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Zehn Jahre Partnerschaft - startseite sombor.ch

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<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

Sombor-<br />

Gemeinden Gemeinsam<br />

Bodensee/Rhein<br />

4.bis 12.April 2003 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor<br />

Bild: Walter S<strong>ch</strong>awalder


<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

«Gemeinden Gemeinsam Bodensee-Rhein» baut seit 1993 an einer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor in der Vojvodina<br />

Serbien, einer «Stadt des Friedens und des gegenseitigen Respektes», wie sie bei Kriegsausbru<strong>ch</strong> vor zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

genannt wurde. Seit Jahrhunderten leben hier Serben, Ungarn, Kroaten und weitere Völker zusammen.<br />

Humanitäre Hilfe<br />

Das Regionalkomitee Bodensee-Rhein hat seit April 1993 über 50 Transporte mit 1000 Tonnen Hilfsgütern na<strong>ch</strong><br />

Sombor gebra<strong>ch</strong>t: Lebensmittel, Kleider und Medikamente, zur Versorgung der über 10000 Flü<strong>ch</strong>tlinge und<br />

ältern Leute. Finanziert wurden au<strong>ch</strong> über mehrere <strong>Jahre</strong> die Suppenkü<strong>ch</strong>e und das Saatgut-Projekt des Roten<br />

Kreuzes.<br />

Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

Zwölfmal leiteten junge Leute aus der Osts<strong>ch</strong>weiz eine Ferienwo<strong>ch</strong>e im Waisenhaus in Sombor, ein festli<strong>ch</strong>er<br />

Höhepunkt im tristen Alltag der 90 Kinder. Angeregt dur<strong>ch</strong> dieses Beispiel haben Einheimis<strong>ch</strong>e Kontakt zu<br />

ihnen aufgenommen. Mit unserer Hilfe konnte das Rote Kreuz ein Jugend-Camp am Donauufer für die Jugend<br />

Sombors erstellen. Seither helfen au<strong>ch</strong> dort Leute aus der S<strong>ch</strong>weiz in der Leitung der Sommerlager mit.<br />

Kulturbrücke<br />

Aus Sombor war s<strong>ch</strong>on fünfmal der Chor Iuventus Cantat am Bodensee zu Gast. Au<strong>ch</strong> 47 Somborer Künstler<br />

stellten hier aus. Eine Gruppe vom Jugend-Rotkreuz nahm am internationalen Lager in Nottwil teil, andere<br />

hatten Gelegenheit zu einer Weiterbildung in der S<strong>ch</strong>weiz. Am ersten Gemeindekongress in Murten und am<br />

zweiten in Ohrid waren Delegierte aus Sombor vertreten. Der Handglocken-Chor aus Romanshorn und ein<br />

junger Pianist aus Kreuzlingen spielten in Sombor.<br />

Förderung der Demokratie<br />

S<strong>ch</strong>on 1996 gewann die Opposition in Sombor die Mehrheit. Im Oktober 2000 waren die Somborer beim Volksaufstand<br />

in Belgrad ganz vorne dabei. Eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als Informations-Drehs<strong>ch</strong>eibe spielte die mit unserer<br />

Hilfe eingeri<strong>ch</strong>tete Internetstube. Wir unterstützten den Aufbau von lokalen Bürgerbewegungen.<br />

Freiwilligenarbeit<br />

Das Regionalkomitee Bodensee-Rhein sammelte für Sombor in den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n Spenden und Naturalgaben<br />

von Privaten und von Gemeinden in der Höhe von weit über einer Million S<strong>ch</strong>weizer Franken. Die Arbeit<br />

wird auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> von Freiwilligen geleistet – letztes Jahr waren es insgesamt 364 Tage. Au<strong>ch</strong> die Reisen na<strong>ch</strong><br />

Sombor werden von allen aus der eigenen Tas<strong>ch</strong>e bezahlt.<br />

Signal für einen Neuanfang? Jugendli<strong>ch</strong>e in Sombor reinigen eine S<strong>ch</strong>ulhauswand.<br />

4.bis 12.April 2003 2 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Einleitung<br />

<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> ..........................................................................2<br />

Vorwort ..................................................................................................5<br />

Delegation ............................................................................................6-7<br />

Erweiterte Delegation ..............................................................................8<br />

Programm ........................................................................................09-11<br />

Karte......................................................................................................12<br />

Wissenswertes zu Sombor ................................................................13-18<br />

Rathaus ............................................................................................19-20<br />

Stadtwerke ............................................................................................21<br />

Vorstellungsrunde NGO ....................................................................22-23<br />

Runder Tis<strong>ch</strong> ..........................................................................................24<br />

Rotes Kreuz ......................................................................................25-26<br />

Gesundheit und Soziales ..................................................................27-28<br />

Bildung ............................................................................................29-30<br />

Sport......................................................................................................31<br />

Behinderte ........................................................................................32-34<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft ........................................................................................35-38<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft ......................................................................................39<br />

Kir<strong>ch</strong>en ............................................................................................40-42<br />

Medien ............................................................................................43-44<br />

Kulturelles Rahmenprogramm ..........................................................45-47<br />

Ausflug ............................................................................................48-49<br />

4.bis 12.April 2003 3 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Klis<strong>ch</strong>ees ................................................................................................50<br />

Projektvorhaben ....................................................................................51<br />

Anhang<br />

Zusammenfassende Eindrücke ..........................................................52-53<br />

Wir danken… ......................................................................................54<br />

Auszüge aus Somborer Dankadressen ..............................................55-56<br />

Adressen NGO’s ................................................................................57-58<br />

Pressee<strong>ch</strong>o........................................................................................59-67<br />

Erklärung von Ohrid..........................................................................68-70<br />

4.bis 12.April 2003 4 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Vorwort<br />

VORWORT<br />

<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> sind Grund zum Feiern. Mitten im Krieg haben<br />

wir von Gemeinden Gemeinsam Bodensee-Rhein im April 1993 damit<br />

begonnen, die Friedenskräfte in der Stadt Sombor zu stärken, Nothilfe zu<br />

leisten und dur<strong>ch</strong> einen Kulturaustaus<strong>ch</strong> isolierende Grenzen zu überwinden.<br />

Es sind inzwis<strong>ch</strong>en viele Freunds<strong>ch</strong>aften entstanden, die <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

ist gut verankert. Unser Besu<strong>ch</strong> in Sombor bekräftigte, dass wir an<br />

dieser Brücke weiterbauen wollen. Symbol dafür war das Pflanzen von<br />

zwei Bäumen vor dem Rathaus in Sombor.<br />

Wie aber soll es weitergehen? In 30 vers<strong>ch</strong>iedenen Begegnungen, teils<br />

in kleinen Gruppen, konnten wir uns mit der aktuellen Situation unserer<br />

Projektpartner vertraut ma<strong>ch</strong>en und neue Projektideen sammeln und<br />

bespre<strong>ch</strong>en. Mit der Stadtregierung, die vor zwei <strong>Jahre</strong>n gewe<strong>ch</strong>selt hat,<br />

galt es, einen vertrauensvollen Kontakt zu vertiefen. Einige Ni<strong>ch</strong>tregierungs-Organisationen<br />

der Stadt konnten wir darin unterstützen,<br />

dass während unseres Besu<strong>ch</strong>es mit der Einri<strong>ch</strong>tung eines Runden Tis<strong>ch</strong>es<br />

in Sombor begonnen wurde.<br />

Von unserer 16-köpfigen Delegation waren zehn zum ersten Mal in<br />

Sombor, darunter au<strong>ch</strong> die Präsidentin von Gemeinden Gemeinsam<br />

S<strong>ch</strong>weiz und ein Vertreter des Gemeinderates Romanshorn. Wir trafen uns<br />

vor dem Antritt der Reise zweimal zur Vorbereitung. Eine besondere Note<br />

setzte der Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerseminars Kreuzlingen (mit 18 Teilnehmenden),<br />

der zur glei<strong>ch</strong>en Zeit einer Einladung des Somborer Chors<br />

Iuventus Cantat folgte, teilweise an unserm Programm teilnehmen konnte<br />

und mit zwei Konzerten unserm Besu<strong>ch</strong> Glanzli<strong>ch</strong>ter aufsetzte.<br />

Auf der Heimreise verabredeten wir in der Reisegruppe, wie wir über<br />

unsere vielfältigen Eindrücke weitere Kreise informieren wollen: Zum<br />

einen gestalteten wir zusammen mit dem Kammer<strong>ch</strong>or einen öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Abend in der Alten Kir<strong>ch</strong>e in Romanshorn, zum andern waren alle bereit,<br />

zu der hier vorliegenden Dokumentation einen Beri<strong>ch</strong>t beizusteuern. Wir<br />

hoffen, damit Interesse an der Weiterentwicklung unserer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

mit Sombor wecken und Unterstützung mobilisieren zu können. Bereits<br />

haben wir begonnen, ein Dutzend von Projektideen zu bearbeiten und sie<br />

dieses oder nä<strong>ch</strong>stes Jahr umzusetzen.<br />

Zum Gelingen unserer Reise haben viele beigetragen – wie der langen<br />

Dankesliste am S<strong>ch</strong>luss dieses Beri<strong>ch</strong>tes zu entnehmen ist. Den grössten<br />

Beitrag zur Realisierung unseres ambitiösen Programms leistete in Sombor<br />

Slavica Periskic als Organisatorin, Moderatorin, Referentin, Übersetzerin,<br />

Gastgeberin, wofür ihr au<strong>ch</strong> an dieser Stelle herzli<strong>ch</strong> gedankt sei. S<strong>ch</strong>ön<br />

war es zu sehen, wie auf der Reise der Zusammenhalt in der Gruppe<br />

wu<strong>ch</strong>s – alle kamen, wie das s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Feedback zeigt, ho<strong>ch</strong> befriedigt<br />

und tief berührt von der praktis<strong>ch</strong> ohne Panne verlaufenen Reise zurück.<br />

Lang lebe die <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor!<br />

Für die Reiseleitung:<br />

Arne Engeli,<br />

Projektverantwortli<strong>ch</strong>er<br />

4.bis 12.April 2003 5 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Delegation<br />

DELEGATION<br />

Vreni S<strong>ch</strong>awalder, ehemalige Regierungsrätin, Lehrerin,<br />

Präsidentin Gemeinden Gemeinsam-Regionalkomitee<br />

Bodensee-Rhein, Kindergartenstr. 13, 8590 Romanshorn,<br />

Tel. 071/463 32 02, Fax 071/461 28 05<br />

vreni.s<strong>ch</strong>awalder@bluewin.<strong>ch</strong><br />

(Delegationsleiterin)<br />

Arne Engeli, Politologe, Projektleiter Gemeinden<br />

Gemeinsam-Regionalkomitee Bodensee-Rhein,<br />

Promenadenstrasse 25, Postfa<strong>ch</strong>, 9400 Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>,<br />

Tel/Fax 071/855 22 12,<br />

a.engeli@switzerland.org<br />

(Delegationsleiter/Programmorganisation)<br />

Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er, Hauswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Betriebsleiterin,<br />

Kir<strong>ch</strong>gemeindepräsidentin, Im Weingarten 29, 9242 Oberuzwil,<br />

Tel. 071/951 34 03,<br />

elisabeth_bir<strong>ch</strong>er@hotmail.com<br />

Danilo Clematide, Jurist, Gemeinderat, Blumenweg 13,<br />

8590 Romanshorn, Tel. 071/463 63 50,<br />

danilo.clematide@lake.<strong>ch</strong><br />

Peter Isaack, Bankangestellter i.R., Im Weingarten 29,<br />

9242 Oberuzwil, Tel. 071/951 34 03,<br />

elisabeth_bir<strong>ch</strong>er@hotmail.<strong>ch</strong><br />

Alice Müggler, Hausfrau, ehemalige Kantonsrätin,<br />

Mühlegutstrasse 11, 9323 Steina<strong>ch</strong>,<br />

Tel. 071/446 40 80,<br />

fam-mueggler@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Friedhilde Munzinger, Krankens<strong>ch</strong>wester, Pflegeexpertin,<br />

Zeppelinstrasse 16c, 8280 Kreuzlingen,<br />

Tel. 071/672 43 11,<br />

friedhilde.munzinger@stsh.<strong>ch</strong><br />

Mi<strong>ch</strong>aela Müller, Requisiteurin Stadttheater Luzern,<br />

Vorstandsmitglied Gemeinden Gemeinsam-<br />

Regionalkomitee Bodensee-Rhein, Theaterstrasse 2,<br />

6002 Luzern, Tel. 076/574 22 11,<br />

mi<strong>ch</strong>22@fressurf.<strong>ch</strong><br />

Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t, Landwirt, Transportkoordinator<br />

Gemeinden Gemeinsam-Regionalkomitee Bodensee-Rhein,<br />

zur Ran<strong>ch</strong>, 8580 Hatswil, Tel. 071/411 32 81 oder 079/406 97 31,<br />

ruedi.rinderkne<strong>ch</strong>t@lake.<strong>ch</strong><br />

Paul Rutishauser, Pfarrer im Ruhestand, Kir<strong>ch</strong>enrat,<br />

Präsident Basler Mission, Stählistrasse 41, 8280 Kreuzlingen,<br />

Tel. 071/672 79 25,<br />

rutishauser_vetter@hotmail.<strong>ch</strong><br />

Das Top-Führungsteam: Vreni<br />

S<strong>ch</strong>awalder und Arne Engeli im<br />

Rotkreuz-Look.<br />

4.bis 12.April 2003 6 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


DELEGATION<br />

Walter S<strong>ch</strong>awalder, Lehrer im Ruhestand, Kindergartenstr. 13,<br />

8590 Romanshorn, Tel. 071/463 32 02,<br />

vreni.s<strong>ch</strong>awalder@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Gretel Seebass, Journalistin, Thurweg 1, 9223 Halden,<br />

Tel. 071/642 39 07,<br />

gretel.seebass@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Hans Sprunger, pensionierter Kaufmann, Neptunstrasse 14,<br />

8280 Kreuzlingen, Tel. 071/672 52 70,<br />

h.sprunger@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Andrea Strässle, Biologin, Journalistin in Ausbildung,<br />

Binzwiesenstrasse 14, 8057 Züri<strong>ch</strong>,<br />

Tel. 076/45 45 197,<br />

andrea_straessle@hotmail.com<br />

Marianne Von Grünigen, ehemalige Bots<strong>ch</strong>afterin, Präsidentin<br />

Gemeinden Gemeinsam S<strong>ch</strong>weiz, St.Alban-Rheinweg 120,<br />

4005 Basel, Tel. 061/311 31 71,<br />

marianne.vongruenigen@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Christoph Zweili, Redaktor St.Galler Tagblatt,<br />

Medienarbeit Gemeinden Gemeinsam-Regionalkomitee Bodensee-Rhein,<br />

Bahnhofstrasse 30, 8590 Romanshorn,<br />

Tel. 071/463 12 52,<br />

czweili@smile.<strong>ch</strong><br />

Die fast vollständige Delegation mit dem fris<strong>ch</strong> gepflanzten Baum vor dem Somborer Rathaus.<br />

4.bis 12.April 2003 7 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Erweiterte Delegation<br />

(mit 16 Sängerinnen und Sängern des Kammer<strong>ch</strong>ors<br />

des Lehrerseminars Kreuzlingen)<br />

ERWEITERTE DELEGATION<br />

Hanspeter S<strong>ch</strong>är, Seminarlehrer und Chorleiter,<br />

Langhaldenstrasse 30, 8280 Kreuzlingen, hpms<strong>ch</strong>aer@freesurf.<strong>ch</strong><br />

Livia Baettig, Bühl 2393, 9100 Herisau, livia.baettig@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Anna Buff, Oberwilerstrasse 10, 8500 Gerlikon, anna.buff@gmx.<strong>ch</strong><br />

Andrea Bühler, Alpsteinstrasse 14b, 9100 Herisau, tut@gmx.<strong>ch</strong><br />

Lorenz Dünner, Mittlere Mühlestrasse 3, 8598 Bottighofen<br />

Martina Eberli, Kronengasse 5, 8274 Gottlieben<br />

Seraina Fluor, Da<strong>ch</strong>sweg 18, 8500 Frauenfeld,<br />

i.am.happy@gmx.<strong>ch</strong><br />

Martina Frits<strong>ch</strong>e, Käserei-Loh, 8362 Balterswil<br />

Daniela Hörler, Torackerstrasse 11. 9284 Bi<strong>ch</strong>wil,<br />

dh.smile@hotmail.com<br />

Andrea Lüthi, Ulmenstrasse 74, 8500 Frauenfeld, aliki@gmx.<strong>ch</strong><br />

Jonathan Meierhofer, Nollenstrasse 6, 8572 Berg,<br />

meierhofer.jonny@bluewin.<strong>ch</strong><br />

Tobias Pestalozzi, Kawazen 7, 8536 Hüttwilen,<br />

tobiaspestalozzi@hotmail.com<br />

Christoph Reusser, Rebbergstrasse 2, 9507 Stettfurt, creusser@gmx.<strong>ch</strong><br />

Zippora S<strong>ch</strong>är, Obergreut, 8585 Langrickenba<strong>ch</strong>,<br />

zippora@gmx.<strong>ch</strong><br />

Philipp Spring, Oberhaldenstrasse 5, 8561 Ottoberg,<br />

philipp.spring@bluemail.<strong>ch</strong><br />

Lena Suhner, Steig 323, 9428 Walzenhausen<br />

Annette Wartenweiler, Spe<strong>ch</strong>tweg 1, 8500 Frauenfeld,<br />

annette.w@gmx.<strong>ch</strong><br />

Christian Lohr, Alleeweg 10, 8280 Kreuzlingen,<br />

<strong>ch</strong>ristian.lohr@lohr.<strong>ch</strong><br />

Hanspeter S<strong>ch</strong>är vermo<strong>ch</strong>te seine<br />

Sängerinnen und Sänger stets aufs<br />

Neue zu motivieren.<br />

4.bis 12.April 2003 8 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Programm<br />

Freitag, 4.April 2003<br />

20.30 Romanshorn Bhfplatz<br />

20.50 ab Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong><br />

22.00 an Feldkir<strong>ch</strong><br />

Autos verladen<br />

20.20 Basel ab<br />

21.33 Züri<strong>ch</strong> ab<br />

23.08 Feldkir<strong>ch</strong> an<br />

23.24 Feldkir<strong>ch</strong> ab (Autoreisezug/Liegewagen)<br />

Samstag, 5.April 2003<br />

07.38 Graz an (Frühstück)<br />

ans<strong>ch</strong>liessend 450 km Fahrt mit Privatautos via<br />

Szekesfehervar zum Grenzübergang Backi Breg<br />

Mittagessen auf Weg<br />

1700 ca. an Sombor<br />

Quartierbezug Hotel Pensionierten Heim<br />

19.00 Empfang dur<strong>ch</strong> Stadtpräsident, Partnerorganisationen<br />

und Freunde<br />

20.00 Na<strong>ch</strong>tessen Restaurant Andric<br />

Sonntag, 6.April 2003<br />

7.15 Frühstück<br />

7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

8.45 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />

Gottesdienste mit Gesprä<strong>ch</strong>smögli<strong>ch</strong>keit<br />

ans<strong>ch</strong>liessend<br />

9.00 A Orthodox<br />

9.00 B Katholis<strong>ch</strong>, Josip Pekanovic<br />

9.00 C Reformiert, Andor Bekassy<br />

12.00 Gesprä<strong>ch</strong> und Mittagessen im katholis<strong>ch</strong>en<br />

Pfarrhaus<br />

14.30 Stadtrundgang mit Konjovic-Galerie<br />

18.00 Zusammensein in Zweiergruppen in<br />

befreundeter Familie mit Na<strong>ch</strong>tessen<br />

Montag, 7.April 2003<br />

7.15 Frühstück<br />

7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

PROGRAMM<br />

9.15 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />

9.30 Im Rathaus, Treffen mit Stadtpräsident Jovan Vujicic<br />

und Vertretern Stadtregierung.<br />

Themen: Probleme der Stadt, Gemeindeautonomie,<br />

Zukunft <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

11.30 Baum pflanzen aus Anlass 10 <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

12.30 Mittagessen<br />

14.00 Abfahrt<br />

4.bis 12.April 2003 9 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


14.15 Im Roten Kreuz, Treffen mit Gordana Savin<br />

und Team – Information zu Flü<strong>ch</strong>tlings-, Kinderund<br />

Jugendarbeit, Gesundheitszentrum<br />

16.30 Besu<strong>ch</strong> des Donau Camps vom Roten Kreuz<br />

18.00 Na<strong>ch</strong>tessen im Camp<br />

20.00 Musik und Tanz mit Romas in Backi Monostor<br />

Dienstag, 8.April 2003<br />

7.15 Frühstück<br />

7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

8.30 Abfahrt mit Bus<br />

ganztägiger Ausflug in die Fruska Gora<br />

11.00 Sremski Karlovci Mittelpunkt des Srem, früher<br />

Patriar<strong>ch</strong>ensitz mit Kathedrale von 1762,<br />

Besi<strong>ch</strong>tigung mit Führung<br />

13.00 Mittagessen in Maradik im reformierten<br />

Kir<strong>ch</strong>gemeindehaus mit Karoly Beres, EHO<br />

15.00 Besu<strong>ch</strong> des Klosters Krusedol<br />

16.00 Fernsehturm auf der Fruska Gora<br />

17.00 Festung Petervardein, Blick auf Novi Sad,<br />

mit Führung<br />

18.00 Picknick im Ökumenis<strong>ch</strong>en Hilfswerk EHO<br />

19.00 Rundgang dur<strong>ch</strong> Innenstadt<br />

20.00 Konzert in der Synagoge Iuventus Cantat<br />

und Kammer<strong>ch</strong>or (mit Fernsehen)<br />

Mittwo<strong>ch</strong>, 9.April 2003<br />

7.15 Frühstück<br />

7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

PROGRAMM<br />

9.00 Abfahrt<br />

Besi<strong>ch</strong>tigungen<br />

A Industriebetrieb Somboled<br />

B Stadtspital<br />

C Landwirts<strong>ch</strong>aft, Ivan Kajic,<br />

in Miletic 40 Min. Fahrzeit<br />

12.30 Mittagessen ohne Gruppe C<br />

14.30 Gesprä<strong>ch</strong> über die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und politis<strong>ch</strong>e<br />

Situation, Dr. Roca Bozidar, Präsident<br />

regionale Handelskammer<br />

16.30 NGO-Center: Präsentation von Bürgerbewegungen<br />

18.15 Gemeinsames Na<strong>ch</strong>tessen mit Bürgerbewegungen<br />

19.30 Konzert im alten Rathaus: Iuventus Cantat<br />

und Kammer<strong>ch</strong>or<br />

4.bis 12.April 2003 10 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Donnerstag, 10.April 2003<br />

7.15 Frühstück<br />

7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

PROGRAMM<br />

9.15 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />

Besu<strong>ch</strong>e:<br />

A Kindergarten<br />

B Primars<strong>ch</strong>ule<br />

C Gymnasium<br />

D Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

E Stadtwerke (Abwasser)<br />

12.30 Mittagessen<br />

14.00 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />

A Treffen mit Sportverantwortli<strong>ch</strong>en<br />

B Atelierbesu<strong>ch</strong> bei Künstlern<br />

C Medienzentrum<br />

16.30 Runder Tis<strong>ch</strong> mit SomborerInnen zum Thema<br />

Local Government and Citizens<br />

18.30 Na<strong>ch</strong>tessen mit Teilnehmern des Runden Tis<strong>ch</strong>es<br />

20.00 Internetstube<br />

20.45 Folklore Gruppe Ravangrad: Probe,<br />

mit Mögli<strong>ch</strong>keit, mitzutanzen<br />

Freitag, 11.April 2003<br />

7.15 Frühstück<br />

7.45 Bespre<strong>ch</strong>ung<br />

9.15 Abfahrt/-mars<strong>ch</strong><br />

Besu<strong>ch</strong>e: Markt<br />

A Open Club-Kurse und Aktionen mit Kindern,<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en und jungen Erwa<strong>ch</strong>senen<br />

B Waisenhaus<br />

C Vuk Karadzic (Heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule)<br />

D Behindertenheim in Stara Moravica<br />

12.30 Mittagessen ohne Gruppe D<br />

15.00 Gesprä<strong>ch</strong> mit Goran Bulajic,<br />

ehemaliger Stadtpräsident<br />

17.00 Evaluation der Reise in der Gruppe<br />

20.00 Gemeinsame Abs<strong>ch</strong>iedsparty mit der<br />

Stadt im Restaurant Andric<br />

Samstag, 12.April 2003<br />

8.00 Frühstück<br />

9.00 Messe in memoriam Silvester Hajnal<br />

10.30 Abs<strong>ch</strong>iedskaffee im Roten Kreuz<br />

11.00 Abfahrt, Mittagessen auf Weg<br />

20.40 bis 21.30 Verladen in Graz (Na<strong>ch</strong>tessen)<br />

22.00 Graz ab<br />

Sonntag, 13.April 2003<br />

6.38 Feldkir<strong>ch</strong> an (Frühstück)<br />

8.30 Romanshorn an<br />

4.bis 12.April 2003 11 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


ROUTE<br />

4.bis 12.April 2003 12 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


1993<br />

Wo liegt Sombor?<br />

- in Serbien-Montenegro<br />

- in der fru<strong>ch</strong>tbaren Vojvodina<br />

- in der Backa, der Region zwis<strong>ch</strong>en Ungarn, Donau<br />

und Theiss<br />

- im Verwaltungsdistrikt West-Backa<br />

- knapp 30 km zur ungaris<strong>ch</strong>en und zur kroatis<strong>ch</strong>en<br />

Grenze, nur ca. 40 km Luftlinie von Osijek<br />

weg<br />

Einwohnerzahlen/Grösse<br />

- Stadt allein ca. 50 000<br />

- Grossgemeinde (Verwaltungseinheit Stadt und<br />

15 Gemeinden) ca. 105 000<br />

- Flä<strong>ch</strong>e rund 1000 km2<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

- 11 000, erste aus Slowenien, dann vorwiegend aus<br />

Kroatien und Bosnien-Herzegowina<br />

- 22 000 fanden seit Kriegsausbru<strong>ch</strong> 1991 in Sombor<br />

erste Verpflegung/Unterkunft (das heisst rund<br />

die Hälfte ist weitergezogen)<br />

- ausser wenigen in S<strong>ch</strong>üler-/Altersheimen sind die<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in Familien (vielfa<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> Verwandte) oder in leerstehenden Zweithäusern<br />

(Landsitze, Gastarbeiter-Häuser)<br />

untergebra<strong>ch</strong>t worden<br />

Nationalitäten<br />

In der Vojvodina leben seit hunderten von <strong>Jahre</strong>n die<br />

vers<strong>ch</strong>iedensten Völker gemeins<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> zusammen:<br />

Ungarn, Serben, Kroaten und Donau-S<strong>ch</strong>waben<br />

(Deuts<strong>ch</strong>e). Bis zum zweiten Weltkrieg je mit rund<br />

einem Viertel Bevölkerungsanteil. Dies ergab ein<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, in wel<strong>ch</strong>em die vers<strong>ch</strong>iedenen Kulturen<br />

ihre Eigenheiten in Spra<strong>ch</strong>e (serb./kro.= glei<strong>ch</strong>e<br />

Spra<strong>ch</strong>e) und Religion lebten und den Na<strong>ch</strong>barn<br />

respektierten, indem die Mens<strong>ch</strong>en zwei oder gar dreiund<br />

mehrspra<strong>ch</strong>ig kommunizierten.<br />

Mit der Vertreibung des grössten Teils der Deuts<strong>ch</strong>en<br />

na<strong>ch</strong> dem zweiten Weltkrieg ergab si<strong>ch</strong> ein Vakuum,<br />

wel<strong>ch</strong>es vorwiegend dur<strong>ch</strong> Serben aufgefüllt wurde,<br />

wel<strong>ch</strong>e teils die mehrspra<strong>ch</strong>ige verwurzelte Kultur<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr pflegten. Diese Tendenz wird dur<strong>ch</strong> die<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge (Serben, resp. serb-orth.) verstärkt. Es leben<br />

26 Nationalitäten in Sombor.<br />

WISSENSWERTES<br />

2003<br />

Einwohnerzahlen/Grösse<br />

(es sind nur angenäherte Zahlen verfügbar, da die für<br />

das Jahr 2000 angesetzte Volkszählung ni<strong>ch</strong>t<br />

stattgefunden hat – Quelle: Journalist)<br />

- Stadt allein ca. 55000<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

- 15000 anerkannte Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

- 10000 illegale Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

Viele, die in den Neunzigerjahren na<strong>ch</strong> Sombor<br />

gekommen sind, sind statistis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erfasst worden.<br />

Sie gelten heute als «Somborer».<br />

4.bis 12.April 2003 13 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Der Anteil der grössten Ethnien:<br />

Serben 57 Prozent<br />

Kroaten 8 bis 9 Prozent<br />

Ungarn 16 Prozent<br />

Rund 15 Prozent bekennen si<strong>ch</strong> als Jugoslawen,<br />

entweder aus Überzeugung oder aufgrund der<br />

ges<strong>ch</strong>ätzten 30 bis 40 Prozent Mis<strong>ch</strong>ehen.<br />

Es gibt in der Region Dörfer mit ungaris<strong>ch</strong>en<br />

(Stara Moravica), kroatis<strong>ch</strong>en oder gar deuts<strong>ch</strong>en<br />

Mehrheiten.<br />

Offizielle Spra<strong>ch</strong>en<br />

Serbis<strong>ch</strong><br />

Ungaris<strong>ch</strong> ist keine offizielle Spra<strong>ch</strong>e mehr: Es gibt<br />

no<strong>ch</strong> eine Klasse in Sombor, die alle Lektionen in<br />

ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e hat. In Novi Sad, der Hauptstadt<br />

der Vojvodina, werden no<strong>ch</strong> Lehrer in Ungaris<strong>ch</strong> unterri<strong>ch</strong>tet,<br />

so dass sie später in ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e unterri<strong>ch</strong>ten<br />

können.<br />

Religionen<br />

Serbis<strong>ch</strong>-orthodox<br />

Römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong> (Kroaten/Ungaren)<br />

Adventisten<br />

Reformierte (Ungaren)<br />

Juden<br />

WISSENSWERTES<br />

1993 2003<br />

Serben 60 Prozent<br />

Der Anteil der kroatis<strong>ch</strong>en und ungaris<strong>ch</strong>en Minderheit<br />

lässt si<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>ätzen – genaue Zahlen sind ni<strong>ch</strong>t<br />

erhältli<strong>ch</strong>.<br />

Religionen<br />

Bei den Kir<strong>ch</strong>en in der Vojvodina hat si<strong>ch</strong> die<br />

konfessionelle Struktur verändert, einerseits dur<strong>ch</strong> den<br />

Wegzug von katholis<strong>ch</strong>en Kroaten und katholis<strong>ch</strong>en<br />

und reformierten Ungarn, andererseits dur<strong>ch</strong> die<br />

orthodoxen serbis<strong>ch</strong>en Zuwanderer (Flü<strong>ch</strong>tlinge). Es ist<br />

ein Erstarken des Selbstbewusstseins der orthodoxen<br />

(und serbis<strong>ch</strong>en) Bevölkerung und Kir<strong>ch</strong>e feststellbar.<br />

Römis<strong>ch</strong>-katholis<strong>ch</strong><br />

Die katholis<strong>ch</strong>e Minderheit im Bistum Backa<br />

(Bis<strong>ch</strong>ofssitz ist Subotica) zählt 30000 Ungarn und<br />

10000 Kroaten (rund se<strong>ch</strong>s Prozent der<br />

Bevölkerung)<br />

Reformierte<br />

kleine Gemeinde mit 176, meist älteren Mitgliedern<br />

Religionsunterri<strong>ch</strong>t<br />

Im September 2002 erstmals seit dem zweiten<br />

Weltkrieg vom Staat wieder eingeführt:<br />

Die S<strong>ch</strong>üler wählen zwis<strong>ch</strong>en konfessionellem<br />

Unterri<strong>ch</strong>t und dem Fa<strong>ch</strong> «Erziehung zur<br />

Demokratie» (Gradanski odgoj).<br />

4.bis 12.April 2003 14 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Politis<strong>ch</strong>e Strukturen<br />

Dörfer mit Dorfrat<br />

WISSENSWERTES<br />

1993 2003<br />

Grossgemeinde Sombor: Parlament na<strong>ch</strong> Proporz<br />

die finanziellen Mögli<strong>ch</strong>keiten sind klein, da vieles –<br />

zum Beispiel S<strong>ch</strong>ule, Polizei, Finanzen und Gesetzgebung<br />

– zentralistis<strong>ch</strong> in Belgrad bestimmt wird.<br />

Der Kreis West-Backa (250 000 Einw.) wird dur<strong>ch</strong><br />

einen von Belgrad ernannten Statthalter verwaltet.<br />

Parteien<br />

1993: An den Wahlen mit Amtsdauer ab 1.1.93 nahmen<br />

15 Parteien teil. 7 davon sind im Parlament<br />

vertreten.<br />

Sieger war die serb.soz.Partei (Na<strong>ch</strong>folgepartei der<br />

Kommunisten, Regierungspartei Milosevics).<br />

Exekutive<br />

Ist Mitglied des Parlamentes und wird von diesem<br />

gewählt, wobei die siegende Partei den Bürgermeister<br />

stellt.<br />

Zusammensetzung der «Führung», respektive<br />

Verwaltungsauss<strong>ch</strong>usses (7 Mitglieder)<br />

serb. soz. Partei 5, demokratis<strong>ch</strong>er Block 1, Radikale 1<br />

– daraus werden 1 Bürgermeister, 2 Vizebürgermeister<br />

und vier Mitglieder bestimmt.<br />

Diese Führung arbeitet na<strong>ch</strong> Verfassung für die lokalen<br />

Massnahmen und gliedert si<strong>ch</strong> in eine Art<br />

Departemente, wel<strong>ch</strong>en die Führung vorsteht und<br />

diese zusammen mit vier – jeweils 7- bis 9-köpfigen –<br />

vom Parlament ernannten Kommissionen führt. Die<br />

Kommissionen sind ebenfalls in einem ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Kräfteverhältnis wie die Exekutive zusammengesetzt,<br />

wobei einzelne au<strong>ch</strong> ohne den demokratis<strong>ch</strong>en Block<br />

nur mit Sozialisten und Radikalen besetzt sind.<br />

Die Ents<strong>ch</strong>eide in Parlament, Führung und<br />

Kommissionen werden mit Mehrheitsents<strong>ch</strong>eiden<br />

gefällt.<br />

Politis<strong>ch</strong>e Strukturen<br />

Dörfer mit Dorfrat, der über ein minimes Globalbudget<br />

verfügt.<br />

Grossgemeinde Sombor: Parlament na<strong>ch</strong> Proporz<br />

Mehr Kompetenzen als unter Milosevic (Gesetz über<br />

Gemeindeautonomie 2002), aber die finanziellen<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten sind klein, da vieles, zum Beispiel<br />

S<strong>ch</strong>ule, Polizei, Finanzen und Gesetzgebung no<strong>ch</strong><br />

immer zentralistis<strong>ch</strong> in Belgrad bestimmt wird. Es steht<br />

wenig Geld für kommunale Bedürfnisse zur<br />

Verfügung, über das frei verfügt werden kann. Es gibt<br />

aber einige Gebühren, die von der Stadt lokal<br />

eingezogen werden.<br />

Sitze in der Stadtregierung 11<br />

Demokratis<strong>ch</strong>e Partei (DS) 5<br />

Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Liga (LSG) 3<br />

Demokratis<strong>ch</strong>e Union der<br />

Vojvodina Ungarn (DSVM) 2<br />

Neue Demokratie (ND) 1<br />

Der Stadtpräsident («Bürgermeister») ist<br />

ni<strong>ch</strong>t Mitglied der Stadtregierung, sondern<br />

Präsident des Parlaments.<br />

Sitze im Parlament (in Prozent) 61 (100)<br />

Demokratis<strong>ch</strong>e Partei (DS-Djindjic) 18 (28)<br />

Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Liga (LSG) 7 (11)<br />

Demokratis<strong>ch</strong>e Union der<br />

Vojvodina Ungarn (DSVM) 5 (11)<br />

Neue Demokratie (ND) 2 (3)<br />

Demokratis<strong>ch</strong>e Partei Serbiens<br />

(DSS-Kostunica) 8 (13)<br />

Sozialistis<strong>ch</strong>e Partei Serbiens (SPS) 2 (3)<br />

Sozialdemokratis<strong>ch</strong>e Partei (SD) 1 (1)<br />

Neues Serbien (NS) 9 (14)<br />

Bürgergruppe (GG) 0 (0)<br />

Total 52 (84)<br />

Die Angaben sind ni<strong>ch</strong>t vollständig<br />

4.bis 12.April 2003 15 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


WISSENSWERTES<br />

1993 2003<br />

S<strong>ch</strong>ulen<br />

8 <strong>Jahre</strong> Volkss<strong>ch</strong>ule<br />

a) Spra<strong>ch</strong>e serbis<strong>ch</strong><br />

b) Spra<strong>ch</strong>e ungaris<strong>ch</strong><br />

Übers<strong>ch</strong>riebene S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er, sofern Mindest-S<strong>ch</strong>ülerzahl<br />

je Klasse errei<strong>ch</strong>t<br />

Fremdspra<strong>ch</strong>en: serbis<strong>ch</strong>, ungaris<strong>ch</strong>, deuts<strong>ch</strong>, englis<strong>ch</strong>,<br />

französis<strong>ch</strong><br />

4 <strong>Jahre</strong> Mittels<strong>ch</strong>ule: nur serbis<strong>ch</strong><br />

2-jährige Fa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen (Te<strong>ch</strong>niker), nur serbis<strong>ch</strong><br />

Wirts<strong>ch</strong>aft/Erwerbstätigkeit<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft, Fleis<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>t mit grossem Anteil<br />

- Verarbeitung landw. Produkte<br />

- S<strong>ch</strong>uhe (Firma Borelj, 900 Ang., 85% Export-,<br />

Embargo=Zusammenbru<strong>ch</strong>)<br />

- Akkumulatorenfabrik<br />

- Bes<strong>ch</strong>läge (Türen/Fenster/Möbel): Bane Sekulic<br />

2500 Ang., 4 Betriebe in und um Sombor<br />

inklusive Giesserei.<br />

(Export dur<strong>ch</strong> Wegfall Konkurrenz<br />

Binnenmarkt etwas aufgefangen,<br />

Auslastung 60 %)<br />

- Speiseöl-Fabrik Sunce (glei<strong>ch</strong> Sonne)<br />

- Mil<strong>ch</strong>- und Glacéfabrik Somboled<br />

- Saucenfabrik Panonka<br />

- Fleis<strong>ch</strong>fabrik Hrane (glei<strong>ch</strong> Fleis<strong>ch</strong>)<br />

- Hands<strong>ch</strong>uhfabrik<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

Die Bauern wurden na<strong>ch</strong> dem zweiten Weltkrieg<br />

enteignet, für den Eigenbesitz waren maximal zwölf<br />

Hektaren gestattet, im Berggebiet 17 Hektaren.<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn<br />

Industrieller Minimallohn 70 DM/Monat<br />

Der Direktor des Wasserwerks Sombor verdient 200<br />

DM. Rentner: Renten 20 DM/Monat<br />

Die Lebenshaltung ist billiger als in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Ein mittlerer Frauenlohn betrug vor der Krise (1987)<br />

1500 DM.<br />

S<strong>ch</strong>ulen<br />

Ab 2004 sind neun <strong>Jahre</strong> Volkss<strong>ch</strong>ule obligatoris<strong>ch</strong>.<br />

Es gibt no<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulen in Sombor, in denen erste Klassen<br />

in ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e unterri<strong>ch</strong>tet werden – in den<br />

Aussengemeinden sind es zum Teil ganze Klassenzüge.<br />

Die Fa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen im Ans<strong>ch</strong>luss an die Volkss<strong>ch</strong>ule<br />

dauern zwei bis fünf <strong>Jahre</strong> – die zweijährige<br />

Ausbildung gilt als College-Abs<strong>ch</strong>luss, die fünfjährige<br />

als Studium (Fakultät). Die meisten dauern aber vier<br />

<strong>Jahre</strong> (zum Beispiel die Ausbildung zur Englis<strong>ch</strong>lehrerin).<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft/Erwerbstätigkeit<br />

Die Arbeitslosigkeit ist ho<strong>ch</strong> – offizielle Zahlen gibt es<br />

ni<strong>ch</strong>t: Die S<strong>ch</strong>ätzungen s<strong>ch</strong>wanken zwis<strong>ch</strong>en 17 und<br />

über 50 Prozent (!).<br />

In Sombor geht es nur wenigen Fabriken gut –<br />

Beispiele sind die Mil<strong>ch</strong>- und Glacéfabrik Somboled,<br />

die Speiseöl-Fabrik Sunce (Sonne). Die Bes<strong>ch</strong>lägefabrik<br />

Bane Sekulic hat s<strong>ch</strong>on 2001 den Betrieb eingestellt.<br />

Rein statistis<strong>ch</strong> ist die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Situation<br />

einigermassen stabil. Die Wirts<strong>ch</strong>aft verzei<strong>ch</strong>net ein<br />

Wa<strong>ch</strong>stum von fünf bis se<strong>ch</strong>s Prozent, die<br />

Privatisierung s<strong>ch</strong>reitet langsam voran – alles auf sehr<br />

tiefem Niveau.<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

1991 wurde per Gesetz die Rückgabe des Privatbesitzes<br />

eingeleitet. Es ist davon auszugehen, dass der Staat<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t alles Eigentum zurück gegeben hat.<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn<br />

Eine Übersetzerin verdient fünf Euro pro übersetzte<br />

Seite (für literaris<strong>ch</strong>e Texte ein biss<strong>ch</strong>en weniger). Eine<br />

Englis<strong>ch</strong>lehrerin verdient weniger – mit Privatlektionen<br />

lassen si<strong>ch</strong> 20000 bis 25000 Dinar (200 Euro) pro<br />

Monat verdienen. Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn eines<br />

Journalisten bei Radio Sombor beträgt 300 Euro pro<br />

Monat. Eine Krankens<strong>ch</strong>wester verdient 150 Euro, eine<br />

Obers<strong>ch</strong>wester 200 und ein Arzt (Spezialist) 400 Euro.<br />

Pflegepersonal im Behindertenheim Otthon in Stara<br />

Moravica verdient 200 Euro, Putzpersonal etwas mehr<br />

als 100 Euro.<br />

4.bis 12.April 2003 16 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Inflation<br />

Die Inflation ist stark, auf dem S<strong>ch</strong>warzmarkt<br />

beoba<strong>ch</strong>tete Kursverluste zu DM innert zwei<br />

Tagen: 13 Prozent.<br />

WISSENSWERTES<br />

1993 2003<br />

Versorgung/Nahrungsmittel<br />

Die Vojvodina ist eine stark ländli<strong>ch</strong>e Gegend. Grundnahrungsmittel<br />

sind vorhanden, für die Höhe der<br />

Löhne und Renten aber im Verglei<strong>ch</strong> teuer. Man lebt<br />

teils von Reserven, die Ladenregale sind halb leer und<br />

zeigen nur ein einges<strong>ch</strong>ränktes Sortiment. Die<br />

Restaurants sind leer, weil der Bevölkerung das Geld<br />

fehlt. Die Erwerbstätigen sind aber ans<strong>ch</strong>einend no<strong>ch</strong><br />

ausrei<strong>ch</strong>end versorgt. Bei Kranken, Alten, Flü<strong>ch</strong>tlingen<br />

und Kindern hapert es aber.<br />

Die Häuser sind ungeheizt (ausser, es sei eine<br />

elektris<strong>ch</strong>e oder eine Holzheizung), au<strong>ch</strong> das Hotel der<br />

Gemeinden Gemeinsam-Delegation war kalt.<br />

Treibstoff<br />

Landwirte erhalten karge Zuteilung für Feldarbeit,<br />

Private sonst laut Aussage 15 lt. je Monat, sofern eine<br />

Tankstelle Benzin hat (lange S<strong>ch</strong>langen). Grenzgebiet<br />

im Vorteil: Tanken in Ungarn mögli<strong>ch</strong>, aber<br />

Wartezeiten an Grenze teils lange.<br />

Ges<strong>ch</strong>ätzte monatli<strong>ch</strong>e Lebenshaltungskosten für eine<br />

vierköpfige Familie: 300 Euro für Essen, 50 für<br />

Heizung, 30 für Elektrizität (wenn du ni<strong>ch</strong>t bezahlst,<br />

stellen sie dir den Strom ab…), 20 für Telefon, 20 für<br />

kosmetis<strong>ch</strong>e Artikel, 5 für Gebäudeunterhalt – für<br />

Kleider und fürs Auto bleibt ni<strong>ch</strong>ts – total 425 Euro.<br />

Diese Summe verdienen aber nur die wenigsten…<br />

1 kg Brot kostet 0,5 Euro, 1/2 Liter Mil<strong>ch</strong> rund 40<br />

Cents, ein Kilogramm billiges Fleis<strong>ch</strong> (Huhn) kostet 2<br />

Euro.<br />

Die 2002 begonnene Preis-Liberalisierung reduziert in<br />

Serbien die staatli<strong>ch</strong>en Beiträge an die Elektriziätsfirmen.<br />

Darum stieg der Elektrizitätspreis beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittspreis für Elektrizität in Serbien<br />

beträgt jetzt 2,8 Cents pro kWh, soll no<strong>ch</strong> in diesem<br />

Jahr auf vier Cents steigen und 2004 s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> 4,5<br />

Cents betragen. Mit Ausnahme der öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Dienste und dem Energieberei<strong>ch</strong> sind praktis<strong>ch</strong> alle<br />

Preise in Serbien und Montenegro liberalisiert.<br />

Inflation<br />

Die Währung – der Dinar – ist erstaunli<strong>ch</strong> solide, die<br />

Inflation konnte von über 100 Prozent im Jahr 2000<br />

auf rund zehn Prozent im Jahr 2003 heruntergebra<strong>ch</strong>t<br />

werden.<br />

Versorgung/Nahrungsmittel<br />

Der erste, flü<strong>ch</strong>tige Eindruck ist trügeris<strong>ch</strong>: Die<br />

Auswahl auf dem Markt und in den S<strong>ch</strong>aufenster zeigt<br />

eine Rei<strong>ch</strong>haltigkeit, die si<strong>ch</strong> die wenigsten leisten<br />

können. Die Einwohner haben in langen Kriegsjahren<br />

gelernt, irgendwie über die Runden zu kommen. Es<br />

bleibt ein Wunder: Die Lebenshaltungs-Kosten sind mit<br />

einem Familienlohn ni<strong>ch</strong>t zu decken. Viele werden von<br />

emigrierten Verwandten aus dem Ausland unterstützt<br />

– andere müssen si<strong>ch</strong> mit einem Zweitjob über Wasser<br />

halten.<br />

Treibstoff<br />

An den Tankstellen ist genug Treibstoff vorhanden.<br />

Ein Liter Benzin kostet rund 70 Cents.<br />

4.bis 12.April 2003 17 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


WISSENSWERTES<br />

1993 2003<br />

Spitalbedarf/Medikamente<br />

Es fehlen die einfa<strong>ch</strong>sten Blutdruckmittel fürs tägli<strong>ch</strong>e<br />

Leben, Verbände/Gazen werden gewas<strong>ch</strong>en und<br />

mehrmals verwendet etc. S<strong>ch</strong>limm sei das Fehlen von<br />

Psy<strong>ch</strong>o-Pharmaka. In der Behandlung sei man zu<br />

urtümli<strong>ch</strong>en Methoden zurückgekehrt (zum Beispiel<br />

Elektros<strong>ch</strong>ock).<br />

Roma-Familie mit dem Pferdegespann unterwegs.<br />

Spitalbedarf/Medikamente<br />

Das Spital Sombor mit 900 Betten (Auslastung 80<br />

Prozent) hat ein Einzugsgebiet von 250 000<br />

Einwohnern. Während des Krieges wurden hier 2000<br />

Verwundete versorgt. Auf dem Stellenplan stehen<br />

1682 Bes<strong>ch</strong>äftigte – 1192 (71 Prozent) arbeiten im<br />

medizinis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>, 490 in der Verwaltung. Es sind<br />

318 Ärzte bes<strong>ch</strong>äftigt, davon sind 193 Spezialisten.<br />

Christoph Zweili<br />

4.bis 12.April 2003 18 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Rathaus<br />

Die ganze Gemeinden Gemeinsam-<br />

-Gruppe trifft si<strong>ch</strong> mit dem Stadtpräsidenten<br />

Jovan Vujicic und mit<br />

weitern Vertretern von Stadtexekutive<br />

und Parlament. Er dankt<br />

für die zehn <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

und stellt Sombor kurz vor als freie<br />

Königsstadt, die damals 1749, als<br />

«kleines Wien», mehr Einwohner<br />

zählte als Belgrad. Es beherbergt<br />

das erste Lehrerseminar des Balkans<br />

(1778), ist Kreisstadt und seit 1996<br />

von der demokratis<strong>ch</strong>en Opposition<br />

gegen Milosevic regiert. Das<br />

freundna<strong>ch</strong>barli<strong>ch</strong>e Zusammenleben<br />

von Serben, Ungarn, Kroaten<br />

und andern Nationalitäten ist au<strong>ch</strong><br />

heute trotz Krieg erhalten geblieben.<br />

Die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>sten Probleme<br />

der Stadt sind:<br />

Erstens der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Zustand<br />

von Strassen, der mangelnde Ausbau<br />

der Kanalisation und so weiter<br />

als Folge fehlender Gemeindeautonomie<br />

und Budgethoheit. Selbst<br />

das Rathaus gehört dem Staat.<br />

Innerhalb der Gemeinde wird jetzt<br />

aber auf mehr Dezentralisierung<br />

gesetzt: Die 15 Dörfer (mit zusammen<br />

ges<strong>ch</strong>ätzten 55000 Einwohnern)<br />

erhalten mehr Selbstverwaltungs-Kompetenzen<br />

und können<br />

zum Beispiel über die ihnen zugeteilten<br />

Budgetmittel selber ents<strong>ch</strong>eiden.<br />

Zweitens die immer no<strong>ch</strong> hohe<br />

Zahl von Flü<strong>ch</strong>tlingen belastet die<br />

Stadt mit sozialen Aufgaben und<br />

Anstrengungen zur Integration. 70<br />

Prozent der 25000 Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

(15000 anerkannt, 10000 illegal)<br />

wollen hier bleiben (und können in<br />

den meisten Fällen au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

zurück na<strong>ch</strong> Kroatien oder Bosnien).<br />

Drittens die negative wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklung führte zu Betriebss<strong>ch</strong>liessungen<br />

und zu einer hohen<br />

Zahl von Arbeitslosen mit sozialen<br />

Problemen. Zur Zeit sind Privatisierungsprozesse<br />

in Industrie und<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft im Gange; so su<strong>ch</strong>t<br />

zum Beispiel die Fleis<strong>ch</strong>fabrik Hrane<br />

RATHAUS<br />

na<strong>ch</strong> Millionenverlusten einen privaten<br />

Besitzer, wenn nötig zu einem<br />

symbolis<strong>ch</strong>en Preis von einem<br />

Euro. Grosse Chancen liegen au<strong>ch</strong><br />

in der Landwirts<strong>ch</strong>aft bra<strong>ch</strong>. Die<br />

Stadt bemüht si<strong>ch</strong> um Aufwertung<br />

des Grenzübergangs Backi Breg zur<br />

Zollstation und um Öffnung des<br />

Militärflugplatzes für die Zivilluftfahrt<br />

– beides würde eine Anbindung<br />

an den europäis<strong>ch</strong>en Markt<br />

erlei<strong>ch</strong>tern. Ein Potential liegt au<strong>ch</strong><br />

im Ausbau der Bildungsstadt Sombor,<br />

zum Beispiel mit einer Akademie<br />

für Kunst, Bildung, Wissens<strong>ch</strong>aft.<br />

Die anwesenden Parlamentarier<br />

ergänzen:<br />

• In Backi Monostor muss die<br />

Grunds<strong>ch</strong>ule erweitert und erneuert<br />

werden. Ein besonderes Problem<br />

sind dort die ansässigen Roma,<br />

die au<strong>ch</strong> vom Roten Kreuz<br />

unterstützt werden. Das S<strong>ch</strong>weizer<br />

Koordinationsbüro in Belgrad hat<br />

ein entspre<strong>ch</strong>endes Beitragsgesu<strong>ch</strong><br />

abgelehnt (Abgeordneter Müller,<br />

zuständig für Jugendfragen und<br />

internationale Beziehungen).<br />

• Die Dorfvorsteher werden vor jeder<br />

Parlamentssitzung konsultiert,<br />

Gretel Seebass<br />

«Der Stadt Sombor sieht man an,<br />

dass sie unter der Habsburgermonar<strong>ch</strong>ie<br />

bessere Tage gesehen<br />

hat. Viel Geld wäre nötig, um die<br />

wertvolle Bausubstanz zu<br />

renovieren und aus Sombor<br />

wieder eine s<strong>ch</strong>öne und<br />

blühende Stadt zu ma<strong>ch</strong>en. Nur<br />

auf den Ans<strong>ch</strong>luss an die EU zu<br />

warten, ist dazu si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t der<br />

ri<strong>ch</strong>tige Weg. I<strong>ch</strong> hoffe, dass die<br />

junge Generation eigene Wege<br />

findet, ihren Lebensraum zu<br />

gestalten. Viellei<strong>ch</strong>t können die<br />

Kontakte mit der S<strong>ch</strong>weiz dazu<br />

beitragen, ihren Lebensmut und<br />

Dur<strong>ch</strong>haltewillen zu stärken?<br />

Besonderen Eindruck hat mir<br />

gema<strong>ch</strong>t, wie viele Bäume in<br />

Sombor die Strassen säumen. Sie<br />

waren no<strong>ch</strong> unbelaubt, als wir<br />

dort waren. Mi<strong>ch</strong> hat gefreut,<br />

dass wir zwei Bäume als Symbol<br />

für das Wa<strong>ch</strong>sen der<br />

Freunds<strong>ch</strong>aft und Verbundenheit<br />

pflanzen durften. I<strong>ch</strong> würde sie<br />

gerne blühen sehen!»<br />

Rede beim Baumpflanzen in Sombor<br />

«So wie unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> klein begann, setzen wir<br />

hier symbolis<strong>ch</strong> zwei junge Bäume.<br />

Damit sie gross und stark werden, brau<strong>ch</strong>en sie Halt,<br />

gesundes Erdrei<strong>ch</strong>, Wasser, gute Luft und Sonne.<br />

Damit unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> dauerhaft und tragfähig<br />

bleibt, brau<strong>ch</strong>t sie als Halt das gegenseitige Vertrauen,<br />

als Humus unser tatkräftiges Engagement und als<br />

Sauerstoff und Sonne Freunds<strong>ch</strong>aft und Zuneigung.<br />

Wenn diese Bäume grösser werden, werden si<strong>ch</strong><br />

ihre Kronen vereinen und ein gemeinsames s<strong>ch</strong>attenund<br />

s<strong>ch</strong>utzspendendes Da<strong>ch</strong> bilden: Ein s<strong>ch</strong>önes Bild<br />

für unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>! Beide Partner sind eigenständig<br />

und fest verwurzelt und trotzdem miteinander<br />

verbunden.<br />

Mögen die beiden Bäume wie unsere <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

gedeihen.»<br />

Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />

7.April 2003<br />

4.bis 12.April 2003 19 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


damit werden lokale Probleme besser<br />

bea<strong>ch</strong>tet. Die gesetzli<strong>ch</strong>en<br />

Grundlagen zur Privatisierung sind<br />

ungenügend; für die Arbeitslosigkeit<br />

besteht kein soziales Programm.<br />

Ges<strong>ch</strong>ätzt wird die Hilfe<br />

von American Democratic Funds<br />

(ADF, Abgeordneter Blagojevic Novica<br />

von der SPS, der stärksten Oppositionspartei.<br />

«Falls wir no<strong>ch</strong>mals<br />

an die Ma<strong>ch</strong>t kommen, wissen wir<br />

jetzt, wie wir uns verhalten sollen»).<br />

• Zur Zukunft unserer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

wird ein Fa<strong>ch</strong>personen-Austaus<strong>ch</strong><br />

im Berei<strong>ch</strong> KMU vorges<strong>ch</strong>lagen<br />

(zum Beispiel im Berei<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weinezu<strong>ch</strong>t)<br />

sowie eine Hilfe im Berei<strong>ch</strong><br />

Medikamente und Lebensmittel.<br />

RATHAUS<br />

Unser Delegationsmitglied Danilo<br />

Clematide überbringt die Grüsse<br />

und einen Barbeitrag des Gemeinderates<br />

vom ehemaligen Fis<strong>ch</strong>erdorf<br />

Romanshorn. Der Stadtpräsident<br />

will diesen Betrag (1500 Euro)<br />

der Heilpädagogis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule Vuk<br />

Karadzic zukommen lassen (Ans<strong>ch</strong>affung<br />

von Computern).<br />

Marianne von Grünigen, Präsidentin<br />

von Gemeinden Gemeinsam<br />

S<strong>ch</strong>weiz erinnert an die S<strong>ch</strong>lussfolgerungen<br />

des Gemeindekongresses<br />

in Ohrid vom April 2002 betreffend<br />

Gemeinde-Selbstverwaltung und<br />

Runde Tis<strong>ch</strong>e, an dem au<strong>ch</strong> drei<br />

VertreterInnen aus Sombor teilgenommen<br />

hatten (Vize-Stadtpräsident<br />

Daniel Koril, Slavica Periskic<br />

und Manda Prising). Sie stellt das<br />

für September 2003 geplante Semi-<br />

Empfang im Rathaus – die Delegation diskutiert mit Stadtpräsident Jovan Vujicic.<br />

nar in Jajce mit Jugendli<strong>ch</strong>en aus<br />

dem ehemaligen Jugoslawien vor<br />

und überrei<strong>ch</strong>t dem Stadtpräsidenten<br />

die Erklärung von Ohrid.<br />

Christoph Zweili übergibt der<br />

Stadt eine Dokumentation über die<br />

ersten zehn <strong>Jahre</strong> unserer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

und stellt in Aussi<strong>ch</strong>t, dass<br />

ihre Weiterentwicklung demnä<strong>ch</strong>st<br />

unter www.<strong>sombor</strong>.<strong>ch</strong> mitzuverfolgen<br />

ist.<br />

Ans<strong>ch</strong>liessend werden im Park<br />

vor dem Rathaus zur Erinnerung an<br />

die ersten zehn <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

zwei Zürbelbäume gepflanzt, in Anwesenheit<br />

von Presse, Radio und<br />

Fernsehen.<br />

Arne Engeli<br />

Ohrid-Deklaration<br />

auf den Seiten 68 bis 70<br />

4.bis 12.April 2003 20 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Besu<strong>ch</strong> der Stadtwerke<br />

Hinter dem Firmennamen «Vodokanal»<br />

verbergen si<strong>ch</strong> die Stadtwerke<br />

von Sombor, die si<strong>ch</strong> der Versorgung<br />

mit Fris<strong>ch</strong>wasser sowie der<br />

Abführung und Reinigung des<br />

S<strong>ch</strong>mutzwassers widmen. «Wir sind<br />

ein vom Staat unabhängiges Unternehmen<br />

und erhalten für unseren<br />

Betrieb keine Steuergelder», erklärt<br />

uns bereits zu Anfang des Gesprä<strong>ch</strong>es<br />

der Verwaltungsdirektor von<br />

Vodokanal, Dusan Lukic, mit Stolz.<br />

Nur für die Neuerstellung von<br />

übergeordneten Abwasserleitungen<br />

steuert die Stadt Sombor 70 Prozent<br />

des Investitionsbedarfs bei; die<br />

restli<strong>ch</strong>en 30 Prozent werden dur<strong>ch</strong><br />

die Gebäudeeigentümer mit Ans<strong>ch</strong>lussgebühren<br />

finanziert. «Die<br />

jährli<strong>ch</strong> bereit gestellten Gelder der<br />

Stadt lassen nur einen zu langsamen<br />

Ausbaurhythmus zu», erklärt<br />

der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Direktor Predrag<br />

Dragic. Erst 4000 der rund 11000<br />

privaten Haushalte in Sombor sind<br />

an die Abwasserkanalisation anges<strong>ch</strong>lossen;<br />

bei den 15 Aussengemeinden<br />

liegt die Ans<strong>ch</strong>lussdi<strong>ch</strong>te<br />

um einiges tiefer. Das Abwasser der<br />

ni<strong>ch</strong>t anges<strong>ch</strong>lossenen Haushalte<br />

wird aber ni<strong>ch</strong>t ungeklärt in Gewässer<br />

abgeleitet, sondern mit Leitungen<br />

in Sammelgruben geführt,<br />

deren Inhalt dur<strong>ch</strong> private Transportunternehmen<br />

periodis<strong>ch</strong> der<br />

Abwasser-Reinigungsanlage zugeführt<br />

wird. «Es bestehen aber erhebli<strong>ch</strong>e<br />

Probleme mit der illegalen<br />

Ableitung von S<strong>ch</strong>mutzwasser in<br />

den natürli<strong>ch</strong>en Wasserkreislauf»,<br />

zeigt si<strong>ch</strong> der Verwaltungsdirektor<br />

besorgt.<br />

Bei der Besi<strong>ch</strong>tigung der am<br />

Stadtrand von Sombor liegenden<br />

Kläranlage wird uns s<strong>ch</strong>nell klar,<br />

wieso diese bei der Erstellung<br />

1985/1986 bereits 18 Mio DM gekostet<br />

hat. Diese ARA wurde für eine<br />

Kapazität von 180000 Einwohnern<br />

ausgelegt und würde au<strong>ch</strong> bei<br />

einer Ans<strong>ch</strong>lussdi<strong>ch</strong>te von 100 Prozent<br />

und einem von allen ersehnten<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsboom mehr als genügen.<br />

Der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Standard lässt<br />

si<strong>ch</strong>, soweit wir dies als Laien beur-<br />

STADTWERKE<br />

teilen können, mit mitteleuropäis<strong>ch</strong>en<br />

Kläranlagen dur<strong>ch</strong>aus verglei<strong>ch</strong>en.<br />

Na<strong>ch</strong> einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Reinigungsstufe<br />

dur<strong>ch</strong>läuft das Abwasser<br />

in zwei riesigen Becken eine<br />

biologis<strong>ch</strong>e Klärung mittels Aktivs<strong>ch</strong>lamm<br />

und beigegebenem Sauerstoff<br />

bei konstanter Wassertemperatur<br />

– auf eine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Klärstufe<br />

wird verzi<strong>ch</strong>tet. Über ein rund<br />

200 Meter langes Verbindungsstück<br />

wird das geklärte Wasser in<br />

einen der in der Region zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Kanäle geleitet und so dem natürli<strong>ch</strong>en<br />

Wasserkreislauf zurückgegeben.<br />

«Wir verfügen über die einzige<br />

Kläranlage Serbiens, wel<strong>ch</strong>e<br />

rund um die Uhr problemlos arbeitet»,<br />

erklären beide Direktoren. Unsere<br />

Delegation konnte si<strong>ch</strong> dieser<br />

Aussage mit Blick auf die hohe<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Kompetenz unserer Gesprä<strong>ch</strong>spartner<br />

– neben Direktor<br />

Dragic au<strong>ch</strong> der Betriebsleiter der<br />

Kläranlage und die quirlige, für die<br />

Wasseranalysen zuständige Chemielaborantin<br />

Edita Mastilovic –<br />

vorbehaltlos ans<strong>ch</strong>liessen.<br />

Wegen Zeitmangels etwas zu<br />

kurz kam unser Blick auf die Trinkwasser-Versorgung<br />

von Sombor.<br />

Früher berühmt wegen ihrer qualitativ<br />

ho<strong>ch</strong>wertigen artesis<strong>ch</strong>en<br />

Brunnen, beziehen die Stadt und<br />

ihr Umland das Fris<strong>ch</strong>wasser heute<br />

aus Grundwasser-Strömen, wel<strong>ch</strong>e<br />

rund drei Kilometer ausserhalb des<br />

Hans Sprunger<br />

«Wenn junge Leute aus<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Kulturen<br />

gemeinsam singen; wenn junge<br />

Leute aus der S<strong>ch</strong>weiz in ihren<br />

Ferien Waisen und<br />

bena<strong>ch</strong>teiligten Kindern in<br />

Sombor zu einem Sommerlager<br />

verhelfen, das gibt Anlass zu<br />

Hoffnung, Freude und Stolz.»<br />

Stadzentrums in einer Tiefe von 60<br />

bis 150 Meter gefasst werden. In<br />

heissen Sommern entstehen in<br />

Sombor zuweilen Versorgungs-Engpässe,<br />

weshalb die Stadtwerke Ausbaupläne<br />

hegen. Do<strong>ch</strong> wie ein roter<br />

Faden nehmen wir au<strong>ch</strong> hier die<br />

etwas resignierte Aussage entgegen,<br />

dass für grössere Investitionen<br />

kein Kapital vorhanden sei. Zum<br />

S<strong>ch</strong>luss no<strong>ch</strong> dies: Als Gemeinderat<br />

von Romanshorn habe i<strong>ch</strong> eine Einladung<br />

an die Direktion der Stadtwerke<br />

zu einem Besu<strong>ch</strong> am Bodensee<br />

ausgespro<strong>ch</strong>en. In der Hoffnung,<br />

dass dieser Gegenbesu<strong>ch</strong><br />

bald zustande kommt, freue i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> auf ein Wiedersehen mit den<br />

beiden Direktoren Lukic und Dragic<br />

sowie mit der quirligen Chemielaborantin<br />

Mastilovic.<br />

Danilo Clematide<br />

Die Kläranlage in Sombor genügt mitteleuropäis<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>en.<br />

4.bis 12.April 2003 21 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


NGO’s<br />

Ursprüngli<strong>ch</strong> war vorgesehen, dass<br />

si<strong>ch</strong> etwa fünf Organisationen vorstellen<br />

werden – aber das Interesse<br />

an dieser Begegnung mit uns war<br />

so gross, dass es s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zwölf<br />

waren (Adressliste im Anhang). Alle<br />

sind sie Mitglieder des NGO-Centers<br />

in Sombor, wel<strong>ch</strong>es von unserer<br />

Regionalgruppe Bodensee-Rhein<br />

seit einigen <strong>Jahre</strong>n unterstützt wird.<br />

Organisiert und moderiert wurde<br />

das Treffen von Slavica Periskic.<br />

1. Gruppe: NGO's für<br />

und von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

«Boom»<br />

(Dimitrije Ostojic)<br />

Ziel: Partizipation der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

in der Gemeinde, um eine Entwicklung<br />

herbeizuführen.<br />

Aktivitäten: Kontaktpflege mit<br />

dem Waisenhaus, Revitalisierung<br />

des leeren Jugendhauses (Kostenpunkt<br />

30000 Euro – ein Beitragsgesu<strong>ch</strong><br />

wurde bei ADF in Novi Sad<br />

und au<strong>ch</strong> bei uns im Regionalkomitee<br />

deponiert. Slavica hatte Marianne<br />

von Grünigen und Arne Engeli<br />

tags zuvor zur Fürspra<strong>ch</strong>e bei der<br />

Direktorin des American Development<br />

Found (ADF) mitgenommen).<br />

Intertheka – Internetstube<br />

(Pavle Periskic)<br />

Die Intertheka (mit Server und<br />

Computern von uns) spielte während<br />

der Wahlen und im Volksaufstand<br />

gegen Milosevic im Herbst<br />

2000 eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als logistis<strong>ch</strong>es<br />

Zentrum. Sie wird no<strong>ch</strong> heute<br />

rege benützt (1000 Besu<strong>ch</strong>er pro<br />

Jahr) und ist für die Jugend (und<br />

au<strong>ch</strong> für einige bestandene Erwa<strong>ch</strong>sene)<br />

die Verbindung zur<br />

Welt. Mit Computerkursen werden<br />

Neue eingeführt.<br />

Ravangrad – kulturelle und<br />

humanitäre Aktivitäten<br />

(Manda Prising)<br />

Ravangrad (ein anderer Name von<br />

Sombor, bedeutet die Stadt in der<br />

Ebene) ist 1996 aus der Friedensgruppe<br />

von 1993 (wir besu<strong>ch</strong>ten<br />

NGO’s<br />

diese bei unserer ersten Reise) hervorgegangen.<br />

Näheres über die<br />

heutigen Aktivitäten erfuhr eine<br />

Gruppe von uns beim Besu<strong>ch</strong> am<br />

Freitagvormittag (siehe Seite 23).<br />

2. Gruppe: Frauen<br />

und Kinder<br />

Frauen Alternative<br />

(Jasmina Kovacevic)<br />

Das SOS-Telefon und die unentgeltli<strong>ch</strong>e<br />

Na<strong>ch</strong>betreuung von Frauen<br />

und jungen Leute in Situationen<br />

von Krisis und Gewalterfahrung<br />

wird von einem Beraterinnen-Team<br />

von 30 Frauen (Psy<strong>ch</strong>ologinnen,<br />

Anwältinnen, Sozialarbeiterinnen)<br />

geführt. Runde Tis<strong>ch</strong>e und Kurse zu<br />

Fragen von Gesundheit, Genderfragen<br />

und Prävention, ergänzt dur<strong>ch</strong><br />

Computerkurse, ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> an ein<br />

breiteres Publikum.<br />

«Seele und i<strong>ch</strong> selber»<br />

(Edita Svilar)<br />

Die NGO nimmt si<strong>ch</strong> Kindern mit<br />

emotionalen S<strong>ch</strong>wierigkeiten an<br />

und engagiert si<strong>ch</strong> in der Lehrerausbildung.<br />

Kreativer Club «S<strong>ch</strong>ritte»<br />

(Silvana Leskovac)<br />

Hier wird mit S<strong>ch</strong>ülern gearbeitet,<br />

um ihre Destruktivität in Konstruktivität<br />

zu verwandeln. Es besteht eine<br />

Zusammenarbeit mit dem Friedenszentrum<br />

in Osijek (wel<strong>ch</strong>es von<br />

HEKS unterstützt wird).<br />

3. Gruppe: Kultur und<br />

multikulturelles<br />

Zusammenleben<br />

Roma-Vereinigung<br />

(Nebojsa Vladisavljevic)<br />

Die Somborergruppe ist federführend<br />

im Netzwerk von 28 Roma-Organisationen<br />

in der Vojvodina, wel<strong>ch</strong>es<br />

damit 90 Prozent der Roma<br />

errei<strong>ch</strong>t. Ziel ist, Initiative zu wecken.<br />

Am 8.April wurde ein Romatag<br />

für die ganze Region dur<strong>ch</strong>geführt.<br />

Das Netzwerk versteht si<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> als Partner der Behörden. Geplant<br />

ist die Herausgabe eines Magazins<br />

in der Roma-Spra<strong>ch</strong>e.<br />

Neue Form<br />

(Milos Pejovic)<br />

Organisation von Kunstkursen für<br />

Professionelle und Amateure und<br />

von Ausstellungen. Der vor <strong>Jahre</strong>n<br />

von uns ges<strong>ch</strong>enkte Computer leistet<br />

immer no<strong>ch</strong> gute Dienste –<br />

zum Dank erhalten wir zwei im<br />

Kurs entstandene Bilder.<br />

Verlag «Wort, Wahrheit, Freiheit»<br />

(Milan Stepanovic<br />

und Pavle Periskic)<br />

Der Verlag steht für freie Publikation<br />

ein und will die Tradition der<br />

Multikulturalität weiterführen. Geplant<br />

ist ein Magazin über kulturelles<br />

Leben und Tradition. In der Milosevic-Ära<br />

hat unser Komitee die<br />

Arbeiten des Verlags mit Papierlieferungen<br />

unterstützt.<br />

4. Gruppe: Behindertenvereinigungen<br />

Paraplegiker<br />

(Nikola Nikolas)<br />

Ziel ist die moralis<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />

von Mens<strong>ch</strong>en im Rollstuhl<br />

und die Förderung des Behinderten<br />

Sportes (Sombor ist Welt<strong>ch</strong>ampion<br />

im Tis<strong>ch</strong>tennis und belegt in Serbien<br />

den zweiten Platz im Basketball).<br />

Für viele ist der Tranport<br />

ein Problem, nur a<strong>ch</strong>t der 85 Mitglieder<br />

haben ein Auto.<br />

Distrophia – Muskel- und<br />

Nervens<strong>ch</strong>wund<br />

(Martinovic Zeljko)<br />

29 Mitglieder, Mithilfe bei der Bes<strong>ch</strong>affung<br />

von Rollstühlen (via humanitäre<br />

Organisationen).<br />

Multiple Sklerose<br />

(Zivko Radmilo)<br />

80 Mitglieder, davon 22 im Rollstuhl.<br />

Die Medikamente sind für die<br />

meisten uners<strong>ch</strong>wingli<strong>ch</strong> (Interfer-<br />

4.bis 12.April 2003 22 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


on-Spritzen kosten 10000 Euro<br />

pro Person).<br />

NGO-Center<br />

(anwesend: Präsident Milan<br />

Stepanovic und Sekretärin<br />

Jasmina Kokic)<br />

Gemeinsames Ziel der im NGO-<br />

Center zusammenges<strong>ch</strong>lossenen<br />

rund 20 Bürgerbewegungen ist der<br />

Aufbau einer zivilen Gesells<strong>ch</strong>aft. In<br />

der vorhergehenden Legislatur<br />

stand den Bürgerorganisationen im<br />

Gemeindeparlament ein leerer<br />

Stuhl zur Verfügung – es ist den<br />

NGO’s wi<strong>ch</strong>tig, dass sie au<strong>ch</strong> weiterhin<br />

Anspre<strong>ch</strong>partner für die Gemeinde<br />

sind.<br />

Besu<strong>ch</strong> in den Kursräumen<br />

von Ravangrad<br />

Aktuelle Projekte, vorgestellt von<br />

Manda Prising und fünf weiteren<br />

MitarbeiterInnen<br />

GEOtakt II in neun Städten der<br />

Vojvodina, für Jugendli<strong>ch</strong>e (15 bis<br />

19 <strong>Jahre</strong> alt). Themen: Vergangenheitsbewältigung<br />

(aus kollektiver<br />

Depression), Gewaltprävention, Einübung<br />

in Demokratie («Hier ist Europa<br />

– aber wir sind ni<strong>ch</strong>t Europa»).<br />

Aktive Bürger auf beiden Seiten<br />

der Donau. Themen: Konfliktlösung<br />

dur<strong>ch</strong> gewaltfreie Kommunikation<br />

am Beispiel von Minderheiten und<br />

ihrer Spra<strong>ch</strong>e im S<strong>ch</strong>ulsystem. In<br />

NGO’s<br />

der kroatis<strong>ch</strong>en Baranja geht es um<br />

die serbis<strong>ch</strong>e und die ungaris<strong>ch</strong>e, in<br />

Sombor um die ungaris<strong>ch</strong>e und die<br />

kroatis<strong>ch</strong>e Minderheit (in Sombor<br />

gibt es nur no<strong>ch</strong> drei Sekundars<strong>ch</strong>ulen<br />

in ungaris<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e).<br />

Kinderferien an der Adria. Zum<br />

dritten Mal haben je 60 Kinder aus<br />

Osijek und aus Sombor den Sommer<br />

an der Adria verbringen können.<br />

Kinderdrama. 60 Kinder sahen im<br />

Stadttheater eine Aufführung zum<br />

Thema Stiefvater, Mutter, To<strong>ch</strong>ter,<br />

mit ans<strong>ch</strong>liessendem Gesprä<strong>ch</strong>. Als<br />

S<strong>ch</strong>ultheater wurde Romeo und Julia<br />

einstudiert.<br />

Radiosendungen von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

für Jugendli<strong>ch</strong>e, jede Wo<strong>ch</strong>e<br />

eine Stunde lang im Lokalradio,<br />

jetzt mit der 103. Sendung abges<strong>ch</strong>lossen;<br />

eine Publikation darüber<br />

ist in Vorbereitung. Themen waren<br />

zum Beispiel Diskriminierung, Nationalismus,<br />

zivile Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />

Multikulturalität, Frauen und<br />

Ma<strong>ch</strong>t, wie kann i<strong>ch</strong> mein eigenes<br />

Leben führen.<br />

Humanitäre Projekte, zusammen<br />

mit dem Catholic Relief Services –<br />

CRS)-Netzwerk ausgeführt.<br />

Der Flohmarkt der Kinder vor<br />

dem Alten Rathaus, 1998 lanciert,<br />

wird seit 2000 von der Stadt organisiert.<br />

Arne Engeli<br />

S<strong>ch</strong>weisstreibend: Die Ravangrad-Tanzgruppe zeigt, was sie kann.<br />

Friedhilde Munzinger<br />

«Bei den persönli<strong>ch</strong>en<br />

Begegnungen hat es mi<strong>ch</strong> immer<br />

wieder sehr beeindruckt, wie gut<br />

und unkompliziert die<br />

Kommunikation (oftmals in<br />

Deuts<strong>ch</strong> oder au<strong>ch</strong> mit Übersetzung)<br />

verlief. Daraus resultierte<br />

ni<strong>ch</strong>t nur eine gegenseitige<br />

Verständigung, sondern ein<br />

Verstehen und Einfühlen in die<br />

bestehenden Problemsituationen.»<br />

4.bis 12.April 2003 23 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Runder Tis<strong>ch</strong><br />

Am letztjährigen Gemeinden Gemeinsam-Kongress<br />

in Ohrid wurden<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Mögli<strong>ch</strong>keiten empfohlen,<br />

den Dialog zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Bürgerinnen und Bürgern und den<br />

Gemeindebehörden zu fördern. Besondere<br />

Bea<strong>ch</strong>tung fand die Idee<br />

des «Runden Tis<strong>ch</strong>es». Vertreterinnen<br />

und Vertreter von NGOs sowie<br />

Einzelpersonen sollen Gelegenheit<br />

erhalten, an einem Runden Tis<strong>ch</strong><br />

ihre Probleme und Bedürfnisse vorzubringen<br />

und zu diskutieren. Die<br />

Gemeindebehörden, mögli<strong>ch</strong>st der<br />

Bürgermeister persönli<strong>ch</strong>, sollen anwesend<br />

sein, aber ni<strong>ch</strong>t in die Diskussion<br />

eingreifen. Am S<strong>ch</strong>luss der<br />

Debatte können sie si<strong>ch</strong> zu einzelnen<br />

Anliegen äussern.<br />

Auf Anregung des Regionalkomitees<br />

Bodensee-Rhein wurde während<br />

unseres Aufenthaltes ein sol<strong>ch</strong>er<br />

Runder Tis<strong>ch</strong> organisiert, den<br />

au<strong>ch</strong> wir beoba<strong>ch</strong>ten durften. Unter<br />

der Leitung einer erfahrenen<br />

Moderatorin, die ihre eigene friedensfördernde<br />

NGO seit zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

dur<strong>ch</strong> alle S<strong>ch</strong>wierigkeiten geführt<br />

hat, versammelten si<strong>ch</strong> bei<br />

diesem ersten Treffen vor allem Vertreter<br />

von NGOs. Von Seiten der<br />

Behörden waren der Präsident der<br />

Exekutive, ein junger Vizepräsident<br />

und einzelne Ressortleiter zugegen.<br />

Die Teilnehmer wurden aufgefordert,<br />

einen offenen Meinungsaustaus<strong>ch</strong><br />

«aus der Seele heraus» zu<br />

führen, ohne zu polarisieren, was<br />

«ni<strong>ch</strong>t demokratis<strong>ch</strong> wäre». Um zu<br />

einer eigentli<strong>ch</strong>en Diskussion vorzudringen,<br />

waren die Form des Anlasses<br />

wohl zu neuartig und die Zeit<br />

zu kurz bemessen. Aber jeder Anwesende<br />

nutzte die Gelegenheit,<br />

seine Organisation und deren dringendste<br />

Anliegen in Gegenwart der<br />

Regierung zu präsentieren. Der Vertreter<br />

einer Bürgervereinigung betonte,<br />

wirkli<strong>ch</strong>e Bürgernähe erfordere<br />

mehr Engagement auf beiden<br />

Seiten, der Bürger und der Regierung.<br />

Beide müssten si<strong>ch</strong> besser<br />

kennen lernen und die Probleme<br />

gemeinsam so zu lösen su<strong>ch</strong>en,<br />

dass niemand zu kurz komme. Ein<br />

RUNDER TISCH<br />

anderer Teilnehmer s<strong>ch</strong>ilderte eine<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Berufsvertreter umfassende<br />

«Bürgerversammlung», die<br />

mit auf Freiwilligkeit beruhender<br />

Feldarbeit versu<strong>ch</strong>e, zur Bewältigung<br />

dringender Probleme wie<br />

S<strong>ch</strong>ulhaussanierung oder Behindertenbetreuung<br />

beizutragen. Eine<br />

Sportlehrerin setzte si<strong>ch</strong> energis<strong>ch</strong><br />

gegen den Zerfall von Kinder- und<br />

Sportplätzen und für den Ausbau<br />

von Berg- und Wanderwegen ein,<br />

um so auf eine gesündere Lebensweise<br />

der Jugend und der gesamten<br />

Bevölkerung hinzuwirken. Eine<br />

Ärztin, Präsidentin der lokalen<br />

Krebsliga, beklagte die fehlende<br />

Prävention im Gesundheitswesen.<br />

Es mangle an Aufklärung s<strong>ch</strong>on in<br />

der S<strong>ch</strong>ule und vor allem auf dem<br />

Lande sowie an medizinis<strong>ch</strong>en Geräten<br />

für Vorsorgeuntersu<strong>ch</strong>ungen.<br />

Dem engagierten Leiter einer in<br />

Sombor bekannten Jugendorganisation<br />

gelingt es, S<strong>ch</strong>üler und Studenten<br />

zu motivieren, ihre Bedürfnisse<br />

als Jugendli<strong>ch</strong>e und künftige<br />

verantwortli<strong>ch</strong>e Bürger zu formulieren<br />

sowie an konkreten Aktionen<br />

zu Gunsten von Sombor (zum Beispiel<br />

Stadtreinigung an einem<br />

Samstag) mitzuwirken. Er kämpft<br />

dafür, als Treffpunkt der Jugend ein<br />

Jugendheim neu zu beleben. Aus<br />

allen Voten ging eine grosse Bereit-<br />

Behördli<strong>ch</strong>e Aufmerksamkeit am<br />

Runden Tis<strong>ch</strong>.<br />

Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />

«I<strong>ch</strong> befürwortete seinerzeit die<br />

Nato-Bombardierungen in<br />

Serbien, um die Gräuel im<br />

Kosovo zu stoppen. In Stara<br />

Moravica erfuhr i<strong>ch</strong> nun die<br />

s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Auswirkungen des<br />

Bombenhagels: Das Heim für 350<br />

Mens<strong>ch</strong>en mit s<strong>ch</strong>weren<br />

Behinderungen war für<br />

mehrer Wo<strong>ch</strong>en ohne Strom und<br />

ohne fliessendes Wasser.<br />

Unvorstellbar!»<br />

s<strong>ch</strong>aft hervor, si<strong>ch</strong> als Bürger für<br />

das Wohl der Stadt und der Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

stark zu ma<strong>ch</strong>en. Deutli<strong>ch</strong><br />

wurde au<strong>ch</strong>, dass die einzelnen<br />

Mens<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> den <strong>Jahre</strong>n der<br />

Diktatur eine Orientierung darüber<br />

brau<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te sie haben,<br />

an wen sie si<strong>ch</strong> zu deren<br />

Dur<strong>ch</strong>setzung wenden können und<br />

wie eine demokratis<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit<br />

mit der Regierung funktioniert.<br />

Der Präsident, erst vier Monate<br />

im Amt, zeigte si<strong>ch</strong> erfreut über die<br />

Offenheit der Gesprä<strong>ch</strong>steilnehmer<br />

und verspra<strong>ch</strong>, die Kontakte mit<br />

den Bürgern zu fördern und deren<br />

Anregungen zu prüfen. Insbesondere<br />

unterstützte er die Anliegen<br />

der Jugend. Er gab allerdings zu<br />

bedenken, die Stadtregierung müsse<br />

Prioritäten setzen; diese könnten<br />

indessen vermehrt in Zusammenarbeit<br />

mit den Bürgern und dem Parlament<br />

definiert werden.<br />

Zwei konkrete Folgen dieses ersten<br />

Runden Tis<strong>ch</strong>es sind die Bekanntma<strong>ch</strong>ung<br />

einer wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>en<br />

«Spre<strong>ch</strong>stunde» für Bürgerinnen<br />

und Bürger im Präsidialamt<br />

und die Vereinbarung des Termins<br />

für das nä<strong>ch</strong>ste Treffen am 9. Mai<br />

2003.<br />

Marianne von Grünigen<br />

4.bis 12.April 2003 24 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Rotes Kreuz<br />

«Willkommen in eurem Haus!» begrüsst<br />

uns Rade Sumonja (Stadtar<strong>ch</strong>ivar<br />

und Flü<strong>ch</strong>tlingskommissar)<br />

beim Eintreten ins Gebäude des Roten<br />

Kreuzes in Sombor. Die Adresse<br />

ist zwar no<strong>ch</strong> die selbe, wie bei unserem<br />

ersten Besu<strong>ch</strong> vor zehn <strong>Jahre</strong>n,<br />

aber sehr vieles hat si<strong>ch</strong> verändert:<br />

Statt des baufälligen Hauses<br />

mit den dunkeln Räumen empfängt<br />

uns ein geräumiges, einladendes<br />

Haus, modern und praktis<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet.<br />

Stolz führt uns Gordana Savin,<br />

die Leiterin des Roten Kreuzes,<br />

dur<strong>ch</strong>s Haus, den Empfangsraum,<br />

die Büros, die S<strong>ch</strong>ulungsräume, das<br />

Computerzimmer und den Versammlungsraum.<br />

Warum es «unser<br />

Haus» sein soll? Als das frühere Gebäude<br />

bei Sanierungsarbeiten einfa<strong>ch</strong><br />

in si<strong>ch</strong> zusammenfiel, half unser<br />

Regionalkomitee mit Geld und<br />

Material beim Wiederaufbau (die<br />

Fenster des Gebäudes sind übrigens<br />

eine Spende der Firma Hydrel aus<br />

Romanshorn). Vom Spanis<strong>ch</strong>en Roten<br />

Kreuz stammt die elegante Möblierung<br />

des Versammlungsraumes.<br />

Trotz aller äusseren Veränderungen<br />

ist vieles glei<strong>ch</strong> geblieben. Immer<br />

no<strong>ch</strong> führt Gordana Savin,<br />

s<strong>ch</strong>erzhaft «General» genannt, zusammen<br />

mit ihrem bewährten<br />

Team mit beeindruckender Gewissenhaftigkeit,ideenrei<strong>ch</strong><br />

und initiativ<br />

die Ges<strong>ch</strong>äfte des Roten Kreuzes.<br />

Im Vordergrund steht na<strong>ch</strong> wie<br />

vor die Unterstützung der vielen<br />

Anerkannte Flü<strong>ch</strong>tlinge per 31.12.2002<br />

ROTES KREUZ<br />

Alter Männer Frauen Total<br />

0-1 19 15 34<br />

2-15 608 589 1197<br />

16-18 214 231 445<br />

19-60 5253 5352 10605<br />

über 60 904 958 1862<br />

Total 6998 7145 14143<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge (15000 anerkannte,<br />

10000 illegale Flü<strong>ch</strong>tlinge) und verarmter<br />

Bevölkerungsgruppen (Sozialhilfe-Abhängige,<br />

Arbeitslose,<br />

junge Familien). Verteilt werden vor<br />

allem Lebensmittel-Pakete (12 kg<br />

Mehl, 1 kg getrocknete Bohnen, 1 l<br />

Öl, 1 kg Zucker) und Hygienepakete.<br />

Über die Zuteilung von Ko<strong>ch</strong>herden<br />

und Heizöfen ents<strong>ch</strong>eidet auf<br />

Antrag eine Kommission. Leider<br />

konnten im letzten Jahr nur ein<br />

Drittel der Gesu<strong>ch</strong>e berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden. Weil si<strong>ch</strong> internationale<br />

Hilfsorganisationen aus Serbien zurückziehen,<br />

wird die Arbeit au<strong>ch</strong><br />

fürs Somborer Rote Kreuz s<strong>ch</strong>wieriger:<br />

Aus finanziellen Gründen<br />

musste es die Suppenkü<strong>ch</strong>e und die<br />

Humanitäre Apotheke s<strong>ch</strong>liessen.<br />

Ein s<strong>ch</strong>werer S<strong>ch</strong>lag für die Armen<br />

dieser Stadt! Au<strong>ch</strong> Gordana Savin<br />

kann dies kaum verkraften, wird sie<br />

do<strong>ch</strong> ständig mit der grossen Not<br />

konfrontiert.<br />

Trotzdem werden au<strong>ch</strong> neue Projekte<br />

angepackt. In Backi Monostor<br />

soll ein Kindergarten für Roma Kinder<br />

entstehen. Dieser wird im<br />

S<strong>ch</strong>ulareal des Dorfes geführt. So<br />

kommen die Roma-Kinder, die<br />

sonst von ihren Eltern von der<br />

S<strong>ch</strong>ule ferngehalten werden, in den<br />

Pausen mit den andern S<strong>ch</strong>ulkinder<br />

in Kontakt und ihre Integration findet<br />

fliessend statt. Au<strong>ch</strong> für Seniorinnen<br />

und Senioren sind neue Programme<br />

geplant. Um eigene Mittel<br />

Danilo Clematide<br />

«Dur<strong>ch</strong> die fast grenzenlose<br />

Herzli<strong>ch</strong>keit unserer Gastgeber<br />

wurde für mi<strong>ch</strong> die Reise na<strong>ch</strong><br />

Sombor zu einem intensiven<br />

und beeindruckenden Erlebnis.»<br />

für die Rotkreuz-Arbeit zu erwirts<strong>ch</strong>aften,<br />

wurde in den letzten Monaten<br />

der leerstehende S<strong>ch</strong>uppen<br />

zu einem Gesundheits- und Rehabilitations-Zentrum<br />

umgebaut. Hier<br />

wird Physiotherapie angeboten und<br />

für körperli<strong>ch</strong>e Rehabilitation und<br />

Fitness stehen spezielle Trainingsgeräte<br />

zur Verfügung. Mit ärztli<strong>ch</strong>em<br />

Rezept ist die Benützung der Geräte<br />

unentgeltli<strong>ch</strong>. Vers<strong>ch</strong>iedene Gemeinden<br />

und Institutionen aus der<br />

Region Bodensee-Rhein trugen zur<br />

Erri<strong>ch</strong>tung dieses Zentrums bei – im<br />

kommenden Juni wird es eröffnet.<br />

Als eine der wi<strong>ch</strong>tigsten Aufgaben<br />

des Roten Kreuz sieht Gordana<br />

Savin die Arbeit mit Kindern und<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en. Im S<strong>ch</strong>ulungsraum<br />

beoba<strong>ch</strong>ten wir Jugendli<strong>ch</strong>e, die<br />

sehr ernsthaft und mit grossem Ges<strong>ch</strong>ick<br />

«Erste Hilfe» üben. Nebenan<br />

bearbeiten zwei junge Computerfreaks<br />

die Internetseite des Jugend-<br />

Rotkreuzes. Gesundheitserziehung,<br />

Aids-Prävention und Antirau<strong>ch</strong>er-<br />

Kampagnen sind weitere S<strong>ch</strong>werpunkte<br />

im Kinder- und Jugendberei<strong>ch</strong>.<br />

Wi<strong>ch</strong>tige Pfeiler in der Rotkreuz-Arbeit<br />

sind die Ferienlager im<br />

Jugendcamp. Unser Besu<strong>ch</strong> in diesem<br />

ideal an einem Nebenarm der<br />

Donau gelegenen Camp zeigt uns,<br />

wie au<strong>ch</strong> hier in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

tatkräftig saniert wurde. Das<br />

Camp-Team bereitet für uns in der<br />

erneuerten Kü<strong>ch</strong>e ein feines Na<strong>ch</strong>tessen<br />

zu. Wir geniessen das Zusammensein<br />

mit der ganzen Rot-<br />

4.bis 12.April 2003 25 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


kreuz-Crew, trotz der s<strong>ch</strong>neidenden<br />

Kälte im grossen Aufenthaltsraum.<br />

Und wie gut wird hier die Stimmung<br />

im nä<strong>ch</strong>sten Sommer wieder<br />

sein, wenn si<strong>ch</strong> wie geplant junge<br />

Mens<strong>ch</strong>en aus der S<strong>ch</strong>weiz und<br />

Serbien zu gemeinsamen Workshops,<br />

zu Sport und Tanz treffen.<br />

Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />

Rotes Kreuz<br />

Empfangene und verteilte Hilfsgüter<br />

Gordana Savin, Leiterin des Roten Kreuzes Sombor, im Kreis von Freunden.<br />

4.bis 12.April 2003 26 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Gesundheit und Soziales<br />

Das Zentrum vom Roten Kreuz in<br />

Sombor arbeitet auf ganz vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ebenen und übernimmt vielfältige<br />

Aufgaben für die Bewohner-<br />

Innen.<br />

Hervorzuheben ist ni<strong>ch</strong>t nur die<br />

bei uns au<strong>ch</strong> bekannte Ausbildung<br />

für Notfall-Situationen, sondern eine<br />

S<strong>ch</strong>ulung von Jugendli<strong>ch</strong>en, die<br />

dann aufgeteilt na<strong>ch</strong> Bezirken,<br />

unterstützende Arbeiten für ältere<br />

Mens<strong>ch</strong>en übernehmen. Diese<br />

Gruppe ist mit einer Uniform des<br />

Roten Kreuzes bekleidet und sie gehen<br />

direkt in die Häuser, um ihren<br />

Dienst unentgeltli<strong>ch</strong> anzubieten –<br />

pflegeris<strong>ch</strong>e Ausführungen werden<br />

wie in der S<strong>ch</strong>weiz von der Spitex,<br />

von einem Zentrum für Hauskrankenpflege<br />

geleistet.<br />

Ein weiteres Projekt ist die<br />

HIV/Aids-Prävention. Die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

werden ni<strong>ch</strong>t nur gezielt in<br />

der Infektionsthematik ges<strong>ch</strong>ult,<br />

sondern diese Ausbildung ist begleitet<br />

dur<strong>ch</strong> ein intensives Kommunikationstraining.<br />

Mit einer gezielten<br />

Fragete<strong>ch</strong>nik gehen sie in<br />

die S<strong>ch</strong>ulen, um mit den Glei<strong>ch</strong>altrigen<br />

über die Infektionsprophylaxe<br />

zu diskutieren. Dieser Ansatz<br />

s<strong>ch</strong>eint sehr Erfolg verspre<strong>ch</strong>end zu<br />

sein. Die statistis<strong>ch</strong>e Auswertung<br />

der infizierten und erkrankten Personen<br />

ges<strong>ch</strong>ieht ebenfalls im Zentrum<br />

des Roten Kreuzes dur<strong>ch</strong> einen<br />

freiwillig arbeitenden Biologen.<br />

(Dagegen erfahren wir beim Ökumenis<strong>ch</strong>en<br />

Hilfswerk in Novi Sad,<br />

dass sie ein Projekt zur HIV/Aids-<br />

Prävention mit Ärzten, Psy<strong>ch</strong>ologen,<br />

Pädagogen und Medizinstudenten<br />

dur<strong>ch</strong>führen.)<br />

Besu<strong>ch</strong> des Spitals<br />

Wir wurden vom Direktor und der<br />

Obers<strong>ch</strong>wester empfangen, die uns<br />

au<strong>ch</strong> auf dem später ans<strong>ch</strong>liessenden<br />

Rundgang begleiteten. Der Direktor<br />

ist ein ausgebildeter Mediziner,<br />

Spezialist für Herzerkrankungen<br />

(Kardiologe) und arbeitet jetzt<br />

GESUNDHEIT UND SOZIALES<br />

Die Wö<strong>ch</strong>nerinnen-Abteilung darf nur mit Plastiks<strong>ch</strong>utz betreten werden.<br />

seit a<strong>ch</strong>t Monaten jeweils am Na<strong>ch</strong>mittag<br />

in dieser Funktion. Zuerst etwas<br />

zu den Rahmenbedingungen:<br />

Es handelt si<strong>ch</strong> um ein Regionalkrankenhaus,<br />

das für ein Einzugsgebiet<br />

von 250000 Bewohner zuständig<br />

ist. Die 900 Betten sind in<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Gebäuden untergebra<strong>ch</strong>t<br />

und sind mit 80-prozentiger<br />

Belegung ausgelastet.<br />

Während des Krieges gab es äusserst<br />

s<strong>ch</strong>wierige Situationen. Es waren<br />

2000 Verwundete zu versorgen.<br />

40000 Flü<strong>ch</strong>tlinge und Kranke<br />

wurden behandelt. Auf dem Stellenplan<br />

sind 1682 Bes<strong>ch</strong>äftigte aufgeführt,<br />

davon 71 Prozent in medizinis<strong>ch</strong>en<br />

Berufen – darunter 318<br />

Ärzte – 29 Prozent arbeiten in anderen<br />

Berufsgruppen. Bedingt<br />

dur<strong>ch</strong> die hohe Arbeitslosigkeit gibt<br />

es keinen Personalmangel.<br />

Der Verdienst einer Krankens<strong>ch</strong>wester<br />

beträgt 150 Euro, derjenige<br />

einer Obers<strong>ch</strong>wester 200 Euro<br />

und der eines Arztes (Spezialist)<br />

400 Euro – für Lebensmittel sind<br />

sind pro Familie und Monat 250<br />

Euro aufzubringen. Die Lohnkosten<br />

betragen 80 Prozent des Spitalbudgets.<br />

Die Finanzierung ges<strong>ch</strong>ieht über<br />

die «Republik-Anstalt der Krankenversi<strong>ch</strong>erung<br />

Serbiens». Seit <strong>Jahre</strong>n<br />

stehen Zahlungen in hohen Summen<br />

aus. Es fehlen dringend Geräte<br />

für die Diagnostik (Röntgen-, Elektrokardiogramm-<br />

und Ultras<strong>ch</strong>allgeräte)<br />

sowie Narkoseapparate. Aus<br />

einem abgegebenen Papier ist ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />

wieviele Apparate es hat<br />

wie viele ni<strong>ch</strong>t funktionsfähig oder<br />

veraltet sind.<br />

Das Hauptproblem sei aber das<br />

undi<strong>ch</strong>te Fla<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong> des vor 15 <strong>Jahre</strong>n<br />

bezogenen Neubaus. Beim Betreten<br />

des grosszügig angelegten<br />

Foyers konnten wir die überall aufgestellten<br />

Plastikbehälter für das<br />

Auffangen des Regenwassers sehen.<br />

Do<strong>ch</strong> wir waren von der insgesamt<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Bausubstanz mehr<br />

4.bis 12.April 2003 27 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


als überras<strong>ch</strong>t, um ni<strong>ch</strong>t zu sagen,<br />

s<strong>ch</strong>ockiert. Ein hygienis<strong>ch</strong>es Arbeiten<br />

ers<strong>ch</strong>eint auf diesen, au<strong>ch</strong> operativen<br />

Bettenstationen s<strong>ch</strong>wierig.<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e Fussbodenbeläge und<br />

Sockelleisten stehen ab, die Treppenstufen<br />

bröckeln aus. Die für<br />

a<strong>ch</strong>t bis zehn Betten vorgesehenen<br />

sanitären Anlagen mit WC sind in<br />

einem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Zustand. In den<br />

Operationssälen wurde überall gearbeitet,<br />

sodass wir dort keinen Einblick<br />

nehmen konnten.<br />

Im Altbau ist die Was<strong>ch</strong>kü<strong>ch</strong>e<br />

und Kü<strong>ch</strong>e untergebra<strong>ch</strong>t. Der Direktor<br />

drückte vor unserem Zutritt<br />

sein Unbehagen aus. Die Was<strong>ch</strong>mas<strong>ch</strong>inen<br />

sind völlig veraltet und vers<strong>ch</strong>leissen<br />

die Wäs<strong>ch</strong>e. Von einer<br />

Was<strong>ch</strong>pulver-Zugabe war ni<strong>ch</strong>ts zu<br />

sehen, was wir an den fris<strong>ch</strong>bezogenen<br />

Betten auf der Wö<strong>ch</strong>nerinnen-<br />

und Säuglingsstation bestätigt<br />

sahen. Die Kü<strong>ch</strong>e war mit neueren<br />

Geräten ausgestattet. Do<strong>ch</strong> warum<br />

eine ganze Gerätezeile funktionsunfähig<br />

war, bleibt fragli<strong>ch</strong>. Vom<br />

bereits ausgegebenen Mittagessen<br />

konnten wir uns ein Bild ma<strong>ch</strong>en.<br />

Es sah ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> einer gesunden<br />

vollwertigen Ernährung aus.<br />

Der grosse Stolz war die renovierte<br />

und neu eingeri<strong>ch</strong>tete Abteilung<br />

für Geburtshilfe. Wir mussten beim<br />

Betreten alle einen S<strong>ch</strong>utzmantel<br />

und Übers<strong>ch</strong>uhe anziehen. Für die<br />

Väter und Besu<strong>ch</strong>er der kleinen Er-<br />

GESUNDHEIT UND SOZIALES<br />

denbürgerInnen bleibt nur der Blick<br />

dur<strong>ch</strong> die Fensterfront des neuangebauten<br />

Wintergartens. Die Säuglinge<br />

sind in den Mehrbettzimmern<br />

bei den Müttern untergebra<strong>ch</strong>t<br />

(Rooming-in-System). Vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Entbindungsarten wie zum Beispiel<br />

Wassergeburt, sind ni<strong>ch</strong>t bekannt.<br />

Bei Komplikationen kann im selben<br />

Gebäudekomplex au<strong>ch</strong> ein Kaisers<strong>ch</strong>nitt<br />

dur<strong>ch</strong>geführt werden. Für<br />

Frühgeborene hat es einige Isoletten<br />

(Wärmebett<strong>ch</strong>en).<br />

Unser Besu<strong>ch</strong> wurde von den leitenden<br />

Personen dort sehr ges<strong>ch</strong>ätzt<br />

und es ist ni<strong>ch</strong>t zu übersehen,<br />

dass jegli<strong>ch</strong>e materielle Hilfe<br />

willkommen ist.<br />

Besu<strong>ch</strong> in Alterswohnungen<br />

Während unseres Aufenthaltes waren<br />

wir in einem Gerontologie-Zentrum<br />

untergebra<strong>ch</strong>t. Am letzten<br />

Tag vor unserer Abreise hatte i<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit mit einzelnen<br />

BewohnerInnen in ihren Zimmer zu<br />

spre<strong>ch</strong>en. Die BewohnerInnen äusserten<br />

si<strong>ch</strong> sehr positiv über die Betreuung<br />

und die Unterkunft. Leider<br />

wäre es im Winter bei 27 Minusgraden<br />

sehr kalt. Die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Isolierung<br />

des Rolladen-Systems sei<br />

daran s<strong>ch</strong>uld. Die Zimmer waren<br />

sehr individuell und wohnli<strong>ch</strong> ausgestattet.<br />

Für die Mahlzeiten können<br />

alle mit dem Lift in den grossen<br />

Speisesaal im Parterre gelangen.<br />

Friedhilde Munzinger<br />

Walter S<strong>ch</strong>awalder<br />

«Den grössten Einduck ma<strong>ch</strong>ten<br />

mir in Sombor die vielen<br />

freiwilligen Helferinnen und<br />

Helfer beim Roten Kreuz und bei<br />

den NGO's, die si<strong>ch</strong> ohne<br />

Aussi<strong>ch</strong>t auf materiellen Gewinn<br />

für das Gemeinwohl einsetzen. Es<br />

ist s<strong>ch</strong>ön zu sehen, dass au<strong>ch</strong> bei<br />

den Jugendli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t Eigennutz<br />

im Vordergrund steht, sondern<br />

Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft und Solidarität<br />

gelebt werden.»<br />

4.bis 12.April 2003 28 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Bildung<br />

Allgemein<br />

Dass Bildung wi<strong>ch</strong>tig ist, ist den<br />

S<strong>ch</strong>ülern und S<strong>ch</strong>ülerinnen glei<strong>ch</strong>ermassen<br />

bewusst wie den lokalen<br />

Behörden. Sie haben nur eine<br />

Chance für die Zukunft, wenn sie<br />

mit guten Leistungen aufwarten<br />

können. Das gilt für das Land und<br />

das gilt für den einzelnen. Aber beide<br />

erleben jetzt das glei<strong>ch</strong>e grosse<br />

Hindernis: kein Geld.<br />

Für die S<strong>ch</strong>ulen bedeutet das: zu<br />

wenig S<strong>ch</strong>ulräume, kein Geld für<br />

neue S<strong>ch</strong>ulhäuser. Die S<strong>ch</strong>ulklassen<br />

arbeiten in S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Natürli<strong>ch</strong> ist<br />

das eine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung in der<br />

Qualität des Unterri<strong>ch</strong>ts: gedrängter<br />

Stundenplan, Unterri<strong>ch</strong>t am weniger<br />

ergiebigen Na<strong>ch</strong>mittag – aber<br />

es ist eine grosse Einsparung, au<strong>ch</strong><br />

weil die glei<strong>ch</strong>en Lehrer zweimal<br />

am Tag eingesetzt werden können.<br />

Es sind Verhältnisse, die mir aus<br />

Afrika in den Se<strong>ch</strong>zigerjahren vertraut<br />

sind.<br />

Der Mangel an Geld zeigt si<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> in der Ausstattung in den<br />

Klassenzimmern: Auf den Arbeitstis<strong>ch</strong>en<br />

fehlt alles, was bei uns ni<strong>ch</strong>t<br />

nur der S<strong>ch</strong>ularzt als absolut notwendig<br />

für eine gute Körperhaltung<br />

bes<strong>ch</strong>reibt – die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

die Höhe von Sitz und Pult zu verstellen,<br />

Tis<strong>ch</strong>e aufzuklappen und<br />

anderes mehr. Es fehlen au<strong>ch</strong> die<br />

einfa<strong>ch</strong>sten Hilfsmittel wie Aufhängevorri<strong>ch</strong>tungen,<br />

Landkarten-<br />

Sammlungen, Bildmaterial.<br />

Der Eifer von S<strong>ch</strong>ülern und Lehrern<br />

ist auf eine Belastungsprobe<br />

gestellt, bei den Lehrern no<strong>ch</strong> verstärkt<br />

dur<strong>ch</strong> den eher knappen<br />

Lohn. 300 Euro sind au<strong>ch</strong> in Serbien<br />

sehr wenig Geld, Lehrer müssen<br />

si<strong>ch</strong> deshalb na<strong>ch</strong> Zusatzverdienst<br />

umsehen. Im harten Konkurrenzkampf<br />

erteilen sie oft den<br />

S<strong>ch</strong>ülern Na<strong>ch</strong>hilfeunterri<strong>ch</strong>t – was<br />

si<strong>ch</strong> wiederum nur ein Teil der<br />

S<strong>ch</strong>üler, respektive ihrer Eltern leisten<br />

können. Die Vojvodina war ein<br />

Vielvölkerstaat. Seit Jahrhunderten<br />

BILDUNG<br />

haben hier Deuts<strong>ch</strong>e, Ungarn und<br />

Slawen zusammengelebt, nebeneinander<br />

die vers<strong>ch</strong>iedenen Spra<strong>ch</strong>en<br />

gespro<strong>ch</strong>en – und sie voneinander<br />

gelernt. Die Deuts<strong>ch</strong>en sind<br />

s<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> dem Weltkrieg wieder<br />

na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land zurückgewandert,<br />

die jüngeren Ungarn gehen<br />

jetzt na<strong>ch</strong> Ungarn zurück, dem es<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> etwas besser geht. Es<br />

gibt ni<strong>ch</strong>t mehr viele S<strong>ch</strong>ulklassen,<br />

wo eine andere als die serbis<strong>ch</strong>e<br />

Spra<strong>ch</strong>e unterri<strong>ch</strong>tet wird. Die<br />

spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Vielfalt der Region stirbt<br />

allmähli<strong>ch</strong>. Begehrt ist Englis<strong>ch</strong>, da<br />

es als der S<strong>ch</strong>lüssel zur Welt angesehen<br />

wird. Man brau<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t<br />

nur für die Bedienung des Computers,<br />

es dient bei den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Berufen und hier sind si<strong>ch</strong> alle einig:<br />

«Wenn unsere Wirts<strong>ch</strong>aft auf<br />

einen grünen Zweig kommen soll,<br />

müssen wir te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> Spitze sein.»<br />

Damit verliert Bildung eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle: die inneren Werte erkennen<br />

und stärken, die Fähigkeit si<strong>ch</strong><br />

mit seiner eigenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te auseinander<br />

zu setzen, si<strong>ch</strong> mit andern<br />

Kulturen zu bes<strong>ch</strong>äftigen, andere<br />

Mens<strong>ch</strong>en, ihre Spra<strong>ch</strong>e und ihre<br />

Kultur zu verstehen. Fähigkeiten,<br />

die die Vojvodina in rei<strong>ch</strong>em Masse<br />

hatte und die Serbien in Zukunft<br />

dringend brau<strong>ch</strong>t.<br />

Paul Rutishauser<br />

Kindergarten<br />

Der Kindergarten, den Hans Sprunger<br />

und i<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>ten, war wohl<br />

der s<strong>ch</strong>önste in der ganzen Stadt –<br />

er kann si<strong>ch</strong> wahrli<strong>ch</strong> mit unseren<br />

messen. Zuerst wurden wir im Büro<br />

von der Vorsteherin und einigen<br />

Vorstandsfrauen empfangen und<br />

begrüsst. Sie erklärten uns, dass in<br />

diesem ausgedehnten, einstöckigen<br />

Gebäude bis zu 200 Kinder im Alter<br />

von drei bis se<strong>ch</strong>s <strong>Jahre</strong>n betreut<br />

werden; die jüngsten werden über<br />

die Mittagszeit s<strong>ch</strong>lafen gelegt. Für<br />

sie hat es im Nebenraum Bettli.<br />

Bald wurden wir aber von einer<br />

Arne Engeli<br />

«Was mir Slavica Periskic erzählt,<br />

berührt mi<strong>ch</strong>: Sie war vor 14<br />

Tagen unterwegs im Auto und<br />

hörte im Radio die Kriegserklärung<br />

von Bush an den Irak.<br />

Sie bra<strong>ch</strong> unvermittelt in Tränen<br />

aus, überwältigt von der<br />

Erinnerung an den März 1999,<br />

als au<strong>ch</strong> in Sombor die Nato mit<br />

den Bombardierungen begann.<br />

Traumatisiert no<strong>ch</strong> immer.»<br />

Kindergärtnerin bei dieser Einführung<br />

unterbro<strong>ch</strong>en: Wann kommen<br />

die S<strong>ch</strong>weizer Gäste endli<strong>ch</strong> in unsere<br />

S<strong>ch</strong>ulstube? Die Kinder sind<br />

s<strong>ch</strong>on ganz ungeduldig. Wir wurden<br />

von der ersten Gruppe – rund<br />

25 Kinder – mit freudigem Klats<strong>ch</strong>en<br />

begrüsst. Sie standen im<br />

Kreis und sangen gemeinsam ein<br />

Lied in ihrer Spra<strong>ch</strong>e. Dann kam<br />

eins na<strong>ch</strong> dem anderen, rei<strong>ch</strong>te uns<br />

die Hand, verbeugte si<strong>ch</strong> und stellte<br />

si<strong>ch</strong> stolz auf englis<strong>ch</strong> vor: «My name<br />

is…» Wir staunten nur so und<br />

stellten uns natürli<strong>ch</strong> ebenso vor.<br />

Beim Rundgang dur<strong>ch</strong> das Haus<br />

bekamen wir einen Einblick von<br />

den grossen Zimmern mit den vielen<br />

Spiel- und Bastelsa<strong>ch</strong>en. Wir<br />

hatten den Eindruck, dass die Kindergärtnerinnen<br />

die ihnen anvertrauten<br />

Kinder liebevoll und mit viel<br />

Einfühlungsvermögen unterri<strong>ch</strong>ten.<br />

Alice Müggler<br />

Primars<strong>ch</strong>ule<br />

Eine Gruppe von Kreuzlinger Seminaristen<br />

besu<strong>ch</strong>te eine der Somborer<br />

Primars<strong>ch</strong>ulen.<br />

Gymnasium<br />

Der Rektor empfing uns persönli<strong>ch</strong>.<br />

Er war sehr erfreut über diesen<br />

Kontakt. Er ist erst seit zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

4.bis 12.April 2003 29 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Rektor, ist selber gebürtiger Ungar,<br />

spri<strong>ch</strong>t gut Deuts<strong>ch</strong>. Das S<strong>ch</strong>ulhaus<br />

ist ein solider alter Bau, es war bis<br />

vor kurzem das ungaris<strong>ch</strong>e Gymnasium.<br />

Wir besu<strong>ch</strong>en eine Englis<strong>ch</strong>-Klasse<br />

im 5. Jahr. Sie spre<strong>ch</strong>en ein ausgespro<strong>ch</strong>en<br />

gutes Englis<strong>ch</strong> und ma<strong>ch</strong>en<br />

eine anspru<strong>ch</strong>svolle Übung:<br />

sie identifizieren von Tonbandaufnahmen,<br />

wo die Spre<strong>ch</strong>enden herkommen:<br />

London, Wales, North-<br />

East, Irland, Scotland, USA oder<br />

Australien. Sie analysieren, stellen<br />

Regeln der vers<strong>ch</strong>iedenen Betonungen<br />

fest.<br />

Das hohe Niveau des Englis<strong>ch</strong>-<br />

Unterri<strong>ch</strong>ts hängt damit zusammen,<br />

dass sie sehr früh damit anfangen,<br />

aber vor allem, weil die<br />

S<strong>ch</strong>ülerInnen sehr dran interessiert<br />

sind. Englis<strong>ch</strong> ist für sie das Fa<strong>ch</strong>,<br />

mit dem sie ni<strong>ch</strong>t nur interessante<br />

Berufe erlernen können, (alles, was<br />

mit Computerte<strong>ch</strong>nik zu tun hat),<br />

sondern au<strong>ch</strong> dasjenige, mit dem<br />

sie aus Serbien wegkommen. Es ist<br />

Eintrittsbedingung für sie na<strong>ch</strong> Europa.<br />

Der Rektor hat eine interes-<br />

Bei einem Kontakt zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Pädagogis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen<br />

Sombor und Kreuzlingen liesse<br />

si<strong>ch</strong> viel ma<strong>ch</strong>en…<br />

BILDUNG<br />

sante Idee für die Zusammenarbeit<br />

mit einer S<strong>ch</strong>ulklasse in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz: Da sie am Internet anges<strong>ch</strong>lossen<br />

sind, könnten eine serbis<strong>ch</strong>e<br />

und eine s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Klasse<br />

gemeinsam eine Arbeit ma<strong>ch</strong>en.<br />

«Da au<strong>ch</strong> Serbien eine habsburgis<strong>ch</strong>e<br />

Vergangenheit hat – und die<br />

Habsburg ja in der S<strong>ch</strong>weiz liegt,<br />

gäbe es da viellei<strong>ch</strong>t einen gemeinsamen<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsauftrag.» Er will<br />

ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> Hilfe, sondern Austaus<strong>ch</strong>,<br />

so au<strong>ch</strong> allenfalls S<strong>ch</strong>üleraustaus<strong>ch</strong><br />

für eine Wo<strong>ch</strong>e. Die Reise<br />

in die S<strong>ch</strong>weiz könnten sie bezahlen<br />

und den S<strong>ch</strong>weizern hier<br />

Gastfreunds<strong>ch</strong>aft anzubieten, sei<br />

kein Problem.<br />

Die S<strong>ch</strong>uleinri<strong>ch</strong>tungen (beispielsweise<br />

im Physikzimmer) sind extrem<br />

s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t, die Stühle und Tis<strong>ch</strong>e einfa<strong>ch</strong>ste<br />

Holzmöbel, wie sie bei uns<br />

zur Zeit au<strong>ch</strong> aus Primars<strong>ch</strong>ulen<br />

entfernt werden. Und do<strong>ch</strong> ist es<br />

ni<strong>ch</strong>t die Erneuerung dieser Materialien,<br />

die sie wüns<strong>ch</strong>en, sondern<br />

den Austaus<strong>ch</strong>, wo sie au<strong>ch</strong> etwas<br />

geben und ni<strong>ch</strong>t nur empfangen<br />

können.<br />

Paul Rutishauser<br />

Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Die Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Sombor<br />

hat rund 500 Studentinnen und<br />

Studenten, die in einem dreijährigen<br />

Studium ans<strong>ch</strong>liessend an die<br />

Matur zur Lehrkraft an der Elementars<strong>ch</strong>ule<br />

ausgebildet werden. Sie<br />

bildet Lehrkräfte für das Gebiet der<br />

Vojvodina, also Westserbien, aus.<br />

Im Rahmen der politis<strong>ch</strong>en Neuorientierung<br />

des Landes kann sie<br />

si<strong>ch</strong> in einem gewissen Rahmen<br />

von der Zentralverwaltung in Belgrad<br />

teilweise lösen und si<strong>ch</strong> neu<br />

organisieren. Insofern ist die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Sombor in einer<br />

ähnli<strong>ch</strong>en Lage wie die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Kreuzlingen, zumindest<br />

was die Neuorientierung<br />

anbelangt.<br />

Die einzige ausländis<strong>ch</strong>e Unterstützung<br />

kommt zur Zeit aus Finnland.<br />

Mit diesem Land findet denn<br />

au<strong>ch</strong> ein intensiver Austaus<strong>ch</strong> statt.<br />

So steht ein finnis<strong>ch</strong>er Fa<strong>ch</strong>mann in<br />

Sombor ständig zur Verfügung und<br />

die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tungen für<br />

zwei moderne Computerräume<br />

sind von Finnland zur Verfügung<br />

gestellt. Bald soll no<strong>ch</strong> eine interaktive<br />

Wandtafel für weltweite Bild/-<br />

Ton-Konferenzen installiert werden<br />

– davon wagt die Pädagogis<strong>ch</strong>e<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Kreuzlingen ni<strong>ch</strong>t einmal<br />

zu träumen!<br />

In andern Berei<strong>ch</strong>en sieht es aber<br />

eher dürftig aus, so zeigte uns die<br />

Deuts<strong>ch</strong>lehrerin Prof. Jelena Kosanovic,<br />

die uns als kompetente und<br />

liebenswürdige Übersetzerin zur<br />

Verfügung stand, ihr kahles Zimmer,<br />

dessen Ausrüstung aus Stühlen<br />

und Bänken und zwei alten<br />

Landkarten an der Wand besteht.<br />

Es gibt für dieses Fa<strong>ch</strong> (no<strong>ch</strong>) keine<br />

Lehrmittel, an Heften und Papier,<br />

S<strong>ch</strong>reibwerkzeug und ähnli<strong>ch</strong>em<br />

mangelt es sowieso überall!<br />

So entsteht der Eindruck einer<br />

grossen Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en neuzeitli<strong>ch</strong>em<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Know-how<br />

und Mängeln an elementaren Materialien.<br />

Trotzdem ist kein Klagen<br />

zu hören, vielmehr ein immenses<br />

Interesse an unseren Ausbildungsmögli<strong>ch</strong>keiten,<br />

leider immer mit<br />

dem unüberhörbaren Unterton,<br />

dass bei uns im Westen sowieso alles<br />

viel besser sei und dass sie es so<br />

ma<strong>ch</strong>en wollten, wie es bei uns ist.<br />

Es wird viel subtile, wenn au<strong>ch</strong><br />

lohnenswerte Arbeit brau<strong>ch</strong>en, hier<br />

wie dort eine Änderung in den<br />

Köpfen zu bewirken, damit diejenigen,<br />

die an verglei<strong>ch</strong>baren Aufgaben<br />

arbeiten in gegenseitigem und<br />

glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigtem Dialog verkehren.<br />

Die Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Sombor ist sehr interessiert mit der<br />

Pädagogis<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Kreuzlingen<br />

eine <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> aufzubauen<br />

und au<strong>ch</strong> von Kreuzlingerseite her<br />

sind ermunternde Signale zu vernehmen.<br />

Wir s<strong>ch</strong>auen dieser Entwicklung<br />

hoffnungsvoll entgegen.<br />

Hanspeter S<strong>ch</strong>är<br />

4.bis 12.April 2003 30 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Sport<br />

Allgemein<br />

Sombor hat neun Sportstätten, diese<br />

sind teilweise au<strong>ch</strong> für Wettkämpfe<br />

geeignet. Erwähnt wurden<br />

Fussball, Tennis, die Stadthalle, sowie<br />

ein S<strong>ch</strong>wimmbad. Rund 25<br />

Sportarten werden praktiziert, es<br />

gibt 140 Sportvereine, darunter<br />

au<strong>ch</strong> für Behinderten-Sport. (Taubstumme,<br />

MS-Patienten, Paraplegiker)<br />

Es werde mehr in die Breite gearbeitet<br />

als im Spitzensport. Die<br />

Stadt müsste mehr Geld für Sport<br />

und Kultur einsetzen, zur Zeit seien<br />

es wohl zwei Prozent statt der vorges<strong>ch</strong>riebenen<br />

3,8 Prozent des<br />

Budgets. Die Verteilung erfolgt<br />

na<strong>ch</strong> folgenden Kriterien:<br />

• Popularität, Anzahl Mitglieder<br />

• Jugendförderung<br />

• Leistungsniveau<br />

Bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist, dass alle S<strong>ch</strong>üler in<br />

der zweiten Klasse einen S<strong>ch</strong>wimmtest<br />

zu bestehen haben. Es würden<br />

jedes Jahr 1200 S<strong>ch</strong>üler erfasst, sie<br />

werden in 20 Lektionen während<br />

zweimal fünf Tagen darauf vorbereitet.<br />

Es werden au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>üler-<br />

Olympiaden dur<strong>ch</strong>geführt.<br />

Die geringe Kaufkraft und Arbeitslosigkeit<br />

bedingen heute leider<br />

oft, dass Sportarten, die eine<br />

teure Ausrüstung erfordern, nur<br />

no<strong>ch</strong> von wenigen Leuten betrieben<br />

werden können.<br />

Leistungssport<br />

Es waren zwei Vertreter von Karate<br />

Clubs anwesend. (Karate Klub Ravangrad,<br />

Vladimira Nazora 17,<br />

25000 Sombor, Präsident: Slavko<br />

Vukovic) – ein zweiter Club hat ein<br />

Fitness-Studio angegliedert, Kosanovic,<br />

Sremska 9-a, Sombor) – Das<br />

Fitness Studio hilft mit, Einnahmen<br />

zu bes<strong>ch</strong>affen und gibt dem Trainer<br />

einen Arbeitsplatz. Dieser Club hat<br />

viele Junioren, es wurde au<strong>ch</strong> während<br />

des Krieges trainiert. Karate-<br />

Sport hat in Sombor ein hohes Ni-<br />

SPORT<br />

veau. Die Kanuten arbeiten eng mit<br />

dem ungaris<strong>ch</strong>en Szeged zusammen<br />

und hätten ein gutes Leistungsniveau.<br />

Es besteht grosses Interesse an<br />

internationalen Kontakten – Sport<br />

ist au<strong>ch</strong> eine Mögli<strong>ch</strong>keit, ins Ausland<br />

zu reisen. Das Konvikt unter<br />

Leitung von Milanko Jovicic wird renoviert<br />

und wäre im Sommer geeignet,<br />

um Lager dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

Milanko ist au<strong>ch</strong> Sportlehrer am<br />

Gymnasium – Fax 025/23-966, Mobile<br />

063/844-96-11. Au<strong>ch</strong> hier wären<br />

natürli<strong>ch</strong> internationale Kontakte<br />

erwüns<strong>ch</strong>t – Lager wären dann<br />

au<strong>ch</strong> eine Einnahmenquelle.<br />

Ohne Zweifel ist das ehemalige<br />

Jugoslawien eine Sportlernation mit<br />

gut ausgebildeten Trainern. Die sozialistis<strong>ch</strong>en<br />

Systeme haben den<br />

Leistungssport gezielt gefördert<br />

und halfen mit, die staatli<strong>ch</strong>e Identität<br />

zu stärken. Na<strong>ch</strong> der Auftrennung<br />

von Jugoslawien müssen si<strong>ch</strong><br />

Spitzensportler neu orientieren,<br />

denn der Pool von Sportlern ist nun<br />

auf Serbien-Montenegro begrenzt.<br />

Damit wird der Ans<strong>ch</strong>luss an das<br />

internationale Spitzenniveau<br />

s<strong>ch</strong>wieriger – ein Zustand, den wir<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz als kleine Nation<br />

ebenfalls kennen. Ausnahmetalente<br />

sind ja in der Regel proportional zur<br />

Gesamtzahl von Sportlern einer Disziplin.<br />

Wenn es heute ein Team<br />

oder ein Sportler aus Ex-Jugoslawien<br />

trotzdem an die Spitze s<strong>ch</strong>afft,<br />

so besteht die Gefahr, dass der Nationalismus<br />

mangels anderer Anerkennung<br />

überbordet (zum Beispiel<br />

Skifahrer in Kroatien, die mit<br />

re<strong>ch</strong>tsnationalen Aussagen aufgefallen<br />

sind, oder Tennis-Spieler mit<br />

unangenehmem Verhalten). Au<strong>ch</strong><br />

in der S<strong>ch</strong>weiz kennen wir ja die<br />

Grundwellen, die na<strong>ch</strong> einem internationalen<br />

Sieg ho<strong>ch</strong>gehen (…wir<br />

haben gewonnen…).<br />

Hans Sprunger<br />

Andrea Strässle<br />

«No<strong>ch</strong> selten habe i<strong>ch</strong> La<strong>ch</strong>en<br />

und Weinen so nahe beisammen<br />

erlebt wie in dieser Wo<strong>ch</strong>e.»<br />

4.bis 12.April 2003 31 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Behinderte<br />

Am Rand des Randes<br />

Wel<strong>ch</strong>e Chancen haben Mens<strong>ch</strong>en<br />

mit einer Behinderung in der Vojvodina?<br />

Die Einblicke, die wir in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Institutionen gewonnen<br />

haben, lassen keine eindeutigen<br />

S<strong>ch</strong>lüsse zu. In einem Land, das<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> am Boden liegt, ist<br />

natürli<strong>ch</strong> der Lebensstandard breiter<br />

Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten sehr tief.<br />

Da erstaunt es ni<strong>ch</strong>t, dass au<strong>ch</strong> Institutionen<br />

wie das Waisenhaus,<br />

das Behindertenheim Otthon oder<br />

die Sonders<strong>ch</strong>ule Vuk Karadzic sehr<br />

karg ausgestattet sind.<br />

Weil die staatli<strong>ch</strong>en Mittel nur<br />

spärli<strong>ch</strong> fliessen, sind au<strong>ch</strong> die Bauten<br />

teilweise in einem bedenkli<strong>ch</strong>en<br />

Zustand, und es kann ni<strong>ch</strong>t genügend<br />

ausgebildetes Personal angestellt<br />

werden. Dies mag mit ein<br />

Grund sein, dass viele Familien ihre<br />

behinderten Kinder so lange wie<br />

mögli<strong>ch</strong> zu Hause betreuen und<br />

ni<strong>ch</strong>t einer der staatli<strong>ch</strong>en Institutionen<br />

anvertrauen. So lebt zum<br />

Beispiel der über dreissigjährige autistis<strong>ch</strong>e<br />

Sohn des Grossbauern Kaic<br />

immer no<strong>ch</strong> auf dem elterli<strong>ch</strong>en<br />

Bauernhof.<br />

Kommt es dann aus familiären<br />

Gründen (Krankheit oder Tod der<br />

Eltern) zu einer plötzli<strong>ch</strong>en Heimeinweisung,<br />

können dramatis<strong>ch</strong>e<br />

Situationen entstehen.<br />

Vergli<strong>ch</strong>en mit den Verhältnissen<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz, werden in der Vojvodina<br />

nur sehr wenige Heim- und<br />

Sonders<strong>ch</strong>ulplätze angeboten. Heime<br />

für geistig oder mehrfa<strong>ch</strong> behinderte<br />

Erwa<strong>ch</strong>sene wie das Otthon<br />

in Stara Moravica gibt es nur<br />

zwei in diesem Teil Serbiens (auf<br />

rund zwei Mio. Einwohner). Au<strong>ch</strong><br />

wenn aus S<strong>ch</strong>weizer Si<strong>ch</strong>t die Zustände<br />

in diesen Institutionen zum<br />

Teil ers<strong>ch</strong>reckend und die hygienis<strong>ch</strong>en<br />

Einri<strong>ch</strong>tungen prekär sind,<br />

darf do<strong>ch</strong> der Blick zurück in die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Heime und Anstalten<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>eut<br />

werden: So ro<strong>ch</strong> es und so sah es<br />

vor fünfzig, se<strong>ch</strong>zig <strong>Jahre</strong>n teilweise<br />

BEHINDERTE<br />

au<strong>ch</strong> in unsern Institutionen für Behinderte<br />

aus.<br />

Mens<strong>ch</strong>en mit einer Behinderung<br />

leben in der Vojvodina also doppelt<br />

am Rande – zum einen, weil Serbien<br />

dur<strong>ch</strong> die bekannten Ges<strong>ch</strong>ehnisse<br />

der vergangenen <strong>Jahre</strong> politis<strong>ch</strong><br />

lange isoliert war und au<strong>ch</strong><br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ins Abseits geriet,<br />

zum andern, weil si<strong>ch</strong> die desolate<br />

staatli<strong>ch</strong>e Finanzlage unmittelbar<br />

auf die Situation der Behinderten-<br />

Einri<strong>ch</strong>tungen auswirkt. Hoffnung<br />

ma<strong>ch</strong>t einzig, dass in diesen Institutionen<br />

Frauen und Männer arbeiten,<br />

die si<strong>ch</strong> trotz geringer Entlöhnung<br />

und widrigster Umstände für<br />

das Wohl der ihnen anvertrauten<br />

behinderten Mens<strong>ch</strong>en einsetzen.<br />

Vreni S<strong>ch</strong>awalder<br />

Waisenhaus<br />

Am Freitag besu<strong>ch</strong>ten wir mit einer<br />

Delegation von vier Leuten das<br />

Waisenhaus. Wir wurden von der<br />

Direktorin Vesna Vorkapic freundli<strong>ch</strong><br />

empfangen. Unser Eindruck<br />

vom Waisenhaus selbst war aber<br />

sehr zwiespältig.<br />

Die Kinder erzählten begeistert<br />

vom Besu<strong>ch</strong> einer Gruppe aus Italien,<br />

wel<strong>ch</strong>e letzten August mit immer<br />

we<strong>ch</strong>selnden Leitern ein Ferienprogramm<br />

gestaltet hatte. In<br />

den Weihna<strong>ch</strong>tsferien stri<strong>ch</strong>en sie<br />

ausserdem den Aufenthaltsraum<br />

neu. Wir waren sehr interessiert<br />

daran, was für Leute das sind,<br />

konnten von der Direktorin aber<br />

ni<strong>ch</strong>ts Genaueres erfahren. Ein Austaus<strong>ch</strong><br />

wäre sehr wüns<strong>ch</strong>enswert.<br />

Es s<strong>ch</strong>eint au<strong>ch</strong>, dass sie zum Teil<br />

die Abgänger des Waisenhauses<br />

unterstützen und au<strong>ch</strong> diesen Sommer<br />

die Absi<strong>ch</strong>t haben wieder na<strong>ch</strong><br />

Sombor zu kommen.<br />

Es hat sehr viele Kinder im Heim,<br />

alle Betten sind belegt. Ein zusätzli<strong>ch</strong>es<br />

Problem bildet der Umstand,<br />

dass immer mehr kleine Kinder (im<br />

Alter von vier <strong>Jahre</strong>n) im Heim le-<br />

Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er<br />

«Liebenswürdige, warmherzige<br />

und stolze Mens<strong>ch</strong>en in einem<br />

s<strong>ch</strong>önen Land in einer<br />

verzweifelten Situation. Dankbar<br />

ergreifen sie jeden Strohhalm und<br />

lassen uns hilflos und bes<strong>ch</strong>ämt<br />

zurück im Wissen um die enorme<br />

Aufgabe für sie und uns.»<br />

ben, für die das Heim aber gar<br />

ni<strong>ch</strong>t eingeri<strong>ch</strong>tet ist. Der Staat bietet<br />

au<strong>ch</strong> keine Unterstützung. Auf<br />

unsere Frage, was das am dringendsten<br />

Benötigte sei, womit wir<br />

das Heim also unterstützen könnten,<br />

bekamen wir von der Direktorin<br />

die Antwort, dass sie einen<br />

Kleinbus bräu<strong>ch</strong>ten, mit dem sie die<br />

Kinder zur S<strong>ch</strong>ule fahren könnten.<br />

Vor allem im Winter sei es sehr kalt<br />

und die Kinder würden si<strong>ch</strong> auf<br />

dem langen S<strong>ch</strong>ulweg erkälten.<br />

Dieser Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einem Fahrzeug<br />

wird seit langem immer wieder<br />

an uns herangetragen.<br />

Mitte Juli wird wieder eine Gruppe<br />

aus der S<strong>ch</strong>weiz ins Heim gehen<br />

und dort zwei Wo<strong>ch</strong>en lang ein Ferienprogramm<br />

mit den Kindern ma<strong>ch</strong>en.<br />

Unter anderem wird dort eine<br />

Radiosendung gema<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e im<br />

Radio Sombor und im Radio Lora<br />

Züri<strong>ch</strong> gesendet werden wird.<br />

Mi<strong>ch</strong>aela Müller<br />

Sonders<strong>ch</strong>ule Vuk Karadzic<br />

Karadzic, do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dieser Doktor<br />

K.? – nein, keine Angst, Vuk Karadzic,<br />

ein serbis<strong>ch</strong>er Philologe, war<br />

der Reformator des serbis<strong>ch</strong>-kyrillis<strong>ch</strong>en<br />

Alphabets und S<strong>ch</strong>öpfer der<br />

modernen serbis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftspra<strong>ch</strong>e.<br />

Das Haus Vuk K. wurde 1974<br />

als Volkss<strong>ch</strong>ule gebaut und dient<br />

4.bis 12.April 2003 32 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


heute als Sonders<strong>ch</strong>ule für Sombor<br />

und Umgebung. Insgesamt werden<br />

220 Kinder unterri<strong>ch</strong>tet. Es gibt 45<br />

Lehrer, dazu 22 Hilfskräfte in Kü<strong>ch</strong>e<br />

und Haus, denn einige Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

bleiben die Wo<strong>ch</strong>e über in der<br />

S<strong>ch</strong>ule. Das Ziel der S<strong>ch</strong>ule ist es,<br />

die Kinder so weit als mögli<strong>ch</strong> zu<br />

fördern. Deshalb sind im Lehrkörper<br />

au<strong>ch</strong> ein Physiotherapeut, eine<br />

Logopädin und eine Psy<strong>ch</strong>ologin<br />

unterstützend tätig. Eine Mediothek<br />

soll helfen, psy<strong>ch</strong>omotoris<strong>ch</strong>e<br />

Störungen zu lindern. Einmal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />

werden au<strong>ch</strong> Volksweisen<br />

geübt, ein Mann mit einer Handorgel<br />

war zur Zeit unseres Besu<strong>ch</strong>es<br />

bei einer Klasse.<br />

Die S<strong>ch</strong>ulpfli<strong>ch</strong>t ist a<strong>ch</strong>t <strong>Jahre</strong>,<br />

dazu kommt no<strong>ch</strong> ein Zusatzjahr,<br />

wo die S<strong>ch</strong>üler au<strong>ch</strong> handwerkli<strong>ch</strong><br />

gefördert werden, um viellei<strong>ch</strong>t<br />

do<strong>ch</strong> einen Arbeitsplatz zu finden –<br />

dies ist bei der extrem hohen Arbeitslosigkeit<br />

und dem hohen Me<strong>ch</strong>anisierungsgrad<br />

in der Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

wohl no<strong>ch</strong> viel s<strong>ch</strong>wieriger<br />

als bei uns. Die Klassengrösse liegt<br />

bei rund zwöf Kindern, nur no<strong>ch</strong> eine<br />

Klasse wird in ungaris<strong>ch</strong>er Mutterspra<strong>ch</strong>e<br />

unterri<strong>ch</strong>tet.<br />

Die Klassenzimmer sind sehr<br />

klein, aber ein neues Gebäude sei<br />

im Entstehen. Der Pausenplatz und<br />

die verfügbaren Spielgeräte sind<br />

unzurei<strong>ch</strong>end. Wohl wi<strong>ch</strong>tiger als<br />

die bes<strong>ch</strong>eidene Einri<strong>ch</strong>tung der<br />

S<strong>ch</strong>ule sind aber die Lehrerinnen<br />

und Lehrer. Sie strahlen einen guten<br />

Geist aus.<br />

Im Einvernehmen mit der Stadt<br />

durften wir dem S<strong>ch</strong>ulleiter ankünden,<br />

dass das Geld der Gemeinde<br />

Romanshorn für einen neuen Computer<br />

für die Sonders<strong>ch</strong>ule eingesetzt<br />

wird. Eine deuts<strong>ch</strong>e Partnerstadt<br />

s<strong>ch</strong>enkte übrigens dieser<br />

S<strong>ch</strong>ule einen Kleinbus, der für<br />

S<strong>ch</strong>ülertransporte und Besorgungen<br />

verwendet wird und eine grosse<br />

Hilfe darstellt.<br />

Hans Sprunger<br />

BEHINDERTE<br />

In Otthon in Stara Moravica – im Bild der Altbauteil – leben die<br />

«vergessenen Kinder der Gesells<strong>ch</strong>aft».<br />

Behindertenheim Otthon<br />

Es ist knapp zwei <strong>Jahre</strong> her seit<br />

dem letzten Besu<strong>ch</strong> in «Otthon».<br />

«Inzwis<strong>ch</strong>en ist das Leben etwas<br />

lei<strong>ch</strong>ter», sagt Direktorin Gyöngyi<br />

Budaj, die uns zusammen mit Krankenpfleger<br />

Andor Nadgy Torma begrüsst.<br />

«Aber es ist immer no<strong>ch</strong> unter<br />

dem, was wir errei<strong>ch</strong>en wollen<br />

und wo wir waren.» Beeindruckende<br />

Worte angesi<strong>ch</strong>ts der Umstände,<br />

die einzelnen in der Gruppe ziemli<strong>ch</strong><br />

zu s<strong>ch</strong>affen ma<strong>ch</strong>en: Gestank,<br />

ungenügende hygienis<strong>ch</strong>e Verhält-<br />

nisse, herausgebro<strong>ch</strong>ene gläserne<br />

Mauersteine an einer Frontwand –<br />

und das bei Minustemperaturen in<br />

der Na<strong>ch</strong>t –, im Altbau no<strong>ch</strong> immer<br />

dieser Kaserneneindruck mit<br />

Metallbetten, dünner Matratze,<br />

wasserdi<strong>ch</strong>tem Überzug, weissem<br />

Leintu<strong>ch</strong> und einges<strong>ch</strong>lagener Wolldecke.<br />

Dieses Bild wird dur<strong>ch</strong> die<br />

Besi<strong>ch</strong>tigung des Neubaus etwas<br />

gemildert.<br />

Eine zwiespältige Erfahrung: Hier<br />

arbeiten Mens<strong>ch</strong>en, die das Beste<br />

4.bis 12.April 2003 33 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


für die «Versehrten» (Behinderten)<br />

wollen – im Budget 2003 fehlen<br />

monatli<strong>ch</strong> 25000 Euro, die der seit<br />

1946 für das Behindertenheim zuständige<br />

Staat ni<strong>ch</strong>t zahlt. Der<br />

S<strong>ch</strong>uldenberg häuft si<strong>ch</strong>. Der Staat<br />

hat in den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n ledigli<strong>ch</strong><br />

drei von zehn Re<strong>ch</strong>nungen<br />

bezahlt, die restli<strong>ch</strong>en 70 Prozent<br />

konnten nur dank humanitärer<br />

Unterstützung begli<strong>ch</strong>en werden.<br />

Auf Pump leben: Nirgends wird<br />

das so gut beherrs<strong>ch</strong>t wie in «Otthon».<br />

Im Dorf Stara Moravica vertrauen<br />

Bäcker, Metzger und S<strong>ch</strong>reiner<br />

auf die Staatsgarantie und hoffen,<br />

dass der Staat irgendwann seine<br />

S<strong>ch</strong>ulden beglei<strong>ch</strong>en wird. Das<br />

Heim böte ein auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>es Bild<br />

des Jammers, wenn da ni<strong>ch</strong>t die<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Wärme wäre, die Behinderte<br />

und Personal verbindet<br />

und die au<strong>ch</strong> von Besu<strong>ch</strong>ern wahrzunehmen<br />

ist.<br />

Und – das ein zweiter prägender<br />

Eindruck – die Unterstützung von<br />

«Gemeinden Gemeinsam» kann<br />

angesi<strong>ch</strong>ts dieser Not nur wenig<br />

ändern. Und denno<strong>ch</strong> wird sie ho<strong>ch</strong><br />

ges<strong>ch</strong>ätzt – aus der <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

ist längst eine Freunds<strong>ch</strong>aft geworden:<br />

Krankenpfleger Andor Nadgy<br />

Torma kommt im Herbst 2003 für<br />

BEHINDERTE<br />

vier Wo<strong>ch</strong>en in die S<strong>ch</strong>weiz, um<br />

hier zu arbeiten und unsere Verhältnisse<br />

kennenzulernen.<br />

Die Heimplätze sind begehrt – es<br />

gibt eine Warteliste. 350 Behinderte<br />

aus ganz Serbien im Alter von 18<br />

bis 91 <strong>Jahre</strong>n leben hier. Die meisten<br />

kommen erst, wenn ihre Eltern<br />

gestorben sind und niemand mehr<br />

für sie sorgt. Damit ist das Heim mit<br />

einer Kapazität von 330 einmal<br />

mehr überbelegt. Die Sterbli<strong>ch</strong>keitsrate<br />

ist ho<strong>ch</strong>. Das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter<br />

der «S<strong>ch</strong>ützlinge», wie die Betreuten<br />

hier au<strong>ch</strong> genannt werden,<br />

gibt Gyöngyi Budaj mit derzeit 50<br />

<strong>Jahre</strong>n an – im Sommer 2001 betrug<br />

es no<strong>ch</strong> 43 <strong>Jahre</strong>. Werden die<br />

Behinderten tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> älter, wie<br />

Gyöngyi vor zwei <strong>Jahre</strong>n gesagt<br />

hat? Die Direktorin blickt auf zehn<br />

<strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit dem Regionalkomitée<br />

Bodensee-Rhein zurück.<br />

Der S<strong>ch</strong>recken von 1993 ist unvergessen.<br />

«Wir konnten in diesem<br />

kalten Winter die Heizung nur zwei<br />

Stunden am Vormittag und zwei<br />

Stunden am Na<strong>ch</strong>mittag benutzen.<br />

Es gab in einem Monat soviele Tote<br />

wie in den 19 <strong>Jahre</strong>n zuvor», erinnert<br />

sie si<strong>ch</strong>. «Früher gab es<br />

Was<strong>ch</strong>- und Hygienemittel für alle.<br />

Tanzvorführung in Stara Moravica für die Gäste aus der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Ein paar weitere Eindrücke: Bereits<br />

1988 wurden die Pläne für den<br />

vier Kilometer entfernten Neubau<br />

europäis<strong>ch</strong>en Zus<strong>ch</strong>nitts gezei<strong>ch</strong>net<br />

– er ist nie fertig gestellt worden<br />

und bereits wieder sanierungsbedürftig.<br />

Die Betreuung von S<strong>ch</strong>werbehinderten<br />

dur<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>ter Behinderte<br />

in «Pseudofamilien», eine<br />

zeitgemässe Betreuungsform, gibt<br />

es in «Otthon» bereits seit 17 <strong>Jahre</strong>n,<br />

nur wird sie aufgrund der äusseren<br />

Umstände wenig wahrgenommen.<br />

1999 gab es in «Otthon»<br />

wegen der Nato-Bombardierungen<br />

in der Vojvodina keinen Strom, vier<br />

Monate lang zahlte der Staat keine<br />

Löhne aus. Das blieb ni<strong>ch</strong>t ohne<br />

Folgen: Psy<strong>ch</strong>ologen und Heilpädagogen<br />

setzten si<strong>ch</strong> ins Ausland ab.<br />

Au<strong>ch</strong> Pädagogen und ein Teil des<br />

Pflegepersonals gingen.<br />

Der Mangel an Fa<strong>ch</strong>personal<br />

(Heilpädagogen, Sozialarbeiter,<br />

Psy<strong>ch</strong>ologen) ist bis heute geblieben<br />

– in Backi Topola haben 176<br />

Studenten ihr Studium abges<strong>ch</strong>lossen<br />

– «kein einziger in einer Ri<strong>ch</strong>tung,<br />

die si<strong>ch</strong> in ‹Otthon› einsetzen<br />

liesse», sagt Gyöngyi Budaj. Das<br />

Verhältnis Betreute-Betreuer gibt sie<br />

mit 2,6 zu 1 an. Angestellte verdienen<br />

hier rund 170 Euro pro Monat,<br />

Pflegepersonal 200 Euro, Putzpersonal<br />

etwas mehr als 100 Euro –<br />

der hö<strong>ch</strong>ste Lohn beträgt 250 bis<br />

260 Euro. Die Wo<strong>ch</strong>enarbeitszeit<br />

beträgt 35 Stunden – gearbeitet<br />

wird in 12-Stunden-S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.<br />

Die <strong>Jahre</strong>sre<strong>ch</strong>nung 2002 ergab<br />

Gesamtkosten von 300000 Euro<br />

(17 bis 18 Mio. Dinar), was ein Defizit<br />

von 50000 Euro ergibt.<br />

Christoph Zweili<br />

4.bis 12.April 2003 34 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft allgemein<br />

Das Pro-Kopf-Einkommen in Serbien<br />

und Montenegro liegt mit<br />

rund 1300 US-Dollar am unteren<br />

Ende in Osteuropa. Für die Bevölkerung<br />

ist eine Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

no<strong>ch</strong> kaum spürbar<br />

– die Situation lässt si<strong>ch</strong> mit<br />

den ersten <strong>Jahre</strong>n na<strong>ch</strong> der Wende<br />

in den andern osteuropäis<strong>ch</strong>en Ländern<br />

verglei<strong>ch</strong>en.<br />

Rein statistis<strong>ch</strong> ist die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Situation aber einigermassen<br />

stabil. Das heisst, die Währung –<br />

der Dinar – ist erstaunli<strong>ch</strong> solide,<br />

die Inflation konnte von über 100<br />

Prozent im Jahr 2000 auf rund<br />

zehn Prozent im Jahr 2003 heruntergebra<strong>ch</strong>t<br />

werden. Die Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

verzei<strong>ch</strong>net ein Wa<strong>ch</strong>stum<br />

von fünf bis se<strong>ch</strong>s Prozent, die Privatisierung<br />

s<strong>ch</strong>reitet langsam voran<br />

– alles auf sehr tiefem Niveau. Na<strong>ch</strong><br />

den Kriegen, den ausgebliebenen<br />

Reformen und der a<strong>ch</strong>tjährigen<br />

sanktionsbedingten Isolation hat<br />

das Land den Ans<strong>ch</strong>luss an die<br />

Weltwirts<strong>ch</strong>aft verloren und muss<br />

fast überall von vorne beginnen.<br />

Der Wohlstand der Siebziger- und<br />

A<strong>ch</strong>tzigerjahre ist – au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die<br />

systematis<strong>ch</strong>e Ausplünderung<br />

Hygiene ist beim Somboled-Besu<strong>ch</strong> oberstes Gebot.<br />

WIRTSCHAFT<br />

dur<strong>ch</strong> das Milosevic-Regime – vers<strong>ch</strong>wunden.<br />

Mit weiteren Effekten der Privatisierung<br />

ist zu re<strong>ch</strong>nen, wenn die<br />

bisher in den Staatsbetrieben formal<br />

bes<strong>ch</strong>äftigten überzähligen Arbeitnehmer<br />

freigestellt werden. Genaue<br />

Zahlen zur Arbeitslosigkeit<br />

gibt es ni<strong>ch</strong>t – die Zahlen s<strong>ch</strong>wanken<br />

zwis<strong>ch</strong>en den offiziellen 17<br />

und über 50 (!) Prozent. Offen ist,<br />

wieviele Arbeitsplätze es in der weit<br />

verbreiteten S<strong>ch</strong>attenwirts<strong>ch</strong>aft<br />

gibt.<br />

In Sombor geht es nur der Mil<strong>ch</strong>und<br />

Glacéfabrik Somboled, der<br />

Speiseöl-Fabrik Sunce (Sonne), der<br />

S<strong>ch</strong>uhfabrik Boreli (trotz Nato-Bombardements)<br />

und der Akkumulatorenfabrik<br />

gut – letztere wird im<br />

Volksmund «Fabrika Akkumulatora<br />

Sombor» genannt, vertreibt ihre<br />

Produkte aber unter dem Label<br />

«Black Horse» (www.fas.co.yu). Die<br />

Bes<strong>ch</strong>lägefabrik Bane Sekulic hat<br />

2001 den Betrieb eingestellt. Bereits<br />

vor rund 5 bis 6 <strong>Jahre</strong>n wurde<br />

die Saucenfabrik Panonka ges<strong>ch</strong>lossen,<br />

die rund 1000 Angestellte bes<strong>ch</strong>äftigt<br />

hatte. In der Republik Serbien<br />

trat am 7.7.2001 ein neues<br />

Peter Isaack<br />

«Unter s<strong>ch</strong>wierigsten<br />

Bedingungen werden einzelne<br />

Frü<strong>ch</strong>te der Bemühungen um ein<br />

«normales» Leben si<strong>ch</strong>tbar. Die<br />

persönli<strong>ch</strong>e Unterstützung ist<br />

unabdingbar um die Leute zu<br />

motivieren, den einges<strong>ch</strong>lagenen<br />

Weg weiter zu verfolgen.»<br />

Privatisierungsgesetz in Kraft, das<br />

die Veräusserung von Unternehmen<br />

ohne vorherige Restrukturierung<br />

dur<strong>ch</strong> Auss<strong>ch</strong>reibungs- und Versteigerungsverfahren<br />

vorsieht. Dabei<br />

soll der Investor bis zu 70 Prozent<br />

des Unternehmenskapitals erwerben<br />

können, 30 Prozent gehen an<br />

die Belegs<strong>ch</strong>aft.<br />

Die Aufnahme von Serbien und<br />

Montenegro als 45. Mitglied des<br />

Europarates ist ein S<strong>ch</strong>ritt zur engeren<br />

Anbindung an Europa. Damit<br />

verbunden ist die Hoffnung auf<br />

mehr Demokratie, Re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>keit<br />

und die volle Wahrung der<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te.<br />

Christoph Zweili<br />

4.bis 12.April 2003 35 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Mil<strong>ch</strong>- und<br />

Glacéfabrik Somboled<br />

Die Mil<strong>ch</strong>fabrik Somboled wurde<br />

1934 vom S<strong>ch</strong>weizer Max Dudli gegründet.<br />

Produziert wurden in der<br />

«S<strong>ch</strong>weizer Käsefabrik» Hart-,<br />

Mittelhart- und Wei<strong>ch</strong>käse, später<br />

au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>melzkäse mit S<strong>ch</strong>weizer<br />

Mas<strong>ch</strong>inen sowie Somborer Käse<br />

und Butter. 1968 wurde die Glaceproduktion<br />

aufgenommen und die<br />

Fabrik auf den Namen Somboled<br />

umbenannt. Der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Direktor,<br />

dipl. Ing. Agoston Hauke, wurde<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz ausgebildet.<br />

Somboled hat mehrere Preise für<br />

seine Produkte gewonnen. Heute<br />

gibt es vier vers<strong>ch</strong>iedene Produktionslinien:<br />

Pasteurisierte Mil<strong>ch</strong> und<br />

Joghurt, halbwei<strong>ch</strong>e und wei<strong>ch</strong>e<br />

Käsesorten, S<strong>ch</strong>melzkäse sowie<br />

Glace und andere gefrorene Desserts.<br />

Mil<strong>ch</strong> und Joghurt werden<br />

vor allem für den lokalen Markt<br />

produziert, Käse wird in ganz Serbien-Montenegro<br />

und zu einem<br />

kleineren Teil au<strong>ch</strong> in Kroatien, Bosnien-Herzegowina,<br />

Mazedonien<br />

und sogar in die S<strong>ch</strong>weiz vertrieben.<br />

Somboled ist der grösste Hersteller<br />

von Feta-Käse im Balkan und<br />

wurde dafür mehrfa<strong>ch</strong> ausgezei<strong>ch</strong>net.<br />

Zur Zeit werden tägli<strong>ch</strong> 70000 Liter<br />

Mil<strong>ch</strong> von umliegenden (staatli<strong>ch</strong>en)<br />

Farmen verarbeitet. Die mas<strong>ch</strong>inelle<br />

Infrastruktur wirkt gepflegt<br />

und gut unterhalten, «ist<br />

aber meist aus zweiter Hand», sagt<br />

Agoston Hauke. Es gibt feste Abnehmerpreise:<br />

Somboled zahlt 15<br />

Dinars (25 Cents) für den Liter<br />

WIRTSCHAFT<br />

Mil<strong>ch</strong>, der später im Laden 80<br />

Cents kostet. Auf Sauberkeit am<br />

Arbeitsplatz wird grossen Wert gelegt:<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur, dass Besu<strong>ch</strong>er in<br />

S<strong>ch</strong>utzanzüge gekleidet werden,<br />

«wenn eine importierte Zutat ni<strong>ch</strong>t<br />

den Hygienevors<strong>ch</strong>riften entspri<strong>ch</strong>t,<br />

stellen wir die Produktion lieber ein,<br />

als eine qualitative Einbusse unserer<br />

Produkte in Kauf zu nehmen», erklärt<br />

Agoston Hauke. Der regional<br />

tätige Lebensmittel-Inspektor hat<br />

sein Büro in der Fabrik. Somboled<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt heute 300 Angestellte<br />

und ist damit na<strong>ch</strong> Sunce der<br />

zweitgrösste private Arbeitgeber in<br />

Sombor – zu Beginn der Neunzigerjahre<br />

waren es no<strong>ch</strong> 400. Der<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn in der Firma beträgt<br />

230 Euro. Die Privatisierung<br />

ist praktis<strong>ch</strong> vollzogen: 70 Prozent<br />

des Firmenkapitals gehört heute<br />

privaten Eigentümern – den Angestellten,<br />

30 Prozent – was dem verbleibenden<br />

staatli<strong>ch</strong>en Anteil entspri<strong>ch</strong>t<br />

– stehen zum Verkauf.<br />

Für den Glacéverkauf hat Somboled<br />

einen Direktverkauf aufgezogen:<br />

Unter dem Namen Sombolina<br />

werden die Produkte aus fahrenden<br />

Verkaufswagen angeboten, im<br />

Somborer Stadtzentrum wird eine<br />

Eisdiele mit dem glei<strong>ch</strong>en Namen<br />

geführt.<br />

Hauke würde «Somboled» gerne<br />

EU-taugli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, do<strong>ch</strong> dazu<br />

müsste der zum Teil veraltete Mas<strong>ch</strong>inenpark<br />

erneuert werden –<br />

«dafür fehlt im Moment aber das<br />

Kapital».<br />

Christoph Zweili<br />

Gesprä<strong>ch</strong> mit Goran Bulajic,<br />

ehemaliger Stadtpräsident<br />

von Sombor<br />

Bulajic, Jurist, ist heute Postdirektor<br />

im Bezirk Sombor, na<strong>ch</strong> wie vor<br />

Mitglied des Gemeindeparlamentes,<br />

seit 2001 einer von vier nationalen<br />

Vizepräsidenten der Demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Partei Serbiens (Kostunica).<br />

Die Funktion des Bezirksstatthalters<br />

gab er na<strong>ch</strong> einem Ents<strong>ch</strong>eid<br />

seiner Partei auf aus Unzufriedenheit<br />

mit der DOS-Koalition<br />

(DOS, Demokratis<strong>ch</strong>e Opposition<br />

Serbiens, der Zusammens<strong>ch</strong>luss von<br />

19 demokratis<strong>ch</strong>en Parteien, die<br />

den Sturz von Milosevic herbeigeführt<br />

haben).<br />

Politis<strong>ch</strong>e Fragen<br />

Wel<strong>ch</strong>es sind die Differenzen zwis<strong>ch</strong>en<br />

der Demokratis<strong>ch</strong>en Partei<br />

(Djindjic) und der Demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Partei Serbiens (Kostunica)?<br />

Goran Bulajic: Ihr Programm ist<br />

ähnli<strong>ch</strong>, aber der Weg der Umsetzung<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Die DPS will<br />

zuerst die Institutionen aufbauen<br />

und die Verfassung ändern. Die DP<br />

ist da pragmatis<strong>ch</strong>er. Kostunica<br />

ging Djindjic zunehmend auf die<br />

Nerven, weil er den Reformprozess<br />

na<strong>ch</strong> seiner Eins<strong>ch</strong>ätzung zu langsam<br />

anging. Das zeigt si<strong>ch</strong> zum Beispiel<br />

in der Frage der Privatisierung.<br />

Bulajic hat Djindjic gut gekannt,<br />

sie waren seit 1991 zunä<strong>ch</strong>st in der<br />

glei<strong>ch</strong>en Partei, er fand ihn sympathis<strong>ch</strong><br />

und bewunderte seine Energie.<br />

Zum Verhängnis wurde Djindjic<br />

sein Pakt mit dem Teufel, der Legija<br />

(einem Teil des serbis<strong>ch</strong>en Geheimdienstes).<br />

Dieser hatte am<br />

5.10.2000 verspro<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>t zu<br />

intervenieren. Originalton Djindjic:<br />

«I<strong>ch</strong> habe Freunde sowohl im Paradies<br />

wie in der Hölle.»<br />

Ist Kostunica anti-westli<strong>ch</strong>?<br />

Bulajic: Kostunica ist europaorientiert,<br />

vor allem na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong>. Er<br />

wandte si<strong>ch</strong> gegen eine Auslieferung<br />

von Milosevic an den Internationalen<br />

Geri<strong>ch</strong>tshof in Den Haag,<br />

weil eine sol<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> ungesetzli<strong>ch</strong><br />

war, und erst im Na<strong>ch</strong>hinein das<br />

Gesetz dahingehend geändert wur-<br />

4.bis 12.April 2003 36 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


WIRTSCHAFT<br />

Fragen an Goran Bulajic, ehemaliger Somborer Stadtpräsident<br />

insbesondere zur Privatisierung<br />

Der Zusammenbru<strong>ch</strong> der UDSSR 1989 kostete Jugoslawien den Verlust<br />

der Ostmärkte. Das Kriegsges<strong>ch</strong>ehen mit dem jahrelangen UNO-Embargo<br />

legte die Wirts<strong>ch</strong>aft Serbiens vollends lahm, da nun au<strong>ch</strong> der Export in<br />

den Westen verloren ging. Es konnte keine Umstellung auf neue Te<strong>ch</strong>nologien<br />

erfolgen, veraltete Produktionsstätten produzierten ebensol<strong>ch</strong>e Produkte.<br />

Inländis<strong>ch</strong>er Kapitalmangel hemmte Investitionen zusätzli<strong>ch</strong>. Die<br />

Auss<strong>ch</strong>au na<strong>ch</strong> Investoren na<strong>ch</strong> Kriegsende gestaltet si<strong>ch</strong> mühsam, die<br />

Absatzmärkte sind ni<strong>ch</strong>t vorhanden, die Kaufkraft am Boden.<br />

Vordringli<strong>ch</strong>stes Erfordernis ist langfristige Stabilität in ökonomis<strong>ch</strong>er<br />

und gesetzli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t, um ausländis<strong>ch</strong>en Investoren Vertrauen zu vermitteln,<br />

aber au<strong>ch</strong>, um die soziale Si<strong>ch</strong>erheit der Mens<strong>ch</strong>en zu gewährleisten.<br />

Baldige Hilfe tut Not, da die soziale Katastrophe in Si<strong>ch</strong>t ist: Offiziell<br />

960000 Arbeitslose, inoffiziell sind es 1,2 Millionen, das entspri<strong>ch</strong>t 20 bis<br />

25 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung. Sombor hat mehr Arbeitslose<br />

als Bes<strong>ch</strong>äftigte!<br />

Die Privatisierung gilt als Hoffnungsträger, um die daniederliegende<br />

Staatskasse wieder aufzufüllen. Na<strong>ch</strong> altem Re<strong>ch</strong>t war Eigentum für Ausländer<br />

nur für 40 <strong>Jahre</strong> gestattet, nun kann Eigentum dauernd erworben<br />

werden. Der Erlös der verkauften Firmen geht an den Staat, um die Löhne<br />

und Renten zu bezahlen, und Investitionen im Lande zu tätigen. Goran<br />

Bulajic wehrt si<strong>ch</strong> aber gegen Verkäufe unter dem Wert, wie sie s<strong>ch</strong>on<br />

teilweise getätigt wurden.<br />

Beispiel 1: Die Fleis<strong>ch</strong>fabrik in Sombor soll für einen Euro (!) erworben<br />

werden können, da si<strong>ch</strong> wegen mangelhafter Marktaussi<strong>ch</strong>ten bis jetzt<br />

keine Investoren gemeldet haben.<br />

Beispiel 2: Der Ex-Direktor der Fleis<strong>ch</strong>fabrik, Matievic kaufte einen landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Grossbetrieb in Bezdan mit rund 4000 Hektaren Land, indem<br />

er 51 Prozent der Aktien seinen Arbeitern abkaufte. Für diese 51 Prozent<br />

bezahlte er 35000 Euro, er entliess die 220 Arbeiter, verkaufte Viehbestand<br />

und Mas<strong>ch</strong>inen, nur das Land ist no<strong>ch</strong> vorhanden.<br />

Beispiel 3: Hands<strong>ch</strong>uhfabrik in Sombor. Der Preis wurde ni<strong>ch</strong>t bekannt,<br />

er war aber sehr günstig. Käufer war ein Konsortium aus drei Personen<br />

(darunter der Sohn des Bauern Kajic), gegen die nun ein Verfahren wegen<br />

Korruption läuft.<br />

Beispiel 4: Für 535000 Euro wurde in Ungarn Dünger gekauft. Die Ware<br />

wurde nie geliefert, die Firma ist pleite und das Geld vers<strong>ch</strong>wunden.<br />

Der Prozess endete mit einem Direktorenwe<strong>ch</strong>sel. Infos waren auf indirekten<br />

Wegen zu erfahren, wel<strong>ch</strong>e Bulajic veröffentli<strong>ch</strong>te. Er wurde in der<br />

Folge bedroht.<br />

Beispiel 5: Drei Zementfabriken wurden dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Weltkonzerne<br />

gekauft, unter anderem Holcim S<strong>ch</strong>weiz (S<strong>ch</strong>midheiny), die bei einem<br />

ges<strong>ch</strong>ätzten Wert von 120 Mio. Euro die Werke zum Preis von 75<br />

Mio. Euro erwarben. Die Zementfabriken waren zu 75 Prozent Staatseigentum<br />

und zu 25 Prozent Eigentum der Bürger. Unter diesen Voraussetzungen<br />

konnte en bloc verkauft werden. Bulajic wendet si<strong>ch</strong> gegen sol<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>leuderpreise und Kartellabspra<strong>ch</strong>en. Nötig ist, das Privatisierungsgesetz<br />

zu verändern und die Betriebe als KMU zu veräussern.<br />

Peter Isaack<br />

de. Kostunica wollte den Prozess in<br />

Serbien dur<strong>ch</strong>führen, au<strong>ch</strong> aus Befür<strong>ch</strong>tung,<br />

dass Milosevic in Den<br />

Haag zum Märtyrer werde. Ni<strong>ch</strong>t<br />

korrekt war Djindjic, als er und Sivkovic,<br />

der heutige Ministerpräsident,<br />

mit Frau Albright in den USA<br />

konferierten, ohne Kostunica, den<br />

Präsidenten Jugoslawiens, vorher<br />

zu informieren.<br />

Versu<strong>ch</strong>t Kostunica heute, die Wähler<br />

von Milosevic und Seselj für si<strong>ch</strong><br />

zu gewinnen und ma<strong>ch</strong>t deshalb<br />

Konzessionen in Ri<strong>ch</strong>tung Nationalismus?<br />

Bulajic: Das tat au<strong>ch</strong> Djindjic mit<br />

seinem Vors<strong>ch</strong>lag einer Teilung Kosovos.<br />

Jemand muss ja die Wähler<br />

von Seselj, der jetzt au<strong>ch</strong> in Den<br />

Haag sitzt, übernehmen. Kostunica<br />

ist kein Nationalist, seine Partei ist<br />

Mitte re<strong>ch</strong>ts. Au<strong>ch</strong> Bulajic wird (von<br />

der Canak-Partei/SP in der Vojvodina)<br />

bes<strong>ch</strong>uldigt, Nationalist zu sein<br />

– dabei habe er s<strong>ch</strong>on 1991 gegen<br />

den Krieg in Vukovar ges<strong>ch</strong>rieben,<br />

gegen die Mobilisierung der jungen<br />

Männer. Mate Materic, der führende<br />

Kroate in Sombor, zeigte si<strong>ch</strong><br />

damals sehr zufrieden.<br />

Weshalb werden die günstigen<br />

Yugo-Autos zu 3500 Euro ni<strong>ch</strong>t exportiert?<br />

Goran Bulajic: Das lohnt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t,<br />

da der Gestehungspreis bei Euro<br />

5000 liegt, und ni<strong>ch</strong>t der Standard<br />

geboten werden kann, wie ihn si<strong>ch</strong><br />

die Mitteleuropäer vorstellen. Erst<br />

muss der Staat die Fabrik sanieren.<br />

Als Partner wäre Fiat gut, denkbar<br />

wäre au<strong>ch</strong> Peugeot.<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsfragen<br />

Werden au<strong>ch</strong> die landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Staatsgüter privatisiert?<br />

Bulajic: Die Bauern wurden na<strong>ch</strong><br />

dem zweiten Weltkrieg enteignet,<br />

für den Eigenbesitz waren maximal<br />

zwölf Hektaren gestattet, im Berggebiet<br />

17 Hektaren. 1991 wurde<br />

per Gesetz die Rückgabe eingeleitet.<br />

Der Staatsbesitz umfasste au<strong>ch</strong><br />

den Grossgrundbesitz Deuts<strong>ch</strong>er. Es<br />

besteht kein Gesetz für eine Denationalisierung,<br />

Notiert: Arne Engeli<br />

4.bis 12.April 2003 37 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Gesprä<strong>ch</strong> mit Dr. Bozidar Roca,<br />

Präsident der Somborer Handelskammer<br />

Die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Situation ist desolat:<br />

WIRTSCHAFT<br />

• Die grossen Landgüter (3000 bis 5000 Hektaren) aus der<br />

kommunistis<strong>ch</strong>en Zeit sind s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t bewirts<strong>ch</strong>aftet – als Ausländer kann<br />

man hier aber Land kaufen. Man müsste jetzt investieren, do<strong>ch</strong> fehlt es an<br />

Kapital und die Zinsen sind sehr ho<strong>ch</strong> (14 bis 15 Prozent ).<br />

• Zu Zeiten der Autonomie der Vojvodina war diese Region die Speisekammer<br />

von Jugoslawien. Sie wurde in den Neunzigerjahren s<strong>ch</strong>amlos<br />

ausgeraubt – jetzt sind hier Suppenkü<strong>ch</strong>en nötig.<br />

• Die Arbeitslosigkeit (gegenwärtig offiziell 17 bis 18 Prozent) wird im<br />

Zuge der Privatisierung der Betriebe no<strong>ch</strong> wa<strong>ch</strong>sen. Anstelle einer Rente<br />

kann man eine einmalige Abfindung erhalten (je na<strong>ch</strong> Dienstjahr 3000 bis<br />

8000 Euro), um si<strong>ch</strong> eventuell selbständig ma<strong>ch</strong>en zu können.<br />

• Es fehlt aber an Kaufkraft, darum haben KMU's wenig Chance, Fuss zu<br />

fassen und si<strong>ch</strong> zu entwickeln. Auf unsere Frage, ob die Handelskammer<br />

in diesem Berei<strong>ch</strong> ein Programm vorzulegen hat, werden wir auf Republikebene<br />

verwiesen, dort seien die Fa<strong>ch</strong>kräfte.<br />

• Der Platz im europäis<strong>ch</strong>en Markt ist verloren, der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Rückstand<br />

kaum aufzuholen. Russland ist gegenüber Jugoslawien zudem s<strong>ch</strong>wer<br />

vers<strong>ch</strong>uldet, zahlt jetzt zurück mit Gas und Öl und ist nur no<strong>ch</strong> ein<br />

bes<strong>ch</strong>eidener Handelspartner. Die eigene Regierung ist mit internen<br />

Problemen so gebunden, dass die Auslandbeziehungen verna<strong>ch</strong>lässigt<br />

werden. Immerhin ist jetzt Jugoslawien seit dem 3. März 2003 Mitglied<br />

des Europarates.<br />

• Der dringend nötige Ausbau der Infrastruktur würde Arbeitsplätze<br />

s<strong>ch</strong>affen, aber der Staat hat kaum Geld dafür. Korruption und Mafia<br />

vers<strong>ch</strong>langen, was no<strong>ch</strong> vorhanden war – ihnen ist jetzt allerdings<br />

(na<strong>ch</strong> dem Mord an Ministerpräsident Djindjic) der Kampf angesagt.<br />

• Die Jugend, au<strong>ch</strong> wenn sie gut ausgebildet ist, sieht hier im eigenen<br />

Land keine Perspektive. Sie will auswandern na<strong>ch</strong> Europa.<br />

• Fazit: Jugoslawien sitzt in der Falle. Um si<strong>ch</strong> zu befreien, brau<strong>ch</strong>t es<br />

finanzielle Hilfe beziehungsweise Investitionen aus dem Ausland. «Könnt<br />

ihr bei den S<strong>ch</strong>weizer Banken lobbyieren?». Aber das Ausland wird bei<br />

den vorhandenen Rahmenbedingungen kaum investieren.<br />

Zur Person: Professor an der Ökonomis<strong>ch</strong>en Fakultät in<br />

Subotica und Novi Sad, Inhaber der Firma Panonia.<br />

1986 s<strong>ch</strong>rieb er seine Dissertation über Freien Handel<br />

(als das no<strong>ch</strong> ein Tabu war).<br />

Notiert: Arne Engeli<br />

4.bis 12.April 2003 38 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

Einmal mehr durften wir bei unserem<br />

Jubiläumsbesu<strong>ch</strong> in Sombor<br />

au<strong>ch</strong> bei meinem Freund Ivan Kajic<br />

auf seinem modernen Hof einen<br />

Besu<strong>ch</strong> abstatten.<br />

Einiges hat si<strong>ch</strong> geändert in den<br />

letzten zwei <strong>Jahre</strong>n. Trotz sehr<br />

s<strong>ch</strong>wierigen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnissen<br />

hat Ivan in eine neue<br />

Überda<strong>ch</strong>ung seiner Mastplätze für<br />

Munimast investiert. Gut genährt<br />

und gepflegt s<strong>ch</strong>auen uns die<br />

Mastbullen aus ihren offenen Abteilen<br />

beim Rundgang zu. Offenfront-Haltung<br />

nennt si<strong>ch</strong> dieses System<br />

bei uns und wird als sehr modern<br />

und tiergere<strong>ch</strong>t gelobt. Au<strong>ch</strong><br />

im S<strong>ch</strong>weinemast-Stall s<strong>ch</strong>lägt mein<br />

Herz beim Anblick der gesunden<br />

und ruhigen Tiere wieder höher.<br />

Diese Art von Tierhaltung und Betriebsmanagement<br />

wäre au<strong>ch</strong> bei<br />

uns in der S<strong>ch</strong>weiz vorbildli<strong>ch</strong>.<br />

Beim ans<strong>ch</strong>liessenden Mittagessen<br />

in der Stube zeigen si<strong>ch</strong> aber<br />

sehr s<strong>ch</strong>nell die dunklen Wolken<br />

am Landwirts<strong>ch</strong>aftshimmel. Serbien<br />

Ivan Kajic und Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t im Sommer 2002.<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

wird ab September 2003 an die EU-<br />

Aussengrenze stossen (Kroatien,<br />

Ungarn und Grie<strong>ch</strong>enland) und mit<br />

Bosnien, Rumänien und Bulgarien<br />

no<strong>ch</strong> ärmere Na<strong>ch</strong>barn haben als<br />

sie selbst sind.<br />

Was dies für Auswirkungen hat,<br />

erfährt Ivan im eigenen Betrieb. Seine<br />

Masts<strong>ch</strong>weine und Mastbullen<br />

kann er ni<strong>ch</strong>t mehr na<strong>ch</strong> Kroatien<br />

und Ungarn exportieren, da die serbis<strong>ch</strong>e<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t EUkompatibel<br />

ist. Der Binnenmarkt<br />

und die andern Na<strong>ch</strong>barstaaten<br />

brau<strong>ch</strong>en wegen der hohen Arbeitslosigkeit<br />

und der fehlenden<br />

persönli<strong>ch</strong>en Finanzen viel weniger<br />

Fleis<strong>ch</strong> auf dem Markt, da an teuren<br />

Nahrungsmitteln gespart wird.<br />

Die Folge davon? – Ivans s<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>treife<br />

S<strong>ch</strong>weine und Bullen finden<br />

keinen Abnehmer, der Betrieb hat<br />

das nötige Einkommen ni<strong>ch</strong>t …! Eine<br />

ähnli<strong>ch</strong>e Situation zeigt si<strong>ch</strong> auf<br />

dem Brotgetreidemarkt. Der Staat<br />

«kauft» die gesamte Brotgetreide-<br />

Produktion auf und verteilt sie wie-<br />

der in alle Landesregionen. Da das<br />

bankrotte Serbien für das Brotgetreide<br />

von 2002 ni<strong>ch</strong>ts an die Landwirte<br />

bezahlt hat, produzierte Ivan<br />

an Stelle von 30 Hektaren Weizen<br />

dieselbe Flä<strong>ch</strong>e zusätzli<strong>ch</strong>es Futtergetreide<br />

für seine Masttiere zur Eigenversorgung.<br />

Au<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>lag ins<br />

Wasser, da für die Tiere kein Absatz<br />

mehr da ist.<br />

Dies die Situation auf einem mustergültig<br />

geführten Spitzenbetrieb.<br />

Wie sieht es dann erst für alle die<br />

vielen kleinen Nebenerwerbs-Betriebe<br />

aus, wo der Betriebsleiter<br />

no<strong>ch</strong> einem Zusatzerwerb na<strong>ch</strong>gehen<br />

muss, um zu überleben? Dies<br />

bei einer Arbeitslosigkeit von mehr<br />

als 40 Prozent!<br />

Gerne hätte i<strong>ch</strong> Ivan ein paar gute<br />

Rats<strong>ch</strong>läge und Tipps gegeben.<br />

Woher soll i<strong>ch</strong> sie au<strong>ch</strong> nehmen?<br />

Ratlosigkeit steht in den Gesi<strong>ch</strong>tern<br />

ges<strong>ch</strong>rieben und der sonst so lebensbejahende<br />

Ivan und seine Gattin<br />

ma<strong>ch</strong>en einen sehr kummervollen<br />

Eindruck.<br />

Wir verlassen die gastli<strong>ch</strong>e Familie<br />

Kajic mit s<strong>ch</strong>werem Herzen. Auf<br />

der einen Seite sehr bedrückt ob<br />

der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aussi<strong>ch</strong>ten der<br />

Zukunft – wiederum aber ein weiteres<br />

Mal rei<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>enkt dur<strong>ch</strong> ihre<br />

Gastfreunds<strong>ch</strong>aft, die ihresglei<strong>ch</strong>en<br />

su<strong>ch</strong>t. Jeder von unserer Delegation<br />

erhielt eine persönli<strong>ch</strong>e Flas<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>naps und einen Kulen (Paprikasalami)<br />

als Erinnerung an unseren<br />

Besu<strong>ch</strong>. Wie werden wir die<br />

Situation unserer Freunde beim<br />

nä<strong>ch</strong>sten Besu<strong>ch</strong> antreffen?<br />

Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t<br />

4.bis 12.April 2003 39 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Kir<strong>ch</strong>en<br />

Allgemein<br />

Bei den Kir<strong>ch</strong>en in der Vojvodina<br />

hat si<strong>ch</strong> die konfessionelle Struktur<br />

verändert, ni<strong>ch</strong>t zuletzt dur<strong>ch</strong> die<br />

orthodoxen serbis<strong>ch</strong>en Zuwanderer<br />

(Flü<strong>ch</strong>tlinge). Die reformierten und<br />

katholis<strong>ch</strong>en Gemeinden wurden<br />

ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t, während die orthodoxe<br />

Kir<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> jahrelanger Unterdrückung<br />

erstarkte. Der warme<br />

Empfang bei der reformierten Gemeinde<br />

in Sombor, wie später im<br />

katholis<strong>ch</strong>en Pfarrhaus spre<strong>ch</strong>en<br />

aber au<strong>ch</strong> von einer Lebendigkeit<br />

und Hoffnung die genährt wird<br />

dur<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, aber si<strong>ch</strong>er<br />

au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong>e wie den unsern,<br />

die helfen der Resignation<br />

entgegenzuwirken. Freude bereitet<br />

es au<strong>ch</strong>, von unsern S<strong>ch</strong>utzengel-<br />

Gymnasiasten zu hören, wie wi<strong>ch</strong>tig<br />

sie finden dass Diakonie von katholis<strong>ch</strong>er<br />

und evangelis<strong>ch</strong>er Seite<br />

geleistet wird, etwas was die orthodoxe<br />

Kir<strong>ch</strong>e in diesem Sinne ni<strong>ch</strong>t<br />

tut.<br />

Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er<br />

Reformierte Kir<strong>ch</strong>e<br />

Helles Glockengeläut ruft am Sonntagmorgen<br />

zum Gottesdienst der<br />

ungaris<strong>ch</strong>en reformierten Gemeinde.<br />

Dunkel gekleidete, vor allem ältere<br />

Leute streben der kleinen Kir<strong>ch</strong>e<br />

zu. Uns, den Gästen, werden<br />

die vorderen Kir<strong>ch</strong>enbänke zugewiesen<br />

– früher waren sie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

den Honoratioren vorbehalten.<br />

Draussen ist es sehr kalt<br />

und drinnen ni<strong>ch</strong>t viel wärmer. Am<br />

Ende der Bank liegen deuts<strong>ch</strong>e Bibeln<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Ausgaben und<br />

Übersetzungen. Na<strong>ch</strong> dem Eingangsspiel<br />

auf einem kleinen Harmonium<br />

tritt Laienprediger Andor<br />

Bèkàssy, wo<strong>ch</strong>entags ist er Elektroingenieur,<br />

im gefältelten s<strong>ch</strong>warzen<br />

Talar auf und beginnt ungaris<strong>ch</strong> mit<br />

der S<strong>ch</strong>riftlesung, die si<strong>ch</strong> die Gemeinde<br />

stehend anhört. Der Raum<br />

ist s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t, weiss getün<strong>ch</strong>te Wände,<br />

auf einer kleinen «Bühne» steht<br />

der Abendmahlstis<strong>ch</strong> und dahinter<br />

KIRCHEN<br />

an der Wand ist die Kanzel angebra<strong>ch</strong>t,<br />

über wenige Treppenstufen<br />

errei<strong>ch</strong>bar. Die mä<strong>ch</strong>tige Stimme<br />

von Andor Bèkàssy stimmt ein Lied<br />

an und füllt mit ihrem Klang den<br />

hintersten Winkel der Kir<strong>ch</strong>e. Die<br />

Gebete, zuerst auf ungaris<strong>ch</strong>, dann<br />

auf deuts<strong>ch</strong>, dann no<strong>ch</strong>mals Gesang<br />

runden den Gottesdienst ab.<br />

Die Grussadresse aus der S<strong>ch</strong>weiz<br />

erfreuen die Kir<strong>ch</strong>gänger si<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />

Kàlman Fis<strong>ch</strong>er, ehemaliger Gymnasiallehrer<br />

übersetzt und Pfarrer Bèkàssy<br />

steuert Ergänzungen bei. Das<br />

Motto aus Galater 6,2 «Einer trage<br />

des andern Last, so werdet Ihr das<br />

Gesetz Christi erfüllen», wird dur<strong>ch</strong><br />

einen finanziellen Zustupf und<br />

Brief<strong>ch</strong>en von Blumen- und Gemüsesamen<br />

untermauert.<br />

Im Gesprä<strong>ch</strong> bedauert Pfarrer Bèkàssy<br />

den gegenwärtigen Zustand:<br />

Die Gemeinde hat fast keine Kinder,<br />

als Ungarn oder Deuts<strong>ch</strong>stämmige<br />

und Reformierte sind sie in einer<br />

doppelten Minderheitenrolle. Es<br />

ist bewegend und zuglei<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ämend<br />

zu sehen, wie diese Mens<strong>ch</strong>en<br />

si<strong>ch</strong> über einen einfa<strong>ch</strong>en Besu<strong>ch</strong><br />

freuen, der für sie die Hoffnung<br />

bedeutet, ni<strong>ch</strong>t ganz vergessen<br />

und verlassen zu sein.<br />

Elisabeth Bir<strong>ch</strong>er<br />

Orthodoxe Kir<strong>ch</strong>e<br />

Bei unserm Besu<strong>ch</strong> in der orthodoxen<br />

Kir<strong>ch</strong>e in Sombor fiel uns sofort<br />

auf: die Kir<strong>ch</strong>e war gut gefüllt, bis<br />

gegen Ende des Gottesdienstes sogar<br />

überfüllt. Die meisten Gläubigen<br />

sind zwei Stunden lang gestanden,<br />

zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> immer au<strong>ch</strong><br />

wieder gekniet und (vor allem Frauen)<br />

haben si<strong>ch</strong> tief gebeugt, haben<br />

si<strong>ch</strong> oft bekreuzigt. Sie sind zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> wieder einmal zu<br />

einem Bild gegangen und haben es<br />

geküsst. Für uns war es sehr<br />

s<strong>ch</strong>wierig, dem Gottesdienst zu folgen.<br />

Wir hatten au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t den Ein-<br />

Mi<strong>ch</strong>aela Müller<br />

«Mein Leben in der S<strong>ch</strong>weiz ist in<br />

Zuckerwatte gebettet, dasjenige<br />

der Mens<strong>ch</strong>en in Sombor<br />

ereignet si<strong>ch</strong> in der realen<br />

Realität.»<br />

druck, dass die Gläubigen den<br />

Worten der Priester sehr andä<strong>ch</strong>tig<br />

zuhörten, viel auffallender war, wie<br />

sie si<strong>ch</strong> an den Riten, au<strong>ch</strong> mit kurzen<br />

Gesängen beteiligten.<br />

Immer wieder haben au<strong>ch</strong> Leute<br />

an einem Kiosk an der Rückwand<br />

der Kir<strong>ch</strong>e Kerzen gekauft oder einfa<strong>ch</strong><br />

Geld bezahlt. Die Stimmung<br />

war einerseits andä<strong>ch</strong>tig, andrerseits<br />

au<strong>ch</strong> geprägt von einer Ges<strong>ch</strong>äftigkeit.<br />

Die Gottesdienstbesu<strong>ch</strong>er<br />

kamen unregelmässig, verliessen<br />

die Kir<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> oder<br />

bewegten si<strong>ch</strong> im Kir<strong>ch</strong>enraum. Si<strong>ch</strong>er<br />

vier Mal traten Priester aus<br />

dem Allerheiligsten und s<strong>ch</strong>wenkten<br />

Weihrau<strong>ch</strong>kessel, spra<strong>ch</strong>en kurz<br />

zur Menge, die oft mit Worten<br />

oder einem kurzen Lied antwortete<br />

und si<strong>ch</strong> dann au<strong>ch</strong> zum Empfang<br />

der Kommunion anstellte. Das Brot<br />

war in einem Kel<strong>ch</strong> eingetau<strong>ch</strong>t<br />

und wurde mit einem goldenen<br />

Löffel ausgeteilt.<br />

Die Priester waren am S<strong>ch</strong>luss bereit,<br />

auf unsere Fragen zu antworten.<br />

Es war au<strong>ch</strong> ein junger Mann<br />

dabei, der erst kürzli<strong>ch</strong> seine Matur<br />

mit einem Spitzenresultat gema<strong>ch</strong>t<br />

hatte und jetzt ein orthodoxes Theologiestudium<br />

begonnen hatte. Sie<br />

waren sehr freundli<strong>ch</strong>, aber ni<strong>ch</strong>t<br />

sehr gesprä<strong>ch</strong>ig, i<strong>ch</strong> hatte den Eindruck,<br />

dass sie au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t<br />

begriffen, warum wir Fragen stellen<br />

wollten. Auf unsere Frage, ob die<br />

kleinen Babies au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on Eu<strong>ch</strong>aristie<br />

erhalten würden, war die Auskunft<br />

einfa<strong>ch</strong>: Ja. Wir fragten dann<br />

4.bis 12.April 2003 40 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas weiter, wie das<br />

mit dem Wein für die kleinen Kinder<br />

sei. Die Antwort: es sei süsser<br />

Wein gewesen (was na<strong>ch</strong> meiner<br />

Erfahrung ni<strong>ch</strong>t stimmte).<br />

Sie bestätigten, dass es jetzt sehr<br />

viel mehr Leute im Gottesdienst<br />

hatte als unter der alten Regierung,<br />

vor allem au<strong>ch</strong> wieder viele Junge.<br />

Sie verstanden das als Folge der<br />

Aufhebung des politis<strong>ch</strong>en antikir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Druckes unter dem<br />

kommunistis<strong>ch</strong>en System.<br />

Spätere Gesprä<strong>ch</strong>e ergaben allerdings,<br />

dass dies eher eine Widerspiegelung<br />

der ethnis<strong>ch</strong>en Vers<strong>ch</strong>iebungen<br />

als der Befreiung vom<br />

kommunistis<strong>ch</strong>en Druck sei. Auf alle<br />

Fälle konnte der katholis<strong>ch</strong>e Priester<br />

keine entspre<strong>ch</strong>ende Veränderung<br />

feststellen, die reformierte Kir<strong>ch</strong>e<br />

erfuhr viel eher einen gewaltigen<br />

Rückgang ihrer aktiven Mitglieder,<br />

weil viele jüngere ungaris<strong>ch</strong><br />

spre<strong>ch</strong>ende Reformierte na<strong>ch</strong> Ungarn<br />

ausgewandert sind, so dass<br />

der Pfarrer feststellte, er habe fast<br />

nur no<strong>ch</strong> Beerdigungen. Die bedrückende<br />

Stimmung der reformierten<br />

Kir<strong>ch</strong>e entspra<strong>ch</strong> offenbar<br />

der Stimmung der ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Volksgruppe, die stark am S<strong>ch</strong>winden<br />

ist.<br />

No<strong>ch</strong> ausgeprägter war das bei<br />

den Evangelis<strong>ch</strong>en. Na<strong>ch</strong> dem zweiten<br />

Weltkrieg war gegen eine halbe<br />

Million Deuts<strong>ch</strong>er vertrieben worden<br />

oder sind selber ausgewandert.<br />

Das hat ni<strong>ch</strong>t nur eine S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung<br />

der Landwirts<strong>ch</strong>aft und des Gewerbes<br />

in der Vojvodina mit si<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t,<br />

sondern au<strong>ch</strong> eine Reduktion<br />

des evangelis<strong>ch</strong>en Anteils.<br />

Au<strong>ch</strong> die Gruppe der jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Glaubensgemeins<strong>ch</strong>aft ist während<br />

des Krieges und na<strong>ch</strong>her kleiner geworden.<br />

(uns ist das aufgefallen in<br />

Novi Sad, das no<strong>ch</strong> eine gewaltig<br />

grosse, vom Staat renovierte Synagoge,<br />

aber nur no<strong>ch</strong> 300 Mitglieder<br />

hat).<br />

Es ist also im letzten halben Jahrhundert<br />

ni<strong>ch</strong>t nur die ethnis<strong>ch</strong>e<br />

KIRCHEN<br />

Vielfalt dieser Region dur<strong>ch</strong> die<br />

Kriege zerstört worden, sondern<br />

au<strong>ch</strong> die interkonfessionelle Vers<strong>ch</strong>iedenheit<br />

beeinträ<strong>ch</strong>tigt worden.<br />

Das Zusammenleben ist zwar<br />

no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, verloren gegangen<br />

ist aber die Ausgewogenheit der<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Konfessionen.<br />

Eine andere Beoba<strong>ch</strong>tung s<strong>ch</strong>eint<br />

mir bemerkenswert: als wir zusammen<br />

mit den GymnasiastInnen das<br />

Kloster Krusedol und die Kathedrale<br />

von Sremski Karlovci, besu<strong>ch</strong>ten,<br />

da kauften etli<strong>ch</strong>e dieser jungen<br />

Mens<strong>ch</strong>en Kerzen und Heiligenbilder.<br />

Es haben au<strong>ch</strong> auffallend viele<br />

Mäd<strong>ch</strong>en und Frauen orthodoxe<br />

Kreuze umgehängt. Diese si<strong>ch</strong>tbaren<br />

Zei<strong>ch</strong>en der Religion haben offenbar<br />

eine starke Bedeutung. Ob<br />

das neu so ist, oder ob das s<strong>ch</strong>on<br />

immer so war? Es ist eine andere<br />

Art von Frömmigkeit, die hier gepflegt<br />

wird und wieder in Mode<br />

kommt? Umgekehrt waren beim<br />

«Runden Tis<strong>ch</strong>» oder an andern<br />

Orten, wo über die Probleme des<br />

Landes diskutiert wurde, wenig an<br />

religiösen Anstössen zu hören.<br />

Auf alle Fälle ist ni<strong>ch</strong>t nur ein<br />

zahlenmässiges Wa<strong>ch</strong>sen sondern<br />

au<strong>ch</strong> ein Erstarken des Selbstbewusstseins<br />

der orthodoxen (und<br />

serbis<strong>ch</strong>en) Bevölkerung und Kir<strong>ch</strong>e<br />

feststellbar.<br />

Paul Rutishauser<br />

Im katholis<strong>ch</strong>en Pfarrhaus<br />

Zu dritt besu<strong>ch</strong>en wir um 9 Uhr die<br />

katholis<strong>ch</strong>e Messe. Es ist eiskalt.<br />

Mir fällt der lebendige kleine Kir<strong>ch</strong>en<strong>ch</strong>or<br />

auf mit vor allem jungen<br />

Leuten und die motivierende Dirigentin:<br />

Es ist Rosmarie Mik, die<br />

au<strong>ch</strong> von uns ges<strong>ch</strong>ätzte Kate<strong>ch</strong>etin.<br />

Josip Pekanovic, der katholis<strong>ch</strong>e<br />

Pfarrer spri<strong>ch</strong>t in der Predigt sehr<br />

eindringli<strong>ch</strong> und frei vom Manuskript<br />

über Joh. 12, 20-33. I<strong>ch</strong> frage<br />

ihn na<strong>ch</strong>her na<strong>ch</strong> dem Inhalt seiner<br />

Predigt. Grie<strong>ch</strong>en su<strong>ch</strong>en Jesus in<br />

Jerusalem auf, um ihn und seine<br />

Bots<strong>ch</strong>aft kennen zu lernen. Worüber<br />

spri<strong>ch</strong>t er? Über seinen bevorstehenden<br />

Tod: Der Same muss in<br />

die Erde und sterben, damit er<br />

Fru<strong>ch</strong>t bringt. Si<strong>ch</strong> hingeben, dienen,<br />

das ist seine Bots<strong>ch</strong>aft.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Gottesdienst führt uns<br />

Rosmarie, umringt von jungen Leuten,<br />

dur<strong>ch</strong> ihre Ausstellung des<br />

Kreuzweges, den sie mit ihren<br />

S<strong>ch</strong>ülerlinnen und S<strong>ch</strong>ülern mit einfa<strong>ch</strong>en<br />

Materialien eindrückli<strong>ch</strong> gestaltet<br />

hat. Wir werden in die grosse<br />

Stube gebeten, wo si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Gemeindeglieder versammelt<br />

haben zum allsonntägli<strong>ch</strong>en Gesprä<strong>ch</strong><br />

mit dem Pfarrer (bei einem<br />

Gläs<strong>ch</strong>en Birnens<strong>ch</strong>naps), während<br />

die Jungen si<strong>ch</strong> in einem andern<br />

Raum versammeln, diesmal ohne<br />

Rosmarie, die si<strong>ch</strong> zu uns in die Stube<br />

setzt und zwis<strong>ch</strong>enhinein Anordnungen<br />

in der Kü<strong>ch</strong>e geben<br />

muss, wo die S<strong>ch</strong>wester von Josip<br />

und weitere Frauen für uns tätig<br />

sind. Na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> treffen au<strong>ch</strong><br />

die andern Mitglieder unserer<br />

Gruppe ein und wärmen si<strong>ch</strong> am<br />

Ka<strong>ch</strong>elofen. Ein leckeres Mittagessen<br />

wird für uns alle aufgetis<strong>ch</strong>t.<br />

Angeregt unterhalten wir uns,<br />

oben am Tis<strong>ch</strong> mit Josip, unten am<br />

Tis<strong>ch</strong> mit Rosmarie, dazwis<strong>ch</strong>en mit<br />

einem Gemeindeglied.<br />

Wir erfahren einiges über den<br />

Religionsunterri<strong>ch</strong>t, der seit September<br />

2002 neu in den S<strong>ch</strong>ulen<br />

erteilt wird. Das Alternativfa<strong>ch</strong> zur<br />

Religion ist eine Ausbildung in Zivilgesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Organisatoris<strong>ch</strong> ist es<br />

für eine Minderheitenkir<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t<br />

lei<strong>ch</strong>t, dieser Aufgabe in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

S<strong>ch</strong>ulhäusern na<strong>ch</strong>zukommen,<br />

zumal die Klassen jede Wo<strong>ch</strong>e<br />

we<strong>ch</strong>seln zwis<strong>ch</strong>en Vormittagsund<br />

Na<strong>ch</strong>mittagss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und der<br />

Religionsunterri<strong>ch</strong>t in der ersten<br />

oder letzten Stunde stattfinden<br />

muss. Positive Erfahrungen ma<strong>ch</strong>en<br />

Rosmarie und Josip in den Lehrerzimmern,<br />

es findet so etwas wie eine<br />

Entmystifizierung des Priesters<br />

statt; orthodoxe Priester, die no<strong>ch</strong><br />

nie Unterri<strong>ch</strong>t gegeben haben, holen<br />

si<strong>ch</strong> Rat, das Eis s<strong>ch</strong>milzt au<strong>ch</strong><br />

bei den Atheisten, von denen einige<br />

ja no<strong>ch</strong> die Zeit erlebt haben,<br />

wo der Klassenlehrer ein Minuszei<strong>ch</strong>en<br />

setzen musste bei S<strong>ch</strong>ülern,<br />

die den Religionsunterri<strong>ch</strong>t besu-<br />

4.bis 12.April 2003 41 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


<strong>ch</strong>en. Einmal im Monat gibt es eine<br />

Kindermesse mit Kinder<strong>ch</strong>or. Besonders<br />

gefeiert wird mit den Kindern<br />

und den Eltern an Weihna<strong>ch</strong>ten<br />

und Ostern. Am Franziskustag<br />

(4.10.) werden Künstler zu einer<br />

Ausstellung eingeladen. Die Arbeit<br />

mit den Kindern ist wi<strong>ch</strong>tig. Viele<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e treiben si<strong>ch</strong> auf der<br />

Strasse und in Bars herum und landen<br />

bei Drogen.<br />

Die katholis<strong>ch</strong>e Minderheit im<br />

Bistum Backa (Bis<strong>ch</strong>ofssitz ist Subotica)<br />

zählt 30000 Ungarn und<br />

10000 Kroaten (rund se<strong>ch</strong>s Prozent<br />

der Bevölkerung). Zur Zeit gibt es<br />

30 Theologiestudenten. Josip unterri<strong>ch</strong>tet<br />

seit sieben <strong>Jahre</strong>n Kate<strong>ch</strong>etik<br />

in Subotica und Novi Sad, eine<br />

vierjährige Ausbildung – heuer<br />

sind 60 im ersten Kursjahr. S<strong>ch</strong>wierig<br />

ist die Finanzierung.<br />

Arne Engeli<br />

KIRCHEN<br />

Ana Bu vom EHO in Novi Sad in Sremski Karlovci –<br />

Mittelpunkt des Srem.<br />

4.bis 12.April 2003 42 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Medien<br />

Allgemein<br />

Der plötzli<strong>ch</strong>e Sturz von Slobodan<br />

Milosevic am 5. Oktober 2000 bedeutet<br />

ni<strong>ch</strong>t automatis<strong>ch</strong>, dass es<br />

nun den unabhängigen Medien<br />

von einem Tag auf den andern besser<br />

geht. Na<strong>ch</strong> wie vor ist die Medienfreiheit<br />

ni<strong>ch</strong>t gewährleistet.<br />

Zwar wurde das strikteste Pressegesetz<br />

von ganz Europa – 1998 von<br />

Milosevic zur Unterdrückung der<br />

Medien in Serbien eingeführt –<br />

na<strong>ch</strong> dem Ma<strong>ch</strong>twe<strong>ch</strong>sel im Frühjahr<br />

2001 aufgehoben, aber bis<br />

heute ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> neue Regelungen<br />

ersetzt. Die Medienfreiheit wurde<br />

aufgrund des ausgerufenen Notstandes<br />

na<strong>ch</strong> der Ermordnung von<br />

Premierminister Zoran Djindjic erneut<br />

stark bes<strong>ch</strong>nitten. Trotz bald<br />

vorliegender gesetzli<strong>ch</strong>er Rahmenbedingungen<br />

wird es no<strong>ch</strong> einige<br />

Zeit dauern, bevor die unabhängige<br />

Presse ihre Aufgabe als Kontrolleur<br />

von Korruption und staatli<strong>ch</strong>em<br />

Missbrau<strong>ch</strong> gere<strong>ch</strong>t werden kann.<br />

Für Fragen von Radio und Fernsehen<br />

wird aufgrund eines im Jahr<br />

2002 erlassenen Gesetzes bald ein<br />

Medienrat seine Tätigkeit aufnehmen.<br />

Vor dem Parlament liegt zur<br />

Zeit au<strong>ch</strong> ein neues Gesetz über die<br />

öffentli<strong>ch</strong>e Information, das die Informationsfreiheit<br />

definiert sowie<br />

die Re<strong>ch</strong>te und Pfli<strong>ch</strong>ten der Mediens<strong>ch</strong>affenden,Persönli<strong>ch</strong>keitss<strong>ch</strong>utz,<br />

Gegendarstellungsre<strong>ch</strong>t<br />

und anderes mehr samt zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Strafbestimmungen.<br />

Somborer Zeitung<br />

Die staatli<strong>ch</strong>e Somborer Zeitung –<br />

eine Einbundzeitung – ers<strong>ch</strong>eint<br />

einmal pro Wo<strong>ch</strong>e am Freitag in einer<br />

Auflage von 6000 bis 7000<br />

Exemplaren und erinnert von der<br />

Aufma<strong>ch</strong>ung her an ein yellow<br />

press-Produkt. Ein <strong>Jahre</strong>sabonnement<br />

gibt es zwar, aber die Leser<br />

kaufen die Zeitung lieber für 50<br />

Cents am Kiosk. Das <strong>Jahre</strong>sbudget<br />

beträgt laut dem neuen Herausgeber<br />

(Editor) 200 000 Euro. Bei der<br />

MEDIEN<br />

Zeitung sind 14 Personen bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />

Im Gesprä<strong>ch</strong> wird von soliden<br />

Verhältnissen in Bezug auf die Löhne<br />

gespro<strong>ch</strong>en. Die Zeitung soll privatisiert<br />

werden, konkrete Pläne gebe<br />

es aber no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. «Es gibt keine<br />

Zensur, aber no<strong>ch</strong> immer besteht<br />

der Ausnahmezustand wegen<br />

der Ermordung des Ministerpräsidenten<br />

Zoran Djindjic», erklärt der<br />

Herausgeber.<br />

Die ebenfalls neue Chefredaktorin<br />

erklärt den Aufbau der Zeitung,<br />

die willkürli<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en kyrillis<strong>ch</strong>er<br />

und lateinis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>rift we<strong>ch</strong>selt. In<br />

der Zeitung findet nur Lokales<br />

Platz, Themen aus anderen Landesregionen<br />

oder gar ein Auslandteil<br />

fehlen. Auf der vierfarbigen Front<br />

werden die Themen angerissen,<br />

dann folgen s<strong>ch</strong>warzweisse Themenseiten.<br />

Auf der Seite zwei wird<br />

ein wi<strong>ch</strong>tiges Ereignis gebra<strong>ch</strong>t: Das<br />

Krankenhaus hat 10 000 Dollar von<br />

einem Somborer Gastarbeiter erhalten.<br />

Die Seite drei ist wi<strong>ch</strong>tig für die<br />

Zeitung: Hier wird Brandheisses<br />

aufgearbeitet, ers<strong>ch</strong>eint wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />

eine politis<strong>ch</strong>e Karikatur sowie<br />

ein Aphorismus der Wo<strong>ch</strong>e und<br />

werden übernommene Artikel aus<br />

anderen (staatli<strong>ch</strong>en) Zeitungen gedruckt.<br />

Dann folgen Themenseiten<br />

zu Kultur, Bildung, Service Public<br />

und Gesells<strong>ch</strong>aft. Die Zeitung<br />

s<strong>ch</strong>liesst mit dem Sportteil.<br />

Vieles sind Beri<strong>ch</strong>te. Anspru<strong>ch</strong>svolle<br />

Artikel oder Hintergrundinformationen<br />

gibt es keine. Au<strong>ch</strong> fehlen<br />

Meinungsartikel (Leitartikel,<br />

Kommentare, Feature). Das Anzeigen-,<br />

Textverhältnis wird von der<br />

Redaktion auf 30 zu 70 ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />

Radio Sombor<br />

Radio Sombor ist zwar auf dem<br />

glei<strong>ch</strong>en Stockwerk im Pressezentrum<br />

im alten Rathaus untergebra<strong>ch</strong>t,<br />

von der Zeitungsredaktion<br />

aber dur<strong>ch</strong> ein abs<strong>ch</strong>liessbares Gitter<br />

getrennt. Früher seien beide Ab-<br />

Marianne von Grünigen<br />

«Sombor ers<strong>ch</strong>eint mir als eine<br />

Stadt, in der viele Bürgerinnen<br />

und Bürger trotz bitterer<br />

Erfahrungen in der jüngsten<br />

Vergangenheit, trotz verbreiteter<br />

Armut und Arbeitslosigkeit zum<br />

Aufbru<strong>ch</strong> in eine neue Zeit bereit<br />

sind. Besonders beeindruckend<br />

sind die jungen Mens<strong>ch</strong>en, die<br />

beharrli<strong>ch</strong> an eine Zukunft in<br />

ihrer traditionsrei<strong>ch</strong>en Stadt<br />

glauben und an deren Gestaltung<br />

mitwirken wollen.»<br />

teilungen zusammen gewesen, sagt<br />

uns der stellvertretende Ges<strong>ch</strong>äftsleiter.<br />

Bis Ende Juli soll die Privatisierung<br />

abges<strong>ch</strong>lossen sein. Der Stadt<br />

sollen dann no<strong>ch</strong> 30 bis 40 Prozent<br />

Anteil gehören, der Rest den Angestellten,<br />

die dafür Bankkredite aufnehmen<br />

müssen, die sie innerhalb<br />

vorn se<strong>ch</strong>s <strong>Jahre</strong>n zurückzahlen.<br />

Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittslohn beträgt 300<br />

Euro. Sieben Journalisten arbeiten<br />

ständig hier, dazu 15 Teilzeit-Angestellte<br />

und 7 Te<strong>ch</strong>niker. Dem Sender,<br />

der in 3 Tonstudios ein erstes<br />

und ein zweites Programm produziert,<br />

stehen 9 9 Millionen Dinar<br />

(150 000 Euro) aus dem Budget der<br />

Stadt zur Verfügung, weitere 1,5<br />

Mio Euro sollen über Radiospots<br />

zusammenkommen.<br />

Das Radio sendet mit einer Rei<strong>ch</strong>weite<br />

von 300 Kilometern 24 Stunden<br />

am Tag und errei<strong>ch</strong>t 62 000<br />

Hörer. Jede Stunde gibt es eine<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tensendung, zwei Stunden<br />

am Tag wird ungaris<strong>ch</strong> gesendet –<br />

es gibt au<strong>ch</strong> Sendungen für Roma<br />

in deren Spra<strong>ch</strong>e. Der Sender plant<br />

eine Sendung mit dem Zür<strong>ch</strong>er Radio<br />

LoRa auf der glei<strong>ch</strong>en Frequenz.<br />

Pro Stunde dürfen nur zwölf Minu-<br />

4.bis 12.April 2003 43 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


ten Werbung gema<strong>ch</strong>t werden. Der<br />

stellvertetende Ges<strong>ch</strong>äftsleiter ist<br />

stolz darauf, dass Radio Sombor in<br />

einer aktuellen Umfrage auf dem 4.<br />

Platz liegt – auf dem ersten ist das<br />

unabhängige Radio B-92 in Belgrad,<br />

eine der Keimzellen im<br />

Widerstand gegen Milosevic.<br />

RTV Spektar Sombor<br />

RTV Spektar ist einer von zwei privaten<br />

TV-Sendern in Sombor – in<br />

der Vojvodina gibt es no<strong>ch</strong> weitere,<br />

in Serbien rund 120 meist private<br />

TV-Sender. Seit dem Vertragsabs<strong>ch</strong>luss<br />

im Februar 2003 gehört<br />

Spektar – inklusive der dazugehörigen<br />

Radiostation – zu 49 Prozent<br />

einer amerikanis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Die übrigen 51 Prozent sind in den<br />

Händen der Somborerin Zorica Bakic<br />

und ihres Mannes, die 1991 den<br />

privaten TV-Sender RTV Spektar<br />

(der Name lehnt an das Wort Spektrum<br />

an) gründeten.<br />

«Wir waren das erste elektronis<strong>ch</strong>e<br />

Medium in der Vojvodina», erklärt<br />

die ehemalige Journalistin Bakic<br />

stolz. Heute produzieren 30 Angestellte<br />

Sendungen, die während<br />

6 bis 7 Stunden pro Tag ausgestrahlt<br />

werden. Gewisse Sendungen<br />

werden wiederholt. 30 bis 35<br />

Prozent sind eigene Programme,<br />

der Rest wird von anderen Sendern<br />

Bei Radio Sombor zu Besu<strong>ch</strong>.<br />

MEDIEN<br />

übernommen. Diese erhalten als<br />

Gegenleistung Werbezeit auf RTV<br />

Spektar. Der Sender errei<strong>ch</strong>t<br />

350 000 Zus<strong>ch</strong>auer.<br />

Der Weg von TV/Radio Spektar<br />

war ni<strong>ch</strong>t immer lei<strong>ch</strong>t. Das 1991<br />

gegründete Medium hat früher mit<br />

dem staatli<strong>ch</strong>en Radio Sombor zusammen<br />

gearbeitet: Spektar sendete<br />

von 8 bis 18 Uhr, Sombor von 18<br />

bis 8 Uhr früh. «Do<strong>ch</strong> 1993 wurde<br />

der Vertrag ni<strong>ch</strong>t mehr erneuert»,<br />

sagt Zorica Bakic. 1993 waren erst<br />

zwölf Angestellte bes<strong>ch</strong>äftigt – um<br />

die eigene Sendelizenz zu erwerben<br />

und den Traum von der eigenen<br />

privaten TV-Station zu verwirkli<strong>ch</strong>en,<br />

musste das Ehepaar Bakic<br />

das eigene Haus verkaufen. A<strong>ch</strong>tmal<br />

erfuhr Spektar die Repressionen<br />

des strengsten Pressegesetzes<br />

Europas am eigenen Leib: «A<strong>ch</strong>tmal<br />

verbot uns das Innenministerium,<br />

unsere Arbeit zu tun», sagt<br />

Zorica Bakic rückblickend ni<strong>ch</strong>t ohne<br />

Stolz. «Als wir 1994 die Musik<br />

von berühmten Sängern aus Kroatien<br />

bra<strong>ch</strong>ten, wollte uns das die<br />

Regierung verbieten.» 1999 na<strong>ch</strong><br />

dem Nato-Bombardement sei ihr<br />

Sender zum Oppositionssender für<br />

Djindjic geworden – «eine gefährli<strong>ch</strong>e<br />

Situation», sagt Bakic. Als die<br />

Bomben fielen, galten spezielle Bestimmungen<br />

für die Medien. «Die<br />

Regierung in Belgrad s<strong>ch</strong>rieb uns<br />

vor, wie wir zu beri<strong>ch</strong>ten hatten.<br />

Die ‹Nato are monsters› lautete einer<br />

dieser Kernsätze und wir sollten<br />

senden, dass wir ni<strong>ch</strong>t unter dem<br />

Regime leiden.»<br />

«Ein regelmässiges Sendekonzept<br />

gibt es ni<strong>ch</strong>t», sagt Zorica Bakic,<br />

die keinen Zweifel daran lässt,<br />

dass sie allein ents<strong>ch</strong>eidet, was in<br />

den Äther geht. Dreimal tägli<strong>ch</strong><br />

gibt es Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tensendungen zu<br />

Kultur, Wissens<strong>ch</strong>aft oder Ökonomie<br />

– andere Themen wie Politik,<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft oder Sport spri<strong>ch</strong>t sie<br />

ni<strong>ch</strong>t an. Und warum muss man<br />

RTV Spektar sehen? «Um gut informiert<br />

zu sein, besonders über aktuelle<br />

Probleme», entgegnet die<br />

Chefredaktorin s<strong>ch</strong>lagfertig. Ein Teil<br />

des Konzerts von Iuventus Cantat<br />

mit dem Kammer<strong>ch</strong>or Kreuzlingen<br />

vom Vorabend ist bereits in den<br />

Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten gesendet worden, das<br />

ganze Konzert soll zu einem späteren<br />

Zeitpunkt no<strong>ch</strong> ausgestrahlt<br />

werden.<br />

Was ist ihre Vision? «I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te<br />

frei arbeiten können. Der Vertrag<br />

mit der US-Company gibt uns die<br />

Si<strong>ch</strong>erheit, au<strong>ch</strong> morgen no<strong>ch</strong> das<br />

tun zu können, was wir gerne<br />

mö<strong>ch</strong>ten.»<br />

Christoph Zweili<br />

4.bis 12.April 2003 44 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Kulturelles Rahmenprogramm<br />

Konzerte,<br />

Zigeunermusik und Volkstanz<br />

Ein rei<strong>ch</strong>es Kulturprogramm begleitete<br />

unseren Aufenthalt in Sombor.<br />

Für Montag stand Musik und Tanz<br />

mit Romas in Backa Monostor auf<br />

dem Programm, am Dienstag das<br />

gemeinsame Konzert von «Iuventus<br />

Cantat» und dem Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or<br />

in der Synagoge von Novi<br />

Sad, am Mittwo<strong>ch</strong> dasselbe Konzert<br />

no<strong>ch</strong>mals im Saal des Alten<br />

Rathauses von Sombor ergänzt<br />

dur<strong>ch</strong> einen Kinder<strong>ch</strong>or und am<br />

Donnerstag ein Abend mit der Folklore<br />

Gruppe Ravangrad in Sombor.<br />

Zigeunermusik<br />

Na<strong>ch</strong> einem Besu<strong>ch</strong> des Jugendcamps<br />

des Roten Kreuzes am Donau-Theiss-Kanal<br />

waren wir in ein<br />

Restaurant mit Zigeunermusik in<br />

Backa Monostor eingeladen. Endli<strong>ch</strong><br />

konnten wir uns aufwärmen.<br />

Das Abendessen im Camp hatte bei<br />

etwa 12 Grad Raumtemperatur<br />

stattgefunden und si<strong>ch</strong> über einige<br />

Stunden hingezogen. Im Restaurant<br />

spendete ein grosser Holzofen intensive<br />

Wärme. Neben dem Ofen<br />

sass eine alte Frau mit ihren Enkelkindern.<br />

Die Musiker, zwei Akkor-<br />

KULTURELLES RAHMENPROGRAMM<br />

deonspieler und ein S<strong>ch</strong>lagbass,<br />

sangen und spielten lautstark und<br />

s<strong>ch</strong>wungvoll zum Tanz auf und<br />

na<strong>ch</strong> ersten Hemmungen wagten<br />

wir uns aufs «Parkett». Der Raum<br />

war eng, man tanzte um die Musiker<br />

herum und zwis<strong>ch</strong>en Billardtis<strong>ch</strong><br />

und Ofen.<br />

Ein junge Serbin Nathalia Saile,<br />

die in der S<strong>ch</strong>weiz lebt und das<br />

nä<strong>ch</strong>ste Sommerlager mitgestalten<br />

wird, führte einen traditionellen<br />

Tanz an und zeigte uns die nötigen<br />

S<strong>ch</strong>ritte. In einem der Lieder kam<br />

als Kehrvers immer wieder: «Jugoslawia»!<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur die Roma-Bevölkerung<br />

hat si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an die<br />

offizielle Bezei<strong>ch</strong>nung «Serbien-<br />

Montenegro» gewöhnt. Die Lieder<br />

klangen pathetis<strong>ch</strong> und gefühlvoll.<br />

Was Wunder, dass wir im Auto auf<br />

dem Heimweg «Trittst im Morgenrot<br />

daher» anstimmten, um dann<br />

zu «Na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong> zogen zwei<br />

Grenadier» überzugehen, das in<br />

der französis<strong>ch</strong>en Marseillaise ausklingt.<br />

Chorkonzert<br />

Der Jugend<strong>ch</strong>or «Iuventus Cantat»<br />

ist international bekannt. Die Sän-<br />

Christoph Zweili<br />

«No<strong>ch</strong> nie war so deutli<strong>ch</strong> zu<br />

spüren, dass es soviele junge<br />

Mens<strong>ch</strong>en in der Vojvodina gibt,<br />

die si<strong>ch</strong> dem Hier und Jetzt<br />

stellen wollen, statt davonzulaufen.<br />

Sie wollen mitreden<br />

und die Welt zum Bessern<br />

verändern. Das hat mi<strong>ch</strong><br />

beeindruckt.»<br />

ger und Sängerinnen im Alter bis<br />

zu 25 <strong>Jahre</strong>n habe ein hohes Niveau<br />

und ma<strong>ch</strong>en regelmässig Auslandstournéen.<br />

Sie waren s<strong>ch</strong>on<br />

fünfmal in der S<strong>ch</strong>weiz zu Gast. Eine<br />

kleine Delegation hatte uns bereits<br />

am ersten Abend beim Empfang<br />

dur<strong>ch</strong> die Stadt Sombor mit<br />

einigen Liedern unter der Leitung<br />

eines jungen Dirigenten Dorde Perovic<br />

begrüsst. Am Dienstagabend<br />

traten die rund 60 Sängerinnen<br />

und Sänger unter der Leitung des<br />

Komponisten Aleksandar S. Vujic<br />

auf, von dem der Eingangs<strong>ch</strong>or, eine<br />

moderne Komposition über das<br />

deuts<strong>ch</strong>e «Vater unser» und der<br />

Singe, wem Gesang gegeben: Der Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or (links) und «Iuventus Cantat» mit Dorde Perovic.<br />

4.bis 12.April 2003 45 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


serbis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>luss<strong>ch</strong>or stammten.<br />

Diese wurden gemeinsam mit dem<br />

Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or aufgeführt,<br />

wobei Vujic den deuts<strong>ch</strong>en<br />

Chor und der Kreuzlinger Musiklehrer<br />

Hanspeter S<strong>ch</strong>är den serbis<strong>ch</strong>en<br />

Chor dirigierte. Natürli<strong>ch</strong> hatten zuvor<br />

intensive gemeinsame Proben<br />

stattgefunden Die serbis<strong>ch</strong>en Sängerinnen<br />

traten in bodenlangen,<br />

weitfliessenden blauen Gewändern<br />

auf, die Herren in S<strong>ch</strong>warz mit Fliege,<br />

unsere SeminaristInnen und Seminaristen<br />

im Gegensatz dazu alle<br />

in S<strong>ch</strong>warz mit farbigen Halstü<strong>ch</strong>ern.<br />

Hanspeter S<strong>ch</strong>är dirigierte im<br />

ersten Teil des Konzertes seine fünf<br />

Sänger und 11 Sängerinnen, denen<br />

sowohl bei den geistli<strong>ch</strong>en Gesängen<br />

wie bei Volkliedern und Gospelsongs<br />

hö<strong>ch</strong>ste Präsenz und<br />

Konzentration abverlangt war. Mit<br />

«Ain’t she sweet?» und «Ding<br />

Dong» sangen sie si<strong>ch</strong> endgültig in<br />

die Herzen des Publikums, das mit<br />

begeistertem Applaus reagierte.<br />

Der zweite Teil des Konzerts war<br />

musikalis<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>lungenen und<br />

zum Teil ho<strong>ch</strong> dramatis<strong>ch</strong>en serbis<strong>ch</strong>en<br />

Kompositionen gewidmet.<br />

Zwei der jungen Chormitglieder, eine<br />

Sopranistin und ein Tenor, sangen<br />

Solostellen. Leider gab es keine<br />

Übersetzung der Texte.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Konzert im Somborer<br />

alten Rathaus wurde no<strong>ch</strong> lange im<br />

Probenraum des Jugend<strong>ch</strong>ors gemeinsam<br />

gesungen und gefeiert.<br />

Volkstanz<br />

Am Donnerstagabend durften wir<br />

beim Probeabend einer Folkloregruppe<br />

zusehen. Was uns geboten<br />

wurde, könnte auf jeder Bühne bestehen.<br />

Kunstvolle Reigen, abwe<strong>ch</strong>selnd<br />

in Zweier-, Dreier-, Se<strong>ch</strong>sergruppen,<br />

einmal die Frauen im<br />

Innenkreis, die Männer in Reihen<br />

daran vorbei. Wirbelnde Ges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />

Ein Tanz, bei dem die Männer<br />

S<strong>ch</strong>ellen an den Füsse tragen<br />

und mit akrobatis<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

die Beine s<strong>ch</strong>wingen, um<br />

die S<strong>ch</strong>ellen zum Klingen zu bringen.<br />

Die Musik wurde von einem<br />

Or<strong>ch</strong>ester aus Geige, Kontrabass,<br />

Klarinette, Querflöte, Trompete,<br />

KULTURELLES RAHMENPROGRAMM<br />

Trommel, Gitarre und lautenähnli<strong>ch</strong>en<br />

Zupfinstrumenten von Kindern<br />

und Erwa<strong>ch</strong>senen gespielt.<br />

Au<strong>ch</strong> die Tänzerinnen und Tänzer<br />

gehörten vers<strong>ch</strong>iedenen Altersgruppen<br />

an: Die Kinder proben jeweils<br />

bis 21 Uhr, dana<strong>ch</strong> tanzen die Erwa<strong>ch</strong>senen.<br />

Viele Tänze beginnen<br />

mit einer kleinen Pantomime, die in<br />

den Tanz übergeht. Se<strong>ch</strong>s der Frauen<br />

sangen mit starken Stimmen<br />

Volkslieder. Bei einem Tanz mit bunten<br />

Tü<strong>ch</strong>ern werfen si<strong>ch</strong> die Männer<br />

im Sprung vor den Frauen auf<br />

die Knie, die ho<strong>ch</strong>erhobenen Hauptes<br />

um si<strong>ch</strong> werben lassen. Die stolze<br />

Haltung der Frauen fiel besonders<br />

auf.<br />

Wir Gäste wurden aufgefordert,<br />

einen sehr einfa<strong>ch</strong>en Tanz mitzutanzen<br />

und zum Abs<strong>ch</strong>luss forderten<br />

uns einige Tänzer und Tänzerinnen<br />

no<strong>ch</strong> zu einem sehr s<strong>ch</strong>nellen<br />

Paartanz auf.<br />

Ein Album ma<strong>ch</strong>te die Runde, in<br />

dem die Tänzerinnen und Tänzer in<br />

Tra<strong>ch</strong>t zu sehen sind. Es muss ein<br />

Vergnügen sein, sie bei einer Aufführung<br />

zu erleben. Am Probenabend<br />

herrs<strong>ch</strong>ten Turnhosen, Jeans<br />

und T-Shirts vor.<br />

Die Folklore Gruppe Ravangrad<br />

hat 350 Mitglieder, das Or<strong>ch</strong>ester<br />

inbegriffen und probt zweimal in<br />

der Wo<strong>ch</strong>e.<br />

15 S<strong>ch</strong>utzengel<br />

Wel<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e spre<strong>ch</strong>en Engel? –<br />

Englis<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong>! Erstaunli<strong>ch</strong>erweise<br />

können aber viele au<strong>ch</strong><br />

Deuts<strong>ch</strong>.<br />

Am ersten Tage unseres Aufenthalts<br />

in Sombor, dem Sonntag, 6.<br />

April, stand na<strong>ch</strong>mittags ein Stadtrundgang<br />

auf dem Programm.<br />

Beim Frühstück wurde uns gesagt,<br />

dass wir diesen in Begleitung von<br />

Gymnasiasten des Somborer Gymnasiums<br />

vornehmen würden. Als<br />

wir uns auf dem Marktplatz einfanden,<br />

wartete dort bereits eine<br />

Gruppe junger Frauen und Männer<br />

ebenso dick vermummt wie wir<br />

und frierend auf die Gäste aus der<br />

S<strong>ch</strong>weiz. Mit ihnen war Slavica Periskic<br />

gekommen, die si<strong>ch</strong> tägli<strong>ch</strong> um<br />

unser Programm kümmerte. Sie erklärte<br />

uns auf Englis<strong>ch</strong>, dass wir<br />

jetzt jedes einen S<strong>ch</strong>utzengel bekämen,<br />

den wir jederzeit, wenn nötig<br />

anrufen könnten. Dann verteilte sie<br />

eine Namensliste mit Telefonnummern<br />

und auf jedes von uns kam<br />

ein S<strong>ch</strong>utzengel zu und überrei<strong>ch</strong>te<br />

uns als Gastges<strong>ch</strong>enk eine Tragtas<strong>ch</strong>e<br />

mit einem kostbaren kleinen<br />

Bu<strong>ch</strong> mit Bildern des Somborer Malers<br />

Milan Stepanovic von alten Gebäuden<br />

in Sombor und einer englis<strong>ch</strong>en<br />

Übersetzung des Begleittextes.<br />

Mein S<strong>ch</strong>utzengel heisst Jelena.<br />

Der Stadtrundgang bes<strong>ch</strong>ränkte<br />

si<strong>ch</strong> auf die geführte Besi<strong>ch</strong>tigung<br />

von zwei Kunstgalerien: Einer Galerie,<br />

die auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> dem expressionistis<strong>ch</strong>en<br />

Somborer Maler Milan<br />

Konjovic gewidmet ist, und einer<br />

Galerie mit moderner Kunst von<br />

teilweise no<strong>ch</strong> lebenden Somborer<br />

Künstlern. Auf dem kurzen Weg<br />

dorthin wies mein S<strong>ch</strong>utzengel<br />

mi<strong>ch</strong> auf das Gymnasium und die<br />

Bibliothek hin.<br />

Das eisige Wetter spra<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> dem Museumsbesu<strong>ch</strong> gegen<br />

einen längeren Rundgang. Ein<br />

Grüpp<strong>ch</strong>en einigte si<strong>ch</strong> darauf, dass<br />

alle gerne einen Kaffee irgendwo in<br />

der Altstadt trinken würden. Ein<br />

junger Mann mit erstaunli<strong>ch</strong>en<br />

Deuts<strong>ch</strong>kenntnissen führte uns daraufhin<br />

in das berühmteste Somborer<br />

Café, das «Café des Arts»: Ein<br />

winziger Raum vollgestopft mit<br />

Antiquitäten. Wir liessen uns auf einem<br />

Biedermeiersofa vor einer<br />

Tis<strong>ch</strong>platte, die auf einer Singernähmas<strong>ch</strong>ine<br />

montiert war, nieder.<br />

Vorher hatte si<strong>ch</strong> unser Führer vorsi<strong>ch</strong>tshalber<br />

auf Serbis<strong>ch</strong> erkundigt,<br />

ob wir mit Euro zahlen könnten.<br />

Mein Engel hatte si<strong>ch</strong> vor dem<br />

Café verabs<strong>ch</strong>iedet. Alle die blieben,<br />

spra<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>. S<strong>ch</strong>nell<br />

stellte si<strong>ch</strong> heraus, dass das hö<strong>ch</strong>ste<br />

Ziel der jungen Leute, die kurz vor<br />

der Matura stehen, ist, im Ausland<br />

zu studieren. Daher au<strong>ch</strong> ihr Eifer<br />

im Erlernen von Englis<strong>ch</strong> und<br />

4.bis 12.April 2003 46 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Deuts<strong>ch</strong>. Wer er si<strong>ch</strong> leisten kann,<br />

besu<strong>ch</strong>t neben dem offiziellen<br />

Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t am Gymnasium<br />

Deuts<strong>ch</strong>kurse an einer privaten<br />

Abends<strong>ch</strong>ule.<br />

Meinen S<strong>ch</strong>utzengel traf i<strong>ch</strong> erst<br />

am Dienstag wieder, als die 15 jungen<br />

Leute uns zusammen mit dem<br />

Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerbildungsseminars<br />

auf unserem<br />

ganztägigen Ausflug in das hügelige<br />

Gebiet der Fruska Gora mit seinen<br />

zahlrei<strong>ch</strong>en orthodoxen Klöstern<br />

und auf die Festung Petervardein<br />

bei Novi Sad begleiteten. Jelena<br />

bra<strong>ch</strong>te mir zum Ans<strong>ch</strong>auen im<br />

Bus einen zweispra<strong>ch</strong>igen Bildband<br />

über Sombor mit, den sie eigens in<br />

der Bibliothek ausgeliehen hatte.<br />

Am späteren Na<strong>ch</strong>mittag ents<strong>ch</strong>webte<br />

mein Engel zusammen<br />

mit einer Freundin: Die jungen<br />

Frauen gingen «lädelen» in Novi<br />

Sad, während wir MitarbeiterInnen<br />

Musik und Tanz mit Romas in Backi Monostor.<br />

KULTURELLES RAHMENPROGRAMM<br />

des Ökumenis<strong>ch</strong>en Hilfswerkes trafen.<br />

Aber in der Synagoge von Novi<br />

Sad, wo der Kammer<strong>ch</strong>or zusammen<br />

mit dem Somborer Jugend<strong>ch</strong>or<br />

«Iuventus Cantat» ein gutbesu<strong>ch</strong>tes<br />

wunderbares Konzert gab,<br />

war au<strong>ch</strong> mein Engel wieder anwesend.<br />

Die dritte Begegnung fand am<br />

Abs<strong>ch</strong>iedsabend statt. Gemeinsam<br />

wanderten wir vom Hotel zum Restaurant<br />

in der Altstadt, in dem die<br />

Abs<strong>ch</strong>luss-Party stattfand. Dort<br />

laus<strong>ch</strong>ten alle Engel gespannt, sooft<br />

vom eventuellen Austaus<strong>ch</strong> mit<br />

einer Romanshorner Klasse der<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule oder von Stipendien<br />

für ein Studium in der S<strong>ch</strong>weiz die<br />

Rede war. Marianne von Grüningen<br />

und Arne Engeli waren die Hoffnungsträger.<br />

Beim Abendessen<br />

stellte si<strong>ch</strong> heraus, dass Engel<br />

abends nur sehr bes<strong>ch</strong>eiden essensie<br />

halten Diät – und dass all die<br />

jungen Leute no<strong>ch</strong> etwas vorhat-<br />

ten. Eine Freundin von Jelena feierte<br />

an diesem Freitagabend in einem<br />

eigens dafür gemieteten Raum mit<br />

180 Gästen ihren 18. Geburtstag.<br />

Kein Wunder, dass si<strong>ch</strong> eins na<strong>ch</strong><br />

dem anderen verabs<strong>ch</strong>iedete. I<strong>ch</strong><br />

bekam von Jelena zum Abs<strong>ch</strong>ied<br />

die englis<strong>ch</strong>e Übersetzung der<br />

«Brücke über die Drina» des serbis<strong>ch</strong>en<br />

Literatur-Nobelpreisträgers<br />

Ivo Andric ges<strong>ch</strong>enkt. Auf die erste<br />

Seite hatte sie die Widmung ges<strong>ch</strong>rieben:<br />

«Die beste Bildung findet<br />

ein ges<strong>ch</strong>eiter Mann auf Reisen»<br />

von Wolfgang von Goethe.<br />

I<strong>ch</strong> war zu tiefst gerührt. Zuletzt<br />

liess si<strong>ch</strong> mein Engel mit ihrem Fotoapparat<br />

von einem Kameraden<br />

mit mir und dann mit Arne Engeli<br />

fotografieren.<br />

Nun freue i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> sehr, meinem<br />

Engel im August 2003 in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz wieder zu begegnen.<br />

Gretel Seebass<br />

4.bis 12.April 2003 47 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Ausflug<br />

Kleinstadt Sremski Karlovci<br />

Wir treffen na<strong>ch</strong> zweistündiger<br />

Fahrt bei S<strong>ch</strong>neegestöber in dieser<br />

ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsträ<strong>ch</strong>tigen und reiz-vollen<br />

Kleinstadt ein. Wir besi<strong>ch</strong>tigen zunä<strong>ch</strong>st<br />

die Patriar<strong>ch</strong>enkir<strong>ch</strong>e von<br />

1762 mit einer speziell s<strong>ch</strong>önen<br />

Ikonostase. Der Raum lädt zum Singen<br />

ein, do<strong>ch</strong> erklären Führer und<br />

ein Priester, dass dafür die bis<strong>ch</strong>öfli<strong>ch</strong>e<br />

Erlaubnis vorliegen müsste.<br />

Karlovci war lange Zeit Sitz des serbis<strong>ch</strong>-orthodoxen<br />

Patriar<strong>ch</strong>en, seither<br />

ist es Bis<strong>ch</strong>ofsstadt. Im angrenzenden<br />

Palais wurde uns die rei<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>atzkammer gezeigt und anhand<br />

weiterer Ausstellungsstücke einiges<br />

über serbis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Orthodoxie<br />

vermittelt.<br />

Ein wi<strong>ch</strong>tiges Datum ist der Frieden<br />

von Karlovic von 1699, der die<br />

Vojvodina von der 150 jährigen<br />

Herrs<strong>ch</strong>aft der Türken befreite, als<br />

Abs<strong>ch</strong>luss des grossen 15-jährigen<br />

Türkenkrieges mit dem Sieg von<br />

Prinz Eugen in Senta (das grosse<br />

S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tgemälde im Parlamentssaal<br />

in Sombor erinnert daran). Für den<br />

Friedenss<strong>ch</strong>luss wurde im Palais ein<br />

spezielles Zimmer eingeri<strong>ch</strong>tet<br />

(no<strong>ch</strong> heute vorhanden) mit vier<br />

Türen, damit alle Kriegsparteien<br />

glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt Zugang zum Runden<br />

Tis<strong>ch</strong> hatten, nämli<strong>ch</strong> je der<br />

Abgesandte des habsburgis<strong>ch</strong>en<br />

Kaisers, des türkis<strong>ch</strong>en Sultans, des<br />

russis<strong>ch</strong>en Zaren und des Dogen<br />

von Venedig. Später wurde jene Türe,<br />

dur<strong>ch</strong> die der Osmane eintrat,<br />

zugemauert. Die Bats<strong>ch</strong>ka (mit ungaris<strong>ch</strong>er<br />

Verwaltung), die Baranya<br />

und Syrmien (Srem) kamen unter<br />

die Herrs<strong>ch</strong>aft des Kaisers von<br />

Wien, etwas später – na<strong>ch</strong> einem<br />

weitern Sieg von Prinz Eugen -<br />

au<strong>ch</strong> das Banat (die Kir<strong>ch</strong>e Maria<br />

S<strong>ch</strong>nee bei Peterwardein erinnert<br />

an das S<strong>ch</strong>neegestöber im Mai, das<br />

mithalf, die Türken in die Flu<strong>ch</strong>t zu<br />

s<strong>ch</strong>lagen).<br />

Der Friede von Karlovic ma<strong>ch</strong>te<br />

eine umfassende Neubesiedlung<br />

der Vojvodina mögli<strong>ch</strong>. Es kamen<br />

AUSFLUG<br />

Magyaren, Deuts<strong>ch</strong>e (sog. Donaus<strong>ch</strong>waben),<br />

Serben, Rumänen. Karlovic<br />

wurde zum Mittelpunkt des<br />

Serbentums in der Habsburger<br />

Monar<strong>ch</strong>ie. 1792 entstand hier das<br />

erste serbis<strong>ch</strong>e Gymnasium, später<br />

au<strong>ch</strong> die erste Priesters<strong>ch</strong>ule, die<br />

no<strong>ch</strong> heute besteht (mit einer sehr<br />

strengen Disziplin, wie uns vorgetragen<br />

wurde. Priester kann man<br />

übrigens erst werden, wenn man<br />

geheiratet hat). Bedeutung erhielten<br />

die nahe gelegenen alten serbis<strong>ch</strong>en<br />

Klöster in der Fruska Gora<br />

(Franken Gebirge). In Karlovic kristallisierte<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das nationale<br />

Erwa<strong>ch</strong>en des serbis<strong>ch</strong>en Volkes.<br />

Die serbis<strong>ch</strong>e Nationalversammlung<br />

tagte hier im Mai 1848, forderte eine<br />

autonome serbis<strong>ch</strong>e Vojvodina<br />

(innerhalb der Habsburger Monar<strong>ch</strong>ie,<br />

gegen Ungarn geri<strong>ch</strong>tet) und<br />

erklärte ihre Vereinigung mit dem<br />

«Dreieinigen Königrei<strong>ch</strong> Kroatien,<br />

Slavonien und Dalmatien».<br />

Gastfreunds<strong>ch</strong>aft pur: Mittagessen in Maradik.<br />

Ruedi Rinderkne<strong>ch</strong>t<br />

«Erst wenn si<strong>ch</strong> die Wirts<strong>ch</strong>aftskrise<br />

eines Landes au<strong>ch</strong> in der<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft spiegelt, zeigt<br />

si<strong>ch</strong>, wie tiefgreifend sie ist…»<br />

Mittagessen in der reformierten<br />

ungaris<strong>ch</strong>en Gemeinde Maradik<br />

Die Gemeinde begrüsste uns vor<br />

der Kir<strong>ch</strong>e. Dort hiess uns Karoly<br />

Beres, Bauingenieur, Direktor des<br />

ökumenis<strong>ch</strong>en Hilfswerks in Novi<br />

Sad und zuglei<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Pfarrer in<br />

diesem seinem Heimatdorf, willkommen.<br />

Die kleine reformierte<br />

Gemeinde ist ni<strong>ch</strong>t in der Zeit der<br />

Reformation entstanden, sondern<br />

später dur<strong>ch</strong> Berufung eines reformierten<br />

Pfarrers, weil der orthodo-<br />

4.bis 12.April 2003 48 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


xe Bis<strong>ch</strong>of ihren Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> einem<br />

Priester ni<strong>ch</strong>t erhört hatte. Der<br />

einzige S<strong>ch</strong>muck der innen fris<strong>ch</strong><br />

getün<strong>ch</strong>ten, s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ten Kir<strong>ch</strong>e sind<br />

die gestickten Decken auf Taufstein<br />

und Abendmahlstis<strong>ch</strong>. Na<strong>ch</strong> dem<br />

Kammer<strong>ch</strong>or singt au<strong>ch</strong> die Gemeinde<br />

inbrünstig einen Choral, die<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Grussworte lassen<br />

die Begegnung zu einem eindrückli<strong>ch</strong>en<br />

spirituellen Erlebnis werden:<br />

Unsere orthodoxen Begleiter und<br />

S<strong>ch</strong>utzengel (die wohl no<strong>ch</strong> nie in<br />

einer reformierten Kir<strong>ch</strong>e waren),<br />

wir Katholiken und Reformierte aus<br />

der S<strong>ch</strong>weiz, die kleine doppelte<br />

Minderheit (ungaris<strong>ch</strong>e und reformiert)<br />

hier im Srem werden für einen<br />

Moment zu einer ökumenis<strong>ch</strong>en<br />

Versammlung.<br />

Ans<strong>ch</strong>liessend können wir uns an<br />

die rei<strong>ch</strong> gedeckten, eng zusammengerückten<br />

Tis<strong>ch</strong>e im kleinen<br />

Kir<strong>ch</strong>gemeindesaal setzen und werden<br />

von den jüngern Frauen der<br />

Gemeinde herzli<strong>ch</strong> bedient, während<br />

die ältern in einer Ecke stehen<br />

und si<strong>ch</strong> mitfreuen, dass es uns<br />

s<strong>ch</strong>meckt, und die Männer im Zimmer<br />

nebenan ihre Gesprä<strong>ch</strong>e führen.<br />

Das Ganze ist ein Dankes<strong>ch</strong>ön<br />

für die Spenden, die i<strong>ch</strong> damals<br />

1995 vom HEKS zusagen konnte<br />

für den Wiederaufbau des niedergebrannten<br />

Pfarrhauses. Die erste<br />

Spende kam übrigens von der katholis<strong>ch</strong>en<br />

Pfarrei in Arbon. Heute<br />

erlebe i<strong>ch</strong>, erleben wir, wie eine<br />

kleine Geste na<strong>ch</strong> <strong>Jahre</strong>n vielfältig<br />

zurückgegeben wird – Teilen ist ein<br />

Vervielfältigen.<br />

Kloster Krusedol<br />

Krusedol gehört zu den beiden<br />

s<strong>ch</strong>önsten Klöstern in der Fruska<br />

Gora – weit abgelegen, in einer<br />

s<strong>ch</strong>önen Aue. Die Kir<strong>ch</strong>e ist rings<br />

umgeben vom Klostergebäude, in<br />

dem sowohl Mön<strong>ch</strong>e wie au<strong>ch</strong><br />

Nonnen wohnen. Hier im dunkeln<br />

Raum der rei<strong>ch</strong> mit Fresken bemalten<br />

Kir<strong>ch</strong>e aus dem 16. Jahrhundert<br />

darf der Chor singen.<br />

Wir fahren dann auf der Partisanenstrasse<br />

weiter dur<strong>ch</strong> die jetzt<br />

lei<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>neite Fruska Gora (wie<br />

s<strong>ch</strong>ön sind die Bu<strong>ch</strong>enwälder im<br />

AUSFLUG<br />

Sommer!) zum hö<strong>ch</strong>sten Punkt<br />

(539 m. ü. M.), wo der vom der<br />

NATO zerbombte Fernsehturm<br />

steht. Auf dem Weg hinunter na<strong>ch</strong><br />

Novi Sad werten wir einen Blick auf<br />

das zerbombte Fernsehgebäude<br />

und die zerstörten Donaubrücken -<br />

für die Einheimis<strong>ch</strong>en ist die Bombardierung<br />

no<strong>ch</strong> immer ein unverständli<strong>ch</strong>es<br />

und unverzeihli<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>ehen,<br />

weil do<strong>ch</strong> Novi Sad eine<br />

Ho<strong>ch</strong>burg der Opposition gegen<br />

Milosevic war.<br />

Festung Petervardein<br />

Von dieser mä<strong>ch</strong>tigen, von den<br />

Habsburgern gegen die Türken erbauten<br />

Festung genießen wir trotz<br />

Kälte den Überblick über Novi Sad,<br />

die Donaus<strong>ch</strong>leife und die Offiziersund<br />

Soldatenquartiere von Peterwardein.<br />

Ein Abstieg in die unendli<strong>ch</strong>e<br />

Kilometer lange Festungsanlage<br />

vermittelt uns einen Eindruck<br />

von der militäris<strong>ch</strong>en Potenz dieser<br />

Anlage.<br />

Das geplante Picknick im Freien<br />

muss des Wetters wegen ins Ökumenis<strong>ch</strong>e<br />

Hilfswerk unten in der<br />

Stadt verlegt werden. Der Kammer<strong>ch</strong>or<br />

eilt zur Stellprobe in die Synagoge.<br />

EHO – Ökumenis<strong>ch</strong>es<br />

Hilfswerk in Novi Sad<br />

Von Karoly Beres erfahren wir einiges<br />

über das Hilfswerk, wel<strong>ch</strong>es<br />

eben jetzt au<strong>ch</strong> seinen zehnten Geburtstag<br />

feiern kann und ein wi<strong>ch</strong>tiger<br />

Partner des HEKS/Hilfswerk<br />

der Evangelis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz<br />

ist. Träger sind die lokalen protestantis<strong>ch</strong>en<br />

Minderheitenkir<strong>ch</strong>en<br />

(Reformierte = Ungarn, Methodisten,<br />

Lutheraner = Slowaken und<br />

Donaus<strong>ch</strong>waben). Die orthodoxe<br />

Kir<strong>ch</strong>e ist während des Krieges ausgestiegen,<br />

weil ihre Dominanzansprü<strong>ch</strong>e<br />

ni<strong>ch</strong>t akzeptiert werden<br />

konnten.<br />

Projekte sind (in<br />

<strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong>er Reihenfolge):<br />

• Diakonis<strong>ch</strong>es Netz in der ganzen<br />

Vojvodina zur Verteilung von<br />

Hilfsgütern und mit Suppenkü<strong>ch</strong>en<br />

für Flü<strong>ch</strong>tlinge und Einheimis<strong>ch</strong>e<br />

• Aus- und Weiterbildung der<br />

vielen freiwilligen HelferInnen, Herausgabe<br />

eines Handbu<strong>ch</strong>es<br />

• Beratungs- und Sozialzentrum<br />

für Flü<strong>ch</strong>tlinge mit mobiler medizinis<strong>ch</strong>er<br />

Hilfe in den Flü<strong>ch</strong>tlingslagern<br />

der Region, ergänzt später mit<br />

Rückkehrhilfe<br />

• während des Krieges wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>es<br />

ökumenis<strong>ch</strong>es Friedensgebet<br />

reihum in 11 vers<strong>ch</strong>iedenen Religionsgemeins<strong>ch</strong>aften<br />

• Sommerfreizeiten für Kinder im<br />

renovierten ökumenis<strong>ch</strong>en Jugendzentrum<br />

Feketic<br />

• Begegnungswo<strong>ch</strong>enende für<br />

jugendli<strong>ch</strong>e Flü<strong>ch</strong>tlinge und einheimis<strong>ch</strong>e<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

• Regenbogenprojekt: arbeitslose<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e besu<strong>ch</strong>en einsame alte<br />

und behinderte Leute<br />

• Kindergärten in den elenden<br />

Romasiedlungen am Rande von Novi<br />

Sad<br />

• Telefonlinie zur Aids-Prävention<br />

Krönender Abs<strong>ch</strong>luss: Konzert<br />

von Kammer<strong>ch</strong>or und Iuventus<br />

Cantat in Novi Sad<br />

Die Stadt Novi Sad hat die grosse<br />

helle Synagoge als Kulturraum renoviert,<br />

sie dient aber zuglei<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> der jüdis<strong>ch</strong>en Gemeinde als<br />

Kultraum. Wir S<strong>ch</strong>weizer hören wie<br />

das einheimis<strong>ch</strong>e Publikum «unsern»<br />

Kammer<strong>ch</strong>or zum ersten Mal<br />

– und wir sind hell begeistert. Er ist<br />

dem renommierten Chor Iuventus<br />

Cantat aus Sombor dur<strong>ch</strong>aus ebenbürtig.<br />

Während bei diesem grossen<br />

Chor mit gegen 60 SängerInnen<br />

der homogene Gesamtklangkörper<br />

besti<strong>ch</strong>t, ist es beim Kammer<strong>ch</strong>or<br />

die lebendige Präsenz jedes<br />

einzelnen der 16 SängerInnen.<br />

Eindrückli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> das gemeinsame<br />

Singen der beiden Chöre und<br />

die si<strong>ch</strong>tbar gute und herzli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit<br />

der beiden Dirigenten<br />

Hanspeter S<strong>ch</strong>är und Aleksandar<br />

Vujic. Au<strong>ch</strong> die Mitarbeiter des<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Koordinationsbüros<br />

in Belgrad, wel<strong>ch</strong>e unserer Einladung<br />

ebenfalls gefolgt sind, zeigen<br />

si<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong> erfreut. Auf dem<br />

Heimweg halten das Singen und<br />

die gute Stimmung no<strong>ch</strong> lange an.<br />

Arne Engeli<br />

4.bis 12.April 2003 49 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Klis<strong>ch</strong>ees<br />

I<strong>ch</strong> konnte meine Klis<strong>ch</strong>ees jenen<br />

östli<strong>ch</strong>en Ländern Europas gegenüber<br />

s<strong>ch</strong>on vor etwa drei <strong>Jahre</strong>n abbauen,<br />

da es nun s<strong>ch</strong>on das dritte<br />

Mal war, dass i<strong>ch</strong> in sol<strong>ch</strong>e Länder<br />

gereist bin. Mein grösstes Klis<strong>ch</strong>ee<br />

oder Vorurteil galt der Mentalität<br />

jener Mens<strong>ch</strong>en. Wenn i<strong>ch</strong> in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz lebende Jugoslawen mit<br />

jenen die no<strong>ch</strong> in Jugoslawien leben<br />

verglei<strong>ch</strong>e, so sind das für mi<strong>ch</strong><br />

grosse Unters<strong>ch</strong>iede! Hier in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz nahm i<strong>ch</strong>, vor allem während<br />

meiner S<strong>ch</strong>ulzeit, oft Anstoss<br />

an jenen Ausländern aufgrund ihres<br />

negativen Verhaltens! Do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong><br />

musste feststellen, dass die Mens<strong>ch</strong>en<br />

in Serbien und au<strong>ch</strong> in den<br />

anderen zwei Ländern (Albanien,<br />

Rumänien) anders waren. I<strong>ch</strong> war<br />

sehr beeindruckt von ihrer Gastfreunds<strong>ch</strong>aft<br />

und ihrer Grosszügigkeit.<br />

Vor allem war i<strong>ch</strong> aber au<strong>ch</strong><br />

von ihrer Herzli<strong>ch</strong>keit beeindruckt.<br />

I<strong>ch</strong> hatte das Gefühl, dass alles was<br />

sie uns gaben wirkli<strong>ch</strong> von Herzen<br />

kam. Das hat mi<strong>ch</strong> oft au<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ämt!<br />

I<strong>ch</strong> war aber au<strong>ch</strong> von der<br />

Ni<strong>ch</strong>t alle Seminaristinnen mussten Vorurteile revidieren.<br />

KLISCHEES<br />

gesamten Lebensweise dieser Mens<strong>ch</strong>en<br />

beeindruckt. Obwohl viele<br />

von ihnen unter oder knapp über<br />

dem Existenzminimum leben,<br />

ma<strong>ch</strong>ten sie auf mi<strong>ch</strong> einen zufriedeneren<br />

Eindruck als wir hier in<br />

westli<strong>ch</strong>en Ländern, wo es uns ja<br />

eigentli<strong>ch</strong> an ni<strong>ch</strong>ts fehlt! I<strong>ch</strong> glaube,<br />

da könnten wir no<strong>ch</strong> einiges<br />

lernen. Das sind so die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Eindrücke, die i<strong>ch</strong> mit na<strong>ch</strong> Hause<br />

genommen habe!<br />

Andrea Lüthi, Seminaristin<br />

I<strong>ch</strong> habe wirkli<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t, ohne<br />

irgendwel<strong>ch</strong>e Vorurteile na<strong>ch</strong> Sombor<br />

zu reisen, da i<strong>ch</strong> von dieser Kultur<br />

überhaupt keine Ahnung hatte.<br />

I<strong>ch</strong> wollte mir mein eigenes Bild<br />

ma<strong>ch</strong>en und i<strong>ch</strong> konnte ein sehr<br />

s<strong>ch</strong>önes na<strong>ch</strong> Hause nehmen. Unvergessli<strong>ch</strong><br />

werden mir vor allem<br />

die Leute bleiben, denn diese Gastfreunds<strong>ch</strong>aft<br />

und Offenheit hat<br />

mi<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>esmal spra<strong>ch</strong>los gema<strong>ch</strong>t.<br />

Tina Frits<strong>ch</strong>e, Seminaristin<br />

Paul Rutishauser<br />

I<strong>ch</strong> bin zum ersten Mal na<strong>ch</strong><br />

Sombor mitgefahren. I<strong>ch</strong> war<br />

gespannt auf die «Stadt der<br />

Hoffnung und des Aufbru<strong>ch</strong>s».<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> war i<strong>ch</strong> überwältigt<br />

von der Freundli<strong>ch</strong>keit der Leute.<br />

Sie zeigten uns ihre Stadt mit<br />

ihren S<strong>ch</strong>önheiten – aber au<strong>ch</strong><br />

mit den Zei<strong>ch</strong>en des fehlenden<br />

Lebens, der viel zu wenig Arbeitsplätze,<br />

den Spuren des Krieges<br />

und den Folgen des Boykotts. Es<br />

fehlte ni<strong>ch</strong>t an Ideen, was denn<br />

da no<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en wäre, aber es<br />

fehlte am Geld, es fehlten die Investoren.<br />

Wir waren auf einem<br />

Bauernhof. Der Bauer verfügte<br />

ni<strong>ch</strong>t nur über viel fru<strong>ch</strong>tbares<br />

Land, er hatte au<strong>ch</strong> Reserven, um<br />

seinen Betrieb na<strong>ch</strong> modernsten<br />

Methoden aufzubauen. Aber er<br />

hat keine Chance seine<br />

gemästeten Rinder und S<strong>ch</strong>weine<br />

zu verkaufen: die Serben haben<br />

kein Geld, Europa ist dur<strong>ch</strong> Landwirts<strong>ch</strong>aftsgesetze<br />

blockiert,<br />

Russland ist vers<strong>ch</strong>uldet und kann<br />

die Produkte ni<strong>ch</strong>t bezahlen. Was<br />

soll er ma<strong>ch</strong>en? Wenn i<strong>ch</strong> mit<br />

den S<strong>ch</strong>ülern oder den jungen<br />

Leuten im Chor rede, begegnet<br />

mir immer die Hoffnung: wenn<br />

der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Aufs<strong>ch</strong>wung<br />

kommt, wenn die EU si<strong>ch</strong> für uns<br />

öffnet…. Mir s<strong>ch</strong>eint, sie reden<br />

von einer unrealistis<strong>ch</strong>en<br />

Hoffnung und i<strong>ch</strong> verstehe, wenn<br />

junge Leute Englis<strong>ch</strong> lernen, um<br />

in den Westen ausziehen zu können.<br />

Und das in der Vojvodina,<br />

dem fru<strong>ch</strong>tbarsten Teil von<br />

Serbien. Wie viel mehr verstehe<br />

i<strong>ch</strong> die jungen Leute aus dem<br />

kargen und bergigen Hügelgebiet<br />

von Kosova, wo unterdessen alle<br />

jungen Leute ausgewandert sind.<br />

4.bis 12.April 2003 50 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Projekte 2003/2004<br />

1. Stage<br />

7. Andor Nadgy Torma, Oberpfleger im Behindertenheim<br />

Otthon in Stara Moravica im Herbst<br />

2003, ein Monat, Kosten:Verdienstausfall und<br />

Reise Fr. 5000 (eventuell abzügli<strong>ch</strong> Beitrag<br />

Ost-West)<br />

2. Weiterbildung<br />

7. Rosmarie Mik, Kate<strong>ch</strong>etin, September 2003 oder<br />

2004, Kosten: Reise und Sackgeld Fr. 600,<br />

Aufenthalt privat, Sponsor gesu<strong>ch</strong>t für Kurs.<br />

3. S<strong>ch</strong>üleraustaus<strong>ch</strong><br />

7. a) Einladung an die 14 «S<strong>ch</strong>utzengel»<br />

(Gymnasiasten) zu einem a<strong>ch</strong>ttägigen<br />

Aufenthalt in der S<strong>ch</strong>weiz im August 2003<br />

(von Reiseteilnehmern privat organisiert und<br />

finanziert)<br />

7. b) Email-Kontakte (Gymnasium Sombor-<br />

7. Kantonss<strong>ch</strong>ule Romanshorn)<br />

7. c) Literatur für Deuts<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t, z.B. Peter Bi<strong>ch</strong>sel<br />

7. d) Austaus<strong>ch</strong> «Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten»<br />

7. e) Klassenaustaus<strong>ch</strong> je eine Deuts<strong>ch</strong>- und eine<br />

Englis<strong>ch</strong>klasse aus Sombor und zwei Klassen<br />

aus Romanshorn im September 2003<br />

4. Lehrmaterial<br />

7. Handelss<strong>ch</strong>ule Sombor<br />

5. Seminar Jajce/BiH im September 2003<br />

7. Jugendli<strong>ch</strong>e aus Sombor (Vors<strong>ch</strong>läge):<br />

Dimitrije Ostojic/Boom<br />

Igor Petrovic/Ravangrad<br />

Frau /Jugend-Rotkreuz<br />

Manda Prising als Ressourceperson<br />

Aufenthalt bezahlt von GGS inkl. Reise<br />

Ressourcepersonen, Reise Jugendli<strong>ch</strong>e übers<br />

Regionalkomitee-Budget Fr. 500.<br />

6. Finanzieller Beitrag<br />

7. Wiederaufbau Jugendhaus Sombor 2004,<br />

Sponsor su<strong>ch</strong>en<br />

7. Sommercamp für Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

7. im Kinderdorf Pestalozzi<br />

7. Je 27 Jugendli<strong>ch</strong>e und BetreuerInnen aus Sombor<br />

(Ravangrad) und aus Osijek (Friedenszentrum)<br />

sowie aus unserer Region (Cevi, JK, Jungwa<strong>ch</strong>t<br />

etc.), 30.Juli bis 12.August 2004, den<br />

Aufenthalt der Gäste aus dem Ausland<br />

bezahlt das Kinderdorf, Beitrag an Reise vom<br />

Regionalkomitee-Budget 2004.<br />

PROJEKTE 2003/2004<br />

Alice Müggler<br />

«Der Besu<strong>ch</strong> im Kindergarten<br />

überras<strong>ch</strong>te uns angenehm. Im<br />

einstöckigen Gebäude hat es<br />

grosse Spiel- und Aufenthaltsräume.<br />

Es sind dort etwa 120<br />

Kinder von drei bis se<strong>ch</strong>s <strong>Jahre</strong>n<br />

untergebra<strong>ch</strong>t. Sie bleiben über<br />

Mittag dort. Die Kleineren<br />

werden na<strong>ch</strong> Mittag no<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>lafen gelegt. Es sind dafür<br />

genügend Bett<strong>ch</strong>en vorhanden.<br />

I<strong>ch</strong> hatte den Eindruck, dass die<br />

Kinder gut betreut und zum<br />

sinnvollen Spielen angeleitet<br />

werden.»<br />

8. Konzerttournée<br />

7. Iuventus Cantat (Kammer<strong>ch</strong>or Seminar Kreuzlingen<br />

und St.Galler Chor Choropax), 1. bis 9. Mai<br />

2004, Beitrag und Kollekte an den Konzertorten<br />

Romanshorn, Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>, Kreuzlingen,<br />

St.Gallen, Züri<strong>ch</strong> und Lindau, Privatunterkunft.<br />

9. Nothilfe<br />

7. Stadtspital<br />

7. a) bessere Mas<strong>ch</strong>inen für Was<strong>ch</strong>kü<strong>ch</strong>e und<br />

Werkzeug für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Betrieb,<br />

7. b) medizinis<strong>ch</strong>e Geräte, Sponsoren gesu<strong>ch</strong>t.<br />

10. Know-how-Austaus<strong>ch</strong><br />

7. a) mit Stadtspital,<br />

7. b) mit Stadtwerk (Gemeinderat Romanshorn lädt<br />

7. eine Delegation aus Sombor ein, die<br />

Wasseraufbereitung, die Abwasserreinigung,<br />

Elektrizitäts- und Gaswerk zu besi<strong>ch</strong>tigen.<br />

11. Politis<strong>ch</strong>e <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong><br />

11. Einladung an den Stadtpräsidenten und an<br />

Delegation Stadtparlament im Mai 2004<br />

zusammen mit dem Chor Iuventus Cantat,<br />

Privatunterkunft?, Budget 2004.<br />

4.bis 12.April 2003 51 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Zusammenfassende Eindrücke<br />

ANHANG<br />

4.bis 12.April 2003 52 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


ANHANG<br />

4.bis 12.April 2003 53 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Wir danken…<br />

wo ni<strong>ch</strong>t anders vermerkt: in 25000 Sombor<br />

ANHANG<br />

für die Organisation:<br />

Slavica Periskic, Trainerin in Demokratieaufbau, Samka Radosavljevica 24<br />

Milan Vojnovic, Protokoll<strong>ch</strong>ef, Skupstina Opstine<br />

Manda und Ivan Prising, Ul. Micunovica 2<br />

EHO, Ökumenis<strong>ch</strong>es Hilfswerk: Anna Bu und Karoly Beres, Cara Dusana 31, 21000 Novi Sad<br />

unseren Gastgebern und Partnern:<br />

• Katholis<strong>ch</strong>es Pfarramt: Pfr. Josip Pekanovic und Kate<strong>ch</strong>etin Rosmarie Mik, Cara Lazara 2<br />

• Reformiertes Pfarramt: Andor Bekasi, Venac Stepe, Stepanovica 36<br />

• Stadtpräsident/Predsednik Jovan Vujicic, Skupstina Opstine<br />

• Rotes Kreuz: Gordana Savin, Crveni krtst, Apatinski put 19<br />

• Firma Somboled: Agoston Hauke, Gakovacki put bb<br />

• Stadtspital: Direktor Dr. med. Branislav Bojic, Gradska bolnica, Vojvodanska 75<br />

• Landwirt: Ivan Kajic, Suboticka duz 1, 25211 Svetozar Miletic<br />

• Handelskammer: Prof. Dr. Bozidar Roca, Regionala Privredna Komora, S. Stepanovica 24<br />

• NGO-Centar: M. Stepanovic (Präsident), Trg Svetog Trojstva 1/1<br />

• luventus Cantat: Präsidentin Eva Josic, Trg Oslobodenja 4<br />

• Dirigent: Aleksandar Vujic, Tosin bunar 5, 11080 Zemun<br />

• Kindergarten: Decji vrtic «Vera Gucunja», Sportska bb Selenca<br />

• Primars<strong>ch</strong>ule: Osnovna skola «Avram Mrazovic», Podgoricka 2,<br />

• Gymnasium «Veljko Petrovic», Inspektor Mr. Branislav Curcic, Dositejeva 2<br />

• Pädagogis<strong>ch</strong>e Fakultät: Uciteljski fakultet, Podgoricka 4<br />

• Kläranlage: Vodokanal, Dusan N. Lukic, Belog goluba 5<br />

• Medienzentrum: Information Centar/Somborske Novine, Trg Svetog Trojstva 1<br />

• Radio/TV: Spektar, ul. Koste Trifkovica 2<br />

• Kunstmaler: Milan Jovanovic Jofke, Prvomajski bulevar A-1 2<br />

• Kunstmaler: Pavle Blesic, Nike Maksimovic 4<br />

• Folkloregruppe «Ravangrad»: Dr. Bozina Milan, Staparski put C-10 11 ulaz stan 2<br />

• Kurszentrum «Ravangrad»: Trg Oslobodenja 4, T/F 025 23 873, «ok<strong>sombor</strong>@eunet.yu»<br />

• Waisenhaus: Dom «Miroslav Antic», Radoja Domahovica 98<br />

• Heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule: Specijalna skola «Vuk Karadzic», Radoja Domanovica 98<br />

• Behindertenheim: «Otthon», Gyöngyi Budaj, 24340 Stara Moravica<br />

• Ehemaliger Stadtpräsident: Goran Bulajic, Juhasa Sandora 25<br />

• Journalist Slobodan Jerkovic (ehemaliger Herausgeber der Somborer Zeitung), Brace Miladinov 13 d<br />

den ÜbersetzerInnen:<br />

Helena Boskov, Petra Preradovica 27<br />

Kalman Fis<strong>ch</strong>er, Cara Dusana 27<br />

Tanja Glusac, 22. decembra 8<br />

Kristina and Ivana Koh, Gimnazija «Veljko Petrovic»<br />

Eva Mataric, Josipa Pancica 14<br />

Danijela Motovic, Staparski put C-12 1/13<br />

Vera Oblisar Volic, Ekonomska skola, Apatinski put bb<br />

Melita Sladojev, Prvomajski bulevar 19 A<br />

Snezana Tesic, Gruje Dedica 23/3<br />

4.bis 12.April 2003 54 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Auszüge aus Somborer Dankadressen<br />

Jovan Vujicic<br />

(Stadtpräsident seit 2001)<br />

«…Es ist für mi<strong>ch</strong> ein besonderes<br />

Vergnügen und Ehre, Sie au<strong>ch</strong> auf<br />

diesem Weg herzli<strong>ch</strong>st zu begrüssen<br />

und Ihnen einen grossen Dank<br />

auszuspre<strong>ch</strong>en für die Spende beim<br />

Besu<strong>ch</strong> der Delegation von Gemeinden<br />

Gemeinsam Bodensee/-<br />

Rhein, anlässli<strong>ch</strong> der zehnjährigen<br />

Zusammenarbeit mit der Gemeinde<br />

Sombor. Dies ist ein Ausdruck einer<br />

langen Reihe der Zuneigung unserer<br />

S<strong>ch</strong>weizer Freunde für die Gemeinde<br />

Sombor.<br />

Wir s<strong>ch</strong>ätzen sehr Ihre zweckbestimmte<br />

humanitäre Hilfe und den<br />

Einsatz, den Sie s<strong>ch</strong>on unzählige<br />

Male bis jetzt gezeigt haben. Und<br />

wir haben deshalb ents<strong>ch</strong>ieden die<br />

1500 Euro für die Computer-Ans<strong>ch</strong>affung<br />

zu verwenden und diese<br />

dann in Ihrem Namen der Primarund<br />

Mittels<strong>ch</strong>ule mit Heim «Vuk<br />

Karadzic» zu s<strong>ch</strong>enken. Ihre edle<br />

Geste passt sehr gut zusammen mit<br />

den Bestrebungen der S<strong>ch</strong>ule, Ihre<br />

Kinder mit Hilfe der Computerte<strong>ch</strong>nik<br />

zu s<strong>ch</strong>ulen. Da si<strong>ch</strong> einige der<br />

Lehrer gerade für den Unterri<strong>ch</strong>t<br />

mit Computern vorbereiten, war<br />

dies ein zusätzli<strong>ch</strong>es Motiv für unsere<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung, und wir hoffen,<br />

dass Sie mit dieser au<strong>ch</strong> einverstanden<br />

sind.<br />

Und na<strong>ch</strong> dem Erhalt der<br />

Blumenkarte:<br />

«…Bei dieser Gelegenheit mö<strong>ch</strong>te<br />

i<strong>ch</strong> für Ihren Besu<strong>ch</strong> unserer Gemeinde<br />

ganz herzli<strong>ch</strong> bedanken.<br />

Sie und Ihre Mitarbeiter haben uns<br />

einen Wuns<strong>ch</strong> für weitere Zusammenarbeit<br />

gezeigt. Vielen Dank<br />

für die s<strong>ch</strong>önen Zeilen in Ihrem<br />

Brief und für alles, was Sie für uns<br />

getan haben.<br />

Die Mittel, die Sie uns gegeben<br />

haben, nutzten wir für den Einkauf<br />

der Re<strong>ch</strong>ner, die wir der S<strong>ch</strong>ule<br />

«Vuk Karadzic» übergaben. Die<br />

S<strong>ch</strong>üler und Lehrer freuen si<strong>ch</strong> darüber<br />

und sie sind Ihnen sehr dank-<br />

ANHANG<br />

bar. Also wir haben drei Re<strong>ch</strong>ner<br />

gekauft und damit haben wir ihre<br />

Mediatheke, d.h. ihr Infromatikskabinett<br />

ausgestattet.<br />

Wir hoffen, dass die Bäume, die<br />

Sie bei uns gepflanzt haben und die<br />

Bäume, die wir bei Ihnen pflanzen<br />

würden, unsere Freunds<strong>ch</strong>aft vertiefen<br />

sollten.<br />

Im Namen der Bürger unserer<br />

Stadt und in meinem Namen danke<br />

i<strong>ch</strong> Ihnen für alles und grüsse Sie<br />

und alle Delegationsmitglieder ganz<br />

herzli<strong>ch</strong>…»<br />

Gordana Savin<br />

(Leiterin des Somborer<br />

Roten Kreuzes)<br />

«…Die damals gegründete ‹Freunds<strong>ch</strong>aftsbrücke›<br />

dauert bis zu unseren<br />

Tagen und wird mit jedem Jahr<br />

mit neuen Aktivitäten berei<strong>ch</strong>ert. In<br />

diesen zehn <strong>Jahre</strong>n wurde der Bevölkerung<br />

aus der ganzen Region<br />

eine riesengrosse Hilfe zugewiesen,<br />

worüber zeugen die alljährli<strong>ch</strong>en<br />

ausführli<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>te aber das was<br />

dur<strong>ch</strong> Nummer ni<strong>ch</strong>t messbar ist<br />

und was uns aufs Dauer verbindet<br />

ist wohl die tiefe Freunds<strong>ch</strong>aft und<br />

eine e<strong>ch</strong>te Unterstützung – au<strong>ch</strong> zu<br />

den s<strong>ch</strong>wersten Zeiten – die Sorge<br />

um die ganze Region, ein feinfühliges<br />

Zuhören und Hören aller unseren<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten die uns passierten<br />

und viellei<strong>ch</strong>t als wi<strong>ch</strong>tigste: es<br />

entstand eine tolle gegenseitige<br />

<strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> und ein Vertrauen…»<br />

(Auszug aus dem <strong>Jahre</strong>sberi<strong>ch</strong>t)<br />

Slavica Periskic<br />

(Organisatorin unseres<br />

Programms in Sombor)<br />

«…Thank you for bringing the gift<br />

and making all these contacts possible!<br />

It was pleasure having you in<br />

our town. … We all must work on<br />

to make the contacts wider, and<br />

there will be more visits on both sides.<br />

I had su<strong>ch</strong> wonderful conversations<br />

with many of your group. It<br />

was real satisfaction. Seeing so many<br />

happy faces makes me happy<br />

too. Hope you had a good journey<br />

back!…»<br />

and 10 days later:<br />

«…Thank you very mu<strong>ch</strong> for the<br />

beautiful card I received yesterday! I<br />

must admit that I have never received<br />

su<strong>ch</strong> a positive feedback and so<br />

many compliments in one card! I<br />

am happy if I could contribute to<br />

a<strong>ch</strong>ieving the goal of your visit and<br />

your pleasant stay in Sombor…»<br />

«… A mother of an ‹angel› stopped<br />

me in the street and said how her<br />

son was happy in that role. I encouraged<br />

them to define a way of developing<br />

the contact with you, expending<br />

it in a desired direction (ex<strong>ch</strong>ange,<br />

or whatever…). We definitely<br />

have created the bridge…»<br />

Manda Prising<br />

(Co-Leiterin des Runden Tis<strong>ch</strong>es,<br />

Initiantin von Ravangrad)<br />

«…Gestern Abend haben wir den<br />

zweiten Rundtis<strong>ch</strong> realisiert. Von<br />

Teilnehmer dort waren fünf Bürger<br />

aus dem Stadtkvartier ‹Gornja varos›,<br />

zwei von der Stadtregierung<br />

und uns drei aus NGO's. Wenn i<strong>ch</strong><br />

in diesen Tagen den Text für Zeitung<br />

s<strong>ch</strong>reiben werde, werden wir<br />

das übersetzen und Dir s<strong>ch</strong>icken.<br />

I<strong>ch</strong> bin zufrieden. Wir gehen weiter,<br />

sehr langsam und s<strong>ch</strong>wer, aber wir<br />

gehen wie wir können und mögen…»<br />

Goran Bulajic<br />

(Stadtpräsident von Sombor<br />

von 1996 bis 2000)<br />

«…Thank you for the kind words<br />

you wrote. The activity of the organization<br />

you belong to and your<br />

personal engagement has been of<br />

great help to our town. We believe<br />

and hope that the cooperation will<br />

be continued and that the links we<br />

established will be getting stronger…»<br />

4.bis 12.April 2003 55 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Djerdji Saric (Krebsspezialistin,<br />

Präsidentin der Selbsthilfegruppe<br />

für brustamputierte<br />

Frauen)<br />

«…On behalf of the Section of women<br />

operated from breast cancer<br />

working within the Association for<br />

Struggle against Cancer, I thank<br />

you for the donation you sent to<br />

the Sombor Regional Hospital by<br />

Gemeniden Gemeinsam delegation.<br />

Our Section has existed for 11<br />

years and this is our first donation.<br />

We are honoured that it comes<br />

from you, friends from Switzerland.<br />

We are going to organize a meeting<br />

of all 40 members of the Section<br />

and distribute the prostheses,<br />

bras and wigs to those women<br />

who need them.<br />

We are grateful for your donation<br />

and would like to have a <strong>ch</strong>ance<br />

to somehow express our gratitude.<br />

If you have a <strong>ch</strong>ance to come to<br />

Sombor, we would like you to be<br />

our guests…»<br />

Gyöngyi Budai (Direktorin<br />

Behindertenheim Otthon<br />

in Stara Moravica)<br />

«…Ihr besu<strong>ch</strong> hat mi<strong>ch</strong> sehr gefreut,<br />

weil unsere Langjährige bekannts<strong>ch</strong>aft<br />

aus wel<strong>ch</strong>e eine s<strong>ch</strong>öne<br />

Freunds<strong>ch</strong>aft wurde. In die vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n haben Sie ihre<br />

hilfsbereits<strong>ch</strong>aft unzählige mal bewiesen,<br />

und das unsere Anstalt die<br />

letzten zehn <strong>Jahre</strong> überlebt hat, dazu<br />

haben Sie au<strong>ch</strong> sehr fiel beigetragen.<br />

I<strong>ch</strong> hoffe sehr das es au<strong>ch</strong> bei<br />

uns die neue feränderungen langsam<br />

eintreten werden und die<br />

Fa<strong>ch</strong>kundige weiterbildung in weniger<br />

Hindernisen stösen wird…»<br />

Dusan Lukic, Direktor der<br />

Somborer Stadtwerke<br />

«…dass die Arbeit unserer Fa<strong>ch</strong>leute<br />

und die Qualität der Abwasserreinigungsanlage<br />

einen guten Eindruck<br />

auf die Anwesenden aus der<br />

Delegation gema<strong>ch</strong>t haben, freut<br />

uns. Au<strong>ch</strong> wir würden es begrüs-<br />

ANHANG<br />

sen, wenn es zu einem Austaus<strong>ch</strong><br />

zwis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>leuten der beiden<br />

Stadtwerke kommen würde. Diesen<br />

Wuns<strong>ch</strong> haben wir ja während unseres<br />

kurzen Zusammenseins ja beiderseits<br />

geäussert. Hoffentli<strong>ch</strong> ermögli<strong>ch</strong>t<br />

und das no<strong>ch</strong> die Zukunft…»<br />

Milan Stepanovic<br />

(NGO Zentrum, Präsident)<br />

«…hiermit dankt das NGO Zentrum<br />

Ihnen ganz herzli<strong>ch</strong> für Ihre Spende.<br />

Diese Spende wird für regelmässigen<br />

Kosten des NGO Zentrums<br />

und für zwei kleiner Projekte<br />

verwendet werden. Darüber werden<br />

Sie re<strong>ch</strong>tzeitig informiert werden…»<br />

Eva Mataric<br />

(Übersetzerin)<br />

«…Hier s<strong>ch</strong>icke i<strong>ch</strong> Ihnen den<br />

Stadtplan von Sombor, falls Sie<br />

no<strong>ch</strong> keinen haben. So findet man<br />

Der Stadtpräsident von Sombor, Jovan Vujicic, wird von<br />

Vreni S<strong>ch</strong>awalder und Arne Engeli bes<strong>ch</strong>enkt.<br />

den Weg lei<strong>ch</strong>ter, den Weg zu<br />

Freunden, die hier in Sombor gerne<br />

und oft an Sie denken…».<br />

Direktor Prof. Masic Ilija,<br />

Sonders<strong>ch</strong>ule «Vuk Karadzic»<br />

«…Die grösste Freude und das<br />

S<strong>ch</strong>öne ist die Arbeit mit Kindern,<br />

Kinder sind selber von si<strong>ch</strong> aus eine<br />

Freude.<br />

Unsere liebe Freunde,<br />

Wir waren sehr kurze Zeit mit<br />

Eu<strong>ch</strong> zusammen, nun dies genügte<br />

uns, die Leute zu erkennen, wel<strong>ch</strong>e<br />

das Verständnis und die Liebe für<br />

Kinder mit besonderen Bedürfnissen<br />

haben. Ein Lä<strong>ch</strong>eln, ein gutes<br />

Wort ma<strong>ch</strong>en uns glückli<strong>ch</strong><br />

Ihre Delegation hat mit Ihrem Besu<strong>ch</strong><br />

in Sombor und unserer S<strong>ch</strong>ule<br />

gezeigt, dass es für gute Absi<strong>ch</strong>ten<br />

sowie für gute und humane Mens<strong>ch</strong>en<br />

keine Grenzen gibt. Wir sind<br />

überzeugt, dass unsere Zusammenarbeit<br />

weiter bestehen wird, und<br />

Sie werden immer gern gesehene<br />

Gäste in unserer S<strong>ch</strong>ule sein…»<br />

4.bis 12.April 2003 56 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


NGO-Adressliste<br />

ANHANG<br />

THE LIST OF THE NGO PARTICIPIANTS AT THE MEETING WITH «GG» 09.04.2003<br />

NVO CENTAR SOMBOR<br />

NGO CENTER SOMBOR<br />

Adresa: Trg Svetog Trojstva1/1, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/459 030, Fax: 025/459 030<br />

E-mail: office@nvocentar<strong>sombor</strong>.org.yu<br />

Veb adresa: www. nvocentar<strong>sombor</strong>.org.yu<br />

Kontakt osoba: Jasmina Kokic, tenicki sekretar<br />

Glavno podrucje rada: Organizacije za izgradnju lokalne zajednice<br />

KULTURNO—PROSVETNO DRU_TVO «ROM» SOMBOR<br />

THE CULTURAL-EDUCATIONAL ASSOCIATION «ROMA» SOMBOR<br />

Adresa: Beogradska 31, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/37731, 064/144 26 82<br />

E-mail: nebojsa181195@ptt.yu<br />

Kontakt osoba: Nebojsa Vladisavljevic, predsednik<br />

Glavno podrucje rada: Organizacije kulture i umetnosti<br />

.<br />

UDRUZENJE GRADJANA «KREATIVNI KLUB - KORAK»<br />

ASSOCIATION OF CITIZENS «CREATIVE CLUB-STEP»<br />

Adresa: Maksima Gorkog 13, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/38 945, 025/36 207<br />

E-mail: so_korak@yahoo.com , igluma@ptt.yu<br />

Kontakt osoba: Silvana Leskovac, predsednik Upravnog odbora<br />

Glavno podrucje rada: Mirovne organizacije i grupe<br />

.<br />

UDRUZENJE GRADJANA ZA SLOBODNO IZDAVASTVO «REC, ISTINA, SLOBODA»<br />

NGO FOR FREE PUBLISHING «WORD,TRUTH, FREEDOM»<br />

Adresa: Trg Svetog Trojstva 1, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/36 286, Fax: 025/33 494<br />

E-mail: fabijan@eunet.yu , zlgrana@<strong>sombor</strong>.net<br />

Kontakt osoba 1: Milan Stepanovic, clan Upravnog odbora, tel.:025/28 011<br />

Kontakt osoba 2: Pavle Periskic, predsednik Upravnog odbora, tel.: 025/36 292<br />

Glavno podrucje rada: Organizacija za zastitu ljudskih prava<br />

UDRUZENJE OBOLELIH OD MULTIPLE SKLEROZE «ZAPADNA BACKA» SOMBOR<br />

NGO MULTIPLE SCLEROSES «ZAPADNA BACKA» SOMBOR<br />

Adresa: Vlaha Bukovca16, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/23 006, 063/8525940<br />

Kontakt osoba: Zivko Radmilo, predsednik<br />

Glavno podrucje rada: Socio-humanitarne organizacije<br />

.<br />

UDRUZENJE ZA OSTVARIVANJE KULTURNI I HUMANITARNIH CILJEVA «RAVANGRAD»<br />

NGO FOR CULTURAL AND HUMANITARIAN GOALS «RAVANGRAD»<br />

Adresa: Trg Osblodenja, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/23 873 Fax: 025/37 255, 025/32 949<br />

E-mail: ok<strong>sombor</strong>@<strong>sombor</strong>.net , rrha@ptt.yu<br />

Kontakt osoba: Manda Prising, koordinator<br />

Glavno podrucje rada: Organizacije za izgradnju lokalne zajednice<br />

4.bis 12.April 2003 57 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


UDRUZENJE PARAPLEGICARA BACKE<br />

NGO PARAPLEGIA<br />

Adresa: Soncanski put 24, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/32 178, Fax: 025/32 178<br />

E-mail: nikolash@<strong>sombor</strong>.com<br />

Kontakt osoba: Nikola Nikolas, predsednik<br />

Glavno podrucje rada: Socio-humanitarne organizacije<br />

ANHANG<br />

ZENSKA ALTERNATIVA<br />

WOMEN ALTERNATIVE<br />

Adresa: Trg Koste Trifkovica 2/I, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/461 358, 063/568 331<br />

E-mail: sos<strong>sombor</strong>@<strong>sombor</strong>.com , jkovacevic@<strong>sombor</strong>.com<br />

Kontakt osoba: Jasmina Kovacevic, predsednik<br />

Glavno podrucje rada: Socio-humanitarne organizacije<br />

OMLADINSKA ORGANIZACIJA «BOOM»<br />

NGO «BOOM»<br />

Telefon: 025/38530<br />

E-mail: yc_sob@yahoo.com , mickey2002yu@yahoo.com<br />

Kontakt osoba: Dimitrije Ostojic<br />

STUDIO LIKOVNE EDUKACIJE «NOVA FORMA»<br />

NGO «NEW FORM»<br />

Adresa: Venac Radomira Putnika 2, 25000 Sombor<br />

Telefon: 025/27767, 064/2055838<br />

Kontakt osoba: Milos Pejovic, direktor i osnivac skole<br />

UDRUZENJE DISTROFICARA ZAPADNOBACKOG OKRUGA<br />

NGO DISTROPHIA<br />

Adresa: Milosa Cavica 8, 25263 Prigrevica<br />

Telefon: 025/823 106<br />

E-mail: mzeljko@eunet.yu<br />

Kontakt osoba: Martinovic Zeljko, sekretar<br />

Glavno podrucje rada: Humanitarni rad-Obezbedjivanje pomoci clanovima udruzenja na<br />

teritoriji Zapadnobackog okruga (opstine: Apatin, Sombor, Kula i Odzaci).<br />

«DUSA I JA»<br />

NGO «SOUL AND ME»<br />

Kontakt osoba: Edita Svilar<br />

Telefon: 025/33838, 025/32339<br />

E-mail: msvilar@ptt.yu<br />

Glavno podrucje rada: Socijalno humanitarne aktivnosti; aktivnosti na jacanju dusevnog,<br />

telesnog i socijalnog zdravlja koje nisu pokrivene sistemom socijalnog i zdravstvenog osiguranja<br />

4.bis 12.April 2003 58 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

ANHANG<br />

Ges<strong>ch</strong>enk der Stadt<br />

Wie verspro<strong>ch</strong>en gibt die Stadt<br />

Sombor das Ges<strong>ch</strong>enk der Stadt<br />

Romanshorn an die Heilpädagogis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>ule Vuk Karadzic<br />

weiter – am 21.Mai werden dort<br />

drei Computer angeliefert.<br />

4.bis 12.April 2003 59 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

Kreuzlinger singen<br />

für Serben<br />

Mit dem Kammer<strong>ch</strong>or des<br />

Lehrerseminars zu Besu<strong>ch</strong><br />

in Sombor<br />

Was erwartet den Kammer<strong>ch</strong>or des<br />

Lehrerseminars in Sombor? Als Begleiter<br />

der Gruppe von jungen Sängerinnen<br />

und Sängern auf ihrer langen<br />

Reise na<strong>ch</strong> Serbien habe i<strong>ch</strong><br />

ras<strong>ch</strong> gemerkt, dass dies besondere<br />

Tage werden würden. Mit dem Gesang<br />

haben wir uns in eine Region<br />

von Europa begeben, in der viele<br />

Gefühle na<strong>ch</strong> dem Bürgerkrieg<br />

no<strong>ch</strong> verbittert sind. Do<strong>ch</strong> gerade<br />

die Musik könnte zur Saat der so<br />

dringenden neuen Hoffnung auf<br />

Frieden und Freunds<strong>ch</strong>aft mit der<br />

übrigen Welt werden. Es soll aus einem<br />

Wuns<strong>ch</strong> Realität werden, dass<br />

dort, wo die Diplomatie und die<br />

Worte immer wieder an ihre Grenzen<br />

gestossen sind, Klang und Harmonie<br />

Grösseres vollbringen.<br />

Bots<strong>ch</strong>afteraufgabe<br />

Der Semi<strong>ch</strong>or vom Bodensee mit<br />

seinem Dirigenten Hanspeter S<strong>ch</strong>är<br />

und 16 gut ausgebildeten Sängerinnen<br />

und Sängern nimmt in der<br />

Passionszeit eine wi<strong>ch</strong>tige Bots<strong>ch</strong>afteraufgabe<br />

wahr. Bei den zwei<br />

Gastkonzerten wussten sie mit ihrer<br />

offenen und freien Art zu begeistern.<br />

Zuerst stand der denkwürdige<br />

Auftritt in der Synagoge von Novi<br />

Sad auf dem Programm. In der<br />

an der Donau gelegenen, historis<strong>ch</strong><br />

bedeutenden Metropole der Vojvodina<br />

hat si<strong>ch</strong> das Ensemble in die<br />

Herzen der Mens<strong>ch</strong>en gesungen.<br />

Die Formation hat si<strong>ch</strong> trotz der<br />

laufenden Fernsehkameras s<strong>ch</strong>nell<br />

von der Anspannung gelöst und ist<br />

zu beeindruckender Form aufgelaufen.<br />

Emotional sogar no<strong>ch</strong> eine<br />

Spur intensiver ist die zweite Vorführung<br />

tags darauf im alten Rathaus<br />

von Sombor geworden. In einer<br />

im positiven Sinne spannungsgeladenen<br />

Atmosphäre hat die<br />

ANHANG<br />

Marita Topic, Dirigentin des Kinder<strong>ch</strong>ors «Silvester Hajnal», freut si<strong>ch</strong><br />

über die Bronze-Auszei<strong>ch</strong>nung am Internationalen Chorwettbewerb,<br />

organisiert von Interkultur und Musica Mundi in Budapest,<br />

an dem 65 Chöre aus 23 Staaten teilnahmen. Der Erfolg von<br />

Chören aus Sombor an Internationalen Wettbewerben hatte 1997<br />

begonnen,als «Iuventus Cantat» in Budapest die Goldmedaille<br />

gewann. Diesmal waren 20 Mäd<strong>ch</strong>en des Kinder<strong>ch</strong>ors mit dabei –<br />

und die meisten das erste Mal überhaupt von zuhause fort: Eine<br />

wi<strong>ch</strong>tige Erfahrung.<br />

4.bis 12.April 2003 60 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

S<strong>ch</strong>weizer Gruppe im von begeisterten<br />

Zuhörern überfüllten Saal<br />

Ovationen geerntet. Der im klassizistis<strong>ch</strong>en<br />

Stil erbaute Raum hat eine<br />

Glanzstunde des Kammer<strong>ch</strong>ors erlebt.<br />

Gut vorbereitet<br />

Das no<strong>ch</strong> zuletzt dur<strong>ch</strong>geführte<br />

Vorbereitungs-Weekend hat si<strong>ch</strong><br />

bezahlt gema<strong>ch</strong>t. Man hat in diesen<br />

Tagen am Balkan ein Programm<br />

aufgeführt, das dur<strong>ch</strong> seine vers<strong>ch</strong>iedenartigen<br />

Elemente aus<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Musikepo<strong>ch</strong>en<br />

und Ländern besti<strong>ch</strong>t. Anspru<strong>ch</strong>svolle<br />

Stücke, in denen das heimatli<strong>ch</strong>e<br />

Liedgut selbstverständli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

gebührend vertreten ist. Besonders<br />

prägend ist jedo<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>einbar<br />

grenzenlose Freude, die aus den<br />

jungen Sängerherzen kommt. Der<br />

gemeinsame Gesang mit dem befreundeten<br />

Chor Iuventus Cantat<br />

aus Sombor zum «Vater unser» - er<br />

geht unter die Haut und lässt viel<br />

Platz für überwältigende Emotionen.<br />

Do<strong>ch</strong> gesungen wird in dieser<br />

Wo<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t nur in den Konzertsälen.<br />

Fast bei jeder erdenkli<strong>ch</strong>en Gelegenheit<br />

wird zum Gesang angestimmt.<br />

Ausgelassen und fröhli<strong>ch</strong><br />

entstehen bei jedem neuen Lied<br />

neue serbis<strong>ch</strong>-s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Begegnungen.<br />

Christian Lohr/<br />

Tagblatt, 12.April 2003<br />

Normalität des<br />

Alltags täus<strong>ch</strong>t<br />

Mit dem Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerseminars<br />

zu Besu<strong>ch</strong> in Sombor<br />

Den Mens<strong>ch</strong>en in Vojvodina spürt<br />

man den Stolz auf ihr nationales<br />

Bewusstsein an. In Sombor, rund<br />

drei Autostunden von der S<strong>ch</strong>altzentrale<br />

in Belgrad entfernt, ist eine<br />

gewisse Selbständigkeit der dort lebenden<br />

Serben auszuma<strong>ch</strong>en. Unabhängigkeit<br />

ist es wohl ni<strong>ch</strong>t,<br />

denn diese s<strong>ch</strong>eint es in diesem<br />

ANHANG<br />

Land, in dem die Mens<strong>ch</strong>en immer<br />

wieder von ihrer Vergangenheit<br />

eingeholt werden, no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong><br />

zu geben. Das Gesprä<strong>ch</strong> mit<br />

der heimis<strong>ch</strong>en Bevölkerung zu su<strong>ch</strong>en<br />

ist ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wer. Vertiefte Gesprä<strong>ch</strong>e<br />

zu führen, s<strong>ch</strong>eitern leider<br />

ni<strong>ch</strong>t selten an der Spra<strong>ch</strong>e. Englis<strong>ch</strong><br />

und Deuts<strong>ch</strong> bilden zwar eine<br />

gemeinsame Basis. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t selten<br />

- diese Erfahrung hat mi<strong>ch</strong><br />

irgendwie negativ berührt - versteht<br />

man unter dem Gesagten<br />

ni<strong>ch</strong>t dasselbe.<br />

Ausgeklammert<br />

Bereits am ersten Tag bin i<strong>ch</strong> mit<br />

Worten konfrontiert worden, die<br />

mir eingefahren sind. Aleksandar<br />

Vujic, Chorleiter von Iuventus Cantat,<br />

äusserte si<strong>ch</strong> äusserst direkt<br />

und unverblümt zu den Ereignissen<br />

der letzten <strong>Jahre</strong>. Er s<strong>ch</strong>ilderte die<br />

Ungere<strong>ch</strong>tigkeit der Nato-Angriffe<br />

vor vier <strong>Jahre</strong>n und beri<strong>ch</strong>tete über<br />

die ethnis<strong>ch</strong>e Vertreibung hunderttausender<br />

Serben. Der Prozess werde<br />

jetzt nur ihnen und niemandem<br />

sonst gema<strong>ch</strong>t, sagte der Professor<br />

an der Musikho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule von Belgrad.<br />

Es wirkt für mi<strong>ch</strong> beklemmend,<br />

wie der andere Teil der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

einfa<strong>ch</strong> ausgeklammert<br />

wird. I<strong>ch</strong> stehe zu dieser Aussage,<br />

au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong> mir in keiner Art<br />

und Weise anmasse, die Ges<strong>ch</strong>ehnisse<br />

genügend differenziert beleu<strong>ch</strong>ten<br />

zu können.<br />

Programm vom Konzert des Kreuzlinger Kammer<strong>ch</strong>ors mit<br />

«Iuventus Cantat» in der Synagoge in Novi Sad.<br />

4.bis 12.April 2003 61 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

Träume verarbeiten Eine andere Begegnung<br />

hat in mir einen ebenso<br />

na<strong>ch</strong>haltigen Eindruck hinterlassen.<br />

Bei einem Mittagessen habe i<strong>ch</strong><br />

den 18-jährigen Gymnasiasten Milos<br />

Milosevic kennen gelernt. Er<br />

muss mit seinem Namen so man<strong>ch</strong>e<br />

Bemerkung ertragen. Der Junge<br />

hat mir einen interessanten Einblick<br />

in die Seelen vieler junger Serben<br />

gewährt. Was passiert sei, sei<br />

unvorstellbar s<strong>ch</strong>limm, erinnert er<br />

si<strong>ch</strong> an das gewaltige Bombardement,<br />

von dem au<strong>ch</strong> Sombor heimgesu<strong>ch</strong>t<br />

wurde. Abgeklärt wirkend,<br />

ist er jedo<strong>ch</strong> überzeugt, dass die<br />

Zeit die vielen aufgerissenen Wunden<br />

heilen werde. Die Reformen<br />

würden das Land weiterbringen,<br />

daran ändere au<strong>ch</strong> die Ermordung<br />

des Ministerpräsidenten ni<strong>ch</strong>ts. Die<br />

Jugend hat ein weiteres Trauma,<br />

dass sie ras<strong>ch</strong> abzulegen gewillt ist.<br />

Die ältere Generation hingegen,<br />

geprägt von Kriegen und politis<strong>ch</strong>en<br />

Ma<strong>ch</strong>tsystemen, wel<strong>ch</strong>e<br />

Hass, Verbitterung und au<strong>ch</strong> Armut<br />

mit si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>ten, wird si<strong>ch</strong> damit<br />

s<strong>ch</strong>wer tun. Das emporsteigende<br />

Gras, das bekanntli<strong>ch</strong> mit der Zeit<br />

alles S<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>e zu überdecken<br />

beginnt, wä<strong>ch</strong>st in Serbien no<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t. Darüber täus<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> die<br />

s<strong>ch</strong>einbare Normalität im Alltag<br />

ni<strong>ch</strong>t hinweg.<br />

Christian Lohr/<br />

Tagblatt, 14.April 2003<br />

ANHANG<br />

Aus der Isolation herausführen<br />

Bleibende Eindrücke von der Serbien-Reise<br />

mit dem Kammer<strong>ch</strong>or des Lehrerseminars<br />

Wo steht Serbien zehn <strong>Jahre</strong> na<strong>ch</strong><br />

dem für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>en Bürgerkrieg und<br />

vier <strong>Jahre</strong> na<strong>ch</strong> den Bombenangriffen<br />

dur<strong>ch</strong> die Nato? Beim fünftägigen<br />

Aufenthalt in Sombor im Norden<br />

von Ex-Jugoslawien habe i<strong>ch</strong><br />

auf diese Fragen einige Antworten<br />

erhalten. Andere Dinge lassen si<strong>ch</strong><br />

nur erahnen oder spüren. Was si<strong>ch</strong><br />

aber auf jeden Fall aussagen lässt,<br />

ist der Tatbestand, dass die multikulturelle<br />

Bevölkerung in der Vojvodina<br />

im letzten Jahrzehnt hat lernen<br />

müssen, mit besonderen, harten<br />

Lebenssituationen umzugehen.<br />

Für viele ist es fast tägli<strong>ch</strong> ein Überlebenskampf,<br />

den die Mens<strong>ch</strong>en<br />

mit Wille und ungeheurem Kraftaufwand<br />

zu bestehen haben.<br />

S<strong>ch</strong>attenwirts<strong>ch</strong>aft blüht<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> geht es der Region<br />

extrem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t. Die Arbeitslosigkeit<br />

beträgt 40 Prozent, was gerade<br />

au<strong>ch</strong> für die Zukunft der Jugend<br />

wenig Hoffnung aufkeimen lässt.<br />

Das lange Embargo der westli<strong>ch</strong>en<br />

Länder hat die Lage no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ärft.<br />

Das Bildungssystem, diesen<br />

Eindruck habe i<strong>ch</strong> beim Besu<strong>ch</strong> der<br />

pädagogis<strong>ch</strong>en Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule gewonnen,<br />

ist glückli<strong>ch</strong>erweise stabil geblieben<br />

und weist ein dur<strong>ch</strong>aus bemerkenswertes<br />

Niveau auf. Do<strong>ch</strong><br />

was nützen gut ausgebildete Leute,<br />

wenn sie keine Jobs finden? Der<br />

S<strong>ch</strong>warzmarkt und die S<strong>ch</strong>attenwirts<strong>ch</strong>aft<br />

blühen, was eine logis<strong>ch</strong>e<br />

Folge des negativen Kreislaufes<br />

ist. Dass die Seminaristinnen<br />

und Seminaristen aus Kreuzlingen<br />

aber trotz der teils bes<strong>ch</strong>eidensten<br />

Lebensbedingungen eine Gast-<br />

freunds<strong>ch</strong>aft mit viel Nähe und<br />

Herzli<strong>ch</strong>keit haben erfahren dürfen,<br />

ma<strong>ch</strong>t die Bereits<strong>ch</strong>aft für Offenheit<br />

der in Ser- bien lebenden Mens<strong>ch</strong>en<br />

deutli<strong>ch</strong>. Alleine werden sie<br />

wohl kaum aus der Isolation hinauskommen.<br />

Die Weltengemeins<strong>ch</strong>aft<br />

muss sie gezielt hinausführen,<br />

um im Balkan den Nährboden<br />

für einen immerwährenden Frieden<br />

zu s<strong>ch</strong>affen. Unsere s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

humanitäre Aufgabe kann es ni<strong>ch</strong>t<br />

sein, alle Probleme in Serbien lösen<br />

zu wollen. Hilfsprojekte sollen si<strong>ch</strong><br />

meiner Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> auf Institutionen<br />

konzentrieren, die aufgrund<br />

der missli<strong>ch</strong>en Finanzlage vor Ort<br />

an der fehlenden Unterstützung leiden.<br />

Besu<strong>ch</strong>e in Sombor im Spital,<br />

im Waisenhaus oder im Behindertenheim<br />

haben einen betroffen gema<strong>ch</strong>t.<br />

Hier brau<strong>ch</strong>t es konkrete<br />

S<strong>ch</strong>ritte, um würdigere Verhältnisse<br />

zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung bleibt<br />

Dieses Bewusstsein ist bei den<br />

angehenden Lehrkräften im Kammer<strong>ch</strong>or<br />

stark gewa<strong>ch</strong>sen. Ihr Gesang<br />

an vers<strong>ch</strong>iedenen Orten ist zu<br />

einer e<strong>ch</strong>ten Bots<strong>ch</strong>aft geworden.<br />

Na<strong>ch</strong> dieser an Erlebnissen und Eindrücken<br />

rei<strong>ch</strong>en Wo<strong>ch</strong>e bleibt aber<br />

die Verpfli<strong>ch</strong>tung, ni<strong>ch</strong>t im Trott des<br />

Alltages all die entstandenen Verbin-<br />

dungen und Freunds<strong>ch</strong>aften,<br />

die den Leuten in der Vojvodina viel<br />

bedeuten, ras<strong>ch</strong> wieder zu vergessen.<br />

Christian Lohr/<br />

Tagblatt, 15.April 2003<br />

4.bis 12.April 2003 62 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

ANHANG<br />

Aus der Wo<strong>ch</strong>enzeitung Somborske Novine vom 11.4.03 (Übersetzung)<br />

«Two celtises that were planted last week in The park of Heros, have started their hundered-year's life as a<br />

symbol of the ten-year's friendship of Sombor and the municiplaities in Switzerland. Endless walking through the<br />

blooming streets of Sombor, talks - pleasant and patient with Sombor's friends, citizens, businessmen, cultural<br />

and NG organizations... one week of socializing with the Switzerland delegation seems like it was not long<br />

enough. On the leaving they were greeted by many hands of the ‹Iuventus› youth and citizens who do not forget<br />

ten years of help. So that celtises of friendship grow bigger and bigger.»<br />

4.bis 12.April 2003 63 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

ANHANG<br />

Bodensee Tagblatt, 23.April 2003<br />

4.bis 12.April 2003 64 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

ANHANG<br />

Bodensee Tagblatt, 1.Mai 2003<br />

4.bis 12.April 2003 65 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

ANHANG<br />

Seeblick, 2.Mai 2003<br />

4.bis 12.April 2003 66 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Pressee<strong>ch</strong>o<br />

ANHANG<br />

Thurgauer Zeitung, 3.Mai 2003<br />

4.bis 12.April 2003 67 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Erklärung von Ohrid<br />

Kongress in Ohrid,<br />

25.bis 28. April 2002<br />

ANHANG<br />

Rund 150 Europäerinnen und Europäer haben vom 25.bis 28.April 2002 am Kongress zum Thema «Die Partizipation<br />

der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde als Grundlage der Demokratie» teilgenommen. Der Kongress<br />

wurde von Gemeinden Gemeinsam S<strong>ch</strong>weiz (GGS) organisiert und zog Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aus ganz Südosteuropa und der S<strong>ch</strong>weiz an. Der Stellvertretende Bürgermeister von Ohrid, Vlado Cvetokovski,<br />

eröffnete das Treffen, gefolgt von der Staatsrätin des mazedonis<strong>ch</strong>en Ministeriums für lokale Selbstverwaltung,<br />

Frau Elena Petkanovska, dem S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>after in Mazedonien, Stephan Nellen, und dem Berater des<br />

Europarates für lokale Selbstverwaltung in Mazedonien, Owen Masters. Vers<strong>ch</strong>iedene Redner befassten si<strong>ch</strong> mit<br />

den Themen Bürgerre<strong>ch</strong>t und Demokratie, u.a. Frau Snezana Djordjevic vom PALGO-Zentrum in Belgrad, Slaveya<br />

Hristova von der Organisation «Balkan Assist» in Sofia, Slobodan Kovacevski, Bürgermeister von Kumanovo, Mazedonien,<br />

und Murtezan Ismajli, Bürgermeister von Tetovo, Mazedonien. Ges<strong>ch</strong>lossen wurde der Kongress mit einem<br />

Referat von Xhemali Saiti, dem ehemaligen Minister für lokale Selbstverwaltung, Mazedonien.<br />

In den Plenarsitzungen und Arbeitsgruppen fanden fru<strong>ch</strong>tbare und vertiefende Diskussionen zu Einzelaspekten<br />

der viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigen Thematik statt. Im Vordergrund standen insbesondere: offene Information und Partizipationsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

der Bürgerinnen und Bürger, Vorbereitung der Mitglieder der Gemeindebehörden auf ihr Amt, Integration<br />

von Minderheiten in den politis<strong>ch</strong>en Prozess, friedli<strong>ch</strong>es Konfliktmanagement auf Gemeindeebene,<br />

Vors<strong>ch</strong>läge zu konkreten Projektaktivitäten in der Region.<br />

Na<strong>ch</strong> diesen intensiven Diskussionen legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer S<strong>ch</strong>werpunkte fest und formulierten<br />

die na<strong>ch</strong>stehenden Empfehlungen als Ri<strong>ch</strong>tlinien zur Stärkung der lokalen Autonomie in Südosteuropa.<br />

Diese sollten au<strong>ch</strong> Ansporn geben für künftige GGS-Aktivitäten, für den Ausbau bestehender <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en<br />

und die S<strong>ch</strong>affung neuer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en mit Gemeinden in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kongress in Ohrid:<br />

1. rufen die STAATEN Südosteuropas dazu auf, auf allen Ebenen die strukturellen, re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und administrativen<br />

Voraussetzungen zu s<strong>ch</strong>affen, damit eine mögli<strong>ch</strong>st grosse Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern am öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Leben und an wirkungsvollen demokratis<strong>ch</strong>en Meinungsbildungs- und Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen teilhaben<br />

kann:<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• regelmässigen Zugang zu Programmen und Aktivitäten der Gemeinde zu gewähren,<br />

• Rundtis<strong>ch</strong>diskussionen in den Medien mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft zu organisieren,<br />

• Kurse für Vertreterinnen und Vertreter der Medien anzubieten und Verhaltensregeln für Journalisten aufzustellen.<br />

2. empfehlen, dass die STAAATEN der Region re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Massnahmen ergreifen, die den Gemeinden politis<strong>ch</strong><br />

und finanziell lokale Autonomie und Selbstverwaltung gewährleisten. Dies würde Kompetenzen in den Berei<strong>ch</strong>en<br />

Erziehung, Sozialhilfe, medizinis<strong>ch</strong>e Grundversorgung, lokale Infrastruktur, lokale Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung, Rückerstattung<br />

von Gemeindeeigentum sowie Management von Rohstoffen eins<strong>ch</strong>liessen. Die kürzli<strong>ch</strong> in einigen Staaten<br />

der Region verabs<strong>ch</strong>iedeten Gesetze über lokale Selbstverwaltung stellen positive S<strong>ch</strong>ritte in diese Ri<strong>ch</strong>tung<br />

dar.<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• Verfahren für eine wirkungsvolle Umsetzung dieser Gesetze vorzusehen,<br />

• finanzielle Autonomie der Gemeinden dur<strong>ch</strong> Dezentralisierung und klare Zuteilung der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Ressourcen zu stärken,<br />

• Ämter wie Ombudsperson, Vermittler, S<strong>ch</strong>iedsri<strong>ch</strong>ter zu s<strong>ch</strong>affen, die für die Beruhigung sozialer Spannungen<br />

und lokale Streitbeilegung verantwortli<strong>ch</strong> sind.<br />

4.bis 12.April 2003 68 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Erklärung von Ohrid<br />

ANHANG<br />

3. rufen die STAATEN der Region dazu auf, allen Personen, Frauen und Männern, soziale A<strong>ch</strong>tung und das Re<strong>ch</strong>t<br />

auf vollbere<strong>ch</strong>tigte Teilnahme am öffentli<strong>ch</strong>en Leben ohne Unters<strong>ch</strong>ied ihrer ethnis<strong>ch</strong>en, religiösen oder sozialen<br />

Zugehörigkeit zu gewährleisten.<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• umfassende Gesetze über Re<strong>ch</strong>te und S<strong>ch</strong>utz von Minderheiten, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Umsetzungs- und Kontrollme<strong>ch</strong>anismen,<br />

zu erlassen,<br />

• auf allen Ebenen eine Atmosphäre von Toleranz, Vertrauen und gegenseitigem Verständnis zu entwickeln,<br />

• lokale Me<strong>ch</strong>anismen für Konfliktmanagement wie etwa interethnis<strong>ch</strong>e Kommunikation zu erstellen,<br />

• eine politis<strong>ch</strong>e Kultur zu s<strong>ch</strong>affen, die eine aktive Mitwirkung der Frauen in den politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen<br />

erlaubt,<br />

• eine politis<strong>ch</strong>e Kultur zu s<strong>ch</strong>affen, die eine aktive Mitwirkung der Minderheiten in den politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsprozessen<br />

erlaubt,<br />

• den Dialog zwis<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen ethnis<strong>ch</strong>en, kulturellen und religiösen Gruppen, ausgehend von der Ebene<br />

der Bürgerinnen und Bürger, über Tätigkeiten wie Erziehung zum Zusammenleben und zu gegenseitigem Vertrauen<br />

sowie Erwerb von Spra<strong>ch</strong>kenntnissen zu fördern,<br />

• der Bedeutung von S<strong>ch</strong>ulprogrammen in Bezug auf Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Spra<strong>ch</strong>e und Religion die nötige Aufmerksamkeit<br />

zu widmen.<br />

4. rufen die GEMEINDEN dazu auf, die Entwicklung der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft zu ermutigen, eine aktive, offene und inspirierende<br />

Politik zu fördern, umfassende Transparenz dur<strong>ch</strong> Bürgerforen und Bürgerinitiativen zu unterstützen.<br />

Dazu bedarf es einer s<strong>ch</strong>rittweisen Entwicklung des Bewusstseins der Bürgerinnen und Bürger für das Gemeinwohl<br />

und deren Bereits<strong>ch</strong>aft zur Übernahme öffentli<strong>ch</strong>er Verantwortung für politis<strong>ch</strong>e, soziale und Umweltangelegenheiten.<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• eine übertriebene Abhängigkeit der lokalen Behörden von politis<strong>ch</strong>en Parteien abzubauen,<br />

• professionelle Ausbildung und staatsbürgerli<strong>ch</strong>e Erziehung für neue Rollen und Funktionen in der Gemeinde<br />

zur Verfügung zu stellen,<br />

• vers<strong>ch</strong>iedene Instrumente zur Steigerung der aktiven Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern auf Gemeindeebene<br />

zu s<strong>ch</strong>affen und umzusetzen,<br />

• unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einen kommunalen Masterplan auszuarbeiten.<br />

5. ersu<strong>ch</strong>en die GEMEINDEN, im Hinblick auf die Zielsetzung, den Bürgerinnen und Bürgern mehr politis<strong>ch</strong>e Partizipation<br />

zu ermögli<strong>ch</strong>en, Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisationen anzuerkennen und zu respektieren. Sie sollen günstige<br />

Bedingungen für die Entwicklung und die Aktivitäten der NGOs s<strong>ch</strong>affen und sie in die Ents<strong>ch</strong>eidungsprozesse<br />

der Gemeinde einbeziehen. Diese Organisationen s<strong>ch</strong>lagen wi<strong>ch</strong>tige Brücken und tragen zum Dialog zwis<strong>ch</strong>en<br />

dem Staat und der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft bei; sie spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle beim S<strong>ch</strong>utz von Umwelt und Natur.<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• Behörden, Vertreter von NGOs und Bürgerinnen und Bürger für die praktis<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit auf Gemeindeebene<br />

zu s<strong>ch</strong>ulen,<br />

• Politiker und Behörden einzuladen, aktive Mitglieder von NGOs zu werden, beispielsweise als Vorstandsmitglieder.<br />

6. ermutigen die GEMEINDEN, für die Dur<strong>ch</strong>führung von wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und Infrastrukturprojekten auf lokaler,<br />

regionaler oder nationaler Ebene flexible, kooperative Beziehungen mit andern Gemeinden ins Auge zu fassen.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Beziehungen könnten Zusammenarbeit bei kulturellen, sozialen und sportli<strong>ch</strong>en Aktivitäten umfassen. Sie<br />

erlauben den Bürgerinnen und Bürgern vers<strong>ch</strong>iedener Gemeinden, eine politis<strong>ch</strong>e Kultur auf der Grundlage von<br />

gegenseitiger Toleranz und A<strong>ch</strong>tung aufzubauen. Sol<strong>ch</strong>e Netzwerke würden die lokalen Selbstverwaltungskörpers<strong>ch</strong>aften<br />

in ihren Beziehungen zur jeweiligen Zentralregierung stärken.<br />

4.bis 12.April 2003 69 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor


Erklärung von Ohrid<br />

ANHANG<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• Mitwirkungsnetzwerke zwis<strong>ch</strong>en den Gemeinden und den Zentralbehörden einzuri<strong>ch</strong>ten, insbesondere für Finanz-<br />

und Re<strong>ch</strong>tsfragen,<br />

• unternehmeris<strong>ch</strong>e und kulturelle Aktivitäten in den Gemeinden zu entwickeln,<br />

• die Entwicklung von öffentli<strong>ch</strong>-privaten <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en zu bes<strong>ch</strong>leunigen.<br />

7. Laden TEILNEHMERINNEN und TEILNEHMER AUS SÜDOSTEUROPÄISCHEN LÄNDERN ein, die Erkenntnisse des<br />

Kongresses in ihre Gemeinden hineinzutragen und sie dort wenn mögli<strong>ch</strong> umzusetzen. Im Rahmen der neuen<br />

Gesetze und der laufenden Reformprozesse werden sie ermutigt, demokratis<strong>ch</strong>e Strukturen aufzubauen und zu<br />

erweitern. Wenn ni<strong>ch</strong>t genügend Kapazitäten vorhanden sind, sind sie dazu aufgerufen, ihre neu aufkommenden<br />

Bedürfnisse zu identifizieren und an GGS weiterzuleiten, die sie den vers<strong>ch</strong>iedenen Regionalkomitees und<br />

andern NGOs mit verglei<strong>ch</strong>baren Zielsetzungen mitteilen wird.<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• lokale Projekte in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Na<strong>ch</strong>haltigkeit zu identifizieren und umzusetzen.<br />

8. ersu<strong>ch</strong>en die GGS und VERTRETER LOKALER PARTNERSCHAFTEN AUS DER SCHWEIZ, die in Ohrid anwesend<br />

sind, die S<strong>ch</strong>affung neuer <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en zwis<strong>ch</strong>en Südosteuropa und der S<strong>ch</strong>weiz aktiv zu fördern. Die Regionalkomitees<br />

setzen si<strong>ch</strong> aktiv dafür ein, ihre <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong>en auszubauen, in dem sie bestehende Projekte vorantreiben<br />

und neue identifizieren.<br />

Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer empfehlen:<br />

• konkrete Projekte in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Na<strong>ch</strong>haltigkeit anzubieten,<br />

• Experten zur Unterstützung von Gemeinden in Südosteuropa zur Verfügung zu stellen.<br />

9. s<strong>ch</strong>lagen angesi<strong>ch</strong>ts der Bedeutsamkeit der Flü<strong>ch</strong>tlingsfrage in Südosteuropa dem VORSTAND von GGS vor,<br />

dieses Thema auf die Agenda des nä<strong>ch</strong>sten Kongresses zu setzen.<br />

Die TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMER am Kongress sind überzeugt, dass ihre Diskussionen zur weiteren Stärkung<br />

von Frieden und Demokratie in der Region beitragen können. Sie danken jenen, die si<strong>ch</strong> für die Vorbereitung<br />

und Dur<strong>ch</strong>führung des Kongresses einsetzten, namentli<strong>ch</strong> der Agentur für Lokaldemokratie in Ohrid, der<br />

DEZA, der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft und dem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Kooperationsbüro in Skopje sowie zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Gemeinden und Institutionen. Sie sind äusserst dankbar für die Gastfreunds<strong>ch</strong>aft in Ohrid und<br />

in Mazedonien, die massgebli<strong>ch</strong> dazu beitrug, dass der Kongress harmonis<strong>ch</strong> und erfolgrei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführt werden<br />

konnte.<br />

Die Originalversion dieses Dokuments ist auf Englis<strong>ch</strong> abgefasst. Übersetzungen sind verfügbar auf Albanis<strong>ch</strong>,<br />

Kroatis<strong>ch</strong>, Französis<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>, Mazedonis<strong>ch</strong> und Serbis<strong>ch</strong>.<br />

Ohrid, den 28. April 2002<br />

4.bis 12.April 2003 70 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Partners<strong>ch</strong>aft</strong> mit Sombor

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