Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 3-2020 (Vol. 23) - public

Intern. Tage des Arabischen Pferdes in Ströhen
Schauen
Gold Champion der Seniorenhengste:
SAFEER BY SIBILLA (MG Magic Ghassan / Magic Sibilla),
*2010, B: Hanaya Arabians/CH
Foto: B. Finke / IN THE FOCUS
Corona zum
Trotz
2020 ist auch für die Araberszene kein Jahr wie jedes andere. In der ganzen Welt kommt
wegen des neuartigen Coronavirus der Schauzirkus zum Erliegen. Nur ein Veranstalter hat
den Spagat geschafft: Die Schau in Ströhen fand entgegen allen Erwartungen statt.
Mit Auflagen zwar, aber sogar mit Besuchern.
Tatsächlich war ein Besuch der Schau
in Ströhen fast so etwas wie Urlaub
von der Pandemie. Wären da nicht der
Merkzettel mit den Verhaltensregeln, der
Desinfektionsmittelspender und eine einzelne
(!) Richterin mit Mund-Nasen-Schutz gewesen,
hätte man meinen können, alles wäre
beim Alten.
Die Aussteller, die ja dieses Jahr kaum Gelegenheit
haben, ihre Schätze zu präsentieren,
nahmen das Angebot jedenfalls dankbar an
und beide Schauen waren mit 62 (C-Schau)
resp. 66 (B-Schau) Teilnehmern gut besetzt,
vor allem in den Juniorenklassen.
Bei der C-Schau, wo die Europäer unter sich
waren, war Ferdinand Huemer aus Österreich
mit drei Titeln erfolgreichster Aussteller. Für
seine Jährlingsstütchen Balea El Jyar und Ilea
El Maktub gab es Gold und Bronze bei den Juniorenstuten,
für die bewährte Justice-Tochter
Basilea El Justice Silber bei den Senioren.
Beide Jährlinge stammen interessanterweise
von dem südamerikanischen Starvererber
RFI Maktub ab, aber nicht über dessen populärsten
Sohn RFI Farid. Ebenso hoch bewertet
wie Balea El Jyar, und Klassensiegerin vor Ilea
El Maktub, war die deutsche Konkurrentin
Bourhani Bellavera (RFI Farid x Bourhani Fadissima),
die aber im Championat leer ausging.
Deutsche Aussteller punkteten bei den
Junioren-Hengsten; dort ging Gold an den
Jährling Inspired Daris aus der bewährten Natalia-Familie
von Gerhard und Andrea Schick
und Bronze an den Ajman Moniscione-Sohn
Akram OS vom Gestüt Osterhof. Heinz Mader
vom Gestüt Malenga Arabians freute sich
über die Silber-Schärpe für sein Hengstfohlen
Centurion MA (Dominic M / Bel Samina) nicht
nur auf der C-, sondern auch auf der B-Schau.
Wenn man den Katalog studierte, stolperte
man immer wieder über den Namen Nayla
Hayek. Und staunte mitunter, denn nur wenige
der Pferde waren Ägypter. Vor allem auf
der B-Schau sah man zahlreiche Vertreter
modischer Show-Linien, die für Hanaya Arabians
an den Start gingen. Das erfolgreichste
ihrer Pferde war jedoch ein Ägypter: Safir By
Sibilla, ein ausgesprochen klassischer ägyptischer
Hengst, der so gar nicht im modernen
Show-Typ steht, sicherte sich den Gold-Titel
der Senioren-Hengste auf der C-Schau.
B-Schau mit „Scheich-Pferden"
Als in der B-Schau die „Scheich-Pferde“ antraten,
blieben diese, wie zu erwarten, bei der
Medaillenvergabe weitgehend unter sich.
Doch es gab einige wenige Ausnahmen. Eine
davon war DA Amira (Wadee Al Shaqab / DA
Alihandra) aus der kleinen, aber konstant erfolgreichen
Zucht von Cornelia Kolnberger
aus Österreich, die souverän sowohl die Jährlingsklasse
als auch das Juniorenchampionat
für sich entschied. Insgesamt dominierte hier
zwar kein Aussteller, aber ein Vererber: FA El
Rasheem vom Dubai Arabian Stud, der ist fast
jedem Championat einen Titelträger dabei
hatte. Er ist ein sehr dominanter Vererber und
produziert zuverlässig den Typ, der im heutigen
Showring gefragt ist – meist braun, hoch
elegant und edel, mit extrem feinem Kopf. Da
fällt es umso mehr auf, wenn etwas ganz anderes
an der Spitze steht: zum Beispiel Emiriona
(Grafik / Emmona), die ganz klassisch
und unverkennbar polnisch gezogene Stute
aus Michalow, deren locker hingetanzter Trab
das Publikum zum Applaus und die Richter
zu Höchstnoten hinriss. Zwar war der FA El
Rasheem-Tochter D Rafa (die mit Muranas Je
T’aime übrigens eine deutsche Mutter hat)
der Goldtitel nicht zu nehmen, aber Emiriona
gewann Silber für das tschechische Suweco
Stud. Damit holte sie nicht nur einen weiteren
Titel für Europa, sondern zeigte, dass das
klassische arabische Pferd immer noch ein
Wörtchen mitzureden hat, wenn es um die
Titelvergabe geht.
Betty Finke
48
© ARABISCHE PFERDE - IN THE FOCUS 3/2020