Zehn Jahre Partnerschaft - startseite sombor.ch
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<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
Sombor-<br />
Gemeinden Gemeinsam<br />
Bodensee/Rhein<br />
4.bis 12.April 2003 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor<br />
Bild: Walter S<strong>ch</strong>awalder
<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
«Gemeinden Gemeinsam Bodensee-Rhein» baut seit 1993 an einer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor in der Vojvodina<br />
Serbien, einer «Stadt des Friedens und des gegenseitigen Respektes», wie sie bei Kriegsausbru<strong>ch</strong> vor zehn <strong>Jahre</strong>n<br />
genannt wurde. Seit Jahrhunderten leben hier Serben, Ungarn, Kroaten und weitere Völker zusammen.<br />
Humanitäre Hilfe<br />
Das Regionalkomitee Bodensee-Rhein hat seit April 1993 über 50 Transporte mit 1000 Tonnen Hilfsgütern na<strong>ch</strong><br />
Sombor gebra<strong>ch</strong>t: Lebensmittel, Kleider und Medikamente, zur Versorgung der über 10000 Flü<strong>ch</strong>tlinge und<br />
ältern Leute. Finanziert wurden au<strong>ch</strong> über mehrere <strong>Jahre</strong> die Suppenkü<strong>ch</strong>e und das Saatgut-Projekt des Roten<br />
Kreuzes.<br />
Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
Zwölfmal leiteten junge Leute aus der Osts<strong>ch</strong>weiz eine Ferienwo<strong>ch</strong>e im Waisenhaus in Sombor, ein festli<strong>ch</strong>er<br />
Höhepunkt im tristen Alltag der 90 Kinder. Angeregt dur<strong>ch</strong> dieses Beispiel haben Einheimis<strong>ch</strong>e Kontakt zu<br />
ihnen aufgenommen. Mit unserer Hilfe konnte das Rote Kreuz ein Jugend-Camp am Donauufer für die Jugend<br />
Sombors erstellen. Seither helfen au<strong>ch</strong> dort Leute aus der S<strong>ch</strong>weiz in der Leitung der Sommerlager mit.<br />
Kulturbrücke<br />
Aus Sombor war s<strong>ch</strong>on fünfmal der Chor Iuventus Cantat am Bodensee zu Gast. Au<strong>ch</strong> 47 Somborer Künstler<br />
stellten hier aus. Eine Gruppe vom Jugend-Rotkreuz nahm am internationalen Lager in Nottwil teil, andere<br />
hatten Gelegenheit zu einer Weiterbildung in der S<strong>ch</strong>weiz. Am ersten Gemeindekongress in Murten und am<br />
zweiten in Ohrid waren Delegierte aus Sombor vertreten. Der Handglocken-Chor aus Romanshorn und ein<br />
junger Pianist aus Kreuzlingen spielten in Sombor.<br />
Förderung der Demokratie<br />
S<strong>ch</strong>on 1996 gewann die Opposition in Sombor die Mehrheit. Im Oktober 2000 waren die Somborer beim Volksaufstand<br />
in Belgrad ganz vorne dabei. Eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als Informations-Drehs<strong>ch</strong>eibe spielte die mit unserer<br />
Hilfe eingeri<strong>ch</strong>tete Internetstube. Wir unterstützten den Aufbau von lokalen Bürgerbewegungen.<br />
Freiwilligenarbeit<br />
Das Regionalkomitee Bodensee-Rhein sammelte für Sombor in den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n Spenden und Naturalgaben<br />
von Privaten und von Gemeinden in der Höhe von weit über einer Million S<strong>ch</strong>weizer Franken. Die Arbeit<br />
wird auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> von Freiwilligen geleistet – letztes Jahr waren es insgesamt 364 Tage. Au<strong>ch</strong> die Reisen na<strong>ch</strong><br />
Sombor werden von allen aus der eigenen Tas<strong>ch</strong>e bezahlt.<br />
Signal für einen Neuanfang? Jugendli<strong>ch</strong>e in Sombor reinigen eine S<strong>ch</strong>ulhauswand.<br />
4.bis 12.April 2003 2 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Einleitung<br />
<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> ..........................................................................2<br />
Vorwort ..................................................................................................5<br />
Delegation ............................................................................................6-7<br />
Erweiterte Delegation ..............................................................................8<br />
Programm ........................................................................................09-11<br />
Karte......................................................................................................12<br />
Wissenswertes zu Sombor ................................................................13-18<br />
Rathaus ............................................................................................19-20<br />
Stadtwerke ............................................................................................21<br />
Vorstellungsrunde NGO ....................................................................22-23<br />
Runder Tis<strong>ch</strong> ..........................................................................................24<br />
Rotes Kreuz ......................................................................................25-26<br />
Gesundheit und Soziales ..................................................................27-28<br />
Bildung ............................................................................................29-30<br />
Sport......................................................................................................31<br />
Behinderte ........................................................................................32-34<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft ........................................................................................35-38<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft ......................................................................................39<br />
Kir<strong>ch</strong>en ............................................................................................40-42<br />
Medien ............................................................................................43-44<br />
Kulturelles Rahmenprogramm ..........................................................45-47<br />
Ausflug ............................................................................................48-49<br />
4.bis 12.April 2003 3 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Klis<strong>ch</strong>ees ................................................................................................50<br />
Projektvorhaben ....................................................................................51<br />
Anhang<br />
Zusammenfassende Eindrücke ..........................................................52-53<br />
Wir danken… ......................................................................................54<br />
Auszüge aus Somborer Dankadressen ..............................................55-56<br />
Adressen NGO’s ................................................................................57-58<br />
Pressee<strong>ch</strong>o........................................................................................59-67<br />
Erklärung von Ohrid..........................................................................68-70<br />
4.bis 12.April 2003 4 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Vorwort<br />
VORWORT<br />
<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> sind Grund zum Feiern. Mitten im Krieg haben<br />
wir von Gemeinden Gemeinsam Bodensee-Rhein im April 1993 damit<br />
begonnen, die Friedenskräfte in der Stadt Sombor zu stärken, Nothilfe zu<br />
leisten und dur<strong>ch</strong> einen Kulturaustaus<strong>ch</strong> isolierende Grenzen zu überwinden.<br />
Es sind inzwis<strong>ch</strong>en viele Freunds<strong>ch</strong>aften entstanden, die <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
ist gut verankert. Unser Besu<strong>ch</strong> in Sombor bekräftigte, dass wir an<br />
dieser Brücke weiterbauen wollen. Symbol dafür war das Pflanzen von<br />
zwei Bäumen vor dem Rathaus in Sombor.<br />
Wie aber soll es weitergehen? In 30 vers<strong>ch</strong>iedenen Begegnungen, teils<br />
in kleinen Gruppen, konnten wir uns mit der aktuellen Situation unserer<br />
Projektpartner vertraut ma<strong>ch</strong>en und neue Projektideen sammeln und<br />
bespre<strong>ch</strong>en. Mit der Stadtregierung, die vor zwei <strong>Jahre</strong>n gewe<strong>ch</strong>selt hat,<br />
galt es, einen vertrauensvollen Kontakt zu vertiefen. Einige Ni<strong>ch</strong>tregierungs-Organisationen<br />
der Stadt konnten wir darin unterstützen,<br />
dass während unseres Besu<strong>ch</strong>es mit der Einri<strong>ch</strong>tung eines Runden Tis<strong>ch</strong>es<br />
in Sombor begonnen wurde.<br />
Von unserer 16-köpfigen Delegation waren zehn zum ersten Mal in<br />
Sombor, darunter au<strong>ch</strong> die Präsidentin von Gemeinden Gemeinsam<br />
S<strong>ch</strong>weiz und ein Vertreter des Gemeinderates Romanshorn. Wir trafen uns<br />
vor dem Antritt der Reise zweimal zur Vorbereitung. Eine besondere Note<br />
setzte der Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerseminars Kreuzlingen (mit 18 Teilnehmenden),<br />
der zur glei<strong>ch</strong>en Zeit einer Einladung des Somborer Chors<br />
Iuventus Cantat folgte, teilweise an unserm Programm teilnehmen konnte<br />
und mit zwei Konzerten unserm Besu<strong>ch</strong> Glanzli<strong>ch</strong>ter aufsetzte.<br />
Auf der Heimreise verabredeten wir in der Reisegruppe, wie wir über<br />
unsere vielfältigen Eindrücke weitere Kreise informieren wollen: Zum<br />
einen gestalteten wir zusammen mit dem Kammer<strong>ch</strong>or einen öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Abend in der Alten Kir<strong>ch</strong>e in Romanshorn, zum andern waren alle bereit,<br />
zu der hier vorliegenden Dokumentation einen Beri<strong>ch</strong>t beizusteuern. Wir<br />
hoffen, damit Interesse an der Weiterentwicklung unserer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
mit Sombor wecken und Unterstützung mobilisieren zu können. Bereits<br />
haben wir begonnen, ein Dutzend von Projektideen zu bearbeiten und sie<br />
dieses oder nä<strong>ch</strong>stes Jahr umzusetzen.<br />
Zum Gelingen unserer Reise haben viele beigetragen – wie der langen<br />
Dankesliste am S<strong>ch</strong>luss dieses Beri<strong>ch</strong>tes zu entnehmen ist. Den grössten<br />
Beitrag zur Realisierung unseres ambitiösen Programms leistete in Sombor<br />
Slavica Periskic als Organisatorin, Moderatorin, Referentin, Übersetzerin,<br />
Gastgeberin, wofür ihr au<strong>ch</strong> an dieser Stelle herzli<strong>ch</strong> gedankt sei. S<strong>ch</strong>ön<br />
war es zu sehen, wie auf der Reise der Zusammenhalt in der Gruppe<br />
wu<strong>ch</strong>s – alle kamen, wie das s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Feedback zeigt, ho<strong>ch</strong> befriedigt<br />
und tief berührt von der praktis<strong>ch</strong> ohne Panne verlaufenen Reise zurück.<br />
Lang lebe die <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor!<br />
Für die Reiseleitung:<br />
Arne Engeli,<br />
Projektverantwortli<strong>ch</strong>er<br />
4.bis 12.April 2003 5 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Delegation<br />
DELEGATION<br />
Vreni S<strong>ch</strong>awalder, ehemalige Regierungsrätin, Lehrerin,<br />
Präsidentin Gemeinden Gemeinsam-Regionalkomitee<br />
Bodensee-Rhein, Kindergartenstr. 13, 8590 Romanshorn,<br />
Tel. 071/463 32 02, Fax 071/461 28 05<br />
vreni.s<strong>ch</strong>awalder@bluewin.<strong>ch</strong><br />
(Delegationsleiterin)<br />
Arne Engeli, Politologe, Projektleiter Gemeinden<br />
Gemeinsam-Regionalkomitee Bodensee-Rhein,<br />
Promenadenstrasse 25, Postfa<strong>ch</strong>, 9400 Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>,<br />
Tel/Fax 071/855 22 12,<br />
a.engeli@switzerland.org<br />
(Delegationsleiter/Programmorganisation)<br />
Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er, Hauswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Betriebsleiterin,<br />
Kir<strong>ch</strong>gemeindepräsidentin, Im Weingarten 29, 9242 Oberuzwil,<br />
Tel. 071/951 34 03,<br />
elisabeth_bir<strong>ch</strong>er@hotmail.com<br />
Danilo Clematide, Jurist, Gemeinderat, Blumenweg 13,<br />
8590 Romanshorn, Tel. 071/463 63 50,<br />
danilo.clematide@lake.<strong>ch</strong><br />
Peter Isaack, Bankangestellter i.R., Im Weingarten 29,<br />
9242 Oberuzwil, Tel. 071/951 34 03,<br />
elisabeth_bir<strong>ch</strong>er@hotmail.<strong>ch</strong><br />
Alice Müggler, Hausfrau, ehemalige Kantonsrätin,<br />
Mühlegutstrasse 11, 9323 Steina<strong>ch</strong>,<br />
Tel. 071/446 40 80,<br />
fam-mueggler@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Friedhilde Munzinger, Krankens<strong>ch</strong>wester, Pflegeexpertin,<br />
Zeppelinstrasse 16c, 8280 Kreuzlingen,<br />
Tel. 071/672 43 11,<br />
friedhilde.munzinger@stsh.<strong>ch</strong><br />
Mi<strong>ch</strong>aela Müller, Requisiteurin Stadttheater Luzern,<br />
Vorstandsmitglied Gemeinden Gemeinsam-<br />
Regionalkomitee Bodensee-Rhein, Theaterstrasse 2,<br />
6002 Luzern, Tel. 076/574 22 11,<br />
mi<strong>ch</strong>22@fressurf.<strong>ch</strong><br />
Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t, Landwirt, Transportkoordinator<br />
Gemeinden Gemeinsam-Regionalkomitee Bodensee-Rhein,<br />
zur Ran<strong>ch</strong>, 8580 Hatswil, Tel. 071/411 32 81 oder 079/406 97 31,<br />
ruedi.rinderkne<strong>ch</strong>t@lake.<strong>ch</strong><br />
Paul Rutishauser, Pfarrer im Ruhestand, Kir<strong>ch</strong>enrat,<br />
Präsident Basler Mission, Stählistrasse 41, 8280 Kreuzlingen,<br />
Tel. 071/672 79 25,<br />
rutishauser_vetter@hotmail.<strong>ch</strong><br />
Das Top-Führungsteam: Vreni<br />
S<strong>ch</strong>awalder und Arne Engeli im<br />
Rotkreuz-Look.<br />
4.bis 12.April 2003 6 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
DELEGATION<br />
Walter S<strong>ch</strong>awalder, Lehrer im Ruhestand, Kindergartenstr. 13,<br />
8590 Romanshorn, Tel. 071/463 32 02,<br />
vreni.s<strong>ch</strong>awalder@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Gretel Seebass, Journalistin, Thurweg 1, 9223 Halden,<br />
Tel. 071/642 39 07,<br />
gretel.seebass@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Hans Sprunger, pensionierter Kaufmann, Neptunstrasse 14,<br />
8280 Kreuzlingen, Tel. 071/672 52 70,<br />
h.sprunger@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Andrea Strässle, Biologin, Journalistin in Ausbildung,<br />
Binzwiesenstrasse 14, 8057 Züri<strong>ch</strong>,<br />
Tel. 076/45 45 197,<br />
andrea_straessle@hotmail.com<br />
Marianne Von Grünigen, ehemalige Bots<strong>ch</strong>afterin, Präsidentin<br />
Gemeinden Gemeinsam S<strong>ch</strong>weiz, St.Alban-Rheinweg 120,<br />
4005 Basel, Tel. 061/311 31 71,<br />
marianne.vongruenigen@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Christoph Zweili, Redaktor St.Galler Tagblatt,<br />
Medienarbeit Gemeinden Gemeinsam-Regionalkomitee Bodensee-Rhein,<br />
Bahnhofstrasse 30, 8590 Romanshorn,<br />
Tel. 071/463 12 52,<br />
czweili@smile.<strong>ch</strong><br />
Die fast vollständige Delegation mit dem fris<strong>ch</strong> gepflanzten Baum vor dem Somborer Rathaus.<br />
4.bis 12.April 2003 7 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Erweiterte Delegation<br />
(mit 16 Sängerinnen und Sängern des Kammer<strong>ch</strong>ors<br />
des Lehrerseminars Kreuzlingen)<br />
ERWEITERTE DELEGATION<br />
Hanspeter S<strong>ch</strong>är, Seminarlehrer und Chorleiter,<br />
Langhaldenstrasse 30, 8280 Kreuzlingen, hpms<strong>ch</strong>aer@freesurf.<strong>ch</strong><br />
Livia Baettig, Bühl 2393, 9100 Herisau, livia.baettig@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Anna Buff, Oberwilerstrasse 10, 8500 Gerlikon, anna.buff@gmx.<strong>ch</strong><br />
Andrea Bühler, Alpsteinstrasse 14b, 9100 Herisau, tut@gmx.<strong>ch</strong><br />
Lorenz Dünner, Mittlere Mühlestrasse 3, 8598 Bottighofen<br />
Martina Eberli, Kronengasse 5, 8274 Gottlieben<br />
Seraina Fluor, Da<strong>ch</strong>sweg 18, 8500 Frauenfeld,<br />
i.am.happy@gmx.<strong>ch</strong><br />
Martina Frits<strong>ch</strong>e, Käserei-Loh, 8362 Balterswil<br />
Daniela Hörler, Torackerstrasse 11. 9284 Bi<strong>ch</strong>wil,<br />
dh.smile@hotmail.com<br />
Andrea Lüthi, Ulmenstrasse 74, 8500 Frauenfeld, aliki@gmx.<strong>ch</strong><br />
Jonathan Meierhofer, Nollenstrasse 6, 8572 Berg,<br />
meierhofer.jonny@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Tobias Pestalozzi, Kawazen 7, 8536 Hüttwilen,<br />
tobiaspestalozzi@hotmail.com<br />
Christoph Reusser, Rebbergstrasse 2, 9507 Stettfurt, creusser@gmx.<strong>ch</strong><br />
Zippora S<strong>ch</strong>är, Obergreut, 8585 Langrickenba<strong>ch</strong>,<br />
zippora@gmx.<strong>ch</strong><br />
Philipp Spring, Oberhaldenstrasse 5, 8561 Ottoberg,<br />
philipp.spring@bluemail.<strong>ch</strong><br />
Lena Suhner, Steig 323, 9428 Walzenhausen<br />
Annette Wartenweiler, Spe<strong>ch</strong>tweg 1, 8500 Frauenfeld,<br />
annette.w@gmx.<strong>ch</strong><br />
Christian Lohr, Alleeweg 10, 8280 Kreuzlingen,<br />
<strong>ch</strong>ristian.lohr@lohr.<strong>ch</strong><br />
Hanspeter S<strong>ch</strong>är vermo<strong>ch</strong>te seine<br />
Sängerinnen und Sänger stets aufs<br />
Neue zu motivieren.<br />
4.bis 12.April 2003 8 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Programm<br />
Freitag, 4.April 2003<br />
20.30 Romanshorn Bhfplatz<br />
20.50 ab Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong><br />
22.00 an Feldkir<strong>ch</strong><br />
Autos verladen<br />
20.20 Basel ab<br />
21.33 Züri<strong>ch</strong> ab<br />
23.08 Feldkir<strong>ch</strong> an<br />
23.24 Feldkir<strong>ch</strong> ab (Autoreisezug/Liegewagen)<br />
Samstag, 5.April 2003<br />
07.38 Graz an (Frühstück)<br />
ans<strong>ch</strong>liessend 450 km Fahrt mit Privatautos via<br />
Szekesfehervar zum Grenzübergang Backi Breg<br />
Mittagessen auf Weg<br />
1700 ca. an Sombor<br />
Quartierbezug Hotel Pensionierten Heim<br />
19.00 Empfang dur<strong>ch</strong> Stadtpräsident, Partnerorganisationen<br />
und Freunde<br />
20.00 Na<strong>ch</strong>tessen Restaurant Andric<br />
Sonntag, 6.April 2003<br />
7.15 Frühstück<br />
7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
8.45 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />
Gottesdienste mit Gesprä<strong>ch</strong>smögli<strong>ch</strong>keit<br />
ans<strong>ch</strong>liessend<br />
9.00 A Orthodox<br />
9.00 B Katholis<strong>ch</strong>, Josip Pekanovic<br />
9.00 C Reformiert, Andor Bekassy<br />
12.00 Gesprä<strong>ch</strong> und Mittagessen im katholis<strong>ch</strong>en<br />
Pfarrhaus<br />
14.30 Stadtrundgang mit Konjovic-Galerie<br />
18.00 Zusammensein in Zweiergruppen in<br />
befreundeter Familie mit Na<strong>ch</strong>tessen<br />
Montag, 7.April 2003<br />
7.15 Frühstück<br />
7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
PROGRAMM<br />
9.15 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />
9.30 Im Rathaus, Treffen mit Stadtpräsident Jovan Vujicic<br />
und Vertretern Stadtregierung.<br />
Themen: Probleme der Stadt, Gemeindeautonomie,<br />
Zukunft <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
11.30 Baum pflanzen aus Anlass 10 <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
12.30 Mittagessen<br />
14.00 Abfahrt<br />
4.bis 12.April 2003 9 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
14.15 Im Roten Kreuz, Treffen mit Gordana Savin<br />
und Team – Information zu Flü<strong>ch</strong>tlings-, Kinderund<br />
Jugendarbeit, Gesundheitszentrum<br />
16.30 Besu<strong>ch</strong> des Donau Camps vom Roten Kreuz<br />
18.00 Na<strong>ch</strong>tessen im Camp<br />
20.00 Musik und Tanz mit Romas in Backi Monostor<br />
Dienstag, 8.April 2003<br />
7.15 Frühstück<br />
7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
8.30 Abfahrt mit Bus<br />
ganztägiger Ausflug in die Fruska Gora<br />
11.00 Sremski Karlovci Mittelpunkt des Srem, früher<br />
Patriar<strong>ch</strong>ensitz mit Kathedrale von 1762,<br />
Besi<strong>ch</strong>tigung mit Führung<br />
13.00 Mittagessen in Maradik im reformierten<br />
Kir<strong>ch</strong>gemeindehaus mit Karoly Beres, EHO<br />
15.00 Besu<strong>ch</strong> des Klosters Krusedol<br />
16.00 Fernsehturm auf der Fruska Gora<br />
17.00 Festung Petervardein, Blick auf Novi Sad,<br />
mit Führung<br />
18.00 Picknick im Ökumenis<strong>ch</strong>en Hilfswerk EHO<br />
19.00 Rundgang dur<strong>ch</strong> Innenstadt<br />
20.00 Konzert in der Synagoge Iuventus Cantat<br />
und Kammer<strong>ch</strong>or (mit Fernsehen)<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 9.April 2003<br />
7.15 Frühstück<br />
7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
PROGRAMM<br />
9.00 Abfahrt<br />
Besi<strong>ch</strong>tigungen<br />
A Industriebetrieb Somboled<br />
B Stadtspital<br />
C Landwirts<strong>ch</strong>aft, Ivan Kajic,<br />
in Miletic 40 Min. Fahrzeit<br />
12.30 Mittagessen ohne Gruppe C<br />
14.30 Gesprä<strong>ch</strong> über die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und politis<strong>ch</strong>e<br />
Situation, Dr. Roca Bozidar, Präsident<br />
regionale Handelskammer<br />
16.30 NGO-Center: Präsentation von Bürgerbewegungen<br />
18.15 Gemeinsames Na<strong>ch</strong>tessen mit Bürgerbewegungen<br />
19.30 Konzert im alten Rathaus: Iuventus Cantat<br />
und Kammer<strong>ch</strong>or<br />
4.bis 12.April 2003 10 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Donnerstag, 10.April 2003<br />
7.15 Frühstück<br />
7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
PROGRAMM<br />
9.15 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />
Besu<strong>ch</strong>e:<br />
A Kindergarten<br />
B Primars<strong>ch</strong>ule<br />
C Gymnasium<br />
D Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
E Stadtwerke (Abwasser)<br />
12.30 Mittagessen<br />
14.00 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />
A Treffen mit Sportverantwortli<strong>ch</strong>en<br />
B Atelierbesu<strong>ch</strong> bei Künstlern<br />
C Medienzentrum<br />
16.30 Runder Tis<strong>ch</strong> mit SomborerInnen zum Thema<br />
Local Government and Citizens<br />
18.30 Na<strong>ch</strong>tessen mit Teilnehmern des Runden Tis<strong>ch</strong>es<br />
20.00 Internetstube<br />
20.45 Folklore Gruppe Ravangrad: Probe,<br />
mit Mögli<strong>ch</strong>keit, mitzutanzen<br />
Freitag, 11.April 2003<br />
7.15 Frühstück<br />
7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
9.15 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />
Besu<strong>ch</strong>e: Markt<br />
A Open Club-Kurse und Aktionen mit Kindern,<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en und jungen Erwa<strong>ch</strong>senen<br />
B Waisenhaus<br />
C Vuk Karadzic (Heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule)<br />
D Behindertenheim in Stara Moravica<br />
12.30 Mittagessen ohne Gruppe D<br />
15.00 Gesprä<strong>ch</strong> mit Goran Bulajic,<br />
ehemaliger Stadtpräsident<br />
17.00 Evaluation der Reise in der Gruppe<br />
20.00 Gemeinsame Abs<strong>ch</strong>iedsparty mit der<br />
Stadt im Restaurant Andric<br />
Samstag, 12.April 2003<br />
8.00 Frühstück<br />
9.00 Messe in memoriam Silvester Hajnal<br />
10.30 Abs<strong>ch</strong>iedskaffee im Roten Kreuz<br />
11.00 Abfahrt, Mittagessen auf Weg<br />
20.40 bis 21.30 Verladen in Graz (Na<strong>ch</strong>tessen)<br />
22.00 Graz ab<br />
Sonntag, 13.April 2003<br />
6.38 Feldkir<strong>ch</strong> an (Frühstück)<br />
8.30 Romanshorn an<br />
4.bis 12.April 2003 11 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
ROUTE<br />
4.bis 12.April 2003 12 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
1993<br />
Wo liegt Sombor?<br />
- in Serbien-Montenegro<br />
- in der fru<strong>ch</strong>tbaren Vojvodina<br />
- in der Backa, der Region zwis<strong>ch</strong>en Ungarn, Donau<br />
und Theiss<br />
- im Verwaltungsdistrikt West-Backa<br />
- knapp 30 km zur ungaris<strong>ch</strong>en und zur kroatis<strong>ch</strong>en<br />
Grenze, nur ca. 40 km Luftlinie von Osijek<br />
weg<br />
Einwohnerzahlen/Grösse<br />
- Stadt allein ca. 50 000<br />
- Grossgemeinde (Verwaltungseinheit Stadt und<br />
15 Gemeinden) ca. 105 000<br />
- Flä<strong>ch</strong>e rund 1000 km2<br />
Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />
- 11 000, erste aus Slowenien, dann vorwiegend aus<br />
Kroatien und Bosnien-Herzegowina<br />
- 22 000 fanden seit Kriegsausbru<strong>ch</strong> 1991 in Sombor<br />
erste Verpflegung/Unterkunft (das heisst rund<br />
die Hälfte ist weitergezogen)<br />
- ausser wenigen in S<strong>ch</strong>üler-/Altersheimen sind die<br />
Flü<strong>ch</strong>tlinge auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in Familien (vielfa<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> Verwandte) oder in leerstehenden Zweithäusern<br />
(Landsitze, Gastarbeiter-Häuser)<br />
untergebra<strong>ch</strong>t worden<br />
Nationalitäten<br />
In der Vojvodina leben seit hunderten von <strong>Jahre</strong>n die<br />
vers<strong>ch</strong>iedensten Völker gemeins<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> zusammen:<br />
Ungarn, Serben, Kroaten und Donau-S<strong>ch</strong>waben<br />
(Deuts<strong>ch</strong>e). Bis zum zweiten Weltkrieg je mit rund<br />
einem Viertel Bevölkerungsanteil. Dies ergab ein<br />
Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, in wel<strong>ch</strong>em die vers<strong>ch</strong>iedenen Kulturen<br />
ihre Eigenheiten in Spra<strong>ch</strong>e (serb./kro.= glei<strong>ch</strong>e<br />
Spra<strong>ch</strong>e) und Religion lebten und den Na<strong>ch</strong>barn<br />
respektierten, indem die Mens<strong>ch</strong>en zwei oder gar dreiund<br />
mehrspra<strong>ch</strong>ig kommunizierten.<br />
Mit der Vertreibung des grössten Teils der Deuts<strong>ch</strong>en<br />
na<strong>ch</strong> dem zweiten Weltkrieg ergab si<strong>ch</strong> ein Vakuum,<br />
wel<strong>ch</strong>es vorwiegend dur<strong>ch</strong> Serben aufgefüllt wurde,<br />
wel<strong>ch</strong>e teils die mehrspra<strong>ch</strong>ige verwurzelte Kultur<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr pflegten. Diese Tendenz wird dur<strong>ch</strong> die<br />
Flü<strong>ch</strong>tlinge (Serben, resp. serb-orth.) verstärkt. Es leben<br />
26 Nationalitäten in Sombor.<br />
WISSENSWERTES<br />
2003<br />
Einwohnerzahlen/Grösse<br />
(es sind nur angenäherte Zahlen verfügbar, da die für<br />
das Jahr 2000 angesetzte Volkszählung ni<strong>ch</strong>t<br />
stattgefunden hat – Quelle: Journalist)<br />
- Stadt allein ca. 55000<br />
Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />
- 15000 anerkannte Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />
- 10000 illegale Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />
Viele, die in den Neunzigerjahren na<strong>ch</strong> Sombor<br />
gekommen sind, sind statistis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erfasst worden.<br />
Sie gelten heute als «Somborer».<br />
4.bis 12.April 2003 13 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Der Anteil der grössten Ethnien:<br />
Serben 57 Prozent<br />
Kroaten 8 bis 9 Prozent<br />
Ungarn 16 Prozent<br />
Rund 15 Prozent bekennen si<strong>ch</strong> als Jugoslawen,<br />
entweder aus Überzeugung oder aufgrund der<br />
ges<strong>ch</strong>ätzten 30 bis 40 Prozent Mis<strong>ch</strong>ehen.<br />
Es gibt in der Region Dörfer mit ungaris<strong>ch</strong>en<br />
(Stara Moravica), kroatis<strong>ch</strong>en oder gar deuts<strong>ch</strong>en<br />
Mehrheiten.<br />
Offizielle Spra<strong>ch</strong>en<br />
Serbis<strong>ch</strong><br />
Ungaris<strong>ch</strong> ist keine offizielle Spra<strong>ch</strong>e mehr: Es gibt<br />
no<strong>ch</strong> eine Klasse in Sombor, die alle Lektionen in<br />
ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e hat. In Novi Sad, der Hauptstadt<br />
der Vojvodina, werden no<strong>ch</strong> Lehrer in Ungaris<strong>ch</strong> unterri<strong>ch</strong>tet,<br />
so dass sie später in ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e unterri<strong>ch</strong>ten<br />
können.<br />
Religionen<br />
Serbis<strong>ch</strong>-orthodox<br />
Römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong> (Kroaten/Ungaren)<br />
Adventisten<br />
Reformierte (Ungaren)<br />
Juden<br />
WISSENSWERTES<br />
1993 2003<br />
Serben 60 Prozent<br />
Der Anteil der kroatis<strong>ch</strong>en und ungaris<strong>ch</strong>en Minderheit<br />
lässt si<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>ätzen – genaue Zahlen sind ni<strong>ch</strong>t<br />
erhältli<strong>ch</strong>.<br />
Religionen<br />
Bei den Kir<strong>ch</strong>en in der Vojvodina hat si<strong>ch</strong> die<br />
konfessionelle Struktur verändert, einerseits dur<strong>ch</strong> den<br />
Wegzug von katholis<strong>ch</strong>en Kroaten und katholis<strong>ch</strong>en<br />
und reformierten Ungarn, andererseits dur<strong>ch</strong> die<br />
orthodoxen serbis<strong>ch</strong>en Zuwanderer (Flü<strong>ch</strong>tlinge). Es ist<br />
ein Erstarken des Selbstbewusstseins der orthodoxen<br />
(und serbis<strong>ch</strong>en) Bevölkerung und Kir<strong>ch</strong>e feststellbar.<br />
Römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong><br />
Die katholis<strong>ch</strong>e Minderheit im Bistum Backa<br />
(Bis<strong>ch</strong>ofssitz ist Subotica) zählt 30000 Ungarn und<br />
10000 Kroaten (rund se<strong>ch</strong>s Prozent der<br />
Bevölkerung)<br />
Reformierte<br />
kleine Gemeinde mit 176, meist älteren Mitgliedern<br />
Religionsunterri<strong>ch</strong>t<br />
Im September 2002 erstmals seit dem zweiten<br />
Weltkrieg vom Staat wieder eingeführt:<br />
Die S<strong>ch</strong>üler wählen zwis<strong>ch</strong>en konfessionellem<br />
Unterri<strong>ch</strong>t und dem Fa<strong>ch</strong> «Erziehung zur<br />
Demokratie» (Gradanski odgoj).<br />
4.bis 12.April 2003 14 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Politis<strong>ch</strong>e Strukturen<br />
Dörfer mit Dorfrat<br />
WISSENSWERTES<br />
1993 2003<br />
Grossgemeinde Sombor: Parlament na<strong>ch</strong> Proporz<br />
die finanziellen Mögli<strong>ch</strong>keiten sind klein, da vieles –<br />
zum Beispiel S<strong>ch</strong>ule, Polizei, Finanzen und Gesetzgebung<br />
– zentralistis<strong>ch</strong> in Belgrad bestimmt wird.<br />
Der Kreis West-Backa (250 000 Einw.) wird dur<strong>ch</strong><br />
einen von Belgrad ernannten Statthalter verwaltet.<br />
Parteien<br />
1993: An den Wahlen mit Amtsdauer ab 1.1.93 nahmen<br />
15 Parteien teil. 7 davon sind im Parlament<br />
vertreten.<br />
Sieger war die serb.soz.Partei (Na<strong>ch</strong>folgepartei der<br />
Kommunisten, Regierungspartei Milosevics).<br />
Exekutive<br />
Ist Mitglied des Parlamentes und wird von diesem<br />
gewählt, wobei die siegende Partei den Bürgermeister<br />
stellt.<br />
Zusammensetzung der «Führung», respektive<br />
Verwaltungsauss<strong>ch</strong>usses (7 Mitglieder)<br />
serb. soz. Partei 5, demokratis<strong>ch</strong>er Block 1, Radikale 1<br />
– daraus werden 1 Bürgermeister, 2 Vizebürgermeister<br />
und vier Mitglieder bestimmt.<br />
Diese Führung arbeitet na<strong>ch</strong> Verfassung für die lokalen<br />
Massnahmen und gliedert si<strong>ch</strong> in eine Art<br />
Departemente, wel<strong>ch</strong>en die Führung vorsteht und<br />
diese zusammen mit vier – jeweils 7- bis 9-köpfigen –<br />
vom Parlament ernannten Kommissionen führt. Die<br />
Kommissionen sind ebenfalls in einem ähnli<strong>ch</strong>en<br />
Kräfteverhältnis wie die Exekutive zusammengesetzt,<br />
wobei einzelne au<strong>ch</strong> ohne den demokratis<strong>ch</strong>en Block<br />
nur mit Sozialisten und Radikalen besetzt sind.<br />
Die Ents<strong>ch</strong>eide in Parlament, Führung und<br />
Kommissionen werden mit Mehrheitsents<strong>ch</strong>eiden<br />
gefällt.<br />
Politis<strong>ch</strong>e Strukturen<br />
Dörfer mit Dorfrat, der über ein minimes Globalbudget<br />
verfügt.<br />
Grossgemeinde Sombor: Parlament na<strong>ch</strong> Proporz<br />
Mehr Kompetenzen als unter Milosevic (Gesetz über<br />
Gemeindeautonomie 2002), aber die finanziellen<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten sind klein, da vieles, zum Beispiel<br />
S<strong>ch</strong>ule, Polizei, Finanzen und Gesetzgebung no<strong>ch</strong><br />
immer zentralistis<strong>ch</strong> in Belgrad bestimmt wird. Es steht<br />
wenig Geld für kommunale Bedürfnisse zur<br />
Verfügung, über das frei verfügt werden kann. Es gibt<br />
aber einige Gebühren, die von der Stadt lokal<br />
eingezogen werden.<br />
Sitze in der Stadtregierung 11<br />
Demokratis<strong>ch</strong>e Partei (DS) 5<br />
Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Liga (LSG) 3<br />
Demokratis<strong>ch</strong>e Union der<br />
Vojvodina Ungarn (DSVM) 2<br />
Neue Demokratie (ND) 1<br />
Der Stadtpräsident («Bürgermeister») ist<br />
ni<strong>ch</strong>t Mitglied der Stadtregierung, sondern<br />
Präsident des Parlaments.<br />
Sitze im Parlament (in Prozent) 61 (100)<br />
Demokratis<strong>ch</strong>e Partei (DS-Djindjic) 18 (28)<br />
Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Liga (LSG) 7 (11)<br />
Demokratis<strong>ch</strong>e Union der<br />
Vojvodina Ungarn (DSVM) 5 (11)<br />
Neue Demokratie (ND) 2 (3)<br />
Demokratis<strong>ch</strong>e Partei Serbiens<br />
(DSS-Kostunica) 8 (13)<br />
Sozialistis<strong>ch</strong>e Partei Serbiens (SPS) 2 (3)<br />
Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Partei (SD) 1 (1)<br />
Neues Serbien (NS) 9 (14)<br />
Bürgergruppe (GG) 0 (0)<br />
Total 52 (84)<br />
Die Angaben sind ni<strong>ch</strong>t vollständig<br />
4.bis 12.April 2003 15 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
WISSENSWERTES<br />
1993 2003<br />
S<strong>ch</strong>ulen<br />
8 <strong>Jahre</strong> Volkss<strong>ch</strong>ule<br />
a) Spra<strong>ch</strong>e serbis<strong>ch</strong><br />
b) Spra<strong>ch</strong>e ungaris<strong>ch</strong><br />
Übers<strong>ch</strong>riebene S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er, sofern Mindest-S<strong>ch</strong>ülerzahl<br />
je Klasse errei<strong>ch</strong>t<br />
Fremdspra<strong>ch</strong>en: serbis<strong>ch</strong>, ungaris<strong>ch</strong>, deuts<strong>ch</strong>, englis<strong>ch</strong>,<br />
französis<strong>ch</strong><br />
4 <strong>Jahre</strong> Mittels<strong>ch</strong>ule: nur serbis<strong>ch</strong><br />
2-jährige Fa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen (Te<strong>ch</strong>niker), nur serbis<strong>ch</strong><br />
Wirts<strong>ch</strong>aft/Erwerbstätigkeit<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft, Fleis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t mit grossem Anteil<br />
- Verarbeitung landw. Produkte<br />
- S<strong>ch</strong>uhe (Firma Borelj, 900 Ang., 85% Export-,<br />
Embargo=Zusammenbru<strong>ch</strong>)<br />
- Akkumulatorenfabrik<br />
- Bes<strong>ch</strong>läge (Türen/Fenster/Möbel): Bane Sekulic<br />
2500 Ang., 4 Betriebe in und um Sombor<br />
inklusive Giesserei.<br />
(Export dur<strong>ch</strong> Wegfall Konkurrenz<br />
Binnenmarkt etwas aufgefangen,<br />
Auslastung 60 %)<br />
- Speiseöl-Fabrik Sunce (glei<strong>ch</strong> Sonne)<br />
- Mil<strong>ch</strong>- und Glacéfabrik Somboled<br />
- Saucenfabrik Panonka<br />
- Fleis<strong>ch</strong>fabrik Hrane (glei<strong>ch</strong> Fleis<strong>ch</strong>)<br />
- Hands<strong>ch</strong>uhfabrik<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
Die Bauern wurden na<strong>ch</strong> dem zweiten Weltkrieg<br />
enteignet, für den Eigenbesitz waren maximal zwölf<br />
Hektaren gestattet, im Berggebiet 17 Hektaren.<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn<br />
Industrieller Minimallohn 70 DM/Monat<br />
Der Direktor des Wasserwerks Sombor verdient 200<br />
DM. Rentner: Renten 20 DM/Monat<br />
Die Lebenshaltung ist billiger als in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Ein mittlerer Frauenlohn betrug vor der Krise (1987)<br />
1500 DM.<br />
S<strong>ch</strong>ulen<br />
Ab 2004 sind neun <strong>Jahre</strong> Volkss<strong>ch</strong>ule obligatoris<strong>ch</strong>.<br />
Es gibt no<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulen in Sombor, in denen erste Klassen<br />
in ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e unterri<strong>ch</strong>tet werden – in den<br />
Aussengemeinden sind es zum Teil ganze Klassenzüge.<br />
Die Fa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen im Ans<strong>ch</strong>luss an die Volkss<strong>ch</strong>ule<br />
dauern zwei bis fünf <strong>Jahre</strong> – die zweijährige<br />
Ausbildung gilt als College-Abs<strong>ch</strong>luss, die fünfjährige<br />
als Studium (Fakultät). Die meisten dauern aber vier<br />
<strong>Jahre</strong> (zum Beispiel die Ausbildung zur Englis<strong>ch</strong>lehrerin).<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft/Erwerbstätigkeit<br />
Die Arbeitslosigkeit ist ho<strong>ch</strong> – offizielle Zahlen gibt es<br />
ni<strong>ch</strong>t: Die S<strong>ch</strong>ätzungen s<strong>ch</strong>wanken zwis<strong>ch</strong>en 17 und<br />
über 50 Prozent (!).<br />
In Sombor geht es nur wenigen Fabriken gut –<br />
Beispiele sind die Mil<strong>ch</strong>- und Glacéfabrik Somboled,<br />
die Speiseöl-Fabrik Sunce (Sonne). Die Bes<strong>ch</strong>lägefabrik<br />
Bane Sekulic hat s<strong>ch</strong>on 2001 den Betrieb eingestellt.<br />
Rein statistis<strong>ch</strong> ist die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Situation<br />
einigermassen stabil. Die Wirts<strong>ch</strong>aft verzei<strong>ch</strong>net ein<br />
Wa<strong>ch</strong>stum von fünf bis se<strong>ch</strong>s Prozent, die<br />
Privatisierung s<strong>ch</strong>reitet langsam voran – alles auf sehr<br />
tiefem Niveau.<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
1991 wurde per Gesetz die Rückgabe des Privatbesitzes<br />
eingeleitet. Es ist davon auszugehen, dass der Staat<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t alles Eigentum zurück gegeben hat.<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn<br />
Eine Übersetzerin verdient fünf Euro pro übersetzte<br />
Seite (für literaris<strong>ch</strong>e Texte ein biss<strong>ch</strong>en weniger). Eine<br />
Englis<strong>ch</strong>lehrerin verdient weniger – mit Privatlektionen<br />
lassen si<strong>ch</strong> 20000 bis 25000 Dinar (200 Euro) pro<br />
Monat verdienen. Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn eines<br />
Journalisten bei Radio Sombor beträgt 300 Euro pro<br />
Monat. Eine Krankens<strong>ch</strong>wester verdient 150 Euro, eine<br />
Obers<strong>ch</strong>wester 200 und ein Arzt (Spezialist) 400 Euro.<br />
Pflegepersonal im Behindertenheim Otthon in Stara<br />
Moravica verdient 200 Euro, Putzpersonal etwas mehr<br />
als 100 Euro.<br />
4.bis 12.April 2003 16 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Inflation<br />
Die Inflation ist stark, auf dem S<strong>ch</strong>warzmarkt<br />
beoba<strong>ch</strong>tete Kursverluste zu DM innert zwei<br />
Tagen: 13 Prozent.<br />
WISSENSWERTES<br />
1993 2003<br />
Versorgung/Nahrungsmittel<br />
Die Vojvodina ist eine stark ländli<strong>ch</strong>e Gegend. Grundnahrungsmittel<br />
sind vorhanden, für die Höhe der<br />
Löhne und Renten aber im Verglei<strong>ch</strong> teuer. Man lebt<br />
teils von Reserven, die Ladenregale sind halb leer und<br />
zeigen nur ein einges<strong>ch</strong>ränktes Sortiment. Die<br />
Restaurants sind leer, weil der Bevölkerung das Geld<br />
fehlt. Die Erwerbstätigen sind aber ans<strong>ch</strong>einend no<strong>ch</strong><br />
ausrei<strong>ch</strong>end versorgt. Bei Kranken, Alten, Flü<strong>ch</strong>tlingen<br />
und Kindern hapert es aber.<br />
Die Häuser sind ungeheizt (ausser, es sei eine<br />
elektris<strong>ch</strong>e oder eine Holzheizung), au<strong>ch</strong> das Hotel der<br />
Gemeinden Gemeinsam-Delegation war kalt.<br />
Treibstoff<br />
Landwirte erhalten karge Zuteilung für Feldarbeit,<br />
Private sonst laut Aussage 15 lt. je Monat, sofern eine<br />
Tankstelle Benzin hat (lange S<strong>ch</strong>langen). Grenzgebiet<br />
im Vorteil: Tanken in Ungarn mögli<strong>ch</strong>, aber<br />
Wartezeiten an Grenze teils lange.<br />
Ges<strong>ch</strong>ätzte monatli<strong>ch</strong>e Lebenshaltungskosten für eine<br />
vierköpfige Familie: 300 Euro für Essen, 50 für<br />
Heizung, 30 für Elektrizität (wenn du ni<strong>ch</strong>t bezahlst,<br />
stellen sie dir den Strom ab…), 20 für Telefon, 20 für<br />
kosmetis<strong>ch</strong>e Artikel, 5 für Gebäudeunterhalt – für<br />
Kleider und fürs Auto bleibt ni<strong>ch</strong>ts – total 425 Euro.<br />
Diese Summe verdienen aber nur die wenigsten…<br />
1 kg Brot kostet 0,5 Euro, 1/2 Liter Mil<strong>ch</strong> rund 40<br />
Cents, ein Kilogramm billiges Fleis<strong>ch</strong> (Huhn) kostet 2<br />
Euro.<br />
Die 2002 begonnene Preis-Liberalisierung reduziert in<br />
Serbien die staatli<strong>ch</strong>en Beiträge an die Elektriziätsfirmen.<br />
Darum stieg der Elektrizitätspreis beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittspreis für Elektrizität in Serbien<br />
beträgt jetzt 2,8 Cents pro kWh, soll no<strong>ch</strong> in diesem<br />
Jahr auf vier Cents steigen und 2004 s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> 4,5<br />
Cents betragen. Mit Ausnahme der öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Dienste und dem Energieberei<strong>ch</strong> sind praktis<strong>ch</strong> alle<br />
Preise in Serbien und Montenegro liberalisiert.<br />
Inflation<br />
Die Währung – der Dinar – ist erstaunli<strong>ch</strong> solide, die<br />
Inflation konnte von über 100 Prozent im Jahr 2000<br />
auf rund zehn Prozent im Jahr 2003 heruntergebra<strong>ch</strong>t<br />
werden.<br />
Versorgung/Nahrungsmittel<br />
Der erste, flü<strong>ch</strong>tige Eindruck ist trügeris<strong>ch</strong>: Die<br />
Auswahl auf dem Markt und in den S<strong>ch</strong>aufenster zeigt<br />
eine Rei<strong>ch</strong>haltigkeit, die si<strong>ch</strong> die wenigsten leisten<br />
können. Die Einwohner haben in langen Kriegsjahren<br />
gelernt, irgendwie über die Runden zu kommen. Es<br />
bleibt ein Wunder: Die Lebenshaltungs-Kosten sind mit<br />
einem Familienlohn ni<strong>ch</strong>t zu decken. Viele werden von<br />
emigrierten Verwandten aus dem Ausland unterstützt<br />
– andere müssen si<strong>ch</strong> mit einem Zweitjob über Wasser<br />
halten.<br />
Treibstoff<br />
An den Tankstellen ist genug Treibstoff vorhanden.<br />
Ein Liter Benzin kostet rund 70 Cents.<br />
4.bis 12.April 2003 17 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
WISSENSWERTES<br />
1993 2003<br />
Spitalbedarf/Medikamente<br />
Es fehlen die einfa<strong>ch</strong>sten Blutdruckmittel fürs tägli<strong>ch</strong>e<br />
Leben, Verbände/Gazen werden gewas<strong>ch</strong>en und<br />
mehrmals verwendet etc. S<strong>ch</strong>limm sei das Fehlen von<br />
Psy<strong>ch</strong>o-Pharmaka. In der Behandlung sei man zu<br />
urtümli<strong>ch</strong>en Methoden zurückgekehrt (zum Beispiel<br />
Elektros<strong>ch</strong>ock).<br />
Roma-Familie mit dem Pferdegespann unterwegs.<br />
Spitalbedarf/Medikamente<br />
Das Spital Sombor mit 900 Betten (Auslastung 80<br />
Prozent) hat ein Einzugsgebiet von 250 000<br />
Einwohnern. Während des Krieges wurden hier 2000<br />
Verwundete versorgt. Auf dem Stellenplan stehen<br />
1682 Bes<strong>ch</strong>äftigte – 1192 (71 Prozent) arbeiten im<br />
medizinis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>, 490 in der Verwaltung. Es sind<br />
318 Ärzte bes<strong>ch</strong>äftigt, davon sind 193 Spezialisten.<br />
Christoph Zweili<br />
4.bis 12.April 2003 18 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Rathaus<br />
Die ganze Gemeinden Gemeinsam-<br />
-Gruppe trifft si<strong>ch</strong> mit dem Stadtpräsidenten<br />
Jovan Vujicic und mit<br />
weitern Vertretern von Stadtexekutive<br />
und Parlament. Er dankt<br />
für die zehn <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
und stellt Sombor kurz vor als freie<br />
Königsstadt, die damals 1749, als<br />
«kleines Wien», mehr Einwohner<br />
zählte als Belgrad. Es beherbergt<br />
das erste Lehrerseminar des Balkans<br />
(1778), ist Kreisstadt und seit 1996<br />
von der demokratis<strong>ch</strong>en Opposition<br />
gegen Milosevic regiert. Das<br />
freundna<strong>ch</strong>barli<strong>ch</strong>e Zusammenleben<br />
von Serben, Ungarn, Kroaten<br />
und andern Nationalitäten ist au<strong>ch</strong><br />
heute trotz Krieg erhalten geblieben.<br />
Die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>sten Probleme<br />
der Stadt sind:<br />
Erstens der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Zustand<br />
von Strassen, der mangelnde Ausbau<br />
der Kanalisation und so weiter<br />
als Folge fehlender Gemeindeautonomie<br />
und Budgethoheit. Selbst<br />
das Rathaus gehört dem Staat.<br />
Innerhalb der Gemeinde wird jetzt<br />
aber auf mehr Dezentralisierung<br />
gesetzt: Die 15 Dörfer (mit zusammen<br />
ges<strong>ch</strong>ätzten 55000 Einwohnern)<br />
erhalten mehr Selbstverwaltungs-Kompetenzen<br />
und können<br />
zum Beispiel über die ihnen zugeteilten<br />
Budgetmittel selber ents<strong>ch</strong>eiden.<br />
Zweitens die immer no<strong>ch</strong> hohe<br />
Zahl von Flü<strong>ch</strong>tlingen belastet die<br />
Stadt mit sozialen Aufgaben und<br />
Anstrengungen zur Integration. 70<br />
Prozent der 25000 Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />
(15000 anerkannt, 10000 illegal)<br />
wollen hier bleiben (und können in<br />
den meisten Fällen au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
zurück na<strong>ch</strong> Kroatien oder Bosnien).<br />
Drittens die negative wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Entwicklung führte zu Betriebss<strong>ch</strong>liessungen<br />
und zu einer hohen<br />
Zahl von Arbeitslosen mit sozialen<br />
Problemen. Zur Zeit sind Privatisierungsprozesse<br />
in Industrie und<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft im Gange; so su<strong>ch</strong>t<br />
zum Beispiel die Fleis<strong>ch</strong>fabrik Hrane<br />
RATHAUS<br />
na<strong>ch</strong> Millionenverlusten einen privaten<br />
Besitzer, wenn nötig zu einem<br />
symbolis<strong>ch</strong>en Preis von einem<br />
Euro. Grosse Chancen liegen au<strong>ch</strong><br />
in der Landwirts<strong>ch</strong>aft bra<strong>ch</strong>. Die<br />
Stadt bemüht si<strong>ch</strong> um Aufwertung<br />
des Grenzübergangs Backi Breg zur<br />
Zollstation und um Öffnung des<br />
Militärflugplatzes für die Zivilluftfahrt<br />
– beides würde eine Anbindung<br />
an den europäis<strong>ch</strong>en Markt<br />
erlei<strong>ch</strong>tern. Ein Potential liegt au<strong>ch</strong><br />
im Ausbau der Bildungsstadt Sombor,<br />
zum Beispiel mit einer Akademie<br />
für Kunst, Bildung, Wissens<strong>ch</strong>aft.<br />
Die anwesenden Parlamentarier<br />
ergänzen:<br />
• In Backi Monostor muss die<br />
Grunds<strong>ch</strong>ule erweitert und erneuert<br />
werden. Ein besonderes Problem<br />
sind dort die ansässigen Roma,<br />
die au<strong>ch</strong> vom Roten Kreuz<br />
unterstützt werden. Das S<strong>ch</strong>weizer<br />
Koordinationsbüro in Belgrad hat<br />
ein entspre<strong>ch</strong>endes Beitragsgesu<strong>ch</strong><br />
abgelehnt (Abgeordneter Müller,<br />
zuständig für Jugendfragen und<br />
internationale Beziehungen).<br />
• Die Dorfvorsteher werden vor jeder<br />
Parlamentssitzung konsultiert,<br />
Gretel Seebass<br />
«Der Stadt Sombor sieht man an,<br />
dass sie unter der Habsburgermonar<strong>ch</strong>ie<br />
bessere Tage gesehen<br />
hat. Viel Geld wäre nötig, um die<br />
wertvolle Bausubstanz zu<br />
renovieren und aus Sombor<br />
wieder eine s<strong>ch</strong>öne und<br />
blühende Stadt zu ma<strong>ch</strong>en. Nur<br />
auf den Ans<strong>ch</strong>luss an die EU zu<br />
warten, ist dazu si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t der<br />
ri<strong>ch</strong>tige Weg. I<strong>ch</strong> hoffe, dass die<br />
junge Generation eigene Wege<br />
findet, ihren Lebensraum zu<br />
gestalten. Viellei<strong>ch</strong>t können die<br />
Kontakte mit der S<strong>ch</strong>weiz dazu<br />
beitragen, ihren Lebensmut und<br />
Dur<strong>ch</strong>haltewillen zu stärken?<br />
Besonderen Eindruck hat mir<br />
gema<strong>ch</strong>t, wie viele Bäume in<br />
Sombor die Strassen säumen. Sie<br />
waren no<strong>ch</strong> unbelaubt, als wir<br />
dort waren. Mi<strong>ch</strong> hat gefreut,<br />
dass wir zwei Bäume als Symbol<br />
für das Wa<strong>ch</strong>sen der<br />
Freunds<strong>ch</strong>aft und Verbundenheit<br />
pflanzen durften. I<strong>ch</strong> würde sie<br />
gerne blühen sehen!»<br />
Rede beim Baumpflanzen in Sombor<br />
«So wie unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> klein begann, setzen wir<br />
hier symbolis<strong>ch</strong> zwei junge Bäume.<br />
Damit sie gross und stark werden, brau<strong>ch</strong>en sie Halt,<br />
gesundes Erdrei<strong>ch</strong>, Wasser, gute Luft und Sonne.<br />
Damit unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> dauerhaft und tragfähig<br />
bleibt, brau<strong>ch</strong>t sie als Halt das gegenseitige Vertrauen,<br />
als Humus unser tatkräftiges Engagement und als<br />
Sauerstoff und Sonne Freunds<strong>ch</strong>aft und Zuneigung.<br />
Wenn diese Bäume grösser werden, werden si<strong>ch</strong><br />
ihre Kronen vereinen und ein gemeinsames s<strong>ch</strong>attenund<br />
s<strong>ch</strong>utzspendendes Da<strong>ch</strong> bilden: Ein s<strong>ch</strong>önes Bild<br />
für unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>! Beide Partner sind eigenständig<br />
und fest verwurzelt und trotzdem miteinander<br />
verbunden.<br />
Mögen die beiden Bäume wie unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
gedeihen.»<br />
Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />
7.April 2003<br />
4.bis 12.April 2003 19 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
damit werden lokale Probleme besser<br />
bea<strong>ch</strong>tet. Die gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Grundlagen zur Privatisierung sind<br />
ungenügend; für die Arbeitslosigkeit<br />
besteht kein soziales Programm.<br />
Ges<strong>ch</strong>ätzt wird die Hilfe<br />
von American Democratic Funds<br />
(ADF, Abgeordneter Blagojevic Novica<br />
von der SPS, der stärksten Oppositionspartei.<br />
«Falls wir no<strong>ch</strong>mals<br />
an die Ma<strong>ch</strong>t kommen, wissen wir<br />
jetzt, wie wir uns verhalten sollen»).<br />
• Zur Zukunft unserer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
wird ein Fa<strong>ch</strong>personen-Austaus<strong>ch</strong><br />
im Berei<strong>ch</strong> KMU vorges<strong>ch</strong>lagen<br />
(zum Beispiel im Berei<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weinezu<strong>ch</strong>t)<br />
sowie eine Hilfe im Berei<strong>ch</strong><br />
Medikamente und Lebensmittel.<br />
RATHAUS<br />
Unser Delegationsmitglied Danilo<br />
Clematide überbringt die Grüsse<br />
und einen Barbeitrag des Gemeinderates<br />
vom ehemaligen Fis<strong>ch</strong>erdorf<br />
Romanshorn. Der Stadtpräsident<br />
will diesen Betrag (1500 Euro)<br />
der Heilpädagogis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule Vuk<br />
Karadzic zukommen lassen (Ans<strong>ch</strong>affung<br />
von Computern).<br />
Marianne von Grünigen, Präsidentin<br />
von Gemeinden Gemeinsam<br />
S<strong>ch</strong>weiz erinnert an die S<strong>ch</strong>lussfolgerungen<br />
des Gemeindekongresses<br />
in Ohrid vom April 2002 betreffend<br />
Gemeinde-Selbstverwaltung und<br />
Runde Tis<strong>ch</strong>e, an dem au<strong>ch</strong> drei<br />
VertreterInnen aus Sombor teilgenommen<br />
hatten (Vize-Stadtpräsident<br />
Daniel Koril, Slavica Periskic<br />
und Manda Prising). Sie stellt das<br />
für September 2003 geplante Semi-<br />
Empfang im Rathaus – die Delegation diskutiert mit Stadtpräsident Jovan Vujicic.<br />
nar in Jajce mit Jugendli<strong>ch</strong>en aus<br />
dem ehemaligen Jugoslawien vor<br />
und überrei<strong>ch</strong>t dem Stadtpräsidenten<br />
die Erklärung von Ohrid.<br />
Christoph Zweili übergibt der<br />
Stadt eine Dokumentation über die<br />
ersten zehn <strong>Jahre</strong> unserer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
und stellt in Aussi<strong>ch</strong>t, dass<br />
ihre Weiterentwicklung demnä<strong>ch</strong>st<br />
unter www.<strong>sombor</strong>.<strong>ch</strong> mitzuverfolgen<br />
ist.<br />
Ans<strong>ch</strong>liessend werden im Park<br />
vor dem Rathaus zur Erinnerung an<br />
die ersten zehn <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
zwei Zürbelbäume gepflanzt, in Anwesenheit<br />
von Presse, Radio und<br />
Fernsehen.<br />
Arne Engeli<br />
Ohrid-Deklaration<br />
auf den Seiten 68 bis 70<br />
4.bis 12.April 2003 20 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Besu<strong>ch</strong> der Stadtwerke<br />
Hinter dem Firmennamen «Vodokanal»<br />
verbergen si<strong>ch</strong> die Stadtwerke<br />
von Sombor, die si<strong>ch</strong> der Versorgung<br />
mit Fris<strong>ch</strong>wasser sowie der<br />
Abführung und Reinigung des<br />
S<strong>ch</strong>mutzwassers widmen. «Wir sind<br />
ein vom Staat unabhängiges Unternehmen<br />
und erhalten für unseren<br />
Betrieb keine Steuergelder», erklärt<br />
uns bereits zu Anfang des Gesprä<strong>ch</strong>es<br />
der Verwaltungsdirektor von<br />
Vodokanal, Dusan Lukic, mit Stolz.<br />
Nur für die Neuerstellung von<br />
übergeordneten Abwasserleitungen<br />
steuert die Stadt Sombor 70 Prozent<br />
des Investitionsbedarfs bei; die<br />
restli<strong>ch</strong>en 30 Prozent werden dur<strong>ch</strong><br />
die Gebäudeeigentümer mit Ans<strong>ch</strong>lussgebühren<br />
finanziert. «Die<br />
jährli<strong>ch</strong> bereit gestellten Gelder der<br />
Stadt lassen nur einen zu langsamen<br />
Ausbaurhythmus zu», erklärt<br />
der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Direktor Predrag<br />
Dragic. Erst 4000 der rund 11000<br />
privaten Haushalte in Sombor sind<br />
an die Abwasserkanalisation anges<strong>ch</strong>lossen;<br />
bei den 15 Aussengemeinden<br />
liegt die Ans<strong>ch</strong>lussdi<strong>ch</strong>te<br />
um einiges tiefer. Das Abwasser der<br />
ni<strong>ch</strong>t anges<strong>ch</strong>lossenen Haushalte<br />
wird aber ni<strong>ch</strong>t ungeklärt in Gewässer<br />
abgeleitet, sondern mit Leitungen<br />
in Sammelgruben geführt,<br />
deren Inhalt dur<strong>ch</strong> private Transportunternehmen<br />
periodis<strong>ch</strong> der<br />
Abwasser-Reinigungsanlage zugeführt<br />
wird. «Es bestehen aber erhebli<strong>ch</strong>e<br />
Probleme mit der illegalen<br />
Ableitung von S<strong>ch</strong>mutzwasser in<br />
den natürli<strong>ch</strong>en Wasserkreislauf»,<br />
zeigt si<strong>ch</strong> der Verwaltungsdirektor<br />
besorgt.<br />
Bei der Besi<strong>ch</strong>tigung der am<br />
Stadtrand von Sombor liegenden<br />
Kläranlage wird uns s<strong>ch</strong>nell klar,<br />
wieso diese bei der Erstellung<br />
1985/1986 bereits 18 Mio DM gekostet<br />
hat. Diese ARA wurde für eine<br />
Kapazität von 180000 Einwohnern<br />
ausgelegt und würde au<strong>ch</strong> bei<br />
einer Ans<strong>ch</strong>lussdi<strong>ch</strong>te von 100 Prozent<br />
und einem von allen ersehnten<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsboom mehr als genügen.<br />
Der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Standard lässt<br />
si<strong>ch</strong>, soweit wir dies als Laien beur-<br />
STADTWERKE<br />
teilen können, mit mitteleuropäis<strong>ch</strong>en<br />
Kläranlagen dur<strong>ch</strong>aus verglei<strong>ch</strong>en.<br />
Na<strong>ch</strong> einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Reinigungsstufe<br />
dur<strong>ch</strong>läuft das Abwasser<br />
in zwei riesigen Becken eine<br />
biologis<strong>ch</strong>e Klärung mittels Aktivs<strong>ch</strong>lamm<br />
und beigegebenem Sauerstoff<br />
bei konstanter Wassertemperatur<br />
– auf eine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Klärstufe<br />
wird verzi<strong>ch</strong>tet. Über ein rund<br />
200 Meter langes Verbindungsstück<br />
wird das geklärte Wasser in<br />
einen der in der Region zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Kanäle geleitet und so dem natürli<strong>ch</strong>en<br />
Wasserkreislauf zurückgegeben.<br />
«Wir verfügen über die einzige<br />
Kläranlage Serbiens, wel<strong>ch</strong>e<br />
rund um die Uhr problemlos arbeitet»,<br />
erklären beide Direktoren. Unsere<br />
Delegation konnte si<strong>ch</strong> dieser<br />
Aussage mit Blick auf die hohe<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Kompetenz unserer Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />
– neben Direktor<br />
Dragic au<strong>ch</strong> der Betriebsleiter der<br />
Kläranlage und die quirlige, für die<br />
Wasseranalysen zuständige Chemielaborantin<br />
Edita Mastilovic –<br />
vorbehaltlos ans<strong>ch</strong>liessen.<br />
Wegen Zeitmangels etwas zu<br />
kurz kam unser Blick auf die Trinkwasser-Versorgung<br />
von Sombor.<br />
Früher berühmt wegen ihrer qualitativ<br />
ho<strong>ch</strong>wertigen artesis<strong>ch</strong>en<br />
Brunnen, beziehen die Stadt und<br />
ihr Umland das Fris<strong>ch</strong>wasser heute<br />
aus Grundwasser-Strömen, wel<strong>ch</strong>e<br />
rund drei Kilometer ausserhalb des<br />
Hans Sprunger<br />
«Wenn junge Leute aus<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Kulturen<br />
gemeinsam singen; wenn junge<br />
Leute aus der S<strong>ch</strong>weiz in ihren<br />
Ferien Waisen und<br />
bena<strong>ch</strong>teiligten Kindern in<br />
Sombor zu einem Sommerlager<br />
verhelfen, das gibt Anlass zu<br />
Hoffnung, Freude und Stolz.»<br />
Stadzentrums in einer Tiefe von 60<br />
bis 150 Meter gefasst werden. In<br />
heissen Sommern entstehen in<br />
Sombor zuweilen Versorgungs-Engpässe,<br />
weshalb die Stadtwerke Ausbaupläne<br />
hegen. Do<strong>ch</strong> wie ein roter<br />
Faden nehmen wir au<strong>ch</strong> hier die<br />
etwas resignierte Aussage entgegen,<br />
dass für grössere Investitionen<br />
kein Kapital vorhanden sei. Zum<br />
S<strong>ch</strong>luss no<strong>ch</strong> dies: Als Gemeinderat<br />
von Romanshorn habe i<strong>ch</strong> eine Einladung<br />
an die Direktion der Stadtwerke<br />
zu einem Besu<strong>ch</strong> am Bodensee<br />
ausgespro<strong>ch</strong>en. In der Hoffnung,<br />
dass dieser Gegenbesu<strong>ch</strong><br />
bald zustande kommt, freue i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> auf ein Wiedersehen mit den<br />
beiden Direktoren Lukic und Dragic<br />
sowie mit der quirligen Chemielaborantin<br />
Mastilovic.<br />
Danilo Clematide<br />
Die Kläranlage in Sombor genügt mitteleuropäis<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>en.<br />
4.bis 12.April 2003 21 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
NGO’s<br />
Ursprüngli<strong>ch</strong> war vorgesehen, dass<br />
si<strong>ch</strong> etwa fünf Organisationen vorstellen<br />
werden – aber das Interesse<br />
an dieser Begegnung mit uns war<br />
so gross, dass es s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zwölf<br />
waren (Adressliste im Anhang). Alle<br />
sind sie Mitglieder des NGO-Centers<br />
in Sombor, wel<strong>ch</strong>es von unserer<br />
Regionalgruppe Bodensee-Rhein<br />
seit einigen <strong>Jahre</strong>n unterstützt wird.<br />
Organisiert und moderiert wurde<br />
das Treffen von Slavica Periskic.<br />
1. Gruppe: NGO's für<br />
und von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
«Boom»<br />
(Dimitrije Ostojic)<br />
Ziel: Partizipation der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
in der Gemeinde, um eine Entwicklung<br />
herbeizuführen.<br />
Aktivitäten: Kontaktpflege mit<br />
dem Waisenhaus, Revitalisierung<br />
des leeren Jugendhauses (Kostenpunkt<br />
30000 Euro – ein Beitragsgesu<strong>ch</strong><br />
wurde bei ADF in Novi Sad<br />
und au<strong>ch</strong> bei uns im Regionalkomitee<br />
deponiert. Slavica hatte Marianne<br />
von Grünigen und Arne Engeli<br />
tags zuvor zur Fürspra<strong>ch</strong>e bei der<br />
Direktorin des American Development<br />
Found (ADF) mitgenommen).<br />
Intertheka – Internetstube<br />
(Pavle Periskic)<br />
Die Intertheka (mit Server und<br />
Computern von uns) spielte während<br />
der Wahlen und im Volksaufstand<br />
gegen Milosevic im Herbst<br />
2000 eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als logistis<strong>ch</strong>es<br />
Zentrum. Sie wird no<strong>ch</strong> heute<br />
rege benützt (1000 Besu<strong>ch</strong>er pro<br />
Jahr) und ist für die Jugend (und<br />
au<strong>ch</strong> für einige bestandene Erwa<strong>ch</strong>sene)<br />
die Verbindung zur<br />
Welt. Mit Computerkursen werden<br />
Neue eingeführt.<br />
Ravangrad – kulturelle und<br />
humanitäre Aktivitäten<br />
(Manda Prising)<br />
Ravangrad (ein anderer Name von<br />
Sombor, bedeutet die Stadt in der<br />
Ebene) ist 1996 aus der Friedensgruppe<br />
von 1993 (wir besu<strong>ch</strong>ten<br />
NGO’s<br />
diese bei unserer ersten Reise) hervorgegangen.<br />
Näheres über die<br />
heutigen Aktivitäten erfuhr eine<br />
Gruppe von uns beim Besu<strong>ch</strong> am<br />
Freitagvormittag (siehe Seite 23).<br />
2. Gruppe: Frauen<br />
und Kinder<br />
Frauen Alternative<br />
(Jasmina Kovacevic)<br />
Das SOS-Telefon und die unentgeltli<strong>ch</strong>e<br />
Na<strong>ch</strong>betreuung von Frauen<br />
und jungen Leute in Situationen<br />
von Krisis und Gewalterfahrung<br />
wird von einem Beraterinnen-Team<br />
von 30 Frauen (Psy<strong>ch</strong>ologinnen,<br />
Anwältinnen, Sozialarbeiterinnen)<br />
geführt. Runde Tis<strong>ch</strong>e und Kurse zu<br />
Fragen von Gesundheit, Genderfragen<br />
und Prävention, ergänzt dur<strong>ch</strong><br />
Computerkurse, ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> an ein<br />
breiteres Publikum.<br />
«Seele und i<strong>ch</strong> selber»<br />
(Edita Svilar)<br />
Die NGO nimmt si<strong>ch</strong> Kindern mit<br />
emotionalen S<strong>ch</strong>wierigkeiten an<br />
und engagiert si<strong>ch</strong> in der Lehrerausbildung.<br />
Kreativer Club «S<strong>ch</strong>ritte»<br />
(Silvana Leskovac)<br />
Hier wird mit S<strong>ch</strong>ülern gearbeitet,<br />
um ihre Destruktivität in Konstruktivität<br />
zu verwandeln. Es besteht eine<br />
Zusammenarbeit mit dem Friedenszentrum<br />
in Osijek (wel<strong>ch</strong>es von<br />
HEKS unterstützt wird).<br />
3. Gruppe: Kultur und<br />
multikulturelles<br />
Zusammenleben<br />
Roma-Vereinigung<br />
(Nebojsa Vladisavljevic)<br />
Die Somborergruppe ist federführend<br />
im Netzwerk von 28 Roma-Organisationen<br />
in der Vojvodina, wel<strong>ch</strong>es<br />
damit 90 Prozent der Roma<br />
errei<strong>ch</strong>t. Ziel ist, Initiative zu wecken.<br />
Am 8.April wurde ein Romatag<br />
für die ganze Region dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
Das Netzwerk versteht si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> als Partner der Behörden. Geplant<br />
ist die Herausgabe eines Magazins<br />
in der Roma-Spra<strong>ch</strong>e.<br />
Neue Form<br />
(Milos Pejovic)<br />
Organisation von Kunstkursen für<br />
Professionelle und Amateure und<br />
von Ausstellungen. Der vor <strong>Jahre</strong>n<br />
von uns ges<strong>ch</strong>enkte Computer leistet<br />
immer no<strong>ch</strong> gute Dienste –<br />
zum Dank erhalten wir zwei im<br />
Kurs entstandene Bilder.<br />
Verlag «Wort, Wahrheit, Freiheit»<br />
(Milan Stepanovic<br />
und Pavle Periskic)<br />
Der Verlag steht für freie Publikation<br />
ein und will die Tradition der<br />
Multikulturalität weiterführen. Geplant<br />
ist ein Magazin über kulturelles<br />
Leben und Tradition. In der Milosevic-Ära<br />
hat unser Komitee die<br />
Arbeiten des Verlags mit Papierlieferungen<br />
unterstützt.<br />
4. Gruppe: Behindertenvereinigungen<br />
Paraplegiker<br />
(Nikola Nikolas)<br />
Ziel ist die moralis<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />
von Mens<strong>ch</strong>en im Rollstuhl<br />
und die Förderung des Behinderten<br />
Sportes (Sombor ist Welt<strong>ch</strong>ampion<br />
im Tis<strong>ch</strong>tennis und belegt in Serbien<br />
den zweiten Platz im Basketball).<br />
Für viele ist der Tranport<br />
ein Problem, nur a<strong>ch</strong>t der 85 Mitglieder<br />
haben ein Auto.<br />
Distrophia – Muskel- und<br />
Nervens<strong>ch</strong>wund<br />
(Martinovic Zeljko)<br />
29 Mitglieder, Mithilfe bei der Bes<strong>ch</strong>affung<br />
von Rollstühlen (via humanitäre<br />
Organisationen).<br />
Multiple Sklerose<br />
(Zivko Radmilo)<br />
80 Mitglieder, davon 22 im Rollstuhl.<br />
Die Medikamente sind für die<br />
meisten uners<strong>ch</strong>wingli<strong>ch</strong> (Interfer-<br />
4.bis 12.April 2003 22 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
on-Spritzen kosten 10000 Euro<br />
pro Person).<br />
NGO-Center<br />
(anwesend: Präsident Milan<br />
Stepanovic und Sekretärin<br />
Jasmina Kokic)<br />
Gemeinsames Ziel der im NGO-<br />
Center zusammenges<strong>ch</strong>lossenen<br />
rund 20 Bürgerbewegungen ist der<br />
Aufbau einer zivilen Gesells<strong>ch</strong>aft. In<br />
der vorhergehenden Legislatur<br />
stand den Bürgerorganisationen im<br />
Gemeindeparlament ein leerer<br />
Stuhl zur Verfügung – es ist den<br />
NGO’s wi<strong>ch</strong>tig, dass sie au<strong>ch</strong> weiterhin<br />
Anspre<strong>ch</strong>partner für die Gemeinde<br />
sind.<br />
Besu<strong>ch</strong> in den Kursräumen<br />
von Ravangrad<br />
Aktuelle Projekte, vorgestellt von<br />
Manda Prising und fünf weiteren<br />
MitarbeiterInnen<br />
GEOtakt II in neun Städten der<br />
Vojvodina, für Jugendli<strong>ch</strong>e (15 bis<br />
19 <strong>Jahre</strong> alt). Themen: Vergangenheitsbewältigung<br />
(aus kollektiver<br />
Depression), Gewaltprävention, Einübung<br />
in Demokratie («Hier ist Europa<br />
– aber wir sind ni<strong>ch</strong>t Europa»).<br />
Aktive Bürger auf beiden Seiten<br />
der Donau. Themen: Konfliktlösung<br />
dur<strong>ch</strong> gewaltfreie Kommunikation<br />
am Beispiel von Minderheiten und<br />
ihrer Spra<strong>ch</strong>e im S<strong>ch</strong>ulsystem. In<br />
NGO’s<br />
der kroatis<strong>ch</strong>en Baranja geht es um<br />
die serbis<strong>ch</strong>e und die ungaris<strong>ch</strong>e, in<br />
Sombor um die ungaris<strong>ch</strong>e und die<br />
kroatis<strong>ch</strong>e Minderheit (in Sombor<br />
gibt es nur no<strong>ch</strong> drei Sekundars<strong>ch</strong>ulen<br />
in ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e).<br />
Kinderferien an der Adria. Zum<br />
dritten Mal haben je 60 Kinder aus<br />
Osijek und aus Sombor den Sommer<br />
an der Adria verbringen können.<br />
Kinderdrama. 60 Kinder sahen im<br />
Stadttheater eine Aufführung zum<br />
Thema Stiefvater, Mutter, To<strong>ch</strong>ter,<br />
mit ans<strong>ch</strong>liessendem Gesprä<strong>ch</strong>. Als<br />
S<strong>ch</strong>ultheater wurde Romeo und Julia<br />
einstudiert.<br />
Radiosendungen von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
für Jugendli<strong>ch</strong>e, jede Wo<strong>ch</strong>e<br />
eine Stunde lang im Lokalradio,<br />
jetzt mit der 103. Sendung abges<strong>ch</strong>lossen;<br />
eine Publikation darüber<br />
ist in Vorbereitung. Themen waren<br />
zum Beispiel Diskriminierung, Nationalismus,<br />
zivile Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />
Multikulturalität, Frauen und<br />
Ma<strong>ch</strong>t, wie kann i<strong>ch</strong> mein eigenes<br />
Leben führen.<br />
Humanitäre Projekte, zusammen<br />
mit dem Catholic Relief Services –<br />
CRS)-Netzwerk ausgeführt.<br />
Der Flohmarkt der Kinder vor<br />
dem Alten Rathaus, 1998 lanciert,<br />
wird seit 2000 von der Stadt organisiert.<br />
Arne Engeli<br />
S<strong>ch</strong>weisstreibend: Die Ravangrad-Tanzgruppe zeigt, was sie kann.<br />
Friedhilde Munzinger<br />
«Bei den persönli<strong>ch</strong>en<br />
Begegnungen hat es mi<strong>ch</strong> immer<br />
wieder sehr beeindruckt, wie gut<br />
und unkompliziert die<br />
Kommunikation (oftmals in<br />
Deuts<strong>ch</strong> oder au<strong>ch</strong> mit Übersetzung)<br />
verlief. Daraus resultierte<br />
ni<strong>ch</strong>t nur eine gegenseitige<br />
Verständigung, sondern ein<br />
Verstehen und Einfühlen in die<br />
bestehenden Problemsituationen.»<br />
4.bis 12.April 2003 23 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Runder Tis<strong>ch</strong><br />
Am letztjährigen Gemeinden Gemeinsam-Kongress<br />
in Ohrid wurden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Mögli<strong>ch</strong>keiten empfohlen,<br />
den Dialog zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Bürgerinnen und Bürgern und den<br />
Gemeindebehörden zu fördern. Besondere<br />
Bea<strong>ch</strong>tung fand die Idee<br />
des «Runden Tis<strong>ch</strong>es». Vertreterinnen<br />
und Vertreter von NGOs sowie<br />
Einzelpersonen sollen Gelegenheit<br />
erhalten, an einem Runden Tis<strong>ch</strong><br />
ihre Probleme und Bedürfnisse vorzubringen<br />
und zu diskutieren. Die<br />
Gemeindebehörden, mögli<strong>ch</strong>st der<br />
Bürgermeister persönli<strong>ch</strong>, sollen anwesend<br />
sein, aber ni<strong>ch</strong>t in die Diskussion<br />
eingreifen. Am S<strong>ch</strong>luss der<br />
Debatte können sie si<strong>ch</strong> zu einzelnen<br />
Anliegen äussern.<br />
Auf Anregung des Regionalkomitees<br />
Bodensee-Rhein wurde während<br />
unseres Aufenthaltes ein sol<strong>ch</strong>er<br />
Runder Tis<strong>ch</strong> organisiert, den<br />
au<strong>ch</strong> wir beoba<strong>ch</strong>ten durften. Unter<br />
der Leitung einer erfahrenen<br />
Moderatorin, die ihre eigene friedensfördernde<br />
NGO seit zehn <strong>Jahre</strong>n<br />
dur<strong>ch</strong> alle S<strong>ch</strong>wierigkeiten geführt<br />
hat, versammelten si<strong>ch</strong> bei<br />
diesem ersten Treffen vor allem Vertreter<br />
von NGOs. Von Seiten der<br />
Behörden waren der Präsident der<br />
Exekutive, ein junger Vizepräsident<br />
und einzelne Ressortleiter zugegen.<br />
Die Teilnehmer wurden aufgefordert,<br />
einen offenen Meinungsaustaus<strong>ch</strong><br />
«aus der Seele heraus» zu<br />
führen, ohne zu polarisieren, was<br />
«ni<strong>ch</strong>t demokratis<strong>ch</strong> wäre». Um zu<br />
einer eigentli<strong>ch</strong>en Diskussion vorzudringen,<br />
waren die Form des Anlasses<br />
wohl zu neuartig und die Zeit<br />
zu kurz bemessen. Aber jeder Anwesende<br />
nutzte die Gelegenheit,<br />
seine Organisation und deren dringendste<br />
Anliegen in Gegenwart der<br />
Regierung zu präsentieren. Der Vertreter<br />
einer Bürgervereinigung betonte,<br />
wirkli<strong>ch</strong>e Bürgernähe erfordere<br />
mehr Engagement auf beiden<br />
Seiten, der Bürger und der Regierung.<br />
Beide müssten si<strong>ch</strong> besser<br />
kennen lernen und die Probleme<br />
gemeinsam so zu lösen su<strong>ch</strong>en,<br />
dass niemand zu kurz komme. Ein<br />
RUNDER TISCH<br />
anderer Teilnehmer s<strong>ch</strong>ilderte eine<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Berufsvertreter umfassende<br />
«Bürgerversammlung», die<br />
mit auf Freiwilligkeit beruhender<br />
Feldarbeit versu<strong>ch</strong>e, zur Bewältigung<br />
dringender Probleme wie<br />
S<strong>ch</strong>ulhaussanierung oder Behindertenbetreuung<br />
beizutragen. Eine<br />
Sportlehrerin setzte si<strong>ch</strong> energis<strong>ch</strong><br />
gegen den Zerfall von Kinder- und<br />
Sportplätzen und für den Ausbau<br />
von Berg- und Wanderwegen ein,<br />
um so auf eine gesündere Lebensweise<br />
der Jugend und der gesamten<br />
Bevölkerung hinzuwirken. Eine<br />
Ärztin, Präsidentin der lokalen<br />
Krebsliga, beklagte die fehlende<br />
Prävention im Gesundheitswesen.<br />
Es mangle an Aufklärung s<strong>ch</strong>on in<br />
der S<strong>ch</strong>ule und vor allem auf dem<br />
Lande sowie an medizinis<strong>ch</strong>en Geräten<br />
für Vorsorgeuntersu<strong>ch</strong>ungen.<br />
Dem engagierten Leiter einer in<br />
Sombor bekannten Jugendorganisation<br />
gelingt es, S<strong>ch</strong>üler und Studenten<br />
zu motivieren, ihre Bedürfnisse<br />
als Jugendli<strong>ch</strong>e und künftige<br />
verantwortli<strong>ch</strong>e Bürger zu formulieren<br />
sowie an konkreten Aktionen<br />
zu Gunsten von Sombor (zum Beispiel<br />
Stadtreinigung an einem<br />
Samstag) mitzuwirken. Er kämpft<br />
dafür, als Treffpunkt der Jugend ein<br />
Jugendheim neu zu beleben. Aus<br />
allen Voten ging eine grosse Bereit-<br />
Behördli<strong>ch</strong>e Aufmerksamkeit am<br />
Runden Tis<strong>ch</strong>.<br />
Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />
«I<strong>ch</strong> befürwortete seinerzeit die<br />
Nato-Bombardierungen in<br />
Serbien, um die Gräuel im<br />
Kosovo zu stoppen. In Stara<br />
Moravica erfuhr i<strong>ch</strong> nun die<br />
s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Auswirkungen des<br />
Bombenhagels: Das Heim für 350<br />
Mens<strong>ch</strong>en mit s<strong>ch</strong>weren<br />
Behinderungen war für<br />
mehrer Wo<strong>ch</strong>en ohne Strom und<br />
ohne fliessendes Wasser.<br />
Unvorstellbar!»<br />
s<strong>ch</strong>aft hervor, si<strong>ch</strong> als Bürger für<br />
das Wohl der Stadt und der Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />
stark zu ma<strong>ch</strong>en. Deutli<strong>ch</strong><br />
wurde au<strong>ch</strong>, dass die einzelnen<br />
Mens<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> den <strong>Jahre</strong>n der<br />
Diktatur eine Orientierung darüber<br />
brau<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te sie haben,<br />
an wen sie si<strong>ch</strong> zu deren<br />
Dur<strong>ch</strong>setzung wenden können und<br />
wie eine demokratis<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit<br />
mit der Regierung funktioniert.<br />
Der Präsident, erst vier Monate<br />
im Amt, zeigte si<strong>ch</strong> erfreut über die<br />
Offenheit der Gesprä<strong>ch</strong>steilnehmer<br />
und verspra<strong>ch</strong>, die Kontakte mit<br />
den Bürgern zu fördern und deren<br />
Anregungen zu prüfen. Insbesondere<br />
unterstützte er die Anliegen<br />
der Jugend. Er gab allerdings zu<br />
bedenken, die Stadtregierung müsse<br />
Prioritäten setzen; diese könnten<br />
indessen vermehrt in Zusammenarbeit<br />
mit den Bürgern und dem Parlament<br />
definiert werden.<br />
Zwei konkrete Folgen dieses ersten<br />
Runden Tis<strong>ch</strong>es sind die Bekanntma<strong>ch</strong>ung<br />
einer wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>en<br />
«Spre<strong>ch</strong>stunde» für Bürgerinnen<br />
und Bürger im Präsidialamt<br />
und die Vereinbarung des Termins<br />
für das nä<strong>ch</strong>ste Treffen am 9. Mai<br />
2003.<br />
Marianne von Grünigen<br />
4.bis 12.April 2003 24 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Rotes Kreuz<br />
«Willkommen in eurem Haus!» begrüsst<br />
uns Rade Sumonja (Stadtar<strong>ch</strong>ivar<br />
und Flü<strong>ch</strong>tlingskommissar)<br />
beim Eintreten ins Gebäude des Roten<br />
Kreuzes in Sombor. Die Adresse<br />
ist zwar no<strong>ch</strong> die selbe, wie bei unserem<br />
ersten Besu<strong>ch</strong> vor zehn <strong>Jahre</strong>n,<br />
aber sehr vieles hat si<strong>ch</strong> verändert:<br />
Statt des baufälligen Hauses<br />
mit den dunkeln Räumen empfängt<br />
uns ein geräumiges, einladendes<br />
Haus, modern und praktis<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet.<br />
Stolz führt uns Gordana Savin,<br />
die Leiterin des Roten Kreuzes,<br />
dur<strong>ch</strong>s Haus, den Empfangsraum,<br />
die Büros, die S<strong>ch</strong>ulungsräume, das<br />
Computerzimmer und den Versammlungsraum.<br />
Warum es «unser<br />
Haus» sein soll? Als das frühere Gebäude<br />
bei Sanierungsarbeiten einfa<strong>ch</strong><br />
in si<strong>ch</strong> zusammenfiel, half unser<br />
Regionalkomitee mit Geld und<br />
Material beim Wiederaufbau (die<br />
Fenster des Gebäudes sind übrigens<br />
eine Spende der Firma Hydrel aus<br />
Romanshorn). Vom Spanis<strong>ch</strong>en Roten<br />
Kreuz stammt die elegante Möblierung<br />
des Versammlungsraumes.<br />
Trotz aller äusseren Veränderungen<br />
ist vieles glei<strong>ch</strong> geblieben. Immer<br />
no<strong>ch</strong> führt Gordana Savin,<br />
s<strong>ch</strong>erzhaft «General» genannt, zusammen<br />
mit ihrem bewährten<br />
Team mit beeindruckender Gewissenhaftigkeit,ideenrei<strong>ch</strong><br />
und initiativ<br />
die Ges<strong>ch</strong>äfte des Roten Kreuzes.<br />
Im Vordergrund steht na<strong>ch</strong> wie<br />
vor die Unterstützung der vielen<br />
Anerkannte Flü<strong>ch</strong>tlinge per 31.12.2002<br />
ROTES KREUZ<br />
Alter Männer Frauen Total<br />
0-1 19 15 34<br />
2-15 608 589 1197<br />
16-18 214 231 445<br />
19-60 5253 5352 10605<br />
über 60 904 958 1862<br />
Total 6998 7145 14143<br />
Flü<strong>ch</strong>tlinge (15000 anerkannte,<br />
10000 illegale Flü<strong>ch</strong>tlinge) und verarmter<br />
Bevölkerungsgruppen (Sozialhilfe-Abhängige,<br />
Arbeitslose,<br />
junge Familien). Verteilt werden vor<br />
allem Lebensmittel-Pakete (12 kg<br />
Mehl, 1 kg getrocknete Bohnen, 1 l<br />
Öl, 1 kg Zucker) und Hygienepakete.<br />
Über die Zuteilung von Ko<strong>ch</strong>herden<br />
und Heizöfen ents<strong>ch</strong>eidet auf<br />
Antrag eine Kommission. Leider<br />
konnten im letzten Jahr nur ein<br />
Drittel der Gesu<strong>ch</strong>e berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden. Weil si<strong>ch</strong> internationale<br />
Hilfsorganisationen aus Serbien zurückziehen,<br />
wird die Arbeit au<strong>ch</strong><br />
fürs Somborer Rote Kreuz s<strong>ch</strong>wieriger:<br />
Aus finanziellen Gründen<br />
musste es die Suppenkü<strong>ch</strong>e und die<br />
Humanitäre Apotheke s<strong>ch</strong>liessen.<br />
Ein s<strong>ch</strong>werer S<strong>ch</strong>lag für die Armen<br />
dieser Stadt! Au<strong>ch</strong> Gordana Savin<br />
kann dies kaum verkraften, wird sie<br />
do<strong>ch</strong> ständig mit der grossen Not<br />
konfrontiert.<br />
Trotzdem werden au<strong>ch</strong> neue Projekte<br />
angepackt. In Backi Monostor<br />
soll ein Kindergarten für Roma Kinder<br />
entstehen. Dieser wird im<br />
S<strong>ch</strong>ulareal des Dorfes geführt. So<br />
kommen die Roma-Kinder, die<br />
sonst von ihren Eltern von der<br />
S<strong>ch</strong>ule ferngehalten werden, in den<br />
Pausen mit den andern S<strong>ch</strong>ulkinder<br />
in Kontakt und ihre Integration findet<br />
fliessend statt. Au<strong>ch</strong> für Seniorinnen<br />
und Senioren sind neue Programme<br />
geplant. Um eigene Mittel<br />
Danilo Clematide<br />
«Dur<strong>ch</strong> die fast grenzenlose<br />
Herzli<strong>ch</strong>keit unserer Gastgeber<br />
wurde für mi<strong>ch</strong> die Reise na<strong>ch</strong><br />
Sombor zu einem intensiven<br />
und beeindruckenden Erlebnis.»<br />
für die Rotkreuz-Arbeit zu erwirts<strong>ch</strong>aften,<br />
wurde in den letzten Monaten<br />
der leerstehende S<strong>ch</strong>uppen<br />
zu einem Gesundheits- und Rehabilitations-Zentrum<br />
umgebaut. Hier<br />
wird Physiotherapie angeboten und<br />
für körperli<strong>ch</strong>e Rehabilitation und<br />
Fitness stehen spezielle Trainingsgeräte<br />
zur Verfügung. Mit ärztli<strong>ch</strong>em<br />
Rezept ist die Benützung der Geräte<br />
unentgeltli<strong>ch</strong>. Vers<strong>ch</strong>iedene Gemeinden<br />
und Institutionen aus der<br />
Region Bodensee-Rhein trugen zur<br />
Erri<strong>ch</strong>tung dieses Zentrums bei – im<br />
kommenden Juni wird es eröffnet.<br />
Als eine der wi<strong>ch</strong>tigsten Aufgaben<br />
des Roten Kreuz sieht Gordana<br />
Savin die Arbeit mit Kindern und<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en. Im S<strong>ch</strong>ulungsraum<br />
beoba<strong>ch</strong>ten wir Jugendli<strong>ch</strong>e, die<br />
sehr ernsthaft und mit grossem Ges<strong>ch</strong>ick<br />
«Erste Hilfe» üben. Nebenan<br />
bearbeiten zwei junge Computerfreaks<br />
die Internetseite des Jugend-<br />
Rotkreuzes. Gesundheitserziehung,<br />
Aids-Prävention und Antirau<strong>ch</strong>er-<br />
Kampagnen sind weitere S<strong>ch</strong>werpunkte<br />
im Kinder- und Jugendberei<strong>ch</strong>.<br />
Wi<strong>ch</strong>tige Pfeiler in der Rotkreuz-Arbeit<br />
sind die Ferienlager im<br />
Jugendcamp. Unser Besu<strong>ch</strong> in diesem<br />
ideal an einem Nebenarm der<br />
Donau gelegenen Camp zeigt uns,<br />
wie au<strong>ch</strong> hier in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
tatkräftig saniert wurde. Das<br />
Camp-Team bereitet für uns in der<br />
erneuerten Kü<strong>ch</strong>e ein feines Na<strong>ch</strong>tessen<br />
zu. Wir geniessen das Zusammensein<br />
mit der ganzen Rot-<br />
4.bis 12.April 2003 25 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
kreuz-Crew, trotz der s<strong>ch</strong>neidenden<br />
Kälte im grossen Aufenthaltsraum.<br />
Und wie gut wird hier die Stimmung<br />
im nä<strong>ch</strong>sten Sommer wieder<br />
sein, wenn si<strong>ch</strong> wie geplant junge<br />
Mens<strong>ch</strong>en aus der S<strong>ch</strong>weiz und<br />
Serbien zu gemeinsamen Workshops,<br />
zu Sport und Tanz treffen.<br />
Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />
Rotes Kreuz<br />
Empfangene und verteilte Hilfsgüter<br />
Gordana Savin, Leiterin des Roten Kreuzes Sombor, im Kreis von Freunden.<br />
4.bis 12.April 2003 26 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Gesundheit und Soziales<br />
Das Zentrum vom Roten Kreuz in<br />
Sombor arbeitet auf ganz vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Ebenen und übernimmt vielfältige<br />
Aufgaben für die Bewohner-<br />
Innen.<br />
Hervorzuheben ist ni<strong>ch</strong>t nur die<br />
bei uns au<strong>ch</strong> bekannte Ausbildung<br />
für Notfall-Situationen, sondern eine<br />
S<strong>ch</strong>ulung von Jugendli<strong>ch</strong>en, die<br />
dann aufgeteilt na<strong>ch</strong> Bezirken,<br />
unterstützende Arbeiten für ältere<br />
Mens<strong>ch</strong>en übernehmen. Diese<br />
Gruppe ist mit einer Uniform des<br />
Roten Kreuzes bekleidet und sie gehen<br />
direkt in die Häuser, um ihren<br />
Dienst unentgeltli<strong>ch</strong> anzubieten –<br />
pflegeris<strong>ch</strong>e Ausführungen werden<br />
wie in der S<strong>ch</strong>weiz von der Spitex,<br />
von einem Zentrum für Hauskrankenpflege<br />
geleistet.<br />
Ein weiteres Projekt ist die<br />
HIV/Aids-Prävention. Die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
werden ni<strong>ch</strong>t nur gezielt in<br />
der Infektionsthematik ges<strong>ch</strong>ult,<br />
sondern diese Ausbildung ist begleitet<br />
dur<strong>ch</strong> ein intensives Kommunikationstraining.<br />
Mit einer gezielten<br />
Fragete<strong>ch</strong>nik gehen sie in<br />
die S<strong>ch</strong>ulen, um mit den Glei<strong>ch</strong>altrigen<br />
über die Infektionsprophylaxe<br />
zu diskutieren. Dieser Ansatz<br />
s<strong>ch</strong>eint sehr Erfolg verspre<strong>ch</strong>end zu<br />
sein. Die statistis<strong>ch</strong>e Auswertung<br />
der infizierten und erkrankten Personen<br />
ges<strong>ch</strong>ieht ebenfalls im Zentrum<br />
des Roten Kreuzes dur<strong>ch</strong> einen<br />
freiwillig arbeitenden Biologen.<br />
(Dagegen erfahren wir beim Ökumenis<strong>ch</strong>en<br />
Hilfswerk in Novi Sad,<br />
dass sie ein Projekt zur HIV/Aids-<br />
Prävention mit Ärzten, Psy<strong>ch</strong>ologen,<br />
Pädagogen und Medizinstudenten<br />
dur<strong>ch</strong>führen.)<br />
Besu<strong>ch</strong> des Spitals<br />
Wir wurden vom Direktor und der<br />
Obers<strong>ch</strong>wester empfangen, die uns<br />
au<strong>ch</strong> auf dem später ans<strong>ch</strong>liessenden<br />
Rundgang begleiteten. Der Direktor<br />
ist ein ausgebildeter Mediziner,<br />
Spezialist für Herzerkrankungen<br />
(Kardiologe) und arbeitet jetzt<br />
GESUNDHEIT UND SOZIALES<br />
Die Wö<strong>ch</strong>nerinnen-Abteilung darf nur mit Plastiks<strong>ch</strong>utz betreten werden.<br />
seit a<strong>ch</strong>t Monaten jeweils am Na<strong>ch</strong>mittag<br />
in dieser Funktion. Zuerst etwas<br />
zu den Rahmenbedingungen:<br />
Es handelt si<strong>ch</strong> um ein Regionalkrankenhaus,<br />
das für ein Einzugsgebiet<br />
von 250000 Bewohner zuständig<br />
ist. Die 900 Betten sind in<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Gebäuden untergebra<strong>ch</strong>t<br />
und sind mit 80-prozentiger<br />
Belegung ausgelastet.<br />
Während des Krieges gab es äusserst<br />
s<strong>ch</strong>wierige Situationen. Es waren<br />
2000 Verwundete zu versorgen.<br />
40000 Flü<strong>ch</strong>tlinge und Kranke<br />
wurden behandelt. Auf dem Stellenplan<br />
sind 1682 Bes<strong>ch</strong>äftigte aufgeführt,<br />
davon 71 Prozent in medizinis<strong>ch</strong>en<br />
Berufen – darunter 318<br />
Ärzte – 29 Prozent arbeiten in anderen<br />
Berufsgruppen. Bedingt<br />
dur<strong>ch</strong> die hohe Arbeitslosigkeit gibt<br />
es keinen Personalmangel.<br />
Der Verdienst einer Krankens<strong>ch</strong>wester<br />
beträgt 150 Euro, derjenige<br />
einer Obers<strong>ch</strong>wester 200 Euro<br />
und der eines Arztes (Spezialist)<br />
400 Euro – für Lebensmittel sind<br />
sind pro Familie und Monat 250<br />
Euro aufzubringen. Die Lohnkosten<br />
betragen 80 Prozent des Spitalbudgets.<br />
Die Finanzierung ges<strong>ch</strong>ieht über<br />
die «Republik-Anstalt der Krankenversi<strong>ch</strong>erung<br />
Serbiens». Seit <strong>Jahre</strong>n<br />
stehen Zahlungen in hohen Summen<br />
aus. Es fehlen dringend Geräte<br />
für die Diagnostik (Röntgen-, Elektrokardiogramm-<br />
und Ultras<strong>ch</strong>allgeräte)<br />
sowie Narkoseapparate. Aus<br />
einem abgegebenen Papier ist ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />
wieviele Apparate es hat<br />
wie viele ni<strong>ch</strong>t funktionsfähig oder<br />
veraltet sind.<br />
Das Hauptproblem sei aber das<br />
undi<strong>ch</strong>te Fla<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong> des vor 15 <strong>Jahre</strong>n<br />
bezogenen Neubaus. Beim Betreten<br />
des grosszügig angelegten<br />
Foyers konnten wir die überall aufgestellten<br />
Plastikbehälter für das<br />
Auffangen des Regenwassers sehen.<br />
Do<strong>ch</strong> wir waren von der insgesamt<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Bausubstanz mehr<br />
4.bis 12.April 2003 27 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
als überras<strong>ch</strong>t, um ni<strong>ch</strong>t zu sagen,<br />
s<strong>ch</strong>ockiert. Ein hygienis<strong>ch</strong>es Arbeiten<br />
ers<strong>ch</strong>eint auf diesen, au<strong>ch</strong> operativen<br />
Bettenstationen s<strong>ch</strong>wierig.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Fussbodenbeläge und<br />
Sockelleisten stehen ab, die Treppenstufen<br />
bröckeln aus. Die für<br />
a<strong>ch</strong>t bis zehn Betten vorgesehenen<br />
sanitären Anlagen mit WC sind in<br />
einem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Zustand. In den<br />
Operationssälen wurde überall gearbeitet,<br />
sodass wir dort keinen Einblick<br />
nehmen konnten.<br />
Im Altbau ist die Was<strong>ch</strong>kü<strong>ch</strong>e<br />
und Kü<strong>ch</strong>e untergebra<strong>ch</strong>t. Der Direktor<br />
drückte vor unserem Zutritt<br />
sein Unbehagen aus. Die Was<strong>ch</strong>mas<strong>ch</strong>inen<br />
sind völlig veraltet und vers<strong>ch</strong>leissen<br />
die Wäs<strong>ch</strong>e. Von einer<br />
Was<strong>ch</strong>pulver-Zugabe war ni<strong>ch</strong>ts zu<br />
sehen, was wir an den fris<strong>ch</strong>bezogenen<br />
Betten auf der Wö<strong>ch</strong>nerinnen-<br />
und Säuglingsstation bestätigt<br />
sahen. Die Kü<strong>ch</strong>e war mit neueren<br />
Geräten ausgestattet. Do<strong>ch</strong> warum<br />
eine ganze Gerätezeile funktionsunfähig<br />
war, bleibt fragli<strong>ch</strong>. Vom<br />
bereits ausgegebenen Mittagessen<br />
konnten wir uns ein Bild ma<strong>ch</strong>en.<br />
Es sah ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> einer gesunden<br />
vollwertigen Ernährung aus.<br />
Der grosse Stolz war die renovierte<br />
und neu eingeri<strong>ch</strong>tete Abteilung<br />
für Geburtshilfe. Wir mussten beim<br />
Betreten alle einen S<strong>ch</strong>utzmantel<br />
und Übers<strong>ch</strong>uhe anziehen. Für die<br />
Väter und Besu<strong>ch</strong>er der kleinen Er-<br />
GESUNDHEIT UND SOZIALES<br />
denbürgerInnen bleibt nur der Blick<br />
dur<strong>ch</strong> die Fensterfront des neuangebauten<br />
Wintergartens. Die Säuglinge<br />
sind in den Mehrbettzimmern<br />
bei den Müttern untergebra<strong>ch</strong>t<br />
(Rooming-in-System). Vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Entbindungsarten wie zum Beispiel<br />
Wassergeburt, sind ni<strong>ch</strong>t bekannt.<br />
Bei Komplikationen kann im selben<br />
Gebäudekomplex au<strong>ch</strong> ein Kaisers<strong>ch</strong>nitt<br />
dur<strong>ch</strong>geführt werden. Für<br />
Frühgeborene hat es einige Isoletten<br />
(Wärmebett<strong>ch</strong>en).<br />
Unser Besu<strong>ch</strong> wurde von den leitenden<br />
Personen dort sehr ges<strong>ch</strong>ätzt<br />
und es ist ni<strong>ch</strong>t zu übersehen,<br />
dass jegli<strong>ch</strong>e materielle Hilfe<br />
willkommen ist.<br />
Besu<strong>ch</strong> in Alterswohnungen<br />
Während unseres Aufenthaltes waren<br />
wir in einem Gerontologie-Zentrum<br />
untergebra<strong>ch</strong>t. Am letzten<br />
Tag vor unserer Abreise hatte i<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit mit einzelnen<br />
BewohnerInnen in ihren Zimmer zu<br />
spre<strong>ch</strong>en. Die BewohnerInnen äusserten<br />
si<strong>ch</strong> sehr positiv über die Betreuung<br />
und die Unterkunft. Leider<br />
wäre es im Winter bei 27 Minusgraden<br />
sehr kalt. Die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Isolierung<br />
des Rolladen-Systems sei<br />
daran s<strong>ch</strong>uld. Die Zimmer waren<br />
sehr individuell und wohnli<strong>ch</strong> ausgestattet.<br />
Für die Mahlzeiten können<br />
alle mit dem Lift in den grossen<br />
Speisesaal im Parterre gelangen.<br />
Friedhilde Munzinger<br />
Walter S<strong>ch</strong>awalder<br />
«Den grössten Einduck ma<strong>ch</strong>ten<br />
mir in Sombor die vielen<br />
freiwilligen Helferinnen und<br />
Helfer beim Roten Kreuz und bei<br />
den NGO's, die si<strong>ch</strong> ohne<br />
Aussi<strong>ch</strong>t auf materiellen Gewinn<br />
für das Gemeinwohl einsetzen. Es<br />
ist s<strong>ch</strong>ön zu sehen, dass au<strong>ch</strong> bei<br />
den Jugendli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t Eigennutz<br />
im Vordergrund steht, sondern<br />
Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft und Solidarität<br />
gelebt werden.»<br />
4.bis 12.April 2003 28 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Bildung<br />
Allgemein<br />
Dass Bildung wi<strong>ch</strong>tig ist, ist den<br />
S<strong>ch</strong>ülern und S<strong>ch</strong>ülerinnen glei<strong>ch</strong>ermassen<br />
bewusst wie den lokalen<br />
Behörden. Sie haben nur eine<br />
Chance für die Zukunft, wenn sie<br />
mit guten Leistungen aufwarten<br />
können. Das gilt für das Land und<br />
das gilt für den einzelnen. Aber beide<br />
erleben jetzt das glei<strong>ch</strong>e grosse<br />
Hindernis: kein Geld.<br />
Für die S<strong>ch</strong>ulen bedeutet das: zu<br />
wenig S<strong>ch</strong>ulräume, kein Geld für<br />
neue S<strong>ch</strong>ulhäuser. Die S<strong>ch</strong>ulklassen<br />
arbeiten in S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Natürli<strong>ch</strong> ist<br />
das eine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung in der<br />
Qualität des Unterri<strong>ch</strong>ts: gedrängter<br />
Stundenplan, Unterri<strong>ch</strong>t am weniger<br />
ergiebigen Na<strong>ch</strong>mittag – aber<br />
es ist eine grosse Einsparung, au<strong>ch</strong><br />
weil die glei<strong>ch</strong>en Lehrer zweimal<br />
am Tag eingesetzt werden können.<br />
Es sind Verhältnisse, die mir aus<br />
Afrika in den Se<strong>ch</strong>zigerjahren vertraut<br />
sind.<br />
Der Mangel an Geld zeigt si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> in der Ausstattung in den<br />
Klassenzimmern: Auf den Arbeitstis<strong>ch</strong>en<br />
fehlt alles, was bei uns ni<strong>ch</strong>t<br />
nur der S<strong>ch</strong>ularzt als absolut notwendig<br />
für eine gute Körperhaltung<br />
bes<strong>ch</strong>reibt – die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
die Höhe von Sitz und Pult zu verstellen,<br />
Tis<strong>ch</strong>e aufzuklappen und<br />
anderes mehr. Es fehlen au<strong>ch</strong> die<br />
einfa<strong>ch</strong>sten Hilfsmittel wie Aufhängevorri<strong>ch</strong>tungen,<br />
Landkarten-<br />
Sammlungen, Bildmaterial.<br />
Der Eifer von S<strong>ch</strong>ülern und Lehrern<br />
ist auf eine Belastungsprobe<br />
gestellt, bei den Lehrern no<strong>ch</strong> verstärkt<br />
dur<strong>ch</strong> den eher knappen<br />
Lohn. 300 Euro sind au<strong>ch</strong> in Serbien<br />
sehr wenig Geld, Lehrer müssen<br />
si<strong>ch</strong> deshalb na<strong>ch</strong> Zusatzverdienst<br />
umsehen. Im harten Konkurrenzkampf<br />
erteilen sie oft den<br />
S<strong>ch</strong>ülern Na<strong>ch</strong>hilfeunterri<strong>ch</strong>t – was<br />
si<strong>ch</strong> wiederum nur ein Teil der<br />
S<strong>ch</strong>üler, respektive ihrer Eltern leisten<br />
können. Die Vojvodina war ein<br />
Vielvölkerstaat. Seit Jahrhunderten<br />
BILDUNG<br />
haben hier Deuts<strong>ch</strong>e, Ungarn und<br />
Slawen zusammengelebt, nebeneinander<br />
die vers<strong>ch</strong>iedenen Spra<strong>ch</strong>en<br />
gespro<strong>ch</strong>en – und sie voneinander<br />
gelernt. Die Deuts<strong>ch</strong>en sind<br />
s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> dem Weltkrieg wieder<br />
na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land zurückgewandert,<br />
die jüngeren Ungarn gehen<br />
jetzt na<strong>ch</strong> Ungarn zurück, dem es<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> etwas besser geht. Es<br />
gibt ni<strong>ch</strong>t mehr viele S<strong>ch</strong>ulklassen,<br />
wo eine andere als die serbis<strong>ch</strong>e<br />
Spra<strong>ch</strong>e unterri<strong>ch</strong>tet wird. Die<br />
spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Vielfalt der Region stirbt<br />
allmähli<strong>ch</strong>. Begehrt ist Englis<strong>ch</strong>, da<br />
es als der S<strong>ch</strong>lüssel zur Welt angesehen<br />
wird. Man brau<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t<br />
nur für die Bedienung des Computers,<br />
es dient bei den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Berufen und hier sind si<strong>ch</strong> alle einig:<br />
«Wenn unsere Wirts<strong>ch</strong>aft auf<br />
einen grünen Zweig kommen soll,<br />
müssen wir te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> Spitze sein.»<br />
Damit verliert Bildung eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle: die inneren Werte erkennen<br />
und stärken, die Fähigkeit si<strong>ch</strong><br />
mit seiner eigenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te auseinander<br />
zu setzen, si<strong>ch</strong> mit andern<br />
Kulturen zu bes<strong>ch</strong>äftigen, andere<br />
Mens<strong>ch</strong>en, ihre Spra<strong>ch</strong>e und ihre<br />
Kultur zu verstehen. Fähigkeiten,<br />
die die Vojvodina in rei<strong>ch</strong>em Masse<br />
hatte und die Serbien in Zukunft<br />
dringend brau<strong>ch</strong>t.<br />
Paul Rutishauser<br />
Kindergarten<br />
Der Kindergarten, den Hans Sprunger<br />
und i<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>ten, war wohl<br />
der s<strong>ch</strong>önste in der ganzen Stadt –<br />
er kann si<strong>ch</strong> wahrli<strong>ch</strong> mit unseren<br />
messen. Zuerst wurden wir im Büro<br />
von der Vorsteherin und einigen<br />
Vorstandsfrauen empfangen und<br />
begrüsst. Sie erklärten uns, dass in<br />
diesem ausgedehnten, einstöckigen<br />
Gebäude bis zu 200 Kinder im Alter<br />
von drei bis se<strong>ch</strong>s <strong>Jahre</strong>n betreut<br />
werden; die jüngsten werden über<br />
die Mittagszeit s<strong>ch</strong>lafen gelegt. Für<br />
sie hat es im Nebenraum Bettli.<br />
Bald wurden wir aber von einer<br />
Arne Engeli<br />
«Was mir Slavica Periskic erzählt,<br />
berührt mi<strong>ch</strong>: Sie war vor 14<br />
Tagen unterwegs im Auto und<br />
hörte im Radio die Kriegserklärung<br />
von Bush an den Irak.<br />
Sie bra<strong>ch</strong> unvermittelt in Tränen<br />
aus, überwältigt von der<br />
Erinnerung an den März 1999,<br />
als au<strong>ch</strong> in Sombor die Nato mit<br />
den Bombardierungen begann.<br />
Traumatisiert no<strong>ch</strong> immer.»<br />
Kindergärtnerin bei dieser Einführung<br />
unterbro<strong>ch</strong>en: Wann kommen<br />
die S<strong>ch</strong>weizer Gäste endli<strong>ch</strong> in unsere<br />
S<strong>ch</strong>ulstube? Die Kinder sind<br />
s<strong>ch</strong>on ganz ungeduldig. Wir wurden<br />
von der ersten Gruppe – rund<br />
25 Kinder – mit freudigem Klats<strong>ch</strong>en<br />
begrüsst. Sie standen im<br />
Kreis und sangen gemeinsam ein<br />
Lied in ihrer Spra<strong>ch</strong>e. Dann kam<br />
eins na<strong>ch</strong> dem anderen, rei<strong>ch</strong>te uns<br />
die Hand, verbeugte si<strong>ch</strong> und stellte<br />
si<strong>ch</strong> stolz auf englis<strong>ch</strong> vor: «My name<br />
is…» Wir staunten nur so und<br />
stellten uns natürli<strong>ch</strong> ebenso vor.<br />
Beim Rundgang dur<strong>ch</strong> das Haus<br />
bekamen wir einen Einblick von<br />
den grossen Zimmern mit den vielen<br />
Spiel- und Bastelsa<strong>ch</strong>en. Wir<br />
hatten den Eindruck, dass die Kindergärtnerinnen<br />
die ihnen anvertrauten<br />
Kinder liebevoll und mit viel<br />
Einfühlungsvermögen unterri<strong>ch</strong>ten.<br />
Alice Müggler<br />
Primars<strong>ch</strong>ule<br />
Eine Gruppe von Kreuzlinger Seminaristen<br />
besu<strong>ch</strong>te eine der Somborer<br />
Primars<strong>ch</strong>ulen.<br />
Gymnasium<br />
Der Rektor empfing uns persönli<strong>ch</strong>.<br />
Er war sehr erfreut über diesen<br />
Kontakt. Er ist erst seit zwei <strong>Jahre</strong>n<br />
4.bis 12.April 2003 29 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Rektor, ist selber gebürtiger Ungar,<br />
spri<strong>ch</strong>t gut Deuts<strong>ch</strong>. Das S<strong>ch</strong>ulhaus<br />
ist ein solider alter Bau, es war bis<br />
vor kurzem das ungaris<strong>ch</strong>e Gymnasium.<br />
Wir besu<strong>ch</strong>en eine Englis<strong>ch</strong>-Klasse<br />
im 5. Jahr. Sie spre<strong>ch</strong>en ein ausgespro<strong>ch</strong>en<br />
gutes Englis<strong>ch</strong> und ma<strong>ch</strong>en<br />
eine anspru<strong>ch</strong>svolle Übung:<br />
sie identifizieren von Tonbandaufnahmen,<br />
wo die Spre<strong>ch</strong>enden herkommen:<br />
London, Wales, North-<br />
East, Irland, Scotland, USA oder<br />
Australien. Sie analysieren, stellen<br />
Regeln der vers<strong>ch</strong>iedenen Betonungen<br />
fest.<br />
Das hohe Niveau des Englis<strong>ch</strong>-<br />
Unterri<strong>ch</strong>ts hängt damit zusammen,<br />
dass sie sehr früh damit anfangen,<br />
aber vor allem, weil die<br />
S<strong>ch</strong>ülerInnen sehr dran interessiert<br />
sind. Englis<strong>ch</strong> ist für sie das Fa<strong>ch</strong>,<br />
mit dem sie ni<strong>ch</strong>t nur interessante<br />
Berufe erlernen können, (alles, was<br />
mit Computerte<strong>ch</strong>nik zu tun hat),<br />
sondern au<strong>ch</strong> dasjenige, mit dem<br />
sie aus Serbien wegkommen. Es ist<br />
Eintrittsbedingung für sie na<strong>ch</strong> Europa.<br />
Der Rektor hat eine interes-<br />
Bei einem Kontakt zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Pädagogis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen<br />
Sombor und Kreuzlingen liesse<br />
si<strong>ch</strong> viel ma<strong>ch</strong>en…<br />
BILDUNG<br />
sante Idee für die Zusammenarbeit<br />
mit einer S<strong>ch</strong>ulklasse in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz: Da sie am Internet anges<strong>ch</strong>lossen<br />
sind, könnten eine serbis<strong>ch</strong>e<br />
und eine s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Klasse<br />
gemeinsam eine Arbeit ma<strong>ch</strong>en.<br />
«Da au<strong>ch</strong> Serbien eine habsburgis<strong>ch</strong>e<br />
Vergangenheit hat – und die<br />
Habsburg ja in der S<strong>ch</strong>weiz liegt,<br />
gäbe es da viellei<strong>ch</strong>t einen gemeinsamen<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsauftrag.» Er will<br />
ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> Hilfe, sondern Austaus<strong>ch</strong>,<br />
so au<strong>ch</strong> allenfalls S<strong>ch</strong>üleraustaus<strong>ch</strong><br />
für eine Wo<strong>ch</strong>e. Die Reise<br />
in die S<strong>ch</strong>weiz könnten sie bezahlen<br />
und den S<strong>ch</strong>weizern hier<br />
Gastfreunds<strong>ch</strong>aft anzubieten, sei<br />
kein Problem.<br />
Die S<strong>ch</strong>uleinri<strong>ch</strong>tungen (beispielsweise<br />
im Physikzimmer) sind extrem<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t, die Stühle und Tis<strong>ch</strong>e einfa<strong>ch</strong>ste<br />
Holzmöbel, wie sie bei uns<br />
zur Zeit au<strong>ch</strong> aus Primars<strong>ch</strong>ulen<br />
entfernt werden. Und do<strong>ch</strong> ist es<br />
ni<strong>ch</strong>t die Erneuerung dieser Materialien,<br />
die sie wüns<strong>ch</strong>en, sondern<br />
den Austaus<strong>ch</strong>, wo sie au<strong>ch</strong> etwas<br />
geben und ni<strong>ch</strong>t nur empfangen<br />
können.<br />
Paul Rutishauser<br />
Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
Die Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Sombor<br />
hat rund 500 Studentinnen und<br />
Studenten, die in einem dreijährigen<br />
Studium ans<strong>ch</strong>liessend an die<br />
Matur zur Lehrkraft an der Elementars<strong>ch</strong>ule<br />
ausgebildet werden. Sie<br />
bildet Lehrkräfte für das Gebiet der<br />
Vojvodina, also Westserbien, aus.<br />
Im Rahmen der politis<strong>ch</strong>en Neuorientierung<br />
des Landes kann sie<br />
si<strong>ch</strong> in einem gewissen Rahmen<br />
von der Zentralverwaltung in Belgrad<br />
teilweise lösen und si<strong>ch</strong> neu<br />
organisieren. Insofern ist die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Sombor in einer<br />
ähnli<strong>ch</strong>en Lage wie die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Kreuzlingen, zumindest<br />
was die Neuorientierung<br />
anbelangt.<br />
Die einzige ausländis<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />
kommt zur Zeit aus Finnland.<br />
Mit diesem Land findet denn<br />
au<strong>ch</strong> ein intensiver Austaus<strong>ch</strong> statt.<br />
So steht ein finnis<strong>ch</strong>er Fa<strong>ch</strong>mann in<br />
Sombor ständig zur Verfügung und<br />
die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tungen für<br />
zwei moderne Computerräume<br />
sind von Finnland zur Verfügung<br />
gestellt. Bald soll no<strong>ch</strong> eine interaktive<br />
Wandtafel für weltweite Bild/-<br />
Ton-Konferenzen installiert werden<br />
– davon wagt die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Kreuzlingen ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
zu träumen!<br />
In andern Berei<strong>ch</strong>en sieht es aber<br />
eher dürftig aus, so zeigte uns die<br />
Deuts<strong>ch</strong>lehrerin Prof. Jelena Kosanovic,<br />
die uns als kompetente und<br />
liebenswürdige Übersetzerin zur<br />
Verfügung stand, ihr kahles Zimmer,<br />
dessen Ausrüstung aus Stühlen<br />
und Bänken und zwei alten<br />
Landkarten an der Wand besteht.<br />
Es gibt für dieses Fa<strong>ch</strong> (no<strong>ch</strong>) keine<br />
Lehrmittel, an Heften und Papier,<br />
S<strong>ch</strong>reibwerkzeug und ähnli<strong>ch</strong>em<br />
mangelt es sowieso überall!<br />
So entsteht der Eindruck einer<br />
grossen Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en neuzeitli<strong>ch</strong>em<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Know-how<br />
und Mängeln an elementaren Materialien.<br />
Trotzdem ist kein Klagen<br />
zu hören, vielmehr ein immenses<br />
Interesse an unseren Ausbildungsmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />
leider immer mit<br />
dem unüberhörbaren Unterton,<br />
dass bei uns im Westen sowieso alles<br />
viel besser sei und dass sie es so<br />
ma<strong>ch</strong>en wollten, wie es bei uns ist.<br />
Es wird viel subtile, wenn au<strong>ch</strong><br />
lohnenswerte Arbeit brau<strong>ch</strong>en, hier<br />
wie dort eine Änderung in den<br />
Köpfen zu bewirken, damit diejenigen,<br />
die an verglei<strong>ch</strong>baren Aufgaben<br />
arbeiten in gegenseitigem und<br />
glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigtem Dialog verkehren.<br />
Die Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
Sombor ist sehr interessiert mit der<br />
Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Kreuzlingen<br />
eine <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> aufzubauen<br />
und au<strong>ch</strong> von Kreuzlingerseite her<br />
sind ermunternde Signale zu vernehmen.<br />
Wir s<strong>ch</strong>auen dieser Entwicklung<br />
hoffnungsvoll entgegen.<br />
Hanspeter S<strong>ch</strong>är<br />
4.bis 12.April 2003 30 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Sport<br />
Allgemein<br />
Sombor hat neun Sportstätten, diese<br />
sind teilweise au<strong>ch</strong> für Wettkämpfe<br />
geeignet. Erwähnt wurden<br />
Fussball, Tennis, die Stadthalle, sowie<br />
ein S<strong>ch</strong>wimmbad. Rund 25<br />
Sportarten werden praktiziert, es<br />
gibt 140 Sportvereine, darunter<br />
au<strong>ch</strong> für Behinderten-Sport. (Taubstumme,<br />
MS-Patienten, Paraplegiker)<br />
Es werde mehr in die Breite gearbeitet<br />
als im Spitzensport. Die<br />
Stadt müsste mehr Geld für Sport<br />
und Kultur einsetzen, zur Zeit seien<br />
es wohl zwei Prozent statt der vorges<strong>ch</strong>riebenen<br />
3,8 Prozent des<br />
Budgets. Die Verteilung erfolgt<br />
na<strong>ch</strong> folgenden Kriterien:<br />
• Popularität, Anzahl Mitglieder<br />
• Jugendförderung<br />
• Leistungsniveau<br />
Bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist, dass alle S<strong>ch</strong>üler in<br />
der zweiten Klasse einen S<strong>ch</strong>wimmtest<br />
zu bestehen haben. Es würden<br />
jedes Jahr 1200 S<strong>ch</strong>üler erfasst, sie<br />
werden in 20 Lektionen während<br />
zweimal fünf Tagen darauf vorbereitet.<br />
Es werden au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>üler-<br />
Olympiaden dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
Die geringe Kaufkraft und Arbeitslosigkeit<br />
bedingen heute leider<br />
oft, dass Sportarten, die eine<br />
teure Ausrüstung erfordern, nur<br />
no<strong>ch</strong> von wenigen Leuten betrieben<br />
werden können.<br />
Leistungssport<br />
Es waren zwei Vertreter von Karate<br />
Clubs anwesend. (Karate Klub Ravangrad,<br />
Vladimira Nazora 17,<br />
25000 Sombor, Präsident: Slavko<br />
Vukovic) – ein zweiter Club hat ein<br />
Fitness-Studio angegliedert, Kosanovic,<br />
Sremska 9-a, Sombor) – Das<br />
Fitness Studio hilft mit, Einnahmen<br />
zu bes<strong>ch</strong>affen und gibt dem Trainer<br />
einen Arbeitsplatz. Dieser Club hat<br />
viele Junioren, es wurde au<strong>ch</strong> während<br />
des Krieges trainiert. Karate-<br />
Sport hat in Sombor ein hohes Ni-<br />
SPORT<br />
veau. Die Kanuten arbeiten eng mit<br />
dem ungaris<strong>ch</strong>en Szeged zusammen<br />
und hätten ein gutes Leistungsniveau.<br />
Es besteht grosses Interesse an<br />
internationalen Kontakten – Sport<br />
ist au<strong>ch</strong> eine Mögli<strong>ch</strong>keit, ins Ausland<br />
zu reisen. Das Konvikt unter<br />
Leitung von Milanko Jovicic wird renoviert<br />
und wäre im Sommer geeignet,<br />
um Lager dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />
Milanko ist au<strong>ch</strong> Sportlehrer am<br />
Gymnasium – Fax 025/23-966, Mobile<br />
063/844-96-11. Au<strong>ch</strong> hier wären<br />
natürli<strong>ch</strong> internationale Kontakte<br />
erwüns<strong>ch</strong>t – Lager wären dann<br />
au<strong>ch</strong> eine Einnahmenquelle.<br />
Ohne Zweifel ist das ehemalige<br />
Jugoslawien eine Sportlernation mit<br />
gut ausgebildeten Trainern. Die sozialistis<strong>ch</strong>en<br />
Systeme haben den<br />
Leistungssport gezielt gefördert<br />
und halfen mit, die staatli<strong>ch</strong>e Identität<br />
zu stärken. Na<strong>ch</strong> der Auftrennung<br />
von Jugoslawien müssen si<strong>ch</strong><br />
Spitzensportler neu orientieren,<br />
denn der Pool von Sportlern ist nun<br />
auf Serbien-Montenegro begrenzt.<br />
Damit wird der Ans<strong>ch</strong>luss an das<br />
internationale Spitzenniveau<br />
s<strong>ch</strong>wieriger – ein Zustand, den wir<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz als kleine Nation<br />
ebenfalls kennen. Ausnahmetalente<br />
sind ja in der Regel proportional zur<br />
Gesamtzahl von Sportlern einer Disziplin.<br />
Wenn es heute ein Team<br />
oder ein Sportler aus Ex-Jugoslawien<br />
trotzdem an die Spitze s<strong>ch</strong>afft,<br />
so besteht die Gefahr, dass der Nationalismus<br />
mangels anderer Anerkennung<br />
überbordet (zum Beispiel<br />
Skifahrer in Kroatien, die mit<br />
re<strong>ch</strong>tsnationalen Aussagen aufgefallen<br />
sind, oder Tennis-Spieler mit<br />
unangenehmem Verhalten). Au<strong>ch</strong><br />
in der S<strong>ch</strong>weiz kennen wir ja die<br />
Grundwellen, die na<strong>ch</strong> einem internationalen<br />
Sieg ho<strong>ch</strong>gehen (…wir<br />
haben gewonnen…).<br />
Hans Sprunger<br />
Andrea Strässle<br />
«No<strong>ch</strong> selten habe i<strong>ch</strong> La<strong>ch</strong>en<br />
und Weinen so nahe beisammen<br />
erlebt wie in dieser Wo<strong>ch</strong>e.»<br />
4.bis 12.April 2003 31 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Behinderte<br />
Am Rand des Randes<br />
Wel<strong>ch</strong>e Chancen haben Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit einer Behinderung in der Vojvodina?<br />
Die Einblicke, die wir in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Institutionen gewonnen<br />
haben, lassen keine eindeutigen<br />
S<strong>ch</strong>lüsse zu. In einem Land, das<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> am Boden liegt, ist<br />
natürli<strong>ch</strong> der Lebensstandard breiter<br />
Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten sehr tief.<br />
Da erstaunt es ni<strong>ch</strong>t, dass au<strong>ch</strong> Institutionen<br />
wie das Waisenhaus,<br />
das Behindertenheim Otthon oder<br />
die Sonders<strong>ch</strong>ule Vuk Karadzic sehr<br />
karg ausgestattet sind.<br />
Weil die staatli<strong>ch</strong>en Mittel nur<br />
spärli<strong>ch</strong> fliessen, sind au<strong>ch</strong> die Bauten<br />
teilweise in einem bedenkli<strong>ch</strong>en<br />
Zustand, und es kann ni<strong>ch</strong>t genügend<br />
ausgebildetes Personal angestellt<br />
werden. Dies mag mit ein<br />
Grund sein, dass viele Familien ihre<br />
behinderten Kinder so lange wie<br />
mögli<strong>ch</strong> zu Hause betreuen und<br />
ni<strong>ch</strong>t einer der staatli<strong>ch</strong>en Institutionen<br />
anvertrauen. So lebt zum<br />
Beispiel der über dreissigjährige autistis<strong>ch</strong>e<br />
Sohn des Grossbauern Kaic<br />
immer no<strong>ch</strong> auf dem elterli<strong>ch</strong>en<br />
Bauernhof.<br />
Kommt es dann aus familiären<br />
Gründen (Krankheit oder Tod der<br />
Eltern) zu einer plötzli<strong>ch</strong>en Heimeinweisung,<br />
können dramatis<strong>ch</strong>e<br />
Situationen entstehen.<br />
Vergli<strong>ch</strong>en mit den Verhältnissen<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz, werden in der Vojvodina<br />
nur sehr wenige Heim- und<br />
Sonders<strong>ch</strong>ulplätze angeboten. Heime<br />
für geistig oder mehrfa<strong>ch</strong> behinderte<br />
Erwa<strong>ch</strong>sene wie das Otthon<br />
in Stara Moravica gibt es nur<br />
zwei in diesem Teil Serbiens (auf<br />
rund zwei Mio. Einwohner). Au<strong>ch</strong><br />
wenn aus S<strong>ch</strong>weizer Si<strong>ch</strong>t die Zustände<br />
in diesen Institutionen zum<br />
Teil ers<strong>ch</strong>reckend und die hygienis<strong>ch</strong>en<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen prekär sind,<br />
darf do<strong>ch</strong> der Blick zurück in die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Heime und Anstalten<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>eut<br />
werden: So ro<strong>ch</strong> es und so sah es<br />
vor fünfzig, se<strong>ch</strong>zig <strong>Jahre</strong>n teilweise<br />
BEHINDERTE<br />
au<strong>ch</strong> in unsern Institutionen für Behinderte<br />
aus.<br />
Mens<strong>ch</strong>en mit einer Behinderung<br />
leben in der Vojvodina also doppelt<br />
am Rande – zum einen, weil Serbien<br />
dur<strong>ch</strong> die bekannten Ges<strong>ch</strong>ehnisse<br />
der vergangenen <strong>Jahre</strong> politis<strong>ch</strong><br />
lange isoliert war und au<strong>ch</strong><br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ins Abseits geriet,<br />
zum andern, weil si<strong>ch</strong> die desolate<br />
staatli<strong>ch</strong>e Finanzlage unmittelbar<br />
auf die Situation der Behinderten-<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen auswirkt. Hoffnung<br />
ma<strong>ch</strong>t einzig, dass in diesen Institutionen<br />
Frauen und Männer arbeiten,<br />
die si<strong>ch</strong> trotz geringer Entlöhnung<br />
und widrigster Umstände für<br />
das Wohl der ihnen anvertrauten<br />
behinderten Mens<strong>ch</strong>en einsetzen.<br />
Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />
Waisenhaus<br />
Am Freitag besu<strong>ch</strong>ten wir mit einer<br />
Delegation von vier Leuten das<br />
Waisenhaus. Wir wurden von der<br />
Direktorin Vesna Vorkapic freundli<strong>ch</strong><br />
empfangen. Unser Eindruck<br />
vom Waisenhaus selbst war aber<br />
sehr zwiespältig.<br />
Die Kinder erzählten begeistert<br />
vom Besu<strong>ch</strong> einer Gruppe aus Italien,<br />
wel<strong>ch</strong>e letzten August mit immer<br />
we<strong>ch</strong>selnden Leitern ein Ferienprogramm<br />
gestaltet hatte. In<br />
den Weihna<strong>ch</strong>tsferien stri<strong>ch</strong>en sie<br />
ausserdem den Aufenthaltsraum<br />
neu. Wir waren sehr interessiert<br />
daran, was für Leute das sind,<br />
konnten von der Direktorin aber<br />
ni<strong>ch</strong>ts Genaueres erfahren. Ein Austaus<strong>ch</strong><br />
wäre sehr wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />
Es s<strong>ch</strong>eint au<strong>ch</strong>, dass sie zum Teil<br />
die Abgänger des Waisenhauses<br />
unterstützen und au<strong>ch</strong> diesen Sommer<br />
die Absi<strong>ch</strong>t haben wieder na<strong>ch</strong><br />
Sombor zu kommen.<br />
Es hat sehr viele Kinder im Heim,<br />
alle Betten sind belegt. Ein zusätzli<strong>ch</strong>es<br />
Problem bildet der Umstand,<br />
dass immer mehr kleine Kinder (im<br />
Alter von vier <strong>Jahre</strong>n) im Heim le-<br />
Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er<br />
«Liebenswürdige, warmherzige<br />
und stolze Mens<strong>ch</strong>en in einem<br />
s<strong>ch</strong>önen Land in einer<br />
verzweifelten Situation. Dankbar<br />
ergreifen sie jeden Strohhalm und<br />
lassen uns hilflos und bes<strong>ch</strong>ämt<br />
zurück im Wissen um die enorme<br />
Aufgabe für sie und uns.»<br />
ben, für die das Heim aber gar<br />
ni<strong>ch</strong>t eingeri<strong>ch</strong>tet ist. Der Staat bietet<br />
au<strong>ch</strong> keine Unterstützung. Auf<br />
unsere Frage, was das am dringendsten<br />
Benötigte sei, womit wir<br />
das Heim also unterstützen könnten,<br />
bekamen wir von der Direktorin<br />
die Antwort, dass sie einen<br />
Kleinbus bräu<strong>ch</strong>ten, mit dem sie die<br />
Kinder zur S<strong>ch</strong>ule fahren könnten.<br />
Vor allem im Winter sei es sehr kalt<br />
und die Kinder würden si<strong>ch</strong> auf<br />
dem langen S<strong>ch</strong>ulweg erkälten.<br />
Dieser Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einem Fahrzeug<br />
wird seit langem immer wieder<br />
an uns herangetragen.<br />
Mitte Juli wird wieder eine Gruppe<br />
aus der S<strong>ch</strong>weiz ins Heim gehen<br />
und dort zwei Wo<strong>ch</strong>en lang ein Ferienprogramm<br />
mit den Kindern ma<strong>ch</strong>en.<br />
Unter anderem wird dort eine<br />
Radiosendung gema<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e im<br />
Radio Sombor und im Radio Lora<br />
Züri<strong>ch</strong> gesendet werden wird.<br />
Mi<strong>ch</strong>aela Müller<br />
Sonders<strong>ch</strong>ule Vuk Karadzic<br />
Karadzic, do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dieser Doktor<br />
K.? – nein, keine Angst, Vuk Karadzic,<br />
ein serbis<strong>ch</strong>er Philologe, war<br />
der Reformator des serbis<strong>ch</strong>-kyrillis<strong>ch</strong>en<br />
Alphabets und S<strong>ch</strong>öpfer der<br />
modernen serbis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftspra<strong>ch</strong>e.<br />
Das Haus Vuk K. wurde 1974<br />
als Volkss<strong>ch</strong>ule gebaut und dient<br />
4.bis 12.April 2003 32 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
heute als Sonders<strong>ch</strong>ule für Sombor<br />
und Umgebung. Insgesamt werden<br />
220 Kinder unterri<strong>ch</strong>tet. Es gibt 45<br />
Lehrer, dazu 22 Hilfskräfte in Kü<strong>ch</strong>e<br />
und Haus, denn einige Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
bleiben die Wo<strong>ch</strong>e über in der<br />
S<strong>ch</strong>ule. Das Ziel der S<strong>ch</strong>ule ist es,<br />
die Kinder so weit als mögli<strong>ch</strong> zu<br />
fördern. Deshalb sind im Lehrkörper<br />
au<strong>ch</strong> ein Physiotherapeut, eine<br />
Logopädin und eine Psy<strong>ch</strong>ologin<br />
unterstützend tätig. Eine Mediothek<br />
soll helfen, psy<strong>ch</strong>omotoris<strong>ch</strong>e<br />
Störungen zu lindern. Einmal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />
werden au<strong>ch</strong> Volksweisen<br />
geübt, ein Mann mit einer Handorgel<br />
war zur Zeit unseres Besu<strong>ch</strong>es<br />
bei einer Klasse.<br />
Die S<strong>ch</strong>ulpfli<strong>ch</strong>t ist a<strong>ch</strong>t <strong>Jahre</strong>,<br />
dazu kommt no<strong>ch</strong> ein Zusatzjahr,<br />
wo die S<strong>ch</strong>üler au<strong>ch</strong> handwerkli<strong>ch</strong><br />
gefördert werden, um viellei<strong>ch</strong>t<br />
do<strong>ch</strong> einen Arbeitsplatz zu finden –<br />
dies ist bei der extrem hohen Arbeitslosigkeit<br />
und dem hohen Me<strong>ch</strong>anisierungsgrad<br />
in der Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
wohl no<strong>ch</strong> viel s<strong>ch</strong>wieriger<br />
als bei uns. Die Klassengrösse liegt<br />
bei rund zwöf Kindern, nur no<strong>ch</strong> eine<br />
Klasse wird in ungaris<strong>ch</strong>er Mutterspra<strong>ch</strong>e<br />
unterri<strong>ch</strong>tet.<br />
Die Klassenzimmer sind sehr<br />
klein, aber ein neues Gebäude sei<br />
im Entstehen. Der Pausenplatz und<br />
die verfügbaren Spielgeräte sind<br />
unzurei<strong>ch</strong>end. Wohl wi<strong>ch</strong>tiger als<br />
die bes<strong>ch</strong>eidene Einri<strong>ch</strong>tung der<br />
S<strong>ch</strong>ule sind aber die Lehrerinnen<br />
und Lehrer. Sie strahlen einen guten<br />
Geist aus.<br />
Im Einvernehmen mit der Stadt<br />
durften wir dem S<strong>ch</strong>ulleiter ankünden,<br />
dass das Geld der Gemeinde<br />
Romanshorn für einen neuen Computer<br />
für die Sonders<strong>ch</strong>ule eingesetzt<br />
wird. Eine deuts<strong>ch</strong>e Partnerstadt<br />
s<strong>ch</strong>enkte übrigens dieser<br />
S<strong>ch</strong>ule einen Kleinbus, der für<br />
S<strong>ch</strong>ülertransporte und Besorgungen<br />
verwendet wird und eine grosse<br />
Hilfe darstellt.<br />
Hans Sprunger<br />
BEHINDERTE<br />
In Otthon in Stara Moravica – im Bild der Altbauteil – leben die<br />
«vergessenen Kinder der Gesells<strong>ch</strong>aft».<br />
Behindertenheim Otthon<br />
Es ist knapp zwei <strong>Jahre</strong> her seit<br />
dem letzten Besu<strong>ch</strong> in «Otthon».<br />
«Inzwis<strong>ch</strong>en ist das Leben etwas<br />
lei<strong>ch</strong>ter», sagt Direktorin Gyöngyi<br />
Budaj, die uns zusammen mit Krankenpfleger<br />
Andor Nadgy Torma begrüsst.<br />
«Aber es ist immer no<strong>ch</strong> unter<br />
dem, was wir errei<strong>ch</strong>en wollen<br />
und wo wir waren.» Beeindruckende<br />
Worte angesi<strong>ch</strong>ts der Umstände,<br />
die einzelnen in der Gruppe ziemli<strong>ch</strong><br />
zu s<strong>ch</strong>affen ma<strong>ch</strong>en: Gestank,<br />
ungenügende hygienis<strong>ch</strong>e Verhält-<br />
nisse, herausgebro<strong>ch</strong>ene gläserne<br />
Mauersteine an einer Frontwand –<br />
und das bei Minustemperaturen in<br />
der Na<strong>ch</strong>t –, im Altbau no<strong>ch</strong> immer<br />
dieser Kaserneneindruck mit<br />
Metallbetten, dünner Matratze,<br />
wasserdi<strong>ch</strong>tem Überzug, weissem<br />
Leintu<strong>ch</strong> und einges<strong>ch</strong>lagener Wolldecke.<br />
Dieses Bild wird dur<strong>ch</strong> die<br />
Besi<strong>ch</strong>tigung des Neubaus etwas<br />
gemildert.<br />
Eine zwiespältige Erfahrung: Hier<br />
arbeiten Mens<strong>ch</strong>en, die das Beste<br />
4.bis 12.April 2003 33 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
für die «Versehrten» (Behinderten)<br />
wollen – im Budget 2003 fehlen<br />
monatli<strong>ch</strong> 25000 Euro, die der seit<br />
1946 für das Behindertenheim zuständige<br />
Staat ni<strong>ch</strong>t zahlt. Der<br />
S<strong>ch</strong>uldenberg häuft si<strong>ch</strong>. Der Staat<br />
hat in den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n ledigli<strong>ch</strong><br />
drei von zehn Re<strong>ch</strong>nungen<br />
bezahlt, die restli<strong>ch</strong>en 70 Prozent<br />
konnten nur dank humanitärer<br />
Unterstützung begli<strong>ch</strong>en werden.<br />
Auf Pump leben: Nirgends wird<br />
das so gut beherrs<strong>ch</strong>t wie in «Otthon».<br />
Im Dorf Stara Moravica vertrauen<br />
Bäcker, Metzger und S<strong>ch</strong>reiner<br />
auf die Staatsgarantie und hoffen,<br />
dass der Staat irgendwann seine<br />
S<strong>ch</strong>ulden beglei<strong>ch</strong>en wird. Das<br />
Heim böte ein auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>es Bild<br />
des Jammers, wenn da ni<strong>ch</strong>t die<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Wärme wäre, die Behinderte<br />
und Personal verbindet<br />
und die au<strong>ch</strong> von Besu<strong>ch</strong>ern wahrzunehmen<br />
ist.<br />
Und – das ein zweiter prägender<br />
Eindruck – die Unterstützung von<br />
«Gemeinden Gemeinsam» kann<br />
angesi<strong>ch</strong>ts dieser Not nur wenig<br />
ändern. Und denno<strong>ch</strong> wird sie ho<strong>ch</strong><br />
ges<strong>ch</strong>ätzt – aus der <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
ist längst eine Freunds<strong>ch</strong>aft geworden:<br />
Krankenpfleger Andor Nadgy<br />
Torma kommt im Herbst 2003 für<br />
BEHINDERTE<br />
vier Wo<strong>ch</strong>en in die S<strong>ch</strong>weiz, um<br />
hier zu arbeiten und unsere Verhältnisse<br />
kennenzulernen.<br />
Die Heimplätze sind begehrt – es<br />
gibt eine Warteliste. 350 Behinderte<br />
aus ganz Serbien im Alter von 18<br />
bis 91 <strong>Jahre</strong>n leben hier. Die meisten<br />
kommen erst, wenn ihre Eltern<br />
gestorben sind und niemand mehr<br />
für sie sorgt. Damit ist das Heim mit<br />
einer Kapazität von 330 einmal<br />
mehr überbelegt. Die Sterbli<strong>ch</strong>keitsrate<br />
ist ho<strong>ch</strong>. Das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter<br />
der «S<strong>ch</strong>ützlinge», wie die Betreuten<br />
hier au<strong>ch</strong> genannt werden,<br />
gibt Gyöngyi Budaj mit derzeit 50<br />
<strong>Jahre</strong>n an – im Sommer 2001 betrug<br />
es no<strong>ch</strong> 43 <strong>Jahre</strong>. Werden die<br />
Behinderten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> älter, wie<br />
Gyöngyi vor zwei <strong>Jahre</strong>n gesagt<br />
hat? Die Direktorin blickt auf zehn<br />
<strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit dem Regionalkomitée<br />
Bodensee-Rhein zurück.<br />
Der S<strong>ch</strong>recken von 1993 ist unvergessen.<br />
«Wir konnten in diesem<br />
kalten Winter die Heizung nur zwei<br />
Stunden am Vormittag und zwei<br />
Stunden am Na<strong>ch</strong>mittag benutzen.<br />
Es gab in einem Monat soviele Tote<br />
wie in den 19 <strong>Jahre</strong>n zuvor», erinnert<br />
sie si<strong>ch</strong>. «Früher gab es<br />
Was<strong>ch</strong>- und Hygienemittel für alle.<br />
Tanzvorführung in Stara Moravica für die Gäste aus der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Ein paar weitere Eindrücke: Bereits<br />
1988 wurden die Pläne für den<br />
vier Kilometer entfernten Neubau<br />
europäis<strong>ch</strong>en Zus<strong>ch</strong>nitts gezei<strong>ch</strong>net<br />
– er ist nie fertig gestellt worden<br />
und bereits wieder sanierungsbedürftig.<br />
Die Betreuung von S<strong>ch</strong>werbehinderten<br />
dur<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>ter Behinderte<br />
in «Pseudofamilien», eine<br />
zeitgemässe Betreuungsform, gibt<br />
es in «Otthon» bereits seit 17 <strong>Jahre</strong>n,<br />
nur wird sie aufgrund der äusseren<br />
Umstände wenig wahrgenommen.<br />
1999 gab es in «Otthon»<br />
wegen der Nato-Bombardierungen<br />
in der Vojvodina keinen Strom, vier<br />
Monate lang zahlte der Staat keine<br />
Löhne aus. Das blieb ni<strong>ch</strong>t ohne<br />
Folgen: Psy<strong>ch</strong>ologen und Heilpädagogen<br />
setzten si<strong>ch</strong> ins Ausland ab.<br />
Au<strong>ch</strong> Pädagogen und ein Teil des<br />
Pflegepersonals gingen.<br />
Der Mangel an Fa<strong>ch</strong>personal<br />
(Heilpädagogen, Sozialarbeiter,<br />
Psy<strong>ch</strong>ologen) ist bis heute geblieben<br />
– in Backi Topola haben 176<br />
Studenten ihr Studium abges<strong>ch</strong>lossen<br />
– «kein einziger in einer Ri<strong>ch</strong>tung,<br />
die si<strong>ch</strong> in ‹Otthon› einsetzen<br />
liesse», sagt Gyöngyi Budaj. Das<br />
Verhältnis Betreute-Betreuer gibt sie<br />
mit 2,6 zu 1 an. Angestellte verdienen<br />
hier rund 170 Euro pro Monat,<br />
Pflegepersonal 200 Euro, Putzpersonal<br />
etwas mehr als 100 Euro –<br />
der hö<strong>ch</strong>ste Lohn beträgt 250 bis<br />
260 Euro. Die Wo<strong>ch</strong>enarbeitszeit<br />
beträgt 35 Stunden – gearbeitet<br />
wird in 12-Stunden-S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.<br />
Die <strong>Jahre</strong>sre<strong>ch</strong>nung 2002 ergab<br />
Gesamtkosten von 300000 Euro<br />
(17 bis 18 Mio. Dinar), was ein Defizit<br />
von 50000 Euro ergibt.<br />
Christoph Zweili<br />
4.bis 12.April 2003 34 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft allgemein<br />
Das Pro-Kopf-Einkommen in Serbien<br />
und Montenegro liegt mit<br />
rund 1300 US-Dollar am unteren<br />
Ende in Osteuropa. Für die Bevölkerung<br />
ist eine Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
no<strong>ch</strong> kaum spürbar<br />
– die Situation lässt si<strong>ch</strong> mit<br />
den ersten <strong>Jahre</strong>n na<strong>ch</strong> der Wende<br />
in den andern osteuropäis<strong>ch</strong>en Ländern<br />
verglei<strong>ch</strong>en.<br />
Rein statistis<strong>ch</strong> ist die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Situation aber einigermassen<br />
stabil. Das heisst, die Währung –<br />
der Dinar – ist erstaunli<strong>ch</strong> solide,<br />
die Inflation konnte von über 100<br />
Prozent im Jahr 2000 auf rund<br />
zehn Prozent im Jahr 2003 heruntergebra<strong>ch</strong>t<br />
werden. Die Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
verzei<strong>ch</strong>net ein Wa<strong>ch</strong>stum<br />
von fünf bis se<strong>ch</strong>s Prozent, die Privatisierung<br />
s<strong>ch</strong>reitet langsam voran<br />
– alles auf sehr tiefem Niveau. Na<strong>ch</strong><br />
den Kriegen, den ausgebliebenen<br />
Reformen und der a<strong>ch</strong>tjährigen<br />
sanktionsbedingten Isolation hat<br />
das Land den Ans<strong>ch</strong>luss an die<br />
Weltwirts<strong>ch</strong>aft verloren und muss<br />
fast überall von vorne beginnen.<br />
Der Wohlstand der Siebziger- und<br />
A<strong>ch</strong>tzigerjahre ist – au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />
systematis<strong>ch</strong>e Ausplünderung<br />
Hygiene ist beim Somboled-Besu<strong>ch</strong> oberstes Gebot.<br />
WIRTSCHAFT<br />
dur<strong>ch</strong> das Milosevic-Regime – vers<strong>ch</strong>wunden.<br />
Mit weiteren Effekten der Privatisierung<br />
ist zu re<strong>ch</strong>nen, wenn die<br />
bisher in den Staatsbetrieben formal<br />
bes<strong>ch</strong>äftigten überzähligen Arbeitnehmer<br />
freigestellt werden. Genaue<br />
Zahlen zur Arbeitslosigkeit<br />
gibt es ni<strong>ch</strong>t – die Zahlen s<strong>ch</strong>wanken<br />
zwis<strong>ch</strong>en den offiziellen 17<br />
und über 50 (!) Prozent. Offen ist,<br />
wieviele Arbeitsplätze es in der weit<br />
verbreiteten S<strong>ch</strong>attenwirts<strong>ch</strong>aft<br />
gibt.<br />
In Sombor geht es nur der Mil<strong>ch</strong>und<br />
Glacéfabrik Somboled, der<br />
Speiseöl-Fabrik Sunce (Sonne), der<br />
S<strong>ch</strong>uhfabrik Boreli (trotz Nato-Bombardements)<br />
und der Akkumulatorenfabrik<br />
gut – letztere wird im<br />
Volksmund «Fabrika Akkumulatora<br />
Sombor» genannt, vertreibt ihre<br />
Produkte aber unter dem Label<br />
«Black Horse» (www.fas.co.yu). Die<br />
Bes<strong>ch</strong>lägefabrik Bane Sekulic hat<br />
2001 den Betrieb eingestellt. Bereits<br />
vor rund 5 bis 6 <strong>Jahre</strong>n wurde<br />
die Saucenfabrik Panonka ges<strong>ch</strong>lossen,<br />
die rund 1000 Angestellte bes<strong>ch</strong>äftigt<br />
hatte. In der Republik Serbien<br />
trat am 7.7.2001 ein neues<br />
Peter Isaack<br />
«Unter s<strong>ch</strong>wierigsten<br />
Bedingungen werden einzelne<br />
Frü<strong>ch</strong>te der Bemühungen um ein<br />
«normales» Leben si<strong>ch</strong>tbar. Die<br />
persönli<strong>ch</strong>e Unterstützung ist<br />
unabdingbar um die Leute zu<br />
motivieren, den einges<strong>ch</strong>lagenen<br />
Weg weiter zu verfolgen.»<br />
Privatisierungsgesetz in Kraft, das<br />
die Veräusserung von Unternehmen<br />
ohne vorherige Restrukturierung<br />
dur<strong>ch</strong> Auss<strong>ch</strong>reibungs- und Versteigerungsverfahren<br />
vorsieht. Dabei<br />
soll der Investor bis zu 70 Prozent<br />
des Unternehmenskapitals erwerben<br />
können, 30 Prozent gehen an<br />
die Belegs<strong>ch</strong>aft.<br />
Die Aufnahme von Serbien und<br />
Montenegro als 45. Mitglied des<br />
Europarates ist ein S<strong>ch</strong>ritt zur engeren<br />
Anbindung an Europa. Damit<br />
verbunden ist die Hoffnung auf<br />
mehr Demokratie, Re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>keit<br />
und die volle Wahrung der<br />
Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te.<br />
Christoph Zweili<br />
4.bis 12.April 2003 35 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Mil<strong>ch</strong>- und<br />
Glacéfabrik Somboled<br />
Die Mil<strong>ch</strong>fabrik Somboled wurde<br />
1934 vom S<strong>ch</strong>weizer Max Dudli gegründet.<br />
Produziert wurden in der<br />
«S<strong>ch</strong>weizer Käsefabrik» Hart-,<br />
Mittelhart- und Wei<strong>ch</strong>käse, später<br />
au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>melzkäse mit S<strong>ch</strong>weizer<br />
Mas<strong>ch</strong>inen sowie Somborer Käse<br />
und Butter. 1968 wurde die Glaceproduktion<br />
aufgenommen und die<br />
Fabrik auf den Namen Somboled<br />
umbenannt. Der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Direktor,<br />
dipl. Ing. Agoston Hauke, wurde<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz ausgebildet.<br />
Somboled hat mehrere Preise für<br />
seine Produkte gewonnen. Heute<br />
gibt es vier vers<strong>ch</strong>iedene Produktionslinien:<br />
Pasteurisierte Mil<strong>ch</strong> und<br />
Joghurt, halbwei<strong>ch</strong>e und wei<strong>ch</strong>e<br />
Käsesorten, S<strong>ch</strong>melzkäse sowie<br />
Glace und andere gefrorene Desserts.<br />
Mil<strong>ch</strong> und Joghurt werden<br />
vor allem für den lokalen Markt<br />
produziert, Käse wird in ganz Serbien-Montenegro<br />
und zu einem<br />
kleineren Teil au<strong>ch</strong> in Kroatien, Bosnien-Herzegowina,<br />
Mazedonien<br />
und sogar in die S<strong>ch</strong>weiz vertrieben.<br />
Somboled ist der grösste Hersteller<br />
von Feta-Käse im Balkan und<br />
wurde dafür mehrfa<strong>ch</strong> ausgezei<strong>ch</strong>net.<br />
Zur Zeit werden tägli<strong>ch</strong> 70000 Liter<br />
Mil<strong>ch</strong> von umliegenden (staatli<strong>ch</strong>en)<br />
Farmen verarbeitet. Die mas<strong>ch</strong>inelle<br />
Infrastruktur wirkt gepflegt<br />
und gut unterhalten, «ist<br />
aber meist aus zweiter Hand», sagt<br />
Agoston Hauke. Es gibt feste Abnehmerpreise:<br />
Somboled zahlt 15<br />
Dinars (25 Cents) für den Liter<br />
WIRTSCHAFT<br />
Mil<strong>ch</strong>, der später im Laden 80<br />
Cents kostet. Auf Sauberkeit am<br />
Arbeitsplatz wird grossen Wert gelegt:<br />
Ni<strong>ch</strong>t nur, dass Besu<strong>ch</strong>er in<br />
S<strong>ch</strong>utzanzüge gekleidet werden,<br />
«wenn eine importierte Zutat ni<strong>ch</strong>t<br />
den Hygienevors<strong>ch</strong>riften entspri<strong>ch</strong>t,<br />
stellen wir die Produktion lieber ein,<br />
als eine qualitative Einbusse unserer<br />
Produkte in Kauf zu nehmen», erklärt<br />
Agoston Hauke. Der regional<br />
tätige Lebensmittel-Inspektor hat<br />
sein Büro in der Fabrik. Somboled<br />
bes<strong>ch</strong>äftigt heute 300 Angestellte<br />
und ist damit na<strong>ch</strong> Sunce der<br />
zweitgrösste private Arbeitgeber in<br />
Sombor – zu Beginn der Neunzigerjahre<br />
waren es no<strong>ch</strong> 400. Der<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn in der Firma beträgt<br />
230 Euro. Die Privatisierung<br />
ist praktis<strong>ch</strong> vollzogen: 70 Prozent<br />
des Firmenkapitals gehört heute<br />
privaten Eigentümern – den Angestellten,<br />
30 Prozent – was dem verbleibenden<br />
staatli<strong>ch</strong>en Anteil entspri<strong>ch</strong>t<br />
– stehen zum Verkauf.<br />
Für den Glacéverkauf hat Somboled<br />
einen Direktverkauf aufgezogen:<br />
Unter dem Namen Sombolina<br />
werden die Produkte aus fahrenden<br />
Verkaufswagen angeboten, im<br />
Somborer Stadtzentrum wird eine<br />
Eisdiele mit dem glei<strong>ch</strong>en Namen<br />
geführt.<br />
Hauke würde «Somboled» gerne<br />
EU-taugli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, do<strong>ch</strong> dazu<br />
müsste der zum Teil veraltete Mas<strong>ch</strong>inenpark<br />
erneuert werden –<br />
«dafür fehlt im Moment aber das<br />
Kapital».<br />
Christoph Zweili<br />
Gesprä<strong>ch</strong> mit Goran Bulajic,<br />
ehemaliger Stadtpräsident<br />
von Sombor<br />
Bulajic, Jurist, ist heute Postdirektor<br />
im Bezirk Sombor, na<strong>ch</strong> wie vor<br />
Mitglied des Gemeindeparlamentes,<br />
seit 2001 einer von vier nationalen<br />
Vizepräsidenten der Demokratis<strong>ch</strong>en<br />
Partei Serbiens (Kostunica).<br />
Die Funktion des Bezirksstatthalters<br />
gab er na<strong>ch</strong> einem Ents<strong>ch</strong>eid<br />
seiner Partei auf aus Unzufriedenheit<br />
mit der DOS-Koalition<br />
(DOS, Demokratis<strong>ch</strong>e Opposition<br />
Serbiens, der Zusammens<strong>ch</strong>luss von<br />
19 demokratis<strong>ch</strong>en Parteien, die<br />
den Sturz von Milosevic herbeigeführt<br />
haben).<br />
Politis<strong>ch</strong>e Fragen<br />
Wel<strong>ch</strong>es sind die Differenzen zwis<strong>ch</strong>en<br />
der Demokratis<strong>ch</strong>en Partei<br />
(Djindjic) und der Demokratis<strong>ch</strong>en<br />
Partei Serbiens (Kostunica)?<br />
Goran Bulajic: Ihr Programm ist<br />
ähnli<strong>ch</strong>, aber der Weg der Umsetzung<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Die DPS will<br />
zuerst die Institutionen aufbauen<br />
und die Verfassung ändern. Die DP<br />
ist da pragmatis<strong>ch</strong>er. Kostunica<br />
ging Djindjic zunehmend auf die<br />
Nerven, weil er den Reformprozess<br />
na<strong>ch</strong> seiner Eins<strong>ch</strong>ätzung zu langsam<br />
anging. Das zeigt si<strong>ch</strong> zum Beispiel<br />
in der Frage der Privatisierung.<br />
Bulajic hat Djindjic gut gekannt,<br />
sie waren seit 1991 zunä<strong>ch</strong>st in der<br />
glei<strong>ch</strong>en Partei, er fand ihn sympathis<strong>ch</strong><br />
und bewunderte seine Energie.<br />
Zum Verhängnis wurde Djindjic<br />
sein Pakt mit dem Teufel, der Legija<br />
(einem Teil des serbis<strong>ch</strong>en Geheimdienstes).<br />
Dieser hatte am<br />
5.10.2000 verspro<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>t zu<br />
intervenieren. Originalton Djindjic:<br />
«I<strong>ch</strong> habe Freunde sowohl im Paradies<br />
wie in der Hölle.»<br />
Ist Kostunica anti-westli<strong>ch</strong>?<br />
Bulajic: Kostunica ist europaorientiert,<br />
vor allem na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong>. Er<br />
wandte si<strong>ch</strong> gegen eine Auslieferung<br />
von Milosevic an den Internationalen<br />
Geri<strong>ch</strong>tshof in Den Haag,<br />
weil eine sol<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> ungesetzli<strong>ch</strong><br />
war, und erst im Na<strong>ch</strong>hinein das<br />
Gesetz dahingehend geändert wur-<br />
4.bis 12.April 2003 36 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
WIRTSCHAFT<br />
Fragen an Goran Bulajic, ehemaliger Somborer Stadtpräsident<br />
insbesondere zur Privatisierung<br />
Der Zusammenbru<strong>ch</strong> der UDSSR 1989 kostete Jugoslawien den Verlust<br />
der Ostmärkte. Das Kriegsges<strong>ch</strong>ehen mit dem jahrelangen UNO-Embargo<br />
legte die Wirts<strong>ch</strong>aft Serbiens vollends lahm, da nun au<strong>ch</strong> der Export in<br />
den Westen verloren ging. Es konnte keine Umstellung auf neue Te<strong>ch</strong>nologien<br />
erfolgen, veraltete Produktionsstätten produzierten ebensol<strong>ch</strong>e Produkte.<br />
Inländis<strong>ch</strong>er Kapitalmangel hemmte Investitionen zusätzli<strong>ch</strong>. Die<br />
Auss<strong>ch</strong>au na<strong>ch</strong> Investoren na<strong>ch</strong> Kriegsende gestaltet si<strong>ch</strong> mühsam, die<br />
Absatzmärkte sind ni<strong>ch</strong>t vorhanden, die Kaufkraft am Boden.<br />
Vordringli<strong>ch</strong>stes Erfordernis ist langfristige Stabilität in ökonomis<strong>ch</strong>er<br />
und gesetzli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t, um ausländis<strong>ch</strong>en Investoren Vertrauen zu vermitteln,<br />
aber au<strong>ch</strong>, um die soziale Si<strong>ch</strong>erheit der Mens<strong>ch</strong>en zu gewährleisten.<br />
Baldige Hilfe tut Not, da die soziale Katastrophe in Si<strong>ch</strong>t ist: Offiziell<br />
960000 Arbeitslose, inoffiziell sind es 1,2 Millionen, das entspri<strong>ch</strong>t 20 bis<br />
25 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung. Sombor hat mehr Arbeitslose<br />
als Bes<strong>ch</strong>äftigte!<br />
Die Privatisierung gilt als Hoffnungsträger, um die daniederliegende<br />
Staatskasse wieder aufzufüllen. Na<strong>ch</strong> altem Re<strong>ch</strong>t war Eigentum für Ausländer<br />
nur für 40 <strong>Jahre</strong> gestattet, nun kann Eigentum dauernd erworben<br />
werden. Der Erlös der verkauften Firmen geht an den Staat, um die Löhne<br />
und Renten zu bezahlen, und Investitionen im Lande zu tätigen. Goran<br />
Bulajic wehrt si<strong>ch</strong> aber gegen Verkäufe unter dem Wert, wie sie s<strong>ch</strong>on<br />
teilweise getätigt wurden.<br />
Beispiel 1: Die Fleis<strong>ch</strong>fabrik in Sombor soll für einen Euro (!) erworben<br />
werden können, da si<strong>ch</strong> wegen mangelhafter Marktaussi<strong>ch</strong>ten bis jetzt<br />
keine Investoren gemeldet haben.<br />
Beispiel 2: Der Ex-Direktor der Fleis<strong>ch</strong>fabrik, Matievic kaufte einen landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Grossbetrieb in Bezdan mit rund 4000 Hektaren Land, indem<br />
er 51 Prozent der Aktien seinen Arbeitern abkaufte. Für diese 51 Prozent<br />
bezahlte er 35000 Euro, er entliess die 220 Arbeiter, verkaufte Viehbestand<br />
und Mas<strong>ch</strong>inen, nur das Land ist no<strong>ch</strong> vorhanden.<br />
Beispiel 3: Hands<strong>ch</strong>uhfabrik in Sombor. Der Preis wurde ni<strong>ch</strong>t bekannt,<br />
er war aber sehr günstig. Käufer war ein Konsortium aus drei Personen<br />
(darunter der Sohn des Bauern Kajic), gegen die nun ein Verfahren wegen<br />
Korruption läuft.<br />
Beispiel 4: Für 535000 Euro wurde in Ungarn Dünger gekauft. Die Ware<br />
wurde nie geliefert, die Firma ist pleite und das Geld vers<strong>ch</strong>wunden.<br />
Der Prozess endete mit einem Direktorenwe<strong>ch</strong>sel. Infos waren auf indirekten<br />
Wegen zu erfahren, wel<strong>ch</strong>e Bulajic veröffentli<strong>ch</strong>te. Er wurde in der<br />
Folge bedroht.<br />
Beispiel 5: Drei Zementfabriken wurden dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Weltkonzerne<br />
gekauft, unter anderem Holcim S<strong>ch</strong>weiz (S<strong>ch</strong>midheiny), die bei einem<br />
ges<strong>ch</strong>ätzten Wert von 120 Mio. Euro die Werke zum Preis von 75<br />
Mio. Euro erwarben. Die Zementfabriken waren zu 75 Prozent Staatseigentum<br />
und zu 25 Prozent Eigentum der Bürger. Unter diesen Voraussetzungen<br />
konnte en bloc verkauft werden. Bulajic wendet si<strong>ch</strong> gegen sol<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>leuderpreise und Kartellabspra<strong>ch</strong>en. Nötig ist, das Privatisierungsgesetz<br />
zu verändern und die Betriebe als KMU zu veräussern.<br />
Peter Isaack<br />
de. Kostunica wollte den Prozess in<br />
Serbien dur<strong>ch</strong>führen, au<strong>ch</strong> aus Befür<strong>ch</strong>tung,<br />
dass Milosevic in Den<br />
Haag zum Märtyrer werde. Ni<strong>ch</strong>t<br />
korrekt war Djindjic, als er und Sivkovic,<br />
der heutige Ministerpräsident,<br />
mit Frau Albright in den USA<br />
konferierten, ohne Kostunica, den<br />
Präsidenten Jugoslawiens, vorher<br />
zu informieren.<br />
Versu<strong>ch</strong>t Kostunica heute, die Wähler<br />
von Milosevic und Seselj für si<strong>ch</strong><br />
zu gewinnen und ma<strong>ch</strong>t deshalb<br />
Konzessionen in Ri<strong>ch</strong>tung Nationalismus?<br />
Bulajic: Das tat au<strong>ch</strong> Djindjic mit<br />
seinem Vors<strong>ch</strong>lag einer Teilung Kosovos.<br />
Jemand muss ja die Wähler<br />
von Seselj, der jetzt au<strong>ch</strong> in Den<br />
Haag sitzt, übernehmen. Kostunica<br />
ist kein Nationalist, seine Partei ist<br />
Mitte re<strong>ch</strong>ts. Au<strong>ch</strong> Bulajic wird (von<br />
der Canak-Partei/SP in der Vojvodina)<br />
bes<strong>ch</strong>uldigt, Nationalist zu sein<br />
– dabei habe er s<strong>ch</strong>on 1991 gegen<br />
den Krieg in Vukovar ges<strong>ch</strong>rieben,<br />
gegen die Mobilisierung der jungen<br />
Männer. Mate Materic, der führende<br />
Kroate in Sombor, zeigte si<strong>ch</strong><br />
damals sehr zufrieden.<br />
Weshalb werden die günstigen<br />
Yugo-Autos zu 3500 Euro ni<strong>ch</strong>t exportiert?<br />
Goran Bulajic: Das lohnt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t,<br />
da der Gestehungspreis bei Euro<br />
5000 liegt, und ni<strong>ch</strong>t der Standard<br />
geboten werden kann, wie ihn si<strong>ch</strong><br />
die Mitteleuropäer vorstellen. Erst<br />
muss der Staat die Fabrik sanieren.<br />
Als Partner wäre Fiat gut, denkbar<br />
wäre au<strong>ch</strong> Peugeot.<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsfragen<br />
Werden au<strong>ch</strong> die landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Staatsgüter privatisiert?<br />
Bulajic: Die Bauern wurden na<strong>ch</strong><br />
dem zweiten Weltkrieg enteignet,<br />
für den Eigenbesitz waren maximal<br />
zwölf Hektaren gestattet, im Berggebiet<br />
17 Hektaren. 1991 wurde<br />
per Gesetz die Rückgabe eingeleitet.<br />
Der Staatsbesitz umfasste au<strong>ch</strong><br />
den Grossgrundbesitz Deuts<strong>ch</strong>er. Es<br />
besteht kein Gesetz für eine Denationalisierung,<br />
Notiert: Arne Engeli<br />
4.bis 12.April 2003 37 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Gesprä<strong>ch</strong> mit Dr. Bozidar Roca,<br />
Präsident der Somborer Handelskammer<br />
Die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Situation ist desolat:<br />
WIRTSCHAFT<br />
• Die grossen Landgüter (3000 bis 5000 Hektaren) aus der<br />
kommunistis<strong>ch</strong>en Zeit sind s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t bewirts<strong>ch</strong>aftet – als Ausländer kann<br />
man hier aber Land kaufen. Man müsste jetzt investieren, do<strong>ch</strong> fehlt es an<br />
Kapital und die Zinsen sind sehr ho<strong>ch</strong> (14 bis 15 Prozent ).<br />
• Zu Zeiten der Autonomie der Vojvodina war diese Region die Speisekammer<br />
von Jugoslawien. Sie wurde in den Neunzigerjahren s<strong>ch</strong>amlos<br />
ausgeraubt – jetzt sind hier Suppenkü<strong>ch</strong>en nötig.<br />
• Die Arbeitslosigkeit (gegenwärtig offiziell 17 bis 18 Prozent) wird im<br />
Zuge der Privatisierung der Betriebe no<strong>ch</strong> wa<strong>ch</strong>sen. Anstelle einer Rente<br />
kann man eine einmalige Abfindung erhalten (je na<strong>ch</strong> Dienstjahr 3000 bis<br />
8000 Euro), um si<strong>ch</strong> eventuell selbständig ma<strong>ch</strong>en zu können.<br />
• Es fehlt aber an Kaufkraft, darum haben KMU's wenig Chance, Fuss zu<br />
fassen und si<strong>ch</strong> zu entwickeln. Auf unsere Frage, ob die Handelskammer<br />
in diesem Berei<strong>ch</strong> ein Programm vorzulegen hat, werden wir auf Republikebene<br />
verwiesen, dort seien die Fa<strong>ch</strong>kräfte.<br />
• Der Platz im europäis<strong>ch</strong>en Markt ist verloren, der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Rückstand<br />
kaum aufzuholen. Russland ist gegenüber Jugoslawien zudem s<strong>ch</strong>wer<br />
vers<strong>ch</strong>uldet, zahlt jetzt zurück mit Gas und Öl und ist nur no<strong>ch</strong> ein<br />
bes<strong>ch</strong>eidener Handelspartner. Die eigene Regierung ist mit internen<br />
Problemen so gebunden, dass die Auslandbeziehungen verna<strong>ch</strong>lässigt<br />
werden. Immerhin ist jetzt Jugoslawien seit dem 3. März 2003 Mitglied<br />
des Europarates.<br />
• Der dringend nötige Ausbau der Infrastruktur würde Arbeitsplätze<br />
s<strong>ch</strong>affen, aber der Staat hat kaum Geld dafür. Korruption und Mafia<br />
vers<strong>ch</strong>langen, was no<strong>ch</strong> vorhanden war – ihnen ist jetzt allerdings<br />
(na<strong>ch</strong> dem Mord an Ministerpräsident Djindjic) der Kampf angesagt.<br />
• Die Jugend, au<strong>ch</strong> wenn sie gut ausgebildet ist, sieht hier im eigenen<br />
Land keine Perspektive. Sie will auswandern na<strong>ch</strong> Europa.<br />
• Fazit: Jugoslawien sitzt in der Falle. Um si<strong>ch</strong> zu befreien, brau<strong>ch</strong>t es<br />
finanzielle Hilfe beziehungsweise Investitionen aus dem Ausland. «Könnt<br />
ihr bei den S<strong>ch</strong>weizer Banken lobbyieren?». Aber das Ausland wird bei<br />
den vorhandenen Rahmenbedingungen kaum investieren.<br />
Zur Person: Professor an der Ökonomis<strong>ch</strong>en Fakultät in<br />
Subotica und Novi Sad, Inhaber der Firma Panonia.<br />
1986 s<strong>ch</strong>rieb er seine Dissertation über Freien Handel<br />
(als das no<strong>ch</strong> ein Tabu war).<br />
Notiert: Arne Engeli<br />
4.bis 12.April 2003 38 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
Einmal mehr durften wir bei unserem<br />
Jubiläumsbesu<strong>ch</strong> in Sombor<br />
au<strong>ch</strong> bei meinem Freund Ivan Kajic<br />
auf seinem modernen Hof einen<br />
Besu<strong>ch</strong> abstatten.<br />
Einiges hat si<strong>ch</strong> geändert in den<br />
letzten zwei <strong>Jahre</strong>n. Trotz sehr<br />
s<strong>ch</strong>wierigen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnissen<br />
hat Ivan in eine neue<br />
Überda<strong>ch</strong>ung seiner Mastplätze für<br />
Munimast investiert. Gut genährt<br />
und gepflegt s<strong>ch</strong>auen uns die<br />
Mastbullen aus ihren offenen Abteilen<br />
beim Rundgang zu. Offenfront-Haltung<br />
nennt si<strong>ch</strong> dieses System<br />
bei uns und wird als sehr modern<br />
und tiergere<strong>ch</strong>t gelobt. Au<strong>ch</strong><br />
im S<strong>ch</strong>weinemast-Stall s<strong>ch</strong>lägt mein<br />
Herz beim Anblick der gesunden<br />
und ruhigen Tiere wieder höher.<br />
Diese Art von Tierhaltung und Betriebsmanagement<br />
wäre au<strong>ch</strong> bei<br />
uns in der S<strong>ch</strong>weiz vorbildli<strong>ch</strong>.<br />
Beim ans<strong>ch</strong>liessenden Mittagessen<br />
in der Stube zeigen si<strong>ch</strong> aber<br />
sehr s<strong>ch</strong>nell die dunklen Wolken<br />
am Landwirts<strong>ch</strong>aftshimmel. Serbien<br />
Ivan Kajic und Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t im Sommer 2002.<br />
LANDWIRTSCHAFT<br />
wird ab September 2003 an die EU-<br />
Aussengrenze stossen (Kroatien,<br />
Ungarn und Grie<strong>ch</strong>enland) und mit<br />
Bosnien, Rumänien und Bulgarien<br />
no<strong>ch</strong> ärmere Na<strong>ch</strong>barn haben als<br />
sie selbst sind.<br />
Was dies für Auswirkungen hat,<br />
erfährt Ivan im eigenen Betrieb. Seine<br />
Masts<strong>ch</strong>weine und Mastbullen<br />
kann er ni<strong>ch</strong>t mehr na<strong>ch</strong> Kroatien<br />
und Ungarn exportieren, da die serbis<strong>ch</strong>e<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t EUkompatibel<br />
ist. Der Binnenmarkt<br />
und die andern Na<strong>ch</strong>barstaaten<br />
brau<strong>ch</strong>en wegen der hohen Arbeitslosigkeit<br />
und der fehlenden<br />
persönli<strong>ch</strong>en Finanzen viel weniger<br />
Fleis<strong>ch</strong> auf dem Markt, da an teuren<br />
Nahrungsmitteln gespart wird.<br />
Die Folge davon? – Ivans s<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>treife<br />
S<strong>ch</strong>weine und Bullen finden<br />
keinen Abnehmer, der Betrieb hat<br />
das nötige Einkommen ni<strong>ch</strong>t …! Eine<br />
ähnli<strong>ch</strong>e Situation zeigt si<strong>ch</strong> auf<br />
dem Brotgetreidemarkt. Der Staat<br />
«kauft» die gesamte Brotgetreide-<br />
Produktion auf und verteilt sie wie-<br />
der in alle Landesregionen. Da das<br />
bankrotte Serbien für das Brotgetreide<br />
von 2002 ni<strong>ch</strong>ts an die Landwirte<br />
bezahlt hat, produzierte Ivan<br />
an Stelle von 30 Hektaren Weizen<br />
dieselbe Flä<strong>ch</strong>e zusätzli<strong>ch</strong>es Futtergetreide<br />
für seine Masttiere zur Eigenversorgung.<br />
Au<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>lag ins<br />
Wasser, da für die Tiere kein Absatz<br />
mehr da ist.<br />
Dies die Situation auf einem mustergültig<br />
geführten Spitzenbetrieb.<br />
Wie sieht es dann erst für alle die<br />
vielen kleinen Nebenerwerbs-Betriebe<br />
aus, wo der Betriebsleiter<br />
no<strong>ch</strong> einem Zusatzerwerb na<strong>ch</strong>gehen<br />
muss, um zu überleben? Dies<br />
bei einer Arbeitslosigkeit von mehr<br />
als 40 Prozent!<br />
Gerne hätte i<strong>ch</strong> Ivan ein paar gute<br />
Rats<strong>ch</strong>läge und Tipps gegeben.<br />
Woher soll i<strong>ch</strong> sie au<strong>ch</strong> nehmen?<br />
Ratlosigkeit steht in den Gesi<strong>ch</strong>tern<br />
ges<strong>ch</strong>rieben und der sonst so lebensbejahende<br />
Ivan und seine Gattin<br />
ma<strong>ch</strong>en einen sehr kummervollen<br />
Eindruck.<br />
Wir verlassen die gastli<strong>ch</strong>e Familie<br />
Kajic mit s<strong>ch</strong>werem Herzen. Auf<br />
der einen Seite sehr bedrückt ob<br />
der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aussi<strong>ch</strong>ten der<br />
Zukunft – wiederum aber ein weiteres<br />
Mal rei<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>enkt dur<strong>ch</strong> ihre<br />
Gastfreunds<strong>ch</strong>aft, die ihresglei<strong>ch</strong>en<br />
su<strong>ch</strong>t. Jeder von unserer Delegation<br />
erhielt eine persönli<strong>ch</strong>e Flas<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>naps und einen Kulen (Paprikasalami)<br />
als Erinnerung an unseren<br />
Besu<strong>ch</strong>. Wie werden wir die<br />
Situation unserer Freunde beim<br />
nä<strong>ch</strong>sten Besu<strong>ch</strong> antreffen?<br />
Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t<br />
4.bis 12.April 2003 39 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Kir<strong>ch</strong>en<br />
Allgemein<br />
Bei den Kir<strong>ch</strong>en in der Vojvodina<br />
hat si<strong>ch</strong> die konfessionelle Struktur<br />
verändert, ni<strong>ch</strong>t zuletzt dur<strong>ch</strong> die<br />
orthodoxen serbis<strong>ch</strong>en Zuwanderer<br />
(Flü<strong>ch</strong>tlinge). Die reformierten und<br />
katholis<strong>ch</strong>en Gemeinden wurden<br />
ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t, während die orthodoxe<br />
Kir<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> jahrelanger Unterdrückung<br />
erstarkte. Der warme<br />
Empfang bei der reformierten Gemeinde<br />
in Sombor, wie später im<br />
katholis<strong>ch</strong>en Pfarrhaus spre<strong>ch</strong>en<br />
aber au<strong>ch</strong> von einer Lebendigkeit<br />
und Hoffnung die genährt wird<br />
dur<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, aber si<strong>ch</strong>er<br />
au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong>e wie den unsern,<br />
die helfen der Resignation<br />
entgegenzuwirken. Freude bereitet<br />
es au<strong>ch</strong>, von unsern S<strong>ch</strong>utzengel-<br />
Gymnasiasten zu hören, wie wi<strong>ch</strong>tig<br />
sie finden dass Diakonie von katholis<strong>ch</strong>er<br />
und evangelis<strong>ch</strong>er Seite<br />
geleistet wird, etwas was die orthodoxe<br />
Kir<strong>ch</strong>e in diesem Sinne ni<strong>ch</strong>t<br />
tut.<br />
Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er<br />
Reformierte Kir<strong>ch</strong>e<br />
Helles Glockengeläut ruft am Sonntagmorgen<br />
zum Gottesdienst der<br />
ungaris<strong>ch</strong>en reformierten Gemeinde.<br />
Dunkel gekleidete, vor allem ältere<br />
Leute streben der kleinen Kir<strong>ch</strong>e<br />
zu. Uns, den Gästen, werden<br />
die vorderen Kir<strong>ch</strong>enbänke zugewiesen<br />
– früher waren sie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
den Honoratioren vorbehalten.<br />
Draussen ist es sehr kalt<br />
und drinnen ni<strong>ch</strong>t viel wärmer. Am<br />
Ende der Bank liegen deuts<strong>ch</strong>e Bibeln<br />
vers<strong>ch</strong>iedener Ausgaben und<br />
Übersetzungen. Na<strong>ch</strong> dem Eingangsspiel<br />
auf einem kleinen Harmonium<br />
tritt Laienprediger Andor<br />
Bèkàssy, wo<strong>ch</strong>entags ist er Elektroingenieur,<br />
im gefältelten s<strong>ch</strong>warzen<br />
Talar auf und beginnt ungaris<strong>ch</strong> mit<br />
der S<strong>ch</strong>riftlesung, die si<strong>ch</strong> die Gemeinde<br />
stehend anhört. Der Raum<br />
ist s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t, weiss getün<strong>ch</strong>te Wände,<br />
auf einer kleinen «Bühne» steht<br />
der Abendmahlstis<strong>ch</strong> und dahinter<br />
KIRCHEN<br />
an der Wand ist die Kanzel angebra<strong>ch</strong>t,<br />
über wenige Treppenstufen<br />
errei<strong>ch</strong>bar. Die mä<strong>ch</strong>tige Stimme<br />
von Andor Bèkàssy stimmt ein Lied<br />
an und füllt mit ihrem Klang den<br />
hintersten Winkel der Kir<strong>ch</strong>e. Die<br />
Gebete, zuerst auf ungaris<strong>ch</strong>, dann<br />
auf deuts<strong>ch</strong>, dann no<strong>ch</strong>mals Gesang<br />
runden den Gottesdienst ab.<br />
Die Grussadresse aus der S<strong>ch</strong>weiz<br />
erfreuen die Kir<strong>ch</strong>gänger si<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />
Kàlman Fis<strong>ch</strong>er, ehemaliger Gymnasiallehrer<br />
übersetzt und Pfarrer Bèkàssy<br />
steuert Ergänzungen bei. Das<br />
Motto aus Galater 6,2 «Einer trage<br />
des andern Last, so werdet Ihr das<br />
Gesetz Christi erfüllen», wird dur<strong>ch</strong><br />
einen finanziellen Zustupf und<br />
Brief<strong>ch</strong>en von Blumen- und Gemüsesamen<br />
untermauert.<br />
Im Gesprä<strong>ch</strong> bedauert Pfarrer Bèkàssy<br />
den gegenwärtigen Zustand:<br />
Die Gemeinde hat fast keine Kinder,<br />
als Ungarn oder Deuts<strong>ch</strong>stämmige<br />
und Reformierte sind sie in einer<br />
doppelten Minderheitenrolle. Es<br />
ist bewegend und zuglei<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ämend<br />
zu sehen, wie diese Mens<strong>ch</strong>en<br />
si<strong>ch</strong> über einen einfa<strong>ch</strong>en Besu<strong>ch</strong><br />
freuen, der für sie die Hoffnung<br />
bedeutet, ni<strong>ch</strong>t ganz vergessen<br />
und verlassen zu sein.<br />
Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er<br />
Orthodoxe Kir<strong>ch</strong>e<br />
Bei unserm Besu<strong>ch</strong> in der orthodoxen<br />
Kir<strong>ch</strong>e in Sombor fiel uns sofort<br />
auf: die Kir<strong>ch</strong>e war gut gefüllt, bis<br />
gegen Ende des Gottesdienstes sogar<br />
überfüllt. Die meisten Gläubigen<br />
sind zwei Stunden lang gestanden,<br />
zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> immer au<strong>ch</strong><br />
wieder gekniet und (vor allem Frauen)<br />
haben si<strong>ch</strong> tief gebeugt, haben<br />
si<strong>ch</strong> oft bekreuzigt. Sie sind zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> wieder einmal zu<br />
einem Bild gegangen und haben es<br />
geküsst. Für uns war es sehr<br />
s<strong>ch</strong>wierig, dem Gottesdienst zu folgen.<br />
Wir hatten au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t den Ein-<br />
Mi<strong>ch</strong>aela Müller<br />
«Mein Leben in der S<strong>ch</strong>weiz ist in<br />
Zuckerwatte gebettet, dasjenige<br />
der Mens<strong>ch</strong>en in Sombor<br />
ereignet si<strong>ch</strong> in der realen<br />
Realität.»<br />
druck, dass die Gläubigen den<br />
Worten der Priester sehr andä<strong>ch</strong>tig<br />
zuhörten, viel auffallender war, wie<br />
sie si<strong>ch</strong> an den Riten, au<strong>ch</strong> mit kurzen<br />
Gesängen beteiligten.<br />
Immer wieder haben au<strong>ch</strong> Leute<br />
an einem Kiosk an der Rückwand<br />
der Kir<strong>ch</strong>e Kerzen gekauft oder einfa<strong>ch</strong><br />
Geld bezahlt. Die Stimmung<br />
war einerseits andä<strong>ch</strong>tig, andrerseits<br />
au<strong>ch</strong> geprägt von einer Ges<strong>ch</strong>äftigkeit.<br />
Die Gottesdienstbesu<strong>ch</strong>er<br />
kamen unregelmässig, verliessen<br />
die Kir<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> oder<br />
bewegten si<strong>ch</strong> im Kir<strong>ch</strong>enraum. Si<strong>ch</strong>er<br />
vier Mal traten Priester aus<br />
dem Allerheiligsten und s<strong>ch</strong>wenkten<br />
Weihrau<strong>ch</strong>kessel, spra<strong>ch</strong>en kurz<br />
zur Menge, die oft mit Worten<br />
oder einem kurzen Lied antwortete<br />
und si<strong>ch</strong> dann au<strong>ch</strong> zum Empfang<br />
der Kommunion anstellte. Das Brot<br />
war in einem Kel<strong>ch</strong> eingetau<strong>ch</strong>t<br />
und wurde mit einem goldenen<br />
Löffel ausgeteilt.<br />
Die Priester waren am S<strong>ch</strong>luss bereit,<br />
auf unsere Fragen zu antworten.<br />
Es war au<strong>ch</strong> ein junger Mann<br />
dabei, der erst kürzli<strong>ch</strong> seine Matur<br />
mit einem Spitzenresultat gema<strong>ch</strong>t<br />
hatte und jetzt ein orthodoxes Theologiestudium<br />
begonnen hatte. Sie<br />
waren sehr freundli<strong>ch</strong>, aber ni<strong>ch</strong>t<br />
sehr gesprä<strong>ch</strong>ig, i<strong>ch</strong> hatte den Eindruck,<br />
dass sie au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t<br />
begriffen, warum wir Fragen stellen<br />
wollten. Auf unsere Frage, ob die<br />
kleinen Babies au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on Eu<strong>ch</strong>aristie<br />
erhalten würden, war die Auskunft<br />
einfa<strong>ch</strong>: Ja. Wir fragten dann<br />
4.bis 12.April 2003 40 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas weiter, wie das<br />
mit dem Wein für die kleinen Kinder<br />
sei. Die Antwort: es sei süsser<br />
Wein gewesen (was na<strong>ch</strong> meiner<br />
Erfahrung ni<strong>ch</strong>t stimmte).<br />
Sie bestätigten, dass es jetzt sehr<br />
viel mehr Leute im Gottesdienst<br />
hatte als unter der alten Regierung,<br />
vor allem au<strong>ch</strong> wieder viele Junge.<br />
Sie verstanden das als Folge der<br />
Aufhebung des politis<strong>ch</strong>en antikir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Druckes unter dem<br />
kommunistis<strong>ch</strong>en System.<br />
Spätere Gesprä<strong>ch</strong>e ergaben allerdings,<br />
dass dies eher eine Widerspiegelung<br />
der ethnis<strong>ch</strong>en Vers<strong>ch</strong>iebungen<br />
als der Befreiung vom<br />
kommunistis<strong>ch</strong>en Druck sei. Auf alle<br />
Fälle konnte der katholis<strong>ch</strong>e Priester<br />
keine entspre<strong>ch</strong>ende Veränderung<br />
feststellen, die reformierte Kir<strong>ch</strong>e<br />
erfuhr viel eher einen gewaltigen<br />
Rückgang ihrer aktiven Mitglieder,<br />
weil viele jüngere ungaris<strong>ch</strong><br />
spre<strong>ch</strong>ende Reformierte na<strong>ch</strong> Ungarn<br />
ausgewandert sind, so dass<br />
der Pfarrer feststellte, er habe fast<br />
nur no<strong>ch</strong> Beerdigungen. Die bedrückende<br />
Stimmung der reformierten<br />
Kir<strong>ch</strong>e entspra<strong>ch</strong> offenbar<br />
der Stimmung der ungaris<strong>ch</strong>en<br />
Volksgruppe, die stark am S<strong>ch</strong>winden<br />
ist.<br />
No<strong>ch</strong> ausgeprägter war das bei<br />
den Evangelis<strong>ch</strong>en. Na<strong>ch</strong> dem zweiten<br />
Weltkrieg war gegen eine halbe<br />
Million Deuts<strong>ch</strong>er vertrieben worden<br />
oder sind selber ausgewandert.<br />
Das hat ni<strong>ch</strong>t nur eine S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung<br />
der Landwirts<strong>ch</strong>aft und des Gewerbes<br />
in der Vojvodina mit si<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t,<br />
sondern au<strong>ch</strong> eine Reduktion<br />
des evangelis<strong>ch</strong>en Anteils.<br />
Au<strong>ch</strong> die Gruppe der jüdis<strong>ch</strong>en<br />
Glaubensgemeins<strong>ch</strong>aft ist während<br />
des Krieges und na<strong>ch</strong>her kleiner geworden.<br />
(uns ist das aufgefallen in<br />
Novi Sad, das no<strong>ch</strong> eine gewaltig<br />
grosse, vom Staat renovierte Synagoge,<br />
aber nur no<strong>ch</strong> 300 Mitglieder<br />
hat).<br />
Es ist also im letzten halben Jahrhundert<br />
ni<strong>ch</strong>t nur die ethnis<strong>ch</strong>e<br />
KIRCHEN<br />
Vielfalt dieser Region dur<strong>ch</strong> die<br />
Kriege zerstört worden, sondern<br />
au<strong>ch</strong> die interkonfessionelle Vers<strong>ch</strong>iedenheit<br />
beeinträ<strong>ch</strong>tigt worden.<br />
Das Zusammenleben ist zwar<br />
no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, verloren gegangen<br />
ist aber die Ausgewogenheit der<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Konfessionen.<br />
Eine andere Beoba<strong>ch</strong>tung s<strong>ch</strong>eint<br />
mir bemerkenswert: als wir zusammen<br />
mit den GymnasiastInnen das<br />
Kloster Krusedol und die Kathedrale<br />
von Sremski Karlovci, besu<strong>ch</strong>ten,<br />
da kauften etli<strong>ch</strong>e dieser jungen<br />
Mens<strong>ch</strong>en Kerzen und Heiligenbilder.<br />
Es haben au<strong>ch</strong> auffallend viele<br />
Mäd<strong>ch</strong>en und Frauen orthodoxe<br />
Kreuze umgehängt. Diese si<strong>ch</strong>tbaren<br />
Zei<strong>ch</strong>en der Religion haben offenbar<br />
eine starke Bedeutung. Ob<br />
das neu so ist, oder ob das s<strong>ch</strong>on<br />
immer so war? Es ist eine andere<br />
Art von Frömmigkeit, die hier gepflegt<br />
wird und wieder in Mode<br />
kommt? Umgekehrt waren beim<br />
«Runden Tis<strong>ch</strong>» oder an andern<br />
Orten, wo über die Probleme des<br />
Landes diskutiert wurde, wenig an<br />
religiösen Anstössen zu hören.<br />
Auf alle Fälle ist ni<strong>ch</strong>t nur ein<br />
zahlenmässiges Wa<strong>ch</strong>sen sondern<br />
au<strong>ch</strong> ein Erstarken des Selbstbewusstseins<br />
der orthodoxen (und<br />
serbis<strong>ch</strong>en) Bevölkerung und Kir<strong>ch</strong>e<br />
feststellbar.<br />
Paul Rutishauser<br />
Im katholis<strong>ch</strong>en Pfarrhaus<br />
Zu dritt besu<strong>ch</strong>en wir um 9 Uhr die<br />
katholis<strong>ch</strong>e Messe. Es ist eiskalt.<br />
Mir fällt der lebendige kleine Kir<strong>ch</strong>en<strong>ch</strong>or<br />
auf mit vor allem jungen<br />
Leuten und die motivierende Dirigentin:<br />
Es ist Rosmarie Mik, die<br />
au<strong>ch</strong> von uns ges<strong>ch</strong>ätzte Kate<strong>ch</strong>etin.<br />
Josip Pekanovic, der katholis<strong>ch</strong>e<br />
Pfarrer spri<strong>ch</strong>t in der Predigt sehr<br />
eindringli<strong>ch</strong> und frei vom Manuskript<br />
über Joh. 12, 20-33. I<strong>ch</strong> frage<br />
ihn na<strong>ch</strong>her na<strong>ch</strong> dem Inhalt seiner<br />
Predigt. Grie<strong>ch</strong>en su<strong>ch</strong>en Jesus in<br />
Jerusalem auf, um ihn und seine<br />
Bots<strong>ch</strong>aft kennen zu lernen. Worüber<br />
spri<strong>ch</strong>t er? Über seinen bevorstehenden<br />
Tod: Der Same muss in<br />
die Erde und sterben, damit er<br />
Fru<strong>ch</strong>t bringt. Si<strong>ch</strong> hingeben, dienen,<br />
das ist seine Bots<strong>ch</strong>aft.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Gottesdienst führt uns<br />
Rosmarie, umringt von jungen Leuten,<br />
dur<strong>ch</strong> ihre Ausstellung des<br />
Kreuzweges, den sie mit ihren<br />
S<strong>ch</strong>ülerlinnen und S<strong>ch</strong>ülern mit einfa<strong>ch</strong>en<br />
Materialien eindrückli<strong>ch</strong> gestaltet<br />
hat. Wir werden in die grosse<br />
Stube gebeten, wo si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Gemeindeglieder versammelt<br />
haben zum allsonntägli<strong>ch</strong>en Gesprä<strong>ch</strong><br />
mit dem Pfarrer (bei einem<br />
Gläs<strong>ch</strong>en Birnens<strong>ch</strong>naps), während<br />
die Jungen si<strong>ch</strong> in einem andern<br />
Raum versammeln, diesmal ohne<br />
Rosmarie, die si<strong>ch</strong> zu uns in die Stube<br />
setzt und zwis<strong>ch</strong>enhinein Anordnungen<br />
in der Kü<strong>ch</strong>e geben<br />
muss, wo die S<strong>ch</strong>wester von Josip<br />
und weitere Frauen für uns tätig<br />
sind. Na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> treffen au<strong>ch</strong><br />
die andern Mitglieder unserer<br />
Gruppe ein und wärmen si<strong>ch</strong> am<br />
Ka<strong>ch</strong>elofen. Ein leckeres Mittagessen<br />
wird für uns alle aufgetis<strong>ch</strong>t.<br />
Angeregt unterhalten wir uns,<br />
oben am Tis<strong>ch</strong> mit Josip, unten am<br />
Tis<strong>ch</strong> mit Rosmarie, dazwis<strong>ch</strong>en mit<br />
einem Gemeindeglied.<br />
Wir erfahren einiges über den<br />
Religionsunterri<strong>ch</strong>t, der seit September<br />
2002 neu in den S<strong>ch</strong>ulen<br />
erteilt wird. Das Alternativfa<strong>ch</strong> zur<br />
Religion ist eine Ausbildung in Zivilgesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Organisatoris<strong>ch</strong> ist es<br />
für eine Minderheitenkir<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t<br />
lei<strong>ch</strong>t, dieser Aufgabe in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
S<strong>ch</strong>ulhäusern na<strong>ch</strong>zukommen,<br />
zumal die Klassen jede Wo<strong>ch</strong>e<br />
we<strong>ch</strong>seln zwis<strong>ch</strong>en Vormittagsund<br />
Na<strong>ch</strong>mittagss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und der<br />
Religionsunterri<strong>ch</strong>t in der ersten<br />
oder letzten Stunde stattfinden<br />
muss. Positive Erfahrungen ma<strong>ch</strong>en<br />
Rosmarie und Josip in den Lehrerzimmern,<br />
es findet so etwas wie eine<br />
Entmystifizierung des Priesters<br />
statt; orthodoxe Priester, die no<strong>ch</strong><br />
nie Unterri<strong>ch</strong>t gegeben haben, holen<br />
si<strong>ch</strong> Rat, das Eis s<strong>ch</strong>milzt au<strong>ch</strong><br />
bei den Atheisten, von denen einige<br />
ja no<strong>ch</strong> die Zeit erlebt haben,<br />
wo der Klassenlehrer ein Minuszei<strong>ch</strong>en<br />
setzen musste bei S<strong>ch</strong>ülern,<br />
die den Religionsunterri<strong>ch</strong>t besu-<br />
4.bis 12.April 2003 41 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
<strong>ch</strong>en. Einmal im Monat gibt es eine<br />
Kindermesse mit Kinder<strong>ch</strong>or. Besonders<br />
gefeiert wird mit den Kindern<br />
und den Eltern an Weihna<strong>ch</strong>ten<br />
und Ostern. Am Franziskustag<br />
(4.10.) werden Künstler zu einer<br />
Ausstellung eingeladen. Die Arbeit<br />
mit den Kindern ist wi<strong>ch</strong>tig. Viele<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e treiben si<strong>ch</strong> auf der<br />
Strasse und in Bars herum und landen<br />
bei Drogen.<br />
Die katholis<strong>ch</strong>e Minderheit im<br />
Bistum Backa (Bis<strong>ch</strong>ofssitz ist Subotica)<br />
zählt 30000 Ungarn und<br />
10000 Kroaten (rund se<strong>ch</strong>s Prozent<br />
der Bevölkerung). Zur Zeit gibt es<br />
30 Theologiestudenten. Josip unterri<strong>ch</strong>tet<br />
seit sieben <strong>Jahre</strong>n Kate<strong>ch</strong>etik<br />
in Subotica und Novi Sad, eine<br />
vierjährige Ausbildung – heuer<br />
sind 60 im ersten Kursjahr. S<strong>ch</strong>wierig<br />
ist die Finanzierung.<br />
Arne Engeli<br />
KIRCHEN<br />
Ana Bu vom EHO in Novi Sad in Sremski Karlovci –<br />
Mittelpunkt des Srem.<br />
4.bis 12.April 2003 42 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Medien<br />
Allgemein<br />
Der plötzli<strong>ch</strong>e Sturz von Slobodan<br />
Milosevic am 5. Oktober 2000 bedeutet<br />
ni<strong>ch</strong>t automatis<strong>ch</strong>, dass es<br />
nun den unabhängigen Medien<br />
von einem Tag auf den andern besser<br />
geht. Na<strong>ch</strong> wie vor ist die Medienfreiheit<br />
ni<strong>ch</strong>t gewährleistet.<br />
Zwar wurde das strikteste Pressegesetz<br />
von ganz Europa – 1998 von<br />
Milosevic zur Unterdrückung der<br />
Medien in Serbien eingeführt –<br />
na<strong>ch</strong> dem Ma<strong>ch</strong>twe<strong>ch</strong>sel im Frühjahr<br />
2001 aufgehoben, aber bis<br />
heute ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> neue Regelungen<br />
ersetzt. Die Medienfreiheit wurde<br />
aufgrund des ausgerufenen Notstandes<br />
na<strong>ch</strong> der Ermordnung von<br />
Premierminister Zoran Djindjic erneut<br />
stark bes<strong>ch</strong>nitten. Trotz bald<br />
vorliegender gesetzli<strong>ch</strong>er Rahmenbedingungen<br />
wird es no<strong>ch</strong> einige<br />
Zeit dauern, bevor die unabhängige<br />
Presse ihre Aufgabe als Kontrolleur<br />
von Korruption und staatli<strong>ch</strong>em<br />
Missbrau<strong>ch</strong> gere<strong>ch</strong>t werden kann.<br />
Für Fragen von Radio und Fernsehen<br />
wird aufgrund eines im Jahr<br />
2002 erlassenen Gesetzes bald ein<br />
Medienrat seine Tätigkeit aufnehmen.<br />
Vor dem Parlament liegt zur<br />
Zeit au<strong>ch</strong> ein neues Gesetz über die<br />
öffentli<strong>ch</strong>e Information, das die Informationsfreiheit<br />
definiert sowie<br />
die Re<strong>ch</strong>te und Pfli<strong>ch</strong>ten der Mediens<strong>ch</strong>affenden,Persönli<strong>ch</strong>keitss<strong>ch</strong>utz,<br />
Gegendarstellungsre<strong>ch</strong>t<br />
und anderes mehr samt zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Strafbestimmungen.<br />
Somborer Zeitung<br />
Die staatli<strong>ch</strong>e Somborer Zeitung –<br />
eine Einbundzeitung – ers<strong>ch</strong>eint<br />
einmal pro Wo<strong>ch</strong>e am Freitag in einer<br />
Auflage von 6000 bis 7000<br />
Exemplaren und erinnert von der<br />
Aufma<strong>ch</strong>ung her an ein yellow<br />
press-Produkt. Ein <strong>Jahre</strong>sabonnement<br />
gibt es zwar, aber die Leser<br />
kaufen die Zeitung lieber für 50<br />
Cents am Kiosk. Das <strong>Jahre</strong>sbudget<br />
beträgt laut dem neuen Herausgeber<br />
(Editor) 200 000 Euro. Bei der<br />
MEDIEN<br />
Zeitung sind 14 Personen bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />
Im Gesprä<strong>ch</strong> wird von soliden<br />
Verhältnissen in Bezug auf die Löhne<br />
gespro<strong>ch</strong>en. Die Zeitung soll privatisiert<br />
werden, konkrete Pläne gebe<br />
es aber no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. «Es gibt keine<br />
Zensur, aber no<strong>ch</strong> immer besteht<br />
der Ausnahmezustand wegen<br />
der Ermordung des Ministerpräsidenten<br />
Zoran Djindjic», erklärt der<br />
Herausgeber.<br />
Die ebenfalls neue Chefredaktorin<br />
erklärt den Aufbau der Zeitung,<br />
die willkürli<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en kyrillis<strong>ch</strong>er<br />
und lateinis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>rift we<strong>ch</strong>selt. In<br />
der Zeitung findet nur Lokales<br />
Platz, Themen aus anderen Landesregionen<br />
oder gar ein Auslandteil<br />
fehlen. Auf der vierfarbigen Front<br />
werden die Themen angerissen,<br />
dann folgen s<strong>ch</strong>warzweisse Themenseiten.<br />
Auf der Seite zwei wird<br />
ein wi<strong>ch</strong>tiges Ereignis gebra<strong>ch</strong>t: Das<br />
Krankenhaus hat 10 000 Dollar von<br />
einem Somborer Gastarbeiter erhalten.<br />
Die Seite drei ist wi<strong>ch</strong>tig für die<br />
Zeitung: Hier wird Brandheisses<br />
aufgearbeitet, ers<strong>ch</strong>eint wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />
eine politis<strong>ch</strong>e Karikatur sowie<br />
ein Aphorismus der Wo<strong>ch</strong>e und<br />
werden übernommene Artikel aus<br />
anderen (staatli<strong>ch</strong>en) Zeitungen gedruckt.<br />
Dann folgen Themenseiten<br />
zu Kultur, Bildung, Service Public<br />
und Gesells<strong>ch</strong>aft. Die Zeitung<br />
s<strong>ch</strong>liesst mit dem Sportteil.<br />
Vieles sind Beri<strong>ch</strong>te. Anspru<strong>ch</strong>svolle<br />
Artikel oder Hintergrundinformationen<br />
gibt es keine. Au<strong>ch</strong> fehlen<br />
Meinungsartikel (Leitartikel,<br />
Kommentare, Feature). Das Anzeigen-,<br />
Textverhältnis wird von der<br />
Redaktion auf 30 zu 70 ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />
Radio Sombor<br />
Radio Sombor ist zwar auf dem<br />
glei<strong>ch</strong>en Stockwerk im Pressezentrum<br />
im alten Rathaus untergebra<strong>ch</strong>t,<br />
von der Zeitungsredaktion<br />
aber dur<strong>ch</strong> ein abs<strong>ch</strong>liessbares Gitter<br />
getrennt. Früher seien beide Ab-<br />
Marianne von Grünigen<br />
«Sombor ers<strong>ch</strong>eint mir als eine<br />
Stadt, in der viele Bürgerinnen<br />
und Bürger trotz bitterer<br />
Erfahrungen in der jüngsten<br />
Vergangenheit, trotz verbreiteter<br />
Armut und Arbeitslosigkeit zum<br />
Aufbru<strong>ch</strong> in eine neue Zeit bereit<br />
sind. Besonders beeindruckend<br />
sind die jungen Mens<strong>ch</strong>en, die<br />
beharrli<strong>ch</strong> an eine Zukunft in<br />
ihrer traditionsrei<strong>ch</strong>en Stadt<br />
glauben und an deren Gestaltung<br />
mitwirken wollen.»<br />
teilungen zusammen gewesen, sagt<br />
uns der stellvertretende Ges<strong>ch</strong>äftsleiter.<br />
Bis Ende Juli soll die Privatisierung<br />
abges<strong>ch</strong>lossen sein. Der Stadt<br />
sollen dann no<strong>ch</strong> 30 bis 40 Prozent<br />
Anteil gehören, der Rest den Angestellten,<br />
die dafür Bankkredite aufnehmen<br />
müssen, die sie innerhalb<br />
vorn se<strong>ch</strong>s <strong>Jahre</strong>n zurückzahlen.<br />
Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn beträgt 300<br />
Euro. Sieben Journalisten arbeiten<br />
ständig hier, dazu 15 Teilzeit-Angestellte<br />
und 7 Te<strong>ch</strong>niker. Dem Sender,<br />
der in 3 Tonstudios ein erstes<br />
und ein zweites Programm produziert,<br />
stehen 9 9 Millionen Dinar<br />
(150 000 Euro) aus dem Budget der<br />
Stadt zur Verfügung, weitere 1,5<br />
Mio Euro sollen über Radiospots<br />
zusammenkommen.<br />
Das Radio sendet mit einer Rei<strong>ch</strong>weite<br />
von 300 Kilometern 24 Stunden<br />
am Tag und errei<strong>ch</strong>t 62 000<br />
Hörer. Jede Stunde gibt es eine<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tensendung, zwei Stunden<br />
am Tag wird ungaris<strong>ch</strong> gesendet –<br />
es gibt au<strong>ch</strong> Sendungen für Roma<br />
in deren Spra<strong>ch</strong>e. Der Sender plant<br />
eine Sendung mit dem Zür<strong>ch</strong>er Radio<br />
LoRa auf der glei<strong>ch</strong>en Frequenz.<br />
Pro Stunde dürfen nur zwölf Minu-<br />
4.bis 12.April 2003 43 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
ten Werbung gema<strong>ch</strong>t werden. Der<br />
stellvertetende Ges<strong>ch</strong>äftsleiter ist<br />
stolz darauf, dass Radio Sombor in<br />
einer aktuellen Umfrage auf dem 4.<br />
Platz liegt – auf dem ersten ist das<br />
unabhängige Radio B-92 in Belgrad,<br />
eine der Keimzellen im<br />
Widerstand gegen Milosevic.<br />
RTV Spektar Sombor<br />
RTV Spektar ist einer von zwei privaten<br />
TV-Sendern in Sombor – in<br />
der Vojvodina gibt es no<strong>ch</strong> weitere,<br />
in Serbien rund 120 meist private<br />
TV-Sender. Seit dem Vertragsabs<strong>ch</strong>luss<br />
im Februar 2003 gehört<br />
Spektar – inklusive der dazugehörigen<br />
Radiostation – zu 49 Prozent<br />
einer amerikanis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Die übrigen 51 Prozent sind in den<br />
Händen der Somborerin Zorica Bakic<br />
und ihres Mannes, die 1991 den<br />
privaten TV-Sender RTV Spektar<br />
(der Name lehnt an das Wort Spektrum<br />
an) gründeten.<br />
«Wir waren das erste elektronis<strong>ch</strong>e<br />
Medium in der Vojvodina», erklärt<br />
die ehemalige Journalistin Bakic<br />
stolz. Heute produzieren 30 Angestellte<br />
Sendungen, die während<br />
6 bis 7 Stunden pro Tag ausgestrahlt<br />
werden. Gewisse Sendungen<br />
werden wiederholt. 30 bis 35<br />
Prozent sind eigene Programme,<br />
der Rest wird von anderen Sendern<br />
Bei Radio Sombor zu Besu<strong>ch</strong>.<br />
MEDIEN<br />
übernommen. Diese erhalten als<br />
Gegenleistung Werbezeit auf RTV<br />
Spektar. Der Sender errei<strong>ch</strong>t<br />
350 000 Zus<strong>ch</strong>auer.<br />
Der Weg von TV/Radio Spektar<br />
war ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t. Das 1991<br />
gegründete Medium hat früher mit<br />
dem staatli<strong>ch</strong>en Radio Sombor zusammen<br />
gearbeitet: Spektar sendete<br />
von 8 bis 18 Uhr, Sombor von 18<br />
bis 8 Uhr früh. «Do<strong>ch</strong> 1993 wurde<br />
der Vertrag ni<strong>ch</strong>t mehr erneuert»,<br />
sagt Zorica Bakic. 1993 waren erst<br />
zwölf Angestellte bes<strong>ch</strong>äftigt – um<br />
die eigene Sendelizenz zu erwerben<br />
und den Traum von der eigenen<br />
privaten TV-Station zu verwirkli<strong>ch</strong>en,<br />
musste das Ehepaar Bakic<br />
das eigene Haus verkaufen. A<strong>ch</strong>tmal<br />
erfuhr Spektar die Repressionen<br />
des strengsten Pressegesetzes<br />
Europas am eigenen Leib: «A<strong>ch</strong>tmal<br />
verbot uns das Innenministerium,<br />
unsere Arbeit zu tun», sagt<br />
Zorica Bakic rückblickend ni<strong>ch</strong>t ohne<br />
Stolz. «Als wir 1994 die Musik<br />
von berühmten Sängern aus Kroatien<br />
bra<strong>ch</strong>ten, wollte uns das die<br />
Regierung verbieten.» 1999 na<strong>ch</strong><br />
dem Nato-Bombardement sei ihr<br />
Sender zum Oppositionssender für<br />
Djindjic geworden – «eine gefährli<strong>ch</strong>e<br />
Situation», sagt Bakic. Als die<br />
Bomben fielen, galten spezielle Bestimmungen<br />
für die Medien. «Die<br />
Regierung in Belgrad s<strong>ch</strong>rieb uns<br />
vor, wie wir zu beri<strong>ch</strong>ten hatten.<br />
Die ‹Nato are monsters› lautete einer<br />
dieser Kernsätze und wir sollten<br />
senden, dass wir ni<strong>ch</strong>t unter dem<br />
Regime leiden.»<br />
«Ein regelmässiges Sendekonzept<br />
gibt es ni<strong>ch</strong>t», sagt Zorica Bakic,<br />
die keinen Zweifel daran lässt,<br />
dass sie allein ents<strong>ch</strong>eidet, was in<br />
den Äther geht. Dreimal tägli<strong>ch</strong><br />
gibt es Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tensendungen zu<br />
Kultur, Wissens<strong>ch</strong>aft oder Ökonomie<br />
– andere Themen wie Politik,<br />
Gesells<strong>ch</strong>aft oder Sport spri<strong>ch</strong>t sie<br />
ni<strong>ch</strong>t an. Und warum muss man<br />
RTV Spektar sehen? «Um gut informiert<br />
zu sein, besonders über aktuelle<br />
Probleme», entgegnet die<br />
Chefredaktorin s<strong>ch</strong>lagfertig. Ein Teil<br />
des Konzerts von Iuventus Cantat<br />
mit dem Kammer<strong>ch</strong>or Kreuzlingen<br />
vom Vorabend ist bereits in den<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten gesendet worden, das<br />
ganze Konzert soll zu einem späteren<br />
Zeitpunkt no<strong>ch</strong> ausgestrahlt<br />
werden.<br />
Was ist ihre Vision? «I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te<br />
frei arbeiten können. Der Vertrag<br />
mit der US-Company gibt uns die<br />
Si<strong>ch</strong>erheit, au<strong>ch</strong> morgen no<strong>ch</strong> das<br />
tun zu können, was wir gerne<br />
mö<strong>ch</strong>ten.»<br />
Christoph Zweili<br />
4.bis 12.April 2003 44 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Kulturelles Rahmenprogramm<br />
Konzerte,<br />
Zigeunermusik und Volkstanz<br />
Ein rei<strong>ch</strong>es Kulturprogramm begleitete<br />
unseren Aufenthalt in Sombor.<br />
Für Montag stand Musik und Tanz<br />
mit Romas in Backa Monostor auf<br />
dem Programm, am Dienstag das<br />
gemeinsame Konzert von «Iuventus<br />
Cantat» und dem Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or<br />
in der Synagoge von Novi<br />
Sad, am Mittwo<strong>ch</strong> dasselbe Konzert<br />
no<strong>ch</strong>mals im Saal des Alten<br />
Rathauses von Sombor ergänzt<br />
dur<strong>ch</strong> einen Kinder<strong>ch</strong>or und am<br />
Donnerstag ein Abend mit der Folklore<br />
Gruppe Ravangrad in Sombor.<br />
Zigeunermusik<br />
Na<strong>ch</strong> einem Besu<strong>ch</strong> des Jugendcamps<br />
des Roten Kreuzes am Donau-Theiss-Kanal<br />
waren wir in ein<br />
Restaurant mit Zigeunermusik in<br />
Backa Monostor eingeladen. Endli<strong>ch</strong><br />
konnten wir uns aufwärmen.<br />
Das Abendessen im Camp hatte bei<br />
etwa 12 Grad Raumtemperatur<br />
stattgefunden und si<strong>ch</strong> über einige<br />
Stunden hingezogen. Im Restaurant<br />
spendete ein grosser Holzofen intensive<br />
Wärme. Neben dem Ofen<br />
sass eine alte Frau mit ihren Enkelkindern.<br />
Die Musiker, zwei Akkor-<br />
KULTURELLES RAHMENPROGRAMM<br />
deonspieler und ein S<strong>ch</strong>lagbass,<br />
sangen und spielten lautstark und<br />
s<strong>ch</strong>wungvoll zum Tanz auf und<br />
na<strong>ch</strong> ersten Hemmungen wagten<br />
wir uns aufs «Parkett». Der Raum<br />
war eng, man tanzte um die Musiker<br />
herum und zwis<strong>ch</strong>en Billardtis<strong>ch</strong><br />
und Ofen.<br />
Ein junge Serbin Nathalia Saile,<br />
die in der S<strong>ch</strong>weiz lebt und das<br />
nä<strong>ch</strong>ste Sommerlager mitgestalten<br />
wird, führte einen traditionellen<br />
Tanz an und zeigte uns die nötigen<br />
S<strong>ch</strong>ritte. In einem der Lieder kam<br />
als Kehrvers immer wieder: «Jugoslawia»!<br />
Ni<strong>ch</strong>t nur die Roma-Bevölkerung<br />
hat si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an die<br />
offizielle Bezei<strong>ch</strong>nung «Serbien-<br />
Montenegro» gewöhnt. Die Lieder<br />
klangen pathetis<strong>ch</strong> und gefühlvoll.<br />
Was Wunder, dass wir im Auto auf<br />
dem Heimweg «Trittst im Morgenrot<br />
daher» anstimmten, um dann<br />
zu «Na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong> zogen zwei<br />
Grenadier» überzugehen, das in<br />
der französis<strong>ch</strong>en Marseillaise ausklingt.<br />
Chorkonzert<br />
Der Jugend<strong>ch</strong>or «Iuventus Cantat»<br />
ist international bekannt. Die Sän-<br />
Christoph Zweili<br />
«No<strong>ch</strong> nie war so deutli<strong>ch</strong> zu<br />
spüren, dass es soviele junge<br />
Mens<strong>ch</strong>en in der Vojvodina gibt,<br />
die si<strong>ch</strong> dem Hier und Jetzt<br />
stellen wollen, statt davonzulaufen.<br />
Sie wollen mitreden<br />
und die Welt zum Bessern<br />
verändern. Das hat mi<strong>ch</strong><br />
beeindruckt.»<br />
ger und Sängerinnen im Alter bis<br />
zu 25 <strong>Jahre</strong>n habe ein hohes Niveau<br />
und ma<strong>ch</strong>en regelmässig Auslandstournéen.<br />
Sie waren s<strong>ch</strong>on<br />
fünfmal in der S<strong>ch</strong>weiz zu Gast. Eine<br />
kleine Delegation hatte uns bereits<br />
am ersten Abend beim Empfang<br />
dur<strong>ch</strong> die Stadt Sombor mit<br />
einigen Liedern unter der Leitung<br />
eines jungen Dirigenten Dorde Perovic<br />
begrüsst. Am Dienstagabend<br />
traten die rund 60 Sängerinnen<br />
und Sänger unter der Leitung des<br />
Komponisten Aleksandar S. Vujic<br />
auf, von dem der Eingangs<strong>ch</strong>or, eine<br />
moderne Komposition über das<br />
deuts<strong>ch</strong>e «Vater unser» und der<br />
Singe, wem Gesang gegeben: Der Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or (links) und «Iuventus Cantat» mit Dorde Perovic.<br />
4.bis 12.April 2003 45 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
serbis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>luss<strong>ch</strong>or stammten.<br />
Diese wurden gemeinsam mit dem<br />
Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or aufgeführt,<br />
wobei Vujic den deuts<strong>ch</strong>en<br />
Chor und der Kreuzlinger Musiklehrer<br />
Hanspeter S<strong>ch</strong>är den serbis<strong>ch</strong>en<br />
Chor dirigierte. Natürli<strong>ch</strong> hatten zuvor<br />
intensive gemeinsame Proben<br />
stattgefunden Die serbis<strong>ch</strong>en Sängerinnen<br />
traten in bodenlangen,<br />
weitfliessenden blauen Gewändern<br />
auf, die Herren in S<strong>ch</strong>warz mit Fliege,<br />
unsere SeminaristInnen und Seminaristen<br />
im Gegensatz dazu alle<br />
in S<strong>ch</strong>warz mit farbigen Halstü<strong>ch</strong>ern.<br />
Hanspeter S<strong>ch</strong>är dirigierte im<br />
ersten Teil des Konzertes seine fünf<br />
Sänger und 11 Sängerinnen, denen<br />
sowohl bei den geistli<strong>ch</strong>en Gesängen<br />
wie bei Volkliedern und Gospelsongs<br />
hö<strong>ch</strong>ste Präsenz und<br />
Konzentration abverlangt war. Mit<br />
«Ain’t she sweet?» und «Ding<br />
Dong» sangen sie si<strong>ch</strong> endgültig in<br />
die Herzen des Publikums, das mit<br />
begeistertem Applaus reagierte.<br />
Der zweite Teil des Konzerts war<br />
musikalis<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>lungenen und<br />
zum Teil ho<strong>ch</strong> dramatis<strong>ch</strong>en serbis<strong>ch</strong>en<br />
Kompositionen gewidmet.<br />
Zwei der jungen Chormitglieder, eine<br />
Sopranistin und ein Tenor, sangen<br />
Solostellen. Leider gab es keine<br />
Übersetzung der Texte.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Konzert im Somborer<br />
alten Rathaus wurde no<strong>ch</strong> lange im<br />
Probenraum des Jugend<strong>ch</strong>ors gemeinsam<br />
gesungen und gefeiert.<br />
Volkstanz<br />
Am Donnerstagabend durften wir<br />
beim Probeabend einer Folkloregruppe<br />
zusehen. Was uns geboten<br />
wurde, könnte auf jeder Bühne bestehen.<br />
Kunstvolle Reigen, abwe<strong>ch</strong>selnd<br />
in Zweier-, Dreier-, Se<strong>ch</strong>sergruppen,<br />
einmal die Frauen im<br />
Innenkreis, die Männer in Reihen<br />
daran vorbei. Wirbelnde Ges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />
Ein Tanz, bei dem die Männer<br />
S<strong>ch</strong>ellen an den Füsse tragen<br />
und mit akrobatis<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
die Beine s<strong>ch</strong>wingen, um<br />
die S<strong>ch</strong>ellen zum Klingen zu bringen.<br />
Die Musik wurde von einem<br />
Or<strong>ch</strong>ester aus Geige, Kontrabass,<br />
Klarinette, Querflöte, Trompete,<br />
KULTURELLES RAHMENPROGRAMM<br />
Trommel, Gitarre und lautenähnli<strong>ch</strong>en<br />
Zupfinstrumenten von Kindern<br />
und Erwa<strong>ch</strong>senen gespielt.<br />
Au<strong>ch</strong> die Tänzerinnen und Tänzer<br />
gehörten vers<strong>ch</strong>iedenen Altersgruppen<br />
an: Die Kinder proben jeweils<br />
bis 21 Uhr, dana<strong>ch</strong> tanzen die Erwa<strong>ch</strong>senen.<br />
Viele Tänze beginnen<br />
mit einer kleinen Pantomime, die in<br />
den Tanz übergeht. Se<strong>ch</strong>s der Frauen<br />
sangen mit starken Stimmen<br />
Volkslieder. Bei einem Tanz mit bunten<br />
Tü<strong>ch</strong>ern werfen si<strong>ch</strong> die Männer<br />
im Sprung vor den Frauen auf<br />
die Knie, die ho<strong>ch</strong>erhobenen Hauptes<br />
um si<strong>ch</strong> werben lassen. Die stolze<br />
Haltung der Frauen fiel besonders<br />
auf.<br />
Wir Gäste wurden aufgefordert,<br />
einen sehr einfa<strong>ch</strong>en Tanz mitzutanzen<br />
und zum Abs<strong>ch</strong>luss forderten<br />
uns einige Tänzer und Tänzerinnen<br />
no<strong>ch</strong> zu einem sehr s<strong>ch</strong>nellen<br />
Paartanz auf.<br />
Ein Album ma<strong>ch</strong>te die Runde, in<br />
dem die Tänzerinnen und Tänzer in<br />
Tra<strong>ch</strong>t zu sehen sind. Es muss ein<br />
Vergnügen sein, sie bei einer Aufführung<br />
zu erleben. Am Probenabend<br />
herrs<strong>ch</strong>ten Turnhosen, Jeans<br />
und T-Shirts vor.<br />
Die Folklore Gruppe Ravangrad<br />
hat 350 Mitglieder, das Or<strong>ch</strong>ester<br />
inbegriffen und probt zweimal in<br />
der Wo<strong>ch</strong>e.<br />
15 S<strong>ch</strong>utzengel<br />
Wel<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e spre<strong>ch</strong>en Engel? –<br />
Englis<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong>! Erstaunli<strong>ch</strong>erweise<br />
können aber viele au<strong>ch</strong><br />
Deuts<strong>ch</strong>.<br />
Am ersten Tage unseres Aufenthalts<br />
in Sombor, dem Sonntag, 6.<br />
April, stand na<strong>ch</strong>mittags ein Stadtrundgang<br />
auf dem Programm.<br />
Beim Frühstück wurde uns gesagt,<br />
dass wir diesen in Begleitung von<br />
Gymnasiasten des Somborer Gymnasiums<br />
vornehmen würden. Als<br />
wir uns auf dem Marktplatz einfanden,<br />
wartete dort bereits eine<br />
Gruppe junger Frauen und Männer<br />
ebenso dick vermummt wie wir<br />
und frierend auf die Gäste aus der<br />
S<strong>ch</strong>weiz. Mit ihnen war Slavica Periskic<br />
gekommen, die si<strong>ch</strong> tägli<strong>ch</strong> um<br />
unser Programm kümmerte. Sie erklärte<br />
uns auf Englis<strong>ch</strong>, dass wir<br />
jetzt jedes einen S<strong>ch</strong>utzengel bekämen,<br />
den wir jederzeit, wenn nötig<br />
anrufen könnten. Dann verteilte sie<br />
eine Namensliste mit Telefonnummern<br />
und auf jedes von uns kam<br />
ein S<strong>ch</strong>utzengel zu und überrei<strong>ch</strong>te<br />
uns als Gastges<strong>ch</strong>enk eine Tragtas<strong>ch</strong>e<br />
mit einem kostbaren kleinen<br />
Bu<strong>ch</strong> mit Bildern des Somborer Malers<br />
Milan Stepanovic von alten Gebäuden<br />
in Sombor und einer englis<strong>ch</strong>en<br />
Übersetzung des Begleittextes.<br />
Mein S<strong>ch</strong>utzengel heisst Jelena.<br />
Der Stadtrundgang bes<strong>ch</strong>ränkte<br />
si<strong>ch</strong> auf die geführte Besi<strong>ch</strong>tigung<br />
von zwei Kunstgalerien: Einer Galerie,<br />
die auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> dem expressionistis<strong>ch</strong>en<br />
Somborer Maler Milan<br />
Konjovic gewidmet ist, und einer<br />
Galerie mit moderner Kunst von<br />
teilweise no<strong>ch</strong> lebenden Somborer<br />
Künstlern. Auf dem kurzen Weg<br />
dorthin wies mein S<strong>ch</strong>utzengel<br />
mi<strong>ch</strong> auf das Gymnasium und die<br />
Bibliothek hin.<br />
Das eisige Wetter spra<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> dem Museumsbesu<strong>ch</strong> gegen<br />
einen längeren Rundgang. Ein<br />
Grüpp<strong>ch</strong>en einigte si<strong>ch</strong> darauf, dass<br />
alle gerne einen Kaffee irgendwo in<br />
der Altstadt trinken würden. Ein<br />
junger Mann mit erstaunli<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>kenntnissen führte uns daraufhin<br />
in das berühmteste Somborer<br />
Café, das «Café des Arts»: Ein<br />
winziger Raum vollgestopft mit<br />
Antiquitäten. Wir liessen uns auf einem<br />
Biedermeiersofa vor einer<br />
Tis<strong>ch</strong>platte, die auf einer Singernähmas<strong>ch</strong>ine<br />
montiert war, nieder.<br />
Vorher hatte si<strong>ch</strong> unser Führer vorsi<strong>ch</strong>tshalber<br />
auf Serbis<strong>ch</strong> erkundigt,<br />
ob wir mit Euro zahlen könnten.<br />
Mein Engel hatte si<strong>ch</strong> vor dem<br />
Café verabs<strong>ch</strong>iedet. Alle die blieben,<br />
spra<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>. S<strong>ch</strong>nell<br />
stellte si<strong>ch</strong> heraus, dass das hö<strong>ch</strong>ste<br />
Ziel der jungen Leute, die kurz vor<br />
der Matura stehen, ist, im Ausland<br />
zu studieren. Daher au<strong>ch</strong> ihr Eifer<br />
im Erlernen von Englis<strong>ch</strong> und<br />
4.bis 12.April 2003 46 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Deuts<strong>ch</strong>. Wer er si<strong>ch</strong> leisten kann,<br />
besu<strong>ch</strong>t neben dem offiziellen<br />
Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t am Gymnasium<br />
Deuts<strong>ch</strong>kurse an einer privaten<br />
Abends<strong>ch</strong>ule.<br />
Meinen S<strong>ch</strong>utzengel traf i<strong>ch</strong> erst<br />
am Dienstag wieder, als die 15 jungen<br />
Leute uns zusammen mit dem<br />
Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerbildungsseminars<br />
auf unserem<br />
ganztägigen Ausflug in das hügelige<br />
Gebiet der Fruska Gora mit seinen<br />
zahlrei<strong>ch</strong>en orthodoxen Klöstern<br />
und auf die Festung Petervardein<br />
bei Novi Sad begleiteten. Jelena<br />
bra<strong>ch</strong>te mir zum Ans<strong>ch</strong>auen im<br />
Bus einen zweispra<strong>ch</strong>igen Bildband<br />
über Sombor mit, den sie eigens in<br />
der Bibliothek ausgeliehen hatte.<br />
Am späteren Na<strong>ch</strong>mittag ents<strong>ch</strong>webte<br />
mein Engel zusammen<br />
mit einer Freundin: Die jungen<br />
Frauen gingen «lädelen» in Novi<br />
Sad, während wir MitarbeiterInnen<br />
Musik und Tanz mit Romas in Backi Monostor.<br />
KULTURELLES RAHMENPROGRAMM<br />
des Ökumenis<strong>ch</strong>en Hilfswerkes trafen.<br />
Aber in der Synagoge von Novi<br />
Sad, wo der Kammer<strong>ch</strong>or zusammen<br />
mit dem Somborer Jugend<strong>ch</strong>or<br />
«Iuventus Cantat» ein gutbesu<strong>ch</strong>tes<br />
wunderbares Konzert gab,<br />
war au<strong>ch</strong> mein Engel wieder anwesend.<br />
Die dritte Begegnung fand am<br />
Abs<strong>ch</strong>iedsabend statt. Gemeinsam<br />
wanderten wir vom Hotel zum Restaurant<br />
in der Altstadt, in dem die<br />
Abs<strong>ch</strong>luss-Party stattfand. Dort<br />
laus<strong>ch</strong>ten alle Engel gespannt, sooft<br />
vom eventuellen Austaus<strong>ch</strong> mit<br />
einer Romanshorner Klasse der<br />
Kantonss<strong>ch</strong>ule oder von Stipendien<br />
für ein Studium in der S<strong>ch</strong>weiz die<br />
Rede war. Marianne von Grüningen<br />
und Arne Engeli waren die Hoffnungsträger.<br />
Beim Abendessen<br />
stellte si<strong>ch</strong> heraus, dass Engel<br />
abends nur sehr bes<strong>ch</strong>eiden essensie<br />
halten Diät – und dass all die<br />
jungen Leute no<strong>ch</strong> etwas vorhat-<br />
ten. Eine Freundin von Jelena feierte<br />
an diesem Freitagabend in einem<br />
eigens dafür gemieteten Raum mit<br />
180 Gästen ihren 18. Geburtstag.<br />
Kein Wunder, dass si<strong>ch</strong> eins na<strong>ch</strong><br />
dem anderen verabs<strong>ch</strong>iedete. I<strong>ch</strong><br />
bekam von Jelena zum Abs<strong>ch</strong>ied<br />
die englis<strong>ch</strong>e Übersetzung der<br />
«Brücke über die Drina» des serbis<strong>ch</strong>en<br />
Literatur-Nobelpreisträgers<br />
Ivo Andric ges<strong>ch</strong>enkt. Auf die erste<br />
Seite hatte sie die Widmung ges<strong>ch</strong>rieben:<br />
«Die beste Bildung findet<br />
ein ges<strong>ch</strong>eiter Mann auf Reisen»<br />
von Wolfgang von Goethe.<br />
I<strong>ch</strong> war zu tiefst gerührt. Zuletzt<br />
liess si<strong>ch</strong> mein Engel mit ihrem Fotoapparat<br />
von einem Kameraden<br />
mit mir und dann mit Arne Engeli<br />
fotografieren.<br />
Nun freue i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> sehr, meinem<br />
Engel im August 2003 in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz wieder zu begegnen.<br />
Gretel Seebass<br />
4.bis 12.April 2003 47 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Ausflug<br />
Kleinstadt Sremski Karlovci<br />
Wir treffen na<strong>ch</strong> zweistündiger<br />
Fahrt bei S<strong>ch</strong>neegestöber in dieser<br />
ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsträ<strong>ch</strong>tigen und reiz-vollen<br />
Kleinstadt ein. Wir besi<strong>ch</strong>tigen zunä<strong>ch</strong>st<br />
die Patriar<strong>ch</strong>enkir<strong>ch</strong>e von<br />
1762 mit einer speziell s<strong>ch</strong>önen<br />
Ikonostase. Der Raum lädt zum Singen<br />
ein, do<strong>ch</strong> erklären Führer und<br />
ein Priester, dass dafür die bis<strong>ch</strong>öfli<strong>ch</strong>e<br />
Erlaubnis vorliegen müsste.<br />
Karlovci war lange Zeit Sitz des serbis<strong>ch</strong>-orthodoxen<br />
Patriar<strong>ch</strong>en, seither<br />
ist es Bis<strong>ch</strong>ofsstadt. Im angrenzenden<br />
Palais wurde uns die rei<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>atzkammer gezeigt und anhand<br />
weiterer Ausstellungsstücke einiges<br />
über serbis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Orthodoxie<br />
vermittelt.<br />
Ein wi<strong>ch</strong>tiges Datum ist der Frieden<br />
von Karlovic von 1699, der die<br />
Vojvodina von der 150 jährigen<br />
Herrs<strong>ch</strong>aft der Türken befreite, als<br />
Abs<strong>ch</strong>luss des grossen 15-jährigen<br />
Türkenkrieges mit dem Sieg von<br />
Prinz Eugen in Senta (das grosse<br />
S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tgemälde im Parlamentssaal<br />
in Sombor erinnert daran). Für den<br />
Friedenss<strong>ch</strong>luss wurde im Palais ein<br />
spezielles Zimmer eingeri<strong>ch</strong>tet<br />
(no<strong>ch</strong> heute vorhanden) mit vier<br />
Türen, damit alle Kriegsparteien<br />
glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt Zugang zum Runden<br />
Tis<strong>ch</strong> hatten, nämli<strong>ch</strong> je der<br />
Abgesandte des habsburgis<strong>ch</strong>en<br />
Kaisers, des türkis<strong>ch</strong>en Sultans, des<br />
russis<strong>ch</strong>en Zaren und des Dogen<br />
von Venedig. Später wurde jene Türe,<br />
dur<strong>ch</strong> die der Osmane eintrat,<br />
zugemauert. Die Bats<strong>ch</strong>ka (mit ungaris<strong>ch</strong>er<br />
Verwaltung), die Baranya<br />
und Syrmien (Srem) kamen unter<br />
die Herrs<strong>ch</strong>aft des Kaisers von<br />
Wien, etwas später – na<strong>ch</strong> einem<br />
weitern Sieg von Prinz Eugen -<br />
au<strong>ch</strong> das Banat (die Kir<strong>ch</strong>e Maria<br />
S<strong>ch</strong>nee bei Peterwardein erinnert<br />
an das S<strong>ch</strong>neegestöber im Mai, das<br />
mithalf, die Türken in die Flu<strong>ch</strong>t zu<br />
s<strong>ch</strong>lagen).<br />
Der Friede von Karlovic ma<strong>ch</strong>te<br />
eine umfassende Neubesiedlung<br />
der Vojvodina mögli<strong>ch</strong>. Es kamen<br />
AUSFLUG<br />
Magyaren, Deuts<strong>ch</strong>e (sog. Donaus<strong>ch</strong>waben),<br />
Serben, Rumänen. Karlovic<br />
wurde zum Mittelpunkt des<br />
Serbentums in der Habsburger<br />
Monar<strong>ch</strong>ie. 1792 entstand hier das<br />
erste serbis<strong>ch</strong>e Gymnasium, später<br />
au<strong>ch</strong> die erste Priesters<strong>ch</strong>ule, die<br />
no<strong>ch</strong> heute besteht (mit einer sehr<br />
strengen Disziplin, wie uns vorgetragen<br />
wurde. Priester kann man<br />
übrigens erst werden, wenn man<br />
geheiratet hat). Bedeutung erhielten<br />
die nahe gelegenen alten serbis<strong>ch</strong>en<br />
Klöster in der Fruska Gora<br />
(Franken Gebirge). In Karlovic kristallisierte<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das nationale<br />
Erwa<strong>ch</strong>en des serbis<strong>ch</strong>en Volkes.<br />
Die serbis<strong>ch</strong>e Nationalversammlung<br />
tagte hier im Mai 1848, forderte eine<br />
autonome serbis<strong>ch</strong>e Vojvodina<br />
(innerhalb der Habsburger Monar<strong>ch</strong>ie,<br />
gegen Ungarn geri<strong>ch</strong>tet) und<br />
erklärte ihre Vereinigung mit dem<br />
«Dreieinigen Königrei<strong>ch</strong> Kroatien,<br />
Slavonien und Dalmatien».<br />
Gastfreunds<strong>ch</strong>aft pur: Mittagessen in Maradik.<br />
Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t<br />
«Erst wenn si<strong>ch</strong> die Wirts<strong>ch</strong>aftskrise<br />
eines Landes au<strong>ch</strong> in der<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft spiegelt, zeigt<br />
si<strong>ch</strong>, wie tiefgreifend sie ist…»<br />
Mittagessen in der reformierten<br />
ungaris<strong>ch</strong>en Gemeinde Maradik<br />
Die Gemeinde begrüsste uns vor<br />
der Kir<strong>ch</strong>e. Dort hiess uns Karoly<br />
Beres, Bauingenieur, Direktor des<br />
ökumenis<strong>ch</strong>en Hilfswerks in Novi<br />
Sad und zuglei<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Pfarrer in<br />
diesem seinem Heimatdorf, willkommen.<br />
Die kleine reformierte<br />
Gemeinde ist ni<strong>ch</strong>t in der Zeit der<br />
Reformation entstanden, sondern<br />
später dur<strong>ch</strong> Berufung eines reformierten<br />
Pfarrers, weil der orthodo-<br />
4.bis 12.April 2003 48 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
xe Bis<strong>ch</strong>of ihren Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einem<br />
Priester ni<strong>ch</strong>t erhört hatte. Der<br />
einzige S<strong>ch</strong>muck der innen fris<strong>ch</strong><br />
getün<strong>ch</strong>ten, s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ten Kir<strong>ch</strong>e sind<br />
die gestickten Decken auf Taufstein<br />
und Abendmahlstis<strong>ch</strong>. Na<strong>ch</strong> dem<br />
Kammer<strong>ch</strong>or singt au<strong>ch</strong> die Gemeinde<br />
inbrünstig einen Choral, die<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Grussworte lassen<br />
die Begegnung zu einem eindrückli<strong>ch</strong>en<br />
spirituellen Erlebnis werden:<br />
Unsere orthodoxen Begleiter und<br />
S<strong>ch</strong>utzengel (die wohl no<strong>ch</strong> nie in<br />
einer reformierten Kir<strong>ch</strong>e waren),<br />
wir Katholiken und Reformierte aus<br />
der S<strong>ch</strong>weiz, die kleine doppelte<br />
Minderheit (ungaris<strong>ch</strong>e und reformiert)<br />
hier im Srem werden für einen<br />
Moment zu einer ökumenis<strong>ch</strong>en<br />
Versammlung.<br />
Ans<strong>ch</strong>liessend können wir uns an<br />
die rei<strong>ch</strong> gedeckten, eng zusammengerückten<br />
Tis<strong>ch</strong>e im kleinen<br />
Kir<strong>ch</strong>gemeindesaal setzen und werden<br />
von den jüngern Frauen der<br />
Gemeinde herzli<strong>ch</strong> bedient, während<br />
die ältern in einer Ecke stehen<br />
und si<strong>ch</strong> mitfreuen, dass es uns<br />
s<strong>ch</strong>meckt, und die Männer im Zimmer<br />
nebenan ihre Gesprä<strong>ch</strong>e führen.<br />
Das Ganze ist ein Dankes<strong>ch</strong>ön<br />
für die Spenden, die i<strong>ch</strong> damals<br />
1995 vom HEKS zusagen konnte<br />
für den Wiederaufbau des niedergebrannten<br />
Pfarrhauses. Die erste<br />
Spende kam übrigens von der katholis<strong>ch</strong>en<br />
Pfarrei in Arbon. Heute<br />
erlebe i<strong>ch</strong>, erleben wir, wie eine<br />
kleine Geste na<strong>ch</strong> <strong>Jahre</strong>n vielfältig<br />
zurückgegeben wird – Teilen ist ein<br />
Vervielfältigen.<br />
Kloster Krusedol<br />
Krusedol gehört zu den beiden<br />
s<strong>ch</strong>önsten Klöstern in der Fruska<br />
Gora – weit abgelegen, in einer<br />
s<strong>ch</strong>önen Aue. Die Kir<strong>ch</strong>e ist rings<br />
umgeben vom Klostergebäude, in<br />
dem sowohl Mön<strong>ch</strong>e wie au<strong>ch</strong><br />
Nonnen wohnen. Hier im dunkeln<br />
Raum der rei<strong>ch</strong> mit Fresken bemalten<br />
Kir<strong>ch</strong>e aus dem 16. Jahrhundert<br />
darf der Chor singen.<br />
Wir fahren dann auf der Partisanenstrasse<br />
weiter dur<strong>ch</strong> die jetzt<br />
lei<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>neite Fruska Gora (wie<br />
s<strong>ch</strong>ön sind die Bu<strong>ch</strong>enwälder im<br />
AUSFLUG<br />
Sommer!) zum hö<strong>ch</strong>sten Punkt<br />
(539 m. ü. M.), wo der vom der<br />
NATO zerbombte Fernsehturm<br />
steht. Auf dem Weg hinunter na<strong>ch</strong><br />
Novi Sad werten wir einen Blick auf<br />
das zerbombte Fernsehgebäude<br />
und die zerstörten Donaubrücken -<br />
für die Einheimis<strong>ch</strong>en ist die Bombardierung<br />
no<strong>ch</strong> immer ein unverständli<strong>ch</strong>es<br />
und unverzeihli<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>ehen,<br />
weil do<strong>ch</strong> Novi Sad eine<br />
Ho<strong>ch</strong>burg der Opposition gegen<br />
Milosevic war.<br />
Festung Petervardein<br />
Von dieser mä<strong>ch</strong>tigen, von den<br />
Habsburgern gegen die Türken erbauten<br />
Festung genießen wir trotz<br />
Kälte den Überblick über Novi Sad,<br />
die Donaus<strong>ch</strong>leife und die Offiziersund<br />
Soldatenquartiere von Peterwardein.<br />
Ein Abstieg in die unendli<strong>ch</strong>e<br />
Kilometer lange Festungsanlage<br />
vermittelt uns einen Eindruck<br />
von der militäris<strong>ch</strong>en Potenz dieser<br />
Anlage.<br />
Das geplante Picknick im Freien<br />
muss des Wetters wegen ins Ökumenis<strong>ch</strong>e<br />
Hilfswerk unten in der<br />
Stadt verlegt werden. Der Kammer<strong>ch</strong>or<br />
eilt zur Stellprobe in die Synagoge.<br />
EHO – Ökumenis<strong>ch</strong>es<br />
Hilfswerk in Novi Sad<br />
Von Karoly Beres erfahren wir einiges<br />
über das Hilfswerk, wel<strong>ch</strong>es<br />
eben jetzt au<strong>ch</strong> seinen zehnten Geburtstag<br />
feiern kann und ein wi<strong>ch</strong>tiger<br />
Partner des HEKS/Hilfswerk<br />
der Evangelis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz<br />
ist. Träger sind die lokalen protestantis<strong>ch</strong>en<br />
Minderheitenkir<strong>ch</strong>en<br />
(Reformierte = Ungarn, Methodisten,<br />
Lutheraner = Slowaken und<br />
Donaus<strong>ch</strong>waben). Die orthodoxe<br />
Kir<strong>ch</strong>e ist während des Krieges ausgestiegen,<br />
weil ihre Dominanzansprü<strong>ch</strong>e<br />
ni<strong>ch</strong>t akzeptiert werden<br />
konnten.<br />
Projekte sind (in<br />
<strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong>er Reihenfolge):<br />
• Diakonis<strong>ch</strong>es Netz in der ganzen<br />
Vojvodina zur Verteilung von<br />
Hilfsgütern und mit Suppenkü<strong>ch</strong>en<br />
für Flü<strong>ch</strong>tlinge und Einheimis<strong>ch</strong>e<br />
• Aus- und Weiterbildung der<br />
vielen freiwilligen HelferInnen, Herausgabe<br />
eines Handbu<strong>ch</strong>es<br />
• Beratungs- und Sozialzentrum<br />
für Flü<strong>ch</strong>tlinge mit mobiler medizinis<strong>ch</strong>er<br />
Hilfe in den Flü<strong>ch</strong>tlingslagern<br />
der Region, ergänzt später mit<br />
Rückkehrhilfe<br />
• während des Krieges wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>es<br />
ökumenis<strong>ch</strong>es Friedensgebet<br />
reihum in 11 vers<strong>ch</strong>iedenen Religionsgemeins<strong>ch</strong>aften<br />
• Sommerfreizeiten für Kinder im<br />
renovierten ökumenis<strong>ch</strong>en Jugendzentrum<br />
Feketic<br />
• Begegnungswo<strong>ch</strong>enende für<br />
jugendli<strong>ch</strong>e Flü<strong>ch</strong>tlinge und einheimis<strong>ch</strong>e<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
• Regenbogenprojekt: arbeitslose<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e besu<strong>ch</strong>en einsame alte<br />
und behinderte Leute<br />
• Kindergärten in den elenden<br />
Romasiedlungen am Rande von Novi<br />
Sad<br />
• Telefonlinie zur Aids-Prävention<br />
Krönender Abs<strong>ch</strong>luss: Konzert<br />
von Kammer<strong>ch</strong>or und Iuventus<br />
Cantat in Novi Sad<br />
Die Stadt Novi Sad hat die grosse<br />
helle Synagoge als Kulturraum renoviert,<br />
sie dient aber zuglei<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> der jüdis<strong>ch</strong>en Gemeinde als<br />
Kultraum. Wir S<strong>ch</strong>weizer hören wie<br />
das einheimis<strong>ch</strong>e Publikum «unsern»<br />
Kammer<strong>ch</strong>or zum ersten Mal<br />
– und wir sind hell begeistert. Er ist<br />
dem renommierten Chor Iuventus<br />
Cantat aus Sombor dur<strong>ch</strong>aus ebenbürtig.<br />
Während bei diesem grossen<br />
Chor mit gegen 60 SängerInnen<br />
der homogene Gesamtklangkörper<br />
besti<strong>ch</strong>t, ist es beim Kammer<strong>ch</strong>or<br />
die lebendige Präsenz jedes<br />
einzelnen der 16 SängerInnen.<br />
Eindrückli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> das gemeinsame<br />
Singen der beiden Chöre und<br />
die si<strong>ch</strong>tbar gute und herzli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit<br />
der beiden Dirigenten<br />
Hanspeter S<strong>ch</strong>är und Aleksandar<br />
Vujic. Au<strong>ch</strong> die Mitarbeiter des<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Koordinationsbüros<br />
in Belgrad, wel<strong>ch</strong>e unserer Einladung<br />
ebenfalls gefolgt sind, zeigen<br />
si<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> erfreut. Auf dem<br />
Heimweg halten das Singen und<br />
die gute Stimmung no<strong>ch</strong> lange an.<br />
Arne Engeli<br />
4.bis 12.April 2003 49 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Klis<strong>ch</strong>ees<br />
I<strong>ch</strong> konnte meine Klis<strong>ch</strong>ees jenen<br />
östli<strong>ch</strong>en Ländern Europas gegenüber<br />
s<strong>ch</strong>on vor etwa drei <strong>Jahre</strong>n abbauen,<br />
da es nun s<strong>ch</strong>on das dritte<br />
Mal war, dass i<strong>ch</strong> in sol<strong>ch</strong>e Länder<br />
gereist bin. Mein grösstes Klis<strong>ch</strong>ee<br />
oder Vorurteil galt der Mentalität<br />
jener Mens<strong>ch</strong>en. Wenn i<strong>ch</strong> in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz lebende Jugoslawen mit<br />
jenen die no<strong>ch</strong> in Jugoslawien leben<br />
verglei<strong>ch</strong>e, so sind das für mi<strong>ch</strong><br />
grosse Unters<strong>ch</strong>iede! Hier in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz nahm i<strong>ch</strong>, vor allem während<br />
meiner S<strong>ch</strong>ulzeit, oft Anstoss<br />
an jenen Ausländern aufgrund ihres<br />
negativen Verhaltens! Do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong><br />
musste feststellen, dass die Mens<strong>ch</strong>en<br />
in Serbien und au<strong>ch</strong> in den<br />
anderen zwei Ländern (Albanien,<br />
Rumänien) anders waren. I<strong>ch</strong> war<br />
sehr beeindruckt von ihrer Gastfreunds<strong>ch</strong>aft<br />
und ihrer Grosszügigkeit.<br />
Vor allem war i<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong><br />
von ihrer Herzli<strong>ch</strong>keit beeindruckt.<br />
I<strong>ch</strong> hatte das Gefühl, dass alles was<br />
sie uns gaben wirkli<strong>ch</strong> von Herzen<br />
kam. Das hat mi<strong>ch</strong> oft au<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ämt!<br />
I<strong>ch</strong> war aber au<strong>ch</strong> von der<br />
Ni<strong>ch</strong>t alle Seminaristinnen mussten Vorurteile revidieren.<br />
KLISCHEES<br />
gesamten Lebensweise dieser Mens<strong>ch</strong>en<br />
beeindruckt. Obwohl viele<br />
von ihnen unter oder knapp über<br />
dem Existenzminimum leben,<br />
ma<strong>ch</strong>ten sie auf mi<strong>ch</strong> einen zufriedeneren<br />
Eindruck als wir hier in<br />
westli<strong>ch</strong>en Ländern, wo es uns ja<br />
eigentli<strong>ch</strong> an ni<strong>ch</strong>ts fehlt! I<strong>ch</strong> glaube,<br />
da könnten wir no<strong>ch</strong> einiges<br />
lernen. Das sind so die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Eindrücke, die i<strong>ch</strong> mit na<strong>ch</strong> Hause<br />
genommen habe!<br />
Andrea Lüthi, Seminaristin<br />
I<strong>ch</strong> habe wirkli<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t, ohne<br />
irgendwel<strong>ch</strong>e Vorurteile na<strong>ch</strong> Sombor<br />
zu reisen, da i<strong>ch</strong> von dieser Kultur<br />
überhaupt keine Ahnung hatte.<br />
I<strong>ch</strong> wollte mir mein eigenes Bild<br />
ma<strong>ch</strong>en und i<strong>ch</strong> konnte ein sehr<br />
s<strong>ch</strong>önes na<strong>ch</strong> Hause nehmen. Unvergessli<strong>ch</strong><br />
werden mir vor allem<br />
die Leute bleiben, denn diese Gastfreunds<strong>ch</strong>aft<br />
und Offenheit hat<br />
mi<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>esmal spra<strong>ch</strong>los gema<strong>ch</strong>t.<br />
Tina Frits<strong>ch</strong>e, Seminaristin<br />
Paul Rutishauser<br />
I<strong>ch</strong> bin zum ersten Mal na<strong>ch</strong><br />
Sombor mitgefahren. I<strong>ch</strong> war<br />
gespannt auf die «Stadt der<br />
Hoffnung und des Aufbru<strong>ch</strong>s».<br />
Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> war i<strong>ch</strong> überwältigt<br />
von der Freundli<strong>ch</strong>keit der Leute.<br />
Sie zeigten uns ihre Stadt mit<br />
ihren S<strong>ch</strong>önheiten – aber au<strong>ch</strong><br />
mit den Zei<strong>ch</strong>en des fehlenden<br />
Lebens, der viel zu wenig Arbeitsplätze,<br />
den Spuren des Krieges<br />
und den Folgen des Boykotts. Es<br />
fehlte ni<strong>ch</strong>t an Ideen, was denn<br />
da no<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en wäre, aber es<br />
fehlte am Geld, es fehlten die Investoren.<br />
Wir waren auf einem<br />
Bauernhof. Der Bauer verfügte<br />
ni<strong>ch</strong>t nur über viel fru<strong>ch</strong>tbares<br />
Land, er hatte au<strong>ch</strong> Reserven, um<br />
seinen Betrieb na<strong>ch</strong> modernsten<br />
Methoden aufzubauen. Aber er<br />
hat keine Chance seine<br />
gemästeten Rinder und S<strong>ch</strong>weine<br />
zu verkaufen: die Serben haben<br />
kein Geld, Europa ist dur<strong>ch</strong> Landwirts<strong>ch</strong>aftsgesetze<br />
blockiert,<br />
Russland ist vers<strong>ch</strong>uldet und kann<br />
die Produkte ni<strong>ch</strong>t bezahlen. Was<br />
soll er ma<strong>ch</strong>en? Wenn i<strong>ch</strong> mit<br />
den S<strong>ch</strong>ülern oder den jungen<br />
Leuten im Chor rede, begegnet<br />
mir immer die Hoffnung: wenn<br />
der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Aufs<strong>ch</strong>wung<br />
kommt, wenn die EU si<strong>ch</strong> für uns<br />
öffnet…. Mir s<strong>ch</strong>eint, sie reden<br />
von einer unrealistis<strong>ch</strong>en<br />
Hoffnung und i<strong>ch</strong> verstehe, wenn<br />
junge Leute Englis<strong>ch</strong> lernen, um<br />
in den Westen ausziehen zu können.<br />
Und das in der Vojvodina,<br />
dem fru<strong>ch</strong>tbarsten Teil von<br />
Serbien. Wie viel mehr verstehe<br />
i<strong>ch</strong> die jungen Leute aus dem<br />
kargen und bergigen Hügelgebiet<br />
von Kosova, wo unterdessen alle<br />
jungen Leute ausgewandert sind.<br />
4.bis 12.April 2003 50 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Projekte 2003/2004<br />
1. Stage<br />
7. Andor Nadgy Torma, Oberpfleger im Behindertenheim<br />
Otthon in Stara Moravica im Herbst<br />
2003, ein Monat, Kosten:Verdienstausfall und<br />
Reise Fr. 5000 (eventuell abzügli<strong>ch</strong> Beitrag<br />
Ost-West)<br />
2. Weiterbildung<br />
7. Rosmarie Mik, Kate<strong>ch</strong>etin, September 2003 oder<br />
2004, Kosten: Reise und Sackgeld Fr. 600,<br />
Aufenthalt privat, Sponsor gesu<strong>ch</strong>t für Kurs.<br />
3. S<strong>ch</strong>üleraustaus<strong>ch</strong><br />
7. a) Einladung an die 14 «S<strong>ch</strong>utzengel»<br />
(Gymnasiasten) zu einem a<strong>ch</strong>ttägigen<br />
Aufenthalt in der S<strong>ch</strong>weiz im August 2003<br />
(von Reiseteilnehmern privat organisiert und<br />
finanziert)<br />
7. b) Email-Kontakte (Gymnasium Sombor-<br />
7. Kantonss<strong>ch</strong>ule Romanshorn)<br />
7. c) Literatur für Deuts<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t, z.B. Peter Bi<strong>ch</strong>sel<br />
7. d) Austaus<strong>ch</strong> «Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten»<br />
7. e) Klassenaustaus<strong>ch</strong> je eine Deuts<strong>ch</strong>- und eine<br />
Englis<strong>ch</strong>klasse aus Sombor und zwei Klassen<br />
aus Romanshorn im September 2003<br />
4. Lehrmaterial<br />
7. Handelss<strong>ch</strong>ule Sombor<br />
5. Seminar Jajce/BiH im September 2003<br />
7. Jugendli<strong>ch</strong>e aus Sombor (Vors<strong>ch</strong>läge):<br />
Dimitrije Ostojic/Boom<br />
Igor Petrovic/Ravangrad<br />
Frau /Jugend-Rotkreuz<br />
Manda Prising als Ressourceperson<br />
Aufenthalt bezahlt von GGS inkl. Reise<br />
Ressourcepersonen, Reise Jugendli<strong>ch</strong>e übers<br />
Regionalkomitee-Budget Fr. 500.<br />
6. Finanzieller Beitrag<br />
7. Wiederaufbau Jugendhaus Sombor 2004,<br />
Sponsor su<strong>ch</strong>en<br />
7. Sommercamp für Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
7. im Kinderdorf Pestalozzi<br />
7. Je 27 Jugendli<strong>ch</strong>e und BetreuerInnen aus Sombor<br />
(Ravangrad) und aus Osijek (Friedenszentrum)<br />
sowie aus unserer Region (Cevi, JK, Jungwa<strong>ch</strong>t<br />
etc.), 30.Juli bis 12.August 2004, den<br />
Aufenthalt der Gäste aus dem Ausland<br />
bezahlt das Kinderdorf, Beitrag an Reise vom<br />
Regionalkomitee-Budget 2004.<br />
PROJEKTE 2003/2004<br />
Alice Müggler<br />
«Der Besu<strong>ch</strong> im Kindergarten<br />
überras<strong>ch</strong>te uns angenehm. Im<br />
einstöckigen Gebäude hat es<br />
grosse Spiel- und Aufenthaltsräume.<br />
Es sind dort etwa 120<br />
Kinder von drei bis se<strong>ch</strong>s <strong>Jahre</strong>n<br />
untergebra<strong>ch</strong>t. Sie bleiben über<br />
Mittag dort. Die Kleineren<br />
werden na<strong>ch</strong> Mittag no<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>lafen gelegt. Es sind dafür<br />
genügend Bett<strong>ch</strong>en vorhanden.<br />
I<strong>ch</strong> hatte den Eindruck, dass die<br />
Kinder gut betreut und zum<br />
sinnvollen Spielen angeleitet<br />
werden.»<br />
8. Konzerttournée<br />
7. Iuventus Cantat (Kammer<strong>ch</strong>or Seminar Kreuzlingen<br />
und St.Galler Chor Choropax), 1. bis 9. Mai<br />
2004, Beitrag und Kollekte an den Konzertorten<br />
Romanshorn, Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>, Kreuzlingen,<br />
St.Gallen, Züri<strong>ch</strong> und Lindau, Privatunterkunft.<br />
9. Nothilfe<br />
7. Stadtspital<br />
7. a) bessere Mas<strong>ch</strong>inen für Was<strong>ch</strong>kü<strong>ch</strong>e und<br />
Werkzeug für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Betrieb,<br />
7. b) medizinis<strong>ch</strong>e Geräte, Sponsoren gesu<strong>ch</strong>t.<br />
10. Know-how-Austaus<strong>ch</strong><br />
7. a) mit Stadtspital,<br />
7. b) mit Stadtwerk (Gemeinderat Romanshorn lädt<br />
7. eine Delegation aus Sombor ein, die<br />
Wasseraufbereitung, die Abwasserreinigung,<br />
Elektrizitäts- und Gaswerk zu besi<strong>ch</strong>tigen.<br />
11. Politis<strong>ch</strong>e <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />
11. Einladung an den Stadtpräsidenten und an<br />
Delegation Stadtparlament im Mai 2004<br />
zusammen mit dem Chor Iuventus Cantat,<br />
Privatunterkunft?, Budget 2004.<br />
4.bis 12.April 2003 51 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Zusammenfassende Eindrücke<br />
ANHANG<br />
4.bis 12.April 2003 52 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
ANHANG<br />
4.bis 12.April 2003 53 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Wir danken…<br />
wo ni<strong>ch</strong>t anders vermerkt: in 25000 Sombor<br />
ANHANG<br />
für die Organisation:<br />
Slavica Periskic, Trainerin in Demokratieaufbau, Samka Radosavljevica 24<br />
Milan Vojnovic, Protokoll<strong>ch</strong>ef, Skupstina Opstine<br />
Manda und Ivan Prising, Ul. Micunovica 2<br />
EHO, Ökumenis<strong>ch</strong>es Hilfswerk: Anna Bu und Karoly Beres, Cara Dusana 31, 21000 Novi Sad<br />
unseren Gastgebern und Partnern:<br />
• Katholis<strong>ch</strong>es Pfarramt: Pfr. Josip Pekanovic und Kate<strong>ch</strong>etin Rosmarie Mik, Cara Lazara 2<br />
• Reformiertes Pfarramt: Andor Bekasi, Venac Stepe, Stepanovica 36<br />
• Stadtpräsident/Predsednik Jovan Vujicic, Skupstina Opstine<br />
• Rotes Kreuz: Gordana Savin, Crveni krtst, Apatinski put 19<br />
• Firma Somboled: Agoston Hauke, Gakovacki put bb<br />
• Stadtspital: Direktor Dr. med. Branislav Bojic, Gradska bolnica, Vojvodanska 75<br />
• Landwirt: Ivan Kajic, Suboticka duz 1, 25211 Svetozar Miletic<br />
• Handelskammer: Prof. Dr. Bozidar Roca, Regionala Privredna Komora, S. Stepanovica 24<br />
• NGO-Centar: M. Stepanovic (Präsident), Trg Svetog Trojstva 1/1<br />
• luventus Cantat: Präsidentin Eva Josic, Trg Oslobodenja 4<br />
• Dirigent: Aleksandar Vujic, Tosin bunar 5, 11080 Zemun<br />
• Kindergarten: Decji vrtic «Vera Gucunja», Sportska bb Selenca<br />
• Primars<strong>ch</strong>ule: Osnovna skola «Avram Mrazovic», Podgoricka 2,<br />
• Gymnasium «Veljko Petrovic», Inspektor Mr. Branislav Curcic, Dositejeva 2<br />
• Pädagogis<strong>ch</strong>e Fakultät: Uciteljski fakultet, Podgoricka 4<br />
• Kläranlage: Vodokanal, Dusan N. Lukic, Belog goluba 5<br />
• Medienzentrum: Information Centar/Somborske Novine, Trg Svetog Trojstva 1<br />
• Radio/TV: Spektar, ul. Koste Trifkovica 2<br />
• Kunstmaler: Milan Jovanovic Jofke, Prvomajski bulevar A-1 2<br />
• Kunstmaler: Pavle Blesic, Nike Maksimovic 4<br />
• Folkloregruppe «Ravangrad»: Dr. Bozina Milan, Staparski put C-10 11 ulaz stan 2<br />
• Kurszentrum «Ravangrad»: Trg Oslobodenja 4, T/F 025 23 873, «ok<strong>sombor</strong>@eunet.yu»<br />
• Waisenhaus: Dom «Miroslav Antic», Radoja Domahovica 98<br />
• Heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule: Specijalna skola «Vuk Karadzic», Radoja Domanovica 98<br />
• Behindertenheim: «Otthon», Gyöngyi Budaj, 24340 Stara Moravica<br />
• Ehemaliger Stadtpräsident: Goran Bulajic, Juhasa Sandora 25<br />
• Journalist Slobodan Jerkovic (ehemaliger Herausgeber der Somborer Zeitung), Brace Miladinov 13 d<br />
den ÜbersetzerInnen:<br />
Helena Boskov, Petra Preradovica 27<br />
Kalman Fis<strong>ch</strong>er, Cara Dusana 27<br />
Tanja Glusac, 22. decembra 8<br />
Kristina and Ivana Koh, Gimnazija «Veljko Petrovic»<br />
Eva Mataric, Josipa Pancica 14<br />
Danijela Motovic, Staparski put C-12 1/13<br />
Vera Oblisar Volic, Ekonomska skola, Apatinski put bb<br />
Melita Sladojev, Prvomajski bulevar 19 A<br />
Snezana Tesic, Gruje Dedica 23/3<br />
4.bis 12.April 2003 54 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Auszüge aus Somborer Dankadressen<br />
Jovan Vujicic<br />
(Stadtpräsident seit 2001)<br />
«…Es ist für mi<strong>ch</strong> ein besonderes<br />
Vergnügen und Ehre, Sie au<strong>ch</strong> auf<br />
diesem Weg herzli<strong>ch</strong>st zu begrüssen<br />
und Ihnen einen grossen Dank<br />
auszuspre<strong>ch</strong>en für die Spende beim<br />
Besu<strong>ch</strong> der Delegation von Gemeinden<br />
Gemeinsam Bodensee/-<br />
Rhein, anlässli<strong>ch</strong> der zehnjährigen<br />
Zusammenarbeit mit der Gemeinde<br />
Sombor. Dies ist ein Ausdruck einer<br />
langen Reihe der Zuneigung unserer<br />
S<strong>ch</strong>weizer Freunde für die Gemeinde<br />
Sombor.<br />
Wir s<strong>ch</strong>ätzen sehr Ihre zweckbestimmte<br />
humanitäre Hilfe und den<br />
Einsatz, den Sie s<strong>ch</strong>on unzählige<br />
Male bis jetzt gezeigt haben. Und<br />
wir haben deshalb ents<strong>ch</strong>ieden die<br />
1500 Euro für die Computer-Ans<strong>ch</strong>affung<br />
zu verwenden und diese<br />
dann in Ihrem Namen der Primarund<br />
Mittels<strong>ch</strong>ule mit Heim «Vuk<br />
Karadzic» zu s<strong>ch</strong>enken. Ihre edle<br />
Geste passt sehr gut zusammen mit<br />
den Bestrebungen der S<strong>ch</strong>ule, Ihre<br />
Kinder mit Hilfe der Computerte<strong>ch</strong>nik<br />
zu s<strong>ch</strong>ulen. Da si<strong>ch</strong> einige der<br />
Lehrer gerade für den Unterri<strong>ch</strong>t<br />
mit Computern vorbereiten, war<br />
dies ein zusätzli<strong>ch</strong>es Motiv für unsere<br />
Ents<strong>ch</strong>eidung, und wir hoffen,<br />
dass Sie mit dieser au<strong>ch</strong> einverstanden<br />
sind.<br />
Und na<strong>ch</strong> dem Erhalt der<br />
Blumenkarte:<br />
«…Bei dieser Gelegenheit mö<strong>ch</strong>te<br />
i<strong>ch</strong> für Ihren Besu<strong>ch</strong> unserer Gemeinde<br />
ganz herzli<strong>ch</strong> bedanken.<br />
Sie und Ihre Mitarbeiter haben uns<br />
einen Wuns<strong>ch</strong> für weitere Zusammenarbeit<br />
gezeigt. Vielen Dank<br />
für die s<strong>ch</strong>önen Zeilen in Ihrem<br />
Brief und für alles, was Sie für uns<br />
getan haben.<br />
Die Mittel, die Sie uns gegeben<br />
haben, nutzten wir für den Einkauf<br />
der Re<strong>ch</strong>ner, die wir der S<strong>ch</strong>ule<br />
«Vuk Karadzic» übergaben. Die<br />
S<strong>ch</strong>üler und Lehrer freuen si<strong>ch</strong> darüber<br />
und sie sind Ihnen sehr dank-<br />
ANHANG<br />
bar. Also wir haben drei Re<strong>ch</strong>ner<br />
gekauft und damit haben wir ihre<br />
Mediatheke, d.h. ihr Infromatikskabinett<br />
ausgestattet.<br />
Wir hoffen, dass die Bäume, die<br />
Sie bei uns gepflanzt haben und die<br />
Bäume, die wir bei Ihnen pflanzen<br />
würden, unsere Freunds<strong>ch</strong>aft vertiefen<br />
sollten.<br />
Im Namen der Bürger unserer<br />
Stadt und in meinem Namen danke<br />
i<strong>ch</strong> Ihnen für alles und grüsse Sie<br />
und alle Delegationsmitglieder ganz<br />
herzli<strong>ch</strong>…»<br />
Gordana Savin<br />
(Leiterin des Somborer<br />
Roten Kreuzes)<br />
«…Die damals gegründete ‹Freunds<strong>ch</strong>aftsbrücke›<br />
dauert bis zu unseren<br />
Tagen und wird mit jedem Jahr<br />
mit neuen Aktivitäten berei<strong>ch</strong>ert. In<br />
diesen zehn <strong>Jahre</strong>n wurde der Bevölkerung<br />
aus der ganzen Region<br />
eine riesengrosse Hilfe zugewiesen,<br />
worüber zeugen die alljährli<strong>ch</strong>en<br />
ausführli<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>te aber das was<br />
dur<strong>ch</strong> Nummer ni<strong>ch</strong>t messbar ist<br />
und was uns aufs Dauer verbindet<br />
ist wohl die tiefe Freunds<strong>ch</strong>aft und<br />
eine e<strong>ch</strong>te Unterstützung – au<strong>ch</strong> zu<br />
den s<strong>ch</strong>wersten Zeiten – die Sorge<br />
um die ganze Region, ein feinfühliges<br />
Zuhören und Hören aller unseren<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeiten die uns passierten<br />
und viellei<strong>ch</strong>t als wi<strong>ch</strong>tigste: es<br />
entstand eine tolle gegenseitige<br />
<strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> und ein Vertrauen…»<br />
(Auszug aus dem <strong>Jahre</strong>sberi<strong>ch</strong>t)<br />
Slavica Periskic<br />
(Organisatorin unseres<br />
Programms in Sombor)<br />
«…Thank you for bringing the gift<br />
and making all these contacts possible!<br />
It was pleasure having you in<br />
our town. … We all must work on<br />
to make the contacts wider, and<br />
there will be more visits on both sides.<br />
I had su<strong>ch</strong> wonderful conversations<br />
with many of your group. It<br />
was real satisfaction. Seeing so many<br />
happy faces makes me happy<br />
too. Hope you had a good journey<br />
back!…»<br />
and 10 days later:<br />
«…Thank you very mu<strong>ch</strong> for the<br />
beautiful card I received yesterday! I<br />
must admit that I have never received<br />
su<strong>ch</strong> a positive feedback and so<br />
many compliments in one card! I<br />
am happy if I could contribute to<br />
a<strong>ch</strong>ieving the goal of your visit and<br />
your pleasant stay in Sombor…»<br />
«… A mother of an ‹angel› stopped<br />
me in the street and said how her<br />
son was happy in that role. I encouraged<br />
them to define a way of developing<br />
the contact with you, expending<br />
it in a desired direction (ex<strong>ch</strong>ange,<br />
or whatever…). We definitely<br />
have created the bridge…»<br />
Manda Prising<br />
(Co-Leiterin des Runden Tis<strong>ch</strong>es,<br />
Initiantin von Ravangrad)<br />
«…Gestern Abend haben wir den<br />
zweiten Rundtis<strong>ch</strong> realisiert. Von<br />
Teilnehmer dort waren fünf Bürger<br />
aus dem Stadtkvartier ‹Gornja varos›,<br />
zwei von der Stadtregierung<br />
und uns drei aus NGO's. Wenn i<strong>ch</strong><br />
in diesen Tagen den Text für Zeitung<br />
s<strong>ch</strong>reiben werde, werden wir<br />
das übersetzen und Dir s<strong>ch</strong>icken.<br />
I<strong>ch</strong> bin zufrieden. Wir gehen weiter,<br />
sehr langsam und s<strong>ch</strong>wer, aber wir<br />
gehen wie wir können und mögen…»<br />
Goran Bulajic<br />
(Stadtpräsident von Sombor<br />
von 1996 bis 2000)<br />
«…Thank you for the kind words<br />
you wrote. The activity of the organization<br />
you belong to and your<br />
personal engagement has been of<br />
great help to our town. We believe<br />
and hope that the cooperation will<br />
be continued and that the links we<br />
established will be getting stronger…»<br />
4.bis 12.April 2003 55 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Djerdji Saric (Krebsspezialistin,<br />
Präsidentin der Selbsthilfegruppe<br />
für brustamputierte<br />
Frauen)<br />
«…On behalf of the Section of women<br />
operated from breast cancer<br />
working within the Association for<br />
Struggle against Cancer, I thank<br />
you for the donation you sent to<br />
the Sombor Regional Hospital by<br />
Gemeniden Gemeinsam delegation.<br />
Our Section has existed for 11<br />
years and this is our first donation.<br />
We are honoured that it comes<br />
from you, friends from Switzerland.<br />
We are going to organize a meeting<br />
of all 40 members of the Section<br />
and distribute the prostheses,<br />
bras and wigs to those women<br />
who need them.<br />
We are grateful for your donation<br />
and would like to have a <strong>ch</strong>ance<br />
to somehow express our gratitude.<br />
If you have a <strong>ch</strong>ance to come to<br />
Sombor, we would like you to be<br />
our guests…»<br />
Gyöngyi Budai (Direktorin<br />
Behindertenheim Otthon<br />
in Stara Moravica)<br />
«…Ihr besu<strong>ch</strong> hat mi<strong>ch</strong> sehr gefreut,<br />
weil unsere Langjährige bekannts<strong>ch</strong>aft<br />
aus wel<strong>ch</strong>e eine s<strong>ch</strong>öne<br />
Freunds<strong>ch</strong>aft wurde. In die vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n haben Sie ihre<br />
hilfsbereits<strong>ch</strong>aft unzählige mal bewiesen,<br />
und das unsere Anstalt die<br />
letzten zehn <strong>Jahre</strong> überlebt hat, dazu<br />
haben Sie au<strong>ch</strong> sehr fiel beigetragen.<br />
I<strong>ch</strong> hoffe sehr das es au<strong>ch</strong> bei<br />
uns die neue feränderungen langsam<br />
eintreten werden und die<br />
Fa<strong>ch</strong>kundige weiterbildung in weniger<br />
Hindernisen stösen wird…»<br />
Dusan Lukic, Direktor der<br />
Somborer Stadtwerke<br />
«…dass die Arbeit unserer Fa<strong>ch</strong>leute<br />
und die Qualität der Abwasserreinigungsanlage<br />
einen guten Eindruck<br />
auf die Anwesenden aus der<br />
Delegation gema<strong>ch</strong>t haben, freut<br />
uns. Au<strong>ch</strong> wir würden es begrüs-<br />
ANHANG<br />
sen, wenn es zu einem Austaus<strong>ch</strong><br />
zwis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>leuten der beiden<br />
Stadtwerke kommen würde. Diesen<br />
Wuns<strong>ch</strong> haben wir ja während unseres<br />
kurzen Zusammenseins ja beiderseits<br />
geäussert. Hoffentli<strong>ch</strong> ermögli<strong>ch</strong>t<br />
und das no<strong>ch</strong> die Zukunft…»<br />
Milan Stepanovic<br />
(NGO Zentrum, Präsident)<br />
«…hiermit dankt das NGO Zentrum<br />
Ihnen ganz herzli<strong>ch</strong> für Ihre Spende.<br />
Diese Spende wird für regelmässigen<br />
Kosten des NGO Zentrums<br />
und für zwei kleiner Projekte<br />
verwendet werden. Darüber werden<br />
Sie re<strong>ch</strong>tzeitig informiert werden…»<br />
Eva Mataric<br />
(Übersetzerin)<br />
«…Hier s<strong>ch</strong>icke i<strong>ch</strong> Ihnen den<br />
Stadtplan von Sombor, falls Sie<br />
no<strong>ch</strong> keinen haben. So findet man<br />
Der Stadtpräsident von Sombor, Jovan Vujicic, wird von<br />
Vreni S<strong>ch</strong>awalder und Arne Engeli bes<strong>ch</strong>enkt.<br />
den Weg lei<strong>ch</strong>ter, den Weg zu<br />
Freunden, die hier in Sombor gerne<br />
und oft an Sie denken…».<br />
Direktor Prof. Masic Ilija,<br />
Sonders<strong>ch</strong>ule «Vuk Karadzic»<br />
«…Die grösste Freude und das<br />
S<strong>ch</strong>öne ist die Arbeit mit Kindern,<br />
Kinder sind selber von si<strong>ch</strong> aus eine<br />
Freude.<br />
Unsere liebe Freunde,<br />
Wir waren sehr kurze Zeit mit<br />
Eu<strong>ch</strong> zusammen, nun dies genügte<br />
uns, die Leute zu erkennen, wel<strong>ch</strong>e<br />
das Verständnis und die Liebe für<br />
Kinder mit besonderen Bedürfnissen<br />
haben. Ein Lä<strong>ch</strong>eln, ein gutes<br />
Wort ma<strong>ch</strong>en uns glückli<strong>ch</strong><br />
Ihre Delegation hat mit Ihrem Besu<strong>ch</strong><br />
in Sombor und unserer S<strong>ch</strong>ule<br />
gezeigt, dass es für gute Absi<strong>ch</strong>ten<br />
sowie für gute und humane Mens<strong>ch</strong>en<br />
keine Grenzen gibt. Wir sind<br />
überzeugt, dass unsere Zusammenarbeit<br />
weiter bestehen wird, und<br />
Sie werden immer gern gesehene<br />
Gäste in unserer S<strong>ch</strong>ule sein…»<br />
4.bis 12.April 2003 56 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
NGO-Adressliste<br />
ANHANG<br />
THE LIST OF THE NGO PARTICIPIANTS AT THE MEETING WITH «GG» 09.04.2003<br />
NVO CENTAR SOMBOR<br />
NGO CENTER SOMBOR<br />
Adresa: Trg Svetog Trojstva1/1, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/459 030, Fax: 025/459 030<br />
E-mail: office@nvocentar<strong>sombor</strong>.org.yu<br />
Veb adresa: www. nvocentar<strong>sombor</strong>.org.yu<br />
Kontakt osoba: Jasmina Kokic, tenicki sekretar<br />
Glavno podrucje rada: Organizacije za izgradnju lokalne zajednice<br />
KULTURNO—PROSVETNO DRU_TVO «ROM» SOMBOR<br />
THE CULTURAL-EDUCATIONAL ASSOCIATION «ROMA» SOMBOR<br />
Adresa: Beogradska 31, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/37731, 064/144 26 82<br />
E-mail: nebojsa181195@ptt.yu<br />
Kontakt osoba: Nebojsa Vladisavljevic, predsednik<br />
Glavno podrucje rada: Organizacije kulture i umetnosti<br />
.<br />
UDRUZENJE GRADJANA «KREATIVNI KLUB - KORAK»<br />
ASSOCIATION OF CITIZENS «CREATIVE CLUB-STEP»<br />
Adresa: Maksima Gorkog 13, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/38 945, 025/36 207<br />
E-mail: so_korak@yahoo.com , igluma@ptt.yu<br />
Kontakt osoba: Silvana Leskovac, predsednik Upravnog odbora<br />
Glavno podrucje rada: Mirovne organizacije i grupe<br />
.<br />
UDRUZENJE GRADJANA ZA SLOBODNO IZDAVASTVO «REC, ISTINA, SLOBODA»<br />
NGO FOR FREE PUBLISHING «WORD,TRUTH, FREEDOM»<br />
Adresa: Trg Svetog Trojstva 1, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/36 286, Fax: 025/33 494<br />
E-mail: fabijan@eunet.yu , zlgrana@<strong>sombor</strong>.net<br />
Kontakt osoba 1: Milan Stepanovic, clan Upravnog odbora, tel.:025/28 011<br />
Kontakt osoba 2: Pavle Periskic, predsednik Upravnog odbora, tel.: 025/36 292<br />
Glavno podrucje rada: Organizacija za zastitu ljudskih prava<br />
UDRUZENJE OBOLELIH OD MULTIPLE SKLEROZE «ZAPADNA BACKA» SOMBOR<br />
NGO MULTIPLE SCLEROSES «ZAPADNA BACKA» SOMBOR<br />
Adresa: Vlaha Bukovca16, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/23 006, 063/8525940<br />
Kontakt osoba: Zivko Radmilo, predsednik<br />
Glavno podrucje rada: Socio-humanitarne organizacije<br />
.<br />
UDRUZENJE ZA OSTVARIVANJE KULTURNI I HUMANITARNIH CILJEVA «RAVANGRAD»<br />
NGO FOR CULTURAL AND HUMANITARIAN GOALS «RAVANGRAD»<br />
Adresa: Trg Osblodenja, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/23 873 Fax: 025/37 255, 025/32 949<br />
E-mail: ok<strong>sombor</strong>@<strong>sombor</strong>.net , rrha@ptt.yu<br />
Kontakt osoba: Manda Prising, koordinator<br />
Glavno podrucje rada: Organizacije za izgradnju lokalne zajednice<br />
4.bis 12.April 2003 57 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
UDRUZENJE PARAPLEGICARA BACKE<br />
NGO PARAPLEGIA<br />
Adresa: Soncanski put 24, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/32 178, Fax: 025/32 178<br />
E-mail: nikolash@<strong>sombor</strong>.com<br />
Kontakt osoba: Nikola Nikolas, predsednik<br />
Glavno podrucje rada: Socio-humanitarne organizacije<br />
ANHANG<br />
ZENSKA ALTERNATIVA<br />
WOMEN ALTERNATIVE<br />
Adresa: Trg Koste Trifkovica 2/I, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/461 358, 063/568 331<br />
E-mail: sos<strong>sombor</strong>@<strong>sombor</strong>.com , jkovacevic@<strong>sombor</strong>.com<br />
Kontakt osoba: Jasmina Kovacevic, predsednik<br />
Glavno podrucje rada: Socio-humanitarne organizacije<br />
OMLADINSKA ORGANIZACIJA «BOOM»<br />
NGO «BOOM»<br />
Telefon: 025/38530<br />
E-mail: yc_sob@yahoo.com , mickey2002yu@yahoo.com<br />
Kontakt osoba: Dimitrije Ostojic<br />
STUDIO LIKOVNE EDUKACIJE «NOVA FORMA»<br />
NGO «NEW FORM»<br />
Adresa: Venac Radomira Putnika 2, 25000 Sombor<br />
Telefon: 025/27767, 064/2055838<br />
Kontakt osoba: Milos Pejovic, direktor i osnivac skole<br />
UDRUZENJE DISTROFICARA ZAPADNOBACKOG OKRUGA<br />
NGO DISTROPHIA<br />
Adresa: Milosa Cavica 8, 25263 Prigrevica<br />
Telefon: 025/823 106<br />
E-mail: mzeljko@eunet.yu<br />
Kontakt osoba: Martinovic Zeljko, sekretar<br />
Glavno podrucje rada: Humanitarni rad-Obezbedjivanje pomoci clanovima udruzenja na<br />
teritoriji Zapadnobackog okruga (opstine: Apatin, Sombor, Kula i Odzaci).<br />
«DUSA I JA»<br />
NGO «SOUL AND ME»<br />
Kontakt osoba: Edita Svilar<br />
Telefon: 025/33838, 025/32339<br />
E-mail: msvilar@ptt.yu<br />
Glavno podrucje rada: Socijalno humanitarne aktivnosti; aktivnosti na jacanju dusevnog,<br />
telesnog i socijalnog zdravlja koje nisu pokrivene sistemom socijalnog i zdravstvenog osiguranja<br />
4.bis 12.April 2003 58 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
ANHANG<br />
Ges<strong>ch</strong>enk der Stadt<br />
Wie verspro<strong>ch</strong>en gibt die Stadt<br />
Sombor das Ges<strong>ch</strong>enk der Stadt<br />
Romanshorn an die Heilpädagogis<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>ule Vuk Karadzic<br />
weiter – am 21.Mai werden dort<br />
drei Computer angeliefert.<br />
4.bis 12.April 2003 59 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
Kreuzlinger singen<br />
für Serben<br />
Mit dem Kammer<strong>ch</strong>or des<br />
Lehrerseminars zu Besu<strong>ch</strong><br />
in Sombor<br />
Was erwartet den Kammer<strong>ch</strong>or des<br />
Lehrerseminars in Sombor? Als Begleiter<br />
der Gruppe von jungen Sängerinnen<br />
und Sängern auf ihrer langen<br />
Reise na<strong>ch</strong> Serbien habe i<strong>ch</strong><br />
ras<strong>ch</strong> gemerkt, dass dies besondere<br />
Tage werden würden. Mit dem Gesang<br />
haben wir uns in eine Region<br />
von Europa begeben, in der viele<br />
Gefühle na<strong>ch</strong> dem Bürgerkrieg<br />
no<strong>ch</strong> verbittert sind. Do<strong>ch</strong> gerade<br />
die Musik könnte zur Saat der so<br />
dringenden neuen Hoffnung auf<br />
Frieden und Freunds<strong>ch</strong>aft mit der<br />
übrigen Welt werden. Es soll aus einem<br />
Wuns<strong>ch</strong> Realität werden, dass<br />
dort, wo die Diplomatie und die<br />
Worte immer wieder an ihre Grenzen<br />
gestossen sind, Klang und Harmonie<br />
Grösseres vollbringen.<br />
Bots<strong>ch</strong>afteraufgabe<br />
Der Semi<strong>ch</strong>or vom Bodensee mit<br />
seinem Dirigenten Hanspeter S<strong>ch</strong>är<br />
und 16 gut ausgebildeten Sängerinnen<br />
und Sängern nimmt in der<br />
Passionszeit eine wi<strong>ch</strong>tige Bots<strong>ch</strong>afteraufgabe<br />
wahr. Bei den zwei<br />
Gastkonzerten wussten sie mit ihrer<br />
offenen und freien Art zu begeistern.<br />
Zuerst stand der denkwürdige<br />
Auftritt in der Synagoge von Novi<br />
Sad auf dem Programm. In der<br />
an der Donau gelegenen, historis<strong>ch</strong><br />
bedeutenden Metropole der Vojvodina<br />
hat si<strong>ch</strong> das Ensemble in die<br />
Herzen der Mens<strong>ch</strong>en gesungen.<br />
Die Formation hat si<strong>ch</strong> trotz der<br />
laufenden Fernsehkameras s<strong>ch</strong>nell<br />
von der Anspannung gelöst und ist<br />
zu beeindruckender Form aufgelaufen.<br />
Emotional sogar no<strong>ch</strong> eine<br />
Spur intensiver ist die zweite Vorführung<br />
tags darauf im alten Rathaus<br />
von Sombor geworden. In einer<br />
im positiven Sinne spannungsgeladenen<br />
Atmosphäre hat die<br />
ANHANG<br />
Marita Topic, Dirigentin des Kinder<strong>ch</strong>ors «Silvester Hajnal», freut si<strong>ch</strong><br />
über die Bronze-Auszei<strong>ch</strong>nung am Internationalen Chorwettbewerb,<br />
organisiert von Interkultur und Musica Mundi in Budapest,<br />
an dem 65 Chöre aus 23 Staaten teilnahmen. Der Erfolg von<br />
Chören aus Sombor an Internationalen Wettbewerben hatte 1997<br />
begonnen,als «Iuventus Cantat» in Budapest die Goldmedaille<br />
gewann. Diesmal waren 20 Mäd<strong>ch</strong>en des Kinder<strong>ch</strong>ors mit dabei –<br />
und die meisten das erste Mal überhaupt von zuhause fort: Eine<br />
wi<strong>ch</strong>tige Erfahrung.<br />
4.bis 12.April 2003 60 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
S<strong>ch</strong>weizer Gruppe im von begeisterten<br />
Zuhörern überfüllten Saal<br />
Ovationen geerntet. Der im klassizistis<strong>ch</strong>en<br />
Stil erbaute Raum hat eine<br />
Glanzstunde des Kammer<strong>ch</strong>ors erlebt.<br />
Gut vorbereitet<br />
Das no<strong>ch</strong> zuletzt dur<strong>ch</strong>geführte<br />
Vorbereitungs-Weekend hat si<strong>ch</strong><br />
bezahlt gema<strong>ch</strong>t. Man hat in diesen<br />
Tagen am Balkan ein Programm<br />
aufgeführt, das dur<strong>ch</strong> seine vers<strong>ch</strong>iedenartigen<br />
Elemente aus<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Musikepo<strong>ch</strong>en<br />
und Ländern besti<strong>ch</strong>t. Anspru<strong>ch</strong>svolle<br />
Stücke, in denen das heimatli<strong>ch</strong>e<br />
Liedgut selbstverständli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
gebührend vertreten ist. Besonders<br />
prägend ist jedo<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>einbar<br />
grenzenlose Freude, die aus den<br />
jungen Sängerherzen kommt. Der<br />
gemeinsame Gesang mit dem befreundeten<br />
Chor Iuventus Cantat<br />
aus Sombor zum «Vater unser» - er<br />
geht unter die Haut und lässt viel<br />
Platz für überwältigende Emotionen.<br />
Do<strong>ch</strong> gesungen wird in dieser<br />
Wo<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t nur in den Konzertsälen.<br />
Fast bei jeder erdenkli<strong>ch</strong>en Gelegenheit<br />
wird zum Gesang angestimmt.<br />
Ausgelassen und fröhli<strong>ch</strong><br />
entstehen bei jedem neuen Lied<br />
neue serbis<strong>ch</strong>-s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Begegnungen.<br />
Christian Lohr/<br />
Tagblatt, 12.April 2003<br />
Normalität des<br />
Alltags täus<strong>ch</strong>t<br />
Mit dem Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerseminars<br />
zu Besu<strong>ch</strong> in Sombor<br />
Den Mens<strong>ch</strong>en in Vojvodina spürt<br />
man den Stolz auf ihr nationales<br />
Bewusstsein an. In Sombor, rund<br />
drei Autostunden von der S<strong>ch</strong>altzentrale<br />
in Belgrad entfernt, ist eine<br />
gewisse Selbständigkeit der dort lebenden<br />
Serben auszuma<strong>ch</strong>en. Unabhängigkeit<br />
ist es wohl ni<strong>ch</strong>t,<br />
denn diese s<strong>ch</strong>eint es in diesem<br />
ANHANG<br />
Land, in dem die Mens<strong>ch</strong>en immer<br />
wieder von ihrer Vergangenheit<br />
eingeholt werden, no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong><br />
zu geben. Das Gesprä<strong>ch</strong> mit<br />
der heimis<strong>ch</strong>en Bevölkerung zu su<strong>ch</strong>en<br />
ist ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer. Vertiefte Gesprä<strong>ch</strong>e<br />
zu führen, s<strong>ch</strong>eitern leider<br />
ni<strong>ch</strong>t selten an der Spra<strong>ch</strong>e. Englis<strong>ch</strong><br />
und Deuts<strong>ch</strong> bilden zwar eine<br />
gemeinsame Basis. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t selten<br />
- diese Erfahrung hat mi<strong>ch</strong><br />
irgendwie negativ berührt - versteht<br />
man unter dem Gesagten<br />
ni<strong>ch</strong>t dasselbe.<br />
Ausgeklammert<br />
Bereits am ersten Tag bin i<strong>ch</strong> mit<br />
Worten konfrontiert worden, die<br />
mir eingefahren sind. Aleksandar<br />
Vujic, Chorleiter von Iuventus Cantat,<br />
äusserte si<strong>ch</strong> äusserst direkt<br />
und unverblümt zu den Ereignissen<br />
der letzten <strong>Jahre</strong>. Er s<strong>ch</strong>ilderte die<br />
Ungere<strong>ch</strong>tigkeit der Nato-Angriffe<br />
vor vier <strong>Jahre</strong>n und beri<strong>ch</strong>tete über<br />
die ethnis<strong>ch</strong>e Vertreibung hunderttausender<br />
Serben. Der Prozess werde<br />
jetzt nur ihnen und niemandem<br />
sonst gema<strong>ch</strong>t, sagte der Professor<br />
an der Musikho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule von Belgrad.<br />
Es wirkt für mi<strong>ch</strong> beklemmend,<br />
wie der andere Teil der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
einfa<strong>ch</strong> ausgeklammert<br />
wird. I<strong>ch</strong> stehe zu dieser Aussage,<br />
au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong> mir in keiner Art<br />
und Weise anmasse, die Ges<strong>ch</strong>ehnisse<br />
genügend differenziert beleu<strong>ch</strong>ten<br />
zu können.<br />
Programm vom Konzert des Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>ors mit<br />
«Iuventus Cantat» in der Synagoge in Novi Sad.<br />
4.bis 12.April 2003 61 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
Träume verarbeiten Eine andere Begegnung<br />
hat in mir einen ebenso<br />
na<strong>ch</strong>haltigen Eindruck hinterlassen.<br />
Bei einem Mittagessen habe i<strong>ch</strong><br />
den 18-jährigen Gymnasiasten Milos<br />
Milosevic kennen gelernt. Er<br />
muss mit seinem Namen so man<strong>ch</strong>e<br />
Bemerkung ertragen. Der Junge<br />
hat mir einen interessanten Einblick<br />
in die Seelen vieler junger Serben<br />
gewährt. Was passiert sei, sei<br />
unvorstellbar s<strong>ch</strong>limm, erinnert er<br />
si<strong>ch</strong> an das gewaltige Bombardement,<br />
von dem au<strong>ch</strong> Sombor heimgesu<strong>ch</strong>t<br />
wurde. Abgeklärt wirkend,<br />
ist er jedo<strong>ch</strong> überzeugt, dass die<br />
Zeit die vielen aufgerissenen Wunden<br />
heilen werde. Die Reformen<br />
würden das Land weiterbringen,<br />
daran ändere au<strong>ch</strong> die Ermordung<br />
des Ministerpräsidenten ni<strong>ch</strong>ts. Die<br />
Jugend hat ein weiteres Trauma,<br />
dass sie ras<strong>ch</strong> abzulegen gewillt ist.<br />
Die ältere Generation hingegen,<br />
geprägt von Kriegen und politis<strong>ch</strong>en<br />
Ma<strong>ch</strong>tsystemen, wel<strong>ch</strong>e<br />
Hass, Verbitterung und au<strong>ch</strong> Armut<br />
mit si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>ten, wird si<strong>ch</strong> damit<br />
s<strong>ch</strong>wer tun. Das emporsteigende<br />
Gras, das bekanntli<strong>ch</strong> mit der Zeit<br />
alles S<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>e zu überdecken<br />
beginnt, wä<strong>ch</strong>st in Serbien no<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t. Darüber täus<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> die<br />
s<strong>ch</strong>einbare Normalität im Alltag<br />
ni<strong>ch</strong>t hinweg.<br />
Christian Lohr/<br />
Tagblatt, 14.April 2003<br />
ANHANG<br />
Aus der Isolation herausführen<br />
Bleibende Eindrücke von der Serbien-Reise<br />
mit dem Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerseminars<br />
Wo steht Serbien zehn <strong>Jahre</strong> na<strong>ch</strong><br />
dem für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>en Bürgerkrieg und<br />
vier <strong>Jahre</strong> na<strong>ch</strong> den Bombenangriffen<br />
dur<strong>ch</strong> die Nato? Beim fünftägigen<br />
Aufenthalt in Sombor im Norden<br />
von Ex-Jugoslawien habe i<strong>ch</strong><br />
auf diese Fragen einige Antworten<br />
erhalten. Andere Dinge lassen si<strong>ch</strong><br />
nur erahnen oder spüren. Was si<strong>ch</strong><br />
aber auf jeden Fall aussagen lässt,<br />
ist der Tatbestand, dass die multikulturelle<br />
Bevölkerung in der Vojvodina<br />
im letzten Jahrzehnt hat lernen<br />
müssen, mit besonderen, harten<br />
Lebenssituationen umzugehen.<br />
Für viele ist es fast tägli<strong>ch</strong> ein Überlebenskampf,<br />
den die Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit Wille und ungeheurem Kraftaufwand<br />
zu bestehen haben.<br />
S<strong>ch</strong>attenwirts<strong>ch</strong>aft blüht<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> geht es der Region<br />
extrem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t. Die Arbeitslosigkeit<br />
beträgt 40 Prozent, was gerade<br />
au<strong>ch</strong> für die Zukunft der Jugend<br />
wenig Hoffnung aufkeimen lässt.<br />
Das lange Embargo der westli<strong>ch</strong>en<br />
Länder hat die Lage no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ärft.<br />
Das Bildungssystem, diesen<br />
Eindruck habe i<strong>ch</strong> beim Besu<strong>ch</strong> der<br />
pädagogis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule gewonnen,<br />
ist glückli<strong>ch</strong>erweise stabil geblieben<br />
und weist ein dur<strong>ch</strong>aus bemerkenswertes<br />
Niveau auf. Do<strong>ch</strong><br />
was nützen gut ausgebildete Leute,<br />
wenn sie keine Jobs finden? Der<br />
S<strong>ch</strong>warzmarkt und die S<strong>ch</strong>attenwirts<strong>ch</strong>aft<br />
blühen, was eine logis<strong>ch</strong>e<br />
Folge des negativen Kreislaufes<br />
ist. Dass die Seminaristinnen<br />
und Seminaristen aus Kreuzlingen<br />
aber trotz der teils bes<strong>ch</strong>eidensten<br />
Lebensbedingungen eine Gast-<br />
freunds<strong>ch</strong>aft mit viel Nähe und<br />
Herzli<strong>ch</strong>keit haben erfahren dürfen,<br />
ma<strong>ch</strong>t die Bereits<strong>ch</strong>aft für Offenheit<br />
der in Ser- bien lebenden Mens<strong>ch</strong>en<br />
deutli<strong>ch</strong>. Alleine werden sie<br />
wohl kaum aus der Isolation hinauskommen.<br />
Die Weltengemeins<strong>ch</strong>aft<br />
muss sie gezielt hinausführen,<br />
um im Balkan den Nährboden<br />
für einen immerwährenden Frieden<br />
zu s<strong>ch</strong>affen. Unsere s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
humanitäre Aufgabe kann es ni<strong>ch</strong>t<br />
sein, alle Probleme in Serbien lösen<br />
zu wollen. Hilfsprojekte sollen si<strong>ch</strong><br />
meiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> auf Institutionen<br />
konzentrieren, die aufgrund<br />
der missli<strong>ch</strong>en Finanzlage vor Ort<br />
an der fehlenden Unterstützung leiden.<br />
Besu<strong>ch</strong>e in Sombor im Spital,<br />
im Waisenhaus oder im Behindertenheim<br />
haben einen betroffen gema<strong>ch</strong>t.<br />
Hier brau<strong>ch</strong>t es konkrete<br />
S<strong>ch</strong>ritte, um würdigere Verhältnisse<br />
zu errei<strong>ch</strong>en.<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tung bleibt<br />
Dieses Bewusstsein ist bei den<br />
angehenden Lehrkräften im Kammer<strong>ch</strong>or<br />
stark gewa<strong>ch</strong>sen. Ihr Gesang<br />
an vers<strong>ch</strong>iedenen Orten ist zu<br />
einer e<strong>ch</strong>ten Bots<strong>ch</strong>aft geworden.<br />
Na<strong>ch</strong> dieser an Erlebnissen und Eindrücken<br />
rei<strong>ch</strong>en Wo<strong>ch</strong>e bleibt aber<br />
die Verpfli<strong>ch</strong>tung, ni<strong>ch</strong>t im Trott des<br />
Alltages all die entstandenen Verbin-<br />
dungen und Freunds<strong>ch</strong>aften,<br />
die den Leuten in der Vojvodina viel<br />
bedeuten, ras<strong>ch</strong> wieder zu vergessen.<br />
Christian Lohr/<br />
Tagblatt, 15.April 2003<br />
4.bis 12.April 2003 62 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
ANHANG<br />
Aus der Wo<strong>ch</strong>enzeitung Somborske Novine vom 11.4.03 (Übersetzung)<br />
«Two celtises that were planted last week in The park of Heros, have started their hundered-year's life as a<br />
symbol of the ten-year's friendship of Sombor and the municiplaities in Switzerland. Endless walking through the<br />
blooming streets of Sombor, talks - pleasant and patient with Sombor's friends, citizens, businessmen, cultural<br />
and NG organizations... one week of socializing with the Switzerland delegation seems like it was not long<br />
enough. On the leaving they were greeted by many hands of the ‹Iuventus› youth and citizens who do not forget<br />
ten years of help. So that celtises of friendship grow bigger and bigger.»<br />
4.bis 12.April 2003 63 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
ANHANG<br />
Bodensee Tagblatt, 23.April 2003<br />
4.bis 12.April 2003 64 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
ANHANG<br />
Bodensee Tagblatt, 1.Mai 2003<br />
4.bis 12.April 2003 65 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
ANHANG<br />
Seeblick, 2.Mai 2003<br />
4.bis 12.April 2003 66 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Pressee<strong>ch</strong>o<br />
ANHANG<br />
Thurgauer Zeitung, 3.Mai 2003<br />
4.bis 12.April 2003 67 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Erklärung von Ohrid<br />
Kongress in Ohrid,<br />
25.bis 28. April 2002<br />
ANHANG<br />
Rund 150 Europäerinnen und Europäer haben vom 25.bis 28.April 2002 am Kongress zum Thema «Die Partizipation<br />
der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde als Grundlage der Demokratie» teilgenommen. Der Kongress<br />
wurde von Gemeinden Gemeinsam S<strong>ch</strong>weiz (GGS) organisiert und zog Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus ganz Südosteuropa und der S<strong>ch</strong>weiz an. Der Stellvertretende Bürgermeister von Ohrid, Vlado Cvetokovski,<br />
eröffnete das Treffen, gefolgt von der Staatsrätin des mazedonis<strong>ch</strong>en Ministeriums für lokale Selbstverwaltung,<br />
Frau Elena Petkanovska, dem S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>after in Mazedonien, Stephan Nellen, und dem Berater des<br />
Europarates für lokale Selbstverwaltung in Mazedonien, Owen Masters. Vers<strong>ch</strong>iedene Redner befassten si<strong>ch</strong> mit<br />
den Themen Bürgerre<strong>ch</strong>t und Demokratie, u.a. Frau Snezana Djordjevic vom PALGO-Zentrum in Belgrad, Slaveya<br />
Hristova von der Organisation «Balkan Assist» in Sofia, Slobodan Kovacevski, Bürgermeister von Kumanovo, Mazedonien,<br />
und Murtezan Ismajli, Bürgermeister von Tetovo, Mazedonien. Ges<strong>ch</strong>lossen wurde der Kongress mit einem<br />
Referat von Xhemali Saiti, dem ehemaligen Minister für lokale Selbstverwaltung, Mazedonien.<br />
In den Plenarsitzungen und Arbeitsgruppen fanden fru<strong>ch</strong>tbare und vertiefende Diskussionen zu Einzelaspekten<br />
der viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigen Thematik statt. Im Vordergrund standen insbesondere: offene Information und Partizipationsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
der Bürgerinnen und Bürger, Vorbereitung der Mitglieder der Gemeindebehörden auf ihr Amt, Integration<br />
von Minderheiten in den politis<strong>ch</strong>en Prozess, friedli<strong>ch</strong>es Konfliktmanagement auf Gemeindeebene,<br />
Vors<strong>ch</strong>läge zu konkreten Projektaktivitäten in der Region.<br />
Na<strong>ch</strong> diesen intensiven Diskussionen legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer S<strong>ch</strong>werpunkte fest und formulierten<br />
die na<strong>ch</strong>stehenden Empfehlungen als Ri<strong>ch</strong>tlinien zur Stärkung der lokalen Autonomie in Südosteuropa.<br />
Diese sollten au<strong>ch</strong> Ansporn geben für künftige GGS-Aktivitäten, für den Ausbau bestehender <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en<br />
und die S<strong>ch</strong>affung neuer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en mit Gemeinden in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kongress in Ohrid:<br />
1. rufen die STAATEN Südosteuropas dazu auf, auf allen Ebenen die strukturellen, re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und administrativen<br />
Voraussetzungen zu s<strong>ch</strong>affen, damit eine mögli<strong>ch</strong>st grosse Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern am öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Leben und an wirkungsvollen demokratis<strong>ch</strong>en Meinungsbildungs- und Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen teilhaben<br />
kann:<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• regelmässigen Zugang zu Programmen und Aktivitäten der Gemeinde zu gewähren,<br />
• Rundtis<strong>ch</strong>diskussionen in den Medien mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft zu organisieren,<br />
• Kurse für Vertreterinnen und Vertreter der Medien anzubieten und Verhaltensregeln für Journalisten aufzustellen.<br />
2. empfehlen, dass die STAAATEN der Region re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Massnahmen ergreifen, die den Gemeinden politis<strong>ch</strong><br />
und finanziell lokale Autonomie und Selbstverwaltung gewährleisten. Dies würde Kompetenzen in den Berei<strong>ch</strong>en<br />
Erziehung, Sozialhilfe, medizinis<strong>ch</strong>e Grundversorgung, lokale Infrastruktur, lokale Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung, Rückerstattung<br />
von Gemeindeeigentum sowie Management von Rohstoffen eins<strong>ch</strong>liessen. Die kürzli<strong>ch</strong> in einigen Staaten<br />
der Region verabs<strong>ch</strong>iedeten Gesetze über lokale Selbstverwaltung stellen positive S<strong>ch</strong>ritte in diese Ri<strong>ch</strong>tung<br />
dar.<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• Verfahren für eine wirkungsvolle Umsetzung dieser Gesetze vorzusehen,<br />
• finanzielle Autonomie der Gemeinden dur<strong>ch</strong> Dezentralisierung und klare Zuteilung der entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Ressourcen zu stärken,<br />
• Ämter wie Ombudsperson, Vermittler, S<strong>ch</strong>iedsri<strong>ch</strong>ter zu s<strong>ch</strong>affen, die für die Beruhigung sozialer Spannungen<br />
und lokale Streitbeilegung verantwortli<strong>ch</strong> sind.<br />
4.bis 12.April 2003 68 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Erklärung von Ohrid<br />
ANHANG<br />
3. rufen die STAATEN der Region dazu auf, allen Personen, Frauen und Männern, soziale A<strong>ch</strong>tung und das Re<strong>ch</strong>t<br />
auf vollbere<strong>ch</strong>tigte Teilnahme am öffentli<strong>ch</strong>en Leben ohne Unters<strong>ch</strong>ied ihrer ethnis<strong>ch</strong>en, religiösen oder sozialen<br />
Zugehörigkeit zu gewährleisten.<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• umfassende Gesetze über Re<strong>ch</strong>te und S<strong>ch</strong>utz von Minderheiten, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Umsetzungs- und Kontrollme<strong>ch</strong>anismen,<br />
zu erlassen,<br />
• auf allen Ebenen eine Atmosphäre von Toleranz, Vertrauen und gegenseitigem Verständnis zu entwickeln,<br />
• lokale Me<strong>ch</strong>anismen für Konfliktmanagement wie etwa interethnis<strong>ch</strong>e Kommunikation zu erstellen,<br />
• eine politis<strong>ch</strong>e Kultur zu s<strong>ch</strong>affen, die eine aktive Mitwirkung der Frauen in den politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen<br />
erlaubt,<br />
• eine politis<strong>ch</strong>e Kultur zu s<strong>ch</strong>affen, die eine aktive Mitwirkung der Minderheiten in den politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen<br />
erlaubt,<br />
• den Dialog zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen ethnis<strong>ch</strong>en, kulturellen und religiösen Gruppen, ausgehend von der Ebene<br />
der Bürgerinnen und Bürger, über Tätigkeiten wie Erziehung zum Zusammenleben und zu gegenseitigem Vertrauen<br />
sowie Erwerb von Spra<strong>ch</strong>kenntnissen zu fördern,<br />
• der Bedeutung von S<strong>ch</strong>ulprogrammen in Bezug auf Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Spra<strong>ch</strong>e und Religion die nötige Aufmerksamkeit<br />
zu widmen.<br />
4. rufen die GEMEINDEN dazu auf, die Entwicklung der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft zu ermutigen, eine aktive, offene und inspirierende<br />
Politik zu fördern, umfassende Transparenz dur<strong>ch</strong> Bürgerforen und Bürgerinitiativen zu unterstützen.<br />
Dazu bedarf es einer s<strong>ch</strong>rittweisen Entwicklung des Bewusstseins der Bürgerinnen und Bürger für das Gemeinwohl<br />
und deren Bereits<strong>ch</strong>aft zur Übernahme öffentli<strong>ch</strong>er Verantwortung für politis<strong>ch</strong>e, soziale und Umweltangelegenheiten.<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• eine übertriebene Abhängigkeit der lokalen Behörden von politis<strong>ch</strong>en Parteien abzubauen,<br />
• professionelle Ausbildung und staatsbürgerli<strong>ch</strong>e Erziehung für neue Rollen und Funktionen in der Gemeinde<br />
zur Verfügung zu stellen,<br />
• vers<strong>ch</strong>iedene Instrumente zur Steigerung der aktiven Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern auf Gemeindeebene<br />
zu s<strong>ch</strong>affen und umzusetzen,<br />
• unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einen kommunalen Masterplan auszuarbeiten.<br />
5. ersu<strong>ch</strong>en die GEMEINDEN, im Hinblick auf die Zielsetzung, den Bürgerinnen und Bürgern mehr politis<strong>ch</strong>e Partizipation<br />
zu ermögli<strong>ch</strong>en, Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen anzuerkennen und zu respektieren. Sie sollen günstige<br />
Bedingungen für die Entwicklung und die Aktivitäten der NGOs s<strong>ch</strong>affen und sie in die Ents<strong>ch</strong>eidungsprozesse<br />
der Gemeinde einbeziehen. Diese Organisationen s<strong>ch</strong>lagen wi<strong>ch</strong>tige Brücken und tragen zum Dialog zwis<strong>ch</strong>en<br />
dem Staat und der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft bei; sie spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle beim S<strong>ch</strong>utz von Umwelt und Natur.<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• Behörden, Vertreter von NGOs und Bürgerinnen und Bürger für die praktis<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit auf Gemeindeebene<br />
zu s<strong>ch</strong>ulen,<br />
• Politiker und Behörden einzuladen, aktive Mitglieder von NGOs zu werden, beispielsweise als Vorstandsmitglieder.<br />
6. ermutigen die GEMEINDEN, für die Dur<strong>ch</strong>führung von wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und Infrastrukturprojekten auf lokaler,<br />
regionaler oder nationaler Ebene flexible, kooperative Beziehungen mit andern Gemeinden ins Auge zu fassen.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Beziehungen könnten Zusammenarbeit bei kulturellen, sozialen und sportli<strong>ch</strong>en Aktivitäten umfassen. Sie<br />
erlauben den Bürgerinnen und Bürgern vers<strong>ch</strong>iedener Gemeinden, eine politis<strong>ch</strong>e Kultur auf der Grundlage von<br />
gegenseitiger Toleranz und A<strong>ch</strong>tung aufzubauen. Sol<strong>ch</strong>e Netzwerke würden die lokalen Selbstverwaltungskörpers<strong>ch</strong>aften<br />
in ihren Beziehungen zur jeweiligen Zentralregierung stärken.<br />
4.bis 12.April 2003 69 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor
Erklärung von Ohrid<br />
ANHANG<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• Mitwirkungsnetzwerke zwis<strong>ch</strong>en den Gemeinden und den Zentralbehörden einzuri<strong>ch</strong>ten, insbesondere für Finanz-<br />
und Re<strong>ch</strong>tsfragen,<br />
• unternehmeris<strong>ch</strong>e und kulturelle Aktivitäten in den Gemeinden zu entwickeln,<br />
• die Entwicklung von öffentli<strong>ch</strong>-privaten <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en zu bes<strong>ch</strong>leunigen.<br />
7. Laden TEILNEHMERINNEN und TEILNEHMER AUS SÜDOSTEUROPÄISCHEN LÄNDERN ein, die Erkenntnisse des<br />
Kongresses in ihre Gemeinden hineinzutragen und sie dort wenn mögli<strong>ch</strong> umzusetzen. Im Rahmen der neuen<br />
Gesetze und der laufenden Reformprozesse werden sie ermutigt, demokratis<strong>ch</strong>e Strukturen aufzubauen und zu<br />
erweitern. Wenn ni<strong>ch</strong>t genügend Kapazitäten vorhanden sind, sind sie dazu aufgerufen, ihre neu aufkommenden<br />
Bedürfnisse zu identifizieren und an GGS weiterzuleiten, die sie den vers<strong>ch</strong>iedenen Regionalkomitees und<br />
andern NGOs mit verglei<strong>ch</strong>baren Zielsetzungen mitteilen wird.<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• lokale Projekte in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Na<strong>ch</strong>haltigkeit zu identifizieren und umzusetzen.<br />
8. ersu<strong>ch</strong>en die GGS und VERTRETER LOKALER PARTNERSCHAFTEN AUS DER SCHWEIZ, die in Ohrid anwesend<br />
sind, die S<strong>ch</strong>affung neuer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en zwis<strong>ch</strong>en Südosteuropa und der S<strong>ch</strong>weiz aktiv zu fördern. Die Regionalkomitees<br />
setzen si<strong>ch</strong> aktiv dafür ein, ihre <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en auszubauen, in dem sie bestehende Projekte vorantreiben<br />
und neue identifizieren.<br />
Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />
• konkrete Projekte in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Na<strong>ch</strong>haltigkeit anzubieten,<br />
• Experten zur Unterstützung von Gemeinden in Südosteuropa zur Verfügung zu stellen.<br />
9. s<strong>ch</strong>lagen angesi<strong>ch</strong>ts der Bedeutsamkeit der Flü<strong>ch</strong>tlingsfrage in Südosteuropa dem VORSTAND von GGS vor,<br />
dieses Thema auf die Agenda des nä<strong>ch</strong>sten Kongresses zu setzen.<br />
Die TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMER am Kongress sind überzeugt, dass ihre Diskussionen zur weiteren Stärkung<br />
von Frieden und Demokratie in der Region beitragen können. Sie danken jenen, die si<strong>ch</strong> für die Vorbereitung<br />
und Dur<strong>ch</strong>führung des Kongresses einsetzten, namentli<strong>ch</strong> der Agentur für Lokaldemokratie in Ohrid, der<br />
DEZA, der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft und dem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Kooperationsbüro in Skopje sowie zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Gemeinden und Institutionen. Sie sind äusserst dankbar für die Gastfreunds<strong>ch</strong>aft in Ohrid und<br />
in Mazedonien, die massgebli<strong>ch</strong> dazu beitrug, dass der Kongress harmonis<strong>ch</strong> und erfolgrei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführt werden<br />
konnte.<br />
Die Originalversion dieses Dokuments ist auf Englis<strong>ch</strong> abgefasst. Übersetzungen sind verfügbar auf Albanis<strong>ch</strong>,<br />
Kroatis<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>, Mazedonis<strong>ch</strong> und Serbis<strong>ch</strong>.<br />
Ohrid, den 28. April 2002<br />
4.bis 12.April 2003 70 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor