NBV-Berichtsheft 2020
Das Berichtsheft des Niedersächsischen Basketballverbandes zur jährlichen Mitgliederversammlung, dem NBV-Verbandstag. Das Berichtsheft des Niedersächsischen Basketballverbandes zur jährlichen Mitgliederversammlung, dem NBV-Verbandstag.
ser Zeit ist es vorgekommen, dass ich morgens dieSportlehrer fortgebildet habe, nachmittags habe ich dieNachwuchstrainer angeleitet und manchmal abendsnoch die erste Mannschaft des Vereins trainiert, damitder Trainer oder die Trainerin neue Impulse bekam. Danachhat man sich dann noch gemütlich zusammengesetzt.In der zweiten Phase war das Interessante, dassich alle zwei Jahre einen neuen Kader bekommen habeund damit auch neue Persönlichkeiten begleiten durfte.Das war sehr reizvoll und ich hatte viel Verantwortung.Anfänglich habe ich auf Sommercamps noch einenNachmittag nicht trainiert, und wir haben z.B. eine Bootsfahrtauf der Weser gemacht. Oder wir haben als letzteMaßnahme vor dem Bundesjugendlager an einem Turnierim Ausland teilgenommen. Davon habe ich noch vieleschöne Bilder im Kopf. Leistungstechnisch waren wirjahrelang knapp unter der Spitze. Da erinnert man sichnatürlich gerne daran, wenn man beim Bundesjugendlagerganz oben stand. So zum Beispiel mit dem Jahrgang1993 in dem unter anderem Dennis Schröder gespielthat. Da waren fünf Jungen dabei, die mit knapp 15Jahren schon über 1,90m groß waren. Aus diesem Jahrgangsind fünf von zwölf in die Jugendnationalmannschaftgekommen. Natürlich freut man sich auch, wennSpieler wie Dennis Schröder, Isaiah Hartenstein oder EmmaStach eine so starke Entwicklung nehmen und alsErwachsene in Amerika in der Top- Liga spielen können.Daran haben aber natürlich in all den Jahren auch meineKolleginnen und Kollegen im NBV und andere Trainerinnenund Trainer in den Vereinen sehr großen Anteil.Wie hat sich der Basketball in Niedersachsen in denfast 35 Jahren Ihrer Tätigkeit verändert?Als ich als Landestrainer anfing, gab es in Niedersachsenschon einige Vereine, die in der Bundesliga spielten.Ich erinnere mich z.B. an Spiele als Zuschauer in Wolfenbüttel,Osnabrück und Göttingen. Heute haben wir Erstligamannschaftenin Braunschweig, Göttingen, Oldenburgund Vechta bei den Männern, bei den Frauen inOsnabrück, Hannover und Göttingen und damit Standortedazu bekommen. Und auch in den zweiten Ligen taucheneinige niedersächsische Namen auf. Aber wichtigist natürlich, dass vor Ort ausreichend Sponsoren sind,die das Projekt unterstützen. Als Landestrainer hat michvorwiegend interessiert, ob unsere Talente in der erstenLiga auch ankommen und ob sie spielen. Im weiblichenBereich haben es einige dorthin geschafft. Bei den Jungensind es wenige, die den Sprung schaffen. Allerdingsmuss ich meinen langjährigen Landestrainerkollege LiviuCalin nennen. Er und der Standort Braunschweig habenes jahrelang geschafft, einzelne Jugendliche bis indie 1. Liga zu bringen. Liviu hat die 17-jährigen Talenteneben dem Einzeltraining schon in seinem Pro B-Teammittrainieren und mitspielen lassen. Grundsätzlich ist a-ber das Thema „Spielzeit für Talente“ ein dauerndes Themaund nicht einfach. Das gilt ja aber auch für andereSportspiele. Auf der anderen Seite ist diese Liga ein großerWerbefaktor für unsere Sportart. Und daraus ergibtsich die Chance, Orte im Randbereich von Basketballzentrenfür unsere Sportart zu gewinnen und damit insgesamtmehr Mitglieder zu bekommen. Basketball istzwar inzwischen eine populäre Sportart, im Vergleich zu1983 ist die Anzahl der Mitglieder in Niedersachen abernur leicht gestiegen. Das lag aber nicht an dem Projekt,was ich jahrelang geleitet habe, Mitglieder in den basketballfernenOrten zu gewinnen, sondern liegt weiterhinvorwiegend darin, ob Basketball in den Familien gekanntwird und ob die Freunde mit zum Training gehen.Wenn der Vater Fußball liebt, ist die Chance äußerst gering,dass der Junge zu uns kommt. Stolz bin ich darauf,dass unsere Trainerausbildung von Anfang an gut geklappthat. Die Zusammenarbeit mit den Lehrwarten wargut. Da gibt es wenig Unterschiede von früher und heute.Es gab im NBV schon immer genügend Trainer undLehrer, die als Referenten mitgeholfen und das Niveau inder Ausbildung hochgehalten haben. In meiner zweitenPhase haben wir damit angefangen, Trainertalente, diewir auf den Ausbildungslehrgängen gescoutet haben,einige Zeit weiter zu fördern und uns dann mit allen weiterregelmäßig zu einer internen Clinic zu treffen undnicht umsonst kommen mit Stefan Mienack (BundestrainerJugend weiblich) aus Göttingen und Matthias Weber(Bundestrainer 3x3 für Männer und Frauen) aus Stadezwei DBB-Trainer aus unseren eigenen Reihen.War eine ähnliche Entwicklung in ganz Deutschlandzu sehen?Als ich angefangen habe, Basketball zu spielen, war11
Deutschland bei den Olympischen Spielen 1972 weitweg von dem Niveau in der Weltspitze. Der DeutscheBasketball Bund hat dann versucht, durch Kontakt nachAmerika neue Impulse für den Basketball in Deutschlandzu bekommen. Damals hat der JugendbundestrainerBernd Röder ein athletisches und taktisches Konzeptaus Amerika mitgebracht, wonach er die DBB-Jugendteamstrainieren und spielen ließ. Für die Entwicklungdes Basketballs in Deutschland hat das einen entscheidendenImpuls gehabt. Er hat unter anderem mitHilfe des Jugendreferats einführen lassen, dass Jugendmannschaftenbis zum Alter von U16 nur noch Manndeckungspielen durften. Das hatte den Vorteil, dass sowohlAngreifer als auch Verteidiger sich im Spiel immerzuerst mit der Situation 1 gegen 1 auseinandersetzensollten. Das 1 gegen 1 wurde viel trainiert und das hat,wie sich ja herausgestellt hat, die Ausbildung der Spielerverbessert. Spieler wie Henning Harnisch und HenrikRödl sind mit diesen Konzepten aufgewachsen unddann mit der Männermannschaft 1993 im eigenen LandEuropameister geworden. Als ich 1981 im weiblichen BereichCo-Trainer wurde, waren wir damals bei den Frauenzweitklassig. Wir sind ein Jahr später mit der U16 inVasto di Mare auf der EM auf Platz 11 gelandet. Erst inden 90er Jahren änderte sich das Niveau. Besonders inder A- Nationalmannschaft stellten sich die Erfolge ein.Die Bronzemedaille bei der Europameisterschaft 1997 inUngarn war der größte Erfolg. Die Nationalmannschafthat damals besonders von den starken Bundesliga-Standorten in Düsseldorf und danach in Wuppertal profitiert.Da wurden die deutschen Nationalspielerinnen alleineschon aufgrund des Trainings mit talentierten Spielerinnenaus dem Ausland besser und haben ein höheresNiveau erreicht. Auch die männlichen Jugendmannschaftendes DBB können nun durchweg mit der europäischenSpitze mithalten. Im letzten Jahr hat unsere U 18-Mannschaft sogar das Albert-Schweitzer-Turnier, daswichtigste Turnier nach der Weltmeisterschaft, gewonnen.Haben sich die Nachwuchsspielerinnen und -spielerim Vergleich zu früher geändert?Der Unterschied von damals und heute, was die Anspru-̈che in der Schule anbetrifft, ist nicht wirklich der gravierendste.Vielleicht gab es früher weniger Nachmittagsunterricht,aber auch für den besagten Mehraufwand in12
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ser Zeit ist es vorgekommen, dass ich morgens die
Sportlehrer fortgebildet habe, nachmittags habe ich die
Nachwuchstrainer angeleitet und manchmal abends
noch die erste Mannschaft des Vereins trainiert, damit
der Trainer oder die Trainerin neue Impulse bekam. Danach
hat man sich dann noch gemütlich zusammengesetzt.
In der zweiten Phase war das Interessante, dass
ich alle zwei Jahre einen neuen Kader bekommen habe
und damit auch neue Persönlichkeiten begleiten durfte.
Das war sehr reizvoll und ich hatte viel Verantwortung.
Anfänglich habe ich auf Sommercamps noch einen
Nachmittag nicht trainiert, und wir haben z.B. eine Bootsfahrt
auf der Weser gemacht. Oder wir haben als letzte
Maßnahme vor dem Bundesjugendlager an einem Turnier
im Ausland teilgenommen. Davon habe ich noch viele
schöne Bilder im Kopf. Leistungstechnisch waren wir
jahrelang knapp unter der Spitze. Da erinnert man sich
natürlich gerne daran, wenn man beim Bundesjugendlager
ganz oben stand. So zum Beispiel mit dem Jahrgang
1993 in dem unter anderem Dennis Schröder gespielt
hat. Da waren fünf Jungen dabei, die mit knapp 15
Jahren schon über 1,90m groß waren. Aus diesem Jahrgang
sind fünf von zwölf in die Jugendnationalmannschaft
gekommen. Natürlich freut man sich auch, wenn
Spieler wie Dennis Schröder, Isaiah Hartenstein oder Emma
Stach eine so starke Entwicklung nehmen und als
Erwachsene in Amerika in der Top- Liga spielen können.
Daran haben aber natürlich in all den Jahren auch meine
Kolleginnen und Kollegen im NBV und andere Trainerinnen
und Trainer in den Vereinen sehr großen Anteil.
Wie hat sich der Basketball in Niedersachsen in den
fast 35 Jahren Ihrer Tätigkeit verändert?
Als ich als Landestrainer anfing, gab es in Niedersachsen
schon einige Vereine, die in der Bundesliga spielten.
Ich erinnere mich z.B. an Spiele als Zuschauer in Wolfenbüttel,
Osnabrück und Göttingen. Heute haben wir Erstligamannschaften
in Braunschweig, Göttingen, Oldenburg
und Vechta bei den Männern, bei den Frauen in
Osnabrück, Hannover und Göttingen und damit Standorte
dazu bekommen. Und auch in den zweiten Ligen tauchen
einige niedersächsische Namen auf. Aber wichtig
ist natürlich, dass vor Ort ausreichend Sponsoren sind,
die das Projekt unterstützen. Als Landestrainer hat mich
vorwiegend interessiert, ob unsere Talente in der ersten
Liga auch ankommen und ob sie spielen. Im weiblichen
Bereich haben es einige dorthin geschafft. Bei den Jungen
sind es wenige, die den Sprung schaffen. Allerdings
muss ich meinen langjährigen Landestrainerkollege Liviu
Calin nennen. Er und der Standort Braunschweig haben
es jahrelang geschafft, einzelne Jugendliche bis in
die 1. Liga zu bringen. Liviu hat die 17-jährigen Talente
neben dem Einzeltraining schon in seinem Pro B-Team
mittrainieren und mitspielen lassen. Grundsätzlich ist a-
ber das Thema „Spielzeit für Talente“ ein dauerndes Thema
und nicht einfach. Das gilt ja aber auch für andere
Sportspiele. Auf der anderen Seite ist diese Liga ein großer
Werbefaktor für unsere Sportart. Und daraus ergibt
sich die Chance, Orte im Randbereich von Basketballzentren
für unsere Sportart zu gewinnen und damit insgesamt
mehr Mitglieder zu bekommen. Basketball ist
zwar inzwischen eine populäre Sportart, im Vergleich zu
1983 ist die Anzahl der Mitglieder in Niedersachen aber
nur leicht gestiegen. Das lag aber nicht an dem Projekt,
was ich jahrelang geleitet habe, Mitglieder in den basketballfernen
Orten zu gewinnen, sondern liegt weiterhin
vorwiegend darin, ob Basketball in den Familien gekannt
wird und ob die Freunde mit zum Training gehen.
Wenn der Vater Fußball liebt, ist die Chance äußerst gering,
dass der Junge zu uns kommt. Stolz bin ich darauf,
dass unsere Trainerausbildung von Anfang an gut geklappt
hat. Die Zusammenarbeit mit den Lehrwarten war
gut. Da gibt es wenig Unterschiede von früher und heute.
Es gab im NBV schon immer genügend Trainer und
Lehrer, die als Referenten mitgeholfen und das Niveau in
der Ausbildung hochgehalten haben. In meiner zweiten
Phase haben wir damit angefangen, Trainertalente, die
wir auf den Ausbildungslehrgängen gescoutet haben,
einige Zeit weiter zu fördern und uns dann mit allen weiter
regelmäßig zu einer internen Clinic zu treffen und
nicht umsonst kommen mit Stefan Mienack (Bundestrainer
Jugend weiblich) aus Göttingen und Matthias Weber
(Bundestrainer 3x3 für Männer und Frauen) aus Stade
zwei DBB-Trainer aus unseren eigenen Reihen.
War eine ähnliche Entwicklung in ganz Deutschland
zu sehen?
Als ich angefangen habe, Basketball zu spielen, war
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