustellen.<br />
Für die heutigen Lektionare ist grundlegend, dass sie ganz<br />
auf guten Vollzug des Lesens und Verkündens ausgelegt sind.<br />
Deshalb sind die Texte grafisch in Sinnabschnitte gegliedert; bei<br />
den als Antwortpsalm nun zum Wortgottesdienst gehörenden<br />
Psalmen (quasi eine weitere Lesung) sind sogar die einzelnen<br />
Verse abgesetzt. Dies geschieht immer mit dem Ziel, dass gut<br />
gelesen und das Wort Gottes gut gehört werden kann: denn das<br />
Wort Gottes soll in den Hörenden wirken können.<br />
Friedrich Lurz<br />
Heiliger des Monats: Marius von Avenches<br />
Marius von Avenches war ein Multitalent. Er war nicht nur<br />
Theologe und Bischof, sondern auch medizinisch versiert<br />
und arbeitete als Goldschmied. Der besonders im Bistum Lausanne,<br />
Genf und Fribourg verehrte Heilige hat zudem als Historiker<br />
wichtige Details der Geschichte des fünften und sechsten<br />
Jahrhunderts in seinen Chroniken überliefert.<br />
Ein vielfältiger Gelehrter<br />
Marius wurde um 530 in der Nähe des heutigen Dijon in Frankreich<br />
geboren. Er entstammte einer vornehmen Familie und<br />
wurde vermutlich schon frühzeitig für eine Karriere als Geistlicher<br />
ausersehen. Doch hat sich Marius immer für viele Gebiete<br />
interessiert. Besonders die Medizin hatte es ihm angetan.<br />
Auf ihn geht die erste Erwähnung der Pockenkrankheit zurück.<br />
Der ursprünglich für die Pocken verwendete Begriff „variola“<br />
(von lateinisch „bunt, scheckig, fleckig“) stammt von Marius.<br />
In den Geschichtschroniken, die er im Anschluss an Prosper
383 themen und Termine<br />
Tiro von Aquitanien (390–455) erstellte, erwähnte er bereits<br />
die „variola“, die sich allerdings erst später über die ganze Welt<br />
verbreitete. Marius hat die Chroniken, die Prosper Tiro von der<br />
Erschaffung der Welt bis zum Jahr 455 aufgezeichnet hatte, bis<br />
zum Jahr 581 fortgeführt.<br />
Bischof von Avenches<br />
Karriere machte Marius allerdings nicht als Mediziner, auch<br />
nicht als Goldschmied, obwohl Marius auch auf diesem Gebiet<br />
sehr talentiert war und alle seine kirchlichen Geräte offenbar<br />
selbst hergestellt hatte. Marius wurde vielmehr 573 Bischof von<br />
Aventicum (Avenches), zur Römerzeit die bedeutendste Stadt<br />
auf Schweizer Boden auf dem Transitweg vom Rhonetal via Augusta<br />
Raurica nach Germanien. Jedoch verlor die Stadt durch<br />
verschiedene Plünderungen und die Bedrohung durch die Alamannen<br />
immer mehr an Bedeutung, sodass Marius etwa nach<br />
der Hälfte seiner Amtszeit seinen Bischofssitz nach Lausanne<br />
verlegte. Dort verfasste Marius die Chroniken, kümmerte sich<br />
aber auch um die Reformen des Ackerbaus in seinem Bistum<br />
und setzte sich für die Armen ein. 585 nahm er an der Synode<br />
von Mâcon teil, der dritten von insgesamt sechs fränkischen Synoden.<br />
Auf ihr wurde unter anderem auch der bislang freiwillige<br />
Kirchenzehnt zur Pflicht erklärt. Am 31. <strong>Dezember</strong> 594 starb<br />
Marius in Lausanne, so ist dieser Tag bis heute sein Gedenktag.<br />
Er wurde in der Kirche St. Thyrsius beigesetzt, die später auch<br />
nach ihm benannt wurde. Im ehemaligen Bischofssitz ist heute<br />
die Regierung des Schweizer Kantons Waadt untergebracht. Die<br />
Verehrung des heiligen Bischof Marius wurde im Jahr 1605 approbiert.<br />
Darstellungen des Marius von Avenches erkennt man<br />
an der Bischofskleidung und Goldschmiedewerkzeugen oder<br />
Ackerbaugeräten als Attributen.<br />
Marc Witzenbacher
Themen und Termine 384<br />
Adveniat startet Weihnachtsaktion<br />
Die kirchlichen Hilfswerke bitten in den Adventstagen mit<br />
verschiedenen Spendenaktionen um Hilfe für Menschen in<br />
Not. Dies ist angesichts der Entwicklungen der Corona-Pandemie<br />
für viele Teile der Erde überlebensnotwendig geworden.<br />
Die Corona-Krise hat aber auch Auswirkungen auf die Spendenaufkommen.<br />
Viele Hilfsprojekte der Kirchen werden fast<br />
ausschließlich von den Kollekten finanziert, die bei den sonntäglichen<br />
Gottesdiensten gesammelt und an unterschiedliche<br />
Projekte in aller Welt verteilt werden. Einige Hilfswerke meldeten<br />
massive Einbrüche bei den Einnahmen, da in den Zeiten,<br />
als die Kirchen geschlossen und Gottesdienste nicht möglich<br />
waren, auch zahlreiche Kollekten schlicht weggefallen sind.<br />
Adveniat: Hilfe für Lateinamerika<br />
Das bischöfliche Hilfswerk Adveniat, das vor allem Projekte in<br />
Lateinamerika unterstützt, entstand aus Dankbarkeit. Im „Hungerwinter“<br />
1946/1947 erkrankten unzählige Menschen in<br />
Deutschland, die Lebensmittel im harten Winter waren knapp,<br />
Hunderttausende verhungerten. In Lateinamerika sammelten<br />
daher die lutherische und die katholische Kirche für die Armen<br />
in Deutschland und konnten vielen Menschen helfen, die<br />
furchtbare Zeit zu überleben. Diese Hilfe wurde nicht vergessen.<br />
Nach dem Aufblühen im Wirtschaftswunder der 1950er-<br />
Jahre konnten viele auch einen Teil ihres Lohnes spenden und<br />
wollten insbesondere die Menschen in Lateinamerika, die ihnen<br />
geholfen hatten, unterstützen. Zunächst wurde auf Anregung<br />
der Bischöfe an Weihnachten 1961 eine Sonderkollekte<br />
für Lateinamerika erhoben. Da der Erfolg sehr groß war, wurde<br />
1969 schließlich das Hilfswerk „Adveniat“ gegründet. Seitdem<br />
macht es mit einer Weihnachtsaktion auf bestimmte Projekte in<br />
Lateinamerika aufmerksam.
385 themen und Termine<br />
„ÜberLeben auf dem Land“<br />
Trotz Landflucht lebt nach wie vor jeder Fünfte in Lateinamerika<br />
und der Karibik auf dem Land. Das bedeutet häufig auch,<br />
abgehängt und ausgeschlossen zu sein. Wer auf dem Land geboren<br />
ist, ist dreimal häufiger von Armut betroffen als eine Person,<br />
die in der Stadt geboren wird. Die Gesundheitsstationen<br />
zum Beispiel sind oft miserabel ausgestattet, denn es gibt dort<br />
kaum Diagnosemöglichkeiten, Medikamente und Schutzkleidung.<br />
Und dann kam im Mai <strong>2020</strong> auch noch Corona. Das<br />
Virus trifft mit der Landbevölkerung auf eine besonders verletzliche<br />
Gruppe von Menschen, deren Immunabwehr aufgrund<br />
ihrer Armut, dem chronischen Leiden an Infektionskrankheiten<br />
sowie ihrer schlechten Ernährungssituation bei einer Infektion<br />
schnell überfordert ist. Deshalb rückt das Lateinamerika-Hilfswerk<br />
Adveniat mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion unter<br />
dem Motto „ÜberLeben auf dem Land“ die Sorgen und Nöte<br />
der armen Landbevölkerung in den Blick. Schwerpunktländer<br />
sind Argentinien, Brasilien und Honduras. Die Eröffnung der<br />
bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion findet am 1. Advent,<br />
dem 29. November <strong>2020</strong>, im Bistum Würzburg statt. Die Weihnachtskollekte<br />
am 24. und 25. <strong>Dezember</strong> in allen katholischen<br />
Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die<br />
Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt (Spendenkonto<br />
bei der Bank im Bistum Essen, IBAN: DE03 3606<br />
0295 0000 0173 45 oder unter www.adveniat.de/spenden).<br />
Spenden werden dringend gebraucht<br />
Zahlreiche Projekte der Hilfswerke rechnen fest mit den Einkünften<br />
aus den Spendenaktionen im Advent und an Weihnachten.<br />
So finanziert beispielsweise auch das evangelische<br />
Hilfswerk „Brot für die Welt“ ebenfalls eine große Zahl von<br />
Projekten mit den Kollekten der jeweils an den Advents- und<br />
Weihnachtssonntagen stattfindenden Gottesdienste. Wenn Got-
Themen und Termine 386<br />
tesdienste weiterhin nur eingeschränkt möglich sein können,<br />
fehlen durch die geringer ausfallenden oder gar völlig entfallenden<br />
Kollekten den Hilfswerken in diesem Jahr hohe Millionenbeträge.<br />
Daher ist es für die Menschen in Not umso wichtiger,<br />
sie mit Spenden zu unterstützen. Die Spenden können auch<br />
online auf den Websites der Hilfswerke überwiesen oder die<br />
Kontonummern der jeweiligen Hilfswerke in den Pfarrbüros<br />
erfragt werden.<br />
Marc Witzenbacher<br />
50 Jahre Kniefall von Willy Brandt<br />
in Warschau<br />
Es ist eines der Bilder, die sich tief in die Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland eingeprägt haben: Willy Brandts<br />
Kniefall in Warschau. Am 7. <strong>Dezember</strong> 1970, es war ein nasskalter<br />
Morgen, hatte der damalige Bundeskanzler am Ehrenmal<br />
für die Toten des Warschauer Ghettos einen Kranz niedergelegt.<br />
Wie sonst üblich, zupfte Brandt zunächst die Schleifen zurecht,<br />
trat einige Schritte zurück und fiel dann auf die Knie. So verharrte<br />
er etwa eine halbe Minute schweigend vor dem Denkmal.<br />
Symbol der Bitte um Vergebung<br />
Brandts Geste hatte überrascht, nach einem kurzen Schockmoment<br />
entflammte ein Blitzlichtgewitter. Die Geste sei spontan<br />
gewesen, sagte Brandt später in seinen Erinnerungen. Und doch<br />
war sie ein starkes Symbol für zwei wichtige Seiten der Politik<br />
Willy Brandts. Zum einen wollte er die Schuld an den zahllosen<br />
grausamen Taten des Zweiten Weltkriegs und der Vernichtung<br />
eines Großteils der europäischen Juden klar benennen, zum an-
387 themen und Termine<br />
deren verfolgte er eine konsequente Öffnung zum Osten hin<br />
und wollte eine Aussöhnung mit den Nachbarn erreichen. Daher<br />
unterzeichnete Brandt noch am selben Tag den Warschauer<br />
Vertrag, der die Beziehungen der beiden Staaten Deutschland<br />
und Polen normalisieren sollte und dafür unter anderem die Unverletzlichkeit<br />
der Oder-Neiße-Grenze festhielt. Brandt erhielt<br />
für diese Entspannungspolitik 1971 den Friedensnobelpreis,<br />
während es im eigenen Land, nicht zuletzt nach der Geste am<br />
Ehrenmal in Warschau, kräftig rumorte. Die Opposition warf<br />
ihm übertriebene Demut vor, die amerikanische Zeitschrift<br />
„Time“ hingegen wählte Brandt zum „Mann des Jahres“. Er sei<br />
der einzige Politiker mit einer schlüssigen Vision, „der interessantesten<br />
und hoffnungsvollsten Vision eines neuen Europa,<br />
seit sich der Eiserne Vorhang herabsenkte“, schrieb das Blatt.<br />
Aussöhnung reift in den Herzen<br />
Doch Brandt erhielt auch viel Unterstützung, nicht nur aus den<br />
eigenen politischen Reihen, sondern vor allem auch von vielen<br />
Schriftstellern, unter ihnen Günter Grass und Siegfried Lenz,<br />
die beide aus Orten des späteren Polen stammten. „Aussöhnung<br />
kann nicht von Staatsmännern verfügt werden, sie kann nur<br />
in den Herzen der Menschen heranreifen“, sagte Willy Brandt.<br />
Diese Aufgabe sei auch nicht nur einzelnen Völkern, sondern<br />
der ganzen Menschheit gestellt. Willy Brandts Kniefall bleibt<br />
ein starkes Bild dieser aus dem Herzen stammenden Sehnsucht<br />
nach Aussöhnung. Er wurde nicht nur von Günter Grass in der<br />
Erzählungssammlung „Mein Jahrhundert“ beschrieben. Der<br />
Komponist Gerhard Rosenfeld schuf auch eine Oper „Kniefall<br />
in Warschau“ über Willy Brandt, die 1997 in Dortmund uraufgeführt<br />
wurde. Am „Willy-Brandt-Platz“ in Warschau erinnert<br />
heute zudem ein Denkmal an den „Kniefall von Warschau“.<br />
Marc Witzenbacher
Themen und Termine 388<br />
250. Geburtstag Ludwig van Beethoven<br />
Nicht nur die Stadt Bonn feiert ihren großen Sohn Ludwig<br />
van Beethoven mit einem umfangreichen Festprogramm<br />
anlässlich seines 250. Geburtstags (siehe ausführliche Informationen<br />
unter www.beethovenfest.de), auch wenn dies angesichts<br />
der Corona-Pandemie unter völlig anderen Bedingungen stattfindet<br />
und zahlreiche Konzerte in das Jahr 2021 verschoben wurden.<br />
Beethoven ist in seinem Jubeljahr überall in der Musikwelt<br />
präsent. Die Faszination seiner Musik ist ungebrochen, auf dem<br />
Programm international berühmter Pianisten und Orchester<br />
stehen nach wie vor zahlreiche Werke seines auf fast 90 CDs<br />
passenden Musikschaffens. Beethoven wurde mit vielen Attributen<br />
belegt, kaum welche treffen ihn ganz. Doch was für ihn<br />
in jedem Fall gilt, ist sein genialer Ansatz, Musik neu zu denken<br />
und ungewohnte Wege in seinen Kompositionen zu gehen. Dies<br />
ist auch in seinen geistlichen Kompositionen zu spüren.<br />
Sohn einer Musikerfamilie<br />
Ludwig van Beethoven entstammt einer Bonner Musikerfamilie<br />
und wurde vermutlich am 16. <strong>Dezember</strong> 1770 geboren, da<br />
er – wie damals üblich einen Tag nach der Geburt – am 17.<br />
<strong>Dezember</strong> katholisch getauft wurde. Schon sein Großvater war<br />
Hofkapellmeister in Bonn gewesen, sein Vater Johann war an<br />
der Hofkapelle als Sänger engagiert. So wuchs Ludwig in einem<br />
musikalischen Umfeld auf und zeigte große Begabungen.<br />
Mit elf Jahren wurde er Schüler des Hoforganisten Christian<br />
Gottlob Neefe und konnte diesen schon nach wenigen Monaten<br />
bei Gottesdiensten vertreten. Doch Beethoven glänzte auch auf<br />
anderen Instrumenten und spielte von 1783 an als Bratschist<br />
und Cembalist im kurfürstlichen Orchester. In dieser Zeit veröffentlichte<br />
er auch schon erste Klavierwerke. Bald machte die<br />
Rede von einem „zweiten Mozart“ die Runde.
389 themen und Termine<br />
Übersiedlung nach Wien<br />
Mit Mozart hatte Beethoven auch Kontakt, denn sein Orgellehrer<br />
Neefe förderte seinen Meisterschüler und ermöglichte<br />
ihm eine Einladung des Kurfürsten nach Wien. Dort wurde er<br />
Mozarts Schüler, wobei diese Verbindung der beiden Musikgenies<br />
nur von kurzer Dauer war. Bereits nach wenigen Wochen<br />
musste Beethoven nach Bonn zurückkehren, da seine Mutter<br />
schwer erkrankt war und bald darauf starb. Beethoven sorgte<br />
mit für die Familie und konnte daher erst 1792, Mozart war<br />
bereits gestorben, nach Wien zurückkehren, dieses Mal aber für<br />
immer. Wien blieb bis an sein Lebensende geistige und wirkliche<br />
Heimat. Beethoven wurde in die Welt des Adels eingeführt<br />
und konnte Schüler von Joseph Haydn werden. Er brillierte als<br />
virtuoser Pianist, der vor allem für seine Interpretationskunst<br />
berühmt wurde. Rasch geriet Beethoven zu hohem Ansehen<br />
und konnte schließlich als freier Komponist arbeiten. Als sehr<br />
geselliger Mensch logierte er gerne in Adelskreisen und konnte<br />
viele Gönner seiner Kunst finden. Unter ihnen war auch der<br />
Erzherzog und spätere Kardinal Rudolph von Österreich, für<br />
den er die „Missa solemnis“ komponierte.<br />
„In meinem Fach ein schrecklicher Zustand“<br />
Als Beethoven 25 Jahre alt war, zeigten sich bereits erste Anzeichen<br />
einer Hörschwäche. Er hörte immer weniger und musste<br />
zu seinem großen Leidwesen auf Geselligkeit mehr und mehr<br />
verzichten. 1808 war er stark schwerhörig, 1819 wurde er<br />
schließlich völlig taub. Aber schon als Schwerhöriger konnte<br />
Beethoven keine Konzerte mehr geben, seine Freunde konnten<br />
sich nur noch über Zettel und Tafeln mit ihm unterhalten. In<br />
seinen Konversationsheften beschreibt er diesen für ihn schwer<br />
tragbaren Zustand und sein Leiden an der zunehmenden Einsamkeit.<br />
Schließlich starb Beethoven am 26. März 1827 zurückgezogen<br />
in Wien. Rund 20 000 Menschen sollen bei seiner
Themen und Termine 390<br />
Beerdigung dabei gewesen sein, um das außerordentliche Musikgenie<br />
zu würdigen. Erst 1888 wurden seine Gebeine auf den<br />
Wiener Zentralfriedhof überführt.<br />
Beethovens Ringen mit Gott<br />
Seine zunehmende Taubheit stürzte Beethoven in tiefe Glaubenszweifel.<br />
In seinen Tagebüchern zeigt sich Beethoven zum<br />
einen als sehr religiöser Mensch, dann aber auch zweifelnd und<br />
hadernd, nicht nur mit der Tatsache seiner Taubheit. Immer<br />
wieder schwanken seine geistlichen Kompositionen zwischen<br />
Anbetung und Klage. Gleichzeitig war Beethoven vom Geist<br />
der Aufklärung geprägt und informierte sich über andere Religionen<br />
und deren Vergleichbarkeit mit dem Christentum. Auch<br />
zeigte er in seinen Aufzeichnungen eine Hinwendung zum Pantheismus,<br />
in der Gott mit der Natur identifiziert wird. Dennoch<br />
war und blieb Beethoven ein religiöser Mensch, der sich mit<br />
dem Glauben intensiv auseinandersetzte. Sein geistliches Werk<br />
scheint zunächst sehr übersichtlich: Zwei Messen, ein Oratorium<br />
und einige geistliche Lieder. Doch ist seine Musik an vielen<br />
Stellen von religiösen Fragen und Motiven geprägt. Der Text<br />
der „Ode an die Freude“ von Friedrich Schiller, die er in seiner<br />
neunten Symphonie vertont hat, beschäftigte ihn sein Leben<br />
lang. In ihr drückt sich vieles von dem aus, was Beethovens<br />
Verhältnis zur Religion ausmachte. Am Ende aber steht auch<br />
über Beethovens Ringen die Hoffnung und Zuversicht, die in<br />
der Ode so ausgedrückt wird: „Und der Cherub steht vor Gott,<br />
überm Sternenzelt muss ein guter Vater wohnen.“<br />
Marc Witzenbacher
391 themen und Termine<br />
150. Todestag Alexandre Dumas<br />
Sein Name ist vielleicht nicht so geläufig wie die Helden<br />
seiner Romane. Doch Alexandre Dumas hat wie kaum ein<br />
anderer die Bühnen und Leinwände geprägt. „Die drei Musketiere“,<br />
„Der Graf von Monte Christo“ oder „Der Mann mit der<br />
eisernen Maske“ gehören zu den Bestsellern Dumas’, der die<br />
Serienproduktion von Romanen optimiert und den Literaturbetrieb<br />
verändert hat.<br />
Fasziniert vom Abenteuer<br />
Alexandre Dumas der Ältere wurde am 24. Juli 1802 in Villers-<br />
Cotterêts in der Nähe von Paris geboren. Eine gute Schulbildung<br />
erhielt er nicht, sondern wurde von seiner Mutter und<br />
seiner Schwester unterrichtet. Mit den Naturwissenschaften<br />
konnte er wenig anfangen, doch das Schreiben lag ihm. Bereits<br />
als Kind verfasste er kleine Theaterstücke und führte sie in der<br />
Scheune auf. Vor allem hatte er eine gute Handschrift, was ihm<br />
zunächst eine Stelle als Schreiber bei einem Notar verschaffte.<br />
Sein großes Interesse galt den Abenteuerromanen des 16. und<br />
17. Jahrhunderts, deren Gattung er schließlich perfektionierte.<br />
Zunächst konnte Dumas mit einigen Theaterstücken beachtliche<br />
Erfolge erzielen. Doch sein großer Durchbruch gelang ihm<br />
mit der Idee, in großen Pariser Zeitungen historische Fortsetzungsromane<br />
zu veröffentlichen. Er beherrschte es meisterhaft,<br />
Spannung zu erzeugen und seine Leser zu fesseln. So kauften<br />
die Leser neugierig die nächste Zeitung. Mehr als 300 Romane<br />
hat er veröffentlicht, einige zusammen mit anderen Autoren.<br />
Dumas entwickelte fast eine Art „Romanfabrik“, in der er mit<br />
Angestellten arbeitete und die Produktion sowie gleichermaßen<br />
die Dramatik seiner Werke optimierte. Nach der Veröffentlichung<br />
in den Zeitungen erschienen die Romane als Buch. Und<br />
Alexandre Dumas verdiente gut damit.
Themen und Termine 392<br />
Einsatz für die Freunde<br />
Das viele Geld gab er allerdings schnell wieder aus. Dumas war<br />
sehr gesellig und großzügig, er veranstaltete oft riesige Feste<br />
für seine Freunde. Zudem unterstützte er für sie viele Ideen<br />
und Aktivitäten, die nicht alle zum Erfolg wurden. Schließlich<br />
machte er große Schulden, denen er sich durch längere Auslandsaufenthalte<br />
in Belgien, Russland und Italien zu entziehen<br />
suchte. Von den Reisen fertigte er sehr beliebte Reportagen für<br />
die Zeitungen an, um sie wie seine Romane später auch in Buchform<br />
zu veröffentlichen. Jedoch konnte er sich auf die Dauer<br />
seinen großzügigen Lebensstil nicht leisten und war die letzten<br />
Jahre vor seinem Tod bankrott. Er starb am 5. <strong>Dezember</strong> 1870.<br />
Im Jahr 2002 wurden seine Gebeine ins Pariser Pantheon überführt.<br />
Diese Ehrung durch den Präsidenten Jacques Chirac wurde<br />
vor allem als politisches Signal gegen den Rassismus gedeutet,<br />
denn Dumas wurde sein Leben lang wegen seiner dunklen<br />
Hautfarbe und seiner Abstammung geschmäht. Sein Vater war<br />
das uneheliche Kind eines französischen Generals und einer<br />
schwarzen Hausbediensteten auf Saint-Domingue (heute Haiti),<br />
wo der Großvater als kolonialer Siedler gelebt hatte.<br />
Marc Witzenbacher
393 themen und Termine<br />
Gottesdienste im ZDF<br />
• Sonntag, 6. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />
Johanniskirche, Frankfurt am Main (ev.)<br />
• Sonntag, 13. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />
St. Theresia, Kaiserslautern (kath.)<br />
• Sonntag, 20. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />
Neustädter Marktkirche, Bielefeld (ev.)<br />
• Heiligabend, 24. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> – 22.30 Uhr,<br />
Stadtkirche St. Marien, Celle (ev.)<br />
• Weihnachten, 25. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />
Zisterzienserstift, Rein (kath.)<br />
• Sonntag, 27. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> – 9.30 Uhr,<br />
St. Bartholomäus, Zwingenberg (kath.)<br />
DOMRADIO<br />
• Eine aktuelle Auslegung des in <strong>MAGNIFICAT</strong> abgedruckten Tagesevangeliums<br />
hören Sie von Montag bis Samstag im DOMRADIO ab ca. 7.55 Uhr. Für die<br />
lebensnahe und tiefgründige Auslegung des Textes lädt DOMRADIO wöchentlich<br />
einen Priester oder qualifizierten Laien zu Live-Gesprächen ein. Sendung<br />
verpasst? Dann nutzen Sie das Archiv oder das Podcast-Angebot auf www.domradio.de.<br />
• Sonntags um 10 Uhr überträgt DOMRADIO einen Gottesdienst aus dem Erzbistum<br />
Köln sowie um 10 und 18 Uhr die Gottesdienste aus dem Kölner Dom<br />
live im Internet-TV auf www.domradio.de. Die Predigt ist als Podcast erhältlich.<br />
• Bei Fragen erreichen Sie DOMRADIO unter Tel. 02 21 / 25 88 60.
Eröffnung von Morgen- und Abendgebet 394<br />
Eröffnung des Morgengebetes<br />
Eröffnung des Abendgebetes
395<br />
Marianische Antiphon
Namenstagskalender 396<br />
Namenstage im <strong>Dezember</strong><br />
Neben den Gedenktagen des Liturgischen Kalenders werden Heilige, Selige<br />
und bedeutende Glaubenszeugen insbesondere des deutschen Sprachraums<br />
mit Todesjahr angegeben.<br />
1. 12. Nahum (Prophet); Natalie (nach 300); Eligius (660); Blanka<br />
(1252); Charles de Foucauld (1916)<br />
2. 12. Bibiana (361/63); Luzius (5./6. Jh.); Johannes von Ruysbroek<br />
(1381)<br />
3. 12. Gerlind (8. Jh.); Modestus (772); Emma von Lesum (1038);<br />
Franz Xaver (1552)<br />
4. 12. Barbara (um 308); Johannes von Damaskus (vor 754);<br />
Osmund (1099); Christian Oliva (1245); Adolph Kolping<br />
(1865)<br />
5. 12. Hartwig (Herwig, 1023); Reinhard von Lüttich (Reginhard,<br />
1037); Anno (1075); Gerald von Braga (1108); Niels Stensen<br />
(1686)<br />
6. 12. Nikolaus von Myra (um 350); Dionysia (um 484); Henrica<br />
Fassbender (1875)<br />
7. 12. Ambrosius (397); Gerald von Velletri (Gerhard, 1077)<br />
8. 12. Elfrida, Edith und Sabina vom Hennegau (819)<br />
9. 12. Hanna (Prophetin); Eucharius (3. Jh.); Juan Diego Cuauhtlatoatzin<br />
(1548); Liborius Wagner (1631); Pierre Fourier<br />
(1640)<br />
10. 12. Eulalia (304); Diethard (1200); Bruno (1236); Angelina<br />
(1510); Johann Georg Seidenbusch (1729)<br />
11. 12. Damasus I. (384); Tassilo III. (nach 794); Richter von Montecassino<br />
(1055); David von Himmerod (1179); Arthur Bell<br />
(1643)<br />
12. 12. Vicelin (1154); Hartmann von Brixen (1164)<br />
13. 12. Luzia (um 304); Jodokus (Jobst, um 668); Autbert (Otbert,<br />
669); Odilia (Ottilia, um 720); Emo von Huizinge (1237);<br />
Benno Kogelbauer (1925)
397Namenstagskalender<br />
14. 12. Venantius Fortunatus (7. Jh.); Berthold von Regensburg<br />
(1272); Johannes vom Kreuz (1591); Franziska Schervier<br />
(1876)<br />
15. 12. Christiana (Nina, 4. Jh.); Wunibald (761); Carlo Steeb (1856)<br />
16. 12. Noach (biblische Gestalt); Sturmius (779); Tanko (808); Ado<br />
(875); Adelheid (999); Dietrich von Rommersdorf (1145)<br />
17. 12. Lazarus (biblische Gestalt); Jolanda von Vianden (1283)<br />
18. 12. Philipp von Ratzeburg (1215)<br />
19. 12. Petrus von Arolsen (12. Jh.); Konrad von Liechtenau (1240)<br />
20. 12. Hoger von Hamburg (916); Dominikus von Silos (1073);<br />
Heinrich Egher (1408); Regina Hueter (1646)<br />
21. 12. Hagar (biblische Gestalt); Richard von Adwerth (1266); Peter<br />
Friedhofen (1860)<br />
22. 12. Bertheid (1042); Marian der Schotte (1082); Jutta von Sponheim<br />
(1136)<br />
23. 12. Viktoria (um 303); Dagobert II. (679); Ivo von Chartres<br />
(1116); Johannes von Krakau (1473); Antonio Galvão (1822)<br />
24. 12. Adam und Eva (biblische Gestalten); Hanno (978); Erko (Erk,<br />
Erkenbert, 1132)<br />
25. 12. Natalis (Noël, Geburt des Herrn); Eugenia (um 258); Anastasia<br />
(um 304)<br />
26. 12. Stephanus (um 40); Richlind (1150)<br />
27. 12. Johannes (Evangelist, um 101); Fabiola (399); Rudger (1140);<br />
Walto (Balto, 1156)<br />
28. 12. Hermann (1326) und Otto (1344) von Niederaltaich<br />
29. 12. David; Tamar (Tamara); Isai (Jesse, biblische Gestalten); Lothar<br />
(855); Reginbert (um 962); Thomas Becket (1170)<br />
30. 12. Felix I. (Papst, 273/74); Germar (um 660); Richard von Arnsberg<br />
(um 1190)<br />
31. 12. Kolumba (270/75); Silvester I. (335); Melanie (439); Luitfried<br />
(1096); Apollonia Radermecher (1626); Johannes Franz<br />
Régis (1640); Katharina Labouré (1876)
Impressum 398<br />
Impressum<br />
Lizenzgeber: Pierre-Marie Dumont, Magnificat SAS, Paris<br />
Schirmherr: Weihbischof Rolf Lohmann, Xanten<br />
Redaktion:<br />
Dr. Johannes Bernhard Uphus, Hennef (Sieg): Chefredakteur · Morgen- und<br />
Abendgebet; Prof. Dr. Susanne Sandherr, München: Impulse · Thema des Monats<br />
· Unter die Lupe genommen · Singt dem Herrn ein neues Lied; Dorothee<br />
Sandherr-Klemp, Bonn: Tageseinführungen · Fürbitten · Innehalten am Abend ·<br />
Von Woche zu Woche · Unter die Lupe genommen; Domkapitular Msgr. Dr.<br />
Heinz Detlef Stäps, Rottenburg: Das Bild im Blick · Zum Titelbild; Oberkirchenrat<br />
Dr. Marc Witzenbacher, Karlsruhe: Engagiertes Christsein · Themen und<br />
Termine<br />
Beiräte: Dipl.-Theol. Tobias Licht, Karlsruhe; Pfarrer Dr. Stefan Rau, Münster<br />
Gastautoren/innen: Bischof Dr. Georg Bätzing, Limburg<br />
Schriftleitung und Satz: Dr. Friedrich Lurz, Köln<br />
Druck: C. H. Beck, Nördlingen<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
ISSN 1254-7697<br />
© 1994 Magnificat SAS, Paris<br />
Deutsche Ausgabe © 2000 Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer<br />
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Einzelpreise für die Sonderhefte:<br />
„Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die Feier der Eucharistie“<br />
sowie „Die Heilige Woche“: jeweils € 5,– / Fr 6,90 (zzgl. Versandkosten)<br />
Version im PDF- oder Epub-Format unter www.magnificat.de/digital.<br />
Einzelheft: € 3,99/Fr 4,90; Jahres-Abonnement: € 29,99/Fr 44,–, bei<br />
gleichzeitigem Abonnement der gedruck ten Ausgabe: € 14,99/Fr 22,–.<br />
Sonderhefte „Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die<br />
Feier der Eucharistie“ sowie „Die Heilige Woche“: jeweils € 2,99/Fr 3,90.<br />
App für Apple-Geräte im iTunes Store, für Android-Geräte im Google<br />
Store. Es gelten die dort hinterlegten Preise.
Die Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen<br />
Bücher im deutschen Sprachgebiet erteilte für die aus diesen Büchern entnommenen<br />
Texte die Abdruckerlaubnis. Die darin enthaltenen biblischen Texte<br />
sind Bestandteil der von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebietes<br />
approbierten Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift.<br />
Quellennachweis<br />
Seite 149:<br />
Helmut Schlegel<br />
© Lahn-Verlag in der Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.lahn-verlag.de<br />
Seite 158:<br />
aus: Wilhelm Willms,<br />
meine schritte kreisen um die mitte. neues lied im alten land,<br />
© 1984 Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, S. 91, www.bube.de<br />
Leider war es nicht in allen Fällen möglich, den Rechtsinhaber ausfindig<br />
zu machen. Entsprechende Hinweise nimmt der Verlag gerne entgegen.
Liturgischer Kalender<br />
(H) Hochfest – (F) Fest – (G) Gebotener Gedenktag – (g) Nichtgebotener Gedenktag.<br />
Lesejahr für die Sonntage: B.<br />
Di 1.12. 1. Adventswoche Stundenbuch 1. Woche<br />
Mi 2.12. Hl. Luzius (g)<br />
Do 3.12. Hl. Franz Xaver (G)<br />
Fr 4.12. Hl. Barbara (g); Hl. Johannes von Damaskus (g);<br />
Sel. Adolph Kolping (g); Herz-Jesu-Freitag<br />
Sa 5.12. Hl. Anno (g)<br />
So 6.12. 2. Adventssonntag 2. Woche<br />
Mo 7.12. Hl. Ambrosius (G)<br />
Di 8.12. Ohne Erbsünde empfangene Jungfrau<br />
und Gottesmutter Maria (H)<br />
Mi 9.12. Hl. Johannes Didacus (Juan Diego Cuauhtlatoatzin) (g)<br />
Do 10.12. Unser Liebe Frau von Loreto (g)<br />
Fr 11.12. Hl. Damasus I. (g)<br />
Sa 12.12. Unsere Liebe Frau in Guadalupe (g)<br />
So 13.12. 3. Adventssonntag (Gaudete) 3. Woche<br />
Mo 14.12. Hl. Johannes vom Kreuz (G)<br />
Di 15.12. 3. Adventswoche<br />
Mi 16.12. 3. Adventswoche<br />
Do 17.12. 3. Adventswoche vom 17. Dez.<br />
Fr 18.12. 3. Adventswoche vom 18. Dez.<br />
Sa 19.12. 3. Adventswoche vom 19. Dez.<br />
So 20.12. 4. Adventssonntag vom So. bzw. 20. Dez., 4. Woche<br />
Mo 21.12. 4. Adventswoche vom 21. Dez.<br />
Di 22.12. 4. Adventswoche vom 22. Dez.<br />
Mi 23.12. Hl. Johannes von Krakau (g) vom 23. Dez.<br />
Do 24.12. 4. Adventswoche vom 24. Dez.<br />
Fr 25.12. Geburt des Herrn (H)<br />
Sa 26.12. Hl. Stephanus (F)<br />
So 27.12. Heilige Familie (F) 1. Woche<br />
Mo 28.12. Unschuldige Kinder (F)<br />
Di 29.12. Hl. Thomas Becket (g)<br />
Mi 30.12. Weihnachtsoktav<br />
Do 31.12. Hl. Silvester I. (g)